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4 Heft
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x Jahrgang besteht aus 2 Abteilungen zu jo 12 Heften.
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Anordnung des Archivs. Fe a
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Das Archiv für Naturgeschichte, ausschließlich zoologischen | ER
Inhalts, besteht aus 2 Abteilungen, =
Abteilung A: Original-Arbeiten
Abteilung B: J ahres-Berichte
Jede Abteilung erscheint in je 12 Heften jährlich. e. & 3
Jedes Heft hat besonderen Titel und Inhaltsverzeichnis, ist
für sich paginiert und einzeln käuflich.‘ ee
Die Jahresberichte behandeln in je einem Jahrgange die a
Laufe des vorhergehenden Kalenderjahres erschienene zoolögische _ SB x
Literatur, ee
Die mit * bezeichneten Arbeiten waren dem Reforonten nicht. er
zugänglich. TE =
‚Die mit f bezeichneten Arbeiten behandeln tonsile Formen. = x
Honorar für Jahresberichte . 90,— M. pro Druckbogen Er 2
» n Priginalarbeiten.. 0 - Mm. „, 00.02 ee
oder 30 Separate. a
Über die eine nd erh erfolgt rogehmälig a
Besprechung nebst Lieferung von Belegen. USEHdUER: erbeten an
den Verlag oder an den ‚Herausgeber. \ dE
Der Verlag: Der Herausgeber, =
Nicolaische | |
| Embhrik Strand,
Verlags-Buchhandlung R. Stricker
Berlin W, Potsdamerstr. 90. Berlin NR Brünnenstr y
ARCHIV
NATURGESCHICHTE
GEGRÜNDET VON A. F. A. WIEGMANN,
FORTGESETZT VON
W. F. ERICHSON, F.H. TROSCHEL,
E. VON MARTENS, F. HILGENDORF,
W. WELTNER UND E. STRAND
BT 7
ACHTUNDACHTZIGSTER JAHRGANG
1922
Abteilung A
4. Heft
HERAUSGEGEBEN
VON
EMBRIK STRAND
(BERLIN)
—— da
NICOLAISCHE
VERLAGS-BUCHHANDLUNG R.STRICKER
Berlin
Inhaltsverzeichnis.
Feuerborn. Der sexuelle Reizapparat (Schmuck-, Duft- und Berührungs-
organe) der Psychodiden nach -biologischen und physiologischen
Gesichtspunkten untersucht. Zugleich ein Beitrag zur Kenntnis der
Physiologie der Sinnesorgane und der Organe des: Geschlechts- und
Bereitschaftsduftes. (Mit 39 Textfiguren) ;
Krauße. Über eine’ neue’ Form: ven Mus specilegus N an
Heroldi m) von der Ostseeküste ..;. =. .
Wolff und Krauße. Nachtrag zu unserem Aufsatz über. Melittobia
Strandi n. n. sp.
Strand. Neue Namen längst beschriebener Tiere
Strand. Über einige indoaustralische Spinnen
Duda. Liodrosophila und Sphaerogastrella, zwei neue, zu «den Nroso-
pbiliden und nicht zu den Camilliden gehörige ee.
aus Südostasien
Dirks. Liefern die. Malpighischen Gefäße Verdatunsckhe (Perenf:
studien an Insekten.)
Seite
150
161
Der sexuelle Reizapparat (Schmuck-, Duft-
und Berührungsorgane) der Psychodiden
nach biologischen und physiologischen Gesichts-
punkten untersucht.
Zugleich ein Beitrag zur Kenntnis der Physiologie der Sinnesorgane
und der Organe des Geschlechts- und Bereitschaftsduftes.
Von
Dr. Heinrich Jacob Feuerborn,
Privatdozent und I. Assistent am Zoologischen Institut der Universität Kiel.
Mit 39 Textfiguren.
Gliederung.
Seite
TE TE A EHEN 3
Einleitung.
1. Allgemeines über sekundäre Geschlechtsmerkmale . 6
Bpemelle Reworsane. . il nn a 7
a) Merkmale der Körperplastik und Färbung nuek
ee N a RE ni )
ee ME PReRE LIASNE RaPARREAE 9
ErNrzıne der Lautauberune . Ne. 11
artrssne des Beruhrunsareizes ... ı.. 2... m... 20. 12
e) Werbebewegungen . ...... A Sn 13
enenorane der Dipteren. »..2.. 20 U NN. 14
4. Reizorgane der Psychodiden: Thema und Gliederung .. 16
1. Kapitel.
Ze Befunde Baton’s und Tomiom’s .. .°. .". .. v2... 18
2. Kapitel. |
Te We EEE NEE. na ER as 20
A. Allgemeine Morphologie der Askoide . ........ 20
B. Die antennalen Sinnesorgane.
allseweine Übersicht wa na er. 24
II. Die Geruchsorgane und ihre Bedeutung für .. .. 25
Br Nabemassaehen 26
b) das Aufsuchen des Wohngebietes. . . .... . 27
c) das Aufsuchen des anderen Geschlechtes . 28
d) die Wahrnehmung des Bereitschafts- und Reiz-
Fa ne 2 Fe NA FE ar 30
C. Die physiologische Bedeutung der Askoide 31
I. Können die Askoide als Sinnesorgan gedeutet werden? 32
II. Die Askoide als Organ des ae 3
D. Zusammenfassung ünd Schlüß . . .... 0. 49
Archiv für ee
1922. A. 4. 1 4. Ifeft
” Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
3. Kapitel.
Das ‚„Epipterygalorgan,. ara au 000. she
A. Allgemeine Lage... u ve ee
B.: AußereMärpholögie .! IN ITOFRDIF ER Ter
©.» Histologischer Aufbau ..... . 2... 2 2 0uuı 0 oe
D. Der --Verschlußapparat x =. 22, 2 Verse
E. Die physiologische Bedeutung des Epipterygalorganes
I. Die sekretorische Funktion des Organes . ....
II. Die Bedeutung des Verschlußapparates . . . ..
Ill. Das. Verhalten der Geschlechter. . „27
IV. Bedeutung und Wirkung der ‚‚Bereitschafts-
äußerungen‘ u u... Hoya ee
PF.. ‚Zusammenfassung «new ge ne
4. Kapitel.
Der sexuelle Reizapparat der Psychodiden. Allgemeine Über-
sicht . . . 2 00% > sale SE Ir
A. Habitus und Biologie der Psychodiden .......
B. Die Organe des geschlechtlichen Reizapparates .
I. Schmuckorgane. a) Allgemeine Schmuckfärbung
b) Schmuückformen. 2 2275
c) Schmuckanhänge . . . ..
Il. Duftorgane. a) Dufthaare und Duftschuppen
b), Duftiaten 4 au
c) Starre Duftanhänge.. . . .
d) Dehnbare Duftanhänge . .
III. Berührungsorgane. a) Stacheln an den Antennen
b) Stacheln an den Flügeln
c) Stacheln an den Beinen. :
IV.. Werbebewegungen:,. ».. Sr nr ee
5. Kapitel.
Die Vorgänge bei der Begattung . ... .. 2... „ „eis
I. Die Begattung von Ulomyia fuliginosa Meig.
II. Die Begattung von Pericoma trivialis Eaton . . .
III. Die Begattung von Pericoma deminuens n. sp. . -
IV. Die Begattung von Psychoda alternata Say. . . .
6. Kapitel.
Äußere Morphologie der Reizorgane . ... 222.2...
Verzeiehnig''der: Arten: ". »uu bau Br, ER Far 4.
I. Reizorgane der Ulomyia-Arten. . .....
IL. . der nubils-Gruppe! „05.24 2 =
Il. $ der cognata-Gruppe. . .......
IN, 2 der palustris-Gruppe . . . .. »
Ye der Ciytocerus-Artten .....
v1. “ der Thelmatoscopus-Gruppe . . :
vu. m der fusca-Gruppe. . .......
VII. e: der decipiens-Gruppe. . . . . »
I£.& 5 sonstiger ‚Arten Amer er,
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 3
Seite
7. Kapitel.
na Drusen der Gemtalanhänge ’....13.+. 0 8er ie Al
8. Kapitel.
Theoretische Erörterungen . . 115
I. Die sexuellen Äußerungen als „instinktive Bewegungen“ 116
11 Die „Reime... 117
a) Innerer Reiz durch Reifung der Geschlechtsprodukte 118
b) Der Geruchsteiz . . . . 119
oe ee ae 2
RE N A N N a 94 |
III. Die ee ee IE SE ya 1 Sen 15.
EEE 124
DEI Pneu a ee, I2E
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c) Die Erregung . . BR ER a Me 26
V. Die „geschlechtliche Zuchtwahl“ N
Posammenfassuns und Schluß 12... „une... 188
reeverzeichmis . 9... wa ler 94
Für alle Figuren gültige Abkürzungen.
Ant = Antenne. AntS$t = Antennale Stacheln. Ask = Askoide. aece.
Ask = accessorische Askoide. C0,—Co, = Coxen der drei Beinpaare. DO = Duft-
organ. DP = Duftpapillen. Ept® = Epipterygalorgan. GK = Geruchskegel.
H = Haar. Hyp = Hypodermis. K = Kopf. Msn = Mesonotum. Mtn = Meta-
notum. P= Taster. Prn = Pronotum. Pt = Patagium. SH = Sinneshaare
(Sensilla chaetica). Teg = Tegula. Trach = Trachee. VSt = vorderes,
mesothorakales Stigma.
Die Erklärung weiterer Abkürzungen erfolgt bei den betreffenden Figuren
oder im Text.
Die Figuren sind fast sämtlich mit Hülfe des Abbe’schen Zeichenapparates
entworfen. Die Behaarung der Objekte ist gewöhnlich nur teilweise gezeichnet,
im übrigen meist durch Punkte oder kleine Kreise angedeutet. Die Notwendigkeit
einer gewissen Schematisierung ergab sich aus praktischen Gründen.
Vorwort.
Die vorliegende Arbeit bildet einen Teil der Untersuchungen an
Psychodiden, mit denen bereits in der Vorkriegszeit begonnen
wurde. Herr Professor Dr. A. Thienemann übergab mir damals
eine Anzahl von Larven dieser Familie mit dem Hinweis, daß sie
unbekannt seien und eine Bearbeitung sich lohnen würde.
Eigenes Sammeln förderte nach und nach eine größere Menge
von Arten besonders der Gattung Pericoma zutage, sodaß ich bereits
1913 darauf hinweisen konnte, daß die Zahl der deutschen Psychodiden-
arten weitaus größer ist, als bisher von Meigen, Schiner, Grünberg
und anderen angegeben wird.
1* 4. Neft
4 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
Es lag zunächst nur die Absicht vor, Larven und Puppen dieser
Familie näher zu untersuchen. Die gezüchteten Imagines wurden
zur Bestimmung der Arten Herrn Pıof. Dr. P. Sack-Frankfurt über-
geben, dem ich für seine Mühewaltung zu Dank verpflichtet bin.
. Die Bearbeitung des allmählich ziemlich umfangreich gewordenen
Materials wurde durch die Einberufung zum Heeresdienste im August
1914 zum Stillstand gebracht und konnte erst nach Beendigung des
Krieges wieder aufgenommen werden.
Es zeigte sich nun, daß es leider völlig unmöglich war, die bis dahin
gezüchteten Larven und Imagines einwandfrei zu identifizieren. Das
hatte einmal darin seinen Grund, daß die Bestimmung der meist nur
in wenigen oder einzelnen Exemplaren gewonnenen Imagines vielfach
zweifelhaft bleiben mußte. Außerdem aber — und dieser Umstand
bot die größten Schwierigkeiten — stellte es sich bei genauer Unter-
suchung des Larvenmaserials heraus, daß fast durchweg. mehrere;
nur durch geringe und bei gewöhnlicher Betrachtung nicht erkennbare
Merkmale unterschiedene Arten sich in derselben Zucht befunden
hatten, und in den meisten Fällen kein Anhalt für die Zusammen:
gehörigkeit von Larve und Imago vorlag. Ich mußte mich daher
entschließen, neues Material zu Bann um BE Larven bei = Auf-
zucht möglichst zu isolieren.
Die völlig schwarze Färbung der Be die starke,
nur sehwer zu entfernende Verschmutzung vieler Formen, sowie die
Geringfügigkeit mancher Artkennzeichen erschweren die Untersuchung
der Larven derart, daß in der Regel nur gebleichte Balsampräparate
die sichere Unterscheidung ermöglichen. Die ee. des
Materiales ist daher ziemlich mühsam und langwierig, |
Es lag nahe, nunmehr auch die Imagines einer eigenen, einühlg
deren Untersuchung zu unterziehen. Das erschien schon deshalb
wünschenswert, weil die Kenntnis der äußeren Morphologie und
Systematik des Psychodiden bisher durchaus lückenhaft ist. Es liegen,
abgesehen von amerikanischen Arbeiten, umfassende Untersuchungen
nur von Eaton über die englischen Psychodiden vor, doch ist in ihnen
weder die:Morphologie genügend berücksichtigt, noch auch die syste-
matische Gliederung in natürliche Gruppen in befriedigender Weise
durchgeführt. Die Einzelbearbeitungen von Dell, Zuelzer, Koch
u. a. lassen ein näheres Eingehen auf die äußere Morphologie vermissen.
Für den Entschluß, die Untersuchung auf die Imagines auszudehnen,
war aber noch ein weiterer Gesichtspunkt maßgebend. |
Die Arbeitsteilung und Spezialisierung in der entomologischen
Forschung hat es mit sich gebracht, daß wohl wertvolle Arbeiten über
die Larven irgend einer Gruppe auf der einen Seite und über die Imagines
auf der anderen Seite : vorliegen, auch wohl monographische Be-
arbeitungen einer einzelnen Art, es aber fast völlig fehlt-an einer
Untersuchung der gesamten Morphologie ‘und -Morpho-
genese einer ganzen Gruppe oder Familie nach. ein-
heitlichen Gesichtspunkten durch ein und dieselbe Hand.
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden, usw. 5
. Hier besteht eine Lücke, die besonders demjenigen fühlbar wird,
der sich mit den Dipteren beschäftigt. Sie ist die Ursache, daß
über so manche Fragen noch völlige Unklarheit herrscht. Es sei da
nur das Problem der segmentalen Gliederung der höheren Insekten
als durchaus bisher nicht gelöst hervorgehoben.
Die Erfahrung lehrt, daß schon die Systematik einer Gruppe
erst durch eingehende Berücksichtigung auch der Larven zu einem
befriedigenden Ergebnis gelangen kann. Manche biologische,
oekologische, morphogenetische und Fragen der Artbildung
können nur durch eine sowohl die Larven und Puppen, als auch die
Imagines umfassende Bearbeitung einer größeren Gruppe der Lösung
näher geführt werden.
Es erwies sich im Laufe der Bearbeitung die Familie der Psycho-
diden als ein außerordentlich dankbares Objekt für eine derartige
Untersuchung.
Die erste wertvolle Frucht war der sichere Nachweis der Not-
wendigkeit einer neuen Auffassung der Gliederung des Thorax der
Larven und Imagines. Er beseitigte ein Hindernis, das während der
Untersuchung immer von neuem zutage trat, und das in erster
Linie mich der Versuchung widerstehen ließ, Teilergebnisse zu ver-
öffentlichen, bei denen die hier vorliegende Frage offen bleiben mußte.
Die Ergebnisse, deren Darstellung an anderer Stelle (1921; 1922, b.)
erfolgt, haben nicht nur Bedeutung für die Dipteren, sondern auch
für die übrigen Insektenordnungen,
Im. Folgenden wird der erste Teil einer Untersuchung a sehr
interessanten sexuellen Reizorgane der Psychodiden der Öffentlichkeit
übergeben. Es boten sich hier Tatsachen, die bisher sowohl bei den
Dipteren völlig unbekannt waren, als auch bei anderen Insekten-
ordnungen nicht in solcher Vollendung und Übersichtlichkeit zutage
getreten sind.
: In .-der Vorbereitung befinden sh neben einer umfassenden
Darstellung der Biologie, Morphologie und Systematik der Larven,
Puppen und Imagines insbesondere Untersuchungen über die phylo-
genetische Bedeutung der larvalen Kutikularanhänge und die Morpho-
logie und Physiologie der Genitalorgane und Genitalanhänge.
Erst durch die Übertragung der 1. Assistentenstelle an dem
Zoologischen Institute der Universität Kiel wurde mir die Möglichkeit
gegeben, die Untersuchungen in dem Maße fortzuführen, wie es die
gestellte Aufgabe erforderte. Dem Direktor des Institutes, Herrn
Geh. Regierungsrat Professor Dt. K. Brandt bin ich für sein liebens-
würdiges Entgegenkommen und sein warmes Interesse an meinen
Arbeiten zu größtem Danke verpflichtet.
Auch Herrn Professor Dr. J. Reibisch danke ich für manche
Unterstützung und wertvolle Anregung.
Um die Verdienste, die Herr Professor Dr. A. Thienemann-Plön
an: diesen Untersuchungen hat, werten zu können, mag nur hervor-
gehoben sein, daß ich ihm eine große Fülle von Material und manchen
4. Heft
6 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
Rat und Hinweis verdanke, daß er mir nicht nur Lehrer, sondern stets
hilfsbereiter Freund war. Ihm sei hier vor allem mein Dank aus-
gesprochen.
Einleitung.
1. Allgemeines über sekundäre Geschlechtsmerkmale.
Außer den morphologischen Unterschieden, die durch die Gonaden,
ihre Ausführungsgänge und Anhänge bedingt sind — den primären
Geschlechtsmerkmalen —, sind im Tierreich Unterscheidungs-
merkmale der Geschlechter weit verbreitet, die nur in mehr oder
weniger lockerem Zusammenhang mit der Fortpflanzung stehen.
Es sınd das die „sekundären Geschlechtsmerkmale“.
„Die Mannigfaltigkeit, in der die sekundären Geschlechtsmerkmale
auftreten, ist geradezu verblüffend; es gibt keinen Teil des Körpers,
der nicht hie und da geschlechtliche Unterschiede darbieten würde,
und bei verwandten Tieren sind die Geschlechtsunterschiede oft ganz
verschiedener Art.“ (Hesse, 1910, p. 473).
Fast in allen Fällen ist eine gewisse Bedeutung der sekundären
Geschlechtsmerkmale für die Fortpflanzung deutlich zu erkennen.
Wo diese Bedeutung nicht ohne weiteres zutage tritt, wie bei Merkmalen,
die durch Unterschiede in der Lebensweise der Geschlechter, der Art
des Nahrungserwerbs usw. bedingt sind, ist doch in der Regel ein
gewisser engerer Zusammenhang dieser abweichend gearteten Er-
scheinungen mit der Erhaltung der Art vorhanden.
Weniger auffallend sind im allgemeinen die sekundären Merkmale
der Weibchen. Hier sind es gewöhnlich nur besondere Organe oder
Vorrichtungen, die mit der Eiablage und Brutpflege in näherer Beziehung
stehen. Doch kommen auch weibliche Geschlechtsmerkmale vor,
die der Anlockung des Männchens dienen.
Eine größere Bedeutung und oft sehr auffallende Form haben
dagegen die Merkmale des männlichen Geschlechtes. Wenn
wir dabei absehen von jenen immerhin selteneren Fällen, wo etwa
das Männchen in irgend einer Weise für die Brutpflege ausgestattet
ist, lassen sich die abweichenden Merkmale der männlichen Tiere !m
allgemeinen in 4 Gruppen einteilen.
1. In der Regel ist das Männchen darauf angewiesen, das Weibchen
zur Begattung aufzusuchen, es muß also dazu besonders befähigt sein.
Das prägt sich in schärferen Sinnesorganen und größerer
Beweglichkeit aus. Bei den Insekten sind z. B. sehr häufig die
Geruchsorgane und Augen des Männchens ungleich höher entwickelt,
als beim Weibchen; bei manchen Insekten ist nur das Männchen
geflügelt, das Weibchen flügellos.
2. Das Männchen ist sehr oft in besonderer Weise für den Kampf
um das Weibchen ausgerüstet, mit Organen versehen, die ihm einen
Vorteil gegenüber Geschlechtsgenossen gewähren. Man denke an das
Geweih der Hirsche, den Sporn des Haushahnes oder die vergrößerten
Oberkiefer des männlichen Hirschkäfers. Derartige Organe werden
als „Kampforgane“ bezeichnet, |
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 7
3. Häufig sind besondere Vorrichtungen vorhanden, die zum
Fangen, Überwältigen und Festhalten des Weibchens dienen. Sie
sind vor allem bei den niederen Wirbellosen verbreitet. Nicht selten
zeigen Krebse und Insekten besondere Organe dieser Art, es sei an
die umgebildeten Ruderantennen des Cyclops und die Saugscheiben
an den Vorderbeinen der Dytisciden erinnert. Von den Wirbeltieren
können die Daumenschwielen der männlichen Frösche als Beispiel
soleher „Greif- und Klammerorgane“ dienen.
4. In großer Mannigfaltigkeit treten schließlich Organe auf,
deren Zweck darin besteht, die Gunst des Weibchens zu erwerben,
es zu erregen und für die Begattung bereit zu machen. Diese als
„sexuelle Reizorgane“ zu bezeichnenden Vorrichtungen nehmen
ohne Zweifel einen hervorragenden Platz unter den sekundären
Geschlechtsmerkmalen ein und sollen im Folgenden etwas näher
betrachtet werden.
2. Sexuelle Reizorgane.
Die Bedeutung der Reizorgane für die Fortpflanzung und Erhaltung
der Art ist unverkennbar. Schon die Tatsache darf dafür als Beweis
gelten, daß bei den höheren Wirbeltieren Merkmale, die der Erregung
des 2 dienen, fast den einzigen sekundären Unterschied zwischen den
Geschlechtern ausmachen (Hesse, 1913, p. 479).
Bei vielen Amphibien, Repsilien und den meisten Vögeln sınd
Merkmale dieser Art in mannigfacher Form vorhanden. Bei manchen
Säugetieren sind sogar Organe, die ursprünglich als Kampforgane
dienten, infolge einer gewissen Hypertelie unverkennbar ihrem
primären Zweck mehr und mehr entfremdet und nebenbei oder völlig
in den Dienst einer sexuellen Reizwirkung getreten. Es können dafür
die Geweihformen mancher Cerviden oder die Hauer des Hirschebers
als Beispiel gelten.
Den Würmern und niederen Krebser fehlen im allgemeinen
besondere Reizorgane. Aber schon bei höheren Krebsen sind manche
Bildungen vorhanden, die sich kaum anders deuten lassen. In größter
Fülle und Mannigfaltigkeit sind bei den Insekten Mittel und Organe
zur geschlechtlichen Erregung ausgebildet.
Hesse (1910), dessen Überblick über die sekundären Geschlechts-
merkmale diesen Ausführungen im allgemeinen zu Grunde gelegt ist,
teilt die Merkmale zur Erregung des @ nach den Sinnesorganen ein,
auf die sie einwirken: ,„Aufdas Auge wirken die Merkmale der Körper-
plastik und Färbung, auf das Geruchsorgan die Sekrete der
männlichen Drüsenapparate, auf das Hörorgan die Laut-
instrumente“ (p. 480).
Bei der nachfolgenden Übersicht werde ich mich an diese Ein-
teilung halten, aber einige weitere Reizmittel in die Betrachtung
hineinziehen, die Organe des Berührungsreizes und die Werbe-
bewegungen der Männchen. Dem Zweck dieser Untersuchung
een) sollen dabei vorzugsweise die Insekten berücksichtigt
werden,
4. Hett
8 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
Nicht näher eingehen werde ich auf die Leuchtorgane und
die Saftorgane.
Was erstere betrifft, so scheint es sich im allgemeinen nur um
Anlockungsmittel zu handeln, womit die Ausbildung bei beiden Ge-
schlechtern oder vorwiegend beim Weibchen im Einklang steht. Es
sind mir keine Fälle bekannt, in denen die Leuchtorgane ausgesprochen
als ein Mittel zur geschlechtlichen Erregung dienen.
„Saftorgane“ müssen wir nach den neueren Untersuchungen
von Wille (1920) in die Reihe der sexuellen Reizorgane einstellen.
Seine Beobachtungen an Phyllodromia germanica L., auf die hier
hingewiesen sein mag, haben den Nachweis geliefert, daß die dorsalen
Drüsen des 7. und 8. Abdominalsegmentes des Männchens ein Sekret
absondern, welches das 2 vor der Begattung aufleckt. Während das $
seine beiden Flügel senkrecht aufrichtet, trıtt das @ von hinten her
über das Hinterende des männlichen Abdomens, betastet zunächst
mit den Antennen die Drüsentaschenöffnungen, um schließlich das
abgesonderte Sekret aufzusaugen. Nach kurzer Zeit schiebt sich plötzlich
das Männchen weiter nach hinten, ergreift von unten her die weiblichen
Genitalorgane und nimmt den Begattungsakt vor. Die männlichen
Drüsen haben also zweifellos nicht die Bedeutung von Stinkdrüsen,
wie bisher (vergl. Schröder, 1913, p. 16) allgemein angenommen
wurde, sondern stehen offenbar im Dienste sexueller Erregung als
Saftorgane. Bemerkt sei noch, daß vor und während des Begattungs-
aktes die beiden Geschlechter sich lebhaft mit den Antennen gegen-
seitig berühren, vor allem gebraucht das $ seine Fühler dazu, sowohl
durch Betasten das Q zu prüfen, als auch durch trillernde Bewegungen
es zu reizen. (Wille, p. 78 ff.)
a) Merkmale der Körperplastik und Färbung
(Schmuckorgane).
Plate (1913, p.279£f.), auf dessen mit zahlreichen Beispielen
versehene Darstellung der äußeren sekundären Geschlechtsmerkmale
hier neben Hesse (1910) und Doflein (1914) verwiesen sei, teilt
die auf den Gesichtssinn wirkenden ‚‚Erregungsorgane‘“ ein in
1. auffallende Farben,
2. auffallende Formen,
3. bewegliche Anhänge,
4. auffallende Bewegungen und Gestaltsveränderungen des d.
Die letzgenannte Gruppe von Erregungsmitteln soll besonders
behandelt, die übrigen können ganz allgemein als „Schmuck“ oder
‚Schmuckorgane‘“ zusammengefaßt werden. Es würde zu weit
führen, aus der großen Fülle, die vor allem die höheren Wirbeltiere,
Reptilien, Vögel und Säugetiere an Schmuckmerkmalen aufweisen,
Beispiele hervorzuheben. Es sei nur darauf hingewiesen, daß manche
dieser Merkmale nur zur Brunstzeit auftreten (,‚Hochzeitskleid‘‘)
und damit ihre Bedeutung offenbaren. Auch bei den Insekten sind
sowohl plastische Merkmale als auch auszeichnende Färbungen des B)
überaus häufig.
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 9
Allerdings muß bemerkt werden, daß bei der Beurteilung dieser
Bildungen eine gewisse Vorsicht angebracht ist. Solange nicht völlige
Sicherheit darüber herrscht, in welchem Maße z. B. das Insektenauge
zur Wahrnehmung von Formen und Farben befähigt ist, bedarf es
im Einzelnen genauer Prüfung, ob wirklich jene Merkmale im Dienste
sexueller Erregung stehen, oder aber eine andere Deutung gesucht
werden muß. Doflein ist der Meinung, daß, wenn wir auch zunächst
die verschiedene Färbung der beiden Geschlechter als durch deren
Konstitution ohne Beziehung auf einen Zweck veranlaßt annehmen,
so doch manche Tatsachen darauf hinweisen, ‚daß sie sekundär in
eine wichtige Beziehung zum Geschlechtsleben getreten ist,“ und daß
„die Art und Weise, wie die Prunkfarben vielfach zur Schau getragen
werden, darauf hindeuten, daß sie wahrgenommen werden, und daß
‚die Wahrnehmung einen bestimmten Einfluß auf die betreffenden Tiere
hat“ (1914, p. 445).
Ganz allgemein muß jedoch gesagt werden, daß wir über die
Art und Weise, wie ein Tier, vor allem das Insekt, etwaigen „Schmuck“
des anderen Geschlechtes empfindet, nichts wissen. Hinsichtlich der
Duftorgane ist die Möglichkeit gegeben, die Reizreaktion als Folge
chemoreflektorischer Vorgänge zu erklären, ohne zur Annahme be-
sonderer ‚„Lustgefühle“, also psychischer Vorgänge, gezwungen zu
sein, die man mit einer „Schmuckwirkung‘ auf das Auge zu verbinden
geneigt ist.
Wohl hauptsächlich darauf ist es zurückzuführen, daß die Be-
deutung der Schmuckorgane sehr umstritten ist. Versuche mit
Schmetterlingen (vergl. Morgan, 1909, p. 517) haben gezeigt, ‚daß
der Schmuck des $ oder des © keinen Faktor bei dem Gewähltwerden
durch das andere Geschlecht darstellt.“ Auch Plate (1913, p. 295)
sagt von den Schmetterlingen: ‚‚eine Wahl der Weibchen ist bis jetzt
nicht erwiesen, sondern sehr häufig wird das erste $ zugelassen,
selbst wenn es sich in sehr defektem oder künstlich gefärbtem Zu-
stande repräsentiert.‘
Es muß danach als noch ungeklärt gelten, ob wirklich bei den
Insekten der Schmuck als Reizmittel dient.
b) Duftorgane.
Von jeher haben diejenigen, vor allem bei den Insekten auf-
fallenden Reizorgane ein besonderes Interesse gefunden, die auf
das Geruchsorgan des @ wirken. Wir bezeichnen sie als ,„Duftorgane“.
Schon Linn& hat bei Schmetterlingen den Duft gewisser Arten
wahrgenommen; nach ihm haben viele Forscher sich mit den Duft-
organen der Schmetterlinge beschäftigt, vor allem Fritz Müller,
der an brasilianischen Arten eine Fülle von Beobachtungen anstellen
konnte.
Von neueren Arbeiten auf diesem Gebiet seien die eingehenden
Untersuchungen von Illig (1902) über die Duftorgane der männlichen
Schmetterlinge und von Stobbe (1911) über die Duftorgane der
männlichen Sphingiden und Noctuiden, in denen sich weitere Literatur
4.Heft
10 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuclle Re'zapparat
verzeichnet findet, sowie Arbeiten von Deegener (1902, 1905) über
das Duitorgan von Hepialus hecta L. und von Phassus Schamyl Chr.
erwähnt. Eine Zusammenstellung der bisherigen Befunde enthält
das „Handbuch der Entomologie (Schröder, 1913). Es mag er-
gänzend dazu bemerkt werden, daß Vogel (1910) die Untersuchungen
Illigs (s.o.) in mancher Hinsicht berichtigt und erweitert, und
außerdem Hirt (1910) die Duftorgane der Neotropiden näher be-
schrieben hat.
Bei den Schmetterlingen sind auch zahlreiche Weibchen mit
Duftorganen versehen. Eine Untersuchung von Freiling (1909)
hat darüber unterrichtet. Außer ihm hat noch Urbahn (1913) wert-
volle Beiträge zur Kenntnis weiblicher Duftorgane geliefert. Als be-
merkenswert sei hervorgehoben, daß ‚alle bisher bekannt gewordenen
rein weiblichen Duftorgane abdominal gelegen sind‘ (Urbahn,
1913, P. 73).
Von anderen Insekten sind nur wenige entsprechende Ein-
richtungen bekannt. Die Köcherfliege Sericostoma personatum Me Lachl.
($) besitzt an der Innenseite der Kiefertaster, die in der Ruhe dem
Kopf anliegen, ein Büschel langer Dufthaare. Das Organ ist neuerdings
von Cummings (1914) genauer untersucht worden. Auch bei der
Küchenschabe (Periplaneta orientalis L.) und ihren Verwandten, bei
dem Netzflügler /soscelvpteron flawicorne, bei dem Speckkäfer (Der-
mestes lardarius L.) und dem Totenkäfer (Blaps mortisaga L.) sind
gewisse Haare, Borstenbündel oder Schuppen als Duftorgane gedeutet
(Hesse, 1910, p. 485).
Über die Entstehung und funktionelle Bedeutung der
Duftorgane haben sich manche Autoren ausgesprochen. Es mögen
hier die Ausführungen Deegeners (1913, p. 31) über die „Funktion
der Duftdrüsen männlicher Lepidopteren“ Platz finden, die unsere
allerdings in mancher Hinsicht noch sehr ergänzungsbedürftige Kenntnis
auf diesem Gebiete im wesentlichen zusammenfassen.
„Man darf annehmen, daß ursprünglich alle Schmetterlinge
kleine epidermale Drüsenzellen besaßen, deren Sekret es zunächst
den mit feinen Geruchsorganen ausgestatteten Tieren ermöglichte oder
doch erleichterte, einander zum Zwecke der Kopulation zu finden.
Die beiden Geschlechtern eigenen Drüsen erfuhren dann eine Weiter-
bildung in den verschiedensten Körperteilen, vorwiegend bei den
ja gewöhnlich in der Aufwärtsentwicklung voraneilenden männlichen
Tieren, erhielten für ihre Aufgabe besonders spezialisierte cuticulare
Bildungen in Gestalt umgeformter Haare und Schuppen und wurden
mit verschiedenen Schutzorganen ausgestattet, welche einen Schluß
auf die Wichtigkeit dieser Duftorgane zulassen. Ferner dürfte das
Sekret ursprünglich den Duft der Nährpflanze besessen haben; Preris
napi L. duftet wie der Saft mancher Cruciferen, Acherontia atropos 1.
wie Solanum tuberosum usw. Daß diese Düfte (Blüten-, Obst-
düfte) ursprünglich für die Lepidopteren Lustdüfte waren, welche ihnen
die Nahrungsquelle anzeigten, macht es verständlich, daß auch die
sexuellen Lustdüfte ganz ähnliche Qualitäten im Interesse der Art-
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 17
erhaltung zu starker Wirkung steigerten. Sie behalten natürlich ihren
Einfluß auf das Tier auch dann, wenn für dieses (wie Hepialus hecta L.
u.a.) als Imago sekundär Düfte im Interesse der Ernährung nicht
mehr in Frage kommen, weil das geschlechtlich aktive Individuum
nicht mehr frißt. Bei hoher Ausbildung der Duftorgane kann das
Männchen das Aufsuchen desandern Geschlechts fast ganz dem Weibchen
überlassen, indem es selbst nur dafür sorgt, daß der zum Lockduft
gewordene Reizduft der Umgebung möglichst wirksam mitgeteilt
wird (Balzflug von Hepialus hecta L., Phassus Schamyl Chr.). Im
allgemeinen sind die Duftorgane sexuelle Reizorgane.‘t)
Das Verhalten von Hepralus hecta L. $, das nach Deegener
durch seine Duftorgane das © anlockt, bildet nach Freiling (I. c.)
eine Ausnahme: „Die beim männlichen Geschlecht vorkommenden
Duftvorrichtungen können ..... nicht zur Anlockung des andern Ge-
schlechtes dienen. Sie sind vielmehr als durch sexuelle Züchtung
hervorgegangen zu denken und dienen als ein geschlechtliches Reiz-
mittel vor und während der Begattung‘ (p. 211).
Die Duftorgane der weiblichen Schmetterlinge haben dagegen
wohl durchweg nur die Bedeutung eines Lockmittels. Ein solches
hat vor allem hohen Wert für die in der Nacht fliegenden Arten.
Schmetterlingssammler bedienen sich unbefruchteter Weibchen, um
die Männchen der betreffenden Art zu ködern. So fing Weismann
innerhalb 8 Tagen mit Hilfe eines Weibchens von Smerinthus ocellatus L.
42 Männchen dieser Art (Freiling, 1909, p. 210).
Den Duftorganen der übrigen Insekten darf im allgemeinen
dieselbe Bedeutung zugesprochen werden. In der Regel wird vor
allem ein besonderer Duft des Männchens der geschlechtlichen Erregung
des Weibchens dienen.
Leider liegen genaue Einzelbeobachtungen über die Funktion
der Duftorgane und ihre Wirkung bei den betreffenden Arten nur in
wenigen Fällen vor.
c) Organe der Lautäußerung.
- Unter den Lautäußerungen der Tiere gibt es zweifellos sehr viele,
die in enger Beziehung zum Geschlechtsleben stehen; man denke nur
an den Gesang, besonders den Balzgesang vieler Vögel, an das Konzert
der mit besonderen Schallblasen versehenen Froschmännchen, oder
auch an das ‚Röhren‘ des Brunsthirsches.
Dotflein glaubt, ‚daß der Gesang offenbar nicht nur seine Be-
deutung beim Zusammenführen der Pärchen, sondern auch eine
weser tliche Rolle bei der geschlechtlichen Erregung vor der eigentlichen
Paarung spielt“ (1914, p. 443). Seiner Meinung nach wird diese Auf-
fassung vor allem durch eine Untersuchung des amerikanischen
Forschers Yerkes gestützt, der aus Beobachtungen an Rana clamıtans
schließt, ‚.‚daß die Männchen durch gewisse Schallreize zur Aktivität
') Autorangaben sind in dem Zitat fortgelassen,
4. Heft
12 ‚Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
angeregt werden, während diese bei den Weibchen durch ähnliche
Schallreize herabgesetzt wird“ (p. 512).
Vielfach werden Lautäußerungen aber nur als Ausdruck einer
gesteigerten Lebenskraft ohne Beziehung zu einem besonderen
Zweck gedeutet.
Prochnow (1913) erklärt auch die Lautäußerungen der $ Insekten
in vielen Fällen aus einer starken Erregung, einer größeren Lebens-
freude, und bezeichnet das Zirpen der Grillen geradezu als ‚‚eine
primitive Kunst der Tierchen“ (p. 73). ‚‚Zweck- und sinnlos wäre es,
jeden Ton oder jedes Geräusch mit dem Maße der Zweckmäßigkeit
messen zu wollen‘ (p. 72).
Es kommt hinzu, daß über die Wahrnehmung von Tönen
seitens der Insekten noch manche Unklarheit herrscht.
Immerhin sind die mannigfachen ‚Lautinstrumente‘ männlicher
Insekten eine auffallende Erscheinung. Es bedarf weiterer und ein-
gehenderer Beobachtungen, umihre Bedeutung voll würdigen zu können.
Da für unsere Untersuchung eine Reizwirkung durch Lautäußerung
nicht in Betracht kommt, mögen diese Hinweise genügen.
d}) Organe des Berührungsreizes.
Außer den bisher genannten gibt es noch eine weitere Gruppe
von sexuellen Reizmitteln, das sind jene Reize, die durch den „‚Gefühls-
oder Tastsinn‘“ vermittelt werden. Hesse (1910) geht auf sie
nicht näher ein, während Doflein (1914) ihnen eine große Rolle
beimißt. Es braucht nur auf den ‚Liebespfeil‘“ der Schnecken hin-
gewiesen werden, um die Bedeutung derartiger Reize für die geschlecht-
liche Erregung zu kennzeichnen. Auch die Stöße und Püffe, die sich
manche Tiere, vor allem Fische, vor der Begattung versetzen, sind
in diesem Sinne zu werten.
Von den Insekten sind Äußerungen oder Organe, deren Zweck
eine Reizung des Tastsinnes zur geschlechtlichen Erregung sein könnte,
bisher nur in geringem Umfange bekannt. Doflein nimmt aber an,
„daß bei fliegenden Insekten die Bewegungen der sich gegenseitig
umflatternden Tiere oder ihre gemeinsame rhythmische Flugbewegung
auf Hautsinnesorgane in spezifisch erregender Weise einwirkt. Ich
erinnere da nur an die spielenden Flugtänze der Tagfalter, an den
Begattungsflug der Libellen usw. Auch ist bei manchen Insekten,
z.B. beim Gelbrand (Dytiscus marginalis L.) beobachtet worden,
daß die Männchen die Weibchen bei der Begattung aufs eifrigste mit
den Fühlern bearbeiten“ (1914, p. 435). Man vergleiche dazu auch
die bereits oben (8. 8) erwähnten Beobachtungen Wille’s an
Phyllodromia. Es ist auch bekannt, daß z.B. Ameisen sich durch
Betasten oder Beklopfen Zeichen geben (‚„Antennenäggareiigss ‚Forel,
1910, p. 294).
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 13
e) Werbebewegungen des £.
| Zu den sexuellen Reizorganen — wenn wir diese Bezeichnung
in einem: weiteren Sinne auffassen — zählen schließlich auch ‚‚auf-
fallende Bewegungen und Gestaltsveränderungen des
Männchens“ (Plate, 1913, p. 280), die einer Steigerung der geschlecht-
lichen Erregung des Weibchens vor der Begattung dienen. Hesse
spricht ganz allgemein von „Temperamentsäußerungen“ (l. c., p. 488,
497); richtiger ist wohl, mit Doflein (1914, p. 449) die Äußerungen
des Männchens als „Werbebewegungen“ zu bezeichnen.
Ich erinnere zur Kennzeichnung dieser Reizmittel an den Balz-
flug oder die Balzspiele mancher Vögel und an die Werbespiele der
Reptilien und Fische.
Interessant sind vor allem die Tanzstellungen männlicher Spinnen
(Attiden). G. und E. Peckham haben durch eingehende Beob-
achtungen festgestellt, daß bei manchen Attiden in der Tat eine Be-
einflussung des Q stattfindet, während Montgomery der Ansicht ist,
daß die eigentümlichen Bewegungen des g ‚nicht nur sexuelle Erregung,
sondern auch Furcht ausdrücken“ (vergl. Plate, 1913, p. 298; dazu
auch Doflein, 1914, p. 504 ff.),
Auch bei manchen Insekten sind besondere nen oder
Balzflüge bei der Annäherung an das 2 beobachtet worden, denen
man eine gewisse Reizwirkung zuschreiben könnte.
Vielfach dienen die Gestaltsveränderungen oder Tänze dem
Zwecke, Schmuckfarben oder Schmuckanhänge zu besserer Anschauung
zu bringen, oder können sie geradezu als „Schmuckstellungen‘ be-
zeichnet werden (Attiden, männlicher Pfau). |
Bei manchen Insekten scheinen Balzflüge (Heprialus hecta L.,
8.0.8. 11) nur den Zweck zu haben, den Lock- oder Reizduft zur
wirksamen Ausbreitung zu bringen.
In den meisten Fällen liegt aber durchaus die Annahme nahe,
daß die „Werbebewegungen“ im Dienste sexueller Erregung stehen,
. d.h. eine Wirkung auf die Lichtsinnesorgane des 2 ausüben. Doch
bedarf es im einzelnen — wie bei den ‚„Schmuckorganen“ — auch
hier einer _vorsichtigen und eingehenden Beobachtung, um zu einem
sicheren Urteil zu gelangen.
Auf Grund von Erwägungen, die er an seine Schilderung der
Begattungsvorgänge und Werbebewegungen anschließt, sieht sich
Doflein veranlaßt, ‚nicht an eine Wahl des durch das 9 zu glauben.“
Er kommt zu dem.Schluß, „daß die Künste, Kämpfe und sonstigen
Prozeduren der Männchen nur einen Ersatz für die Gewaltanwendung
bei der Werbung um die Weibchen darstellen. Sie sind andere Mittel,
um die Selbsterhaltungsinstinkte des Weibchens zu überwinden. —
Ehe wir tiefer in das Verständnis dieser Vorgänge eindringen, müssen
unsere Kenntnisse von den Temperamentäußerungen der Tiere und
überhaupt über die verschiedenen Gebiete der Tierpsychologie be-
deutend vertieft worden 'sein. Daß Gewaltanwendungen und Künste
bei den Paarungsgewohnheiten der Tiere nicht in einem ernsthaften
'Widerstreit gestanden haben können, beweist schon die Tatsache,
4. Nett
14 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
daß auch bei den höchststehenden Tieren beide Gruppen von Paarungs-
handlungen in gleicher Verbreitung vorkommen“ (1914, 8.512).
Ich werde später noch auf diese Ansicht Dofleins zurückkommen.
3. Reizorgane der Dipteren.
Bei einer Übersicht über die sexuellen Reizorgane, deren große
Mannigfaltigkeit aus dem Vorstehenden erhellt, geht auffallenderweise
eine Ordnung der höheren Insekten fast völlig leer aus: die Dipteren.
Sekundäre Geschlechtsmerkmale sind bei den Dipteren überhaupt
nnr in sehr geringem Maße entwickelt. ‚Verschiedene Färbung der
Geschlechter kommt nur ganz vereinzelt vor“ (Grünberg, 1910, p. 8).
Nur hinsichtlich der Antennen treten vielfach größere Unter-
schiede zutage. Die höhere Ausbildung derselben bei den {& mancher
Familien wird allgemein zu einer reicheren Ausstattung mit Sinnes-
organen in Beziehung gebracht (Hesse, 1910, p. 478).
Immerhin bleibt es dahingestellt, ob den zum Teil sehr
auffallend geformten Antennen etwa der Chironomiden-
und CGuliciden-Männchen nicht zugleich auch die Be-
deutung eines „Schmuckorganes“ zukommt. Es würde sich
verlohnen, einmal von diesem Gesichtspunkt aus die Antennen der
Dipteren zu untersuchen. Wandolleck, der eine kleine Arbeit
„Über die Fühlerformen der Dipteren“ (1895) geschrieben hat, geht
auf Geschlechtsunterschiede nicht näher ein.
Für die Deutung der büschelförmigen Antennen der männlichen
Chironomiden und Culiciden ale Schmuckorgan spricht der
Umstand, daß z. B. bei den Culiciden auch die Taster der Jg lang
behaart sind, und die Färbung des $ anscheinend gerade bei solchen
Dipteren vor der Färbung des Q sich auszeichnet, bei denen irgend
welche morphologischen Sonderbildungen sich vorfinden.
Es würde zu weit führen, aus der dipterologischen Literatur
auszeichnende Merkmale der Männchen zusammenzutragen. Daß
sie nicht gar so selten sind, wie aus der oben zitierten Angabe Grün-
bergs entnommen werden könnte, unterliegt keinem Zweifel, nur
handelt es sich meist um wenig auffallende Merkmale und Bildungen,
wie das die meist geringe Größe der Dipteren mit sich bringt. |
Vielfach tragen die Beine des $ besondere Anhänge. Bei Arten
der Gattung Campsienemus sind z. B. die Tarsen mit langen riemen-
förmigen Gebilden versehen, bei Scellus notatus (F.) und spinimanus
(Zett.) die Vorder- und Mittelschienen mit auffallenden Dornen aus-
gestattet. Derartige Dornen lassen vermuten, daß es sich um Organe
des „Berührungsreizes“ handelt. Leider fehlen durchweg eingehende
biologische Angaben über die Vorgänge bei der Begattung, aus denen
sich Rückschlüsse auf die Bedeutung der Gebilde ergeben könnten.
Als „Schmuck“ sind nach meiner Ansicht die weißen Gespinnst-
kügelehen zu werten, die die dZ von Arten der Gattung Hilara Meig.
im Fluge mit sich tragen. Es sei den Angaben Grünbergs (1910,
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 15
p. 154) darüber hier Raum gegeben, da sie ein größeres Interesse
beanspruchen dürfen.
„Eine sehr merkwürdige und bei den Dipteren im entwickelten
Zustande einzig dastehende Erscheinung ist die Fähigkeit mancher
Arten, zu spinnen. Sie ist umso merkwürdiger, als sie wahrscheinlich
nur dem $ zukommt. Die 33 einiger Arten, z. B. der unten beschriebenen
H. maura (F.), spinnen aus dem Munde Fäden, mit denen sie die
erbeuteten Insekten umschlingen und wehrlos machen, um sie dann
bei ihren Lufttänzen auszusaugen. Die Fäden bilden ein grauweißes,
regelloses, lockeres Geflecht. Anders verhält sich HZ. sartor Becker,
welche in den Alpen in der Waldregion unter Bäumen im Sonnen-
schein schwärmt. Hier spinnen sicher nur die SS, und zwar kleine,
milchweiße, opalisierende ‚Schleierchen‘ welche beim Flug mit den
Hinter- und Mittelbeinen gehalten werden und sich als äußerst zarte,
dichtgewebte Plättchen von etwa 2 mm Längsdurchmesser darstellen.
Beim Flug erscheinen sie wie in der Sonne treibende Schneeflocken.
Herkunft und Bedeutung dieser Schleierchen ist noch unklar. Die
meiste Wahrscheinlichkeit hat die Auffassung von Mik für sich,
wonach sie als ‚‚aeronautische Apparate‘, vielleicht auch als Anlockungs-
mittel für die 2 dienen.‘ Ich selbst hatte Gelegenheit, im Mai 1919
an einem Gewässer bei Gütersloh i. Westf. Schwärme von H. lugubrzs
Zett. zu beobachten. Auch hier waren es nur die {S, welche im Fluge
kleine weiße Gespinnstkügelchen zwischen den Beinen trugen. Nach
meiner Ansicht handelt es sich lediglich um Anlockungsmittel, besser
gesagt, um einen Schmuck, um die Gunst des @ zu erlangen. Wenn
die Beobachtung über 7. maura richtig ist, läge hier der beachtenswerte
Fall vor, daß ein ursprünglich dem Nahrungserwerb dienendes Ver-
halten die Aufgabe eines geschlechtlichen Reizmittels übernommen hat.
Die Schwärmflüge mancher Dipteren, wie wir sie auch bei
Hrilara beobachten, stehen überhaupt zweifellos im Dienste geschlecht-
licher Funktion. Sehr oft sind es aber nur die 99, die sich, bisweilen
in ungeheuren Schwärmen, tanzend oder in reißend schnellem Fluge
zusammenscharen. In erster Linie dienen solche Versammlungen
und die im Fluge erzeugten Töne der Anlockung desandern Geschlechtes.
Die Wahrnehmung des Flugtones vermittelt nach Child (1894) das
Johnston’sche Organ des 2. Antennengliedes, das daher bei den
Männchen der Culieciden und Chironomiden gegenüber dem
der 22 eine auffallende Vervollkommnung zeigt. Ob diese Schwärm-
flüge auch noch weitere Bedeutung haben, etwa einer Steigerung der
geschlechtlichen Erregung dienen, ist ungeklärt, darf aber wohl als
wahrscheinlich gelten.
Duftorgane irgend welcher Art sind von den Dipteren bisher
nicht beschrieben worden, nur einige Angaben über ‚riechende Arten‘
liegen vor.
Schiner (1862) bemerkt von Coenomyia ferruginea Fabr., daß
sie sich „‚durch einen eigenartigen penetranten Geruch, der dem grünen
Schweizer- oder sogenannten Ziegenkäse nicht unähnlich ist‘, besonders
auszeichne; (p. XXXVIII Anm.). „Die Art variiert ın der Färbung
4. Heft
16 Albert Horst: Zur Kenntnis der Biologie
Entwicklungsstadium der Augen, das mit großer Sicherheit das Alter
anzeigte, konnte man beinahe den Tag des Schlüpfens vorhersagen.
Auch das Verfärben der Extremitäten gab dafür sichere Anhaltspunkte.
Schon am fünften bezw. sechsten Tage beginnen sich die Spitzen der
Mandibeln und der Grund der Fühler chitingelb zu bräunen, dann
folgten Beinpaare und Halsschild.
Am 14. Tage werden meist schon die Beinpaare frei beweglich.
Die Puppenhaut platzt in der hinteren Thoracalgegend auf (s. Abb. 8),
und die auf dem Rücken liegende Imago arbeitet sich mit den frei-
gewordenen Beinpaaren aus der Exuvie heraus. Sie stellt sich alsdann
sogleich auf die Beine, und die zarten, noch weißen Elytren beginnen
sich zu strecken. Der frisch geschlüpfte Jungkäfer ist von großer
Zartheit. Halsschild wie Abdomen sind äußerst weich, nur die Bein-
paare scheinen schon genügend gekräftigt und sind auch in der Färbung
bedeutend dunkler, fast rostbraun. Nach etwa 10—14 Tagen ist er
im allgemeinen ausgefärbt, wenn auch die ganz dunkle Farbe, die ihm
den Namen gab, erst bei vier Wochen alten beobachtet wurde. Die von
mir zur Beobachtung bei Tageslicht oder in ganz flacher Erde gehaltenen
Imagines waren bereits nach 14 Tagen völlig ausgefärbt; ihr Sprung-
vermögen erprobten sie schon am dritten Tage, allerdings noch ohne
Erfolg, aber acht Tage alte vermochten schon 5cm sich en
schnellen, ein Zeichen, daß ihr Chitinkleid schon genügend gehärtet
war. Immerhin streben sie beständig wieder der dunklen Erde zu,
was mich zu der Annahme zwingt, daß sie normalerweise länger in
der Puppenwiege liegen.
Das Puppenstadium von Corymbites aeneus L. fällt mit dem von
Agriotes obscurus zusammen. Auch aeneus-Puppen fand ich Mitte Juli,
wenn auch nicht sehr zahlreich. Die Größe und der schwach bläuliche
Schimmer auf der milchigen Grundfärbung lassen sie von obscurus-
Puppen leicht unterscheiden. Ihr Puppenstadium währt fast drei
Wochen. Die geschlüpften Jungkäter verfärben sich bedeutend schneller,
bereits am zweiten Tage waren Thorax und Elytren ziemlich dunkel,
und einen Tag später trat schon der schöne bläuliche bezw. grünliche
Glanz auf Elytren und Halsschild auf.
Die Larven von Lacon murinus verpuppten sich Anfang Juli
und brauchten eine Ruhezeit von reichlich drei Wochen, manche
lagen vier Wochen, Gerade bei diesen Puppen war die beobachtete
Abnutzung der Stützborsten an der Leibesspitze besonders stark;
überhaupt waren die Puppen die unruhigsten, bei manchen waren
schon nach Tagen die Stützborsten gänzlich mit Erde verklebt und
zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Die frischgeschlüpften Imagines
waren von gelblicher, fast rostbrauner Färbung und begannen erst
nach sechs Tagen die charakteristische, mausgraue Dorsalzeichnung
anzunehmen.
Die Imagines der soeben gekennzeichneten drei Arten fand
ich, wie ich eingangs ausführte, im Freien von Ende März bis Anfang
Oktober vor. Sie waren besonders in den Monaten April bis Juni
auf Wegen, Gewächsen, Wiesen und Feldern häufig. Im Nachsommer
und Morphologie einiger Elateriden und ihrer Larven. 17
waren sie bedeutend spärlicher und mit den kälteren Oktobertagen
ganz verschwunden. Da aber nach allgemeinen übereinstimmenden
Berichten auch im Winter in mancherlei Verstecken Käfer im Winter-
schlafe angetroffen wurden, steht wohl außer Zweifel, daß sie das
ganze Jahr hindurch da sind. Jablonowskı hat dafür mit einigen
anderen Autoren die Erklärung in der zeitlichen Verschiedenheit
der Puppenruhe gesucht. Er schreibt: ‚Ihr langes Leben (der Larven
nämlich) und die bald in kleineren, bald in größeren Mengen sich
darbietende Nahrung bringen es mit sich, daß die Larve des Schnell-
käfers sich zu jeder Jahreszeit verpuppen kann und daher der
Käfer immer zu finden ist.“ Dieser Begründung muß ich widersprechen.
Die von mir beobachteten Arten haben ihre bestimmte abgeschlossene
Verpuppungszeit, die jährlich einmal wiederkehrt. Es sei zugegenen,
daß in manchen Gegenden und bei gewissen klimatischen Verhältnissen
der Zeitpunkt und die Dauer der Puppenruhe Schwankungen unter-
liegen. Aber der Grund für das Dasein der Imagines zu jeder Jahres-
zeit muß anderweitig zu suchen sein. Ich bin geneigt, denjenigen
Autoren zuzustimmen, die die Ansicht vertreten, daß ım Frühjahr und
Vorsommer die alte Generation, im Nachsommer dagegen die junge
auftritt. Sollte das zutreffen, so müßten die Jungkäfer also nach dem
Ausfärben ihre Puppenwiege verlassen und ans Tageslicht gehen.
Diese Tatsache halte ich nach meinen Beobachtungen für erwiesen.
Umfangreiche Nachgrabungen auf dem Köpernitzer Acker Ende
August und im September hatten das Ergebnis, daß Agr. obscurus
und Oor. weneus ihre Wiegen verlassen hatten. Beling vertritt aller-
_ dings die Ansicht, daß die Jungkäfer bis zum nächsten Frühjahr an
ihrer Geburtsstätte verbleiben. Auch Sorauer schreibt: ‚Er (der
Schnellkäfer) bleibt bis nächstes Frühjahr in seiner Zelle liegen, wird
diese zerstört und der Käfer den Atmosphärilien ausgesetzt, so geht
er in den meisten Fällen zu Grunde.“ Sollte er diese Behauptung auf
Agriotes obscurus bezw. Ü. aeneus beziehen, so muß ich das bestreiten.
Anfang August wurden mehrere hundert Morgen ‚„abgestoppelt“
und damit wären gewißlich — gesetzt der Fall, sie wären noch ganz —
sehr viele Erdzellen zerstört. Das wäre allerdings ein schöner Erfolg
in der Frage der Bekämpfung. Aber leider ist der Übeltäter schon
vorher ausgeflogen. Dieser negativen Beweisführung will ich als
positives Ergebnis meiner Nachforschung hinzufügen, daß ich beispiels-
weise Agriotes obscurus an warmen Herbsttagen in der Köpernitzer
Feldmark fliegend angetroffen habe. Ihre anatomische Untersuchung
charakterisierte sie als junge Exemplare mit unentwickeltem Genital-
apparat und starken Fettmassen, wohl ausgerüstet für den langen
Winterschlaf. Über Winter fand ich vereinzelt Exemplare unter
Steinhaufen am Getreidefelde, im dichten abgestorbenen Rasen und
unter vergilbtem Laub. Dr. v. Lengerken teilt mir mit, daß auch er
in früheren Jahren Gelegenheit hatte, Agr. obscurus in der Danziger
Gegend unter Steinen überwinternd anzutreffen.
In den ersten Frühlingstagen sind die in Frage stehenden Elateriden
mit die ersten unter den erscheinenden Coleopteren. Allgemein wird
Archiv für Naturgeschichte 9
BETA “ 1. Heft
18 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
In einem weiteren Kapitel erörtere ıch im Zusammenhang die
wichtigsten theoretischen Gesichtspunkte, die sich aus den
Untersuchungen und Beobachtungen ergaben.
Eine kurze Zusammenfassung der wichtigeren Resultate wird
die Arbeit abschließen.
1. Kapitel.
Die Befunde Eaton’s und Tonnnoir’s.
Daß bereits Eaton (1893—1898), dem wir in erster Linie die
bisherige Kenntnis der Psychodiden verdanken, einige der in Frage
kommenden Anhänge gesehen hat, habe ich schon in meiner früheren
Mitteilung (1920) unter Angabe der betreffenden Äußerungen Eatons
ausgeführt. Ich kann mich daher darauf beschränken, auf diese Mit-
teilung hinzuweisen, und werde im übrigen auf Einzelheiten im Laufe
dieser Untersuchungen zurückkommen.
Eaton hat die fraglichen thorakalen Anhänge als Überbleibsel
der „pupal spiracular nipples“ gedeutet. Ich bezeichnete diese
Auffassung als iımig. Eaton hat bei seinen Untersuchungen wohl
vorwiegend Trockenmaterial in Händen gehabt, es ist daher nicht
verwunderlich, daß ihm die zarteren Organe größtenteils entgangen
sind, und seine Deutung nicht den Tatsachen entspricht.
Dagegen hat Tonnoir (1919/20) die meisten Organe beobachtet,
nur Einzelheiten, wie z. B. die eigentlichen Duftorgane von P. cognata
Eaton, sind auch von ihm übersehen worden.
Leider gibt Tonnoir ‚keinerlei Abbildungen und beschränkt
sich auf eine kurze, etwa 11/, Seiten umfassende Zusammenstellung
der „particularit&es morphologiques et anatomiques tres
remarquables des mäles des genres Ulomyia et Pericoma“
(1919, p. 16, 17). Da diese Zusammenstellung zugleich eine Kinsicht
in die Mannigfaltigkeit der fraglichen Organe gewährt, sei sie — nur
wenig gekürzt — hier wiedergegeben.
Tonnoir unterscheidet folgende Kategorien:
1. „Appendices cephaliques“.
A. Starre, keulenförmige, ziemlich kräftig chitinisierte und
schuppenbedeckte Anhänge an jeder Seite des Kopfes hinter
den Augen bei Pericoma notabilis Eaton, albifacies Tonn. und
soleata Walk. Eaton hat sie bei P. notabilis bemerkt, aber dem
Thorax zugerechnet. Die Anhänge stehen in keiner Beziehung zum
Respirationssystem. Bei albsfacıes trägt die Spitze der Anhänge
Schuppen von besonderer Form, in denen Sinnesorgane vermutet
werden. Ähnliche Anhänge wurden auch bei P. Goelghebueri Tonn.
(l.c. p. 139) gefunden.
B. Große, dehnbare Blasen jederse’ts unten an der Basis des
Kopfes von P. ocellaris und P. Dali. Sie können, aufgebläht,
wenigstens die halbe Länge der Palpen erreichen. Ihre dünne
und unbehaarte Kutikula ist bei ?. ocellaris mit regelmäßig ver-
teilten ‚‚minuscules spheres“ bedeckt; bei P. Dahi tragen die
(Schmuek-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 19
Anhänge an der Spitze eine kleine mit „granulations ou
papilles“ bedeckte Platte.
2. „Appendices thoraciques“.
A. Zwei keulenförmige, unbehaarte, mehr oder weniger
chitinisierte, nicht dehnbare, aber erektile Anhänge an der Gelenk-
haut zwischen Kopf und Thorax bei ?. auriculata Hal. und P.
fusca Macg.
B. Zwei große dehnbare Blasen an der Gelenkhaut zwischen
Kopf und Thorax unterhalb der Schultern bei P. cognata Eaton
und annulata Tonn. Bei cognata sind die Blasen von einem
Büschel sehr langer Haare bedeckt.
C; Je ein blasenförmiger Anhang im oberen Teile des meso-
thorakalen Episternums zwischen Schulter und Flügelbasis bei
P. nubila Meig., fusca Macqg. und auriculata Hal. Die Anhänge
sind dicht mit Haaren und Schuppen bedeckt, bilden im Ruhe-
zustand eine Art „„epaulette‘, erreichen aufgebläht bisweilen mehr
als Antennenlänge. Sie stehen in keiner Beziehung zum Respirations-
system, aber in Verbindung mit der Körperhöhle, und können
durch Zusammendrücken des Thorax der lebenden Mücke oder
plötzliches Töten zum Ausstrecken gebracht werden.
_ D. P. undulata Tonn. und Ulomyia fuliginosa Meig. haben
dieselben Anhänge, die aber hier doppelt, d.h. zweiteilig sind.
E. Bei P. trivialis Eaton und P. nubila Meig. befindet sich
etwas hinter und unter den vorderen Stigmen je eine kleine, un-
behaarte, zylindrische Blase, deren keulenförmig verdickte Spitze
eine mit „granulations ou papilles“ bedeckte ‚‚plaque fusi-
forme“ trägt. Dieselben Blasen sind bei Ulomyia fuliginosa und
P. undulata vorhanden, liegen aber hier zwischen den beiden
großen lateralen „vesicules tubulaires“.
F. P. palustris Meig. trägt am mesothorakalen Episternum
zwischen Schulter und Flügelbasis je eine im ausgedehnten Zu-
stande stark entwickelte Blase, die sich von den unter Ü. genannten
Anhängen dadurch unterscheidet, daß sie völlig unbehaart, und
ihre dünne und glatte Cuticula an der Spitze mit kleinen Papillen
bedeckt ist.
3. „Organes antennaires““.
Die Antennen von Männchen der P. cornuta Tonn., palposa
Tonn. und acuminata Strobl zeigen an einigen Geißelgliedern
ein Sinnesorgan „en forme de hublot ferme par une mem-
brane“. Bei cornuta und palposa finden sich diese Organe am
4. —7., bei acuminata am 4. und 5. Antennenglied.
Aus dieser Darstellung ergibt sich, daß auch Tonnoir eine
Beziehung der thorakalen Anhänge zu dem Respirationssystem nicht
annımmt. Eine Herleitung von den Thorakalhörnern der Puppe
ist in der Tat von vornherein abzulehnen. Wie vor allem die Unter-
suchungen von de Meijere (1902) ergeben haben, schließt die
Bildungsweise des imaginalen Stigmas ein Persistieren des pupalen
Stigmahorns aus. |
2* 4. TTeft
30 Dr. Heinrich Jacob Feue born: Der sexuelle Reizapparat
Ob aber überhaupt diese Anhänge, soweit sie am Hinterkopf
und Thorax liegen, auf Anlagen zurückgeführt werden können, die
ursprünglich mit dem Respirationssystem zusammenhingen, ist eine
andere Frage. Ihre Beantwortung soll später versucht werden.
2. Kapitel.
Die ‚„‚Askoide“.,
Über die Bedeutung der „organes antennaires“, die Tonnoir
(s.o. unter 3.) von P. cornuta, palposa und acuminata erwähnt, kann
ich kein sicheres Urteil abgeben, da die genannten Arten von mir
bisher nicht untersucht wurden. Ob es sich wirklich, wie Tonnoir
meint, um Sinnesorgane handelt, erscheint fraglich. Eigenartige
antennale Anhänge kommen mehrfach, wie wir noch sehen werden,
bei den Psychodiden vor; ich verweise auf die bandartigen Borsten-
gruppen der Ülytocerus-Arten (Fig. 34) und die Stachelbildungen
vieler anderer Arten. Diese Anhänge haben sicher nicht die Bedeutung
von Sinnesorganen.
' Vielleicht stehen die von Tonnoir erwähnten Öle in Be-
ziehung zu den antennalen Gebilden, auf die schon Eaton aufmerksam
macht: „Many Psychodidae possess appendages to the
antennae homologous with the chitinous bristles of joints
in the flagellum noted in the Synopsis under Pericoma
soleata, ante; 2nd. ser., vol. IV, p. 126. Their nature is un-
determined. In some species there is danger of ill-focussed
hairs being mistaken for them; but they are not always
hair-like nor setiform. In Pericoma incerta they have
the appearence of longitudinally striate squamulae; and
in species of the 5th section of that genus their form
is digitate‘“ (1895, p. 209). Eaton erwähnt nur bei einer Anzahl
von Arten diese Anhänge, gibt sie für andere, z. B. Ulomyia, sogar
als scheinbar fehlend an. Diese Ansicht Eatons beruht auf einen
Irrtum: Alle Psychodiden, soweit ich bisher feststellen konnte,
haben in beiden Geschlechtern diese Gliederanhänge. Allerdings
ist es bisweilen schwer, sie zwischen den Wirtelhaaren zu erkennen,
da sie außerordentlich durchsichtig sind.
Da diese Antennalorgane, die ich wegen ihrer Schlauchform
„Askoide‘“ nenne, so konstant vorkommen, bisweilen von auffallender
Größe und bei einigen Arten scheinbar in den Dienst der geschlechtlichen _
Erregung getreten sind, sei ihnen eine nähere Untersuchung gewidmet.
A. Allgemeine Morphologie der Askoide.
Die Askoide sind sehr zarthäutige, starre, hohle Schläuche,
von denen jeder Antennenknoten vom 3. Glied an ein Paar
besitzt. Sie inserieren im distalen Teil der Knoten dicht über den
Wirtelhaaren. -Scapus und Pedicellus sind stets ohne diese Organe,
die übrigen Glieder nur dann, wenn etwa andere Anhänge vorhanden
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 91
oder die Knoten (z. B. an der Spitze der Antenne) zurückgebildet sind.
Die Form der Wirtel, die Dicke der Knoten und die Länge
der Zwischenstücke zwischen den Knoten stehen mit der Aus-
bildung der Askoide im Einklang. Wo die Askoide eine größere Aus-
dehnung zeigen, wie bei Arten der III. und IV, Sektion (nach Eaton)
von Pericoma und den Psychodaarten, sind die Zwischenstücke ver-
längert und die Wirtel mehr oder weniger zur Becherform geschlossen.
Die Schläuche liegen dann innerhalb dieser Becher, wobei sie das
Bestreben zeigen, den Raum möglichst auszunutzen.
Fig. 1. Die 4 letzten Glieder der Antenne von Pericoma
fagicavatıca n. sp. 2 und $. Vergr. 260 x.
In der Regel 'stehen die beiden Askoide einander gegenüber,
zu beiden Seiten des Mittelstückes; bisweilen drehen sie sich ın ihrem
Verlauf, meist im entgegengesetzten Sinne, bogig oder spiralig um
das Zwischenstück (Fig. 1). Bei manchen Arten sind die beiden Organe
mit ihrer Basis einander genähert; es ist damit in der Regel eine ex-
zentrische Stellung des Zwischenstückes bezw. stärkere Ausbildung
des Knotens an der betreffenden, in der Regel nach vorn median
gelegenen Seite verbunden (Fig. 1 und 6). Die Paarigkeit der
Organe ist stets gewahrt, auch wenn, wie bei P. ustulata und decipiens
4 Heit
29 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
(Fig. 3), die Zahl der Einzelschläuche so stark vermehrt ist, daß fast
der ganze Umfang des Knotens damit besetzt ist.
Im allgemeinen lassen sich 3 Haupttypen der Askoide unter-
scheiden:
a) Einfache, distalwärts gerichtete, gerade oder mehr oder
weniger gekrümmte Askoide (Ulomyia, die meisten Pericoma-
Arten; Fig. 1; 20; 36). |
b) Mehrästige Askoide, die Äste distalwärts gerichtet (Arten
der IV. und V. Sektion von Pericoma; Fig. 2; 8).
c) Dreiästige Askoide, der mittlere Ast basalwärts ge-
richtet (die Arten der bisherigen Gattung Psychoda; Fig. 4).
Fig.2. Die 3 letzten Glieder der Fig. 3. Mittlere Glieder der Antenne
Antenne von Pericoma decipiens von Pericoma decipiens Eaton, 3.
Eaton, 9. Vergr. 600 x. Vergr. 600 x. 3
Einen gewissen Übergang zwischen a) und c) stellen die Anhänge
von Ps. lucifuga dar, die einen starken nach oben und einen schwächeren,
nach unten gerichteten Ast aufweisen (Fig. 5). |
Im allgemeinen sind die Askoide bei beiden Geschlechtern
gleichartig ausgebildet. Wo ein sexueller Dimorphismus
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 23
vorliegt, ist es stets das Männchen, das die höhere Ausbildung aufweist.
Am auffallendsten zeigen dies P. decipiens Eaton und ustulata Walk.
Bei diesen Arten besitzen die Weibchen 3—6teilig gegabelte Askoide
Fig. 4. Letzte Glieder der Antenne von Fig. 5. Basale (a) und distale (b) Glieder
Psychoda albipennis (?). Vergr. 600 x, der Antenne von Psychoda lucifuga.
Vergr. 235 X.
(Fig. 2). Bei den Männchen sind die Schläuche sehr stark vermehrt,
entspringen nicht aus gemeinsamer Basis, sondern bilden einen mehr-
reihigen Kranz von Einzelschläuchen um den oberen etwas wulstartig
verdickten Rand des Knotens, sodaß die paarige Anlage kaum noch
erkennbar ist (Fig. 3). Im Zusammenhang mit dieser starken Vermehrung
. der Schläuche ist die Antenne des Männchens bedeutend kräftiger
ausgebildet und übertrifft die des Weibehens sowohl an Länge als an
4. Hett
24 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
Dicke um etwa die Hälfte. In geringerem Maße zeigen eine solche
Differenzierung zugunsten des männlichen Geschlechtes auch andere
Arten. Das Männchen von P. deminuens weist außer den beiden
dickeren zahlreiche dünnere Schläuche auf (Fig. 7), die dem 2 fehlen.
Ähnlich sind bei ?P. fusca, deren beide Geschlechter mehrästige Askoide
besitzen, an der Antenne des {, vor allem an dem verdickten 3. Glied,
zahlreiche accessorische dünnere Einzelschläuche vorhanden
(Fig. 8). Bei anderen Arten, z. B. fagicavatica, sind keine accessorischen
Schläuche ausgebildet, aber die Askoide des Männchens und ent-
sprechend die ganze Antenne viel kräftiger als beim @ (Fig. 1).
An der Antenne von Ulomyia fulginosa $ finden sich etwa
vom 9. Glied an, besonders zahlreich auf den letzten 3 Knoten, außer-
ordentlich zarthäutige etwas zugespitzte längliche Bläschen, deren
basaler Teil Ähnlichkeit mit der Basis der Wirtelhaare hat (Fig. 9):
Die Askoide sind an den 3 letzten Knoten stark reduziert, im übrigen
etwas nach der nach vorn median gewandten Seite der Knoten einander
genähert, während die Bläschen vorwiegend auf der entgegen-
gesetzten Seite der Antenne stehen. Da an dieser Seite dort, wo sich
die Bläschen finden, die Wirtelhaare weniger zahlreich als anderswo
sind, und die Ähnlichkeit der Insertion beider unverkennbar ist, Jiegt
die Ableitung dieser Bläschen von Wirtelhaaren nahe. Hinsichtlich
ihres morphologischen Wertes sind sie also wohl nicht ganz den er-
wähnten accessorischen Askoidalschläuchen von deminuens gleich-
zusetzen; aber ihre funktionelle Bedeutung ist vermutlich dieselbe,
wie die der Askoide. Dies vorausgesetzt, liegt bei Ulomyia fuliginosa &
ein Fall vor, bei dem eine reichere Ausstattung mit Askoidalorganen
auf dem Wege einer sekundären Modifikation erreicht ist.
Es ist aus den angeführten Beispielen zur Genüge ersichtlich,
daß diesen antennalen Anhängen eine große Bedeutung zukommt;
in gesteigertem Maße für die männlichen Imagines.
B. Die antennalen Sinnesorgane.
I. Allgemeine Übersicht.
Bevor wir versuchen, über die funktionelle Bedeutung der
Askoide uns Klarheit zu verschaffen, erscheint es zweckmäßig, in
Kürze die antennalen Sinnesorgane der Psychodiden zu
überblicken.
Während das Basalglied (Scapus) nur Haare oder Schuppen und
keine besonderen Sinnesorgane aufweist, enthält das zweite, gewöhnlich
annähernd kugelige Antennenglied, der Pedicellus, in ziemlich gleicher
Ausbildung bei beiden Geschlechtern das ‚,J ohnston’ sche Or gan“
(Fig. 6). Nach Child (1894) ist die Funktion dieses Organes im all-
gemeinen „ursprünglich die Empfindung von Tastreizen; es kann
aber auch bei weiterer Entwicklung zur Empfindung von Schall-
schwingungen dienen, Die dadurch verursachte „‚Gehörempfindung”
ist als eine modifizierte Tastempfindung zu betrachten‘ (p. 52).. Eine
Gehörempfindung ist als solche für die Psychodiden nicht wahrscheinlich,
(Schmuck-,. Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 25
Da die Antennen nicht zum Tasten verwandt werden, kommt eine
Tastempfindung nur insofern in Frage, als es sich um zufälligen oder
bei der gegenseitigen Berührung der Geschlechter (s. später) erfolgenden
Berührungsreiz handelt. In der Hauptsache wird das Johnston’sche
Organ der Psychodiden der Empfindung von Luftschwingungen
dienen, wobei weniger an die grobe Wirkung gleichmäßig bewegter
Luft, als an feine plötzliche oder rythmische Erschütterungen zu
denken ist. Das entspricht natürlich letzten Endes der obigen Auf-
fassung Child’s, dessen Untersuchung uns über den feineren Bau
dieses Organes unterrichtet hat.
Als weitere Sinnesorgane sind stets jene kleinen, meist zugespitzten
Zäpfchen vorhanden, die allgemein an den Antennen der Insekten
verbreitet sind. Derartige Organe sind vielfach beschrieben worden,
neuerdings von Schenk (1902) und Röhler (1905). Es wird angenommen
daß diese Zapfen oder Kegel, in die ein nervöser Terminalstrang ein-
tritt, als Geruchsorgan dienen; man bezeichnet sie kurz als „Geruchs-
kegel‘“.
Sie stehen an den Antennen der Psychodiden ım oberen Teile
der Knoten über der Insertion der Askoide; gewöhnlich schon, wenigstens
einzeln, auf dem Pedicellus; in zunehmender Anzahl auf den folgenden,
besonders den letzten Gliedern (Fig. 1; 2; 3; 4: 5: 8; 9).
Es lassen sich hinsichtlich Größe und Anordnung veıschiedene
Formen unterscheiden: flächenständige, auf etwas erhöhter Kuppe
stehende oder tief in eine Grube versenkte Kegel, die Schenk als
Sensilla basiconica, styloconica und coenoconica bezeichnet hat (1902,
p-2). An dem Endglied sind sehr häufig die endständigen Borsten
oder Haare deutlich als Sinnesorgane zu erkennen (Sensilla chaetica
oder trichodea, Schenk) (Fig.1; 9). Diese ‚‚Sinnesborsten‘ vermitteln
wahrscheinlich Berührungsreize.
II. Die Geruchsorgane.
Zweifellos sind die Geruchskegel die wichtigsten antennalen
Sinnesorgane. Es sei daher etwas näher auf ihre Bedeutung _ ein-
gegangen.
Wir werden uns bei diesen Untersuchungen mit dem feineren Bau
dieser Organe nicht näher beschäftigen, sondern vorwiegend der
empirisch-biologischen Methode bedienen, da wir nur auf
diesem Wege zu den Resultaten gelangen können, deren wir weiterhin
bedürfen.
Zunächst muß festgestellt werden, daß Unterschiede in der Zahl
dieser Organe nach dem Geschlecht der Imago nicht hervortreten,
_ wenigstens bei keiner Art in dem Maße, daß der Unterschied von
Bedeutung ist.
Dagegen verhalten sich — wenn auch nicht auffallend — die Arten
different. Und zwar ist im allgemeinen zu bemerken, daß diejenigen
Arten, deren Larven ausgesprochene Saprobien sind, zahlreichere
Geruchskegel aufweisen. Es sind das vor allem die Arten der
Gattung Psychoda. Diejenigen Arten, deren Larven hygropetrisch,
4, Hett
26 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
in berieseltem Moos, auf moderndem Laub oder ähnlichem
Substrat leben, sind im allgemeinen mit weniger zahlreichen
Geruchskegeln ausgestattet. Mit diesen Unterschieden in der Zahl
der Geruchskegel steht es im Einklang, daß die erstgenannten Arten
viel wandern und sich überall einfinden, wo sich Gelegenheit zur Ei-
ablage bietet. Daß sie dabei von dem Geruchssinn geleitet werden,
geht schon daraus hervor, daß ın den Blütenständen von Arum macu-
latum L., die einen an Harn oder Fäulnis erinnernden Geruch aus-
strömen, sich massenhaft Imagines von Psychoda ansammeln. Riedel
(Entom. Zeitschr.) fing in einem Blütenstande 350 Exemplare von
Ps. phalaenoides L.. Und zwar scheinen es durchweg nur @2 zu sein,
die durch den Geruch der Blüte angelockt werden, wie von Thienemann
und mir am Kellersee i. Hollst. aus Arum erbeutete Fänge erkennen
ließen. Die Arten der Gattung Pericoma und Ulomyia bleiben offenbar
im allgemeinen viel enger an ihr Wohngebiet gebunden. Manche
‚„geschmückte‘“ Arten lassen augenscheinlich eine Beeinträchtigung
des Flugvermögens durch die Ausstattung mit Körperanhängen oder
längerer und dichterer, wolliger Behaarung erkennen. Man fängt
daher die Imagines dieser Arten in der Regel nur in nächster Nähe
des Wohngebietes der Larven.
Ein Zusammenhang zwischen Wohsepräk Lebensweise
der Larven und Wandertrieb der Imagines prägt sich in der
Weise aus, daß das Wohngebiet der letztgenannten Arten konstant,
das der meisten Psychodaarten periodisch ist, daß ferner das Larven-
leben bei Ulomyia- und Pericomaarten bis zu 1 Jahr, bei manchen
Psychodaarten nur 8—14 Tage währt, also für die Psychodaarten
eine größere Ungebundenheit und vollkommenere Ausbildung des
Geruchssinnes sich zwanglos ergibt.
Um der biologischen Bedeutung der Geruchsorgane für
das einzelne Individuum näher zu kommen, müssen wir die Objekte
prüfen, die für die Geruchswahrnehmung der Imago in
Betracht zu ziehen sind.
a) Die Nahrungssuche.
Zunächst einiges über die Nahrungsaufnahme der ‚Imago. Schon
Dell(1905) hat aufden „reduced alimentary canal“ von Psychoda
hingewiesen. Koch (1913) hat keine Nahrungsaufnahme bei Ps.
albipennis Zett. beobachtet. Im Gegensatz dazu habe ich wiederholt
gesehen, daß Imagines von Ulomy’a an feuchtem Substrat saugten,
wobei sie prüfend mit den Maxillarpalpen den Boden betasteten. -
Die Palpen sind mit zahlreichen Sinneshaaren versehen, die also wohl
ohne Zweifel eine besondere Bedeutung für die Nahrungsaufnahme
haben.
Forel (1910, p. 80) bezeichnet die Fähigkeit der Insekten, ‚‚beim
direkten Kontakt die chemische Eigenschaft eines Körpers zu er-
kennen“, als „Kontaktgeruch‘“.
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. DIA
Zwischen diesem und einer „Geschmacksempfindung‘“) läßt
sich keine sichere Grenze ziehen, da es sich in beiden Fällen um
chemoreflektorische Sinneswahrnehmungen handelt. ‚Denn da
auch bei dem Geruchssinn jedenfalls eine Lösung der in Spuren das
Sinnesorgan treffenden Substanz in dem Feuchtigkeitsüberzug der-
selben stattfindet, so ist eine qualitative Gleichheit der beiden auf
Fern- und auf Kontaktw'rkungen reag’erenden Organe nicht ohne
weiteres von der Hand zu weisen“ (Demoll, 1917, p. 27).
Kommen nun die Sinnesborsten der Palpen (Taster) für eine
Geruchs- oder Geschmacksempfindung in Betracht?
Die Frage ist umstritten. Forel (1910, p. 117 ff.) hält die palpalen
Sinnesborsten für Tastorgane und spricht nur den am Rüssel, an der
Zunge, an den Kiefern oder am Gaumen der Insekten gelegenen
- Nervenendigungen eigentliche Geschmacksempfindung zu.
Ich möchte es für wahrscheinlich halten, daß den Sinnesborsten
der Taster wenigstens eine gewisse Kontaktgeruchsempfindung zu-
kommt. Es war häufig zu beobachten, daß gefangene Psychodiden,
sobald sie mit den Tastern ein feuchtes Substrat berührten, gierig zu
saugen begannen. Daraus kann geschlossen werden, daß die Taster
mehr als eine bloße Tastempfindung vermitteln.
Die Beobachtungen lehren zugleich, daß die Nahrung scheinbar
nur durch mehr oder weniger zufälligeBerührung gefunden wird.
Ich sah nie, daß offenbar durstige Individuen, etwa durch Ferngeruch
geleitet, die Nahrungsquelle aufsuchten. Nur in einigen Fällen konnte
beobachtet werden, wie eine Imago, indem sie sich dabei etwas nach
vorn herüberneigte, die Unterlage nach einer feuchten Stelle absuchte,
wobei die Palpen, deren letztes, normalerweise nach oben eingeschlagenes
Glied (Fig. 15) nach hinten gestreckt war, dicht an der Unterlage
streiften. Aus diesen Beobachtungen darf gefolgert werden, daß
jedenfalls den Geruchsorganen der Antenne eine wesentliche
Bedeutung speziell für die Nahrungsaufnahme nicht zukommt.
Bei der geringen Bedeutung der Nahrungsaufnahme für die Imagines
und der Wahrscheinlichkeit, daß sie bei ihrer Lebensweise in reich-
lichem Maße „zufällig“ mit Feuchtigkeit in Berührung kommen,
erscheint diese Folgerung durchaus berechtigt.
b) Das Aufsuchen des Wohngebieter.
Das Aufsuchen des Wohngebietes, d. h. im wesentlichen der
Gelegenheit zur Eiablage, ist ohne Zweifel von größter Bedeutung
für die Erhaltung der Art. Es kommt hier nur der Geruchssinn
!) Es sei ausdrücklich betont, daß ich in diesen Untersuchungen — falls
nicht etwas anderes vermerkt ist — die Ausdrücke ‚‚Empfindung‘ (‚‚empfinden‘‘)
und ‚Wahrnehmung‘ (‚‚wahrnehmen‘“) in rein physiologischem Sinne gebrauche,
also damit nieht eine Modifikation des Bewußtseins, sondern nur die physio-
logische Reizwirkung, d. h. die durch einen Reiz bewirkte Nervenerregung
bezeichne. ‚‚Geruch‘‘, ‚Geschmack‘ usw. kennzeichnen die Qualität der Nerven-
erregung. |
4, Heft
28 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelie Reizapparat
in Frage. Und es ist wohl — da eine Mitwirkung der palpalen Organe
vorläufig nicht erwiesen, auch nicht wahrscheinlich ist — die Annahme
berechtigt, daß auf die Wahrnehmung der hier in Betracht kommenden
Fernreize die Geruchszapfen der Antenne eingestellt sind.
Undzwar scheint es vorwiegend oder ausschließlich das Weibchen
zu sein, daß auf diese Reize reagiert, während das $ vorwiegend oder
ausschließlich auf das Aufsuchen des Weibchens angewiesen ist.
Diese Auffassung ist biologisch durchaus begründet. Sie we
sich mit den oben erwähnten Befunden an Arum-Fängen.
Bei der Eiablage selbst, der Wahl des geeigneten Platzes bobehikli
bei einzeln abzulegenden Eiern, ist zweifellos die reiche Ausstattung
des Ovipositors mit zarten Sinnesborsten von Bedeutung (Kontakt-
geruch?).
c) Das Aufsuchen des andern Geschlechtes.
In der Hauptsache ist dies, wie schon angedeutet, die Aufgabe
des Männchens. Auch hierbei ist zunächst nur an die Geruchs-
wahrnehmung zu denken, wobei als Reiz ein spezifisch differenzierter
„Geschlechtsduft“ angenommen wird.
Es muß dementsprechend gefordert werden, daß die Geruchs-
organe der männlichen und weiblichen Antenne sich qualitativ unter-
scheiden.
Müller hat für die Sinnesorgane das Gesetz von der „spe-
zifischen Energie“ aufgestellt: „‚Die Sinnesempfindung ist nicht
die Leitung einer Qualität oder eines Zustandes der äußeren Körper
zum Bewußtsein, sondern die Leitung einer Qualität, eines Zustandes
eines Sinnesnerven zum Bewußtsein, veranlaßt durch äußere Ursachen,
und diese Qualitäten sind in den verschiedenen Sinnesorganen ver-
schieden, die Sinnesenergieen.“ (Demoll, 1917, p. 13). Gegenüber
Nagel, der die primitiven Sinnesorgane als,,W echselsinnesorgane“,
die sich nicht einer einzigen Reizart angepaßt haben, auffaßt, ist
Demoll (1917, p. 14) in Annäherung an Müller der Meinung, daß
eineModifikation nach bestimmter Richtung, eine Qualitäts-
bestimmung der Erregung auch für die niederen Sinnesorgane
anzunehmen ist.
Selbst bei Ablehnung einer all gemeinen Gültigkeit desMüller’schen
Gesetzes ist es wohl als zu weitgehend zu betrachten, wenn Bugnion
(1913, p. 468) die physiologische Funktion der niederen Sinnesorgane .
generell als „Hautsinn‘“ zusammenfaßt und als feststehend ansieht,
daß verschiedenartige Außenweltreize bei den einfach gebauten Sinnes-
organen als einerlei Wesens oder mindestens als ähnlich empfunden
werden, und derselbe Reiz bei verschiedenen Sinnesorganen diverse
Perception auslösen kann.
Leider ist es bisher nicht möglich gewesen und wird es auch ın
Zukunft unmöglich sein, auf dem Wege des Experimentes der physio-
logischen Bedeutung etwa der verschiedenen Arten von
Geruchskegeln eines Individuums näher zu kommen. Es liegt
aber kein Bedenken vor und bietet meines Erachtens die einzige
(Schmuck=, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 29
Möglichkeit, die durchaus spezifizierte Reaktion vieler Insekten auf
bestimmte Reize zu verstehen, wenn wir ein bestimmtes quali-
tatives Abgestimmtsein der niederen Sinnesorgane auf bestimmte
Reize annehmen.
Nach den Untersuchungen von Mayer, Hurst und Child (1894,
p. 44 ff.) darf es als wahrscheinlich gelten, daß das Johnston’sche
Organ der Männchen von Culiciden und Chironomiden auf
eine bestimmte Reizqualität — den Ton des Weibchens — ein-
gestellt ist. Was für die Tastorgane — als solches ist ja das J.O.
aufzufassen — Geltung hat, ist in höherem Maße von den chemo-
receptorischen Sinnesorganen anzunehmen.
Insbesondere gilt dies hinsichtlich eines unterschiedlichen
Verhaltens der Geschlechter.
Geyer (1913) ist auf Grund von Untersuchungen über die chemische
Zusammensetzung der Insektenhaemolymphe zu der Folgerung
gelangt, daß „das gesamte Soma bei Männchen und
‘ Weibehen geschlechtlich differenziert ist“ (p. 487). Daraus
darf weiter gefolgert werden, daß auch für die chemoreceptorischen
Organe, die Sinneszellen und ihre Terminalfibrillen, eine geschlechtliche
Differenzierung anzunehmen ist, somit die morphologisch gleichwertigen
Geruchsorgane der beiden Geschlechter sich physiologisch —
in ihrer qualitativen Reaktion — verschieden verhalten. Es ist also
nicht nötig, bei dem $ nach besonderen Organen zu suchen, die
ihm zum Auffinden des © behilflich sein könnten. Es hat zu diesem
Zweck — und im wesentlichen nur zu diesem Zweck — seine
antennalen Geruchskegel.
Nun ist aber auch das Weibchen nicht nur befähigt, mit Hilfe
des Geruchssinnes — wie oben besprochen — das für die Eiablage
geeignete Substrat aufzufinden, sondern auch imstande, die Nähe
eines Männchens wahrzunehmen, wenigstens solange es
noch nicht befruchtet ist.
Es könnte daraus zunächst gefolgert werden, daß bestimmte
Geruchsorgane auf den ‚Geschlechtsduft“ des 5 eingestellt sind.
In der Tat zeigen ja die Geruchskegel der Imago morphologische
Unterschiede. |
Aber auch die Annahme liegt im Bereich der Möglichkeit, daß
die Geruchsorgane des Q vorwiegend zunächst aufden „Geschlechts-
duft“ des $ reagieren und erst nach erfolgter Begattung — nach der
bis zur Eiablage eine gewisse Zeit verstreicht — sich chemisch-
physiologisch umstellen. Jedenfalls hat offenbar nach der Be-
gattung der Reiz des Geschlechtsduftes des $ keine Bedeutung mehr
für das Q, die entsprechende Empfindungsqualität kann also aus-
geschaltet werden. Ich bin der Ansicht, daß diese Annahme die beste
Erklärung für das Verhalten der Q-Imago bietet.
Eine dritte Möglichkeit, daß Geschlechtsduft und ‚‚Duft‘“ des
Nährsubstrates qualitativ gleichartige Substanzen sind und nur die
Reaktion auf den Reiz bei dem @ nach der Eiablage sich ändert,
darf wohl als sehr wenig wahrscheinlich betrachtet werden.
4, Ilett
30 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
d) Die Wahrnehmung des ‚„Bereitschafts“- und ‚‚Reizduftes“.
Nun gibt es aber noch einige weitere Reizarten, die für die
Geruchsempfindung in Frage kommen. Wie wir noch sehen werden,
ist es sehr wahrscheinlich, daß außer dem Geschlechtsduft noch ein:
besonders differenzierter „Bereitschaftsduft‘‘ beiden Geschlechtern
eigen ist. Außerdem haben die Männchen vieler Arten eine so vollendete
Ausstattung mit ‚„Duftorganen‘ im eigentlichen Sinne, deren Sekret
als „Reizduft‘“ unterschieden werden möge, daß für die (eruchs-
organe der Weibchen dieser Arten eine besondere Eignung zur Wahr-
nehmung dieses „Reizduftes“ angenommen werden muß.
Es sei betont, daß es natürlich unmöglich ist, die Eigenart der
verschiedenen Duftreize näher zu untersuchen. Wir sind darauf
angewiesen, Art und Bedeutung dieser Reize aus den Beobachtungen
des Verhaltens der Tiere zu folgern. Nur in diesem Sinne können wir
versuchen, den sich hier ergebenden Fragen näher zu treten.
Was zunächst den ‚„Bereitschaftsduft‘“ betrifft, so ist es
natürlich nicht unbedingt sicher, daß es sich wirklich um einen von
dem ‚‚Geschlechtsduft‘‘ qualitativ wesentlich verschiedenen Stoff
handelt. Die Annahme liegt allerdings, wie wir später noch sehen
werden, sehr nahe. Es äußert sich die Bereitschaft zur Begattung —
am auffallendsten bei den höher differenzierten Arten — auf eine
eigenartige Weise: bei dem $ in einem 1—2maligen Flügelschlagen;
bei dem & in ähnlicher Weise oder in einem öfter wiederholten leb-
haften Rütteln des ganzen Körpers. Die Wirkung dieser Äußerungen
scheint auf gewisse Entfernung momentan zu sein.
Es könnte zunächst daran gedacht werden, einen mechanischen
Reiz durch Luftschwingungen anzunehmen, in welchem Falle wahr-
scheinlich das Johnston’sche Organ der reizvermittelnde Teil
sein würde. Die verschiedenartige Äußerung bei $ und 2 stände
mit dieser Auffassung im Einklang. Immerhin ist zu bedenken, daß
solche doch sehr geringen Luftschwingungen vielleicht im Zuchtglase
noch einige Bedeutung haben können, draußen im Freien aber schon
auf geringe Entfernung ohne Wirkung sein müssen, und fernerhin
auch wohl nicht fein genug differenziert sind, um die momentane
Wirkung erklärlich zu machen.
In der Tat ist es wahrscheinlich, daß es sich um einen Duftstoftf
handelt. Alle Psychodiden besitzen dorsal von der hinteren Flügel-
basıs ein eigenartiges Organ, das „Epıipterygalorgan“, das ich
als „Bereitschaftsdrüse“ deute. Wir werden später noch näher auf
dies Organ und seine Funktion zurückkommen.
Nun noch etwas über den eigentlichen „Reizduft“. Sehr oft
dienen besondere Duftorgane der Tiere zum Heranlocken des andern
Geschlechtes, das dann gewöhnlich mit zahlreicheren Geruchsorganen
ausgestattet Ist.
Die Duftorgane der männlichen Psychodiden haben vorwiegend
nur die Bedeutung eines Erregungsmittels vor der Begattung,
sind also auf Wirkung aus nächster Nähe berechnet. Daher ist es
(Sehmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden nsw. 31
nicht auffallend, daß die Weibchen keine Vermehrung der Geruchs-
kegel aufweisen.
Die in manchen Fällen enorme Ausbildung der Duftorgane läßt
‚den Schluß zu, daß ıhre Reizwirkung mehr quantitativer als qualitativer
Natur ist. Wahrscheinlich tritt erst bei einer gewissen Intensität des
Reizes der Erfolg ein, die Gefügigkeit zur Kopulation.
Es ist also auch hier nicht durchaus nötig, anzunehmen, daß der
Reizduft des $ von seinem Geschlechtsduft (oder auch seinem Bereit-
schaftsduft) qualitativ wesentlich verschieden ist. Die Tatsache der
besonderen Ausbildung von Duftorganen läßt jedoch mit ziemlicher
Sicherheit darauf schließen, daß es sich um differente Stoffe handelt,
daß also Reizduft, Bereitschaftsduft und Geschlechtsduft
qualitativ sich unterscheiden. Es muß dann natürlich gefordert werden,
daß bei beiden Geschlechtern eine besondere Anpassung an die Wahr-
nehmung von Geschlechts- und Bereitschaftsduft, bei dem 2 auch
noch eine solche an die Wahrnehmung des Reizduftes vorliegt. Es
läßt sich dies wohl am einfachsten so verstehen, daß nicht einzelne
Geruchsorgane spezifisch differenziert sind (obgleich das auch möglich
ist), sondern daß die verschiedenen Reizarten sich ergänzende,
additive oder übergeordnete Wirkungen auslösen. Für das
Weibehen scheint nach der Begattung — wie ich schon erwähnte —
nur noch eine Wahrnehmungseinstellung auf den von einem geeigneten
Eiablagesubstrat ausgehenden Reiz vorhanden zu sein.
Die Frage, wie die Richtung des Fernreizes wahrgenommen
wird, soll uns hier nicht weiter beschäftigen. Im allgemeinen wird
angenommen, daß das Zusammenwirken der beiden Antennen, bezw.
ihrer Organe, bei der Ermittelung der Richtung, aus welcher der Reiz
kommt, von wesentlicher Bedeutung ist. Wahrscheinlich dient aber
auch die Verstärkung der Reizwirkung bei Annäherung an die Reiz-
quelle als Wegweiser.
C. Die physiologische Bedeutung der Askoide.
Aus den vorangegangenen Ausführungen über die antennalen
Sinnesorgane ergibt sich, daß im allgemeinen die bisher be-
trachteten Organe genügen, um die Wahrnehmung der
lebenswichtigenReizarten morphologisch und physiologisch
zu erklären.
Was insbesondere die Geruchsorgane betrifft, so ist es nicht
nötig, für das noch besondere Organe zu fordern, da die vorhandenen
offenbar ausreichen, um den Zweck --- das Auffinden des @ und Erkennen
seiner Bereitschaft — zu erfüllen.
Bei dem 9 liegt eine größere Inanspruchnahme des Geruchssinnes
vor, die Reizarten zeigen erhebliche Differenz. Trotzdem hat das 2
keine größere Zahl von Geruchsorganen. Die Schwierigkeit, die sich
aus dieser Tatsache ergeben könnte, wird durch die bereits aus-
gesprochene Annahme beseitigt, daß entweder die einzelnen Geruchs-
organe qualitativ stark spezifiziert sind, oder aber — was
4. Heft
82
Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
d
wahrscheinlicher ist — be-
stimmte Reizarten sich
ergänzen, und nach er-
folgter Begattung eine
völlige Modifikation
der Reizempfindung
der Geruchsorgane des 9
eintritt.
Welche Bedeutung.
haben aber nun die
„Askoide“?
Nach ihrer ganzen Aus-
bildung muß ihnen ohne
/weifel ein hoher biolo-
gischer Wert beigemessen
werden.
Prüfen wir zunächst die
Frage:
I. Können die Askoide
als Sinnesorgane ge-
deutet werden?
Wir können dieser Frage
nicht näher treten, ohne
den histologischenAuf-
bau der Organe zu be-
rücksichtigen.
Es muß dazu voraus-
geschickt werden, daß es
überaus schwer ist, an
nicht besonders für solche
Zwecke vorbereitetem Ma-
terial — und um solches
hat es sich bisher ım all-
gemeinen gehandelt —
über die feineren histolo-
gischen Verhältnisse Klar-
heit zu gewinnen. Die
Länge der Antennen und
ihre engen Verbindungs-
stücke verzögern den Ein-
tritt von Fixierungsflüssig-
keiten, sodaß sich in der
Regel keine klaren Bilder
ergeben. Die Anwendung
Fig. 6. Längsschnitt durch die basale Glieder (I—IV) der Antenne von Pericoma
(Thelmatoscopus) claviger« n.sp., d. Vergr. 300>. Askz = Askoidalzellen,,
BasR — Basalraum, JO = Johnston’sches Organ, n.a. = nervus antennalis,
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 33
der Methylenblau-Methode, nach den Angaben von Vogel (1911),
führte bisher . zu keinem befriedigenden Resultat. Ohne An-
wendung der Schnittmethode sind Einzelheiten des inneren Baues
der Knoten nicht zu untersuchen, geeignete Quer- und Längsschnitte
aber infolge der Sprödigkeit des Materiales bisher nur selten gewonnen
worden. Spätere Untersuchungen an: besser geeigneten Objekten
werden hoffentlich diese Lücken ausfüllen.
Die Figur 6 gibt einen Längsschnitt durch das 2.—4. Glied der
Antenne von P. clavıgera wieder. Der vom Deuterocerebrum ent-
springende nervus antennalis oder olfactorius gibt kurz nach seinem
Eintritt in den Pedicellus peripher starke Fasergruppen ab, die zu den
Sinneszellen des Johnston’schen Organes führen. Die zentralen
Fasern verlaufen in zwei gesonderten Strängen weiter und durch-
ziehen, allmählich dünner werdend, die ganze 14—16 gliedrige Antenne.
Diese Zweiteilung des (sensiblen!) antennalen Nervs scheint bei den
Insekten allgemein verbreitet zu sein.
Die beiden Nervenstränge. verlaufen, soweit bisher festgestellt
werden konnte, an denjenigen Seiten der Antenne, welche die Askcide
tragen, dicht an die Zellgruppen angelehnt, die sich an diesen Seiten
zu mehr oder weniger dichten Massen häufen (Fig. 6).
Der Askoidalschlauch ist eine direkte Ausstülpung der Chitin-
kutikula und sitzt als solche der Kutikula auf, ohne Bildung einer
Einsenkung oder eines basalen Versteifungsringes, wie er bei den
Wirtelhaaren vorhanden ist. Poren in der zarten Kutikula des
Schlauches konnten nicht festgestellt werden.
Im Innern des Knotens befindet sich an der Basis des Schlaucher
in der gleichen Breite wie dieser ein bläschenförmiger „Basalraum‘“,
dessen Inhalt, gefärbt, mehr oder weniger netzartig oder auch körnig
strukturiert erscheint. Ein zarter Strang dieser Masse zieht sich oft
an der dem Knoten zugewandten Seite des Schlauches an der Kutikula
desselben eine Strecke herauf.
Der tiefliegende Abschnitt des Basalraumes zeigt gewöhnlich eine
dunklere Färbung, ein Kern ist nicht wahrzunehmen. Die Wandung
des Raumes ist nicht chitinöser Natur und geht an ihrer Außengrenze
in die Hypodermis des Knotens über.
Radiär angeordnet ziehen von der Wandung des Basalraumes
dünne Stränge zu den Zellmassen, die sich mit einem gewissen
Abstand um den Basalraum dicht gelagert vorfinden. Diese askoidalen
Zellmassen (Askz), bei denen Zellgrenzen nur undeutlich erkennbar
waren, sind je nach der Ausbildung des Organes größer oder kleiner,
sie füllen z. B. bei clavigera, an deren Antenne die beiden Askoide
nach der einen Seite des Knotens etwas zusammengerückt sind —
sodaß im Längsschnitt nur ein Schlauch getroffen wurde,— diese
Seite des Knotens fast völlig aus.
Zu diesen Zellen führende Nervenäste konnten nicht festgestellt
werden; die zarten Stränge, die sich vor allem im basalen Abschnitt
des Knotens vorfinden, scheinen Tracheenästchen zu sein.
Archiv für Naturgeschichte
1922. A. 4. 3 4. Heft
34 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
Nun zur Deutung der Gebilde im einzelnen. Welchen morpho-
logischen Wert hat zunächst der „Basalraum“?
Es kann sich einmal um die Bildungszelle des Schlauches handeln,
deren Kern dann als zurückgebildet oder zerfallen angenommen
werden müßte.
Es liegt aber auch nahe, den Inhalt des Basalraumes als Sekret
zu deuten und vielleicht die Askoidalzellen als an deı Bildung des
Schlauches beteiligt anzusehen.
Sind nun diese Askoidalzellen Sinneszellen oder nicht? Diese
Frage läßt sich nur dadurch entscheiden, daß zu den Zellen führende
Nervenfasern festgestellt werden. Dies war, wie gesagt, nicht möglich.
Aber es könnte immerhin der Mangel an histologisch deutlichen Bildern
und aufeinanderfolgenden Schnitten daran schuld sein.
Zunächst führt die Tatsache, daß sowohl Antennennerv als auch
das Askoidalorgan eine paarige Anlage darstellen, zu der Vermutung,
daß die Askoide zu den Nerven in Beziehung stehen.
Untersuchen wir die larvale Antenne, um ihre Gebilde zu
einem Vergleich heranzuziehen, so finden wir auf dem jederseitigen
in der Regel etwas erhöhten Antennalfelde des Larvenkopfes im all-
gemeinen 9—10 Einzelorgane. Und zwar: Zwei dickere, mäßig lange
Schläuche, einen dünneren, etwas längeren Schlauch, eine längere
Borste, im übrigen kleine, kolbige oder spitze Zäpfchen. Die beiden
dickeren, röhrenförmigen Schläuche haben eine gewisse Ähnlichkeit
mit den Askoiden in einfacher Ausbildung. Man könnte sie allenfalls
auch als paarige Anlage deuten, wenngleich in der Regel die beiden
Organe sich an Dicke und Länge etwas verschieden verhalten. Da
die lJarvalen Organe noch nicht näher untersucht wurden, kann über
ihren inneren Aufbau nichts ausgesagt werden. Ähnliche Schläuche,
wie die beiden dicken Röhren des Antennalfeldes, stehen bei der Larve
auch an den Mundwerkzeugen, besonders auf der Öberlippe. Man
geht wohl nicht fehl in der Annahme, daß diese Organe Geruchs- oder
Geschmacksorgane sind. Welche physiologische Bedeutung den
verschieden gestalteten einzelnen Organen des Antennalfeldes zukommt,
entzieht sich unserer Beurteilung. Ein weiterer Rückschluß von
larvalen Sinnesorganen auf die imaginasen Gebilde kann wohl nicht
gemacht werden, da die niederen Sinnesorgane durchweg speziellen
Funktionen angepaßt sind, wie sie schon durch den Aufenthalt der
Larven im Wasser oder feuchten Substrat sich ergeben.
Falls wir aber zunächst der Vermutung Raum geben, daß. die
Askoide Sinnesorgane, die Askoidalzellen also Sinneszellen sind, so
würde weiter zu folgern sein, daß von dem Antennennerv ein immerhin
schon bemerkbares Faserbündel zu den Askoidalzellen abgegeben
werden müßte. Wenn wir die bei dem Johnston’schen Organ
(Fig. 6) zutage tretenden Verhältnisse vergleichen, erscheint es zum
mindesten auffällig, daß die beiden Nerven in den folgenden Knoten
nur unwesentlich an Dicke abnehmen. Man hat durchaus den
Eindruck, daß ihre Faserelemente gerade zur Versorgung der Geruchs-
kegel und Tastborsten der langen Antenne ausreichen. Es ist also
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 55
zum mindesten unwahrscheinlich, daß die Askoidalzellen Sinneszellen
sind.
Verfolgen wir jedoch zunächst die Annahme weiter, daß das Organ
als ganzes ein Sinnesorgan Ist.
Es könnte nach seinem ganzen Aufbau wohl nur als chemo-
receptorisches Organ gedeutet werden. Die stärkere Ausbildung
bei den fäulnisliebenden Arten würde diese Deutung rechtfertigen.
Die zudem Basalraum ziehenden radiären Stränge könnten als Terminal-
stränge und der Inhalt des Basalraumes als neurofibrilläres Element
aufgefaßt werden.
Nun tritt aber bei allen bisher bekannten chemoreceptorischen,
überhaupt niederen Sinnesorganen deı Insekten deutlich das Be-
streben hervor, die receptorischen Elemente, also den Terminalfaden
oder seine fibrillären Ausläufer, möglichst nahe an den Wirkungs-
bereich des Reizes heranzuführen. Man hat sogar vielfach ange-
genommen, daß die Zäpfchen der Geruchsorgane an der Spitze durch-
bohrt seien, um den Reiz direkt an die nervösen Elemente herantreten
zu lassen. Ist auch diese Annahme durchweg unrichtig (vergl. Forel,
1910, p. 119), so ist doch stets bei dem Geruchszapfen der Terminal-
faden bis in-den Zapfen hinein zu verfolgen und nur durch eine dünne
Schicht von der Außenwelt getrennt. Das liegt schon darin begründet,
daß bei den niederen Sinnesorganen für die rein reflektorisch sich
abspielenden Reizempfindungen und Empfindungsreaktionen nicht
so sehr die Quantität als die Schnelligkeit der Reizempfindung
von Bedeutung ist.
Betrachten wir nun die Askoide als EEE Sinnes-
organ, so würde hier zwar die recipierende Oberfläche ungemein ver-
srößert, die Quantität einer Reizwirkung also durchaus gesteigert sein;
für die Intensität der Reizwirkung würde das aber wohl keinen
Vorteil bedeuten, da die Reizempfindung sicher verzögert wäre, zumal
die allenfalls als nervöses Element zu deutenden Stränge an der ab-
gewandten Seite liegen.
Man könnte, außer an eine Chemoreception, etwa an eine hygro-
metrische Funktion der Askoide denken, sie als ein Organ deuten,
das über Schwankungen des Feuchtigkeitsgehaltes der Luft Auskunft
gibt. Aber abgesehen davon, daß die biologische Bedeutung einer
solchen Funktion nicht recht erkennbar ist, sind für die Empfindungs-
intensität eines solchen Organes ebenfalls die bereits erörterten Momente
in Betracht zu ziehen, die eine derartige Funktion höchst unwahr-
scheinlich machen.
Es ist aber noch ein weiteres zu erwägen.
Nach dem oben über die Sinnesorgane Gesagten besitzen chemo-
receptorische Organe eine größere Bedeutung für das weibliche
Geschlecht. Es wäre also zu folgern, daß die Askoide, falls ihnen eine
derartige Funktion zukäme, eine vollkommenere Ausbildung bei
den Weibchen aufweisen müßten. Das ist aber bei keiner Art der
Fall; im Gegenteil, gerade viele Männchen besitzen auffallend
vergrößerte oder vermehrte Askoidalschläuche.
3* 4. Heft
36 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparät
Allerdings sagt Darwın: ‚Wenn bei Insekten... die Sinnes-
organe .... in dem einen Geschlecht vorhanden sind, in dem andern
dagegen fehlen, oder wenn sie, wie es häufig der Fall ist, in dem einen
Geschlecht höher entwickelt sind, als in dem andern, so ist es beinahe
unabänderlich, soweit ich es nachweisen kann, das Männchen, welches
derartige Organe behalten oder dieselben am meisten entwickelt hat,
und dies zeigt, daß das Männchen während der Bewerbung der beiden
Geschlechter der tätigere Teil ist“ (cit.n. Schenk, 1911, p.3). Dieser Satz
hat jedoch durchaus keine allgemeine Gültigkeit. Für die Ausstattung
mit Sinnesorganen ist das Bedürfnis maßgebend, nicht die größere
oder geringere Aktivität des Geschlechtes; so hat z. B. das Männchen
von Ichneumon luctatorius Grav. viel weniger Geruchsorgane als das
Weibchen, welches zur Unterbringung der Eier in dem geeigneten
Wirt ihrer im erhöhten Maße bedarf (Schröder, 1913, p. 143).
Stellen wır noch einen Vergleich der Askoide mit den von anderen
Insekten bekannten chemoreceptorischen Sinnesorganen an, so muß
gesagt werden, daß keine Organe bekannt sind, deren kutikularer
Teil eine solche Ausdehnung zeigt, wie er bei den Askoiden vorliegt.
Wo ein stärkerer Geruchssinn vorhanden ist, prägt er sich in einer
Vermehrung der Geruchskegel aus, nicht in einer Vergrößerung
derselben. Gewisse Geruchszapfen (vergl. Forel, 1910, Tafel II)
haben eine äußere Ähnlichkeit mit den Askoiden, sind aber stets
bedeutend kleiner. Am ehesten könnten noch die Aesthetasken
(Leydig’sche Organe, Spürschläuche, Sinneszylinder usw.) der
Crustaceen zum Vergleich herangezogen werden. ‚‚Diese Riech-,
Spür- und Schmeckorgane reeipieren chemische Änderungen des Salz-
und Gasgehaltes im Wasser oder Beimengungen, die von Nahrungs-
stoffen herrühren; da sie bei den $ gewöhnlich zahlreicher und größer
‚sind als bei den 9, so nımmt man an, daß sie dem & auch zur Reception
der chemischen Reize des @ dienen. — Die Reizstoffe diffundieren
durch die durchlässige Kutikula der Schläuche‘ (Giesebrecht,
1913, p. 120). Die Aesthetasken haben bisweilen eine ziemliche Größe.
Nach Marcus (1911) geht bei Asellus cavaticus „mit der höheren
Ausbildung des Geruchsorgans eine Vergrößerung der pereipierenden
Oberfläche Hand in Hand.“
Aber hier handelt es sich um Tiere, die im Wasser leben (das
gilt in etwa auch für die Larven der Psychodiden), sodaß die äußere
Ähnlichkeit der recipierenden Organe keinen Rückschluß auf u
physiologische Gleichwertigkeit gestattet.
Diese Ausführungen mögen genügen.
Sie ergeben mit ziemlicher Sicherheit, daß die Askoide nicht
als Sinnesorgan aufgefaßt werden können.
Allerdings liegt offenbar — wie schon gesagt — zunächst diese
Deutung.nahe und könnte aus der stets paarigen Anlage der Organe
geschlössen werden, daß es sich tatsächlich primär um ‚Sinnesorgane
gehandelt hat, deren Funktion sich infolge besonderer Differenzierung
der Sinnes- oder Matrixzellen des Organes geändert hat.
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 37
| Wenn die Askoide keine Sinnesorgane sind, so gilt dasselbe auch
für die erwähnten accessorischen Schläuche bei ?. fusca und deminuens,
wohl auch für die kleinen Bläschen der Antenne von Ulomyia fuliginosa,
denen vielleicht noch am ehesten eine Sinnesfunktion zuerkannt
. werden könnte. Aber auch in diese Bläschen tritt, soweit festgestellt
wurde, kein Terminalstrang ein.
IL. Die Askoide als Organ des „Geschlechtsduftes“.
Ergaben die vorstehenden Erwägungen die Folgerung, daß die As-
koide sehr wahrscheinlich nicht die Bedeutung von Sinnesorganen haben,
so erhebt sich die weitere Frage: Kann es sich um ein Organ
mit sekretorischer Funktion handeln, und welcher Art
ist diese?
Der morphologische Aufbau läßt durchaus die Deutung als Drüsen-
organ zu. Die zu dem Basalraum führenden radiären Stränge sind
unschwer als Zuleitungswege oder Kanälchen aufzufassen, der Basal-
raum als Aufspeicherungsraum. Auffallend bleibt dabei, daß der
Inhalt des Schlauches niemals eine Färbung annimmt, während sich
der Inhalt der kleinen Papillenbläschen der Duftorgane sehr oft lebhaft
tingiert:
; Daß die Kutikula des Schlauches keine Poren erkennen läßt,
darf nicht irritieren, da solche auch an den erwähnten Papillenbläschen
nicht festgestellt werden konnten. Die Durchlässigkeit feiner Chitin-
membranen für bestimmte Stoffe steht außer Frage. Die hyaline
Beschaffenheit des Schlauchinhaltes läßt den Schluß zu, daß es sich
um eine sehr homogene Substanz handelt. Welcher Art diese Substanz
ist, kann natürlich nicht mit Sicherheit beurteilt werden. Es ist wahr-
scheinlich, daß es ein sich an der Luft verflüchtigender Stoff, also
ein Duftstoff ist. Vielleicht ist sogar die Vermutung nicht von
der Hand zu weisen, daß der Schlauchinhalt bereits gasförmiger
Natur ist.
Es seien einige Tatsachen und Erwägungen angeführt, die bei der
Deutung der Askoide als Sekret- oder Duftorgan besonders in Betracht
zu ziehen sind und diese Deutung stützen:
a) Die Askoidalorgane sind vor allem bei denjenigen Arten
kräftig entwickelt, welche keine sonstigen Duftorgane besitzen.
Allerdings hat dies keine allgemeine Gültigkeit.. Es gibt eine
Reihe von Verwandten der mit Duftorganen ausgestatteten Pericoma-
arten, welche keine Duftorgane und nur schwach ausgebildete Askoide
besitzen. Diese Arten zeigen dann aber auch sonst keinen sexuellen
Dimorphismus, können also gegenüber ihren Verwandten als weniger
hoch entwickelt angesehen werden. In der Hauptsache handelt es
sich um die Arten, deren Larven an Quellen oder ım Moos berieselter
Steine und Stauwehre leben. Die geringere Ausbildung der Askoide
und das Fehlen von Duftorganen bei diesen Arten stützt die Annahme,
daß die Vervollkommnung der Sekretionsorgane mit der Nahrung
der Larven im Zusammenhang steht.
4. Heft
38 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
Die sämtlichen Arten der Gattung Psychoda, bei denen ebenfalls
keinerlei eigentliche Duftorgane auftreten, haben kräftig entwickelte
Askoide. Ähnliche Verhältnisse zeigen die nächsten Verwandten
dieser Gattung.
b) Die Ausstattung mit besonderen Duftorganen ist ge-
wöhnlich verbunden mit sonstigen sekundären Geschlechts-
merkmalen (Anhänge, Färbung usw... Männchen solcher Arten,
die zwar sekundäre Geschlechtsmerkmale, aber keine Duftorgane
besitzen, weisen eine auffallende Vervollkommnung der Askoidal-
organe auf. Dies ist z. B. bei dem schon erwähnten Männchen von
P. deminuens der Fall, das durch seine nahe Verwandtschaft mit
P. notabilis und clavigera und das Vorhandensein von antennalen
Stachelanhängen zunächst auf Ausstattung mit besonderen Duft-
organen schließen läßt, aber keine solchen besitzt. Es finden sich
nur an den Antennen accessorische Askoidalschläuche (Fig. 7).
c) Die gleichfalls schon er-
wähnte enorme Ausbildung der
Askoidalorgane bei P. decipiens
(Fig. 3) und ustulata steht eben-
falls mit sekundärem Ge-
schlechtsdimorphismus im
Zusammenhang. Und zwar dient
bei diesen beiden Arten gerade
die Antenne des & offenbar als
„Schmuckorgan‘“, sie ist stärker
und länger und mit dichten dunk-
len Haarwirteln versehen, durch
welche die hellen Kränze von As-
koidalschläuchen hindurch-
schımmern. Die Antenne des ©
ist viel unscheinbarer. Auch bei
P. fagicavatica (Fig. 1) liegen ähn-
liche Verhältnisse vor, doch ist
hier die Vervollkommnung der
Askoidalorgane durch starke Ver-
größerung erreicht.
d) Die Ausstattung der Männchen von Ulomyia fuliainosa
(Fig. 9) und P. fusca (Fig. 8) mit accessorischen Schläuchen oder
Bläschen, trotzdem diese beiden Arten sehr vollkommen ausgebildete
thorakale Duftorgane besitzen, kann so erklärt werden, daß es sich
um extrem entwickelte Arten handelt. Das gleichfalls sehr extrem
differenzierte Männchen von P. nubila hat seinen Überschuß an Or-
ganisationsenergie zur Bildung des Kopfanhangs und der zahlreichen
Stacheln der Antenne verwandt (Fig. 22).
Es hat somit in der Tat die Annahme große Wahrscheinlichkeit
für sich, daß die Askoide ein antennales Sekretorgan sind, und das
Sekret ein Duftstoff ist,
Fig. 7. IV.u.V. Antennenglied von Peri-
coma ( T’helmatoscopus) deminuensn.sp. &.
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 39
Das verschiedene Verhalten des Sekretes der Askoide und der
eigentlichen Duftorgane bei der Färbung mit Haematoxylin-Eosin
läßt darauf schließen, daß es sich um differente Stoffe handelt.
Fig.9. Letzte Antennenglieder
von Ulomyia fuliginosa Meig.,
Fig.8. Il.—IV. Antennenglied von Pericoma d. Vergr. 800 x.
fusc»a Maeq., $. Vergr. 400 x. DB = Duftbläschen.
Da zudem beide Geschlechter mit Askoiden versehen sind, aber
natürlich der Duftstoff geschlechtlich differenziert sein muß, ist es
angebracht, ihn als „Geschlechtsduft“ zu bezeichnen.
Ein geschlechtlich differenzierter Duft — es war bereits oben
davon die Rede —- muß allen denjenigen Insekten zukommen, die
sich mit Hilfe ihrer Geruchsorgane finden. Es wird meist angenommen,
daß diffus verteilte epidermale Drüsenzellen diesen Duftstoff liefern,
Besondere Organe des Geschlechtsduftes sind meines Wissens bisher
‚nicht beschrieben worden, jedenfalls führt weder Deegener (1915)
‚noch auch Bugnion (1913) solche an.
4. Heft
49 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
Als ursprünglicher Zustand ist bei den Psychodiden die gleich-
mäßige Ausbildung der Askoidalorgane bei beiden Geschlechtern
anzusehen. Bei denjenigen Arten, die eine sexuelle Dimorphie der
Organe aufweisen (vergl. oben b) bis d)), sind nun die Organe des &
offenbar in nähere Beziehung zur Kopulation getreten, indem
bei ihnen das Sekret der Askoide zugleich als „Reizduft“ dient.
Es ist also hier aus einem ursprünglichen Erkennungsmittel ein
Reizmittel geworden, ein Übergang, der im Tierreich nicht selten
ist (vergl. Weber, 1911, p. 467).
D. Zusammenfassung und Schluß.
Als wesentliche Ergebnisse unserer Untersuchung können folgende
Punkte hervorgehoben werden:
1. Die Askoide sind als antennale Sekretorgane auf-
zufassen. | |
2. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß sie aus paarig angeord-
neten, ursprünglich als chemoreceptorische Sinnes-
organe funktionierenden, epidermalen Bildungen
hervorgegangen. sind.*)
3. Sehr wahrscheinlich sind die Askoide das Organ des „‚Ge-
schlechtsduftes“, der die Geschlechter zusammenführt.
4. Bei einigen Arten sind die Askoide des Männchens höher ent-
wickelt; es ist anzunehmen, daß sie in den Dienst besonderer
sexueller Reizwirkung getreten sind. Ihr Sekret kann ın
diesen Fällen somit als „Reizduft“ im engeren Sinne be-
zeichnet werden.
Zweifellos sind die Askoide morphologisch und physiologisch
sehr interessante Gebilde. Es ist daher auffallend, daß ihnen bisher
so wenig Beachtung geschenkt wurde.
Ihr Vorkommen ist nicht auf die Psychodiden beschränkt.
Jedenfalls darf es als sehr wahrscheinlich gelten, daß die von Kieffer
mehrfach systematisch verwandten, den Askoiden durchaus ähnlichen
Organe an den Antennen von Chironomiden, besonders (eratopogon-
Arten, die er als „appendices“, „appendices subuliformes“
oder „lamelles subuliformes“ bezeichnet, den Askoidalorganen
der Psychodiden nicht nur morphologisch, sondern auch physio-
logisch gleichwertig sind. Sie „kommen oftmals auch beim $ vor,
aber in Gestalt einer abstehenden, glashellen bis braunen, stumpfen
oder spitzen Borste, und zwar bald einzeln, bald zu zweien an den
9 ersten Geißelgliedern, so z. B. bei Ü. Mülleri, C. palmarum, Culicoides
!) Der Übergang des Organs von der chemoreceptorischen zur chemo-
sekretorischen Funktion kann vielleicht so erklärt werden, daß die recipierende
Sinneszelle zugunsten der Bildungs-(Matrix-)Zellen des Organes reduziert wurde,
wobei als Ursache eine gewisse Disponiertheit der Epidermiszellen für die Sekretion
angenommen werden kann. — Übrigens hat schon Leydig (1886) darauf hin-
gewiesen, daß Nervenendorgane zugleich sekretorischer Natur sein. können.
(Schmuck-,. Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 41
himalayae;, am 1. Geißelglied erreichen sie oftmals eine sehr bedeutende
Länge, so bei Ü. mülleri, wo die beiden Borsten viel länger als der _
basale Wirtel sind. — In den benachbarten Gruppen der Chironominae
sind diese Anhänge stärker entwickelt und mannigfaltiger gestaltet,
ich beobachtete sie aber nur an den Fühlern der 9, wo sie selten fehlen. —
Ich habe auch angegeben, daß sie in diesen Gruppen gute Anhalts-
punkte für den Systematiker bilden, so z. B. in der Orthocladius-Gruppe,
daß diese Gebilde bei O. brevicornis Kieff. fehlen, bei Camptocladıus
foliatus Kieff. die lanzettliche Gestalt eines Moosblattes aufweisen,
bei O. sordidellus Zett. einen gegabelten Fortsatz darstellen, bei
O. muscicola Kieff. als dreiästige Anhänge erscheinen. — Etwasähnliches
finden wir bei manchen Cecidomyiden, aus der Gruppe der Le-
streminae, dort treten diese Gebilde aber zu 4 quirlständig an jedem
Geißelglied auf; in der Gruppe der Cecidomyinae sind diese Anhänge
häufig durch einen Wirtel von zahlreichen, bogenförmig gekrümmten,
fadenartigen Gebilden ersetzt‘ (Kieffer, 1911, p. 520 ff.).
Es sei bemerkt, daß es oft, besonders an Kanadabalsampräparaten,
überaus schwer, in manchen Fällen fast unmöglich ist, die zarthäutigen
Schläuche zu erkennen. Bisweilen hindern auch die dichten Haar-
wirtel der Antennen — wie ich mich z. B. an Männchen von Cerato-
pogon-Arten überzeugt habe — die Untersuchung der einzelnen Geißel-
glieder so sehr, daß leicht die durchsichtigen Gebilde übersehen werden.
Die Untersuchung der Askoide bedarf vor allem noch einer Er-
gänzung hinsichtlich ihrer Entwicklung in der Puppe, deren
Studium bei den Psychodiden leider dadurch sehr erschwert ist,
daß die Antennenglieder der Imago in der pupalen Hülle sich stark.
in einander schieben. Infolge dieses Umstandes erhielt ich bisher
keine sicheren Ergebnisse über die Morphogenese der Askoide; vielleicht _
liegen die Verhältnisse bei anderen Objekten für solehe Untersuchungen
günstiger.
3. Kapitel.
Das Epipterygalorgan.
Außer den Askoiden besitzen sämtliche Imagines der Psycho-
diden in beiden Geschlechtern noch ein weiteres, bisher unbekanntes
Organ, das im Dienste sekundär-geschlechtlicher Funktion steht.
Es ist offenbar von allen Psychodidenforschern übersehen worden;
auch Dell (1905) und Koch (1913), die Imagines morphologisch
untersucht haben, erwähnen das Organ nicht.
A. Allgemeine Lage.
An anderer Stelle (1921; 1922, b) habe ich den Nachweis geführt,
daß dem Thorax der Insekten ein Segment mehr zukommt, als ihm
bisher in der Regel zugezählt werden. Es muß vorläufig dahingestellt
bleiben, ob dieses Segment, dessen Tergit dem Seutum, d.h. dem
vorderen Teil des bisherigen Mesonotums entspricht, als Interkalar-
segment im Sinne Kolbes zu deuten, oder ob der Aufbau des Insekten-
4. Heft
42 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
thorax in der Weise aufzufassen ist, wie ich an genannter Stelle es
möglich zu machen versucht habe. Nach der einen Theorie ist das bis-
herige ‚‚Scutellum‘“ das eigentliche Mesonotum, nach der andern das
Metanotum, bei dieser Annahme der Dipterenflügel eine metathorakale
Bildung. Es wird weiteren Untersuchungen vorbehalten bleiben
müssen, hierüber völlige Klarheit zu schaffen.
Ohne also endgültigen Resultaten vorgreifen zu wollen, sei hier
der imaginale Thorax gemäß meiner Theorie, also das Scutellum
als aus dem Tergit des Metathorax hervorgehend aufgefaßt.
Das Scutellum bildet einen gewölbten, lateralwärts verschmälerten
Bügel, der jederseits durch eine Falte direkt mit der hinteren Flügel-
wurzel in Verbindung steht (Fig. 11; 15).
NS \ y
RUSS
Fig. 10. Hinterer Thorax und Flügelbasis der rechten Seite von Psychoda alter-
nalta Say, dorsal. . Vergr.: 200 x. a = Epipterygalplatte, b,ce=s.. Text,
vFIW = vordere Flügelwurzel, DW — Deckwulst, DSp = Deckspange, ZSp =
Zugspange. Der Pfeil bezeichnet den Faltungswinkel, die gestrichelte Linie den
Bereich der Faltung.
Das Mesonotum, der vordere gewölbte Hauptteil des dorsalen
Thorax, hat durch starkes Wachstum als Ansatzfläche der Haupt-
muskeln des Thorax das Metanotum zu jener Form des Bügels
zusammengedrückt. Bei der Puppe bilden Meso- und Metanotum
eine emheitliche Platte, deren Gliederung nur angedeutet ist. Bei der
Bildung des imaginalen Thorax in der Puppe lassen sich die Grenz-
verschiebungen nicht mit Sicherheit verfolgen, da die neuen
Grenzen sich erst dann erkennbar markieren, wenn sie ihre endgültige
Lage einnehmen. Es ist daher die segmentale Zugehörigkeit der seitlich
sich abgrenzenden Platten sehr schwierig festzustellen.
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 45
Das Metanotum (es möge der gewölbte Bügel ausschließlich
diese Bezeichnung erhalten) ist in seinem dorsalen Teile von nahezu
gleicher Breite. Von der Stelle, wo seitlich seine vordere Grenze schräg
nach hinten abbiegt, verläuft eine Falte schräg nach vorn in der
Richtung auf die vordere Flügelbasis zu (Fig. 10; 11; 15). Ich möchte
diese Falte für die segmentale Grenze ansehen, also die zwischen Ihr,
dem Metanotum und dem Flügelansatz gelegenen Platten (a, b, c)
dem Metathorax zurechnen.- Wenigstens dürften die beiden hinteren
“ Platten (a, b) dieser im ganzen etwa dreieckigen Region zum Meta-
thorax gehören, während die Segmentzugehörigkeit des vorderen,
zur Flügelwurzel in Beziehung tretenden und schwächer chitinisierten
Bezirkes (c) zunächst ungewiß bleiben muß.
FI
N
= Min
I
Fig. 11. Hinterer Thorax und Flügelwurzel der linken Seite von Psychode elternal&
Say, lateral. Vergr. 200 >. Bezeichnungen wie Fig. 10. FIW = Flügelwurzel.
Der Flügel ist im Faltungswinkel abgetrennt.
Von den beiden sicher dem Metathorax (wohl dem Tergit desselben)
zuzurechnenden Flatten, deren gegenseitige Abgrenzung dorsalwärts
undeutlich wird, trägt die hintere das erwähnte Organ, einen zapfen-
förmigen, behaarten Fortsatz. Wegen seiner Lage dicht über
dem Flügel möge die Bezeichnung ‚„Epipterygalorgan‘“ gewählt,
die zugehörige Platte (a) als „Epipterygalplatte‘“ unterschieden
werden. |
B. Aeußere Morphologie.
Es lassen sich zwei Typen des Organes feststellen. Bei den Arten
der Gattung Psychoda lieg: das Organ an der vorderen ventralen
Ecke der Epipterygalplatte; sein vorderer Rand bildet die Fortsetzung
des vorderen Randes der Platte (Typus I, Fig. 10; !1). Bei den übrigen
Psychodiden ist das Organ mehr nach der Mitte des ventralen Platten-
randes zu etwas von diesem entfernt gelegen (Typus II, Fig, 12; 15).
4. Heft
44 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
Die beiden Typen unterscheiden sıch auch in der äußeren Form
des Zapfens. Beim Typ. I ist der Zapfen etwas nach vorn unten ge-
richtet, länglich gestaltet und nur an der Spitze dicht hehaart (av-
gesehen von ganz feinen Haaren im basalen Teil des Zapfens). Typ. II
zeigt eine mehr horizontal abstehende, bisweilen etwas nach hinten
gerichtete, in der Regel distal gerundete Form des Zapfens, mit dichterer
Behaarung im distalen Teil, schwächerer an der Basis und bisweilen
dem angrenzenden Plattenbezirk.
Fig. 12. Hinterer Thorax und Flügelbasis der rechten Seite von Ulomyia fult-
ginosa@ Meig., dorsal. Vergr. 200 x. Bezeichnungen wie Fig. 10. SO = Sinnes-
organe, CS = Costalschuppe (Costalknoten), Al= Alula. Die gestrichelte
Linie bezeichnet die Stellung der Alula in der Ruhelage des Flügels.
Die Behaarung der Zapfenspitze bei der ersten Form ist
so dicht, daß die Haare als feingestreifte solide Chitinmasse erscheinen.
Auch bei der zweiten Form ist der Haarbesatz des eigentlichen Zapfens
sehr dicht und dadurch ausgezeichnet, daß die Haare an den Spitzen
gekrümmt und oft vielteilig sind.
Bei der Betrachtung des Organes fällt nun eine Tatsache sofort
auf: die dunkle Färbung der Zapfenbasis und des angrenzenden
Plattenbezirkes. Auch dann, wenn der übrige Körper ( Ps ychoda-
(Sehmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodıden üsw. 45
arten) hell gefärbt ist, sind der basale Teil des Zapfens, beim Typus II
mehr die ganze Dorsal-, weniger die Ventralseite, sowie in beiden
Fällen meist die ventrale Region der Epipterygalplatte schwarz gefärbt.
Ähnliche Schwarzfärbung tritt auch sonst, und zwar dort auf, wo
eine besonders kräftige Chitinisierung vorliegt, z. B. an den dorsalen
Teilen des Wulster, der vor der vorderen Flügelwurzel liegt (Fig. 11; 15).
Es scheint jedoch die dunkle Färbung des Epipterygalorganes
‚nicht unmittelbar durch stärkere Chitinisierung hervorgerufen zu sein,
wenn dafür die Dicke des Chitins maßgebend ist. Denn diese ist in
anderen Teilen der Epipterygalplatte annähernd dieselbe, wie in der
Nähe des Zapfens, und in schwarz gefärbten Teilen des Zapfens geringer
als anderswo. Immerhin scheint das Chitin, soweit es schwarze Färbung
zeigt, besonders hart zu sein, wie das in den Serienschnitten sich in
unangenehmer Weise bemerkbar machte.
Infolge dieser dunklen Färbung, die durch Pigmentierung des
Chitins hervorgerufen ist, fällt das Epipterygalorgan in den Präparaten
sofort auf. Bei seitlicher Ansicht des Typus II schimmert die Ansatz-
stelle des Zapfens als helleres Oval durch und verleitet zunächst dazu,
das Organ als Stigma anzusehen, zumal die Haarwurzeln als helle
Poren erscheinen.
Unterschiede in der Ausbildung des Organes nach dem Geschlecht
der Imago konnten nicht festgestellt werden. Es findet sich das Organ
bei allen Imagines der Gattungen Psychoda, Pericoma und
Ulomyia.
€. Histologischer Aufbau.
Die histologischen Verhältnisse seien an Hand der Figur 13, die
verschiedene Entwicklungsstufen des Organes darstellt, näher
betrachtet, | | |
Es mag vorausgeschickt werden, daß wegen der Härte des Chitins
brauchbare Schnitte durch das fertige Organ nur selten erlangt werden
konnten, gewöhnlich reißt die ganze Organanlage beim: Schneiden
heraus. Sehr dünne Schnitte waren bis jetzt überhaupt unmöglich.
Vorläufig müssen daher Feinheiten der Histologie des Organes un-
berücksichtigt bleiben. Es lassen sich auch durch Federzeichnung
feinere Strukturverhältnisse nicht leicht völlig getreu wiedergeben,
sodaß die Figuren als etwas schematisiert angesehen werden müssen.
In einem Querschnitt durch den Thorax der Puppe von Psychoda
alternata Say prägt sich die erste Anlage des Organes schon früh
in einer etwas dorsal von der hinteren Flügelwurzel (kurz vor dem
Ende der Flügelanlage) gelegenen Wucherung der mehrschichtigen
Hypodermis aus. Die Wucherung bildet eine etwas zur Flügelwurzel
hinneigende Vorwölbung, die bald die Form eines Zapfens annimmt
und sich distal streifig differenziert (Fig. 13a). Es scheint zunächst
das Plasma oder Linom der äußeren Hypodermiszellen zu sein, das
sich strangartig in dichten parallelen Lagen senkrecht zur Oberfläche
streckt und distal kutikularisiert. Die nen indie sich diese
Kutikularisierung differenziert, sind so gedrängt, daß selbst bei
4. left
46 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
stärkster Vergrößerung die distale Partie des Zapfens als einheitliche
streifige Chitinmasse erscheint, an der auch im Verlaufe der Weiter-
entwicklung des Organes keine große Veränderung wahrzunehmen ist.
Die Hypodermis zeigt im Bereich der Anlage beiderseits über den
Rand des Zapfens hinaus eine dichtere Kernlage und eine gewisse
Abgrenzung gegen die übrige Hypodermis.
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24
Fig. 13. Querschnitte durch die Anlage des Epipterygalorgans in verschiedenen
Entwicklungsstädien. Verg. 800 x. d—d = Psychoda alternata Say, e = Peri-
coma (Thelmatoscopurs) clavigera n.sp., a. S. = äußere Schicht, i. S. = innere
Schicht der Hypodermis, FZ = Fettzellen, Fl = Flügel, DW.= Deckwulst,
M = Muskelpaar der Zugspange,
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 47
Im Verlaufe der Entwicklung (Fig. 13b) wächst der Zapfen in
die Länge, sich dabei weiterhin nach der Flügelwurzel zu lateralwärts
neigend. Dies Längenwachstum wird dadurch bewirkt, daß die Zellen-
stränge der Zapfenhypodermis sich weiter in die Länge strecken;
auch die basal gelegenen Zellen ordnen sich in gleichgerichteten Streifen,
sich deutlicher von der übrigen Hypodermis abgrenzend.
AnderübrigenHypodermis gehen unterdes einige Veränderungen
vor sich. Nach der median (dorsal) an die Zapfenanlage anschließenden
Seite ist eine solche schon in der Fig. 13a angedeutet. Es differenziert
sich die ursprünglich einheitliche Hypodermis mehr oder weniger
deutlich in zwei Schichten, eine äußere dünne Schicht mit ziemlich
dicht zusammenschließenden Zellen (Fig. 13b = A.S.), die eigentliche
Hypodermis (Matrix der Kutikula); und eine innere dickere Schicht
(Fig. 13b =. S.), deren Zellen locker angeordnet sind und sich im
allgemeinen senkrecht zur Kutikula in die Länge strecken, ähnlich
wie die Zellen der Zapfenanlage. Lateralwärts — nach der Flügel-
anlage hin — tritt diese Differenzierung meist nicht auf, hier wird die
‚ursprünglich mehrschichtige Hypodermis später durch Längenwachstum
dünner, bis sie eine dünne einschichtige Lage zeigt (Fig. 13c).
Die erwähnte ‚eigentliche‘ hypodermale Zellenlage schiebt sich
von den Seiten her an den Zellsträngen des Zapfens vorbei und bildet
die Matrix der Zapfenkutikula. Ihre Kerne sind bis in die Nähe des
Haarschopfes zu verfolgen. An der Basis der Haare sind schon früh
sehr oft keine Zellkerne mehr nachweisbar, in anderen Fällen jedoch
noch auf späteren Stadien (vergl. Fig. 13e).
Sobald der Zapfen etwa die endgültige Länge erreicht hat, beginnen
die Zellstränge des Zapfens distal mitsamt ihren Kernen zu zerfallen.
Der Zerfall schreitet allmählich nach der Basis zu fort, jedoch wurde
nicht ein Zerfall auch des letzten basalen Teiles der Zellstränge beob-
achtet. Der distale Zapfeninhalt zeigt in der Regel zunächst streifig-
wabige, später mehr körnige Struktur.
Die bisher geschilderten Vorgänge vollziehen sich in rascher Folge
während der Puppenruhe.
Die Figuren 13 d und e, sowie 14 stellen das Organ der aus-
geschlüpften Imago dar, Fig. 13e das Organ des Typus II von P.
clavigera. Die Veränderungen, die sich inzwischen vollzogen haben,
sind in ihren Einzelheiten nicht genau verfolgt; es kommt hier
auch lediglich darauf an, wie der histologische Aufbau des fertigen
Organes sich darstellt.
Vor allem ist sofort erkennbar: die Zellstränge des Zapfens haben
sich, ebenso wie die erwähnte innere Schicht der median (dorsal) an-
grenzenden Hypodermis, zu Fettzellen umgewandelt, deren große
Kerne sich wesentlich von den eigentlichen Hypodermiskernen unter-
scheiden. Die Fettzellen des Lappens bilden ein lockeres Syneytium
mit großen Hohlräumen und sind nur im basalen Teil des Zapfens
etwas kompakter, fehlen im distalen Teil oft ganz, sodaß der Zapfen
dort hohl erscheint. Cytoplasmastränge des Fettkörpers treten an
die Hypodermisschicht heran, scheinbar direkt sich mit dem Cyto-
4. Heft
48 Dr. Heinrich Jacob Fenerborn: Der sexuelle Reizapparat
plasma der Hypodermiszellen vereinigend, deutliche Zellgrenzen
konnten nicht nachgewiesen werden. |
Nach dem Körperinnern zu ist die Fettzellenschicht stets durch
eine Basalmembran begrenzt, an der Innenseite dieser liegen bisweilen
spindelförmige Zellen mit größeren Kernen (Fig. 13b, ec), vermutlich
dem im übrigen nicht nachweisbaren coelothelialen Mesoderm
zugehörig. |
.“
“
a
Fig. 14. a) Querschnitt durch den hinteren Thorax und die Flügelbasis der
linken Seite von Psychoda alternata Say. Vergr. 800 x. b) Der Deckwulst von
der Fläche gesehen. Bezeichnungen wie Fig. 10 u.”13.
Die Figur 14 deutet an, wie sich die kutikularen Verhältnisse
der Organanlage gestalten. Die dicke Chitinschicht des Zapfens ist
völlig schwarz gefärbt, sie zeigt in Quer- und Flächenschnitten eine
Differenzierung der Chitinmasse zu queren Ringen, die schmale, etwas
hellere-Stellen zwischen sich lassen. Die median angrenzende Kutikula
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden üsw. 49
ist von gleicher Dicke wie die des Zapfens, meist aber nur oberflächlich
dunkel gefärbt. Kurze anliegende Haäre, die nur bei stärkster Ver-
größerung sichtbar werden, finden sich auch im basalen Teil des Zapfens,
wenigstens dorsal. Auch ein weiterer Teil der Epipterygalplatte ist meist
fein behaart. Im Bereich der längeren Zapfenhaare, d.h. des eigentlichen
Haarschopfes, ist die Kutikula sehr dünn. Bei dem Organ des Typus I
fehlt eine basale Kutikula im Bereich des Schopfes ganz, die Haare
stehen so dicht zusammen, daß ihre Ansatzstellen sich unmittelbar
berühren. Beim Typus II ist eine basale Kutikula vorhanden, da die
Haare weniger dicht stehen. Sie ist auch meist, wenigstens an der
Dorsalseite, dunkler gefärbt, aber dünner m dem distalen Zapfen-
abschnitt. Wie schon oben angedeutet, sind bei oberflächlicher
Ansicht die Ansatzstellen der Haare als helle Flecken zu erkennen,
es läßt sich daraus schließen, daß die Haare hohl sind.
D. Der Verschlußapparat.
Bevor wir näher auf die physiologische Bedeutung des Epipterygal-
organes eingehen, ist es nötig, die eigenartigen Verhältnisse an der
hinteren Flügelwurzel zu betrachten.
Bei der lebenden Mücke sind die Flügel schräg nach hinten gerichtet
und entweder dachförmig (Psychoda) oder annähernd horizontal
(Pericoma, Ulomyva) gestellt. Die Alula legt sich dabei dorsolateral
dem Thorax an und überdeckt den seitlichen Teil des Metanotums
(gestrichelte Linie in Fig. 12). Sämtliche Längsadern des Flügels
stehen in Beziehung zur vorderen Flügelwurzel (Fig. 12), es ist daher
anzunehmen, daß für die direkte Flügelbewegung nur die an der
vorderen Flügelwurzel inserierenden Muskeln ın Betracht kommen.
Nun läßt schon die Figur 13c erkennen, daß auch an der hinteren
Flügelwurzel ein Muskelpaar vorhanden ist. Seine Bedeutung wird
ersichtlich, wenn wir die hintere basale Flügelmembran näher unter-
suchen. Es ist, wie dazu bemerkt werden soll. allerdings sehr schwer,
völlige Klarheit über die hier vorliegenden Verhältnisse zu gewinnen.
Die lebende Mücke kann wegen ihrer geringen Größe und dichten
Behaarung natürlich nicht untersucht werden. Das Totalpräparat
zeigt stets eine anormale Lagerung der Flügel, da bei der Tötung
starke Muskelkontraktionen eintreten. Die zarten Flügel, besonders
der Psychoda- Arten, lassen sich nur mühsam vom Körper so abtrennen,
daß die basale Membran intakt bleibt; wenn es gelingt, ist es meist
unmöglich, sie im Präparat unbeschädigt so auszubreiten, daß ein
genaues Studium vorgenommen werden kann. Immerhin geben die
Figuren 10—12 ein annähernd getreues Bild der eigenartigen Falten,
die vor allem an der mittleren und hinteren Flügelbasis sich vorfinden.
Es ist zunächst auffallend. daß die basale Membran im
Bereich der hinteren Flügelwurzel sehr ausgedehnt ist, offenbar
mehr, als die normale Flügelbewegung es erfordert. In der Ruhelage
des Flügels muß daher diese Membran stark gefaltet werden, den
Bereich dieser Faltungen deutet die gestrichelte Linie in Fig. 10 an.
. Archiv für Naturgeschichte.
| 1922. A. 4. 4 4. Heft
50 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
Untersuchen wir nun die Basalmembran eines Psychoda-Flügels
(Fig. 10, 11) näher, so erregen zwei kräftige Chitinspangen in der
Nähe des hinteren Randes der Membran unsere Aufmerksamkeit.
Sie sind gegeneinander beweglich; die an dem Körper inserierende
sei als „Zugspange, die gegen sie bewegliche als „Deckspange“
bezeichnet. Die Figur 14 bringt die Spangen im Schnitt zur Darstellung
‚und zeigt zugleich, daß an die Zugspange das bereits erwähnte
Muskelpaar der hinteren Flügelwurzel sich ansetzt.
Die Deckspange (Fig. 10) beginnt als einfacher Chitinstab an dem
distalen Bogen der Zugspange, gabelt sich weiterhin und umfaßt
einen kleinen zarthäutigen Wulst, den „Deckwulst“. Die Kutikula
dieses Wulstes ist, wie bereits an dem Querschnitt der Fig. 13c be-
merkbar wird, sehr fein gefaltet. Und zwar sind es regelmäßig an-
geordnete alternierende Falten, dıe die distale und nach hinten ge-
richtete Oberfläche des Wulstes bedecken (Fig. 14b). Nach vorn legt
sich der Wulst an eine vorspringende Falte der Flügelmembran an.
Betrachten wir nun die Lage des „Deckwulstes“ näher,
so ergibt sich Folgendes:
Wenn die Zugspange durch Muskelwirkung nach unten gerichtet
wird, so muß sich in der Ruhestellung des Flügels die Deckspange
an den Körper anlegen, wobei der „Deckwulst‘ genau in die
Höhe des Epipterygalorganes zu liegen kommt. Und zwar legt
er sich anscheinend an die nach vorn und unten gerichtete Seite
des Zapfens, d.h. die Seite, nach welcher der Haarschopf zeigt. Bei
der zarten Beschaffenheit der Kutikula des Wulstes — meist ist sie
im Präparat faltig zusammengedrückt — kann angenommen werden,
daß sich der Wulst kappenartig an die Zapfenspitze an-
schmiegt, den Haarschopf also völlig bedeckt. Es war dies ım Präparat
infolge der schon erwähnten stets anormalen Stellung des Flügels
natürlich nicht zu beobachten; aber sehr oft Jagen Zapfen und Wulst
nahe zusammen.
Der in Fig. 14 abgebildete Schnitt läßt die Lageverhältnisse von
Wulst und Zapfen zu einander gut erkennen, auch die Fig. 10, die die
ganze Anlage von oben betrachtet darstellt. Es erübrigt sich, auf weitere
Einzelheiten einzugehen. Jedenfalls kann kein Zweifel darüber ob-
walten, daß der Wulst in Beziehung zu dem Epipterygal-
organ steht.
Bei dem Organ des Typus II liegen die Verhältnisse ähnlich
(Fig. 12). Allerdings zeigt die Faltung der basalen Flügelmembran
einige Abweichungen, die wohl durch die andere Stellung des Flügels
bedingt sind. Es fehlt der „Deckwulst“. Dafür ist die ent-
sprechende Region der Flügelkutikula, wie besonders an Querschnitten
festgestellt werden kann, dicht mit spitzen Zäpfchen oder kurzen
Haaren besetzt, die sich durch kräftigere Ausbildung deutlich von
der sonst an der Flügelkutikula vorhandenen feinen Behaarung unter-
scheiden. Der Mechanismus der Faltung scheint sich in der-
selben Weise zu betätigen, wie sie oben von Psychoda angenommen
wurde,
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 51
Nicht alle Arten sind eingehend auf die besagte Einrichtung hin
untersucht, es ist daher möglich, daß noch irgend welche Modifikationen
vorhanden sind.
Die angeführten Tatsachen genügen, um zu zeigen, daß die
hintere basale Flügelmembran der Psychodiden in enge
Beziehung zu dem Epipterygalorgan getreten ist und eine
Differenzierung aufweist, die als „Verschlußapparat“ be-
zeichnet werden kann.
-E. Die physiologische Bedeutung des Epipterygalorganes.
Es wurde bereits früher (Seite 39 ff) auf das eigenartige Verhalten
der Imagines hingewiesen, das sich in dem Augenblicke zeigt, wo die
Geschlechtsprodukte ausgereift sind, also die Bereitschaft zur
Kopulation eintritt. Ich möchte die erwähnten Äußerungen der
Imago, auf die ich später bei der Schilderung der Begattung noch
näher eingehen werde, als „Bereitschaftsäußerungen“ be-
zeichnen. Es wurde schon angedeutet, daß ich dasEpipterygalorgan
als Organ des ‚„‚Bereitschaftsduftes‘“ ansehe.
In der Tat liegt es auf der Hand, vor allem mit Rücksicht auf die
Äußerung des Weibchens, das Schlagen mit den Flügeln zu dem Organ
in Beziehung zu bringen.
Um einen Duftstoff muß es sich bei der Bereitschaftserklärung
handeln, da Äußerung und Wirkungsweise keine andere Deutung
en. Etwa das Sekret der Askoide, den ‚‚Geschlechtsduft‘“,
hierbei in Betracht zu ziehen, dürfte zum Inindesten für das Weibchen
nicht angängig sein, da Erkennen des 2 und Wahrnehmung seiner
Bereitschaft seitens des & sich offenbar deutlich unterscheiden lassen,
und die Annahme einer etwa durch das Flügelschlagen verstärkten
Wirkung des Geschlechtsduftes wohl nicht ausreicht, um die momentane
und sichere Wirkung der Bereitschaftserklärung zu verstehen.
Die Lage des Epipterygalorganes und seine Verschluß-
vorrichtung lassen zudem mit ziemlicher Sicherheit darauf schließen,
daß wir es hier mit einer besonderen ‚‚Bereitschaftsdrüse‘“ zu tun haben.
Um größere Gewißheit zu erlangen, sei jedoch die sekretorische
Funktion des Organes und die Bedeutung der Verschluß-
vorrichtung eingehender untersucht. Auch das unterschiedliche
Verhalten der Geschlechter bei der Bereitschaftserklärung,
sowie Bedeutung und Wirkung der Äußerungen sollen noch
näher betrachtet werden.
I. Die sekretorische Funktion des Epipterygalorganes.
Auffallend ist zunächst, daß — sonst bei Hautdrüsen stets vor-
handene — besondere Drüsenzellen in dem Zapfen offenbar
fehlen. Jedenfalls sind nach dem Ausschlüpfen der Imago keine
als solche erkennbaren Zellen nachzuweisen. Den bisweilen im Bereich
des behaarten Zapfenteiles an der Basis der Haare vorhandenen
epidermalen Zellresten und Kernen kann wohl kaum eine Bedeutung
4* 4, Heft
52 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
für die Sekretion zuerkannt werden. Es bleiben nur drei Möglich-
keiten:
Entweder wird das Sekret durch den Zerfall der distalen
Zellstränge während der Genese des Zapfens gebildet; oder die
basalwärts an der Wandung des Zapfens gelegenen Hypodermis-
zellen scheiden den Duftstoff aus; oder aber die bei den Imago im
basalen Teil des Zapfens gelegenen „F ettzellen‘ haben eine sekre-
torische Funktion.
Die erstere Annahme hat große Wahrscheinlichkeit für sich.
Die weibliche Imago, soweit die bisherigen Beobachtungen reichen,
wird nur ein einzigesmal begattet. Es tritt daher nur einmal die
Bereitschaftsperiode ein, also genügt für das Q. ein für diese Periode
bereit gehaltener Duftstoff. Die histologischen Verhältnisse
währena der Ausbildung des Organes (vergl. besonders Fig. 13c)
lassen den Schluß zu, daß die im distalen Teil des Zapfens gelegenen
Hypodermiszellen mitsamt ihren Kernen sich durch Auflösung direkt
in das Sekret umbilden. Der Verschluß des Zapfens nach dem
Ausschlüpfen der Imago verhindert ein frühzeitiges Entweichen des
Duftstoffes.
Etwas schwieriger lassen sich die Verhältnisse bei dem $ deuten.
Es wird später darauf zurückzukommen sein.
Prüfen wir jedoch auch die beiden anderen Möglichkeiten.
Zunächst einige Bemerkungen über die Pigmentierung des
Zapfens und seiner Umgebung. Es wurde schon darauf hingewiesen,
daß die Pigmentierung durch eine Verhärtung des Chitins an
den betreffenden Stellen wohl nicht völlig erklärt werden kann. Nahe
liegt es, an einen besonderen physiologischen Wert dieser Pig-
mentierung zu denken. Daß Pigmenten. eine gewisse Bedeutung für
Stoffwechsel- und Stoffbildungsprozesse zukommt, ist bekannt. Es
drängt sich die Vermutung auf, daß wir es hier mit einem „Licht-
schutz“ zu tun haben. Auf die Pigmentierung als Schutzeinrichtung
gegen allzu starke Durchstrahlung des Körpers weist u.a. Weber
(1911, p. 404) hin.
Ein solcher Lichtschutz könnte sowiähl für das gebildete Sekret,
als auch für etwaige sekretorische Zellen in Betracht kommen.
Aus der Ausdehnung der Pigmentierung über den Zapfen hinaus —
falls ihr ein physiologischer Wert beigemessen wird — kann gefolgert
werden, daß entweder die entsprechenden Hypodermiszellen oder
die Fettzellen eines besonderen Lichtschutzes bedürftig sind, also
qualitativ oder funktionell sich von gewöhnlichen Hypodermis- und
Fettzellen unterscheiden. Man könnte daraus auf eine sekretorische
Tätigkeit oder wenigstens einen besonderen Einfluß auf dieselbe
seitens dieser Zellen schließen.
Soweit die Hypodermiszellen in Frage kommen, liegt kein
weiteres Anzeichen für eine drüsige Beschaffenheit derselben vor;
sie unterscheiden sich morphologisch nicht von anderen Hypodermis-
zellen, was doch wohl anzunehmen wäre, wenn sie wirklich eine sekre-
torische Funktion hätten.
(Sehmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw, 53
Aber auch die Fettzellen lassen keine wesentlichen Merkmale
erkennen, die sie vor gewöhnlichen Fettzellen auszeichneten. Immerhin
ist es bemerkenswert, daß stets die Zapfenbasis mehr oder weniger
dicht mit Fettzellen versehen ist.
Die allgemeine morphologische Bedeutung der Fettzellen kann
hier nur gestreift werden. Es ıst noch strittig, ob der imaginale Fett-
körper der Insekten mesodermaler oder ektodermaler Herkunft
ist. Nach Bugnion (1913/14, p. 513) ist er eine mesodermale Bildung,
während Deegener (1913, p. 422) die Frage unentschieden sein läßt.
Der Widerstreit der Meinungen ist wohl darauf zurückzuführen,
daß nicht immer mit Sicherheit festgestellt werden kann, ob und
inwieweit an der Bildung der mehrschichtigen Hypodermis des Puppen-
körpers Mesodermzellen beteiligt sind. Ich möchte der Ansicht Rössigs
(1904) beipflichten, nach der sowohl die imaginalen Oenocyten als auch
Fettkörperzellen durch mitotische Teilung von Hypodermis-
zellen entstehen. Auch von Kolbe (1893, p. 569) wird die Anschauung
vertreten, daß Hypodermis (Ektoderm) undFettkörper einen genetischen
Zusammenhang haben.
Allerdings habe ich die eigentliche Bildung der Fettzellen nicht
verfolgt, aber die oben dargestellte Entwicklung der Organanlage und
Differenzierung der Hypodermis in zwei Schichten, deren innere später
den Fettkörper darstellt, läßt kaum eine Zweifel darüber bestehen,
daß die Fettzellen aus Hypodermiszellen hervorgehen.
Wie steht es nun aber mit der sekretorischen Funktion von
Fettzellen? Meines Wissens ist über im eigentlichen Sinne sezer-
nierende Fettzellen bisher nichts bekannt. Aber sowohl ihre Herkunft
von Hypodermiszellen als auch ihre nicht bestrittene Bedeutung für
Stoffwechselvorgänge, besonders Stoffaustausch, machen es nicht
unwahrscheinlich oder vielmehr sicher, daß sie zur Sekretion befähigt
sind. Es sei als Beispiel hierfür auf die Bedeutung hingewiesen, die
von Leydig und Wielowiejski (vergl. Kolbe, 1893, p. 571) dem
Fettkörper der Lampyriden für das Leuchtvermögen — At-
sonderung von Leuchtstoff — zugesprochen wird.
.. Schließlich ist zu bedenken, daß einerseits die morphologische
Ahnlichkeit der Zapfenfettzellen mit anderen ein besonderes funktionelles
Verhalten nicht ausschließt, andererseits auch nicht feststeht, daß der
übrige peripherische Fettkörper nicht sezernierend ist!
Seine Ausbildung im allgemeinen überall dort, wo die Kutikula mit
Haaren besetzt ist, läßt den Schluß zu, daß der Fettkörper zum
mindesten eine Rolle bei Stoffwechselvorgängen der Matrix-
zellen jener Kutikularanhänge spielt. Ein Wachstum der Haare
und Schuppen der ausgebildeten Imago findet natürlich nicht statt.
Es erfordert aber wohl der ‚voile hydrofugue‘“‘, der die Haare und
Schuppen der Imago unbenetzbar macht, dauernd einen gewissen
Ersatz durch Sekretion, an welcher vielleicht der Fettkörper beteiligt ist.
Es erhellt aus dem Gesagten, daß eine endgültige Antwort auf die
Frage nach der Herkunft des ‚‚Bereitschaftsduftes“ noch
4 Hefl
54 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
nicht gegeben werden kann. Es werden weitere cytologische Unter-
suchungen nötig sein, um sicheren Aufschluß darüber zu erhalten.
Größte Wahrscheinlichkeit — um das nochmals zu betonen —
darf wohl die Annahme für sich beanspruchen, daß das Sekret durch
Auflösung der distalen Hypodermiszellstränge des Zapfens
entsteht. Vielleicht wird die so gebildete Sekretmasse weiterhin ergänzt
durch die sekretorische Tätigkeit der übrigen Hypodermiszellen oder
des Fettkörpers. Vor allem für das Männchen muß vielleicht eine solche
Ergänzung als notwendig angesehen werden.
II. Die Bedeutung des Verschlußapparates.
Es ist anzunehmen, daß das Sekret des Epipterygalorganes erst
nach dem Ausschlüpfen der Imago ausgereift ist, d. h. die Eigenschaft
einer schnellen Verflüchtigung bekommt.
Der Verschlußapparat tritt vermutlich sofort nach dem Aus-
schlüpfen in Tätigkeit. Die zunächst etwas zusammengefalteten und
bogig nach unten gerichteten Flügel der Imago richten sich alsbald
nach dem Ausschlüpfen — in dem sie sich glätten — vertikal nach oben,
sodaß sie mit den Spitzen einander berühren. Nach einiger Zeit beugen
sie sich abwärts und nehmen die endgültige Lage ein. Dabei bleibt
vermutlich die hintere basale Flügelmembran — wie oben beschrieben
— derart gefaltet, daß sie einen völligen Verschluß des Epipterygal-
organes bewirkt. Das Sekret kann also nur verdunsten, wenn die
Verschlußfalte geöffnet wird.
Zweifellos hat aber die Verschlußeinrichtung nicht allein den
Zweck, im -geschlossenen Zustande die Verdunstung zu ver-
hindern, sondern die weitere Aufgabe, sie bei der Öffnung zu
beschleunigen. Jedenfalls liegt es nahe, den Falten des Deckwulstes
des Typus I und den starren Härchen des Typus II eine Mitwirkung
in diesem Sinne zuzuschreiben. Die Haare des Epipterygalorganes
sind so dicht gestellt, bezw. durch Umbiegung an den Spitzen derart
zu einem dichten Filz ausgebildet, daß sie das Sekret ziemlich fest-
halten werden. Bei der innigen Berührung mit den Falten des Deck-
wulstes oder der entsprechenden behaarten Membran muß sich auf
diesen das Sekret in dünner Lage ausbreiten und beim Öffnen der
Vorrichtung schnell verdunsten. Die Verdunstung wird noch be-
schleunigt durch das zitternde Schlagen mit den Flügeln, das gerade
dadurch an Bedeutung gewinnt, daß die ganze Einrichtung von der
mit langen Fransen versehenen Alula überdeckt ist, also trotz der
Lage des Organes über dem Flügel die Duftabsonderung sich unter-
halb desselben vollzieht. Es leuchtet ein, daß durch diese Anordnung
die Möglichkeit größerer aktiver Ausbreitung des Duftes
gegeben Ist.
Daß die Verschlußvorrichtung in der geschilderten Weise funktio-
niert, solange die Mücke sitzt, ist Jeicht einzusehen. Wie steht es aber
damit, sobald sie fliegt? Darüber lassen sich natürlich Beobachtungen
nicht anstellen. Ich nehme an, daß die Spannungsverhältnisse
der Verschlußvorrichtung derart sind, daß, solange die Zugspange
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 55
abwärts gezogen bleibt, die Deckspange dem Körper anliegt, auch wenn
der Flügel bewegt wird. Man kann sich das leicht vorstellen, wenn
man sich die Zugspange mit ihrem distalen Ende etwas nach hinten
gerichtet denkt, wie es in der Tat der Fall ist. Die Ausdehnung der
hinteren basalen Membran erscheint ausreichend, um auch bei ge-
schlossener Verschlußvorrichtung die Flugbewegung des Flügels zu
ermöglichen.
III. Das Verhalten der Geschlechter.
Wie bereits mehrfach angedeutet, äußert sich die Bereitschaft
bei den beiden Geschlechtern in etwas verschiedener Weise. Eindeutig
ist das Verhalten der weiblichen Imago. Sobald nach einer I-2tägigen
Ruhepause nach dem Ausschlüpfen die Reifung der Geschlechts-
produkte beendet ist, gibt das 2 entweder spontan oder auf den ‚„‚Anruf“
eines Männchens seine Bereitschaft kund. Es besteht wohl kaum ein
Zweifel, daß das kurze, ruckartige ‘oder zitternde Flügel-
schlagen mit der Öffnung der Verschlußvorrichtung des Epipterygal-
organes Hand in Hand geht.
Ich habe nicht beobachtet, daß Weibchen ihre Bereitschaft
äußerten, wenn kein Männchen im Zuchtglase war. Es scheint also
im allgemeinen erst ein gewisser vom Männchen ausgehender Reiz
die Bereitschaftserklärung des Weibchens auszulösen. Doch kann
angenommen werden, daß bei hohem Bereitschaftszustande die
Äußerung gewissermaßen als Lockmittel dient und spontan erfolgt.
Vor Eintritt der Bereitschaft erkennt das Männchen zwar die
Anwesenheit des Weibchens, nähert sich ihm aber in der Regel nicht
(die Psychoda-Arten verhalten sich etwas anders). Ob auch nach er-
folgter Begattung das @ weiterhin als solches erkannt wird, ist nicht
ganz sicher, jedenfalls bleibt es in der Regel völlig unberücksichtigt.
Die bei Anwesenheit von reifen Männchen nur einige Male wieder-
holte Bereitschaftserklärung des © — es ist in der Regel sehr schnell
der Zweck derselben erreicht — läßt die physiologische Bedeutung
des Epipterygalorganes klar erkennen.
Anders liegen die. Verhältnisse bei dem Männchen. Das ergibt
sich schon aus dem Unterschied der biologischen Bedeutung
des Bereitschaftszustandes bei © und $. Während bei dem ®
mit der einmaligen Begattung die Bereitschaft beendet ist, erstreckt
sie sich bei dem $ auf einen längeren Zeitraum. Zugleich hat bei
dem Männchen die „Bereitschaftserklärung‘‘ mehr die Bedeutung
eines Werbungs- oder Reizmittels; das Ey ist im Gegensatz zu dem
sehr ruhigen 9 viel aktiver und sehr oft fast dauernd — wenigstens
wenn ein @ ın der Nähe ist — geschlechtlich erregt. Es wiederholt
sehr häufig seinen Anruf, somit ist ein viel größerer Aufwand an
Duftstoff erforderlich. Daß auch mit dem Rütteln und Zittern
des $ dauernd die Absonderung von Duftfstoff verbunden ist, unter-
liegt wohl keinem Zweifel. Käme hierfür nur das Sekret des Epipterygal-
organes in Frage, so müßte sich die wesentlich stärkere Produktions-
4. Heft
56 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn; Der sexuelle Reizapparat
fähigkeit des männlichen Örganes auch morphologisch offenbaren.
Das ist nach den bisherigen Untersuchungen nicht der Fall.
Es scheint also der von dem Männchen verwandte ‚.Bereitschafts-
duft‘‘ — wenn wir auch hier diese Bezeichnung gebrauchen wollen —
nicht ausschließlich von dem Epipterygalorgan geliefert
zu werden.
Eigentlich genüst, da das 5 sehr bald nach dem Ausschlüpfen
bereit ist, schon der Geschlechtsduft desS, um die erforderliche Wirkung
— die Anwesenheit kundzugeben — zu erreichen. Darauf kommt
es ja zunächst für dasS an. Vielleicht dient das Sekret des Epipterygal-
organes nur dazu, in gewissen Momenten die Wirkung der Bereit-
schaftsäußerungen zu verstärken. Leider läßt sıch nicht beobachten,
wann die Imago den Verschluß des Organes öffnet. Manche Männchen
vollführen in der geschlechtlichen Erregung kurze, mit Platzwechsel
verbundene, bisweilen sprungartige Flüge, wobei vielleicht das
Epipterygalorgan in Funktion tritt. Bisweilen beobachtet man auch
ein kurzes Flügelschlagen wie bei dem 9.
Hinzu kommt aller Wahrscheinlichkeit nach bei den Arten mit
eigentlichen Duftorganen oder Duftschuppen eine dauernde
Absonderung von gewissen Duftmengen auch dieser Organe, da etwaige
Duftschuppen nicht besonders geschützt, und auch die Papillen der
eigentlichen Duftorgane bei manchen Arten nicht so von der Außen-
welt abgeschlossen sind, daß ein Entweichen von Duft verhindert
wäre. Es sei auf das später noch näher zu erörternde Verhalten von
P. triwialis verwiesen, aus dem mit ziemlicher Sicherheit sich ergibt,
daß bei dem $ der Duft der eigentlichen Duftorgane schon während
der Bereitschaftsäußerungen (,, Werbung‘! in Anwendung kommt.
Die Annahme, daß es sich bei den Männchen nicht nur um
Absonderungen des Epipterygalorganes handelt, steht im
Einklang mit der in der Regelt] anders gearteten Äußerungs-
form und bildet eine Erklärung für dieselbe.
IV. Bedeutungund Wirkungder „Bere tschaftsäußerungen“.
Soweit nicht schon im Vorhergehenden eine Antwort auf die
Frage nach der Bedeutung der Bereitschaftsäußerungen enthalten ist,
wird später noch näher darauf zurückzukommen sein. Hier nur noch
einige kurze Bemerkungen.
!) Ich nehme hier Bezug auf die Arten, deren Begattung ich an späterer
Stelle näher schildere (p. 68ff.). Es scheint aber in anderen Fällen auch das 5
sich bei seinen Bereitschaftserklärungen (Werbung) einer ähnlichen oder
gleichen Bewegungsform zu bedienen, wie ich es dort von dem Ulomyia-Weibchen
beschrieben habe. Ich hatte neuerdings Gelegenheit, das $ von Pericoma fusca
Macq. im Freien bei seiner Werbung zu beobachten. Es flog in kurzen Pausen
von Blatt zu Blatt und schlug, sobald es sich niedergesetzt hatte, zwei- bis dreimal
kurz und ruckartig mit den Flügeln. Wie sich das © verhält, habe ich nicht fest-
stellen können,
GERRRUc-. Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 57
Die Seechildesten Äußerungen werden offenbar zunächst be-
einflußt oder ausgelöst durch Stoffwechselprozesse, wie
solehe mit dem Reifen der Geschlechtsprodukte verburden sind.
Inwieweit psychische Vorgänge dabei beteiligt sind, und welcher Art
diese sein können, entzieht sich unserer Beurteilung. Ohne Zweifel
wird die , „Bereitschaft“ weiterhin beeinflußt durch den Anreiz, der
von dem andern Geschlecht ausgeht, wenigstens insofern, als
eine wenn auch zunächst zaghafte Bereitschaftserklärung auf starken
Anreiz hin schon dann erfolgen kann, wenn sie ohne diesen
wohl noch unterbliebe. Vor allem tritt das oft bei j jungen Männchen
hervor. Aber auch bei den Weibchen läßt sich deutlich eine Abstufung
der Bereitschaft erkennen. Die ersten, zaghaften, auf Anreiz
des anderen Geschlechtes hin erfolgenden Äußerungen haben augen-
scheinlich nur die Bedeutung eines einfachen Reflexes, während sie
bei hoher Bereitschaft wohl auch spontan erfolgen und als Reiz- oder
Lockmittel dienen. Die lange fortgesetzten und oft wiederholten
Äußerungen des $ bezeichnet man am besten als „Werbung“.
Die Wirkung des Sekretes des Epipterygalorganes ist offenbar
sehr kräftig. Das geht schon aus der Schnelligkeit hervor, mit der
ein Erfolg der Bereitschaftsäußerungen eintritt. Es scheint sich
jedenfalls um einen durchaus eigenartigen Stoff zu handeln, worauf
auch der ‚„Lichtschutz“ durch Pigmentierung einen Rückschluß
. gestattet. Die Wirkung zeigt bis zu t/,m Entfernung keine wesentlichen
Unterschiede, reicht wahrscheinlich erheblich weiter, wenn auch
angenommen werden muß, daß bei der geringen Größe der Tiere und
des Organes eine gewisse Beschränkung des Wirkungsbereiches vorliegt.
Ich erwähnte schon, daß im allgemeinen die Psychodiden keine
besonderen Flugtiere sind, vor allem nicht die Pericoma- und Ulomyia-
Arten. Durchweg scheinen alle Arten bis zum Eintritt der Bereitschaft
ın der Nähe ıhres engeren ‚„‚Lebensraumes“ in fast völliger Ruhe zu
verharren. Es werden sich also die Geschlechter sehr schnell finden,
zumal die Männchen mit Zunahme ihrer Bereitschaft sehr lebhaft
werden und viel hin und her zu fliegen scheinen. Wird das © nicht alsbald
nach Eintritt der Reife begattet, so geht auch dieses wohl auf die
„Suche“. Aber erst nach der Begattung zeigt das Q einen stärkeren
W andertrieb, um nach dem geeigneten Substrat für die Eiablage
zu suchen.
F. Zusammenfassung.
Die Ergebnisse unserer Untersuchung seien im folgenden kurz
zusammengefaßt:
l. Sämtliche Imagines der Psychodidengattungen P’sychoda,
Pericoma und Ulomyva besitzen am Metathorax über der hinteren
Flügelwurzel ein zapfenförmiges Organ, das durch eine
besondere Falte der Flügelmembran, den „Verschlußapparat‘“,
geschützt wird.
2. Dieses „Epipterygalorgan“ ist als Duftorgan aufzufassen,
dessen Sekretion von Duftstoff zu besonderen Äußerungen der
4. Heft
58 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Heizupparıy
Imagines in Beziehung steht, die nach Eintritt der Geschlechts-
reife sich zeigen, den „Bereitschaftserklärungen“.
Bei dem Weibchen besteht die „Bereitschaftserklärung“
einem kurzen zitternden Schlagen mit den Flügeln,
bei dem Männchen in ähnlichen Äußerungen oder einem
öfter wiederholten Zittern und Rütteln des ganzen
Körpers. Das Gebahren des $ kann als „Werbung“ be-
zeichnet werden. Bei der Werbung des 3 spielen vermutlich
auch noch andere Duftstoffe eine Rolle.
4. Da zwischen gegenseitiger Wahrnehmung und der Reaktion bit
Bereitschaftsäußerungen wesentliche Unterschiede zutage treten,
ist die Annahme berechtigt, daß ‚Geschlechtsduft“ und
„Bereitschaftsduft“ qualitativ verschieden sind.
n.
uw
4. Kapitel.
Der sexuelle Reizapparat der Psychodiden.
Allgemeine Übersicht.
Nachdem wir in den beiden vorhergehenden Kapiteln Organe
untersucht haben, die beiden Geschlechtern eigen sind und zwar in
Beziehung zum Geschlechtsleben stehen, aber nur teilweise der ge-
schlechtlichen Erregung dienen, gehen wir nunmehr zur Betrachtung
des eigentlichen „, geschlechtlichen Reizapparates‘ über,
also derjenigen Organe, die nur dem $ zukommen.
Zum Verständnis und zur Wertung der weiteren Untersuchungen
erscheint es angebracht, zunächst einige Bemerkungen über die äußere
Körperform, Körperbedeckung und Färbung der Psycho-
diden, sowie ergänzende Angaben über ihr biologisches Verhalten
vorauszuschicken.
A. Habitus und Biologie der Psychodiden.
Von der äußeren Gestalt der Imago gibt Fig. 15 eine An-
schauung. Charakteristisch ist vor allem das breite gewölbte Meso-
notum und die Haltung des Kopfes. Das Pronotum bildet
eine dünne Platte, an deren oberem Drittel der Kopf inseriert ist.
Der Kopf ist fast vertikal nach unten gerichtet. Er ist mit
großen, schwarzen, schwachgewölbten Augen versehen, die lateral
sehr breit sind und sich dorsalwärts verschmälern, wobei sie einen
flachen Bogen um die Antennenbasis bilden. Auf dem Scheitel stoßen
bei den Männchen einiger Arten die Augen zusammen, lassen jedoch
sonst einen freien Raum zwischen sich.
Die Antennen sind in der Regel 16-gliedrig, bei einigen Arten
sind die letzten Glieder reduziert. Der Scapus ist meist länglich oval,
kann aber auch stark verlängert, keulen- oder schaftförmig sein.
Der Pedicellus ist fast stets annähernd kugelig. Die übrigen Antennen-
glieder bilden kugelige, ovale oder längliche Knoten, die entweder
zusammenstoßen oder je durch ein mehr oder weniger langes , ‚Zwischen-
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 59
stück‘‘ — die distale, schaftförmige Verlängerung des Knotens — von
einander getrennt sind (vergl. oben pag. 21). Gewöhnlich sind die
Antennen schräg nach vorn seitlich und oben gerichtet, gerade gestreckt
oder leicht gekrümmt, bisweilen auch etwas zwischen Scapus und
Pedicellus geknickt.
Die Haltung der 4-gliederigen Taster ist etwa der Richtung
der Antenne entgegengesetzt; das letzte Glied ist nach oben hinten
eingebogen.
|)
N!
N m |
DT
Fig. 15. Pericoma nubila Meig., $, von der linken Seite gesehen. Vergr. etwa
25x. Die Behaarung ist nur am vorderen Körper angedeutet, der Verschluß-
apparat des Epipterygalorgans fortgelassen. I—X = Abdominalsegmente.
An = Anus, Cp = Cercopoden, Gp = Gonopoden, Ha = Haltere, HSt =
Hintere Stigmen, Pen = Penis, PtSt = Postthorakales Stigma, St, u. St, =
Mesosternum und Metasternum, StA = Stirnanhang, Ti, = vordere Tibie.
An den geräumigen Thorax, dessen segmentaler Aufbau an
anderer Stelle Erwähnung fand (pag. 41,f.), schließt sich das engere
Abdomen an, das beim 3 in der Regel wesentlich schlanker als
beim © ist. Seine Stellung ist so, daß das Hinterende der Unterlage
genähert ist. Das $ zeichnet sich durch einen eigenartigen, sehr
auffallenden Kopulationsapparat aus, dessen merkwürdige
Umdrehung um seine Längsachse („Hypopygium inversum“)
hier nur erwähnt sei (vgl. m. A., 1921). Das © besitzt einen mäßig
langen, aus zwei seitlichen Klappen bestehenden, annäheınd säbel-
4, Heft
0) Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
förmigen Legeapparat, der in der Ruhelage dorsalwärts gerichtet
dem Hinterende des Abdomens anliegt, sodaß die Spitze meist
nur wenig aus der Behaarung hervorschaut. Es sei bemerkt, daß die
Abbildung Koch’s (1913, p. 11, Textfig. 1), die einen vertikalen
Längsschnitt durch die weibliche Imago darstellt, falsch ist; die
Geschlechtsöffnung liegt natürlich ventral vom After!
Ein besonderes Merkmal sind für die Psychodiden die großen
Flügel, deren Form und Geäder aus der Fig. 32 ersichtlich sind. Die
Stellung der Flügel wurde bereits erörtert (pag. 49), ihr Aussehen
bei Ansicht von oben ergibt sich aus der Figur 17.
Der ganze Körper und seine Anhänge sind dicht in eine mehr
oder weniger wollige Behaarung gekleidet. Die Behaarung läßt die
Mücken größer erscheinen, als sie in Wirklichkeit sind, wozu vor
allem sperrig abstehende Haare und die langen Fransenhaare des
Flügelhinterrandes beitragen.
Es lassen sich breite Schuppenhaare und gewöhnliche, meist etwas
flachgedrückte Haare, aber auch Übergänge zwischen diesen unter-
scheiden. Im einzelnen kann — so interessant es wäre — auf Anordnung,
Form und morphologische Differenzierung der Haare und Schuppen
hier natürlich nicht eingegangen werden. Nur einige Besonderheiten
seien hervorgehoben.
An den Antennen sind fast stets die beiden Basalglieder mit
breiten, angelegten Schuppenhaaren, die übrigen Knoten mit wirtelig‘
angeordneten, im Querschnitt rundlichen Haaren besetzt.
Im übrigen sind eigentliche Schuppenhaare auf Taster (verhältnis-
mäßig selten), Stirn, Scheitel, Hinterkopf, vorderen Thorax, Halteren,
basale Flügelteile und Beine beschränkt. Das Abdomen ist stets
einfach behaart.
Die Behaarung der dorsalen Flügelfläche bietet eine be-
sondere Eigentümlichkeit. Es sind neben Haaren, die der Flügelfläche
anliegen, an den meisten Adern Haare vorhanden, welche senkrecht
oder sogar etwas nach der Flügelbasis zu gerichtet vom Flügel abstehen.
Ich unterscheide daher „Streckhaar‘ und „Spreizhaar“. In der
Regel sind R,, M und An, frei von ‚„Spreizhaar“. Das Spreizhaar
reicht bei der Gattung Psychoda bis nahe an den Flügelrand, endet
bei den anderen Gattungen aber meist vom Flügelrande entfernt ım
letzten Drittel oder hinter der Mitte des Flügels. Die Endigung des
„Spreizhaares“ hat schon Eaton als systematisches Merkmal benutzt.
Bei der Färbung kann unterschieden werden zwischen der
Farbe der Körperhaut und der Haarfarbe. Beide stehen in-
sofern in gegenseitiger Beziehung, als sie einander in der Regel ent-
sprechen. Bei hellgefärbter Behaarung (der meisten Psychoda- Arten)
ist auch die Körperfarbe hell, bei den dunklen Pericoma- und Ulomyia-
Arten dunkel bis tiefschwarz. Es kommen auch einzelne Abweichungen
vor, durch die gewisse Kontraste oder eine Art bestäubte Farb-
wirkung zustande kommen. |
Im allgemeinen sind außer rein weißen oder schwarzen
Farben graue, gelbliche oder bräunliche Tönungen vor-
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgäne) der Psychodiden usw. sl
herrschend. Durch mancherlei Flecke, Bänder und Tupfe
werden bunte Färbungen hervorgerufen. An den Beinen sind helle
Ringe und Streifen sehr häufig. Auf den Flügeln ordnen sich
helle Flecke oft zu geraden, zackigen oder winkeligen Binden an;
besonders das ‚‚Spreizhaar‘ ist hierbei beteiligt. Sehr häufig bilden
dunkle Flecke an den beiden Gabeln durch dichter gestelltes Spreiz-
haar eine dunkle „Medianbinde‘, die von je einer hellen „Prae-
median-“ und „Postmedianbinde“ eingesäumt ist. Oft sind
die Aderenden hell oder dunkel gefleckt. Die Flügelspitze hat
meist einen hellen Saum, auch Vorderrand oder Hinterrand können
in der Franse helle Stellen aufweisen. Pericoma ustulata Walk. ist
an dem ganzen Flügelsaum abwechselnd hell und dunkel gefärbt,
an den Beinen ebenso geringelt. Auf eigenartige Weise hervorgerufene
Augenflecke auf den Flügeln haben ?. ocellata Meig. den Namen
gegeben.
Die Färbung der Haare wird. zunächst durch eingelagerte Farb-
stoffe (Pigmente) bewirkt. Aber in hohem Maße ist die Färbung
beeinflußt durch Oberflächenstruktur der Haare. Und zwar ist
diese besondere Struktur meist einseitig ausgebildet. Bei den breiten
Schuppenhaaren ist eine feine Längsstreifung die Regel. Oft ist
auch eine schuppige Struktur der Oberfläche vorhanden.
Hinzu kommt der Einfluß, den die Stellung der Haare auf die
Färbung hat. Besonders ist das für das Spreizhaar des Flügels in
Betracht zu ziehen.
Das Zusammenwirken der genannten Färbungsfaktoren erklärt
die Erscheinung des Farbenwechsels bei Änderung. des Licht-
einfalle oder des Gesichtswinkels. Schon Eaton (1893) weist darauf
hin: „The display of markings on the wings and legs of
Psychodae largely depends upon the direction from
which light falls upon them, and on the nature of the
background opposed to the specimen“ (p.5/6). Häufig be-
kommen manche Haare, besonders die Flügelfransen, bei Drehung
des Lichts einen seidigen, silbrigen oder goldigen Glanz. Weiße Flügel-
flecke aus Spreizhaar können bei gewisser Stellung des Flügels fast
völlig verschwinden.
Behaarung und Färbung im Verein mit der breiten Flügelform
machen die Psychodiden — wie Eaton bemerkt — „in aspect
similar to Micro-Lepidoptera“ l.c. p.5).
Über die Biologie der Psychodiden habe ich bereits früher
(1913) einige Angaben gemacht, auf die hingewiesen sein mag. Es
muß dazu gesagt werden, daß die von Miall und Walker (1895,
vergl. auch Grünberg, 1910, p.21) beschriebene Larve von P.
_ canescens in Wirklichkeit die Larve von P. neglecta Eaton ist, und die
von mir erwähnten Arten P. notabilis und nubila sich inzwischen als
deminuens n.sp. und cognata Eaton herausgestellt haben. Als be-
merkenswert sei hervorgehoben, daß die Mehrzahl der mit geschlecht-
lichen Reizorganen ausgestatteten Arten „verschmutzte‘“ Larven
hat. Ich bezeichne damit die Eigentümlichkeit der Larven, durch
4. Heft
62 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
Vermehrung oder Verlängerung der dorsalen Borsten einen dichten,
oft sehr ausgedehnten Schmutzbelag festzuhalten, der als Schutz
gegen Austrocknungsgefahr zu deuten ist. Die vollkommenste An-
passung an diese Verschmutzung zeigen P. trivialis, nubila, cognata
und ocellaris. Bei der letztgenannten Art sind die dorsalen Borsten
„außerordentlich zahlreich und zu langen, vielfach verschlungenen,
feinen Fäden ausgezogen, welche den Schmutz so innig zu dicken
Klumpen zusammenhalten, daß man ihn nur entfernen kann, wenn
man die Borsten abreißt‘“ (1913, p. 10).
Derselbe Zweck — Schutz gegen Austrocknung — ist bei andern
Larven (z.B. der mehrfach genannten P. decipiens Eaton) durch
„Verkalkung‘ erreicht, indem besonders modifizierte Rücken-
borsten den in stark kalkhaltigen Quellen vorhandenen kohlensauren
Kalk zum Niederschlag bringen, sodaß sich der Rücken mit einer
dicken Kalkkruste bedeckt (wahrscheinlich durch Entnahme von
CO, aus Ca (HCO,\, = CaCO, (Caleid) + H,O).
Von den an Abwässern lebenden Arten zeichnet sich eine durch
parthenogenetische Entwicklung aus; das zugehörige Männchen
habe ich bisher nicht mit Sicherheit festgestellt, sodaß eine Identi-
fizierung der Art noch nicht möglich war.
Die Puppenruhe der Psychodaarten umfaßt einen Zeitraum
von 2—3 Tagen; die meisten Pericoma- und Ulomyvaarten verweilen
etwas länger, bis zu 10 Tagen, in dem Puppenstadium.
Die Lebensweise der Imagines ist bereits mehrfach gestreift
worden und wird auch weiterhin noch verschiedentlich zur Erörterung
kommen, sodaß ich mich hier kurz fassen kann.
Betont sei die geringe Flugfähigkeit der meisten Imagines.
Es ist leicht einzusehen, daß die wollige Behaarung, besonders das
Spreizhaar der Flügel, eine Behinderung beim Fluge bilden. Der Flug
ist fast flatternd und nie ausdauernd, auf ganz kurze Entfernung
sprunghaft. Vermutlich kommt für einen Ortswechsel auf weitere
Entfernung wesentlich Verschleppung durch den Wind in Betracht.
Die Imagines retten sich beim Fang gern dadurch, daß sie sich
fallen lassen, indem sie sich gewissermaßen in ihre Flügel einrollen.
Man findet die meisten Arten in nächster Nähe ihres engeren
Wohngebietes an Uferpflanzen, Bäumen usw. Bevorzugt werden
schattige Plätze; bei manchen Arten kann man im Zuchtglase deutlich
einen negativen Heliotropismus (Photophobismus) erkennen. Im
Freien sitzen die Imagines in der Regel an der Unterseite der Blätter.
Die Lebensdauer der Imago umfaßt nach meinen bisherigen
Beobachtungen nur einen Zeitraum von wenigen Tagen. Ihre einzige
Aufgabe ist die Fortpflanzung, die Erhaltung der Art. Daher darf
es nicht Wunder nehmen, daß die ganze Organisation der Imago
auf diese eine Aufgabe hindeutet.
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw.
er
2
B. Die Organe des geschlechtlichen Reizapparates.
Fast sämtliche für die sexuelle Erregung des Weibchens in Betracht
kommenden Organe und Bildungen sind auf Kopf, Pro- und Meso-
thorax beschränkt; nur in wenigen Fällen werden Flügel und
Vorderbeine in Anspruch genommen.
Es lassen sich folgende Arten von Erregungsmitteln unterscheiden:
I. Schmuckorgane.
Während beı den Arten der Gattung Psychoda und auch vielen
Pericoma-Arten im allgemeinen keinerlei Unterschiede in der Färbung
der beiden Geschlechter wahrzunehmen sind, zeigen die höher
differenzierten Arten einen progressiv vollkommener entwickelten
Schmuck des männlichen Geschlechtes. Die Vervollkommnung beginnt
mit lebhafteren Farben, geht zu ausgesprochener Schmuck-
färbung, weiterhin zu besonderen Schmuckformen über und erreicht
ihre Vollendung in auffallenden Schmuckanhängen.
a) Allgemeine Schmuckfärbung.
Ziel derselben ist augenscheinlich keine eigentliche Farbenwirkung,
sondern Kontrastwirkung. Sie wird vor allem durch reines Schneeweiß
und Sammetschwarz erreicht. Schneeweiß sind häufig die Haare
oder Schuppen an der Stirn und an den beiden ersten Antennengliedern.
Einen auffallenden weißen Stirnschmuck haben Ulomyia-Arten,
P. nubila (Fig. 22), die Arten der ‚‚palustris-Gruppe, sowie einige
Thelmatoscopus- Arten (albifacies, clavigera). Die weißen Haare können
mit kurzen schwarzen Schuppen als ‚Grundierung‘ untermischt
(Thelmatoscopus-Arten) oder mit längeren Schuppen unterlegt sein,
schließlich auch im Kontrast zu schwarzer Färbung der Vorderbrust
stehen. Das schönste Beispiel dafür bietet ?. nubrla Meig. Bisweilen
sind die unteren Antennenglieder und die Palpen mit glänzend schwarzen
Schuppen bedeckt. Die Behaarung des Hinterkopfes ist oft gescheitelt
und läßt dadurch eine weiße oder schwarze Färbung um so besser
zur Geltung kommen. An der Vorderbrust wird eine Kontrastwirkung
erreicht durch helle Tupfe über dem Kopfansatz oder ein dunkles
Längs- oder Querband auf dem sonst hell behaarten Mesonotum.
Es kann auch die ganze Vorderbrust schneeweiße oder tiefschwarze
Färbung zeigen.
b) Schmuckformen.
Als Schmuckform kann bereits die Verbreiterung der Haare
zu Schuppen bezeichnet werden. Auch im weiblichen Geschlecht
finden sich häufig schuppenartige Haare, aber sie erreichen hier doch
nie die auffallende und ausgesprochene Schuppenform, wie bei den
Männchen vieler Arten. In der Regel sind die Schuppen auf der einen
Seite längsgerillt. Ihre Länge und Breite ist mannigfaltig. Meist sind
sie kurzgestielt, an den Spitzen gerundet.
Außer Schuppen kommen auch vielfach in anderer Weise umge-
bildete Haare vor: Stacheln, lange röhrenförmige oder an den
4. Heft
64 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
Enden mit knospenartiger Verdickung versehene Haare usw. Wenn
solche Formen zu Gruppen vereinigt sind, kann eine gewisse Schmuck-
wirkung angenommen werden. Es seien als Beispiele die Stachel-
gruppen an den Antennen von P. nubila (Fig. 22), Thelmatoscopus-
Arten (Fig. 7; 35: 36), die Bündel geknöpfter Haare an den Antennen
von Clytocerus-Arten (Fig. 34) und dıe langen Röhrenhaare an den
Prothorakalwülsten der ‚‚cognaia“-Gruppe“ (Fig. 23—27) genannt.
Auf etwaige besondere funktionelle Bedeutung dieser umgebildeten
Haare wird noch zurückzukommen sein.
Eine Steigerung der Schmuckwirkung wird — wie schon bei den
genannten Haargruppen — dadurch erreicht, daß Haare oder Schuppen
auffallende Pinsel, Hörner, Locken oder Platten bilden. P. cornuta
Tonn. trägt an der Innenseite des 2. Antennengliedes je ein solches
aus dichtgestellten Schuppen gebildetes Hörnchen. Bei Thelmatos-
copus-Arten sind die Schuppen des 1. Antennengliedes vielfach nach
innen gespreizt und täuschen eine starke Verbreiterung des Gliedes
vor. Die Röhrenhaare an den Patagia der ‚‚cognata-Gruppe“ bilden
zusammengelegt eine lange Haarlocke (Fig. 23—27).
Sehr häufig ist mit solchen besonderen Formationen eine ab-
weichende Bildung des betreffenden Körperteiles verbunden. Die
Verlängerung des Basalgliedes der Antenne bei Clytocerus- und Thelma-
toscopus-Arten (Fig. 34; 36), dıe mehrfach, vor allem bei der letzt-
genannten Gruppe auftretende Deformation von Antennenknoten
(Fig. 7; 36), oder die Verdiekung der mittleren Tasterglieder und
Vordertibien von P. nubila Meig. (Fig. 15; 22) stehen unzweifelhaft im
Dienste einer Schmuckwirkung.
Auch die eigenartige Ausbildung der Behaarung des vorderen
Thorax von P. nubila Meig. ist als Schmuckform anzusehen.
Auffallende Umbildungen sind auch an den Flügeln einiger Arten
vorhanden. Die starke Verbreiterung der Flügel bei der ‚‚/usca-Gruppe“,
die „‚Flügelblase“ von Ulomyia fuliginosa Meig. (Fig. 17) und die
Einbiegung des Vorderrandes bei P. plumata Tonn. und U. incurva
n.sp. (Fig. 21) können als Schmuck bezeichnet werden.
c) Schmuckanhänge.
Hierher sind jene Gebilde zu rechnen, die als oft stark dehnbare,
in der Regel dicht mit Haaren oder Schuppen bedeckte Ausstülpungen
der Körperhaut den Hauptschmuck der Psychodiden bilden.
Stirnanhänge finden sieh bei der ‚nubila-Gruppe“ (Fig. 16);
besonders auffallend ist der Stirnschmuck von P. nubila Meig.
(Fig. 15; 22).
Den Anhängen am Hinterkopf der Clytocerus- und einiger Thel-
matoscopus-Arten, die als Duftorgane dienen, kann zugleich eine
Schmuckwirkung zuerkannt werden, da sie durch ihre Färbung und
Behaarung im Kontrast zu der sonstigen Färbung stehen. Sie gehören
dem ventrolateralen Teile oder Rande des hinteren Kopftergits an und
mögen als „Cornicula‘“ gekennzeichnet werden (Fig. 34: 35; 36).
(Schmuck-, Dutt- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 65
Den höchsten Grad in der Wirkung als Schmuckorgan erreichen
die Anhänge des Pro- und Mesothorax vieler Arten.
- Die am Prothorax nahe dem oberen Rande (Pronotum) gelegenen
Anhänge bezeichnete ich (1920) als „Patagia‘, die dem Mesothorax
eigenen als „Tegulae“.
Es soll durch diese Be-
zeichnungen nur eine des-
eriptive Ähnlichkeit, keine
Homologie mit den gleich-
benannten Anhängen der
Lepidopteren zum Aus-
druck gebracht werden.
Zu entscheiden, ob eine
solche Homologie besteht,
muß weiteren Unter-
suchungen vorbehalten
bleiben. Es sei nur soviel
gesagt, daß die ‚„‚Tegulae‘“
aus dem dorsalen, an das
Mesonotum anschließen-
den Teile der vorderen
Mesopleuralplatte hervor-
gehen, und nach meiner
Ansicht ‚„Cornicula‘‘, ‚‚Pa-
tagia“ und ‚‚Tegulae“
derselben ,‚Valenz“ ent-
sprechen, die sich beiden _ ,,
Larven in den lateralen Fig. 16. a) Kopf von Pericoma nubila Meig.,
Borsten oder Borsten- d, lateral. StA = Stirnanhang.
gruppen ausprägt (vergl. .b) Kopf von Pericoma trivialis Eaton, S);
m 1921; 1922, b). dorsal. Vergr. etwa 45x.
Mit Rücksicht auf ihre Lage kann man die ‚Tegulae‘“ auch als
„Schulterwülste“ bezeichnen. &
„Patagia“ und ‚Tegulae“ bilden in der Ruhelage nur wenig
hervortretende, beutel- oder wulstförmige, dicht mit breiten Schuppen-
haaren bedeckte, hohle Aussackungen. Erst im gedehnten Zustande,
der durch Füllung mit Blutflüssigkeit erreicht wird, werden sie zu
auffallenden Schmuckorganen. |
_ Die Patagia der „cognata-Gruppe“ richten sich dabei ballonförmig
aufwärts (Fig.27), die „Haarlocke“ dieser Anhänge steigert ihre Wirkung.
Die Tegulae treten in verschiedenen Formen auf. Bei den Ulomyia-
Arten sind die Anhänge zweilappig (Fig. 18; 19), im übrigen mehr
oder weniger schlauchförmig. Eine geringe Ausdehnung haben sie bei
P..trivialis Eaton. Die Tegulae der ‚‚palustris-Gruppe“ sind nur an
der Basis dorsal behaart, in ihrem ausgestreckten Endteil nackt (Fig. 28
bis 31) und können an den Spitzen Duftpapillen tragen (Fig. 28; 29).
ee a 5 4.llert
66 Dr. Heinrich Jacob Feterboirn: Der sexuelle Reizapparat
Am auffallendsten sind im gedehnten Zustande die Tegulae der
„fusca-Gruppe“ (Fig. 37). sie erreichen in der Länge fast die doppelte
Körperbreite und sind mit langen gespreizten Haaren besetzt.
II. Duftorgane.
Bei den Duftorganen ist zu unterscheiden zwischen -Duft-
haaren oder Duftschuppen und Duftpapillen. Letztere stellen
kleine, sehr zarthäutige Bläschen dar, die sehr oft in großer Zahl
vereinigt eine „Papillenplatte“ bilden. Es ist anzunehmen, daß
der Duftstoff durch die Kutikula der Bläschen diffundiert und an der
Oberfläche verdunstet. Das Secret kann ın den Bläschen durch Färbung
nachgewiesen werden. Zu jeder Papille gehört eine große Drüsen-
zelle (Fig. 18; 19).
Es wurde schon darauf hingewiesen (8. 51 f), daß in einigen Fällen
auch die Askoide oder ihnen verwandte antennale Gebilde als Duft-
organe aufzufassen sind, die im Dienste besonderer sexueller Reizung
stehen. Von diesen Organen soll hier abgesehen werden.
Nach ihrer allgemeinen Form und Beschaffenheit lassen sich die
Duftorgane in folgende Gruppen einteilen:
a) Dufthaare und Duftschuppen.
Ob den Schuppen der männlichen Imagines allgemein oder doch
in größerem Umfange eine Duftfunktion zukommt, muß noch untersucht
werden. Anzunehmen ist es von den Stirnschuppen mancher Arten
(z.B. ‚„palustris“-Gruppe). Auch für die abweichend geformten
Haare oder Borsten an den Antennen von P. clavigera (Fig. 36) und
Olytocerus-Arten (Fig. 34) kann eine sekretorische Funktion als wahr-
scheinlich gelten, ebenso für die „Haarlocke‘“ von P. cognata Eaton
(Fig. 23).
"y Sicherheit dienen’ die eigenartigen, langgestielten Knöpfchen
auf der Spitze der Cornieula. von Thelmatoscopus-Arten (Fig. 36) der
Duftabsonderung; die übrigen Schuppen dieser ANRORS®: sind ver-
mutlich ebenfalls Duftschuppen.
b) Duftfalten.
In einer Hautfalte versteckte Duftpapillen besitzt P. patagiata
n. sp. (Fig. 36; 37). |
c) Starre Duftanhänge.
Solche finden sich am Kopf als birn- oder Kenlankeran mit
Schuppen bedeckte Anbänge (,Cornicula“) bei der Thelmatoscopus-
Gruppe (Fig. 35; 36), am Prothorax bei der „‚fusca-Gruppe‘“ (Fig. 37).
Die langen Duftkeulen der letztgenannten Gruppe sind unbehaart
und im distalen Teil mit Duftpapillen bedeckt. Vermutlich sind
sie den „Patagia‘‘ der „cognata-Gruppe‘‘ homolog.
‘Starr sind diese Anhänge insofern, als ihnen gar keine ade nur
geringe Dehnbarkeit zukommt. Dagegen können sie, vermutlich dureh
schwache Muskeln oder Wirkung des Blutdruckes, aufgerichtet werden,
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw, 67
d) Dehnbare Duftanhänge.
Zu dieser Kategorie gehören die am vollkommensten differenzierten
Duftorgane. Die Dehnbarkeit wird dadurch erreicht. daß die Kutikula
der Anhänge außerordentlich zart ist und sich in der Ruhelage in dichte
Falten zusammenlegt. Behaarung fehlt, die Absonderung des Duft-
stoffes erfolgt stets durch Duftpapillen. Im Innern enthalten diese
Anhänge außer feinen Tracheen- und vielleicht Nervenästchen nur
die großen Drüsenzellen (Fig. 18; 19). Die Papillen können auf einen
größeren distalen Teil des Anhangs verteilt oder zu einer dann meist
‚einstülpbaren ‚„Duftplatte‘“ vereinigt sein.
Zu den dehnbaren Duftanhängen gehören die ‚‚Cornicula“ der
Olytocerus-Arten (Fig. 34).
Im übrigen finden sich dehnbare Duftanhänge am Mesothorax;
und zwar, falls nicht die Tegula selbst die Duftpapillen trägt, dicht
unterhalb der Tegula. Es kann angenommen werden, daß s'e, wie auch
die „Duftfalte‘“ von P. patagiatı (s. o.), genetisch zur Tegula gehören
und ihre gesonderte Ausbildung funktionell (geschützte Lage) bedingt ist.
Die Dehnbarkeit dieser mesothorakalen Duftanhänge zeigt ver-
schiedene Grade. Kaum oder nur schwach dehnbar ist die „‚Duftplatte“
von P. alispinosa n. sp. (Fig. 30; 31), in der Ruhelage ist sie von dem
distalen Teil der Tegula bedeckt. Auch die kleinen „‚Duftblasen‘ von
P. cognata Eaton (Fig. 23; 24) und trivsalis Eaton können offenbar
nur wenig gedehnt werden. Die Duftpapillen stehen hier auf kleiner,
eingesenkter Duftplatte.
Eine sehr vollkommene Ausbildung zeigen die Duftorgane von
P. nubila Meig. (Fig. 15) und- besonders den Ulomyra-Arten (Fig. 18;
19). Bei Ulomyva ist die Blase gestielt und distal kugelig erweitert,
die Papillenplatte lippenförmig eingesenkt. Bei P. palustris (Fig. 29)
und P. gracılis (Fig. 28) trägt die schlauchförmige Tegula selbst an
der Spitze die Duftpapillen. _
In der Ruhelage sind die zarthäutigen Duftorgane gut geschützt;
bei den Clytocerus-Arten durch den Kopf und seine Behaarung, bei den
übrigen Gruppen durch die Tegulae oder eine dichte Lage von breiten
Schuppenhaaren.
III. Berührungsorgane.
Vielfach treten an den Antennen, in einzelnen Fällen auch an
den Flügeln und Vorderbeinen zu Gruppen oder Reihen angeordnete,
mehr oder weniger kräftige Stacheln auf. Sie dienen — wie wir noch
sehen werden — der Steigerung des Berührungsreizes.
a) Stacheln an den Antennen.
Sie finden sich in großer Zahl an den Antennen von P. nubrla
Meig. (Fig. 22), etwas weniger zahlreich bei Ulomyia (Fig. 20).
Sehr kräftig sind die Stacheln bei einigen Arten der Thelmatos-
copus-Gruppe (Fig. 7; 35; 36), bei anderen Arten ist nur eine kräftigere
Ausbildung von einzelnen Wirtelhaaren zu erkennen.
5* 4 Heft
68 Dr. Heinrich Jacob Feuerbörn: Der sexuelle Reizapparat
b) Stacheln an den Flügeln.
Eine Reihe von starren Stacheln trägt P. alispinosa n. sp. an der
Unterseite der 2. Analıs-Ader (Fig. 32).
d) Stacheln an den Vorderbeinen.
Die vorderen Tibien von P. ustulata Walk. sind an der Innenseite
mit Längsreihen von starren Stacheln ausgerüstet.
Ob weiterhin etwa auch die eigenartigen Stachelgruppen der
Antenne von Clytocerus, Stirnhaare anderer Arten, die Haare und
Schuppen der Patagia und Tegulae, gespreizte Haare am Vorderrand
des Flügels von U. incurva sp. n., sowie die allgemein an den Beinen
vorhandenen Stacheln im Dienste einer Erhöhung des Berührungs-
reizes stehen, kann erst entschieden werden, wenn bei allen Arten
genaue Beobachtungen über die Vorgänge bei der Begattung vorliegen.
IV. Werbebewegungen.
Schließlich ist als Erregungsmittel das Gebahren des Männchens
vor der Kopulation aufzufassen. Seine „Werbung“ gipfelt bei hoch-
differenzierten Arten in einem eigenartigen Vorgang, der „Um-
armung‘, die eine Zusammenfassung aller Reizmitte] zu gesteigerter
Wirkung darstellt.
Der vorstehende Überblick über den geschlechtlichen Reizapparat
der Psychodiden hebt nur die wesentlichen Merkmale hervor; hin-
sichtlich der Einzelheiten muß auf die spätere morphologische Dar-
stellung der Organe (6. Kapitel) verwiesen werden, die nach Arten
oder Artgruppen gesondert die mannigfachen Gebilde zur Anschauung
bringen wird. Die ‚‚Werbebewegungen“ des 5 wird das nächste Kapitel
eingehender schildern.
Als bemerkenswert sei noch hervorgehoben, daß in der Regel
bei der betreffenden Art mehr als eine der aufgeführten Arten von
Erregungsmitteln vorhanden ist. Gewöhnlich sind Schmuck-, Duft-
und Berührungsorgane bei einer Imago vereinigt. Das Vorhandensein
des einen Organes konnte als Anlaß dienen, nach den anderen zu
suchen, und manche der oft außerordentlich zarthäutigen, versteckt
liegenden Gebilde wären vielleicht der Beobachtung entgangen, wenn
nicht die Erfahrung jenen Fingerzeig gegeben hätte. |
Wo eine ÖOrganart fehlt, wie etwa die antennalen Stacheln bei
P. trivialis Eaton (während die nächst verwandte nubila Meig. solche
besitzt), so macht sich das auch physiologisch bemerkbar: das Ver-
halten derartiger Männchen vor der Kopulation ist ein anderes, als
das der vollausgestatteten Arten.
- 5. Kapitel.
Die Vorgänge bei der Begattung.
Um die Begattung der Psychodiden zu beobachten, ist es ratsam,
Imagines zu züchten. Die Aufzucht der Larven in flachen Petrischalen,
in denen man ihnen auf feuchtem Fließpapier ihre natürliche Nahrung
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 69
bietet, bereitet in der Regel keine Schwierigkeit. Da jedoch die Imagines
nur einige wenige Tage sich am Leben erhalten lassen, außerdem
sehr leicht in den Zuchtgläsern die zarten Mücken durch Klebenbleiben
an dem feuchten Substrat oder infolge Abmühung frühzeitig zugrunde
gehen, ist es nötig, eine genügend große Menge möglichst gleichalteriger
Larven zusammenzubringen, was bei den meisten Pericoma-Aıten
nicht leicht ist. Larven von Psychoda-Arten sind wohl meist überall
in Menge zu erhalten, besonders von den Tropfkörpern biologischer
Kläranlagen. Von den Pericomiden ist P. trivialis Eaton ziemlich
häufig, ihre stark verschmutzten Larven findet man auf moderndem
Laub oder faulenden Gräsern am Ufer von Rinnsalen, in Erlensümpfen,
usw. Von den hoch-differenzierten Formen eignet sich Ulomyia ful-
ginosa Meig. am besten für eine Aufzucht zu dem genannten Zwecke,
zumal die ‚‚Flügelblase“ des Männchens die Unterscheidung der
Geschlechter wesentlich erleichtert. Die an Quellsümpfen und
ähnlichen Plätzen meist nicht seltenen Larven sind kenntlich an
ihrer etwas abgeflachten Form, völlig schwarzen Färbung und starken
Reduktion der dorsalen Beborstung; nur die Metatergalplatte (vergl.
die Kennzeichnung des Larventypus in m. A., 1921) trägt jederseits
drei in einer Längslinie hintereinander stehende etwas kräftigere
Borsten. Die Angaben von Walker (vergl. Grünberg, 1910, p. 25)
‘sind unzutreffend.
Im Folgenden wird in erster Linie das Verhalten von Ulomyva
fuliginosa Meig. eingehend berücksichtigt werden, da das der Kopu-
- Jation vorangehende Gebahren dieser mit vollendeten Reizmitteln
ausgestatteten Art von ausschlaggebender Bedeutung für die
physiologische Wertung des sexuellen Reizapparates ist.
Zur Ergänzung sollen Beobachtungen an Pericoma trivialis Eaton
und deminuens n.sp., sowie an Psychoda alternata Say. mitgeteilt
werden. |
I. Die Begattung von Ulomyia fuliginosa Meieg.
Die ausgeschlüpften Imagines gebrauchen zunächst eine gewisse
Zeit (1— 2 Tage) zur Ausreifung. Sie sitzen während dieser Zeit regungs-
los an den Wänden oder dem Deckel des Zuchtgefäßes, nur selten
ihren Platz wechselnd. Erst wenn sie völlig ausgereift sind, werden
sie lebhafter und fliegen umher. Am besten setzt man die Geschlechter
bald nach dem Ausschlüpfen isoliert in größere Glasgefäße, in die
kleinere, mit feuchtem Fließpapier oder auch — will man Eiablage
erzielen — entsprechendem Substrat beschickte Schälchen hinein-
zustellen sind. Besser noch legt man das feuchte Fließpapier direkt
auf den Boden des Zuchtbehälters.
1. Wird ein ausgereiftes $ zu einem unbefruchteten 9 gesetzt,
so ist es sofort über die Anwesenheit desselben unterrichtet, wie auch
umgekehrt das .Q sofort das $ wahrnimmt. Der Gesichtssinn kommt
dabei, wie man feststellen kann, nicht in Frage, auch wenn das
eine Geschlecht verborgen sitzt, wird es erkannt. Es kann sich also
nur um Wahrnehmung eines ,„Geschlechtsduftes“ handeln, für
4 Heft
70 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
"den, wie wir gesehen haben, als sezernierendes Organ die „Askoide“
in Betracht kommen.
Es sei ausdrücklich betont, daß die Imagines eine gewisse Reife
erlangt haben müssen, um an ihnen Äußerungen des Sicherkennens
beobachten zu können. Das $ erlangt diese Reife früher als das 9.
Ein ganz junges © übt scheinbar keinen Einfluß auf ein aus, während
andrerseits eine Wirkung der Anwesenheit des $ auf das @ erst dann
zutage tritt, wenn das $ der Reife nahe oder ausgereift ist.
Häufig kommt es vor, daß offenbar ausgereifte Imagines überhaupt
nicht oder nur dann und wann Äußerungen von sich geben. Das
kann einmal daran liegen, daß ihnen der Aufenthalt nicht zusagt.
Meist ist aber wohl dieUrsache der Zustand einer gewissen Anaesthesie,
in dem die Imagines oft lange Zeit oder mit Pausen verharren. Ein
starker Reiz, etwa Berührung, kann sie dann gewöhnlich zu neuer
Tätigkeit erwecken. Vielleicht kommt hier ein Faktor zum Ausdruck,
auf den Forel (1910) hinweist: „Sowohl die Physiologie wie die
Psychologie haben bewiesen, daß, wenn Sinneseindrücke (subjektiv
ausgedrückt: Empfindungen) während einer gewissen Zeitdauer
unverändert bleiben, sie abgeschwächt werden und schließlich auf-
hören, uns zu erregen, d.h. von uns wahrgenommen (unterschieden)
zu werden. Mit einem Wort: die Empfindung wird stets nur durch
neue qualitative Unterschiede der Reize geweckt, und kann nur durch
einen Wechsel jener Reize in Zeit oder Raum aufrecht erhalten werden“
(p. 191). ,‚Wenn also ein Insekt mit zusammengelegten Fühlern
regungslos dasitzt, so dürfen wir es uns in einer Art von Schlummer-
zustand vorstellen, bis ein Schütteln, ein starker Geruch seine Tast-
oder Geruchsnerven, vor allem aber eine Bewegung der umgebenden
Gegenstände (besonders lebender Wesen) seine Netzhaut reizt und
seinen Torpor unterbricht“ (p. 221). Ich halte mit Forel diese
Erwägung für sehr wichtig zur Beurteilung der Reizempfindungen
bei den Insekten, möchte aber hier nicht weiter darauf eingehen.
2. Das Sicherkennen äußert sich bei ausgereiften Imagines darin,
daß sie ihre ‚„‚Bereitschaft‘‘ kundgeben. Das geschieht seitens des 5
durch ein zitterndes Auf- und Abschwingen des Körpers, das man als
„Rütteln‘ bezeichnen kann. Je nach dem Grade der Bereitschaft
ist dieses Rütteln schwächer oder lebhafter, in letzterem Falle von
häufigem Platzwechsel begleitet. Ist auch das 9 ausgereift, so gibt
es seine Bereitwilligkeit zur Begattung durch kurzen 1— 2maligen
Flügelschlag kund. Diese „Bereitschaftsäußerung“ des 9,
die auch erfolgen kann, noch bevor das $ sich bereit erklärt, ist von
augenblicklicher Wirkung und wird sofort durch Rütteln des bereiten $
beantwortet. Es ist bisweilen geradezu überraschend, wie schnell
auch bei weiter von einander entfernten Partnern ‚‚Frage‘“ und ‚Ant-
wort?) auf einander folgen.
!) Es sei ausdrücklich bemerkt, daß diese wie auch andere ra
Ausdrücke nur der Veranschaulichung dienen sollen.
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 71
Es wurde schon des näheren ausgeführt (pag. öl), daß auch hier
Gesichtswahrnehmung keine Rolle spielt und als Reiz die Absonderung
eines besonderen Organes dient, der ‚„Bereitschaftsdrüse“
(Epipterygalorgan). Wenigstens ist das für das ? sicher; das $ hat
als Reizmittel auch den Geschlechtsduft und das Sekret der eigentlichen
Duftorgane für diesen Zweck zur Verfügung.
3. Ist die Äußerung der Bereitschaft seitens des @ erfolgt, so findet
in der Regel das $ sehr schnell die Partnerin, auch wenn diese ver-
borgen sitzt. Bisweilen, vor allem dann, wenn die Bereitschaft noch
‚keine sehr gesteigerte ıst, kann aber auch ein kürzeres oder längeres
Suchen erforderlich sein, wobei das $ dauernd den Platz wechselt,
immer von neuem rüttelnd. Voralleminsolchen Fällen, wo sich mehrere
dg und 22 in einem Zuchtglase befinden, vergeht bisweilen einige Zeit,
bis das bereite 2 gefunden wird. Sind mehrere bereite SS in demselben
Zuchtglase, so äußern natürlich alle ihre Bereitschaft.
Daß auf der Suche nach dem 2 der Gesichtssinn von geringer
Bedeutung ist, geht daraus hervor, daß häufig SS, die auf der Suche
nach dem ® einander zufällig in die Nähe kommen, sich oft erst nach
längerem beiderseitigen Rütteln als solche erkennen.
Kommt ein bereites Z in die Nähe eines nicht bereiten 9, so versucht
es zu „werben“, indem es häufiger, bald dicht vor, bald dicht hinter
oder seitwärts von dem Weibchen sitzend, sein Rütteln wiederholt,
bis das @ in dem Augenblicke, wo das $ zu weiterem schreitet, ‚ab-
springt“.
Ein sehr temperamentvolles $ setzt seine, auch vergeblichen,
Bemühungen oft sehr lange fort; aber stets beobachtet man, daß es
immer von neuem das fortgeflogene © suchen muß. Man hat durchaus
den Eindruck, daß die Augen der Imago auf weiterer Enifernung
nur undeutlich wahrnehmen. Ein deutliches Sehen scheint nur in
nächster Nähe stattzufinden. Das Sicherkennen der Geschlechter
beruht — wie gesagt — zunächst nur auf dem Geruchssinn und ist
natürlich erschwert, wenn mehrere Individuen sich ın demselben
Zuchtglase befinden. Ein © wird in solchen Fällen nur dann schneller
und mit Sicherheit als solches erkannt, wenn es ‚‚bereit‘“ oder doch
diesem Zustande nahe ist. Äußert es diese Bereitschaft lebhaft und
wiederholt durch Flügelschlag, so sucht in der Regel das & nicht lange
vergebens, sondern nähert sich meist sehr schnell, oft geradenwegs
der Stelle, wo das 9 sitzt.
4. Hat das werbende 3 das bereite ® gefunden, so steigert
sich seine Erregung. Das Rütteln wiederholt sich mit immer kürzeren
Pausen, dabei umkreist das $ bisweilen unruhig das stillsitzende 9,
bald vor, bald hinter ihm rüttelnd, aber stets in nächster Nähe sich
haltend. Endlich bleibt es etwas schräg dicht vor dem 9 sitzen. Das
‚ Rütteln wird lebhafter und geht schließlich in ein etwa 5 Sekunden
währendes sehr erregtes Zittern über, das mit einem eigenartigen Vor-
gang abschließt, der einige Ähnlichkeit mit einer „Umarmung“ hat
und als solche bezeichnet werden mag. Das & dehnt plötzlich seine
Schmuckorgane, die Tegulae, 5 sodaß die Schuppenhaare sich weit nach
4. Heft
72 Dr..Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle_Reizapparat
vorn und seitwärts spreizen. Zugleich hebt es den einen Flügel etwas
hoch, dabei den Hinterrand desselben abwärts drehend, streckt ihn nach
vorn und legt ihn an die Seite des 9, wobei es seinen Vorderkörper
dicht an den des @ anschmiegt. Das Zittern wird noch einige Augen-
‚blicke‘ sehr erregt fortgesetzt: man fühlt geradezu — ohne das
natürlich beobachten zu können — wie das $ seine Duftorgane voll-
preßt und das Sekret zum Ausströmen bringt. Dann hört das Zittern
auf, und beide Individuen verharren, gleichsam erstarrt, 4—-5 Sekunden
lang völlig regungslos (Fig. 17). Ist das 2 sehr bereit, so zuckt es
während dieser Vorgänge auch wohl.noch das eine oder andere Mal
mit den Flügeln. |
MM
| ZN) Ban
Fig. 17. Ulomyia fuliginosa Meig. 8 u. 9, bei der ‚„‚Umarmung“.. Das & hat die
Schmuck- und Duftanhänge ausgedehnt, den linken Flügel nach. vorn herüber
gelegt und sich dicht an die Brust des 9 gepreßt. Vergr. etwa 15x.
(Schmuck-,-Duft-:und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 73
5. Nach der ‚Umarmung‘“ erfolgt die Kopulation. Das dreht
sich etwas seitwärts, zunächst noch die Berührung der Vorderkörper .
soweit wie möglich beibehaltend. Es streckt und krümmt den Hinter-
leib mit den weit geöffneten Greifzangen des Hypopygiums, die das
entgegengekrümmte Ende des 2 Hinterleibes umklammern.
Im Verlauf dieses Vorganges vollzieht das $ eine Wendung, sodaß
schließlich die beiden Individuen in entgegengesetzter Richtung zu
einander stehen. Die Kopulation dauert etwa 5 Minuten oder auch
länger, dann versucht das @ sich freizumachen.
6. Es verlohnt sich, bei dem Vorgang, den ich als ‚„‚Umarmung‘“
bezeichnete, etwas zu verweilen, da er einen klaren Einblick gewährt
in die funktionelle Bedeutung der Organe des männlichen
Reizapparates. Zunächst erhellt deutlich, daß dieser Reizapparat
nur auf eine Wirkung aus nächster Nähe berechnes ist, er ist kein
Lockmittel, sondern hat nur den einen Zweck, das 2 für die Begattung
gefügig zu machen, es gewissermaßen zu betören. Zugleich offenbart
sich die Wirkung der verschiedenen Organe auf die Sinne
des 9:
a) Auf den Gesichtssinn üben die mannigfaltigen Schmuck-
organe ihre Wirkung aus. Es ist anzunehmen, daß sowohl die Plastik
der Anhänge und des gesamten Vorderkörpers, als auch Kontraste
der Färbung hierbei von Bedeutung sind. Die — wie schon erwähnt —
geringe Farbenskala der Psychodiden und die deutlich erkennbare
Tendenz der Kontrastwirkungen nur bei „geschmückten‘“ Arten
lassen keinen Zweifel darüber, daß die Farbe an sich keinen sexuellen
‚Reiz ausübt. Damit soll natürlich nicht gesagt werden, daß die Imagines
zur Wahrnehmung von Farben nicht befähigt seien. |
Ich erwähnte bereits, daß die Psychodiden auf weitere Entfernung
nur undeutlich sehen. Jedenfalls habe ich keinerlei Anzeichen beob-
achtet, die auf ein deutliches Erkennen zu schließen gestatteten.
Es ist aber schwierig, ohne eingehende Untersuchung der Augen und
vielseitige Experimente nur einigermaßen Klarheit darüber zu gewinnen.
Wenn eine Imago an der inneren Glaswand des Gefäßes sitzt, kann
man an der Außenseite beliebige Bewegungen etwa mit dem Finger
vollführen, ohne daß sie darauf reagiert. Dagegen scheint die Imago
von oben, dorsalwärts, sich nähernde Gegenstände früh genug wahr-
zunehmen, um sich retten zu können. Vielleicht befähigen die ventral
bezw. ventrolateral gelegenen Facetten aber zu einem schärferen
Erkennen auf weiteren Entfernungen während des Fluges? Die Frage
muß offen bleiben.
Als sicher kann jedenfalls angenommen werden, daß die Ent-
faltung des Schmuckapparates einen Reiz auf das Auge der weiblichen
Imago ausübt. Dabei kann außer Kontrastwirkungen auch der bei
den verschiedenen Bewegungen des $ wechselnde Glanz mancher
Schuppen einen gewissen Wert haben. Will man im übrigen das
deutliche Erkennen von Formen und Einzelheiten des Schmuckes
ablehnen, so ist die Möglichkeit gegeben, in der plötzlichen Ent-
faltung derselben den Reiz zu erblieken. Forel ist mit Exner der
4. Heil
74 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
Überzeugung, ‚daß das Facettenauge ausgesprochenermaßen speziell
an das Sehen von Bewegungen angepaßt ist.“ (Forel, 1910, p. 180).
Es darf in der Tat die Dehnbarkeit der Anhänge und die ganze
Art ihrer Anwendung als Beweis dafür gelten, daß hier die eigentliche
Reizwirkung zu suchen ist. Auch die kurzen Flüge des $ während
der Werbung, seine Bewegungen um das © herum und das Herüber-
legen des einen Flügels sind in diesem Sinne zu deuten, während das
Rütteln offenbar nur den Zweck hat, die Ausbreitung des Duftstoffes
zu fördern.
b) Auf die Gornehaoreene des @ wirkt das Sekret der
Duftorgane. In der ‚„Umarmung‘ muß das vollkommenste Mittel
erblickt werden, die Wirkung dieser Duftorgane zu steigern. Durch
das Aneinanderpressen der Vorderkörper mit ihrer dichten Behaarung
und das Spreizen der Tegulaschuppen wird ein Entweichen des Duftes
nach oben verhindert, die eigenartige Handhabung des einen Flügels
hat offenbar — neben einer Wirkung auf den Gesichtssinn (verg].
„Flügelblase‘ der$ Ulomyia usw.) und auf den Tastsınn — den Zweck,
den „Duftraum‘ auch seitlich abzuschließen. Man kann sich in An-
betracht des vielfach nicht geringen Ausmaßes der Duftdrüsen vor-
stellen, daß die mehrere Sekunden lang anhaltende Einwirkung sehr
kräftig sein muß.
. ec) Auf den Gefühlssinn wirken die Berührungsorgane.
Zweifellos wird durch die ‚„Umarmung‘‘ schon an sich ein Berührungs-
reiz ausgeübt. Daß die Stacheln an den Antennen zur Steigerung
des Berührungsreizes bei der Umarmung dienen, dafür darf. folgende
Tatsache als Beweis gelten. Pericoma nubila Meig., deren Begattung
ich leider bisher nicht beobachten .konnte, läßt durch ihre nahe Ver-
wandtschaft mit Ulomyia und die überaus vollkommene Ausbildung
der geschlechtlichen Reizapparate mit Sicherheit darauf schließen,
daß sie sich genau so verhält wie Ulomyra. Ihre kaum nennenswert
geschmückte und nur. mit schwachen Duftorganen ausgestattete
nächste Verwandte P. trivialis Eaton — die Larven und 99 der beiden
Arten gleichen sich völlig — ‚;wirbt‘ in ähnlicher Weise wie Ulomyra,
aber — die Umarmung fehlt! Ulomyia und nubila haben zahlreiche
antennale Stacheln, bei iriwalis fehlen sie, ganz im Einklang mit
dem Fehlen der Umarmung! Auch P. deminuens n. sp. (s. später!)
liefert einen deutlichen Beweis für die Bedeutung der Stacheln.
Daß, wie für die antennalen Stacheln, so auch für die Stachel-
reihen an den Vorderbeinen und an der Unterseite des SETS (beim
Herumlegen!) eine Reizwirkung durch Berührung des 2 anzunehmen
ist, bedarf hiernach keiner weiteren: Begründung.
7% Im Folgendareullndch eine Anzahl von Einke r
mitgeteilt werden, die für die Wertung der geschilderten Vorgänge
von einiger Bedeutung sind.
Ein bereits begattetes 9 bleibt ebenso wie ein noch unreifes im
allgemeinen unberücksichtigt, ein ‚unter solchen sitzendes „bereites‘‘
2 wird sehr schnell gefunden. |
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 75
Ein nahe vor der Bereitschaft stehendes 9 wird oft sehr anhaltend,
bis zu einer halben Stunde lang ohne größere Pause, von dem be-
reiten $ umworben. Die Lebhaftigkeit der Werbung richtet sich
scheinbar nach dem Alter, wohl auch der Konstitution desd. Das 5
ist bisweilen schon kurz nach statigefundener Kopulation von neuem
bereit, während das 9, soweit ich bisher beobachten konnte, nur
einmal begattet wird, um dann nach längerer Ruhepause zur Eiablage
zu schreiten.
Im Zustande hoher Bereitschaft wechselt auch wohl das $ seinen
Platz, sucht gewissermaßen, während es sonst meist ruhig sitzt.
Sind noch unreife {& zusammen mit einem reifen in einem Zucht-
glase, so werden sie durch das Rütteln dieses veranlaßt, gleichfalls
schwache Versuche einer Bereitschaftserklätung zu machen, sie
„pumpen“, in dem sie den Körper langsam auf und ab bewegen.
Sind zwei bereite $$ vorhanden, so beteiligen sich beide, je nach
dem Grade der Bereitschaft verschieden temperamentvoll, an der
Werbung um das ©. Die geschlechtliche Erregung kann sich gerade
in solchen Fällen so sehr steigern, daß ein $ das andere zu „umarmen“
oder sogar an der Wand des Gefäßes zu kopulieren versucht.
Ein nicht ganz bereites @ hält der Werbung eines $ so lange stand,
bis dieses zur Umarmung schreiten will, d.h. seinen „Schmuck- und
Duftapparat“ entfaltet. In diesem Augenblicke fliegt es ab oder tritt
etwas zur Seite. Das & bleibt wie erstarrt sitzen, wiederholt aber nach
einiger Zeit seine Versuche.
Es wurde auch beobachtet, daß ein 9, das unverkennbar seine
Bereitschaft erklärt hat, mehreremale im letzten Augenblicke vor der
' Umarmung das $ abweist. Ferner ein Fall, wo ein 9, daß sich bereit
erklärt hat und auch die Umarmung über sich ergehen läßt, bei dem
Versuche des $, zu kopulieren, nicht den Hinterleib entgegen biegt,
sodaß der Versuch erfolglos bleibt. In letzterem Falle versuchte auch
ein zweites $ erfolglos, zu kopulieren. Die beiden $& irren darauf
sehr erregt umher und versuchen, sich gegenseitig zu begatten. Das
zeigt zunächst keine Bereitschaft mehr.
Haben sich zwei Männchen zu gleicher Zeit einem bereiten 9
genähert, so kommt in der Regel dasjenige zur Begattung, das am
temperamentvollsten vorgeht.
8. Kurz zusammengefaßt seienals wesentliche Ergebnisse
aus den Beobachtungen an Ulomyia, die leider aus Mangel
an Zeit und Material einstweilen nicht weiter fortgesetzt werden
konnten, folgende Punkte hervorgehoben:
a) Das ausgereifte $ zeigt steigende Begierde und wirbt
anhaltend um das 9, wenn dieses nicht sofort bereit ist. — Da die dg
mehrmals begatten, ergibt sich zweifellos ein gewisser Wettbewerb.
b) Das 2 lockt offenbar durch seinen Geschlechtsduft schon vor
Eintritt der Reife das 3 herbei, übt aber erst dann einen stärkeren
Reiz auf dasselbe aus, wenn sein Zustand sich der Reife nähert. Das 3
beginnt dann mit seiner „Werbung“. Die „Sprödigkeit“- des 9
4. Heft
76 Dr. Heinrich-Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
ist ein Zustand mangelnder Bereitschaft, einer nıcht
völligen Reife.
c) Esist denkbar, daß bei einem kurz vor der Bereitschaft stehenden
© das mit den vollkommensten Reizorganen ausgestattete $ am
ehesten zum Ziele gelang...
....d) Ein sehr bereites 9 reizt, zu 88 gesetzt, diese durch den Flügel-
schlag, auch ohne daß ein & sich schon geäußert hat. — Es kann ge-
folgert werden, das die „Bereitschaft“ des @ steigende Grade
aufweist.
e) Damit steht im Einklang, daß ein 2 auch ın solchen Fällen,
in denen es bereits seine Bereitschaft geäußert hat, das $ im letzten
Augenblicke abweist. — Bei noch wenig gesteigerter Bereitschaft
müssen offenbar seitens des $ gewisse Vorbedingungen erfüllt sein,
um die Gefügigkeit des 2 zu erreichen (vergl. ce).
f) Die Steigerung der Bereitschaft des Q gibt eine Erklärung
dafür, daß im Zustande hoher Reife meist scheinbar wahllos das
erste sich nähernde & zur Kopulation zugelassen wird.
g) Nach: der Begattung scheint das © keinerlei Reiz mehr auf
‚ein & auszuüben.
I. Die Begattung von Pericoma trivialis Eaton.
Zweifellos verhalten sich alle jene Arten, die einen hoch differen-
zierten Reizapparat — Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane —
aufweisen, mehr oder weniger genau in derselben Weise, wie es im
Vorstehenden. von Ulomyia geschildert ist.
Es ist nun interessant, die Vorgänge bei einer Art zu beobachten,
die gewissermaßen im Beginne der Ausbildung eines Reiz-
apparates steht. Als solche kann die bereits oben erwähnte P.
trivialis Eaton, welche übrigens Ulomyia verwandtschaftlich sehr nahe
steht, betrachtet werden. |
Schmuckorgane sind bei trivialis nur in sehr geringem Maße vor-
handen. . Die Gesamtfärbung des $ unterscheidet sich kaum von der
des ©. Der bei der nächsten Verwandten nubila Meig. sehr auffallende
Stirnschmuck ist nur angedeutet, die Taster sind normal und tragen
nur an der Unterseite einen abstehenden Schuppenbusch. Die Antennen
entbehren der Schmuckschuppen, die nubila am 3.—7. Knoten auf-
weist, wie auch jeglicher Stacheln. Die Vorderbrust ist kaum vor dem
ausgezeichnet, die Dehnbarkeit der Tegulae sehr gering. Doch besitzt
auch trivialis, wie ihre Verwandte, ein Duftorgan in Gestalt einer
kleinen Blase ventral von der Tegula. Aber das Organ ist sehr schwach
entwickelt und trägt nur eine kleine Papillenplatte mit Duft-
papillen.
> Am allgemeinen vollzieht sich zunächst die :Bereitecliile serklärung‘“
und „Werbung“ in der an Ulomyva beobachteten Art. Allerdings
zeigt das Rütteln des’ $ scheinbar geringere Lebhaftigkeit, weniger
Temperament. Das 9 verhält sich genau wie: das? von Ulomyea.
j"sin .
(Schmuck-, Duft- und Berührungsörgane) der Psychodiden usw, 17
Ist das 2 bereit, so nähert sich das $ in der Regel direkt von
hinten her, verharıt einen Augenblick zitternd dicht am Hinterende
des @ und schreitet dann sofort zur Begattung, indem es sein Abdomen
herumbiegt, das Abdominalende des 2 umklammert und sich dabei
in die dem 2 abgewandte Richtung dreht.
Es fehlt also die „Umarmung‘“.
Wohl kommt es dazu, daß bei mangelnder Bereitschaft des 9,
die sich etwa durch Weiterlaufen äußert, das $ nachfolgt und immer
von neuem zitternd an das Hinterende herantritt, auch wohl einige
andere Bewegungen ausführt, indem es sich dem 2 von vorn oder
seitlich nähert oder um dasselbe herumläuft; doch konnte keinerlei
Entfaltung des Schmuckes oder besondere Anwendung des Duft-
apparates beobachtet werden.
Daß eine gewisse stärkere Reizwirkung stattfindet, wenn das d
herantritt, kann daraus gefolgert werden, daß das Q in diesem Augen-
blicke oft stärkere Bereitschaft durch wiederholtes Flügelschlagen
äußert.
Leider umfassen meine Beobachtungen nur eine beschränkte Zahl
von Fällen. Es ist möglich, daß unter -gewissen Voraussetzungen
Ansätze einer Entfaltung des wenn auch geringen Reizapparates
statt haben. Jedoch steht offenbar das Fehlen der „Umarmung“
fest, während sie bei Ulomyiva nie unterbleibt.
Aus diesen, allerdings noch sehr ergänzungsbedürftigen Beob-
achtungen lassen sich schon jetzt einige im Folgenden skizzierte
Schlußfolgerungen ziehen. Es soll aber dazu bemerkt werden,
daß der Versuch, die Entwicklung des Reizapparates zu deuten,
' nur auf allerdings sehr naheliegenden „Möglichkeiten“ basiert. Ich
verweise im übrigen auf meine Ausführungen im 8. Kapitel. |
l. Bei der Werbung des Z, seinen „Bereitschaftserklärungen“. ;
kommt ohne Zweifel nicht allein das Sekret des Epipterygalorganes,
sondern auch — neben dem Geschlechtsduft — die Absonderung der
eigentlichen Duftorgane als Reizmittel in Betracht. Zwar
sind die Duftpapillen des Organes von triviakis in der Ruhelage ein-
gesenkt, es darf aber angenommen werden, daß bei dem „Rütteln“
eine Dehnung des Organes erfolgt.
Es bietet sich hier vielleicht ein Fingerzeig, um die Ausbildung
der eigentlichen Duftorgane zu erklären. Ich möchte die bei der An-
näherung an das ? eintretende Steigerung des Blutdruckes im
Vorderkörper des für einen primären Vorgang halten. Durch diesen
Blutdruck mag die Bildung von besonderen Duftdrüsen, zu der die
Psychodiden offenbar besonders veranlagt sind, gefördert sein.
Natürlich haben wir damit noch keine Erklärung für das Entstehen
dieser Organe. Jedenfalls scheinen die Duftorgane bei den ae
diden das zuerst entstandene Reizorgan zu sein.
- 2. Vermutlich ist: das kurze Verharren am Hinterende des O
der Vorläufer der „Umarmung“. Während dieses Verharrens,
findet wohl eine besondere Funktion der Duftdrüsen, eine stärkere
Absonderung von Duftstoff zur Erregung des-Q statt. Es ist dann
4. left
18 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
nur anzunehmen, daß — etwa bei großer Sprödigkeit des Q und starker
Erregtheit des $ — ein solches Verharren statt am Hinterende am
Vorderende der @ Imago erfolgt, um für die Änderung des Instinktes
eine gewisse Erklärung zu finden.
3. Das Fehlen von Organen des Berührungsreizes bei irivialis in
Übereinstimmung mit dem Fehlen der Umarmung läßt — wie bereits
früher erwähnt — die Bedeutung dieser Organe deutlich erkennen.
Das Bestrebent), Schmuck- und Duftorgane (besonders letztere) dem 9
möglichst nahe zu bringen, hat zur „Umarmung‘ geführt, womit die
Ausbildung von besonderen Organen zur Steigerung des Berührungs-
reizes Hand. in Hand gegangen sein mag.
4. Es ist wahrscheinlich, daß bei den Arten, die zwar hochdiffe-
renzierte Schmuck- und Duftorgane, aber keine Berührungsorgane
aufweisen, die Umarmung ebenfalls entweder fehlt oder doch nicht
zu dem Grade einer innigen Berührung ausgebildet ist, den Ulomyia
zeigt. Leider stehen mir bisher keine Beobachtungon darüber zur
nn ng.
- 1. Die Begattung von Pericoma deminuens n. sp.
Als wertvolle Ergänzung zu dem bisher Gesagten kann das Ver-
halten von Pericoma deminuens n. sp. betrachtet werden.
Während Ulomyra und P. trivialis nahe verwandt sind, gehört
deminuens zu einer weiter abstehenden Gruppe (Thelmatoscopus-
Gruppe). |
Die Beobachtung an dieser Art — die sich leider nur auf einen
einzelnen Fall erstreckt — darf umsomehr Interesse beanspruchen,
als bei ihr eine von der bisher betrachteten abweichende Art iii Aus-
es des Reizapparates vorliegt.
P. deminuens $ zeigt zunächst einen wenn auch nicht auffallenden,
so doch deutlich ausgesprochenen Schmuck. Vor allem ist das Meso-
notum in der Front mit einem breiten tiefschwarzen Längsband
aus kurzen breiten Schuppen versehen, das dem 2 fehlt, während die
Seiten des Mesonotums grauweißlich behaart, die Schultereeken mit
sperrig abstehenden weißlichen Haaren besetzt sind. Stirn, Scheitel,
Hinterkopf und Taster tragen schwarze Schuppenhaare. Der Scapus
ist dorsal mit schwarzen Schuppen, an der Innenseite weißlich bedeckt,
vorn mit abgespreizten längeren weißen Haaren versehen. Die
folgenden Antennenglieder sind gelblich weiß behaart. |
?) Ich möchte betonen, dab ich damit nicht der Möglichkeit einer „be-
wußten“ Änderung des Instinkts das Wort reden möchte. Es scheint mir
außerordentlich schwierig, derartige Änderungen bezw. das Neuauftreten von
Instinktäußerungen zu erklären, und bedenklich, morphologische Neuerwerbungen
mit ihnen in ursächlichen Zusammenhang zu bringen. Man vergl. meine
Ausführungen in Kap. 8 und in m. A. 1922, a. |
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane)- der Psychodiden usw. 19
Eigentliche Duftorgane fehlen! Aber es sind an den An-
tennen — wie schon früher erwähnt — accessorische Askoidal-
schläuche vorhanden (Fig. 7 |
"Besonders auffallend sind schließlich bei deminuens die kräftigen
langen Stacheln am 4. und. 5. Antennenknoten, welch letztere im
Zusammenhang damit eine gewisse Deformierung zeigen (Fig. 7).
Die Begattung von deminuens verläuft nun auf folgende Weise.
Die Äußerung der Bereitschaft, d.h. die ‚Werbung‘; zeigt in-
sofern eine Abweichung von Ulomyia, als das & nicht „rüttelt“, sondern
seine Flügel quer vom Körper abspreizt und lebhaft zitternde Be-
wegungen mit ihnen vollführt. Dies Flügelzittern kann im Sitzen
oder Laufen erfolgen, ist bald kürzer, bald länger ausgedehnt.
Wenn das ä dem bereiten 9 nahe kommt, eilt es — mit den Flügeln
lebhafter zitternd — an dessen Vorderende, preßt sich auf einen kurzen
Moment mit seinem vorderen Körper dicht an den des @ und schreitet
dann, die Berührung der Körper zunächst möglichst beibehaltend,
sich drehend gleich zur Begattung.
Es kommt also zu einer „Umarmung‘“, bei der Silerdings
das Herüberlegen des Flügels fortfällt (wenigstens beobachtete ich es
nicht), und die Dauer so kurz ist, daß die Bewegungen ohne besondere
Pause in einander übergeben.t)
a können folgende Schlußfolgerungen ziehen:
Das Zittern mit den Flügeln (fast ein Schlagen) bei deminuens
ist zweifehlbs mit Duftabsonderung des Epipterygalorganes ver-
bunden. Aber es kann auch angenommen werden, daß der Duft der
durch accessorische Schläuche vermehrten Askoidalorgane als
Reizduft wirkt, und das Flügelzittern dazu dient, diesen Duft schneller
zu verbreiten. |
2.- Wir können aus dem Verhalten der Imago, der Ausbildung
der „Umarmung“, einen weiteren Beweis dafür entnehmen, daß die
Askoidalorgane als Duftorgane aufzufassen sind.
3, Das kurze Zeit dauernde Verharren vor dem Augenblick dei
Umarmung bei Ulomyia steht mit der Ausbildung dehnbarer
Schmuckanhänge, die längere Dauer der Umarmung mit der Aus-
bildung besonderer dehnbarer Duftorgane im Zusammenhang.
Bei deminuens fällt ersteres ganz fort; die Umarmung ist abgekürzt,
weil jene besonderen Duftorgane fehlen. Die Askoidalorgane wirken
als Duftorgane während der ganzen „Werbung“, es bedarf keiner
besonderen Manipulationen, wie bei den dehnbaren Blasen von Ulomyia
| 1) Es ist nicht unwahrscheinlich, daß das Herüberlegen des Flügels bei
der Umarmung bei all den Arten nicht stattfindet, die an den Flügeln keine
sekundären Merkmale aufweisen, also nur vorhanden ist bei den Ulomyia-
Arten, bei Pericoma alispinosa und der fusca-Gruppe. Sollte das in der Tat
der Fall sein, so wäre damit ein weiterer, recht interessanter Beweis gegeben
sowohl für den innigen Zusammenhang zwischen der Modifikation des Instinktes
und der Ausbildung morphologischer Eigentümlichkeiten, als auch für die Be-
deutung: der betr. Merkmale als Reizmittel.
4. Heft
80 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
(deren Papillenplatte eingesenkt ist), um den Duft zur Wirkung zu
bringen.
4. Die Berührung (Umarmung) bei dönsamehie steht im Einklang
mit der Ausbildung der kräftigen antennalen Stacheln und
ist ein neuer Beweis für ihre Bedeutung als Organe des Berührungs-
reizes.
IV. Die Begattung von Psychoda alternata Say (sexpunctata Curt.).
Wie schon erwähnt, lassen sich manche Psychoda-Arten leicht
in größerer Menge züchten, da an geeigneten Plätzen (Abwässer, Mist)
ungeheure Massen von Larven sich vorfinden. Am häufigsten scheint
Ps. alternata zu sein.
‚Schon Dell (1905) hat die Kopulation dieser Art kurz beschrieben:
„In.copulation the male runs alongside the female,
stroking her with his antennae, while the wings, antennae
and halters are thrown into spasmodic vibration. The
large forceps is then extended directly backwards and
the abdomen of the male bent round so that the hinder
ends of the two bodies are throught into opposition.
The forceps then close upon the body of the female,
unless the miss, which not infrequently happens, as the
male fly is unable to see what he is doing. In such
case the whole manoeuvre is repeated. The males are
apparently unable to distinguish which oftheir companions
are females, as they very frequently attemps to copulate
with one another“ (p. 294).
Diese Angaben können im wesentlichen bestätigt werden. Vor
allem ist es bemerkenswert, daß die $& eine sehr starke Begier
an den Tag legen. Schon bald nach dem Ausschlüpfen beginnen sie
unter leichtem Zittern unruhig umherzulaufen. Völlig ausgereift,
befinden sie sich fortdauernd im Zustande einer gewissen Erregung,
während die 22 meist ruhig sitzen, gewöhnlich an versteckten oder
schattigen Plätzen.
Daß die $S scheinbar nicht erkennen, ob sie ein 0 vor sich haben,
hat wohl darin seinen Grund, daß im Zuchtglase die Anwesenheit
einer größeren Zahl von Individuen beider Geschlechter natürlich
sehr erschwerend wirkt. Die Geruchsorgane müssen natürlich in etwa
versagen, wenn größere Mengen des Geschlechtsduftes vorhanden
und der Duft beider Geschlechter gemischt ist. Das Auge kommt
für das Erkennen nicht in Betracht:
Die große Erregung und Begierde der gg a es ‚daher, erklärlich,
daß sie‘oft bei jedem Individuum, dem sie sich nähern, die Kopulation
versuchen. Aber sehr häufig kann man auch beobachten, daß das 5
wie prüfend vor-dem Fariner: verharrt und weiterläuft, wenn ‚dieser
ein Geschlechtsgenosse ist.
Das Zittern des g; bei. ak die Flügel: etwas gelüftet: ra
ist sicher nicht nur ein Ausdruck der Erregung, 'sondern steht ohne
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 8i
Zweifel mit der Ausbreitung seines Geschlechts- und Bereitschafts-
duftes im Zusammenhang.
Das 2 äußert seine Bereitschaft in ähnlicher Weise, wie es von
Ulomyia usw. beschrieben wurde, und zwar durch leichtes, zitterndes
Lüften oder Schlagen der Flügel.
Vielleicht ist die Ausbildung der „Bereitschaftsdrüse“ über-
haupt durch die Massenentwicklung mancher Psychoda-Arten
gefördert worden. Es ist aus dem Vorstehenden ersichtlich, daß ein
bereites @ unter den vielen Art- und Geschlechtsgenossen Gefahr
liefe, unberücksichtigt zu bleiben, wenn es nicht die Möglichkeit hätte,
seine Bereitschaft in besonderer Weise kund zu geben. Es lockt so
gewissermaßen das 5 herbei.
Ob nicht auch die schon erwähnte Parthenogenese einer
Psychoda spec. mit der Massenentwicklung im Zusammenhang steht?
Man kann bei dieser Art beobachten, daß die Imagines sich mit Vor-
liebe zusammenscharen und in dichten Gruppen fast dauernd —
bis sie zur Eiablage schreiten — in völliger Ruhe dasitzen. Wenn
dieser Geselligkeitstrieb der Imagines — der bei den übrigen Arten
richt so stark in die Erscheinung tritt -- primär war, so ist die Annahme
nicht unberechtigt, daß vielleicht manche 99, trotz Bereitschaftsdrüse
oder vielleicht infolge mangelnder Funktion derselben — nicht zur
Begattung kamen und unbefruchtete Eier ablegten. Doch verhehle
ich mir nicht, daß der Parthenogenese auch andere Ursachen — innerer
Art — zugrunde liegen können.
Die Begattung von Ps. alternata bietet für unsere Untersuchung
im übrigen keine wesentlich neuen Gesichtspunkte. Besondere Reiz-
mittel fehlen dem 4. Offenbar hat aber das Zittern des $ und die
damit verbundene vermehrte oder beschleunigte Ausbreitung des
Geschlechts- und Bereitschaftsduftes die Bedeutung einer gewissen
Reizwirkung.
6. Kapitel.
Aeussere Morphologie der Reizorgane.
Kertesz (1903) führt als Psychodinae unter den 3 Gattungen
Ulomyia Walk., Pericoma Walk. und Psychoda Latr. im ganzen
43 palaearktische Arten auf. Die große Mehrzahl dieser Arten is; von
Eaton (1893—98) für England beschrieben worden, während
Grünberg (1910) nur 8 deutsche Arten nennt (exkl. Gen. Psychoda).
Tonnoir (1919/20) hat für Belgien bereits mehr als 60 Arten fest-
gestellt. Etwa die gleiche Zahl umfaßt bis jetzt auch meine Sammlung
‚deutscher Arten; da unter diesen viele neue sind, erhöht sich die
Gesamtzahl für die paläarktische Fauna erheblich und wird zweifellos
noch weiter zunehmen, wenn dieser interessanten Dipterenfamilie
ein größeres Interesse als bisher zugewandt wird.
Bereits Eaton hat erkannt, daß die bisherigen Gattungsbegriffe
zu einem natürlichen System nicht ausreichten, und eine schärfere
Gliederung nötig sei. Sein Versuch (1904), diese durchzuführen, ist
leider nicht zur Vollendung gediehen.
Archiv für Natargeschichte
1922. A. 4. 6 4 Heft
82 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
Einige der von Eaton vorgeschlagenen neuen Gattungsnamen
sollen im nachfolgenden zur Anwendung kommen. Im übrigen begnüge
ich mich hier damit, die Arten nach morphologischen Merkmalen
insbesondere der Reizor gane zu Gruppen zusammenzustellen.
Erst nach Abschluß der Bearbeitung der Larven und Puppen wird die
Möglichkeit gegeben sein, eine nähere Zusammengehörigkeit der
Arten mit Sicherheit festzustellen.
Verzeichnis der Arten!)
In der nachfolgenden Liste der mit sexuellen Reizorganen ver-
sehenen Arten bezeichnen: S = Schmuckorgane; D — Duftorgane;
B = Berührungsorgane; ( )= schwach ausgebildet; ? = ungewiß;
— —fehlend.. *=nicht von mir untersucht (Angaben darüber
fußen auf den Beobachtungen von Tonnoir oder auch Eaton).
Für manche Arten muß das Vorhandensein des einen oder anderen
Reizorganes als ungewiß gelten, da entweder für eine eingehende
Untersuchung das Material nicht reichte, oder nicht entschieden
werden konnte, ob und in welchem Maße etwa Schuppen, Haare,
Stacheln, antennale Anhänge usw. der betreffenden Art im Dienste
einer Reizfunktion stehen.
Auch hinsichtlich der Bezeichnung — = fehlend ist zu bemerken,
daß weitere Untersuchungen nötig sind und vielleicht in manchen
Fällen andere Resultate bringen werden.
Die Arten mit besonders hochdifferenziertem Reizapparat sind
durch Sperrdruck hervorgehoben.
Genus Ulomyia Walk.
U, fuleganose Meie: ... „en 0 Bsse
U. plumata Tonn.. .-. 2x. 9, sBaruse
U. IncHrta Dante Se re
(Pericoma) undulata Torn* S D DB
Genus Pericoma Walk. |
[.P. nubila Meig. +. .isla muSDe
nubela-Gruppe | P, triviahs Eaton. .....:(89) D -—:
P:.. cogruita. Batonsıf. Je Asch D -
COER: Gruppe ) p. palogicta n.sHee rip 8:54 Dr)
| P. annulete: Ton ra a ?
PB, palustris Meig.u.ı. als SD _-
palustris- Gruppe ) p. gracilkis Baton....u. nnd
| P: abtspinosa n. sSpir un.e su au
ocellaris: Meig. . 2: Duni HB DB
Dalii Eaton. 2. erh Da(BE
Olytocerus Eaton | PER LOB in a are Ei D ee
sordescens n. Sp. SIND?)
!) Die genauere Beschreibung der in diesen Untersuchungen genannten
neuen Arten wird demnächst in dieser Zeitschrift erfolgen.
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 33
Euweotgbalds Baton Fi. . 1. 8:05 D SB
P. albifacies Tonn.* . ... . TR DE ROH;
RL NY. 30108) 0 MC ORG NBEEIRERT TE: > ME GER D BEER
Ps@oaghehuieru lonn. Br... 8 Da?
P..Meyher. Tonns#: sn. al... (SD,
Thelmatoscopus. ; P. intermedia n.sSp. . : . . . N) — —
(Eaton)- y RD: eonsors Kuton®n.:.-°:..... — — (B)
Gruppe P.-malleolatden.sp...- : . -.. (8) (D). (B)
Besen Wale Hl. (S)) D —
2. deminuens n.8p....ı.. .-. 82 BR B
ProBselepe. ne (N) —- -
LP. fagieavatıca n.sp.. . . . . SL —
Fey asen Maeg:-s . 2. S.D —
fusca- Gruppe Fr @urseulata Halid..,..,8..0:D#.
PP ustulata Walk! «|. 27.2. 9%, 01, B
uslulata- Gruppe \: P. decipiens Eaton . . . .. (S).. D? —
Dr aemnata. Tonn:%.2. a enter: re
sonstige 23:90lmosa: Eaun: #2... Has aD YE.
Arten P. acuminata Strobl* . ... 2? DE 332
Pi neglecta Katoni,. » A%% 3) Ani B
1. Reizorgane der Ulomyia- Arten.
(U. fuliginosa Meig., plumata Tonn., incurva n. sp., P. undulata Tonn.).
Von der Gattung Ulomyva war bisher nur eine Art bekannt,
U. fuliginosa Meig. Tonnoir beschreibt eine neue Art, U. plumata
Tonn., die sich durch einen langen, weißlichen, nach unten gerichteten
Haarbusch am Vorderrande des Flügels nahe der Basis auszeichnet.
Der Vorderrand bildet zugleich an dieser Stelle einen vorspringenden
Winkel. Ich füge eine neue Art hinzu, wneurva n. sp., die der Peric.
undulata Tonn. sehr ähnlich zu sein scheint. Da die Larve von
incurva bis auf ganz geringe Abweichungen völlig der Larve von
fuliginosa gleicht, erscheint es angebracht, incurva (also wohl auch
undulata) zur Gattung Ulomyia zu stellen. Es ist dann allerdings
notwendig, die Gattungsmerkmale etwas abzuändern. Das bereitet
keine Schwierigkeiten, da die „Blase“ von fuliginosa $ nur durch
‚eine Einfaltung der Flügelfläche gebildet wird und daher mit der
Einbiegung des Flügelvorderrandes von ncurva und undulata auf
eine Stufe gestellt werden kann.
Untersucht habe ich nur fuhginosa und incurva.
1. Als auffallendes Schmuckorgan besitzen alle 4 Arten an den
Seiten des Mesothorax dicht hinter den Vorderstigmen, anschließend
an das Mesonotum, je eine ziemlich große „Tegula“ (Fig. 18; 19).
Diese ist bei allen Arten dieser Gattung 2lappig; der eine, kürzere,
Lappen ist nach vorn, der andere seitwärts gewandt. Bei fuliginosa
und plumata ist die Rückseite jeder Tegula mit breiten, glänzend
schwarzen Schuppenhaaren besetzt, die in ihrer Ruhelage zwei nach
unten und vorn bezw. seitlich herabgebogene dem Körper anliegende
6* 4. left
84 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
Schöpfe bilden. Bei incurva und undulata sind die schwarzen Schuppen
dorsal teilweise von breiten weißen Haaren bedeckt. Die Anhänge
sind hohl und können durch Blutdruck zu beträchtlicher Länge aus-
gedehnt und aufgerichtet werden, wobei die Schuppenhaare sich
nach vorn und seitwärts spreizen. Bei fuliginosa findet sich unter den
meist ziemlich ‚breiten Schuppenhaaren des Anhangs eine Gruppe
2 ®
= Bi nr,
Fig. 18. Tegulae und Duftorgane von Ulomyia fuliginosa Meig. &. &) von oben
gesehen, total; b) Teil eines Querschnittes, b) Gesamtansicht der Duftblase,
stärker vergrößert. DrZ = Drüsenzellen.
dünnerer, aber scheinbar starrer Haare, die an den Enden knopfartig
verdickt sind. Solche geknöpften Haare fehlen bei incurva; dagegen
sind hier die Schuppen an der Spitze des vorderen Lappens starrer,
dünner und zugespitzt.
Als Schmuck sind weiterhin die Abweichungen zu deuten, die
bei allen Arten die Flügel der Männchen aufweisen. Bei fulginosa
und plumata findet sich die sogenannte ‚‚Flügelblase‘“ (Fig. 17). Wie
schon angedeutet, handelt es sich um eine Faltung, die wohl durch
eine auf einen bestimmten Teil der Flügelfläche beschränkte Flächen-
ausdehnung hervorgerufen ist. Es erheben sich dicht hinter der mittleren
Basalzelle, vor der Flügelmitte, mehrere Längsadern (M, Cu, und Ou,)
dorsalwärts bogig über die Ebene des Flügels, sich dabei nach vorn
wendend, während der hintere Radialis-Ast stark nach hinten ausbiegt.
Es entsteht so ein nach unten halb offener Hohlraum, dessen Wirkung
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 85
durch im Bereich der Blase dicht angeordnete breite schwarze Schuppen-
haare erhöht wird. Etwa vom Ende der mittleren Basalzelle ausgehend
erstreckt sich ein Schopf aus weißlichem Haar über den proximalen
Teıl der Blase hin.
KALE
ie
RRRRERE RG
PER IIR
? S : er
EB Nu 'z
= 5%,
= wr
Fig. 19. Querschnitt durch Tegula u. Duftorgan der linken Seite von Ulomyia
fuliginosa Meig., $. Vergr. 300 x. S = Schuppen, FZ = Fettzellen.
Der Flügel von plumata $ hat außer dieser „Blase“ noch „un
long plumet de poils blanchätres, insere au bord ante£rieur,
pres de le base et recourbe vers la dessous de l’aile, le
cöte formant en cet endroit un angle saillant“ (T., 1920,
p. 187).
Die Flügel von incurva und undulata entbehren der Flügelblase.
Dafür ist die bei plumata anscheinend angedeutete Deformierung
des vorderen Flügelrandes bei diesen Arten sehr stark ausgeprägt.
Der verdickte Vorderrand im Bereich von Se ist bei incurva & leicht
nach außen gebogen und hinter dem Ende von Se stark nach innen
eingebuchtet. Die tiefste Stelle dieser Einbuchtung liegt etwas vor
der Radialis-Gabel in der Nähe der vorderen Radialis (Fig. 21). Der
verdickte Randteil vor der Einbuchtung trägt einen dichten Busch
4. Hefi
86 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
langer gelblich weißer Haare, die in der Richtung des Flügels nach
vorn gestreckt, zum Teil über die Einbuchtung hinweg reichen, den
Raum in etwa ausfüllend. Der aufsteigende Schenkel der Einbiegung
ist mit kurzen Fransenhaaren besetzt, deren, obere in der Richtung
des Flügels gekrümmt, während die un-
teren nach der Basis zu gespreizt sind.
Bei P. undulata scheinen ähnliche Ver-
hältnisse vorzuliegen.
Außer den erwähnten besonders
auffallenden Schmuckabzeichen tragen
die Männchen dieser Arten auch sonst
lebhafte Schmuckfärbung zur Schau.
Bei fuliginosa $ sind Stirn, Scheitel und
vorderes Mesonotum schneeweiß behaart
im Gegensatz zu glänzend schwarzer Be-
haarung an anderen Stellen, besonders
an den vorderen Hüften und ÖOber-
schenkeln; die gelblich weißen Stirn-
haare von incurva & sind hinten durch
schwarze Haare bedeckt, Hinterkopf
und vorderes Mesonotum tragen schnee-
weiße Haare.
2. Das Duftorgan dieser Arten
(Fig. 18; 19) besteht aus einer zart-
häutigen .gestielten Blase, die unter
den schuppenbedeckten Lappen der
Tegula geborgen liegt. Die Basis des
Stieles schließt sich dicht an die vordere
untere Basis der Tegula an (Fig. 19).
Die fast kugelige Blase ist nach vorn
gerichtet, sodaß sie unter den Schuppen
der Tegula etwas hervorragt. Stiel und
Blase zeigen eine stark gefaltete Kuti-
kula.. An ihrer distalen Wölbung ist
die Blase lippenförmig eingesenkt und
Fig.20. I.—IV. Antennengliedv. in dieser Einsenkung mit einer Papillen-
Ulomyia fulig., &. Vergr.260x. platte versehen, deren Ausdehnung fast
den Durchmesser der Blase erreicht. Die
Papillen stellen kleine, bläschenförmige Erhebungen dar, die je dem
distalen Ende einer langgestreckten, senkrecht zur Oberfläche im
Innern der Blase gelegenen Drüsenzelle entsprechen (Fig. 18; 19). -
Die zarte Kutikula der Bläschen zeigt keine Öffnungen. Die großen
Drüsenzellen, deren Kerne basal liegen, bilden eine kompakte Masse
im distalen Teil der Blase. Abgesehen von zarten Tracheen- und
Nervenästen sind im übrigen Stiel und Blase hohl; die starken Falten
lassen auf eine bedeutende Dehnbarkeit schließen. Vermutlich wırd
durch den Blutdruck zugleich die Sekretion des Duftstoffes gefördert.
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 87
3. Als Organe des Berührungsreizes sind die kräftigen, mäßig
langen und spitzen Stacheln zu deuten, die in größerer Anzahl dorso-
lateral auf dem dritten Antennenknoten von fuliginosa & sich vorfinden
(Fig. 20). Bei incurva ist die Behaarung der Antennen normal, viel-
leicht dürften hier die kurzen starren gespreizten Haare am Vorder-
rande des Flügels im Bereich des aufsteigenden Schenkels des Ein-
biegungswinkels für die Vermittelung oder Erhöhung eines Berührungs-
reizes in Betracht kommen. Ob auch die geknöpften bezw. zugespitzten
Haare der Tegulae von fuliginosa und encurva eine ähnliche Bedeutung
haben, ist nicht mit Sicherheit zu entscheiden.
Fig. 21. Flügel von Ulomyia incurva n.sp. Vergr. etwa 40 x.
I. Reizorgane der „nubila“-Gruppe.
(Pericoma nubila Meigen, trivialıs Eaton.)
Diese beiden Arten zeigen von den Pericomiden die nächste Ver-
wandtschaft mit Ulomyia. Ob die von mir untersuchte nubila, deren
Reizorgane im folgenden geschildert werden, wirklich mit der
Meigen’schen Art, die Eaton näher beschrieben hat, identisch ist,
könnte fast zweifelhaft erscheinen. Die allgemeine Färbung stimmt
mit der Schilderung Eatons überein. Aber weder Eaton noch auch
Tonnoir erwähnen den Stirnanhang, die Deformierung der Taster
und Verdickung der vorderen Tibien, Merkmale, die eigentlich
nicht gut übersehen werden können. Ich erhielt diese Art bisher
nur aus den ‚„Baumbergen“ in der Nähe von Münster i. W. und aus
der Holsteinischen Schweiz (Ugleisee) durch Aufzucht von Larven.
In beiden Fällen zusammen mit irivialis, die überall gemein ist. Die
QD beider Arten, wie auch die Larven, sind kaum zu unterscheiden.
l. Das durch die starke Behaarung des vorderen Körpers be-
deutend größer als das an sich fast gleich große Svon trivialıs erscheinende
nubila-S Ist sehr auffallend durch plastische Bildungen und Kontrast-
färbung geschmückt. Gerade diese Art beseitigt allen Zweifel daran,
daß es sich in der Tat um einen Schmuck ‚‚for erotic display“
(Eaton) handelt (Fig. 15).
4. left
88 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
Die Tegula ıst ziemlich umfangreich, aber nur einlappig. Der
basale Teil ist dorsal durch stärkere Chitinisierung versteift und bildet
eine bogige, etwas schräg nach hinten geneigte Epaulette, an die sich
der weichhäutige und dehnbare Teil in Form eines länglichen, distal
gerundeten Lappens anschließt. Die Behaarung der Tegula besteht
aus einem pinselig etwas nach vorn gerichteten Busch sehr langer
weißer Schuppenhaare, der von erst längeren, dunklen, weiter dorsal
kurzen, breiten, glänzend schwarzen Schuppen bedeckt ist.
Einen weiteren auffallenden Schmuck stellt bei nubila der große
Stirnanhang dar. Es ist dies, von vorn betrachtet, eine breite,
mit einem längeren mittleren und je einem kurzen seitlichen Zipfel
versehene, basal stielartig verschmälerte Blase, die ebenso, wie die
Tegula, hohl und dehnbar ist und im aufgeblähten Zustande mindestens
die halbe Antennenlänge erreicht (Fig. 16a). Der Anhang trägt nach
vorn breite schneeweiße Schuppenhaare, die in der Regel einen zu-
gespitzten, aufgerichteten Haarbusch bilden (Fig. 22). Ein Teil der
weißen, distalwärts längeren Haare ist auch oft bogig nach vorn
gewandt, in anderen Fällen der Haarbusch mehr seitwärts verbreitert,
gespreizt und fast zweizipfelig.. Er wird von hinten bedeckt durch
einen doppelten Busch von glänzend schwarzen Schuppenhaaren,
die seitlich den weißen Haarbusch überragen und gewissermaßen
einrahmen. Die schwarzen Schuppen sind dorsal wieder von je einem
schmalen Streifen weißer Haare bedeckt. Bei der Dehnung des Anbangs
werden sich vermutlich alle diese Haare sperrig auseinander spreizen.
Auch Antenne und Taster sind bei nubila in auffallendem
Maße an der Ausschmückung beteiligt (Fig. 22). Die Innenseite der
ersten 7 Antennenglieder trägt breite, schwarze Schuppenhaare, die
an den ersten beiden Gliedern kürzer und anliegend, bei den folgenden
langgestielt und bogig abstehend, besonders dicht am 4. und 5. Glied
angeordnet sind. Am 6. und 7. Glied treten allmählich gewöhnliche
Wirtelhaare an die Stelle der Schuppen. Die Haare oder Stacheln
an der Außenseite der Glieder werden nachher zu erwähnen sein.
Sie sind hell gefärbt.
An den Tastern sind das 1. und 2. Glied, besonders Fer
auffallend verdickt und an der Unterseite mit einem dichter behaarten
starken Buckel versehen. Die Behaarung der Glieder 1—3 besteht
aus glänzend schwarzen, meist angelegten Schuppenhaaren, die
Wölbungen der Ventralseite an 1 und 2 sind mit je einem Busch
sperrig abstehender langer, gelblicher Haare ausgestattet.
Der Hinterkopf trägt ebenfalls glänzend schwarze Schuppenhaare,
die nach beiden Seiten gescheitelt sind und fast wie Federn eines Vogels
erscheinen. Auch das Pronotum ist mit ähnlichen, nach vorn ge-
spreizten, schwarzen Schuppen versehen.
Besonders charakteristisch ist die Behaarung des Mesonotums.
Der vordere Abschnitt ist dieht mit kurzen, breiten, glänzend schwarzen
Schuppenhaaren bedeckt (Fig. 15), die eine fast samtartige Fläche
bilden. Nach hinten werden diese „gestutzten‘‘ Haare durch einen
bogigen Kamm längerer, abstehender, dunkler Haare umsäumt, hinter
(Schmuck-, Duft- uud Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 89
dem ein breiterer Kamm von helleren, gelblich-braunen Haaren folgt.
Durch den dunklen Kamm erscheint das Mesonotum von vorn gesehen
sehr breit, von der Seite betrachtet fast senkrecht aufstrebend. Es
ist so gewissermaßen ein dunkler Hintergrund geschaffen, vor dem
der schneeweiße Stirnschmuck umso auffallender wirkt. Von oben
sieht der Vorderkörper breit eckig aus, woran die Imago leicht erkannt
werden kann, }
Fig. 22. Kopf von Pericoma nubila Meig., $. Rechte Antenne u. linker Taster
sind nicht ausgezeichnet. Vergr. etwa 100 x. Au = Auge, StA = Stirnanhang
(in Wirklichkeit mehr aufgerichtet).
4. lieft
90 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
Schließlich ist auch das vordere Beinpaar für die Aus-
schmückung der Frontalansicht in Anspruch genommen. Die Hüften
und Oberschenkel sınd dicht und glänzend schwarz beschuppt, die
letzteren tragen vor ihrem Ende an der Innenseite einen abstehenden
Busch schneeweißer Haare. Die Tibien sind verdickt, außen mit
schwarzen, an der Innenseite und Spitze mit weißen Schuppen
bedeckt.
Das $ von P. trivialis ıst in jeder Hinsicht gewissermaßen eine
minderwertige Ausgabe von nubila, zweifellos seine Stammform.
DieTegula ist kleiner, ihreBehaarung besteht ausnur wenigen weißlichen,
meist gelblichen, dorsalwärts dunkel gemischten, nicht sehr breiten
Schuppen. Der Stirnanhang (Fig. 16b) ist klein, wenig auffallend,
distal gerundet, bisweilen anscheinend ganz fehlend. Er trägt mehr
dunkle als helle Haare, letztere sind nur bisweilen vorn mitten etwas
dichter und zu einem schwachen weißlichen Schopf vereinigt, der
auch sehr oft scheinbar fehlt. An den Antennenknoten 3—7 fehlen
auffallende Schuppenhaare, wie sie nubila aufweist. Die basalen
Tasterglieder sind schwarz beschuppt, aber nicht oder sehr wenig
verdickt, die Unterseite, besonders des 2. Gliedes, trägt längere, ab-
stehende, schwärzliche Schuppen. An der normal behaarten Vorder-
brust ist außer einem gelblichen Haarschopf über dem Kopf die Färbung
der Haare mehr oder weniger dunkelbraun, der Färbung bei dem 2
ähnlich.
2. Das Duftorgan von pP. nubila (Fig. 15) ist nach Lage und
Gestalt dem von Ulomyia sehr ähnlich, aber distal nicht so stark
blasig erweitert und mit kleinerer Papillenplatte versehen, welche
wie bei Ulomyia gefaltet und in den Anhang eingesenkt ist. Bei trvvvals
ist das Organ wesentlich kleiner, distal kaum verbreitert; die Papillen-
platte ebenfalls entsprechend kleiner und nur mit verhältnismäßig
wenigen Duftpapillen besetzt.
Der Durchmesser des Duftorganes von nubila beträgt etwa 60 u
an seiner breitesten Stelle. Der Anhang ist bei nubila und trivialis,
ebenso wie bei Ulom»va, zarthäutig und stark faltig. Von der distalen
Einsenkung ist: im Präparat in der Regel nichts zu erkennen, die
Papillenplatte liegt scheinbar tief im Innern des Anhangs. Es ist so
ein nutzloses Entweichen des Duftstoffes verhindert; erst durch die
Dehnung des Anhangs wird die Papillenplatte hervorgestülpt und das
Sekret zur Ausscheidung gebracht.
3. Während bei Ul. fuliginosa nur das 3. Antennenglied mit
Stacheln versehen ist, finden sich bei nubrla $ solche sehr zahlreich
auch an den beiden folgenden Gliedern (Fig. 22). Diese 3 Glieder
sind etwas verdickt und mit einander verwachsen. Die Stacheln
sind von gleicher Länge, kürzer als die Wirtelhaare. An Scapus und
Pedicellus findet sich die Innenseite mit breiten Schuppenhaaren,
die Außenseite mit dünnen, teilweise stachelartigen Haaren besetzt.
Bei trivialis fehlen die Stacheln (vergl. oben Seite 74).
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw, 9]
II. Reizorgane der „cognata“- Gruppe.
(P. cognata Eaton, patagiata n. sp., annulata Tonn.)
Bereits von Eaton (1893, p. 121) ist der eigenartige Schmuck-
anhang von P. cognata mit der Bemerkung angedeutet: „anterior
spiracular appendages of the $ thorax furnished each
with a long curved lock of hair.“ Tonnoir beschreibt eine
anscheinend nahe verwandte Art, P. annulata; beide Arten haben
nach Tonnoir (1919, p.16) „sur la membrane arthrodiale
entre le thorax et la t&te, de chaque cot& en dessous
des epaules une vösicule dilatable dans une tres large
Prn Msn
a Ze
Fig. 23. Schmuck- und Duftorgane von Pericoma cognala Eaton $. von vorn,
Vergr. etwa 75x. C = Ansatzstelle des Kopfes, HL = Haarlocke.
:mesure, chez P. cognata elle est recouverte par une touffe
de tres longs poils.“ Da ich annulata nicht untersucht habe, kann
ich im folgenden nur den Reizapparat von cognata und einer neuen
Art, patagiata, näher beschreiben.
Auf die prothorakalen Schmuckanhänge von cognata wies ich schon
in meiner früheren Mitteilung (1920, p. 284) kurz hin, wobei es mir
noch unsicher war, ob es sich wirklich um cognata ‚handelte. Diese
Zweifel sind inzwischen behoben, außerdem aber die eigentlichen
„Duftorgane“ gefunden, die damals meiner Beobachtung entgangen
waren und auch von Eaton und Tonnoir nicht erwähnt sind.
4. Heft
9 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
1. Die Schmuckanhänge — Patagia (vergl. oben Seite 86)
— dieser Arten gehören dem Prothorax und zwar dem tergalen Bezirke
desselben (Pronotum) an (Fig. 23—27).
Bei cognata (Fig. 23; 24) liegen die Patagia zu beiden Seiten des
Pronotums, vor den Vorderstigmen, als sackförmige, an der medianen
Seite mit 2 kleinen Vorwulstungen versehene und mit breiten weißen
Schuppenhaaren dicht bedeckte Anhänge, deren Kutikula zart und
faltig ist. Von der lateralen Rückseite eines jeden Anhangs geht ein
Bündel langer, bis über die Mitte der vorderen Hüftglieder reichender
Fig. 24. Schmuck- u. Duftorgane Fig. 25. Pericoma patagiata n. sp.
v. Pericoma cognat@ Eaton $, von Thorax von vorn. Vergr. etwa 120 x.
der Seite. Vergl. Fig. 23. HL = Haarlocke, SF = Stützfalten.
dunkler Haare aus, die meist wie eine Locke dicht zusammengelegt
und am Ende hakig umgebogen sind. Ich sprach damals die Vermutung
aus, daß diese Haare Drüsen- bezw. Dufthaare seien. Da aber besondere
Duftorgane vorhanden sind, darf es als wahrscheinlich gelten, daß
es sich nur um Schmuckhaare handelt, obgleich es bisweilen scheint,
als ob die Haare zusammenklebten, also von irgend einer Ausscheidung
bedeckt seien. Ich wies darauf hin, daß diese Haare röhrenförmig und
an der Basis verstärkt sind, und daß sie bei dem Versuch, sie zu ent-.
fernen, nicht wie andere Haare sich an der Basıs ablösen, sondern
mehr nach der Mitte zu brechen. Sie sind also scheinbar sehr fest
inseriert und spröde (starr). Das deutet darauf hin, daß sie bei der
Dehnung der Patagia aufgerichtet und gespreizt werden, was beı
derartig langen Haaren eine gewisse Festigkeit besonders der Basis
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 93
voraussetzt. Ich habe leider bei cognata die Funktion der Patagıa
nicht beobachten können, schließe aber aus einem Befunde an patagvata,
daß sie zu großen, ballonartigen, aufwärts gerichteten Blasen aus-
gedehnt werden können. Median von der Basis der Patagia, an sie
anschließend, findet sich bei cognata je eine kleine, von einer Haut-
falte des Pronotums teilweise überdeckte Grube mit langen, geraden
und breiten weißen Schuppen. Sie wird mit der Dehnbarkeit der
Anhänge im Zusammenhang stehen.
Die Anhänge von patagiata
(Fig. 25—27) sind denen von cog-
nata sehr ähnlich, aber ihre An-
satzstellen liegen dicht nebenein-
ander über dem Kopfe, nahe dem
dorsalen Rande des Pronotums
(Fig. 25). Der Durchmesser eines
Anhangs in der Ruhelage beträgt
etwa t/,—!', der Breite des Pro-
notums. Wıe beicognata, ist auch
‚hier die zarte und gefaltete Kutıi-
kula der Patagia dicht mit breiten
Schuppenhaaren besetzt, und eben-
falls der laterale Rand und die
Rückseite mit einer Locke sehr
stark verlängerter Haare versehen,
deren Basis verstärkt und kappen-
artig von einem Kutikularwulst Fig.26. Pericoma patayiata n. sp. &,
umfaßt wird. Die glänzend weißen Schmuck- und Duftorgane von der
Haarlocken bilden in der Ruhelage Seite. Vergl. Fig. 25.
einen halben Kreisbogen über der
Kopfansatzstelle.
Von der unteren Basis der Anhänge ausgehend, zieht sich schräg
seitwärts nach unten ein aus Falten der Kutikula bestehender Streifen.
Die Falten haben wohl den Zweck, die im übrigen zarte Prothorakal-
haut zu versteifen und als Stütze für die Patagia zu dienen.
Ich habe auch bei patagiata die Dehnung der Patagia nicht direkt
beobachtet, aber in einem Präparat Andeutungen dafür gefunden,
zu welcher Größe sie aufgeblasen werden können. Die Figur 27 zeigt,
daß ihre Ausdehnung in diesem Zustande etwa das 5fache des gewöhn-
lichen Durchmessers beträgt. Mit den langen gespreizten Haaren
bilden sie so einen außerordentlich wirksamen Schmuck.
Am Mesothorax ist bei diesen Arten der obere Abschnitt der
vorderen Mesopleuren, der der Tegula entspricht und daher als Tegular-
platte bezeichnet werden mag, abgegrenzt, schwach vorgewölbt und
mit Schuppenhaaren besetzt. |
Als weiterer Schmuck kann die schneeweiße Färbung der
Behaarung an Kopf und Mesonotum von cognata $ gelten, da das
dort matt gelblich gefärbt ist. Auch bei patagiata $ sind Kopf und
4 Heft
04 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
Vorderbrust schneeweiß behaart, das © habe ich bisher lebend nicht
beobachtet, besitze auch kein Trockenexemplar.
2. Das Duftorgan von P. cognata ıst am meisten dem von
irivialis ähnlich. Es besteht aus einem stark faltigen, abstehenden,
nach vorn gerichteten, kurz gestielten oder länglichen Bläschen, das
distal eine nur wenig eingesenkte Papillenplatte trägt (Fig. 24). Das
Organ liegt an der vorderen unteren Ecke des Tegularwulstes und kann
wegen seiner Durchsichtigkeit im Präparat leicht übersehen werden,
e
Fig. 27. Pericoma patagiata n.sp. 5. Schmuck- u. Duftorgane von vorn. Die
Patagia sind gedehnt und aufgerichtet. Vergl. Fig. 25.
Bei patagiata (Fig. 26; 27) ist das Duftorgan wesentlich anders
gebaut. Der Tegularwulst ist bei dieser Art sehr klein, länglich-elliptisch ;
an ihn schließt sich ventralwärts eine unbehaarte, schwach gewölbte,
fast dreieckige Platte an, deren nach vorn unten gerichtete Seite eine
Einfaltung zeigt. In dieser Falte liegen — wie man bei einem gut
durchsichtigen Präparat erkennen kann, der Länge der Falte ent-
sprechend mehrere Reihen von Duftpapillen. Wahrscheinlich wird
durch Blutdruck die Falte ausgestülpt.
Welche Verhältnisse bei annulata vorliegen, ist mir unbekannt;
Tonnoir erwähnt nichts näheres über Organe, die etwa als Duft- -
organe gedeutet werden könnten.
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 95
3, Organe des Berührungsreizes konnten bei cognata nicht
festgestellt werden. P. patagiata besitzt dagegen am 3. Antennenglied
außen einige kräftige gebogene Stacheln; auch an den folgenden
Gliedern, allmählich zu gewöhnlichen Wirtelhaaren übergehend,
sind einige Haare der Außenseite stachelartig oder doch kräftiger
als die übrigen Haare. Das 3. und 4. Glied, bisweilen auch 3.—5.,
sind im Verhältnis zu den andern abnehmend verdickt und etwas
verwachsen; auch bei annulata sind nach Tonnoir diese 3 Glieder
„presque compl&tement soudees ensemble“ (1919, p.9).
Fig. 28. a) Vorderer Thorax Pericoma gracilis Eaton $, lateral. Die Tegula ist
halb ausgestreckt. Vergr. etwa 35 x. b) Tegula von P. gracilis im Ruhezustande.
Immerhin sind bei dieser Gruppe Stachelbildungen — wie auch
Duftorgane — nicht in auffallender Weise ausgebildet. Der Schwer-
punkt der sexuellen Reizwirkung scheint in den Patagia mit ihren
Haarlocken zu liegen. Die Begattung habe ich leider nicht beobachten
können, da die Arten ziemlich selten sind.
IV, Reizorgane der „palustris“- Gruppe.
(P. palustris Meigen, gracilis Eaton, alispinosa n.sp.).
Eaton hat zunächst palustris und gracihs zu verschiedenen
Sektionen gestellt, später jedoch ihre Zusammengehörigkeit erkannt.
Ob die von ihm verwendeten Artkennzeichen wirklich eindeutig sind,
erscheint mir fraglich. Vermutlich gehören in diese Gruppe eine Anzahl
von Arten, deren Unterschiede in der Färbung sehr gering sind. Die
4. ITaft
96 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
Duftorgane der 53 können daher als wertvoll für die Unterscheidung
der Arten gelten. |
Von gracilis bemerkt Eaton (1895, p.247): „In the same
sex [$], anterior to the tegulae and on the site of the
pupal spiracle, is a small whitish tickened ceircular dise
covered over by a rounded tuft of arched white hair.“
Die Bedeutung dieses Gebildeshat Eaton also nicht erkannt. Tonnoir
hat bei palustris den mesothorakalen Anhang festgestellt und erwähnt,
„que sa cuticule est mince et lisse sauf & l’extremite
qui est densement parsemöde de petites papilles“ (1919,
p. 17). Im folgenden sind die Organe von palustris, gracilis und alis-
spinosa beschrieben.
WW
X
DH
N
IS S$ ER .
RN
a) N) N)
Fig.29. Tegula von Pericoma Fig. 30. Tegula und Duftorgan von
palustris Meig. 9, halb aus- Pericoma alispinosa n.sp. 9, in der
gestreckt. Vergr. etwa 120 X, Ruhelage, schräg von vorn. Vergr.
etwa 135 X.
l. Der dehnbare Schmuckanhang dieser Arten ist der Tegula
von Ulomyia homolog, unterscheidet sich aber in seiner Ausbildung
wesentlich von den bisher betrachteten Tegula-Formen. Bei palustris
und gracihs trägt der Anhang an der Spitze die Duftpapillen, nur
alispinosa hat eine gesondert gelegene Papillenplatte. Bei allen drei
Arten ist der größte Teil des Anhangs unbehaart.
Die Tegula von alispinosa (Fig. 30; 31) ist im proximalen Teil
dorsal dicht mit langen weißen Schuppenhaaren besetzt; sie bildet
im übrigen einen stark gefalteten, zarthäutigen Sack, der in der Ruhe-
lage, unter den weißen Schuppen versteckt, etwas schräg nach vorn
herabgebogen ist und sich auf die Duftpapillenplatte legt (Fig. 30).
Die Tegula kann so stark ausgedehnt werden, daß ihre Länge erheblich
mehr als Körperbreite beträgt, und steht in diesem Zustande etwa
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 57
Die Tegulae sind gedehnt
De
Vergr. etwa 13
und vom Körper abgespreizt.
Fig. 31. Vorderer Thorax von Pericoma alıspinosa n.sp. d, von vorn.
Archiv fiir Naturgeschichte
A. 4.
1922 7 4 Haft
98 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
horizontal vom Körper ab, durch ıhre helle Färbung einen wirksamen
Schmuck bildend.
Bei palustris (Fig. 29) und gracilis (Fig. 28) ist der Anhang im
allgemeinen ähnlich gebildet, doch ist bei diesen Arten der schuppen-
tragende basale Teil deutlicher abgesetzt und bildet einen etwahalbkreis-
oder nierenförmigen, kräftiger chitinisierten Wulst, an den sich nach
unten die Basis des eigentlichen Anhangs anschließt. Die Kutikula
des Anhangs ist bei diesen beiden Arten außerordentlich stark gefaltet,
sodaß ihre Dehnbarkeit offenbar sehr groß ist. Leider habe ich die
Imagines in vivo nicht beobachten können. Im Ruhezustande ist die
Tegula — wenigstens bei graciis — scheinbar ganz eingezogen und
bildet so einen nur wenig vorgewölbten, unter den weißen Schuppen-
haaren versteckten Wulst (‚‚circular disc‘‘, Eaton).
Man könnte zunächst Zweifel hegen, ob es sich bei den Anhängen
von palustris und gracılis zugleich um eine Schmuckwirkung handelt.
Die Verhältnisse bei alöspinosa lassen aber darauf schließen, daß auch
hier den hellen, unbehaarten Schläuchen die Bedeutung eines Schmuckes
zukommt. Allerdings scheinen die Tegulae von palustris und
gracilis ım gedehnten Zustande sich nicht, wie bei alispinosa,
weit vom Körper abzuspreizen, sondern mehr bogig nach vorn und
unten gewandt zu sein, sodaß die papillentragende Spitze den Geruchs-
organen des Q genähert ist.
Alle drei Arten zeichnen sich weiter dadurch aus, daß die Stirn
bei ihnen in zwei laterale Wülste geteilt ist (Fig. 33). Scheinbar können
diese Wülste etwas gedehnt werden und eine Spreizung der auf ihnen
dicht angeordneten langen, weißen, etwas schlauchförmigen Haare
bewirken. Von diesen Haaren sind je einige am medianen Rande
jedes Wulstes kräftiger, ihre Basalringe unterscheiden sich durch
ihre Größe erheblich von denen der übrigen Haare.
Schließlich kann als Schmuck die schneeweiße Färbung der
Männchen dieser Arten an Kopf und Vorderbrust angesehen werden.
2. Das Duftorgan von alıspinosa (Fig. 30; 31) besteht aus
einer fast kreisförmigen, schwach vorgewulsteten, dicht mit halb-
kugeligen Papillenbläschen bedeckten Scheibe. Sie liegt ventral von
der Tegula und kann scheinbar durch Dehnung etwas vorgestreckt
werden. In der Ruhelage ist die „Duftplatte“ — wie schon oben
erwähnt — von der Tegula bedeckt, sodaß ein nutzloses Entweichen
des Duftstoffes nahezu verhinderi wird.
Bei palustris und gracilis liegt das Duftorgan an der Spitze der
Tegula. Bei palustris sind die Papillen auf einer kleinen, runden Scheibe
vereinigt, die tief in den faltigen Anhang eingesenkt werden kann,
sodaß sie im Ruhezustande wohl ganz eingeschlossen ist (Fig. 29).
P. gracilis (Fig. 28) trägt die Papillen in größerer Anzahl außen auf
der halbkugelförmigen Kuppe des Anhangs, kann sie daher nicht so
völlig durch Einstülpung schützen. Da aber — wie bereits angedeutet
— der ganze Anhang scheinbar ganz eingezogen wird und unter dichten
Schuppenhaaren geborgen liegt, dürfte damit ein ausreichender Schutz
der Duftorgane bewirkt sein.
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 99
3. Als dem Berührungsreiz dienend sind von dieser Gruppe
nur die Stacheln hervorzuheben, die sich ventral an der hinteren
Analıs des Flügels von alispinosa $ \Fig. 32) vorfinden. Es handelt
sich um eine Reihe von starren, spitzen, nach unten vorn gerichteten
Stacheln, die, auch wenn der Flügel von den übrigen Haaren entblößt
ist, sehr festsitzen und ein gutes Kennzeichen der Art bilden. Nur
das proximale Drittel und die Spitze der Ader sind frei von solchen
Stacheln.
FiSt An,
Fig. 32. Flügel von Pericoma alispinosa n.sp. d. FISt = Flügelstacheln.
Ich habe die Begattung bei dieser Art nicht beobachtet; es ist
aber anzunehmen, daß sie sich in ähnlicher Weise wie bei Ulomyia
vollzieht. Bei dem Herüberlegen des Flügels an die Seite des 2 bei
der Umarmung dienen die Stacheln vermutlich zur Steigerung des
Berührungsreizes, der auf dıe Beine des @ ausgeübt wird.
Die andern beiden Arten ließen mich bisher keine besonderen
Organe des Berührungsreizes erkennen.
V. Die Reizorgane der Clytocerus- Arten.
(ocellaris Meig., Dalii Eaton, rivosa Tonn., sordescens n. Sp.)
Für die beiden Pericoma-Arten ocellaris und Dalii hat Eaton
(1904) den Gattungsnamen Olytocerus in Vorschlag gebracht. Tonnoir
beschreibt eine neue kontinentale Art, rzvosa, die nächste Verwandtschaft
mit ocellaris zeigt. Ich kann eine weitere Art hinzufügen, sordescens,
die ebenfalls ocellarıs nahe steht. Es ist angebracht, nunmehr den
Eaton’schen Gattungsnamen in Anwendung zu bringen. Die drei
von mir untersuchten Arten ocellaris, sordescens und Dali zeigen
so große Übereinstimmung der morphologischen Merkmale sowohl
der Imagines als auch der Larven und Puppen, daß ihrer Zusammen-
fassung nichts im Wege steht.
gr 4. Heft
100 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
l. Die Reizorgane sind bei den drei genannten Arten in nahezu
gleicherWeise ausgebildet; sie bestehen aus Anhängen des Kopfes
und der Antennen (Fig. 34).
Auffallende Färbungsunter-
schiede der Geschlechter sind
nicht vorhanden, doch ist bei
den dd die Färbung kontrast
reicher, vor allem das Schwarz an
Kopf und Beinen tiefer als bei
den 99. I
Das 1. Antennenglied (Scapus)
ist bei den SS dieser Arten stark
keulenförmig verlängert und wenig-
stens dreimal so lang als das
nächste, etwas gestreckt kugelige
Glied. Beide Glieder sind meist
mit schwarzen Schuppenhaaren
besetzt. Auch das dritte, ei-
förmige, gegenüber den weiter fol-
genden stark verdickte Glied, trägt
an der Außenseite (etwas dorsal)
dunkle, gebogene, schmalere -
Schuppenhaare.. Sie verdecken
den basalen Teil einer eigen-
artigen Gruppe von starren Borsten,
die sehr dicht zusammenstehen
und eine Art Band bilden, das
zunächst nach außen gerichtet sich
Fig. 33. Pericoma alispinosa n.sp. &. bald knieförmig umbiegt und fast
a) Kopf v. oben. Die Stirn ist in zwei das vierte Glied berührt, mit den
. Wülste geteilt und dicht mit langen
Haaren besetzt, von denen einige
durch ihre Stärke auffallen (durch
größere Punkte angedeutet). Vergr.
etwa 60 x. b) Letzte Antennenglieder.
Enden der Borsten sich jedoch
wieder nach außen wendet. Die
Enden, welche etwas divergieren,
sind mit kleinen, außen längs-
gerillten Knöpfchen versehen
und reichen bis fast an die
Spitze des fünften Gliedes. Der basale Abschnitt der Borsten erscheint
stärker chitinisiertt. Die Bedeutung dieses Anhangs ist vorläufig
rätselhaft. Die Hypodermis ist im Bereich der Borstengruppe stark
verdickt. Vielleicht handelt es sich dabei um Drüsenzellen, sodaß
die Borsten als Duftapparat angesehen werden könnten. Aber es ist
auch möglich, daß es sich lediglich um einen Schmuck handelt, der
dadurch wirksam wird, daß im Kontrast zu der Behaarung der Antennen
das Borstenband lebhaft-goldig glänzt, vor allem infolge Reflexwirkung
an den Biegungen und Endknöpfehen. Der Bau der Antennen deutet
darauf hin, daß die Geißel herabgebogen (eingeknickt) werden kann,
sodaß der ursprünglich etwas seitlich dorsal gelegene Anhang nach
vorn gerichtet wird. Findet in der Tat bei der Annäherung an das 2
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 101
diese Herabbiegung statt, so könnte auch eine Reizwirkung durch
Berührung für den Borstenanhang angenommen werden, doch spricht
dagegen, daß die Borstenenden nicht über die Wirtelhaare hinausragen.
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Fig. 34. Kopf von Pericoma (Clytocerus) ocellaris Meig., &, dorsal. Vergr. 140 x.
Linke Antenne nur angedeutet. BB = Borstenbündel, Pedic = Pediculus,
Scap = Scapus,
4, Heft
102 Dr Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
2. Die eigentlichen Duftorgane entspringen von der basalen
Seite des Hinterkopfes im letzten Drittel, gehören also offenbar den
lateralen Teilen des hinteren Kopftergits an. Sie bestehen aur je
einem zarthäutigen Schlauch, der seitwärts über den Kopfrand hinaus-
ragt und in leichter Krümmung sich dorsalwärts wendet. Die Kutikula
ist unbehaart und mehr oder weniger gefaltet. Die Anhänge sind also
ebenfalls dehnbar, wenn auch nicht in dem Maße, wie die ähnlichen
thorakalen Anhänge der vorhergehenden Gruppe. Doch können sie
immerhin, wie auch Tonnoir bemerkt, wenigstens die Hälfte der
Palpenlänge erreichen.
Da der Kopf nahezu senkrecht nach unten gerichtet ist, zeigt
die Spitze des jederseitigen Anhangs nach vorn.
Die Duftpapillen bedecken bei ocellaris und sordescens den ganzen
distalen Teil des Anhangs, an der Spitze etwas dichter angeordnet,
an der Außenseite weiter hinabreichend,- ohne eine scharfe Grenze
ihres Bereiches zu bilden. Sie bestehen aus kleinen kuppelförmigen
Erhebungen, die bei sordescens etwas höher und deutlicher umgrenzt
sind. Bei ©. Dali sind die Papillen auf einer distal gelegenen Platte
vereinigt, die in den Anhang eingesenkt werden kann. Tonnoir
hat auf diesen Unterschied in der Anordnung der Papillen bereits auf-
merksam gemacht. Ohne Zweifel liegt die Tendenz zugrunde, die
Papillen zu schützen, wie wir sie in gleicher Weise bei den Duftanhängen
von P. gracılıs und palustris feststellten.
Eaton hat die Duftorgane bei den von ihm beschriebenen Arten
ocellaris und Dalii übersehen, was verständlich ıst, da sie in einem
Totalpräparat wegen ihrer Zarthäutigkeit und versteckten Lage
zwischen Prothorax und Kopf schwer erkennbar sind und beim Ab-
trennen des Kopfes leicht verloren gehen oder beschädigt werden.
Dagegen scheint nach einer Bemerkung Eatons, der aber glaubt,
daß eine Verwechselung mit Pericoma notabilis vorliege, Walker
diese Organe gesehen zu haben, da er für P. ocellaris angibt: „A clavate
appendage of the head, hid in a tuft of hair behind each
eye‘ (vergl. Eaton, 1896, unter 16, P. ocellaris).
Von Cl. rivosa erwähnt Tonnoir die Anhänge nicht; es ist aber
wohl wahrscheinlich, daß diese Art neben den antennalen Anhängen
auch die dieser Gattung eigenen Kopfanhänge besitzt.
3. Besondere Organe, die auf Berührungsreiz hindeuten, sind
bei diesen Arten — falls man nicht die antennalen Organe dafür an-
sehen will — nicht vorhanden.
VI. Reizorgane der Thelmatoscopus- Gruppe.
(P. notabilis Eaton, albifacies Tionn., clavigera n. sp., Goetghebueri Tonn.,
Maynei Tonn., intermedia n.sp., consors Eaton, malleolata n.sp.,
soleata Eaton, deminuens n.sp., nodosa n.sp., fagicavatıca N. Sp.).
Für eine größere Gruppe von Arten seiner 3. Sektion hat Eaton
(1904) die Zusammenfassung unter dem Gattungsnamen Thelma-
toscopus in Vorschlag gebracht. Ich möchte zu dieser Gruppe sechs
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 103
neue aus Larven aufgezüchtete Arten stellen. Es muß betont werden,
daß die Gruppe, wie sie Eaton umschreibt, wohl nicht einheitlich ist.
Auch die von mir hinzugefügten Arten lassen deutlich natürliche
Untergruppen erkennen, sodaß es vorläufig angebracht erscheint,
den Eaton’schen Namen nur als Gruppenbezeichnung anzuwenden.
Tonnoir hat eine Anzahl hierher gehörender Arten beschrieben,
aber ihre morphologischen Merkmale nicht scharf genug gekennzeichnet,
um eine sichere Beurteilung ihrer Stellung zu ermöglichen.
Wie bei der vorhergehenden Gattung — Clytocerus — sind auch
bei dieser Gruppe besondere Anhänge auf den Kopf beschränkt;
und zwar als borsten- oder stächelartige Anhänge der Antennen und
mehr oder weniger keulenförmige Anhänge des Hinterkopfes, die
ebenso, wie bei Clytocerus, lateroventral inseriert sind. Im einzelnen
ist nicht leicht zu entscheiden, welches die eigentliche oder Haupt-
bedeutung der Anhänge ist.
1. Der Schmuck der Männchen dieser Art wird vorwiegend
durch breite, glänzend schwarze Schuppen an Kopf, Thorax, Beinen
und Flügeln (Unterseite), vielfach in Kontrast zu schneeweißen oder
doch helleren Farben, in mehr oder weniger auffallender Weise bewirkt.
Bisweilen ist auch, wie Eaton bei P. notabilis bemerkt, ein besonderer,
bei Anderung der Stellung stark wechselnder Glanz der Haare vorhanden.
Bei notabilis sind Kopf, Taster, Antennenschaft tiefschwarz,
vorderer Thorax weiß; bei albifacies ist die Behaarung des Kopfes
„completement d’un blanc de neige sur le front et la face“
- (Tonnoir, 1919, p. 12). Bei letzterer Art sind auch Scapus und
Pedicellus an der inneren dorsalen Seite mit weißen Schuppen bedeckt.
Ahnliche Färbung zeigt clavigera. Die weißen Haare an Stirn und
Scheitel dieser Art verdecken kurze, breite, tiefschwarze Schuppen,
auch das vordere Mesonotum ist dicht mit kurzen schwarzen
Schuppen besetzt, die durch längere schneeweiße Haare verdeckt sind.
Diese Art einer Kontrastwirkung durch „Grundierung“ oder
Untermischung scheint überhaupt bei dieser Gruppe verbreitet zu sein.
Tonnoir vermerkt sie noch für @oetghebueri: „Les longs poils
blancs de thorace dissimulant une vestiture noire formee
sur la moitie anterieure d’ecailles et sur la moitie
posterieure de poils toujours plus courts que les blancs“
(1919, p. 139). In schwächerer Ausbildung liegt bei Maynei, auch
bei ıntermedia und nodosa dasselbe Verhalten vor.
Das Männchen von deminuens ist durch ein breites tiefschwarzes
Vertikalband am vorderen Mesonotum ausgezeichnet, das oben in
Höhe der Flügelwurzel endet und seitlich von weißlichen Haaren
eingesäumt ist.
Bei einigen Arten wird die Ausschmückung des Kopfes vervoll-
ständigt durch die meist mit breiten Schuppen bedeckten, teilweise
beträchtlich verlängerten Basalglieder der Antennen. Die inneren
oder vorderen Schuppen der Basalglieder sind bisweilen verlängert
und abgespreizt. Dadurch erscheint, z. B. bei clavigera, der Scapus
außerordentlich verbreitert und bildet einen dichten, glänzend schwarzen
4, lieft
104 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
Schuppenbusch, auf dessen Dorsalseite ein Streifen von weißen Schuppen-
haaıen liegt. Gewöhnlich sind auch am Pedicellus schwarze Schuppen-
haare vorhanden, außerdem aber vielfach an der Dorsalseite dieses
Gliedes stark verlängerte, weißlich oder gelblichweiß glänzende lange
Stachelhaare vorhanden. Solche Stachelhaare trägt deminuens am
4. und 5. Glied. Bei manchen Arten sind auch die Taster dicht buschig
mit schwarzen Schuppenhaaren bedeckt.
Fig. 35. Kopf von Pericoma malleolata n. sp. 3, dorsal. Vergr. 120 x.
2. Die bei einer Anzahl Arten dieser Gruppe an der Ventralseite
des Hinterkopfes inserierten Anhänge, die sich durch ihre Behaarung
und das Fehlen von Papillen von den Duftanhängen der Olytocerus-
Arten unterscheiden, sind ohne Zweifel wie jene als Duftorgane
anzusehen. Sie mögen nur nebenher auch als Schmuck dienen, indem
sie durch ihre meist gelbliche oder weißliche Behaarung auffallen.
Eine primitivere Ausbildung zeigen diese Anhänge bei malleolata
(Fig. 35). Hier sind zwei kleine, ovale oder birnförmige Anhänge
(Schmuck-,- Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 105
mit kurzem, schwächer chitinisiertem und dehnbarem Stiel vorhanden,
die in der Ruhe dem Kopf anliegen und nur etwas über den Seitenrand
desselben hervorragen, bei Dehnung des Stieles mehr seitwärts abstehen.
Die Kutikula ist im distalen, verdickten Teile des Anhangs ziemlich
kräftig und sowohl am Stiel als auch distal, hier dichter, mit Haar-
papillen bedeckt. Im allgemeinen scheinen die Haare mäßig breit
zu sein; wie diejenigen an der Spitze des Anhangs beschaffen sind,
konnte leider nicht festgestellt werden, da sıe bei den wenigen vor-
handenen Präparaten fehlten.
Fig. 36. Kopf von Pericoma (T'helmatoscopus) clavigera n. sp. &, dorsal, Vergr.
120 x. DS = Duftschuppen.
Gegenüber diesen Organen von malleolata zeigen die etwa keulen-
förmigen Anhänge anderer Arten eine bedeutende Vervollkommnung.
Bei P. clavigera (Fig. 36) bestehen sie.aus einem langen Stiel
und einem nur wenig diekeren rundlichen Endstück. Die Kutikula
4. Heft
106 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn:.Der sexuelle Reizapparat
ist nur im letzten distalen Teil kräftig, im übrigen ziemlich zart, etwas
gefaltet und dehnbar. Doch ist die Dehnbarkeit des Anhangs nicht
groß und scheint nur ein starres Aufrichten des Organes zu bewirken.
Stiel und Endstück sind mit breiten weißen Schuppenhaaren besetzt,
die Spitze trägt eine Gruppe von umgebildeten Haaren, die je aus
einem dünnen Stiel und einem distal gezackten, fast blumenkelch-
artigen Endknöpfchen bestehen. Längsschnitte lassen erkennen,
daß der ganze Anhang langgestreckte, in der Längsrichtung des An-
hangs verlaufende und netzartig zusammenhängende Drüsenzellen
enthält. Vermutlich werden durch Blutdruck die Räume zwischen
den Zellen vollgepreßt, die Anhänge gedehnt und aufgerichtet und
die Zellen zur Sekretion veranlaßt. Die weißen Schuppenhaare des
Anhangs sowohl als auch die Knopfhaare an der Spitze sind, wie aus
ihrem Zusammenhang mit Drüsenzellen geschlossen werden muß,
als Duftschuppen aufzufassen.
Tonnoir hat auch bei P. albifacies an der Spitze des Anhangs
Schuppen „de forme tres speciale“ gefunden, „qui sont
peutötre des organes sensoriels“ (1919, p. 16). Diese Deutung
Tonnoir’s ist wohl sicher ein Irrtum.
Ähnliche Anhänge, wie clavigera und albifacies haben nach Tonnoir
auch notabilis, soleata, @oetghebueri und Maynei, aber bei diesen Arten
sind keine besonders umgeformten Schuppen erwähnt. Von Goetghe-
bueri bemerkt Tonnoir, daß die Anhänge „plus developpe&s et
moins chitineuse que chez les especes sous-mentionnees“
sind (1919, p. 139).
Bereits Eaton hat die Anhänge von notabilis gesehen, wie ich
bereits früher erwähnt habe (1920, p. 280). Er sagt darüber: „Pupal
spiracular nipples persistent in the shape of a pair of
claviform appendages to the thorax in the & fly, inserted
anteriorly one on each side on a level with the insertion
of the antennae“ (1896, p. 128).
Keine Kopfanhänge haben von den aufgeführten Arten P. consors,
deminuens, intermedia, nodosa und fagicavatica. Es wurde bereits
oben (p. 51) darauf hingewiesen, daß deminuens dafür ım männlichen
Geschlecht zahlreiche accessorische Askoidalschläuche (Fig. 7)
aufweist, die ohne Zweifel als Duftorgane wirken. Bei intermedia,
nodosa und fagicavatica (Fig. 1) sind die Antennen des $ mehr oder
weniger erheblich stärker ausgebildet als beim 9, dichter behaart
und mit größeren Askoiden versehen.
3. Zu Stacheln umgebildete Haare sind an den Antennen
mancher Arten dieser Gruppe vorhanden. Bei consors und malleolata
(Fig. 35) finden sich am 3.—5. Antennenglied zwischen den gewöhnlichen
Wirtelhaaren kräftigere Borsten, deren Länge mit den Gliedern
zunimmt. Bei deminuens (Fig. 7) tragen das 4. und 5. Glied solche
Borsten, die bei dieser Art ausgesprochen stachelartig und am
5. Glied auf einem Vorsprung oder Buckel des Knotens inseriert sind.
Auf ihre Bedeutung wurde oben bereits hingewiesen (p. 74). P.
notabilis (also auch wohl albifacies) und Maynei besitzen am Pedicellus
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 107
verlängerte, starre Borsten. In ähnlicher Weise ist bei clavıgera der
Pedicellus mit langen, stachelartigen Borsten versehen. Zugleich ist
bei dieser Art, ähnlich wie bei deminuens das 5. Glied in geringerem
Maße, der Pedicellus dorsal mit einem Vorsprung versehen, der kappen-
artig das 3. Glied umfaßt und bis etwa an die Mitte dieses Gliedes
reicht (Fig. 36). Die Borsten stehen in großer Zahl auf der Außenseite
dieses Buckels und auch des Knotens bis fast zur Basis herunter.
Sie sind ziemlich lang, starr, aber scheinbar zartwandig; ıhre Basıs
ist verstärkt und in eine tiefe Grube eingesenkt, in deren basale Höhlung
scheinbar große Drüsenzellen münden. Da die Borsten zudem im
distalen Teil, vor der Spitze, sehr oft Anschwellungen zeigen, liegt die
Vermutung nahe, daß die Borsten weniger die Bedeutung von Organen
des Berührungsreizes haben, sondern als Drüsenhaare anzusehen sind.
Die buckelartige Anschwellung des Knotens (auch bei deminuens)
läßt sich dann durch das Wachstum der Drüsenzellen erklären. Bis
zum Abschluß eingehender Untersuchungen muß jedoch die Frage
nach der Bedeutung dieser Gebilde offen bleiben.
VII. Reizorgane der „fusca“- Gruppe.
(P. fusca Macq., auriculata Hal.).
Diese beiden einander sehr ähnlichen Arten hat Eaton (als
V. Sektion von Pericoma) in die Nähe der Gattung Psychoda gestellt.
Ohne Zweifel sind einige Merkmale vorhanden, die auf eine nähere
Verwandtschaft hindeuten. Auch die Larven haben ihre langgestreckte
Form, besonders das stark verlängerte Analsegment mit manchen
Psychoda-Larven gemeinsam. In mancher Hinsicht sind aber diese
beiden Arten von den Psychoda-Arten weit abgerückt. Durch ihre
hohe Organisation, die sich schon in der vollendeten Ausbildung der
Schmuck- und Duftorgane ausprägt, nehmen sie eine Er Sonder-
stellung ein.
l. Auf Wirkung durch Kontrastfärbung — wenn man von den
im ausgestreckten Zustande durch ihre hellere Färbung vielleicht
etwas auffallenden Tegulae absieht — haben diese Arten verzichtet.
Sie sind durchweg ganz schwarz behaart. Dagegen liegt augen-
scheinlich die Tendenz vor, durch Massenwirkung dieselbe zu
ersetzen. Die dichte, lange Behaarung läßt die Imagines verhältnis-
mäßig groß erscheinen, vor allem ist die Verbreiterung der Flügel-
fläche beim & auffallend. Die Fransen des Hinterrandes stoßen über
dem Abdomen zusammen. Die Verbreiterung des Flügels ist noch
dadurch wirksamer gemacht, daß die beiden hinteren Analisäste an
der Unterseite dichter mit breiten Schuppenhaaren besetzt sind, vor
allem bei auriculata. Weniger breite Schuppenhaare tragen übrigens
auch die meisten andern Adern im basalen Teil des Flügels an “der
Ventralseite. Bei /usca reichen dorsal die langen Haare der Alula
über den verbreiterten Flügelteil hinweg und verdunkeln ihn gewisser-
maßen. Bei auriculata sind am Vordeırand des Flügels die Haare
des Costalknotens sehr lang und legen sich im Bogen vor die kurzen
4. lleft
108 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
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purs oendo], SI >< ap wage Bao‘ 9 "boep vosn/ Duwo914 7 UOA XKWIOUL 1010PIOA
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(Schmuck-, Duft- und Berihrunesorgane) der Psychodiden usw. 109
Haare der Vorderfranse. Auch distalwärts von dem Costalknoten
sind die kürzeren Haare der Vorderrandfranse distal in Richtung des
Flügelrandes umgebogen. Es entsteht so der Anschein eines dunklen
Streifens am Außenrande der Franse, der eine größere Flügelfläche
vortäuscht.
Der Kopf ist schwarz behaart, die Taster sehr dunkel dicht
beschuppt. Scapus und Pedicellus sind mit ziemlich breiten schwarzen
- Schuppenhaaren versehen, die am Pedicellus, auf gleicher Höhe endend,
eine breite Kelchform bilden. Die übrigen Glieder sind ziemlich dicht
mit 'helleren Wirtelhaaren besetzt, das 3. Glied ıst etwas verdickt.
Als besonderen Schmuckanhang besitzen diese Arten außer-
ordentlich stark dehnbare Tegulae. Im Ruhezustande ist bei der
S-Imago jederseits hinter dem Vorderstigma nur ein dichter Busch
abwärts gerichteter glänzend schwarzer Schuppenhaare zu entdecken.
Bringt man die lebende Mücke in stark wirkende Fixierungsmittel,
so spreizt sie plötzlich die Anhänge zu der überraschenden Länge
von mindestens 1 mm aus. Ich habe leider diese Arten nicht bei der
Begattung beobachten können, da ich die sehr versteckt im Moder-
schlamm lebenden Larven bisher nur selten erbeutete; nehme jedoch
als wahrscheinlich an, daß die Stellung der ausgestreckten Tegulae
ungefähr der im Fig. 37 wiedergegebenen entspricht. Der proximale
Abschnitt der Anhänge trägt in dichter Anordnung breite, teils an-
liegende, teils nach vorn gespreizte Haare. Distalwärts wird .die
Behaarung weniger dicht, sodaß die gelbliche Kutikula durchscheint.
Die Haare des Endabschnittes sind sehr lang, an den Spitzen verbreitert,
etwas heller gefärbt und sperrig abstehend.
2. Die Duftorgane (Fig. 37) gehören dem Prothorax, genauer
dem seitlichen Teile des Pronotums an und sind also wohl den Patagia
anderer Arten homolog. Sie bestehen aus einer nicht ganz Y, mm
langen, starren und nicht dehnbaren Keule, an der man einen dünneren
Stiel und einen verdickten Endteil unterscheiden kann. Der Endteil
trägt an der dem Kopf zugewandten Seite zahlreiche Duftpap illen.
Behaarung fehlt an den Anhängen. In der Ruhe werden die Keulen
größtenteils durch die Schuppen der Tegulae verdeckt. Nach Tonnoir
sind d.e Anhänge „erectiles par afflux RN dans leur
base“ (1919, p. 16).
Es sei erwähnt, daß außer diesen Duftorganen an den Antennen
accessorische Askoidalschläuche (ig. 8) vorhanden sind (vergl.
oben p. 24 und 38).
3. Besondere Organe des Berührungsreizes scheinen zu fehlen.
VII. Reizorgane der „deeipiens“- Gruppe.
_(Pericoma decipiens Eaton, ustulata Walk.)
Auf diese beiden Arten’ wurde bereits mehrfach bei unserer Unter-
suchung über die Askoide (vergl. oben p. 24 und 38) hingewiesen.
4. Taft
110 Pr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
Als sekundäres Geschlechtsmerkmal sei von ihnen zunächst
hervorgehoben, daß ım männlichen Geschlecht die Augen dorsal
zusammenstoßen, während sie bei den 22 getrennt sind.
Am auffallendsten sind aber bei beiden Arten die Unterschiede
in der Ausbildung der Antennen (Fig. 2; 3). Die Länge derselben
beträgt bei den Männchen etwa 3fache, bei den Q2 nur doppelte
Kopflänge. Entsprechend sind die Knoten beim & wesentlich dieker
und robuster als beim 9, gedrückt kugelig, die Zwischenstücke etwas
länger. Am oberen etwas vorgewölbten Rande der Knoten ‘stehen
die Askoide. Sie sind bei den 22 3—6teilig, bei den SG zu sehr zahl-
reichen Einzelschläuchen ausgebildet, die einen mehrreihigen Kranz
innerhalb des Haarwirtels bilden (Fig.3).. An zwei Stellen ist der
‘* Kranz unterbrochen und offenbart damit seine paarige Anlage. Das
letzte Glied enthält keine geschlossenen Reihen, sondern verteilte
Gruppen von 3—5 Röhren, aus gemeinsamer Basis entspringend.
Infolge ihrer dicht geschlossenen Wirtel fallen die Antennen
des &, welche gerade gestreckt und nach vorn oben gerichtet sind,
im Vergleich zu denen des Q sofort als viel kräftiger und dicker in die
Augen. Es kann angenommen werden, daß sie zugleich als „Schmuck“
wirken, wenn auch in erster Linie ihre Ausbildung mit der Vervoll-
kommnung der Askoidalorgane zusammenhängt.
Es wurde bereits früher darauf hingewiesen, daß die Askoidal-
organe dieser beiden Arten ganz offenbar als sexuelle Reizorgane
anzusehen sind. Durch die Vermehrung der Askoidalschläuche ist die
Wirkung des Geschlechtsduftes der 3, der somit zum „Reizduft‘“
geworden ist, erheblich gesteigert.
Als Schmuck finden sich bei decspiens weiterhin kurze, glänzend
schwarze, breite Schuppenhaare am vorderen Thorax, besonders am
vorderen Mesonotum.
Bei ustulata fehlt ein derartiger Schmuck. Dafür trägt bei dieser
Art der Femur des Vorderbeines zwei Längsreihen von Stacheln.
Die vordere Reihe besteht aus kürzeren, kräftigen und gerade ab-
stehenden, die hintere aus längeren, mehr schräg geneigten Stachel-
haaren. Ich deute diese Stacheln als Organe des Berührungsreizes,
muß allerdings bemerken, daß ich die Begattung nicht beobachtet habe.
IX. Reizorgane sonstiger Arten.
(P. cornuta Tonn., palposa Tonn., acuminata Strobl, neglecta Eaton).
Hier sollen noch einige Arten berücksichtigt werden, die in den
bisher behandelten Gruppen nicht untergebracht werden konnten.
P. cornuta besitzt nach Tonnoir am 2. Antennenglied einen
mit einem dichten Schuppenbusch besetzten Vorsprung, sodaß der
Anschein von zwei kleinen Hörnern zwischen den Antennen hervor-
gerufen wird. Da es sich hier zweifellos um einen Schmuck handelt,
gewinnt die Annahme an Wahrscheinlichkeit, daß die von Tonnoir
an den Antennen aufgefundenen Organe (vergl. oben p. 19, f.) kein
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 111
„organ sensorial“, sondern ein Duftorgan darstellen, das vielleicht
aus den Askoidalorganen hervorgegangen ist.
Auch palposa und acuminata besitzen nach Tonnoir derartige
antennale Organe. Von palposa bemerkt Tonnoir, daß die Palpen
von sehr buschigen Schuppen bedeckt sind ‚„‚ce qui les fait paraltre
tres gros, surtous le dernier article“ (1919, p. 14).
P. neglecta hat am 3. Antennenglied drei sehr kräftige Stacheln,
eine Anzahl mehr borstenförmiger auch am 1. Glied. Das 3 zeigt nur
geringere Färbungsunterschiede gegenüber dem 9, aber doch Anzeichen
von beginnendem Schmuck. Duftorgane konnten nicht festgestellt
werden; es sei aber erwähnt, daß das Hypopygium dieser Art eine
eigenartige Modifikation (Fig. 39) aufweist, die ich zu einer starken
Entwicklung der hypopygialen Reizdrüse in Beziehung bringe. Es
wird im folgenden Kapitel noch kurz darauf zurückzukommen sein.
Damit ist im wesentlichen die Zahl der mit Reizorganen ausge-
statteten Arten erschöpft.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß weitere Untersuchungen, die
für viele bisher nur in wenigen Exemplaren untersuchte Arten un-
bedingt nötig sind, das bis jetzt gewonnene Bild in mancher Hinsicht
ergänzen und vervollständigen werden. Vor allem ist es erwünscht,
bei allen Arten genauere Beobachtungen über die Begattung anzustellen,
wozu die Zeit eines Einzelnen nicht ausreicht.
7. Kapitel.
Die Drüsen der Genitalanhänge.
Wie wir sahen, dienen die bisher betrachteten Organe des geschlecht-
lichen Reizapparates dazu, das @ vor der Begattung zu erregen.
Nun finden sich aber — wenigstens bei den höher differenzierten
Arten — noch weitere Organe, die zweifellos eine Erregung des 9
bezwecken. Und zwar behandelt es sich um Drüsen der äußeren Geni-
talanhänge.
Ohne eingehende Untersuchung läßt sich nicht entscheiden,
ob diese Organe schon in Funktion treten, bevor die Kopulation
beginnt, also zum eigentlichen ‚‚Reizapparat‘‘ gerechnet werden können.
Zunächst liest ihre Bedeutung offenbar in einer Reizwirkung während
der Begattung. Immerhin erscheint es zur Ergänzung unserer bisherigen
Untersuchungen angebracht, etwas näher auf diese Organe einzugehen.
Bei dem 2 von Ulomyia finden sich zwei an der Innenseite der
„Subgenitalplatte‘‘ ausmündende Drüsen, die ich wegen ihrer Gestalt
als „pilzförmige Drüsen‘ bezeichne. Die Frage muß offen bleiben,
ob diese Drüsen des @ zur Erregung des $ dienen, oder ob sie etwa für
die Eiablage irgend welche Bedeutung haben. Ich möchte das Erstere
annehmen. Ihr Vorkommen, vielleicht in modifizierter Form, auch beı
anderen Arten habe ich noch nicht näher untersucht, muß es mir daher
versagen, diese Drüsen des Q eingehender zu betrachten.
4. Heft
112 Dr..Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
Bei dem $ von Ulcmyia enthält das Endglied der Gonopoden,
die „„Kralle‘, eine große einzellige Drüse. Sie füllt den blasigen Basal-
teil des Gliedes fast ganz aus, der Kern erreicht den respektablen
Durchmesser von etwa 50 u. Ihrer Lage nach entsprechen die Drüsen
der,beiden Geschlechter in etwa einander. Die Drüsen des $ seien
als Ey DOpye Ägan nen bezeichnet.
An Quer- oder Längsschnitten durch die Kralle des $ (Fig. 38)
ist erkennbar, daß die Drüsenzelle einen großen „Sekretraum“
bildet, der peripher, nach dem distalen Teil des Gliedes hin, gelegen ist.
Das Sekret ist in einem gewissen Stadium stark eosinophil, wird später
homogen und heller. Der-Kern der Zelle liegt bei einer im Zustande
der Sekretion befindlichen Zelle kalottenförmig dem Sekretraum an
und zerfällt später. Offenbar wird beider Sekretbildung nahezu die
ganze Zelle aufgebraucht.
N
Fe
Fig. 38. Längsschnitt durch das Endglied (Kralle) eines Gonopods (EGp) von
Ulomyia fuliginosa Meig. $. Vergr. etwa 400 x. accKe = accessorische Kerne;
HypDr — Hypopygialdrüse, Ke = Kern der Drüsenzelle, SR = Sekretraum,
| TH = Tasthaare. | a
Außer dem erwähnten Kern, der nach seinem Verhalten in hohem
Maße an der Sekretbildung beteiligt zu sein scheint, finden sich mehr
im distalen Teil der Kralle, dorsal oder lateral von dem Sekretraum
gelegen, 2 oder 3 weitere — „accessorische” — Kerne vor, die bedeutend
kleiner als der ‚„Hauptkern‘ sind. Ihre Bedeutung ist rätselhaft,
ebenso, ob sie der Drüsenzelle angehören, in dessen Plasma sie allerdings
eingebettet erscheinen, oder selbständig sind.
Der plasmatische Teil der Drüsenzelle umfaßt den ganzen Sekret-
raum becherartig in der Weise, daß im distalen Teil der Kralle die
Sekretmasse ziemlich direkt an die Hypodermis angrenzt. Dorsal
liegen der Sekretmasse neben den Hypodermiszellen re
spindelförmige Zellen auf, vermutlich Sinneszellen.
Die Kralle ist im basalen Teil dorsal mit langen Haaren besetzt,
die weiterhin kleinen hellen Malen Platz machen. Diese nehmen
nach der Spitze der Kralle an Zahl zu, besonders an der Unterseite
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 113
der Kralle. Die Male tragen in ihrer Mitte je ein sehr zartes Härchen
oder Zäpfchen. Kurz vor der Spitze sind einige Male etwas größer
und mit kräftigeren Haaren versehen, von denen zwei ventral vor der
Spitze gelegene sich durch ihre Länge besonders auszeichnen. Die
Haare haben wohl die Bedeutung von Tasthaaren, wenigstens die zwei
längeren vor der Spitze.
Wie dieSekretabsonderung erfolgt, konnte nicht mit Sicherheit
festgestellt werden, da das dicke und harte Chitin der Kralle bisher
keine genügend dünnen Schn'tte gestattete. Es ist wahrscheinlich,
daß die kurzen Härchen der Male daran beteiligt sind. Aber es ist auch
möglich, daß das Sekret direkt durch die Kutikula nach außen dringt,
da anscheinend feine Poren das Chitin durchsetzen.
Fig. 39. Hypopygium von Pericoma neglecia Eaton $, dorsal (a) und lateral (b).
Vergr. etwa 120 x. BGp = Basalglied des Gonopods, Cp = Cercopod, EGp
— Endglied des Gonopods, zu einem stark chitinisierten, mit zahlreichen Poren (?)
Serben: n, trichter- oder tütenförmigen Gebilde umgewandelt. Pen = Penis,
Hast = BR OBER des Cercopods.
‚Diese Bemerkungen über den Bau der Drüse mögen genügen,
da eine eingehende Untersuchung des Organes später erfolgen soll.
Hier kommt es vornehmlich auf die physiologische PRERMRUNg
der Drüse an.
Um dieser Frage näher zu treten, sei zunächst betont, daß an-
scheinend die meisten höher differenzierten Arten diese hypopygiale
Drüse besitzen. Sehr oft ist bei gut durchsichtigen Präparaten der
Drüsenkern schon äußerlich erkennbar. In anderen Fällen läßt die
blasige Auftreibung des Basalabschnittes der Kralle darauf schließen,
daß die Drüse vorhanden ist. Bei manchen Arten ist statt der Kralle
das Basalglied der Gonopoden bauchig erweitert, es ist anzunehmen,
daß bei diesen Arten die Drüse in das Basalglied verlagert ist. Ich
möchte sogar die eigenartige Umbildung mancher Hypopygien, z. B.
Archiv für Naturgeschichte
1982. A. 4. 8 4. Heft
11& Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
des Hypopygiums der bereits früher (S. 111) erwähnten P. neglecta
(Fig. 39; vergl. Eaton, 1894, Taf. Il, fig. P,), als Anpassung an eine
besonders starke Ausbildung des Organes erklären.
Die Aufgabe des Sekretes ist zweifellos zunächst die, auf die
Genitalanhänge des © einen Reiz auszuüben. Wird nun das Sekret
als flüssiger Stoff dırekt auf die Sinnesorgane der Genitalanhänge
des Q übertragen, oder handelt es sich um einen sich verflüchtigenden
„„Duftstoff’‘?
Es liegt nahe, letzteres anzunehmen.
Daß die zahlreichen Sinneshaare an der Legescheide des © nicht
nur reine Tastorgane, sondern wenigstens zum Teil chemoreceptorische
Organe sind, darf als sicher gelten. Solche sind schon für die Zwecke
der Eiunterbringung zu fordern. Bei den meisten Psychodidenarten
werden die Eier einzeln abgelegt. Dabei tastet das © mit der Lege-
scheide das Substrat ab und prüft nicht nur die Konsistenz, sondern
zweifellos auch die chemische Beschaffenheit desselben.
Auch an den Üercopoden des 5, die der Legescheide des © ent-
sprechen, findet sıch distal eine Anzahl feiner Sinneszäpfchen, die
sicherlich — da eine Berührung mehr oder weniger ausgeschlossen ist
— ebenfalls chemoreceptorischer Natur sind. Vermutlich dienen
diese Organe des $ dazu, dem Hypopygium bei der Ergreifung der 2
Genitalanhänge durch Geruchsempfindung den Weg zu weisen.
Durch diese Annahme würde zugleich die Bedeutung der „pilzförmigen
Drüsen‘ des © geklärt.
Dem 2 genügt bei der Eiablage der ‚‚Kontaktgeruch“. Daß bei
der Begattung eine so innige Berührung erfolgt, daß auch für die
Wahrnehmung des 5 Reizstoffes der Kontaktgeruck ausreicht, ist
unwahrscheinlich. Schließlich besteht ja auch — wie wir bereits an
andrer Stelle (p. 34) ausgeführt haben — zwischen Kontaktgeruch
und Ferngeruch (der eigentlichen Geruchsempfindung) kein wesent-
licher Unterschied.
Nehmen wir also an, daß hier — durch die Ausscheidung der
Hypopygialdrüsse — eine eigentliche Duftwirkung stattfindet,
so ergibt sich die Möglichkeit, außer einer Wirkung während der Be-
gattung auch eine solche schon vor Eintritt derselben anzunehmen.
Eine Reizwirkung während der Begattung ist im Tierreich weit
verbreitet. Besondere Organe, die zur Steigerung der geschlechtlichen
Erregung während dieses Vorganges dienen, bezeichnet man als
„Wollustorgane“.
Auch die Hypopygialdrüse der Psychodiden ist zweifellos zunächst
ein „„Wollustorgan“‘. Die Bedeutung dieser Organe liegt darin, den
Erfolg der Begattung — hier die Aufnahme des Spermas seitens des
— zu gewährleisten und zu steigern. |
Außer dieser primären Bedeutung des Organes ist es aber wahr-
scheinlich, daß das Sekret der Drüse schon vor der Begattung, vor
allem bei dem Versuch, zu begatten, eine Reizwirkung ausübt. In diesem
Falle würde die Bedeutung darin liegen, das © gefügig zu machen,
(Schmuck-,- Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 115
die Drüse also zu den Organen des ‚„geschlechtlichen Reizapparates‘
gerechnet werden müssen.
Es kann häufig beobachtet werden, daß während der „Werbung“,
auch schon vorher, das & sein Hypopygium weit ausgestreckt, die
Glieder wiederholt spreizt und langsam wieder zusammenlegt, wobei
die Gonopoden stark zittern. Vielleicht haben diese Bewegungen nur
den Zweck, den komplizierten Apparat gebrauchsfähig zu erhalten;
aber es ist auch möglich, daß das Zittern der Gonopoden mit einer
Duftabsonderung im Zusammenhang steht.
Ich halte in der Tat die ‚„Hypopygialdrüse‘‘ der männlichen
Psychodiden — wenigstens in ihrer höher differenzierten Ausbildung
— für ein sexuelles Reizorgan, dessen wesentliche Bedeutung in einer
Reizwirkung vor Eintritt der Begattung liegt.
Wir haben hier eine ähnliche Modifizierung zu einer erweiterten
Wirkung vor uns, wie wir sie schon bei den Askoiden (vergl. ‚‚decipiens“-
Gruppe) kennen gelernt haben.
Vielleicht kann die erwähnte P. neglecta, die nach ihrem ganzen
Habitus gegenüber ihrer nahen Verwandten P. canescens höher differen-
ziert erscheint und zwar Organe des Berührungsreizes, aber keine
Duftorgane aufweist, durch ihr in eigenartiger Weise umgebildetes
Hypopygium als Beweis dafür dienen, daß die Hypopygialdrüse nicht
nur ein „‚Wollustorgan‘“, sondern ein eigentliches „‚Duftorgan‘ ist.
8. Kapitel.
Theoretische Erörterungen.
Bereits in den früheren Kapiteln ist mehrfach die physiologische
Bedeutung sowohl der Sinnesorgane als auch der Reizvorrichtungen
berührt worden. Wenn ich hier kurz zusammenfassend — wobei
einige Wiederholungen nicht zu vermeiden sind — noch einmal auf
die Vorgänge eingehe, bei denen die Reizorgane eine Rolle
spielen, so geschieht das aus der Überzeugung heraus, daß eine
nähere Erörterung der sich hier ergebenden Gesichtspunkte von
allgemeiner Bedeutung ist.
Wohl liegen relativ viele Beobachtungen über die sexuellen Er-
regungsmittel der Insekten und ihren Einfluß auf den Ablauf der
Begattung vor. Aber die Urteile sind so sehr einander widersprechend,
daß von einer einheitlichen Auffassung bisher nicht die Rede sein kann.
Die Ursache dieses Mangels ist nach meiner Ansicht darin zu suchen,
daß entweder die Beobachtungen nicht mit genügender Sorgfalt
angestellt wurden, oder aber die Urteile von falschen Voraus-
setzungen ausgingen.
Den Anspruch erheben, durch die hier versuchte Analyse der
Reize, Empfindungen und Reaktionen eine endgültige Lösung
der Probleme herbeizuführen, um die es sich hier handelt, hieße ihre
Schwierigkeit verkennen.
Vielleicht mögen aber die nachfolgenden, auf das wesentliche
beschränkten Erörterungen dazu beitragen, die Probleme zu ver-
8* 4. Heft
116 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
einfachen. Ich bemühe mich, die Tatsachen rein physiologisch
zu erklären, ohne mit dem physiologischen Ablauf „identische“ oder
„parallele“ psychische Vorgänge oder Fähigkeiten zu Hilfe
zu nehmen.
Die Frage der „geschlechtlichen Zuchtwahl“ soll nur kurz
gestreift werden. Wie bereits eingangs betont, gedenke ich die Ent-
stehung und Entwicklung der Reizorgane eingehender zu behandeln
im Zusammenbang mit einer Untersuchung ihrer morphologischen
Bedeutung, durch die erst die nötige Grundlage für die Erörterung
phylogenetischer Fragen gewonnen werden kann.
I. Die sexuellen Aeußerungen als „instinktive Bewegungen“.
Pıüfen wir zunächst einmal die Frage, ob das Verhalten der
Geschlechter vor der Begattung, die Bereitschaftsäußerungen und
die Werbung, weiterhin auch die Eiablage, als „Handlung“ oder als
„instinktive Bewegung“ aufzufassen sind. Als „Handlung“ be-
zeichnet Driesch (1909, p.5l) ‚jede tierische Bewegung, deren
Besonderheit von der individuellen Lebensgeschichte ihres Vollbringers
derart abhängt, daß diese Besonderheit nicht nur, wie sich später
herausstellen wird, an die Besonderheit des aktuellen Reizes, sondern
auch an die Besonderheit aller Reize der Vergangenheit und ihrer
Effekte geknüpft ist.“ Dem gegenüber ist für die Auffassung von
Bewegungen als „Äußerung des Instinktes‘ maßgebend, „daß
sie und ihre Spezifizität schon das erstemal, wo sie überhaupt ge-
schehen, vollendet ablaufen“ (Driesch, 1909, p. 36). Mit andern
Worten bezeichnet Minkiewicz (1909, p. 184) ım Anschluß an
Herbert ‘Spencer den Instinkt als „eine Reihe organisch
so mit einander verbundener Reflexe, daß die Hervor-
rufung eines derselben mit unwiderstehlicher Macht die
Auslösung der darauf folgenden verursacht.“
Es braucht nicht betont zu werden, daß nach dieser Definition
das Verhalten unserer Imagines als „instinktive Bewegung“
bezeichnet werden muß. Es verläuft bei der betreffenden Art durchaus
gesetzmäßig. Eine „Erfahrung, das Kennzeichen der eigentlichen
„Handlung“, spielt bei dem individuellen Ablauf dieser Vorgänge
keine Rolle.
Nun sehen wir aber, wie sich — ob sprunghaft oder allmählich,
ist hierbei nicht von Bedeutung — aus ursprünglich einfachen Be-
wegungen schließlich jene komplizierteren Vorgänge, die in der „Um-
armung“ gipfeln, entwickelt haben. Jede Entwicklung setzt Plasti-
zität voraus, sowohl bei dem Individuum, als innerhalb der Art.
Daß- eine solche „plastische“ Formation der Instinktbewegungen
vorhanden sein muß, wird verständlich, wenn wir folgende Erwägung
anstellen. Die Auslösung der ınstinktiven Bewegung wird
— wie wir noch sehen werden — durch innere und äußere Reize
veranlaßt. Beide Reize sind aber nicht starr, jener ist durch die
Konstitution des Individuums, dieser durch das Verhalten der anderen
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 117
Imago — von sonstigen äußeren Einflüssen sei abgesehen — bedingt.
Kräftigere Konstitution verursacht stärkeren inneren Reiz, damit
lebhaftere Reaktion; ‚‚Sprödigkeit‘‘ des © zwingt zu stets neuen Be-
wegungen, die schon mit Rücksicht auf ihre Wiederholung eine gewisse
plastische Gestaltung haben müssen. Diese hinwiederum ist beein-
flußt durch die qualitative Differenzierung des nervösen Zentral-
organes des Individuums. Das Endziel steht fest, die instinktive
Bewegung wird — solange die Reize dauern — bis zur Erreichung
des Effektes fortgesetzt.
Wie die Modifikation bezw. Vervollkommnung der Bewegungs-
form im einzelnen entstanden ist, ob durch Zufall oder aus inneren
Ursachen heraus, ist natürlich mit Sicherheit nicht zu entscheiden.
Es liegt keine Veranlassung vor, irgend welche „Denktätigkeit“
als regulierenden Faktor vorauszusetzen. Selbst dann nicht, wenn wir
annehmen, daß etwa ein $, welches zum erstenmale durch eine ‚Um-
armung‘ besonderen Erfolgerzielte, diese bei dem nächsten Q wiederholt.
Es genügt hier die Annahme eines physischen Gedächtnisses, eines
„Engramms“ (Semon, 1908), um die Wiederholung einer erfolgreichen
(nützlichen) neuen Instinktbewegung und ihre EBEN zur
Gesetzmäßigkeit zu verstehen.
Wohlgemerkt: zunächst nur bei dem Individuum!
Ob es möglich ist, die Vererbung einer im Imaginalleben indi-
viduell erworbenen neuen Eigenschaft zu erklären, ist eine Frage,
die meines Erachtens größte Schwierigkeit bereitet. Soviel ich urteilen
kann, sind die sämtlichen Keimzellen des & zu derselben Zeit — bei
Eintritt der ‚Bereitschaft‘ — ausgereift, jedenfalls wird ihre
„sensible Periode‘ vorüber sein. Es liegt daher die Annahme, daß
ihr Idioplasma nachträglich mit einem neuen ‚„‚Reproduktionsvermögen“
(Hertwig, 1916) ausgestattet werde, offenbar außerhalb des Bereiches
der Möglichkeit.
Mehr Wahrscheinlichkeit darf daher die Auffassung beanspruchen,
daß für die Modifikation der Instinktäußerungen innere Ursachen
in Betracht kommen. Man vergleiche dazu meine Ausführungen am
Schlusse des Kapitels.
HU. Die „Reize“.
Vor allem Driesch (1909, p. 38) hat darauf hingewiesen, „daß
nur die einfachen und elementaren Agentien der Natur Reize
der Instinkte darstellen können. Die Reize instinktiver Bewegungen
können Licht von verschiedener Wellenlänge oder Wärme oder Feuchtig-
keit oder chemische „Verbindungen sein, aber niemals specifische
typische Körper.‘
Auch Böen (1917, p. 215) sagt: ‚Die Ererbtheit des Instinktes
läßt von vorneherein erwarten, daß er nur durch einfachste Reize
ausgelöst werden kann,“ hält es aber für ratsamer, zunächst ent-
sprechende Versuche abzuwarten, welcher Art diese Reize sind.
4. Heft
118 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
Versuchen wir daher kurz, die Reize zu analysieren, die
bei den Instinktbewegungen der Psychodiden — wir meinen hier damit
nur die geschlechtlichen Funktionen — als auslösend und bestimmend
in Betracht kommen.
a) Innerer Reiz duıch Reifung der Geschlechtsprodukte.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß die zunächst eintretendeÄußerung
des Instinkter, die „Bereitschaftserklärung‘“, aus Ursachen heraus
erfolgt oder wenigstens durch Ursachen beeinflußt wird, die im Innern
der Imago liegen. Mit Forel (1910, p. 166) anzunehmen, daß immer
„Empfindungen, auch bei den niedersten Tieren, die Vorbedingung
zum Ablauf eines Instinktes“ sind, ist nur dann angängig, wenn wir
die „Empfindung“ ganz allgemein, nicht als Wirkung eines Sinnen-
reizes, sondern als Ausdruck für jede durch einen Reiz
bedingte ‚Nervenwelle‘ (Neurokym, Forel) auffassen.!)
Zwar stehen mir keine unbedingt sicheren Beobachtungen zur
Verfügung, daß die Imagines ihre Bereitschaft äußern, wenn jeder
Außenreiz ausgeschaltet ist, weil die Entscheidung darüber natur-
gemäß schwierig oder unmöglich ist. Bei den S& habe ich wiederholt
die Beobachtung gemacht, daß sie ihre Bereitschaft äußerten, auch
wenn kein ® vorhanden war. ‚Jedenfalls beweist schon die Tatsache,
daß die 22 erst dann ihre Bereitschaft äußeın, wenn sie reif sind,
eine Korrelation der Keimdrüsen zu der fraglichen Instinkt-
bewegung. Manche Erscheinungen aus dem Instinktleben der Insekten
-— wie z. B. derzum Anlocken des ? dienende Pendelfllug von Hepialus
hecta vergl. oben 8. 11 und 13) — lassen sich wohl überhaupt nur als
Reaktion auf inneren Reiz erklären. Auch der Instinkt der Eiablage
ist zweifellos durch innere Reize beeinflußt.
Es erhebt sich allerdings hier eine Schwierigkeit. Versuche von
Oudemans, Kellogg, Meisenheimer u. a. (vergl. Plate, 1913,
p. 319 ff.) haben ergeben, daß auch bei kastrierten Insekten oder
selbst solchen, denen Keimdrüsen des anderen Geschlechtes implantiert
wurden, nicht nur die normalen sekundären Geschlechtsmerkmale
zur Ausbildung kamen, sondern auch die ‚sexuellen Instinkte nicht
im geringsten beeinträchtigt‘ waren. Seitdem wir durch die bereits
oben (S.29) erwähnten Untersuchungen Geyer’s (1913) erfahren
haben, daß ‚‚das gesamte Soma bei $ und Q geschlechtlich differenziert
ist“, Jäßt sich die Ausbildung der normalen Geschlechtsmerkmale
auch bei Kastration oder Implantation einigermaßen erklären.
Schwieriger ist es, der geschlechtlichen Differenzierung des Somas
einen Einfluß auf den Ablauf der Instinktbewegungen einzuräumen.
Zumal dann, wenn — wie in unserem Falle — gewisse Äußerungen
erst bei Eintritt eines bestimmten Zustandes der Keimdrüsen eintreten,
also der Ablauf der — wenn auch praeformierten — Instinktbewegungen
?) Aus dieser Definition ergibt sich auch, weshalb ich nicht von ‚‚Trieb‘“,
sondern von einem ‚‚inneren Reiz‘ spreche.
(Schmuck-, .Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 119
von zeitlichen Reizen reguliert wird, die dem Soma als solchen
wohl nicht eigen sind.
Vielleicht kommen zur Auslösung bestimmter Instinkte auch
Reize in Betracht, die von den Geschlechts-Anhängen ausgehen.
Ich erinnere daran, daß bei den Psychodiden die äußeren Kopulations-
organe sowohl mit Drüsen, als auch mit Sinnesorganen ausgestattet
sind (p. 111 ff.).
Jedenfalls steht es fest, daß ein inneres Regulativ der
sexuellen Instinkte vorhanden sein muß. Worin es besteht,
darüber wissen wir nichts Sicheres. Bei den Psychodiden kommt
mit größter Wahrscheinlichkeit die Reifung der Geschlechtsprodukte
als bestimmender Faktor in Betracht.
Neue experimentelle Untersuchungen über diese Frage, die dringend
erwünscht sind, haben die hier erörterten Gesichtspunkte, insbesondere
den zeitlichen Ablauf der Instinkte, eingehender zu berücksichtigen.
b) Der Geruchsreiz.
Der Reiz, der auf die als Geruchsorgane bezeichneten Nerven-
endigungen erfolgt, ist chemischer Natur. Als wesentlich kommen
für unsere Untersuchungen in Betracht: Geschlechtsduft, Bereit-
schaftsduft, Reizduft und der für die Eiablage maßgebende
Duft, wobei als „Duft“ jede nicht als unangenehm, d.h. ab-
schreckend wirkende chemische Substanz bezeichnet sei. Es
ist bereits mehrfach von diesen Reizarten die Rede gewesen, sodaß
wir uns hier kurz fassen können. |
Welcher Art die Reizsubstanz ist, kann natürlich nicht entschieden
werden. Es liegt der Annahme nichts im Wege, daß primär der Duft
eine Substanz ist, die zu der Nahrung (hier der Larve) in Beziehung
steht (vergl. Coenomyia und Gastrophilus, 8.19). Besonders gılt das
für den Geschlechtsduft.
Es wurde oben (8. 38) als möglich hingestellt, daß die qualitative
Empfindung der Geruchsorgane, etwa des ®, sich nach der Begattung
ändert, und die andere Annahme, daß nur die durch den Reiz hervor-
gerufene, von inneren Ursachen beeinflußte Reaktion sich ändert,
d.h. qualitativ derselbe Reiz und dieselbe Reizempfindung zunächst
die Bereitschaft, später die Eiablage auslöst, als unwahrscheinlich
betrachtet. Die Untersuchung hat mit ziemlicher Sicherheit ergeben,
daß es sich um qualitativ verschiedene Reize handelt, daß
vor allem Geschlechtsduft, Bereitschaftsduft und Reizduft differente
Substanzen darstellen (vergl. S. 29 ff., 58). Das scheint schon aus der
Anlage besonderer Drüsen hervorzugehen.
Wenn auch durch die Annahme differenter Qualitäten diese Reize
eine gewisse Komplikation erfahren, so ist es dennoch berechtigt,
sie als relativ einfache Reize zu bezeichnen, die der erwähnten von
Driesch ausgesprochenen Bedingung entsprechen.
Die große Bedeutung der Geruchsorgane im Tierreich steht außer
Frage und mit der Tatsache im Einklang, daß auch von den Reizorganen
der Psychodiden die ‚Duftorgane‘“ offenbar das Primäre sind.
4. Heft
120 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
c) Der Gesichtsreiz.
Die auf den Gesichtssinn wirkenden Reize sind gegenüber den
Geruchsreizen wesentlich höher differenziert. Es ist nicht leicht,
ihre Bedeutung als instinktauslösender Faktor näher zu analysieren.
Um das zu erkennen, braucht nur an das von Kerner (1905,
p. 140 ff.) geschilderte Verhalten der Yucca-Motte (Pronuba jucca-
sella) erinnert zu werden, ein Beispiel instinktiver Bewegungen, das
auch Demoll (1917, p. 214) heranzieht. Nach der Begattung fliegt
das Q eine Yuccablüte an, sammelt Pollen zu einem größeren Ballen
und fliegt damit zur nächsten Blüte. Hier bohrt es den Fruchtknoten
an, legt ihre Eier ab und klettert auf die Narbe herauf, um den Pollen-
ballen hineinzustopfen und damit die Blüte zu befruchten.
Demoll nimmt an, daß hier nicht ‚das Bild der Yuccablüte,
sondern deren Geruch den Auslösungsreiz darstellt. Denn wie sollte
die Vorstellung einer Yuccablüte ererbt präformiert sein, und ohne
diese Präformation wäre eine optische Einwirkung der Blume auf das
Tier nicht recht vorstellbar, da die Blüte von jedem Standort aus
betrachtet ein anderes Bild bietet, mithin die Auslösung sich nicht auf
ein einziges, bestimmtes Bild festgelegt haben kann“ (p. 215).
In der Tat liegt hier ein großes Problem vor. Wenn auch an-
genommen werden kann, daß für das Aufsuchen der Blüte nur der
Geruchsreiz in Betracht kommt, so ist nicht einzusehen, wie die Motte
bei ihrer instinktiven Beschäftigung innerhalb der Blüten ohne Mit-
wirkung anderer Reize auskommen kann.
Untersuchen wir bei den Psychodiden die auf das Auge SER
Reize näher, so können wir Farben, Kontraste, Formen und
Bewegungen als Reizarten unterscheiden.
1. Daß die Farbe als solche bei den Insekten als Reiz wirkt,
ist durch von Frisch (1914) bewiesen, wenngleich es nicht an gegen-
teiligen Auffassungen fehlt. Für die Psychodiden liegt, wie bereits
früher erwähnt wurde, kein Anlaß vor, einen Farbensinn zu forden.
Dagegen muß angenommen werden, daß Helligkeitswerte, vor
allem reines Weiß, in besonderem Maße einen Reiz ausüben, wahr-
scheinlich jedoch nur auf kurzen Entfernungen. Nach Forel (1910,
p. 12) haben wir es beim Insektenauge ‚mit einem relativen Grad
der Deutlichkeit zu tun, die ihr Maximum direkt vor dem Auge erreicht.“
Reines Weiß, wie überhaupt ein bestimmter Helligkeitswert, kann
wohl als einfacher Reiz bezeichnet werden. |
2. Kontraste, d.h. helle Farben neben dunklen, sind gleichfalls
als einfache Reize aufzufassen. Es ist hierbei gleichgültig, in welcher
Richtung der Reiz erfolgt, daher die Ererbbarkeit bezw. Präformierung
der Empfindung für derartige Reize erklärbar. Jedenfalls ist die
Tatsache, daß Kontraste bei den SS in so hohem Maße zur Ausbildung
sekommen sind, ein Beweis für ıhre Reizwirkung. Es wird später
noch näher darauf eingegangen werden.
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 121
3. Schwieriger liegt die Frage, wie die Form als Reiz wirkt.
Die Ausbildung von besonderen ‚Schmuckformen“ läßt darauf schließen,
daß irgend eine ererbte Reizwirkung besteht. Die Fähigkeit der
Insekten für das Erkennen von Formen wird verschieden beurteilt.
Für die Bienen hat v. Frisch (1914) einen Formensinn festgestellt.
Als auslösend für eine instinktive Bewegung kann die Form als
solche jedenfalls kaum in Betracht kommen.t) Vielmehr ist anzunehmen,
daß nicht die Form, sondern ıhre „Intensität“ den Reiz darstellt,
also nicht die plastische Gestaltung etwa der Schmuckanhänge, sondern
die durch sie bewirkte Vergrößerung des Gesamtbildes.
4. In hohem Maße wirken Bewegungen als Reiz. Es kommen
hier nicht nur das Hin- und Herlaufen des $, seine . kurzen Flüge,
sondern vor allem auch die plötzliche Entfaltung des Schmuck-
‚apparates und des Herüberlegen des Flügels als Bewegungsreiz in
Betracht (vgl. oben p. 73 £.). | |
Daß, wie das Auge der meisten Tiere, auch das Insektenauge
in besonderer Weise durch Bewegungen gereizt wird, ist durch Versuche
sichergestellt (Exner, 1875). Und zwar ist es eine Wahrnehmung
von Bewegungen an sich, die hier vorliegt, deren bewirkender Reiz
also nicht an individuelle Objekte gebunden ist. In diesem Sinne
verstanden, ist die Bewegung ein ‚„einfächer‘‘ Reiz.
Es ist jedoch zu beachten, daß Bewegung stets an einem Objekte
haftet und daher der Reiz mit einem andern kombiniert ist, sodaß
aus der Kombination eine verschiedenartige Reaktion resultieren kann.
d) Der Gefühlsreiz.
Neben dem Geruchssinn ist der Tastsinn der Insekten zu den
niederen Sinnen zu rechnen. Bei allen Insekten mit härterem Chitin-
panzer (im allgemeinen allen Imagines) ist der Tastsinn lokalisiert
auf besondere Nervenendorgane, die Tasthaare. Ob bei den Psycho-
diden mehr oder weniger das ganze Haarkleid sensibel ist, bedarf noch
näherer Untersuchung; bei allen Haaren, die gelenkig eingefügt sind,
also keine bloßen Kutikularfortsätze darstellen, kann eine gewisse
Sensibilität angenommen werden. Jedenfalls sind aber besondere
Haare, meist von etwas starrer Beschaffenheit, als besonders em-
pfindliche Tastorgane ausgebildet.
Die Reize, mit denen wir es hier zu tun haben, werden durch
Berührung wirksam. Die überwiegende Mehrzahl der Berührungs-
‘organe der 3 befinden sich an den Antennen. Es ist anzunehmen,
daß der Reiz auf die Antennen des @ wirkt. Da es feststeht, daß die
Haare der Antennen in besonderem Maße sensibel sind, steht dieser
Auffassung nichts entgegen. Die Berührungsorgane an den vorderen
Oberschenkeln und der unteren Flügelfläche scheinen auf.die Tastorgane
an den Beinen des ® zu wirken. Wir dürfen die vielfach an den Beinen
ausgebildeten stärkeren Borsten oder längeren Haare wohl durchweg
als Tastorgane ansprechen, da im allgemeinen alle Extremitäten
mit solchen ausgestattet sein müssen.
?) Vielleicht ist die flächenhafte Form auszunehmen.
4. Heft
122 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuale Reizapparat
Es wurde die Vermutung ausgesprochen (8. 74), daß die „Um-
armung. als solche schon einen Berührungsreiz darstellt. Seine Wirkung
erstreckt sich auf einen weiteren Bereich und dürfte vor allem die
Tasthaare, die sich am Kopf befinden, beanspruchen. Starre, längere
Haare oder Borsten sind besonders am CUlypeus, am hinteren Augen-
rande sowie an den Tastern bei allen Imagines vorhanden.
Auf den Berührungsreiz, der während der Kopulation durch
Ergreifen der Genitalanhänge erfolgt, soll hier nicht näher eingegangen
werden. |
Es wurde schon früher angedeutet, daß über den Berührungsreiz,
in dem hier vorliegenden Sinne, bisher von den Insekten wenig bekannt
ist. Im allgemeinen ist zweifellos der Berührungsreiz ein ‚‚abschrecken-
der‘ Reiz, der Fluchtreflex auslöst. Wo, wie bei den Ameisen und
anderen Insekten, gegenseitige Berührung vorkommt (,‚Antennen-
sprache“, vergl. oben $. 12), ist es fraglich, ob es sich um reinen
Berührungsreiz handelt, oder aber der Kontaktgeruch dabei eine Rolle
spielt.
. In dem hier vorliegenden Falle handelt es sich vermutlich um
einen ausschließlich mechanischen Reiz. Ein solcher kann als einfachste
Reizart betrachtet werden.
Hinsichtlich seiner Wirkung ist zu berücksichtigen, daß er mit
anderen Reizen kombiniert oder ihnen koordiniert ist; daß die Imago,
wenn der Reiz erfolgt, bereits in hohem Maße unter der Einwirkung
anderer Reize steht. Man kann in etwa den „Umarmungsreiz‘ mit
dem Berührungsreiz, der bei der Kopulatıon erfolgt, auf eine Stufe
stellen. Damit wird die Wirkung des Reizes verständlich.
Aus Vorstehendem ergibt sich, daß bei den hier in Betracht
kommenden Reizen es sich im allgemeinen um solche handelt, die
wir unbedenklich als ‚einfach‘ ansprechen können. Auch die auf
das Auge wirkenden Reize, wenn wir im wesentlichen die „Intensität“
der Farben, Kontraste, Formen und auch Bewegungen als Reiz an-
nehmen, sind als relativ einfache aufzufassen. Es liegt kein Anlaß vor,
der Imago als solcher, also einem ‚‚spezifischen, typischen
Körper“, irgend welche Reizwirkung zuzuschreiben.
IH. Die „Reizempfindung“.!)
Wenn Forel (1910) sagt, ‚‚daß die Insekten im großen und ganzen
die gleichen Reize empfinden wie wir, und daß ihre durch Licht, Be-
rührung, chemische Reize, Erschütterungen, Wärme, Kälte ausgelösten
Empfindungen den entsprechenden Empfindungen in uns selbst
zwar sicher nicht gleich, aber wahrscheinlich von ihnen auch nicht
fundamental verschieden sind“ (l.c. p. 385), so muß dazu bemerkt
werden, daß wir über das Wesen der Empfindung, vor allem
der niederen Tiere, nichts wissen können. Es ist nur die Reaktion,
die auf einen Reiz hin erfolgt, unserer Beobachtung zugängig, nicht
!) Vergl. die Anmerkung zu p. 27.
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 123
die Empfindung selbst, wie Forel selbst es auch in seinen einleitenden
Bemerkungen betont (l. c. p. 2).
Wenden wir diese Erwägung auf unseren Fall an, so erhellt, daß
Ausdrücken wie „Schmuck“ und „Duft“ nur insofern Berechtigung
zukommt, als durch sie die resultierende Reaktion veranschaulicht
wird. Wir vermögen nicht zu beurteilen, welche Art von Empfindung
durch den Reiz ausgelöst wird.
Rein physiologisch betrachtet, ist die ‚Empfindung‘ die Umsetzung
einer Energieform in eine andere, die ‚„Nervenerregung‘, die als
„Nervenwelle‘“ weitergeleitet wird.
Wenn wir sagen, die Empfindung ıst „angenehm“ oder „ab-
schreckend‘‘, so müssen wir uns hüten, damit die Annahme eines
Bewußtseinsvorganges oder eines Affektzustandes (In anthropomorphem
_ Sinne) zu verbinden, für dessen Vorhandensein kein Beweis vorliegt.
Es kann natürlich nicht meine Aufgabe sein, hier auf die Physio-
logie und Psychologie der Empfindungsvorgänge näher einzugehen.
Es sei nur betont, daß versucht werden muß, bei instinktiv erfolgenden
Reaktionen Reiz und Empfindung auf möglichst einfache
Basis zurückzuführen. Hierin ist Driesch (vergl. oben) unbedingt
zuzustimmen. |
Hinsichtlich der Geruchs- und Tastempfindung bereitet
das keine erhebliche Schwierigkeit; auch dann nicht, wenn wir etwa
das ‚‚Gesetz der spezifischen Energie‘ der entsprechenden Sinneszellen
nicht als allgemein gültig anerkennen wollen. Ich verweise hier auf
meine früheren Ausführungen über die Physiologie der Geruchsorgane
(8. 25 ff.).
Jedenfalls muß — um das nochmals zu betonen — aus dem
Verhalten der Imagines gefolgert werden, daß bestimmte Erregungs-
zustände der Sinneszellen den verschiedenen Reizarten
adäquat, von vorneherein oder in bestimmter Folge auf
diese abgestimmt sind. Es ist nicht wahrscheinlich, daß die Geruchs-
kegel des 2 etwa den Geschlechts- oder Reizduft eines artfremden &
überhaupt empfinden. Ebenso muß der eigene Duft der Imago für sie
selbst ohne jede Wirkung sein, weil andernfalls die Lage der Geruchs-
organe zwischen den Ascoiden nicht zu erklären wäre.
Ist somit einerseits eine bestimmte qualitative Differenzierung
der Geruchsorgane der Imago sehr wahrscheinlich, so liegt andrerseits
der Annahme nichts im Wege, daß dasselbe Geruchsorgan auf qualitativ
verschiedene Reize (die verschiedenen Duftarten) reagiert, indem
diese entweder sich ergänzende (übergeordnete) oder gesteigerte
Erregungszustände bewirken (vergl. 8.31). Immerhin bleiben es
relativ einfache Empfindungen, um die es sich hier handelt.
Etwas anders liegen die Verhältnisse bei dem Gesichtssinn.
Hier wechseln die Reize dauernd, also auch die Empfindungen.
Versuchen wir, die auf dem Gesichtssinn beruhenden Empfindungen
als instinktauslösend zu erklären, so kann es nur durch die Annahme
geschehen, daß lediglich ganz bestimmte Empfindungen zu
bestimmten Reaktionen: führen. Es sei auf die Untersuchungen
4. Heft
124 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
von Minkiewicz (1909) über den „Chromotropismus“ bei Tieren,
insbesondere Crustaceen, verwiesen, die zu einer vereinfachten Auf-
fassung der ererbten Empfindung von bestimmten Farben als
Reiz zu führen scheinen. Für andere Objekte der Gesichtsempfindung,
soweit sie die Voraussetzung zu lebensnotwendigen
Reaktionen darstellen, ist ohne Zweifel ein ähnlicher ‚,Tropismus“
anzunehmen.
Ich habe oben versucht, den Gesichtsreizen eine möglichst ein-
fache Form zu geben. Was bedeuten aber „Kontrast“ und „In-
tensität‘, von denen die Rede war, als Reiz? Beide sind keine
„Energieform‘, können also an sich keine Reizwirkung ausüben.
Diese Bezeichungen sind nur in dem Sinne gebraucht und zu
verstehen, als mit ihnen die Steigerung einer bestimmten Reiz-
art zur Erreichung höchstmöglicher adäquater Erregung
zum Ausdruck gebracht werden soll. Also etwa so, daß ein allgemein
oder teilweise auf Weiß abgestimmtes Auge durch möglichst reines
Weiß in eine höhere, erst in diesem Zustande reflexauslösende, Erregung
versetzt wird. Dasselbe gilt für die ‚Form‘ oder „Bewegung“; bei der
letzteren besteht die Steigerung wohl wesentlich in einer Häufung
der Reize.
Legen wir den Empfindungen des Gesichtssinnes diese Auffassung
zugrunde, so zwingt auch der „Schmuck“ als Reiz nicht zur Annahme
sehr komplizierter Empfindungsvorgänge, deren Ererbt- und Prä-
formiertsein damit einigermaßen dem Verständnis näher rückt. -
Die Tastempfindung, um solche handelt es sich bei der Auf-
nahme von mechanischen Berührungsreizen, ist als durchaus einfacher
Natur anzusehen. Ich wies schon darauf hin, wie die Wirkung des
Berührungsreizes, die sonst einen Fluchtreflex auslöst, in diesem
Falle erklärt werden kann.
IV. Die „Reaktion“.
Wenden wir uns jetzt noch kurz den Erscheinungsformen der
instinktiven Bewegung —- den auf innere und äußere Reize hin er-
folgenden Reaktionen — zu, so kommen als für unsere Untersuchung
wichtig vor allem die „Bereitschaft“, die „Sprödigkeit“ und
die „Erregung ın Betracht.
Ich habe bereits mehrfach über diese Reaktionszustände oder
Vorgänge mich zu äußern Gelegenheit gehabt und möchte hier nur
einigen grundsätzlichen Bemerkungen Raum geben.
a) Die ‚„Bereitschaft‘“.
Sie stellt jenen in bestimmten Äußerungen sich offenbarenden
Zustand der Imago dar, der im wesentlichen durch die Reifung der
Geschlechtsprodukte(oder andere, uns unbekannte innere Faktoren)
hervorgerufen und beeinflußt wird.
Es wurde schon betont, daß Äußerungen der Bereitschaft möglich
sind ohne vorhergegangene Einwirkung äußerer Reize oder Reiz-
»
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 125
empfindungen. Damit ist auch für die Auffassung der letzteren als
rein physiologische Vorgänge eine Grundlage gewonnen. Es liegt ın
der Tat kein Anlaß vor, irgend welche psychischen Momente für die
Bereitschaftsäußerungen in Betracht zu ziehen. Den Einwirkungen
oder Reizen, die von den Geschlechtsdrüsen oder anderen inneren Ur-
sachen ausgehen, sind am nächsten die chemoreceptorisch vermittelten
Reize der Duftdrüsen des anderen Geschlechtes verwandt. Damit
steht im Einklang, daß Bereitschaftsäußerungen, die nicht spontan
erfolgen, durch den Duftreiz ausgelöst werden. Der Duftreiz ist aber
offenbar nur dann von einer Wirkung, wenn sowohl die Sinneszellen
den Zustand der Aufnahmefähigkeit — der „Reizstimmung“ —,
als auch die Umschaltungszentren den Zustand der „Reaktions-
stimmung“ erlangt haben.
b) Die ‚Sprödigkeit“.
Wir sehen bei dem @ auch in solchen Fällen, in denen bereits
Äußerungen der Bereitschaft erfolgt sind, durchaus nicht immer ohne
Weiteres eine ‚‚Gefügigkeit“‘, dieKopulation über sich ergehen zu lassen.
Es sind offenbar weitere Einwirkungen auf die ‚„Reaktions-
stimmung‘ nötig, bis der Endeffekt eintritt.
Wir sind auch hier imstande, dıe Vorgänge rein physiologisch zu
erklären. Es handelt sich zweifellos um ein auf biochemischen
Umsetzungen beruhendes Wachsen der Reaktionsstimmung.
Ist diese Stimmung bereits weit fortgeschritten, so genügen geringe
Reize, um die Reaktion auszulösen. |
‚Auf diese Weise erklären sich vielleicht alle jene Versuche und
Beobachtungen {vergl. Th. H. Morgan, 1909, p. 516 ff; Plate, 1919,
p- 292 ff), die einen geringen Einfluß äußerer Reize — der ‚‚Reizorgane‘“
— auf die Gefügigkeit des ? zu beweisen scheinen und Anlaß zu der Be-
hauptung gegeben haben, daß vor allem den Schmuckorganen und
Schmuckfarben keinerlei Bedeutung für die Begattung zukomme.
Es ist in jedem Einzelfalle bei Untersuchungen über diese Frage
zu prüfen, wie die „Bereitschaft“ des @® verläuft. Nach meiner
Ansicht kann das Problem der ‚‚Sprödigkeit“ nur durch die angedeutete
Auffassung einer Lösung näher geführt werden.
: Um es noch einmal kurz auszuführen: Die ‚„‚Reaktions-
stimmung‘‘ des ® löst zunächst die Bereitschaftsäußerungen
aus, bedarf aber einer weiteren Steigerung, um den Begattungs-
reflex zu betätigen. Diese Steigerung kann schon durch innere
Ursachen in dem Maße bewirkt werden, daß geringe Außenreize
— hier der Duft des $ — genügen, um den Endreflex auszulösen.
Ist der Zustand dieser Stimmung nicht soweit fortgeschritten, so
sind weitere Außenreize — verstärkte Duftreize, Erregung des
Gesichtssinnes, schließlich Berührungsreize — erforderlich, um den
Begattungsreflex zu erreichen.
4. Heft
126 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
Der Ablauf dieser ‚„Reaktionsstimmung“ ist also zunächst
wesentlich beeinflußt durch den Ablauf der inneren
„Reifung“, einen Faktor, der in der Konstitution der betreffenden
Art begründet ist. | |
c) Die „Erregung“.
Wie der Zustand und die Äußerungen der „Erregung“ auf-
zufassen sind, ergibt sich bereits aus dem Vorstehenden. Die Erregung
ist lediglich der Ausdruck der , ‚Reaktionsstimmung“ wie die
Sprödigkeit und zeigt wie letztere eine Steigerung in der Aus-
lösung von Reflexen, die auf rein physiologische Ursachen — Einfluß
innerer und äußerer Reize — zurückgeführt werden kann.
Wenn Plate (1913, p. 295) sagt: „‚das 2 sieht die sexuelle Erregung
des Männchens und wird davon selbst ergriffen; je intensiver das $
seine Erregung äußern kann, desto leichter geht sie auf das @ über“,
so führt das leicht zu einer falschen Vorstellung. Von einem ‚Sehen
der Erregung“ kann wohl nicht die Rede sein, da mit diesem Ausdruck
sich ein psychisch-intellektueller Begriff verbindet, den anzunehmen
kein Grund vorliegt. Nach Forel (1910) besitzen die Insekten „einzelne
Kategorien von Gefühlen und Affekten, die je nach Art, "Gattung
und Familie mehr oder weniger stark entwickelt sind“ (S. 166). Er
nennt als solche Zorn, Angst, Entmutigung, Eifersucht, Zuneigung
und Tollkühnheit; bezeichnet es aber zugleich ‚als selbstverständlich,
daß wir uns von der speziellen subjektiven Art und Weise, wie Insekten
ihre Gefühle empfinden, kein deutliches Bild zu machen vermögen“
(p. 167). Hiernach ist es doch wohl richtiger, von vorneherein nicht
von „Affekt‘‘-Zuständen bei Insekten zu reden! Jedenfalls haben
die Beobachtungen an Psychodiden keinen Anlaß gegeben, solche
anzunehmen. Die „Erregung“ ist ein physiologischer Vor-
gang, der keinerlei Einfluß eines Affektes, also eines
psychischen Vorganges oder Zustandes, erkennen läßt.
Das geht schon daraus hervor, daß bei hoch gesteigerter ‚Reaktions-
stimmung“ Männchen mit einander oder an der Glaswand des Zucht-
gefäßes (vergl. oben p. 75) zu kopulieren versuchen.
V. Die „geschleehtliche Zuchtwahl“,
Die Ausbildung der sekundären Geschlechtsmerkmale, die das $
vor dem Q@ auszeichnen, versuchte Daıwin (1875) durch die ‚‚ge-
schlechtliche Zuchtwahl‘ zu erklären.
Umstritten ist von seiner Theorie vor allem die Bedeutung der
„Reizorgane“ des, deren Wert für die „Wahl“ des Weibchens,
wie schon eıwähnt, vielfach angezweifelt wird (vergl. Plate, 1913,
1. 288
, ‚Wahl‘ des 9, wenn damit ein intellektuelles Vergleichen
der werbenden Männchen und Bevorzu gen eines besonders zusagen-
den zum Ausdruck gebracht werden soll, kann in der Tat — wenigstens
bei den Insekten — nicht die Rede sein.
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 127
Aber es besteht nach dem oben Gesagten kein Zweifel, daß den
Reizorganen eine große Bedeutung bei der Werbung um die
Gefügigkeit des 2 zuerkannt werden muß.
Um das zuzugeben, ist man nicht gezwungen, ein bewußtes
Werben, d.h. Anwenden der Reizmittel, seitens des $ und ein be-
wußtes Wählen seitens des © anzunehmen. Wenn eingewandt
wird, daß abgeflogene, also ihres Schmuckes beraubte Schmetterlings-
männchen — auch für die Psychodiden trifft das zu — gerade so gut
zur Kopula zugelassen werden, wie intakte, so ist dazu zu bemerken,
daß einmal nach den obigen Ausführungen die ‚„‚Reaktionsstimmung‘
des 2 maßgebend ist für die Zulassung, außerdem aber das $ ın der
Regel nicht durch eine Reizart besonders ausgezeichnet ist, sondern
weitere Reizmittel besitzt, um das @ zu erregen. Die ‚Reizorgane‘
sind nur eine Manifestation der besseren Konstitution des Individuums;
ein der Reizorgane teilweise verlustig gegangenes $ kann schon auf
‚Grund schärferer Sinnesorgane oder schnellerer Beweglichkeit einen
Vorteil vor Geschlechtsgenossen gewinnen, indem es als erstes zur
Stelle ist.
Hesse (1910, p. 489 ff.) nimmt an, daß die ‚„‚Zieraten, die Farben-
pracht und Farbenfülle, nur ein Ausfluß des Überschusses sind, der
infolge der geringeren materiellen Leistungen bei dem 5 vorhanden ist,
und daß sie sich unabhängig von einer Wahl durch die Weibchen
bilden können. Sie entspringen der durch den Überschuß gesteigerten
Variabilität der Männchen.‘ Eine ähnliche Auffassung hat schon
Wallace (1889, Kap. X) vertreten. Sie könnte allenfalls die morpho-
logischen Vorbedingungen für die Entstehung der Reizorgane bei
dem einen Geschlecht erklären; es ist aber einzuwenden, daß
die Erbfaktoren, auf denen die sekundären Geschlechtsmerkmale
beruhen, in jedem Geschlecht gekoppelt, mit andern Worten,
nicht dem Geschlecht, sondern der Art eigen sind. Plate sieht
daher die Ansicht von Wallace als widerlegt an (1913, p. 336).
Keinesfalls kann sie als Erklärung für die phylogenetische Ent-
wicklung der Organe genügen.
Doflein (1914, S. 512) fügt seinen bereits an andrer Stelle (S. 13)
zitierten Außerungen über die Bedeutung der Werbebewegungen —
die übrigen Reizmittel sind von demselben Gesichtspunkte aus zu
betrachten — einige Andeutungen über die mögliche Entstehungs-
ursache jener Bewegungsformen an: „Somit kann es vollkommen
unter dem Einfluß der natürlichen Zuchtwahl geschehen sein, daß
diese Gewohnheiten sich herausgebildet haben. ‚Infolge des Ersatzes
der Gewaltanwendung und des Kampfes durch sie mußte eine Menge
von Verletzungen und Todesfällen den betreffenden Tierarten erspart
werden. Somit war die Basis gegeben, welche ihre Entwicklung
wenigstens erlaubte. Es scheint mir aber nicht sehr wahrscheinlich,
daß wir letztere allein durch natürliche Zuchtwahl erklären können.“
Zweifellos birgt die Ansicht Doflein’s, daß der „Selbsterhaltungs-
instinkt“ des © gegenüber dem Verhalten des $ eine wichtige Rolle
spielt, sehr viel Wahres in sich. Dieser Selbsterhaltungsinstinkt des
4, left
1328 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparatı
muß durch die Reizmittel des 5 bezw. die durch sie bewirkte Erregung
des © überwunden werden. ‚Natürlich ist dabei an einen vollkommen
unbewußten Vorgang zu denken. Die Betäubung, die wir als Folge
der Handlungen der Männchen bei den Weibchen vielfach beobachten
konnten, unterdrückt jene für das Individuum wichtigeren Instinkte.“
(l.c. 8.511.) Auch die „Sprödigkeit“ der Psychodidenweibchen —
die ich oben (S. 125) von einem andern Gesichtspunkte aus betrachtet
habe, — steht letzten Endes unter dem Einfluß des Selbsterhaltungs-
instinktes. Ich erwähnte bereits, daß durchweg Berührungsreiz
bei einem Insekt Fluchtreflex auslöst. Dieser Fluchtreflex muß zunächst
ausgeschaltet werden. Wir kommen dann aber auch aus dieser Er-
wägung heraus zu der Annahme einer gewissen ‚‚Wahl‘‘ der Männchen,
denn es wird dasjenige Männchen, welches über die vollkommensten
Reizmittel verfügt, natürlich den anderen in der ‚„Betörung“ des
Weibchens voraus sein. Ob übrigens die Annahme, daß Gewaltanwendung
eine Menge von Verletzungen und Todesfällen hätte mit sich bringen
müssen, verallgemeinert werden kann, erscheint mir doch sehr fraglich.
Aus dem Vorstehenden erhellt, wie schwierig die Frage nach den
Ursachen für die Entstehung und Ausbildung der Reizorgane und
der Werbehandlungen liegt. Die Feststellung, daß zweifellos die
Männchen, deren. Reizorgane eine vollkommenere Ausbildung auf-
weisen, im Vorteil gegenüber Geschlechtsgenossen sind, könnte zu
‚gunsten der Zuchtwahltheorie sprechen. Trotzdem schließe auch ich
mich der Ansicht Doflein’s an, daß die Zuchtwahl allein nicht
genügt, um die fraglichen Bildungen zu erklären.
Ohne hier endgültig zu dem Problem Stellung nehmen zu wollen,
möchte ich einige Gesichtspunkte anführen, die mir als wesentlich
erscheinen und vielleicht eine Erklärung ermöglichen.
-1. Die Annahme, daß die sekundären Geschlechtsmerkmale der
Ausdruck eines „Kraftüberschusses‘ sind, ist durchaus nicht von
der Hand zu weisen. Aber dieser Überschuß liegt nieht in dem Geschlecht,
sondern in der Art, und ist vermutlich in erster Linie begründet
in der Lebensweise der Larven.
2. Die Entstehung der Reizorgane aus der Darwin’schen
„Zufallstheorie‘ zu erklären, dürfte große Schwierigkeiten bereiten.
Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß eine gewisse ,„Praedisposition“
zur Ausbildung dieser Organe vorliegt, daß der „Kraftüberschuß“
sich bereits vorhandener Anlagen bedient. Als solche wären
zu nennen: Neigung zur Sekretion von Duftstoff, die vielleicht mit der
Frnährung der Larven im Zusammenhang steht; Neigung zur Aus-
bildung von. Schuppenhaaren; phylogenetisch ererbte Tendenz zur
Bildung bestimmt gelegener Anhänge. Möglicherweise hat den Anstoß
zur Ausbildung der Drüsen und Anhänge an Kopf und Thorax eine
nach dem Vorderkörper hin gerichtete Steigerung des Blutdruckes
gegeben, wenigstens liegt für die dehnbaren Anhänge die Annahme
nahe (vergl. S. 77), daß ihre Ausbildung durch den Blutdruck ge-
fördert wurde.
3. Die bei manchen Pflanzen beobachtete „Mutation“ —
soweit sie auf direkter Veränderung des Idioplasmas beruht
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 129
(vergl. Hertwig, 1916, p. 365 ff.) — erstreckt sich in der Regel auf
ganz bestimmte Merkmale und zeigt in der Veränderung dieser
Merkmale eine steigende Tendenz. Hierin ist mehr als ein bloßer
Zufall zu erkennen. Ich werde später von den Beobachtungen an
Psychodidenmaterial einige Fälle anführen, die als Anzeichen einer
ähnlichen — man kann sagen ‚„lokalisierten‘‘ — Mutation ge-
deutet werden können. Betrachten wir hier als Beispiel nur die ver-
schiedenen Veränderungen, die die Flügelform bei den Männchen
von Ulomyiva fuliginosa, U. incurva und P. fusca zeigt. Bei allen diesen
Arten liegt das Bestreben einer Verbreiterung der Flügelfläche vor,
deren Auswirkung allerdings nur bei dem einen Geschlecht in die
Erscheinung tritt.
‘Also wahrscheinlich nicht der ‚Zufall‘, sondern die — nach
meiner Ansicht bestimmt (orthogenetisch) gerichtete — Mutabilität
der Psychodiden als „Ausdruck eines verborgenen Zustandes oder
einer verborgenen Tendenz“ (Hertwig, 1916, p. 633) ist als Ursache
für die Entstehung der Reizorgane anzusehen.
4. Offenbar steht die Entwicklung der Reizorgane in Korre-
lation zu dem Verhalten des anderen Geschlechtes, wie
sich dies aus dem früher Gesagten mit großer Eindringlichkeit ergibt.
Es kann vielleicht angenommen werden, daß die höhere Differenzierung
einer Art, die sich bei dem 3 in der Vervollkommnung des Reizapparates
ausprägt, bei dem 2 eine größere ‚„Sprödigkeit““ (vielleicht infolge
Verzögerung der Reifung) zur Folge hatte.
‘Diese Annahme würde auch die Änderung des männlichen
Instinktes (der Werbebewegungen) erklärlich machen.
5. Die Bedeutung der ‚sexuellen Zuchtwahl“, die zu leugnen
nach dem oben Gesagten kein Anlaß vorliegt, ist meines Erachtens
darin zu suchen, daß durch sie die Erhaltung der vollen Wertigkeit
der Art gewährleistet wird, vor allem gewisse Merkmale — hier die
„Reizorgane‘‘ — auf der Höhe ihrer prospektiven Potenz erhalten
bleiben. So stärkt gewissermaßen die Zuchtwahl die Grund-
lage, auf der die Weiterentwicklung fußt.
6. Daß die Theorie der geschlechtlichen Zuchtwahl allein nicht
ausreicht, um die Ausbildung und Entwicklung der Organe zu er-
klären, ergibt sich aus einer Gegenüberstellung der bereits mehrfach
genannten, nahe verwandten und neben einander vorkommenden
Arten P. nubila und trivialis. Wie schon gesagt, lassen sich die Larven
und 29 dieser beiden Arten kaum oder überhaupt nicht unterscheiden.
Dagegen ist das 4 von nubila gegenüber dem von trivialis ganz auf-
fallend geschmückt. Trivialıs ist die häufigere, überall verbreitete
Art, nubila erhielt ich bisher (mit triviaks zusammen) nur wenige Male.
Ohne Zweifel ist triwiahis die Stammform von nubrla.!) Wenn wir
nicht für nubila eine lokale Entwicklung bis zur heutigen Form annehmen
2) Es ist noch näher zu untersuchen, ob nicht das nubila-g‘ überhaupt
nur eine unter besonderen Bedingungen auftretende Mutante der Stammform
trivialie ist. | | ar. Er
Archiv = ren 9 4. He
130 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
wollen, was ich für unmöglich halte, müßte dann nicht die
„Zuchtwahl”“ längst jenes kümmerlich ausgestattete
trivialis-$ ausgemerzt haben?
In der Tat eine Frage, aus der deutlich die Unzulänglichkeit der
Zuchtwahltheorie erhellt und eine gewisse Berechtigung jener An-
schauungen sich ergibt, die das „Werden der Organismen“ aus
außerhalb des Machtbereiches der Selektion liegenden
Ursachen zu erklären suchen. Ich sage ‚„‚gewisse‘“ Berechtigung; denn
ganz die Bedeutung der Selektion leugnen, hieße unser Streben nach
Erkenntnis eines Hilfsmittels berauben, dessen wir doch wohl inmanchen
Fällen nicht ganz entraten können.
Darwin selbst betrachtete seine Theorie — im Gegensatz zu
manchem seiner Nachfolger — nicht als ‚„‚allmächtiges‘“ Prinzip. Daß
sie ein solches nicht sein kann, unterliegt heute keinem ernstlichen
Zweifel. „Je tiefer man ın das wirkliche Geschehen eindringt, umsomehr
sieht man ein, daß wir noch weit von dem Moment entfernt sind, in
dem wir das Geschehen durch einige einfache Prinzipien erklären
können. — Die neue Biologie sucht langsam aufbauend erst die Grund-
lagen zu schaffen, auf welche in Zukunft eine solche generelle Theorie
einmal gestützt werden kann“ (Doflein, 1911, p. 149).
Anmerkung während des Druckes. In einem inzwischen
in der Naturw. Wochenschrift (1922, a) veröffentlichten Aufsatz
habe ich die bier nur kurz angedeuteten Erklärungsmöglichkeiten
etwas ausführlicher behandelt. Ich habe besonders darauf hingewiesen,
daß es schwierig ist, die frgl. Bildungen etwa durch das Lamarck-
sche Prinzip der Gebrauchswirkung zu erklären. Den dort an-
geführten Gründen sei hier noch der Hinweis auf die Schmuck-
merkmale der Flügel (Ulomyia usw.) hinzugefügt, deren Ausbildung
m. E. durch irgendwelche funktionelle Bewirkung oder auch Steigerung
des Blutdruckes wohl kaum beeinflußt sein kann. „Psychische“
Faktoren hier zu Hülfe zu nehmen, erscheint mir gleichfalls unzu-
lässig. Wie soll etwaige ‚„Bedürfnisempfindung‘‘ der $-Imago oder
ein „Organintellekt“ zu einer Verbiegung des Flügelvorderrandes
oder einer Einfaltung der Flügelfläche führen? Oder zu einer Ver-
srößerung der Flügelfläche, wobei der verbreiterte Flügelteil durch
dunkle Haare oder Schuppen noch besonders hervorgehoben und
dazu am Vorderrande eine weitere Verbreiterung nur vorgetäuscht
wird (auriculata)? Wenn andrerseits es sich zeigt, daß derartige
Flügelmerkmale gerade oder sogar — wie wahrscheinlich — nur bei
solchen Arten vorhanden sind, die mit den Flügeln besondere Mani-
pulationen vornehmen, ihre Flügel bei der Werbung (Umarmung)
dem 9 gewissermaßen ad oculos demonstrieren, so sind wir nach-
gerade gezwungen, hier eine gewisse Beziehung zwischen Instinkt
und morphologischem Merkmal wenigstens in der Art zu postulieren,
daß wir von der Annahme einer „Zufälligkeit‘ dieser Übereinstimmung
absehen. Hier liegt es in der Tat nahe, der sexuellen Zuchtwahl einen
Einfluß auf die Ausbildung der betr. Schmuckmerkmale (solche sind
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgane) der Psychodiden usw. 131
es zweifellos) einzuräumen. Aber es bleibt zu berücksichtigen, daß
die Annahme einer allmählichen Entwicklung uns veranlassen
muß, den Selektionswert der Bildungen zu bezweifeln, die Annahme
eines sprunghaften Entstehens — gerade bei diesen ganz be-
stimmten Arten — doch wieder notwendig auf innere Bildungs-
* faktoren zurückführt.
Ich habe an genannter Stelle, etwas abweichend von der oben
vertretenen Annahme einer orthogenetisch gerichteten Mutabilität,
versucht, die Entwicklung des Reizapparates unter Zuhilfenahme
der Zuchtwahlwirkung aus a priori unbestimmt gerichteten, d.h.
in diesem Sinne „zufälligen“, aber auf inneren Ursachen infolge
äußerer Bewirkung beruhenden und durch phylogenetisch ererbte
Potenzen in ihrer Ausbildung beeinflußten Abänderungen zu er-
klären. Das letzte Wort kann in dieser Frage erst dann gesprochen
werden, wenn weitere genaue Beobachtungen an möglichst zahl-
reichen Arten vorliegen, zugleich aber auch — wie ich bereits oben
eingangs meiner ‚„theoret. Erörterungen‘ bemerkte — die fragl. Eigen-
tümlichkeiten eingehend auf ihren morphologischen bezw. phylo-
genetischen Wert geprüft worden sind.
Zusammenfassung und Schluß.
Soweit es die Untersuchung ergab und zuließ, habe ich bereits
an verschiedenen Stellen die Resultate derselben kurz zusammen-
gefaßt. Es sei hier nur auf die wichtigsten Ergebnisse dieser Arbeit
hingewiesen.
‘1. Die Geruchsorgane der Psychodiden-Imagines zeigen er-
heblichere Unterschiede in der Zahl und Ausbildung nur hinsichtlich
der Arten, nicht der Geschlechter. Die biologisch-physiologische
Betrachtung lehrt, daß die Geruchsorgane des $ wohl ausschließlich
der Wahrnehmung des Geschlechts- und Bereitschaftsdufter, diejenigen
des Q der Perception gewisser weiterer Reizarten dienen. Es muß
als wahrscheinlich angenommen werden, daß die Geruchsorgane
qualitativ bestimmten Reizarten adäquat sind, ver-
schiedene Reizarten additive oder übergeordnete Wir-
kungen hervorrufen, und bei dem 2 die Qualität der
Reizempfindung nach der Begattung eine Umbildung
erfährt (2. Kap., B, II; 5. Kap.; 8. Kap.).
2. Die vielgestaltigen hyalinen Schläuche an den Antennen
aller Psychodiden und auch andrer Dipteren — die „Askoide”“ —
sind nicht als Sinnesorgane, sondern als Sekretorgane aufzufassen.
Sehr wahrscheinlich handelt es sich in ihnen um Organe des
„Geschlechtsduftes“. Bei manchen Psychodiden-Männchen sind
die Askoide durch Vergrößerung oder Hinzutritt accessorischer Schläuche
vor denen des ? ausgezeichnet und in den Dienst der geschlechtlichen
Erregung des 9 getreten. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die
Askoide aus Sinnesorganen hervorgegangen sind (2. Kap.).
9* 4. Heft
132 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
3. Alle Psychodiden-Imagines besitzen am Metathorax dicht über
der hinteren Flügelwurzel ein behaartes, zapfenförmiges Organ, das
„Epipterygalorgan”, das durch eine als „Verschlußapparat“
eingerichtete Faltung der hinteren Flügelbasis geschützt ıst. Das
Organ steht zu bestimmten Äußerungen der Imago in Beziehung,
die nach Eintritt der Geschlechtsreife („Bereitschaft“) erfolgen.
Die „Bereitschaftsäußerungen“ bestehen im allgemeinen bei
dem 2 in einem kurzen Flügelschlagen, bei dem g In zitternden Be-
wegungen der Flügel oder des ganzen Körpers. Das Epipterygal-
organ ist als das Organ des „Bereitschaftsduftes” zu deuten
(3. Kap.; 5. Kap.).
4. Zahlreiche Psychodiden-Männchen sind mit besonderen Reiz-
organen (Erregungsorganen) ausgestattet. Die Ausbildung dieser
Organe zeigt verschiedene Grade der Vervollkommnung. In
seiner höchsten Differenzierung umfaßt der „sexuelle Reizapparat‘
außer allgemeiner „Schmuckfärbung‘“ durch meist weiße oder
schwarze Behaarung auffallende dehnbare „Schmuckanhänge“,
starre oder dehnbare „Duftorgane“ und stachelartige Bildungen
als Organe des „Berührungsreizes“ (4. Kap.; 6. Kap.). Zu diesen
eigentlichen Reizorganen treten außer den sekundär bei manchen dd
höher entwickelten „Askoidalorganen“ (s.o.) bei vielen Arten
besondere Reizdrüsen der Genitalanhänge (7. Kap.).
5: Die Ausbildung des sexuellen Reizapparates steht in engem
Zusammenhang mit den Vorgängen vor der Begattung,
der „Werbung“ des $, die bei den hochdifferenzierten Arten in einer
mit der Entfaltung des Schmuck- und Duftapparates verbundenen
innigen Berührung der. Vorderkörper der beiden Imagines — der
‚Umarmung‘ — ihren Höhepunkt findet (5. Kap.).
6. Der Zusammenhang zwischen Werbebewegungen er Aus-
bildung des Reizapparates prägt sich in der Weise aus, daß die ver-
schiedenartige Differenzierung des Werbungsvorganges
bei einzelnen Arten im Einklang steht mit der Diffe-
renzierung des Reizapparates dieser Arten (5. Kap.). Aus diesem
Zusammenhang läßt sich die funktionelle Bedeutung der einzelnen
Organe erkennen.
7.. Als wesentlich für die. Auffassung der physiologischen
Bedeutung des Reizapparates muß die Erkenntnis angesehen
werden, daß die „Sprödigkeit“ des Q ein Zustand mangelnder
Reife ist, daß diese ‚Reife‘ beeinflußt wird sowohl von Inneren
Faktoren äls zweifellos auch äußeren Reizen (5. Kap., 8. Kap.).
Die „Gefügigkeit‘ des 2 zur Kopulation tritt ein, sobald durch
innere oder innere und äußere Reize die „Reaktions:
stimmung“ zum Ablauf des instinktiven Begattungs-
reflexes erreicht ist. Hieraus erklärt sich zwanglos die „Wahl‘.
des 9.
8. Wenn auch der „geschlechtlichen Zuchtwahl“, deren
begriffliche Auffassung sich aus Vorstehendem ergibt, ein gewisser
Einfluß ‚auf (die Ausgestaltung der Reizorgane eingeräumt
(Schmuck-, Duft- und Berührungsorgaue) der Psychodiden usw. 133
werden kann, so läßt sich doch weder die Entstehung der Reiz-
organe noch auch ihre vollendete Ausbildung durch sie erklären.
Für die Entstehung ist wahrscheinlich eine auf inneren Anlagen
beruhende Neigung zu bestimmt gerichteter Mutation als
maßgebend anzusehen (8. Kap.).
Es gibt zwei Wege, um in das Wesen der Äußerungen organischen
Lebens und der Gestaltung lebender Organisation einzudringen, das
Experiment und die direkte Beobachtung.
Seit dem Ausgang.des vorigen Jahrhunderts hat die experimentelle
Biologie eine Fülle von: Problemen der Lösung näher geführt. Sie
wurde die bevorzugte Methode biologischer Forschung. Und doch
hat schon einer ihrer ersten Vorkämpfer, Thomas Hunt Morgan
(1909, p. 1), zugegeben, daß ‚‚uns viele Probleme der Biologie überhaupt
nur als Objekt direkter Beobachtung zugänglich sein‘ werden.
In der Tat müssen wir uns hüten, den Wert direkter Beob-
achtung der Organismen in dem natürlichen Ablauf
ihrer Lebensäußerungen und der empirisch-biologischen
Eiforschung der Beziehungen zwischen Lebensweise,
Lebensäußerung und Organisation zu unterschätzen.
Unsere Untersuchungen über den Reizapparat der Psychodiden
dürften — wie ich hoffe — den Nachweis erbracht haben, daß auch
die direkte Beobachtung uns der Erkenntnis tierischer Lebens- und
Organisationsverhältnisse wesentlich näher zu führen vermag. Von
größter Wichtigkeit ist dabei, wie es sich gezeigt hat, die An-
wendung der vergleichenden Methode.
Erinnern wir uns kurz, was ich über die Larven der Psycho-
diden sagte. Alle jene Arten, deren Larven kurzlebig, sehr
beweglich und in ihren äußeren Lebensbedingungen nicht sehr
begünstigt sind, entbehren jeglicher Vervollkommnung
ihrer Organisation, soweit sich solche in der Ausbildung besonderer
sekundärer Geschlechtsmerkmale offenbart. Dagegen lassen jene
Larven, die langlebig, sehr träge, durch vollendete Anpassung
und günstige Lebensbedingungen bevorzugt sind, aus ihrer
dem Moder entstiegenen Puppe eine köstlich geschmückte, mit
raffinierten Reizorganen ausgestattete Imago entschlüpfen.
Was liegt näher alsdie Annahme, daß die Höhe der Organisation,
die diese Imagines verraten, ein Ausdruck des Über-
schusses an Lebensenergie ist, den die Larven erwarben!
Die Untersuchung hat gezeigt, daß die gesamte Organisation der
Imago auf das eine Ziel hindeutet, die Fortpflanzung und
Erhaltung der Art. Auch die sexuellen Reizorgane in ihrer voll-
kommenen Ausbildung sind nicht der Ausfluß einer Spielerei, einer
Laune organischer Gestaltung. Sie stehen ganz im Dienste jener
einen Aufgabe.
4. Heft
134 Dr. Heinrich Jacob Feuerborn: Der sexuelle Reizapparat
„La larve des insectes metaboles est un organisme exclusivement »
adapte, par des modifications cenogenetiques, aux fonctions de nutrition
et de croissance individuelle; elle grandit en restant presque semblable
ä elle möme; et en l’absence d’une depense intensive, elle accumule
en Teserve dans ses tissus la majeure partie de ses alim ents surabondants.
L’imago est au contraire essentiellement un organisme reproducteur;
toutes ses fonctions sont subordonnees & la formation des produits
sexuelles, & ’accouplement, & la ponte; et pourainsi dire vieilli au
moment m&me oü 1l se constitue, cet organisme sexu& meurt apres
l’accouplissement de ses fonctions prepond£rantes“ (Perez, cit. n.
Deegener, 1909, p. 31).
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Über eine neue Form von Mus spicilegus
(Mus spicilegus Heroldi m.) von der Ostseeküste.
Von
Dr. Anton Krauße, Eberswalde,
Der Güte des Herrn Dr. Werner Herold zu Swinemünde, der
der Fauna von Usedom sein besonderes Interesse zugewendet hat,
verdanke ich die Zusendung einer Reihe Mäuse, die mich ganz besonders
interessiert haben. Dem Entdecker dieser Maus, die eine neue Rasse
der 1918 von mir für Deutschland nachgewiesenen Art Mus spicrlegus
darstellt, möchte ich zuvor auch an dieser Stelle für die Überlassung
der Bearbeitung des beachtenswerten ‚Materials meinen Dank sagen.
Die neue Form sei Mus spicilegus Heroldi genannt.
Das Verzeichnis der bisher bekannten Rassen der in Rede stehenden
Art und der betroffenen Literatur ist folgendes:
1. Mus spicilegus spieilegus Petenyi 1882, Hungarian Mice, Ter-
mesz. Füzetek, 1881/1882, p. 114; Ungarn.
2. Mus spieilegus Iusitanieus Miller 1909, Twelve new European
Mammals, Ann. and Magazin of Nat. Hist., Vol. III, 8. Ser. ; Portugal.
3. Mus spicilegus hispanicus Miller 1909, l. €., Spanien, a
Minorca,
4, Heft
138 Dr. Anton Krauße:
4. Mus spieilegus mogrebinus Cabrera 1911, Un nuevo ratön de
Marruecos, Bol. de la Real Soc. Espanola de Hist. Nat., Tom. XI.
5. Mus spierlegus germanicus Noack 1918, Über einige in und bei
Eberswalde gefundenen Muriden, Zeitschr. f. Forst- u. Jagdwesen,
Juli-Heft, 1918; Eberswalde.
6. Mus spicilegus Caoccii Krauße 1920, Eine neue Maus von
Sardinien, Arch. f. Naturgesch., 1919, A. 7; Zentral-Sardinien.
7. Mus spicilegus Heroldi m. n. subsp.
Ich erhielt im Laufe der Monate August und September 1921
folgende Tiere; die Fundortsnotizen sowie die Messungen (an frisch-
getöteten resp. lebenden Individuen vorgenommen) stammen von
Herrn Dr. Herold [die eingeklammerten Nummern entsprechen dem
Mäuseverzeichnis des Herrn Dr. Herold]:
1. Ein Fell eines Männchens, ‚aus dem Dorfe Kamp, das im An-
klamer Moor am sog. Strom, demVerbindungsgewässer zwischen Peene
und Kl. Haff gelegen ist,‘“ am 28. Febr. 1921 in einem Hause gefangen;
Kopf und Körper =8cm, Schwanz 6 cm. |
2. Ein Exemplar in Alkohol, von demselben Fundort, 4. März 21;
8 +6cm.
3. [5.] Ein lebendes Tier aus Swinemünde, 20. Aug. 21, in einem
Hühnerstall gefangen; ? + 6,5 cm.
4. [6.] Ein weiteres lebendes Tier, Fundort und Datum wie vorher;
8,5 +8 cm.
5. [10.] Ein in Formol konserviertes Individuum, auf einem Haus-
boden zu Swinemünde, 1. Sept. 21, gefangen; 7,5 +7,5 em.
6. [8.] Ein Individuum ın Alkohol, 25. Aug. 21, Hühnerstall,
Swinemünde; 8,5 +7 cm. |
7. [9.] Wie vorher; 8 + 6,5 cm.
8. [11.] Alkohol-Exemplar, 5. Sept. 21, Speicher, Swinemünde;
8-+6,5 cm.
9. [4.] Alkohol-Exemplar, 17. Juni 21, Wohnung, Swinemünde;
7,5 +7,5 em.
10. [7.] Ein auf dem Marktplatz zu Swinemünde am 22. Aug. 21
tot aufgefundenes, stark eingetrocknetes Exemplar, in Alkohol kon-
serviert; 9 +5,5cm; ein junges Individuum.
Alle Exemplare stimmen, besonders in der Färbung, sehr überein.
Von der von Prof. Noack beschriebenen Form germanicus,
in Eberswalde gefunden, sind die Tiere von der Ostseeküste, Heroldi,
leicht und deutlich zu unterscheiden. Während bei germanicus die Unter-
seite „‚rötlich gelb bis gelblich weiß‘ (Noack, 1. c.) ist,-ist der Bauch
von Heroldi reinweiß gefärbt (die helle Färbung der Bauchseite ist
bei beiden von der übrigen dunkleren Färbung scharf abgesetzt),
zudem hat Heroldi zugleich ein gelbes Band, das sich quer über die
Kehle hinzieht. Die Tiere von Eberswalde und von der Ostseeküste
lassen sich also gut auseinanderhalten.
Heroldi wäre kurz so zu beschreiben: Der Bauch ist reinweiß
gefärbt, quer über die Kehle zieht ein gelbes Band, von dem aus sich
die gelbliche Färbung etwas auf die Brust hin ausdehnen kann. Bei
dem jugendlichen Exemplar ist diese gelbe Kehlfärbung nur wenig
Über eine neue Form von Mus spicilegus von der Ostseeküste. 139
ausgedehnt. Kopfwärts ist also die Färbung der Unterseite etwas gelb,
der Bauch ist aber immer schön weiß. Dorsalwärts von der hellen
Färbung der Unterseite, zunächst ihrer scharfen Grenze, folgt an den
Flanken eine schöne braungelbe Färbung, die weiter dorsalwärts
allmählich dunkler wird und nach und nach in die noch dunklere Färbung
des Rückens übergeht. Die schöne braungelbe Färbung der Flanken
setzt sich auf Oberarm und Oberschenkel fort. Die Füße sind hell,
gelblichweiß. Der Rücken ist dunkel, grau mit viel Braun, der Rücken-
linie ist etwas Schwarz beigemischt. Der untere Teil der Haare ist
schiefergrau, auf dem Rücken dunkel, an den Flanken etwas heller,
am Bauch sehr hell. Die Umgebung des Mundes i:t weißlichgelb be-
haart. Die Nase ist sehr hell. Die oberen Schnurrhaare sind schwarz,
die unteren (wenige) weiß. Der Schwanz ist oben heller oder dunkler
graubraun, unten ziemlich hell graubraun, nach der Spitze zu dunkler
braungrau. Die oberen Nagezähne sind hellgelb, die unteren sehr
hell gelblichweiß. Zahl der Schwanzringel bei drei Individuen
were: I: € 12, € 1005 102... Sexuelle
Differenzen hinsichtlich der Färbung konnte ich nicht feststellen.
— Messungen an den Schädeln unserer Maus und der ıhr nahe-
stehenden Hausmaus hoffe ich event. später anstellen zu. können.
Alle Tiere (mit Ausnahme der beiden lebenden) befinden .sich in
der Sammlung des Herrn Dr. Herold. Die beiden lebenden Exemplare
konnte. ich einige Wochen in der Gefangenschaft beobachten.
Die graziösen Tierchen, von denen leider inzwischen eins starb,
machten mir viel Freude. Sie waren wenig scheu und ließen sich leicht
mit der Hand ergreifen, wobei sie nie zubissen. Sie wurden am 19. Aug.
1921 gefangen, ich erhielt sie am 21. Sept. Das größere Exemplar
starb am 20. Okt., die Todesursache ließ sich nicht feststellen. Das
kleinere Individuum lebt zur Zeit noch. Beide vertrugen sich sehr gut.
Tagsüber fand ich sie zumeist in ihrem Neste, das sie sich aus Moos
mit einer Innenpolsterung von Fedeın, Papierwatte usw. hergestel't
hatten. Oft fand ich die kleine über die große gelegt, anscheinend
beide schlafend. Einmal, am 10. Okt. mittags, öffnete ich leise das
Nest; es befand sich die große darin und schlief zusammengerollt
ähnlich wie ein Siebenschläfer; sie ließ sich nicht weiter stören, auf
leise Berührung hin kroch sie ein wenig fort und schlief weiter. Abends
in der Zeit von 6°-8 Uhr begannen sie munter zu werden und zu ru-
moren. Danach scheinen sie mehr nächtliche Tiere zu sein. Sie
fraßen ziemlich tüchtig; gereicht wurde ihnen: Brot, Speck, Schinken,
Tomaten, Gurken, Birnen, Wurst, Makkaroni (ungekocht), Käse;
alles wurde akzeptiert, nur Möhren fraßen sie merkwürdigerweise
nicht. Ich legte ihnen auch frische bleistiftstarke Hölzer von Fichte,
Rotbuche, Hainbuche und Birke vor; diese lagen über vierzehn Tage
in ihrem Behältnis; sie wurden nicht benagt.
Es wäre sehr interessant, wenn auf unsere Art an weiteren
Lokalitäten geachtet würde.
Eberswalde, Zool. Labor. d. Forst]. Hochschule, am 1. Nov. 1921.
rg
1, Hei
we
Nachtrag zu unserem Aufsatz über
Melittobia Strandi n. n. sp.
Von 3
Prof, Dr. Max Wolff und Dr. Anton Krauße.
Herr Dr. Ruschka teilt uns freundlich mit, daß die von uns be-
schriebenen Melittobia-Art (vergl. Arch. f. Naturgesch., 86. Jahrg.
1920, Abt. A, Heft 12, p. 16 ff.) wohl nicht die erste aus Deutsch-
land bekannt werdende Melittobia-Art sei, da Heinrich Meyer in seiner
Arbeit über „Biologische Verhältnisse einheimischer Hymenopteren
zur Winterzeit‘ (vergl. Verhandl. d. Naturhist. Ver. d. preuß. Rhein-
lande u. Westfalens, 69. Jahrg., 1912, II. Hälfte, auf p. 378—382)
Mitteilungen über Melittobia acasta Walker macht, die sich auf in
Deutschland gefundene Stücke beziehen. Allerdings erscheint es
auch Herrn Dr. Ruschke als nicht ganz sicher, ob es sich gerade um
die genannte Art gehandelt hat. Daß die von H. Meyer im unteren
Ahrtal ziemlich häufig gefundene Art eine Melittobia-Art gewesen ist,
dürfte jedoch nicht zweifelhaft sein. Eine nachträgliche Identifizierung
dürfte kaum möglich sein.
Meyer fand den von ihm zu Melittobia acasta Walker gestellten
Chalcidier ziemlich häufig bei Ahrweiler und Remagen in den Nestern
folgender Hymenopteren: Hoplomerus reniformis Gm., H. spiniger L.,
Ancistrocerus parietum L., Anthophora parietina F. und A. fulwitarsıs
Brulle. Meyer stellte fest, daß sie auch direkt die Larven der ge-
nannten Vespiden und Apiden angreift, also nicht ausschließlich,
wie Smith angenommen hat, ein Parasit zweiten Grades ist. Giraud
fand als Wirte Ohalicodoma muraria und deren Parasiten Stelis nasuta
und Leucospis intermedia, ferner Osmia leucomelaena, Anthidium
caturıgense, Tryporylon figulus und Odynerus laevipes. Von Interesse
sind Meyers Beobachtungen resp. die daraus gezogenen Schlüsse über
die Eiablage der Melittobia-Weibehen. Die Embryonalentwicklung
im abgelegten Ei, das nicht, wie Smith vermutete, einem ovoviviparen
Akt seine Entstehung verdankt, dauert bei Zimmertemperatur, und
dementsprechend auch während des Sommers wohl, nur 3—“ Tage.
Die junge Larve fängt dann sofort an zu fressen. Es ist also nicht an-
zunehmen, daß Melıttobia ihre Wirtszellen belegt, bevor sie geschlossen
sind. Sie gehört nicht, wie Meyer sagt, zu den Schmarotzern, die im
embryonalen Zustand wochen- oder monatelang warten, bis die Wirts-
larve weit genug entwickelt ist. Meyer vermutet daher, daß die
Melittobia-Weibchen in verschlossene Bienen- und Wespennester
einzudringen vermögen. Er fand während des ganzen Herbstes, vom
Setpember bis in den Dezember, Melittobia-Brut in allen Stadien’in
den Lehmwänden. ‚Diese stammte also zum Teil von erst kürzlich
gelegten Eiern, d. h. die Eier wurden in längst fertige und verschlossene
Prof. Dr. Max Wolff nnd Dr. Anton Krauße., 141
Nester gelegt. Mehttobia ist also imstande, in jedem beliebigen Wachs-
tumstadium zu überwintern.‘ Hiermit stimmen gut die Beobachtungen
Newports überein, wonach in mit Kork verschlossenen : Gläschen
eingezwingerte Melttobia-Weibchen sich zwischen Glas und Kork
den Weg nach außen zu bahnen wußten. Auch hat Giraud beobachtet,
daß Melittobia-Weibchen sich in allerdings tagelanger Arbeit einen
Eingang in den Kokon des Wirtes nagten. Äußerst merkwürdig ist
die Mitteilung Meyers, daß Melittobia zwar wahrscheinlich aus-
‚schließlich Ektoparasit ıst, trotzdem aber, wie er häufig beobachten
konnte, ihre Wirte mit ihrem 'Legebohrer regelrecht ansticht. Der
Legestachel ist manchmal bis zur Basis in die Haut des Wirtes einge-
führt. Das Weibchen sitzt dann in dieser Stellung 1—2 Minuten
regungslos, zieht dann den Legestackel wieder heraus und legt nun,
nicht immer, aber in vielen Fällen, in die Wunde oder in deren Nähe
ein Ei ab. Im Innern solcher Bienen- und Wespenlarven hat Meyer
niemals eine Melittobia-Larve gefunden. Meyer wirft daher die Frage
auf, ob das Anstechen vielleicht den Zweck habe, der: jungen, sehr
zarten Larve die Tür zur Speisekammer zu öffnen. Äußerst merk-
würdig ist ferner, das von Meyer beobachtete Vorkommen einer
Parthenogenese, die jedoch in seinen Zuchtgefäßen nur zur Ent-
wicklung von Larven, nicht zu Vollinsekten, führte. Daß, wie New-
port vermutet hat, die Männchen (von den auf 100 Weibchen etwa
8 kommen), weil sie verkümmerte Flügel und Fazettenaugen besitzen,
nie ans Freie kämen und die Befruchtung stets in der Wirtszelle, noch
bevor sie vom Weibchen verlassen wird, stattfände, hält Meyer nicht
für wahrscheinlich. Er meint, daß die Männchen ausschließlich durch
den Geruchssinn geleitet werden und zum Herumkriechen an den
Lehmwänden weder ausgebildeter Flügel, noch ausgebildeter Fazetten-
augen bedürfen, zumal auch die Weibchen zweifellos nur selten fliegen.
Meyer gibt für die Entwicklungsdauer der Melhtiobia im Sommer
3 Wochen, im Herbst 7—8 Wochen an, während im Winter bei kalter
Witterung die Tiere oft monatelang in ihrer Entwicklung stillstehen, aber
sofort während wärmeren Zwischenperioden -sich lebhaft und zwar
gelegentlich bis zum Vollinsekt weiterentwickeln, so daß sogar im-W inter
eine neue Brut erzeugt werden kann. Wirte stehen in den Lehmwänden
nur um diese Jahreszeit den Melttobia-Weibchen zur Verfügung.
Wir glaubten auf die Mitteilung dieser -an wenig zugänglicher
Stelle publizierten Beobachtungen Meyers nicht verzichten zu sollen.
Vielleicht regen sie dazu an, ihre Richtigkeit bei Auffindung der von
uns beschriebenen Art nachzuprüfen resp. Abweichungen in der Lebens-
weise festzustellen. |
4. TTeft
Neue Namen längst beschriebener Tiere.
Von
Embrik Strand.
In der Mammalogie hat L. Möhely 1909 die neue Untergattung
Microspalax Meh. aufgestellt. Dieser Name war aber, wie aus folgendem
ersichtlich, schon vergeben:
Microspalax Megnin & Trouessart, Journ. de Mierographie VIII (1884)
. p- 157, als subgenus generis Freyana Haller (Acar.); iid., Bull.
Soc. Et. secient d’Angers, XIV. (1885) p.43. — Canestrini & Kramer,
Demodicidae und Sarcoptidae (Das Tierreich 7., p. 34 [1889)).
Microspalax Mehely, Species generis Spalax. A földi kutyäk’ fajaı
rzarmazas es rendszertami tekintetben. Budapest 1909, p. 23
[Microspalax n. subg., ungarische Diagnose]; id., Archiv f. Naturg.
17. (192), BEL 2H,.08,9.58
. Daß es von den Mammalogen tatsächlich übersehen worden ist,
daß der Name Microspalaz auf dem Gebiet nicht zulässig ist, geht
z. B. daraus hervor, daß Matschie noch 1919 diesen Namen gebraucht.
Herr Prof. Endre Dudich in Budapest hatte die Freundlichkeit,
meine Aufmerksamkeit auf diese Frage zu lenken und auf seinen
Wunsch schlage ich als neuen Namen für Microspalax Meh. necM. & Tr.
Ujhelyiana m. vor, nach dem bewährten Präparator an der zoologischen
Abteilung des Ungarischen Nationalmuseums, Herrn Josef Ujhelyı.
Hymenoptera. Odynerus tegularıs Cam., Ann. Transvaal Mus.
II., 3, p. 164 (1910) (nee Morawitz 1885) nenne ich salekanus m.
Lepidoptera. ZLycaena argus L. var. montanus Yagı, Entom.
Magazine (Japan), Dezbr. 1915, p. 139 (nec Meyer-Dür 1852) nenne
ich yagina m.
Crustacea. Genus Calmania Bouv. 1909 (nec Laurie 1906)
nenne ich Balssiola m.
Über einige indoaustralische Spinnen.
Von
Embrik Strand.
Fam. Drassodidae.
Gen. Lampona Th.
Lampona murina L. Koch, cylindrata L. Koch und »seudo-
cylindrata Strand n.n, Von Cap York (Salmin), 3 99, 1£.
Die 3 22 stimmen ziemlich gut mit ZL. obscoena L. K. überein,
die schon nach den Angaben ihres ersten Beschreibers eine der häufigeren
oder vielleicht die häufigste Lampona-Art sein soll. Wie ich schon
früher angegeben habe (in: Jahrb. Nassauischen Ver. f. Naturk. 66, p.209)
ist die Epigyne der L. obscoena manchmal (häufig?) von einem harten,
braunschwarzen Sekret angefüllt, das eine Kruste über der Epigyne
bildet, so daß die Struktur letzterer erst nach erfolgtem Loslösen
der Kruste zu erkennen ist. So ist es auch hier. Epigyne ähnelt der-
jenigen von obscoena (cfr. L. Koch, Arachn. Austr., t.29, f. 6a),
ist jedoch mehr langgestreckt, so daß die Breite des braunen
Genitalfeldes nur etwa zwei Drittel der Länge desselben ist, während
bei obscoena, nach dem Bild zu urteilen, der Unterschied zwischen
der Länge und mittleren Breite nur gering ist; vorn ist das Feld quer-
geschnitten oder jedenfalls nicht so spitz-gerundet wie bei obscoeng;
auch die Grube ist mehr länglich und bildet eine ziemlich regelmäßige
Ellipse; der erhöhte Rand der Grube endet hinten an den Seiten
gerade, ohne sich nach innen einzubiegen, die Grube ist also hinten
nicht gerandet. Alle 3 22 zeigen mehr oder weniger deutlich die hellen
Rückenzeichnungen und zwar tritt der Apicalfleck immer am deut-
lichsten hervor, während die Querflecke im deutlichsten Falle etwa
wie bei L. fasciata (t.28, f.5 m L. Koch, 1. c.) erscheinen, jedoch
ist, wie es bei obscoena sein soll, vorn ein heller Medianlängsstreifen
erkennbar, wenn auch nur bei zwei der Exemplare. Die Augen stimmen
nicht ganz mit L. Kochs Angaben: trocken gesehen erscheinen die
vorderen M. A. unter sich ein wenig weiter als von den $. A. entfernt,
und die hinteren M. A. sind von den hinteren $. A. weniger als von
den vorderen M.A. entfernt, allerdings ist der Unterschied gering,
die vorderen M. A. sind vom Kopfrande kaum weiter als in ihrem
Durchmesser entfernt. Wer aber die sonst so vorzüglichen Arbeiten
L. Kochs öfter benutzt hat, wird beobachtet haben, daß Kochs Be-
schreibungen der Augenstellung der Spinnen manchmal nicht ganz
genau sind, daher dürfen die hier erwähnten Abweichungen in diesem
Punkt nicht als ein Beweis der Artverschiedenheit der vorliegenden
Form und Z. obscoena betrachtet werden. Schon L. Koch hebt hervor,
4 Heft
144 Embrik Strand:
daß L.obscoena und murina ‚sehr schwer zu unterscheiden“ seien.
Diese Schwierigkeit wird durch die vorliegende Form eigentlich noch
vergrößert, denn diese hat die helle Rückenzeichnung der obscoena,
welche Zeichnung, abgesehen vom Apicalfleck, Koch bei murina
nicht beobachtet hatte (freilich kannte er nur ein Exemplar), so
daß er der Meinung sein könnte oder müßte, die beiden Arten wären
schon durch die Zeichnung zu unterscheiden. Bei genauer Unter-
suchung der trockenen und von dem Sekret befreiten Epigynen glaube
ich jedoch, daß die beiden Arten immer sicher unterschieden werden
können; wenn die Epigyne von unten und hinten angesehen wird,
erkennt man ohne Schwierigkeit, daß bei murina der erhöhte Rand
der Grube hinten seitlich gerade und ‚blind‘ endet, während er sich
bei obscoena nach innen krümmt und die Grube auch hinten einfaßt,
abgesehen von einer fast linienschmalen Öffnung in der Mitte, Die
Länge des Cephalothorax ist etwa 5mm, was mit Kochs Angaben
über murina stimmt, während obscoena 7 mm langen Cephalothorax hat.
Das in demselben Glas sich befindende Männchen weicht in
Färbung und Zeichnung nicht wesentlich von den Weibchen ab, je-
doch sind die Zeichnungen schärfer markiert, Cephalothorax ist fast
ganz schwarz, während das Abdomen im Grunde eher heller als beim
Q ist, auch die Beine ein wenig heller und zwar die vorderen rot, die
hinteren rot und gelblich rot. Abdominalrücken mit dunkelrotbraunem
Chitinscutum vorn, das fast bis zur Mitte reicht; ein ebensolches
Scutum bedeckt das ganze Epigaster, die Lungendeckel und reicht
noch bis über die Mitte der Seiten nach oben. Der Palpus stimmt
gut mit dem überein, was Simon in Hist. Nat. Ar. I, p. 376, f. 334
als den Palpus von Z. cylindrata L. Koch $ abbildet, jedoch ist beim
vorliegenden Exemplar der Tibialfortsatz kürzer zugespitzt, robuster,
mehr dreieckig erscheinend, an der Spitze nicht gekrümmt, das Dorsal-
profil auch mitten weniger deutlich gebogen als an fig. cit. Ob aber
Simon dabei die richtige cylindrata vor sich gehabt ‘hat, erscheint
etwas fraglich, wenigstens ist die in „Arachniden Austraf“ s‘“, t. 29,
f.4a gegebene Palpenfigur von ‚„ceylindrata‘‘ so verschi€ien, daß,
die Genauigkeit der Zeichnung vorausgesetzt, die Identität mit Simons
cylindrata ausgeschlossen sein müßte. Nun erklärt aber L. Koch
selbst die „cylindrata‘‘ der ‚„Arachniden Australiens“ für identisch
mit der ursprünglich in ‚Die Arachnidenfamilie der Drassiden‘, t.1,
p. 2—3 gekennzeichneten cylindrata, deren Palpenabbildung mit der-
jenigen, die Simon bringt, so gut übereinstimmt, daß letztere demnach
doch für die echte cylindrata gehalten werden könnte. Dann müßte
aber der viel zu schlanke Palpus in ‚„‚Arachniden Australiens‘ ent-
weder verzeichnet sein, oder ein anderes Tier darstellen! Merkwürdig,
daß L. Koch in ‚‚Arachn. Austral.“ nicht auf den Unterschied seiner
beiden Abbildungen von cylindrata aufmerksam gemächt hat. Da er
aber daselbst im Text ausdrücklich angibt, daß der Fortsatz’des Tibial-
gliedes „länger als der Körper des Gliedes selbst: ist“ (was mit der
Zeichnung in „Ar. Austr.“, aber bei weitem nicht mit der Original-
figur oder mit Simons Figur der cylindrata übereinstimmt), so hätte
Über einige indoaustralische Spinnen. 145
man glauben müssen, es handle sich um zwei verschiedene Arten,
wenn er in „Ar. Austr.‘ nicht ausdrücklich angegeben hätte, es wäre
bis dahin nur ein, obendrein defektes Männchen bekannt; also muß
er seine beiden Figuren nach demselben Exemplar gezeichnet haben
und also können dieselben nicht zwei verschiedene Arten darstellen!
Ein. Beispiel, wie vorsichtig man mit Folgerungen nach Bildern allein
sein muß! — Dann hat aber Simon in: Michaelsen & Hartmeyer,
Die Fauna Südwest-Australiens, Bd. I, p. 401-402 (1908) die
L. cylindrata nochmals behandelt und beide Geschlechter beschrieben;
über den Tibialfortsatz gibt er an: ‚apophysi articulo vix breviore‘“,
gekennzeichnet also nochmals, wie in „Hist. nat. d. Ar.“ eine Form
mit kurzem Fortsatz im Gegensatz zu der cylindrata der ‚„Arachn.
Austr.“! Da die Lampona-Arten unter sich überhaupt wenig ab-
weichen, so wird man hier in der Tat drei Arten vor sich haben:
1. cylindrata L. Koch, Die Arachn.-Fam. d. Drassiden, t.1,
f. 2—3 (ungenau gezeichnet!) und Arachn. Australiens, t.29, £. 4,
4a, 4b.
2. pseudocylindrata m. — cylindrata Sim. nec L.K.
3. vorliegende Art, die höchstwahrscheinlich als das & zu der vor-
liegenden weiblichen Form gehört und also den Namen L. murina
L. Koch zu führen hat. Das $ von murina war bisher unbekannt.
Fam. Theridiidae
Gen. Argyrodes Sim.
Argyrodes sumatranus Th. 1890.
Ein & von Bandar Bahive, Sumatra (Prof. Volz). Körperl. 3,3 mm.
Fam. Argiopidae.
Gen. Tylorida Sim.
Tylorida striata (Th.) 1877.
‘Ein $& von Bandar Bahive, Sumatra (Prof. Volz).
Cephalothorax und Extremitäten braungelb, ersterer mit zwei
schwärzlichen, fast linienschmalen Längsbinden, die von den hinteren
Mittelaugen entspringen, nach hinten leicht konvergieren und in der
Mittelritze zusammenlaufen; auch die Mittelritze ist schwarz. Die
Augen in schmalen schwarzen, vorn leicht erweiterten, aber nicht
zusammenfließenden Ringen. Seitenrand des Cephalothorax schmal
schwarz. Abdomen grau, spärlich und unregelmäßig weiß besprenkelt;
von silbriger oder goldiger Färbung ist zwar jetzt nichts zu erkennen,
das Exemplar macht aber einen etwas abgeriebenen Eindruck. Hinter-
leibsrücken zeigt Spuren einer ähnlichen schwarzen Längsbinde wie
die des Cephalothorax, in Form eines Längsstriches kurz oberhalb
der Spinnwarzen und eines ebensolchen kurz hinter dem durch eine
kurze schwarze Querlinie. bezeichneten Vorderende des Rückens,
welche beiden, hier unter sich weit getrennten Striche vielleicht unter
Archiv für Naturgeschichte
1922 A. 4. 10 4. Heft
146 Embrik Strand:
Umständen zusammenhängen. Beiderseits und etwas oberhalb der
dunklen Spinnwarzen finden sich je zwei ganz kleine, parallele,
schwarze Längsstriche. Unterseite von der hellen Färbung der Ober-
seite, jedoch ist vor den Spinnwarzen ein schwarzes, vorn mitten
dreieckiges Querfeld vorhanden. Sternum und Lippenteil ein wenig
heller als die Hüften. Körperlänge 4,5 mm. Cephalothorax 2 mm lang.
Beine: I. Femur 6, Patella + Tibia 7, Metatarsus 7,5mm (ob
komplett?) [Tarsus fehlt !]; IV bezw. 3,5; 3; 3; Tarsus Imm. Also:
Ica. 22, IV 10,5 mm. Hintere Femora nicht ziliiert.
Die hintere Augenreihe gerade; die Augen gleich groß, die mittleren
unter sich um kaum ihren Durchmesser, von den 8. A. um reichlich
denselben entfernt. Vordere Augenreihe recurva; die M. A. ein wenig
größer als alle anderen Augen, unter sich um weniger als ihren Durch-
messer, von den S. A. um reichlich denselben entfernt und mit den
hinteren M. A. ein Viereck bildend, das vorn ein wenig breiter als
hinten, sowie ungefähr so breit wie lang ist. Die $. A. unter sich ganz
schmal getrennt (alles über die Augen, wenn trocken!).
Am oberen Falzrande zwei nebeneinanderstehende Zähne von der
Einlenkung entfernt, von denen der proximale der größere ist; am
unteren Rande ein Zahn nahe der Einlenkung. Maxillen subtriangulär,
am Ende verbreitert und quergeschnitten, die äußere Ecke zwar etwas
abgerundet, aber doch etwas vorstehend, der Außenrand schwach
konkav, die Länge ein wenig größer als die apicale Breite. Der Lippen-
teil ist etwa doppelt so breit wie lang, am Ende quergeschnitten,
die Mitte der Maxillen nicht erreichend. Sternum dreieckig.
Wenn auch die Art wiederholt beschrieben wurde, in unseren
„Japanische Spinnen“ auch abgebildet (nur Q!), so halte ich diese neue
Beschreibung nicht für überflüssig, denn das & ist nicht leicht nach der
Literatur zu bestimmen; wegen des Fehlens oder Undeutlichseins
der Femoralzilien ist man nämlich geneigt, das Tier in falscher Gattung
unterzubringen.
Gen. Tetragnatha Latr.
Tetragnatha mandibulata Walck. (var.?).
Ein & von Bandar Bahive, Sumatra (Prof. Volz).
Das Exemplar weicht von Thorells Beschreibung seiner TE: lepto-
gnatha, ale ein Synonym von mandibulata sein soll, dadusch ab, daß
Cephalothorax deutlich länger als Metatarsus III ist (bezw. 3 und
2,1 mm) (dabei ist freilich das eine Bein III abgebrochen und ob der
vom Metatarsus erhaltene Teil das ganze Glied ist, weiß ich nicht
sicher; das andere Bein III ist zwar komplett, könnte aber regeneriert
sein!) und die Mandibel ist länger als ihre Kralle.
Fam. Thomisidae
Gen. Camarieus Th.
Camaricus Maugei Walck. (striatipes Hass.).
Ein $ von Bandar Bahive, Sumatra (Prof. Volz).
Über einige indoaustralische Spinnen. 147
Fam. Lyecosidae
Gen. Lycosa Latr. (Pardosa C. L. Koch)
Lycosa Gerhardt Strand n. sp.
Ein $ von Bandar Bahive, Sumatra (Prof. Volz).
Körperlänge 6mm. Cephalothorax 3 mm lang, 2,2 mm breit.
Beine des I. Beinpaares: Coxa + Trochanter 1,4, Femur 2,5, Patella
-+-Tibia 3,2, Metatarsus2, Tarsus 1,3 mm lang; die des IV. bezw.
1,5, 3, 3,9, 3,9, 1,8 mm lang. Also I. 10,9, IV. 14,1 mm lang. Cephalo-
thorax ist also so lang wie Femur IV, kürzer als Patella + Tibia IV
oder als Metatarsus IV. Ein Charakteristikum der Art ist eine schwarze
Medianlängsbinde auf dem sonst hellen Sternum. Diese Binde nimmt
auch das Epigaster ein, erstreckt sich aber nicht auf den Bauch. Die
Coxae I sind unten geschwärzt (die übrigen dagegen sind so hell wie
Sternum), haben aber keine Bindenzeichnung (im Gegensatz z. B. zu
der ebenfalls sumatranischen L. pusiola Th.). Daß die Beine fast ganz
ohne Ringelzeichnung sind, ist auch ein gutes Merkmal.
Cephalothorax braunschwarz mit scharf markierter, blaß bräunlich-
gelber Medianbinde, die auf der hinteren Abdachung schmal anfängt,
nach vorn bis zur Mitte der Stria mediana sich allmählich erweiteıt,
daselbst 0,8 mm breit ist, dann bei dieser Breite parallelseitig bis zu
den hinteren Augen verläuft, wo sie ohne scharfe Grenze aufhört;
das ganze Augenfeld ist also schwärzlich. Die Mittelritze ist 1mm
lang, linienschmal, an beiden Enden ein wenig dicker. Seitenbinden
fehlen, wenn auch die Grundfarbe randwärts, insbesondere hinten,
ein wenig heller ist. Mandibeln braunschwarz, innen, insbesondere
an Ende etwas heller. Beine hell braungelb, die Coxen, Trochanteren
und Femora des I. Paares geschwärzt; am 1I. Paare sind die Coxen
und Trochanteren hell, die Femora geschwärzt, jedoch oben mit An-
deutungen heller Flecke; III und IV wie II, aber die Femora haben
vorn und hinten einen schwärzlichen Längsstreifen und oben
zwei oder drei mehr oder weniger vollständige dunkle Querringe.
Abdomen schwarz oder schwärzlich, das Rückenfeld hell braungräulich,
nicht scharf und wenig regelmäßig begrenzt, in der vorderen Hälfte
bis 1,2 mm breit, nach hinten verschmälert, dabei etwas zackig, die
Spinnwarzen kaum ganz erreichend, den Lanzettfleck einschließend,
der nur durch die aus schwarzen Längspunkten gebildete Begrenzung
markiert ist, vorn 0,8mm breit, nach hinten allmählich schmäler
werdend, die abgestumpfte Spitze kaum die Rückenmitte erreichend.
Die Seiten des Abdomen verwischt heller und dunkler gefleckt, der
Bauch einfarbig hell graubräunlich. Palpen schwarz und mit eben-
solcher Behaarung, das Tarsalglied unten in der Endhälfte etwas heller.
Das Patellarglied ist ?/, so lang wie das Tibialglied, das außerdem
(von der Basis abgesehen) ein wenig dicker ist und etwa so lang wie
?/, des Tarsalgliedes erscheint. Das Tibialglied hat innen unweit
der Basis einen Stachel, oben mitten ebenfalls einen, ist innen dicht
abstehend behaart und zwar am Ende am längsten, sonst aber ohne
auffallende Merkmale. Das Tarsalglied hat an der Spitze zwei kurze,
W*. 4 Heft
148 Embrik Strand:
kräftige, gekrümmte Stacheln. An den Kopulationsorganen sieht
man ım Profil, von außen und etwas schräg von oben und hinten
gesehen, ın der Mitte einen ganz kleinen abstehenden, nach vorn
leicht konvex gebogenen Haken; sonst ist in der Ansicht kein weiterer
Fortsatz erkennbar.
Die Tibien I—II haben unten 2, 2, 2 Stacheln, von denen die
apicalen ganz klein sind; vorn und hinten j jel,l,an den Tibien II IV
sind außerdem oben 1, 1 Stacheln vorhanden.
Ich benenne die Art nach Herrn Prof. Dr. U. Gerhardt in An-
erkennung seiner schönen biologischen und morphologischen Unter-
suchungen über Spinnen (vgl. Archiv für Naturgeschichte 1921, A, 4,
p. 78—247, mit 3 Tafeln und 19 Textfiguren).
Fam. Saltieidae
Gen. Vieiria Sim.
Viciria detrita Strand n. sp.
Ein $ von Bandar Bahive, Sumatra (Prof. Volz).
Am unteren Falzrande ein Zahn, am oberen zwei, von denen
der distale der größere ist; alle von der Klaueneinlenkung entfernt
und zwar die beiden oberen, die nahe beisammen stehen, noch ein
wenig weiter als der untere entfernt. Tibia + Patella III länger als
Tibia + Patella IV. Quadrangulus vorn breiter als hinten, jedoch
nicht viel. Pars labialis länger als breit. Sternum vorn etwas ver-
schmälert. Die Augen II. Reihe (von hinten!) median oder ein klein
wenig vor der Mitte. Die Augen der hintersten Reihe mäßig groß,
von den kleinen Augen II. Reihe um reichlich ihren (d. h. der hintersten
Augen) Durchmesser entfernt. Die vorderen Metatarsen tragen so-
wohl Lateral- (beiderseits 1, 1) als Ventralstacheln. Beine III länger
als IV. Die hinteren Tibien ohne subbasilären Dorsalstachel; ein
solcher fehlt auch den übrigen Tibien. Die Metatarsen III—IV länger
als die Tibien, die Metatarsen I—II dagegen erheblich kürzer als ihre
Tibien. Metatarsen I—II unten 2, 2 lange Stacheln.
Das vorliegende Exemplar ist leider stark abgerieben und des-
halb ist, trotz des jetzigen Fehlens eines Kopfpinsels mit der Möglich-
keit zu rechnen, daß ein solcher vorhanden gewesen ist. Es hat die
größte Ähnlichkeit mit dem Bild Fig. 4 der Tafel4 der Tijds. v. Entomol.
XXXVII (1894) von Vieiria rhinoceros Hass., jedoch erscheint Ab-
domen einfarbig gelblichgrau, nur mit schwacher Andeutung der bei
rhinoceros dargestellten helleren Sublateralbinden und die bei rhinoceros
schwarzen Spinnwarzen sind hier ebenfalls ganz hell; wenn Abdomen
ganz intakt wäre, würde es vielleicht weitere Zeiehnungen erkennen
lassen. Sternum und Bauch einfarbig blaß. Von der schwarzen Mähne
an dem ersten Beinpaare ist die des Metatarsus deutlich vorhanden,
die der Tibia nur schwach angedeutet. Tarsen I weiß, II weißlich.
Auf der Kopfplatte sind die weißen Längsbinden erkennbar, die sechs
Augen jedoch in tiefschwarzen Ringen, Quadrangulus i ;t sonst gelblich,
Über einige indoaustralische Spinnen. 149
wie schon gesagt jetzt ohne Finsel. (Fig. 5 der zitierten Tafel weicht
aber sowohl von unserem lieı als von zitierter Fig. 4 daduıch ab,
daß sie Quadrangulus als hinten breiter als vorn statt umgekehrt
darstellt; auch nach v. Hasselts Angaben im Text muß Fig. 5 in diesem
Punkt ungenau sein.) In der Beschreibung v. Hasselts wird angegeben:
„bulbo .... absque spina visibili“, was hier nicht stimmt, denn am
Bulbus ist eine, obendrein nicht kleine, halbkreisförmig gekrümmte
Spina vorhanden. Unter den von Simon ın Hist. Nat. d. Araign. II,
p. 743 abgebildeten Viciria-Palpen stimmt derjenige von Vie. tenera
Sim. am besten mit unserem Tier überein, weicht jedoch anscheinend
dadurch ab, daß die konvexe Seite des von der unteren hinteren Ecke
des Tarsalgliedes entspringenden stachelähnlichen Fortsatzes gezähnt
ist, was wenigstens an Simons Figur (l. c., fig. D) nicht erkennbar ist;
das Tibialglied endet in zwei kurzen, schrägen, subtriangulären Fort-
sätzen, von denen derjenige, der an der ventralwärts sich befindenden
Ecke zu sitzen scheint, etwas länger und spitzer als derjenige der anderen
Ecke ist. Die Dorsalseite des Tibialgliedes erscheint im Profil ganz
leicht konkav und etwa so lang wie die gleiche Seite des Patellargliedes,
während das Ventralprofil, wenigstens in der proximalen Hälfte,
leicht konvex ist und entschieden länger als die entsprechende Seite
des Patellargliedes, die am Ende des letzteren kurz zahnförmig hervor-
steht; die apicale Breite des Patellargliedes erscheint dabei gleich der
mittleren Breite des Tibialgliedes, die größte Breite des Tarsalgliedes
nur wenig größer als letztere. Patellar- + Tibialglied zusammen
so lang wie das Tarsalglied. (Alles über den Palpus nach einem mir
von Prof. Gerhardt frdl. geliehenen Präparat des einzigen vorhandenen
Tasters, den Herr Prof. G. selbst vom Exemplar abgetrennt hatte,
so daß an die Zugehörigkeit nicht gezweifelt werden kann; an dem
mir vorliegenden Exemplar war also kein Palpus mehr vorhanden).
Die Art ist mit Viciria tenera Sim. (eristata Th.) nahe verwandt.
Körperlänge 7 mm, Cephalothorax 3mm lang, 2,1lmm breit.
Beine: I. Femur 3,9, Patella + Tibia 5,3, Metatarsus 3, Tarsus 1,1 mm;
IV bezw. 2,8; 3; 2,8; Imm. Also: I 13,3; IV 9,6 mm.
* x
*
Obiges Material stammt aus dem Zoologischen Museum Breslau
und wurde mir von Herrn Prof. U. Gerhardt zur Bearbeitung zu-
gesandt.
4. Heft
Liodrosophila und Sphaerogastrella,
zwei neue, zu den Drosophiliden und nicht zu den
Camilliden gehörige Dipteren-Gattungen aus Süd-
ostasien.
Von
Dr. O. Duda, Habelschwerdt.
De Meijere (Tijdschr. v. Ent., Deel LX, 1918) zählt in seinen
Studien über südostasiatische Dipteren XIV, p. 345 folgende von
ihm beschriebene Camilla-Arten auf: C. coeruleifrons (Besch:. VI,
421, J. (= Java]), CO. javana (VI, 422, J.), C. pusilla (VI, 423, J.),
C. rugulosa (IX, 269, J.) und ©. flavipes (X., 95, Sum. [= Sumatra)).
Die mir kürzlich von Herrn Walther Horn (Dahlem) zur Be-
stimmung freundlichst übersandten Drosophiliden der Sauterschen
Formosa-Ausbeute des Deutschen Entomologischen Museums ver-
anlaßten mich, Herrn }rof. deMeijere um leihweise Überlassung
der von ihm beschriebenen südostasiatischen Drosophiliden zu bitter.
Herr de Meijere war denn auch sofort so liebenswürdig, mir von den
meisten Arten je ein Exemplar zuzustellen, und so denn auch von den
gen. Comilla-Arten. Auf der Suche nach weiterem Vergleichsmaterial
erhielt ich ferner dank den freundlichen Bemühungen Herrn Dr. Zernys
etwa 150 Drosophiliden des Wiener Staatsmuseums, gesammelt von
Fruhstorfer in Mittel-Anam, überwiegend species von de Meijeres
Camilla. Nachstehend soll hierüber unter Berücksichtigung der Gattung
Camilla Hal. folgendes berichtet werden:
In prägnanter Kürze charakterisiert Sturtevant (The North Americ.
Spec. of Drosophila 1921) p. 56 die Gattung Camilla wie folgt: Arista
plumose; orbitals disposed as usual, middle one minute; postverticals
medium size, convergent; vibrissae present; two notopleurals; meso-
pleurae bristly; two dorsocentrals; no prescutellars; many acrostichal
rows of hairs; presuturals long; two pairs of scutellars; costa twice
broken; anal vein absent; anal cell open at apex; ie vein rudi
mentary; no preapicals on third tibiae.‘
Öldenberg (Beitrag zur Kenntnis der europ. Drosopbiliden, Arch.
f. Naturg. 1914 A. 2) schreibt p.27: „Zur Gattung. Stirn unten so breit
oder etwas breiter als die größte Augenbreite. Periorbiten schmal.
Auf der Längsmitte der Stirn eine obere, aufwärts gerichtete und eine
untere, etwas kleinere, abwärts gerichtete orb, dazwischen ein kleines,
aufrechtes Härchen. oc kräftig, abwärts divergent. pv ziemlich groß,
gekreuzt. Thoraxborsten sehr groß. Das vordere der zwei Paar de
in (glabra) oder noch vor (acutipennis) der Längsmitte des Thorax.
Keine praesc. a sehr kurz, dicht gereiht. Die hintere stpl größer.
Liodrosophila und Sphaerogastrella. 151
Auf den Mesopleuren kommen oben vor dem Hinterrande Börstchen
vor, regelmäßig eine große Mesopleuralborste. Vier Schildborsten.
Costaleinschnitte etwa wie bei Drosophila; die zweizeiligen Rand-
wimpern zwischen beiden Einschnitten sind auffallend groß und
endigen mit einem kräftigen Borstenpaar; der folgende Flügelvorderrand
trägt außer der gewöhnlichen, kurzen und engen Behaarung etwas
längere, weitläufig gestellte Wimperbörstchen. Abstand der hinteren
Querader von der vorderen wohl 2—21/, mal so lang als der letzte
Abschnitt der 5. Längsader. Analzelle schwach, ihre Querader fast
so verkümmert wie die Basalquerader, daher am Ende offen erscheinend.
Analader fehlt, statt ıhrer höchstens eine schwache Falte. Hinter-
schienen ohne Präapikalborste.‘“
Von ferneren gattungs-typischen Merkmalen sind noch zu nennen:
Kopf schmäler als der Thorax, über 1!/, mal höher als lang, im Profil
lang-elliptisch. Stirn breiter als lang, von hinten nach vorn kräftig
gewölbt, glänzend; Periorbiten dem Augenrande eng anliegend; Gesicht
ausgehöhlt; Kiel schmal, niedrig nur bis zur Gesichtsmitte reichend,
nicht nasenförmig vorspringend; Mundrand schnauzenartig vorgezogen;
1. und 2. Orale kräftig, bisweilen auch die 3.; die folgenden kürzer.
Augen nackt, lang-elliptisch; Backen mäßig breit, Rüssel plump,
praelabrum zurückweichend, Labellen schmal und flach; Taster
fädig. 3. Fühlerglied etwa 1?/, mal länger als breit, kurz behaart;
arısta oben dicht gefiedert, die Fiedern am Grunde lang, bald aber
sehr kurz werdend; arista unterseits nur fein und kurz behaart. —
Thorax glänzend, ohne kurze reifartige Behaarung; Mikrochäten
sehr dicht gereiht; Längenabstand der Dorsozentralen etwa gleich
4‘, Querabstand; 1 kräftige Humerale; 1 starke Notopleurale und
Praesuturale; 1 schwächere hintere Notopleurale; 1 sehr kräftige
Supraalare; 1 wenig schwächere vordere Postalare und 1 schwächere
hintere Postalare. Schildehen-Randborsten fast gleichstark; Schildehen
obenauf mikroskopisch fein behaart, wie bestäubt erscheinend.
Hinterleib stark glänzend, spitz elliptisch, etwa so breit und lang
wie der Thorax; 1. Ring kurz; 2. knapp so lang wie der 3.; 4. zweimal
länger als der 3.; Genitalien des £ versteckt, in eine rinnenförmige
Vertiefung des Bauches eingebettet; Legeröhre des © dünn, mehr-
ringelig, tubusartig einziehbar, am Ende mit langen wellig gebogenen
Haaren. Vorderschenkel außen mit einer schwächlichen Prägenual-
borste; vorn innen im unteren Drittel mit einer kräftigen Borste:
hinten und hinten innen mit längeren und kürzeren zerstreuten Borsten-
haaren, von denen eine im unteren Viertel besonders stark ist. Mittel-
schenkel vorn in der unteren Hälfte mit einer Reihe weitläufig gereihter
Börstchen, sonst kurz behaart; Hinterschenkel vorn mit schwacher
Prägenualborste, sonst kurz behaart. Mittelschienen vorn mit einem
Präapikalbörstchen, innen mit einem Endstachel, Vorder- und Hinter-
schienen ohne Präapikalborsten. Vorderfersen etwa so lang wie die
drei nächsten Glieder zusammen, Mittel- und Hintertarsen so lang wie
die Tarsenreste. Costa bis zur Mündung der 4. Längsader reichend;
ihr 2. Abschnitt etwa fünfmal länger als der 3.; dieser so lang als der 4.;
4. Heft
152 Dr. ©. Duda:
Hilfsader der 1. Längsader dicht neben ihr einherlaufend, auf halbem
Wege hinter der Wurzelquerader abgebrochen; 2. Längsader sanft
geschwungen, am Ende nicht auffällig aufgebogen; 3. und 4. Längs-
ader hinter der h. Querader parallel; Endabschnitt der 4. Längsader
etwa 1!1/, mal länger als der Queraderabstand; Endabschnitt der
5. Längsader = hinterer Querader. Hintere Basal- und Diskoidal-
zelle verschmolzen. Analzelle rudimentär, sehr schmal; hintere Basal-
querader fehlend.
Frey (Studien über den Bau des Mundes der ade Dipt. schizo-
phora: ‚Act. Soc. p. Fauna et Flora Fennica 48, No. 3,) will p. 26 u. 65
die Gattung Camilla wegen der eigenartigen Rüsselbildungen und des
Mangels von Präapikalborsten an den Hinterschienen von den Droso-
philiden abtrennen und stellt für sie die besondere Familie der Camilliden
auf. In der Tat spricht vieles für diese Abtrennung, besonders auch
noch das Vorhandensein von Mesopleuralborsten — auch Apsinota
v.d. Wulp und Ourtonotum Meg. gehören schon dieserhalb wohl nicht
zu den Drosophiliden —, ferner die gen. Hinterleibsringelung, die
ungewöhnliche Behaarung der arısta, das Fehlen einer hinteren Basal-
querader, weniger der Analader.
Sturtevant führt zwei paläarkte Arten auf: Cam. glabra Fallen
und Cam. acutipennis Loew. und eine äthiopische: Cam. africana Bezzi.
Glabra und acutipennis unterscheiden sich nur graduell und färberisch.
Die für acutipennis besonders charakteristische Verschmälerung
und Zuspitzung der Flügel der 3. Längsader fand ich auch an
Exemplaren, die ich bei Ilfeld (Südharz), Nimptsch (Schlesien) und
St. Wendel (Saargebiet) sammelte, in mehr oder weniger aus-
gebildetem Grade. Färberisch ist allen diesen Exemplaren eigen
eine gleichmäßig tiefschwarze Färbung der ganzen Stirn und der
Schenkel, während bei glabra Fallen typica die Stirn stets vorn mehr
oder weniger gelbrot und die Schenkel mehr oder weniger gelb
sind. Hiernach scheint mir acutipennis Loew mehr nur eine
Varietät von glabra zu sein, als eine gute Art. Keinesfalls gestattet sie
die von Oldenberg angeregte Bildung einer neuen Gattung Orycamılla.
Eine von mir bei Ilfeld, von Oldenberg be Berlin gefundene zweite
Varietät von glabra (nur 09) zeichnet sich dadurch aus, daß der Bauch,
der letzte Tergit und die Beine ganz gelb sind: var. flavicauda m.
Die von deMeijere beschriebenen genannten Arten gehören
zwei verschiedenen Gattungen an, welche Camilla Hal. nur habituell
durch Glanz, Färbung, eine kleine Analzelle und fehlende Analader
ähneln. Die eine Gattung mit den Arten coeruleifrons, pusilla und
rugulosa gehört m. E. noch zu den Drosophiliden, die andere mit
javana und flaxipes — beide Namen bezeichnen ein und dieselbe Art —
hat eine von allen Drosophilidengattungen so abweichende Beborstung
von Kopf und Thorax, daß sie möglicherweise noch anderweitig unter-
gebracht werden wird, doch rechne ich sie vor'äufig zu den. Droso-
philiden; keinesfalls gehört sie zu den Camilliden.
Die erstgenannten Arten haben eine Drosophila- ähnliche Kopf-
bildung, übere'nstimmende Stirn- und Thoraxbeborstung, ähnliche
Liodrosophila und Sphaerogastrella. 153
Befiederung der arista, ähnliche Hinterleibs- und Legeröhrenbildung,
Präapikalborsten an allen Schienen. — Sie bilden aber durch eine
eigenartige Stirnbildung, den Hochglanz des ganzen Körpers, die
verkümmerte Analzelle und fehlende Analader eine besondere Gattung,
die ich Zriodrosophila nenne.
Zur Gattung: (Die von Drosophila abweichenden Bildungen sind
durch gesperrten Druck kenntlich gemacht, die von Camilla ab-
weichenden durch Kursivschrift).
Kopf stets etwas oder erheblich breiter als der Thorax, hinten leicht
ausgehöhlt, 11/, mal höher als unten lang. Augen nackt, beirnförmig,
bezw. oben viel breiter als unten, mit nach hinten unten geneigtem
Längsdurchmesser. Stirn sanft nach vorn geneigt, flach, vorn breiter
als in der Mitte lang, hinten bis über zweimal breiter, vorn meist
schmal gelbrot, hinten mehr weniger verdunkelt, mit einem
großen trapezförmigen, an den Vorderecken abgerun-
detem, etwas erhabenen, aber obenauf flachen, über-
aus glatten und glänzenden Mittelfelde: Stirnschilde,
welcher vorn mehr weniger bis an die Fühler heranreicht und
der seitlich nur wenig Platz läßt für die mehr weniger weit
reichenden, ebenso glänzenden, vorn schmalen, hinten sich
stark verbreiternden Periorbiten. Diese wie bei Drosophila beborstet
mit einer mäßig vorgeneigten (proclinaten) Orbitalen (p. Orb.). mehr
oder weniger weit vor der Stirnmitte, dicht hinter ihr; einer sehr
kleinen zurückgeneigten (reclinaten) Orbitale (kl. r. Orb.) und dicht
hinter dieser, nahe der Stirnmitte, einer sehr kräftigen zweiten reclinaten
Orbitale (r. Orb.).._ Es folgen am Scheitel eine kräftige auf- und ein-
wärts gekrümmte Vertikale (1. V.), auswärts, von welcher keine auf-
fälligen kleineren parallel gekrümmten Borsten stehen (e. V. fehlend),
dagegen eine kräftige nach hinten und außen gerichtete, den Post-
okularzilien analog gerichtete Postokulare (Po), wie bei den Droso-
philen. Postveistikalen klein, einwärts gekreuzt, Ozellarborsten kräftig,
abwärts divergent. Gesicht rotbraun bis schwarz, glänzend, mit
einem kräftigen nasenförmig vorspringenden Kiel: von ?/, bis ®/, Ge-
s'chtslänge, welcher sich scharf von einer mehr oder weniger hohen,
im Profil geradlinig und dachartig nach dem Mundrande vorspringenden
Gesichtsoberlippe abhebt. Vibrissen relativ schwach, die 2. Orale
Y.—?/, so lang, die folgenden kürzer. Rüssel sehr ähnlich Drosophila;
mentum schlanker als bei Camilla, Labellen groß, rundlich; Taster
schlank, fädig, stets mit einem auffällig langen apikalen Borsten-
haar, sonst kurz behaart. Fühler kurz, das 3. Glied etwa
‚11/, mal länger als das 2., eiförmig, ziemlich schmal endend, vorn
relativ lang und dicht behaart; arista wie bei Drosophila am Ende
gegabelt, hinter der Gabel oben meist mit 5, unten 2 langen Kammstrahlen.
Thorax bis zum Schildchen etwa so lang wie breit, stark glänzend,
entweder ganz glatt und nackt zwischen den Mikro- und Makrochäten,
oder fein punktiert, oder mit einer sehr feinen reifartigen Behaarung;
Akrostichalen mehr oder weniger deutlich, in2—4—6—8 Reihen vor
4. Heft
154 Dr. O. Duda:
und einwärts der Dorsozentralen, deren 4 sehr starke vorhanden sind;
die vorderen D. nahe der Thoraxmitte, die hinteren dem Schildchen
etwas näher als den vorderen; Längenabstand der D. etwa = ?/, Quer-
abstand.. Zwei Humeralen "vorhanden, stets schwach; zwei Noto-
pleuralen, die vordere kräftiger als die hintere und als die Präsuturale.
Supraalaren wie bei Drosophila, Postalaren desgleichen. Keine Meso-
pleuralen; eine kräftige untere und eine schwache vordere Sterno-
pleurale vorhanden. Schildchen mehr oder weniger lang, meist summet-
schwarz, glanzlos, selten glänzend, mit zwei starken apikalen und
zwei kaum halb so langen lateralen Borsten, obenauf nackt.
Schwinger gelb. |
Hinterleib stark glänzend, so breit oder breiter als der Thorax,
meist einfarbig schwarz oder dunkelbraun, fein behaart mit schwäch-
lichen Hinterrandborsten; 2.—6. Ring unter sich fast gleichlang. Lege-
rohre meist rotbraun, spitz endend, ähnlich Drosophila unter dem be-
haarten Steiß deutlich hervorschauend, undeutlich, sehr fein gezähnt.
Männliche Genitalanhänge klein, unauffällig, meist verborgen-
Hüften wie bei Drosophila; Vorderhüften vorn unten mit einem kleinen
zahnartigen Vorsprung; Vorderschenkel innen mit einer Reihe fast
gleichlanger Borstenhaare, nur die unterste stets erheblich länger
und stärker, hinten ungleichmäßig behaart und beborstet. Mittel-
und Hinterschenkel kurz und unauffällig behaart und beborstet. Alle
Schienen außen mit je einer deutlichen Präapikalborste; Mittel-
schienen mit dem gew. Endstachel auf der Innenseite. Tarsen schlank,
unauffällig behaart und beborstet; Vorderferse so lang wie die zwei
nächsten Glieder zusammen oder wenig kürzer, Mittel- und Hinter-
fersen absolut und relativ länger. Flügel ungefleckt: costa bis zur
Mündung der 4. Längsader reichend, hinter der Wurzelquerader ver-
dünnt, bis zur Mündung der 1. Längsader sehr kurz und fein beborstet,
mit schwächlichen Endborsten, hinter der Mündung der 1. Längsader
gleichmäßig fein und kurz behaart, an der Flügelspitze fein länger
bewimpert, ähnlich dem Flügelhinterrande; alula sehr lang bewimpert;
2. Costalabschnitt so lang oder länger als der 3.; dieser 3—4 mal
länger als der 4.; Hilfsader der 1. Längsader auf halbem Wege hinter
der Wurzelquerader abgebrachen; 2. Längsader fast gerade, am Ende
etwas zur Randader aufgebogen; 3. und 4. Längsader hinter der hinteren
Querader leicht nach hinten geschwungen, fast parallel; Endabschnitt
der 4. Längsader 1!/, bis über dreimal länger als der Queraderabstand;
Endabschnitt der 5. Längsader 11/, bis über zweimal länger als die
hintere Querader. Diskoidalzelle und hintere Basalzelle verschmolzen;
Analzelle klein, sehr schmal, geschlossen, doch von zarten
farblosen Adern umrahmt; Analader gänzlich fehlend,
bezw. jenseits der. Analzelle nur durch eine Flügelfalte
angedeutet.
Liodrosophila und Sphaerogastrella. 355
Bestimmungstabelle der Liodrosophila- Arten.
1. Stirn hinten über zweimal breiter als lang; Schildchen glänzend
schwarz coeruleifrons de Meijere 1.
— Stirn hinten knapp zweimal breiter als lang; Schildchen matt,
sammetschwarz )
2. Thorax glatt, weder punktieıt noch fein behaart, m't sechs
Reihen Akrostichalen; Periorbiten sehr schmal, nur wenig die Stirn-
mitte überschreitend ; Endabschnitt der 4. Längsad r 1%/, bis höchstens
zweimal länger als der Querabstand; Endabschnitt der 5. Längsader
höchstens 1?/, mel länger als die hintere Querader nitida n.sp. #.
— Thorax fein punktiert oder mikroskopisch fein behaart 3
3. Thorax sehr fein punktiert, unbehaart, mit sehr feinen schwarzen
Akrostichalen in etwa sechs Reihen; Mundrand im Bereiche der Oralen
schwarz rugulosa de Meijere 2
— Thorax mit mikroskopisch feiner Behaarung 4
4. Periorbiten relativ breit, auch vorn, so weit oder weiter reichend
als das Stirnschild; zwei Reihen Akrostichalen; Endabschnitt der
4. Längsader wenigstens zweimal länger als der Querabstand; End-
abschnitt der 5. Längsader wenigstens zweimal länger als die hintere
Querader marginifrons n.sp. 5
— Periorbiten kürzer als der Stirnschild, vorn sehr schmal 5
5. Thorax fein schwarz behaart; Gesicht überwiegend schwarz,
Backen dunkelbraun pusilla de Meijere 3
— Thorax reifartig behaart; Gesicht und Backen gelbrot 6
6. Thorax meist schwärzlich; vier Reihen Akrostichalen; zweiter
Costalabschnitt erheblich länger als der dritte varıans n.sp.- 7
— Thorax hell rötlichbraun; zwei Reihen Akrostichalen; zweiter
Costalabschnitt so lang wie der dritte dimidiata n.sp. 6
1. L. eoeruleifrons de Meijere
De Meijeres Beschreibung, VI, p. 421/22 läßt sich an der Hand
eines ©, bezettelt mit ‚„Tjibodas 5000—6000 ', Konigsberger 1913“
erweitern. Stirn vorn fast zweimal breiter als lang, hinten über doppelt
so breit als in der Mitte lang; Stirnschild hinten die mittleren zwei
Viertel der Stirnbreite einnehmend, vorn nicht bis an die Fühler
heranreichend, sondern ringsum matt gelbrot eingefaßt, schön blau,
fein gerunzelt, Periorbiten schwärzlich, hinten sehr breit, vorn schmal,
etwa so weit reichend wie das Stirnschild. Arista distal der kleinen
Endgabel oben mit fünf, unten drei langen Kammstrahlen; die sehr
schmalen Wangen und Backen im Umkreis der Augen einen fast gleich
breiten gelbroten Ring bildend, der sich scharf von der breiteren,
schwärzlichen Gesichtsoberlippe abhebt. Der nasenförmige rotbraune
Kiel von etwa ?/, Gesichtslänge; Clypeus kurz, schwarz. — Thorax
dunkel stahlblau, fein granuliert, ohne mikroskopisch feine Behaarung;
Schulterbeulen braun; Schildchen glänzend schwarz, die lateralen
Randborsten nur etwa !/,;, so lang als die apikalen. Hüften und
Schenkel schwarz; Schenkelringe, Kniee, Schienenenden und Tarsen
4. Heft
156 Dr. ©. Duda:
gelb, Schienen sonst schwarzbraun. Vorderschenkel hinten dicht
fein borstig behaart, innen gattungstypisch etwas weitläufiger be-
borstet. Flügel etwas gelblich; 2. Costalabschnitt etwa 11/, mal länger
als de: 3.; dieser etwa dreimal länger als der 4.; Endabschnitt der 4.
Längsader etwa zweimal länger als der Queraderabstand ; Enaabschnitt
der 5. Längsader zweimal länger als die hintere Querader; 3. und 4.
Längsader hinter der hinteren Querader eine Spur divergierend.
2. L. rugulosa de Meijere
Die Beschreibung de Meijeres, IX, p. 269, läßt sich durch ein {,
bezettelt mit ‚„Tjibodas, 5000—6000 ’, Koningsberger 1913‘ ergänzen.
Stirn dunkelrotbraun, stahlblau schimmernd, vorn wenig breiter als
'ın der Mitte lang. Das sehr große, glatte und glänzende Stirnschild
nimmt hinten die mittleren */, des Stirnrandes ein und reicht vorn bis
dicht an die Fühler heran. Periorbiten relativ schmal, zwischen Stirn-
schild und Augenränder eingeklemmt, vorn nicht so weit reichend
als das Stirnschild, gleichfarbig. Gesicht dunkel braunrot, an den
Seitenrändern schwärzlich; der nasenförmige Kiel von etwa ?/, Ge-
sichtslänge. Wangen linear; Backen rotgelb, sehr schmal; neben und
hinter der relativ kräftigen Knebelborsten stehen feine gelbe Mund-
randhaare, die nur etwa t/, so lang sind, auf einer schwarzen Randleiste.
Arısta mit großer Endgabel und oben fünf, unten zwei langen Kamm-
strahlen. Thorax blauschwarz, glänzend, fein granuliert, ohne mikro-
skopisch feine Behaarung, Akrostichalen winzig, schwarz; in etwa
sechs Reihen angeordnet: Brustseiten schwarz, glänzend. Schildchen
ammetschwarz. Schwinger gelb. Hinterleib lang elliptisch, schmäler
als der Thorax, glänzend schwarz. Vorderhüften schwarz, Mittel-
und Hinterhüften blaßgelb. Vorder- und Mittelschenkel schwarz mit
gelben Anfängen und Enden; Hinterschenkel blaßgelb, nur an der
unteren Hälfte schwarz; Schienen und Tarsen blaßgelb. - Vorder-
schenkel innen hinten mit einer Reihe feiner Börstchen, mehr hinten
mit einer kräftigeren basalen Borste und zwei solchen Borsten am
unteren Viertel und Fünftel. Flügel gelblich; 2. Costalabschnitt
etwa 1?/, mal länger als der 3.; dieser etwa dreimal länger als der 4.;
3. und 4. Längsader hinter der hinteren Querader parallel; Endabschnitt
der 4. Längsader zweimal länger als der Queraderabstand; 5. Längs-
ader fast zweimal länger als die hintere Querader.
| 3. L. pusilla de Meijere Br
De Meijeres Beschreibung, VI, p. 423, läßt sich durch ein &,
bezettelt mit ‚E. Jacobson, Batavia, Java, Maart 1908° ergänzen.
Stirn ganz ähnlich der von rugulosa; das große Stirnschild hat aber
vorn einen gelbroten Saum, der hinten konvex begrenzt ist; auch hier
reichen die schmalen Periorbiten entfernt nicht so weit wie das Stirn-
schild; Gesicht dunkel rotbraun, glänzend. Kiel =?/, Gesichtslänge.
Backen sehr schmal, dunkel rotbraun; hinter der kräftigen Knebel-
borste steht eine fast ebenso starke zweite Orale. Arista hinter der
ziem'ich großen Endgabel oben mit fünf, unten zwei langen Kamm-
strahlen. Thorax dunkel rotbraun, stahlblau schimmernd, glatt und
Liodrosophila und Sphaerogastrella. 157
stark glänzend, nicht gerunzelt, mit einer deutlichen, feinen, dichten
Behaarung. Akrostichalen durch ungünstige Nadelung zerstört.
Schildehen sammetschwarz; laterale Randborsten etwa halb so lang
als die apikalen. Schwinger gelb. Hinterleib eine Spur breiter als der
Thorax, blauschwarz. Vorderhüften schwarz, mit dem gew., hier aber
besonders deutlichen Zähnchen vorn unten, auf dem ein kleines Börst-
chen steht. Vorder- und Mittelschenkel' schwarz, am Ende gelb;
Hinterschenkel ganz gelb; Schienen und Tarsen gelb. Flügel gelblich.
2. Costalabschnitt wenig länger als der 3.; dieser mindestens viermal
länger als der 4.; 3. und 4. Längsader hinter der hinteren Querader
parallel. Endabschnitt der 4. Längsader über zweimal länger als der
Queraderabstand; Endabschnitt der 5. Längsader fast zweimal länger
als die hintere Querader.
4. L. nitida n. sp.
Sehr ähnlich pusilla de Meijere; plastisch wesentlich nur ver-
schieden durch die fehlende feine Thoraxbehaarung. Stirn braunrot,
blau schimmernd, mit .vorn mehr oder weniger deutlichem, heller
rotem Saum wie bei pusilla. Backen schmal, nebst dem Gesicht ganz
rotgelb; Knebelborsten relativ schwach, die folgenden Oralen meist
recht schwach und erheblich kürzer. Arista mit großer Endgabel
und oben fünf, unten zwei Kammstrahlen dahinter. Thorax glänzend
dunkel rotbraun, blau schimmernd; Schildchen sammetschwarz.
Akrostichalen sehr deutlich, gelb, in sechs Reihen angeordnet; zwischen
ihnen sieht man auf dem durchaus glatten und stark glänzenden Thorax-
rücken nirgends auch nur die Spur einer Runzelung oder feineren Be-
haarung. Hinterleib glänzend schwarz; Schwinger gelb bis gelbbraun.
Beine'gelb, alle Schenkel in der Regel schwarz und nur an den unteren
Enden gelb. Hüften überwiegend schwärzlich. 2. Costalabschnitt
etwa 1?/, mal länger als der 3.; dieser viermal länger als der 4.; 3. und 4.
Längsader am Ende eine Spur konvergierend; -Endabschnitt der
4. Längsader 1!/, bis fast zweimal länger als der Queraderabstand;
Endabschnitt der 5. Längsader 11/,—1!/,mal länger als die hintere
Querader.
In der Wiener Sammlung 4 34, 5 22, bezettelt mit „Fruhstorfer,
Mittel-Annam“, in der Berliner Sammlung 1 9, bezettelt: „Hokuto
Formosa), H. Sauter, XII. 1912“.
5. L. marginifrons n. sp.
Körperlänge 1—1!/,mm, Kopf wenig breiter als der Thorax;
Stirn vorn breiter als lang, hinten knapp zweimal breiter, rotbraun,
stahlblau schimmernd; Stirnschild groß, bis zu den Fühlern reichend;
Periorbiten sehr deutlich, so weit wie das Stirnschild reichend und
auch hier noch ziemlich breit; Gesicht und Backen rotgelb; Knebel-
borsten mäßig kräftig, die 2. Orale fast ebenso lang. Fühler gattungs-
typisch; arista mit kleiner Endgabel und oben fünf, unten zwei langen
Kammistrahlen. Thorax rotbraun, mehr oder weniger verdunkelt,
blau schimmernd, durch eine sehr dichte mikroskopisch feine Behaarung
4. Heft
158 Dr. ©. Duda:
wie bereift; Schildchen sammetschwarz; die lateralen Randborsten
1/—!/, so lang als die apikalen. Schwinger gelb; Hinterleib glänzend
scnwarz. Beine gelbbraun, die Schenkel mehr oder weniger verdunkelt.
Flügel gelblich; 2. Costalabschnitt 1—1!/, mal länger als der 3.; dieser
etwa viermal länger als der 4.; 3. und 4. Längsader sanft nach hinten
geschwungen, parallel oder am Ende eine Spur konvergierend; End-
abschnitt der 4. Längsader 21/,—3 mal länger als der Queraderabstand;
Endabschnitt der 5. Längsader mindestens zweimal länger als die
hintere Querader, etwa so lang wie der Queraderabstand.
In der Wiener Sammlung 10 34, 10 29, bezettelt mit: „Fruh-
storfer, Mittel-Annam“.
6. L. dimidiata n. sp.
Sehr ähnlich marginifrons, doch ist der Kopf etwas breiter; die
Periorbiten sind durch das relativ breitere und längere Stirnschild
mehr eingeengt und laufen vorn spitz aus, den Augenrändern eng an-
geschmiegt. Der Thorax ist vorn ausgedehnt hell braunrot und hat
wie marginifrons nur zwei Reihen Akrostichalen. Der 2. Costalabschnitt
ist nur so lang als der 3.; der Endabschnitt der 4. Längsader ist 2—21/,-
mal länger als der Queraderabstand; der Endabschnitt der 5. Längs-
ader zweimal länger als die hintere Querader. Körperlänge etwa 1 mm.
In der Wiener Sammlung 1 &, 3 22 aus Mittel-Annam.
7. L. varians n. sp.
Ebenfalls sehr ähnlich marginifrons und noch mehr dimidiata,
mit der sie in der Stirnbildung übereinstimmt, doch ist der Thorax
schwärzlichbraun und hat meist vier Reihen Akrostichalen; der
2. Costalabschnitt ist bei allen untersuchten Exemplaren 1?/, mal
länger als der 3.; Endabschnitt der 4. Längsader zweimal länger als
Queraderabstand; Endabschnitt der 5. knapp zweimal länger als
die hintere Querader.
6 22 und JG in der Wiener Sammlung aus Mittel-Annam.
Das von Herrn de Meijere erhaltene Exemplar von Camilla javana
ist ein $, bezettelt: ‚„Batavia, X.07, Jacobson‘, das von Camilla
flavipes ein &, bezettelt: ‚„Edw. Jacobson, Fort deKock, Sum.,
XI. 1913“. Beide Tiere unterscheiden sich m. E. nur dadurch, daß
die Schenkel von javana gelbbraun sind, die von flavipes eine Spur
heller gelb. Plastisch stimmt alles überein. Eine Beschreibung von
flavipes habe ich in den Studien über südostas. Dipteren nirgends
gefunden, sondern nur in X. 95 den kurzen Vermerk: „Camilla flavipes
de Meij., Fort deKock, Oktober, November“.
An der Hand zahlreicher $% und 22 des Wiener Museums aus
Mittel-Annam vermag ich de Meijeres Beschreibung wesentlich zu
ergänzen. Alle Merkmale, welche von Liodrosophila, Drosophila und
Camilla abweichen, sind kursiv gedruckt und rechtfertigen die Auf-
stellung einer neuen Gattung, die ich Sphaerogastrella nenne.
Liodrosophila und Sphaerogastrella. 159
Sphaerogastrella javana de Meijere n. gen. n. sp.
Körperlänge 21/, mm. Kopf schmäler als der Thorax. Stirn
vorn breiter als lang, hinten etwa doppelt so breit als in der Mitte lang,
rotbraun, blau schimmernd, mit großen Lirodrosophila-ähnlichen ,
bis zum Vorderrande reichenden glatten und glänzenden Stirnschilde
und ebenso glänzender gleich weit nach vorn reichenden Periorbiten;
zwischen Stirnschild und Petviorbiten nur sehr schmale, matt rotbraune
Einschnitte; pOrb. nahe dem vorderen Stirndrittel, etwas kürzer als
die r. Orb., welche hinter der Stirnmitte steht, der p. Orb. wenig
näher als dem Scheitel; kl. r.Orb. fehlend; Periorbiten hinten sich
verbreiternd und unmerklich in den gewölbten, glatten, glänzenden,
ebenfalls blau schimmernden Hinterkopf übergehend, hier je eine aus-
wärts gerichtete, vom Augenrande weit abgerückte Postokulare von
halber Länge der r. Orb.; sonst am Hinterkopf keine Borsten, also
keine Postvertikalen und keine Vertikalen.
Augen nackt, etwas vorgequollen; Wangen linear; Backen rot-
braun, wenig breiter als bei Liodrosophila; Knebelborsten sehr fein,
aber deutlich, die folgenden Mundrandhaare noch feiner und kürzer.
Gesicht glänzend, rotbraun, mit kräftigem nasenförmigem Kiel von ?/,
Gesichtslänge; Prälabrum fast halb so hoch als die Gesichtsoberlippe;
beide im Profil zurückweichend; Rüssel schwarz, ähnlich dem von
Liodrosophila gebaut. Fühler gelb, das 3. Glied schwärzlich, eirund,
kaum größer als das 2., kurz behaart; arista hinter der Endgabel oben
mit fünf, unten zwei langen Kammstrahlen. Thorax glänzend schwarz,
ohne reifartige Behaarung, ganz glatt, hoch gewölbt. Akrostichalen
fehlen; vier Dorsozentralen vorhanden, die vorderen zwei nur etwa
halb so lang als die hinteren, diese dem Schildchen etwas näher als
den vorderen, welche dicht oberhalb des Quereindrucks stehen;
Längenabstand der Dorsozentralen etwa = ?/,;, Querabstand.
Humeralen, Notopleuralen, Prä- und Postsuturalen, Mesopleuralen
und sSternopleuralen gänzlich fehlend. Vorhanden sind von Thorax-
borsten nur noch eine schwache Supraalare und eine kräftige Post-
alare.
Schildehen sammetschwarz, doppelt so breit als lang, oben nackt;
von den vier Randborsten die kräftigen apikalen breit getrennt stehend,
die lateralen kaum t/, so lang und stark als die apikalen, Schwinger
gelb.
Hinterleib erheblich breiter als der Thorax, kurz, von oben gesehen
fast kreisrund, hoch gewölbt, stark glänzend, schwarz, nackt, bezw. nur
ganz sparsam mikroskopisch fein behaart. 1. Tergit halbkreisförmig
in den zweiten eindringend; dieser deshalb in der Mitte sehr kurz,
seitlich länger; 3. Tergit etwa so lang wie der l. und 2. zusammen;
4.—6. Tergit unter sich gleich lang, je etwas länger als der 3.; Ver-
bindungsnähte punktiert. Bauch gelb, ausgehöhlt; After des 3 in
einer rinnenförmigen Vertiefung eingebettet, rotbraun, ohne äußerlich
hervortretende Behaarung; Genitalanhänge versteckt; Legeröhre
des Q ganz ähnlich der von Liodrosophila, rotbraun, mikroskopisch fein
behaart, mit winzigen Zähnchen besetzt, Steiß ebenfalls ganz anRe
4. He
160 Dr. OÖ. Duda.
dem von Drosophila, pyramidal, fein behaart, mit zwei längeren ein-
fach nach hinten und unten gekrümmten Härchen.
Beine gelbbraun, mit mehr oder weniger verdunkelten Schenkeln;
Vorderschenkel innen mit einer Reihe kurzer Börstchen; Mittel- und
Hinterschenkel kurz behaart. Vorderschienen ohne. Präapikalen;
Mittelschienen außen mit einer kleinen Präapikalen; Hinterschienen
mit noch deutlicheren Präapıikalen. Mittelschienen innen mit einem
Endstachel. Tarsen einfach wie bei Liodrosophrla.
Flügel gelblich; Costa wıe bei Liodrosophila, bis zur 4. Längs-
ader reichend; 2. Costalabschnitt knapp 2"/, mal länger als der 3.;
dieser 2—2%/, mal länger als der 4.; Hilfsader wie bei Liodrosophila,
hinter der Wurzelquerader auf halbem Wege zur Randader abgebrochen;
2. Längsader fast gerade, am Ende eine Spur zur Randader aufgebogen;
3. und 4. Längsader hinter der hinteren Querader kaum merklich
a Endabschnitt der 4. Längsader 1'/,mal länger als
der Queraderabstand; Endabschnitt der 5. Längsader wenig länger
als die hintere Querader; hintere Basalzelle und Diskoidalzelle mit
einander verschmolzen. Analzelle winzig, schmal, geschlossen, doch
sind die unten und am Ende sie begrenzenden Adern zart und farblos.
Analader fehlend, nur als Flügelfalte angedeutet.
Nachtrag.
Unter den nach Abschluß dieser Arbeit von Herrn de Meijere
noch erhaltenen Drosophiliden-Unieis befand sich „Drosophila me-
tallescens det. de Meijere, „Type“, bezettelt noch mit ‚R. Jacobson,
Samarang Java Mrt. 1910“. (Beschreibung: Stud. üb. südostas. Dipt.
IX, Tijdschr. v. Ent. LVII. 1914. p. 265).
Auch diese Art hat alle wesentlichen Eigenschaften einer Lio-
drosophila, insbesondere den allen Arten eigenen blauen Metallschimmer
und eine verkümmerte Analzelle bei fehlenden Analader; nur ist der
Stirnschild mit der übrigen Stirn verschmolzen, und man sieht je vier
kräftige Frontozentralborsten am Stirnvorderrande und einige
ähnliche Borsten dahinter. In die obige Bestimmungstabelle würde
sie wie folgt einzureihen sein:
l. Stirn ganz glatt und glänzend, gelb; Stirnschild und Perior-
biten nicht abgegrenzt; Frontozentralen deutlich, kräftig entwickelt;
Orbitalen nahe der Stirnmitte, die kl. r. Orb. dicht seitwärts und hinter
der p. Orb.; Thorax gelbbraun, glatt, glänzend, ohne reifartige Be-
haarung; 8 Reihen Akrostichalen; Schildehen matt, gelb; Hinterleib
glänzend, überwiegend schwarz; Flügel am Grunde mit einer schwarzen
Querbinde metallescens de Meijere
(In Kertesz’ Sammlung 2 Ex. bezettelt: ‚„N.-Guinea Birö.
96. VI. Friedrich-Wilh.-Hafen.‘“)
— Stirnschild und Periorbiten scharf begrenzt; Frontozentralen
fehlend oder verkümmert; Schildchen schwarz; Flügel ohne schwarze
Querbinde:
Fortsetzung cf. Bestimmungstabelle der rn |
Liodrosophila- Arten.
lo
Liefern die Malpighischen Gefässe
Verdauungssekrete?
(Fermentstudien an Insekten.)
Arie VER
Elisabeth Dirks.
Inhalt. ii
I. Theorien über die Funktion der Malpighischen Gefäße 161
ne ET 167
Beactechmk | 00.0. 000. rn. er 168
Ne Vomweisuche . . . .. 2. NOT SEE CH 171
V. Kohlehydratspaltende Fermente. . . . 2.2.2... 173
een 133. ei NORMEN, 173
al NT ET Re in 192
N LE nee 194
ale ii... TE N SE PTCHL cs 198
Beolskasidase (Arbutinase) ; u... 02 el. 200
Bee. a RR ir 202
VL Eiweißspaltende Fermente .... 2... 2.2... 202
Mu Betbspaltende Fermente. ... ...:... . 0. 5% 207
VIII. Einfluß des Extraktes der Malpighischen Gefäße auf
een ee 211
a N nt, 212
ee N 217
I. Die Theorien
über die Funktion der Malpighischen Gefäße.
Über die Funktion der Malpighischen Gefäße ist seit ihrer Ent-
deckung durch Malpighi 1669 (60) viel hin und her gestritten worden.
Der Entdecker selbst und etwa 100 Jahre später Swammerdam
1752 (90) äußerten nur Vermutungen über die Funktion ohne jede
tatsächliche Grundlage. Spätere Forscher gründeten ihre Ansichten
auf Untersuchungen, die auf wissenschaftliche Berechtigung An-
spruch haben. Im wesentlichen handelt es sich um sechs Theorien,
die über die Funktion der Malpighischen Gefäße aufgestellt worden
sind.
1. Resorptionstheorie. .
Die Resorptionstheorie sieht in den Malpighischen Gefäßen Organe,
deren Aufgabe es ist, die im Darmkanal abgebaute Nahrung zu Te-
sorbieren. Zu dieser Ansicht bekennen sich z. B. Swammerdam (90),
Lyonet 1762 (59) und Gaede 1819 (38). |
Archiv fü ich
ar ET Piss e 11 4. Heft
162 Elisabeth Dirks:
2. Resorptions- und Exkretionstheorie.
Die zweite Theorie, die Malpighi (60) selbst vertrat, schreibt
den Gefäßen neben der Fähigkeit zu resorbieren auch exkretorische
Eigenschaften zu.
Daß den Malpighischen Gefäßen eine exkretorische Funktion zu-
kommt, ist verschiedentlich nachgewiesen worden und wird heute
wohl von keiner Seite mehr bezweifelt. Heckel 1875 (43) fütterte
Insekten (Blaita orientalıs, Cerambyx heros, Mantis religiosa) vierzig
Tage mit Arsen und fand denn bei der chemischen Untersuchung das
im "Organismus angehäufte Gift ausschließlich in den Malpighischen
Gefäßen. Die Fähigkeit, Farbstoffe zur Ausscheidung zu bringen,
spricht ebenfalls für eine exkretorische Bedeutung der Malpighischen
Gefäße. Schindler 1877 (82) stellte nach Injektion von indigo-
schwefelsaurem Natron ın die Leibeshöhle einer Gryllotalpa Blau-
färbung fest, und zwar zuerst des äußeren Drüsenepithels der Mal-
pighischen Gefäße, dann der Zellkerne und schließlich des nahe dem
Zentralkanal gelegenen Protoplasmas.. Kowalewski 1889-90 (52),
dır gleiche Versuche an zahlreichen Insekten (Oulex- und Ephemera-
Larven, Chironomus, Corethra, Schmetterlingsraupen, verschiedenen
Orthopteren, wie Blatta, Acridium, Gryllotalpa u. a.) machte, konnte
den Vorgang noch einen Schritt weiter beobachten. Er sah, wie das
indigoschwefelsaure Natron in Form von Kristallen in das Lumen der
Schläuche übertrat. Eine Färbung der Zellkerne konnte er dagegen
niemals nachweisen. Ähnliche Versuche unternahmen Kowalewski
(52) und Cuenot 1896 (27) mit Indigokarmin. Untersuchungen
von Balbiani 1886 (7), Grandis 1891 (40) und Metalnikoff 1909
(66) verliefen in derselben Weise.
Auch der chemische Nachweis von Exkreten ist von vielen
Forschern erbracht worden, z. B. von Rengger 1817 (78), Wurzer
1818 (99), Chevreul 1828 (25), v. Siebold 1848 (85), E. Grube
1849 (41), van der Hoeven 1850 (47), Leuckart 1843 (54), Vogt
1851 (9 o) Leop. Fischer 1853 (36), Carus 1853 2) Schloßberger
1857 (83), Sirodot 1858 (87), Kölliker 1857 (51), Plateau 1875
(72), Schindler 1877 (82), Mac Munn 1886 (69), Rywosch 1893
(81), Mayet 1886 (62), Bordas 1907 (16), 1895 (18), 1897 (17), 1911 .
(19), 1912 (20) und Venezianı 1903 (94), 1904 (95). Eine gute Zu-
sammenstellung der in den Malpighischen Gefäßen mit Sicherheit
nachgewiesenen und vielleicht vorhandenen Exkretstoffe findet sich
bei Plateau 1874 (71). Die letzten Jahrzehnte haben die Forschungen
Plateaus im wesentlichen nur bestätigt, ohne neues zu bringen.
Unter den nachgewiesenen Exkreten befindet sich die Harnsäure,
das charakteristische Stoffwechselendprodukt des Insekten-
organismus. Nie kommt frei und in Gestalt von Uraten (harnsaurem
Natrium, Kalium, Ammonium und Calcium) vor und wurde in den
meisten Fällen durch die Murexidprobe und durch die Lösungs-
verhältnisse identifiziert. Schindler (82) führt auch die Reduktion
von salpetersaurem Silberoxyd (1,5 %ig) durch den Extrakt der
Malpighischen Gefäße als Nachweis der harnsauren Salze an.
Liefern die Malpighischen Gefäße Verdauungssekrete? 163
Bekanntlich enthalten die Exkremente der Insekten große Mengen
Harnsäure. (Chaussier 1783 (24), Robiquet 1810 (79), Brugna-
telli 1846 (21), J. F. Heller 1844 (44), Davy 1846 (29), Bernard
1853 (10), Hornung und Bley 1855 (48), Cornalıa 1856 (26), Basch
1858 (8), Seguin 1859 (84), Krukenberg 1880 (53).) Es ist anzu-
nehmen, daß es sich bei dieser Harnsäure größtenteils um ein Exkret
der Malpighischen Gefäße handelt, wenn man Schindler auch nicht
ganz zustimmen kann, nach dessen Meinung die Harnsäure, die sich
in den Exkrementen der Insekten findet, in toto aus den Malpighischen
Gefäßen stammt, denn neben mehr oder weniger berechtigten Ver-
mutungen hat Marcha]l 1890 (61) den sicheren Beweis erbracht, daß
auch dem Arthropodendarme an sich, und zwar dem Mitteldarme,
zum mindesten unter gewissen Verhältnissen eine exkretor'sche Funktion
zukommt. So schreibt z. B. Ehrenberg 1921 (35), der weitere Literatur
über diese Frage bringt, dem Mitteldarme während der Metamorphose
in vielen Fällen Exkretionsfähigkeit zu.
3. Exkretions- und Sekretionstheorie.
Eine dritte Gruppe von Forschern scheidet eine resorptive Be-
deutung der Malpigaischen Gefäße aus, vertritt dagegen die Meinung,
daß den Malpighischen Gefäßen neben der exkretorischen auch eine
sekretorische Funktion zukomme. Diese Ansicht vertreten Straus-
Dürkheim 1823 (88), Burmeister 1832 (22), Audouin 1835 (6),
J. F. Meckel 1826 (64), 1829 (65), Doyere 1843 (31), Duvernoy
1837—40 (34) und Leydig 1857 (55).
Aus neuerer Zeit sind zu nennen: B. Th. Lowne 1890—92 (57),
Möbuß 1897 (68), Karawalew 1899 (49), Abonyin 1904 (5) und
Biedermann 1919 (14).
B. Th. Lowne (57) fand in Hunderten von Schnitten durch die
Malpighischen Gefäße niemals irgendwelche Kristalle außer künstlich
erzeugten, die er durch unvollkommene Präparation auch im Blut,
im Fettkörper und im Darmkanal hervorrufen konnte. Nach Ansicht
dieses Forschers würde aber auch die Anwesenheit von Harnsäure
in den Malpighischen Gefäßen kein Beweis für die Nierenfunktion
dieser Organe sein, da die Leberorgane von Säugetieren große Mengen
Harnstoff und die der Vögel Harnsäure enthalten. Einen einwand-
freien Nachweis der Gallensäure in den Malpigh'ischen Gefäßen konnte
Lowne nicht erbringen. Doch spricht nach seiner Meinung der positive
Ausfall der Pettenkoferschen Reaktion für die Anwesenheit von Gallen-
säure. Er muß freilich zugeben, daß die Reaktion auch in Gegen-
wart anderer organischer Substanzen, wie Blut und Fettkörper, ein-
tritt, wenn auch niemals so schön wie mit den Malpighischen Gefäßen,
in denen B. Thompson Lowne ein ausgezeichnetes Emulgierungs-
mittel erkennt. |
Es soll hier noch auf eine Bemerkung Biedermanns (14) hin-
gewiesen werden: Aus der Anwesenheit dunkelbrauner Pigment-
körnchen in den Zellen der Malpighischen Gefäße und des Kropfes
"11® >» 2 62
164 Elisabeth Dirks:
von Heuschrecken schließt er auf die sekretorische Funktion der
Kropfzellen, die nacn seiner Ansicht für die Malpighischen Gefäße
nicht zu bezweifeln ıst.
4. Exkretionstheorie.
Die vierte Ansicht über die Funktion der Malpighischen Gefäße
schließt Resorption wie Sekretion aus und hält die Schläuche aus-
schließlich für Exkretionsorgane. Diese Theorie wird vertreten von
Herold 1815 (45), Rengger 1817 (78), Wurzer 1818 (99), Chevreul
1828 (25), Leuckart 1843 (54), H. Meckel 1846 (63), Van der
Hoeven 1850 (47), C. Vogt 1851 (96), Leop. Fischer 1853 (36),
J. Carus 1853 (23), v. Siebold 1848 (85), Kölliker 1857 (51),
Schloßberger 1857 (83), Sirodot 1858 (87), Basch 1858 (8),
Plateau 1876 (73), 1876 (74), Schindler 1877 (8), Jousset
de Bellesme 1876. (9), Cuenot 1896 (27), v. Fürth 1903 (37)
und Ehrenberg 1921 (35). Uns interessiert hier vor allem eine der
neueren Arbeiten, die von Jousset de Bellesme (9), der den Ex-
trakt der einzelnen Darmteile und der Darmanhänge auf verschiedene
Substrate, Kohlehydrate, Fette und Eiweißkörper, einwirken ließ.
In keinem Falle trat bei seinen Untersuchungen unter dem Einfluß
des Extrakts der Malpighischen Gefäße eine Spaltung der genannten
Stoffe ein. So kam J.d. Bellesme auf Grund dieser negativen Versuchs-
ergebnisse zu dems:lben Schlusse wie Plateau (73, 74) und
Schindler (82) durch die positiven bei dem Versuche, Exkretstoffe
nachzuweisen:
‚Die Malpighischen Gefäße sind ausschließlich. Harnorgane.‘ (82)
Die Exkretionstheorie hat seit diesen drei Forschern, Plateau,
Schindler, Jousset de Bellesme, die meisten Anhänger.
53. Sekretionstheorie.
Die Sekretionstheorie erklärt die Malpighischen Gefäße für aus-
schließlich der Sekretion von Verdauungssäften dienende Organe.
Ihre Vertreter sind z. B. Cuvier 1802 (28), Posselt 1804 (75), Ram-
dohr 1811 (77), Treviranus 1814 (91/92), Dutrochelt 1818 (33),
L. Dufour 1843 (32), Suckow 1829 (89), Karsten 1848 (50),
Simroth 1878 (86). In der modernen Wissenschaft gilt diese Theorie
als überwunden. :
6. v. Gorka’sche Theorie.
Es gibt eine Reihe von Autoren, denen die bisher genannten
Theorien zu einseitig erscheinen, und die den Malpighischen Gefäßen
eine viel mannigfaltigere Funktion zuschreiben. Unter ihnen ist vor
allem Alexander v. Gorka zu nennen. Da seine Arbeit 1914 (39)
den Ausgangspunkt für unsere Untersuchungen bildet, soll hier näher
darauf eingegangen werden.
Gorka untersucht zuerst die Anatomie des Darmes und der Mal-
pighischen Gefäße von Gnaptor und Necrophorus, mit denen er seine
Versuche angestellt hat, und versucht dann experimentell die Beweise
Liefern die Malpighischen Gefäße Verdauungssekrete? 165
für die verschiedenen Funktionen, die er den Malpighischen Schläuchen
zuschreibt, zu erbringen. Nach seinen Untersuchungsresultaten spielen
die genannten Organe im Stoffwechsel der Käfer eine außerordentlich
vielseitige Rolle: Sie sind: a) Resorptionsorgane, b) Speicherungs-
organe, c) Exkretionsorgane und d) Sekretionsorgane.
ad a) An der Resorption der Nahrung sind die Malpighischen
Gefäße von Gnaptor nach Gorkas Ansicht in der Weise beteiligt, daß
die im vorderen Teile des Enddarmes resorbierte, zwischen Epithel
und Muskelschicht nach hinten wandernde und sich in der Wand des
Rektums ansammelnde Nahrung durch : Vermittelung des rektalen
Netzwerks der Malpighischen Gefäße in die Leibeshöhle gelangt.
ad b) Von Kalkablagerungen in den Malpighischen Gefäßen
schließt Gorka darauf, daß die Schläuche der Speicherung von Stoffen
dienen (vgl. Heckels Fütterungsversuche mit Arsen (43) und Mayets
Feststellung von Kaleiumkarbonat in den Malpighischen Gefäßen (62).)
‚ad c) Die am stärksten in den Vordergrund tretende Aufgabe
ist auch nach Gorka die der Exkretion. Eine Nachprüfung der in den
Malpighischen Gefäßen vorkommenden Exkretstoffe hatte im wesent-
lichen dasselbe Resultat wie die diesbezüglichen Forschungen aus
älterer Zeit. Die Exkrete werden nach Gorkas Überzeugung unmittel-
bar ın den Enddarm ausgeschieden, wofür er die Unabhängigkeit
der Peristaltik dieses Darmabschnittes von der des Mitteldarmes als
Grund anführt. | |
ad d) Nun sind aber die Malpighischen Gefäße nicht das einzige
Exkretionsorgan der Insekten, sondern Fettkörper, Önocyten ‚und
Mitteldarm nehmen auch an der Ausscheidung von Harnsäure teil.
Dafür kann aber, so schließt Gorka, die Exkretion nicht allein die
Aufgabe der Malpighischen Gefäße sein. Zu der exkretorischen und den
oben erwähnten verhältnismäßig unbedeutenden Funktionen muß
noch eine wichtige hinzukommen. Darauf deuten auch schon die
zwei Teile der Malpighischen Gefäße, die man auf Grund der histo-
logischen und anatomischen Struktur, ferner durch ihr Verhalten
injizierten Farbstoffen gegenüber unterscheiden kann. Der eine Teil
umfaßt den frei in der Leibeshöhle suspendierten Abschnitt und dient
der Exkretion. Der andere Teil besteht aus dem Netzwerk an der
Wand des Rektums und ist nach Gorkas Untersuchungen nicht an der
Exkretion beteiligt. Wenn es sich bei der Funktion dieses zweiten
Abschnittes um Sekretion von Verdauungsstoffen handelt, so muß
die Möglichkeit gegeben seın, daß der Inhalt der Gefäße in den Mittel-
darm eintreten kann, um bei dem Abbau der Nahrung mitzuwirken.
Dafür führt Gorka an:
l. Die anatomischen und morphologischen Verhältnisse von
Mitteldarm und Malpighischen Gefäßen,
2. die Reaktionsverhältnisse von Darm und Malpighischen Ge-
fäßen und |
3. die Peristaltik des Mitteldarmes und die Funktion der peri-
trophischen Membran.
t, Heft
166 Elisabeth Dirks:
ad 1. Die Einmündung der Malpighischen Gefäße erfolgte bei
allen untersuchten Käfern ın den Mittel- und nicht in den Enddarm.
Bei Gnaptor stellte Gorka hinter der Insertionsstelle noch typische
Mitteldarmepithelzellen fest. Der große Sphinkter (Valvula pylorica
und Pylorus), der den Mitteldarm anatomisch und physiologisch vom
Enddarm trennt, liest hinter der Einmündung der Gefäße.
ad 2. Beim normalen Käfer reagiert der Mitteldarm ım seinem
vorderen Teile sauer, im hinteren dagegen entsprechend dem Sekret
der Malpighischen Gefäße alkalisch. Durchschneidet man die Mal-
pighischen Gefäße, sodaß ıhr Sekret nicht in den Darm gelangen
kann, so ist die Reaktion auch ım hinteren Teile des Mitteldarmes
sauer.
ad 3. Die peritrophische Membran schließt die Nahrungsmassen
ein und leitet sie mit Hilfe der Mitteldarmperistaltik langsam dem
Enddarm zu. Zugleich ermöglicht sie ebenfalls mittels der peristaltischen
Bewegung des Darmesein Hin- und Herströmen der Flüssigkeit zwischen
peritrophischer Membran und Mitteldarmepithel, also eine Ver-
mischung des Mitteldarmsaftes mit dem Sekret der Malpighischen
Gefäße, das dadurch zugleich in den vorderen Teil des Mitteldarmes
gelangt. Durch die Vermischung entstehende Differenzen des osmo-
tischen Druckes zwischen dem Inhalt der peritrophischen Membran
und der Flüssigkeit, die sich zwischen dieser und der Darmwand
befindet, erlauben sowohl den Austritt der resorptionsfähigen Stoffe
aus dem Innern der Membran wie auch den Eintritt der Verdauungs-
flüssigkeit in den Innenraum.
Dafür, daß ein Einfluß des Sekretes der Malpighischen Gefäße
auf den Verdauungsvorgang im Mitteldarm nicht nur möglich ist,
sondern tatsächlich besteht, bringt Gorka zwei Beweise: ]. einen
morphologischen und 2. einen physiologischen Beweis.
ad 1. Durch Vergleich von Schnitten aus dem Mitteldarm nor-
maler Gnaptoren und solcher mit durchschnitteren Malpighischen
Gefäßen kommt Gorka auf den Gedanken, daß das Sekret der
Schläuche anreizend und regulierend auf die sekretorische Funktion
der Mitteldarmepithelzellen wirken muß.
ad 2. Eine Bestätigung seiner Annahme glaubt Gorka auch in den
Ergebnissen seiner physiologischen Untersuchungen zu erkennen,
die besagen, daß ein wässeriger Auszug der Malpighischen Gefäße
auf die im wässerigen Extrakt des Mitteldaınies anwesenden Ver-
dauungsenzyme nicht hemmend, sondern fördernd einwirkt.
Nach diesen Feststellungen untersuchte Gorka den Gehalt der
Malpighischen Gefäße selbst an Fermenten und fand, daß ein wässeriger
Auszug der Malpighischen Gefäße auf Eiweißstoffe, namentlich Eiweiß-
stoffe des Blutserums und Kasein, ohne Einfluß ist, daß er dagegen
Fette, Stärke, Glykogen, Rohrzucker, Glukoside (Arbutin, Amygdalın,
Phloridzin) spaltet, während er unter den Kohlehydraten Inulin
und Laktose gegenüber wirkungslos ist.
Die Malpighischen Gefäße von Gnaptor enthalten also nacı Gorka
l. Lipase, 2. Diastase (Amylase), Invertin, ein Glukoside spaltendes
Liefern die Malpighischen Getäße Verdauungssekrete? 167
Enzym, dazu fand er 3. Peroxydase, Tyrosinase, Katalase
und Aldehydase, die Salizylaldehyd zu Salızylsäure oxydiert.
Es fehlen die proteolytischen Enzyme, sowie Inulase und Laktase.
Ein Enzym, das aus dem aus Polysacchariden entstandenen Trauben-
zucker Aethylaıkoho. bi.det, konnte auch nicht nachgewiesen werden.
Die kräftigste Wirkung sollen nach Gorkas Versuchen die kohle-
hydratspaltenden Fermente der Malpighischen Gefäße haben.
Der Vollständigkeit wegen berichten wir an dieser Stelle noch kurz
über einige Spezialfunktionen der Malpighischen Gefäße, die nach-
gewiesen wurden.
Nach M. V. Mayets 1896 (62) Angabe stellte Fabre durch Analyse
fest, daß der Deckel, der die Puppenwiege der Cerambyciden von
innen schließt, aus Kalciumkarbonat besteht. Mayet selbst fand bei
mehreren Cerambyciden am Ende des Larvenstadiums große Mengen
desselben Salzes in vier von den sechs Malpighischen Gefäßen dieser
Insekten. Wenn die Puppenzeit beginnt, sollen die Larven durch
den Mund die seiner Meinung nach aus den Malpighischen Gefäßen
stammende kalkhaltige Flüssigkeit von sich geben, um ihre Puppen-
wiege damit zu verschließen.
Nach Ansicht von Lozinskı 1911 (58) werden die Malpighischen
Gefäße der Myrmeleoniden-Larven, wenn die Zeit des Einspinnens
kommt, sogar zu Spinndrüsen umgewandelt.
Es erübrigt sich, auf alle oben erwähnten Forschungsergebnisse
weiter einzugehen, da über die älteren Untersuchungen Schindler
(82) einen guten geschichtlichen Überblick gibt, und da die neueren
Resultate sich größtenteils bei Gorka (39) referiert finden.
Ebenso unangebracht wäre die Angabe der gesamten umfang-
reichen Literatur, die sich mit der Resorptionsfähigkeit, der Histologie,
Morphologie, Insertion usw. der Malpighischen Gefäße beschäftigt.
Es sei statt dessen verwiesen auf die beiden genannten Forscher und
die Lehr- und Handbücher der Physiologie, von denen wir hier nur
OÖ. v. Fürth 1903 (37) und Winterstein 1921 (35) und 1911 (12)
nennen.
II. Versuchstiere.
Die vorliegende Arbeit bietet eine physiologische Untersuchung,
wie sie Gorka anregt, und zwar haben wir uns darauf beschränkt,
den Teil der Gorka’schen Ergebnisse an Vertretern anderer Insekten-
ordnungen nachzuprüfen, der von der Verdauung handelt, d.h. die Frage
zu klären, ob die Malpighischen Gefäße Fermente enthalten.
Als Versuchstiere dienten uns: 1. ein Vertreter der Orthopteren,
Blatta L. (= Periplaneta Burm.) orientalis L., 2. verschiedene Lepi-
dopterenraupen, Phalera bucephala L., Lymantria dispar L., Macro-
thylacıa (Bombyz) rubi L. und Cerura (Harpyia, Dicranura) vınula L.
Diese Insekten waıen leicht zu beschaffen, in Gefangenschaft
zu halten und zu züchten. Schaben und Raupen eigneten sich ferner
deshalb für unsere Zwecke, weil es verhältnismäßig große Insekten
sind, die eine entsprechende Menge Extrakt liefern. Unsere Versuchs-
4. Heft
168 Elisabeth Dirks:
tiere waren außerdem fähig, ein mehrtägiges Hungern ungeschäoigt
auszuhalten, eine Eigenschaft, deren Wert unsere Vorversuche er-
kennen lassen. Dazu kommt, daß Bau und Lage ihrer Verdauungs-
organe die Herstellung solcher Versuchsflüssigkeiten =rmöglichtn,
die wir zur Lösung unserer Frage nötig hatten.
Die Schaben bezogen wir aus Bäckereien und hielten sie in Ge-
fäßen, wie sie Joh. Wille (97) für Phyllodromia germanica als g:-
eignet gefunden hat. Auf den Boden eines Aquariums kam eine un-
gefähr 5 em dicke Schicht Sägemehl, die zur Hälfte feucht gehalten
wurde, darüber eine 10—15 cm hohe Lage Holzwolle, die den Schaben
als Scalupfwinkel diente. Das durch ein Drahträhmchen verschlossene
Gefäß wurde den Lebensgewohnheiten der Tiere entsprechend an
einem dunkeln und warmen Orte aufgestellt. Die Nahrung bestand.
in gekochten Kartoffeln, eingeweichtem Brot, Zucker, Mehl und
Stärke. |
Von den Raupen eignsten sich die Macrothylacıae am besten. Sie
wurden von August bis September in großer Zahl eingesammelt und in
einer verschlossenen, mit einem Drahtfenster versehenen Kiste auf-
bewahrt, Heidekraut, das mit Sand und Wurzeln aus der Erde ge-
nommen und öfter erneuert wurde, diente ihnen zugleich als Uater-
schlupf und Nahrung. Macrothylacia rubi überwintert als Raupe und
verpuppt sich im März. Wır konnten also den ganzen Herbst und
Winter hindurch die Raupen zu unseren Versuchen benutzen, ohne
Veränderungen im Organismus infolge einer bevorstehenden Ver-
puppung befürchten zu müssen.
III. Versuchstechnik.
Die Anatomie und Histologie des Insektendarmes mit seinen
Anhängen, besonders des Schabendarmes, ist von vielen Forschern
studiert worden, auf deren Werke verwiesen wird. Die Literaturangaben
finden sich in Wintersteins (12) und Schröders (30) Handbüchern.
Wir wenden uns daher gleich der Beschreibung der Versuchstechnik zu.
Gorkas Angaben über seine Technik sind nur seor spärlich,
obwohl unserer Meinung nach gerade zur Lösung der Frage nach der
Funktion der Malpighischen Gefäße nicht genug Gewicht gelegt werden
kann auf die Präparationstechnik und die Methoden zur Herstellung
der Versuchsflüssigkeiten.
Zunächst wurden Scheren, Pinzetten, Nadeln usw. vor der Prä-
paration eines jeden Tieres ausgeglüht. Glasgefäße, Reagenzgläser,
Glasstäbe, Pipetten usw. wurden vor dem Gebrauche gründlich ge-
bürstet, dann mit heißer, konzentrierter Schwefelsäure und Kalıum-
bichromat übergossen, nach !/, Stunde auf mindestens Y/, Stunde in
fließendes Wasser gebracht, dann mindestens 24 Stunden in Leitungs-
wasser stehen gelassen und darauf mit Leitungs- und destilliertem
Wasser gespült und geschüttelt. Die Präparierbecken wurden vor der
Benutzung gebürstet und gespült.
Liefern die Malpighischen Gefäße Verdauungssek!ete? 169
Es handelte sich sodann darum, erstens möglichst frische und
zweitens möglichst reine, d. h. von andern Organen und Geweben ge-
sonderte Versuchsflüssigkeiten herzustellen.
Das erste erreichten wir, indem wir die Tiere einzeln töteten
und sofort nach dem Tode präparierten. Wie sich in einem Versuche
zeigte, werden die Versuchsergebnisse unsicher, wenn man die Insekten
erst längere Zeit nach dem Töten (1'/, d.) verarbeitet. Gorka erwähnt
nichts hierüber, obwohl er zu seinen Versuchen oft Tiere gebraucht
hat, zu deren Präparation nach unseren Erfahrungen ungefähr eine
Stunde nötig ist.
Da die Zentralkanälchen der Malpighischen Gefäße nach dem
Darm zu geöffnet sind, besteht die Möglichkeit, daß Nahrungsteilchen
oder Darmsaft vom Darme her in das Innere der Gefäße gelangen.
Ein Einwandern von Nahrungspartikeln ist bei dem geringen Volumen
der Schläuche wohl kaum anzunehmen. Es könnte sich höchstens
um gelöste Nahrung handeln, wenn man in den Malpighischen Ge-
fäßen Resorptionsorgane sehen will. Denkbar wäre auch ein Eintreten
von Darmsekreten in die Gefäße, was bei Hungertieren der Fall sein
könnte. Darüber fehlen uns eigene Beobachtungen.
Eine größere Fehlerquelle können bei den Versuchen Ver-
unreinigungen bilden, die von außen an die Malpighischen Gefäße
kommen. Leicht kann bei der Präparation Darmsaft an die Mal-
pighischen Gefäße gelangen, ebenso das Sekret von Speichel- und
Spinndrüsen, die sich lang durch den Körper hinziehen und beim
Präparieren verletzt werden können. Auch Teilchen vom Fettkörper,
in den die Gefäße eingebettet sind, können unschwer dem Extrakt
der Malpighischen Gefäße beigemengt werden. Dazu kommt noch der
Einfluß der Lymphe, die die Organe umspült.
Gorka scheint durch derartige Beimischungen auch eine Störung
der Resultate gefürchtet zu haben. Er schreibt selbst nichts darüber.
Aber wozu hätte er die Malpighischen Gefäße sonst mit destilliertem
Wasser abgespült, ehe er sie zum Versuche gebrauchte? Unserer
Meinung nach erreicht man aber durch solche Maßnahmen die Be-
seitigung von Fremdstoffen nicht. Die Beeinflussung von innen her
ist überhaupt nicht auszuschalten, jedenfalls nicht durch ein zwei-
bis dreimaliges Spülen mit sterilisiertem Wasser. Wir haben deshalb
auf ein Spülen der Malpighischen Gefäße mit destilliettem Wasser
verzichtet, zumal da wir beobachteten, daß der Inhalt der Gefäße
augenblicklich ausfließt, sobald sie geöffnet sind, was beim Ab-
präparieren doch nicht zu vermeiden ist. Man sieht das sowohl unter
dem Mikroskop wie auch rein makroskopisch, da das Wasser, in das
man die Malpighischen Gefäße legt, auf der Stelle dem Inhalte der
Schläuche entsprechend eine grünlich gelbe Farbe annimmt. Statt
dessen legten wir zunächst Wert auf eine möglichst sorgfältige Prä-
paration. Dabei kam es einmal darauf an, keinen Darmsaft von außen
her in den Extrakt der Malpighischen Gefäße gelangen zu lassen.
Wir benutzten niemals Tiere, die beim Tode durch Mund oder After
Darmsaft von sich gegeben hatten, dessen intensiv wirkende Fermente
4. Neit
170 Elisabeth Dirks:
durch ein einfaches Abspülen der ganzen Tiere nicht beseitigt worden
wären. Es erwies sıch in dieser Beziehung als praktisch, die Schaben
in Chloroformdämpfen, die Raupen in mit Äther getränkten Lappen
zu töten. Eine Verunreinigung der Malpighischen Gefäße durch Darm-
saft von außen her konnte auch durch Verletzung des Darmes bei der
Präparation hervorgerufen werden. Die Trockenpräparation hätte
diese Fehlerquelle vielleicht umgangen, da dabei die Organflüssig-
keiten nicht so leicht gemischt und transportiert werden wie unter
der Mitwirkung von Wasser. Wir bedienten uns indessen der Präpa--
ration unter Wasser, weil schwimmende Organe nicht so leicht ver-
letzt werden wie fest aufeinander gelagerte, und weil, wenn trotzdem
eine Verletzung eintritt, diese der Beobachtung unter Wasser viel
schwerer entgeht, da austretende Luftblasen und Sekrettröpfchen
die angeschnittene Stelle verraten. Tiere, deren Darm bei der Prä-
paration beschädigt wurde, wurden selbstverständlich nicht zum
Versuche gebraucht. Ebenso vermieden wir ein Zerreißen oder An-
schneiden der Spinndrüsen. Die mit den Malpighischen Gefäßen
verwachsenen Fettkörperteile wurden vorsichiig entfernt. Wir be-
nutzten bei der Präparation für jedes Organ oder Gewebe eine be-
sondere Pinzette, um Beimengungen anderer Extrakte zu verhindern.
Da man aber bei einer noch so sauberen Präparation niemals
ganz sicher sein kann, sämtliche fremden Einflüsse ausgeschaltet zu
haben, so unterzogen wir alles, was an Organen, Geweben oder Flüssig-
keiten irgendwie mit den Malpighischen Gefäßen in Berührung kommt,
einer Untersuchung auf den Gehalt an Fermenten. Wir untersuchten
also außer den Malpighischen Gefäßen den Darm, die Speichel- bezw.
Spinndrüsen, den Fettkörper und die Lymphe.
Bei der Herstellung der Versuchsflüssigkeiten verfuhren wir
folgendermaßen:
Die Schaben wurden von der Bauchseite her aufgeschnitten,
mit Nadeln in ein Präparierbecken gesteckt und mit Wasser bedeckt.
Dann wurde zuerst der Fettkörper vorsichtig weggeräumt, dann die
Malpighischen Gefäße mit einem Pinzettengriff abgerissen, dann der
Mitteldarm ebenfalls mit einem Griff herausgenommen; er löst sich
von selbst von beiden Enden. Es folste der Enddarm. Durch Ab-
reißen des Kopfes gewannen wir zuletzt Kropf und Speicheldrüsen.
Die Raupen öffneten wir vom Rücken her. Wir schnitten zuerst
. am Hinterende ein kleines Loch in die Haut und sammelten die hervor-
quellende Lymphe. Sodann steckten wir die aufgeschnittenen Tiere
ebenfalls unter Wasser auf und präparierten nacheinander Malpighische
Gefäße, Fettkörper, Spinndrüsen und Darm heraus.
Von den Raupen genügte ein Tier zu einem Versuche, von den
Schaben dagegen benutzten wir fünf Exemplare, um einigermaßen
ausreichende Extraktmengen zu erhalten. Wir fügten zu den Mal-
pighischen Gefäßen, Darm usw. von je einer Raupe je 0,5 ccm ag. dest,
zu den entsprechenden Organen von je fünf Schaben je 1 cem.
Von einem Verreiben mit Quarzpulver oder Glas, wie es Gorka
vornahm, wurde abgesehen, um die an sich kleinen Fermentmengen
Liefern die Malpighischen Gefäße Verdauungssekrete? 171
durch Adsorption von seiten des Glases nicht noch mehı zu verringern.
Auch das Filtrieren unterließen wir in der Regel, um nicht zuviel von
den Versuchsflüssigkeiten zu verlieren.
Um Bakterienwirkung auszuschalten, wurden alle Glassachen
vor dem Gebrauche ein bis zwei Stunden in einen Dampfkochtopf ge-
bracht. Das oben schon erwähnte Ausglühen der Pinzetten, Scheren
usw. zu Reinigungszwecken diente zugleich als Sterilisation. Den
Extrakten wurde sodann soviel Toluol zugesetzt, daß die Oberfläche
der Flüssigkeiten gegen die Luft abgeschlossen war.
Die so zubereiteten Versuchsflüssigkeiten wurden in durch Korke
versenlossenen Gläsern bei möglichst kühler Temperatur zum Zwecke
des Extrahierens einige Stunden stehen gelassen, ehe das Substıat
zugesetzt wurd..
IV. Vorversuche.
Ehe wir mit der Besprechung unserer Versuche beginnen, müssen
wir noch über zwei Vorversuche berichten, deren Ergebnisse wir für
die eigentlichen Untersuchungen nutzbar machten.
1. Es wurden zwei Raupen von der Art Phalera bucephala L.,
die zwei Tage gehungert hatten, präpariert, von der einen Raupe nur
der Darmsaft, von der anderen Darmwand und Darmsaft genommen
und zu beiden Extrakten 0,2 ccm einer einprozentigen Lösung von
löslicher Stärke hinzugefügt. Bei einer Kontrolle nach 2/, Std. stellten
wir durch Jodprobe (mit Hilfe der von Biedermann (11) und Lo-
wartz (56) benutzten Plattenmethode) fest, daß beide Versuchs-
flüssigkeiten die Stärke vollständig abgebaut hatten. Die Kontrolle
(0,5 com aq. dest. + 0,2 ccm einprozentige Lösung von Jlöslicher
Stärke) färbte sich mit Jod blau. Dasselbe Ergebnis natte ein ent-
sprechender Versuch, bei dem wir statt der löslichen Stärke Amylose
(Bütschli) zusetzten. Als wir nach !/, Std. mit Jod prüften, waren beide
Flüssigkeiten achromisch, die Kontrolle blau.
Aus diesen Versuchen geht hervor, daß der Darmsaft allein eine
ebenso starke Fermentwirkung ausübt wie ein Extrakt der Darm-
wandung mit dem Darmsaft. Diese Tatsache stimmt mit Bieder-
manns Feststellung an Tenebrio molitor (11) überein, wonach die
Enzyme erst aus den zu Beginn der Verdauung abgestoßenen Epithel-
zellen frei werden und sich dem Inhalte des Darmes beimischen. Wir
benutzten daher, um die Tiere möglichst auszuwerten, außer der Darm-
wand, die Gorka sorgtältig mit destilliertem Wasser abspült — wahr-
scheinlich, um sie nahrungsfrei zu erhalten er; macht selbst keine
Angabe darüber; — auch den Darmsaft von Hungertieren (s. u.),
ja in einigen Fällen, wenn es praktisch erschien, sogar den Darmsaft
allein, zu unsern Versuchen.
2. a) Wir fütterten fünf Schaben zwei Tage lang reichlich mit
löslicher Stärke und präparierten sie in der angegebenen Weise. Die
Därme waren hei der Präparation prall gefüllt mit ein«m grauweißen
Nahrungsbrei. Der Enddarm zeigte stets — auch bei den Hunger-
4, Heft
172 Elisabeth Dirks:
tieren! — einen schwärzlichen Inhalt. Mit Jod färbte sich der Kropf-
inhalt violett, die anderen Versuchsflüssigkeiten waren achromisch.
b) Zwei Tage lang reichlich mit löslicher Stärke gefütterte Schaben
hungerten noch einen Tag, ehe sie präpariert wurden. Der Darm war
in demselbsn Zustana wie bei den unter a) erwähnten Tieren. Auch die
Jodprobe hatte dasselbe Ergebnis wie bei den Schaben, die gleich nach
der Nahrungsaufnahme getötet wurden.
c) Fünf Schaben, die acht Tage gehungert hatten, wurden in der-
selben Weise präpariert wie die gefütterten. Der Kropf ı der Tiere war
bei den Hungertieren stets leer von Nahrung, durch Gas aufgebläht
rind enthielt nur ein an sich farbloses Sekret, das aus den Speichel-
drüsen stammt [vgl. Plateau (73)]. Dar Mitteldarm war ebenfalls frei
von Nahrungspartikeln, dagegen aber reichlich angrfüllt von ciner
braunen Flüssigkeit.
Zu den unter a, b und ce genannten Extrakten wurden je 0,2 cam
einer einprozentigsen Lösung von löslicher Stärke hinzugefügt.
Das Resultat für Kropf, Mitteldarm und Enddarm war folgendes:
Kropf: a) nach 1 Std. 50 Min achromisch, b) nach 2 Std 30 Min.
fast achromisch, c) nach 20 Min. achromisch.
Mitteldarm: a) nach 40 Min. achromisch, b) nach 1 Std. 30 Min.
achromiscn, c) nach 5 Min. achromisch.
Enddarm: a) nach 1 Std. 50 Min. fast achromisch, b) nach 2 Std.
30 Min. achromisch, c) nach 2 Std. 45 Min. achromisch.
Daraus geht hervor:
l. Kropf und Mitteldarm der Hungertiere bauen wesentlich
schneller ab als die entsprechenden Darmteile bei gefütterten Tieren.
Wir gebrauchten deshalb zu unseren Versuchen Hungertiere und er-
zielten dadurch den größtmöglichen Formenreichtum und zugleich
Extrakte, die frei waren von Nährstoffen.
2. Beim Enddarm zeigten sich keine Unterschiede zwischen Hunger-
und Futtertieren, weder in der Darmfüllung noch ın der Ferment-
wirkung. Es ist anzunehmen, daß das im Enddarm wirksame Ver-
dauungssekret aus dem Mitteldarm stammt.
3. Der Unterschied in der Verdauung zwischen Tieren, die gleich,
und solchen, die einen Tag nach der Nahrungsaufnahme getötet wurden,
ist nicht sehr hervortretend. Die Darmfüllung ist die gleiche. Wir
ließen die Tiere zu unsern Versuchen immer so lange hungern, bis
Kropf und Mitteldarm keine Nahrung mehr enthielten. Das trat nach
ungefähr fünf bis sieben Tagenein. Die Schaben konnten bis zu 14 Tagen
den Hungerzustand aushalten, doch war der Feitkörper bis dahin fast
ganz aufgezehrt. Nach sieben bis acht Tagen des Hungerns waren die
Schaben am besten geeignet, die Raupen, je dach der Art, nacn zwei
bis vier Tagen. Bei den Raupen war dann der ganze Darm leer von
Nahrung, aber stark angefüllt von braunem Darmsaft, der an der Luft
nachdunkelts, ein Vorgang, der auf die Anwesenheit von Tyrosinase
schließen läßt [vgl. Biedermann (11)].
Liefern die Malpighischen Gefäße Verdauungssekrete? 173
V., Kohlehydratspaltende Fermente.
Wir beginnen nunmehr mit der Beschreibung der einzelnen Ver-
suchsergebnisse, und zwar mit der Wirkung unserer Extrakte auf ver-
schiedene Kohlehydrate. Es soll zuerst das Verhalten der einzelnen
Versuchsflüssigkeiten besprochen und dann an Hand von ganzen
Protokollen die Wirkung der Extrakte miteinander verglichen werden,
und zwar werden immer zuerst die Versuche mit den Schaben, dann
die mit den Raupen zu behandeln sein. Zu allen Kohlehydratunter-
suchungen wurde ein Extrakt in der oben angegebenen Weise her-
gestellt. Die Versuche wurden immer durchschnittlich drei Tage hin-
durch kontrolliert. Die Substrate wurden in jedesmal frisch herge-
stellten einprozentigen Lösungen verwendet, von denen zu jedem
Extrakt je 0,2 cem zugesetzt wurden. Die Zeitangaben in den Proto-
kollen beziehen sıcn auf den Augenblick des Substratzusatzes. Bei den
Zuckerproben bedeutet ein Kreuz (+) einen geringen Kupfernieder-
schlag bei der Fehlingsprobe bezw. eine kleine Anzahl von Osazon-
kristallen bei der Phenylhydrazinprobe, zwei Kreuze (+-+-) mehr
Niederschlag bezw. Osazonkristalle und drei Kreuze (+---+-) einen
starken Niederschlag bezw. sehr viele Osazonkristalle. Für die Phenyl-
hydrazinprobe stellten wir uns jedesmal eine frische Lösung von 1,5 g
Natriumazetat und 1 g Phenylhydrazin in 10 ccm aq. dest. her und
mischten diese Lösung zu ungefähr gleichen Teilen mit der Versuchs-
flüssigkeit in einem Reagenzglase, das im Wasserbade gekocht wurde.
Wir unterschieden dabei Maltosazone und Glukosazone 1. nach ihrer
Löslichkeit inWasser und 2.nach dem Zeitpunkte des Auskristallisierens.
Maltozone sind in heißem Wasser löslich, fallen also nur in der Kälte
aus, Glukosazone dagegen sind in heißem Wasser unlöslich, fallen also
auch in der Hitze aus. Maltosazone kristallisieren nach ungefähr
1!/, bis 2 Std. aus, während Glukosazone schon nach !/, Std. erscheinen.
Laktosazone haben ähnliche Eigenschaften wie Maltosazone. Von unsern
Versuchsprotokollen bringen wir immer nur einige typische. Die
Digestion ging, wenn nicht besonders andere Angaben gemacht sind,
im Thermostaten bei 30-40° vor sich.
1. Amylase.
a) Substrat: Lösliche Stärke.
a) Schaben.
Beim Extrakt der Malpighischen Gefäße zeigte die Jodprobe
im allgemeinen höchstens violette Farbe, die dann bis zum Abschluß
des Versuches bestehen blieb (vgl. Protokoll 1). Violettfärbung trat
nach Protokoll 1 schon nach ungefähr 20—30 Std. ein. Der Zeitpunkt
lag in manchen anderen Versuchen später (vgl. Protokoll-2). Zwischen
diesen beiden Extremen bewegen sich die Versuchsergebnisse. Nur
in einem Falle trat ein rötlicher Farbton auf (vgl. Prot. 3). Niemals
aber kam es bis zum achromischen Punkt.
174
Elisabeth Dirks:
Protokoll l.
Schaben.
Der Extrakt der
M.G. wurde kon-
trolliert nach:
20 Min.
1 Std.50 „,
220,2
32 ;;
AT „80,
0,
35 ” 30 ”
1187,,7300%)
144. „30 7,;
Lösl. Stärke.
Die
Jodprobe ergab:
blau
?
blau, wenigviolett
violett
”
Protokoll 2.
Schaben. Lösl. Stärke.
Der Extrakt der
Die
en: vn Jodprobe ergab:
20 Std. blau
24 ” ’R)
al ” ”
44 ” R)
90 ” ”
63% blau-violett
91 ,, 30Min. * ie
119,90 violett
Der Kropfextrakt baute in allen Versuchen vollständig bis zum
achromischen Punkt bei der Jodprobe ab, ebenso die Extrakte von
Mitteldarm und Enddarm. Auch die Phenylhydrazinproben, die gleich
nach Eintritt des achromischen Punktes angesetzt wurden, bewiesen
den Abbau der Stärke unter dem Einfluß der Darmextrakte. Es fanden
sich Maltosazone und Glukosazone (vgl. Prot. 6).
Protokoll 3.
Der Fettkörper spaltete die Stärke ebenfalls (vgl. Prot. 4).
Schaben.
Der Extrakt der
M.G. wurde kon-
trolliert nach:
4 Std.
27,7
47 „ 30Min.
69 ,„ 30 Min.
9 5
LS ENDE
Lösl. Stärke.
Die Jodprobe
ergab:
blau
violett
„
Ri] :
violett-rötlich
rötlich
Der
Abbau verlief nicht immer so schnell. Oft blieb die rote Farbe lange
bestehen (vgl. Prot. 5). Nicht in allen Versuchen kam der Abbau bis
zum achromischen Punkt, jedoch stets bis zur Erythrodextrinstufe.
Protokoll 4.
Schaben.
Der Fettkörper-
extrakt wurde
kontrolliert nach:
4 Std.
21
PR)
Lösl. Stärke.
Die Jodprobe
ergab:
violett
achromisch
Protokoll 5.
Schaben. Lösl. Stärke.
Der Fettkörper-
extrakt wurde Die Jodprobe
kontrolliert nach: ergab:
35 Min. blau
1 8:d:: 50)
22, violett
32 „ violett-rötlich
47 ” 30; rot
TE 2
95:0, rB :
118, a0 f
144: „2 5, 5
Liefern die Malpiphischen Gefäße Verdauungssekrete? 17
db)
Protokoll 6.
Schaben. Lösl. Stärke.
Extrakte von
Zeit: Malp. Gef. Kropf Mıtteldarm Enddarm Fettkörprer Kontrolle
30—40° bei Zimmertemperatur 30—40 °
h e
5 Min. Jodprobe: _ Jodprobe: Jodprobe: Jodprobe:
rötl.— violett achromisch blau blau
15 Jodprobe: Zusatz von Jodprobe :
E» blau 0,2ccm Subst. blau
0 Jodprobe: Jodprobe: Jodprobe:
7 achromisch achromisch blau—violett
95 Zusatz von Zusatz von
ki 0,2ccm Subst. 0,2ccm Subst.
30 Jodprobe: Jodprobe: Jodprobe: Jodprobe: Jodprobe:
< blau achromisch violett blau blau
35 Jodprobe: Zusatz von
* violett 0,2ccm Subst.
Jodprobe:
un rot
M „ Jodprobe: Jodprobe:
3 achromisch blau
4 „ Jodprobe: Jodprobe:
rot violett
50 Jodprobe:
” fast achrom,
60 Jodprobe: Jodprobe: Jodprobe:
e achromisch violett—rötl. blau
65 Jodprobe: Vonhier an: Jodprobe:
” blau 30-40 ° blau
Phenylhydr.- Phenylhydr.- Jodprobe: |
12), Std. Probe an- Probe an- rot
| gesetzt gesetzt
Viele Jodprobe:
Glukosazone achromisch,
Be, 4 + -+ Phenylhydr.-
Probe an-
gesetzt
1, Jodprobe
Sn blau
£ Viele] Wenige
El, Maltosazone Glukosazone
| 3 Vo Bes
94 Jodprobe: Jodprobe: Jodprobe:
m ” violett violett—rot blau
| 4gı Jodprobe: Jodprobe: Jodprobe:
en blau rot blau
23 Jodprobe: Jodprobe: Jodprobe:
Mr violett rötl.,fastachr. blau
1 | Jodprobe: Jodprobe:
Sn achromisch blau
176 Elisabeth Dirks:
Die Kontrolle (1 cem aq. dest. + 0,2 ccm einer einprozentigen
Lösung von löslicher Stärke) färbte sich mit Jod stets blau.
Lösliche Stärke wird nach unseren Versuchen abgebaut von
Kropf, Mitteldarm, Enddarm und Fettkörper, nicht aber von den
Malpighischen Gefäßen. Aus Protokoll 6 geht hervor, daß der Mittel-
darm am schnellsten die Stärke abbaut, nach 5 Min., dann folgen Kropf,
Enddarm und Fettkörper. Der Extrakt der Malpighischen Gefäße
bringt die Stärke nur bis zur Amylodextrinstufe.. Wir glauben, bei
einem Vergleich mit der Wirkung der anderen Extrakte in diesem Falle
nicht von einer typischen Fermentwirkung reden zu dürfen, sondern
müssen für diese Andauung des Substrates andere bisher ungeklärte,
wohl auf chemischen Veränderungen des Präparates beruhende Ursachen
verantwortlich machen.
Bei ganz gleichen Versuchsbedingungen fällt die. Gesenwindigkeit
des Abbaus der Stärke duren die Versuchsflüssigkeiten immer etwas
verschieden aus (vgl. Prot. 4und 5). Dasselbe zeigen auch die Ver-
suche mit anderen Substraten. Diese Beobachtung erklärt sich wohl
dadurch, daß bei jedem Versuche mit anderen Tieren gearbeitet wurde
und sich so individuelle Unterschiede bemerkbar machten. In der
Kleinheit des Objekts liegt ja eine der Hauptschwierigkeiten bei der
Untersuchung der Verdauungsvorgänge der Insekten. Während man
bei Wirbeltieren z. B. den Extrakt einer Verdauungsdrüse oder das
Blut von einem einzigen Tiere für eine ganze Reihe von Versuchen
verwenden kann, ist bei den Insekten zu jedem einzelnen Versuche
mindestens ein ganzes Tier nötig, meistens gebraucht man sogar
mehrere. Wir arbeiten also bei unseren Versuchen immer mit ver-
schiedenen Fermentmengen im Gegensatz zu Untersuchungen an
größeren Tieren, bei denen man von einer gleichvleibenden Versuchs-
flüssigkeit zu jedem Versuche eine bestimmte Anzahl von Kubik-
zentimetern abmessen kann. Nun spielt ja bei der Lösung unseres
Problems eine genaue Feststellung der Dauer des Abbaus keine Rolle.
Wir können uns mit dem Nachweis begnügen, ob überhaupt eine
Veränderung der Substrate unter dem Einfluß der Extrakte eintritt,
und ob sich diese Spaltung nach Minuten, Stunden oder Tagen voil-
zieht.
ß) Raupen.
Die Reaktionen mit der löslichen Stärke unter dem Einfluß des
Extraktes der Malpighischen Gefäße verliefen im wesentlichen wie
die bei den Schaben (vgl. Prot. 7 und 8).
Protokell 7.. Protokoll ®&.
Raupen. Lösl. Stärke. Raupen. Lösl. Stärke.
Der Extrakt der . Der Extrakt der }
M.G. wurde Be obe M.G. wurde Die eu
kontrolliert nach: BAR: kontrolliert nach: 5 ö :
4 Std. blau 21/, Std. blau-violett
6 N N 161/, N N»
22 n N 48 N N
31 N n 65 N 5 N
48 „ violett SR: violett
Yirz 5
Liefern die Malpighischen Gefäße Verdauungssekrete? E77
In einem Falle zeigte sich bei einer Kontrolle, die wir nach 45 Std.
vornahmen, eine violett-rötliche Jodfarbe; Rotfärbung trat einmal
bei einer Kontrolle nach 122 Std. ein (vgl. Prot. 9). Achromisch fiel
die Jodprobe niemals aus.
Der Darmextrakt zersetzte die lösliche Stärke stets.
Wie bei den Schaben, so baute auch bei den Raupen der Fett-
körper lösliche Stärke ab (vgl. Prot. IO und 11). Manchmal verlief
der Abbau bedeutend langsamer. Der achromische Punkt wurde
innerhalb der Versuchsdauer nicht immer erreicht (vgl. Prot. 12).
Protokoll 9. Protokoll 10.
Raupen. Lösl, Stärke. Raupen. Lösl. Stärke.
Der Extrakt der Der Fettkörper-
M.G. wurde De aasprobe extrakt wurde Die Jodprobe
kontrolliert nach: ergah: kontrolliert nach: ergab:
15. Std. blau 21/, Std. viol.-rötl.
DE r 161, „ rot
Bun. blau-violett 2 1a achromisch
122, rot
Protokoll 11.
Raupen. Lösl. Stärke.
Der Fettkörper- ;
extrakt wurde ed euprohe
kontrolliert nach: gan:
Protokoll 12.
Raupen. Lösl. Stärke.
er Fettkörper- f
extrakt wurde ik ae
kontrolliert nach: saw:
41/, Std. violett-rötlich 21/, Std. blau
Al in rot as blau-violett
BU fast achromisch ZA. Au .
Be, achromisch 411), „ violett
Aue, 2
Mit den Spinndrüsenextrakten wurde die Amylodextrinstufe
in 2—6 Std. erreicht, in den verschiedenen Versuchen nach 21/,, 21,
41/, und 6 Std. Der Übergang vom Amylodextrin zum Erythrodextrin
und zur Glukose verlief langsam, vor allem auf der Erythrodextrin-
stufe blieb die Reaktion lange stehen (vgl. Prot. 13, 14 und 15).
Die Lymphe baute lösliche Stärke ebenfalls ab (vgl. Prot. 16, 17
und 18). In allen Versuchen wurde der achromische Punkt erreicht.
Protokoll 12. Protokoll 14.
Raupen. Lösl. Stärke. Raupen. Lösl. Stärke.
Der Spinndrüsen- Der Spinndrüsen-
extrakt wurde Die Jodprobe extrakt wurde Die Jodprobe
kontrolliert nach: ergab: kontrolliert nach: ergab:
21/, Std. viol. (Spur rötl.) 41/, Std. violett
Ir schmutzig violett UM, viol.-rötl.
a achromisch a9 rot
69; 7 :
N, = Beate 12 Kan
178 | Elisabeth Dirks:
Protokoll 15. Protokoll 16.
Raupen. Lösl. Stärke. Raupen. Lösl. Stärke.
Der Spinndrüsen- . Der Lymph- .
extrakt wurde 2 uno, extrakt wurde Die ae in
kontrolliert nach: Sa kontrolliert nach: ae,
21/, Std. violett blau (sehr schwach
Ei 4 Dtd. violett)
3 ln R Be Spur violett
5 7
41 1, 5 N N 2 Er,
1212/00), violett-rötlich 22 7 rot
31% rötl. (fast achrom.)
48 „ achromisch
Die Kontrolle (aq. dest. + lösliche Stärke) färbte sich mit Jod
immer blau.
Protokoll 17. Protokoll 18.
Raupen. Lösl. Stärke. Raupen. Lösl. Stärke.
Der Lymph- . Der Lymph- .
extrakt wurde D hr extrakt wurde Die An
kontrolliert nach: Ban: kontrolliert nach: ST
21/, Std. rot 15 Std. achromisch
IT fans, achromisch
Protokoll 19.
Raupen. Lösl. Stärke.
Extrakte von:
a ——————————
Zeit: Malip. Get. Darm Fettkörper Spinndrüs. Lymphe Kontrolle
nach
1/, Std. blau
BE blau blau blau
en blau xok-violekt (Spur viol.) (Spur viol.) (Spur viol.) blau
6; blau rot (S See ol.) violett violett blau
7 rötlich, i
” fast achrom. violett
2 ,„, blau achromisch violett er rot blau
t
Sr blau violett viol.-rot fastachrom. blau
48 „ violett viol.-rötl. rot achromisch blan
a Br Ja rötlich
7135 violett viel.=6tl. 0 ch blau
Der Abbau von löslicher Stärke erfolgt nach unseren Versuchen
durch die Extrakte von Darm, Fettkörper und Lymphe der Raupen,
nicht dagegen durch den Extrakt der Malpighischen Gefäße. Aus
Protokoll 19 geht hervor, daß der Darm am schnellsten abbaut, in
anderen Versuchen schneller als in dem vorliegenden Protokoll. Dann
folgt die Lymphe, dann der Fettkörper. Der Abbau durch die Spinn-
drüsen ist fraglich. Die Malpighischen Gefäße halten mit keiner Ver-
suchsflüssigkeit gleichen Schritt.
Liefern die Malpighischen Gefäße Verdauungssekrete? 179
Über den Fermentgehalt von Spinndrüsen und Fettkörper fanden
wir in der Literatur nirgends eine Angabe.
Was die Lymphe angeht, so konnte von vornherein angenommen
werden, daß sie Fermente enthält. Am eingehendsten ist der Ferment-
gehalt des Wirbeltierblutes untersucht worden. Nach Wohlgemuth
(98) wurde die Diastase im Blute der Wirbeltiere zuerst 1846 von
Magendie studiert. 1892 gelang Röhmann, wie Wohlgemuth
schreibt, der definitive Beweis, daß die Diastase sich normaliter im
kreisenden Blute findet. Auch Bial stellte 1892 fest, daß im Serum
des Blutes und der Lymphe ein diastetisches Ferment enthalten sei.
Wohlgemuth fand, daß die geringsten Mengen an Diastase sich im
Blute von Mensch, Rind und Ziege finden, etwas größere beim Ka-
ninchen, die größten Werte beim Meerschweinchen und beim Hund.
Und zwar enthält der nüchterne Hund ebensoviel Diastase in seinem
Blute wie der reichlich gefütterte, und die Art der Nahrung ist ohne
wesentlichen Einfluß auf den Diastasegehalt des Blutes. Ferner wies
er nach, daß die Diastase im Blut nicht ausschließlich aus dem Pankreas
stammt, sondern Darm, Speicheldrüsen, Leber, Muskeln und Nieren
sind nach seinen Untersuchungen gleichfalls an der Versorgung des
Blutes mit Diastase beteiligt. Ebenso wie Diastase hat man im Laufe
der Zeit die verschiedensten anderen Enzyme im Blute ermittelt. Bei
Hammarsten (42) findet sich eine Zusammenstellung der Blut-
fermente. Nach A. v. Tschermaks (93) tabellarischer Übersicht der
Verbreitung der Fermente im Tierkörper enthalten die Zirkulations-
flüssigkeiten, speziell Blut:
1. Karbohydrasen: Amylase (Dextrinase), Maltase, keine In-
vertase (normalerweise), keine Glukosidase,
2. Esterasen: Butyrinase — zugleich Esterase für Phosphatide
und Jekorine, — keine Lipase,
3. Amidasen: Protrypsin (normalerweise?), keine aktive Pepsinase
oder Trypsinase oder Ereptase, Nuklease, keine Arginase, Throm-
bogen, Antiprotease, speziell Antitrypsinase (?).
Die Ansichten, ob sich normalerweise immer Fermente ım Blute
finden, sind widersprechend. Abderhalden (2) ist der Meinung,
daß das Blutplasma im allgemeinen keine verdauende Kraft besitzt,
weil j4 auch unter normalen Verhältnissen keine Stoffe ins Blut ge-
langen, die plasmafremd sind und eines schnellen Abbaues bedürfen.
Dagegen betont Oppenheimer (70), der dem Blute eine Reihe von
Enzymen zuschreibt, die Bedeutung dieser Fermente mit den Worten:
„Sie können Nährstoffe, die den verdauenden Kräften des Darmes
entgangen sind, noch nachträglich abbauen, und dasselbe auch dann
leisten, wenn solche abbaufähigen Stoffe direkt unter Umgehung des
Darmes, parenteral, eingeführt werden.‘
Aus alledem geht hervor, daß über das Problem „Fermente im
Blut“ noch lange keine Klarheit herrscht. Pütter (76) schreibt:
„Da über den Gehalt des Blutes an Fermenten, Alexinen und anderen
spezifischen Stoffen nur ganz vereinzelte vergleichende Beobachtungen
vorliegen, müssen wir dieses Gebiet, das vielleicht den Schwerpunkt
12* 4 Heft
180 Elisabeth Dirks:
einer künftigen vergleichenden Physiologie des Blutes bilden wird,
ganz beiseite lassen.“ Diese aus dem Jahre 1911 stammenden Worte
haben auch heute noch Gültigkeit.
Über das Blut der Wirbellosen, speziell der Insekten, sind die
Angaben noen weit spärlicher. Man stößt meist nur auf Untersuchungen
von Tyrosinase, Katalase und Oxydase. Kobert (100) fand Diastase
in Coelomflüssigkeit und Blut von Maja squinado und Sipunculus.
Wahrscheinlich ist aber die Diastase auch in der Körperflüssigkeit
anderer Wirbelloser vorhanden, worauf unsere Untersuchungen hin-
weisen können.
b) Substrat: Amylose (Bütschlıi).
«) Schaben.
Die Amyloseversuche verliefen im wesentlichen wie die mit der
löslichen Stärke. Es wurde durch ein !/,-stündiges Kochen und darauf
folgendes Absetzenlassen eine einprozentige Amyloselösung hergestellt.
Bei dem Extrakt der Malpighischen Gefäße der Schaben ging die
blaue Farbe bei der Jodprobe in allen Versuchen nach unge fänr 20 Std.
in eine violette über, die bis zum Schluß bestehen blieb. Ein weiterer
Abbau wurde niemals beobachtet. Stets trat mit der violetten Farbe
eine Ausfällung fester Amylose ein, entsprechend den Beobachtungen
von Lowartz beim Amyloseabbau durch den Flußkrebsmagensaft (56).
Über unsere Versuche vgl. Prot.@und21. Eine Fehlingsprobe,
die ineinem Versuche naca 16!/, Std. vorgenommen wurde, fiel negativ
aus.
Protokoll 20. Protokoll 21.
Schaben. Amylose. Schaben. Amylose.
Der Extrakt der Der Extrakt der
M.G. wurde kon- Die Jodprobe ergab: M.G. wurde kon- Die Jodprobe ergab:
trolliert nach: trolliert nach:
20 Min. blau 21 Std. blau
1 Std. blau A violett
Wr blau 9), violett |
6 viol. mit Ausfällung 117'/, „ viol. mit Ausfällung
= Fe: viol. mit Ausfällung
66 „, viol. mit Ausfällung
1 30 Min. viol. mit Ausfällung
Die Speicheldrüsen bauen ‚„explosionsartig“ ab. Fügt man zu
dem Extrakt aus den Speicheldrüsen einer Schabe 2,0 com Amylose-
lösung und setzt auf der Platte einen Tropfen Jod hinzu, so geht die
anfangs blaue Farbe in wenigen Sekunden in die reine Jodfarbe über.
Den großen Gehalt der Speicheldrüsen an diastatischem Ferment
zeigt auch folgender Versuch: Einem Speicheldrüsenextrakt von fünf
Schaben im I cem aq. dest. wurden 0,2 cem Amyloselösung zugesetzt.
Bei einer Kontrolle nach 5 Minuten fie] die Jodprobe negativ aus.
Nach 10 Min. wurden wieder 0,2 cem Amyloselösung hinzugefügt,
die nach abermals 5 Min. vollständig verdaut waren. Die Fehlings-
Liefern die Malpighischen Gefäße Verdauungssekrete? 181
proben zeigten mit Eintritt des achromischen Punktes stets einen
Kupferniederschlag. Die Phenylhydrazinproben ergaben auch nach
20 Std. noch keine Maltosäzone. Der Abbau war bis zu diesem Zeit-
punkte also erst bis zu den reduzierenden Achroodextrinen vor sich
gegangen. |
Sehr intensiv ist auch die Verdauung im Kropf (vgl. Prot. 22,
23 und 24). Aus der Phenylhydrazinprobe geht hervor, daß der Kropf-
extrakt schon in 6 Min. bis zum Zucker abbaut (vgl. Prot. 24), da
die Speicheldrüsen, die dem Kropf ihr Sekret liefern, nicht so schnell
verdauen, muß man wohl annehmen, daß die Verdauung im Kropf
mit auf Rechnung der vom Mitteldarm eindringenden Sekrete zu
setzen ist [vgl. Deegener (30) und Biedermann (12)j. Wir werden
auf das Problem ‚Übertritt der Mitteldarmsekrete in den Vorder-
darm“ im Schlußkapitel unserer
Protokoll 22.
Arbeit zurückzukommen haben.
Protokoll 23:
(Kropfextrakt) (Kropfextrakt)
Schaben. Amylose. Schaben. Amylose.
nach nach
5 Min. - Jodprobe: _blau-violett 5 Min. Jodprobe: achromisch
m. Ausfällung mit starker
10 „ » achromisch Ausfällung
| m.Ausfällung an i,, . Zusatz von 0,2 ccm
3. „ Zusatz von 0,2 ccm Amylose
Amyl. 351, „ Jodprobe: violett mit
A Jodprobe: violett mit Ausfällung
Ausfällung 40 „, 2 achromisch
0 3 Yan ee Zusatz von 0,2 ccm
Ausfällung Aumylose
5 | 55 Jodprobe: achromisch
6 „ „ „ ai
65 „ Fehlings- 4 rn, Fehlings- +++
probe: ; probe:
Protokoll 24. Protokoll 25.
(Kropfextrakt) (Mitteldarmextrakt)
Schaben. Amylose. Schaben. Amylose.
nach nach
1'/), Min. Jodprobe: achromisch 5 Min. Jodprobe: fast
m. Ausfällung a
m. Ausfällun
a" Zusatz von be hehe 10 ch
Ampyloge h % 3 m. Ausfällung
Ba Jodprobe: achromisch 3a, Zusatz von 0,2 ccm
6 ,„ Fehlings- ze Amylose
probe: aD ;; Jodprobe: Be, mit
Ausfällung
6 R -
en Ba
j achromisch
m.Ausfüllung
0dr.,, 2. achromisch
m. Ausfällung
65 „ Fehlings- nn
probe:
4, Heft
182 Elisabeth Dirks:
Über den Abbau von Amylose im Mitteldarm vgl. Prot. 25 uno 26.
Bei den Phenylhyd azinproben entstanden Maltosazone und Gluko-
sazone.
Im Enddarm wird \m ylose bis zum Zucker abgebaut (vgl. Prot. 27
28 und 29.
Protokoll 26. Protokoll 27.
(Mitteldarmextrakt) (Enddarmextrakt)
Schaben. Amylose. Schaben. Amylose.
nach nach
5 Min. Jodprobe: achromisch 5 Min. Jodprobe: blau
m.Ausfällung 30 „ ES violett
107% Zusatz von 0,2 cem 45, h violett mit
Amylose Ausfällung
154% Jodprobe: fast achrom. 1?/, Std. Y fast achrom.
m.Ausfällung m.Ausfällung
20: > achromisch 1 Fehlings- nz
m. Ausfällung probe:
SBii Zusatz von 0,2 ccm 2 a Phenylhydr.
Amylose angesetzt
30:25 Jodprobe: fast achrom. Oh Ergebnis der
m.Ausfällung Phenylhyd.- +47
als R 3 probe: (Maltosazone)
105 „ FR) ”)
1099; Fehlings- EZ
probe: .
120 ,„ _ Phenylhydra-
zinpr. anges,
180 „ Ergebnis der ED —
Phenylhydr.:
Protokoll 28. Protokoll 29.
(Enddarmextrakt) (Enddarmextrakt)
Schaben. Amylose. Schaben. Amylose.
nach nach
1!/, Std. Jodprobe: achromisch 5 Min. Jodprobe: schmutzig-
graublau
ZH Zusatz von 0.2 ccm ;
Amylose ED.,i;, achromisch
f b mit starker
In Jodprobe: achromisch Ausfällung
6: 95 Fehlings- art 1'/, Std. Fehlings- ur
probe: probe:
6 > Phenylhyd.- +++
probe: |
Um die diastatische Kraft von Kropf, Mitteldarm und Enddarm
zu vergleichen, wurde folgender Versuch angestellt: Während alle
bisher beschriebenen Versuche durch die Jod-Plattenmethode kon-
trolliert wurden, färbten wir zu diesem Versuche die Amylose mit Jod
blau und gaben davon zu den drei Versuchsflüssigkeiten je 0,2 cem.
Beim Kropfextrakt verschwand die blaue Farbe sofort nach Zusatz,
Liefern die Malpighischen Gefäße Verdauungssekrete ? 183
der Extrakt wurde achromisch. B>im Mitteldarm wurde der Extrakt
nach 1 Min. violett, nach 3 Min. achromisch. Der Enddarmextrakt
war nach 3 Min. violett, nach 25 Min. achromisch.
Der Fettkörper spaltete in allen Versuchen das Substrat voll-
ständig, und zwar bis zum Zucker. Die Jodproben fielen negatıv,
die Fehlings- und Phenylhydrazinproben positiv aus (vgl. Prot. 30,
3l und 32).
Protokoll 30. Protokoll 31.
(Fettkörperextrakt) (Fettkörperextrakt)
. Schaben. Amylose. Schaben. Amylose.
nach: nach:
21Std. Jodprobe: achromisch 1!/, Std. _Jodprobe: schmutzig-grau
mit Ausfällnng
21 „ Phenylhydr. ++ 2 4u.% Zusatz von 0,2ccm
probe: Amylose
Dil Jodprobe: rot
6, m ” ”
Zar = achromisch
23 joy Fehlings- 4
probe:
Protok01ll32:
Schaben. Amylose.
Der Fettkörperextrakt
wurde kontrolliert nach:
20 Min. blau
”
Die Jodprobe ergab:
”
12. achromisch m. Ausfällung
Die Kontrolle (1 cem aq. dest. + 0,2cem Amyloselösung) war
mit Jod immer blau. Bei einem Versuche zeigte sich nach 72 Std.
Ausfällung fester Amylose. Die Fehlingsprobe fiel stets negativ aus.
Amylose wird demnach abgebaut von Speicheldrüsen, Kropf,
Mitteldarm, Enddarm und Fettkörper, nicht aber von den Malpighischen
Gefäßen. Ausder ganzen Versuchsreihe (vgl. Prot. 33) und deneinzelnen
Protokollen geht hervor, daß Amylose am schnellsten von den Speichel-
drüsen angegriffen wird. Nicht so explosionsartig wie die Speichel-
drüsen arbeitet der Kropf, der dafür aber schneller bis zum Zucker
abbaut. Gleich darauf folgt der Mitteldarm. Dann kommt der End-
darm. Am langsamsten — nach ungefähr 20 Std. — wirkt der Fett-
körper. Eine Fermentwirkung der Malpighischen Gefäße liegt nicht
vor; die violette Farbe bei der Jodprobe erklärt sich wie bei der löslichen
tärke (vgl. p. 28).
So eindeutig die Jodproben waren, so schwierig war oft die Fest-
stellung eines positiven oder negativen Ausfalls der Fehlingsprobe.
Besonders bei Mitteldarm und Enddarm wirkten die Eigenfärbung
4. Heft
184 Elisabeth Dirks:
und der reiche Eiweißgehalt störend. Der Mitteldarm wurde beim
Kochen mit Fehlings Lösung schmutzigbraun, der Enddarm braun-
schwarz und der Fettkörper milchig-blau bis violett. Ein Versuch,
in dem wir gleichsam einen künstlichen Darmextrakt herstellten,
zeigte ähnliche Reaktionen. Wir mischten in einem Kölbchen: 50 cem
aq. dest., 10 cem einprozentige Amyloselösung, 10 ccm Speichellösung
(1 :100), 5ccm ın Sodalösung emulgiertes Olivenöl, 2 cem Pankreas-
extrakt, eine Messerspitze Pepton, !/, Messerspitze Trypsin und 1),
Messerspitze Harnsäure. Das Gemisch reagierte sauer, es wurde so-
viel Sodalösung zugesetzt, bis blaues Lackmuspapier nicht mehr
gerötet wurde. Das Ergebnis der Jodproben mit dieser Mischung zeigt
Prot. 34. Bei den geringen Mengen unserer Versuchsflüssigkeiten
war ein Kochen mit Tierkohle oder ein Ausfällen der Eiweißkörper
mit nachfolgendem Filtrieren technisch unmöglich. Manchmal schien
uns die Fehlingsprobe negativ zu sein, während die Phenylhydrazin-
probe, die gleichzeitig mit einem Teile desselben Extraktes vorge-
nommen wurde, positiv ausfiel. Wir ließen in einem solchen Falle
die unzweideutige Phenylhydrazinprobe entscheiden. Auch benutzten
wir gelegentlich Glyzerinauszüge einzelner Darmteile zu unseren Ver-
suchen, die auch nach mehreren Tagen noch deutliche Fehlingsproben
zeigten (vgl. Prot. 35).
Protokoll 33.
Schaben. Amylose.
Die Jodprobe ergab bei:
Die Extrakte . \
> Speichel- en Fett- Kon-
a Mal. Gef. "pise Kropf Mitteldarm Enddarm körper trolle
1/, Min. achrom.
Di blau-viol. fast achrom. violett blau
‘ mit Ausf. mit Ausf.
19% achrom. achromisch
mit Ausf. mit Ausf.
15. °;, achrom.
mit Ausf.
20 „ blau blau
1 Std. „ » blau
3 „ „ ” ”
IE violett achrom. „,
mit Ausf. mit Ausf.
43 „ „ >h) y
66 »’ rh „
91); ” ” »
Doch sahen wir im allgemeinen von Glyzerinauszügen ab, weil
die wässerigen Extrakte uns gewöhnlich zur Lösung unserer Frage
verhalfen, und weil zu den Glyzerinextrakten bedeutend mehr Tiere
nötig waren. Zu dem erwähnten Versuche (vgl. Prot. 35) präparierten
wir 20 Tiere, deren Mitteldärme in 4cem Glyzerin zerrieben wurden.
Von diesem Extrakt filtrierte in 24 Std. I cem durch.
Liefern die Malpighischen Gefäße Verdauungssekrete? 185
Protokoll 34.
Protokoll 35.
Amylose. (Mitteldarmextrakt)
Der | Schaben. Amylose.
siehe HINTEN \ Der Glyzerin-
Darmextrakt“ ie Jodprobe ergab: extrakt wurde . et
wurde kon- j kontrolliert Die Jodprobe ergab:
trolliert nach: nach:
0 Std. violetten Farbton 50 Std. ++
= 72, 44
I, PARRSRU N 194 . +44
= „ Protokoll 36.
. ne (Extrakt der Malp. Gef.)
ie, nach vorherigem Kochen R NE
mit Tierkohle: grün ee: aupen. Amylose.
96 „ 1b (+? €
ag Keen ie 45%/, Std. _Jodprobe: blau
173. 2 A Phenylhrd.
918 % 2 i% angesetzt
n n ” VE PER Ergebnis der
Phenylhydraz.: —
8) Raupen.
Die Amyloseversuche bei den Raupen zeigen ähnliche Resultate
wie bei den Schaben. Die Malpighischen Gefäße gaben immer positive
Jodproben und negative Zuckerproben (Fehlings und Phenylhydrazin)
(vgl. Prot. 36, 37 und 38). Eine Fehlingsprobe, die ın einem anderen
Versuche nach 5?/, Std. vorgenommen wurde, fiel ebenfalls negatıv aus.
Protokoll 37.
(Extrakt der Malp. Gef.)
Raupen. Amylose.
nach
1/,Std. : Jodprobe: blau
Be ? blau
mit Ausfällung
22 „ » ”
Le? » »
72 ” P) ”
: 72 ,„ Fehlingsprobe: _
Protokoll 38.
(Extrakt der Malp. Gef.)
Raupen. Amylose,
nach
3], Std. Jodprobe: blau
2 Hp ie .
48!) „ x blau (Spur viol.)
starkeAusfällg.
2027, % 2
70 ,„ Fehlingsprobe: --
Der Darm baute die Amylose ab (vgl. Prot. 39), ebenso Fettkörper
(vgl. Prot. 40) und Lymphe (vgl. Prot. 41 und 42).
4. Heft
186 Elisabeth Dirks:
Protokoll 39. Protokoll 40.
(Darmextrakt) (Fettkörperextrakt)
Raupen. Amylose. Raupen. Amylose.
nach nach
1, Std. Jodprobe: violett 1/,Std. Jodprobe: blau mit
Ausfällung
Bi violett-rötlich 19.5 r blau mit
stark. Ausfällg.
Vale ” achromisch 227% R violett mit
stark. Ausfällg.
22. Zusatz von 0,2 cem 47%, z R
Amylose
y Jodprobe: violett 12.35 = =
Tas 3 achromisch 72 ,„ Fehlingsprobe: + +
72 ,„ Fehlingsprobe: + + +
Die negativen Jod- und Phenylhydrazinproben zusammen mit
positiven Fehlingsproben beim Darmextrakt können nur so gedeutet
werden, daß bis zum Ende der Digestionszeit ein Abbau der Amylese
im Darm erst zu reduzierenden Achroodextrinen stattgefunden hat.
Während die Versuche mit löslicher Stärke an Cerura vinula L.
und Phalera bucephala L. ausgeführt wurden, benutzten wir für die
Amyloseversuche Macrothylacia rubi L. Der ursprünglich grünlich-
weiße Fettkörper von Macrothylacia färbte sich im Gegensatz zu dem
der beiden anderen Raupenarten, der sich nur wenig verfärbte, nach
der Präparation bläulich-violett. Diese Farbe störte besonders bei den
Jodproben. Wie man aus Protokoll 40 ersehen kann, zeigte die Jod-
probe einen violetten Farbton, während die Fehlingsprobe positiv aus-
fiel. Eine Fehlingsprobe mit dem Fettkörper allein war negativ. Es
war also unter der Einwirkung des Fettkörpers aus der Amylose re-
duzierendes Amylodextrin entstanden.
Bei der Untersuchung der Lymphe wirkte ebenfalls die Eigenfarbe
der Versuchsflüssigkeit hinderlich. Die anfangs grüne Farbe geht im
Verlaufe des Versuches in eine tief blau-schwarze über (Tyrosinase-
wirkung), sodaß sowohl die Jod-als auch die Fehlingsproben nicht immer
zu deuten waren. Wir benutzten trotz dieser lästigen Nebenerscheinung
gerade Macrothylacia, weil sie verhältnismäßig die meisten Lymph-
und Fettmengen enthielt und stützten uns auf Reaktionen, die den
Abbau des Substrates unabhängig von Farbwirkungen zeigten. Bei
der Amylose gab die Phenylhydrazinprobe in zweifelhaften Fällen
den Ausschlag. Danach baut die Lymphe bis zur Glukose ab.
Bei den Spinndrüsenextrakten wurde die Amylodextrinstufe
fast immer erreicht (vgl. Prot. 43, 44 und 45). Ein weiterer Abbau
ist fraglich. Die Fehlingsproben waren negativ.
Die Kontrolle (0,5 cem aq. dest. + 0,2 ccm Amyloselösung) war
mit Jod stets blau, die Zuckerproben (Fehlings- und Phenylhydrazin)
fielen immer negativ aus.
Liefern die Malpighischen Gefäße Verdauungssekrete? 187
Protokoll 41. Protokoll 42.
(Lymphextrakt) (Lymphextrakt)
Raupen. Amylose. Raupen. Amylose.
nach nach
4!/, Std. Jodprobe: violett mit 45°/, Std. Jodprobe: achromisch
starker
Ausfällung 461); „ Phenylhyd.
; angesetzt
17 FRE ; schmutzig- ;
| violrötle 4% » Ergebnisd‘ ++
Ausfällung Phenylh.: Glukosazone
47 re H anscheinend
achromisch,
schmutzige
Ausfällung
61'/, „ „ „
71), „ Fehlingsprobke: +++
Protokoll 43. Protokoll 44.
(Spinndrüsenextrakt) (Spinndrüsenextrakt)
Raupen. Amylose. Raupen. Amylose.
nach nach
He Std. Jodprobe: blau 2], Std. Jodprobe: blau
Ba TR blau mit 23 ii a violett mit
Ausfällung starker
22 ,, 5. = Ausfällung
47 » „ „ 481], „ ” „
a2... . schmutzig 70 „ „ »
blau mit DO. Fehlings-
Ausfällung probe: —
2°; Fehlings- |
probe: —
Protokoll 45.
(Spinndrüsenextrakt)
Raupen. Amylose.
nach
45°/, Std. Jodprobe: blau (Spur
violett)
#0, Phenylhyd.
angesetzt
47!/, „ Ergebnis der
Phenylhydr.: —
Außer den bis jetzt beschriebenen Amyloseversuchen an Schaben
und Raupen machten wir noch weitere mit Raupen, zu denen wir die
Amylose auf andere Weise herstellten. Wir erhitzten die Amylose mit
dem destillierten Wasser nur auf 70 ° und ließen sie sich dann mehrere
Tage lang absetzen. Dadurch entstand eine wasserhelle Flüssigkeit,
die die Amylose nur in Spuren enthielt und sich mit Jod nur sehr schwach
blau färbte. Bei den Versuchen mit dieser Amylose zeigte sich folgendes:
4. Heft
188 Elisabeth Dirks:
Darm, Lymphe und Fettkörper bauten diese dünne Lösung in
bedeutend kürzerer Zeit ab als die !/, Std. gekochte konzentriertere.
Spinndrüsen und Malpighische Gefäße, die sich gegen die starke
Amyloselösung indifferent gezeigt hatten, gaben nach ungefähr 24 Std.
negative Jod-, aber auch negative Fehlingsproben.
Daß die im Medium nur spurenweise vorhandenen Substratmengen
durch die Extrakte von Spinndrüsen und Malpighischen Gefäßen
abgebaut wurden, ist zweifellos auf Rechnung der den Organen an-
haftenden Spuren von Fettkörper, Lymphe usw. zu setzen, mit deren
Vorhandensein gerechnet werden muß (vgl. p. 17). Der Abbau dieser
'‘ dünnen Substratlösung ist auch auf dieselbe Weise zu erklären, wie
die Andauung konzentrierterer Lösungen (vgl. p. 28). Die Ergebnisse
dieser Versuchsreihe liegen innerhalb der durch die Technik bedingten
Fehlergrenzen und sind für die Klärung unserer Frage unbrauchbar.
Bei den Raupen bauen demnacn Darm, Lymphe und Fettkörper
die Amylose ab, nicht dagegen die Malpighischen Gefäße. Ein Abbau
durch die Spinndrüsen ist fraglich. Aus der Versuchsreihe (vgl. Prot. 46)
geht hervor, daß der Darm die Amylose am schnellsten abbaut, dann
folgen nacheinander Lymphe und Fettkörper.
Protokoll 46.
Raupen. Amylose.
Extrakte von:
Zeit: Malp.Gef. Darm Fettkörp. Spinndrüs. Lymphe Kontrolle
nach Jodprobe: blau violett blau mit blau | blau
1/, Std. Ausfällg.
TEL 5 violett-
rötlich
4 „ x blau mit achrom. a violett mit x
Ausfälle. mit Ausf. Ausfälle.
Zar 3 N violett mit 7 viol.-rötl. _ ,
Ausfälle. mit Ausf.
22 ,„ Zusatzvon l ccm
Amylose
47 ,„ Jodprobe: 5 violett RR “ achrom. 3
mit Ausf.
Tau Ey % achrom. ” “ 32 x
(schmutz.) (schmutz.)
72 „ Fellings- — 4 DD. —_ FD _
probe:
c\) Substrat: Glykogen.
a) Schaben.
Ein Glykogenabbau fand durch die Malpighischen Gefäße der
Schaben nicht statt (vgl. Prot. 47 und 48).
Den Abbau durch die Speicheldrüsen läßt folgender Versuch er-
kennen: Läßt man mit Jod braun gefärbte einprozentige Glykogen-
lösung in den Speicheldrüsenextrakt tropfen, so verschwindet die
braune Farbe des Jodglykogens zusehends, und die reine Jodfarbe
Liefern die Malpighischen Gefäße Verdauungssekrete? 189
bleibt zurück. Plattenversuche hatten dasselbe Resultat, also einen
explosionsartigen Abbau des Glykogens. Die Fehlingsproben, die wir
zu verschiedenen Zeiten nach dem Zusatz von Glykogen (z. B. nach
- 15 Min., 35 Min. und 5 Std.) vornahmen, waren stets positiv; Pheny!-
hydrazinproben, die wir gleichzeitig ansetzten, dagegen negativ. Das
deutet entsprechend den Amyloseversuchen auf einen Abbau des Gly-
kogens durch die Speicheldrüsen bis zu Achroodextrinen am Ende der
Versuchsdauer.
Protokoll 47. Protokoll 48.
(Extrakt der Malp. Gef.) (Extrakt der Malp. Gef.)
Schaben. Glykogen. Schaben. Glykogen.
nach “ nach
1 Std. Jodprobe: braun 1/, Std. Jodprobe: braun
51/, ” „ „ 17%), „ „ ”
221], „ 2) ” 42 „ „ ”
2 EReRe 5; hellbraun 651/, „ a: hellbraun
94 2) ” » 89", ”„ ”„ »
BIB:..,, A ni 891], Fehlings- _
230: „ Fehlings- — probe:
probe:
Protokoll 49. Protokoll 50.
(Kropfextrakt) (Enddarmextrakt)
Schaben. Glykogen. Schaben. Glykogen.
nach nach |
1 Std. Jodprobe: achromisch . 1 Std. Jodprobe: achromisch
1 ,„ Zusatz von 0,2 ccm 1 ,„ Zusatz von 0,2 ccm
Glykogen Glykogen
4, » Jodprobe: achromisch 2% Jodprobe: achromisch
= Fehlings- + N, Fehlings- zz
probe: probe
5 ,„ Phenylhydr.- +++ 5 ,„ Phenylhydr.- nn
probe: probe:
Der Darm baute in seinem ganzen Verlaufe Glykogen ab, für den
Kropf vgl. Prot. 49, für den Enddarm Prot. 50. Für den Mitteldarm
bewiesen die negativen Jodproben den Abbau, ebenso die Fehlings-
proben, die aber wegen der Darmfarbe und des Darmeiweißes nicht
immer eindeutig waren. Phenylhydrazinproben, die z. B. nach ?/, Std.
und nach 3 Std. angesetzt wurden, fielen negativ aus, das deutet auf
einen Abbau zu Achroodextrinen bis zu dieser Zeit.
_ Der Fettkörperextrakt gab zuletzt mit Jod immer ein negatives
Resultat, mit Fehlings Lösung aber ebenfalls (vgl. Prot. 51 und 52).
4, Heft
190 Elisabeth Dirks:
Protokoll 51. Protokoll 52.
(Fettkörperextrakt) (Fettkörperextrakt)
Schaben. Glykogen. Schaben. Glykogen.
nach nach
1 Std. Jodprobe: braun 30 Min. Jodprobe: braun
5), ” „ ” 40 ” Fehlings- >
a “ hellbraun probe:
De 5 achromisch 15 Std. Jodprobe: braun
U, Fehlings- — 41), „ „ hellbraun
probe: 68.77, R achromisch
Die Kontrolle (1 cem aq. dest. + 0,2 ccm Glykogenlösung) färbte
sich mit Jod immer braun und gab stets negative Fehlingsproben.
Glykogen wird demnach bei den Schaben von Speicheldrüsen
und Darm abgebaut, nicht dagegen von den Malpighischen Gefäßen.
Der Abbau durch den Fettkörper ist fraglien. Aus der ganzen Versuchs-
reihe (vgl. Prot. 53) geht hervor, daß die Speicheldrüsen das Glykogen
am schnellsten verdauen, dann folgt der Darm, zuletzt wirkt, wenn
überhaupt, der Fettkörper. Die hellbraune Jodglykogenfarbe bei dem
Extrakt der Malpighischen Gefäße müssen wir in demselben Sinne er-
klären wie die violette Farbe bei der Amylose und der löslichen Stärke
(vgl. p. 176).
Schaben.
Zeit:
nach Jodprobe:
10 Min.
19 7, Zusatz von
Glykogen
157%, Jodprobe:
20 ” „
25 „ 2]
25 Fehlings-
probe:
30... Jodprobe: braun
30.5 Fehlings-
probe:
35 ; +
20 5 Zusatz von
Glykogen:
40, Fehlings-
probe:
ER Phenylh.
angesetzt:
1 Std. „
1 » a
Du Ergebnis der
Phenylh.:
18. Jodprobe: braun
41’), %
68
„ »
Protokoll 5.
Glykogen.
Extrakte von
achrom. hellbraun
0,2 ccm
hellbraun hellbraun
achrom. hellbraun
achrom. achrom. achrom.
++
braun
Mn
+++
0,2 cem
B<
22
>x<
braun
hellbraun
achrom.
| AS Snr semmenenne Sem ne n mmamnnnn nnnn nn m mE aO mm e EmE n Pm o a a e
Mal. Gef.Speicheldr. Kropf Mitteldarm Enddarm Fettkörp. Kontr
brau
brau
brau
”»
”
Liefern die Malpighischen Gefäße Verdauungssekrete? 191
ß) Raupen.
Die Malpighischen Gefäße der Raupen bauen Glykogen ebensowenig
ab wie die der Schaben (vgl. Pret. 54 und 55).
Negative Jod- und. positive Fehlingsproben bewiesen den Abbau
von Glykogen im Darm. Da bei den Phenylhydrazinproben keine
Glukosazone entstanden, wurde also der Abbau bis zum Ende unseres
Versuches nicht bis zu den Monosacchariden durchgeführt.
Der Fettkörperextrakt gelangte bei den Jodproben bis zum
achromischen Punkt, wenn auch nicht immer (vgl. Prot. 56 und 57).
Das Ergebnis der Fehlingsproben war zweifelhaft, sodaß der Abbau
ebenso fraglich ist wie beim Fettkörper der Schaben. |
Protokoll 54. Protokoll 55.
(Extrakt der Malp. Gef.) (Extrakt der Malp. Gef.)
Raupen. Glykogen. Raupen. Glykogen.
nach nach
4 Std. Jodprobe: braun 16!/, Std. Jodprobe: braun
0, „ „ 4l „ ”„ „
22 „ ” „ 46 MM) Phenylhydr.
3ä „ a ee angesetzt
48 „ on 5 47 „ Ergebnis der
Ei, # 2 Phenylhydr.: —
BO Jodprobe: braun
BB Fehlings-
probe: —
Protokoll 56. Protokoll 57.
(Fettkörperextrakt) (Fettkörperextrakt)
Raupen. Glykogen. Raupen. Glykogen)
nach nach
15 Std. Jodprobe: braun 16!/, Std. . Jodprobe: braun
2 A F Re 41 + e- hellbraun
41 [2] 2] » 66'/, ” „ fast
SIR ® hellbrann achromisch
66'!/; „ Fehlingsprobe: +(?)
Bei dem Spinndrüsenextrakt verschwand der braune Farbton
mit Jod nach und nach. Die Flüssigkeit wurde achromisch. Die
Zuckerproben (Fehlings und Phenylhydrazin) blieben aber stets
negativ (vgl. Prot. 58 und 59).
Die Lympne baut Glykogen bis zur Glukose ab. Die Jodproben
waren wieder wegen der Eigenfarbe der Versucasflüssigkeit sehr
schlecht zu deuten. Dagegen hatten die Zuckerproben (Fehlings und
Phenylhydrazin) immer ein unzweifelhaft positives Ergebnis (vgl.
Prot. 60 und 61).
4, Heft
192 Elisabeth Dirks:
Protokoll 58. Protokoll 59.
(Spinndrüsenextrakt) (Spinndrüsenextrakt)
Raupen. Glykogen. Raupen. Glykogen.
nach ach
4 Std. Jodprobe: braun 29, Std. Jodprobe: hellbraun
6 fast
R 2 2 achromisch
= „ ” h 1b 461), ” N 7
ln 2 a violetter
48 „ » eu h probe: Farbton —
BEE, 461), „ Phenylhy.
za, » » angesetzt
7ar'y, Fehlings- violetter 471, „ Ergebnis d.
probe: Farbton: — Phenylh.: —
Protokoll 60. Protokoll 61.
(Lymphextrakt) (Lymphextrakt)
Raupen. Glykogen. Raupen. Glykogen.
nach nach
4 Std. Jodprobe: anscheinend 16 Std. Jodprobe: anscheinend
fast braun
achromisch a e i
4, Fehlings- 42 ,,. Pehlings-
probe: Dr probe: -++
22°, Jodprobe: anscheinend 461, , Phenylh.
achromisch . 7 angesetzt
3S ,„ » » 47!1/, „ Ergebnis der +
48 „ er achromisch Phenylh.: Glukosazone
Fehlings-
probe: +++
Die Kontrolle (l ccm aq. dest. —- 0,2 ccm Glykogenlösung) war
mit Jod immer braun und gab stets negative Zuckerproben (Fehlings
und Phenylhydrazin).
Nach unseren Versuchen bauen Darm und Lymphe von Raupen
das Glykogen ab, und zwar der Darm am schnellsten. Die Malpighischen
Gefäße greifen das Glykogen nicht an. Eine Verdauung dieses Sub-
strats durch den Fettkörper ist wahrscheinlich, konnte aber nicht ein-
wandfrei nachgewiesen werden, dasselbe können wir auch von den
Spinndrüsen sagen.
2. Maltase
a) Schäben.
Der Abbau des Malzzuckers wurde an Hand von Phenylhydrazin-
proben festgestellt. Wir bezeichneten dabei eine Zuckerprobe als
positiv, d. h. wir stellten einen Abbau von Maltase fest, wenn nach
1/, Std. in der Hitze Glukosazone ausfielen (vgl. p. 173).
Mit dem Extrakte der Malpighischen Gefäße hatten wir in keinem
Falle ein positives Ergebnis. Wir kontrollierten ihn nach 3®/,, 41/,,
281/,, 44/, und 63°/, Std.
„iefern die Malpighischen Gefäße Verdauungssekrete? 193
Die Speicheldrüsen zeigten keine große Wirkung auf Maltose.
Phenylhydrazinproben, die nach 3°/, 41/, und 44!/, Std. angesetzt
wurden, hatten ein negatives Resultat. Erst eine Probe nach. 63°/, Std.
war positiv. Werfen wir an dieser Stelle noch einmal einen Blick auf
die Ergebnisse der Stärkedervauung, so sehen wir, daß die Speichel-
drüsen an erster Stelle ein starkes diastatisches Ferment enthalten,
das die Stärke in wenigen Minuten zu Achroodextrinen abbaut. Auf
dieser Stufe bleibt die Reaktion lange Zeit stehen. Nach 20 Std.
war noch keine Maltose nachzweisen. Das deutet, wie auch unsere
Maltoseversuche zeigen, darauf hin, daß mit der Spaltung bis zu
Achroodextrinen die Aufgabe des Speichelsekretes erfüllt ist. Der
weitere Abbau geschieht, was man aus unseren Stärkeversuchen
schließen könnte, wohl durch die Mitteldarmfermente. Wir werden
diese Frage, wie schon erwähnt, im Schlußkapitel noch einmal wieder
aufnehmen. Für die Annahme, daß Mitteldarmsekrete in den Vorder-
darm gelangen können, scheinen auch unsere Maltoseabbauversuche
mit den Darmexträkten zu sprechen.
Der Darm spaltet in seinem ganzen Verlaufe den Malzzucker.
Mit den Extrakten aller drei Darmabschnitte, also mit Kropf-, Mittel-
darm- und Enddarmauszügen, erhielten wir positive Ergebnisse nach
32.4, 41/., 28!/, und 63°/, Std. |
Die Fähigkeit des Fettkörpers, Maltose zu spalten, bewiesen
positive Phenylhydrazinproben, die nach 4, 4!/,, 281/, und 63°/, Std.
beobachtet wurden. Die Kontrolle wies niemals Glukosazone auf.
Protokoll #2.
= rn Schaben. Maltose.
kon Die Phenyihpdrazinprobe war bei: 5
trolliert Mal. Gef. Speichel- ittel- ett-
ir. | eben Kropf FE Enddarm "körper Kontrolle
4 Std. na m a Dez 5
RR — a ie 23 1 a a a er
44), „ Tr Fr rag
Fun Le se
Nach unsern Versuchen spalten Darm und Fettkörper der Schaben
Malzzucker, die Malpighischen Gefäße dagegen nicht. Der Abbau
durch die Speicheldrüsen nach 63°/, Std. beruht unserer Meinung
nach nicht auf Fermentwirkung. Vielleicht handelt es sich auch hier-
bei um chemische Veränderungen des Mediums im Sinne des auf p. 176
von der Andauung durch die Malpighischen Gefäße Gesagten. Aus
Protokoll 62 geht hervor, daß der Darm die Maltase am schnellsten
spaltet, daß aber die Wirkung des Fettkörpers auf Malzzucker der des
Darmes ungefähr gleich kommt.
ß) Raupen.
Der Malzzucker wird von den Malpighischen Gefäßen der Raupen
nicht abgebaut. Das beweisen negative Phenylhydrazinproben, die
nach 51/,, 213/,, 45°/, und 69%/, Std. angesetzt wurden. |
Archiv für Naturgeschichte 13 .H
1922. AA. en
194 Elisabeth Dirks:
Phenylhydrazinproben nach 41/,, 51/,, 45°/, 69%/, und 71 Std.
ergaben, daß der Darm Maltase enthält. |
Ebenso ließen positive Zuckerproben nach 41/,, 21?/, und 71 Std.
erkennen, daß Malzzucker unter Einwirkung des Fettkörpers zersetzt
wird. |
Die Spinndrüsen enthalten dagegen keine Maltase, was Phenyl-
hydrazinproben lehrten, die wir nach 5!/,, 21?/,, 45?/,, 69°/, und 70 Std.
ansetzten.
Die Lymphe wirkt auf Malzzucker zersetzend, das zeigten positive
Phenylhydrazinproben nach 4!/,, 21?/,, 45°/,, 69°/, und 70 Std.
In den Kontrollen (lccm aq. dest. + 0,2cem Maltoselösung)
fanden sich niemals Glukosazone.
Bei den Raupen spalten demnach Darm, Fettkörper und Lymphe
den Malzzucker, nicht aber die Malpighischen Gefäße und die Spinn-
drüsen. Aus der Versuchsreihe (vgl. Prot. 63) folgt, daß Maltose am
stärksten vom Darm abgebaut wird. Dann folgen Fettkörper und
Lymphe.
Protokoll 6.
Raupen. Maltose.
Die Extrakte wurden Die Phenylhydrazinprobe war bei:
kontrolliert nach: Malp.Gef. Darm Fettkörp. Spinndr. Lymphe Kontrolle
51/, Std. -— HH 0-2. = _- |
21, m 4 HE
45°]; „ Ten Dep Fr Er: Fe
693), ” u x 77 DER Ina
3. Saccharase.
a) Schaben.
Der Extrakt der Malpighischen Gefäße der Schaben war ohne
Wirkung auf Rohrzucker. Fehlings- wie Phenylhydrazinproben
waren stets negativ (vgl. Prot. 64, 65 und 66).
Die Speicheldrüsen bauten Saccharose ab (vgl. Prot. 67 und 68).
Der Darm wirkte in allen Teilen abbauend auf Rohrzucker. Wie
bei den Speicheldrüsen, so waren bei Kropf, Mitteldarm und Enddarm
die Zuckerproben (Fehlings- und Phenylhydrazin) positiv. Über den
Kropf vgl. Prot. 69, den Mitteldarm Prot. 70, den Enddarm Prot. 71
und 72:5.
Vom Fettkörper wurde Rohrzucker ebenfalls abgebaut (vgl. Prot.
73 und 74).
Protokoll 64. Protokoll 65.
(Extrakt der Malp. Gef.) (Extrakt der Malp. Gef.)
Schaben. Saccharose. Schaben. Saccharose.
nach: nach:
41'/, Std. Fehlingsprobe: _ 1 Std. Fehlingsprole: —
66 „ ::) 418), „ „
96", „ „ Le: . 72 e, PL) IE
97!/4. » - -Phenylhyd.- 722), „ Phenylhyd.-
probe: — probe: —_
Liefern die Malpighischen Gefäße Verdauungssekrete? 195
Protokoll 66. Protokoll 67.
(Extrakt der Malp. Gef.) (Speicheldrüsenextrakt)
Schaben. Saccharose. Schaben. Saccharose.
nach: nach :
35 Min. Fehlingsprobe: 2 Std. Fehlingsprobe: +4
15 Std. gr — 2 Zusatz von
Rohrzucker: 0,2 ccm
2, > — ee Phenylhyd.-
probe: +++
Protokoll 68. Protokoll 69.
(Speicheldrüsenextrakt) (Kropfextrakt)
Schaben. Saccharose. Schaben. Saccharose.
nach: nach:
15 Min. Fehlingsprobe: — 5 Min, Fehlingsprobe: —
45 „ m —_ D..:5 Zusatz von
Rohrzucker: 0,3 ccm
45 „ Zusatz von 45 ,„ Phenylhyd.-
Rohrzucker: l ccm probe: E=
15 Std. Fehlingsprobe: u
15 „ Zusatz von
Rohrzucker: l ccm
40 ,, Fehlingsprobe: 4
40), „ Phenylhyd.-
probe : +++
Die Kontrolle gab stets negative Fehlings- und Phenylhydrazin-
proben. Blieben die Proben zwei Stunden und länger im heißen
Wasserbad, so wurde der Rohrzucker invertiert, sodaß Glukosazone
ausfielen. Am Tage nach dem Kochen waren manchmal Glukosazone
in den vorher kristallfreien Flüssigkeiten vorhanden. Wir sahen
deshalb eine Phenylhydrazinprobe nur dann als positiv an, wenn die
Glukosazone nach !/, bis höchstens 1!/, Std. auskristallisierten.
Protokoll 70. Protokoll 71.
(Mitteldarmextrakt) (Enddarmextrakt)
Schaben, Saccharose. Schaben. Saccharose.
nach: nach:
5 Min. Fehlingsprobe: + 10 Min. Fehlingsprobe: —
35- °. Zusatz von 15, » =
Rohrzucker: 0,3 ccm
1Std- Fehlingssprodte: +++ 20 % ee
Er, Phenylhyd.- 45 ,„ „ m
.“ probe: DZ
u, Phenylhyd.-
probe: =
13* 4.Heft
196 Elisabeth Dirks:
Protokoll 72. Protokoll 73.
(Enddarmextrakt) (Fettkörperextrakt)
Schaben. Saccharose. Schaben. Saccharose.
nach: nach:
1 Std. Fehlingsprobe: + 1 Std. Fehlingsprobe: ++
er Phenylhyd.- gen Phenylhyd.- Ä
probe: +++ probe: +
Protokoll 74.
(Fettkörperextrakt)
Schaben. Saccharose.
nach:
2 Std. Fehlingsprobe: —
91], ”„ „ 17T
6 „' Phenylhyd.-
probe: 4-4
Rohrzucker wird nach unseren Versuchen verdaut von Speichel-
drüsen, Darm und Fettkörper der Schaben, nicht aber von den Mal-
pighischen Gefäßen. Durch Vergleich einer ganzen Versuchsreihe
(vgl. Prot. 75) ergibt sich, daß der Mitteldarm den Rohrzucker am
intensivsten abbaut. Dann folgt sogleich der Kropf, der in anderen »
Versuchen auch gleich stark mit dem Mitteldarm wırkt. : In etwas
weiterem Abstande kommen sodann der Enddarm und der Fettkörper
und an letzter Stelle die Speicheldrüsen. In anderen Versuchen ver-
dauen die Speicheldrüsen schneller als der Fettkörper.
Protokoll 75.
Schaben. Saccharose.
Zeit | Extrakte von
; Malp. Speichel- Mittel- End- Kon-
nach: Gef. drüsen Kropf darm darm Fettkörp. trolle
5Min. Fehlings- — +44
probe:
10 n2) F)) ax
15:5 Zusatz von 0,3 ccm
Rohrzucker:
30 7, Fehlings- = 4
probe: he OR
1 Std. ” ( Sr nr a a m ai Terre
1), "57. Dhenyike +4 +. u
probe: En
1), ” ” tr +r#
“ Fehlings- —
probe
2, m » 4
1717; „ ” wr
72 T —
A Fer Phenylh.- — En
Liefern die Malpighischen Gefäbe Verdauungssekrete ? 197
8) Raupen.
Der Extrakt der Malpighischen Gefäße der Raupen griff den
Rohrzucker ebensowenig an wie der der Schaben. Alle Fehlings-
proben (nach 1, 6, 24!/,, 48 und 71!/, Std.) wie Phenylhydrazinproben
(nach 41/,, 231/, 46 und 701/, Std.) waren negativ.
Der Darmextrakt dagegen baute Rohrzucker ab. Fehlingsproben,
die nach 1, 4, 6, 24!/,, 28°/, und 48 Std. vorgenommen wurden, waren
positiv, ebenso die Phenylhydrazinproben, die wir nach 4!/,, 23°/,
und 46 Std. ansetzten.
Der Fettkörper zerstörte den Rohrzucker ebenfalls. Die Zucker-
proben (Fehlings und Phenylhydrazin), die nach weniger als 46 Std.
gemacht wurden, fielen negativ aus. Dagegen wiesen Phenylhyrazin-
proben, die nach 46 und 70 Std. angesetzt wurden, Glukosazone auf.
Die Spinndrüsen hatten bei den Fehlingsproben einen auffällig
starken Kupferniederschlag, sodaß wir uns veranlaßt sahen, sämtliche
Extrakte einmal auf ihre Reduktionsfähigkeit hin zu prüfen. Eine
Macrothylacia rubi, die drei Tage gehungert hatte, wurde präpariert
unter Zusatz von 0,5 ccm aq. dest. zu jedem Extrakt. Eine halbe
Stunde nach der Präparation wurde mit jeder Versuchsflüssigkeit
die Fehlingsprobe gemacht, die in allen Proben negativ war. Die Spinn-
drüsen der Raupen enthalten demnach eine sehr lebhaft wirkende
Saccharase. Das zeigten auch die Phenylhydrazinproben, die wie die
Fehlingsproben zu verschiedenen Zeiten zwischen 1 und 70 Std. an-
gestellt wurden und immer ein positives Resultat hatten.
Nicht so klar konnten wir ein Invertin in der Lymphe der Raupen
nachweisen. Die Fehlingsproben versagten wegen der Eigenfarbe
der Versuchsflüssigkeit, die immer einen schwärzlichen Ton. behielt,
und wegen des großen Gehaltes an Eiweiß, das beim Kochen ausflockte.
Nur einmal (nach 48 Std.) konnten wir einen gelben Kupferniederschlag
deutlich erkennen. Die Phenylhydrazinproben fielen immer negatıv
aus. Nur bei einer Probe, die nach 70 Std. gemacht wurde, zeigten
sich Glukosazone. Wahrscheinlich baut die Lymphe, wenn überhaupt,
Rohrzucker nur sehr langsam ab.
Bei der Kontrolle (0,5 ccm aq. dest. + 0,2 ccm Rohrzuckerlösung)
waren die Zuckerproben (Fehlings und Phenylhydrazin) stets negativ.
Nach unseren Versuchen. wird Rohrzucker bei den Raupen ab-
gebaut von Darm, Fettkörper und Spinndrüsen, vielleicht auch von
der Lymphe, nicht aber von den Malpighischen Gefäßen. Aus der
Zusammenstellung der Versuchsreihen (vgl. Prot. 76) geht hervor,
-daß in erster Linie Darm und Spinndrüsen eine Saccharase enthalten.
Der Fettkörper hat nur eine äußerst schwache Wirkung auf Rohr-
zucker. Das Vorhandensein von Invertin in der Lymphe ist fraglich.
Die Malpighischen Gefäße sind auf Rohrzucker ohne Einfluß.
4, left
193 Elisabeth Dirks:
Protokoll 76.
Raupen. Saccharose.
Zeit Extrakte von
nach Malp.Gef. Darm Fettkörp. Spinndr. Lymphe Kontrolle
1 Std. Fehlings-
probe: _ ++ _ +++ ? ==
4 ” ” er SH TER ? —
41), „ Phenylh.-
probe: — +++ _ Ser er =
6 „ Fehlings-
probe: za Art _ +++ ? “er
23%)...‘ „Phenylh.
probe: ae Tr ber Da Eu Da or 7 =:
24 „ Fehlings-
probe: - ? ? ==
241), „ „ FIR an wen a Be Ti ? ur:
46 » Phenylh.-
probe: = SER FRE ag le I —
48 „ Fehlings-
probe: _ eek, = ra >
70 , Phenylh.- |
probe: — _ —
70, „ ” Sg
71%, „ Fehlings- | a as a VRR va a FR 2: r
probe: = engen ? Br:
4. Laktase.
a) Schaben.
Der Milchzuckerabbau wurde kontrolliert durch Barfoods Reagens
und durch Phenylhydrazinproben. Barfoods Reagens (6,6-prozentige
Kupferazetatlösung und einige Tropfen 38-prozentiger Essigsäure)
wird von Glukose reduziert, nicht dagegen von Laktose. Die Phenyl-
hydrazinproben wurden positiv (+) genannt, wenn nach ungefähr
l/, Std. Glukosazone in der Hitze ausfielen. Durch beide Proben
wurde nachgewiesen, daß Milchzucker weder von den Malpighischen
Gefäßen noch von Kropf, Enddarm, Fettkörper oder Speicheldrüsen
der Schaben angegriffen wird. Auch der Mitteldarm enthält nach
unserer Meinung keine Laktase. Phenylhydrazinproben, die nach
40%/, und 72 Std. mit Mitteldarmextrakten angesetzt wurden, zeigten
Glukosazone. Doch ist ein Abbau, der erst nach so langer Zeit fest-
zustellen ist, wohl nicht mehr als Fermentwirkung zu bezeichnen,
sondern vielleicht auf Kosten chemischer Veränderungen des Prä-
parates zu setzen (vgl. p. 176).
Die Kontrolle (lcem aq. dest. + 0,2cem Milchzuckerlösung)
war immer unverändert. Nach mehreren Stunden zeigten sich in der
Hitze lösliche Laktosazone.
Die Schaben besitzen nach unsern Versuchen keine Laktase
(vgl. Prot. 77, 78, 79 und 80). | |
Liefern die Malpighischen Gefüße Verdauungssekrete? 199
Protokoll 77:
Schaben. Laktose.
Zeit Extrakte von
ittel- "ett- 1l
nach: Er Speicheldr. Kropf Enddarm ee ; ee
23 Std. Phenylh.-
probe anges. x x x 2 7%
2, „ Ergebnis
der Phenylh.: _ — = _ —
25"/,; ”» ” oe Tr ur LER, =
(Laktosaz.) (Laktosaz.) (Laktosaz.) (I,aktosaz.) (Laktosaz.)
Protokoll 78.-
Schaben. Laktose.
Zeit ‚Extrakte von Kontrolle
nach: Mal. Gef. ler: Kropf Mitteldarm FEnddarm En
1, 8Std. Probe mit
Barfoods
Reagens: n—
1 ” „ ee;
1], ” „ =
2 „ » wa
+“; „ Be Zr =
Ei; ,„ Phenylh.-
Probe anges.: x X x x x
en Ergebnis
d. Phenylh.: E — — - —_
8], „ „ Erf — at _- en
A 2 ws ei 3 »e Ei
(Laktosaz.) (Laktosaz.) (Laktosaz.) (Laktosaz.) (Laktosaz.)
Protokoll 79.
Schaben. Laktose.
Zeit Rstrakte von Kontrolle
nach Malp.Gef. speicher. Kropf Mitteld. Enddarm Fettkörp.
40!/, Std. Phenylh.
angesetzt x x > x > x x
40°/, „ Ergebn.d.
Phenylh.: _ _ de n m. — -—_
Be, — einzelne >
| (Laktos.) Glukosoz. (Laktos.)
2 „ „ = wor — Fehr ie RER =
u ,„ |
(Laktos.) (Laktos.) (Laktos) (Laktos.) (Laktos.) (Laktos,)
4. Heft
200 - Elisabeth Dirks:
ß) Raupen.
Die Milchzuckerversuche mit den Raupen stimmen vollkommen
mit den Untersuchungen an Schaben überein (vgl. Prot. 81, 82 und 83).
Auch’hier zeigte nur der Darm, und zwar erst nach zwei Tagen, Gluko-
sazone. Es kommt also auch den Raupen die Fähigkeit, Laktose
abzubauen, nicht zu.
Protokoll 80.
Schaben. Laktose.
Zeit Bxrtrakte 703 Kontrolle
nach Malp.Gef. Speicheldr. Kropf Mitteldarm Enddarm Fettkörp.
72 Std. Phenylh.
angesetzt x x x x x x x
72!/, „ Ergebnis: —
13 5 8 | Beginnd.Aus- —_—
| kristallisierens.
ae 5 — _ — einz.Glukosaz. — - —
74 „ „ m. FT urea ran ie Er Teak Dar
89 |
Protokoll 81.
Raupen. Laktose.
Zeit
BR:xbr a ktery Om Kontrolle
nach Malp.Gef. Darm Fettkörp. Spinndr. Lymphe
4!/, Std. Phenylh. x 0: x x RR NER x
angesetzt
7", ; Brgebn.d.
”
Phenylh.: (Laktosaz.) (Laktosaz.) (Laktosaz.) (Laktosaz.) (Taktosaz.) (Laktosaz )
5. Glyko:idase (Arbatinase).
Die Schaben untersuchten wir auf ihre Fähigkeit, Glykoside zu
spalten. Wir wählten Arbutin, das Fehlings Lösung nicht reduzierte
und mit Phenylhydrazin keine Osozone gab.
Protokoll 82.
Raupen. Laktose.
Zeit Bat ra k 208: 708 Kontrolle
nach: Malp. Gef. Darm Fettkörper Spinndrüs. Lymphe
46'/, Std. Phenylh.
angesetzt: x x x N x x x
a7 55 Ergebnis “Beginn Be
d. Phenylh.: des Aus-
kristallis.
La wer ” | „
471), FR ”
= 44 er |
(Laktosaz.) (Glukosaz.) (Laktosaz.) (Laktosaz.) (Laktosaz.) (Laktosaz.)
RK:
E
2
-
:
[7
-— 00 — = EEE N a
(Laktos.) (Laktos.) (Laktos.) (Glukosaz.) (Laktos.) (Laktos.). (Laktos.)
Ri
’
E)
Liefern die Malpighischen Gefäße Verdauungssekrete ? >01
Protokoll 83.
Raupen. Laktose.
Zeit Extrakte von Kontrolle
nach: Malp. Gef. Darm Fettkörper Spinndrüs. Lymphe
69'/, Std. Phenylh.
angesetzt x x x x x x
710 ., Ergebnis Beginn --
der Phenylh.: des Aus-
kristallis.
70%), „» „ Zu „ = FE 7 Sa
70°; ” 2) NE u I: Ar 783 =
(Laktosaz.) (Laktosaz.) (Laktosaz.) (Laktosaz.) (Laktosaz.)
FE; Ft
(Glukosaz.)
Die Versuche mit Arbutin ergaben, daß die Malpighischen Gefäße
- selbst auf dieses leicht zersetzliche Substrat keine Wirkung ausüben
- (vgl. Prot. 84, 85, 86 und 87).
Auch die Speicheldrüsen enthalten keine Glykosidase. Fehlings-
proben nach 5!/,, 15, 21?/, 30, 391/,, 46, 54/, und 95 Std.; sowie
Phenylhydrazinproben nach 6!/, und 40 Std. waren negativ.
Der Darm baute in allen Teilen das Arbutin ab, was positive
Fehlings- und Phenylhydrazinproben zeigten.
Ebenso spaltete der Fettkörper das Arbutin, was aus positiven
Fehlingsproben nach 5!/, und 95 Std. und eben solchen Phenylhydrazin-
proben nach 6!/, und 40 Std. hervorging.
Die Kontrolle (1 cem aq. dest. + 0,2 cem Arbutinlösung) war
stets negativ.
Arbutin wird demnach abgebaut von Kıopf, Mitteldarm, End-
darm und Fettkörper der Schaben, nicht aber von den Speichel-
drüsen und den Malpighischen Gefäßen.
Protokoll 84. Protokoll 85.
(Extrakt der Malp. Gef.) (Extrakt der Malp. Gef.)
Schaben. Arbutin. Schaben. Arbutin.
nach nach
5\/, Std. Fehlings- 95 Std. Fehlings-
probe: — probe: —
6'/; „ Phenylhydr.-
probe: eng i
‘ Protokoll 86. | Protokoll 87.
(Extrakt der Malp. Gef.) . (Extrakt der Malp. Gef.)
Schaben. Arbutin. Schaben. Arbutin.
nach nach
15 Std. Fehlings- 21°/,Std. Fehlings-
probe: _ probe: —
3% /, 30. - DIR 2% FIR 30 „ ” az
40 ,„ Phenylhydr.- 46: 5, * ==
probe; = 54, „ A | =
4, Nett
202 Elisabeth Dirks:
6. Zeilu’ase.
Eine Zellulase konnten wir weder bei Schaben noch bei Raupen
nachweisen. Die Mandelschnitte, die wir der Wirkung der Versuchs- .
flüssigkeiten unterwarfen, blieben stets unverändert. Wir weisen
auf die mit unsern übereinstimmenden Versuche von Biedermann
(13, 14) hin. Danach wird der Inhalt pflanzlicher Zellen vollkommen
ausverdaut, ohne daß die Zellulosemembranen angegriffen werden,
durch die die wirksamen Bestandteile des Verdauungssaftes
diffundieren sollen.
VI. Eiweißspaltende Fermente.
Schwieriger als bei den Digestionsversuchen mit Kohlehydraten
lagen die Verhältnisse bei Eiweißstoffen und Fetten. Bei der Beschaffen-
heit unserer Versuchsflüssigkeiten fand sich schwer eine geeignete
Methode zum Nachweis der Spaltung der Eiweißkörper. Eine Unter-
scheidung der verschiedenen proteolytischen Fermente (Pepsin, Tryp-
sin, Erepsin) kam für uns nicht in Frage. Es genügte im allgemeinen
festzustellen, ob in den einzelnen Gewebsextrakten überhaupt Pro-
teasen vorhanden sind oder nicht. Für solche Fälle empfiehlt
Abderhalden (1) die Anwendung von Seidenpepton oder die Kasein-
methode.
Die Se’denpeptonmethode, bei der es sien darum nandelt, die bei
der Spaltung von Pepton entstenenden Tyrosinkristalle nacazuweisen,
konnten wir nient anwenden, da das von Abderhalden (3 und 4)
empfohlene Pepton-La Roche zurzeit nicht menr hergestellt wird.
Die Versuche mit Witte-Pepton natten keine einwandfreien Ergebnisse,
Aucn Hirsch (46) hält die Seidenpeptonmethode zum Nachweis
einer besonders lokalisierten und überschüssigen Protease in Ver-
dauungsdrusen nicht für brauchbar.
Ebensc erwies sich die Kaseinmethode als ungecignet. Es handelt
sich hierb-i darum nachzuweisen, ob unter der Einwirkung der Ver-
suchsflüssigkeiten das Kasein mit Essigsäure noch auszufällen ist
oder nieht. Fällt kein Kasein mehr aus, so hat in eiweißspaltendes
Ferment gewirkt, das in dem Extrakt: vorhanden sein muß. Um diese
Methode benutzen zu können, muß die Fermentlösung möglichst klar
sein. Daran schsiterten unsere Versuche, denn auch die filtrierten
Extrakte von Darm und Fettkörper waren stark getrübt.
Aus demselber Grunde konnten wir auch die bei Abderhalden
(1) angegebenen Riein- und Edestinmethoden nicht verwenden. Eine
Klärung der Fermentlösung durch Zusatz von Kaolip, was Abder-
halden (1) für stärkere Pepsinlösungen (1 g auf 59% cem Flüssigkeit)
vorschlägt, war bei unseren kleineren Fermentmengen nivht möglich.
Gorka stellte eine Verdauung von Fibrin im Mitteldarm von
Käfern fest. Nach v. Fürth (37) scheint bemerkenswerterweise der
Darmsaft von Raupen nicht imstande zu sein, gekochies Fibrin oder
koaguliertes Hühnereiweiß anzugreifen, während rokes Fibrin schaell
Liefern die Malpighischen Gefäße Verdauungssekrete? 203
in Lösung geht. Wir konnten auch mit rohem, mit Ammoniakkarmin
gefärbtem Fibrin keinen Abbau nachweisen.
Schließlich wurde eine Methode angewandt, die uns wenigstens
zu einigermaßen sicheren Ergebnissen führte. Hirse.n (46) benutzte
ein wenig Muskelfleischn von einem Krebs oder Fisch, zerzupfte es,
bis die Querstreifung unter dem Mikroskop deutlien sientbar wurde,
fügte dann etwas von der Verdauungsflüssigkeit und außerdem rinen
Tropfen Toluol ninzu und stellte das Ganze in eine feuchte Kammer.
Nach einiger Zeit kontrollierte er durch mikreskopische Prüfung der
quergesireiften Muskelfasern, ob das Muskeleiweiß angedaut war.
Bei Anwendung dieser Methode stellten wir Extrakte in der früher
angegebenen Weise her und ließen sie 24 Std. kühl stehen. Sodann
töteten wir einen Frosch, brachten davon ein paar Muskelfasern auf
Objektträger mit Hohlschliff und fügten von den Extrakten hinzu.
Zur Desinfektion diente Tuluol, das mit der Versuchsflüssigkeit gemischt
auf den Objektträger kam, ferner auch dem Wasser in der feuchten
Kammer zugesetzt wurde. In Abständen von ainigen Stunden wurden
die Muskelfasern drei Tage hindurch unter dem Mikroskop beobachtet.
a) Schaben.
Unter dem Einfluß der Malpighischen Gefäße der Schaben blieb
die Querstreifung in allen Versuchen stets gut erhalten, und die Fasern
wurden niemals irgendwie verändert (vgl. Prot. 88, 89 und 9%).
Extrakte aus allen Darmteilen zerstörten die Muskelfasern, für
den Kropf vgl. Prot. 91 und 92, für den Mitteldarm vgl. Prot. 93 und 94
und für den Enddarm Prot. 95 und 96.
Protokoll 88. Protokoll 89.
(Extrakt der Malph. Gef.) (Extrakt der Malph. Gef.)
Schaben. Froschmuskel. Schaben. Froschmuskel.
nach nach
16 Std. Querstreifung gut erhalten 19 Std. Querstreifung gut erhalten
40 ” ”» 42 „ ”
63 2 ” 65 „ ”
87 eh) „ 89 ” „
"Protokoll 9%. u retokoll 91.
(Extrakt der Malp. Gef.) (Kropfextrakt)
Schaben. Froschmuskel. Schaben. Froschmuskel.
nach nach
72 Std.. Querstreifung erhalten 72 Std. Querstreifung zerstört
Protokoll 9. Protokoll 9.
(Kropfextrakt) (Mitteldarmextrakt)
Schaben. Froschmuskel. Schaben. Froschmuskel.
nach nach
5 Std. Querstreifung fast ganz 4 Std. Querstreifung nur an ganz
erhalten wenigen Stellen erhalten;
ER die N: 1
>
a _ Querstreifung an einigen 23 ,„ Die Muskelfasern sind voll-
69 ständig verdaut und zer-
2 = fallen bei Berührung
204 Elisabeth Dirks:
Protokoll 9.
(Mitteldarmextrakt)
Schaben. Froschmuskel.
nach
19 Std.
fallen bei Berührung
Die Muskelfasern sind voll-
ständig zersetzt und zer-
Protokoll 9.- -
(Enddarmextrakt)
Schaben. Froschmuskel.
nach
5 Std. Querstreifung an wenigen
Stellen zerstört
22 Querstreifung fast ganz
. zerstört
52 „» „ ;
69 ,„ Querstreifung fast ganz zer-
stört; ein Teil der Fasern
‚ist zerfallen
Unter dem Einfluß des Fettkörpers blieb die Querstreifung des
Muskels auch nicht erhalten (vgl. Prot. 97 und 98).
Protokoll 9.
(Enddarmextrakt)
Schaben. Froschmuskel.
nach
19 Std. Querstreifung teils zerstört,
teils erhalten
42 ” ”
65 , Querstreifung nur noch an
wenigen Stellen erhalten,
ein Teil vollständig zerstört
89, R
Protokoll 97.
(Fettkörperextrakt)
Schaben. Froschmuskel.
nach
19 Std. Querstreifung erhalten, nicht
so gut wie bei den Malp.Get.
42 „ „ rc
GB Querstreifung fast ganz
erhalten A
89 ,„ Querstreifung teils zerstört,
teils erhalten.
Protokoll 98.
(Fettkörperextrakt)
Schaben.
nach
5 Std.
Froschmuskel.
Querstreifung an wenigen
Stellen zerstört
2 ,„ Querstreifung teils zerstört,
teils erhalten
Be
09.5
”
„
Der Speicheldrüsenextrakt war ohne Wirkung auf die Muskel-
fasern.
pighischen Gefäße.
Die Protokolle sind dieselben wie bei dem Extrakt der Mal-
Wir können damit die Ansicht von Kühne,
Krukenberg und Biedermann bestätigen, die die Unfähigkeit
des Speicheldrüsensekretes der Blattiden, auf Eiweißstoffe zu wirken,
konstatierten (nach Deegener [30]), während nach Basch [8] das
Sekret der Speicheldrüsen in mit Salzsäure angesäuertem Wasser Fıbrin
verdaut (was allerdings mit der Bildung löslicher Acidalbumine zu-
sammenhängen kann).
4
N en Zr
Liefern die Malpighischen Gefäße Verdauungssekrete ? 205
Protokoll:.9.
Schaben. Froschmuskel.
nach . EBExtrakte von Kontrolle
Malp.Gef. sSpeicheldr- Kropf - Mitteld.e Enddarm Fettkörp. (aq. dest.)
Std. Querstr. Querstr. Querstr. Querstr. . Querstr. Querstr. Querstr.
gut gut erhalten nura.ganz fastganz fast ganz gut
erhalten. erhalten. wenigen erhalten, erhalten, erhalten
Stell.erh., aneinigen an einigen
d.'meisten Stellen Stellen
Faser. zer- etwas etwas
fall.beibe- zerstört. zerstört.
rührung.
“ er r Querstr. vollständ. Querstr. Querstr. v
fast ganz verdaut, fast über- teils er-
erhalten. Faser.zer- all zer- halten,
fall. b. Be- stört. teils zer-
rührung. stört.
5 Querstr. Querstr. Querstr. ” % = Querstr.
erhalten. erhalten. teils er- (mehrer- erhalten
halten, halten als _
teils zer- zerstört).
stört.
» „ » Er % Querstr. r
(weiter teils er-
fortge- halt., teils
schritten). zerstört.
In Kontrollversuchen mit physiologischer Kochsalzlösung blieben
die Muskelfasern immer unverändert, während sie in aq. dest. etwas
quollen. Die Querstreifung blieb aber auch in aq. dest. erhalten.
Eiweiß wird nach unsern Versuchen abgebaut von Darm und Fett-
körper, nicht dagegen von den Malpighischen Gefäßen und den Speichel-
drüsen. Aus Protokoll 99 geht hervor, daß der Mitteldarm das Eı-
weiß am stärksten angreift. Es folgen der Enddarm und dann erst der
Kropf. Der Fettkörper zeigt nur eine scawache Wirkung auf Eiweiß.
Da die Speicheldrüsen keine eiweißspaltende Kraft besitzen, könnte
das Vorhandensein von Protease im Kropf wieder auf die schon mehr-
fach erwähnte Annahme führen, nach der die Mitteldarmsekrete,
die auch in diesem Falle das im Kropf wirksame Ferment enthalten,
in den Vorderdarm übertreten.
ß) Raupen.
Bei den Raupen verhielten sich die Malpighischen Gefäße genau
so wie bei den Schaben (vgl. Prot. 100 und 101).
Unter der Einwirkung des Darmextraktes wurde die Querstreifung
der Muskelfasern zerstört (vgl. Prot. 102 und 103). Der Fettkörper-
extrakt griff die Querstreifung der Muskeln ebenfalls an (vgl.
Prot. 104 und 105).
Die Spinndrüsenauszüge waren ohne jede Wirkung auf aen Eiweiß-
körper (vgl. Prot. 106 und 107).
Die Lymphe zeigte abbauende Kraft (vgl. Prot. 108 und 109).
4. Heft
206 Elisabeth Dirks:
Für die Kontrollversuche gilt dasselbe wie für die bei den Schaben.
Aus den ganzen Versuchsreihen (vgl Prot. 110 und 111) ist zu
schließen, daß der Darm das Kiweiß am besten verdaut. Die Lymphe
zeigt ebenfalls eine starke Wirkung auf Eiweiß, der Fetykörper nur
eine schwache. Die Spinndrüsen und die Malpighischen Gefäße sind
ohne Einfluß auf diesen Eiweißkörper.
Protokoll 100.
(Extrakt der Malp. Gef.)
Raupen. Froschmuskel.
nach
17!/, Std. Querstreifung gut erhalten
40 „ ”„
63 „ „
87 „ ”
Protokoll 102.
(Darmextrakt)
Raupen. Froschmuskel.
nach
17'/, Std. Querstreifung an einigen
Stellen zerstört
AD. ni Zerstörung weiter fort-
geschritten
63 „ „
BU: 5; Querstreifung überall
zerstört
Protokoll 104.
(Fettkörperextrakt)
Raupen. Froschmuskel.
nach -
17'/,. Std. _ Querstreifung erhalten
40 2) 2]
63:5, Querstreifung fast ganz
erhalten
B7sdE: Querstieifung an vielen
Stellen zerstört
Preeit 106.
(Spinndrüsenextrakt)
Raupen. Froschmuskel.
nach
21 Std. Querstreifung gut erhalten
46 Dh) ”
Frotoko!l 101.
(Extrakt der Malp. Gef.)
Raupen. Froschmuskel.
nach
16 Std. Querstreifung gut erhalten
38 „ „
113 ” „
Protokoll 103.
(Darmextrakt)
Raupen. Froschmuskel,
nach
21 Std. Querstreifung fsst ganz zer-
stört, die Fasern zerfallen
z.T. bei Berührung
Protokoll 105.
(Fettkörperextrakt)
Raupen. Froschmuskel.
nach
16 Std. Querstreifen fast ganz
erhalten
38 -; Querstreifung an einigen
Stellen zerstört i
Protokoll 107.
(Spinndrüsenextrakt)
Raupen. Froschmuskel.
nach
17'/, Std. Querstreifung gut erhalten
40 „ „
63 „ ”
87 5 „
Liefern die Malpighischen Gefäße Verdauungssekrete? 907
Protokoll 108. Protokoll 109.
(Lymphextrakt) (Lymphextrakt)
Raupen. Froschmuskel. Raupen. Froschmuskel.
nach nach
16 Std. Querstreifung an einigen 17'/, Std. Querstreifung erhalten
Stellen zerstört 40 ,„ Querstreifung z.T. zerstört
338 ,„ Querstreifung teils erhalten, 63 Querstreifung fast ganz
teils zerstört F. erhalten
113 „ 7 57 ,„ „
Protokoll 110.
Raupen. Froschmuskel.
Zeit Nrträkte,yvon Kontrolle
nach Malp.Gefr. Darm Fettkörp. Spinndrüs. Lymphe (aq. dest.)
4Std. Querstr. Querstr. Querstr. Querstr. Querstr. an Querstr.
guterhalten guterbalten erhalten guterhalten wenig. Stel- erhalten
len zerstört
21 „ ” Querstr. an ” I) 2) 2)
einig. Stel- (nur stark
len zerstört gequollen)
En, er Querstr. Querstr. an h; Querstr. H:
teils erhalt., einig. Stel- teils erhalt,
t. zerstört len zerstört t. zerstört
el „ ” ”„ „ ” ”) ”„
Protokoll 111.
Raupen. Froschmuskel.
Zeit Kontrolle
nach: DE ma Beinen B (phys. NaCl)
Malp.Gef. Darm Fettkörper Spinndrüs. Lymphe
17!/, Std. Querstr, Querstr.an Querstr. Querstr. GQuerstr. Querstr,
W
gut er- einigen erhalten guter- erhalten gut er-
halten Stellen halten halten
zerstört |
40 „ u, Zerstörung (Querstr. “ Querstr. y
weiter fort- erhalten | zT
geschritten zerstört
03:77, Fu Querstr. Querstr. yet Querstr. 4
immernoch fast ganz fast ganz
z.T.erhalt., erhalten erhalten
Zerstörung
weiter fort-
geschritten
32, Querstr. Querstr. Querstr. an Querstr. 4 Querstr.,
erhalten überall viel. Stellen erhalten erhalten
zerstört zerstört
vll. Fettspaltende Fermente.
Wie Gorka (39) und Biedermann (11) benutzten wir zum Nach-
eis der Fettverdauung als Substrat mit Lackmoidlösung blau ge-
färbte Vollmilch, die wir den wie zu den anderen Versuchen vorbe-
reiteten Extrakten zusetzten. Bei Entstehung von Fettsäuren müssen die
Versuchsflüssigkeiten eine rote Färbung annehmen. Bei den Extrakien
4. Heft
nach Rsztreakteigs 93 Kontrolle
Malp.Gef. Speichelär. Kropf Mitteld. Euddarm‘ Fettkörp.
15 Std. blau blau blau mehr rot etwas blau - blau
als blau rötlich,
mehr blau
als rot “2
23; ” hr etwas r mehr rot R- n
rötlich als blau
42: ;, > sehr mehr rot rot “ % a
schwach als blau
rötlich F
87 5 n. ” stärkerrot 2 ” > 4
als der i
Enddarm
Protokoll 113.
Schaben. Vollmilch.
nach Bx tra Kern Kontrolle
Malp.Gef. Speicheldr. Kropf Mitteld.. Enddarm Fettkörp.
3 Std. blau blau blau etwas blau blau blau
rötlich
5 „ ’ 39 „ mehr rot „ „ „
als blau
20.7; 6 rötlich fast rot Br » »
zB: $ e' mehr rot rot 8 ee >
als blau
45 3%; “ rot * Spur blau 5
rötlich (Spurrötl.)
ol „ „ „ ” ”» | „ ”
69 „ „ | y ”„ x » ” ”„
Zr sn 3 N rötlich Spur 3
rötlich
208 Elisabeth Dirks:
der Malpighischen Gefäße der Schaben blieb die blaue Farbe in allen
Versuchen erhalten, auch in einem Versuche, den wir noch nach 142
Stunden kontrollierten.
Die Darmextrakte röteten sich alle nach einiger Zeit.
Un:er dem Einfluß des Fettkörpers wurde die Flüssigkeit erst nach
vielen Stunden nur eben merklich rot.
Die Speicheldrüsenextrakte blieben blau oder zeigten doch erst
nach längerer Zeit Rötung, verhielten sich also ähnlich wie der Fettkörper.
Die Konirollen (ag. dest. — Milen) blieben immer blau.
In allen sich rötenden Extrakten konnten wir wie Biedermann
(11) die Absetzung einer roten Schicht über einen gelblichen beobacnten.
Aus den Versuchsreihen (vgl. Prot. 112, 113 und 114) geht hervor,
daß der Darm das Fett der Milen spaltet, und zwar am intensivsten
der Mitteldarm, dann der Kropf und dann der Enddarm. Für den Fett-
körper und die Speicheldrüsen glauben wir keine Fettspaltung an-
nehmen zu können. Die Malpighischen Gefäße der Schaben sind, ohne
Einfluß auf Fett.
Protokoll 112.
Schaben. Vollmilch
” ”„ . FR) »
Liefern die Malpighischen Gefäße Verdauungssekrete ? 209
Für den Nachweis der Fettspaltung in den Raupenextrakten
versagte die Methode mit der durch Lackmoidlösung blau gefärbten
Vollmilch. Wie wir schon bei den Diastaseversuchen auseinander-
setzten, sind kolorimetrische Methoden bei den stark gı färbten und
immer noch nachdunkelnden Darm- und Lymphflüssigkeiten so gut
wie unmöglich. Was wir durch unsere Milchversuche (an Raupen),
die wir in verscniedenen Verdünnungen vornahmen, zeigen konnten,
war nur das eine, für unser Problem aber wesentliche: Der Extrakt
der Malpighischen Gefäße behielt stets die reine blaue Farbe, die Lack-
moidlösung mit Milch annimmt. Ebenso blieben die Auszüge von Fett-
körper und Spinndrüsen unverändert blau. Über Darm und Lymphe
läßt sich ab>r auf Grund dieser Versuche wegen der Eigenfarbc der
Extrakte nicht sagen, ob die blaue Farbe einen Umsculag ins Rote
erfährt.
Protokoll 114.
Schaben. Vollmilch.
Zeit Exrsksrakte von Kontrolle
nach Malp.Gef. speicheldr. Kropf mMitteldarm Enddarm Fettkörp.
1Std. blau blau blau blau(Spur blau blau blau
rötlich)
6, » » » Spur „ » »
rötlich
hu, s.schwach Spur rötlich )- 12 i
rötlich rötlich (s. schw.
rötlich)
29 2) ” » rötlich „ » „ „
47 ,„ u “ mehr rot mehr rot Fr E Mi
als blau als blau (s. schw.
rötlich)
55 „ 2. Be fast rot fast rot * i r
ur, n schwach rot rot Spur s.schwach .
Ä rötlich rötlich rötlich
142 „ ») ” ” ”„ „ „ „
Die Tatsache, daß Diastase von Glas adsorbiert wird (vgl. Bieder-
mann [15]), brachte uns auf den Gedanken festzustellen, ob man nicht
auch die Lipase auf diese Weise rein erhalten könne. Wir hofft:n, da-
durch die störende Färbung beseitigen zu können. Es wurde ein Vor-
versuch mit frisch vom Schlachtnof bezogenem Pankreas gemacht,
aus dem wir uns durch Zerschneiden, Zeıreiben, 24-stündiges Ex-
trahieren mit ag. dest. unter Toluolzusatz und darauf folgendes
Filtrieren eine Flüssigkeit herstellten, die wir mit Glassplittern ver-
rieben und 24 Std. stehen ließen. Darauf gossen wir den Extrakt ab
und benutzten ıhn zu Versuch I. Das destillierte Wasser, mit dem wır
sodann die Glassplitter tüchtig durchspülten, wurde für Versuch II
verwandt, die abgespülten Glassplitter schließlich zu Versuch Ill.
Die Flüssigkeiten und Glassplitter wurden je in zwei Teile geteilt. Zu
dem einen Teile (a) wurde lösliche Stärke zugesetzt, zum 2. Teil (b)
mit Lackmoidlösung blau gefärbte Milch. Über das Ergebnis nach
14 Std. vgl. Protokoll 115. Versuch a zeigt, daß die Diastase z. T. von
Archiv für Naturgeschichte.
1922. A. 4. 14 4.Heft
210 Elisabeth Dirks:
den Glassplittern adsorbiert, z. T. noch in den Abgußflüssigkeiten
enthalten war. Nach Versuch b muß auch die Lipase adsorbiert worden
sein. Sie wurde mit dem destillierten Wasser wieder abgespült, sodaß
der zweite Abguß die meiste Lipase enthält. |
Protokoll 115.
Pankreasextrakt.
Versuch: a (Stärke) b (Vollmilch)
I 1. Abguß mit Jod achromisch blau
II 2. Abguß ne a rot
III Glassplitter er si rötlich
Wir stellten ganz in derselben Weise einen Auszug aus fünf Raupen
(Macrothylacıa) her und setzten zu den Splittern mit Lackmoidlösung
blau gefärbte Vollmilch. Aker auch in diesem Versuche zeigten Darm
und Lymphe noch die gleichen schmutzigen Farbtöne, während Mal-
pighische Gefäße, Fettkörper, Spinndrüsen und Kontrolle rein blau
waren und auch blieben bis zum Abschluß des Versuches nach 40 Std.
Ein weiterer Versuch, bei dem wir wie bei dem Pankreasexperiment
auch den 1. und 2. Abguß mit untersuchten, hatte ganz dasselbe Er-
gebnis. Der Versuch wurde zuletzt nach 70 Std. kontrolliert.
Eine Anwendung der Methode, die bei der Fettverdauung sich
bildenden Fettsäuremengen durch Titration mit Na OH gegen Phenol-
phtalein festzusetellen, hat zur Voraussetzung, daß keine Versuchs-
gläser verwandt werden, die an sich schon alkalisch reagieren und des-
halb die widersprechendsten Ergebnisse bei den Versuchen herbei-
fünren können. Zur Prüfung wurden die Gläser im Heißluftschrank
auf 200 ® erhitzt; die nicht alkalischen vertrugen die Hitze und blieben
heil und glatt, die alkalischen wurden rissig und rauh und zersprangen.
Trotz dieser Vorsichtsmaßregeln führte auch die Titriermethode,
zu der wir neutrales Olivenöl als Substrat benutzten, zu keinen ein-
wandfreien Ergebnissen. Wieder blieb die Reaktion von Malpignischen
Gefäßen, Fettkörper, Spinndrüsen und Kontrolle während des ganzen
Versuches ungefähr die gleiche. Bei Lymphe und Darm störten die
Eigenfarben. Das Titrieren war bei der geringen Menge von Versuchs-
flüssigkeit zudem wenig geeignet. Auch stellten wir in Versuchen mit
Schabenextrakten ohne Zusatz von Ölemulsion eine Zunahme des
Säuregehaltes in einzelnen Versuchsflüssigkeiten (Darm und Fett-
körper) fest. Diese Säuremenge, die wohl auf Rechnung der postmortal
‚entstehenden Aminosäuren zu setzen ist, mußte in Abzug gebracht
werden, um die absolute Menge der Fettsäuren feststellen zu können,
wodurch die Untersuchungen erheblich komplizierter und ungenauer
wurden.
Schließlich wurde folgende Methode angewandt: Schweine-
schmalz wurae mit Äther im Soxletnapparat exöraihert. Mit
dem so gereinigten Fett wurden in möglichst dünner Schicht absolut
saubere Öbjektträger überzogen. Auf diese Objektträger gelangte
je ein Tropfen der verschiedenen Versuchsflüssigkeiten. Dabei
Liefern die Malpighischen Gefäße Verdauungssekrete? 911
entstand an der Stelle, wo der Darmsaft wirkte, stets im Laufe
von !/, Std. eine Emulsion des Fettes, die man leicht mit Wasser
abspülen konnte, sodaß ein der Tropfengröße entsprechendes
Loch in der Fettschicht sichtbar wurde. Mit abgekochtem
Darmsaft konnten wir das gleiche Ergebnis niemals feststellen, eben-
sowenig mit den Extrakten von Malpighischen Gefäßen, Fettkörper,
Spinndrüsen und Lymphe. Destilliertes Wasser blieb immer in einem
klaren, abgekugelten Tropfen auf der Fettschicht stehen. Eine der-
artige emulgierende Kraft des Raupendarminhaltes haben schon
Plateau (71) und Cornelia (26) beobachtet, die durch Schütteln von
Öl mit Darmsaft im Reagenzglase augenblicklich eine Emulsion er-
hielten. Ein Entstehen von Fettsäuren konnten wir auf diesem Wege
nicht nachweisen. Nun ist es aber wahrscheinlich, daß der Darm,
der das Fett in solchem Maße zu emulgieren vermag, es auch spalten
kann, zumal da man heute annimmt, daß die Darmwand kein
emulgiertes Fett, sondern nur die Spaltungsprodukte des Fettes
resorbiert (vgl. Biedermann [11)).
Alles in allem können wir aus unseren Fettversuchen schließen,
daß weder Malpighische Gefäße noch Speichel- bezw. Spinndrüsen
von Schaben und Raupen noch Lymphe von Raupen Fett zu ver-
dauen vermögen. Dem Darm dagegen dürfen wir wohl eine emul-
gierende und fettspaltende Wirkung zuschreiben.
vIlIl. Einfluß des Extraktes der Malpighischen Gefäße
auf die Darmamylase.
Zum Schluß seien noch Versuche erwähnt, bei denen — im Sinne
der v. Gorkaschen Ausführungen — ein etwaiger fördernder Einfluß
des Extrakts der Malpighischen Gefäße auf den Verdauungsvorgang
im Darm geprüft werden sollte. Es wurden die Därme und Malpighischen
Gefäße von sechs Raupen (Macrothylacia) präpariert und daraus
durch Zusatz von aq. dest. je 6ccm Versuchsflüssigkeit hergestellt.
Die Extrakte wurden folgendermaßen verteilt, gemischt und zu den
Versuchen gebraucht: Versuchsflüssigkeit I: 2 ccm Malp. Gef.-Extrakt,
Versuchsflüssigkeit II: 2cem Darmextrakt, Versuchsflüssigkeit III:
2ccm Darm--+-2ccem Mal. Gef.-Extrakt, Versuchsflüssigkeit IV:
2cem Darmextrakt + 2 ccm aaq. dest.
Als Substrat benutzten wir eine einprozentige Lösung löslicher
Stärke, von der wir je 0,2 ccm zu jeder Versuchsflüssigkeit zusetzten.
Eine die verdauende Kraft des Darmes fördernde Wirkung des
Extrakts der Malpighischen Gefäße konnten wir in diesen und ähn-
lichen Versuchen nicht nachweisen (vgl. Prot. 116).
14* 4.Hoft
2313 Flisabeth Dirks:
Protokoll 116.
Raupen. Darm u. Malp. Gef. Lösl. Stä’ke.
Die Jodprobe ergab bei Versuchsflüssigkeit:
nach: 7 LI. III. IV.
1 Min. blau violett-rötlich violett violett
3 „ „ ” 27 FB]
I „ „ „ „
187% £ rötlich violett-rötlich violett-rötlich
202. a rot rot rot
In ” „ ‘ „ „
30 5 N fast achromisc = fast achromisch
IX. Zusammenfassung.
Protokoll 117 und 118 bieten eine Übersicht über die Ergebnisse
unserer Untersuchungen. Die Zeicnen bedeuten:
+ — Ferment vorhanden,
— — Ferment nicht vorhanden,
? = Vorhandensein von Ferment fraglich,
+? — Ferment wahrscheinlich vorhanden,
—? = Ferment wahrscheinlich nicht vorhanden.
Was das Problem der Funktion der Malpighischen Gefäße angeht,
so können wir den Schindlerschen Satz: ‚Die Malpighischen Gefäße
sind spezifische Harnorgane“ dahin ergänzen: Sie liefern keine
Verdauungssekrete. Gorka machte seine Untersuchungen an
Käfern, während wir mit Schaben und Raupen arbeiteten. Die
Gorkaschen Ergebnisse an Käfern haben wir nicht nachgeprüft. Doch
bestehen zwischen den verschiedenen Insektenordnungen wohl keine
so prinzipiellen Unterschiede in der Funktion der Malpighischen
Gefäße. Wir lehnen daher auf Grund unserer Versuche die
Resultate Gorkas bezüglich der Fermentsekretion der
Malpighischen Gefäße ab: Die Versuchsergebnisse Gorkas
in dieser Beziehung beruhen unseres Erachtens auf Ver-
suchsfehlern (vgl. p. 15 ff.). Ob den Elektrolyten des in den Darm
gelangenden Inhalts der Malpighischen Gefäße ein Einfluß auf den
Verdauungsvorgang im Darm zukommt, konnte durch unsere Ver-
suche nicht festgestellt werden. Es ist aber sehr gut möglich, daß der
Elektrolytgehalt der Malpighischen Gefäße beim lebenden Tiere von
Bedeutung für die Fermentwirkung ist. Diesbezügliche Unter-
suchungen der Organextrakte im Reagenzglase sind aber sehr schwierig
und bei Insekten wegen der kleinen Fermentmengen wohl kaum
durchführbar, da eine ganz geringe Verschiebung des Elektrolyt-
gehaltes große Veränderungen in der Fermentwirkung hervorruft.
Die Frage ist höchstens durch entwicklungsphysiologische Unter-
suchungen zu entscheiden, bei denen nach Entfernung der Anlage
die Ausbildung der Malpighischen Gefäße unterbleiben und der Ver-
213
Liefern die Malpighischen Gefäße Verdauungssekrete?
usd ueq
uadney
o}uawIe | opuoypedsyyo I
++++
—
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-NBY -eyDS -ney -eu DS
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wenn | wael]
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4. Heft
214 Elisabeth Dirks:
dauungsvorgang solcher Tiere ohne Malpighische Gefäße studiert
werden müßte. Es steht aber zweifellos fest, daß die Malpighischen
Gefäße keine Verdauungssekrete bilden. Ob ihr Inhalt einen fördernden
Einfluß auf die Verdauung im Mitteldarm ausübt, ist unentschieden.
Über den Verdauungsvorgang im Insektenkörper können wir
uns nach den Ergebnissen unserer Versuche unter Berücksichtigung
der in der Literatur vorhandenen Angaben folgendes Bild machen:
Für den Vorderdarm wird nach Deegener (30) im allgemeinen
keine sekretorische Funktion angenommen. Vertreter gegenteiliger
Ansicht sind Möbuß (68) und Mingazzini (67). Überall da, wo
keine Drüsen ın der Wand entwickelt sind, wie z.B. bei manchen
Coleopteren, darf man aber wohl mit Recht an einer Sekretion zweifeln.
Bei Periplaneta ist der Vorderdarm mit einer Chitineuticula überzogen,
eine Sekretion also wohl ausgeschlossen.
Bei den Schaben sind dafür stark entwickelte Speicheldrüsen
vorhanden, die ıhr Sekret in den Kropf senden. Die Speicheldrüsen
der Insekten enthalten im allgemeinen ein alkalisches Sekret (vg).
Plateau, Kühne, Krukenberg, Biedermann). Dem Sekrete
dieser Drüsen wird stets die Fähigkeit des Stärkeabbaus zugeschrieben
(vgl. Plateau, Jousset de Bellesme). Über die Anwesenheit
eines eiweißspaltenden Fermentes gehen die Meinungen auseinander
(vgl. p. 204). Es ist wohl nur selten vorhanden (Corethra-Larve, Weis-
mann). Eın Invertin wurde im Bienenspeichel nachgewiesen. Bei
manchen Dipteren und Lepidopteren kommt dem Speichelsekret
eine mechanische Wirkung zu, die man mit der des Wirbeltierspeichels
vergleichen kann: Der Speichel macht die Nährstoffe durch Auflösung
aufnahmefähig. Nach unsern Versuchsergebnissen liefert das
Speichelsekret von Periplaneta orientalis L. vor allem
eine starke Amylase, die aber Stärke nur bis zu Achroo-
dextrinen abbaut. Ferner enthält das Speichelsekret Saccharase,
deren Wirksamkeit jedoch bei weitem nicht so intensiv ist als die der
Amylase und auch mit der starken Wirkung des Mitteldarminvertins
nicht zu vergleichen ist. Andere Fermente konnten in den
Speicheldrüsen nicht nachgewiesen werden. Es finden
sich also keine Majtase, keine Laktase, keine Zellulase, kein glukosid-
und kein eiweißspaltendes Enzym. Ein fettzersetzendes Ferment
ist sehr unwahrscheinlich.
Betrachten wir an dieser Stelle kurz unsere Feststellungen über den
Fermentgehalt der Spinndrüsen! Wir fanden in diesen Raupen-
organen ein sehr stark wirkendes Invertin. Unentschieden ist,
ob auch eine Diastase vorhanden ist. Es fehlen Maltase, Laktas>,
Glykosidase, Zellulase, Protease und Lipase. Das nachgewiesene
Ferment muß aus den Drüsen selbst stammen und nicht
etwa aus der sie umspülenden Lymphe, deren Ferment-
gehalt ein wesentlich anderer ist (vgl. unten). Nach Deegener
(30) braucht man in den Spinndrüsen nicht unbedingt umgewandelte
Speicheldrüsen zu sehen; aber vielleicht spricht der Befund von
Fermenten in den Spinndrüsen für einen genetischen Zusammenhang
zwischen diesen und den Speicheldrüs:n.
Liefern die Malpighischen Gefäße Verdauungssekrete? 215
Die zwei Fermente der Speicneldrüsen entfalten ihre spaltende
Kraft, wie wir nachweisen konnten, im Kropf. Nun geht aber im
Kropf, was unsere Versuche zeigen, die Zersetzung nient nur bis zu
den Achroodextrinen, sondern bis zum Zucker vor sich. Das Invertin
wirkt im Kropf bedeutend energischer als in den Speicheldrüsen.
Dazu kommt, daß der Vorderdarm nach unseren Untersuchungen
außerdem noch Maltase, glykosid-, eiweiß- und fettspaltende Fermente
enthält, die in den Speicheldrüsen nicht nachgewiesen werden konnten.
Ein Vergleich der verdauenden Wirkung der Kropfflüssigkeiten
mit der der Mitteldarmextrakte zeigt nun, daß die im Vorderdarm
vorhandenen, aber in den Speicheldrüsen fehlenden
Fermente sämtlich im Mitteldarm, und zwar in sehr aktiver
Form, anzutreffen sind. Ns liegt also der Scnluß nahe, daß der Mittel-
darmsaft zum Teil in den Vorderdarm gelanst. Es finden
sich in der Literatur eine Reihe von Beobachtungen, für deren Er-
klärung ebenfalls die Annahm« eines Übertritts von Mitteldarminhalt in
den Kropf notwendig wird. Plateau fand bei Heuschrecken die
Pflanzenpartikel, die den Kropf erfüllen, stets durchtränkt mit einer
intensiv gelblich oder braun gefärbten Flüssigkeit, die jedenfalls nicht
das Sekret der Speicheldrüsen darstellen konnte, das ja an sich farblos
ist. Plateau hielt die gelbe Flüssigkeit für ein Sckret der Kropf-
wand, was wegen des chıtinösen Charakters des Vorderdarmes aber
gar nicat ın Frage kommen kann. Spätere Forscher nahmen an,
daß es sich bei dem Vorderdarmsaft um die zäne, geib oder braun ge-
färbte Flüssigkeit der Mitteldarm-Coeca handele, die nach vorn be-
fördert werde. Auch die Größe des Kropfes im Verhältnis zu dem
bisweilen stark reduzierten Mitteldarm hat man geltend gemacht
für die Annahme, daß der Kropf nicht allein die Rolle eines bloßen
Nahrungsreservoirs spielen könne, sondern daß sich in ihm zugleich
der Hauptteil der Verdauung vollziehe, sodaß die Bezeichnung ‚Magen‘
hier durchaus gerechtfertigt sei. Nach Ramme vermittelt bei Blattiden
und anderen Oıthopteren der Proventriculus „einerseits den Übertritt
der Mitteldarmsekrete in den Kropf und bewirkt andererseits eine
gründliche Vermischung des Nahrungsbreies mit den Sekreten und
ihre allmähliche Überführung in den Mitteldarm“ (vgl. Deegener
[30], p. 246).
Schließt man sich der Ansicht dieser Autoren an, so läßt sıch
zwanglos der Unterschied zwischen dem Fermentgehalt
der Speicheldrüsen und dem des Vorderdarmes erklären.
Es muß aber darauf hingewiesen werden, daß dieser Mechanısmus
des Fermentübertrittes vom Mittel- zum Vorderdarm
keineswegs bei allen Insekten in Frage kommen kann.
Erinnert sei nur an die Funktion des ‚„Ventiltrienters“ bei Hy--
menopteren, der — wie sehr ausführliche anatomische und physio-
logische Untersuchungen einwandfrei dargetan haben — unter allen
Umständen einen Rücktritt von Mitteldarminhalt in den Vorderdarm
verhindert.
Nach den neueren Arbeiten auf dem Gebiete der Fermentforschung
4. Heft
216 Elisabeth Dirks:
übt bekanntlich der Elektrolytgehalt des Mediums einen ent-
scheidenden Einfluß auf die Aktivität des Fermentes
aus. Die Salze werden ja deshalb geradezu als Kofermente be-
zeichnet. Theoretisch wäre es daher denkbar, daß von den Speichel-
drüsen Fermente in inaktiver Form abgeschieden würden, die erst
unter Einfluß der Salze und H-Jonen des Vorderdarmes zu einer
nachweisbaren Wirkung gelangten. Ob sich experimentell diese Ver-
mutung bestätigen lassen wird, müssen zukünftige Arbeiten zeigen;
bei den winzigen Fermentmengen, die naturgemäß zur Verfügung
stehen, wird eine speziell auf diesen Punkt gerichtete Untersuchung
aber mit den allergrößten technischen Schwierigkeiten zu kämpfen
haben.
Das Mitteldarmsekret spaltete außer Zellulose und Laktose
alles, was wir ıhm an Substraten zusetzten. Ferner liefert es noch
gelegentlich ein oxydierendes Ferment (z. B. Raupendarm). Bedenken
wir dann noch das Fehlen freier Säuren und die normalerweise alkalische
Reaktion, die nur durch die Anwesenheit saurer Phosphate zuweilen
sauer erscheint (vgl. Biedermann [11]), so kommen wir mit Bieder-
mann und Plateau zu dem Schlusse, daß der Verdauungsvorgang im
Mitteldarm der Insekten viel eher der Pankreas- als der Magen-
verdauung der Wirbeltiere verglichen werden kann. Allerdings nandelt
es sich bei dem Mitteldarmsaft der Insekten'um ein noch ungleich
komplizierteres Gemisch verschiedener Fermente, als es das Pankreas-
sekret der Wirbletiere darstellt.
Die Fermente, die wir im Enddarmextrakt nachwiesen,
stimmen mit denen des Mitteldarmes überein. Sie wirken
nur nicht so intensiv. Das deutet darauf hin, daß Teile der Mitteldarm-
fermente mit den unverdaulichen Nahrungsresten aus dem Mittel-
in den Enddarm übertreten; denn die Enddarmwandung selbst enthält
keine sezernierenden Zellen.
Die abgebauten Stoffe werden im Mitteldarm resorbiert und ge-
langen in die Körperflüssigkeit, deren Aufgaben im wesentlichen
der Transport der Nahrung zu den Zellen und Organen des Organismus
und der Rücktransport der Stoffwechselendprodukte zu den Aus-
scheidungsorganen sind.
In der Lymphe der Raupen konnten wir verschiedene Fer-
mente nachweisen: Amylase, Maltase und Protease; wahr-
scheinlich ist auch Invertin vorhanden, während Laktase und Zellulase
fehlen und die Anwesenheit eines fettspaltenden Fermentes aus unsern
Versuchen nicht hervorgeht. Der Zweck der Lymphfermente leuchtet
ein, wenn man bedenkt, daß der Raupendarm die Stärke nur bis zu
Achroodextrinen abbaut, die dann resorbiert und von der Lymphe
die bis zur Glukose spaltet, weiter verarbeitet werden können. Ahn-
liche Aufaben fallen wohl der Maltase und Protease der Lymphe zu.
Ein Vergleich mit dem Fermentgehalt des Wirbeltierblutes zeigt
wesentliche Übereinstimmungen (vgl. p. 35). |
Der Fettkörper enthält, wie die Lymphe, Maltase und
Protease, wahrscheinlich auch Amylase. Ferner konnten wir be-
stimmt Invertin und Arbutinase nachweisen. Laktase und
Ban 2 2 a u ee ln al a a Le nn LU
Liefern die Malpighischen Gefäße Verdauungssekrete? 917
Zllulase fehlen, und über die Anwesenheit eines fettspaltenden Fer-
mentes können wir auf Grund unserer Versuche nichts sicheres aus-
sagen.
x Da die Lymphe den Fettkörper umspült, es also nicht zu ver-
meiden ist, daß Körperflüssigkeit mit in den Fettkörperextrakt ge-
langt, ist eine Wirksamkeit der Lymphfermente bei den
Versuchen mit dem Fettkörper wahrscheinlich. Doch
deuten die nicht ganz übereinstimmenden Ergebnisse der
Lymph- und Fettkörperversuche darauf hin, daß dem Fettkörper
ein eigener Fermentgehalt zuzusprechen ist. Der Zweck dieser
Erscheinung würde dann darin zu suchen sein, daß der Fettkörper,
der ein Speicherorgan ist, die Reservestoffe im geeigneten Augen-
blick wieder aktivieren, d. h. abbauen und in gelöster Form der Körper-
flüssigkeit zum Transport nach den Stellen des Verbrauchs übergeben
muß. Im einzelnen liefert die Frage nach dem Fermentgehalt des
Fettkörpers der Insekten noch eine Fülle ungelöster Probleme, die aber
erst mit Erfolg bearbeitet werden können, wenn eingehendere Unter-
suchungen über die chemische Zusammensetzung des Fttkörpers
vorliegen, als das bis jetzt der Fall ist.
* *
| *
Vorstehende Arbeit fertig.e ich im Zoologischen Institute der
Westfäliscaen Wilhelms-Universität zu Münster an. Herrn Professor
Dr. Stempell danke ich auch an dieser Stelle herzlich für das In-
teresse, das er meiner Arbeit jederzeit entgegenbrachte.
Ebenso spreche ich Herrn Professor Dr. Rosemann und Herrn
Professor Dr. Benecke meinen Dank aus für die Bcereitwilligkeit,
mit der sie mir Apparate, Chemikalien und. Literatur zur Benutzung
überließen.
Die Anregung zu meiner Arbeit gab Herr Privatdozent Dr.
A. Koch, dem ich zu größtem Danke verpflichtet bin. In überaus
liebenswürdiger und uneigennütziger Weise hat er mir allezeit mit
Rat und Tat zur Seite gestanden und meine Untersuchungen mit
regster Anteilnahme verfolgt.
Literaturverzeichnis.
(Die mit * bezeichneten Schriften lagen im Original vor.)
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FORTGESETZT VON
W.F. ERICHSON, F.H. TROSCHEL,
EB. VON MARTENS, F. HILGENDORF,
W. WELTNER UND E. STRAND
ae 2
ACHTUNDACHTZIGSTER JAHRGANG
1922
Abteilung A
5. Heft
HERAUSGEGEBEN
VON
EMBRIK STRAND
(BERLIN)
ea
NICOLAISCHE
VERLAGS-BUCHHANDLUNG R.STRICKER
Berlin
Inhaltsverzeiehnis.
3 Ehe: en Seite
Vitzthum. Acarologische Beobachtungen. 6. Reihe. (Mit 84 Textfiguren) 1
Knisch. Hydrophiliden- Studien 2. ne ones De
Enslin. Beiträge zur Biologie der ee \ (Atit 7 Textfiguren.) 127
Dazu als Anhang: ;
Ruschka. Eine neue merkwürdige Braconidengattung. (Mit 1 Textfigur) 138
Enderlein. Klassifikation der Mieropeziden. (Mit 1 Textfigur). . . . 140
Acarologische Beobachtungen.
6. Reihe.
Von
Graf Hermann Vitzthum,
Mittenwald.
Mit 84 Textfiguren.
Die Gattung Proctophyllodes Robin 1868.
Die Proctophyllodes-Arten sind unter den federnbewohnenden
Acarıdae zweifellos diejenigen, die dem europäischen Acarologen am
häufigsten und reichlichsten auf den Arbeitstisch geraten. Man sollte
daher meinen, daß dieser Gegenstand der Wissenschaft nichts Neues
mehr zu bieten hätte. Und da die einschlägige Literatur der letzten
beiden Jahrzehnte nur noch vereinzelte geringfügige Notizen gezeitigt
hat, so muß der Forscher glauben, er könne sich erschöpfend unter-
richten, wenn er die 7. Lieferung des ‚‚Tierreichs“ (Berlin, April 1899)
zur Hand nimmt, ‘deren Herausgeber darin als Vorbemerkung angibt,
Canestrini habe bei der mit Ausnahme.der Tyroglyphinae von ihm
herrührenden Bearbeitung der Acaridae die Literatur bis zum März
1899 berücksichtigt. Er braucht aber nur einige Versuche zu machen,
die ihm in der Natur begegnenden Proctophyllodes-Formen auf Grund
dieser bisher einzigen Zusammenssellung zu bestimmen, und er wird
sehen, daß die Diagnosen des ‚Tierreichs“ unzulänglich, zum Teil
sogar, z. B. auf p. 118 Nr. 7 die des Pr. pennifer (Trouessart et Neu-
mann), völlig nichtssagend, teilweise auch fehlerhaft sind, und daß
er infolgedessen die ihm vorliegenden Tiere bald überhaupt nicht unter-
bringen kann, bald offensichtlich stark von einander abweichende
Formen gemeinsam mit der bisher üblichen Bezeichnung Pr. ampelidis
(Buchholz) belegen muß, die sich aber, wie unten dargelegt, als Irr-
tümlich erweist. |
“ - Fest steht und allgemein anerkannt ist, daß die Proctophylloden
ausschließlich Vögelbewohner sind. Eine scheinbare Ausnahme bildet
einzig und allein Kochs Dermaleichus furcatus (C. L. Koch, ‚‚Deutsch-
lands Crustaceen, Myriapoden und Arachniden“, Heft 33, Regens-
burg 1840, Nr. 6), dessen Abbildung man nicht gut anders denn als die
eines Proctophyllodes-Weibehens deuten kann, wenn auch das kürzere
von den beiden langen Endhaarpaaren fehlt. Koch mag diese Haare
übersehen haben. Er will das Tier auf Mus musculus „sehr sparsam“
angetroffen haben. . Ein solches vereinzeltes Vorkommen beweist
garnichts und beruht selbstverständlich auf Zufall. Habe ich doch
Archiv fir en.
227
1 5. Heft
2 Graf Herrmann Vitzthum:
selbst ein Proctophyllodes-\ eibchen, das in nichts von der auf Passer
domesticus vorkommenden Form zu unterscheiden ist, auf Eupsalis
vulneratus (Gyllenhal), einer Brenthide aus Transvaal, gefunden,
wo es ganz gewiß nichts zu suchen hatte.
Abzulehnen ist dagegen die weit verbreitete Ansicht, daß sich die
Proctophylloden auf Kleinvögel beschränkten. Dort kommen sie
zwar am häufigsten vor, doch finden sie sich auch auf den Corvus-
Arten, auf Prca pica, Garrulus glandarius, Scolopaz rusticola, Astur
nisus, Circus aeruginosus, ja sogar auf Anas acuta.
Sonst i:t in biologischer Hinsicht über die Proctophylloden nichts
besonderes zu vermerken. Ihre Lebensweise und ihre Entwicklung
unterscheidet sich in nichts von der anderer federnbewohnender
Acaridaee. Eine Dauernymphenform (Deutonympha hypopialis),
wie bej vereinzelten dieser anderen Acaridae, kommt nicht vor.
Die Gattung Proctophyllodes wurde von Robin 1868 in den
„Comptes rendus hebdomadaires des Seances et Memoires de la Societe
de Biologie“ (Paris), Bd. 66, p. 786, aufgestellt und demnächst 1877
im „Journal de l’Anatomie et de la Physiologie normale et patho-
logique de ’Homme et des Animaux’ (Paris), Bd. 13, p. 629, weiter
ausgebaut. Robın diagnostizierte in letztgenanntem Bande p. 392
die Proctophylloden als federnbewohnende Acaridae, bei denen die
Weibchen am zweigeteilten Rumpfende ein Paar schwertförmige An-
hänge, die Männchen dagegen am abgestutzten Rumpfende ein Paar
blattförmige Anhänge tıügen.
Das erinnert an die Gharakterisierung, die ©. L. Koch 1842
ım 3. Heft seines ‚‚Arachnidensystems“, p. 122, der Gruppe Ü seiner
Gattung Dermaleichus gibt: ‚„‚der Körper lang, am Hinterende des
Mannes“ (Koch hält hier bekanntlich ständig die adulten Weibchen
für Männchen) ‚‚eine Gabel, die vier Vorderbeine so lang als die vier
hinteren, letztere dünner als die vorderen.‘‘ Blos dem Zufall, daß Koch
überhaupt nur wenige federnbewohnende Acaridae kannte, ist es zu
danken, daß unter den Arten dieser Gruppe, soweit sie von Koch
erkennbar beschrieben sind, sich nur eine befindet, die nicht ın das
heutige Genus Proctophyllodes gehört, nämlich der in „Deutschlands
Crustaceen, Myriapoden und Arachniden“, Heft 33 Nr.18 und 19,
beschriebene und abgebildete Dermaleichus corvinus, der heute
Trouessartia corvina genannt wird, Typus der Gattung Trouessartia
Canestrini 1899. Die Robinsche Fassung aber mußte dazu führen,
daß Robin sein ganzes heute als selbständige Gattung anerkanntes
Genus Pterodectes als eine Untergattung des Genus Proctophyllodes
behandeln mußte. Auf die Dauer aber konnte dem Subgenus Piero-
dectes der Rang als selbständige Gattung nicht vorenthalten bleiben,
es mußte in der Folge auch eine Reihe zu Unrecht beim Genus Procto-
phyllodes untergebrachter Arten ausgeschieden werden und die
Robinsche Diagnose erwies sich auch z. B. im Hinblick auf Pr. trun-
catus Robin, als ungenau.
Darum faßte Oudemans 1905 in den „Entomologiche Berichten
uitgegeven door ‘de Nederlandsche Entomologische Vereeniging“,
Acarologische Beobachtungen. 3
Bd. 1, 8.240, die heute gültige Diagnose dahin: ‚„Epimera I proximal
bogenförmig vereinigt. Deutonympha mit zwei ausstülpbaren wurst-
förmigen Kopulationsorganen. 9 mit kurzen, gliedartig abgeschnürten
Rumpfenden, mit oder ohne schwertförmige Anhängsel. & mit zwei
blattförmigen Anhängseln.‘“
Dabeı muß bemerkt werden, daß der U-förmige Bogen, der bei
den hinteren Enden der Epimera I von einem bis zum andern leitet,
immer wesentlich zarter als der Hauptteil der Epimera, und mitunter
im Gegensatz zu diesem nicht oder nur sehı schwach durchgefärbt ist,
sodaß ein flüchtiger Beobachter wohl die Epimera I für hinten frei
endend halten könnte. Wer aber dieser systematisch wichtigen Stelle
seine Aufmerksamkeit zuwendet, dem wird der stets vorhandene feine
Verbindungsbogen nicht entgehen.
Das Fehlen der Vertikalhaare brauchte in die Gattungsdiagnose
nicht mit aufgenommen zu werden. Denn dieses Merkmal ist allen
Proctophyllodinae (und darüber hinaus unter den Acaridae noch den
Unterfamilien der Avenzoarvinae, Epidermocoptinae, Psoroptinae, Pso-
ralginae, Heteropsorinae, Laminocoptinae, Oytodytinae, Linobiinae und
Hemssarcoptinae) eigen.
Typus der Gattung ist der nicht allzu häufige, aber doch allgemein
bekannte Dermaleichus glandarinus C. L. Koch. Da ın der Acarologie
alles auf die Genauigkeit ankommt, wenn nicht die in vielen Fällen
schon überreiche und verwirrende Synomik noch mehr in unfrucht-
bares Kraut wuchern soll, so sei gestattet, hier nochmals eine ausführ-
liche Beschreibung der Deutonympha feminina, des Männchens und
des Weibchens folgen zu lassen als der Entwicklungsstadien, die für
die ‚Identifizierung der Art am wichtigsten sind, und Abbildungen
beizufügen, die zwar nicht künstlerisch schön sind, aber dafür die
vorhandenen Eigentümlichkeiten restlos zeigen. An die Typenart
anknüpfend können dann die andern Arten kürzer behandelt werden,
soweit nicht besondere Gründe eine eingehendere Erörterung erfordern.
Alle unten folgenden Ab- ,„ Pr ae e
bildungen sind übereinstimmend n 44 | |
den beiden Maßstäben gezeichnet,
die in Fig. 1 wiedergegeben sind, HI 1011
Für die Abbildungen der ganzen. - 50. Aoo. 450. Xoo. Aso. 300. Io,
Tiere gilt der untere, längere Maß- Kiel
stab. Er stellt eine Strecke von ne
350 x daı, die durch Teilstriche in sieben Abschnitte zu 50 u
zerlegt ist. Außerdem ist der erste dieser Abschnitte noch ın
Unterabschnitte zu 10 » zerlegt. Der obere, kürzere Maßstab
gilt für die Abbildungen der Rumpfenden, sowohl der männlichen
wie der weiblichen. Er stellt eine Strecke von 150 u dar, die in drei
Abschnitte zu 50 u zerlegt ist, und hier ist der erste davon in Unter-
abschnitte von 5 x eingeteilt. Eine Ausnahme bilden nur Fig. 4 und 5,
die in einem noch größeren Maßstab gezeichnet sind. —- Alle Messungen
sind im folgenden so zu verstehen, wie bei Pr. glandarınus angegeben,
sofern nichts anderes gesagt wird. Unter der Länge ist also stets der
1F 5. Heft
4 Graf Hermann Vitzthum:
Abstand von der Spitze der Palpı bis zum Ansatz der langen Endhaare
beim Männchen oder bis zum Ende der Endlappen beim Weibchen,
immer also unter Ausschluß der blattförmigen oder säbelförmigen
Anhänge, zu verstehen. Die Länge der letzteren wird an der Außen-
kante gemessen.
1. Proctophyllodes glandarinus (GC. L. Koch 1840).
Die erste Beschreibung des Pr. glandarınus findet sich unter der
Bezeichnung Dermaleichus glandarinus bei C. L. Koch in ‚„Deutsch-
lands Crustaceen, Myriapoden und Arachniden‘, Heft 33, No. 20 und 21.
Wie immer — nur mit teilweiser Ausnahme der Beschreibung seines
Dermaleichus picae — bei der Beschreibung seiner heute ins Genus
Proctophyllodes gestellten Dermaleichus-Arten, hält Koch auch hier
das Weibchen für das Männchen und eine Nymphenform für das
Weibchen. Aber selbst, wenn man dies weiß und berücksichtigt, so
ist die Beschreibung des Dermaleichus glandarinus doch so unzulänglich,
daß sie allein niemals zur Identifizierung der Art ausreichen kann.
Auch die Abbildung Nr. 21, nach Kochs Ansicht ‚‚das vermutliche
Weibchen“, in Wirklichkeit eine Nymphenform darstellend, bietet
keinerlei Anhaltspunkte, wohl aber Nr. 20. Hier erkennt man nicht
nur mit unzweifelhafter Klarheit ein Proctophyllodes-Weibchen,
sondern die Gestalt der säbelförmigen Anhänge an den Rumpfenden
und das Längenverhältnis der diesen benachbarten Endhaarpaare,
welche so bei keiner anderen Art wiederkehren, haben spätere Autoren,
insbesondere Robin, in die Lage gesetzt, die Art mit Sicherheit wieder
aufzufinden und unter dem Namen Pr. glandarinus ausführlicher
und genauer zu beschreiben.
Robin istin der Folge der einzige geblieben, der die Art im „‚Journal
de Anatomie et de la Physiologie“, Bd. 13, p. 632—635, eingehend
behandelt hat. Was er bietet, ist genügend, wenn auch nicht ganz
frei von Ungenauigkeiten Das gilt sowohl für den Text wie für die
beigegebenen Abbildungen auf Taf. 36. G. Canestrini im „Pro-
spetto dell’ Acarofauna italiana“ (Padua 1886), p. 301—302 nebst
Taf. 22, Fig. 5, und Berlese in den ‚„Acari, Myriopoda et Scorpiones
hucusque in Italia reperta“, Heft 65, Nr.7, nebst Taf. 186, fassen
sich bedeutend kürzer und lassen sich außerdem auch manche Un-
genauigkeit, manche Unklarheit, ja sogar manchen groben Fehler
unterlaufen.
Die Entwicklungsstadien vom -Ei bis zur Protonympha werden
von Canestrini und von Berlese nicht erwähnt. Es mag sein Be-
wenden dabei haben, was Robin hierüber sagt. Diese Stadien sind
für die Identifizierung der Art auch zu nebensächlieh, als daß es sich
verlohnte, hieı nochmals auf sie besonders einzugehen. Dagegen sind
alle anderen Stadien eine sorgfältige Untersuchung wert. Denn sobald
der Leser sich von dieser Typenart der Gattung ein genaues und
richtiges Bild machen kann, dann wird es ihm nicht schwer fallen,
Acarologische Beobachtungen. 5
sich auch unter den anderen Arten zurecht zu finden, bei denen fast
alle ‚Einzelheiten mit meist nur geringfügigen Abänderungen wieder-
kehren. ie
Die Deutonympha feminina hat, gemessen von der Spitze der
Maxillarpalpı bis zum Ansatz des hinteren, also inneren, Endhaar-
'paares, bei den mir vorliegenden Stücken eine Länge von 318—341 u,
und eine größte Rumpfbreite von 108—140 u. Das sind erheblich
niedrigere Zahlen, als die früheren Autoren nennen. Robin mißt
die Länge auf 400—500, die Breite auf 200—240 u, und die gleichen
Größenverhältnisse gibt Canestrini an. Berlese dagegen bemißt
die Länge auf nur 380 u. Wenn auch mit der Möglichkeit gerechnet
werden muß, daß Robin ganz besonders gut entwickelte Exemplare
vor sich gehabt haben könnte, so ist der Verdacht doch nicht ganz
zu unterdrücken, daß er falsch gemessen, und daß Canestrini seine
Angaben ohne Nachprüfung übernommen haben könnte. Mißt man
bei geradeaus gestreckten Beinen I den Abstand von der Spitze der
Tarsi I bis zum Rumpfende, dann kommt man ziemlich genau auf die
von Berlese angegebenen 380 u, aber es ist eigentlich nicht gut an-
zunehmen, daß ein so maßgebender Forscher eine Längenmessung
in dieser Weise vorgenommen haben sollte.
Die Gestalt wird besser durch eine Zeichnung (Fig.2 und 3)
als durch Worte wiedergegeben, wobei zu bemerken ist, daß die Form
des Hysterosoma duıch das Lebensalter und den Ernährungszustand
des Tieres nicht unwesentlich beeinflußt wird. Kochs Abbildung
Nr. 21 — denn man muß aus anderen gleich liegenden Fällen doch
wohl folgern, daß unter seinem ‚vermutlichen Weibchen“ eine Deuto-
nympha feminina zu verstehen ist — wäre gar nicht so übel, wenr ihm
nicht entgangen wäre, daß das Rumpfende stets mehr oder minder
leicht eingebuchtet ist. Berlese deutet diese Einbuchtung wohl etwas
zu stark an.
Von Farbe kann nicht viel die Rede sein. Robin bezeichnet
sie als ‚ein weißliches Grau“. Das Tier ist eben weißlich farblos, und
nur in den stärker chitinisierten Teilen, wie in den distalen Ausläufern
der Epimera I, II und III, kommt eine ganz leichte hell ockerbräunliche
Tönung zur Geltung.
Die Rückenseite (Fig.2) ist überwiegend von weicher Haut
bedeckt. Diese Haut ist fein gerunzelt, und nur durch den Verlauf
dieser Runzelung wird die Grenze zwischen Protero- und Hysterosoma
markiert. Die Notocephale ist eine einheitliche Platte geworden.
Zwar hatte die Notocephale schon von der Larva an ihre jetzige Gestalt
und Ausdehnung angenommen, es waren aber bei der Larva außer
diesem Mittelstück noch zwei eng daran anschließende seitliche Teile
wahrzunehmen. Bei der Protonympha waren diese seitlichen Teile
bis auf einen schmalen Strich rückgebildet, und jetzt fehlen sie ganz.
Die Notocephale reicht nach rückwärts bis vor die Mitte des Protero-
soma. Vor ihrem hinteren Drittel erreicht sie ihre größte Breite und
schließt nach hinten mit einer abgerundeten Kante ab. Bei manchen
Stücken will es scheinen, als bildete diese Hinterkante in der Mitte
5. Heit
[5 Graf Hermann Vitzthum:
eine, allerdings sehr stumpfe, Spitze. Soweit man von Hinterecken
der Notocephale sprechen kann, liegt schräg nach hinten und außen
neben jeder dieser „Ecken“ ein dreieckiges Omoplatalschildehen.
Diese Schildchen treten hier von neuem auf, nachdem sie bei der
Larva bereits vorhanden, bei der Protonympha aber bis zu fast gänz-
lichem Verschwinden rückgebildet waren. Im Übereinstimmung
mit der Protonympha zeigt sich hinter den Trochanteren II eine An-
deutung der späteren vorderen Lateralschilder, die bei der Larva
noch vollkommen fehlte. Neu ist das Auftreten eines kleinen Noto-
gasters, das auch der Protonympha noch durchaus abgeht. Es ist
Fig. 2. Fig. 3.
Pr. glandarinus (C. L. Koch). Pr. glandarinus (C. L. Koch).
Deutonympha feminina. Deutonympha feminina,
aber noch sehr unscheinbar und so schwach chitinisiert, daß es leicht
übersehen werden könnte, wie denn wohl Oudemans bisher der
einzige Autor ist, der in den ‚„Entomologische Berichten“, Bd. 1,
p- 225, in der Diagnose seines Pr. detruncatus und Pr. separatifolius
auf das Vorhandensein dieser Schildehen aufmerksam gemacht hat.
Die Form dieses Notogasters ist herzförmig bis zuckerhutförmig,
mit der Spitze nach vorn. Es liegt sehr weit dem Rumpfende genähert
und dient offenbar als Schutz des noch zu besprechenden Kopulations-
organs. Alle die genannten Schilder der Rückenfläche sind glatt,
ohne ‚‚Grübehen“, aber äußerst fein gekörnelt. ur
An langen Haaren gehört nur ein Paar der Rückenseite an.
Dies sind die auf den Omoplatalschildchen eingepflanzten Prosoma-
Acarologische Beobachtungen. 7
haare, deren Länge der größten Rumpfbreite gleichkommt. Denn die
ebenso langen Lateralhaare, deren Ansatzstelle sich ein Stück
vor den Trochanteren III befindet, stehen so durchaus seitlich, daß
sie weder der Rücken- noch der Bauchseite zugerechnet werden können.
Alle anderen Haare sind kaum wahrnehmbar kurz. Es sind dies die
ebenfalls auf den Omoplatalschildchen stehenden accessorischen
Prosomahärchen und drei Börstchenpaare auf weichhäutiger Fläche:
eirs in der Linie der größten Breite, eins über den Trochanteren III
und eins über den Trochanteren IV.
Seitlich des Notogasters sind die Mündungen der Öldrüsen
sichtbar. Bei der Larva und Protonympha sind die Öldrüsen noch zu
weit in ihrer Entwicklung zurück, als daß ihre Mündungen wahrge-
nommen werden könnten.
Unter der Hinterkante des Notogasters kann das Kopulations-
organ vorgestülpt werden. Es besteht in zwei wurstförmigen Zipfeln,
die den Zweck haben, bei der Copula von den Saugnäpfen des Männchens
erfaßt zu werden. Ganz am Rumpfende, doch immerhin noch dorsal,
liegt die winzige Kopulationsöffnung.
Die Bauchseite (Fig. 3) ist so gut wie ganz von ebenfalls fein
gerunzelter weicher Haut bedeckt. Die Epimera I stehen, wie schon
bei der Larva und Protonympha, durch einen U-förmigen Bogen
hinten mit einander in Verbindung. Die Chitinleiste ist allerdings
an dieser Stelle besonders dünn und besonders wenig durchgefärbt.
Es ist also falsch, wenn Robin sagt, die Epimera I stießen hinten
V-förmig zusammen, und wenn Berlese sie frei endend zeichnet.
Vorn entsenden die Epimera I nach den Seiten eine besondere Leiste,
die der Larva und der Protonympha noch fehlt, welche die Ansatz-
stellen der Trochanteren I umschließt. Eine solche Leiste ist bei den
Trochanteren II noch nicht vorhanden. Die Epimera II nehmen
einen flach S-förmigen Verlauf. Sie unterscheiden sich von denen der
Larva und der Protonympha dadurch, daß sie eine leichte Neigung
zeigen, sich mit ihren Hinterenden wieder etwas auseinander zu biegen.
Die Epimera III und IV haben einen etwas verbreiterten äußeren Teil
und spitzen sich nach innen hin zu. Sie streben fast geradlinig der
Mitte der Bauchfläche zu. Darin gleichen sie denen der vorangegangenen
Stadien, nur mit der Einschränkung, daß die Epimera IV bei der Larva
einen S-förmig gekrümmten Verlauf nehmen. Den Epimera III ist
eine mit ihnen in Verbindung stehende, fein gekörnelte Platte vor-
gelagert, die auch bei den früheren Stadien schon vorhanden ist. Sie
hat mit dem später zur Entwicklung gelangenden hinteren Lateral-
schild nichts zu tun. Auf ihr steht. hart auf die Seite gerückt, doch
durchaus ventral, die dolehförmig spitze accessorische Lateral-
borste, schräg dicht hinter dem auf weichhäutiger Fläche einge-
pflanzten langen Lateralhaar. Am äußersten Rumpfende, seitlich
der medianen Einbuchtung, stehen zwei Paar langer Endhaare.
Sie sind zwar ziemlich endständig, gehören aber doch unverkennbar
der Bauchseite an. Das äußere und vordere Paar hat die Länge der
langen Lateralhaare, das innere und hintere Paar ist um eine Kleinig-
5. Heft
8 Graf Hermann Vitzthum:
keit kürzer. Darın gleichen diese Haare den entsprechenden der Proto-
nympha. Die Larva dagegen besitzt nur ein Paar Endhaare. Ein
Paar feiner Haare steht, wie schon bei den früheren Stadien, zwischen
den Epimera I und II. Alle anderen Haare der Bauchfläche sind kaum
wahrnebmbare kurze Borsten. Ein Laar findet sich in Überein-
stimmung mit Larva und rrotonympha zwischen den Epimera III
und ein Paar, welches den jüngeren Stadien noch fehlt, vor den inneren
Spitzen der Epimera IV. Deı Larva fehlt es unbedingt Bei der Proto-
nympha könnte man sagen, es sei weiter nach hinten, zwischen die
äußeren Enden der Epimera IV, gerückt, an eine Stelle, wo bei der
Deutonympha feminina keine Haare vorhanden sind Ein kleines
Borstenpaar flankiert endlich die das Rumpfende nahezu erreichende
Analspalte, welches bei der Protonympha bereits vorhanden ist,
der Larva aber noch fehlt.
Zwischen den Epimera III läßt sich die Anlage des späteren
Genitalapparateserkennen. Sie besteht in zwei noch unentwickelten
Haftnapfpaaren. Die Protonympha besitzt davon bereits ein Paar,
während bei der Larva noch jede Andeutung davon fehlt.
Die Mundwerkzeuge, die in allen Entwicklungsstadien ein-
ander gleichen, zeigen keine Besonderheiten. _Dorsal sieht man von
ihnen die Mandibularscheren, denen sich seitlich das Basalstück sowie
Tibia und Tarsus der Palpi so anschmiegen, daß aus der Gesamtheit
dieser Gliedmaßen ein kegelförmiges Gebilde entsteht. Tibia und
Tarsus palporum tragen dorsal sowohl wie ventral je ein winziges
Börstchen. Wie in Fig. 4 dargestellt, sind die Maxillae zu einem ein-
heitlichen ventralen Gebilde verwachsen. Ebenso sind alle proximalen
Glieder der Palpi, nur nicht Tibia und Tarsus, zu einem umfangreichen
Basalstück verschmolzen, welches mit einem Haarpaar ausgestattet
ıst. Die Trophi — oder sollten es die Malae sein? — haben die Gestalt
von kreisförmigen Fächern angenommen, die den größten Teil der
freien Palpglieder verdecken und zwischen sich nur eine kleine Spitze
der Lingua hervorschauen lassen. Alle diese Einzelheiten sind über-
aus schwer erkennbar, und es muß daher mit der Möglichkeit gerechnet
werden, daß verschiedene Beobachter über ihre Gestaltung verschiedener
Meinung sein könnten. Darum muß gesagt werden, daß Fig. 4 nicht
ganz nach der Natur gezeichnet wurde, sondeın in Anlehnung an eine
der noch unveröffentlichten Handzeiehnungen von Oudemans,
die der Autor mir gütigerweise für meine Proctophyllodes- Vergleichungen
zur Verfügung gestellt hatte. Die in Frage kommende Zeichnung
bezieht sich nicht auf Pr. glandarinus, sondern auf die Deutonympha
von Pr. pinnatus (Nitzsch). Da aber die Mundwerkzeuge aller Procto-
phylloden gleichartig sind, dürfte sie mindestens Anspruch auf
schematische Richtigkeit haben, und außerdem ist sie auf Grund
meiner eigenen Beobachtungen ‘ergänzt. In jedem Falle aber kann
der Leser sich an der Hand von Fig. 4 eine Vorstellung von der Gestalt
der Proctophylloden-Mundgliedmaßen machen.
Über die Beine ist wenig zu sagen. Ihre Gliederung ist normal;
Verschmelzungen mehrerer Glieder zu einer Einheit kommen auch
Acarologische Beobachtungen. 9
nicht andeutungsweise vor. Die Länge aller Beine ist gleich. Sie be-
trägt bei einem Individuum von Durchschnittsgröße ziemlich genau
85 u. Auch ıhre Stärke kann man als gleich bezeichnen; ganz genaue
Vergleichungen ergeben freilich, daß die Beine I um eine verschwindend
geringe Kleinigkeit dicker sind als die anderen. Die distalen Enden
von Genu I und Tibia II erreichen die Palpenspitzen. Die Tarsı IV
erreichen nicht ganz das Rumpfende.
Die Behaarung der Beine ist spärlich. Tasthaare stehen, durch-
weg dorsal, distal auf Tibia I, II, III und IV und mehr proximal auf
dem Genu I. Die tibialen Tasthaare überragen an den Beinen III
und IV die Tarsi um eine Kleinigkeit, an den Beinen I und II dagegen
um die Hälfte ihrer Länge. Die genualen Tasthaare I reichen bis an
das proximale Ende der Tarsı I. Alle diese Tasthaare haben die den
Fig. 4, Fig. 5.
Gnathosoma, ventral, Tarsus.
Proctophyllodinae eigentümliche Form: sie verjüngen sich von hinten
nach vorn weniger als andere Haare und enden stumpf. An sonstigen
Haaren verdienen Erwähnung: ventrale Haare auf Femur I, IT und III,
je ein Paar ventrale Haare auf Tarsus I und II, sowie die dorsalen
Haare auf dem proximalen Ende von Tarsus I und II, welch letztere
vielleicht als Sinneshaare aufzufassen sind. Die Ansatzstellen der
Ambulacra sind an allen Tarsen flankiert von einem Paar seitwärts
abstehender Härchen, und ein Haar, etwas stärker als jene, steht
oberhalb der Ansatzstelle der Ambulacra und ragt deutlich über diese
hinaus.
Die Ambulacra haben ungefähr die Form eines Efeublattes.
Fig. 5 gibt die Unterseite einer Tarsusspitze wieder. Doch ist be-
züglich dieser Zeichnung dasselbe zu sagen, wie bei der Abbildung der
Mundgliedmaßen.
Die Deutonympha masculina ist von der weiblichen Deuto-
nympha nur wenig unterschieden. Genaue Vergleichsmessungen
zeigen, daß sie etwas kleiner ist. Es fehlt ihr selbstverständlich da:
Kopulationsorgan, damit zugleich aber auch das Notogaster. Die auf
weichhäutiger Fläche stehenden Rückenhäörchen sind weiter nach hinten
gerückt, das mittelste Paar außerdem weiter nach außen, und das
5. Deft
10 Graf Hermann Vitzthum:
hinterste Paar bis hinter die Öldrüsen. Auf der Bauchfläche ist das
Borstenpaar, auf welches bei der weiblichen Deutonympha die inneren
Spitzen der Epimera IV hinweisen, hinter die Genitalanlage gerückt.
Im übrigen aber stimmen beide Deutonymphaformen vollkommen
miteinander überein.
Mas. — Die Größenverhältnisse sind sehr konstant. Länge,
gemessen von der Spitze der Palpi bis zum Ansatz der langen End-
haare, 258—270 u. Größte Breite, vor der die Grenze zwischen
Propodosoma und Metapodosoma markierenden seitlichen Einkerbung,
102—105 u. Robin gibt eine Länge von 350—400 und eine Breite
von 200 « an, sagt aber nicht, wie diese Messung zustandegekommen
sei. Selbst wenn man annimmt, daß er ganz ungewöhnlich stark ent-
wickelte Exemplare vor sich gehabt und außerdem die blattförmigen
Anhänge am Rumpfende in die Messung mit einbegriffen habe, so
kann er doch nicht zu so hohen Zahlen gelangt sein. Daß die Robinsche
Messung ungenau sein muß, ergibt sich schon daraus, daß das von ihm
angegebene Verhältnis der Breite zur Länge ein ganz undenkbares ist.
In der ‚„Acarofauna‘“ hat Canestrini die Robinsche Längenangabe
wiederum offenbar ohne Nachprüfung übernommen. Im ‚Tierreich‘
dagegen gibt er eine Länge von 300 u einschließlich der Anhänge an,
und das ist richtig. Die gleiche Zahl von 300 u findet sich beiBerlese.
Die Gestalt ist kantiger geworden als bei der Deutonympha.
Das Fropodosoma hat gradlinige Seiten, die nach hinten etwas
divergieren. Das Metapodosoma schließt sich an dieses von vornherein
etwas schmaler an und verjüngt sich, ohne wesentliche Ein- oder
Ausbuchtungen, gleichmäßig nach rückwärts.
Die Farbe ist dieselbe wie bei der Deutonympha. Immerhin
bringt das Vorhandensein der großen Platten auf dem Rücken etwas
mehr schwach ockerbräunlichen Farbton in das Gesamtbild.
Denn die Rückenseite (Fig. 6) ist nunmehr nicht mehr über-
wiegend weichhäutig, sondern in der Hauptsache von Schildern be-
deckt. Diese Schilder zeigen keine ‚„Grübchen‘, sondern sind glatt,
wenn auch fein gekörnelt. Die weichhäutigen Flächen haben ihre
feine Runzelung behalten. Eine eigentliche Rumpffurche fehlt, doch
zeigt der Verlauf der Runzelung zwischen der Notocephale und dem
Notogaster die Grenze zwischen Protero- und Hysterosoma. Die
Notocephale deckt etwas weniger als das vordere Drittel der Rücken-
fläche. Sie reicht weiter nach hinten als bei der Deutonympha und ist,
da die früheren Omoplatalschilder mit ihr verschmolzen sind, nunmehr
bedeutend breiter geworden. Ihre Seitenkanten sind über den Tro-
chanteren II etwas eingebuchtet. Die Hinterkante hat die Neigung,
in der Mitte eine Spitze nach rückwärts zu entsenden, die bei den
verschiedenen Individuen verschieden stark ausgeprägt ist, und zeigt
seitlich von dieser leichte Einbuchtungen. Zwischen Notocephale
und Notogaster liegt ein weiterer Zwischenraum, der in der Median-
linie beinahe so breit ist wie die Hälfte der Hinterkante der Notocephale
lang. Da aber das Notogaster an seiner Vorderkante stark konkav aus-
gehöhlt ist, sind die Vorderecken des Notogasters den Hinterecken der
en a ai m u
Ki ei A Anke nn
Acarologische Bevbachtungen. Hl
Notocephale bedeutend mehr genähert, als
die mittleren Teile dieser Schilder. Doch
fallen hierbei individuelle Verschiedenheiten
nicht unerheblich ins Gewicht. Abgesehen
von einer Verbreiterung über den Tro-
chanteren IV wird das Notogaster nach
hinten zu schmäler, so daß beiderseits ein
Streifen weichhäutiger Fläche unbedeckt
bleibt. Von der Gegend an jedoch, wo
man die nicht oder doch nur höchst un-
deutlich sichtbaren Öldrüsen sucht, deckt
es das Rumpfende bis hinten hin ganz.
Der seitliche Teil des Propodosoma wird
von den vorderen Lateralschildern bedeckt,
die über den Trochanteren II beginnen und
bis zu der seitlichen Rumpfkerbe reichen.
Sie dehnen sich also weiter nach hinten
aus als die Notocephale und lassen einen
KOEERE: schmalen Streifen zwischen sich und jener
Br 6. mE unbedeckt. Die hinter der Rumpfkerbe
ne Bed: beginnenden hinteren Lateralschilder sind
schmaler als die vorderen und reichen ungefähr bis über die Tro-
chanteren III. Der hinterste Teil des Notogasters zeigt einen tiefen
Einschnitt, aber nur diese Chitinplatte, nicht etwa der ganze Rumpf.
An langen Haaren finden sich auf der Rückenfläche nur die
an üblicher Stelle auf der Notocephale eingepflanzten Prosomahaare.
Ihre Länge kommt der größten Rumpfbreite gleich. Dicht neben
ihnen stehen die zu ihnen gehörigen, sehr kleinen accessorischen Härchen.
Alle anderen Haare der Rückenseite sind kaum wahrnehmbare, kurze
Börstchen. Sechs Paare von ihnen stehen auf dem Notogaster; ein
Paar ganz auf der Vorderkante, unweit der Vorderecken, ein Paar
submedian in der Linie der Hinterenden der hinteren Lateralschilder,
ein Paar auf dem Schildrande vor den Trochanteren IV, ein Paar
submedian hinter der Mitte des Schildes, und zwei Paare seitlich
des Vorderendes des rückwärtigen Einschnittes in das Notogaster,
davon das äußere so weit nach außen gerückt, daß man es fast als
lateral bezeichnen müßte. Und endlich steht ein Paar gleicher Härchen
am hintersten Rumpfende auf nicht vom Notogaster bedeckter Stelle,
da wo die blattförmigen Rumpfanhänge sich an die Rückenfläche
anschließen.
Diese Blättchen sınd nämlich kein selbständiges Gebilde, das
dem Rumpf angefügt wäre, sondern sie sind eine Fortsetzung des
hinten sowieso schon gespaltenen Notogasters und gehören darum
durchaus der Rückenfläche an. Ihre Länge beträgt in der Regel 27 u,
kann aber in Einzelfällen auch bis zu 31 « messen. Im Verhältnis
zur Gesamtlänge des Tieres sind diese Blättchen also höchstens als nur
mäßig lang zu bezeichnen, wenn nicht gar als kurz. Sie zeigen eine
Äderung, die insofern an das Blatt einer Pflanze erinnert, als die Mitte
5. Heft
19 Graf Hermann Vitzthum:
von einem Hauptstrang durchzogen ist, von dem rechts und links
seitliche Adern ausstrahlen. An dem Hauptstrang kann man deutlich
sehen, wie die Chitinisation des Notogasters ohne Grenze in ihn über-
geht. Welche Bewandtnis es mit diesen Adern hat und wie sie
zustandekommen, bedarf noch der Klärung. Wahrscheinlich dienen
sie dem hauchdünnen Blättchen nur als Stützgerüst. Man ist versucht,
das auf sie anzuwenden, was Qudemans im ‚Archiv für Natur-
geschichte“, Jahrg. 1917, Abt. A, Heft 4, p.6 ff., über die Strahlen
und Adern der Pteromorphae bei den Galumna-Arten sagt. Der Zweck
der Blättchen ıst eine weitere Sicherung der durch das Zusammen-
wirken der Kopulationsorgane zustande gekommenen Kopulations-
stellung. Das kopulierende Männchen schiebt die Blättchen über den
hinteren Rückenteil der weiblichen Deutonympha und gewinnt dadurch
eine Stütze in senkrechter Richtung, nachdem durch das Erfassen
des weiblichen Kopulationsorgans vermittels der männlichen Haft-
näpfe bereits das Ineinandergreifen der beiderseitigen Genitalorgane
in wagerechter Richtung gewährleistet war. Die Form der Blättchen
ähnelt grundsätzlich dem Steuerruder eines Schiffes. Der proximale
Teil ist verjüngt, die Innenkante ziemlich geradlinig, während die Außen-
kante erheblich mehr geschwungen ist. Bei der hier in Rede stehenden
Art kommt diese Grundform leidlich gut zur Geltung (vergl. Fig. 8).
Bei anderen Arten ist sie bald ganz deutlich, bald weniger klar aus-
geprägt. Die Anhänge aller Proctophyllodes-Männchen lassen sich
aber auf diese eine Grundform zurückführen. Wo die Autoren von
anderen Formen sprechen, da handelt es sich eben, wie wir nachher
sehen werden, nicht um Proctophyllodes-Arten.
Die Bauchseite (Fig. 7) ähnelt in vielen Einzelheiten noch der
der Deutonympha. Soweit sie weichhäutig ist, ist die feine Runzelung
bestehen geblieben. Die Epimera I mit ihrer U-förmigen Verbirdung
hinten sind unverändert. Robin zeichnet sie, im Gegensatz zu seiner
Beschreibung a. a. O., p. 633, in Fig. 3 ganz richtig. Berlese läßt
sie a.2.0., Taf. 186, Fig. 1 fälschlicherweise hinten frei enden.
Canestrinis Abbildung in der ‚Acarofauna“, Taf. 22, Fig 5 ist
in dieser Hinsicht unklar. Im ‚‚Tierreich“ gibt er auch die Epimera I
als „frei“ an. Auch die Epimera II waren unverändert, wenn nicht
auch sie jetzt vorn, gleich den Epimera II, seitlich eine Leiste ange-
setzt bekommen hätten, die den Ansatz des Trochanters II umschließt.
Epimera III sind kräftiger geworden, als bei der Deutonympha, haben
aber ihre Gestalt so ziemlich beibehalten. Die Epimera IV sind
komplizierter geworden. Man erkennt jetzt ihre Zusammensetzung
aus Epimerit III und Epimeron IV. Epimerit IV, von dem bisher
nichts zu sehen war, hebt sich jetzt als eine feine, geradlinige Leiste ab.
Die vorderen Lateralschilder sind als ein schmales Band hinter den
Trochanteren II nunmehr auch ventral sichtbar. Ihr Hinterende ent-
sendet eine Chitinisation in der Richtung auf die Bauchmitte. Da-
gegen greifen die hinteren Lateralschilder als ein noch schmaleres
Band nur ganz wenig auf die Bauchfläche über. Die den Epimera 1
vorgelagerte kleine Platte ist erhalten geblieben und läßt ‚deutlich
Acarologische Beobachtungen. 13
erkennen, daß sie in keinem Zusammenhang mit den hinteren Lateral-
schildern steht.
An Haaren finden sich auf der Bauchseite vor allem die langen
Lateralhaare, deren Länge der größten Rumpfbreite gleichkommt,
. Wenigstens muß man sie wohl der Bauchfläche zuzählen. Denn wenn
sie auch sehr lateral eingepflanzt sind, so stehen sie doch immerhin
noch mehr ventral, als die ventrale Kante der hinteren Lateralschilder.
Fig. 8.
Fig 7:
Pr. glandarinus (Koch) &. Ä Pr. glandarinus (Koch) d.
Diese Haare stehen auf weichhäutiger Fläche. Die kurzen, dolch-
förmig spitzen accessorischen Lateralborsten dagegen stehen auf dem
den Epimera III vorgelagerten Plättchen auf einem sockelartigen
Höcker. Am Rumpfende sind drei Haarpaare vorhanden. Den Hinter-
ecken des Rumpfes — soweit man von „Ecken“ reden kann — sind
besondere Zipfel angefügt, deren Unterseite als Sockel für die längsten
Endhaare dient. Ihre Länge beträgt mehr als die Hälfte der Rumpf-
länge. Einwärts, dicht neben ihnen, unterhalb der Stelle, wo die Außen-
kante der blattförmigen Anhänge in das Notogaster übergeht, be-
findet sich ein weniger ausgeprägter Höcker, dem das zweitlängste
Endhaarpaar entspringt. Seine Länge beträgt etwas weniger als die
Hälfte der Länge des längsten Paares. Es fehlt nicht viel, daß diese
Haare doppelt so lang wären, wie die Blättchen. Ein kleines Stück
vor den längsten Endhaaren steht noch ein drittes Haarpaar, dessen
Länge zwei Fünftel von der der innersten Endhaare beträgt. Alle
anderen Haare der Bauchfläche sind kurz und sehr fein. Das schon
5, Heft
14 Graf Hermann Vitzthum:
der Larva zukommende Haarpaar zwischen den Epimera I und Il ist
natürlich auch hier wieder vorhanden. Ferner stehen Haarpaare auf
der Goxalfläche III, zwischen den inneren Spitzen der Epimera IV
und zwischen den inneren Spitzen der Epimeriten IV. Endlich
wird die das Rumpfende nahezu erreichende Analspalte von zwei
Härchen flankiert. Zwei weitere Paare winziger Börstchen sollen
beim Genitalapparat besonders erwähnt werden. |
Denn der Genitalapparat ist die hervorragendste Einzelheit
der Bauchfläche (vergl. Fig. 8). Soweit er hinter den Beinen IV
liegt, besteht er aus einem torförmigen Gebilde: zwei seitlichen
Chitinisationen, die vorn gewissermaßen durch eine Brücke verbunden
sind. Bei der vorliegenden Art ist es sicher, daß diese brückenähnliche
Verbindung besteht. Vielfach ist indessen diese Stelle so schwach
chitinisiert, daß ich bei einzelnen Proctophyllodes-Arten im Zweifel
bin, ob eine solche vordere Verbindung überhaupt noch vorhanden
ist. Auf den seitlichen Teilen stehen zwei sehr kleine Borstenpaare,
das vordere näher aneinander gerückt als da hintere. Jedoch muß
ich gestehen, daß es mir mitunter vorkommen will, als ob diese seit-
lichen Chitinisationen einen flachen Hohlraum überdachen und daß
die Härchen auf dem Grunde dieses Hohlraums, also unterhalb der
Chitinüberdachung, stehen. Das ganze Gebilde dient als Stütze der
sich darüber schiebenden Penisspitze und zugleich als Schutz für die
aus dem hinteren Teil des, Torbogens‘ hervortretenden Kopulations-
haftnäpfe. Es wurde bereits gesagt, daß diese Haftnäpfe den Zweck
haben, die Zipfel des Kopulationsorgans der weiblichen Deutonympha
zu erfassen. Sie sind nicht tellerförmig und liegen nicht flach der
Bauchfläche auf, wie sonst bei den federnbewohnenden Acaridae,
sondern sie bestehen aus dehnbaren Zylindern. Das hat Robin schon
richtig erkannt. Um so überraschender ist es, daß Berlese von ‚‚dis-
culis copulationis sexilibus‘ spricht und demgemäß zeichnet. Ohne
sie im Text zu erwähnen, bildet Canestrinı in der ‚„Acarofauna“
die Haftnäpfe richtig ab, nennt sie aber im „Tierreich“ ebenfalls
„sitzend“, offenbar im Anschluß an Berlese. Tellerförmig aufliegende
Haftnäpfe kommen bei den Proctophylloden überhaupt nicht vor.
Der Penis bildet das hauptsächlichste und augenfälligste Art-
merkmal. Er tritt zwischen den inneren Spitzen der Epimera IV aus
dem Rumpf hervor und biegt sich dann in scharfem Bogen sofort nach
rückwärts. Er ist leicht säbelförmig gebogen und liegt infolgedessen
der Bauchfläche nicht unmittelbar auf. Solange man ihn bei ventraler
Betrachtung genau von oben sieht, bemerkt. man diese leichte
Krümmung nicht (Fig. 8). Sie tritt aber sofort in die Erscheinung,
wenn man das Tier ein wenig von der Seite sieht, oder wenn der Penis
durch Deckglasdruck um eine Kleinigkeit aus seiner natürlichen Lage
gebracht ist (Fig. 7). Die Penisspitze ragt weit über das Rumpfende
hinaus, erreicht aber das Hinterende der Blättchen nicht ganz. Robin
hat ungenau beobachtet, wenn er schreibt und zeichnet, daß die Penis-
spitze mit dem Hinterrand der Blättchen abschnitte. Berlese stellt
die Längenverhältnisse richtig dar. Wenn Canestrini im „Tierreich“
Acarologische Beobachtungen. 15
sagt, der Penis überrage den Hinterrand des Rumpfes, so ist dies
richtig, in Anbetracht der Wichtigkeit dieses Punktes aber nicht genau
genug. Seine Angabe in der „Acarofauna“, der Penis rage sogar über
den Hinterrand der Blättchen hinaus, ist unbedingt falsch. Sie steht
außerdem in einem unvereinbaren Widerspruch mit seiner Fig. 5
auf Taf. 22, die auf p. 311 ausdrücklich als eine Abbildung von
Pr. glandarinus bezeichnet wird. Denn hier ist ein ganz kurzer Penis
dargestellt, dessen Spitze zwischen den hinteren Härchen auf den
seitlichen Teilen der Genitalchitinisation liegt. Dieser unbegreifliche
Widerspruch, der doch wohl weder auf einem Beobachtungs- noch
auf einem Zeichenfehler beruhen kann, findet seine Erklärung vielleicht
darin, daß Canestrini in der „Acarofauna“ nur drei Proctophyllodes-
Arten unterscheidet und daher den wenig aussichtsreichen Versuch
machen mußte, alle Formen, die ihm zu Gesicht kamen, in diesem engen
Rahmen unterzubringen. So hält er denn den Pr. glandarinus für
identisch mit dem Pr. ampelidis (Buchholz), worunter er eine der
Arten mit kurzem Penis versteht, wie besagte Fig.5. Er ist hierzu
offenbar durch Haller verführt worden, der 1877 in der ‚Zeitschrift
für wissenschaftliche Zoologie“, Bd. 30, p. 536, in seinen „Weiteren
Beiträgen zur Kenntnis der Dermaleichen Koch’s‘“ ebenfalls den
Dermaleichus ampelidis Buchholz für synonym hält mit Dermaleichus
glandarınus Koch.
Das Gnathosoma stimmt ın allen Einzelheiten mit dem der
Deutonympha überein.
Dasselbe gilt für die Beine hinsichtlich ihrer Gessalt, Gliederung
Behaarung und ihrer Ambulacra. In ihrer Länge zeigen sich jetzt
einige geringfügige Verschiedenheiten. Bei einem Individuum von
Durchschnittsgröße messen sie vom proximalsten Teil des Trochanters
bis zum Ansatz des Ambulacrums: I und II 78, III 96, IV 105 ı.
Tarsus IV überragt mit der distalen Hälfte das Rumpfende, reicht
aber nur wenig über die Mitte der Blättchen hinaus.
. Femina. — Länge, gemessen von der Palpspitze bis zum Hinter-
ende der Endzipfel des Rumpfes, also unter Ausschluß der sähel-
förmigen Anhänge, 388—435 u. Größte Breite, am Hinterende des
Propodosoma, 130—145 u. — Robin gelangt bei seinen Messungen
wiederum zu erstaunlich hohen Zahlen. Er gibt die Länge auf 500
bis 600, die Breite auf 200—250 u an. Wendet man diese Zahlen
auf seine Abbildungen Fig. 1 und 2 an, so ergibt sich überdies, daß
er die Rumpfanhänge nicht in seine Messung mit einbegriffen hat.
Berlese bemißt die Länge ebenfalls auf 600 u, ohne zu sagen, ob er
dabei die Anhänge berücksichtige oder nicht. Canestrini hat in die
„Acarofauna‘“‘ abermals die Robinschen Zahlen übernommen, be-
mißt aber im ‚Tierreich‘ die Länge auf 600 « und zwar einschließlich
der Anhänge. Das ist kein übermäßig großer Unterschied gegenüber
meinen größten Exemplaren. Im großen und ganzen aber will es doch
scheinen, als hätten die älteren Autoren erheblich größere Tiere ge-
messen, als sie mir jemals zur Verfügung gestanden haben.
5. IIeft
16 Graf Hermann Vitzthum:
Die Gestalt ergibt sich aus Fig. 9 und 10. Das Propodosoma
hat dieselbe Form wie beim Männchen, das Metapodosoma in seinem
Hauptteil ebenfalls, ist dann aber erheblich weiter nach hinten ver-
längert durch einen Ansatz, de: durch eine kräftige Einschnürung
vom Hauptteil abgetrennt ist. Dieser hinterste Rumpfteil ist durch
einen tiefen und breiten Einschnitt in zwei Teile gespalten, die in der
Folge, dem eingebürgerten Sprachgebrauch entsprechend, als „End-
lappen“ bezeichnet werden mögen, obwohl sie durchaus nicht flach,
wie ein „Lappen“ sind, sondern, besonders proximal, eine ansehnliche
Dicke aufweisen. |
Die Farbe ist die gleiche wie beim Männchen, nur bedeutend
kräftiger. Weißlich farblos sind nur noch die weichhäutigen Teile. Die
Schilder heben sich davon durch ockergelbe Färbung deutlich ab,
und die Leisten der Bauchfläche sind noch dunkler.
Die Rückenseite (Fig. 9) gleicht hinsichtlich der Textur der
des Männchens. Die Notocephale, die beiden Paare der Lateral-
schilder und der überwiegende Teil des Notogasters haben denselben
Umfang und dieselbe Gestalt wie bei jenem. Der Abstand des Noto-
gasters von der Notocephale, innerhalb dessen nur der Verlauf der
feinen Runzelung, nicht aber eine Rumpffurche, die Grenze zwischen
Propodo- und Metapodosoma erkennen läßt, ist abermals sehr breit
und beträgt die Hälfte der Länge der Hinterkante der Notocephale.
Hinten deckt das Notogaster die Rückenfläche vollkommen bis dahin,
wo der allerletzte Rumpfabschnitt abgeschnürt ist. Im Gegensatz
zum Männchen ist beim Weibchen das Notogaster hier nicht gespalten,
sondern ziemlich geradlinig abgeschnitten. Die seitlichen Teile des
Notogasters sind in der Gegend der Einschnürung besonders kräftig
und dunkel chitinisiert. Zwischen den seitlichen Kerben der Ein-
schnürung bleibt auf der Rückenfläche ein schmaler S5reifen weicher
Haut unbedeckt. Dann folgt nach rückwärts eine mit dem Notogaster
nicht in Verbindung stehende Schildplatte, welche die beiden End-
lappen gänzlich überdeckt. Auch sie ist in der Gegend der Einschnürung
und längs ihrer Vorderkante besonders stark und dunkel chitinisiert.
„Grübchen‘“ besitzt keins aller dieser Rückenschilder.
Die langen Prosomahaare und ihre accessorischen Börsichen
stehen auf der Notocephale genau wie beim Männchen. Auch die
Härchen auf dem Notogaster sind angeordnet wie dort, jedoch mit
Ausnahme des Paares, welches beim Männchen das äußere der beiden
hintersten Paare war. Dieses wäre beim Weibchen in der Gegend
der hier leidlich gut sichtbaren Öldrüsen zu suchen, fehlt aber hier.
Auf dem schmalen weichhäutigen Zwischenraum zwischen dem Noto-
gaster und der Chitinisation der Endlappen steht ein Paar winziger
Härchen. Das ist bei der vorliegenden Art gut zu erkennen. Bei einzelnen
anderen Proctophyllodes-Arten ist die Vorderkante der Chitinisation
der Endlappen so schwach gezeichnet, daß man meinen könnte, die
Härchen stünden erst hinter dem weichhäutigen Streifen. Die End-
lappen haben eine schräg von oben kommende seitliche Aushöhlung.
In dieser ist das längere und stärkere der beiden Endhaarpaare
Acarologische Beobachtungen. 17
eingepflanzt. Diese beiden Haare sind in ihrer proximalen Hälfte
stark verdickt, nicht blos blattförmig verbreitert. Man muß sie ihrer
Ansatzstelle wegen der Rückenseite zuzählen. Das andere Endhaar-
paar aber und die säbelförmigen Anhänge gehören unbedingt der
Unterseite an. Die Längenverhältnisse der Endhaare und der Anhönge
sind immer am besten aus der Abbildung (Fig. 11) ersichtlich. Im vor-
liegenden Falle ist die Länge der längeren Endhaare der der Anhänge
gleich, beträgt also bei einem Durchschnittsexemplar ungefähr 100 u.
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Fig. 9. Fig. 10.
Pr. glandarinus (Koch) 9. Pr. glandarinus (Koch) 2.
Wären die Endhaare nicht stets schräg seitwärts weggestreckt, so
würde die Spitze dieser vorderen Endhaare bis an das hinterste Drittel
der Anhänge reichen. So aber liegen ıhre Spitzen bei normaler Lage
in der Höhe der Mitte der Anhänge. Zur Rückenseite gehört schließlich
noch ein Borstenpaar, welches von den Seiten her schräg einwärts
in den breiten Zwischenraum zwischen den Endlappen hinejnragt. Die
Einbuchtung wird in ihrer Mitte von vorn nach hinten stufenförmig
um eine Kleinigkeit weiter. Diese Stelle dient als Ansatz der in Rede
stehenden beiden Borsten. Alle sonstigen Rumpfhaare gehören der
Unterseite an. |
Die Bauchseite (Fig. 10) stimmt hinsichtlich der Epimera I,
II und III, sowie hinsichtlich der Chitinleiste, die vom Hinterende
der vorderen Lateralschilder der Bauchmitte zustrebt, völlig mit der
des Männchens überein. Die aus Epimerit III und Epimeron IV zu-
Archiv Een 9 5. Heft
18 Graf Hermann Vitzthum:
sammengesetzte Leiste ist in ihren den Trochanteren III und IV zu-
nächst liegenden Teilen wesentlich breiter als beim Männchen und
dadurch in ıhrer Form komplizierter. Außerdem ist den inneren
Spitzen dieses Leistenpaares ein besonderes kleines Chitingebilde
vorgelagert. Die Epimeriten IV haben die Gestalt von kleinen Drei-
ecken angenommen, deren eine Spitze nach hinten weist, Das Epi-
gynium steht mit keinem der Epimeren in Verbindung oder Berührung.
Seine Hinterkante ist so ziemlich halbkreisförmig. Die Vorderkante
hingegen verläuft ın einer zweimal gebrochenen Linie, so daß das
Epigynium eine leichte Andeutung von seitlichen Vorderspitzen auf-
weist. Die Vulva wird seitlich von je zwei kleinen Genitalhaftnäpfen
flankiert. Im Gegensatz zu Robins Fig. 1 gibt Berlese in Fig. 4
auf Taf. 186 die Form des Epigyniums richtig wieder. Beide Zeichner
machen aber den Fehler, daß sie die Epimera I hinten frei, bei Berlese
sogar divergierend, enden lassen. Auch dies dürfte wohl eine Unter-
lage gewesen sein zu Oanestrinis falscher Diagnose im „Tierreich“.
Die plattenbedeckten Flächen der Bauchseite sind die gleichen
wie beim Männchen. Die vorderen Lateralschilder greifen in einem
schmalen Randstreifen auf die Bauchfläche über. Von den hinteren
Lateralschildern ist dagegen ventral nur wenig zu sehen. Sie ent-
senden aber vorn eine kleine dreieckige Spitze in der Richtung auf die
Bauchmitte, welche um die Ansatzsielle der langen Lateralhaare
herumgreift. Diese selbst, so lang wie die größte Rumpfbreite, stehen
auf weichhäutiger Fläche. Dagegen stehen die dolchförmigen
accessorischen Lateralborsten, die hier stumpfer sind als beim
Männchen, wiederum auf einem Sockel, welcher der den Epimeren III
vorgelagerten Flatte aufgesetzt ist.
Je ein Paar feiner Härchen stehen zwischen den Epimera I und II,
innerhalb des Bogens des Epigyniums, vor den Epimera III sowie
zwischen deren inneren Spitzen, in der Linie der Trochanteren IV,
neben dem Vorderende der Analöffnung und in der Linie der größten
Breite der Endlappen. Die Analöffnung ist in einen Wulst ein-
gebettet, dessen Hinterzipfel bis an die breite Einbuchtung zwischen
den Endlappen heranreicht, ja sogar mitunter auch bei dorsaler Be-
trachtung sichtbar wird. Die Endlappen geben ventral ohne deutliche
Grenze in die säbelförmigen Anhänge über, deren Länge ziemlich
genau 100 u beträgt. Dorsal wölbt sich das Hinterende der Endlappen
etwas über den Ansatz der Anhänge hinüber, und in der dadurch ent-
stehenden Kerbe ist das Paar der kürzeren Endhaare eingepflanzt
(Fig. 11). Der Ansatz dieser Haare liegt also nicht mehr dorsal, aber
dennoch oberhalb des Ansatzes der Anhänge. Robin und Beilese
zeichnen ungenau, wenn sie die kürzeren Endbaaıe der Unterseite
des Hinterendes der Endlappen aufsitzen lassen. Die Richtung dieser
Haare ist so gut wie parallel zu den längeren Endhaaren. Sie sind
bedeutend feiner als jene, zeigen aber, wenn auch natürlich in ent-
sprechend geringerem Grade, die gleiche Verdickung der proximalen
Hälfte. Denkt man sich die Spitzen der längeren Endhaare durch
eine Linie verbunden, so reichen die Spitzen der kürzeren um eine
Acarologische Beobachtungen. 19
Kleinigkeit über diese Linie hinaus.
Der Leser wolle den aus Fig. 11
ersichtlichen längenverhältnissen
‚seine besondere Aufmerksamkeit zu-
wenden, denn hier bieten sich aie
bauptsächlichsten Unterscheidungs-
merkmale gegenüber den Weibchen
der anderen Proctophyllodes - Arten.
Gnathosoma und Beine in
jeder Beziehung genau wie beim
Männchen. An einem Durchschnitts-
exemplar messen die Beine vom
proximalen Ende des Trochanters bis
zum Ansatz des Ambulacrums I und
195 «Il und IV.1ll a:
Besondere Erwähnung verdient
noch das allen Proctophyllodes- W eib- Fig. 11.
chen zukommende, jedoch nicht Pr. glandarinus (Koch) $.
immer erkennbare Organ, welches
als ein mehrfach und ganz unregelmäßig gekrümmter, ganz
feiner Schlauch am Rumpfende im Innern eingebettet liegt. Es ist
offenbar ein Rudiment der inneren Organe, die bei der Copula der
weiblichen Deutonympha eine Rolle spielen. Dieser Schlauch tritt
mitunter mit einer feinen Endspitze am äußersten Rumpfende, d.h.
in der Tiefe der Einbuchtung zwischen den Endlappen, aus dem Leibes-
innern hervor und entspricht hier wohl einer rudimentären Bursa
copulatıix. Die Stelle, wo er hervortritt, liegt völlig endständig, aber
doch etwas mehr dorsal, als der Endzipfel des die Analspalte bergenden
Wulstes. Proximal mündet der Schlauch in ein zartes Bläschen,
vielleicht ein Receptaculum seminis. Oudemans hat ein gleiches
Organ in der „Deutschen Entomologischen Zeitschrift‘, Jahrg. 1910,
p. 401, bei Trrouessartia rosterii (Berlese) Q abgebildet und besprochen.
Das Vorkommen der Art ist, wie das aller ihrer Verwandten,
ankeine Jahreszeit gebunden.
C. L. Koch fand die Art, wie aus der Benennung hervor-
geht, zuerst auf Garrulus glandarius (L.). Außerdem ist sie gefunden
worden auf Scolopax rusticola L., Jyn& torguilla L., Lamius minor Gm.,
‚Aegithalus caudatus (L.), Parus minor L., Sylvia atricapilla (L.),
Regulus ignicapillus (Chr. L. Br.), Ruticilla phoenicura (L.), Erithacus
rubeculus (L.), E.suecicus (L.), Turdus ilwacus L., T. merula L.,
T. musicus L., Monticola saxatihis (L.), Phylloscopus rufus (Bchst.),
Alauda arvensis L., Emberiza citrinella L., Chloris chloris (L.),
Passer ıtaliae Vieill., Carduelis carduelis (L.), Coccothraustes cocco-
thraustes (L.). Das ist gewiß eine lange Liste. Und doch kann man
nicht sagen, daß Pr.glandarinus auf einer dieser Vogelarten regelmäßig
anzutreffen wäre, oder auch nur, daß er die eine oder andere Art offen-
sichtlich bevorzuge. Er ist überhaupt keine alltägliche Erscheinung,
wenn man ihn auch nicht gerade als Seltenheit bezeichnen kann.
2* 5. Heft
20 Graf Hermann Vitzthum:
Das Verbreitungsgebiet der Art wird wohl ziemlich sicher
mit dem der Wirtsvögel übereinstimmen. Es dürfte demnach um-
fassen ganz Europa einschließlich Island, Nordafrika, Westasien,
sowie Nord- und Mittelasien bis östlich zum Jenessei und südlich bis
zum Himalaya. |
Fig. 12, Fig.13.
Pr. pinnatus (Nitzch) S. Pr. pinnatus (Nitzsch) &
2. Procetophyllodes pinnatus (Nitzsch 1818).
„Analges pinnatus N., ist weiß; das $ hinten mit zwei blattartigen
Flossen wie die Puppen der Mücken, das 2 ohne diese, hinten einfach
ausgeschnitten. Am Stieglitz nebst einer anderen Art dieser Abteilung.“
— Das ist alles, was Nitzsch 1818 in Ersch und Grubers „Allgemeiner
Eneyclopädie der Wissenschaften und Künste“, Bd.1, p. 252, als
ursprüngliche Beschreibung der Art bietet. Eine erläuternde Ab-
bildung fehlt.
Wo doch selbst ein halbes Jahrhundert später Buchholz, wie
sich aus der Beschreibung seines Pr. ampelidis ergibt, noch weit da-
von entfernt war, sich über die Geschlechtsverhältnisse der Procto-
phylloden klar zu sein, da wird man es als selbstverständlich hin-
nehmen, daß auch Nitzsch hier die kopulierende Deutonympha
feminina für das adulte Weibchen hielt, während man mit Sicherheit
gleichzeitig annehmen darf, daß unter der ‚‚anderen Art dieser Ab-
teilung‘ das wirkliche adulte Weibehen zu verstehen ist. Wenn auch
a u
h
j
N
L
i
}
i |
Acarologische Beobachtungen. 21
Nitzschs Diagnose an sich sehr nichtssagend ist, so besteht doch
kein Zweifel, welche Pr.-Art er damit gemeint hat. Denn wenn man
von einem gelegentlichen Vorkommen von Pr. glandarinus auf Car-
duelis carduelis (L.) absieht, so ist es immer wieder ein und dieselbe
hiervon deutlich unterschiedene Pr.-Art, die auf dem Stieglitz, und
zwar vorzugsweise nur hier, fast in jedem Einzelfalle wiederkehrt.
Sie ıst, wie folgt, zu beschreiben.
Mas. — Rumpflänge, gemessen von der Spitze der Palpi bis
zum Hinterende der Vorsprünge, die die längsten Endhaare tragen,
O
ya
A
=
&)
aner SA _ TISı
Fig. 14. FR
Pr. pinnatus (Nitzsch) 5.
Fig. 15.
Pr. pinnatus (Nitzsch) $.
287—325 u. Größte Breite 138—155 u. Länge der blättchenförmigen
Anhänge, an der Innenkante gemessen, 72—80 „; doch wurden in
einem Einzelfalle Blättchen von nur 63 « gemessen. Bei Zugrunde-
legung von Durchschnittswerten ergibt sich also ein Verhältnis der
Blättchenlänge zur Rumpflänge von genau 1:4. — Gestalt etwas
weniger schlank als bei der Typenart. — Farbe schwach ockerbräunlich
getönt; die Chitinisationen der Bauchseite ausgesprochen braun
durchgefärbt, besonders in der Genitalgegend. '
Auf der Rückenseite (Fig. 12) ist der Abstand zwischen Noto-
cephale und Notogaster ähnlich wie bei der Typenart. Indessen er-
gibt sich aus der größeren Breite des Tieres, daß die weichhäutigen
5. Heft
33 Graf Hermann Vitzthunmt:
Flächen zwischen den großen Rückenplatten und den Lateralschildern
mehr zur Geltung kommen als dort. Alle Schilder sind äußerst fein
gekörnelt und haben keine Grübchen. Die Behaarung zeigt keine
Besonderheiten. Die beiden langen Endhaarpaare sind von so gut
wie gleicher Länge und doppelt so lang wie die Blättchen. Das äußere
davon ist proximal kräftig veıdickt. =
Auf der: Bauchseite (Fig. 13 u. 14) verdient die kräftige Ent-
wicklung von Epimerit IV und die durchgefärbte seitliche Chitinisation
Ä Fig. 17.
Pr. pinmatus (Nitzsch) 9.
Fig. 16.
Pr. pinnatus (Nitzsch) &.
des Rumpfendes Erwähnung. Die großen Lateralhaare sind auffällig
lang, die accessorischen Lateralhaare dolchförmig. Die Kopulations-
röhren sind verhältnismäßig schlank. Die seitlichen Chitinisationen
der Genitalgegend und das Stützgerüst des Penis sind kräftig durch-
gefärbt und daher sehr deutlich sichtbar. Bei halb seitlicher Betrachtung
bietet die Gesamtheit dieser Chitinisationen ein Bild, als ob die Ansatz-
stelle des Penis von einem geschlossenen braunen “hitinring um-
geben wäre. Der stämmige Penis ist von pfriemförmiger Gestalt.
Seine Spitze liegt eine Kleinigkeit hinter der Linie des vorderen der
beiden mit den seitlichen Chitinisationen der Genitalgegend in Zu-
sammenhang stehenden Borstenpaare, die von ansehnlicher Länge sind.
Femina. — Länge, gemessen von der Spitze der Palpı bis zum
Hinterende der Endlappen, 390 —441 „, mit Einschluß der Anhänge
Acarolog!sche Beobachtungen, 93
481—538 u. Größte Breite 151—175 u. Länge der in ihrer Ent-
wicklung häufig recht verschiedenen Anhänge, an der Außenkante
gemessen, 87—122 u. — Gestalt, entsprechend der des $ etwas ge-
drungener als bei der Typenart. — Farbe wie beim 3, doch meist
kräftiger.
Die Rückenseite (Fig. 15 u. 17) gleicht der der Typenart, auch
insofern, als alle Schilder ohne Grübchen sind. Nur ıst der Abstand
zwischen Notocephale und Notogaster geringer als bei der Typenart.
Der weichhäutige Streifen zwischen dem Notogaster und der Chitin-
bedeckung der Endlappen ist wie bei der Typenart, der Einschnitt
zwischen den Endlappen breiter als dort. Die Öldrüsen sind immer
deutlich, vielfach sogar auffällig deutlich erkennbar. Das proximal
recht kräftig verdickte Paar der längsten Endhaare ist um die Hälfte
länger als die Rumpfanhänge, also merklich länger als bei der Typen-
art. Dafür ist das Paar deı hintersten Endhaare etwas kürzer als dort.
Die Bauchseite (Fig. 16) stimmt im wesentlichen mit der von
Pr. glandarinus überein. Erwähnung verdienen die verhältnismäßig
kräftigen Chitinisationen der Außenkanten des Rumpfendes und auch
der Innenkanten der Endlappen. Die Länge der großen Lateralhaare
im Verhältnis zur Rumpflänge ist nicht so auffällig wie beim Männchen.
Die accessorischen Lateralhaare sind, wie dort, dolcehförmig. Die
Rumpfanhänge sind proximal ziemlich schmal und machen daher einen
etwas schwächlichen Eindruck.
Die Behaarung der Beine ist um eine Kleinigkeit länger als beı
der Typenart.
Nitzschs unzulängliche ursprüngliche Diagnose der Art ist
von späteren Autoren erst nach langer Zeit verbessert worden. Ab-
bildungen fehlen bisher überhaupt, abgesehen von mehreren nicht
‘veröffentlichten Handzeichnungen alleı Entwicklungsstadien von
Prof. Oudemans, die zwar bedeutend künstlerischer sind als die
hier gebotenen, sachlich aber von diesen nicht abweichen. v. Heydens
Analges pinnatus von 1826 in Okens „Isis“, Bd. 10, ist lediglich ein
Nomen nudum. Dann taucht die Art erst wieder 1868 bei Robin
in den ‚„Comptes rendues hebdomadaires des Seances de !’Acad&mie
des Sciences“, Bd. 66. p. 726 auf unter dem Namen Pr. profusus.
Aber auch dies ist nur ein Nomen nudum. Daß dies ein Synonym für
Analges pinnatus Nitzsch ist, ergibt sich aus Robins ausführlicher
Beschreibung im ‚Journal de l’Anatomie et de la Physiologie“, Bd. 13,
p. 635— 637, von 1877. Merkwürdig ist nur, daß Robin das Männchen
als von weniger gedrungener Gestalt wie das von Pr. glandarınus
bezeichnet. Daß er beim Weibchen den Zwischenraum zwischen
Notocephale und Notogaster breiter als wie bei der Typenart bezeichnet,
läßt sich durch die bei beiden Arten häufig recht erheblichen individuellen
Abweichungen erklären. Wenn er beide adulte Geschlechter als kleiner
wie bei der Tiypenart angibt, so dürfte dies in der Hauptsache daher
kommen, daß er Pr. glandarinus unbedingt viel zu groß gemessen
hat. Er bemißt das Männchen von Pr. pinnatus bezw. profusus auf
300—350 u, das Weibchen auf 500— 600 u. Da er das Weibchen von
5. Heft
24 Graf Hermann Vitzthum:
Pr. glandarinus offensichtlich ohne Anhänge gemessen hat, dürfte
dies bei Pr. profusus sicherlich auch der Fall sein. Richtig beschreibt
er dagegen den Penis und weist richtig auf die besonders deutliche
Sichtbarkeit der Öldrüsen des Weibchens hin.
1871 beschreibt Giebel in der ‚‚Zeitschrift für die Gesammten
Naturwissenschaften“, Neue Folge, Bd.3, p. 497, das Männchen
und die Deutonympha feminina in copula capta unter dem Namen
Analges pinnatus Nitzsch richtig. Daß er tatsächlich den Pr. pinnatus
(Nitzsch) behandelt, ergibt sich mit Sicherheit daraus, daß er
bemerkenswerterweise sagt: „Bei dem Männchen hat der breite gerade
abgestutzte Hinterleib ..... . am geraden Endrande zwei abgerundete
Blätter von seiner eigenen Länge .. ...”. “. Denn tatsächlich ist die
Länge der Blättchen gleich dem Abstande der Ansatzstellen der längsten
Endhaare. Wenn Giebel die Deutonympha feminina für das adulte
Weibchen hält, so ist dies nach dem Vorgange aller älteren Autoren
kein Wunder. Damit erklärt sich auch, daß er mit dem gleichzeitig
auf Carduelis carduelis gefundenen wirklichen adulten Weibchen
nichts anzufangen wußte, das er für das Männchen einer anderen
Art der gleichen Gattung hält und als solches a. a. O., p. 498 als Analges
acanthurus beschreibt.
Haller trifft mit seiner 1877 in Bd. 30 der ‚‚Zeitschrift für wissen-
schaftliche Zoologie‘, p. 537, mit einem Fragezeichen vorgetragenen
Vermutung der Synonymität von Pr. profusus Robin und Analges
pinnatus Nitzsch das Richtige, während sich aus dem Gesagten ergibt,
daß er sich hinsichtlich der von ihm für möglich gehaltenen Synonymität
von Analges acanthurus Giebel und Pr. troncatus Robin irrt.
Außer Oudemans kennen die anderen Autoren, Canestrini,
Berlese, Trouessart, Poppe, Pr. pinnatus nicht. Sie werden
ihn freilich oft genug vor Augen gehabt haben. Aber sie begehen,
wie unten dargelegt, allesamt den Fehler, den überwiegenden Teil
der .Proctophyllodes-Arten mit kurzem Penis ohne weitere Unter-
scheidungen als Pr. ampelidis (Buchholz) zu bezeichnen, ein Name,
der gewissermaßen im Laufe der Zeit zu einem Sammelbegriff geworden
ist. Oudemans dagegen hat 1905 die Synonymik von Pr. pinnatus
in den „‚Entomologische Berichten“ der Niederländischen Bokemiag.
Vereinigung, Bd.2, p 23, richtig festgelegt.
Eigentlicher Wirt von Pr. pinnatus ist unbedingt Carduehs car-
duelis (L.). Dort habe ich ihn selbst ständig gefunden, aber auch auf
Fringilla coelebs L. und Chloris chloris (1..). Von anderen wurde er
außerdem gefunden auf Emberiza citrinella L., Acanthis cannabina (L.),-
Panurus biarmicus (L.), Lanius excubitor L., Gallinula chloropus (L.),
Oudemans führt 1897 in der ‚‚Tijdschrift voor Entomologie‘, Bd. 40,
p. 255, als Wirtsvögel ferner auf: Passer domesticus (L.), Alauda
arvenstis L., Budytes flavus (L. ); Corvus corone L., Calcarius nivalis (L.)
Motacilla alba L. und Astur nisus (L.). Aber ich zweifle, ob er diese
Liste heute noch aufrecht a würde. ' Sein Fund auf Corvus
corone z. B. dürfte sich doch wohl auf Pr..detruncatus oder Pr. separati-
Acarologische Beobachtungen. 25
folius Oudemans 1905 beziehen. Sonst würde er diese Vögel ın den
„Entomologische Berichten“ von 1905, Bd.2, p. 23, mit aufgeführt
haben.
Das Verbreitungsgebiet der Art wird wohl ganz Europa, West-
asien, Nordafrika, Cuba, Nordamerika und Neuseeland umfassen.
3. Proctophyllodes rubeeulinus (©. L. Koch 1840).
0. L. Koch beschreibt seinen Dermaleichus rubecuhnus in
„Deutschlands Crustaceen, Myriapoden und Arachniden‘“, Heft 33,
in einer zur Identifizierung der Art nicht ausreichenden Weise und
bildet dazu unter Nr. 22 das Weibchen, unter Nr. 23 die Deuto-
nympha feminina ab, von welchen er das erstere für das
Männchen, die letztere für das Weibchen hält. Mit Fig. 23 läßt sich
nichts, mit Fig. 22 nur verschwindend wenig anfangen. Koch hat
die Art auf Erithacus rubeculus (L.) gefunden. Trotz dieser völlig
unzulänglichen Unterlagen erachten Haller in der ‚Zeitschrift für
wissenschaftliche Zoologie‘, Bd. 30, p. 537, und Poppe in den ‚Ab-
handlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins zu Bremen‘, Bd. 10,
p. 228, sie unbedenklich als eine wohlunterschiedene Art und führen
sie daselbst unter dem Namen Pr. rubeculinus listenmäßig auf. Ander-
weit kommt der Name m. W. in der Literatur nicht vor.
Die einzige Proctophyllodes-Aıt, die bisher auf Erithacus rubeculus
angetroffen ‚wurde, ist Pr. glandarinus. Faßt man die Längenver-
hältnisse der säbelförmigen Rumpfanhänge und der beiden langen
Endhaarpaare des Weibehens ins Auge, wie sie Koch in seiner Fig. 22
darstellt, so erkennt man bei einigem guten Willen eine Ähnlichkeit
mit der Ausstattung des Rumpfendes bei der Typenart. Man muß sich
dann freilich darüber hinwegsetzen, daß Koch ebenda, Heft 33, Nr. 20
bei Dermaleichus glandarinus die gleichen Einzelheiten etwas anders
zeichnet. Indessen, es ist ja handgreiflich, daß man an Kochs Ab-
bildungen bei weitem nich mit den Ansprüchen der modernen Acaro-
logie herantreten darf. Es ist sehr wohl denkkar, daß Koch, dem doch
nur verhältnismäßig primitive optische Hülfsmittel zur Verfügung
standen, dieselbe Art zweimal vor sich gehabt hat und sie beide Male
etwas verschieden zeichnete. Mit Sicherheit wird sich wohl nie ent-
scheiden lassen, was unter Pr. rubeculinus zu verstehen ist. Die Wahr-
scheinlichkeit dürfte aber dafür sprechen, daß Pr. rubeculinus mit
Pr. glandarıinus synonym ist.
4. Proetophyliodes furcatus (©. L. Koch 1840).
C.L. Koch beschreibt in „Deutschlands Crustaceen, Myriapoden
und Arachniden‘“, Heft 33, Nr. 6, einen Dermaleichus furcatus, dessen
Abbildung sich kaum anders als die eines Proctophyllodes- Weibchens
deuten läßt. Er will die Art ‚sehr sparsam‘ “ auf Mus musculus an-
getroffen haben. 1842 erwähnt er in Heft 3 seiner „Uebersicht des
‚Arachnidensystems‘ sie unter gleichem Namen nochmals; und - zwar
5. Heft
26 Graf Hermann Vitzthum:
in der Gruppe (, die — mit Ausnahme von Dermaleichus corvinus
heute Trouessartia corvina genannt, sowie D. scolopacınus, accentorinus
und tefraonum, dreier nomina nuda, deren systematische Stellung außer
des ersten, nicht ganz klar ist — solche Arten enthält, wie sie jetzt als
Proctophylloden bezeichnet werden. Darum erwähnt Haller denn auch
in den „Weiteren Beiträgen zur Kenntnis der Dermaleichen Kochs“
1877 („Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie“, Bd.30, p. 537
bis 538) die Art unter dem Namen Proctophyllodes furcatus. Er hält
sie für einen wirklichen Bewohner von Mus musculus und kommt
nicht auf den Gedanken, daß Koch das Tier dort selbstverständlich
nur als Irrgast gefunden hat. Wäre dies nicht der Fall, so müßte die
Art längst wiedergefunden und ihre Einreihung ins System längst
geklärt sein. So aber muß man sich damit bescheiden, daß die Frage,
was für ein Tier Koch vor sich gehabt hat, für immer ungeklärt bleiben
wird.
5. Proctophyllodes pieae (C. L. Koch 1840).
Kochs Dermaleichus picae ist die einzige Proctophyllodes-Art,
von der der Autor in „Deutschlands Crustaceen, Myriapoden und
Arachniden‘, Heft 38, Nr. 24, auch ein wirkliches Männchen abbildet.
Er diagnostiziert die Art gänzlich nichtssagend: ‚‚D. pallide lateritius,
pedibus inermibus, ano obtuso, in mare furcato, seta subulata, in
foemina inciso.“ Wie bei allen von ihm beschriebenen Proctophyllodes-
Arten hält Koch auch hier das Weibchen für das Männchen und die
Deutonympha femina für das adulte Weibchen. Daß bei den vögel-
bewohnenden Acariden das adulte Männchen schon mit der weiblichen
Deutonympha kopuliert, weiß er verzeihlicherweise noch nicht. Die
mangelhafte Sachkenntnis zwingt dann den Autor zu der Folgerung,
aaß das Männchen während der Copula die ‚„Schwanzgabel‘, worunter
in Wirklichkeit die Endlappen des weiblichen Rumpfendes und ihre
schwertförmigen Anhänge zu verstehen sind, veıliere und dafür am
Rumpfende ‚ein weißes Blättchen‘ ansetze, wobei Koch, wie auch
aus seiner Abbildung hervorgeht, übersehen hat, daß dieses ‚eine‘
Blättchen aus zwei Blättehen mit meist etwas übereinandergreifenden
Innenrändern besteht. Kochs Beschreibung lautet:
„Diese Milbe hat Ähnlichkeit mit der des Nußheher, D. glandarinus,
sie ist aber kürzer und der Schwanz des Männchens hinten stumpf,
die Schwanzgabel wie bei dieser. Am Endgliede der Vorderbeine scheint
sich in gewisser Richtung vor der Spitze ein Zähnshen zu zeigen. Die
Borsten sind länger als bei jener.
Das Weibchen ist ganz wie das Männchen gestaltet, auch die
Beine von derselben Beschaffenheit; der Schwanz aber ist kürzer,
an den Seiten gerundet, an der Spitze kurz gabelförmig ausgeschnitten,
die Spitzen dieser Gabel ohne pfriemenförmige Schleppborste. Die
Borsten wie beim Manne.
Den Männchen, wenn sie in der Begattung von den Weibchen
getrennt werden, fehlt die Schwanzgabel, am Hinterrande aber tritt
Acarologische Beobachtungen, 97
ein halbrundes, durchsichtiges, weißes Blättchen hervor, welches so
breit wie der Schwanz ist. Die Männchen sind ziemlich derb ziegelrot,
etwas dunkler die Beine und die Gabel, die Schleppborste an letzter
aber ıst heller. Andere Männchen ohne die Schwanzgabel sind über-
haupt heller. Die Weibchen ziehen nur wenig auf’s Rötliche und sind
meistens lausfarbig weiß. Auf der Elster, Corvus pica, gewöhnlich
in ziemlicher Menge.“
Damit ist so wenig gesagt, daß niemand die Art darnach wird
wiedererkennen können. Wenn trotzdem Poppe in seiner Liste in
den „Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins zu Bremen‘,
Bd. 10, p. 226—230, und Oudemans in seiner „List of Dutch Acari”
in der ‚‚Tijdschrift voor Entomologie“, Pd. 40, p. 255, die Art von
anderen gesondert aufführen, so ist nicht ersichtlich, worauf diese
Autoren ihre Determination begründet haben. Die OQudemanssche
Sammlung hätte Licht in diese Frage bringen können, wenn nicht
unersetzlicherweise das gesamte Proctophyllodes-Material verloren
gegangen wäre.
Das Gleiche gilt auch für Canestrini, der die angeblich Kochsche
Art in seiner ‚„‚Acarofauna italiana“, p. 302— 303 beschreibt. Von dem
für die Identifizierung besonders wichtigen Männchen sagt Canestrini
hier, es sei dem der Typenart sehr ähnlich, doch sei der Penis weiter
hinten angesetzt und kürzer, insofern als er mit seiner Spitze nicht
bis zwischen die Ansatzstellen der Kopulationshaftröhren reiche.
Was Canestrini hier als Pr. picae (Koch) bezeichnet, hält er für
synonym mit Pr. profusus Robin (übrigens denkt Haller in der
„Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie‘, Bd. 30, p. 537, ebenso).
Daraus würde sich denn, wie hier oben dargelegt wurde, eine weitere
Synonymität mit Pr. pinnatus (Nitzsch) ergeben. Das kann aber
nicht richtig sein. Wenigstens habe ich Pr. pinnatus niemals auf
Pica pica angetroffen, und wenn Robin dies im ‚Journal de l’anatomie
et de la physiologie‘‘, Jahrg. 1877, p. 637, behauptet, so spricht die
Vermutung stark dafür, daß Robin den durch seine oben angegebenen
durchaus konstanten Merkmale von anderen Arten wohlunterschiedenen
Pr. pinnatus mit ähnlichen und schwer unterscheidbaren Verwandten
verwechselt hat.
Später hält Berlese in den ‚„Acari, Myriopoda et Scorpiones“
Ordo Cryptostigmata ( Sareoptidae), P- 8, und gleichzeitig Canestrini
in der 7. Lieferung vom ‚Tierreich“, p. 117, Pr. picae für synonym
mit Pr. ampelidis (Buchholz). Es beruht darauf, daß alle Autoren
nach Buchholz bis heute den Pr. ampelidis verkannt haben und daß
sie gewissermaßen stillschweigend übereingekommen sind, alle Procto-
phyllodes-Formen, bei denen das Männchen dem der Typenart ähnelt,
mit der Penisspitze aber den Ansatz der Kopulationshaftröhren nicht
erreicht, mit diesem Namen zu belegen.
Man könnte wohl meinen, es ließe sich vielleicht eine Procto-
phyllodes-Art ermitteln, die auf Pica pica vorzugsweise anzutreffen
sei, wie Pr. ampelhdis auf Bombyeilla garrula oder Pr. pinnatus auf
Carduelis carduelis, oder die diesem Vogel gar ausschließlich zukomme,
5. Heft
28 Graf Hermann Vitzthum:
wie Pr. scolopacinus der Scolopaz rusticola, und dann müsse man den
echten Pr. picae Kochs gefunden haben. Ich habe aber Elstern in
nahezu allen Gegenden Deutschlands, in Nordfrankreich, in Polen
und in allen Balkanländern zwischen der Donau und der griechischen
Nordgrenze untersucht, ohne jemals auf eine Proctophyllodes-Form
gestoßen zu sein, die auf Elstern mit besonderer Regelmäßigkeit
wiederkehrte oder die nicht auch auf anderen Vögeln kleinerer Arten
zu finden gewesen wäre. Die so kennengelernten Formen sind sehr
zahlreich. Sie haben alle das Gemeinsame, daß beim Männchen der
Penis die Länge hat, wie sie die Autoren bisher für den verkannten
Pr. ampelidis beanspruchten, und die Penislänge dürfte in der
Fig. 18. Fig. 19.
Pr. picae (Koch) &. Pr. picae (Koch) 2.
Systematik der Proctophylloden mit das wichtigste Moment sein,
und sie haben alle eine glatte Rückenbedeckung ohne Grübchen.
Sie weichen aber nahezu bei jedem Vorkommen auf einem Einzel-
individuum von Wirtsvogel in irgend einem nicht ganz so wesentlichen
Punkt von einander ab, in der Breite des Penis, in der Länge der
Blättchen am männlichen Rumpfende oder in der Entwicklung der
Anhänge am weiblichen Rumpfende. Wollte man jedesmal auf diese
Unterschiede eine besondere Art oder auch nur Unterart begründen,
so käme man auf eine Zahl, deren Höhe von vornherein die Unrichtig-
keit dieses Verfahrens kennzeichnet.
Meine Ansicht über die vielen hier in- Frage kommenden Procto-
phyllodes-Formen geht daher dahin, daß man berechtigt ist, aus ihrem
Kreise alle die Formen als ..gute Arten“ auszuscheiden, wo, wie bei
Pr. pinnatus, Pr. musicus oder Pr. macedo usw., die systematisch
"wichtigen Merkmale .ıin beiden Geschlechtern konstant und gleich-
mäßig immer wiederkehren, daß man es im übrigen aber nur mit
Acarologische Beobachtungen. 99
Rassenunterschieden einer einzigen, sehr variablen Aıt zu tun hat,
und daß man in Anlehnung an Canestrini und Berlese diese Art als
Kochs Pr. picae aufzufassen hat.
Alle vorkommenden Formen zeichnerisch wiederzugeben, würde zu
weit führen. Der Leser wird aber auch schon aus den in Fig. 18—22
wiedergegebenen männlichen und weiblichen Rumpfenden ersehen,
‚mit welchen Unterschieden er zu rechnen hat.
Von einer häufigen Form stellt Fig. 18 das Männchen dar. Länge,
in der hier üblichen Weise gemessen, 285—29%0 u. Größte Breite
135—140 u. Länge der Blättchen 34 „. Der proximal sehr stämmige
Br
g. 20. Fig. 21.
Pr. picae (Koch) d. Pr. picae (Koch) g.
Penis ragt genau bis zwischen das vorderste der mit den seitlichen
Chitinisation der Zentralgegend in Zusammenhang stehend Borsten-
paar. Hierzu gehört das in Fig. 19 wiedergegebene Weibchen mit
schlanken Endlappen und sehr kräftigen Anhängen. Länge 416—425 u.
Größte Breite 143 u. Länge der Anhänge 120—137 w., wobei durch-
aus nicht etwa die längsten Anhänge immer auf die stärksten Weibchen
entfallen. Das Weibchen ist von dem von Pr. anthi kaum zu unter-
scheiden, denn der Unterschied in der Skulptur des Notogasters, das
hier glatt, dort aber mit schwach angedeuteten Grübchen versehen
ist, ist mindestens dann nicht mehr zu erkennen, wenn jene Grübchen
in der Einbettungsmasse des mikroskopischen Präparates unsichtbar
werden. Diese Form wurde gefunden auf Anthus pratensis (L.), Alauda
arvensis L. und Lanius collurio L. Sie kehrt auf Saxicola oenanthe (L.)
‚wieder, nur daß hier die Weibchen schwächlicher zu sein pflegen und
5 Hett
30 Graf Hermann Vitzthum:
unbeschadet der gleich bleibenden Länge der Rumpfanhänge bis herab
zu 373 «a Länge und 124 u Breite messen.
Gleiche Weibehen wurden auch auf Anthus spinoletta (L.) und Sylvia
atricapilla (L.) gefunden. Zu diesen gehört aber ein Männchen, das,
während der Penis wiederum sehr stämmig gebaut ist, sich durch die
‚gewaltige Entwicklung der Blättchen auszeichnet (Fig. 20). D’e Blätt-
chen stehen nicht allzu sehr hinter denen von Pr. megaphyllus zurück.
Diese Form hat in ihrer Färbung einen unverkennbar weinrötlichen
Fig. 2. Fig. 9.
Pr. picae (Koch) 2. Pr. scolopacinus (Koch) &.
Ton, also zwar nicht, wie Koch sagt, „ziemlich derb ziegelroth‘‘, aber
doch unbedingt ein ‚wenig auf’s Rötbliche ziehend‘“.
Das andere Extrem hinsichtlich der Entwicklung der Blättchen
des Männchens zeigt Fig. 21. Hier ist auch der Penis erheblich kürzer
als bei den erstgenannten Formen. Dazu gehört ein Weibchen (Fig. 22)
mit verhältnismäßig kurzen, weit auseinanderstehenden Endlappen
und schwächlich anmutenden Rumpfanhängen. ‘Leider ist die Notiz
über das Vorkommen dieser Form verloren gegangen.
6. Proctophyllodes seolopaeinus (GC. L. Koch 1842).
Die Art wurde bereits von mir unter dem Namen Pr. scolopacıs
Vitzthum in den ‚Zoologischen Jahrbüchern‘“, Bd. 44, Abt. f. Syst.,
S.548ff.,eingehend behandelt und abgebildet. Eserübrigt sich, hier alles
‚dort Gesagte zu wiederholen. Es genügt, wenn hier nur auf die Eigen-
Acarologische Beobachtungen. 31
heiten hingewiesen wird, die die Art besonders kennzeichnen und sie
von allen Verwandten auf den ersten Blick unterscheiden. Die a. a. O.
gebotenen Abbildungen entsprechen nicht ganz den hier zu stellenden
Anforderungen, da sie aus einer mehrere Jahre zurückliegenden Zeit
stammen, wo ich der Gattung noch keine besondere Aufmerksamkeit
zugewandt hatte; daß die Arbeit erst so spät erschien, ist nur eine
Folge der Zeitverhältnisse.. Die dortigen Ungenauigkeiten in der
Zeichnung mögen hier berichtigt werden durch ein dorsales Gesamt-
Fig. 4 | /
Pr. scolopacinus (Koch) &. a
©
Fig. 25.
Pr. scolopacinus (Koch) 2.
bild wenigstens des Männchens (Fig. 23) und durch Abbildungen
des Rumpfendes des Männchens ventral (Fig. 24) und des Weibchens
dorsal (Fig. 25). Auch bin ich seither zu der Überzeugung gekommen,
daß der Name Pr. scolopacis nicht aufrecht erhalten bleiben kann,
da die Identität mit der Kochschen Art außer Zweifel steht.
Koch stellt 1842 in seiner „Übersicht des Arachnidensystems“,
3. Heft, p. 122, unter C solehe Arten seiner Gattung Dermaleichus
zusammen, die er dahin charakterisiert: ‚der Körper lang, am Hinter-
rande des Mannes eine Gabel, die vier Vorderbeine so lang als die
vier hinteren, letztere dünner als die vorderen,“ wobei daran erinnert
5. Heft
39) Graf Hermiann Vitzthum:
sein mag, daß Koch hier immer das Weibchen für das Männchen
‚hält. Nr. 5—10 (die Gruppe Ö beginnt mit Nr. 5, während Nr. 1—4
den Gruppen A und B angehören) zählt die Arten auf, die Koch schon
vorher ın „Deutschlands Crustaceen, Myrıapoden und Arachniden“
beschrieben und abgebildet hatte. In heutiger Weise benannt sind dies
Trouessartia corvina, Proctophyllodes picae, die Typenart Pr. glandarinus,
mit der wahrscheinlich der demnächst folgende Dermaleichus rube-
culinus synonym ist, der nieht identifizierbare Dermaleichus acredulinus
und der rätselhafte Proctophyllodes furcatus. Dann aber nennt Koch
unter Nr. 11-13 noch als neue Arten Dermaleichus scolopacinus,
D. accentorinus und D.tetraonum, die er, wie schon die Namen an-
deuten, auf Scolopax rusticola L., Accentor-modularıs (L.) und Tetrao .
tetrix L. gefunden hatte. Alle drei sind reine Nomina nuda, die Haller
in seinen ,„‚Weiteren Beiträgen zur Kenntnis der Dermaleichen Koc
„Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie“, Bd.30, p.536, wohl
als solche erwähnt, aber nicht weiter behandelt, und die damit aus
der Literatur verschwinden. Und doch läßt sich Kochs Dermaleichus
scolopacınus m. E. mit Sicherheit identifizieren.
Unter den auf Scolopax rusticola vorkommenden Acariden sind
nur zwei Arten, die sich in Kochs Gruppe € einreihen lassen: Pr. glan-
darinus, den man auf diesem Wirt selten findet, und die ziemlich
häufige Art, die ich a. a. O. beschrieben habe und um die es sich hier
handelt. Koch stellt darum auch ganz richtig den Dermaleichus
scolopacinus dem Dermaleichus glandarınus als eine wohlunterschiedene
Art gegenüber. Ein Vergleich der Rumpfenden der adulten Weibchen,
denen Koch ja immer besondere Aufmerksamkeit zugewendet hat,
läßt denn auch eine Verwechslung beider Arten ausgeschlossen er-
scheinen. Es kommt hinzu, daß das Vorkommen der hier in Rede
stehenden Art sich ausschließlich auf Scolopax rusticola beschränkt.
Damit dürfte die Identifizierung der Art gesichert sein.
Als auffallende Besonderheit der Art in beiden Geschlechtern
muß neben der Länge der Lateralhaare die Länge vieler Haare
an den Beinen erwähnt werden (Fig. 23). Das an der Tarsusspitze
den Haftlappen überragende dorsale Haar ist schon an den Tarsi I,
Ill und IV ungewöhnlich lang, am Tarsus II aber noch bedeutend länger.
Das Gleiche gilt für.die dorsalen Haare auf Tibia I und II und Genu I
sowie für das ventrale Haar auf Femur II. Ja sogar das ventrale Haar
auf den Trochanteren I und II, das wohl stets vorhanden ist, bei den
meisten Arten aber wegen seiner Kürze und Feinheit nicht oder nuı
mit Mühe gefunden werden kann, ist hier wegen seiner ungewöhnlichen
Länge nicht zu übersehen. Die Länge der Blättchen am Rumpfende
les Männchens kommt der Typenart gleich. Der schwertförmige
Penis ist ungefähr halb so lang wie der Abstand zwischen seinem
Ansatzpunkt und dem Rumpfende. Er ist also etwas kürzer als bei
Pr. corvorum Vitzt. Grübchen sind auf den Rückenschildern des
Männchens nicht zu erkennen, beim Weibchen in der Regel auch nicht,
sind jedoch hier ın Einzelfällen leise angedeutet. Beim Weibchen
ist eine Abgrenzung zwischen dem Hinterrande des Notogasters und
Acarologische Beobachtungen, hr
oo
der Schildbedeckung der Endlappen kaum wahrzunehmen. Die Ab-
schnürung der Endlappen und deı Zwischenraum zwischen ihnen
weist nichts Auffälliges auf. Dagegen sind die sonst schwertförmigen
Rumpfanhänge hier höchst eigenartig verkürzt und wie die Zinken
einer Forke nach unten gebogen. Dafür sind die beiden Paare deı
langen Endhaare (Fig. 25) so stark veılängert, wie bei keiner einzigen
anderen Art auch nur annähernd. Die Ausstattung des weiblichen
Rumpfendes ıst das Hauptcharakteristikum der Art.
Ich fand Pr. scolopacınus auf Scolopax rusticola zuerst bei Sofia
und an der Lagune Buru Göll am Ägäischen Meer, dann aber auch in
Thüringen und Nordfrankreich. Sein Verbreitungsgebiet wird wohl
dem des Wirtsvogels entsprechen und somit ganz Europa einschließlich
der Kanarischen Inseln, der Azoren und Madeiras sowie ganz Nord-
und Mittelasien einschließlich des nördlichen Indien umfassen.
7. Proctophyllodes stylifer (Buchholz 1866).
Die ursprüngliche Beschreibung von Pr. stylifer (Buchholz)
findet sich unter der Bezeichnung Dermaleichus stylıfer in Buchholz’
1866 der Leopoldinisch-Carolinischen Akademie eingereichten, 1869
zu Dresden veröffentlichten und 1870 ın den „Nova Acta Academiae
Caesareae Leopoldino-Carolinae Germanicae Naturae Curiosorum“,
Bd. 35 unverändert nochmals abgedruckten ‚Bemerkungen über die
Arten der Gattung Dermaleichus Koch‘, p. 19—20, nebst Taf. 1, Fig. 4
bis 5. Was Buchholz als besondere Merkmale der Art aufführt, ist
überwiegend so, daß es für jede Proctophyllodes-Art gelten könnte.
Nur wenige Einzelheiten bieten schwache Anhaltspunkte für eine
Identifizierung der Art. Als solche kommen beim Männchen nur in
Frage die Bemerkung auf p. 10, daß die blattförmigen Rumpfanhänge
„klein“ seien, und der Hinweis auf p. 20, daß es von weniger langge-
strecktem Körperbau sei als Pr. glandarınus (©. L. Koch). Aus der
Beschreibung des Weibchens ist nur wesentlich, wenn er sagt:
„Eindborsten vier, kürzer als die Schwanzfortsätze ..... ., die vordere
etwas länger als die hintere.“ Die Unzulänglichkeit der Beschreibung
wird aber durchaus aufgehoben durch die Abbildungen. Auf den ersten
.Bliek machen Buchholz’ Zeichnungen zwar einen etwas unklaren
Eindruck. Ihr genaues Studium zeigt aber, daß sie viel zuverlässiger
sind als man ihnen zunächst ansieht. Und dann ist von entscheidender
. Bedeutung, daß Buchholz seine Art auf Parus caeruleus L. gefunden
hat. Bei einiger Sorgfalt war es darum für Berlese und Canestrini
- nicht schwer, die Art 1883 in die „Acari, Myriopoda et Scorpiones
hucusque in Italia reperta”, Orde Cryptostigmata (Sarcoptidae),
Heft 24, Nr. 8, nebst Taf. 184, 1886 in den „Prospetto dell’ Acaro-
fauna italiana“ ‚ p. 303 und 1899 in das ‚Tierreich‘, 7. Lieferung,
p. 119, richtig aufzunehmen, wenn auch ihre Beschreibungen und
Berleses Abbildungen nicht ganz frei von Irrtümern sind.
Mas. — Länge des abgebildeten Durchschnittsexemplars (Fig.26
u.27) 256 u. Größte Breite 128 u. Länge der blattförmigen Anhänge
Archiv ie mente 2 ee
34 Graf Hermann Vitzthum:
25 u. Berleses und Canestrinis übereinstimmende Längenangabe
von 300 u, in die offenbar die Blättchen einbegriffen sind, ist also
nur wenig zu hoch gegriffen. Buchholz selbst gibt keine Größen-
zahlen an. Er sagt, das Männchen hätte ‚‚nur halb die Größe des
Weibchens“. Das würde, da er jenes einschließlich der Rumpfanhänge
auf 500 u bemißt, 250 u bedeuten. Mißt man Buchholz’ 140 mal
vergrößerte Fig. 4 in ihren Einzelheiten nach, so ergibt sich dort eine
Gesamtlänge von 258 u, eine Rumpflänge von 236 u, eine Blättchen-
länge von 22 u und eine Breite von 136 u. Das Zoologische Institut
der Universität Greifswald hat mir dankenswerterweise das Studium
Fig. 26. Fig. 27.
Pr. stylifer (Buchholz) &. Pr. stylifer (Buchholz) 4.
des Buchholzschen Typenexemplars ermöglicht. Dieses hat eine
Länge von 252, eine größte Breite von 126 und eine Blättchenlänge
von 24 u. Das beweist, daß Buchholz’ so unbeholfen anmutende
Abbildung doch von einer Genauigkeit ist, die man ihr nicht so ohne
weiteres zutrauen sollte. — Die Gestalt ist, wie schon Buchholz
richtig bemerkt hatte, gedrungener als bei Pr. glandarinus. Man könnte
sie fast als rautenförmig bezeichnen. |
Die Rückenseite (Fig.26) weist weniger weichhäutige Fläche
auf als Pr. glandarinus, da der Zwischenraum zwischen Notocephale
und Notogaster nur schmal ist. Berlese zeichnet ihn in seiner Fig. 2
zu breit. Alle Rückenschilder sind feın gekörneit. Es ist aber allen
bisherigen Autoren entgangen, daß das Notogaster mit weitläufig
gestellten Grübcehen übersät ist. Diese Grübchen bedeuten jedoch
nur ganz geringfügige Vertiefungen ın der Chitinplatte, die sich im
Präparat als hellere Fleckchen abzeichnen, sofern sie nicht im Ein-
bettungsmedium überhaupt unsichtbar werden. Bemerkenswerter-
Acarologische Beobachtungen, 35
weise finden sich solche Grübchen bei dieser Art auch auf der vorderen
Hälfte der Notocephale und sind hier ziemlich symmetrisch an-
geordnet.
Hinsichtlich der Blättchen weist Canestrini mit Recht darauf
hin, daß sie bedeutend kleiner sind als bei Pr. glandarinus. Berlese
zeichnet sie in Fig. 1 u. 2 richtig. Denn wenn ihre Innenkanten sich
auch im allgemeinen überschneiden, so kommt doch auch vor, daß
sie sich nieht berühren; so beim Typenexemplar.
Fig. 28.
Pr. stylifer (Buchholz) g.
Fig. 29.
Pr. stylifer (Buchholz) 9.
Auf der Bauchseite (Fig.27u.28) ist der U-förmige Ver-
bindungsbogen zwischen den Epimera I sehr zart und farblos, so daß
er gelegentlich übersehen werden könnte. Darum geben Berlese
und Canestriniirrtümlich an, daß die Epimera I hinten frei endeten,
obwohl Buchholz ausdrücklich gesagt hatte, daß sie ‚am hinteren
Ende bogenförmig miteinander verbunden“ seien. Die hinteren
Lateralschilder greifen nicht auf die Bauchfläche über. Die seitlichen
Chitinisationen der Genitalgegend sind sehr schwach ausgefärbt,
und es scheint, daß der ‚‚Torbogen‘“ vorn überhaupt nicht geschlossen
ist. Der Penis, dem Buchholz keine Beachtung geschenkt hat, ist,
wie Berlese und Canestrini richtig hervorheben, sehr kurz. Er
ist nur halb so lang wie der Abstand zwischen seinem Ursprung und
dem vorderen der beiden mit den seitlichen Chitinisationen der Genital-
3* 5, Hoft
36 Graf Hermann Vitzthum:
gegend in Zusammenhang stehenden Borstenpaare. Distal ist er in
drei Spitzen gespalten: ein Hauptkennzeichen der Art, das Buchholz
entgangen ist. |
An dem längsten der Endhaarpaare tritt die proximale Ver-
diekung nicht sehr in die Erscheinung. Die inneren Endhaare über-
ragen die Blättchen fast um das dreifache.
Femina.. — Länge des abgebildeten Durchschnittsexemplars
402 u, einschließlich der Anhänge, deren Außenkannte 110 « mißt,
514 u. Breite 150 u. Buchholz gibt eine Gesamtlänge einschließlich
/;
|
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>:
Fig. 30. J
Pr, stylifer (Buchholz) 2. \
Fig. 31.
Pr. stylifer (Buchholz) 9.
der Anhänge von 500 « an. Mißt man seine Fig. 5 nach, so gelangt
man zu einer Länge von 393 u ohne und 507 u mit Anhängen, wovon
121 « auf die Anhänge entfallen, und zu einer Breite von 171 «. Das
Typenexemplar mißt 388 « in der Länge und 154 u in der Breite:
ein abermaliger Beweis, daß die Buchholzschen Zeichnungen durch-
aus nicht so unzuverlässig sind, wie sie zunächst erscheinen. Wenn
Berlese und Ganestrini die Länge auf 400 u angeben, so ist dies
offenbar unter Ausschluß der Anhänge und richtig gemessen. — Die
Gestalt ist etwas weniger schlank als bei Pr. glandarınus. — Be-
züglich der Färbung muß hervorgehoben werden, daß schon Buch-
holz mit Recht auf die braune Farbe der Chitinleisten der Bauch-
fläche hinweist, die freilich bei dem fast 80 Jahre alten Typenexemplar
gänzlich ausgeblichen ist.
\
BE 0 u ni
Acarologische Beobachtungen. nf
Auf der Rückenseite (Fig. 29u.30) haben alle Schilder, ins-
besondere Notocephale und Notogaster, dieselbe Struktur wie beim
Männchen. Berlese hat auch hier in Fig. 4 den schmalen Zwischen-
raum zwischen Notocephale und Notogaster zu breit gezeichnet. Die
langen Endhaare mit ihrer starken proximalen Verdickung sind kürzer
als die Anhänge. Sie messen beim abgebildeten Exemplar 84 «. Man
kann hier die Buchholzsche Fig. 5 nicht zum Vergleich heranziehen,
da der Autor diesen Haaren offenbar nicht die gebührende Bedeutung
beigemessen hat. Er sagt nur auch, sie seien kürzer als die Anhänge,
zeichnet sie aber auf beiden Seiten verschieden lang. Es kommt dies
sicherlich daher, daß diese Haare beim Typenexemplar in einer Weise
verschnörkelt liegen, daß eine genaue Messung unmöglich sein dürfte.
Übrigens sind daselbst auch die Rumpfanhänge in einer so unglücklichen
Weise ventralwärts gekrümmt, daß es äußerst erschwert ist, sich an
diesem Stück ein richtiges Bild von ihrer Gestalt zu machen.
Die Bauchseite (Fig. 31) zeichnet sich durch ihre kräftig ge-
färbten Chitinisationen aus. Schon die Buchholzsche Fig. 5 deutet
die starken Chitinisationen seitlich hinter den Beinen IV und am
vorderen und inneren Teil der Endlappen an. Die säbelförmigen
Anhänge sind erheblich schmaler als bei Pr. glandarınus und nur
wenig stärker als der proximale Teil der langen Endhaare. Canestrini
bezeichnet sie darum in der ‚„‚Acarofauna‘ überhaupt nur als ziemlich
dicke, griffelförmige Borsten. Die kürzeren Endhaare messen beim
abgebildeten Exemplar 72.u. Berlese deutet die Längenverhältnisse
der Endhaare und Anhänge ziemlich richtig an, zeichnet die Anhänge
aber zu stämmig.
Der eigentliche Wirt für Pr. stylifer ist unbedingt Parus caeruleusL.
Von hier stammen die Buchholzschen Typenexemplare, und nur
hier habe ich die Art gefunden. Buchholz will sie außerdem ange-
troffen haben auf Alauda arvensis L., Sylvia nisoria (Behst.), Fringilla
coelebs L. und Emberiza calandra L. Ich vermag die Richtigkeit dieser
Angabe nicht nachzuprüfen. Die betreffenden, ebenfalls im Zoologischen
Museum zu Greifswald aufbewahrten Funde enthalten nur Deuto-
nymphae femininae und adulte Weibchen, und ohne das dazu gehörige
Männchen ist eine unbedingt zuverlässige Determination nicht gut
möglich. Spätere Autoren wollen die Art ferner auf Parus ater ]..,
Parus maior L., Parus palustris L., Chrysomitris spinus (L.) und
Acanthis cannabina (L.) gefunden haben. Das Verbreitungsgebiet
der Art umfaßt demnach ganz Europa, Nordwestafrika, West- und
Nordasien bis südlich zum Himalaya. — In dem Buchholzschen
Nachlaß in Greifswald befindet sich auch ein Fläschchen, dessen
am 22. April 1843 gesammelter Inhalt ebenfalls als Dermaleichus
stylifer Buchholz bezeichnet ist und dessen Wirt Regulus acrocephalus
genannt wird. Das Fläschchen enthält aber keinen Proctophyllodes,
sondern eine Analges-Deutonympha nicht näher bestimmbarer Art.
3. Heft
38 Graf Hermann Vitzthum:
8. Proctophyllodes ampelidis (Buchholz 1866).
Die Geschichte des Proctophyllodes ampelidis (Buchholz) ist ein
Musterbeispiel dafür, wohin es führt, wenn Bücherweisheit die Fühlung
mit der Wirklichkeit des Lebens verliert. Das Ergebnis der nach-
stehenden Untersuchungen wird wohl jeden Acarologen in höchstes
Erstaunen versetzen.
Anschließend an dıe Erörterung des Pr. styli[er beschreibt Buch-
holz seinen Dermaleichus ampelidis in den „Bemerkungen über die
Arten der Gattung Dermaleichus Koch“ ım 35. Bande der ‚Nova
Acta. Academiae Caesareae Leopoldino-Carolinae Germanicae Naturae
Curiosorum“, p. 20—21, und gibt dazu auf Taf. 1, Fig. 6und”7 eine
Abbildung des Männchens und der Deutonympha feminina. Lediglich
auf diese beiden Individuen, deren letzteres Buchholz verzeihlicher-
weise für das adulte Weibchen hielt, stützt sich des Autors Beschreibung
der Art, die ihm, als am 16. Februar 1846 von Schilling auf Bomby-
cilla yarrula (L.) in copula gefunden, aus der Sammlung des Greifs-
walder Zoologischen Museums zur Untersuchung zur Verfügung ge-
stellt waren.
Die Deutonympha feminina zeigt bei allen Proctophyllodes-
Arten — allenfalls mit Ausnahme von Pr. troncatus Robin — so gering-
fügige spezielle Unterschiede, daß sie hier außerBetracht gelassen werden
mag. Vom Männchen sagt Buchholz:
„Körper langgestreckt, vorn breit, nach hinten von der Insertion
des dritten Fußpaares etwas verschmälert. Hinterleib hinter dem
letzten Fußpaar stark verlängert, der verlängerte Theil von Y/, der
Körperlänge, länglich rechteckig, ‚hinten quer abgeschnitten. Die
hintere Hälfte dieses verlängerten Theiles wird von zwei großen vier-
eckigen, hyalinen Chitinplatten gebildet, die mit ihren Innenrändern
einander berühren, deren Hinterränder leicht abgerundet erscheinen.
Endborsten jederseits zwei, sie stehen nicht auf den Chitinplatten,
sondern auf der Grenze zwischen denselben und dem Abdomen, die
äußere, längere, am Seitenrande befindliche ist doppelt so lang als
die Chitinplatten, die innere, dem Seitenrande gleichfalls genäherte
überragt dieselben nur wenig. |
Fußpaare sämtlich gleich lang, am Seitenrande inseriert, mit
fast sitzenden Haftnäpfen mittlerer Größe versehen. Z wischenraum
zwischen dem dritten und vierten Paar kürzer als eine Fußlänge. Das
hinterste Paar reicht nach hinten bis zum Ursprung der Chitinplatten.
Epimeren des vordersten Paares getrennt.
Schulterborsten zwei jederseits, die kürzere stachelförmig, die
längere, davor stehende, von Fußlänge.
Rüssel kurz, konisch, nicht länger als breit.
Haftnäpfe etwas vor dem Ursprung der Chitinplatten von mittlerer
Größe.
Chitinapparat der Geschlechtsorgane von flaschenförmiger Ge-
stalt, nach vorn zu in eine lange dünne Spitze verlängert, groß, die
Insertionsgegend der beiden hinteren Fußpaare einnehmend.
Acarologische Beobachtungen. 39
Länge 0,35 mm, Breite 0,17 mm.“
Die begleitenden Abbildungen veranlassen Haller, in der ‚‚Zeit-
schrift für wissenschaftliche Zoologie“, Bd. 30, p. 537, zu einer ab-
sprechenden Bemerkung über ‚‚die ungenaue Art, mit der Buchholz
zu zeichnen‘ pflege. Es muß zugegeben werden: die Buchholzschen
Zeichnungen sind ın ihren Einzelheiten vielfach unscharf; durch-
sichtige Objekte verführen den Zeichner, Einzelheiten auf die Bauch-
seite zu verlegen, die auf die Rückenseite gehören, und die Bilder
machen zum Teil einen wenig vertrauenerweckenden Eindruck. Es
wurde aber bereits bei den. Abbildungen des Pr. stylifer festgestellt,
daß die Buchholzschen Zeichnungen in gewissen Grenzen dennoch der
Nachprüfung in überraschender Weise stand halten. Warum sollte
man da nicht eine entsprechende Genauigkeit auch bei den Ab-
bildungen von Pr. ampelidis voraussetzen? Soweit die unscharfe
Zeichnung der Fig. 6 eine Nachmessung zuläßt, habe ich mich bemüht,
diese mit größter Sorgfalt vorzunehmen und die 140 fache Ver-
größerung in die Maße der Wirklichkeit umzurechnen. Im Gegen-
satz zu des Autors Angaben über die Größenverhältnisse ergab sich
dabei, daß bei dem gezeichneten Tier die Länge ausschließlich der
Blättchen 321, einschließlich der Blättchen 388, die Länge der Blättchen
67 und die größte Breite 157 u beträgt. Eigenartig ist in der Zeichnung
das Gebilde in der ‚‚Insertionsgegend der beiden hinteren Fußpaare‘,
das der Autor im Text sehr richtig als ‚‚von flaschenförmiger Gestalt“
bezeichnet. So sieht kein Proctophyllodes-Penis aus. Dieser Punkt
in Text und Abbildung ist unklar, was um so bedauerlicher ist, als
gerade die Form des Penis für die Proctophylloden von spezieller Be-
deutung ist. Sonst bietet die Beschreibung keinen Anlaß zu Bedenken.
Daß der Autor die Epimera I für getrennt hält, könnte irrtümlich sein,
denn das ist bei anderen Arten auch modernen Autoren passiert, die
die feine U-förmige Verbindung übersahen.
Wenn man die Literatur über Pr. ampelidis weiter verfolgt,
dann überrascht, daß Haller, a.a. O., p. 536—537, die Art mit
Pr. glandarinus (Koch) für synonym hält. Er meint, es läge kein Grund
vor, Anstand zu nehmen, den Dermaleichus ampelidis Buchholz trotz
minimaler Abweichungen als mit Pr. glandarinus Robin identisch zu
‚erklären. Es ist nicht unbedingt klar, ob er seinen Zusatz: „Auf-
fallend ist der sehr lange und schmale Penis derselben“ auf die Buch-
holzsche oder auf die Kochsche Art bezogen wissen will.
Über die Unklarheit der Buchholzschen Zeichnung bezüglich
der Genitalgegend hinweggehend diagnostiziert Berlese in den „Acarı,
Myriopoda et Scorpiones“, Heft 27, Nr. 7 das Tier, welches er als das
Männchen der Buchholzschen Art auffaßt: „Mas foliolis maiorıbus,
peni disculos genitales non attingenti, eircine duro circumdato“ und
wiederholt dann in der wenig ausführlichen Beschreibung, der Penis
sei kurz, erreiche die Kopulationshaftnäpfe nicht, sei nach rückwärts
gerichtet und griffelförmig. Dazu bildet er auf Taf. 183 in Fig. 1,2 u. 5
drei Proctophylloden mit jedes Mal verschieden geformten Blättchen
ab und zeichnet in Fig. I und 5 einen Penis, der tatsächlich die Kopu-
%, Heft
40 Graf Hermann Vitzthum:
lationsröhren nicht erreicht. Seither haben sich die Acarologen daran
gewöhnt, den Pr. ampelidis wie Canestrini in der 7. Lieferung vom
„Lierreich“, p. 118, dahin zu diagnostizieren: „Penis den Ursprung
der Haftnäpfe nicht erreichend und samt diesen von einem chitinösen
Ring umschlossen.“
Es bedarf keiner langen Proctophyllodes-Studien, um zu merken,
daß ein Chitinring um die männlichen Genitalorgane bei keiner Procto-
phyllodes-Art vorkommt. Wohl aber erkennt man sehr bald, daß
das bogenförmige Stützgerüst des Penis bei den Proctophyllodes-
Arten mit mäßıg langem oder kurzem Penis ın Verbindung mit der
Vorderkante der vorderen brückenähnlichen Verbindung der seitlichen
Chitinisationen der Genitalgegend sehr leicht einen einheitlichen
Ring vortäuschen kann, besonders bei etwas kräftiger ausgefärbten
Stücken und bei mehr oder minder seitlicher Betrachtung. Man sieht
aber gleichzeitig, daß die Tiere, bei denen diese Erscheinung zu be-
obachten ist und bei denen der Penis den Ursprung der Kopulations-
haftröhren nicht erreicht, sehr wesentliche Unterschiede aufweisen.
Bald sind die Formen des kurzen Penis verschieden, bald weichen
die Blättchen ın der Länge erheblich von einander ab, bald ist das
Notogaster glatt, bald mit mehr oder minder deutlich ausgeprägten
Grübchen versehen, und bald stimmen bei den entsprechenden adulten
Weibchen die Rumpfenden in Form und Ausstattung nicht miteinander
überein. Sollten alle diese Formen tatsächlich einer und derselben Art
angehören? Würde das nicht weit über das Maß einer gewissen
Variabilität hinausgehen? Und vor allem fragt man sich immer wieder:
wie kommt es, daß Buchholz die Genitalgegend seiner Art so ganz
absonderlich zeichnet, während. der Genitalapparat doch bei allen
von späteren Autoren mit seiner Art identifizierten Tieren so überaus
klar erkennbar und mit seiner Zeichnung unvereinbar gebaut ist?
Ich suchte das Rätsel zu lösen, indem ich jedes erreichbare Stück
von Bombycilla garrula untersuchte. Wohl fand ich — außer Analges
corvinus Megnin — als regeimäßigen Federnbewohner einen Procto-
phyllodes, aber niemals eine Art, bei der man von einem Ring um
den Genitalapparat sprechen konnte und deren Penis den Ursprung
der Haftnäpfe nicht erreichte. Nebenbei bemerkt: ich fand auch
niemals Pr. glandarınus (Koch), den Poppe im Einvernehmen mit
Trouessart in den ‚Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen
Vereins zu Bremen‘, Bd. 10, p. 227 als Bewohner von Bombycilla
garrula aufführt.
Durch das Entgegenkommen des Zoologischen Institutes in Greifs-
wald war ich in der Lage, am 1. Juni 1921 das Buchholzsche Typen-
exemplar des Männchens zu untersuchen. Das gleichfalls untersuchte
Typenexemplar der Deutonympha feminina kann hier, wie gesagt, als
unwesentlich außer Betracht bleiben. Das Typenexemplar befindet
sich in nahezu tadellosem Zustande, dem man das Alter von fast 80
Jahren nicht im geringsten anmerkt. Und siehe da: das Typenexemplar
war genau die Form, die ich allein und immer und immer wieder selber
auf Bombyeilla garrula gefunden hatte, Sie zeichnet sich vor allem
Acarologische Beobachtungen. 41
aus durch einen riesenhaften Penis, der fast den Hinterrand der auf-
fallend langen Blättchen erreicht.
Buchholz mag mit schlechten Instrumenten gearbeitet haben.
Sonst hätte er diesen ungeheuerlichen Penis nicht übersehen können.
Allerdings ist der Penis des Typenexemplars ungewöhnlich hyalın.
Es mag auch sein, daß Buchholz ein solches Gebilde an der Stelle
nicht erwartete ünd es für einen Fremdkörper im Präparat hielt. Wie
dem aber auch sein mag: die Buchholzsche Zeichnung ist durchaus
richtig und im selben Umfang genau, wie die von Pr. stylifer. Das
Typenexemplar zeigt eine Länge von 320 u ausschließlich der Blättchen,
eine Länge der Blättchen von 98 und eine größte Rumpfbreite von
159 u. Man vergleiche damit die Zahlen der Größenverhältnisse,
die ich oben bei der Zurückführung des Maßstabes der Zeichnung
auf die Maßverhältnisse der Wirklichkeit errechnete. Das flaschen-
förmige Gebilde ist nichts weiter, als das durchaus richtig wiederge-
gebene Stützgerüst des Penis, der ‚„Chitinapparat der Geschlechts-
organe“ im Buchholzschen Sprachgebrauch, und das Einzige, was
an der Zeichnung auszusetzen ist, ist, daß in ihr der Penis selbst nicht
miteingetragen ist. Diesen muß man sich, um eine vollständige Wieder-
gabe des Typenexemplars sich vorzustellen, von mitten zwischen den
Beinen III kräftig geschwungen bis fast zum Hinterrande des in der
Zeichnung linken Blättchens zurückgebogen denken.
Ich lasse hier eine Beschreibung der Art folgen. Sie gründet
sich auf das Typenexemplar und ist an zahlreichen von mir selbst
gefundenen anderen Stücken nachgeprüft.
Mas. — Länge, gemessen von der Spitze der Palpi bis zur Hinter-
spitze des hier besonders stark entwickelten Sockels. auf dem die
längsten Endhaare eingepflanzt sind, in der Regel 320 u. Doch kommen
- mitunter kleinere Stücke bis herab zu 310 « Länge vor. Größte Breite
159 u, doch sind kleinere Stücke entsprechend schmaler bis herab zu
150 u. Länge der blattförmigen Anhänge, gemessen an ıhrer Innen-
kante, die weiter nach vorn reicht als die Ansatzstelle der längsten
Endhaare, meist 94 u, in Einzelfällen jedoch schwankend zwischen
‚90 und 98 u. Gesamtlänge von der Spitze der Palpi bis zum Hinter-
rande der Blättchen 395-404 u. Das Verhältnis der Länge der
Blättehen zur übrigen Länge stellt sich demnach auf 1 : 3,38, steht
also nicht so sehr hinter dem bei Pr. megaphyllus Trouessart $ zurück.
— Gestalt wie üblich, aber gedrungener als bei Pr. glandarinus.
— Farbe weißlich farblos, auch die Schilder nur kaum merklich
ockerbräunlich getönt. Etwas mehr Farbe haben die an die Trochan-
teren anstoßenden Teile der Epimera. Am kräftigsten gefärbt sind
die röhrenförmigen Haftnäpfe, die man fast als kastanienbraun be-
zeichnen kann. Beim T'ypenexemplar sind die Farben vollständig
verschwunden, was nach einem Aufenthalt von fast 80 Jahren ın
Alkohol nicht zu verwundern ist.
Rückenseite (Fig. 32). — Die Schildbedeckung ist wie bei
Pr. glandarinus, nur ist der Zwischenraum zwischen Notocephale
und Notogaster in der Regel erheblich schmaler, noch schmaler als
> Heft
42 Graf Hermann Vitzthum:
bei Pr. megaphyllus. Doch kommen auch Stücke — so das Typen-
exemplar — vor, bei denen der Zwischenraum geringer ist als hier
in Fig. 32 angegeben. Keins der Schilder zeigt Grübchen.
Bauchseite (Fig. 33 u. 34). — Die Verbindung zwischen den
Epimera I ist, wie immer, U-förmig. Diese Einzelheit hat Buchholz
verkannt. Erwähnung verdient, daß die parallel laufenden hinteren
Teile der Epimera I ungewöhnlich nahe an einander gerückt sind.
Die starken, längsten Endhaare sind doppelt so lang wie die Blättchen,
Fig. 32, Fig. 33,
Pr. ampelidis (Buchholz) J. Pr. ampelidis (Buchholz) d.
das Paar der innersten Endhaare überragt die Blättchen ungefähr mit
dem distalen Drittel. Das Hauptkennzeichen der Art aber ist der
riesenhafte Penis. Er nimmt seinen Ursprung, wie es der Regel ent-
spricht, zwischen den Trochanteren IV und hat proximal Keulenform.
Dann wendet er sich nach vorn bis zwischen die Epimeriten III. Auf
dieser Strecke ist er vielleicht überhaupt weich, jedenfalls aber sehr
beweglich. Die Beweglichkeit wird noch dadurch unterstützt, daß
er in der Mitte dieser Strecke gegliedert ist. Es sieht aus, als ob er hier
in ein schlecht schließendes Futteral eingefügt wäre. Zwischen den
inneren Spitzen der Epimeriten III wendet er sich zurück und reicht
hinten nicht nur weit über das Rumpfende hinaus, sondern erreicht
mit seiner Spitze sogar nahezu den Hinterrand der Blättchen, und das
will in Anbetracht der ungewöhnlichen Länge der Blättchen sehr
Acarologische Beobachtungen. | 43
viel sagen. Infolgedessen ist dieser Penis noch bedeutend länger als
der schon sehr lange Penis von Pr. glandarınus 3.
Femina. — Länge 400—425 u. Größte Breite 143— 166 u. Länge
der farblosen und schwächlichen Anhänge, an der Außenkante ge-
messen, 71—75 u. — Die Gestalt ist schlank, aber merklich ge-
drungener als bei Pr. glandarinus 2. Die Endlappen sınd bedeutend
kürzer als dort, und der Ausschnitt zwischen ıhnen viel kürzer und
|
/ 2
Fig. 34. Fig. 35.
Pr. ampelidis (Buchholz) 4. Pr. ampelidis (Buchholz) 2.
doppelt so breit. — Die Farbe ist, abgesehen von den weißlich farb-
losen weichhäutigen Teilen, hell ockerbraun. Die Chitinisationen der
Bauchseite sind kräftiger gefärbt, besonders sind die an die Trochan-
teren anstoßenden Teile der Epimera ausgesprochen braun.
Die Rückenseite (Fig. 35 u. 36) hat dieselbe Schildbedeckung
wie die Typenart, doch ist der Abstand zwischen Notocephale und
Notogaster erheblich schmaler. Keins der Schilder zeigt Grübchen.
Der weichhäutige Streifen zwischen dem Hinterrande des Notogasters
und der Vorderkante der Schildbedeckung der Endlappen ist sehr
schmal, und diese Vorderkante ist nur sehr undeutlich ausgeprägt.
Es scheint, daß das Borstenpaar, welches dem weichhäutigen Streifen
zukommt, bei dieser Art auf der Schildbedeckung der Endlappen
‚steht. Sicher ist, daß dies bei vielen Exemplaren der Fall ist. Die Lage
5. Heft
44 Graf Hermann Vitzthum:
der Öldrüsen kann man mehr erraten als erkennen. Die langen End-
haare mit ihrer nicht besonders auffälligen proximalen Verdickung
sind mehr als doppelt so lang wie die säbelförmigen Anhänge, die
kurzen Endhaare etwas kürzer als die Anhänge.
Auf der Bauchseite (Fig. 37) verdient nur Erwähnung, daß
der Verlauf der Epimera I derselbe ist wie beim Männchen.
Der Leser wird schon bei der Beschreibung des Männchens ge-
Fig. 36.
Pr. ampelidis (Buchholz) 9.
Fig. 37.
Pr. ampelidis (Buchholz) 8.
merkt haben, daß s'e s’ch deckt mit der, die er im „Bulletin de la
Societe d’Etudes Scientifiques d’Angers“, Jahrgang 1886, p. 148
(p. 64 des Sonderdrucks) von Pr. arcuaticaulis Trouessart 1887 ge-
lesen hat, und das Nachschlagen in Berleses ‚Acari, Myriopoda et
Scorpiones“ wird ihm bereits gezeigt haben, daß dort die Heft 89,
Nr. 8 beigefügte Taf. 185 ın allen wesentlichen Punkten mit der hier
gebotenen Fig. 33 u. 34 übereinstimmt, wobei darauf hinzuweisen Ist,
daß Berleses Zeichnung auf Grund der Trouessartschen Typen-
exemplare angefertigt worden ist. Mit anderen Worten: es ergibt
sich, daß Pr. arcuaticaulis Trouessart 1887 synonym ist
mit Pr. ampelidis (Buchholz 1866), eine Überraschung, auf
die sicherlich kein Acarologe auf dem Erdball vorbereitet gewesen ist.
Lediglich der Vollständigkeit halber sei auf einige geringfügige
Unstimmigkeiten zwischen den französichen und italienischen Autoren
Acarologische Beobachtungen 45
bei Behandlung des Pr. arcuaticaulis rt. hingewiesen. '[Trouessart
bemißt a. a. O. die Länge des Männchens unter Ausschluß der Blättchen
auf 370 u, Berlese dagegen auf 430 u, wobei er allerdings nicht
angibt, ob hierin die Blättchen mitinbegriffen sind oder nicht. Hat
Berlese die Blättchen mitgemessen, dann ist seine Zahl unbedingt
zu niedrig. Denn wenn man voraussetzen will, daß Trouessart
sein Typenexemplar mit 370 u richtig gemessen habe, dann müßte
Berlese aut mindestens 460 u kommen. Anderenfalls ist Berleses
Zahl viel zu hoch. Beim Weibchen gibt Trouessart einschließlich
der Anhänge eine Länge von 630 « an und eine Breite von 200 u,
erstaunlich hohe Zahlen. Und Berlese bemißt die Länge dieser
selben Trouessartschen Typenexemplare gar auf 670 u. Das ist
eine unerklärliche Meinungsverschiedenheit der Autoren, die doch
das gleiche Material vor Augen gehabt haben. Canestrini hat in der
7. Lieferung vom ‚Tierreich‘, p. 118, unter Nr. 4 die Trouessartschen
‚Zahlen offenbar ohne Nachprüfung übernommen. DBerleses Ab-
‚bildung ıst nahezu gut. Nur lassen Fig. 1u.2 die charakteristische
Steuerruderform der Blättchen nicht erkennen, und beim Penis deutet
er die Gliederung des mehr beweglichen proximalen Teils nicht an.
Dem Verlauf der Epımera I hat er, auch in Fig. 3 beim Weibchen,
nicht genügende Beachtung geschenkt.
Der Name Pr. arcuaticaulis Trouessart 1887 ıst also fortan zu
streichen und durch Pr. ampelidis (Buchholz 1866) zu ersetzen. Da-
für ist überall da, wo seit 1869 bis heute ein Pr. ampelidis (Buchholz)
erwähnt worden ist, ein großes Fragezeichen zu machen. Es wird wohl
niemals festgestellt werden können, was die verschiedenen Autoren
darunter verstanden haben. Sicher ist nur, daß sie übereinstimmend
irgend einen Proctophyllodes mit einem Penis gemeint haben, der bei
normaler Form den Ursprung der Kopulationshaftröhren nicht er-
reicht. Arten mit diesem Merkmal gibt es jedoch, wie der Leser in
der vorliegenden Zusammenstellung sieht, mehrere. Ä
Der eigentliche Wirtsvogel des Pr. ampelidis (Buchh.) ist ganz
bestimmt Bombycilla garrula (L.). Nie habe ich ihn anderswo ge-
funden. Das Verbreitungsgebiet der Art müßte demnach der hohe
Norden Europas und das nördliche Asien sein. Trouessart hat die
Art aber auch auf Pyrrhula pyrrhula (L.), Acanthis cannabına (L.),
und Coccothraustes coccothraustes (L.) gefunden. Demnach müßte
sie sich über ganz Europa, Nordafrika und auch das mittlere Asıen
verbreiten. |
9. Proctophyllodes acanthurus (Giebel 1871).
Pr. acanthurus (Giebel) in der „Zeitschrift für die Gesammten
Naturwissenschaften“, Jahrg. 1871, Neue Folge, Bd.3, p. 498
— Pr. pinnatus (Nitzsch 1818) 9; vergl. oben. Haller rechnet in der
„Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie“, Bd. 30, p. 537, zu Un-
recht mit der Möglichkeit, daß dieser Name synonym sein könnte
mit Pr. troncatus Robin, wogegen OQudemans in den „Entomologische
5. Heft
A6 Graf Hermann Vitzthum:
Berichten“ der Niederländischen Entomologischen Vereinigung, Bd. 2,
p. 23, die Identität beider Namen richtig erkannt hat. Canestrini
und Berlese erwähnen den Namen nicht, auch nicht Poppe.
10. Proctophyllodes socialis (Giebel 1871)
wird meines Wissens nur von Haller in der ‚Zeitschrift für wissen-
schaftliche Zoologie‘, Bd. 30, p. 537, und von Poppe in den „Ab-
handlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins zu Bremen‘, Bd. 10,
p. 228 erwähnt, von letzterem als Bewohner von Motacilla alba L.
Da Giebel keine andere Art mit dem Namen ‚‚socialis“ belegt hat,
kann damit nur sein Analges socialis gemeint sein, den er in der ‚„‚Zeit-
schrift für die Gesammten Naturwissenschaften“, Neue Folge, Jahrg.
1871, Bd. 3, p. 498 ohne Beifügung einer Abbildung unzulänglich be-
schreibt. Nur das ergibt sich aus der Beschreibung mit Sicherheit,
daß Analges socialis Giebel kein Proctophyllodes ist. Schon Haller
hatte dieserhalb Bedenken, denn er versieht seine Bemerkung a. a. 0.
mit einem Fragezeichen, und Canestrini hat die Art in der 7. Lieferung
vom ‚.Tierreich“ überhaupt garnicht erst aufgenommen, weder als
Analges noch als Proctophyllode. Ob etwa Analges socialis Giebel
1871 und Analges socialis Robin 1877 synonym sein könnten, steht
hier nicht zur Erörterung.
An diesen letzteren Analges socialis denkt Berlese offenbar,
wenn er in den „‚Acari, Myriopoda et Scorpiones“, Ordo Cryptostigmata
(Sarcoptidae), p. 81, einen Proctophyllodes socialis Robin et Megnin
als fragliche Art aufführt. Was aber der im ‚Journal de l’anatomie
et de la physiologie‘‘, Bd. 13, p. 5l1—515, behandelte Analges socialis
Robin auch sein mag: ein Proctophyllodes ist er ganz bestimmt nicht,
sondern höchstwahrscheinlich ein echter Analges.
Wie es kommt, daß Trouessart im ‚Bulletin de la Societe
d’Etudes scientifiques d’Angers“, Bd. 14, p. 77 den Analges socialıs
Giebel ausdrücklich in die Gattung Proctophyllodes stellt, ist nicht
ersichtlich.
11. Proetophyliodes profusus Robin 1877.
Wäre nicht Pr. profusus Robin 1868 ın den „Comptes rendus
hebdomadaires des Seances de V’Acad@mie des Sciences“, Bd. 66,
p. 786 lediglich ein Nomen nudum, so müßte man der von Robin
erst 1877 im „Journal de l’anatomie et de la Physiologie‘, Bd. 13,
p- 635—637 beschriebenen Art die erstere Jahreszahl beilegen. Sie
ist, wie schon oben dargelegt, identisch mit Pr. pinnatus (Nitzsch) 1818.
Haller deutet die Möglichkeit dieser Identität schon 1877 in der ‚‚Zeit-
schrift für wissenschaftliche Zoologie‘, Bd. 30, p. 537, richtig an.
Wenn Berlese in seinen „Acari, Myriopoda et Scorpiones“, Ordo
Oryptostigmata (Sarcoptidae), p. 81 und Canestriniin der”. Lieferurg
vom „Tierreich“, p. 117 Pr. profusus Robin für synonym erklären
mit Pr. ampehdis (Buchholz), so liegt dies mit daran, daß alle Autoren
Acarologische Beobachtungen: 47.
nach Buchholz bis heute, wie der Leser oben gesehen hat, den Begriff
des Pr. ampelidis verkannt haben. — Vielleicht ist es diese Art, die
Berlese a.a. O. Heft 27, Nr. 7, auf Taf. 183 in Fig. 1 unter ziemlich
richtiger Würdigung der Länge der Blättchen des Männchens abbildet.
12. Proctophyllodes troneatus Robin 1877.
Es liegt auf der Hand, daß die Bezeichnung Pr. troncatus auf einem
Sprachfehler beruht, zu dem Robin durch den Klang seiner Mutter-
sprache verführt worden ist. Es handelt sich nicht nur um einen
Flüchtigkeitsfehler, denn in seiner Beschreibung der Art im „Journal
de l’Anatomie et de la Physiologie“, Bd. 13 (1877), p. 637—638 und
bei deren Gegenüberstellung mit anderen Arten braucht Robin
diesen Ausdruck mehrere Male und erklärt ihn auch ausdrücklich
mit dem ‚„etat tronqu& des appendices“‘ des weiblichen Rumpfendes.
Wir können uns daher nicht für befugt erachten, die Artbezeichnung
durch das sprachlich richtigere Wort ‚‚truncatus‘‘ zu ersetzen, wie sich
dies in der neueren Acarologie eingebürgert hat.
Fig. 33. Fig. 39
Pr. troncatus (Robin) g.. | Pr. troncatus (Robin) d.
Robins Beschreibung, der eine Abbildung nicht beigegeben ist,
ist ım Wesentlichen richtig, und es ist ihr nur wenig hinzuzufügen.
| Bei Zusammenstellung der ‚Acarofauna‘“ kannte Canestrini
die Art noch nicht. Ebenso fehlt sie bei Berlese in den ‚„‚Acari, Myrio-
poda et Scorpiones hucusque in Italia reperta“, der sie dort, ‚„‚Ordo
Cryptostigmata. (Sarcoptidae)“, p. 81, nur mit dem Zusatz registriert
„Cui speciei referendus?“. Wohl aber führt Canestrini sie in der
5. Heft
48 Graf Hermann Vitzthum:
7. Lieferung des ‚‚Tierreichs“, p. 118, auf, wenn auch nur mit un-
zulänglich kurzer Diagnose.
Mas. — Län ge, gemessen von der Spitze der Palpi bis zum An-
satz des inneren Endhaarpaares, 257—300 u. Größte Breite
145—172 u. Diese Messungen stimmen mit denen von Robin, die
auch Canestrini ins ‚Tierreich‘ übernommen hat, von 260-300
bezw. 140—150 u bezüglich der Breite so ziemlich, bezüglich der Länge
Fig. 40.
Pr. troncatus (Robin) &
Fig. 41.
Pr. troncatus (Robin) 2.
fast genau überein. Bei Durchschnittsexemplaren ergibt sich daraus
ein Verhältnis der Breite zur Rumpflänge von 1:1,77. Länge der
blattförmigen Anhänge in der Regel 68 u. Das Verhältnis der
Länge der Blättchen zu der des Rumptes stellt sich somit auf 1 : 4,12.
— Gestalt gedrungen, fast plump, wie bei Pr. musicus Vitzt. d. —
Farbe in den weichhäutigen Teilen weißlich farblos, in den stärker .
chitinisierten Teilen ockerbräunlich getönt, in den Kopulationsorganen
kaffeebraun.
Auf der Rückenseite (Fig. 38) ist der Abstand zwischen Noto-
cephale und Notogaster ziemlich breit. Beide Schilder sind in üblicher
Acarologische Beobachtungen. 49
Weise fein gekörnelt, zeigen aber keine scheinbaren oder wirklichen
„Grübchen“. Die Vorderkante des Notogasters ist nur wenig nach
hinten eingebuchtet. Der hintere Einschnitt in das Notogaster reicht
weniger weit nach vorn als bei anderen Arten. Die Behaarung der
Rückenseite zeigt keine Besonderheiten. Nur scheint das vorderste
Borstenpaar auf dem Notogaster zu fehlen. Das längste Endhaarpaar
ist etwas mehr als doppelt so lang wie die Blättchen, das innerste
Endhaarpaar reicht ungefähr mit seinem distalen Viertel über die
Blättchen hinaus.
Fig. 42. _ Fig. 33.
Pr. troncatus (Robin) 9. Pr. troncatus (Robin) 9.
Auf der Bauchseite (Fig. 39 u. 40) muß hervorgehoben werden,
daß die Epimera I in bekannter Weise hinten mit einander verbunden
sind. Unbeschadet dieser U-förmigen Verbindung zeigen sie aber in
der aus der Abbildung ersichtlichen Weise Neigung, hinten zu diver-
gieren. Dieses untrügliche Kennzeichen der Art tritt schon von der
Larva an auf. Das Paar der hinteren Lateralplättchen scheint nicht
auf die Bauchseite überzugreifen. Zum mindesten ist die betreffende
Stelle so schwach chitinisiertt, daß sich das Vorhandensein eines
Schildes hier nicht feststellen läßt. Das accessorische Lateralhaar
ist nicht dolehförmig, wie sonst, sondern verhältnismäßig lang, fein
und biegsam. Die Kopulationsorgane sind kurz und stämmig,
kaum länger als dick. Der Penis ist von üblicher Gestalt, aber sehr
kurz. Er müßte doppelt so lang sein, wenn er bis zwischen das vorderste
Paar der mit den seitlichen Chitinisationen des Genitalapparates in
Archiv für Naturgeschichte
1922. A. 5. 4 5, Heft
50 Graf Hermann Vitzthum:
Zusammenhang stehenden Borsten reichen sollte. Die seitlichen
Chitinisationen sind vorn einigermaßen deutlich brückenartig ver-
bunden. |
An den Beinen fällt die Länge der Behaarung auf. Dies gilt
besonders für die ventralen Haare auf Femur I und II sowie Genu II
und für die dorsalen Endhaare auf den Tarsı III und IV.
Femina. — Länge 365—395 u. Größte Breite 188—199 u. Auch
diese Messung stimmt so ziemlich mit der von Robin überein, der
360—400 bezw. 160—190 wangıbt. Irreführend dagegen sind die Zahlen,
die CGanestrini im „Tierreich“ nennt. 320—350 4 Länge und 150 u
Breite gilt nicht für das adulte Weibchen, sondern dies sind die Zahlen,
die Robin an der Deutonympha feminina, und zwar richtig, gemessen
hat. — Die Färbung ist wie beim Männchen, nur kräftiger. — Die
Gestalt ist gedrungen wie die des Männchens. Von der der Typenart
weicht sie gänzlich ab insofern, als die Rumpfanhänge fehlen. Indessen
es ist auch hier das hinterste Rumpfende abgeschnürt. Der abge-
schnürte Teil ist aber nicht in zwei Endlappen gespalten, sondern da,
bis wohin diese Spaltung vordringen sollte, abgestutzt, daher der
Artname. Eine wirklich gerade Hinterkante des Rumpfes kommt
dadurch freilich nicht ganz zustande. Denn in dieser Gegend wölbt
sich ventral der Wulst hervor, in den die Analspalte eingebettet ist,
und mehr dorsal die weichhäutigen Faltungen, aus denen das sog.
„Appendiculum‘ hervortreten kann. Außerdem deuten Höcker die
Stelle an, die im allgemeinen als Ansatzpunkt säbelförmiger Anhänge
in Frage kommt.
Die Rückenseite (Fig. 41 u. 42) entspricht, abgesehen von dem
abgeschnürten Rumpfende, hinsichtlich der Schildbedeckung und
deren Beborstung der des Männchens. Der Abstand zwischen Noto-
cephale und Notogaster ist sehr breit, doch kommen hier individuelle
Verschiedenheiten vor. Die Chitinbedeckung des abgeschnürten
Rumpfendes wird durch einen nur schmalen weichhäutigen Streifen
von der Hinterkante des Notogasters getrennt. Das diesem Streifen
zukommende Borstenpaar steht jedoch nicht hier, sondern weiter
rückwärts auf schildbedeckter Fläche. Die Hinterkante der Chitin-
bedeckung des hintersten Rumpfendes ist nicht klar erkennbar. An
Stelle der säbelförmigen Anhänge sind zwei ganz terminal angesetzte
Endhaare von der Länge der größten Rumpfbreite getreten. Ein-
wärts dicht neben ihnen findet sich das Borstenpaar, das sonst in
den Zwischenraum zwischen den beiden Endlappen hineinragt. Das
Haarpaar, welches sonst terminal über den Anhängen angesetzt ist,
fehlt. An gewöhnlicher Stelle, soweit dies in Anbetracht der ab-
weichenden Gestalt des Rumpfendes möglich ist, steht das Paar der
Endhaare, das außen vor die säbelförmigen Anhänge gehört. Diese
Haare sind etwas länger als die Rumpfbreite. Eine proximale Ver-
diekung ist bei ihnen nur sehr schwach angedeutet. Mitunter will
es scheinen, als ob außen neben ihnen, wie Fig. 41 zeigt, noch ein ganz
kurzes Borstenpaar stände; doch ist dies zweifelhaft. Es liegt aber auch
ein Individuum vor, bei dem der säbelförmige Anhang auf einer Seite
des Männchens.
Acarologische Beobachtungen, 51
ziemlich normal entwickelt
ist. Selbstverständlich ist
dies nur eine zufällige Miß-
bildung. Vergl. Fig. 43.
Interessant ist, daß hier
zugleich mit dem Anhang
auch das entsprechende
Haar auftritt, das sonst
fehlt.
Die Bauchseite
(Fig. 44) zeigt dieselben
Eigentümlichkeiten wie
beim Männchen, nament- ;
lich in Bezug auf die Ge-
stalt der Epimera und /
des accessorischen Lateral-
haares. Es bedarf wohl
nıcht der Erwähnung, daß
die langen Lateralhaare
senkrecht abstehend ge-
tragen werden und daß
sie nur aus räumlichen
Gründen gekrümmt ge-
zeichnet werden mußten.
Die Beine und ihre
Behaarung gleichen denen
Als Wirtsvogel gibt
Robin Passer domesticus
(L.) und Passer montanus (L.) an. Diese beiden Sperlinge sind auch
zweifellos die Hauptwirte. Außerdem fand ich die Art aber auch auf
Carduelis carduelis (L.) und Otocorys alpestris (L.). Ihr Verbreitungs-
gebiet umfaßt mit Sicherheit ganz Europa, vielleicht mit Ausnahme des
höchsten Nordens, Nordafrika und Westasien, wahrscheinlich aber
außerdem’ auch noch das ganze übrige Asien mit Ausnahme der
tropischen Gegenden, Nordamerika und den südlichen Teil des
australischen Festlandes.
Fig. 44.
Pr. troncatus (Robin) Q.
13. Proctophyllodes hemiphyllus Robin 1877.
Robin fügt seiner Beschreibung im ‚Journal de l’anatomie
et de la physiologie‘“, Bd. 13, p. 639—641 keine Abbildung bei. Eine
solche, und zwar nur vom Männchen und der weiblichen Deutonympha,
wurde erst 1884 von Berlese in den ‚„‚Acari, Myriopoda et Scorpiones‘,
Heft 16, Nr. 8 veröffentlicht. Daß sie nicht allzustrengen Ansprüchen
durchaus genügt, läßt sich leicht jederzeit nachprüfen, da die Art auf
Emberiza calandra L., Fringilla coelebs 1.., Fringilla montifringılla L.
und Chloris chloris (L.) sehr häufig anzutreffen ist. Es ist begreiflich,
4* 5.Haft
59 Graf Hermänn Vitzthun:
daß Robin die Art in die Gattung Proctophyllodes stellte, denn das
Weibchen stimmt mit dem von Pr. glandarinus (C. L. Koch) so völlig
überein, daß es wohl für unmöglich gelten muß, ein einzeln angetroffenes
Weibchen mit Sicherheit richtig zu determinieren. Wohl erwähnt
Robin die Schlankheit der Beine III beim Männchen, es entgeht ihm
aber die hinsichtlich der Stärke und Länge etwas über das normale
Maß hinausgehende Entwicklung der Beine IV. Diese wurde erst von
Berlese bemerkt und a.a. O., Taf. 168 richtig abgebildet. Er stellt
die Art infolgedessen auch richtig in die Gattung Alloptes Canestrini
1879, ıst sich dabei aber noch nicht klar, daß er die Robinsche Art
vor sich hat, und benennt sie daher Alloptes astatus n. sp. Erst G. Ca-
nestrini erkennt 1886 die Identität und beschreibt, ebenfalls ohne
Abbildung, im ‚„Prospetto dell’ acarofauna italiana“, p. 292—293
die Art richtig als Alloptes hemiphyllus (Robin). Berlese schließt
sich ihm demnächst a.a.O., Ordo Cryptostigmata (Sarcoptidae),
p. 78, 79 und 169 an. Unter dem Namen Alloptes hemiphyllus (Robin)
ist die Art denn auch richtig im ‚„Tierreich“, a. a. O., p. 109 ver-
zeichnet.
14. Proetophyllodes mierophylius Robin 1877.
Auch bei seiner Beschreibung a. a. O., p. 641—643 hat sich Robin
offenbar durch die sehr große Ähnlichkeit des Weibehens mit einem
Proctophyllodes-Weibchen verführen lassen. Gleichwohl weist er auf
die auffallende Entwicklung der Beine IV des Männchens hin, aus
der schon er hätte schließen können, daß die Art nicht in die Gattung
Proctophyllodes gehöre. Eine Abbildung gibt er nicht, obgleich dies
um so wünschenswerter gewesen wäre, als die Art nur ziemlich selten
und nur auf Fringella coelebs L. gefunden wird. Die erste Abbildung
findet sich bei G. Canestrinı in den ‚„Atti della Societa Veneto-
Trentina di Scienze naturali, residente in Padova‘, Bd. 6, p. 41, nebst
Taf. 4, Fig. 1, woselbst die Art 1879 Alloptes palmatus n. sp. genannt
wird. Auch Berlese erkennt a. a. O., Heft 16, Nr. 7 die Synonymie
noch nicht, gibt aber auf Taf. 170 eine ausreichende Abbildung des
Männchens und der Deutonympha feminina.. G. Canestrinı muß
später die Identität der Robinschen Art mit seinem Alloptes palmatus
erkannt haben, denn er führt sie im ‚Tierreich“ a. a. O., p. 109 als
Alloptes microphyllus (Robin) auf.
Und doch haben alle Autoren in der systematischen Behandlung
der Art Fehler gemacht. Schon Robin hatte gemäß seinem a. a. O.,
p. 392 entwickelten System die Art in sein eigenes Subgenus Piero.
dectes stellen müssen. Gerade auf dieser Seite umfaßt allerdings die
die Pterodectes-Arten zusammenschließende Klammer die in Rede
stehende Art mit. Ich halte dies aber für eine Druckzufälligkeit, denn
sonst würde der Autor die Erörterung des Subgenus Pterodectes nicht
erst auf p. 643, sondern schon auf p. 641 begonnen haben. Wenn auch
die Deutonympha feminina am äußersten Rumpfende ein Paar
Kopulationszwecken dienender Zipfel besitzt, die an das Kopulations-
Acarologische Beobachtungen. HB)
organ der Proctophyllodes-Arten erinnert und gleichzeitig eine Zu-
gehörigkeit zur Gattung Pterodectes ausschließt, so hat doch keiner der -
Autoren beachtet, daß die Epimera I sich hinten weder wie bei der
Gattung Preotophyllodes U-förmig, noch wie bei den Gattungen Ptero-
dectes und Alloptes Y-förmig vereinigen, sondern daß sie vielmehr in
ihrer rückwärtigen Hälfte nebeneinander parallel laufen und hinten
frei enden. Diese Tatsache war der Grund, warum Oudemans 1905
in den „Entomologischen Berichten“, Bd. 1, p. 239—240 die Gattung
Joubertia aufstellte und für diese die Robinsche Art als Type nahm.
Sie muß also richtigerweise Joubertia microphylla (Robin) genannt
werden.
15. Proetophyllodes fenestralis Trouessart 1883.
Trouessart beschreibt im „Bulletin de la Societe d’Etudes
Scientifiques d’Angers“, Bd.14, p. 77—78 das allein bekannte
Männchen folgendermaßen:
„Rumpfende in Form eines geschwungenen Spitzbogens tief
eingeschnitten, mit jederseits einem dreieckigen Endlappen, der
hinten abgestutzt ist und hier ein längliches Blättchen trägt, zugespitzt,
aber nach außen zurückgefaltet, sodaß seine Spitze nach vorne weist
und sich der Ventralseite des Endlappens auflegt, dergestalt, daß
man zunächst vermeinen könnte, ein ovales Blättchen mit einem
elliptischen Loch in der Mitte zu sehen. Jeder Endlappen trägt außer-
dem außerhalb des Blättchens ein sehr starkes und sehr langes, inner-
halb der Blättchen ein feineres Haar und ein kurzes und sehr feines
Haar in der Nähe des Vorderendes des Rumpfeinschnittes. Beine IV
stärker als III, das Rumpfende nicht erreichend. Penis schwertförmig,
kurz. Kopulationshaftnäpfe wie bei Pterodectes. — Länge 330 u aus-
schließlich der Blättchen.‘ |
Eine Abbildung des Tieres existiert leider nicht. Canestrini
hat richtig erkannt, daß eine Art, deren Männchen sich durch ein
so geformtes Rumpfende und solche Blättchen auszeichnet, kein
Proctophyllodes sein kann und führt die Art darum in der 7. Lieferung
des „‚Tierreiches‘, p. 110 richtig als Alloptes fenestralis (Trouessart)
auf. Das Tiypenexemplar stammt von Helianthea Bonapartei (Boiss.)
aus Columbien.
16. Proetophyllodes intermedius Trouessart 1883.
Trouessart beschreibt im ‚Bulletin des la Societe d’Etudes
Scientifigques d’Angers, Bd. 14, p. 78.das allein bekannte Männchen
folgendermaßen:
„Rumpfende abgestutzt, mit zwei hyalinen Blättchen, ähnlich
denen von Pr. glandarinus, jedoch abgestutzt und hinter dem proxIt-
malen Drittel rechtwinklig eingeschnitten, ein jedes auf der Außen-
kante mit drei Haaren; von denen das mittlere das längste ist, das
innerste kurz, messerförmig verbreitert, mit einem starken Aderstrang
5. Helft
54 Graf Hermann Vitzthum:
in der Mitte. Zwischen den beiden Blättchen ein spitzer Einschnitt,
der das Rumpfende nicht errreicht. Ein langes Haar und ein großer
stumpfer Höcker auf den Rumpfseiten. Epimera I Y-förmig mit einem
kurzen Querstück hinten. Im übrigen ähnlich der vorigen Art“ —
nämlich Pr. fenestralis —. „Länge 370 u.“
Wegen der eigenartigen Form der Blättchen ist es unwahrschein-
lich und wegen des Hinterendes der Epimera I ausgeschlossen, daß
das Tier zur Gattung Proctophyllodes gehört. Wenn die Ähnlichkeit
mit Alloptes fenestralis sich auch auf die Stärke der Beine III erstrecken
sollte, dann wäre es dagegen möglich, daß es ebenfalls zur Gattung
Alloptes zu stellen wäre. Seine richtige systematische Stellung könnte
wohl nur durch Studium des Trouessartschen Typenexemplars
ermittelt werden. Ein Proctophyllodes ist es, wie gesagt, jedenfalls
nicht. In der Literatur wird die Art sonst nicht behandelt, auch nicht
im „Tierreich“. Sie wird nur erwähnt in Poppes Liste der parasitischen
Milben in den „Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins
zu Bremen‘, Bd. 10, p. 226, als auf Eurylaimus ochromelas aus Malakka
gefunden.
Poppe nennt aber ebenda, p. 227 und 130 auch einen ‚,Procto-
phyllodes intermedius Tr. n. sp. in lit.“ als Federnbewohner von Elaena
martinica (L.) und Lozigella noctis (L.) aus Guadeloupe. Das könnte
zu dem Irrtum Veranlassung geben, daß diese Art identisch wäre mit
dem hier in Rede stehenden Pr. intermedius Trouessart 1883. Das trifft
jedoch nicht zu. Es handelt sich dort vielmehr um Alloptes intermedius
(Trouessart et Neumann) 1888, von dem die Autoren unter der Be-
nennung Pterodectes intermedius im .‚Bulletin Scientifiques de la
France et de la Belgique“, Jahrg. 1888, auf Tafel 25, Fig. 10, den
hinteren Teil der Ventralseite des Männchens abbilden und den sie
ebenda, p. 369—370 folgendermaßen beschreiben:
„Das Männchen mit konischem Rumpfende, bestehend aus zwei
eng aneinandergepreßten Endlappen, die hinten so dünn werden,
daß sie zwei hyalıne Blättchen bilden, mit abgestutztem freiem Rand,
welche an die der typischen Proctophylloden erinnern. Ein sehr kurzes,
feines Haar steht auf jedem dieser Blättchen. Ein langes und feines
Haar an der Außenkante der Blättchen und ein sehr langes und sehr
starkes Haar weiter vorn an der Basis des Endlappens. Penis dolch-
förmig, mit mäßig entwickelter, bis zur Basis der Endlappen zurück-
gebogener Spitze. Beine IV etwas stärker als III, die Hinterkante der
Blättchen nicht erreichend.“
Das Weibchen ähnelt denen der typischen Proctophylloden
wegen der Form seiner Rumpfänhange. Das bogenförmige Epigynium
beschreibt mehr als einen Halbkreis.
Dimensionen: Männchen, Länge 400 u, Breite 150 u; Weibchen,
Länge 600 u (einschließlich Rumpfanhängen), Breite 200 Br
-Poppe kann nicht dafür verantwortlich gemacht werden, daß er
in seiner Liste zwei grundverschiedene Arten unter Bezeichnungen
aufführt, die jeder nicht ganz besonders sorgfältige Leser für gleich-
lautend halten muß. Denn die Beschreibung des Alloptes intermedius
Acarologische Beobachtungen. 55
wurde erst ein Jahr nach Abschluß der Poppeschen Liste ver-
öffentlicht. Die Art gehört zu denen, dıe Poppe selbst nicht gekannt
hat und die Trouessart erst bei Durchsicht des Manuskriptes in
Poppes Liste einfügte. Es wäre klarer gewesen, wenn Trouessart
schon bei dieser Gelegenheit 1887 die Art als Pterodectes bezeichnet
hätte, wie er es 1888 tat. Ihre Einreihung ins Genus Alloptes erfolgte
durch Canestrini in der 7. Jaeferung des ‚Tierreiches‘“, p. 108.
17. Proetophyllodes vanelli (Canestrinı 1878).
Canestrini nennt seinen zuerst 1878 in den .‚Atti del Reale
Istituto Veneto di Scienze, Lettere ed Artı“, Ser.5, Bd.5, p. 62, be-
schriebenen Dermaleichus vanelli 1879 ın den ‚‚Attı della Societä Veneto-
Trentina di Scienze naturali“, Bd.6, p.37, Proctophyllodes vanelli
m bildet ihn ebenda, Taf. 1, Fig. 5, ab. Er erkennt aber bereits 1886
„Prospetto dell’ Acarofauna Italiana“, p. 265, daß die Art in die
Klang Pterolichus Robin 1868 gehört, woselbst sie in der Literatur
fortan weiter behandelt wird.
18. Proetophyllodes Buchholzi (Canestrini 1878).
Für diesen Dermaleichus bezw. Proctophyllodes Buchholzi gilt
wörtlich dasselbe, was bei Pr. vanelli gesagt ist, nur daß die Seiten-
zahlen der Literaturangaben sich ganz geringfügig verschieben.
19. Proetophyllodes colymbi (Canestrini 1878).
Wegen dieses Dermaleichus bezw. Proctophyllodes colymbi kann
nur wiederholt werden, was bei Pr. Buchholzi gesagt ist.
20. Proetophyliodes megaphylius Trouessart 1885.
Die einzige Bearbeitung des Pr. megaphyllus’ findet sich beı
Trouessart im „Bulletin de la Societe d’Etudes scientifiques
d’Angers“, Bd. 14, p.77, und ist leider von keiner Abbildung begleitet.
Der Leser, der die Art wiedererkennen soll, ist auf eine Beschreibung
von knappen acht Zeilen angewiesen, und überdies ist vom Weibchen
nur gesagt, daß es einschließlich der säbelförmigen Anhänge 600 u
in der Länge messe, weiter nichts. Der Autor bietet aber hinsichtlich
des Männchens einige Anhaltspunkte, die die Identifizierung der Art
gewährleisten. Hierzu ist das, was er über den Penis sagt, nicht zu
rechnen. Ein Penis, der über die Kopulationshaftnäpfe nicht hinaus-
reicht, kommt vielen Proctophyllodes-Arten zu, und seine Form. die
einem zusammengeklappten Meßzirkel, wie ihn die Zimmerleute
brauchen, gleiche, ist nicht anders als bei allen Proctophylloden mit
kurzem normalem Penis. Von ausschlaggebender Wichtigkeit ist da-
gegen das, was der Autor über die blattförmigen Anhänge sagt, nach
deren ungewöhnlicher Größe die Art benannt wurde.
5 Heft
56 Graf Hermann Vitzthum:
Trouessart sagt, die Blättchen seien fast zweimal so lang wie
bei Pr. glandarinus. Abgesehen davon, daß diese Angabe nicht verein-
bar ist mit den Zahlen, die wenige Zeilen weiter unten folgen, ist damit
wenig anzufangen. Denn die Blättchen von Pr. glandarinus $ sind
mit 27—31 u Länge recht klein, und auch ihre doppelte Länge würde
noch nichts allzu Absonderliches bedeuten. Man darf solche Längen
auch nicht lediglich mit der Elle messen, sondern muß sie der Gesamt-
größe des Tieres gegenüberstellen. Gnathosoma und Idiosoma zu-
sammengenommen wurden bei Pr. glandarınus $ bemessen auf 258
Fig. 45. Fig. 46.
Pr. megaphylius Trouessart g'. Pr. megaphyllus Trouessart g..
bis 275 u. Nimmt man hiervon den Mittelwert mit 266 « und die
Durchschnittslänge der Blättchen mit 29 u, so ergibt sich ein Ver-
hältnis der Länge der Blättchen zu der des übrigen Tieres von 1 : 9,17.
Nach Trouessarts Angabe müßte also diese Verhältniszahl bei
Pr. megaphyllus niedriger sein als 1 :4,59, und das würde den Namen
„megaphyllus‘“ wohl kaum rechtfertigen. Wo Trouessart aber am
Schluß der kurzen Beschreibung nackte Zahlen nennt, da gestaltet
sich das Verhältnis wesentlich anders. Er gibt die Länge des Männchens
auf 370 u ohne und auf 500 « mit Blättchen an. Demnach entfällt
also auf die Blättchen eine Länge von 130 u. Das in Rede stehende
Verhältnis stellt somit sich auf 1 : 2,84, und das ist allerdings geeignet,
den gewählten Artnamen durchaus angebracht erscheinen zu lassen.
Trouessarts Zahlen dürften wohl etwas abgerundet sein und sind
wohl auch etwas zu hoch gegriffen, aber wir werden sehen, daß der
Autor im allgemeinen ganz richtig beobachtet hat, Ä
Acarologische Beobachtungen. 57
Mas. — Länge, übereinstimmend bei ungefähr einem Dutzend
Exemplare gemessen, 3ll u. Größte Breite 152 u. Länge der
Blättchen 101—120 «. Nimmt man den Mittelwert der Blättchen
mit 110 u an, so ergibt sich daraus ein Längenverhältnis von 1 : 2,83,
also fast dieselbe Zahl, die aus den abgerundeten Trouessartschen
Maßen errechnet wurde. Es unterliegt daher wohl keinem Zweifel,
daß hier dieselbe Art behandelt wird, die Trouessart studiert hat.
— Gestalt gedrungener als bei Pr. glandarinus 3. Farbe weißlich
farblos, die Rückenplatten ockerbräunlich getönt und die Chitinleisten
der Bauchseite noch etwas kräftiger durchgefärbt.
Fig. 47. Fig. 48.
Pr. megaphyllus Trouessart 9. Pr. megaphyllus. Trouessart 9.
Die Beschildung der Rückenseite (Fig. 45) erinnert an die von
Pr. glandarınus 5. Nur ist die Vorderkante des Notogasters hier
weniger konkav als dort, und infolgedessen ist der Abstand zwischen
Notocephale und Notogaster etwas geringer. Bei keinem Exemplar
wurden auf einem der Rückenschilder Andeutungen von ‚„Grübchen“
gefunden. Was über die riesige Entwicklung der Blättchen am Rumpf-
ende zu sagen ist, ergibt sich aus den obigen Zahlen (Fig. 47). Die
inneren Endhaare überragen die Blättchen nur sehr wenig, die äußeren
mit kaum mehr als ihrem distalen Viertel.
5. Heft
58 Graf Hermann Vitzthum:
Die Bauchseite (Fig. 46 u. 47) stimmt im wesentlichen mit der
von Pr. glandarinus überein. Gänzlich abweichend ist nur die Länge
des dolchförmigen Penis. Seine Spitze liegt genau zwischen dem
vorderen der beiden kleinen mit den seitlichen Chitinisationen der
Genitalgegend in Zusammenhang stehenden Borstenpaaren.
Femina. — Länge 415—448 u. Größte Breite 172—180 u.
Gestalt ebenfalls gedrungener als bei Pr. glandarinus 2. Farbe wie
beim Männchen, doch etwas kräftiger.
LH
Fig. 49. En
Pr. megaphylius Trouessart 9. IR
Fig. 50.
Pr. megaphyllus Trowessat 9.
Die Rückenseite (Fig. 48u.49) erinnert hinsichtlich der
Beschildung stark an Pr. glandarınus, auch in Bezug auf die Andeutung
einer medianen Spitze in der Hinterkante der Notocephale. Nur ist
auch hier der Zwischenraum zwischen Notocephale und Notogaster
etwas schmaler als dort. Das hintere Drittel des Notogasters zeigt
bei einigen Exemplaren eine leichte Andeutung von „Grübchen““.
Die Anhänge machen einen schwächlichen Eindruck. Sie sind
89— 91 u lang und proximal kaum breiter als die proximale Verdickung
der langen Endhaare. Diese sind doppelt so lang wie die Anhänge
und dreimal so lang wie die kürzeren Endhaare.
Acarologische Beobachtungen, 59
Über die Bauchseite (Fig. 50) ist höchstens zu sagen, daß Epi-
merit IV sehr schwach entwickelt ıst und daß die Endlappen an den
Seiten und innerhalb der Einbuchtung ziemlich stark chitinisiert sind.
Berlese führt in den „Acari, Myriopoda et Scorpiones“, Heft 27,
Nr. 7 allerdings mit einem Fragezeichen, den Pr. megaphyllus unter
den Synonymen von Pr. ampelidis (Buchholz) auf. Trouessart selbst
beansprucht a. a. O., Jahrg. 1886 ın der Fußnote p. 63, den Pr. mega-
phyllus mindestens als wohlunterschiedene Abart von Pr. ampehdis
anzuerkennen. Ich halte das nicht für ausreichend und räume ihm
unbedenklich den Rang einer vollwertigen, selbständigen Art ein.
Gefunden wurde die Art von Trouessart auf Accentor modularis
(L.) „ete.‘, worunter wohl nur noch Accentor collarıs (Scop.) zu ver-
stehen sein kann, von mir auf Calcarvus nivalis (L.). Ihr Verbreitungs-
gebiet muß demnach ganz Europa umfassen, vielleicht mit Ausnahme
von Südeuropa, West- und Nordasien und Kanada.
Es liegen aber auch Weibchen vor, die sich von dem beschriebenen
in nichts unterscheiden, insbesondere nicht in Bezug auf die schwächlich
entwickelten Anhänge, nur daß die inneren Endhaare etwas länger
sind. So lange das entsprechende Männchen nicht mitgefunden wird,
ist es immer unsicher, ein Proctophyllodes-Weibchen zu determinieren.
Trotz des etwas veränderten Längenverhältnisses der Endhaare glaube
ich wegen der Gestalt der Anhänge aber doch, daß es sich auch hier
um Pr. megaphyllus handelt. Diese Weibchen stammen von Tringa
canutus L.
21. Proctophyllodes eaulifer Trouessart 1887.
Daß Trouessart schon in den ersten Jahren seiner acoralogischen
Studien den Pr. glandarinus (C. L. Koch) richtig erkannt hat, er-
gibt sich daraus, daß er in ‚Bulletin de la Societe d’Etudes Scienti-
fiques d’Angers“, Jahrg. 1886, p. 147 (p. 63 des Sonderdrucks), unter
durchaus zutreffendem Hinweis auf die wesentliche Verschiedenheit
der männlichen Genitalorgane beanstandet, daß Berlese in den
„Acari, Myriopoda et Scorpiones‘, Ordo Cryptostigmata (Sarcoptidae),
Heft 27, Nr. 7, den Pr. glandarinus (Koch) für synonym hält mit Pr.
ampelidis (Buchholz), wozu Berlese offenbar durch Hallers ‚Weitere
Beiträge zur Kenntnis der Dermaleichen Kochs“ in der ‚Zeitschrift
für wissenschaftliche Zoologie“, Bd. 30, p. 536—537, verführt worden
ist. Um so überraschender ist es, daß Trouessart a. a. O. in seinem
Pr. caulifer glaubt eine neue Art melden zu müssen, obwohl deren
Beschreibung, die allerdings vom Weibchen nur besagt, es gleiche dem
anderer Proctophylloden, wörtlich genau auf Pr. glandarınus paßt.
Bedenken könnten sich höchstens ergeben wegen der angeblichen Ver-
bindung zwischen den Epimera IV. Hier liegt aber zweifellos ein
Beobachtungsfehler vor, der seine Erklärung darin findet, daß die
inneren Spitzen des aus den Epimeriten III gebildeten Teils dieser
Chitinisation sich einander in der vorderen Gegend des männlichen
Genitalapparates stark nähern und nicht immer klar erkennbar sind,
5 Heft
60 Graf Hermann Vitzthum:
so daß das Bestehen einer Verbindung sehr wohl vorgetäuscht werden
könnte. Wenn Trouessart die Kopulationshaftnäpfe des Männchens
für flach aufliegend hält, so ist dies selbstverständlich falsch, enthält
aber insofern einen richtigen Kern, als diese Organe hier wesentlich
kürzer sind als bei manchen anderen Arten, z. B. Pr. megaphyllus.
Im übrigen trifft aber alles, was über das Männchen gesagt wird: die
Größe der blattförmigen Rumpfanhänge, die Gestalt des Penis, seine
Länge und sein Überragen über das Rumpfende, genau auf Pr. glan-
darinus $ zu. Darum hat denn auch Berlese bereits 1888 a. a. O.
p. 81 die Identität der Trouessartschen und der Kochschen Art
erkannt und Pr. caulifer unter den zu streichenden Namen aufgeführt.
Wenn er gleichwohl ebenda in seiner Bestimmungstabelle den Pr.
caulifer nennt, so ist dies, wie sich ohne weiteres aus dem Zusammen-
hange ergibt, lediglich ein Schreibfehler, der in Pr. arcuaticaulis Trouess.
zu berichtigen ist. Trouessart selbst würde sicherlich nicht den
Versuch der Aufstellung einer neuen Art gemacht haben, wenn er nicht
den Pr. stylifer, sondern von vorn herein Pr. glandarınus zum Ver-
gleich herangezogen hätte, was in Anbetracht der Gestaltung des
Penis das nächstliegende gewesen wäre, und wenn er seine Beschreibung
durch eine Abbildung ergänzt hätte.
22. Proctophyliodes affinis Trouessart 1887.
Poppe nennt 1887 in seiner in den „Abhandlungen des Natur-
wissenschaftlichen Vereins zu Bremen“, Bd.10, niedergelegten Liste
der bis dahin bekannten parasitischen Milben auf p.227 einen „,Procto-
phyllodes affınis Tr. nov.sp. in lit.‘“ als Bewohner von Dendroica
aestiva. Nach seiner Angabe auf p. 206 sind in dieser Weise gekenn-
zeichnete Trouessartsche Arten von Trouessart selbst ın das
Poppesche Manuskript eingefügt worden. Es unterliegt daher keinem
Zweifel, daß Trouessart tatsächlich zu jener Zeit ein Tier vor Augen
gehabt hat, dem er den angeführten Namen beizulegen gedachte.
Es scheint aber, daß der Autor späterhin doch von einer Veröffentlichung
Abstand genommen hat. Wenigstens ist über das Tier in der Folge
nichts bekannt geworden. Die Art muß daher hier außer Betracht
gelassen werden.
23. Proetophyllodes arcuaticaulis Trouessart 1887
beschrieben von Trouessart im ‚Bulletin de la Societe d’Etudes
Scientifiques d’Angers“, Jahrgang 1886, p. 148 (p. 64 des Sonder-
drucks), demnächst nach den Trouessartschen Typenexemplaren
beschrieben und abgebildet von Berlese in den ‚Acari, Myriopoda
et Scorpiones“, Ordo Cryptostigmata (Sarcoptidae), Heft 89, Nr. 8
nebst Taf. 185, und im übrigen lediglich listenmäßig erwähnt bei
Canestrini in der 7. Lieferung vom ‚‚Tierreich“, p. 118, Nr. 4, und
bei Poppe in den ‚Abhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins
zu Bremen“, Bd. 10, p. 230, ist, wie an entsprechender Stelle dargelest,
identisch mit Pr. ampelidis (Buchholz 1866).
Acarologische Beobachtungen. bl
24. Proctophyllodes penniier (Trouessart et Neumann 1888).
Die Autoren bilden auf Taf. 25, Fig. 8 u. 9, im ‚‚Bulletin Secienti-
fique de la France et de la Belgique“, Jahrg. 1888, die Ventralseite
der Rumpfenden des Männchens und des Weibchens einer Art ab,
die sie ebenda, p. 371, Pterodectes pennifer benennen, jedoch ohne eine
Beschreibung oder auch nur Diagnose zu geben. Lediglich auf Grund
dieser Abbildungen führt Canestrini ın der 7. Lieferung des ‚‚Tier-
reichs“, p. 118—119, die Art unter dem Namen Proctophyllodes pennifer
auf. Er ist dazu sicherlich dadurch bewogen worden, daß das Weibchen
täuschend einem Proctophyllodes zu gleichen und daß das Männchen
einem solchen in hohem Grade zu ähneln scheint.
Leider reichen die Abbildungen beider Geschlechter nicht so
weit, daß man erkennen könnte, ob sich die Epimera I in der
charakteristischen Weise hinten U-förmig vereinigen. Der Verlauf
der Epimera III und IV sowie beim Männchen der Ansatz und die
Form des Penis, die kurzgestielten Kopulationshaftnäpfe, die seit-
lichen Chitinisationen der Genitalgegend und die dazu gehörigen
beiden Borstenpaare sind durchaus wie bei einem Proctophyllodes.
Die Fig. 8 läßt aber das innere, kürzere der beiden langen Endhaar-
paare vermissen. Die Blättchen am männlichen Rumpfende zeigen
nicht das übliche Geäder der Proctophylloden. Auch weicht ihre Ge-
stalt von der sonst immer mehr oder minder deutlich ausgeprägten
Form des Schiffssteuerruders erheblich ab. Als Ersatz für den fehlenden
breiten Mittelstrang des Geäders ist die Innenkante der Blättchen
leicht verstärkt, und von dieser Verstärkung her strahlen einiger-
maßen parallele Adern nach der Außenkante der Blättchen hin, wie
die Fahne vom Schaft einer Vogelfeder. Angesichts dieser Besonder-
heiten glaube ich nicht, daß Canestrini Recht hatte, die Art zum
Genus Proctophyllodes zu stellen. Allerdings habe ich auch Bedenken,
‘ob sie von den Autoren richtig dem Genus Pterodectes zugeteilt ist.
Sie scheint mir vielmehr ein Bindeglied zwischen beiden Gattungen
zu bilden, für das man vielleicht am besten ein besonderes Genus
aufstellen müßte.
Die Art wurde von den Autoren im Parıser Museum auf einem
Balg von Notodela leucura (Hdgs.) aus dem Himalaya gefunden,
25. Proctophyllodes seeurielatus (Trouessart et Neumann 1888).
„Schlank, nach hinten verjüngt, dunkelrot. Epimera II durch
eine Querleiste, beim Weibchen oft unvollständig, verbunden. Beine
kürzer als der Rumpf.
Beim Männchen am gespaltenen Rumpfende zwei hyaline
Blättehen in Gestalt eines Hackmessers, d. h. mit halbkreisförmiger
Außenkante und gerader oder konkaver Innenkante, hinten in eine
stumpfe Spitze endend, die sich mit der des anderen Blättchens kreuzt.
Penis schwertförmig, in eine lange, nach rückwärts gewandte Spitze
auslaufend, die die Hinterkante der Blättchen überragt.
5. Heft
0) Graf Hermann Vitzthum:
Das Weibchen länger als das Männchen, mit unvollständiger
Querleiste zwischen den Epimera II, die nur ein Kreuz bildet mit
dem Hinterende der Epimera I. Das hufeisenförmige Epigynium
bildet drei Viertel eines Kreisbogens und steht mit den Epimera III
in Verbindung. Im übrigen wie bei anderen Arten der Gattung.
Dimensionen: Männchen, Länge 600 u; Breite 150 u. Weibchen,
Länge 700 u (ohne die schwertförmigen Anhänge); Breite 200 u.“
So beschreiben Trouessart und Neumann im ‚Bulletin Scienti-
fique de la France et de la Belgique“, Jahrg. 1888, p. 370, ohne er-
läuternde Abbildung eine Art, die sie Pierodectes securiclatus benennen.
Es ist nicht ersichtlich, aus welchem Grunde Canestrini die Art in
der 7. Lieferung des ‚Tierreichs‘“‘, p. 119 unter der Bezeichnung Procto-
phyllodes securiclatus aufführt. Wenn auch die Beschreibung der Autoren
nicht annähernd ausreicht, um sich ein Bild des Tieres zu machen,
so geht doch aus der besonderen Form der Epimera II und des Epi-
gyniums schon mit Sicherheit hervor, daß es sich um keinen Procto-
phyllodes handelt, während die Größe, die Farbe, die Gestalt der
Blättehen beim Männchen und des Epigyniums beim Weibchen darauf
hindeuten, daß die Autoren die Art höchstwahrscheinlich richtig im
Genus Pterodectes untergebracht hatten.
Die Autoren fanden die Typenexemplare in Paris auf einem
Balg aus der Laglaizeschen Sammlung eines aus Neu-Guinea
stammenden Mellirhophates leucostephus A. B. Meyer.
26. Proctophyllodes reticulifer (Trouessart et Neumann 1888).
Aus nicht ersichtlichen Gründen führt Canestrini in der
7. Lieferung des „Tierreichs“, p. 119 die Art beim Genus Procto-
phyllodes auf, obwohl ıhm nichts weiter vorgelegen hat als die Ab-
bildungen Fig. 6 u. 7 auf Taf. 25 im ‚‚Bulletin Scientifique de la France
et de la Belgique‘, Jahrg. 1888, die sich auf ein Tier beziehen, das
die Autoren ebenda p. 371 Pterodectes reticulifer benennen. Eine
Beschreibung oder auch nur Diagnose geben die Autoren nicht. Sie
sagen lediglich, daß das Männchen unter Ausschluß der Blättchen
am Rumpfende eine Länge von 450 u habe, und daß sie die Art in nur
einem Einzelfalle auf Otocorys alpestris (L.) aus Kalifornien gefunden
hätten.
Schon das Fehlen eines der langen Endhaarpaare, die Form
der Blättchen am deutlich gespaltenen Rumpfende, die keine Fort-
setzung des Notogasters sind, sondern als bis zur Scheibenform ver-
breiterte Haare einem besonderen Sockel aufsitzen und unter diesen
Umständen auch des Geäders entbehren, der Verlauf der mit den
inneren Enden mit einander verbundenen Epimera III und IV und die
ungestielten Kopulationshaftnäpfe beim Männchen sowie das huf-
eisenförmig weit nach hinten gezogene und mit den Epimera IV in Ver-
b’ndung stehende Epigynium beim Weibchen beweist, daß die Art keines-
falls zum Genus Proctophyllodes gehört, sondern von den Autoren höchst-
wahrscheinlich ganz richtig beim Genus Pierodectes untergebracht ist.
Acarologische Beobachtungen. 63
- Der Vollständigkeit halber mag erwähnt sein, daß Banks in seinem
„Treatise onthe Acarina, or Mites“, erschienen 1904 in den ‚‚Proceedings
of the United States National Museum“, Bd. 28, p. 91, und in seinem
„Catalogue of the Acarina, or Mites, of the United States‘, erschienen
ebenda 1907, Bd. 32, p. 618 die Art als einzigen ihm bekannten nord-
amerikanischen ‚Proctophyllodes“ aufführt. Offenbar hat er weder
das Tier selbst noch dessen Abbildung der Autoren vor Augen gehabt.
27. Proctophyllodes eotyledon Trouessart 1899.
Trouessart sagt im „Bulletin de la Societe d’Etudes Scienti-
fique d’Angers“, Jahrg. 1898, p. 176 (p. 39 des Sonderdrucks), über
das allein bekannte Männchen:
„Rumpf in zwei sehr breite, scheibenförmige, fast kreisrunde
Blättchen endend, die seitlich über die Linie des Rumpfes hinaus-
ragen; die beiden Endhaarpaare sehr kurz und sehr fein. Penis schwert-
förmig, sehr weit vorn, unmittelbar hinter der Rumpffurche, angesetzt.
Die Kopulationshaftnäpfe von einem verkehrt herzförmigen Rahmen
umgeben. Die Epimera I vereinigen sich nur an ihrem Hinterende.
— Gesamtlänge, einschließlich der Blättchen, 350 u.“
Es ist bedauerlich, daß diese ziemlich klare Beschreibung nicht
durch eine Abbildung ergänzt ist. Unter der Rumpffurche versteht
der Autor offenbar die durch die Runzelung der weichen Haut auf der
Ventralseite angedeutete Grenze zwischen Pro- und Metasoma. Es
wäre gut gewesen, wenn er auch die Länge des Penis angegeben hätte.
Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß es sich um einen echten Procto-
phyllodes handelt, wie denn auch Canestrini die Art in der 7. Lieferung
des ‚‚Tierreichs‘, p. 118 als einen solchen aufführt, dessen Männchen
sich von denen aller anderen Arten durch ganz ungewöhnlich verbreiterte
Blättchen unterscheidet.
Das Typenexemplar stammt von Harporhynchus redivivus (Gamb.)
aus Brasilien.
28. Proetophyllodes attenuatus Trouessart 1899.
Trouessart beschreibt seinen Pr. attenuatus ım. „Bulletin de
la Soeiste d’Esudes Seientifiques d’Angers“, Jahrg. 1898, p. 176
(p. 39 des Sonderdrucks) folgendermaßen:
„Das Männchen wie bei Pr. glandarinus, jedoch die Blättchen
am Rumpfende mit einem zentralen Aderstrang, breit an der Basis,
an der Außenkante schmäler werdend, an der Innenkante konkav,
in eine stumpfe Spitze endend; außen neben jedem der Blättchen
trägt ein kleiner Endlappen ein langes und starkes Haar. Penis kurz
schwertförmig, die kurzgestielten Kopulationshaftnäpfe erreichend.
— Das Weibehen mit sehr kurzen Endlappen, die dem Rumpfende
‚breit angesetzt sind und einen schwertförmigen Ansatz tragen, welcher
nicht stärker als ein Haar ist; das Rumpfende vor den Endlappen
‚seitlich eingeschnürt, doch ohne Einbuchtung zwischen den beiden
5. Heft
64 Graf Hermann Vitzthum:
Endlappen. — Gesamtlänge: Männchen 350 u; Weibchen 400 u
(ohne die Anhänge).“
' Diese Beschreibung ist unzulänglich. Die des Weibchens is5 ohne
erläuternde Abbildung überhaupt unverständlich; eine solche fehlt
aber. Immerhin lassen die gebotenen Angaben erkennen, daß es schon
wegen der Gestalt der Blättchen des Männchens, die man sich wohl
als einigermaßen sichelförmig denken muß, und des ihm fehlenden
inneren, kürzeren der beiden langen Endhaarpaare und wegen der Ge-
stalt des Rumpfendes beim Weibchen, die weder mit dem Typus des
Pr. glandarınus noch des Pr. troncatus vereinbar ist, ausgeschlossen
ist, daß es sich hier um einen wirklichen Proctophyllodes handelt.
Wahrscheinlich sind die Blättehen des Männchens nicht als eine ge-
teilte Verlängerung des Notogasters, sondern als nach beiden Seiten
hin blattförmig verbreiterte Haare aufzufassen. Sicherlich würde eine
Nachprüfung der Typenexemplare noch andere wesentliche Merkmale
z. P. hinsichtlich der Epimera I, ergeben, die mit der Gattung Procto-
phyllodes nicht vereinbar sind.
Die Art stammt von @ymnostinops Montezumae (Less.) aus Mexiko.
— Canestrini führt sie in deı 7. Lieferung des ‚Tierreichs‘, p. 118 auf.
29. Proctophyllodes vegetans Trouessart 1899.
Ohne eine Abbildung beizufügen diagnostiziert Trouessart
den Pr. vegetans im ‚Bulletin des la Societe d’Etudes Scientifigues
d’Angers“, Jahrg. 1898, p. 199 (p. 62 des Sonderdrucks), in nur acht
Zeilen. Die Art wird nur hier erwähnt, und ihre Veröffentlichung er-
folgte um eine Kleinigkeit zu spät, als daß Canestrini sie in der
7. Lieferung des ‚‚Tierreichs‘‘ hätte mit aufführen können.
Trouessart behandelt nur das Männchen und bezeichnet dieses
als „ähnlich dem Pr. ampelidis wegen der Form des Genitalorgans
und des Rahmens, welcher dieses mit den Kopulationshaftnäpfen um-
schließt, wie auch wegen der Anordnung des Geäders der blattförmigen
Anhänge. Aber diese Blättchen :ind sehr breit, dreimal länger als breit,
halb so lang wie der Rumpf, und der Mittelstrang des Geäders ist stark
verbreitert. — Gesamtlänge 400 u ohne, 600 «u mit Blättehen.‘
Damit ist sehr wenig gesagt. Die Angabe über die Länge des
des Penis ist durchaus ungenügend. Die Gestalt der seitlichen
Chitinisationen der Genitalgegend ist sowieso bei allen Arten die gleiche,
abgesehen davon, daß vorn die brückenartige Verbindung der Seiten-
teile mitunter fehlt. Das Geäder der blattförmigen Anhänge zeigt
nirgends nennenswerte Unterschiede, soweit es sich um echte Procto-
phylloden handelt. Denn Pr. pennifer mit den Querrippen der Blättchen
die das Bild einer Feder bieten und Pr. reticulifer mit seinen ungeäderten
Blöttchen sind keine Proctophylloden. Blättchen, die dreimal länger
als breit sind, sind nicht ‚„‚sehr breit‘, sondern vielmehr ungewöhnlich
schmal. Daß bei stark entwickelten Blättchen der Mittelstrang des
Geäders breiter ist als bei schwach entwickelten Blättchen, ist selbst-
verständlich. Eine Angabe über die Skulptur der Rückenschilder fehlt,
Acarologische Beobachtungen. 65
So bleiben denn als wesentliche Angaben nur die offenbar abgerundeten
Zahlen der Längenmaße übrig.
Mit einer Rumpflänge von 400 u ist die Art sehr groß. Wenn
außerdem die Blättchen in der Länge rund 200 u messen, so geht
auch dies über das Maß des gewöhnlichen hinaus. Das Verhältnis
der Blättchenlänge zur Rumpflänge stellt sich hier auf 1:2, ist also
noch auffälliger als bei Pr. megaphyllus, und dieser Umstand wird
vielleicht ausreichen, die Art bei spätererGelegenheit wiederzuerkennen.
Trouessart fand sein Typenexemplar ‘auf dem aus China
stammenden Balg eines Gimpels, den er als Oarpodacus erythrinus
bezeichnet. Carpodacus erythrinus Kaup 1829 ıst aber nichts anderes
als der europäische Pinicola erythrinus (Pall.) 1770, nur daß es sich
in diesem Sonderfall vielleicht um die zentralasiatische Subspecies
Pinicola erythrinus roseatus Hodgs. handelt. Die Art könnte daher
möglicherweise nicht nur im östlichen Asien, sondern auch in Nord-
asien und Nordosteuropa, gelegentlich sogar im östlichen Deutschland
vorkommen.
30. Proctophyliodes detruncatus Oudemans 1905.
- Aus dem Holländischen übertragen und der hier gebrauchten
Ausdrucksweise angepaßt lautet OQudemans’ Diagnose von Pr. de-
truncatus in den ‚‚Entomologischen Berichte‘, Bd. 1, p. 225:
„Deutonympha, 320—360 u. Notocephale nagelförmig, ohne
„Grübchen‘, erreicht die Prosomahaare nicht. Diese stehen auf zwei
quergestellten kleinen dreieckigen Schildchen. Notogaster klein,
umgekehrt herzförmig, mit zwei wurstförmigen, distal abgerundeten,
einstülpbaren Kopulationsorganen. — 2 400 vu. Notocephale ohne
„Grübchen“. Notogaster mit geraden Seiten. Endlappen abgeschnürt,
schildbedeckt, sehr kurz und vierkantig. — & 320 u. Notocephale
ohne „Grübchen“. Blattförmige Rumpfanhänge klein, rund, teilweise
übereinanderliegend.‘
Prof. OQudemans hatte die Absicht, mir sein gesamtes von dieser
Art gesammeltes Material für meine vergleichenden Proctophyllodes-
Studien zur Verfügung zu stellen. Seine Sendung ist jedoch auf der
Post abhanden gekommen, sodaß sogar die Typenexemplare verloren
gegangen sind. Da die Art auf Corvus corone L. gefunden worden war,
habe ich mir die größte Mühe gegeben, sie dort wiederzufinden, jedoch
ohne Erfolg. Zur Festlegung deı Art ist man daher allein auf die nicht
veröffentlichten Oudemans’schen Handzeichnungen angewiesen.
Mas. — Die Oudemans’sche Längenmessung versteht sich ein-
schließlich der Blättehen. Die Gestalt ist gedrungener als bei Pr. glan-
darinus, aber schlanker als bei Pr. troncatus 4. Das Verhältnis der
Länge der Blättchen zur übrigen Länge stellt sich auf 1 :9,45. Das
Notogaster, nicht aber die lediglich fein gekörnelte Notocephale,
ist mit „Grübchen‘“ von ansehnlicher Größe auf der ganzen Fläche
übersät. Der Abstand zwischen Notocephale und Notogaster ist
etwas geringer als bei Pr. glandarinus 3., also gänzlich abweichend
von Pr. troncatus &
Archiv für Naturgeschichte
1922 A. 5. 5 5. Heft
66 Graf Hermann Vitzthum:
Die seitlichen Chitinisationen der Genitalgegend lassen in der
Oudemans’schen Zeichnung vorn die brückenartige Verbindung
vermissen. Das vordere der in diese Gegend gehörenden beiden
Borstenpaare erscheint also als auf weichhäutiger Fläche stehend.
Der Penis tritt an üblicher Stelle hervor. Er wendet sich sofort nach
rückwärts und seine Spitze liegt zwischen dem vorderen der erwähnten
beiden Borstenpaare.
Femina. — D'e Gestalt entspricht der des Männchens. Die Ab-
schnürung von Endlappen ist an gewohnter Stelle unverkennbar an-
gedeutet. Doch sind die Endlappen nur ungefähr halb so lang wie ein
jeder von ihnen breit, und außerdem sind sie hinten gerade abgestutzt.
Der bei normalen Arten sie trennende tiefe und mehr oder minder
breite Einschnitt besteht hier nur in einer seichten Einbuchtung.
An die Stelle der gewöhnlichen säbelförmigen Anhänge sind dieselben
beiden Paare langer Endhaare getreten, wie bei Pr. troncatus Q. Das
Borstenpaar, das in den Einschnitt zwischen den Endlappen gehört,
findet sich auch hier so ziemlich an entsprechender Stelle. Außerdem
steht eine kurze Borste vor dem äußeren, längeren Endhaarpaar.
Alle diese Haare und Borsten gehören der Bauchseite an. Infolge dieser
Ausstattung des Rumpfendes weicht der Gesamteindruck des Tieres
von dem der meisten anderen Proctophyllodes-Weibchen sehr stark ab.
Der Abstand zwischen Notocephale und Notogaster ist ebenso gering
wie beim Männchen. Auch hier ist das Notogaster, und wiederum nur
dieses, in ganzer Fläche von ziemlich großen „Grübchen‘ übersät. Der
Hinterrand des Notogasters stößt auf den Vorderrand der Schildbe-
deekung der Endlappen auf. Es fehlt der hier zu erwartende weich-
häutige Streifen. Die Stelle ist nur durch einen Strich angedeutet.
Das hierher gehörende Borstenpaar scheint auf dem Hinterende des
Notogasters zu stehen. Die ‚‚Grübchen“ scheinen sich itber das Noto-
gaster hinaus auch auf die Endlappen auszudehnen.
Das Verbreitungsgebiet der Art müßte Westdeutschland und die
Schweiz umfassen, sowie Südwesteuropa und Nordafrika. Durch
Unterarten von Corvus corone könnte es auch auf Ostsibirien und
Nordamerika ausgedehnt sein.
31. Proctophyllodes separatifolius Oudemans 1905.
ÖOudemans’ Diagnose von Pr. separatifolius in den ‚„Entomo-
logische Berichten“, Bd. 1, p. 225-226 lautet übersetzt und der hier
gebrauchten Ausdrucksweise angepaßt:
„Deutonympha 368 u. die größte Breite in der Mitse. Notocephale
nagelförmig, ohne ‚„Grübchen‘“, erreicht die Prosomahaare nicht.
Diese stehen auf zwei quergestellten kleinen dreieckigen Schildchen,
die in einander übergehen. Notogaster klein, umgekehrt herzförmig,
mit zwei wurstförmigen, distal zugespitzten Kopulationsorganen. —
2 432 u. Nur die hintere Hälfte des Notogasters mit einigen weit
auseinanderstehenden, ovalen „Grübchen“. Endlappen abgeschnürt,
schildbedeckt, sehr kurz, mit eingebuchtetem Hinterrand. Zwischen
Acarologische Beobachtungen, 67
Notogaster und Endlappen eine halbkreisförmige unbedeckte Stelle.
— & 280 u. Nur die hinteren drei Viertel des Notogasters mit
„Grübchen“. Die blattförmigen Rumpfanhänge klein, einander nicht
berührend.“
Auch von dem ebenfalls auf Corvus corone L. gesammelten Material
dieser Art gilt leider das, was bei Pr. detruncatus gesagt werden mußte:
auch hier sind sogar die Typenexemplare verloren gegangen, und da
es mir trotz größter Sorgfalt nicht gelang, die Art wiederaufzufinden,
ist man auch hier einzig und allein auf nicht veröffentlichte
Oudemans’sche Handzeichnungen angewiesen.
Mas. — Die Oudemans’sche Längenbemessung versteht sich aus-
schließlich der Blättchen. Aus einem Vermerk auf der Zeichnung
ist zu ersehen, daß auf diese eine Länge von weiteren 40 u entfällt.
Das Verhältnis der Länge der Blättchen zur übrigen Länge stellt
sich auf 1 : 7,88. Die Gestalt ist wie bei Pr. detruncatus $. Auch der
Zwischenraum zwischen Notocephale und Notogaster ist ebenso wie
dort, wenn nicht noch etwas geringer. Das Notogaster ist in seinem
vordersten Viertel glatt bezw. fein gekörnelt wie die Notocephale
und zeigt auf der übrigen Fläche verhältnismäßig sehr große, weit-
läufig angeordnete, ovale Grübchen. Die seitlichen Chitinisationen
der Genitalgegend sind in der OQudemansschen Zeichnung nicht berück-
sichtigt. Der Penis gleicht dem von Pr. detruncatus &, reicht aber fast
bis in die Mitte zwischen den beiden Borstenpaaren, die mit den seit-
lichen Chitinisationen des Genitalapparates in Zusammenhang zu
stehen pflegen.
Femina. — Die Gestalt gleicht der von Pr. detruncatus 9. Auch
hier sind die Endlappen ziemlich deutlich abgeschnürt. Sie sind nicht
ganz so kurz und nicht ganz so geradlinig abgestutzt, wie bei Pr. de-
truncatus, sondern hinten ein wenig eingebuchtet. Der Einschnitt
zwischen den Endlappen wird auch hier nur durch eine flache Ein-
buchtung angedeutet. Die Ausstattung des Rumpfendes mit langen
Endhaaren und Borsten ähnelt der von Pr. troncatus 2 und gleicht
der von Pr. detruncatus 2. Die Hinterkante des Notogasters stößt so
hart auf die Vorderkante der Schildbedeckung der Endlappen auf,
daß die Grenze zwischen beiden rechts und links nur durch einen
Strich markiert ist. Der beide Platten sonst trennende weichhäutige
Streifen fehlt auch hier, doch hat die Schildbedeckung der Endlappen
in der Mitte einen halbkreisförmigen Ausschnitt, der weichhäutig
zu sein scheint. Das in dieser Gegend zu suchende Borstenpaar steht
jedoch nicht auf diesem Ausschnitt, sondern auf der Hinterkante des
Notogasters. Die hintere Hälfte des Notogasters, nicht die Chitinisation
der Endlappen, zeigt in der Oudemans’schen Zeichnung 36 ovale
„Grübcehen“. Auf die Zahl kommt es natürlich nicht an, sie bietet
aber einen Anhaltspunkt für die augenfällige Größe und für die weit-
läufige Anordnung dieser ‚„Grübchen“.
Wegen des Vorkommens auf Corvus coroneLL. wird das Verbreitungs-
gebiet dieser Art vermutlich mit dem von Pr. detruncatus überein-
stimmen.
De 5 Heft
68 Graf Hermann Vitzthum:
32. Proctophyllodes scolopaeis Vitzthum 1921
ist synonym mit Pr. scolopacınus (0. L. Koch) 1842; vergl. oben.
33. Proctophyllodes musicus n. Sp.
Eine ausführliche Beschreibung in dem Umfange, wie die moderne
Acarologie neue Arten zu beschreiben pflegt, erübrigt sich, da eine
solche überwiegend eine Wiederholung dessen bringen würde, was bei
Pr. glandarinus gesagt ist. Es genügt zum Wiedererkennen der Art,
wenn die Unterschiede von der Typenart hervorgehoben und diese
Angaben durch genaue Abbildungen eıgänzt werden.
Mas. — Länge mit großer Regelmäßigkeit 294 u; nur vereinzelt
kommen kleinere Individuen bis herab zu 278 u Länge vor. Größte
Breite, die hier in der Gegend der Lateralhaare liegt, 158 u; bei
den wenigen kleineren Stücken bis herab zu 147 u. Länge der blatt-
förmigen Anhänge, an der Innenkante gemessen, 40 u. Das Ver-
hältnis der Länge dieser recht kleinen Blättchen zur übrigen Länge
stellt sich also auf 1 : 9,85. — Gestalt um so viel gedrungener als bei
Pr. glandarinus 5, daß man sie wohl als plump bezeichnen muß. —
Farbe, abgesehen von den weißlich farblosen weichhäutigen Teilen,
schwach ockerbräunlich getönt. In den Chitinisationen der Bauch-
seite ist die Färbung etwas kräftiger. Am stärksten ist sie in den
Kopulationshaftnäpfen ausgeprägt, was aber auch noch nicht viel
besagen will.
Die Schildbedeckung der Rückenseite (Fig. 51) gleicht der
Typenart, nur ist der Abstand zwischen Notocephale und N otogaster
geringer. Beide Schilder sind fein gekörnelt. Betrachtet man das
lebende oder unbenetzt auf der Konservierungsflüssigkeit schwimmende
Tier nicht genau von oben, sondern etwas schräg, so gewahrt man,
daß das Notogaster Unebenheiten in Gestalt eines erhaben aufliegenden,
weitmaschigen Netzwerks aufweist, zwischen dessen Maschen wirkliche
Grübchen in die Platte eingesenkt sind. Sobald jedoch das Tier in die
Konservierungsflüssigkeit eingetaucht oder in die Einbettungsmasse
eingeschlossen wird, wird diese Skulptur unsichtbar, und nur in be-
sonders günstigen Fällen werden die Grübchen auch weiterhin durch
weitläufig angeordnete helle Fleckchen angedeutet erhalten. Diese
optische Erscheinung ist nichts Ungewöhnliches. Man denke nur
daran, wie schwer es oft ist, über die Skulptur der Rückenbedeckung
bei manchen M acrocheles-, Dinychus- oder Tarsonemus-Arten sich klar
zu werden.
Auf der Bauchseite (Fig. 52 u. 53) nt alle Einzelheiten, der
plumpen Gestalt entsprechend, in die Breite gezogen und nach außen
gerückt. Man vergleiche z. B. den Verlauf der hinteren Teile der Epi-
mera ] hier und bei der Typenart. Die langen Endhaare sind ungefähr
viermal, die innersten Endhaare ungefähr dreimal so lang wie die kleinen
Blättehen. Die röhrenförmigen Kopulationshaftnäpfe sind stets un-..
. gefähr ebenso breit wie lang. Die seitlichen Chitinisationen der Genital-
Acarologische Beobachtungen, 69
gegend stehen vorn nicht mit einander in Verbindung. Infolgedessen
steht das vorderste Paar der vier mit den seitlichen Chitinisationen
der Genitalgegend in Zusammenhang stehenden Borsten auf weich-
häutiger Fläche. Das Hauptkennzeichen der Art ist der Penis, der
noch kleiner ist als bei Pr. stylifer. Er nimmt mit einer proximalen
keulenförmigen Verdickung seinen Ursprung an üblicher Stelle. Ganz
ähnlich wie bei der Typenart und wie bei Pr. ampelidis $, doch
ohne die bei letzterer Art sichtbare Gliederung zu zeigen, richtet er
Fig.51. Fig. 52.
Pr. musicus n. sp. Jg’: Eh Pr. musicus n. sp. g'-
sich zunächst nach vorn, aber für eine nur ungefähr doppelt so lange
Strecke, als seine proximale Verdickung beträgt, und biegt sich dann
zurück. Seine Spitze erreicht jedoch bei weitem nicht einmal das
vorderste der beiden mehrerwähnten Borstenpaare des Genital-
apparates. Er hat also ungefähr die Form eines Angelhakens. Er
wölbt sich über die Bauchfläche so weit hervor, daß im mikroskopischen
Präparat das Deckglas ihn fast stets unverkennbar zur Seite drückt.
In den Fällen, wo dies nicht geschieht, zeigt er in verkleinertem Maß-
stabe dieselbe Gestalt wie bei Pr. pinnatus oder Pr. picae &.
Femina. — Länge sehr konstant 494 u. Größte Breite, eben-
falls in der Gegend der Lateralhaare, 219 u. Länge der Rumpfanhänge
160 u. — Gestalt, der des Männchens entsprechend, plump. Der
Einschnitt zwischen den Endlappen ist zwar von normaler Tiefe,
aber sehr breit, besonders hinten. — Farbe wie beim Männchen, nur
kräftiger.
Die Rückenseite (Fig. 54 u. 55) gleicht hinsichtlich der Schild-
bedeckung der der Typenart. Doch ist der Abstand zwischen Noto-
5.Heft
70 Graf Hermann Vitzthum:
cephale und Notogaster geringer. Beide Schilder sind wie beim
Männchen gekörnelt. Das Notogaster zeigt dieselben Grübchen wie
beim Männchen, nur stärker ausgeprägt. Infolgedessen bleiben die
Grübchen im hinteren Teil des Notogasters meist auch in der Ein-
bettungsmasse andeutungsweise sichtbar. Das zweitvorderste Borsten-
Fig. 53.
Pr. musiens n. Sp. J.
|
v
Fig. 54.
Pr, musicus n. sp. 9.
paar auf dem Notogaster ist ungewöhnlich weit nach außen gerückt.
Der weichhäutige Streifen zwischen der Hinterkante des Notogasters
und der Chitinbedeckung der Endlappen ist weit nach hinten aus-
gebuchtet. Die Rumpfanhänge sind mächtig entwickelt, besonders
proximal. Sie sind im allgemeinen farblos. In ihrer proximalen Hälfte
sind sie aber auf der Innenseite kräftig braun gefärbt. Das ganze
Gebilde gewährt einen Anblick, als ob der ausgefärbte Teil die eigent-
lichen und alsdann sehr kurzen Anhänge darstellte, die durch einen
farblosen, messerschneidenförmigen Rand verbreitert und verlängert
Acarologische Beobachtungen. 71
wären. Die proximal stark verdickten langen Endhaare haben die-
selbe Länge wie die Anhänge, die kurzen Endhaare knapp ein Drittel
derselben. — Dies halte ich für die typische Form, weil sie in der
kraftvollen Entwicklung ihrer Einzelheiten der plumpen Gesamt-
gestalt des Tieres entspricht. Wohl ebenso häufig kommt aber auch
eine weniger kräftig entwickelte Form vor, bis herab zu der, die Fig. 56
darstellt. Das ganze Rumpfende ist dann schlanker gebaut, und ıins-
besondere sind die Anhänge weniger stark entwickelt. Sie sind
schlanker, besonders proximal, und kürzer. Die scharfe Trennung
zwischen dem ausgefärbten und nicht ausgefärbten Teil ist weniger augen-
Fig. 56.
Pr. musicus n. sp. 9.
Fig. 55.
Pr. musicus n. sp. 9.
fällıg ausgeprägt und fällt schließlich ganz weg, so daß die ganze
proximale Hälfte durchgefärbt erscheint. Gleichzeitig pflegen die
langen Endhaare etwas länger zu werden. Dadurch wird das hier
als typisch angesehene Längenverhältnis der Anhänge und End-
haare wesentlich verschoben und die Identifizierung der Art sehr
erheblich erschwert.
Auf der Bauchseite (Fig. 57) ist der Verlauf der Epimera I
der gleiche wie beim Männchen. Das aus Epimerit III und Epimeron IV
zusammengesetzte Gebilde ist so stark entwickelt, daß sich seine
Bestandteile ziemlich deutlich unterscheiden lassen. Die Spitzen beider
Leisten treffen zusammen, die Fläche zwischen ihnen ist aber, was
in Fig. 57 etwas übertrieben angedeutet ist, nahezu als eine Schild-
platte zu bezeichnen.
Das Tier ist ein günstiges Objekt für ein ziemlich bequemes Sthdium
der Unterseite der Mundgliedmaßen. Sie entsprechen genau der
Fig. 4.
d, Heft
|
DD
Graf Hermann Vitzthum:
Die Art wurde bisher nur von mir auf Turdus musicus L., Turdus
torquatus L. und Turdus pelarıs L. gefunden, sofern sie nicht identisch
sein sollte mit dem ‚‚Proctophyllodes spec.‘“, den Oudemans in der
„‚Lijdschrift voor Entomologie‘‘, Bd. 40, p. 255 als auf Turdus merula L.
gefunden verzeichnet. Als Verbreitungsgebiet dürfte demnach Nord-
und Mitteleuropa sowie Westasien in Frage kommen,
Fig. 58.
Pr. macedo n. sp. &.
Fir: 5%
Pr. musicus n. sp. ®.
34. Proctophyllodes macedo n. sp.
Die Rückenschilder sind in beiden Geschlechtern völlıg glatt,
ohne Grübchen. |
Mas. — Länge, in der hier üblichen Weise gemessen, 277—304 u.
Größte Breite 121—140 u. Länge der Blättehen am Rumpfende,
an der Innenkante gemessen, 25—32 u. Die Größenverhältnisse sind
also ziemlich variabel. Gestalt fast so schlank wie bei der Typenart.
Farbe in den stärker chitinisierten Teilen deutlich hell ockerbraun.
Fig. 58—-60 geben die Einzelheiten wieder. Sie zeigen insbesondere,
daß die in ihrer Länge etwas schwankenden, immer aber sehr kleinen
Acarologische Beobachtungen. %
SIE FRLI
IH
Be
‚Fig. 59, Fig. 60.
Pr. macedo n. sp. &. Pr. macedo n. sp. d.
Fig. 62.
; | | dr, macedo n. sp. 2.
Fig. 61.
Pr. macedo n. sp. 9
d. Heft
74 Graf Hermann Vitzthum:
Blättchen bald frei neben einander stehen, bald sich mit den Innen-
kanten leicht überschneiden. Das Hauptmerkmal der Art aber ist
der Penis. Von der Länge abgesehen, erinnert er in seinem Bau an
den von Pr. ampelidis oder Pr. musicus. Er wölbt sıch stark über die
Bauchfläche hervor und wird daher in der Regel im mikroskopischen
Präparat durch das Deckglas beiseite gedrückt, so daß er sich dann
darstellt, wie in Fig. 59 angegeben. In den wenigen Fällen, wo man
ihn rein ventral zu sehen bekommt (Fig. 60), hat er die Gestalt eines
Fig. 64.
Pr. passeris n. sp. &.
Fig. 63.
Pr. macedo n. sp. %.
spitzen und proximal nicht allzu sehr verdiekten Pfriems. Seine
Spitze erreicht knapp das vorderste der mit den seitlichenChitinisationen
der Genitalgegend in Zusammenhang stehenden Borstenpaare. Alle
Borsten in dieser Gegend der Bauchfläche sind etwas länger als sonst
im allgemeinen üblıch.
Femina. — Länge, in der bisherigen Weise gemessen, 420 —445 ur
Größte Breite 155—169 u. Länge der Rumpfanhänge, an der
Außenkante gemessen, 101—120 u. Gestalt plumper als bei dee
Typenart und plumper als das Männchen erwarten läßt. Farbh
in den stärker chitinisierten Teilen hell ockerbraun, nicht wesentlicu
kräftiger ausgefärbt als beim Männchen. | Bei
Acarologische Beobachtungen. 75
Die Endlappen (Fig. 61—63) sind seitlich stark chitinisiert und
erscheinen an diesen Stellen darum besonders dunkel. Auch die Rumpf-
anhänge sind in ihrer proximalen Hälfte teilweise durchgefärbt. Auch
das Paar der äußeren Endhaare erreicht dıe Länge der Rumpfanhänge
kaum und ist proximal auffällig stark verdickt.
Die Art wurde von mir am 25. Juni 1918 bei Uesküb ın Macedonien
auf Budytes melanocephalus (Licht.) gefunden, nicht auf anderen
Motacilliden, und ist daher vielleicht auf Südosteuropa beschränkt.
Die Tiere waren vergesellschaftet mit sehr großen Mengen von
Trouessartia appendiculata (Berlese).
vg
Fig. 65. Fig. 66.
Pr. passeris n. sp. ®. Pr. passeris n. sp. Q.-
35. Proctophyllodes passeris n. sp.
Mas. — Länge, gemessen von der Spitze der Palpi bis zum Hinter-
ende des Höckers, dem die längsten Endhaare aufsitzen. 290—304 u.
Größte Breite 160—163 u. Länge der blattförmigen Anhänge am
Rumpfende, am Innenrande gemessen, 68 u. Doch kommen ver-
einzelt auch kleinere Individuen bis herab zu 277 u Länge und 135 u
Breite vor, bei denen dann die Länge der Blättchen bis herab auf
47 u verkürzt ist. Gestalt etwas plumper als bei der Typenart.
Farbe: schwach ockerbräunlich getönt.
Die Schildbedeckung der Rückenseite ist durchaus glatt. —
Die Bauchseite zeigt in ihrem hinteren Teil (Fig. 64) die Haupt-
merkmale der Art: die Kopulationshaftröhren sind ziemlich schlank.
— Der Penis ist proximal sehr dick und reicht mit seiner Spitze
in Form eines Gladiatorenschwertes bis zwischen das vo:derste Paar
der mit den seitlichen Chitinisationen der Genitalgegend in Zusammen-
hang stehenden Borsten. Diese sind verhältnismäßig lang.
5. Heft
76 Graf Hermann Vitzthum:
Femina. — Länge, gemessen von der Spitze der Palpi bis zum
Hinterende der Endlappen, 290—304 u. Größte Breite 160—163 u
Länge der stets farblosen Rumpfanhänge bei normaler Entwicklung
sehr konstant 68 u. Doch kommen auch schwächlichere Individuen
vor, die an Länge bis herab zu 277 und an Breite bis herab zu 135 g7
messen. Bei solchen messen die Rumpfanhänge bis herab zu 47 u in
der Länge im Normalfall, sind aber oft ungleichmäßig entwickelt und
‚ können stark verkürzt sein. — Gestalt etwas plumper als bei der
Typenart. — Farbe: schwach ockerbräunlich getönt, eine Kleinig-
keit kräftiger ausgefärbt als beim Männchen.
Die Schildbedeckung der Rückenseite ist durchaus glatt. Die
Endlappen sind durch einen breiten Zwischenraum getrennt (Fig.'65).
Die äußeren Endhaare sind ungefähr 2t/, mal so lang wie die schwäch-
lichen Rumpfanhänge, und diese selbst haben so ziemlich dieselbe
Länge wie die im Normalfall recht feinen inneren Endhaare. Der
Zwischenraum zwischen der Hinierkante des Notogasters und der
Vorderkante der Chitinbedeckung der Endlappen ist normal entwickelt.
Irgendwelche Besonderheiten zeigt das normal entwickelte Weibchen
nicht.
Der vierte, wenn nicht gar der dritte Teil aller Weibchen ist aber
nicht normal entwickelt. Diese Individuen sind nicht etwa schwäch-
licher wie andere, sie entbehren aber der Rumpfanhänge an den End-
lappen (Fig. 66). Dafür ist das innere Endhaarpaar etwas verlängert
und proximal erheblich verstärkt. Diese Eigentümlichkeit gibt mir
Veranlassung, die se Form mit den, wie man fast sagen könnte, zweierlei
Weibchen als eine besondere und ‚gute‘ Art aufzufassen. Träte bei
ihr nicht regelmäßig dieses Weibehen ohne Rumpfanhänge auf, würde
ich sie als eine ‚Rasse‘ von Pr. picae erachten.
Ich fand die Art häufig auf Passer domesticus (L.). Eine nur ganz
geringfügig unterschiedene Form wurde auf Zanius minor Gm. an-
getroffen; doch kommt bei dieser das Kuna entwickelte Weibchen
nicht vor.
Robin sagt im „Journal de a et de la physiologie“,
Jahrg. 1877, p. 637 u. 638, cr habe Pr. profusus auf Passer domestieus
(L.) und Passer montanus (L.) mit Pr. troncatus vergesellschaftet
beobachtet. Ich habe niemals zwei verschiedene Proctophyllodes-
Arten auf einem Vogel gemischt angetroffen. Sollte Robin etwa das
hier beschriebene unnormale Weibchen mit dem von Pr. troncatus
verwechselt haben? Einem flüchtigen a il könnte ein solches
Versehen wohl unterlaufen.
36. Proctophyllodes aquatieus n. Sp.
In beiden Geschlechtern ist das Notogaster uneben infolge zahl-
reicher, tief eingesenkter Grübchen, die erst nach der Vorderkante
hin flacher und unsichtbarer werden. J a, in manchen Fällen will es
scheinen, als seien solche Grübchen auch im hinteren Teil der Noto-
cephale vorhanden. Kir
Acarologische Becbachtungen. 7
Mas. (Fig. 67—69). — Länge, gemessen von der Spitze der
Palpi bis zum Hinterende der Höcker, denen die längsten Endhaare
eingepflanzt sind, 298—312 u. Größte Breite bei allen gemessenen
Individuen 148 u. Länge der Blättehen am Rumpfende, an der Innen-
kante gemessen, gleichmäßig 5] u... — Gestalt plump. — Farbe
hell ockerbraun, abgesehen von den weißlichen farblosen weichhäutigen
Teilen.
Die Blättchen sind besonders in der Breite ungewöhnlich gut ent-
wickelt. Diese beträgt bei allen gemessenen Stücken 45 u. Haupt-
merkmal der Aıt ist der Penis. Er ist auffallend schlank, proximal nur
sehr wenig verdickt, und reicht genau bis zwischen das vordere der
beiden mit den seitlichen Chitinisationen der ae in Zu-
sammenhang stehenden Borstenpaare.
5x
N
\
OD
ATTEeR-
Bet
Fig. 67. Fig. 68.
Pr. aquaticus n. sp. d. "2 07nPr. aquaticus n. sp. d.
Femina (Fig. 70—72). — Länge, gemessen von der Spitze
der Palpı bis zum Hinterende der Endlappen, 447—470 u. Größte
Breite 185—195 a. Länge der Rumpfanhänge 98—110 u. —
Gestalt plump. — Farbe in den stärker chitinisierten Teilen aus-
gesprochen ockerbraun; die Rumpfanhänge, die überhaupt einen
schwächlichen Eindruck machen, farblos.
5. Heft
78 Graf Hermann Vitzthum!
Der Abstand zwischen der Hinterkante des Notogasters und der
Vorderkante der Chitinbedeckung der Endlappen ist breit. Die End-
lappen sind gedrungen gebaut und durch einen weiten Zwischenraum
getrennt. Die proximal recht kräftig verdiekten längsten Endhaare
sind doppelt so lang wie die Rumpfanhänge.
Fig. 69.
Pr. aquaticus n. sp. d.
Fig. 70.
Pr. aquaticus n. sp. 9.
Die Art wurde nur einmal von mir gefunden, und zwar am 13. No-
vember 1917 am Buru Göll, einer durch ihren Vogel- und Fischreichtum
berühmten Lagune am Ägäischen Meer, auf Anas acuta L. Es ist dies
meines Wissens der einzige Fall, wo ein Proctophyllodes auf einem
Schwimmvogel angetroffen wurde. Gleichwohl möchte ich das Vor-
kommen nicht für ein nur zufälliges halten. Denn sonst würden wohl
vereinzelte Stücke zu finden gewesen sein, nicht aber ganze Kolonien
mit zahlreichen Individuen in allen Entwicklungsstadien.
Acarölogische Beobachtungen. 79
? 2.
Han,
FAIR
Br Sy
MeN
la
Fig. 71. DE | |
Pr. aqwıticus n. sp. Q. = | |
Fig. 72.
Pr. aquaticus n. sp. 9.
37. Proctophyllodes polyandrius n. sp.
In beiden Geschlechtern ist die hintere Hälfte des Notogasters
durch eingesenkte Grübchen uneben. Doch sind die Grübchen ın
der Einbettungsmasse des mikroskopischen Präparates nur noch
schattenhaft angedeutet sichtbar, besonders beim Männchen.
Mas. — Länge, in der hier üblichen Weise gemessen, 310 —314 u.
Größte Breite 145—150 u. Doch wurde auch ein Männchen von
329 u Länge und 160 u Breite beobachtet. Länge der Blättchen am
Rumpfende sehr konstant 79 ., doch wurden in einem Einzelfall nur
61 u gemessen. — Gestalt etwas plumper als bei der Typenart. —
Farbe schwach ockerbräunlich getönt.
Das Hauptkennzeichen der Aıt ist der Penis (Fig. 73). Dieser
ist proximal kräftig verdickt und erreicht das vorderste Paar der
mit den seitlichen Chitinisationen der Genitalgegend in Zusammen-
hang stehenden Borsten unverkennbar nicht. Er ist aber so weit vorn
angesetzt, daß seine Länge trotzdem hinter der bei ähnlichen Arten
5. Heft
Graf Hermann Vitzthum:
80
Fig. 74
Pr. polyandrius n. sp. Q.
d.
Fig. 73.
Pr. polyandrius n. sp.
Fig. 76.
- Pr. anthi n. sp. d.
Fig. 75.
Pr. anthi n. sp. &.
Acarologische Beobachtungen. 81
nicht zurücksteht. Die Borsten in dieser Gegend der Bauchfläche
sind ungewöhnlich lang. Alles übrige eıgibt sich aus der Abbildung.
Femina. — Im Gegensatz zu den Männchen, die in reichlicher
Zahl studiert werden konnten, wurde nur ein Weibchen gefunden.
Länge, in der hier üblichen Weise gemessen, 425 u. Größte Breite
173 u. Länge der schwächlichen und farblosen Rumpfanhänge
125 u.
feöiche Besonderheiten zeigt das Weibchen nicht. Die
Einzelheiten des Rumpfendes ergeben sich aus Fig. 74. Das einzige
vorliegende Weibchen ist insofern unnormal entwickelt, als dem
einen seiner Endlappen an der inneren Ecke terminal ein besonderes
Haar angesetzt ist, dessen Länge der der Rumpfanhänge gleichkommt.
Die Art wurde nur einmal von mir auf Lanius excubitor L. ge-
funden.
38. Proctophyllodes anthi n. sp.
Das Notogaster ist in beiden Geschlechtern mit nur schwach aus-
geprägten Grübchen versehen. Diese Grübchen sind, besonders
beim Männchen, meist sehr schwer erkennbar und werden in der
Einbettungsmasse des mikroskopischen Präparates sehr oft völlig
unsichtbar. Die Farbe ist in beiden Geschlechtern schwach ocker-
bräunlich getönt; das Männchen ist immer noch farbloser als das
Weibchen.
Mas. — Länge, gemessen von der Spitze der Palpi bis zum Hinter-
ende der Höcker, denen die längsten Endhaare aufsitzen, 280—315 u.
Größte Breite 133—151 u. Innerhalb des Vorkommens auf einem
Individuum von Wirtsvogel sind die Schwankungen der Größen-
verhältnisse jedoch sehr gering. Länge der blattähnlichen Anhänge
am Rumpfende ungefähr 60 u.
Das Hauptkennzeichen der Art ist der Penis. Dieser erreicht
mit seiner Spitze das vordere der beiden mit den seitlichen
Chitinisationen der Genitalgegend in Zusammenhang stehenden
Borstenpaare unverkennbar nicht (Fig. 75) und hat nicht die sonst
übliche pfriemförmige Gestalt. Vielmehr verlaufen, abgesehen von
einer proximalen Verdickung, seine Seitenkanten parallel. Die
Kopulationshaftröhren sind ziemlich schlank.
Femina. — Länge, gemessen von der Spitze der Palpi bis zum
Ansatz der schwertförmigen Rumpfanhänge, 432—490 u. Größte
Breite 141—170 u. Für diese Größenverhältnisse gilt dasselbe, was
beim Männchen gesagt ist. Länge der in der Regel kräftig entwickelten
Rumpfanhänge ungefähr 120 «. Nur gelegentlich kommen Kolonien
vor, in denen die Rumpfanhänge schwächlicher entwickelt sind.
Das Paar der längsten Endhaare (Fig. 76) ist nicht ganz doppelt
so lang wie die Rumpfanhänge und überragt diese dementsprechend.
Die Einbuchtung zwischen den Endlappen ist tief und verhältnismäßig
schmal, wodurch das Rumpfende ein schlankes Gepräge erhält. Sonstige
Bessnderlisiten von Erheblichkeit weist das Weibehen nicht auf.
Archiv für Naturgeschichte.
1922. A.5 6 5. Heft
82 Graf Hermann Vitzthum:
Sollte dies vielleicht die Form sein, die Berlese in den „Acari, Myrio-
poda et Scorpiones“, Heft 27, Nr.7, unter der Bezeichnung Pr. am-
pelidis auf Taf. 183 in Fig. 3 u. 4 abbildet? Daß Berlese die äußeren
Endhaare so ungewöhnlich kurz zeichnet, könnte seine Erklärung
darin finden, daß die distale Hälfte dieser Haare wegen ihrer Feinheit
oft nur sehr schwer zu erkennen und zu messen ist.
Nach meinen Erfahrungen kommt die Art regelmäßig auf Anthus
trivialis (L.) vor. Außerdem fand ich sie häufig auf Sylvia simplez
(Lath.), Emberiza hortulana L. und Iynz torquilla L.
Fig. 77. Fig. 78,
Pr. corvorum n. Sp. d. Pr. corvorum n. sp. dg\.
39. Proctophyllodes corvorum n. sp.
Die Art steht den OQudemans’schen Arten Pr. separatifolius und
Pr. detruncatus nahe.
Mas. — Länge 280—285 u. Größte Breite 108—112 u. Länge
der Blättehen 48—50 u. Das Verhältnis der Länge der Blättchen
zur übrigen Länge stellt sich demnach auf 1:5,70 bis 1 :5,83. —
Gestalt ähnlich schlank wie bei Pr. glandarinus. — Farbe weißlich
farblos, nur in den stärker chitinisierten Teilen sehr schwach ocker-
bräunlich getönt.
Auf der Rückenseite ist der Zwischenraum zwischen Notocephale
und Notogaster (Fig. 77) schmaler als bei Pr. glandarinus, aber breiter
als bei Pr. separatifolius und detruncatus. Während alle anderen
Schildflächen glatt sind, abgesehen von der feinen Körnelung, zeigen
die hinteren zwei Drittel des Notogasters Grübchen. Jedoch sind diese
wenig ausgeprägt und werden beim Einschluß in ein Einbettungs-
medium in der Regel unsichtbar. Das innerste Endhaarpaar überragt
Acarologische Beobachtungen. 83
meiner Ansicht nach die Blättchen nur wenig, und das längste End-
haarpaar scheint mir um ein Drittel länger als jenes. Indessen sind
diese Haare in ihrem distalen Teil so überaus fein, daß ihre Länge
nicht mit Sicherheit gemessen werden konnte.
Von den Einzelheiten der Bauchseite (Fig. 78u. 79) verdient
Erwähnung, daß die Epimera I in ihrer hinteren Hälfte einander
Fig. 79. 4
Pr. corvorum n. sp. d.
L DS
Fig. 80.
Pr. corvorum n. sp. 9.
parallel laufen. Doch tritt dies beim Männchen nicht so auffällig in
die Erscheinung wie beim Weibchen. — Der Penis ist von üblicher
Schwertform. Seine Spitze liegt zwischen den Öffnungen der
Kopulationshaftröhren. Er überragt also bei weitem die beiden mit,
den seitlichen Chitinisationen der Genitalgegend in Zusammenhang
stehenden Borstenpaare, erreicht das Rumpfende aber nicht. Darin
liegt ein wesentlicher Unterschied von Pr. detruncatus und separati-
folius, wo er nur wenig über das vordere dieser Borstenpaare hinaus-
ragt. Die seitlichen Chitinisationen der Genitalgegend stehen vorn
miteinander in Verbindung.
6* 5. Heft
84 Graf Hermann Vitzthum:
Femina. — Länge 408450 u. Größte Breite 136—146 u.
Gestalt ähnlich schlank wie bei Pr. glandarinus und sehr ähnlich
wie bei Pr. detrucantus, besonders darin, daß die Seitenkanten des Pro-
soma einander nahezu parallel laufen. Das Rumpfende erinnert eben-
falls an Pr. detruncatus und auch an Pr. separatifolius, allenfalls auch
an Pr. troncatus. Das hinterste Rumpfende ist wohl in üblicher Weise
seitlich abgeschnürt, ist aber nicht eigentlich in zwei Endlappen zer-
legt. Eine Zweiteilung wird nur durch einen mäßig tiefen Ausschnitt
am hintersten Rumpfende angedeutet. Schwertförmige Anhänge
fehlen. — Farbe weißlich farblos in den weichhäutigen, ockerbräun-
lich getönt in den stärker chitinisierten Teilen, im Notogaster sogar
verhältnismäßig kräftig, besonders hinten.
Auf der Rückenseite (Fig. 80 u.81) ist der Zwischenraum
zwischen Notocephale und Notogaster schmaler als bei Pr. glandarınus
und troncatus, aber breiter als bei Pr. separatifolius und detruncatus.
Alle Schildflächen sind, abgesehen von der feinen Körnelung, glatt,
nur das Notogaster ist durchweg mit deutlich sichtbaren Grübchen
ovaler Gestalt übersät. Der Chitinisierung des abgeschnürten Rumpf-
endes fehlen diese Grübchen. Die Hinterkante des Notogasters und die
Vorderkante der Chitinisationen des abgeschnürt Rumpfendes sind
so schwer zu erkennen, daß man wohl meinen könnte, diese Platten-
teile gingen ohne Grenze in einander über. Der den meisten Arten zu-
kommende weichhäutige Zwischenraum fehlt an dieser Stelle. Er ist
verschwunden bis auf einen medianen, nach vorn hin höchst undeutlich
abgegrenzten weichhäutigen Fleck, ganz wie bei Pr. separatifolius.
Das dem weichhäutigen Streifen sonst zukommende Borstenpaar
steh; infolgedessen auf der Hinterkante des Notogasters und ist übrigens
hier sehr kurz. Die Öldrüsen sind nur so schattenhaft angedeutet,
daß sie in der Abbildung nicht angegeben sind. Von den beiden langen
Endhaarpaaren, deren inneres eigentlich der Bauchseite angehört,
mißt das äußere etwas mehr, das innere ebensoviel wie die halbe Rumpf-
länge. Das innere Endhaarpaar ersetzt gewissermaßen die fehlenden
schwertförmigen Anhänge. Ein kleines Boıstenpaar steht an gewohnter
Stelle in der Einbuchtung am Rumpfende, ein ebensolches außen neben
dem äußeren Endhaarpaar. In der Anordnung dieser Haare und
Borsten gleicht die Art also Pr. detruncatus und separatifolius und
wahrscheinlich auch Pr. troncatus. |
Auf der Bauchseite (Fig. 82) fällt der genau parallele Verlauf
der hinteren Hälften der Epimera I auf.
Als besonderes Merkmal an den Beinen muß hervorgehoben
werden, daß das dorsale Haar auf Tibia IV nur halb so lang ist, wie
das auf Tibia III, während diese Haaare sonst ziemlich gleichlang zu
sein pflegen.
Während Pr. separatifolius und Pr. detruncatus sehr selten zu sein
scheinen, kommt Pr.corvorum fast regelmäßig auf Corvus corone
L. und Corvus frugilegus L. vor. Das Verbreitungsgebiet dürfte daher
umfassen: Nordafrika, ganz Europa mit Ausnahme der nördlichsten
Teile und die entsprechenden Breiten Asiens bis östlich von Buchara,
Acarologische Beobachtungen, 8.)
Fig. 81.
Pr. corvorum n. sp. 9. /
Fig. 82.
Pr, corvorum n. sp. 9.
‘40. Proctophyliodes Weigoldi n. sp.
Ein besonderes Kennzeichen der Art bei beiden Geschlechtern
ist die ungewöhnliche Stärke des accessorischen Lateralhaares.
Dieses hat kaum noch die sonst übliche dolchähnliche Gestalt, sondern
ist schon mehr ein plumper Zapfen, dessen Dicke proximal mehr als
‚ein Viertel, fast ein Drittel seiner Länge beträgt.
Mas. — Länge, in der hier üblichen Weise gemessen, 290 — 300 u.
‚Größte Breite 135 u. Länge der Blättchen sehr konstant 35 u.
Gestalt etwas plumper als bei der Typenart. Farbe sehr schwach
ockerbräunlich getönt. Rückenschilder glatt, ohne Grübchen.
Das Hauptmerkmal der Art ist der Penis. Dieser hat die Schwert-
form wie bei der T’ypenart, ist jedoch bedeutend kürzer. Immerhin
reicht er um eine Kleinigkeit rückwärts bis über das hintere der beiden
mit den seitlichen Chitinisationen der Genitalgegend in Zusammen-
hang stehenden Borstenpaare hinaus. Diese Chitinisationen selbst
5. Heft
86 Graf Hermann Vitzthum.
sind so schwach durchgefärbt, daß über sie keine Angaben gemacht
werden können. Alles übrige ergibt sich aus Fig. 83.
Femina. — Länge, in der hier üblichen Weise gemessen, 442 u.
Größte Breite 1684. Länge der Rumpfanhänge, an der
Außenkante gemessen, 122 u. Gestalt fast so schlank wie bei der
Typenart. Farbe etwas stärker ockerbräunlich getönt als beim
Männchen. Rückenschilder glatt, ohne Grübchen,
Fig. 83.
Fig. 84.
Pr, Weigoldi n. sp. d- Pr. Weigoldi n. sp. 9.
Der verhältnismäßig enge Zwischenraum zwischen den Endlappen
läßt diese schlank erscheinen (Fig. 84). Die farblosen Rumpfanhänge
machen trotz ıhrer Länge einen schwächlichen, fast schlappen Ein-
druck. Das äußere Endhaarpaar ist ungefähr ebenso lang wie die
Rumpfanhänge.
Die Art wurde nur auf Turdus merula L. gefunden. Sie sei nach
Dr. Weigold benannt, dem Leiter der Vogelwarte auf Helgoland,
dessen Entgegenkommen mir dankenswerterweise die acarologische
Untersuchung wohl aller auf und um Helgoland vorkommenden Vogel-
arten ermöglichte.
Hydrophiliden-Studien.
(Op. 10.)
Von
Alfred Knisch, Wien.
u
Hydraena.
Hydraena (s. str.) sieula Kiesw. (1849).
Aus der im Besitze der zoolog. Staatssammlung in München
befindlichen Cl. Müller-Sammlung liegt mir ein von Kiesenwetter
stammendes, mit ‚„Sieil. Kiesenwetter‘“ bezetteltes Exemplar der Hy-
draena sicula Kiesw. vor, welches wahrscheinlich die Type darstellt,
nachdem diese Art nur nach einem Einzelstück beschrieben wurde.
Das Exemplar ist nicht völlig ausgereift und unterscheidet sich nicht
im geringsten von jener Hydraena, welche wir bisher als subdeficiens
Rey zu bezeichnen gewohnt waren. Nachdem der Kiesenwetteısche
Name wesentlich älter ist, gebührt ihm die Priorität. Die Art ist
über das Mittelmeergebiet weit verbreitet und häufig. Nach J. Saınte
Claire-Deville (Rev. d’Ent. 1907, p. 190) ist Hydraena subsequens Rey
aus Corsica, Sardinien und Majorka nur eine (wahrscheinlich belang-
lose) Lokalform dieser Art.
Ochthebius.
Ochthebius (Asvobates) eremita Knisch nov. spec.
Gestreckt oval, mäßig flach gewölbt, dunkel metallisch braun
oder schwärzlich, die Extremitäten rötlichgelb.
Der Kopf mit großen, stark hervortretenden Augen, großen,
tiefen Stirn- und Scheitelgrübchen, innerhalb der Augen jederseits
mit deutlich hervortretender, stark glänzender Ocelle. Die erhabenen
Ssellen mikroskopisch fein und etwas weitläufig punktiert. — Der
Halsschild vorn etwa ein Fünftel breiter als lang, dessen Seiten bis
nahe zur Mitte fast parallelseitig oder bis über die Mitte gerundet,
dann stark ausgeschnitten. Der Vorderrand und der Ausschnitt mit
deutlicher Membran besetzt. Derselbe ist mit kräftiger Mittelrinne
versehen und jederseits derselben zeigt sich ein größeres vorderes
und ein sehr kleines rückwärtiges Diskalgrübchen zwischen welchen
beiden meist noch ein kräftiger Punkt gelegen ist; die Postokular-
5. Heft
88 ‚Alfred Knisch:
furchen breit und tief. Die Vorderecken etwas nach vorn gezogen
und in größerer Ausdehnung matt; der ganze Seitenrand bis zum Aus-
schnitt beborstet. Die Erhabenheiten des Halsschildes stark glänzend,
mäßig dicht aber kräftig punktiert.
Die Flügeldecken gestreckt oval, mäßig flach gewölbt, hinter
der Mitte am breitesten, an der Spitze einzeln ziemlich breit gerundet,
mäßig tief, aber ziemlich kräftig punktiert gestreift, oie zehn Punkt-
streifen mit gedrängt angeordneten, kräftigen, rundlichen Punkten,
welchen je ein sehr subtiles Härchen entspringt. Die Intervalle etwas
schmäler als die Punktstreifen und kaum gekielt, glänzend glatt.
Das Kinn, die Medianpartie des Metasternvums und das Abdomen
stark glänzend, nur sehr weitläufig mit feinen, härchentragenden
Punkten besät. Die Vorder- und Mittelhüften mit längerer und etwas
dichterer Pubescenz; im übrigen ist die Brust matt. Die Kiefertaster
kräftig, ıhr vorletztes Glied keulenförmig verdickt, das Endglied
klein und zugespitzt. Die Beine mäßig lang und ziemlich kräftig.
Die Mittel- und Hinterschenkel mit setigeren Punkten sehr weitläufig
bestreut, die Schienen dicht und mäßig fein bedornt, die Tarsen mäßig
schlank mit zarten Klauen. — Long. 1,3—1 ‚“ mm. — Patria: Viti-
Inseln. Mus. Godeffroy No. 4453 u. 4457, je ein Exemplar aus der
Hamburger zoolog. Staatssammlung.
In der Färbung und in der Foım des Halsschildes scheint die
Art einer gewissen Variabilität zu unterliegen. Sie ist mit Ochth. (Asio-
bates) australis Blackb. zunächst verwandt, unterscheidet sich aber
von diesem sofort durch gestrecktere Köıperform, mehr metallische
Färbung, kräftig skulptierten Halsschild usw. |
Limnebius.
Limnebius (s. str.) asperatus Knisch von. spec.
Klein, flach, an der Oberseite mit kräftiger Skulptur; schwarz
oder schwarzbraun, die Ränder des Halsschildes .zum Teil, und die
Spitzen der Flügeldecken rotbraun durchscheinend. Sämtliche
Extremitäten rötlichgelb. . Die ganze Oberseite matt glänzend, rauh.
Der Kopf jederseits vor und innerhalb der Augen auf mikro-
skopisch genetztem Grunde ziemlich fein und nicht sehr dicht, in der
Mitte nur äußerst subtil und spärlich punktieıt, die Punkte mit weiß-
lichen Härchen besetzt. Die ÖOberlippe am Vorderrande deutlich
ausgeschnitten, rauh skulptiert und spärlich ana Die zwei
letzten Glieder der Kiefertaster ziemlich kräftig.
Der Halsschild vor der Basis am breitesten Pe daselbst ein
wenig breiter als die Flügeldecken; an den Seiten (von oben gesehen)
in der Basalhälfte gerundet, vor der Mitte ziemlich geradlinig, stark
verengt; von der Seite betrachtet sind die Seiten wesentlich länger
als die gedachte Mittellinie, ziemlich stark und regelmäßig gebogen
und sehr subtil gerandet. Die Ecken des Halsschildes sind demnach
stumpfwinklig angelegt; der Hinterrand schwach, der Vorderrand
stark konkav, Die Skulptur desselben ist eine schon bei starker Lupen-
Hydrophiliden-Studien, 89
vergrößerung kräftig erscheinende, auf der Mitte mäßig dichte
Punktierung, welche an den Seiten weniger deutlich hervortritt.
Die Schagrinierung des Grundes ist auf der Mitte fein, netzartig und
etwas verschwommen, an den Seiten hingegen viel dichter und mehr
oder weniger zellförmig, wodurch die Punktierung daselbst undeut-
licher wird. Die meisten der Punkte tragen feine, weißliche, nieder-
liegende Härchen. Das Schildchen kurz und breit dreieckig, an der
Spitze flach gerundet, im Grunde dicht genetzt, nicht punktieıt.
Die Flügeldecken nach rückwärts bis zu drei Viertel beim & ziem-
lich geradseitig konvergierend, beim 2 kürzer, breiter und seitlich
flach gebogen, an der Spitze bei beiden Geschlechtern breit abgestutzt
und einzeln flach gerundet, an der Naht ziemlich stark eingezogen,
. das Abdomen nicht völlig überdeckend. Dieselben sind im Grunde
durchaus, auch auf der Scheibe dicht und deutlich genetzt, ebenso
stark, aber anscheinend etwas dichter als der Halsschild punktiert,
die Punkte hätchentragend. |
Kinn und Submentum im Grunde querrunzelig, glänzend, ersteres
mit einer Anzahl mikroskopischer Punkte. Das Prosternum in der
Mitte äußerst fein longitudinal gekielt, Mesosternum einfach, das
Metasternum dicht pubescent. Das Pygidium ohne auffällige Borsten-
büschel. Die Schenkel ziemlich gerade.
&: Long. 1,5 mm. Die Flügeldecken länger gestieckt. Das sechste
Abdominalsternit nicht wie das übrige Abdomen pubescent, sondern
glatt, stark glänzend, im Grunde äußerst subtil mikroskopisch ge-
runzelt. Der Hinterrand desselben mit einem kräftigen, nach rück-
wärts gerichteten, nicht ausgehöhlten Fortsatz.
2: Long. 1,3 mm. Die Oberseite anscheinend etwas glönzender,
die Flügeldecken kürzer und deren Seiten nach rückwärts weniger
geradlinig, mehr gerundet konvergierend. Das sechste Abdominal-
sternit kleiner, weniger glatt, spärlich mit setigeren Punkten besetzt.
Der Hinterrand desselben einfach. |
Patria: Italien. 2 Exemplare ($Q) ohne nähere Provenienz-
bezeichnung in der C]. Müllerschen Sammlung des Münchener zoolog.
Museums.
Die interessante Art steht wohl dem Limn. mucronatus Baudi
am nächsten, unterscheidet sich aber durch die bedeutendere Größe,
ıüickwärts bei beiden Geschlechtern abgestutzte Flügeldecken,
kräftigere Skulptur und deutlichere Schagrinierung der ganzen Ober-
seite, welche ihr ein rauhes, weniger glänzendes Aussehen verleiht.
Von dem allenfalls noch in Betracht zu ziebenden Limn. pilicauda
Guilleb. durch weniger gestreckte, breitere Körperform, kräftigere
Skulptur und deutlichere Behaarung der Oberseite, im männlichen
Geschlechte durch kräftigeren, mehr nach rückwärts gerichteten
und mehr geraden Fortsatz des sechsten Abdominalsternites, fehlende
Vertiefungen jederseits dieses Forsatzes und im weiblichen Geschlecht
insbesondere durch viel kürzere, breitere Flügeldecken verschieden.
5. Heft
90 Alfred Knisch:
Helophorus.
Helophorus (Megalelophorus) eostulifer Knisch nov. spec. (Reitt. i. 1.).
In Gestalt und Größe dem H. agquaticus L. sehr ähnlich, me'st
heller gefärbt, braun oder gelbbraun, die Oberlippe metallisch grün,
Kopf und Halsschild mit kupfrigem oder Purpurglanze, die Flügel-
decken braungelb, hinter der Mitte nahe der Naht mit oder ohne
einige kleine, schwärzliche Flecken. Die Intervalle derselben be-
sonders an der Ba ‘is stellenweise metallisch grün glänzend. Sömt-
liche Extremitäten rötlichgelb, nur die Spitzen der Kiefertaster und
der Klauenglieder meist in geringer Ausdehnung angedunkelt.
Kopf und Halsschild grob und ziemlich gleichmäßig, letzterer
etwas weniger dicht als der Kopf gekörnt. Die inneren Dorsalfurchen
des Halsschildes in der Mitte in mehr oder weniger weitem und regel-
mäßigem Bogen nach außen geleitet, nicht ehr tief und im Grunde
glatt, glänzend.
Die Flügeldecken hinter der Basis kaum breiter als der Halsschild
an seiner breitesten Stelle, knapp hinter der Mitte gerundet, bauchig
erweitert, gegen die Spitze schwach gerundet, verengt und an der
Spitze einzeln schmal abgerundet, mit bis weit gegen die Spitze ex-
planierten Seiten. Sämtliche Intervalle durchaus, rückwärts aber
etwas stärker gewölbt und daselbst schmäler. Die ungeraden Zwischen-
räume hinter der Basis stärker hervortretend als die geraden. Sämt-
liche Intervalle mit äußerst feinen setigeren Pünktchen.
Die Beine ziemlich lang und kräftig.
Long. 5—6,2mm. — Patria: Sibirien (Reitter-Leder), ohne
nähere Fundortsangabe. |
Die Art wurde von Edm. Reitter unter diesem Namen in wenigen
Stücken in den Handel gebracht, ist aber, soweit mir bekannt, nicht
beschrieben worden. Mir liegen zwei Exemplare aus der Cl. Müllerschen
Sammlung des Münchener zoolog. Museums vor.
Mit unserem H. aquaticus L. nahe verwandt, jedoch durch gleich-
mäßig, dicht und grob gekörnten Kopf, etwas weniger breiten, ziem-
lich dicht und regelmäßig gekörnten Halsschild und vollständig kon-
vexe Intervalle der Flügeldecken verschieden.
Hydrochous.
Hydrochous brevitarsis Knisch nov. spec.
Eine der kleinsten Arten. Sehr gedrungen und gewölbt. Ober-
seite einfarbig pechschwarz glänzend, nur die rippenförmig erhobenen
Stellen der Flügeldeckenintervalle stellenweise metallisch schimmernd.
Die Beine rötlichbraun, die Kiefertaster einfarbig gelbrot.
Der Kopf grob und dicht runzelig punktiert, zwischen den Augen
flach eingedrückt. — Der Halsschild etwa so breit als lang, hoch ge-
wölbt, vom Voıderrande oder vom ersten Viertel nach rückwärts
ziemlich stark und geradlinig verschmälert, sehr dicht und grob runzelig
punktiert, mit mäßig tiefen und daher nicht sehr auffälligen Dorsal-
eindrücken.
Hydrophiliden-Studien, 3
Die Flügeldecken kurz oval, hoch gewölbt, hinter der Mitte am
breitesten, dann gegen die Spitze stark und fast geradlinig verengt,
die Spitzen gemeinsam flach gerundet, sehr grob und sehr dicht punktiert
gestreift. Die Intervalle der Streifen sehr schmal. Die ungeraden
Zwischenräume stärker hervortretend und stellenweise gekielt. Inter-
vall 3 an der Basis, 5 an der Basis: und vor der Mitte, 7 an der Basis
und hinter der Mitte deutlich gekielt und daselbst meist metallisch
purpurglänzend. Auch der vierte Zwischenraum ist in oder hinter
der Mitte kielig erhoben. Im ersten Drittel der Decken macht sich
ein gegen die Schultern gerichteter Schrägeindruck bemerkbar.
Die Beine kurz und kräftig.
Long. 1,8—2mm. — Patria: Nordamerika, Michigan. Drei
Exemplare aus dem Münchener zoolog. Museum (Cl. Müller-Sammlung).
Die Art steht wohl dem mir de natura unbekannten H. vagus
Le Conte am nächsten; die Form ist aber nicht ‚‚elongatus‘‘, die Ober-
seite ist fast einfarbig pechschwarz, der Halsschild ist nicht ‚vage
grosse punctato“; die Intervalle der Flügeldecken nicht ‚‚striis aequa-
bus“. Durch die oben geschilderte Skulptur der Flügeldecken ist
die Art sicher von vagus Le Conte (bei welchem nur ‚‚the fifth interstice
is slightly elevated behind the middle‘) zu unterscheiden.
Coelostoma.
Coelostoma afflata Knisch nov. spec.
Oblong oval, hochgewölbt, schwarz, die Oberseite, besonders die
Flügeldecken glänzend, die Fühler rötlichgelb, deren Keule etwas
dunkler, die Taster rötlichgelb oder bräunlich, ihr Endglied bei vor-
Jiegenden Stücken nicht geschwärzt. Die Beine gänzlich dunkel braun-
rot mit etwas helleren Tarsen.
Der Kopf mit deutlicher antenno-frontaler, und am Scheitel
erloschener longitudinaler Naht, sehr fein, mäßig tief und ziemlich
weitläufig punktiert, im Grunde ‘äußerst dicht schagriniert, ohne
jedoch seinen Glanz völlig einzubüßen.
Der Halsschild verhältnismäßig sehr groß, am Vorderrande
doppelt und genügend tief ausgebuchtet, der Hinterrand von oben
gesehen geradlinig. Die Seiten nach vorne stark flachbogig verengt.
Die Hinterecken in der Anlage fast rechtwinklig, stark gerundet,
die Vorderecken „ehr stark abgerundet. Die Punktierung des Hals-
sch‘ldes etwas deutlicher als jene des Kopfes, die Schagrinierung
jedoch nur mit starker Lupenvergrößerung kenntlich. Das Schildchen
fast gleichseitig dreieckig, fein und weitläufig punktieri, im Grunde
schagriniert. | |
Die Flügeldecken kurz, hochgewölbt, mit einem im basalen Drittel
erloschenen Nahtstreifen, fast ebenso grob als bei CO. „rbiculare F..
aber seichter und ebenso mäßig dicht 'punktiert. In Schildchen-
gegend sind die Punkte etwas feiner und tiefer als gegen die Spitze
und Seiten. Die Schagrinierung des Grundes derselben ist noch feiner
als auf dem Kopfe und Halsschilde und nur mikroskopisch erkennbar
und beläßt den Flügeldecken einen genügend starken Fettglanz.
5. Heft
92 Alfred Knisch:
Das Kinn pentagonal, am Vorderrande und um die Vorderecken
durch eine scharfe Randleiste gekennzeichnet und dahinter bis zur
Mitte flach muldenförmig ausgehöhlt, im Grunde mikroskopisch fein
querrunzelig, im oberen Basalteıl feın und weitläufig punktiert. Die
Fühler lang, deren lose aneinandergereihte Keulenglieder gerundet
und etwas flachgedrückt. Das Prosternum ohne scharfen Mittelkiel.
Der Mesosternalfortsatz von unten gesehen pfeilspitzförmig, im Niveau
der Mittelhüften lang und spärlich pubescent. Metasternum vor den
Hinterhüften unscharf begrenzt erhaben und daselbst etwas glänzend.
Das Abdomen lederartig gerunzelt und mäßig dicht, nur mikroskopisch
erkennbar punktiert. Der erste Ventralbogen ungekielt. Die Mittel-
schenkel mäßig fein und mäßig dicht, die Hinterschenkel weitläufiger
punktiert und im Grunde fein querrunzelig skulptieıt. Die Vorder-
schenkel sehr dicht, die Mittelschenkel etwas spärlicher, die Hinter-
schenkel nur am Hinterrande pubescent. Die Schienen genügend
kräftig, aber nicht sehr dicht bedornt. Das erste Glied der Hinter-
tarsen ander Unterseitesolangals Glied 2,3 und 4 zusammengenommen,
das Endglied so lang als Glied 3 und 4 vereinigt. Sämtliche Klauen
an der Basis mit je zwei dornförmigen Zähnchen.
Long. 4,2—4,4mm. — Patria: Neu-Guinea: Kais. Augustafluß,
IV. Während der Hamburger Südsee-Expedition von Dr. G. Duncker
in zwei Exemplaren erbeutet. Hamburger wiss. St’ftung dem Hamb.
zoolog. Museum ded. 1. XI. 1909.
Durch ihre kurze Gestalt, durch den großen Halsschild und die
Grundschagrinierung der Oberseite mit der mir vorliegenden (©. Sal-
vazai Orchym. aus Cambodja-Annam zunächst verwandt, von dieser
Art aber durch geringere Größe, besonders auf den Flügeldecken
viel feiner schagrinterte und daher etwas glänzende Oberseite, deut-
lich punktierten Kopf und Halsschild und kräftig punktierte Flügel-
decken wesentlich verschieden.
Cereyon.
Cercyon (s. str.) puellaris Knisch nov. spec.
Regelmäßig gerundet oval, ziemlich stark gewölbt, pechschwarz,
Kopf und Halsschild teilweise rötlich durchscheinend oder ganz rostrot.
Die Flügeldecken mit ausgedehnter, fast die ganze rückwärtige Hälfte
einnehmender, nicht scharf begrenzter, sondern verschwommen röt-
licher, an der Spitze rötlichgelber Apiealfärbung, welche in der Mitte
durch die dunkler braunrote oder schwärzliche Naht unterbrochen ist.
Die Unterseite ıötlichbraun oder schwärzlich. Die Fühler mit Aus-
nahme der dunklen Keule und die Kiefertaster gelbrot, die Beine braun-
rot mit etwas helleren Tarsen. Die Oberseite bei wohl gereinigten
Stücken stark glänzend. _ |
Der Kopf fein und etwas weitläufig aber genügend deutlich punk-
tiert, im Grunde nicht schagriniert.
Der Halsschild an der Basis wenigstens doppelt so breit als in der
. Mitte lang, nach vorne stark flachbogig verengt, mit kräftig gerandeten
Hydrophiliden-Studien, 93
Seiten und fein gerandeten Voraerecken, der Basalrand ohne Rand-
linie. Die Ecken desselben in der Anlage stumpfwinklig. Die Punk-
tierung desselben ist kaum kräftiger als jene des Kopfes und etwas
weitläufig, nicht sehr tief eingestochen. Die Zwischenröume der Punkte
im Grunde glänzend glatt, schagrinlos.
Die Flügeldecken seitlich regelmäßig gerundet, rückwärts ge-
meinsam abgerundet, nur sehr wenig zugespitzt, genügend hoch und
gleichmäßig gewölbt. Dieselben tragen zehn gleichmäßige, an den
Seiten nicht kräftigere, rückwärts kaum oder nur wenig stärker ver-
tiefte Punktstreifen, von welchen die inneren an der Basis ganz wenig,
die äußeren an der Schulterbeule eswas mehr verkürzt sind. Der
zehnte Streifen ist nur ın der Basalhälfte ausgebildet, und hinter der
Mitte durch den daselbst eingezogenen Seiten’and der Decken vei-
drängt. Die Punkte der äußeren Streifen sind etwas kräftiger als jene
der inneren. Die Zwischenräume sind flach, nur der zweite ist gegen
die Spitze ein wenig konvex, auf der Scheibe sind sie seicht aber doch
genügend deutlich, nicht sehr dicht gedrängt, ein wenig gröber als
der Halsschild punktiert. Gegen die Spitze sämtliche Intervalle,
der achte und zehnte Zwischenraum sind in ihrer ganzen Länge mehr
oder wenige; regelmäßig einreihig und sehr fein punktiert. Eine
Schagıinierung derselben besteht nicht.
Das Kinn ist deutlich und ziemlich dicht punktiert, stark glänzend.
Prosternum einfach dachförmig gekielt. Die Fläche der Mesosternal-
lamelle etwa vier- bis viereinhalbmal so lang als breit, nach rück-
wärts länger als nach vorn zugespitzt, deutlich und ziemlich dicht
punktiert, stark glänzend. Die Medianpartie des Metasternums deut-
lich und etwas weitläufig punktiert, ebenfalls stark glänzend, rück-
wärts scharf begrenzt, Schenkellinien nicht nach vorn verlängert.
Die Mittelschenkel deutlich und nicht sehr dicht, Hinterschenkel
sehr fein und spärlich punktiert.
Long. 1,9—2,3 mm. — Patria: Senegalgebiet. Zwei Exemplare
ohne nähere Provenienzangabe in der Cl. Müllerschen Sammlung
des Münchener zoolog. Museum«.
Die Art steht unserem (. lateralis Marsh. einigermaßen nahe,
unterscheidet sich aber sofort durch geringere Größe, etwas kürzere
Körperform, wesentlich weniger dichte Punktierung von Kopf und
Halsschild, und viel weniger dichte, rückwärts und seitlich einfachere
Punktierung der Intervalle der Flügeldecken.
Cercyon (s. str.) aethiops Knisch nov. spec.
Mäßig gestreckt oval, seitlich regelmäßig gerundet, mäßig hoch
gewölbt, schwarz, die Spitzen der Flügeldecken, deren Seitenrand
meist bis zur Basis sowie ein Lateralstreifen auf dem Halsschilde ver-
schwommen rostrot. Die Unterseite schwarz, nur die Seiten der Vorder-
brust sowie die Epipleuren der Flügeldecken rötlich. Die Schenkel
pechschwarz oder zum Teil rötlich, die Schienen rot, die Fühler mit
Ausnahme der etwas dunkleren Keule, die Kiefertaster und die Tarsen
gelb. Die ganze Oberseite sehr stark glänzend.
5. Heft
94 Alfred Knisch:
Der Kopf deutlich, ziemlich kräftig und nicht sehr dicht punktiert,
schagrinlos. — Der Halsschild quer, etwa zweieinhalbmal so breit
als lang, mit stumpfen, leicht gerundeten Hinter- und nur wenig stärker
abgerundeten Vorderecken, deren Seiten nach von gerundet verengt
und bis um die Vorderecken mit einer Randlinie versehen. Die
Punktierung desselben ist merklich feiner als auf dem Kopfe, deutlich
und nicht sehr dicht.
Die Flüugeldecken rückwärts gemeinsam und ziemlich stark ge-
rundet, ihr Seitenrand hinter der Mitte eingezogen, mit zehn furchen-
förmigen Streifen ausgestattet. Die inneren dieser Streifen sind an
der Basis nur sehr wenig, 6, 8 und 9 hingegen an der Schulteıbeule
etwas mehr verkürzt; der zehnte Streifen ist nur in der Basalhälfte
ausgebildet und hinter der Mitte durch den eingezogenen Seitenrand
der Decken verdrängt. Dieser trägt eine Reihe von Kerbpunkten.
Die Punkte der Streifen sind etwas eingekerbt und in den inneren
Stıeifen weniger deutlich und weniger kräftig als an den Seiten. Die
Intervalle sind vorn mäßig, rückwärts und seitlich aber stärker konvex,
auf der Scheibe ziemlich fein und nicht sehr dicht, auf den Seiten-
intervallen äußerst subtil und in einfacher Reihe punktiert. Eine
Schagrinierung des Grundes besteht nicht.
Das Kinn am Vorderrande tief ausgeschnitten und daselbst
tief ausgehöhlt, im Grunde deutlich querrunzelig. Die Fläche der
Mesosternallamelle oval, kaum doppelt so lang als breit, nach vorn
ziemlich stark zugespitzt, sehr kräftig punktiert, stark glänzend.
Die Medianpartie des Metasternums fast ebenso grob wie diese und
etwas weitläufig punktiert, stark glänzend, seitlich scharf begrenzt,
ohne nach vorne verlängerte Schenkellinien. Die Vorderschenkel
glatt, die Mittel- und Hinterschenkel deutlich und etwas weitläufig
punktiert, stark glänzend.
Long. 2,1lmm. — Patria: Nigeria, Lagos. Drei Exemplare aus
der Cl. Müllerschen Sammlung des Münchner Museums.
Dem madagassisch-zentralafrikanischen Ü. dieganus Reg. zu-
nächststehend, jedoch durch wesentlich geringere Größe, weniger
scharf begrenzte und mehr rötliche Apicalfärbung der Flügeldecken,
weniger kräftige Punktierung des Halsschildes, weniger stark ge-
rundete Vorderecken des letzte:en, wesentlich stä. ker vertiefte Punkt-
streifen der Flügeldecken; konvexere Intervalle und feinere Skulptur
derselben verschieden.
Cereyon (s. str.) amaniensis Knisch nov. spec.
Regelmäßig oval, nach vorn und rückwärts nur wenig zugespitzt,
ziemlich stark gewölbt, schwarz, die Seiten des Halsschildes schmal
rötlich durchscheinend. Die Unterseite, die Schenkel und Schienen
pechschwarz oder rötlichbraun, die Fühler, Kiefertaster und die Tarsen
rötlichgelb, erstere mit angedunkelter Keule. Die ganze Oberseite
glänzend.
Der Kopf mäßig fein und wenig dicht punktiert, im Grunde nicht
schagriniert. — Der Halsschild etwa zweieinhalbmal so breit als in
TEE EEE
Hydrophlliden-Studien. 95
der Mitte lang, nach vorn gerundet verschmälert, nur an den Seiten
gerandet, mäßig feın und anscheinend ein wenig dichter als der Kopf
punktiert, im Grunde glatt.
Die Flügeldecken regelmäßig oval, ziemlich stark gewölbt, vor
der Mitte am breitesten, nach rückwärts regelmäßig gerundet ver-
engt, mit zehn ziemlich feinen und genügend tiefen Punktstreifen,
von welchen 6, 8 und 9 an der Basıs etwas verkürzt oder nur als Punkt-
reihen gegen die Schulterbeule fortgesetzt sind. Die Punkte der Streifen
ziemlich fein, dicht gedrängt und ziemlich deutlich. Die Intervalle
durchaus ziemlich flach und breit, ebenso stark oder etwas schwächer
als der Halsschild und wenig dicht. punktierö, im Grunde auf der
Scheibe glänzend glatt, gegen die Spitze zu sehr fein und dicht
schagriniert.
Das Kinn an der Basis fein, deutlich und ziemlich dicht punktiert.
Das. Prosternum scharf dachförmig gekielt. Die Mesostitalplatte
etwas mehr wie zweimal so lang als breit, vorn schmal gerundet, rück-
wärts scharf zugespitzt, grob, etwas runzelig punktiert. Die Median-
partie des Metasternums deutlich und wenig dicht punktiert, ohne
nach vorn verlängerte Schenkellinien.
Long. 1,8—2,5 mm. — Patria: Deutsch-Ostafrika, Amanı, VIII
bis XII, 1903. (Coll. Eichelbaum 1911.) Vier Exemplare aus dem
Hamburger zoolog. Museum.
Die Art ist durch ihre einfarbig schwarze Oberseite, durch die
Schagıinierung der Flügeldeckenintervalle gegen die Spitze und
durch die ziemlich breite, kräftig skulptierte Mesosternalplatte recht
charakteristisch.
Cereyon (s. str.) subtilis Knisch nov. spec.
Klein, oval, mäßig stark gewölbt, schwarz, der Halsschild häufig
rötlichbraun gerandet oder gänzlich mehr oder weniger kastanien-
braun, die Flügeldecken an der Basis, an der Naht und häufig auch
am Seitenrande kastarien- oder rötlichbraun, deren Spitze konstant
in größere" Ausdehnung und in schräger Begrenzung schmutziggelb,
die Unterseite schwarz, die Extremitäten bräunlich- oder rötlichgelb.
Kopf und Halsschild fein und nicht sehr dicht punktiert, im
Grunde glatt, glänzend. Der Halsschild meist mit einer Anzahl am
Hinterrande eingekerbter Punkte.
Die Flügeldecken mit zehn ziemlich feinen, nur schwach ver-
tieften Streifen, welche an der Spitze schwächer werden und von
welchen die innecen an der Basis etwas verkürzt und die äußeren
an der Schulterbevle erloschen oder nur durch einfache Punkte an-
gedeutet sind. Die Punkte der inneren Streifen ziemlich fein und nicht
durchaus deutlich, jene der äußeren Streifen etwas stärker hervor-
tretend. Die Zwischenräume flach, nur die inneren hinter der Mitte
schwach konvex, noch feiner als der Halsschild, mäßig dicht und nur
mit sehr starker Lupenvergrößerung oder mikroskopisch erkennbar
punktiert. Das Prosternum deutlich gekielt. Die Mesosternallamelle
kräftig, vorn bogenförmig begrenzt, deren Fläche etwa viermal so lang,
5. Heft
96 | Alfred Knisch:
als breit, vorn und rückwärts zugespitzt, kräftig punktiert. Die Mediar«
partie des Metasternums mäßig dicht, aber deutlich punktiert, mit
sehr feinen in der Richtung gegen die Vorderecken verlaufenden
Schenkellinien. Der Kiel des ersten Ventralbogens sehr fein.
Long. 1,4—1,7” mm. — Patria: Deutsch-Ostafrika, Amani, VIII
bis XII, 1903. (Coll. Eichelbaum 1911). Vier Exemplare aus dem
Hamburger zoolog. Museum.
Nachträglich erhielt ich noch aus dem Münchener Museum eine
Reihe von Exemplaren aus Lagos, welche sich durch das Fehlen des
zehnten Streifens am Seitenrande der Flügeldecken auszeichnen;
statt dieses Streifens sind jedoch meist einige etwas größere Punkte
sichtbar. Die Färbung ist durchschnittlich etwas heller und die Punkt-
streifen dei Flügeldecken sind bei diesen Stücken feiner.
Die Art steht wohl dem kosmopolitischen Cercyon nigriceps Marsh.
am nächsten, ist aber durch den an deı Basis weniger breiten Hals-
schild und stumpfwinklig angelegte, nicht gerundete und an der Basal-
seite nicht gerandete Hinterecken desselben hinlänglich verschieden;
sie ist wahrscheinlich auch mit dem mir de natura unbekannten Cercyon
lepidum Woll. von den Kanarien nahe ve.wandt oder vielleicht auch
nur eine Form desselben, jedoch nach der Beschreibung zu schließen
durch mehr rötliche Färbung, in Schildchengegend nicht geschwärzte
Decken, feinere Punktierung der Oberseite und feinere Punkstreifen
der Deckschilde hinlänglich differenziert.
Cercyon (s. str.) oosternoides Knisch nov. spec.
Oval, mäßig stark gewölbt, vorn und rückwärts nur mäßig zu-
gespitzt, braunschwaız bis tiefschwarz, glänzend. Die Unterseite
schwarz, die Extremitäten rötlich mit angedunkelter Fühlerkeule.
Kopf und Halsschild sehr fein und ziemlich weitläufig punktiert,
im Grunde äußerst fein und äußerst dicht gedrängt punktiert (aber
nicht zellförimig schagr'niert), daher etwas matt erscheinend. Pro-
notum an der Basis etwas mehr als zweimal so breit als in der Mitte
lang; die Seiten und die Basis mit Ausnahme der Schildchengegend
deutlich gerandet: Von dem Hinterrande desselben, gegenüber dem
vierten Streifen der Deckschilde jederseits ein größerer Punkt ein-
gestochen, jedoch ohne eine regelmäßige Punktreihe.
Die Flügeldecken hinter der Basis am breitesten, nach rückwärts
gerundet zugespitzt, die Spitze jedoch abgerundet. Mit nur neun
vorn schwach, rückwärts stärker vertieften Streifen, von welchen nur
die inneren fünf bis zur Basis laufen, der sechste ist vorn ein wenig,
die drei äußeren Streifen daselbst sehr stark verkürzt. Die Punkte
derselben nu: an der Basis und in den Seitenstzeifen erkennbar, innen
und gegen die Spitze gänzlich erloschen. Die Zwischenräume vorn
ziemlich breit und flach, gegen die Spitze schmal und konvex, äußerst
fein, seicht und etwas weitläufig, fast nur mikroskopisch erkennbar
punktiert.
. Das Kinn weitläufig punktiert, im Grunde querrunzelig. Pro-
sternum einfach dachförmig gekielt. Die Fläche der Mesosternallamelle
Hydrophiliden-Studien. 97
schmal, etwa viermal so lang als breit, vorn und rückwärts zugespitzt,
grob punktiert. Die Medianpartie des Metasternums mäßig stark er-
haben, fein und weitläufig punktiert, und ım Grunde fein und dicht
gedrängt punktuliert, daher etwas matt erscheinend.. Nach vorn
verlängerte Schenkelkiele fehlen. Am Abdomen der erste Ventral-
bogen mit einem scharfen, longitudinalen Mediankiel. Die Beine
verhältnismäßig kurz. Die Schenkel mikroskopisch fein und sehr
weitläufig punktiert und im Grunde der Länge nach sehr fein gerunzelt.
Long. 1—1,4mm. — Patria: Deutsch-Ostafrika, Amani, VIII
bis XII, 1903. (Coll. Eichelbaum 1911.) Eine kleine Reihe aus dem
Hamburger Museum.
Die Art, welche innerhalb der Gattung durch ihre Kleinheit,
Gestalt und durch die Skulptur eine sehr exponierte Stellung ein-
nimmt, erinnert sehr an die Gattung Oosternum.
Cereyon (s. str.) Kulzeri Knisch nov. spec.
Gestreckt oval, seitlich gerundet, rückwärts etwas zugespitzt,
ziemlich stark gewölbt, schwarz, die Spitze der Flügeldecken (mit
Ausnahme der dunklen Naht) in mäßiger Ausdehnung, der Seiten-
rand derselben in der Analhälfte und meist auch die Vorderecken
des Halsschildes gelb. Die Unterseite schwarz, die Fühler, Kiefer-
taster und die Schenkel pechbraun oder rötlich, die Schienen und Tarsen
rot oder gelbıot. Die Oberseite trotz gänzlicher Schagrinierung glänzend.
Der Kopf sehr fein und weitläufig punktiert, im Grunde dicht
schagriniert. — Der Halsschild doppelt so breit als in der Mitte lang,
hochgewölbt, die nach abwärts gerichteten Seiten gerundet, und bis
um die Vorderecken mit einer deutlichen Randlinie versehen, die Baris
ungeıandet, wie der Kopf sehr fein und weitläufig punktiert und im
Grunde dicht schagriniert. Unmittelbar am Hinterrande ist die Normal-
punktierung etwas dichter, aber ohne eine Reihe ausgesprochen grober
Punkte.
Die Flügeldecken etwas gestreckt-oval, etwa im ersten Viertel
am breitesten und von da nach vorn kurz gerundet verengt, nach rück-
wärts gerundet zugespitzt, ziemlich stark gewölbt und rückwärts
ziemlich steil abfallend, ihr Seitenrand hinter der Mitte etwas ein-
gezogen. Dieselben tragen zehn ziemlich feine, an der Spitze ver-
worrene, seitlich etwas gröbere, nicht sehr stark vertiefte Punktstreifen,
von welchen die inneren an der Basis ein wenig, die äußeren hingegen
an der Schulterbeule stärker verkürzt sind; Streifen 6 und 7 sind
auch rückwärts wesentlich verkürzt und von 5 und 8 eingeschlossen.
Der zehnte Streifen ist nur in der Basalhälfte ausgebildet, hinter der
Mitte ist er durch den eingezogenen Seitenrand verdrängt. Die Kunkte
der Streifen innen fein und gedrängt, an den Seiten kräftiger und
deutlicher, an der Spitze hingegen veıworren und ungleichmäßig.
Die Intervalle der Deckschilde kräftiger als der Halsschild, genügend
deutlich und nicht sehr dicht punktiert und im Grunde etwas feiner
und weniger deutlich als der Halsschild schagriniert.
Archir für Naturgeschichte
1922. A. 5. 7 5. Heft
98 Alfred Knisch:
Das Kinn quer, trapezförmig, dicht runzelig. Das Prosternum
einfach, in der Mitte longitudinal gekielt, nach den Seiten hin abge-
dacht. Die Fläche der Mesosternallamelle oval, nur etwa zweimal
so lang als breit, und an den Enden abgerundet, deutlich und mäßig
aicht punktiert. Die Medianpartie des Metasternums fein und etwas
weitläufig punktiert, glänzend; Schenkellinien nicht nach vorn ver-
längert. — Long. 1,5—1,8mm. — Patria: Calıfoınia. Zwei überein
stimmende Stücke ohne nähere Provenienzangabe aus der Cl. Müller-
schen Sammlung des Münchener zoolog. Museums.
Die Art ist besonders charakteristisch durch die Schagrinierung
der ganzen Oberseite, fein, aber kräftiger und deutlicher als der Hals-
schild punktierte Zwischenräume der Flügeldecken, gelbe Spitzen und
wenigstens zum Teil gelben Seitenrand derselben und durch die breite
Fläche der Mesosternallamelle.
Es liegt mir weiter aus demselben Institut noch ein einzelnes &
eines sehr ähnlichen Cercyon, bezettelt „Calif. m. Ferdinand“ vor.
Dieses ist ebenfalls durch gänzlich schagrinierte Oberseite ansgezeichnet,
die Flügeldecken sind aber an ihrer Spitze nur in sehr geringer Aus-
dehnung und am Seitenrande in der Analhälfte gelb gefärbt und deren
Punktstreifen bestehen aus wesentlich kräftigeren und weniger dicht
angeordneten Punkten. Das Prosternum ist ebenfalls einfach gekielt
und die ovale Fläche der Mesosternallamelle ist rückwärts scharf zu-
gespitzt, fein und etwas weitläufig punktiert, diese und die Median-
partie des Metasternums im Grunde schagriniert. In Ermanglung eines
genügenden Materials unterlasse ich eine eingehende Beschreibung
und somit auch eine Benennung.
(Cercyon) Roseni Knisch nov. spec.
(?Cercyon lugubris G. H. Horn, Trans. Amer. Ent. Soc. XVII, 1890,
p. 302.)
Oval, stark gewölbt, nach rückwärts zugespitzt, schwarz oder
dunkelbraun, die Seiten des Halsschildes, häufig alle Ränder oder
der ganze Halsschild mehr oder weniger rötlich, die Spitze der Flügel-
decken mit Ausnahme der dunklen Naht und der Seitenrand derselben
in der Analnälfte rötlichgelb. Die Unterseite schwarz, die Beine gelb-
rot, die Kiefertaster, die Fühler mit Ausnahme der schwärzlichen
Keule und die Tarsen rötlichgelb. Die ganze Ober.eite matt glänzend.
Der Kopf auf deutlich schagriniertem' Grunde mäßig fein, mäßig
dicht und ziemlich tief punktiert. — Der Halsschıld mehr als zweimal
so breit als lang, an den Seiten etwas kürzer als in der Mitte und da-
selbst regelmäßig und ziemlich stark gerundet. Nur der Seitenrand
trägt eine Randlinie. Die Punktierung desselben auf schagriniertem
Grunde merklich weitläufiger aber ebenso deutlich und tief als auf
dem Kopfe. Der Hinterrand ohne abnormale Punktierung und ohne
eine Reihe grobeı Punkte. Das Schildchen länglich dıeieckig mit
wenigen Punkten.
Die Flügeldecken ein wenig breiter als der Halsschild, hinter der
Basis am breitesten und von da nach rückwärts gerundet zugespitzt,
Hydrophiliden-Studien. 99
hochgewölbt, nach rückwärts ziemlich steil abfallend; ıhr Seitenrand
hinter der Mitte etwas eingezogen. Mit zehn auf der Scheibe fein
und sehr scharf eingeschnittenen, seitlich und an der Spitze kräftigeren,
und daselbst kaum vertieften Punktstreifen, welche sämtlich an der
Basıs, besonders aber der sechste an der Schulterbeule verkürzt sind.
Rückwärts sind Streifen 5, 6 und 7 verkürzt und von den übrigen,
welche mit Ausnahme des zehnten, nur in der Basalhälfte vorhandenen,
. Iast bis zur Spitze regelmäßig ausgebildet sind, eingeschlossen. Die
‘Punkte der Streifen dicht gedrängt, auf der Scheibe fein, seitlich und
an der Spitze wesentlich gröber und deutlicher. Die Intervalle der
Flügeldecken durchweg ziemlich breit und flach, im Grunde sehr dicht
zellförmig schagriniert, sonst sehr fein, oft nur mikroskopisch erkenn-
bar und weitläufig punktiert. Die Oberseite nicht pubeszent.
Das Kinn am Vorderrande mit tiefem, gerundetem Ausschnitt,
dicht runzelig. Die Medianpartie des Prosternums infolge scharfer,
innerer Begrenzung der Fühlergruben stark hervortretend und in der
Mitte longitudinal gekielt Die Mesostitalfläche oval, etwa zwei bis
zweieinhalbmal so lang als breit, rückwärts meist stärker zugespitzt
als vorn, mit einigen deutlichen Punkten, im Grunde undeutlich
schagriniert oder glatt. Das fünfeckige Mittelfeld des Metasternums
vorn stark zugespitzt, weitläufig, aber deutlich punktiert, im Grunde
fein schagriniert, jedoch glänzend. Der erste Ventralbogen mäßig
scharf gekielt. Die Mittel- und Hinterschenkel im Grunde dicht
runzelig, weitläufig una fein punktiert. Die Schenkellinien nicht nach
vorn verlängert. — Long. 1,4—2 mm. — Patria: Nordamerika. Acht
Exemplare liegen mir aus verschiedenen Fundorten der nordameri-
kanischen Union vor: Kissena Lake L. J. (F. Wintersteiner leg.).
1 Exemplar: Type in meiner Sammlung. — New Jersey, Hakensack-Au
(F. Wintersteiner leg.). 1 Stück in meiner Sammlung. — Nordamerika,
ohne Detailfundort, 1 Exemplar durch Alex. Heyne erhalten, in meiner
Sammlung. — Mich. (Michigan). Fünf Exemplare in der Cl. Müllerschen
Sammlung des Münchener zoolog. Museums.
Ich erlaube mir, diese interessante Species Herrn Kustos Baron
v. Rosen in München zu widmen.
Die Art nimmt innerhalb der Gattung Cercyon, von welcher
sie vielleicht besser ganz zu eliminieren ist, eine sehr exponierte
Stellung ein und zwar infolge ihrer Skulptur, besonders aber durch die
Bildung der Vorderbrust, welche sie sehr der Gattung Oosternum Sharp
nähert. Die Fühlergruben derselben sind innen schärfer begrenzt
als bei allen mir bekannten Cercyonen, wodurch die Medianpartie
des Prosternums zu einer kleinen, que*ovalen, rückwärts dreieckig ver-
längerten Platte ausgebildet wird, welche in der Mitte longitudinal
gekielt ist. Rückwärts zeigt sich ein dreiekiger Ausschnitt. Im übrigen
ist die Art jedoch von Oosternum durch fehlende grobe Punkreihe an
der Pronotalbasis, nicht regelmäßig ovale, sondern rückwärts mehr zu-
gespitzte Mesosternalplatte, nicht pubeszente Oberseite und nicht costi-
forme Flügeldeckenintervalle hinlänglich verschieden und auch in der
Bildung der Fühler und Palpen mit Cercyon übereinstimmend.
7* 5. Heft
100 | Alfred Knisch:
G. H. Horn hat diese Art anscheinend mit dem palaearktischen Cercyon
convexiusculus -Steph. (lugubris Payk.) identifiziert, denn die Be-
schreibung seines ‚‚Cercyon lugubris Payk.‘“ paßt auf die vorliegenden
Exemplare bis auf einen Satz „a faint basal impression opposite
the fourth stria,“ und (Elytra) „the tenth stria wanting“
vollständig. Was nun das erstere Merkmal anbelangt, könnten diese
Basaleindiücke bei manchen Stücken fehlen, und letzteres ist vielleicht
auf unrichtige Beobachtung bezw. Zählung zurückzuführen. Keines-
falls aber kann das Tier mit Cercyon convexiusculus Steph. identi-
fiziert we’den, von welcheı Art es durch den Bau des Prosternums,
am Vorderrande gerundet ausgeschnittenes Kinn, durch die kräftige
una dichte Schagririerung von Kopf und Halsschild und nicht oder
weniger weit gegen die Spitze dunklen neunten Zwischenraum der
Flügeldecken verschieden ist.
Die äußerlich durch ihre geringe Gıöße und schagrinierte Ober-
seite dem Cercyon tristis Il. öhnlichen Arten lassen sich nach folgender
Tabelle separieren: |
1. Prosternum in der Mitte longitudinal gekielt und nach den
Seiten hin abgeflacht. Metasternum zwischen den Mittelhüften ohne
Ausschnitt und die Vorderschienen gegen die Spitze einfach, nicht
ausgerandet. Halsschild und Flügeldecken in einfacher Wölbung und
die Seiten des ersteren vor dem Hinterrande nicht ausgeschweift
(Cercyon s. str.) . ER ee IT BR FE
— Prosternum mit innen scharf begrenzten Fühlergruben und die
Medianpartie desselben zu einer kleinen querovalen, rückwärts drei-
eckig verlängerten Platte ausgebildet, welche in der Mitte longitudinal
gekielt ist. Die ganze Oberseite dicht und deutlich schagriniert, nicht
pubescent. Kopf und Halsschild mäßig fein, mäßig dicht und ziemlich
tief punktiert. Die Punktierung der Flügeldeckenintervalle sehr fein,
oft kaum erkennbar und weitläufig. Das Kinn am Vorderrande in der
Mitte gerundet ausgeschnitten. (Durch die Prosternalbildung sehr
charakteristisch und wahrscheinlich von Cercyon generisch zu tıennen.)
Nordamerika. - 7. Roseni Knisch
%. Die ganze Oberseite im Grunde schagriniert. Kopf und Hals-
schild sehr fein punktiert. Die Flügeldecken mit an der Spitze ver-
worrenen Punktstreifen, deren Intervalle deutlicher als Kopf- und Hals-
schild punktiert. Die Spitze der Deckenschilde und deren Seitenrand
in der Apicalhälfte gelb. Die Fläche der Mesosternallamelle oval.
an den Enden nicht zugespitzt sondern abgerundet, mäßig dicht punk-
tiert. Die Spitze der Deckschilde und deren Seitenrand in der Apical-
hälfte gelb. Die Meaianpartie des Metasternums fein und weitläufig
punktiert, glänzend. Califoınien. 2. Kulzeri Knisch
— Nur Kopf und Halsschild im Grunde deutlich, aber nicht zell-
förmig, sondern punktiert-schagriniert, sehr fein und ziemlich weit-
läufig punktiert. Der Halsschild auch an der Basis, mit Ausnahme
der Schildehengegend gerandet und vor dem vierten Streifen der Flügel-
decken jederseits mit einem eingestochenen größeren Punkt. Die
Decken mit nur neun, rückwärts stark vertieften Punktstreifen, von
Hydrophiliden-Studien. 101
welchen die äußeren an der Basis stark verkürzt sind. Die Fläche deı
Mesosternallamelle schmal, etwa viermal so lang als breit. Körper
klein, nur mäßig stark gewölbt, schwarz oder braunschwarz ohne hellere
‚Apicalfärbung. Ostafrika. 1. oosternoides Knisch
— Nur die Flügeldecken im Grunde schagriniert, Kopf und Hals-
schild deutlich und ziemlich dicht, viel kräftiger als die Flügeldecken
punktiert und im Grunde glänzend glatt. Deckschilde zur Gänze matt
REN, tief und fein, nur mikroskopisch erkennbar punktiert . 3
». Die Punktstreifen der Flügeldecken bis zur Spitze regelmäßig
Angebildet: Die Fläche der Mesosternallamelle variabel, etwa zwei
bis dreimal so lang als breit . . . . EETRENGE
— Die Punktstreifen der Decken an 2 Bnilre ehe oder
unregelmäßig ausgebildet. Die Fläche der Mesosteınallamelle etwa
doppelt so lang als breit. Käfer schwarz, die Flügeldecken mit ver-
waschen braunroter Spitze und häufig auch die Seiten des Halsschildes
braunrot durchscheinend. Nord- und Mitteleuropa, Nordamerika.
6. tristis Il.
4. Die Punktstreifen der Flügeldecken rückwärts nicht stärker
vertieft;
&) Käfer schwarz mit rötlichen Halsschildseiten und mit
rötlichgelber unscharf begrenzter Apicalförbung der Flügeldecken,
welche am Seitenrande mehr oder weniger nach vorn fortgesetzt ist;
die Naht derselben ist durchaus und der neunte Zwischenraum bis
weit gegen die Spitze dunkel. Die Fläche der Mesosternallamelle an
Breite variabel. Nord- und Mitteleuropa, Nordasien (lugubris Payk.).
3. eonvexiusceulus Steph.
b) Käfer dunkel braunrot oder schwarz, die Seiten des Hals-
schildes ausgedehnt rötlich; die Apicalfärbung der Flügeldecken mit
Ausnahme der bis zur Spitze dunklen Naht ziemlich scharf begrenzt
rötlich oder rötlichgelb.!) (Vielleicht nur Subspecies des convexius-
culus Steph.) Ost-Sibirien: Ussurigebiet. 4. Korbianus Knisch
— Die Punktstieifen der Flügeldecken rückwärts stärker vertieft
als vorn und deren Intervalle daselbst etwas konvex. Die Fläche der
Mesosternallamelle an Breite variabel. Das Metasternum mit oder ohne
zwei kleine Vertiefungen vor den Hinterhüften. Färbung wie bei
convexiusculus und wahrscheinlich nur schlecht begrenzte Varietät
desselben. Mittel- und Südeuropa. (agnotus Kuw. ex typo)
5. subsuleatus Rey
In vorstehender Tabelle fehlt ein mir aus mehreren Fundorten
der nordöstlichen Staaten der nordamerikanischen Union vorliegendes,
dem subsulcatus Rey nahestehendes Cercyon. Dieses ist konstant
hochgewölbt, schwarz oder braunschwarz mit ziemlich scharf be-
grenzter, mäßig ausgedehnter, am Seitenrande nach vorn verlängerter,
gelber Apikalfärbung der Flügeldecken, auf welchem aber der neunte
Zwischenraum nicht bis gegen die Spitze geschwärzt ist. Die Punk-
!) Auf Wunsch Ganglbauers seinerzeit wegen der Apicalfärbung mit marinus
Thoms. verglichen, mit diesem jedoch nicht näher verwandt!
5. Heft
102 Alfred Knisch:
tierung der rückwärts und seitlich etwas gewölbten, in Schildchen-
gegend glänzenden, aber durchwegs schagrinierten Flügeldecken-
intervalle ist etwas deutlicher als dies normalerweise bei subsulcatus
der Fall ist und auch die Fläche der Mesosternallamelle und die er-
höhte Medianpartie des Metasternums sind kräftiger punktiert. Drei
Exemplare dieses Cercyon hat Wintersteiner seinerzeit als „‚O. minus-
culus Mels.?‘“ determiniert und fünf Stücke des Münchener Museums
aus Michigan stammend sind als ‚‚floridanus Horn‘ bezettelt. Cercyon
minusculus Mels. wurde von Zaitzev (Hor. Soc. Ent. Ross. XXXVIII,
1908, p. 409) als synonym zu granarius Er., einer glänzenden, mit
im Grunde nicht schagrinierten Flügeldeckenintervallen ausgestatteten
Art gestellt und Cercyon floridanus G.H. Horn (Trans. Amer. Ent.
Soc. XVII, 1891, p. 291, 303) ist nach der Beschreibung (‚surface
shining‘) ebenfalls nicht schagriniert. Die systematische Stellung
dieser (’ercyon-Form ist in Ermanglung typischen Materals noch nicht
geklärt.
Pelosoma.
Pelosoma brunnea Kirsch
„Cercyon“ brunneum Kirsch wurde (Berl. Ent. Ztschr. XVII,
1873, p. 134) aus Peru beschrieben. Die Untersuchung der mir von
Herrn Hofrat Prof. Dr. K. M. Heller aus dem Dresdner zoolog. Museum
gütigst mitgeteilten Type ergab, daß diese Art infolge ihrer Brust
bildung der Gattung Pelosoma angehört. |
Die Diagnose von Pelosoma collare Sharp (Biol. Centr. Amer. I,
Nachtr. 1887, p. 772) paßt so vollständig auf die Kirschsche Art,
daß ich die Identität derselben gar nicht bezweifeln kann. Die meisten
Pelosoma-Arten besitzen eine weitere Verbreitung. Der Kirschsche
Name ist älter und gebührt ihm daher die Priorität.
Chaetarthria.
. Chaetarthria australis Knisch nov. spec.
Stark gerundet, nur mäßig länger als breit, sehr hoch gewölbt;
Kopf tiefschwarz, Halsschild und Flügeldecken gelbrot, die ganze
Oberseite stark glänzend. Die Unterseite des Kopfes tiefschwatz, der
Brust und des Abdomens gelbrot oder braun. Die Extremitäten rötlich-
gelb, die Fühlerkeule angedunkelt.
Der Kopf äußerst fein, fast nur mikroskopisch erkennbar und sehr
seicht und weitläufig punktiert, im Grunde ohne Schagrinierung. —
Der Halsschild an der Basis mindestens dreimal so breit als in der
Mitte lang, nach vorn stark und gerundet verengt, äußerst subtil,
fast nu” mikroskopisch erkennbar, sehr seicht und weitläufig punktiert,
im Grunde nicht schagriniert. Das Schildchen etwas länger als an der
Basis breit, mit kaum gerundeter Spitze.
Die Flügeldecken stark gerundet, nur wenig länger als breit,
sehr hoch gewölbt, rückwärts gemeinsam zugerundet, mit ziemlich
Hydrophiliden-Studien. 105
tiefem, im basalen Viertel erloschenen Nahtstreifen, sonst äußerst
subtil, nur mikroskopisch erkennbar, weitläufig und seicht punktiert,
im Grunde nicht schagriniert, stellenweise treten leichte Spuren von
Reihen feiner, brauner Pünktchen auf.
Das Kinn glatt, nur mit einzelnen mikroskopischen Pünktchen.
Der Mesosternalfortsatz sehr kurz, am Vorderrande quer gekielt.
Metasternum an den Seiten zellförmig genetzt, spärlich pubeszent,
im übrigen glänzend glatt, die Medianpartie mit sehr weitläufig einge-
streuten setigeren, fast mikroskopisch feinen Pünktchen. Die Ab-
dominalbörstchen goldgelb, sehr lang und fein. Die Mittelschenkel bis
nahe zu den Knien genetzt, punktuliert und pubeszent, die Hinter-
schenkel glänzend glatt, auch mikroskopisch kaum erkennbar punktiert.
Die Tarsen kurz und nach rückwärts allmählig verschmälert.
Long. im gekugelten Zustande 1,8 mm. — Patria: Queensland:
Gayndah. Mus. Godeffroy No. 10696 und 10701, je ein Exemplar
aus dem Hamburger Museum.
Die Art ist durch ihre auffallende Färbung und die subtile Skulptur
sehr charakteristisch. Sie steht wohl der nordamerikanischen Chae-
tarthria pallıda Le Conte am nächsten, von welcher sie sich jedoch
durch bedeutendere Größe, mit Ausnahme des Kopfes einfärbig gelb-
rote Oberseite und kaum erkennbare Punktierung derselben unter-
scheidet.
Chaetarthria Sjöstedti Knisch nov. spec,
Stark gerundet oval, hoch gewölbt, pechschwarz, die Seiten des
Halsschildes und der Flügeldecken gelbrot. Die Unterseite pech-
schwarz, die Extremitäten gelbrot oder bräunlichrot. Die ganze Ober-
seite und die Unterseitezum größten Teilstark glänzend. — Kopf, Hals-
schild und Deckschilde skulpturlos, glatt. — Pronotum an den Seiten
nur halb so lang als in der Mitte und daselbst sehr fein, nur mikro-
skopisch erkennbar gerandet. — Die Flügeldecken mit deutlichem,
im basalen Drittel erloschenen Nahtstreifen. — Das Kinn äußerst
fein, unscheinbar punktiert. Die Kiefertaster klein, ihr Endglied
an der Spitze abgestutzt. Das glänzende Mesosternum der ganzen Breite
nach breit und flach muldenförmig vertieft, knapp vor den Mittelhüften
mit einem sehr kleinen, nach vorn konvexen Querkielchen, im Grunde
dicht runzelig. Das Metasternum stark glänzend. Die abstehende
Pubeszenz des ersten Ventralbogens lang, goldgelb. Die Mittelschenkel
bis zu vier Fünftel pubeszent. Die Hinterschenkel sehr spärlich und fein
punktiert und nur am Vorderrande schmal pubeszent. Die Schienen
spärlich bedornt. — Long. 1,9 mm im gekugelten Zustande. — Patria:
Queensland, Malanda. Drei Exemplare, von Herrn Dr. E. Mjöberg ge-
sammelt, aus dem Zoolog. Museum in Stockholm.
Ich erlaube mir diese interessante Art Herrn Direktor Prof.
Dr. Yngve Sjöstedt zu widmen.
5. Hett
104 Alfred Knisch:
Helochares.
Helochares (Hydrobaticus) simulator Knisch nov. spec.
Oval, mäßig gewölbt, rötlichbraun, stellenweise schwä zlich,
an den Seiten meist etwas heller. Die Extremitäten rötlichbraungelb,
die Spitze der Kiefertaster nicht geschwärzt, die Schenkel und die ganze
Unterseite schwarz. Die Oberseite bei gereinigten Stücken stark
glänzend. |
Der Kopf mößig fein und nichtsehr dicht punktiert, auf der Stirn,
besonders innerhalb und vor den Augen mit eingestreuten groben
Punkten. Die mittlere Vorderpartie des Kopfes ohne grobe Punkte.
Nur die antenno-frontale Naht deutlich. — Der Halsschild doppelt
so breit als in der Mitte lang, von der Basis nach vorn flach gerundet
verschmälert, mit stumpfen Hinter- und abgerundeten Vorderecken,
mäßig fein und mäßig dicht punktiert, mit auffälligen, auf der Mitte
spärlicher, an den Seiten genügend dicht eingestreuten, groben
Punkten, so daß die system. Lateralreihen nicht besonders hervor-
treten. Das Schildchen nicht länger als breit, sehr subtil punktiert.
Die Flügeldecken annähernd oval, mäßig gewölbt, an der Basis
wenig breiter als der Halsschild, rückwärts gemeinsam breit gerundet.
Die ersten drei Fünftel der Seiten sehr flachbogig nach rückwärts
divergierend. Mit zehn kaum vertieften Punktstreifen, deren Punkte
rundlich oder ein wenig in die Länge gezogen und ziemlich dicht ge-
drängt gestellt sind; in Schildchengegend außerdem ein kurzer, meist
verworrener Skutellarstreifen. Der fünfte mit dem sechsten Streifen
an der Basis divergierend; der folgende Streifen 7, bisweilen auch 6
und 8 an der Schulterbeule verkürzt. Die Intervalle auf der Scheibe
drei bis viermal so breit als die Punktstreifen, flach, gegen die Spitze
wesentlich schmäler und auch daselbst nicht konvex. Dieselben sind
sehr fein, wesentlich feiner als der Halsschild und ziemlich zerstreut
punktiert. Zwischenraum 5, seltener auch 3, 7 und 9 mit einigen ein-
gestreuten größeren Punkten. Der zehnte Streifen ist vom Seitenrand
ziemlich weit abgerückt und das breite Seitenintervall mit verworren
angeordneten, groben Punkten besetzt.
Das Kinn sehr dicht runzelig punktiert, am Vorderrande mäßig
tief ausgeschnitten. Prosternum einfach. Das Mesosternum vor den
Mittelhüften mit einer beuligen Erhabenheit. Die Medianpartie des
Metasternums weniger lang pubeszent und daher geglättet erscheinend.
Das fünfte Abdominalsternitt mit einem gerundeten, beborsteten
Ausschnitt am Hinterrande. Die Schenkel bis gegen die Spitze pu-
beszent, diese selbst glänzend. — Long. 4,5—5,2 mm. — Patria:
Polynesien. — Type: Insel Duke of York, Mus. Godeffroy No. 16067.
Zwei Exemplare, hiervon eines als ‚„Alaus bituberosus“‘ bezettelt. —.
Vatu Lele, 26. August 1866, Museum Godeffroy No. 166. Ein Exem-
plar. — (Ohne Patria); Museum Godeffroy No. 162. Ein Exemplar. —
Sämtliche Stücke aus dem Hamburger Museum.
Von den australischen Hydrobaticus-Arten ist diese wie folgt
trennbar: Von H. Tatei Blackb. durch nicht linienförmig begrenzte
Hydrophiliden- Studien. 105
Intervalle der Flügeldecken und nicht einheitliche Punktierung von
Kopf und Halsschild. — Von australis Mac Leay durch weniger dicht
eingestreute grobe Punkte auf dem Halsschilde, viel feinere und auf
den geraden Intervallen der Deckschilde einheitliche Punktierung. —
Von A.tristis Mac Leay durch die an der Spitze nicht ausgesprochen
konvexen Intervalle der rückwärts weniger abschüssigen Flügeldecken
und vorn schmäleren Halsschild. — Von clypeatus Blackb. durch
glänzende Oberseite und die Skulptur derselben hinlänglich ver-
schieden und — von tenuistriatus Reg. endlich durch weniger parallele
Form, viel gröbere, kaum vertiefte Punktstreifen der Flügeldecken,
fehlende große Halsschildpunkte und im allgemeinen auch schon
durch die Färbung getrennt.
Enochrus.
Enochrus (s. str.) peregrinus Knisch nov. spec.
Klein, länglich oval, ziemlich stark gewölbt. Schwarz odeı schwarz-
braun glänzend, die Ränder des Halsschildes, die Seiten und die Spitze
der Flügeldecken rötlichbraun, die Unterseite pechschwarz, die Schenkel
pechschwarz, die Schienen rotbraun, die Kiefertaster und die Ta 'sen
rötlichgelb, an den ersteren das zweite Glied und das Endglied an der
Spitze angedunkelt. |
Der Kopf einfarbig schwarz, ziemlich fein, gleichmäßig und etwas
weitläufig punktiert, der Scheitel im Grunde fein und dicht genetzt.
Die Oberlippe noch feiner und sehr dieht punktiert. — Der Hals-
schild zweieinhalbmal so breit als in der Mitte lang, ziemlich stark
gewölbt, seitlich in flacher Rundung nach vorn verengt, dessen Vorder-
ecken breit abgerundet und etwas nach vorn vorgezogen, die Seiten
fein, der Vorder- und der Hinterrand äußerst subtil gerandet; derselbe
ist weitläufig und fein, aber schon bei Lupenvergrößerung erkennbar
punktiert, im Grunde glänzend glatt. Die systematischen Lateral-
gruppen größerer Punkte treten nicht sehr stark hervor.
Die Flügeldecken länglich oval, ziemlich stark und regelmäßig
gewölbt, nicht breiter als der Halsschild, mit genügend tiefem, im
vorderen Viertel erloschenen Nahtstreifen, kräftiger als das Pronotum,
aber kaum dichter punktiert, die Normalpunktierung an den Seiten
und gegen die Spitze (bei genauer Betrachtung) mehr oder weniger ge-
reiht. Reihen größerer Punkte treten hingegen nicht auf.
Das Kinn mit Ausnahme des Hinterrandes deutlich und mehr
oder weniger dicht punktiert. Prosternum in der Mitte gerundet.
Das Mesosternum mit einer schwach spitzwinklig angelegten, am Vorder-
_ rande nach unten in einen kräftigen Zahn auslaufenden Lamelle. Die
Kiefertaster kurz und kräftig, ihr Endglied ebenso lang als das vorher-
gehende. Die Beine mäßig lang mit zarten Tarsen und Klauen. —
Long. 2,6—2,7 mm. — Patria: Neu Süd Wales: Sydney. Drei Exem-
plare No. 10705 Mus. Godeffroy aus dem Hamburger zoolog. Museum.
Zwei hiervon tragen die Bezeichnung ‚‚Wehncke determ.,‘‘ das dritte
hingegen ‚Phillydrus — M. Regimbart determ. 1905“; zu einer Be-
nennung ist es aber in keinem Falle gekommen. Die Art ist infolge
5. Heft
106 Alfred Knisch:
ihrer subgenerischen Stellung, durch ihre geringe Größe, ziemlich
starke Wölbung und durch die ziemlich weitläufige Punktierung der
Oberseite so isoliert, daß ein Vergleich mit einer anderen Enochrus-Art
überflüssig erscheint.
Enochrus (Zumetus) Mijöbergi Knisch nov. spec.
Gestreckt oval, flach gewölbt. Der Kopf samt der Oberlippe
schwarz, nur iederseits vor den Augen in ziemlicher Ausdehnung rötlich-
gelb, der Halsschild auf der Scheibe mit vier im Viereck angeordneten
schwarzen Punkten und zwischen diesen verschwommen dunkel.
Die Schulterbeule, die Naht und meist auch zehn sehr obskure, durch-
scheinende Längsstreifen auf den Deckschilden braun oder schwärzlich.
Die Unterseite schwarz, die Extremitäten rötlichgelb, das Endglied
‚der Kiefertaster an der Spitze geschwärzt, die Peneukel dunkel. Die
ganze Oberseite stark glänzend.
Der Kopf fein und mäßig dicht punktiert, bansrsle der Augen
jederseits mit zerstreuten, etwas größeren Punkten. — Der Hals-
schild an der Basis mehr als doppelt so breit als in der Mitte lang,
mit konvexem Vorder- und Basalrande und sehr flachbogig nach vorn
verengten Seiten. Die Vorderecken desselben nach vorn vorgezogen
und sehr regelmäßig gerundet, mit sehr feiner Randlinie, die Hinter-
ecken in der Anlage schwach stumpfwinklig, gerundet. Die Punktierung
desselben fein und etwas weitläufig, die Punktellipse besteht aus
größeren, nicht stark hervortretenden Punkten.
Die Flügeldecken gestreckt oval, rückwärts gerundet zugespitzt,
flach gewölbt mit äußerst feiner, weitläufiger, fast nur mikroskopisch
erkennbarer Punktierung und mit zwei bis drei unregelmäßigen Reihen
etwas größerer Punkte, außerdem meist mit zehn durchscheinenden,
braunen Längslinien, deren Punkte gegen die Spitze fensterartig
ausgebildet sind. Die Nahtstreifen ziemlich fein, im basalen Drittel
gänzlich eıloschen.
Das Kinn deutlich und nicht sehr dicht punktiert. Die Meso-
sternallamelle ziemlich kräftig, am Vorderrande nach unten in ein
kleines Zähnchen auslaufend. Das fünfte Abdominalsternit mit sehr
kleinem, rundlichen Ausschnitt. Die Kiefertaster sehr lang una schlank.
An den Mittel- und Hinterbeinen die Schienen und die Tarsen ungefähr
gleichlang und besonders letztere ziemlichschlank. — Long.3,2—3,6mm.
— Patria: Queensland, Cap York. Fünf Stücke aus der Sammlung
des zoolog. Museums in Stockholm. — Ich erlaube mir diese nette Art
ihrem Entdecker Herrn Dr. E. Mjöberg zu widmen.
Diese Species steht wohl dem mir de natura unbekannten Enochrus
laevigatus Blackb. am nächsten, unterscheidet sich aber nach «er
Beschreibung durch die ausgedehnt gelben Seiten der Vorderstirn,
äußerst subtil, fast nur mikroskopisch erkennbare Punktierung der
Flügeldecken und duch die durchscheinenden dunklen Längsstreifen
derselben.
Hydrophiliden-Studien. 107
Farana Knisch nov. gen. (ad Hydrobiar).
Mit Hydrobius und Enochrus zunächst verwandt. Von ersterer
Gattung durch nicht punktiert-gestreifte Flügeldecken, durch das
aus einem einfachen, sehr kräftigen Zahn gebildete Mesostitum, durch
kürzeres Endglied der Kiefertaster sowie durch ausgedehntere Pu-
beszenz der Schenkel verschieden. Von Enochrus ist diese Gattung
durch die Form des Mesosternalfortsatzes, kürzere Kiefertaster und
gerades zweites Glied derselben leicht trennbar.
Der Kopf mäßig breiter als lang, mit seitlich wenig vorspringenden
unsen viel stärker als oben gewölbten Augen; die Seiten desselben
nach vorn gerundet verengt. Praefrons am Vordetrande flach und
seicht ausgebuchtet, so daß der Praeclypes zum Teil frei sichtbar wird.
Die Oberlippe mit einer unregelmäßigen, wenig dichten Querreihe
größerer Punkte.
Pronotum stark quer, am Vorderrande und um die Hinterecken
gerandet, an den Seiten mit den obligaten, den Umrissen einer Ellipse
. entsprechend angeordneten, größeren Punkten. Schildchen dre!-
eckig, kaum länger als breit, an der Spitze ein wenig abgerundet.
Flügeldecken mit einem im basalen Viertel erloschenen Nahtstreifen,
sonst unregelmäßig punktiert, mit einigen unregelmäßigen Reihen
größerer Punkte. Das Kinn mäßig stark quer, vorn in der Mitte nieder-
gedrückt, punktiert. Prosternum flach dachförımg, am Vorderrande
stark erhoben, h'nter diesem quergefurcht. Mesosternum mit äußerst
kräftigem, etwas nach rückwärts gerichteten, beborsteten Zahn,
welcher zwischen die Mittelhüften keinen Fortsatz entsendet; die
Fühler neungliedrig, ihr erstes Glied lang und kräftig, das zweite
kaum halb so lang und gegen die Spitze verjüngt, Glied 3, 4 und 5
klein, gegen die Spitze allmählıg verbieitert, Gliea 6 quer, napfförmig;
die Keule lose gegliedert, pubeszent, ihre ersten Glieder schwach quer,
das Endglied rundlich, kaum länger als breit. Die Kiefertaster so lang
als die Fühler und genügend kräftig, ihr zweites Glied gerade und
gegen die Spitze allmählig verbreitert, Glied 3 und 4 gleichlang, Glied 3
knapp hinter der Basis einwärts gebogen und dann gegen die Spitze
verbreitert, das Endglied stiftförmig, vor der abgestumpften Spitze
am breitesten. Die Beine mäßig lang und schlank; sämtliche Schenkel
bis weit gegen die Spitze pubeszent, die Schienen mäßig fein und regel-
mäßig bedornt. Die Mitteltarsen mäßig, die Hintertarsen ziemlich
schlank und an der Unterseite regelmäß’g beborstet. An den fünf-
gl’edr gen H’ntertarsen das Basalglied sehr kurz und sehr schräg ab-
gestutzt, von der Unterseite gesehen kaum halb so lang als das ge-
streckte zweite Glied. Glied 3 und 4 wesentlich kürzer als das zweite,
das Endglied dem zweiten an Länge ungefähr gleich. Die Klauen
schlank und gebogen.
Genustype: Farana simplex Knisch nov. spec.
Mäßig gestreckt oval, nach vorn kaum verschmälert, ziemlich
stark gewölbt, schwarz, slänzend, die Seiten des Kopfes, Halsschildes
und der Flügeldecken braunrot oder gelbrot durchscheinend. Die
5. Heft
108 Alfred Knisch:
Unterseite samt den Schenkeln schwarz oder pechschwarz. Die Schienen
pechbraun oder rotbraun, die Fühler, Kiefertaster und die Tarsen
sowie je ein Flecken an den Seiten der Ventralsegmente rötlichgelb
oder gelbrot; das zweite Glied der Kiefertaster und die Fühlerkeule
dunkel.
Der Kopf mäßig fein und nicht sehr dicht punktiert, mit gut sicht-
barer antenno-frontaler Naht. Innerhalb der Augen jederseits eine
Gruppe größerer Punkte. — Der Halsschild an der Basis etwas zwei-
einhalbmal so breit als in der Mitte lang, nach vorn ziemlich stark,
flachbogig gerundes verschmälert, ziemlich stark gewölbt, an den
Seiten, am Vorderrande und um die Hinterecken gerandet. Derselbe
ist mäßig fein und nicht sehr dicht punktiert, an den Seiten mit sehr
zerstreut, den Umrissen einer Ellipse entsprechend angeordneten,
größeren Punkten. Das Schildchen dreieckig, kaum länger als breit,
an der Spitze ein wenig abgerundet, feiner als der Halsschild und mäßig
dicht punktiert.
Die Flügeldecken mäßig gestreckt oval, ziemlich stark gewölbt,
vor der Mitte mehr oder weniger parallelseitig, rückwärts gemeinsam
fast halbkreisförmig zugerundet, mit genügena tiefem, im vorderen
Viertel erloschenen Nahtstreifen, etwas kräftiger als der Halsschild,
und mäßig dicht punktiert, mit drei unregelmäßigen Reihen größerer
Punkte und am Seitenrande mit zerstreuten .größeren Punkten, im
Grunde glatt, glänzend.
' Das Kinn mäßigstark quer, vorn in der Mitte eingedrückt, genügend
kräftig, aber mäßig dicht punktiert. Prosternum flach dachförmig,
am Vorderrande etwas stärker erhoben und hinter diesem querge-
furcht. Das Mesosternum mit einem isoliert situierten, sehr kräftigen
etwas nach rückwärts gerichteten unten beborsteten Zahn. Die Mittel-,
und Hinterhüften mäßig breit getrennt. Die Medianpartie des Meta-
sternums in geringer Ausdehnung geglättet; im übrigen ist die Brust
und das Abdomen pubeszent. An letzterem alle Segmente ungekielt.
Das fünfte Sternit miit einem sehr flachen, rundlichen, kaum wahr-
nehmbaren Ausschnitt. Die Extremitäten wie oben geschildert. —
Long. 7—8 mm. — Patria: Neu Süd Wales: Sydney. Mus. Godeffroy
No. 10704. 1 Exemplar als ‚„Phyliydrus — M. Regimbart determin.
1905“ bezettelt. — Manly bei Sidney, H. Fricke leg. (ded. 27. I. 1912)
1&. Beide Stücke aus dem Hamburger zoolog. Museum.
Hydrous.
Hydrous (Stethoxus) Gebieni Knisch nov. spec. (3).
Oval, rückwärts zugespitzt, mäßig gewölbt, schwarz, nur die
Fühler und die Taster rötlichbraun und auch disee stellenweise ge-
schwärzt. — Die ganze Oberseite im Grunde sehr fein und sehr dicht
schagriniert und mikroskopisch fein und dicht punktiert; Kopf und
Halsschild außerdem mit etwas größeren, wenig dichten, und die
Flügeldecken mit ebensolchen, sehr spärlich eingestreuten, schon
bei Lupenvergrößerung kenntlichen Punkten besät. Der Halsschild
nach vorn verhältnismäßig stark verengt, seitlich flach gerundet,
4
Hydrophiliden-Studien. 109
mit breit abgerundeten Hinterecken und deutlich ausgebuchtetem
Hinterrande. Auf den Flügeldecken die Normalreihen genügend
kräftig, die Begleitreihen derselben fein und aus distanten Punkten
bestehend. Neben dem Seitenrande sind die Deckschilde breit und flach
ausgekehlt und ist die grobe Punktierung daselbst wenig regelmäßig.
Der Prosternalfortsatz ist vorn nach unten kurz erweitert und
viel weniger breit als bei 7. ruficornis Klug zugespitzt. Sternalkiel
in der ganzen Mittelbrustpartie breit und tief ausgekehlt und auch in
der Metasternalregion bis über die Hinterhüften gestreift; derselbe ist
an Länge etwas variabel und endigt mit kräftiger, gerader Spitze in
den letzten zwei Dritteln des dr'tten Ventralbogens.. Das Abdomen
dachförmig, gänzlich pubeszent; das fünfte Sternit etwas schärfer
gekielt und seitlich mit je einem Schrägeindruck. Die Mittelschenkel
an der Basis sehr spärlich und fein, gegen die Spitze zu allmählich
kräftiger und tiefer, nur wenig dicht und mit einigen eingestreuten
kräftigen Punkten punktiert. — Long. 29, lat. 14,5 mm.
&: Die Vorderschienen am Außenrande in der Mitte gerundet
erweitert, vor der Mitte konkav. Glied 3 und 4 der Vordertarsen
zusammen nur so lang als das zweite, Glied 5 etwas länger als 3 und 4
zusammengenommen. Die Glieder 3 bis 5 sind fast gleichbreit und dem
zweiten Glied gegenüber nur mäßig verbreitert. Die Vorderklauen
‚kräftig, hiervon dieinneren etwas länger als dieäußeren. — Q unbekannt.
Patria: Neu-Guinea, Kaiserin-Augusta-Fluß, VIII, No. 485; —
V. No.487. Während der Hamburger Südsee- Expedition von Dr.
G. Duncker in zwei Exemplaren gesammelt und von der Hamburger
wissensch. Stiftung dem Hamburger zoolog. Museum ded. 1. XI. 1909.
Ich erlaube mir diese interessante Species Herrn Kustos Hans
Gebien ergebenst zu widmen und danke gleichzeitig verbindlichst
für die freundliche Überlassung eines der beiden Exemplare für meine
Sammlung.
Nach Regimbarts Revision ist die Art zweifellos dem nur in
weiblichen Stücken vom Senegal bekannt gewordenen Hydrous flavi-
cornıs Cast. zunächst verwandt, jedoch durch seitlich stärker gerundete,
weniger parallele, rückwärts spitzere Körperform, bei ausgereiften
Stücken tiefschwarze Färbung, schwarze Schenkel, deren mittlere
an der Basis sehr spärlich und fein, gegen die Spitze zu nur wenig
dichter aber kräftiger und tiefer, und mit eingestreuten größeren
Punkten punktiert sind, getrennt.
Berosus.
Enoplurus
Berosus (Enoplurus) prolongatus Fairm. subsp. continentalis Knisch
nov. subsp.
Es liegen mir zwei männliche Exemplare dieses Berosus vor,
welche ich als eigene Subspecies ansprechen zu müssen glaube.
Dieselben unterscheiden sich von der madagassischen Nominat-
form durch geringere Durchschnittsgröße, viel hellere, rötlichgelbe
5. Heft
110 Alfred Kniseh:
Färbung, feinere Punktierung des Halsschildes und kräftigere
Punktierung der Flügeldeckenintervalle, deren ungerade nicht mit
kräftigeren, stärker hervortretenden Punkten besetzt sind. Das Meso-
steıum ist einfach gekielt, die Mittelschenkel sind ganz gelb und nur
im basalen Viertel pubeszent, die Hinterschenkel sind ebenfalls gänz-
lich gelb und im ersten Drittel pubeszent. Der erste Ventralbogen
ist kaum bis zur Mitte gekielt. — Long. & 4,6-5,4mm. — Patria:
Süd-Afrika: Capstadt, Fischtwek. Während der Deutschen Süd-
polarexpedition am 8. Februar 1903 von Prof. Dr. Vanhöffen in zwei
d Exemplaren erbeutet. (Berliner Museum.)
Berosus (Enoplurus) peetoralis Knisch nov. spec. (4).
Etwas kürzer und weniger gestreckt als B. bispinosus Boh., dem
er im übrigen sehr ähnelt. Einfarbig rötlichgelb, die Stirn in gewisser
Ausdehnung, auf den Flügeldecken zwei kleine Flecken vor der Mitte
nahe der Naht sowie hinter der Mitte eine kurze Ziekzackbinde und
je zwei seitliche Flecken verwaschen bräunlich, sehr unscheinbar.
Die Extremitäten gänzlich rötlichgelb, die Unterseite schwarz, bei
weniger ausgereiften Stücken stellenweise oder gänzlich rötlich. Die
ganze Oberseite beim & sehr stark glänzend.
Der Kopf mäßig dicht, auf der Stirn ziemlich grob, nach vorn
allmählig feiner punktiert. Die Kielung der metopico-sagittalen Naht
kaum angedeutet. — Der Halsschild etwa doppelt so breit als lang,
nach vorn ziemlich stark gerundet verengt, mit in der Anlage recht-
winkligen, stark gerundeten Vorderecken, etwa so grob wie die Hinter-
stirn, aber wesentlich weniger dicht punktiert.
Die Flügeldecken mäßig gestreckt oval, mäßig gewölbt, an der
Nahtspitze stumpfwinklig abgestutzt, ohne deutlichen Zahn; daselbst
nur äußerst flach bogenförmig ausgerandet, mit ziemlich langen,
nach außen divergierenden äußeren Enddornen. Mit zehn mäßig tiefen
und mäßig schaıf eingeschnittenen Punktstreifen und einem Skutellar-
streifen von dreifacher Schildchenlänge. Der Seitenrand mit einer
Reihe flacher Kerbpunkte. Die Zwischenräume breit und flach, nach
rückwärts verschmälert und daselbst kaum konvex; Intervalle 2 und 3
spärlich zerstreut und fein, sämtliche übrigen ziemlich fein und regel-
mäßig einveihig punktiert; die Zwischenräume 3, 5 und 7 mit spärlich
eingestreuten, größeren Punkten. Sämtliche Intervalle beim $ im
Grunde glänzend glatt und auch ohne Behaarung. |
Das Kinn spiegelglatt, höchstens an der Basis mit einigen sehr
subtilen Pünktchen. Das Prosternum in der Mitte des Vorderrandes
nicht dreieckig ausgeschnitten, aber in seiner ganzen Länge gekielt.
Das Mesosternum mit einem kräftigen, nicht zahnförmig erweiterten
Mittelkiel. Das Metasternum gegenüber allen übrigen Berosus-Arten
sehr ausgezeichnet, hinter den Mittelhüften mit einem stumpfen
Kiel, Höcker oder kleinem Zahn, vor den Hinterhüften aber in einen
äußerst kräftigen, nach abwärts und etwas rückwärts gerichteten,
an der Spitze abgerundeten Zahn erhoben. Das Abdomen runzelig,
der erste Ventralbogen in der Mitte des Vorderrandes gekielt. Die
Hydrophiliden-Studien. 111
Beine mäßig lang und schlank. Die Vorderklauen ziemlich lang,
flacb gebogen, im Grunde winklig Die Mittelschenkel kaum bis zur
Mitte, die Hinterschenkel in der Basalhälfte pubeszent. — Long. 4,6
bis 5,6 mm.
&d: Halsschild und Flügeldecken im Grunde glatt, sehr stark
glänzend. Die Flügeldecken an der Nahtspitze stumpfwinklig, nicht
zahnförmig ausgebaut. Das zweite und dritte Glied der Vordertarsen
stark erweitert und lang beborstet. Das fünfte Abdominalsternit
an der Spitze nur flach ausgetandet, ohne sonstige Auszeichnung.
Q unbekannt.
Patria: Britisch Ost-Afrika, Kibwezi (No. 8) Huebner $.V. 14,
(No. 29) Scheffler J No. 5406, 139. Beide Exemplare aus dem Berliner
zoolog. Museum.
Berosus (Enoplurus) indieus Motsch. subsp. ehinensis Knisch nov. subsp.
Aus der Sammlung des zoolog. Museums in Berlin liegt mir ein
Pärchen dieser Art mit der Bezettelung „China, Coll. L. W. Schau-
fuß‘“ vor, welche Stücke sich durch wesentlich gröbere Punktierung
der Intervalle der Flügeldecken vom normalen indicus unterscheiden.
Ich glaube dieselben durch einen besonderen Namen hervorheben zu
müssen.
Berosus (Enoplurus) punetatissimus Le Conte
Berosus hoplites Sharp (Biol. Centr. Amer. I, Nachtr. 1887, p. 765)
ist nur eine durch die Bildung der Hinterbrust gekennzeichnete Rasse
des punctatissimus Le Conte. Das Metasteınum ist vor den Hinter-
hüften anstatt in einen stumpfen Zahn in eine nach abwärts, mit der
abgerundeten Spitze nach rückwärts gerichteten Lamelle erhoben;
da die Form der letzteren nicht unerheblich variiert und sonstige
wesentliche Unterscheidungsmerkmale fehlen, kann B. hoplites Sharp
nur als Subspecies dieser Art aufgefaßt werden. Mir liegen fünf 92
aus Mexico (J. Flohr G. Puebla 26), typische Stücke des Berliner
Museums vor.
Berosus Salvini Sharp (Biol. Centr. Amer. I, 1882, p. 79; Nachtr.
1887, p. 765) ist eine unbedeutende, durch dunkler gelbe Grundfarbe
und dunklere, oft ausgedehntere, schä-fer hervortretende schwarze
Flecken der Flügeldecken gekennzeichnete Varietät, dieser Art, von
welcher mir 1 2 aus Guatemala (No. 85397 ex Mus. Zürich) und 1 N
aus Mexico (Oaxaca 15 J. Flohr G.) aus dem Berliner Museum, ferner
eine ganze Reihe von Exemplaren aus dem Münchner zoolog. Museum
vorliegen.
Berosus s. str.
Berosus (s. str.) regius Knisch nov. spec.
Kurz oval, vorn schmäler, hoch gewölbt. Der Kopf schwarz,
mit lebhaft grünem oder purpurnem Metallglanze. Der Halsschild und
die Flügeldecken gelb- oder bräunlichgelbrot, ersterer mit einem läng-
lichen, medianen, und an den Seiten mit je einem einfarbig schwarzen
oder metallisch schimmernden Flecken; Die Grundfarbe zwischen
5. Heft
112 Alfred Knisch:
diesen Flecken rückwärts breiter als vorn. Die Flügeldecken mit einer
großen Anzahl zerstreuter, schwarzer Flecken und auch die gruben-
förmigen Punkte der Punktstreifen im Grunde schwarz. Die ganze
Oberseite glänzend. Die Extremitäten rötlichgelb, die äußersten
Spitzen der Kiefertaster und bisweilen auch die Tarsen stellenweise
angedunkelt. |
| Der Kopf ungleichmäßig grob, tief und dicht runzelig, vorn etwas
weniger grob punktiert. Der Scheitel mit deutlichem Längskiel. —
Der Halsschild etwas breiter als lang, nach vorn wenig verschmälert,
mit in der Anlage spitzwinkligen aber stark abgerundeten Vorder-
und sehr stumpfen Hinterecken, sehr grob und sehr dicht runzelig
punktiert; auf den äußerst schmalen erhabenen Stellen zwischen dieser
Punktierung mit eingestreuten kleineren Punkten. |
Die Flügeldecken kurz oval, hoch gewölbt, sehr grob, vorn und
seitlich seicht, rückwärts tief punktiert gestreift, mit schmäleren,
besonders hinter det Mitte stark gekielten Intervallen. Die Punkte der
Streifen sind besonders vorn und an den Seiten grob grubenförmig
und daselbst etwas in die Breite gezogen. Die inneren Zwischenräume
sind äußerst fein gereiht punktiert, die äußeren glatt nur das dritte
und fünfte Intervall zeigt außerdem je eine weitläufige Reihe stärkerer
Punkte. Sämtliche Zwischenıäume im Grunde glänzend glatt.
Die Mesosternallamelle soweit ersichtlich vor den Mittelhüften
kräftig zahnförmig vortretend. Die Klauen ziemlich stark gebogen.
(Die Unterseite konnte ich nicht näher untersuchen, da 'ch die wenigen
Stücke nicht einer eventuellen Beschädigung aussetzen durfte.) —
Long. 4—4,4 mm. — Patria: Mexico (ohne Detailfundort) leg. Heller
1896. Drei übereinstimmende Exemplare aus der Sammlung des Wiener
naturhistorischen Museums, von welchen mir eines freundlichst über-
lassen wurde. — Nachträglich erhielt ich noch zwei weitere Exemplare
aus dem Berliner Museum mit der Provenienzangabe El Cora TR
Ad. Lüdecke, Mexico, J. Flohr G.
Die Art ist dem südamerikanischen Berosus Holdhausi Knisch
durch die grobe Skulptur der Oberseite nahestehend, durch noch
dichtere Punktierung von Kopf und Halsschild, punktiert gestreifte,
mit kieligen Intervallen versehene Flügeldecken und im allgemeinen
auch schon durch die lebhaftere Färbung leicht trennbar.
Berosus (s. str.) Neumanni Knisch nov. spec.
Oval, stark gewölbt, der Kopf dunkel, mit kupfrigem, grünlichen
oder purpurnem Metallglanze, der Halsschild rötlichgelb, auf der
Scheibe mit isoliert stehender, mäßig ausgedehnter, in der Mitte ein-
geschnürter, brauner oder schwarzer Makel, bisweilen auch der Vorder-
rand und jederseits ein kleiner Flecken seitlich der Zentralmakel
schwärzlich. Die Flügeldecken rötlich oder graugelb mit einer Anzahl
schwärzlicher, auf der Scheibe zerfließender, an den Seiten schärfer
hervortretender Flecken. Die Unterseite braunrot oder zum Teil
geschwärzt, die Extremitäten rötlichgelb, die äußerste Spitze der
Kiefertaster etwas angedunkelt. Die ganze Oberseite glänzend.
Hydrophiliden-Studien. 113
Der Kopf grob und sehr dicht runzelig punktiert, zwischen den
Augen mit ausgedehnter Mittelgrube und mit deutlich gekielten
Scheitel. — Der Halsschild kaum zweimal so breit als in der Mitte
lang, parallelseitig oder nach vorn etwas konvergierend mit stark
gerundeten Ecken, sehr grob und dicht, stellenweise runzelig punktiert,
mit sehr schmalen Intervallen, welche hier und da ein eingestreutes,
kleines Pünktchen tragen. Meist ist eine schmale glatte Mittellinie
erkennbar.
Die Flügeldecken oval, mäßig gestreckt, stark gewölbt, rück-
wärts etwas über das Abdomen verlängert, an der Spitze einzeln
flach gerundet; mit zehn innen wesentlich schärfer als außen be-
grenzten Punktstreifen, deren Punkte grob aber nicht sehr tief sind.
Die Punkte der äußeren fünf oder sechs Streifen äußerst grob und
meist ein wenig in die Breite gezogen. Der Skutellarstreifen hat etwa
dreifache Schildchenlänge. Der Seitenrand mit einer unscheinbaren
Reihe von Kerbpunkten. Die Intervalle flach und breit, nur der
zehnte Zwischenraum, besonders gegen die Spitze zu, gekielt. Die
äußeren Intervalle mäßig fein und einreihig punktieıt, die inneren
hingegen mit sehr zerstreuten, unregelmäßigen Punkten, welche den
Zwischenräumen ein sehr rauhes Aussehen verleihen.
Das Kinn mit deutlichen Punkten übersät. Die Kiefertaster lang
und schlank. Das Mesosternum mit kräftigem Längskiel, welcher vor
den Mittelhüften nicht zahnförmig ausgebildet ist. Die Medianpartie
des Metasternums rückwärts stark erhoben mit großem, glatten
Mittelgrübehen. Das Abdomen deutlich und mäßig dicht punktiert
mit sehr feinen aufgerichteten Borsten; der erste Ventralbogen in
seiner ganzen Länge mit kräftigem Mittelkiel, das fünfte Sternit
mit breitem, mäßig tiefem Ausschnitt, in dessen Grunde sich zwei
kleine Zähnchen befinden. An den Beinen die Mittel- und Hinter-
schenkel bis über die Mitte pubeszent. Die Tarsen mit äußerst langen,
sehr flachbogigen Klauen. — Long. 4,1—4,5 mm.
d: Glied 2 und 3 der Vordertarsen mäßig stark verdickt.
Patria: Kamerun: Joko VIII. Ein einzelnes $ (Type), durch
A.Heyne erhalten, in meiner Sammlung. — Deutsch-Ost-Afrika:
Irangı VII, 1893. Prof. Oskar Neumann 8. 2 Exemplare. — Mbezı,
März 1914, leg. Methner 1 (2?). — Ägypten: Cairo, Coll. L. W. Schau-
fuß, 1 Stück. Letztere Exemplare aus dem Berliner Museum.
Durch die Skulptur und Färbung dem Berosus Kuntzenı m.
nahestehend, jedoch von bedeutenderer Durchschnittsgröße, mit noch
flacheren Intervallen der Flügeldecken und Ba Punktierung
der letzteren.
Berosus (s. str.) Gebieni Knisch nov. spec.
Mäßig gestreckt, kaum gerundet, oval, rückwärts ziemlich hoch
gewölbt; schmutzig gelbbraun, der Kopf dunkel metallisch, kupfrig
oder. purpurfarbig, die Scheibe des Halsschildes mit einem obskuren
Archiv für era
1922. A.5 8 5. Heft
114 Alfred Knisch:
schwarzen Flecken und jederseits desselben mit einer undeutlichen
Andunklung. Auf den Flügeldecken die Schulterbeule und eine geringe
Anzahl zerstreut gelegener, aber symmetrisch angeordneter, ver-
schwommen schwärzlicher Flecken. Die Unterseite schwarz, die
Extremitäten rötlichgelb, die äußerste Spitze der Kiefertaster und
die Basis der Schenkel in größerer Ausdehnung braun oder rötlichbraun.
Der Kopf zwischen den Augen mit tiefer, vorn erweiterter
Longitudinalgrube und scharfem Scheitelkiel, grob und sehr dicht
gedrängt runzelig punktiert; in der Praefrontalpartie ist die Punk-
tierung nicht runzelig, sondern aus mittelmäßig groben und feineren
Punkten gemischt bestehend und weniger dicht gedrängt. — Der
Halsschild etwa doppelt so breit als in der Mitte lang, an den Seiten
kaum gerundet, mit stark abgerundeten Ecken, sehr grob, ziemlich
dicht und etwas unregelmäßig punktiert. Auf den Intervallen feinere
Punkte spärlich eingestreut. Eine Schagrinierung des Grundes ist
nicht wahrnehmbar. Das Schildehen lang dreieckig, sehr dicht ge-
drängt, runzelig und ziemlich grob punktiert.
Die Flügeldecken an der Basis deutlich breiter als der Halsschild,
vor der Mitte ziemlich parallelseitig, nach rückwärts gerundet, ver-
engt aber nicht deutlich zugespitzt, daselbst hochgewölbt. Mit zehn
groben, mäßig tiefen, innen etwas schärfer als außen begrenzten Punkt-
streifen, welche gegen die Seiten hin noch breiter werden, und mit
einem Skutellarstreifen von dreifacher Schildchenlänge. Deren
Punkte ziemlich grob, dicht gedrängt und zum Teil in die Breite ge-
zogen; der Seitenrand mit einer ziemlich dichten Reihe von Kerb-
punkten. Die Zwischenräume auf der Scheibe nur zwei bis dreimal
so breit als die Streifen, an den Seiten diesen gleichbreit, auf der
Scheibe ziemlich flach, rückwärts und seitlich mäßig gewölbt, mäßig
fein, mäßig tief und wenig dicht: punktiert, die ungeraden Intervalle
ohne hervortretende größere Punkte.
Das Kinn ziemlich deutlich, mäßig tief und dieht punktiert.
Mesosternum in der Mitte longitudinal gekielt ohne zahnförmigen
Vorbau. Die Medianpartie des Metasternums besonders rückwärts
stark erhoben und flach muldenförmig ausgehöhlt. Das Abdomen
rauh, runzelig, der erste Ventralbogen bis über die Mitte gekielt.
Das fünfte Sternit an der Spitze mit einem breiten, mäßig tiefen,
parallelseitigen Ausschnitt und die Basis desselben in der Mitte nach
rückwärts vorgezogen. Die Beine mäßig lang, aber ziemlich schlank,
Die Mittel- und Hinterschenkel bis etwas über die Mitte pubeszent.
Die Klauen lang, flach gebogen, im Grunde winklig. — Long. 3,8
bis 4,2, lat. etwa 1,83 mm. — Patria: Kongo-Gebiet, Fort le Possel
— Yakoma. Dr. H. Schubotz leg. IV, 1911. (Inner-Afrika-Expedition
d. Hrz. Adolf Friedrich zu Mecklenburg 1910—1911.) Zwei Exemplare
dieser charakteristischen, mit Berosus corrugatus Reg., Neumanni
und Kutzeni m. verwandten Art wurden mir von Herrn Kustos Hans
Gebien aus dem Hamburger zoolog. Museum mitgeteilt und erlaube
ich mir diese Species dem genannten Herrn als bescheidenes ee
meines Dankes zu widmen.
Hydrophiliden-Studien. 115
Dem Berosus corrugatus Reg. zunöchst stehend, durch dunklere
Färbung, gröbere Skulptur von Kopf und Halsschild und feiner
punktierte Zwischenräume der Flügeldecken verschieden.
Berosus (s. str.) Kuntzeni Knisch nov. spec.
Oval, stark gewölbt, rötlichgelb, stark glänzend; der Kopf samt
der Oberlippe schwarz, mit purpurnem oder kupfrigem Schimmer.
Der Halsschild auf der Scheibe mit mäßig ausgedehntem pechbraunen,
mäßig scharf begrenzten, oft durch die Grundfarbe geteilten Flecken.
Die Flügeldecken mit einer Anzahl zusammenfließender, oft sehr un-
scheinbarer brauner Flecken, von welchen einer, vertikal gestellt
jederseits am achten bis zehnten Intervall in der Mitte konstant her-
vortritt. Die übrigen Flecken sind bei vielen Exemplaren auf einige
Andunklungen der Scheibe nahe der Naht reduziert. Die Unterseite
pechfarbig. Das Kinn und die Extremitäten rötlichgelb, nirgends
geschwärzt, nur die Basalhälfte der Schenkel bräunlichrot.
Der Kopf grob und äußerst dicht gedrängt, runzelig punktiert,
zwischen den Augen mit deutlicher, ausgedehnter Mittelgrube, der
Scheitel longitudinal gekielt. — Der Halsschild höchstens zweimal
so breit als in der Mitte lang, an den Seiten kaum gerundet, mit stark
abgerundeten Ecken, sehr grob und sehr dicht, an den Seiten äußerst
gedrängt, punktiert auf den sehr schmalen Punktintervallen mit sehr
weitläufig eingestreuten, feineren Pünktchen. Das Schildchen schwarz,
grob und dicht punktiert.
Die Flügeldecken oval, stark gewölbt, hinter der Mitte bauchig
erweitert und von da nach vorn ziemlich gerade, nach rückwärts
gerundet verengt, an der Spitze einzeln flach abgerundet, das Abdomen
weit überragend. Mit zehn groben, innen etwas schärfer als außen
begrenzten Punktstreifen und einem Skutellarstreifen von etwa drei-
facher Schildchenlänge. Die Punkte der inneren Streifen äußerst
dicht gedrängt, jene der fünf äußeren Streifen äußerst grob und ein
wenig in die Breite gezogen. Der Seitenrand mit einer Reihe seichter
Kerbpunkte. Die inneren Intervalle flach, die äußeren nur sehr mäßig
gewölbt, durchwegs seicht und mäßig fein, die äußeren regelmäßig,
die inneren etwas gedrängter, tiefer und unregelmäßig einreihig
punktiert.
Das rötliche Kinn mit einer Anzahl kräftiger, distanter Punkte
übersät. Die Kiefertaster lang und schlank. Das Mesosternum mit
kräftigem, vor den Mittelhüften nicht zahnförmig ausgebauten
Longitudinalkiel. Die Medianpartie des Metasternums rückwärts
sehr hoch erhoben, nach rückwärts kielförmig zwischen die Hinter-
hüften gezogen, deren Seiten zahnförmig ausgebaut und zwischen
diesen Zähnen mit einer großen, glänzenden Mittelgrube. Nach vorn
verlängerte Schenkelkiele fehlen. Das Abdomen deutlich und nicht
sehr dicht punktiert; der erste Ventralbogen in seiner ganzen Länge
kräftig gekielt; das fünfte Sternit mit sehr breitem, mäßig tiefen
Ausschnitt, dessen Basis zwei kleine Zähnchen trägt. Die Beine,
8r 5 Heft
116 Alfred Knisch:
besonders die Tarsen ziemlich schlank; Die Vorderklauen äußerst
laug, sehr mäßig gebogen. — Long. 3 258, 6 mm.
d: Glied 2 und 3 der Vordertarsen gegenüber j jenen der 29 nur
mäßig stark verdickt.
Patria: Nw. Madagaskar: Majunga, 19. VIJ. 1890, No. 102912 (35),
Voeltzkow S. — Majunga, A. Voeltzkow S$,., 15. III. 1891 (Süß-
wasser). Eine Reihe von Stücken aus dem Berliner Museum. .
Fünf Exemplare der ersten Etikettierung tragen die Bezeichnung
„Regimbart det.“, zu einer Benennung durch Regimbart ist es aber
nicht mehr gekommen. Ich widme diese interessante Art Herrn Kustos
Dr. Heinrich Kuntzen.
Dem Berosus corrugatus Reg. einigermaßen nahestehend, von
diesem aber durch hell rötlichgelbe Färbung, yiel gröber und äußerst
dicht gedrängt punktierten, auf der Scheibe wohl angedunkelten,
aber nicht metallischen Halsschild, sowie durch breitere und flachere
Intervalle der Flügeldecken verschieden.
Berosus (s. str.) adustus Knisch nov. spec.
Oval, stark gewölbt. Der. Kopf schwarz, metallisch kupfrig oder
grünlich, der Halsschild rötlichgelb, auf der Scheibe meist in größerer
Ausdehnung und nicht scharf begrenzt metallisch kupfrig, mit glatter,
srundfarbener Mittellinie und dunklen Flecken. an Stelle der Prae-
diskalreihe in der Richtung gegen die Augen. Die Flügeldecken rötlich,
bräunlich oder graugelb, auf der Mitte neben der Naht mit-je zwei
und gegen den Seitenrand mit je zwei bis drei wenig scharf hervor:
tretenden schwarzen Flecken und auch sonstigen, unscheinbaren
Verdunklungen. Die Unterseite schwarz; die Extremitäten rötlichgelb
mit dunkler Spitze der Kiefertasterendglieder.
Der Kopf grob und sehr dicht runzelig. punktiert, am Scheitel
mit feinem Längskiel und mit flachem Grübchen zwischen den’ Augen.
— Der Halsschild doppelt so breit als in der Mitte lang, an den Seiten
wesentlich kürzer als in der Mitte, mit konvexem Hinterrande, die
Seiten gerade, die Vorderecken breit. gerundet. Die Punktierung
desselben ist greb und im allgemeinen nicht sehr dicht, auf der Scheibe
und von der Mitte gegen die Augen hin aber wesentlich dichter und
daselbst runzelig. Die Mittellinie desselben glatt. Die Zwischenräume
der groben Punkte glatt, nur beim Q an den Seiten ; im Grunde fein
gerunzelt. |
Die Flügeldecken oval, hinter der Mitte etwas bokehie erweitert,
stark gewölbt, an der Spitze beim 5 gerundet, beim 2 schräg abgestutzt
oder etwas ausgerandet. Mit zehn, innen schärfer begrenzten Punkt-
streifen, deren äußere wesentlich kräftiger sind. Die Punkte derselben
auf der Scheibe mäßig grob, nach den Seiten und gegen die Spitze zu
allmählig an Größe zunehmend; die Punkte der äußeren Streifen
sehr grob. Ferner sind noch vorhanden ein Skutellarstreifen von
mindestens dreifacher Schildehenlänge und am Seitenrande eine
Reihe ziemlich grober distanter Kerbpunkte. Die Zwischenräume
derselben flach, nur die äußeren etwas. gewölbt, die inneren grob und
|
Hydrophiliden-Studien. 117
mäßig dicht, die äußeren fein, sehr seicht und mehr oder weniger ein-
reihig punktiert. Die ungeraden Zwischenräume 3, 5 und 7 mit ein-
gestreuten, etwas kräftigeren Punkten. Beim 2 sind die Intervalle
im Grunde gerunzelt oder zellförmig schagriniert.
| Das Kinn spiegelglatt, anscheinend unpunktiert. Das Meso-
sternum mit kräftiger, vorn zahnförmig ausgebauter Lamelle. Die
Medianpartie des Metasternums rückwärts stark erhaben, mit großen,
glatten Mittelgrübchen, seitlich durch Schenkellinien begrenzt. Das
Abdomen runzelig punktiert. Der erste Ventralbogen nur in der vor-
deren Hälfte gekielt, dann verflacht. Das fünfte Sternit mit einem
breiten, mäßig tiefen Ausschnitt, dessen Grund flach dreieckig nach
rückwärts vorgezogen ist. Die Mittel- und Hinterschenkel bis zu
drei Fünftel pubeszent. Die Klauen der Vorderbeine ziemlich lang
und ziemlich flach gebogen, im Grunde winklig. — Long. 3,9—5,3 mm.
d: Flügeldecken im Grunde glänzend glatt; zweites und drittes
Glied .der Vordertarsen etwas erweitert und stark beborstet.
Q: Deckschilde im Grunde gerunzelt oder zellförmig schagriniert,
Vordertarsen normal.
Patria: Argentinien: Buenos Aires, Dr. P. Frank leg., ded. 15. IX.
1920. Sechs Exemplare aus dem Hamburger zoolog. Museum. —
Montevideo, Prado, 3. VIII. 1893, Coll. Michaelsen, No.206, ein
Q@ ım Berliner Museum.
Berosus (s. str.) asphaltinus} Knisch nov. spec. (3).
Gestalt abnormal, mit starkem Kugelungsvermögen, stark ge-
rundet, sehr hoch und regelmäßig gewölbt, vor der Mitte der Flügel-
‚decken am breitesten. Kopf dunkel metallisch, Halsschild gelb, zum
Teil schwärzlich eingesäumt, auf der Scheibe eine große, durch die
Grundfarbe geteilte, dunkel metallische Längsvitta, seitlich dieser
(ähnlich wie bei vielen Enochrus- Arten) je ein basaler und ein medianer
dunkler Punkt hervortretend. Die Flügeldecken rötlichgelb, doch ist
die Grundfarbe durch die schwarzen Punkte der Punktstreifen, welche
häufig auseinanderfließen, und durch sonstige verschwommene An-
dunklungen zum großen Teil verdrängt. Die Unterseite schwärzlich-
braun, die Vorderhüften sowie sämtliche Extremitäten rötlichgelb,
die äußerste Spitze der Kiefertaster, sowie die Basalhälfte der Mittel-
und Hinterschenkel gebräunt oder schwärzlich. Die ganze Ober-
seite glänzend.
Der Kopf auf dem Scheitel mäßig grob und mäßig dicht, nach
vorn allmählig feiner punktiert. Der Kiel des Scheitels sehr unscheinbar.
— Der Halsschild stark quer, etwa zweieinhalb mal so breit als ın der
. Mitte lang, mit kurzen, geraden, nicht gebogenen Seiten, geraden
Vorder- und stark konvexem Hinterrande und in der Anlage fast
rechtwinkligen Vorderecken, welche genügend stark gerundet sind;
die Hinterecken sehr stumpf gerundet. Die Punktierung desselben
ziemlich gleichmäßig, mäßig grob, wenig vertieft und ziemlich weit-
läufig.. Die Seiten im Grunde verschwommen schagriniert. Das
5. Heft
118 Alfred Knisch:
Schildehen mäßig lang dreieckig, in der Mitte mit einer geringen
Anzahl deutlicher Punkte. |
Die Flügeldecken hinter ihrer Basis viel breiter als der Hals-
schild, vor der Mitte am breitesten, hoch gewölbt, nach rückwärts
zugespitzt, an der Spitze einzeln dreieckig ausgezogen. Mit zehn
auf der Scheibe schmalen, mäßig tiefen, an den Seiten furchenartigen
Punktstreifen und mit einem Skutellarstreifen von dreifacher Schildchen-
länge. Die Punkte der Streifen ziemlich dicht gedrängt, in den Seiten-
streifen grob und etwas in die Breite gezogen. Der Seitenrand mit
unscheinbaren Kerbpunkten. Die Intervalle flach, die Seiten-
zwischenräume konvex, besonders auf der Scheibe sehr fein und sehr
spärlich punktiert. Zwischenraum 3, 5, 7 und 9 mit eingestreuten,
kräftigeren Punkten. Im Grunde sind sämtliche Intervalle durchaus
latt.
; Das Kinn mäßig dicht aber kräftig punktiert. Die Mesosternal-
lamelle sehr breit und sehr tief nach unten vorgezogen, in der Anlage
(von der Seite gesehen) fast rechtwinklig, unten ziemlich gerade be-
grenzt und fein und kurz pubeszent, vorn flach konvex. Die Median-
partie des Metasternums hoch erhoben, nach rückwärts in zwei sehr
stumpfe Zähne auslaufend, zwischen diesen muldenförmig vertieft,
das Abdomen rauh runzelig; der erste Ventralbogen bis über die Mitte
flach gekielt. Das fünfte Sternit mit einem genügend breiten, mäßig
tiefen Ausschnitt. Die Beine lang und kräftig. Die Mittelschenkel bis
zur Mitte, die Hinterschenkel etwas darüber pubeszent. Beim $ Glied 2
und 3 der Vordertarsen plump, verdickt, kurz beborstet. Die Mittel-
tarsen mit besonders langen Schwimmhaaren. Die Klauen lang, flach
gebogen, im Grunde winklig. — Long. 4,9, lat. 2,9 mm (im gekugelten
Zustande.) — Patria: Brasilien, Paranagua, R. Weyh leg. (ded. 4. VII.
1912). Ein einziges in der Sammlung des Hamburger zoolog. Museums.
Die Art ist durch ihre äußerst charakteristische, hochgewölbte
Gestalt, bei welcher die größte Breite vor der Mitte der Flügeldecken
liegt, sehr ausgezeichnet und hierdurch von allen übrigen bekannten
Berosus-Arten leicht trennbar, so daß ich kein Bedenken hege, aus-
nahmsweise ein Unikum zu beschreiben.
Berosus (s. str.) eornieinus Knisch nov. spec.
Oval, stark gewölbt, der Kopf dunkel metallisch, der Halsschild
an den Seiten rötlichgelb, das mittlere Drittel in seiner ganzen Länge
einfarbig schwarz oder nur wenig metallisch; die Flügeldecken ein-
farbig pechschwarz; die ganze Oberseite glänzend. Die Ventralseite
pechschwarz, die Extremitäten rötlichgelb; an den Mittel- und Hinter-
beinen der pubeszente Teil der Schenkel, die Schienen und zum großen
Teil auch die Tarsen geschwärzt.
Der Kopf kräftig und seitlich auch ziemlich dicht punktiert,
mit fein gekieltem Scheitel. — Det Halsschild stark quer, mehr
als doppelt so breit als lang, verhältnismäßig kurz, geradseitig, nach
vorn mäßig verengt mit mäßig stark abgerundeten Ecken. Der Hinter-
rend gegen das Schildehen deutlich konvex. Derselbe ist grob und
Hydrophiliden-Studien. 119
mäßig dicht punktiert, die Punktierung nicht sehr gleichmäßig ver-
teilt und in der Mitte durch eine geglättete, schmale Längsmittellinie
unterbrochen. Auf den Erhabenheiten sind sehr spärlich feine
Pünktchen eingestreut.
Die Flügeldecken wesentlich breiter als der Halsschild, an den
Seiten ziemlich gleichmäßig gerundet, mit sehr mäßig abgerundeten
Spitzen und stark hervorstehender Schulterbeule; mit zehn ziemlich
. groben, rückwärts und seitlich kaum schärfer eingeschnittenen Punkt-
streifen und einem Skutellarstreifen von dreifacher Schildchenlänge.
Der Seitenrand mit einer Reihe von Kerbpunkten. Die Intervalle un-
regelmäßig, grob und mäßig dicht punktiert, im Grunde glänzend.
Das Kinn mit einer Anzahl feiner Pünktchen. Die Mesosternal-
lamelle sehr kräftig, ihre steil abfallende Vorderbegrenzung in ein
Zähnchen auslaufend. Die Medianpartie des Metasternums rückwärts
stark erhaben, mit glänzend glattem Mittelgrübchen, seitlich durch
Schenkellinien begrenzt. Das Abdomen dicht runzelig punktiert;
Der erste Ventralbogen in der Vorderpartie deutlich gekielt, der Kiel
nach rückwärts allmählich verflacht abfallend. Das fünfte Sternit
mit einem ziemlich tiefen Ausschnitt, dessen Grund zwei Zähnchen
trägt. An den Beinen die Vordertarsen mit mäßig langen, flach ge-
bogenen, im Grunde winkligen Klauen; die Mittel- und Hinterschenkel
auf der Vorderseite in mäßiger Ausdehnung, an ihrem rückwärtigen
Rande bis über die Mitte reichend pubeszent. Die Vordertarsen bei
vorliegenden zwei Stücken (292) normal. — Long. 5—5,3 mm. —
Patria: Brasilien, Sello $S. G. Zwei Exemplare (99) ohne nähere Fund-
ortsangabe mit No. 10656, von welchen eines die i. 1. Bezeichnung
„auritus N.“ trägt, in der Sammlung des zoolog. Museums in Berlin.
Mit Berosus auriceps Boh. sehr nahe verwandt und von diesem
durch geradseitigen Halsschild, kräftigere Schulterbeule, insbesondere
aber durch die charakteristische Färbung verschieden.
Ich besitze sehr dunkel gefärbte Exemplare von Berosus auriceps
Boh., welche dieser Art äußerst nahe kommen. Dieselben unterscheiden
sich aber durch das Fehlen der großen, schwarzen Halsschildmakel,
immerhin hellere Färbung der Flügeldecken sowie der Mittel- und
Hinterbeine und auch durch weniger ausgedehnte Pubeszenz der
Mittel- und Hinterschenkel. Vollständige Übergänge zwischen beiden
Formen fehlen mir, infolgedessen ich die vorliegenden zwei Stücke
als eigene Art aufzufassen gezwungen bin.
Berosus (s. str.) striatus Say subsp. pennsylvanieus Knisch nov. subsp.
Von der Nominatform durch schmälere, seitlich gleichmäßig
gerundete Gestalt, hinter der Mitte nicht bauchig erweiterte Flügel-
decken und gleichmäßig grobe und ziemlich dichte Punktierung der
Intervalle derselben verschieden. Außerdem ist der Halsschild im
Grunde meist zellförmig schagriniert und die insbesondere bei striatus &
stets hervortretenden groben Punkte auf den ungeraden Intervallen
der Flügeldecken fehlen dieser Form.
5. Heft
120 Alfred Knisch:
Vier $-Exemplare liegen mir aus der Sammlung des Berliner
zoolog. Museums vor, und zwar mit folgenden Provenienzangaben;
Nord- Amerika (ohne Detailfundort) No. 10653 Dejean V., als ‚‚striatus
Say‘ bezettelt, zwei Exemplare. — Pennsylvan., Zimmermann $. G.,
No. 10 653 (108), ebenfalls zwei Stücke.
Berosus (s. str.) rubellus Knisch nov. spec.
Gerundet oval, stark gewölbst; vötlichgelb, der Kopf dunkel .
metallisch grün oder purpurfarbig, der Halsschild einfarbig rötlich-
gelb oder auf der Mitte mit verschwommener, dunkler, durch die
Grundfarbe meist geteilter Längsbinde oder verwaschen bräunlichem
Flecken.” Die Flügeldecken rötlichgelb mit einigen verschwommenen,
meist nur in der Apicalhälfte hervortretenden, bräunlichen Längs-
flecken. Die Unterseite schwarz, die Extremitäten rötlichgelb, nur die
äußerste Spitze der Kiefertasterendglieder und die Basis der Schenkel
gebräunt oder geschwärzt.
Der Kopf klein, mäßig grob und mäßig dicht punktiert mit kurz
und flach gekieltem Scheitel. — Der Halsschild zwei bis zweieinhalbmal
so breit als lang, mit konvexem Hinterrande. Die Seitenränder in der
Basalhälfte ziemlich parallel, gegen die Vorderecken stark gerundet
verengt. Die Skulptur desselben ist eine ungleichmäßige, nur mäßig
grobe, ziemlich zerstreute, infolge Runzelung des Grundes wenig
scharf hervortretende Punktierung. Zwischen der Normalpunktierung
sind häufig, manchmal sogar ziemlich dicht, sehr feine Pünktchen ein-
gestreut. Das Schildchen ziemlich grob, mäßig dicht punktiert.
Die Flügeldecken gerundet oval, stark gewölbt, an der Spitze
gemeinsam abgerundet. Mit zehn feinen, seichten, an der Basis als
Punktreihen ausgebildeten Punktstreifen, deren Punkte nur wenig
größer als jene der normalen Halsschildpunktierung und ziemlich
dicht, rückwärts schärfer eingestochen gestellt sind. Der Skutellar-
streifen von dreifacher Schildchenlänge. Die Intervalle derselben
durchaus sehr breit und flach, auf den inneren Zwischenräumen mit
sehr weitläufiger, ganz unregelmäßiger, auf den äußeren mit unregel-
mäßig einreihiger, feiner Punktierung. Auf den Intervallen 3, 5 und 7
sind kräftige Punkte weitläufig eingestreut. Sämtliche Intervalle
tragen zwischen der normalen Punktierung eine sehr feine und dichte
Punktation, so daß auf den ungeraden Zwischenräumen der Scheibe
Punkte in drei verschiedenen Größen vorhanden sind. Eine
Schagrinierung des Grundes ist nicht wahrnehmbar.
Das Kinn in der Regel mit einigen größeren und wenigen äußerst
feinen, fast mikroskopischen Pünktchen. Die Mesosternallamelle
kräftig, mit kleinen Zähnchen. Das Metasternum mit stark erhobener
Mittelpartie, mit rundlichem Mittelgrübchen und nach vorn verlängerten
Schenkellinien. Das Abdomen dicht und etwas runzelig punktiert;
der erste Ventralbogen nur am Vorderrrande gekielt. Die Mittelschenkel
bis zu zwei Fünftel, die Hinterschenkel in der ganzen Basalhälfte
pubeszent. Die Klauen der Vordertarsen lang, ziemlich stark BERN;
ım Grunde winklig. — Long. 4,3—4,5 mm,
Hydrophiliden-Studien. 121
&: Glied 2 und 3 der Vordertarsen wesentlich erweiteıt und
länger beborstet. Das fünfte Abdominalsternit mit einem ziemlich
breiten, mäßig tiefen Ausschnitt, in dessen Grunde sich zwei kleine
Zähnchen befinden.
Q: Die Basalglieder der Vordertarsen normal, gleichbreit.
Patria; Mexico, Valle de Mexico. J. Flohr G. 3 d& 19 aus der
Sammlung des Berliner zoolog. Museums; von den Jg trägt eines
die No. 186, ein zweites die Bezeichnung ‚‚flavicornis‘“‘, welche aber
nur auf irriger Determination beruht.
Dem Berosus metalliceps Sharp nahesteherd, von diesem durch
mehr gerundete Körperform, feiner, dichter und unregelmäßiger
punktierten Halsschild und besonders dichte Skulptur der Flügel-
deckenintervalle, welche außer der normalen Punktierung noch eine
dichte, sehr feine ‚Punktierung zeigen, hinlänglich verschieden; viel-
leicht "aber nur eine Form desselben. Übergänge liegen mir indes
nicht vor, weshalb ich diesen Berosus einstweilen als sat selb-
ständig betrachten muß.
Berosus (s. str.) metalliceps Sharp
Von dieser Art liegen mir zwei Exemplare aus dem Berliner Museum
vor: 1. Nw. Mexico: Ventanas, Forrer S. V. — 2. Nw. Mexico: Tres-
Marias-Inseln, Forrer S; letzteres Stück ist die Type oder zumindestens
ein Cotypus. Sharps Beschreibung fußt (‚„prothorace elytrisque
pallide testaceis, fere albidis“) wahrscheinlich auf der Beur-
teilung unreifer Stücke, wie auch obiges Exemplar nicht ausgereift ist.
Die Sharpsche Diagnose bedaıf übrigens einer Korrektur. Die Färbung
ist rötlichgelb, der Kopf dunkel metallisch grün oder purpurfarben,
die Punktstreifen der Flügeldecken sind dunkel. Die Punktierung des
Halsschildes ist kräftig und ziemlich gleichmäßig, gegen die Seiten
hin sind mikroskopisch feine Pünktchen eingestreut. Die Intervalle
der Deckschilde sind sehr fein und sehr zerstreut punktiert, nicht
unpunktiert, wie der Autor angibt; auf dem 3., 5. und 7. Zwischenraum
finden sich eingestreute, kräftige Punkte. Eine dichte Feinpunktierung
wie sie B.rubellus m. zeigt, fehlt dieser Art. (Vergl. Sharp Biol.
Centr. Amer. I, 1882, p. 83.)
Berosus (s. str.) Sharpi Zaitzev nom. nov.
Berosus dispar Sharp (Biol. Centr. Amer. I. Nachtr. 1887 p. 767).
Der Name dispar ist bereits von Reiche et Saulcy (Ann. Soc.
Ent. Fr. IV, 1856, p. 355) an eine syrische Rasse des B. siqnaticollis
Charp. vergeben. In Zaitzevs Katalog (Horae Soc. Ent. Ross. XXX VII
1908, p. 357; Sep. p: 75) ist diese Art fälschlich unter Enoplurus an-
geführt, da ihre Flügeldecken an der Spitze wohl ausgezogen aber nicht
zweizahnig sind.
Berosus (s. str.) bonaerensis Berg 1885. (inquilinus m. 1. 1.)
Mäßig gestreekt-oval, ziemlich gewölbt, rötlichgelb, der Kopf
dunkel metallisch, der Halsschild mit einer mäßig ausgedehnten,
5. Heft
122 Alfred Knisch:
den Vorder- und Basalrand nicht erreichenden, etwas verschwommenen
braunen oder leicht metallisch glänzenden, meist durch die Grund-
farbe geteilten Längsvitta. Die Flügeldecken vor und in der Mitte mit
je einer unregelmäßigen Querbinde, welche oft in einzelne, längliche,
isolierte Flecken aufgelöst ist, und meist mit einigen überzähligen,
länglichen, dunklen Flecken. Die Mundpartie der Oberlippe und die
Extremitäten rötlichgelb, die Spitzen der Kiefertaster, der Lippen-
taster und die Basis der Mittel- und Hinterschenkel sowie die ganze
Unterseite schwarz oder schwarzbraun.
Der Kopf ziemlich grob und ziemlich dicht punktiert, am Scheitel
kurz und flach gekielt.. — Der Halsschild mindestens zweimal so breit
als lang, von oben gesehen mit sehr stark abgerundeten Vorderecken
und geraden Seiten, grob und fast weitläufig punktiert; auf den Er-
habenheiten zwischen der Punktierung mit feinen Pünktchen; die
Seiten im Grunde meist fein gerunzelt. Das Schildchen ähnlich dem
Halsschild skulptiert.
Die Flügeldecken mäßig gestreckt-oval, ziemlich gewölbt, hinter
der Mitte bauchig erweitert, an der Nahtspitze einzeln schmal gerunzelt,
beim 9 ein wenig ausgeschnitten; mit zehn feinen, mäßig vertieften
Punktstreifen, deren Punkte ebenso kräftig als die gröberen Punkte
des Halsschildes und mit einem Skutellarstreifen von mindestens
dreifacher Schildchenlänge. Der Seitenrand mit sehr feinen, distanten
Kerbpünktchen. Die Intervalle derselben breit und durchaus flach,
deren Normalpunktierung etwa so grob wie jene der Streifen, auf dem
zweiten Zwischenraum unregelmäßig zweireihig, sonst mehr oder
weniger einreihig, die äußeren Intervalle regelmäßig einreihig punktiert.
Die Zwischenräume 3, 5 und auch 7 mit eingestreuten groben Punkten.
Sämtliche derselben zwischen der Normalpunktierung mit dicht ein-
gestreuten feinen, aber deutlichen Pünktchen, infolgedessen auf den
inneren ungeraden Intervallen Punkte in drei Größen vorhanden sind.
Eine Schagrinierung des Grundes ist nicht wahrnehmbar.
Das Kinn spiegelglatt, kaum punktiert. Mesosternum vor den
Mittelhüften in einen kräftigen Zahn erhoben. Die Medianpartie des
Metasternums verhältnismäßig klein, rückwärts stark erhaben. Das
Abdomen sehr dicht runzelig punktiert; der erste Ventralbogen etwa
bis zur Mitte gekielt, das fünfte Sternit mit breitem, flachen Aus-
schnitt, in dessen Grunde sich zwei sehr kleine stumpfe Zähnchen
befinden. An den Beiren die Mittel- und Hinterschenkel bis zur Mitte
oder ein wenig darüber pubeszent. Die Vorderklauen ziemlich kräftig,
flach gebogen, im Grunde winklig. — Long. 3,9—4,6 mm.
&: Zweites und drittes Vordertarsenglied erweitert, länger und
dichter beborstet als beim 9.
Patria: Argentinien; Neuquen, Dr. Adolf Lendl leg. 1907, 3 88;
5 Q? in meiner Sammlung; 234,1 2 der gleichen Provenienz im Berliner
zoolog. Museum. — Buenos Aires X, 1897, G. Schimpf — Buenos Aires,
26. VII. 1893, ex Coll. Michaelsen (No. 200) — Buenos Aires,
Dr. P. Frank leg. (ded. 15. IX. 1920); mehrere 98 und ?2 im Berliner
Hydrophiliden-Studien. 123
bezw. Hamburger zoolog. Museum. — Der Berg’sche Typus lag
mir ebenfalls vor.
Die Art steht dem Berosus dehiscens Jens.-Haar. in ihrer Skulp-
‘tur ziemlich nahe, unterscheidet sich aber von diesem durch den
dunkel metallischen Kopf und nicht zahnförmig ausgezogene Naht-
spitze der Flügeldecken.
Subspec. chilenus Knisch nov. subsp.
Unterscheidet sich von argentinischen Exemplaren durch weniger
hervortretende Fleckenzeichnung und durch unregelmäßig zerstreute
aber dichtere und gröbere Normalpunktierung ohne eingestreute
größere Punkte auf den ungeraden Zwischenräumen der Flügeldecken
(infolgedessen daselbst nur Punkte von zwei verschiedenen Größen).
Die Feinpunktierung derselben sowie die übrigen Merkmale stimmen
mit jenen argentinischer Provenienz überein. — Long. 3,9—5,2 mm.
— Patria: Chile, Santiago, Puelma 8. G.,14,1 9, ferner ein Fragment
(bei welchem nur der Hinterleib vorhanden ist) aus dem Berliner
zoolog. Museum.
Berosus (s. str.) festivus Berg 1885. (laeviyatus m. 1. 1.)
Ovale, seitlich regelmäßig gerundete, nach rückwärts stark zu-
gespitzte Körperform. Kopf und Halsschild gelbrot, die Flügel-
decken rötlichgelb, mit je zwei hintereinanderstehenden und in.der Mitte
des Seitenrandes mit je einer kaum wahrnehmbaren, verwaschen
bräunlichgrauen Makel. Die ganze Oberseite glänzend. Die Unter-
seite und die Extremitäten rötlichgelb.
Der Kopf ziemlich fein, mäßig weitläufig und etwas längsrissig
punktiert, ohne Scheitelkiel. — Der Halsschild knapp zweimal so
breit als in der Mitte lang, fast parallelseitig mit stark gerundeten
Ecken; ziemlich fein, mäßig weitläufig, bisweilen etwas längsrissig,
an den Seiten kräftiger punktiert.
Die Flügeldecken oval, seitlich regelmäßig gerundet, ziemlich
hoch gewölbt, nach rückwärts stärker als bei den nahe verwandten
Arten zugespitzt, die Spitzen einzeln abgerundet, das Abdomen weit
überragend. Mit zehn Punktstreifen, von welchen die inneren ziemlich
fein und scharf eingeschnitten, die äußeren allmählig gröber und breiter
werden. Die Punkte der inneren Streifen mäßig fein und dicht gedrängt
gestellt, jene der äußeren Streifen sehr grob. Die Intervalle auf der
Scheibe breit und flach, nur die drei oder vier äußeren derselben ın
der Mittelpartie gewölbt, nach rückwärts aber ebenfalls verflacht.
Die Zwischenräume 1 bis 7 sehr fein, weitläufig und unregelmäßig
punktiert, auf dem dritten und fünften Intervall eine Anzahl etwas
deutlicherer Punkte eingestreut. Die äußeren Zwischenräume glatt,
skulpturlos. Eine Schagrinierung des Grundes ist nirgends vorhanden.
Das Kinn spiegelglatt, bisweilen mit einigen Punkten. Die Meso-
sternallamelle vor den Mittelhüften in einen kräftigen Zahn endigend.
5. Heft
124 Alfred Knisch:
Die Medianpartie des Metasternums mit einem Mittelgrübehen. Das
Abdomen undeutlich runzelig punktiert; der erste: Ventralbogen: im
größten Teil seiner Länge, vorn aber höher gekielt. Das fünfte Sternit
mit einem ziemlich tiefen Ausschnitt, dessen Grund dreieckig nach
rückwärts vorgezogen ist. Die Beine mäßig lang und schlank. Die
Klauen der Vordertarsen mäßig stark gebogen und zart. — Long.
2,4—3,2 mm. — Patria: Brasilien; Lages Hochland, Fruhstorfer $.,
14 Exemplare. — St. Catharina, 3. "87. Fruhstorfer, 9 Stücke. — Rio
Janeiro, Dr. Hensel, 2 Exemplare. — Brasilien (W. Olfers?) 8. G.;
No. 1064, ein Stück. Sämtliche Belegstücke aus dem Berl. zool. Mus.
— Der Berg’ sche Typus lag mir ebenfalls vor.
Berosus (s. str.) stramineus Knisch nov. spec.
Oval, kaum oblong, mäßig hoch gewölbt, rückwärts gerundet,
zugespitzt. Einfarbig strohgelb oder rötlichgelb, nirgends metallisch;
auf den Flügeldecken nahe der Naht je zwei sehr verschwommene
Flecken und die Punkte der Punktstreifen blaßbraun, bisweilen auch
die Hinterstirn etwas dunkler, aber niemals schwarz. Die Unterseite
schwarzbraun, sämtliche Extremitäten rötlichgelb bis blaßgelb, das
Endglied der Kiefertaster an der äußersten Spitze gebräunt. Die Ober-
seite glänzend.
Der Kopf mit deutlichen Stirnnähten, ohne Scheitelkiel, ziemlich
fein und etwas weitläufig, auf der Vorderstirn feiner und dichter
punktiert. — Der Halsschild stark quer, mehr als doppelt so breit als
lang, parallelseitig mit stark gerundeten Ecken, nicht sehr fein, un-
gleichmäßig und weitläufig punktiert, im Grunde glänzend glatt.
Das Schildehen mit wenigen deutlichen Punkten.
Die Flügeldecken oval, seitlich gerundet, etwas hinter der Mitte am
breitesten, mäßig hoch gewölbt, rückwärts gerundet, zugespitzt. Mit
zehn mittelmäßig groben, innen schärfer als außen begrenzten Punkt-
streifen, welche nicht sehr stark vertieft sind. Der Skutellarstreifen
besteht aus wenigen deutlichen Punkten und erreicht zwei- bis zwei-
einhalbfache Schildchenlänge. Die Punkte der Streifen nicht seht tief
und meist etwas in die Breite gezogen. Die Intervalle auf der Scheibe
flach, etwa dreimal so breit als die Punktstreifen, rückwärts etwas
konvex. Die Punktierung der Zwischenräume ist mehr oder weniger
einreihig, besonders bei kleinen Stücken äußerst fein: und nur die
Intervalle 3, 5 und 7 tragen einige eingestreute, kräftigere Punkte.
Eine Schagrinierung ist auch beim ® nicht vorhanden.
Das Kinn spiegelglatt, glänzend, unpunktiert. Mesosternum
mit einer Lamelle, deren vorderes Ende nach unten als kleiner Zahn
vorspringt. Die Medianpartie des Metasternums senügerd hoch
erhoben und in der Mitte mit einem tiefen, länglichen, glänzend glatten
Grübchen versehen. Das Abdomen dicht: punktiert, mit bis etwas
über die Mitte scharf gekieltem ersten Ventralbogen. Das fünfte Sternit
mit einem breiten, nicht sehr tiefen Ausschnitt, dessen Grund weder
nach rückwärts vorgezogen noch zahnförmig ausgebaut ist. An den
Hydrophiliden-Studien, 125
Beinen die Mittel- und Hinterschenkel bis über zwei Drittel pubeszent.
Die Klauen flach gebogen und schlank. — Long. 2,4—3,3 mm.
| d: Glied 2 und 3 der Vordertarsen erweiteıt, länger und dichter
‘beborstet als beim 9.
Patria: Mexico, Manzanilla. R. Paessler leg. 17.—18. VIII. 1906,
(ded. 25. II. 1907). Zehn Exemplare $ 2 aus dem a. zoolog.
Museum.
- Die Art ist dem Berosus exıguus Day zunächst verwandt, unter-
scheidet sich aber von diesem durch hellere Färbung, weniger gestreckte,
mehr gerundete Körperform, feinere, weniger regelmäßige und viel
weitläufigere Punktierung von Kopf und Halsschild, breitere und
weniger scharf eingeschnittene Punktstreifen der Flügeldecken, feiner
punktierte Zwischenräume derselben. und durch ungezähnten Aus-
schnitt, des fünften Abdominalsegmentes. Einigermaßen auch dem
brasilianischen Berosus sticticus Boh. ab. confinis m. nahestehend,
von diesem aber durch gedrungenere Körperform, feinere: Skulptur
der Oberseite, weniger scharf . eingeschnittene seitliche Punkt-
streifen.der Deckschilde und verschieden geformte Basis des Abdominal-
Bussekinrites verschieden.
Hemiosus.
Hemiosus regalis Knisch nov. spec.
| Oel; mäßig gestreckt und mäßig stark gewölbt; durch die
Koloratur der Oberseite sehr ausgezeichnet. Kopf und Halsschild
‚dunkel bronzefarbig mit’grünlichem und kupfrigem Glanze; die Flügel:
decken hell strohgelb, die Basis. derselben zwischen den Schultern,
das Schildehen, die Naht, zwei bis drei Querbinden, ferner zwei bis
drei größere Flecken am Seitenrande sowie sämtliche Punktstreifen
derselben dunkel metallisch, .bronzefarbig oder kupfrig. Die Unter-
seite schwarzbraun oder pechschwarz, die Fühlergeißel, die Kiefer-
taster, die Knie und die Schienen hellgelb; die Spitzen der Taster,
die Schenkel mit Ausnahme der Knie und die Tarsen gebräunt oder
geschwärzt. Die ganze Oberseite glänzend.
Der Kopf verhältnismäßig grob, nach vorn allmählig feiner und
sehr dicht punktiert, ohne Scheitelkiel. — Halsschild etwas mehr
wie zweimal so breit als lang, rechteckig, mit parallelen, geraden
Seiten und etwas spitzwinklig angelegten, gerundeten Vorder- und
sehr stark abgerundeten Hinterecken. Die Seitenränder desselben
gekerbt punktiert und daher besonders um die Vorderecken fein und
stumpf gezähnt aussehend. Im übrigen ist der Halsschild mäßig
grob und sehr dicht mit Punkten von ungleicher Größe übersät.
Die Flügeldecken mäßig gestreckt und ziemlich flach gewölbt,
seitlich flach gerundet, rückwärts ein wenig -zugespitzt. Mit zehn auf
der Scheibe mäßig feinen, nach außen allmählig kräftigeren Punkt-
streifen und einem Skutellarstreifen von dreifacher Schildchenlänge.
Die Punkte der Streifen dieht gedrängt gestellt, nach den Seiten hin
allmählig größer. Der Seitenrand mit einer dichten Reihe von Kerb-
pünktchen,
5. Heft
126 Alfred Knisch.
Das Kinn vorn stark gerundet und beiderseits der gedachten
Mittellinie grob und ziemlich dicht punktiert. Die Palpen länger als
bei maculatus Sharp. Die Fläche der Mesosternallamelle aus zwei sehr
ungleichen Dreiecken gebildet, deren vorderes annähernd gleichseitig
und deren rückwärtiges Dreieck viel länger und mehr zugespitzt ist.
Die Fläche ist in der Mitte nicht oder nur sehr unscheinbar vertieft.
Die Medianpartie des Metasternums rückwärts stark erhoben, zwischen
den Hinterhüften mit kurzem, zahnförmigen Fortsatz; in der Mitte
ist dieselbe sehr flach muldenförmig ausgehöhlt. Brust und Abdomen
sehr fein pubeszent. Letzteres mit bis über die Mitte gekieltem ersten
Ventralbogen und dessen fünftes Sternit an der Spitze breit und
ziemlich flach ausgeschnitten, die Basis des Ausschnittes dreieckig
nach rückwärts vorgezogen. Die Beine ziemlich lang und schlank,
die Mittel- und Hinterschenkel bis nahe zu den Knien fein pubeszent,
am Vorderrande jedoch glänzend glatt. Die Vordertarsen anscheinend
bei beiden Geschlechtern normal. Die Klauen sehr zart. — Long. 2,3
bis 2,8mm. — Patria: Brasilien, Sta. Catharına, Bez. Humboldt,
Ort Isabelle, W. Ehrhadt leg. (vend. 1. XI. 1910). Eine Reihe aus dem
Hamburger zoolog. Museum.
Von dem mir durch die Güte des Herrn A. d’Orchymont in einem
Cotypus vorliegenden Hemiosus Moreiraw Orchym. durch geringere
Größe, nicht kielförmig erhobenen zehnten Zwischenraum der Flügel-
decken, insbesondere aber durch die sehr charakteristische Metall-
färbung der letzteren, sowie nicht tief ausgehöhlte Mesosternalplatte
und nicht tiefausgehöhlte Medianpartie des Metasternums weit different,
Beiträge zur Biologie der Hymenoptera. I.
Von
Dr. E. Enslin, Fürth i. B.
Mıt 7 Textabbildungen.
Mit einem Anhang:
Eine neue merkwürdige Braconidengattung.
Von
Dr. Franz Ruschka,
Weyer (Oberösterreich),
Mit 1 Textabbildung.
I. Nestbau von Microdynerus helvetius Sauss.
Microdynerus helvetius Sauss. ist eine in Deutschland ziemlich
seltene Faltenwespe. Stöckhert (8) erwähnt in seiner Hymenopteren-
fauna Frankens, daß er nur einmal ein an einem alten Holzpfosten
fliegendes © erbeutete. Ich habe in Franken die Art mehrmals ın der
Umgegend von Fürth und in der Nähe von Hersbruck im Fränkischen
Jura gefangen und an beiden Orten auch eine Anzahl Nester unter-
suchen können. Bisher war über den Nestbau der Art nichts bekannt.
Ich habe die Nester in trockenen Brombeerstengeln gefunden und
schildere zunächst das Aussehen des Nestes, das bereits die Ruhe-
larven enthält. Schneidet man ein solches im Herbst oder Winter
eingetragenes Nest auf (Abb. 1), so sieht man einen geraden oder nur
wenig geschlängelten Gang im Mark des Stengels, das nicht vollständig
abgenagt ist. Die Länge des Ganges schwankt zwischen 8 und 15 cm,
der Durchmesser beträgt nicht ganz 2mm. Die Zahl der Zellen ist
drei bis acht. Einen Hauptverschluß am Eingang der Neströhre
habe ich bisher noch nicht feststellen können, doch ist wohl möglich,
daß auch ein solcher gelegentlich vorkommt. Zwischen dem Nest-
eingang und der obersten Zelle folgt ein mehr oder minder langer
leerer Raum. Die oberste Zelle ist nach oben zu durch eine Lehm-
Zwischenwand abgeschlossen, deren Dicke 1—2 mm beträgt. In den
meisten Nestern besteht diese Lehmwand, ebenso wie auch die Zwischen-
wände aller folgenden Zellen, einfach aus zusammengekitteten Erd-
bröckeln, vielfach mit kleinen Quarzkörnern untermischt; in einem
Nest jedoch fand ich ein abweichendes Verhalten. Hier waren nämlich
alle Zwischenwände durch ein zartes weißliches Gewebe gebildet,
das ganz mit Erde durchsetzt war. Die Entstehung ist leicht zu er-
klären. Die Mutterwespe hatte zuerst auch hier eine Lehmwand
angelegt, die erwachsene Larve hatte aber bei der Anfertigung des
Kokons, bei der auch andere Larven, wie wir gleich sehen werden,
etwas Markmulm abzunagen und zu verwenden pflegen, außer dem
5. Heft
128 j Dr. E. Enslin:
Mark des Stengels auch die Zellzwischenwand mit abgenagt und teil
weise zerstört und dann in ihr Gewebe mit hineinverwoben. Da dies
in dem betreffenden Nest alle Larven getan hatten, so handelt es sich
hier um eine Abänderung des Bauinstinktes, wie wir sie auch sonst
bei anderen Hymenopteren finden. können und die uns die Erklärung
für die allmähliche Entstehung neuer Instinkte gibt.
Betrachten wir das Nest weiter,
.so sehen wir, daß auf die Lehm-
zwischenwand nach unten zu ihr un-
mittelbar anliegend eine aus dünnem,
weißen, mit etwas abgenagtem Merk-
mulm untermischtem Gewebe be-
stehende zweite Zwischenwand folgt,
die von der erwachsenen Larve
hergestellt wird. Weiter nach unten
zu kommt dann in den meisten Zellen
ein leerer Raum von 1—2 mm Länge,
ehe der Kokon beginnt. Die Wände
dieses leeren Raumes sind jedoch mit
einem zarten weißlichen Gewebe über-
sponnen, das die unmittelbare Fort-
setzung der eben erwähnten Gespinst-
Zwischenwand bildet. Seltner kommt
es vor, wie es bei der obersten Zelle
der Abbildung dargestellt ist, daß
dieser leere Zwischenraum überhaupt
fehlt, so daß sich dann derKokon so-
gleich an die Gespinst-Zwischenwand
. anschließt.
Der Kokon selbst ist ein Frei-
kokon, von zylindrischer Gestalt,
seine Länge beträgt 8—8,5 mm, seine
Dicke knapp 2mm. Er liegt den
Wänden: des Nestganges dicht an,
ohne jedoch mit ihnen fest verwoben
zu sein. Der Kokon ist weiß, fast
matt, äußerst dünn und leicht zerreiß-
lich, trotzdem aber nur wenig durch-
sichtig, so daß man die Ruhelarve nur
schwach durchscheinen sieht. _Das
obere Ende des Kokons ist wenig
gerundet, fast flach, das Gewebe hier
verstärkt. Das untere Ende ist mit
abgenagtem Markmulm verwoben,
so daß hier die Form schwer zu er-
kennen ist. Dieses untere Ende ruht
der Lehmzwischenwand der nächsten
Zelle auf, doch befindet sich zwischen
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Abb.1. Oberer Teil eines Nestes
von Microdynerus helvetius Sauss.
im Durchschnitt. Vergr.
Beiträge zur Biologie der Hymenoptera. 1. 129
dem unteren Kokonende und der Lehmzwischenwand auch manchmal
noch etwas lockerer Markmulm, in einigen Fällen noch untermischt
mit einigen Resten, besonders Köpfen, nicht verzehrter Futterlarven,
die also die Microdynerus-Larve an den Boden der Zelle hin verstaut
hatte, bevor sie den Kokon spann. In dem vorhin erwähnten Nest,
in dem die Larven die Lehmwand in ihr Gewebe einbezogen hatten,
zeigte dieses Gewebe sowohl am oberen wie am unteren Ende der
Lehmzwischenwand eine deckelartige Verstärkung. Der unterste
Kokon des ganzen Nestes ruht in allen bisher beobachteten Fällen
dem Ende des Nestganges unmittelbar auf, es ist also am Boden des
Nestganges keine Lehmzwischenwand vorhanden.
Abb. 2. Ruhelarve von Microdynerus hewetius Sauss. Vergr.
Öffnet man den Kokon, so sieht man in seinem Innern die Ruhe-
larve und die Exkremente liegen. Die Exkremente befinden sich
am Boden des Kokons; sie sehen aus wie kleine schwärzliche Mohn-
körnchen und sind durchschnittlich 15 an der Zahl. Die Ruhelarve
(Abb. 2) ist weiß, der Kopf gelblichweiß. Die Länge beträgt 7,5, die
Dicke 1,5 mm. Die Gestalt ist schlank, der Körper nur schwach an
beiden Enden nach abwärts gebogen, der Kopf nach unten gekrümmt.
Die Haut ist unregelmäßig fein gerunzelt, matt, nur die Seiten- und
Rückenwülste glatt und glänzend. Die Rumpfsegmente sind deutlich
abgesetzt, 13 an der Zahl. Die Seitenwülste sind am 1. und 12. Rumpf-
segment nur schwach angedeutet, am 2.—4. Segment sind sie klein,
am 5.—1l. Segment sehr deutlich. Die Rückenwülste liegen zu beiden
Seiten der Rückenmitte, sind am 1. Segment nur angedeutet, am
2.—11. Segment deutlich, am. 12. Segment klein, am 13. fehlend.
Die Stigmen liegen oberhalb der Seitenwülste, das 1. und 2. Stigma
befindet sich unmittelbar am Vorderrand des 2. und 3. Rumpfsegments,
das 3.—10. Stigma liegt nahe dem Vorderrand des 4.—11. Rumpf-
segments. Die-Larve ist völlig unbehaart. Weismannsche Körnchen-
kugeln sind bei Lupenbetrachtung nicht zu erkennen.
Die Form der Mundteile ist aus Abb. 3 zu erkennen. Der Clypeus
ist groß, erheblich breiter als lang, in der Mitte des Vorderrandes spitz
vorgezogen. Die Oberlippe ist wie bei allen bisher bekannten Odynerus-
Larven geteilt. Von den Mandibeln sind nur zwei Zähne zu erkennen.
Die ersten Maxillen liegen der Unterlippe dicht‘ an und erscheinen
daher an ihrem distalen Ende etwas eingedrückt. Sie tragen je zwei
große, kegelförmige Taster. Die Unterlippe hat eine an beiden Enden
Archiv für Naturgeschichte
1922. A, 5. 9 5.Heft
130 Dr. E. Enslin:
nach abwärts gebogene, sonst aber gerade Chitinleiste und darunter
zwei Taster. Die Antennen sind sehr klein und liegen weit auseinander.
Ich habe auch die Mutterwespe bei der Anfertigung des Nestes
beobachtet und dabei feststellen können, daß sie den Gang in dem
Brombeerstengel selbst aushöhlt. Zur Versorgung der Brut wurden
Larven verwendet, über deren systematische Stellung ich mir un-
klar bin. Es handelte
sich nicht, wie sonst
meist bei Odynerus-
Artenüblich, um Miecro-
lepidopteren - Raupen,
sondern um kleine (1,3
— 1,4 mm lange), fuß-
lose, dicke, walzige,
leicht gebogene, farb-
lose Larven mit gelb-
lichm Kopf und
braunen Mundwerk-
zeugen, an denen die
dreizähnigenMandibeln
deutlich zu erkennen
Abb.3. Kopf der Ruhelarve von Microdynerus waren. Der Kopf trug
helvetius Saus. von vorne gesehen. Vergr. zweischwärzliche Ocell-
A Antennen, Cl Clypeus, Lbr Oberlippe, lenflecken, der ganze
Ma Mandibeln, Mx Maxillen I, L Unterlippe. Körper war sparsam
beborstet. Jede Larve
hatte am Afterpol ein kleines bräunliches Kotpartikelchen.
Diese Larven waren nicht tot, sondern machten schwach zuckende
Bewegungen, wenn man sie berührte oder wenn die Microdynerus-
Larve an ihnen zu saugen begann. In einer Zelle waren durchschnittlich
14 solcher Larven als Futter vorhanden. Die an den Futterlarven
saugende Microdynerus-Larve ıst farblos, glänzend, langgestreckt,
die Segmente wenig abgesetzt, das Hinterleibsende zugespitzt.
Die Bautätigkeit der Mutterwespe erstreckt sich hauptsächlich
über den Monat Juli. Es gibt nur eine Generation im Jahr. Die oft
schon im Juli ausgebildete Ruhelarve bleibt bis zum nächsten Frühjahr
in ihrem Kokon liegen und verwandelt sich erst dann zur Nymphe
und Imago. Parasiten konnte ich bisher nicht beobachten. Als Kon-
kurrent um den Nistplatz kommt nach meinen Erfahrungen Osmia
varvula Duf. et Perr. in Betracht; ich fand einmal ein Nest, das ur-
sprünglich von Meicrodynerus helvetius ausgehöhlt worden war, in dem
dieser aber nur die untersten drei Zellen hatte anbringen können. Die
oberste Zelle enthielt nur noch eine erwachsene Ruhelarve im
Kokon, hatte aber nach oben keinen Lehmabschluß mehr. Der obere
Teil der Neströhre war von Osmia parvula-Kokons besetzt. Ent-
weder war daher das Microdynerus-Weibchen von dem Osmia-Weibchen
vertrieben worden, bevor es den Lehmabschluß anlegen konnte, oder
Beiträge zur Biologie der Hymenoptera. I. 131
aber es war dieser oberste Lehmabschluß von dem Osmia-Weibchen
zerstört worden; denn dieses mußte, um den Gang für sich brauchbar
zu machen, ihn erst etwas erweitern. Es legte dann vier Zellen an und
verschloß schließlich den ganzen Gang mit dem für O. parvula
charakteristischen Hauptverschluß aus zerkauten Pflanzenteilen.
Vergleichen wir die Schilderung des Nestbaues von Meicrodynerus
helvetius mit den Angaben, die Höppner (5) über die Nistweise des
M. esilis H. Sch. macht, so ergeben sich bemerkenswerte Unterschiede,
trotzdem die beiden Arten so nahe verwandt sind. Zunächst fand
Höppner, daß in dem von ihm beobachteten Bau sowohl der Boden
der Neströhre als auch der Eingang zu ihr durch eine Lehmwand ab-
geschlossen war, während ich dies bei M. helvetius nicht feststellen
konnte. Ich möchte auf diesen Unterschied nicht allzuviel geben,
denn wenn ich auch bei 11 Nestern von M. helvetius weder einen Boden-
abschluß noch einen Hauptverschluß finden konnte, so ist es doch
möglich, daß ein solcher gelegentlich vorkommt. Derartige Differenzen
liegen in der Variationsbreite der Bauinstinkte. Zudem muß bemerkt
werden, daß die von mir beobachteten 11 Nester nicht von 11, sondern
wahrscheinlich nur von 4—5 Weibchen stammten, da mehrere Bauten
unmittelbar nebeneinander gefunden wurden. Schon bei diesen wenigen
Nestern hat sich aber, wie wir oben sahen, ein Unterschied in der Ge-
staltung der Lehm-Zwischenwand ergeben, so daß bei der Unter-
suchung eines größeren Materials, namentlich aus verschiedenen
Gegenden auch weitere Unterschiede im Bauplan vorkommen können.
Eine weitere Verschiedenheit zwischen M. helvetius und exilis
besteht darin, daß bei M. helvetius der Kokon und die übrigen Ge-
spinste rein weiß sind, während M. exilis braunen Kokon und braunen
Gespinstdeckel hat. Der auffälligste Unterschied aber wäre, daß
M.esıhis nach Höppner einen Wandkokon anfertigt, während
M. helvetius, wie wir gesehen haben, einen Freikokon herstellt. Ich
glaube nun allerdings, daß Höppner sich hier nicht richtig ausgedrückt
hat; denn zunächst wäre nach der Abbildung, die Höppner gibt,
die Larve nicht in einem Wandkokon, sondern in einem Freikokon
liegend. Sodann nennt Höppner den angeblichen Wandkokon ‚,oval“.
In einem zylindrischen. Gang, wie ihn auch M. exilis anfertigt, kann
aber logischerweise nie ein ovaler, sondern nur ein zylindrischer Wand-
kokon sich befinden, da eben ein Wandkokon der Zellwand überall
dicht anliegt und mit ihr untrennbar verbunden ist. Ich glaube, der
Höppnersche Irrtum läßt sich jedoch leicht erklären. Auch bei M. hel-
vetvus ist, wie schon erwähnt, der Freikokon äußerst zart und liegt
zudem der Wand dicht an. Wenn man daher den Brombeerstengel
nicht exzentrisch, sondern durch die Mitte spaltet, und den Kokon
dabei mitten durchtrennt, so kann man leicht zu der irrtümlichen
Meinung kommen, es handle sich um einen Wandkokon und so wird
es Höppner ergangen sein. Spaltet man jedoch vorsichtig den Zweig
etwas exzentrisch, so sieht man deutlich, daß ein Freikokon vorliegt,
den man auch, wenn man behutsam vorgeht, überall von der Wand
9* 5, Heft
132 Dr. E. Enslin:
der Neströhre ablösen kann, wenn auch nicht so leicht, wie etwa einen
Osmia-Kokon. Bei einem Wandkokon ist aber ein Ablösen nie möglich,
. da dieser so ‘fest mit der Wand verbunden ist, wie wenn ein Kleb-:
stoff auf diese aufgestrichen wäre. |
Ich habe leider das Nest von M. exilis noch nicht selbst entdecken’
können, vermute aber, daß auch diese Art einen Freikokon anfertigt,
der allerdings, wie auch bei M. helvetius einen Übergang zu einem.
Wandkokon darstellt. Verhoeft (9) glaubte zuerst noch, daß alle
Eumeniden, zu denen er auch die Gattung Odynerus rechnet, einen
Wandkokon anfertigten. Es ist dies aber kein durchgehendes Gesetz,
denn schon ganz kurz darauf beschrieb Verhoeff (10) selbst den
Freikokon des Ancistrocerus trifasciatus F., den auch Höppner (6)
und ich (2) beobachteten; außerdem habe ich (2) jetzt noch nachge-
wiesen, daß Symmorphus sinuatus F., Microdynerus helvetius Sauss.
und. jedenfalls auch M.exilis einen Freikokon herstellen.
2. Spilomena troglodytes Linden, ein Feind der Thripiden.
Über die Biologie von Spilomena troglodytes Linden, die zusammen
mit Ammoplanus Perrisi G'r. unsere kleinste Grabwespe bildet, ist
bisher noch recht wenig bekannt. Die ältesten Angaben stammen von
Goureau (3), der berichtet, daß er die Wespe ın einem Tisch senk-
rechte Gänge graben sah und daß die Brut mit Larven von ‚‚Cocus
vitis Linn.“ (wohl = Targionia vitis Sign. Leon. oder = Pulvinaria
betulae 1. Sign.) versorgt wurde: Schenck (7) fand in einem Neste
die Larven eines Thrips und sah die Wespe Gänge in alte Pfosten aus-
nagen. Gräffe (4) erzog die Art im Mai aus Brombeerranken und auch
Stöckhert (8) schreibt, daß er die Tiere mehrfach aus trockenen
Brombeerstengeln züchtete, in deren Mark die Wespe zierliche Linien-
gänge anlegt. Über die genauere Art des Nestbaues, die Metamorphose
und die Parasiten dieser Grabwespe ist dagegen noch nichts bekannt.
Ich habe die Art sehr oft beobachtet und gezogen, weshalb ich
die bisherigen kurzen Angaben wesentlich erweitern kann. Sp. troglo-
dytes hat bei uns nur eine Generation und ist ein echtes Sommertier.
Bei der Zucht im warmen Zimmer kann man zwar die Imagines schon
im Laufe des Winters erhalten, im Freien dagegen habe ich die Tiere
nie vor Sommers Anfang gesehen. Die Bautätigkeit und Brutver-
sorgung erstreckt sich hauptsächlich über den Juli und August. Die
Nester werden sowohl in altem Holzwerk als auch in Stengeln von
Brombeeren, Himbeeren und Holunder angelegt, deren Spitze ab-
gebrochen ist, so daß die Wespe von oben her hineinbohren kann.
Wie die früheren Autoren, so beobachtete ich auch stets, daß die.
Mutterwespe die Gänge selbst anlegt und nicht alte von anderen In-
sekten benutzt. Nester in Holz habe ich nicht untersucht, da sie mir
nicht zugänglich waren, dagegen habe ich zahlreiche in Pflanzen
stengeln befindliche Nester durchgesehen. | |
Wenn sich in einem Brombeerstengel oder dergl. ein Nest von
Sp.troglodytes befindet, so kann man dies schon an der Kleinheit
Beiträge zur Biologie der Hymenoptera, I. | 133
des I.oches erkennen, das den Anfang des Nestganges bildet. Es sieht
nämlich aus, als ob mit einer feinen Nadel in das Mark des Stengels
hineingestochen wäre. Bei allen anderen in Rubus oder Sambucus
nistenden Insekten: ist die Eingangsöffnung größer. Die in dem Mark
von der Wespe angelegten Liniengänge sind ebenfalls sehr schmal
(in Abb. 4 ist der Gang verhältnismäßig etwas zu breit gezeichnet),
verlaufen gewöhnlich nicht ganz gerade, sondern sind leicht ge-
schlängelt. Wenn die Wespe tagsüber mit der Herstellung des Ganges
nicht ganz fertig wird, bleibt sie über Nacht innerhalb des Ganges,
so daß.man namentlich anfangs Juli öfters Stengel findet, in denen
der Gang erst teilweise ausgenagt ist und die Wespe am Grunde des
Ganges sitzt. Die Länge des fertigen Ganges schwankt zwischen
4 und 12 cm, der Durchmesser beträgt nur 1,1—1,2 mm. Nach Fertig-
stellung des Nestganges trägt die Mutterwespe zuerst das Larvenfutter
für die unterste Zelle ein. Als Futter habe ich stets die Larven einer
Thripide gefunden, die ich nicht näher bestimmen konnte. Wahr-
scheinlich gehörten die Larven zu Frankliniella intonsa Trybom. Es
handelte sich um flügellose, blaßgelbliche, knapp 1 mm lange Larven,
die offenbar nicht getötet, sondern nur gelähmt waren, denn auch
bei mehrtägigem offenen Liegenlassen zeisten diese Larven keinerlei
Eintrocknungserscheinungen. In jeder Zeele befinden sich 30 —35
derartige Larven. Da sich in einem Nest 6—10 Zellen befinden und da
jede Wespe mehrere Nester anlegt, so ist die Zahl der von einer Mutter-
wespe gefangenen Thripiden eine sehr bedeutende und Sp. iroglodytes
muß als ein nicht zu unterschätzender Feind dieser Insektenfamilie
angesehen werden. Nachdem die Wespe das Ei abgelegt hat, erfolgt
der obere Abschluß der Zelle durch eine I—2 mm dicke Schicht von
Markmulm, der gleichfarbig mit dem übrigen Mark des Pflanzen-
stengels ist. Diese Markmulm-Zwischenwand bildet zu gleicher Zeit
den Boden der nächstfolgenden Zelle, die ebenso mit Futtervorrat
versehen und abgeschlossen wird. In gleicher Weise werden die übrigen
Zellen angelegt. Zwischen dem Markmulm-Verschluß der obersten
Zelle und dem Nesteingang bleibt ein leerer Raum von 2—5 em Länge.
Ein Hauptverschluß am Nesteingang wird nicht angelegt. Das Ei
habe ich noch nicht gesehen; die Larve scheint sehr bald aus ihm heraus-
zukriechen, da ich in den Nestern, die ich untersuchte, schon immer die
‚ausgeschlüpfte Larve fand, die sich bereits mit der Verzehrung des
Futtervorrates beschäftigte. Die Thripiden werden von der Larve
vollständig aufgezehrt, so daß nichts von ihnen übrig bleibt. Am Ende
der Fraßperiode, vor der Entleerung der Exkremente sind an der Larve
der Kopf und die drei ersten Rumpfsegmente sowie die fünf letzten
Rumpfsegmente farblos, die übrigen Segmente schmutzig grünlich-
braun, die Haut glatt und stark glänzend, die einzelnen Segmente
wenig von einander abgesetzt. Durch die Haut sieht man überall die
weißen Körnchenkugeln durchscheinen, was besonders im Bereich
der dunkleren mittleren Segmente auffallend ist. Nach Aufzehrung
des gesamten Futtervorrates fertigt dann die Larve zunächst ein
Gespinst an; dieses wird am oberen Ende der Zelle angelegt und be-
5. Heft
134 Dr. E. Enslin:
steht aus einem sehr zarten, rein weißen, kuppel- oder manchmal
scheibenförmigen Häutchen, das unmittelbar unter dem die Zelle oben
abschließenden Markmulm-Pfropfen gelegen ist. Dieses Häutchen
zieht sich, allmählich immer dünner werdend, mehr oder weniger weit,
der Zellwand dicht anliegend manchmal bis zur Hälfte der Länge der
Zelle nach u, so daß in diesem Falle der Kopf und Brustteil
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Abb. 4. Oberer Teil eines Nestes von Spelumena
troglodytes Lind. im Durchschnitt. Vergr.
M Zwischenwand aus Markmulm,
D Gespindhäutchen.
der Larve in dem Gespinst
ruht. Die untere Hälfte
der Zelle ist jedoch in allen
Fällen ohne Gespinst, es
handelt sich also um einen
rudimentärenKokon. Erst
wenn das Gespinst vollen-
det ist, beginntdie Aus-
scheidungderExkremente,
die in Form schwarzer
Fädenausgestoßenwerden.
Ist dies geschehen, so hat
sich dasAussehen derLarve
wesentlich verändert, sie
ist in das Stadium der
Ruhelarve eingetreten,
die den ganzen Winterund
den größten Teil des
Frühlings über ın der
Zelle ruhig liegen bleibt.
Öffnet man daher ein
im Winter eingetragenes
Nest, so hat man folgen-
den Anblick (Abb. 4).
Man sieht einen etwas
geschlängelten Gang,
dessen obere: Teil leer ist,
worauf dann die Zellen
folgen, deren oberste
durch einen Markmulm-
Pfropfen geschlossen ist,
unter dem das erwähnte
weiße Gespinsthäutchen
liest. In der Zelle ruht
mit dem Kopf gegen die
Nestöffnung gewendet die
Ruhelarve. Am Boden
der Zelle sind die
schwarzen Exkremente.
Von Nahrungsresten ist
nichts zu sehen. |
Beiträge zur Biologie der Hymenoptera, I. 185
Die Ruhelarve (Abb. 5) ist 3—31/, mm lang und hat eine leicht
gekrümmte Haltung, wobei jedoch der Vorderteil des Körpers viel
stärker gekrümmt ist, als der hintere Körperabschnitt. Die Farbe der
Larve ist weiß, das letzte Segment ist fast farblos oder grünlich durch-
scheinend. Die Oberfläche der Haut ist jetzt nicht mehr glatt und
glänzend, sondern gerunzelt und
kaum glänzend. Irgendwelche Be-
haarung ist nicht vorhanden. Die
Körnchenkugeln scheinen jetzt
nicht mehr durch die Haut durch.
Das vierte Rumpfsegment ist das
kleinste weshalb in dieser Gegend
der Körper eine leichte Rin- Ruhelarve von Spilomena troglodytes
schnürung zeigt. Das 6.—8. Lind. Vergr.
Rumpfsegment sind am stärksten
ausgebildet, nach hinten zu verjüngt sich dann der Körper
rasch. Die Seitenwülste sind klein und schwach ausgebildet,
können jedoch auf allen Segmenten mit Ausnahme des letzten
als rundliche, glatte, glänzende,
erhabene Stellen erkanntwerden.
Deutlich sind die zu beiden
Seiten der Rückenmitte liegen-
den Rückenwülste. Das erste
Stigma befindet sich unmittelbar
am Hinterrand des ersten
Rumpfsegmentes, das zweite
Stigma an der Grenzlinie des
zweiten und dritten Segmentes,
das dritte bis zehnte Stigma
liegt nahe dem Vorderrande des
vierten bis elften Segmentes.
Die Stigmen sind ziemlich
schwer zu erkennen. FR
An den Mundteilen (Abb. 6) Abb.6. Kopf der Ruhelarve von
kann die Form des Clypeus und Spilomena troglodytes Lind. von
derOberlippe aus derAbbildung vorne gesehen. Vergr.
erkannt werden. Die Mandibeln A Antennen, Cl Clypeus, OL Oberlippe,
sind größtenteils unter der Ma Mandibeln, Mx Maxillen I,
Oberlippe verborgen und haben L Unterlippe.
drei Zähne. Unter den Man-
dibeln ragen als plumpe Wülste die ersten Maxillen hervor, die
mit einem zapfenförmigem Taster versehen sind. Die Unterlippe
stellt eine große, fast quadratische Platte dar, deren Ecken ab-
gerundet sind. Eine quere Chitinleiste ist nicht vorhanden, dagegen
vier ziemlich lange Taster. Die Antennen stehen sehr weit seitlich am
Kopf und haben die Form kleiner Kegel. An dieser Larve erkannte
ich zuerst, daß die bisher als Ocellen gedeuteten Gebilde des Larven-
kopfes keine Ocellen sein können, sondern als Antennen angesehen
5. Heft
136 | Dr, E. Enslin:
werden müssen, wie dies auch Armbruster (1) getan hat; denn gerade
bei Sp. troglodytes ist die Form so ausgesprochen kegelförmig, daß es
sich unmöglich um Ocellen handeln kann.
Die Larve verwandelt sich im Freien erst Ende Mai oder im Juni
zur Nymphe, deren Gestalt aus Abb. 7 ersichtlich ıst. Die Nymphe
ist durch Beborstung besonders auf den mittleren Hinterleibssegmenten
ausgezeichnet, die jedenfalls Bedeutung für die Häutung hat. Be-
sonders auffallend sind am Kopf zwei hörnchenartig vorstehende
Gebilde. Da diese in der Gegend der oberen Ocellen sitzen, nahm ich
von vornherein an, daß sie die Anlage dieser Organe darstellten; da
immerhin die Form merkwürdig erschien, beobachtete ich genau das
Verhalten dieser Gebilde bei der Verwandlung zur Imago. Es zeigte
Abb. 7. Weibliche Nymphe von Spilomena troglodytes Lind. Vergr.
sich gleich nachdem die Imago der Nymphenhaut entschlüpft war,
daß die beiden Hörnchen tatsächlich die oberen Ozellen darstellten,
deren Hornhaut auch jetzt noch als glasheller Kegel weit vorragte,
während der untere Ocellus schon die normale Wölbung der Hornhaut
zeigte. Im Laufe der nächsten Stunden jedoch flachten sich diese
beiden oberen Ocellenkegel mehr und mehr ab, so daß ihre Horn-
haut schließlich bei Lupenbetrachtung von der des unteren Ocellus nicht
mehr verschieden war. Jedenfalls geht aus dieser Beobachtung hervor,
daß die beiden oberen Ocellen, die sich ja auch bei der Imago vom unteren
Ocellus unterscheiden, schon in ihrer Anlage vom unteren Ocellus
wesentlich verschieden sind.
Was die Feinde der Sp. troglodytes anlangt, so ist zunächst zu
sagen, daß sie anscheinend unter der Konkurrenz um die Nistplätze
nicht zu leiden hat. Ich habe wenigstens nie gefunden, daß Sp. trog-
lodytes von einem anderen Rubusbewohner vertrieben worden wäre.
Ihre Kleinheit ist ihr hier von Vorteil, denn allen anderen Rubus-
bewohnern ist es schon wegen der Enge des Nesteinganges nicht möglich,
in einen Spilomena-Bau einzudringen. Es müßten daher andere Rubus-
bewohner erst selbst den Gang der Spilomena erweitern, um von dem
Nest Besitz nehmen zu können, was fast ebensoviel Mühe machen
würde, als die Herstellung eines eigenen Ganges für die Nestanlage.
Auch von Parasiten ist Sp. troglodytes verhältnismäßig nicht
stark geplagt, wenigstens findet man sehr viele Nester, die ganz frei
von Schmarotzern sind. Zweimal fand ich in den Zellen statt der
Larve von Sp. troglodytes eine kleine Larve, die mir nach der plumpen
Form, der schmutzig weißen Farbe, dem glasig glänzenden Aussehen
mit auffallendem Durchscheinen der Körnchenkugeln und der spar-
Beiträge zur Biologie .der Hymenoptera, I. 137
samen Behaarung die Larve von Eurytoma nodularis Boh. zu sein schien.
In der Tat ergab die Zucht und die nachherige Bestimmung durch
Dr. F. Ruschka, daß es sich um diesen weit verbreiteten Schmarotzer
der Rubusbewohner handelte, für den Sp. troglodytes somit als neuer
Wirt festgestellt ist. Entsprechend der Kleinheit der Wirtslarven war
natürlich auch die Larve und Imago der Eurytoma nodularis in diesen
Fällen zwerghaft klein.
In dem einen Nest, in dem sich auch eine Zurytoma-Larve befand,
war in der obersten Zelle des Nestes anstatt einer Spilomena-Larve
ein sehr kleiner, ovaler, farbloser, etwas durchsichtiger Freikokon,
der eine weißliche Larve enthielt. Aus ihr schlüpfte im nächsten
Frühjahr eine Ichneumonide, die Prof. Habermehl als ein $ von
Leptocryptus geniculatus C. G. Thoms. bestimmte.
Einen dritten Schmarotzer fand ich in einem Nest, das ich am
29. Juli 1921 eintrug. Es war ein Bau von acht Zellen, in denen sich
bereits die Ruhelarven befanden. In der dritten Zelle von oben lag
jedoch statt einer Spilomena-Larve ein ovaler, farbloser, durchsichtiger
Kokon von 3,5 mm Länge und Imm Dicke, in dem eine teilweise
bereits verfärbte, bei Störungen sich lebhaft drehende Braconiden-
Nymphe zu sehen war. Am 5. Aug. 1921 schlüpfte aus ihr ein Tier,
über das Dr. F. Ruschka unten berichten wird. Es ist zu vermuten,
daß diese Art außer bei S’pilomena auch noch bei anderen Insekten
schmarotzt; denn offenbar hat sie nicht wie Spilomena nur eine, sondern
zwei Generationen, ein Verhältnis, das ja auch bei anderen Rubus-
bewohnern und ihren Parasiten beobachtet wird, die dann den Wirt
wechseln. Am bekanntesten ist dies bei Perithous divinator Rossi.
Literatur.
1. Armbrüster, L. Über die Entwicklung d. Bienen im Ei. —
Bayer. Bienenzeitg. 1921, p. 32.
2. Enslin, E. Beiträge zur Kenntnis d. Hymenopt. II. — Deutsche
Ent. Ztschr. 1922. |
3. Goureau, Note sur le Celia troglodytes. — Ann. Soc. Ent.
France (3) IV. Bull. p. CVIII, 1856.
4. Gräffe, E. Übers. d. Grabwespen (Fossores) des Küstenlandes.
Boll. Soc. adriat. Se. nat. XXV, II, p. 41, 1911.
5. Höppner, H. Weitere Beitr. z. Biol. nordwestdeutsch. Hym.
V. Odynerus (Microdynerus) exilis H.S. — Allg. Ztschr. f. Ent. 7,
p. 180, 19 02.
6. Derselbe. Beitr. z. Biol. niederrhein. Rubusbewohner. —
Verh. Naturhist. Ver.‘ pr. Rheinl. Westf. 66, 1969, p. 265.
7. Schenck, A. DBeschr. d. in Nassau aufgef. Grabwespen. —
Jahrb. Ver. Naturk. Nassau XII, 1857. — Zusätze und Berichtigungen
‘»abid. XVI, : 1861.
| 8. Stöckhert, E. Beitr. z. Kenntn. d. Hym.-Fauna Mittelfrankens.
Mitt. Münchener Ent. Ges. ®, p. 1, 1919.
5. Heft
138 Dr. E. Enslin;:
9. Verhoeff, €. Beitr. z. Biol. d. Hym. — Zool. Jahrb., Abt.
Syst. Geogr. Biol. d. Tiere IV, p. 680, 1892.
10. Derselbe. Biol. Beobacht. bes. über Odynerus parietum. —
Berl. Ent. Ztschr. XXXVII, p. 467, 1892.
Anhang.
Rhacodes nov. gen.
Kopf nicht kubisch, hinten gerandet; zwischen Clypeus und
Mandibeln ein schmaler Spalt. Fühler 13-gliedrig, Endglied länger
als die beiden vorhergehenden, aus drei verschmolzenen Gliedern
bestehend. Parapsidenfurchen fehlend. Hinterleib sitzend, zwischen
den Hüften eingelenkt; von oben fünf Segmente sichtbar; 1.—3. Sutur
tief eingeschnürt; Bohrer vorragend. Vorderflügel mit breitem Stigma;
die erste Cubitalzelle mit der ersten Discoidalzelle und die zweite
Cubitalzelle mit der zweiten Discoidalzelle vereinigt, daher die Cubital-
ader an der Radialzelle inseriert (wie bei Pachylomma); Endabschnitt
des Radius geschwungen, nur ein ganz kurzes Stück ausgefärbt, daheı
die Radialzelle weit offen; Brachialzelle unten offen, Nervulus post-
furkal. Hinterflügel mit nur einer geschlossenen Schulterzelle, sonst
ohne Aderung.
Die ganz eigentümlich reduzierte Aderung der Vorderflügel in
Verbindung mit der geringen Zahl der Fühlerglieder und der, abgesehen
von der geringen Segmentzahl, Pimpla-ähnliche Hinterleib läßt diese
Gattung in keine der bestehenden Subfamilien unterbringen. Eine
ähnliche Verbindung der Radial- und Cubitalader zeigt zwar auch
Pachylomma Breb. — im übrigen besteht aber keinerlei nähere Ver-
wandtschaft. Ähnlichkeiten in Bezug auf Fühler, Hinterleib und
Radialzelle finden sich auch bei Episigalphus Ashm.
Die ganz isolierte Stellung der Gattung rechtfertigt wohl die
Begründung einer eigenen Subfamilie Rhacodinae nov. subfam.,
deren Charakteristik mit der der Gattung zusammenfällt und die ich
am liebsten der Subfamilie Sıgalphinae anreihen möchte.
Die typische, vorläufig einzige Art der Gattung nenne ich dem
Entdecker zu Ehren
Rhacodes Enslini nov. spec. (Fig. 8).
2. Grundfarbe schwarz. Kopf, Mesonotum und Schildchen fein
lederartig matt; Stirn glänzender. Kopf breiter als der Thorax, nach
hinten gerundet verschmälert; Gesicht flach, mit einem Höcker vor
den Fühlern; Clypeus gewölbt, vorne breit gestutzt. Schaft und
Wendeglied zusammen so lang wie das erste Geißelglied. Geißel gegen
das Ende wenig verdickt, die Glieder allmählich kürzer; 10. Geißel-
glied wenig länger als breit; die dreigliederige Keule länger als die
beiden vorhergehenden Glieder zusammen. Schaft schwarz, Wende-
glied und erstes Geißelglied rotgelb, die folgenden allmählich dunkler
bis schwarz. Schildchen stark gewölbt, Hinterschildchen und Medial-
Beiträge zur Biologie der Hymenoptera I. 139
segment flach runzelig, ziemlich glänzend. Oberer Teil des Medial-
segmentes mit zwei parallelen Längsleisten, von dem stärker ge-
runzelten abschüssigen Teil durch eine undeutliche Querleiste getrennt,
die beiderseits mit einemZahn endigt. Mesopleuren matt mit glänzendem
Abb.8. Bhacodes Enslini n. sp. Vergr.
Speculum, ohne Furche. Hinterleib so lang wie Kopf und Thorax
zusammen, 1. Segment am Grunde mit zwei kurzen Kielen, gerunzelt,
im letzten Drittel mit seichtem, stärker gerunzelten Quereindruck.
2. Segment schwächer runzelig, ziemlich glänzend, hinter der Mitte
mit stärker gerunzelter Querfurche über die ganze Breite; Hinterrand
glatt und glänzend. 3. Segment ebenso lang, mit derselben Sculptur,
doch auch an der Basis glatt. Das 4. Segment kleiner und mit
schwächerer ähnlicher Skulptur, das 5. glatt, stärker behaart, die
folgenden zurückgezogen. Der Bohrer überragt den Hinterleib um
ein Drittel von dessen Länge, ist aber vom Grunde gemessen etwa halb
so lang wie dieser. Flügel glashell, Subcosta und Stigma dunkelbraun,
dieses an der Basis mit hellem Fleck; die übrigen Adern heller, Basal-
ader gegen das Stigma und fast der ganze Endabschnitt des Radius
verloschen. Radialzelle so lang wie das Stigma, die Costa erreicht
nicht die Flügelspitze. Beine hellbraun, Hüften schwarz, Hinterschenkel
und Hinterschienenspitze dunkler. Hinterer Metatarsus fast so lang
als die folgenden Glieder zusammen.
Körperlänge 2,45 mm; ganze Bohrerlänge 0,52 mm.
& unbekannt.
Wirt: Spilomena troglodytes Linden.
Fundort: Hersbruck (Bayern).
Type: Einziges @ in coll. Ruschka.
DD —
Klassifikation der Micropeziden.
Von
Dr. Günther Enderlein, Berlin.
(Mit 1 Abbildung im Text.)
Im folgenden gebe ich auf Grund des vorliegenden Materiales
im Zoologischen Museum der Universität Berlin eine Übersicht übe
die Micropeziden. Die Deutung einer ganzen Reihe von Arten, be-
sonders eines Teiles der Arten Walkers, war mir nicht möglich, und
es wäre dringend erforderlich, die Typen mit Hilfe der nachstehenden
Tabellen auf ihre Gattungszugehörigkeit zu prüfen. Erst dann ist
die Grundlage für eine weitere monographische Durcharbeitung dieser
Familie geschaffen. Von den 54 behandelten Gattungen wurden 30
neu aufgestellt. |
25. Nov. 1921.
Zur Orientierung über die Benennung der Adern gebe ich
folgende Abbildung.
Fig. 1. Piilosphen cyaneiventris (Macq. 1846).
Costa Rica,” Geäder. Vergr. 9:1.
sc = Subcosta. r, =1. Radialast. r51, = Radialast 243. r,ı, = Radialast
445. m = Media. cu, =1.Cubitalast. cu, = 2. Cubitalast. an = Analis.
cu,+an = stielartige Verschmelzung von Cubitus und Analis. rmq = Radio-
medianquerader. mceug = Mediocubitalquerader. Cu; = 2. Cubitalzelle.
- Di = Discoidalzelle.
Bestimmungstabelle der Subfamilien der Micropeziden.
1. Fühlerborste apical oder fast apical. 2. Fühlerglied am Ende mit
einem meist langen, flachen, dem 3. Fühlerglied dicht und flach
anliegenden, daumenartigen Fortsatz, der am Ende meist spitz
ausläuft, zuweilen aber auch abgerundet ist; selten ist derselbe
kurz und am Ende dann flach gerundet oder stumpfwinklig.
Klassifikation der Micropeziden. 141
Vorderbeine meist länger als die übrigen, oder so lang oder wenig
kürzer (z. B. Zongina). Hintere Basalzelle von der Discoidalzelle
durch Querader getrennt. An der Außenseite der Mittelcoxen kein
Zapfen. Neriinae (p. 141).
— Fühlerborste dorsal und nahe der Basis des 3. Gliedes inseriert.
2. Fühlerglied ohne daumenartigen Endfortsatz, nur zuweilen mit
dem Rudiment eines solchen. Vorderbeine meist kürzer als die
übrigen. An der Außenseite der Mittelcoxen ein feiner, meist blasser
Zapfenanhang. 2.
2. Hintere Basalzelle von der Discoidalzelle durch Querader ge-
trennt (Querader vorhanden) oder flügellos. Untergesicht normal.
Calobatinae (p. 163).
— Hintere Basalzelle mit der Discoidalzelle verschmolzen (Querader
fehlt). Untergesicht sehr schmal und sehr lang mit schmaler
tiefer Längsrinne. Mieropezinae (p. 159)
Subfam. Neriinae.
Bestimmungstabelle der Tribus der Subfam. Neriinae.
1. Das Untergesicht schließt vorn mit dem Vorderrande der Stirn ab.
Telostylini.
_ Dis Untergesicht tritt ziemlich weit nach vorn über den Vorder-
rand der Stirn vor, sodaß es von oben gesehen einen meist poliert
glatten Teil bildet, auf dem die Fühler inserieren und der, da er
. In der Medianlinie (von oben gesehen) stark eingedrückt ist, Basal-
glieder der Fühler vortäuscht. Nerini.
Tribus: Telostylin:.
Bestimmungstabelle der Gattungen der Tribus Telostylini.
1. Endhälfte der Vorderschienen stark keulig verdickt. Seutellum
mit vier Borsten, die seitlichen winzig. Vorderschenkel und Vorder-
coxen mit feinen Dörnchen. Rhoptrum Enderl.
— Vorderschiene nicht keulig. 2.
. 3. Fühlerglied am Ende sehr stark zugespitzt. Scutellum mit zwei
Borsten, seitlich davon zuweilen noch jederseits eine sehr kleine
ro
Borste. . Telostylus Big. 1859.
— 3. Fühlerglied am Ende wenig oder kaum zugespitzt. 3.
3. Scutellum mit zwei Borsten. Telostylinus Enderl.
— Scutellum mit vier Borsten. Chaetonerius Hend. 1903.
Rhoptrum nov. gen. KR
Typus: R. SEHR (Dol. 1858), Neu-Guinea.
Endhälfte der Vorderschiene stark keulig verdickt. Scutellum
mit vier Borsten, die seitlichen winzig. Vorderschenkel und Vorder-
coxen mit feinen Dörnchen.
5. Heft
142 Dr. Günther Enderlein:
Rhoptrum annulipes (Dol. 1858).
Nerius anmulvpes Doleschall, Nat. Tijdschr. Nederl. Ind. XIV.
1858, p. 417, Nr.3 (2), Amboina. — N. tibialis Doleschall, Nat. Tijd-
schr. Nederl. Ind. XIV. 1858, p. 418, Nr. 4, pl. 3, Fig. 4 ($), Amboina.
— N. mantoides Walker, Proc. Linn. Soc. Zool. V. 1861, p. 254, Nr. 72,
Neu-Gruinea.
Deutsch-Neu-Guinea, Juli 1912; 23. Okt. 1912. $ (Bürgers).
Telostylus Big. 1859.
Typus: T. binotatus Big. 1859. Celebes, Batjan.
Telostylus, Bigot, Rev. Magaz. Zool. 1859, p. 307.
Öoenurgia Walker, Proc. Linn. Soc. Zool. IV. 1859, p. 164, Nr. 214.
Telostylus Bigot, Osten-Sacken, Berl. Ent. Zeit. 26, 1882, p. 197.
3. Fühlerglied am Ende sehr stark zugespitzt. Scutellum mit
zwei Borsten. Flügelschüppchen entwickelt, halbkreisförmig, mit
sehr langer Bewimperung. Unterseite der Schenkel unbeborstet.
Telostylus binotatus Big. 1859.
Sumatra, Deli, 1894. $ (M. Ude).
Telostylus decemnotatus Hend. 1913.
Formosa, Koshun, März 1909. 32 (H. Sauter).
Telostylus latibrachium nov. spec.
d. Kopf lebhaft ockergelb, Rüssel braun. Seitlich der Fühlerbasis
je ein runder tiefschwarzer vorn weißgesäumter Fleck. Stemmaticum
schwarz. Scheitel mit medianen, rundlichen , braunschwarzem Fleck,
der vorn das Stemmaticum berührt. Spitzendrittel des 3. Fühlergliedes
geschwärzt; Seta weiß mit sehr dichter und sehr kurzer Pubescenz,
Basalachtel braun. Thorax und Coxen ockergelb. Rückenschild mit
einer feinen medianen schwarzen Längslinie. [Hinterbeine abge-
brochen.] Schenkel ockergelb; Spitzendrittel des Vorderschenkels
braun; Spitzenzehntel des Mittelschenkels braunschwarz, hellbraun
ein sehr schmaler, etwas schräg gestellter Ring am Ende des 2 Drittels
Vorderschenkel auffällig spindelförmig verbreitert und stark lateral
abgeflacht. Schienen braun, Tarsen dunkelbraun. Abdomen gelbbraun.
Flügel hyalin hell braungelb getrübt, Zelle R, hellbraungelb. Adern
braungelb. — Körperlänge 4'/;, mm. Flügellänge 5mm.
Ceylon, gesammelt von Nietner. Kat. Nr. 6462.
Telostylinus nov. gen.
Typus: T. lineolatus (Wied. 1830), Java, Ceylon, Bismarckarchipel,
Neu-Guinea.
Diese Gattung unterscheidet sich von Telostylus durch die Form
des 3. Fühlergliedes; es ist am Ende wenig oder kaum zugespitzt.
Klassifikation der Mieropeziden. 143
Telostylinus lineolatus (Wied. 1830).
Die Stücke passen auch auf die Beschreibung von Mocsaryv Kert.
In der Erscheinung und Färbung ist diese Species sehr ähnlich
dem Chaetonerius inermis (Schin. 1868), hat aber nur am Ende von
T, + „einen unscharf begrenzten und weniger deutlichen braunen Wisch.
Pulo Penang, 1 & ‚1 9, gesammelt von Westermann. — Ceylon,
1 9, gesammelt von Nietner. — Bismarckarchipel, Ralum, in feuchtem
Waldtal, 12. 6. 1896, 1 &, 6. 12.1896, 1 $, gesammelt von Professor
Dr. F. Dahl.
Telostylinus apicalis nov. spec.
32. Kopf, Thorax, Abdomen und Beine dunkelbraun. Seta hell-
braun, Basaldrittel blaß braungelb. Haltere blaß braungelb. Vorder-
coxe mehr oder weniger aufgehellt. Flügel hyalin, Flügelspitze braun,
Grenze scharf, fast geradlinig und nur wenig konvex (nach der Basis zu).
Adern gelblichbraun. — Körperlänge 41/, mm. Flügellänge 4—4!/, mm.
Sumatra, Deli, 1894 AL. Ude).
Telostylinus ornatipennis nov. spec.
©. Kopf blaß braungelb, über Hinterhaupt, Scheitel und Stirn
läuft ein medianer, matt braunschwarzer Längsstreif, der mehr als das
mittlere Drittel einnimmt, am hinteren Ende des vorderen Drittels
der Stirn sich gabelt, die beiden Gabeläste enden seitlich der Fühler-
basis. Fühler braunschwarz, Seta gelbbraun, Basaldrittel blaß. Thorax
braun, Schulterbeulen und ein anschließender Längsstreif auf den
Seiten des Rückenschildes bis zur Flügelwurzel hell braungelb. Ab-
domen matt braunschwarz, Legerohr poliert glatt, spindelig und dorso-
ventral stark abgeplattet. Haltere hell braungelb. Coxen hell braun-
gelb. Beine braun, Basalhälfte der Schenkel ein wenig nach der Basis
zu sich aufhellend. Flügel hyalin, die Spitze (das 7., 6. und fast das ganze
5. Siebentel) braun, Grenze scharf; die rm-Querader (kleine) von
srößerem querovalem, tiefbraunem Fleck umgeben, der sich blaß-
braun zu einem breiten Saum der mcu-Querader (große) auszieht.
Adern gelbbraun. — Körperlänge 61/;, mm. Flügellänge 5-—5!/, mm.
Sumatra, Deli, 1894 (M. Ude).
Telostylinus obscuratus nov. spec.
32. Kopf hell bräunlichgelb, Rüssel braun, Palpen gebräunt.
Fühler braunschwarz, 2. Sechstel der Seta hell bräunlichgelb. Hinter-
haupt, Scheitel und Stirn matt braunschwarz; Seitenviertel der sehr
langen Stirn hell bräunlichgelb; diese beiden Längsstreifen setzen sich
bis fast an die Basis des Hinterhaupts fort. Zwischen den Fühlern
entspringt ein medianer hell bräunlichgelber Längsstreif, der kurz vor
der Stirnmitte spitz endet. Thorax matt schwarz, Seitenstreif des
Rückenschildes hell bräunlichgelb, an der Flügelwurzel wendet dieser
Streif nach unten, füllt die hintere Hälfte der Mesopleura und endet
vor der mittleren Coxe. Rückenschild mit einer etwas helleren, grauen
Medianlinie, die zuweilen gelblich aufgehellt ist. Haltere hell bräunlich-
3. Heft
144 Dr. Günther Enderlein:
gelb. Abdomen schwärzlich. Beine mit den Coxen braunschwarz,
Vordercoxe und Prosternum hell bräulichgelb. Flügel‘ hellbraun,
nach dem Vorderrand und der Spitze zu dunkler. Adern schwarzbraun.
— Körperlänge 44/,—51/, mm. Flügellänge 4-5 mm.
Deutsch-Neu-Guinea, Jan. 1913, $ (Bürgers. Kaiserin-Augusta-
fluß-Expedition, Juni 1913, ? (Bürgers). 14. Juli 1913, $ (Bürgers).
Telostylinus luridus nov. spec.
©. Kopf hell braungelb. 3. Fühlergl’ed gebräunt. Seta braun,
2. Viertel hell braungelb. Stirn braun, nach der -Medianlinie zu immer
mehr braungelb aufgehellt, eın schmaler Saum am Augenrand mit
weißlichem Reif. Thorax hell braungelb, Rückenschild mit drei hell-
braunen Längsstreifen. Haltere hell braungelb. Abdomen braungelb.
Beine mit den Coxen hell braungelb, Schienen gelbbraun, Endspitzen
gebräunt, Tarsen braun. Flügel hyalin, Adern braungelb. — Körper-
länge 6 mm. Flügellänge 41/, mm.
Marshall-Insein, Jaluit, 2. Dez. 1893 (Steinbach).
N | { Telostylinus Dahli. nov. spec. - - a
©. Kopf hell braungelb. Rüssel braun. Fühler gelblichbraun,
Basalhälfte des Fühlers mit Ausnahme der äußersten Basis weiß.
Stirn ockergelb, hintere Hälfte vorn und an den Seiten braun. Scheitel
und Hinterhaupt schwarz; Mitte der Schläfen mit großem, hell bräun-
Jichgelben, halbkreisförmig dem Augenrand anliegenden Fleck. Thorax
graubraunschwarz, Seitenstreifen des Rückenschildes hell braungelb,
dieser S.reif wendet sich an der Flügelwurzel nach unten, nimmt di
hintere Hälfte der Mesopleure ein und endet an der Basis der Mittel-
coxe! Prosternum und alle Coxen hell braungelb. Abdomen braun,
Unterseite hell braungelb. Mittelbeine braunschwarz [die übrigen
abgebrochen]. Flügel hyalin, bräunlich getrübt, 6. und 7. Siebentel
braun, Grenze ganz unscharf und verwaschen, am Ende des 3. Siebentels
in der Miite etwas gebräunt. Adern braun. — Körperlänge 5 mm.
Flügellänge 4 mm. |
Bismarckarchipel, Ralum, ın feuchtem Waldtal, 16. Juni 1896,
gesammelt von Professor Dr. F. Dahl. — Die Species wurde dem
Sammler gewidmet.
Chaetonerius Hend. 1903.
Typus: CO. inermis (Schin. 1868), Nikobaren, Formosa, China.
C'haetonerius Hendel, Wien. Ent. Z. 22, 1903, p. 205. Diese Gattung
unterscheidet sich von Tetostylinus durch den Besitz von vier Borsten
des Scutellums. In der Körperfärbung und Zeichnung sind alle
Arten dieser Gattung auffällig ähnlich. — Die Verbreitung ist über.
das orientalische und aethiopische Gebiet. — Hierher gehört noch:
CO. ?obscurus (Brunn. 1913), Indien.
Klassifikation der Micropeziden. 145
Chaetonerius inermis (Schin. 1868).
Durch die Freundlichkeit des Herrn Dr. Zerny ın Wien erfahre
ich, daß die Typen von Schiner, wie alle mir vorliegenden Stücke,
sowohl am Ende von r, + , als auch am Ende von r,+ „einen braunen
scharf begrenzten, als Adersaum erscheinenden Fleck aufweisen;
ersterer ist länger, letzterer kürzer. Schiner gibt dies nicht an und
so paßt die Diagnose Schiners zu Unrecht sowohl auf diese Species
wie auf Telostylinus lineolatus (Wied. 1830). Folgendes Material liegt
von dieser Species vor: China, Kanton, $ 9, gesammelt von Mell. —
Süd-Formosa, Toyenmongai bei Tainan, Mai 1910, & 2, gesammelt
von H. Sauter.
a) Mittel- und Hinterschenkel mit gelblichem Ring oder
Andeutung eines solchen.
Chaetonerius spinosissimus (Karsch 1887).
&. Vordercoxen hell bräunlichgelb, mit einer Längsreihe von vier
fast senkrecht abstehenden dornartigen Borsten. Vorderschenkel
ebenfalls mit gelblichem Ring, Unterseite mio zwei Längsreihen
dichtstehender (etwa 17 Stück in jeder Reihe) kräftiger kurzer Borsten - '
(Länge etwa ein Vi.rtel der Schenkelbre‘te). Vorderschiene auf der
Unterseite mit einer Längsreihe kräftiger dichtstehender Borsten
(Länge fast !/, der Schienenbreite). Schenkel ziemlich breit. Hinter-
schenkel unten nur mit Längsreihe feiner sehr kurzer Härchen. Nur
das Spitzensechstel von r, + , braun gesäumt.
Westafrika, Pungo Andongo, 1] &, gesammelt von A. von Ho-
meyer. — Die Type Karschs.
Chaetonerius spinibrachium nov. spec.
&. Beine dunkelbraun, Mittel- und Hinterschenkel mit Andeutung
gelblicher Ringe. Vordercoxe hell bräunlichgelb, mit einer Längsreihe
von drei kräftigen Borsten. Vorderschenkel unten mit nur einer Längs-
reihe auffällig langer kräftiger, dornartiger Borsten, die fast die
Länge der Schenkelbreite erreichen; es sind sieben Stück große und am
Vorderende alternierend stehend noch drei kleire. Hinterschenkel
unten mit feiner mäßig langer dichter Behaarung. Endhälfte von, + 5
hellbraun gesäumt, Spitze von r, + , fein hellbraun gesäumt.
Q. Ahnlich. Vordercoxe nur mit zwei feineren Borsten der Lärgs-
reihe. Vorderschenkel nur mit drei längeren Borsten, sonst unten nur
mit feinen Haaren. Die gelblichen Ringe von Mittel- und Hinterschenkel
scharf. — Körperlänge etwa 6 mm. Flügellänge 51/,—6!/, mm.
Ostafrika; nördlich vom Albert Edward-See; Fuß des Ruwensori,
Westseite. Febr. 1908, $& 9. Expedition aes Herzogs Adolf Friedrich
zu Mecklenburg. |
Chaetoneriis Fülleborni nov. spec.
&. Beine g Iblicnbraun, b ide gelblicne Ringe auf allen Scnenkeln.
Vordercoxe uell bräunlichgelb, Längsreihe mit 4-—5 Borsten. Vorder-
Archiv für Naturgeschichte
1922. A. 5. 10 8. Heft
146 Dr. Günther Enderlein:
schenkel unten mit zwei Längsreihen kurzer Borsten, die äußere
mit etwa 22 sehr kurzen, die innere mit etwa 14 kräftigeren und
längeren (durchschnittlich höchstens bis zur Länge von !/, Schenxel-
breite), und einigen senr kurzen dazwischen eingereint. Schiene mit
einer Längsreihe sehr dicht gestellter, senr kurzer Börstenan. Schienen-
spitzen und Tarsen schwarz Spitzensechstel von 1, +, hellbraun
gesäumt, Spitze von „+, mit sehr feinem blaßbraunem Saum
Hinterschenkelunterseite ohne Borsten
Q. Vordercoxe mit Längsıeih: von zwei Borsten. Vorderschenkel
nur am Ende des 3. Viertels mit einer kräftigen Borste und 1—2 feinen.
— Körperlänge etwa 61/, mm. Flügellänge 6 mm.
Deutsch- Ostafrika, Langenburg am Nyassasee, 1.—26. Juli 1898,
JS‘ 2, Juni 1898, 2 (Professor Dr. Fülleborn); Amani, 2. Juli 1905,
d&, am Fenster (Professor Dr. Vosseler). — Gewidmet wurde diese
Species dem Sammler.
Chazetonerius simillimus (Karsch 1887).
&. Beine braun, Vordercoxe blaß braungelb mit einer Längsreihe
von drei bis vier Borsten. Unterseite der Vorderschenkel mit einer
Längsreihe von etwa 14 sehr kurzen und feinen Borsien, nur am Ende
des dritten Vie.tels eine kräftigere Borste. Unterseite der Hinter-
scnenkel ohne Borsten. Unterseite der Vorderschiene ohne Borsten.
Endachiel von rz, +, plaßbraun gesäumt, Spitze von 1, +, kaum
etwas bräunlicn gesäumt.
Q. Vordercoxe nur mit einer Längsreihe von zwei Borsten. Aucn
der Vordersenenkel mit g.lblichem Ring. Borsten auf der Unterseite
des Vorderschenkels nocn feiner.
Westafrika, Pungo Andongo, & 9, gsesmmel5 von A. von Ho-
meyer. Die Typen Karschs. — Kamerun, Gebirge Buea, 9, gesammelt
von Preuß.
Chaetonerius Alluaudi (Gigl. Tos 1895).
Madagaskar, Sakana, Uıwaldlichtung, Nov. 1904, 2, gesammelt
von Professor Dr. Vorltzkow. — Madagaskar, Ilöt-Prune, 9,
gesammelt von Dr. Friederichs.
Chaetonerius brachialis nov. spec.
d. Beine mit allen Coxen rötlichbraun. Vordercoxe mit sechs
Borsien in der Längsreine. Schenkel schlark. Mittel- und Hinter-
scuenkel mit gelblichem Rirg. Vorderschenkel ungewöhnlich lang,
unten mit zwei Längsreihen kurzer Borsten (Länge durchschnittlich
etwa ein Fünftel der Schenkelbreite); die innere mit etwa 28, die
äußere mit etwa 26; im Enddrittel der inneren Reihe finden sich
zwei etwas längere. Vorderschiene unten mit Längsreihe von kurzen,
diehtstehenden Börstehen. Hınterschenkel unten ohne Haare oder
Borsten. Flügel bräunlich getrübt, Endhälfte von r, + , breit braun
gesäumt, der Saum füllt die Endhölfte der Zelle R,; Spitzenrand bis
Klassifikation der Micropeziden. 147
zu m bräunlich gesäumt. — Körperlänge 6--81/;, mm. Flügellänge
61/,—8!/), mm. Länge des Vorderschenkels 4°/,-—7 mm.
Kamerun, Gebirge Buea (Preuß); Bibundi, 5. 2. 1905 (G. Teß-
mann). — Südkamerun (Hösemann), Togo, Bismarckburg, Okt.
1901 (R. Büttner).
b) Alle Schenkel schwarz ohne hellere Ringe.
Chaetonerius latifemur nov. spec.
d. Beine mit den Coxen braunschwarz; Vordercoxe zuweilen
etwas gelbbraun aufgehellt und mit 5—6 sehr kräftigen langen Borsten.
Vorderschenkel unten mit zwei Reihen dichtgestellter kurzer Borsten
(Länge etwa ein Fünftel der Schenkelbreite). Alle Schenkel breit
und kräftig, ohne Spur eines hellen Ringes. Hinterschenkel im End-
dritte] auf der Unterseite mit einer Längsreihe etwas schräg stehender
kürzerer Borsten. : Flügel etwas gelbbraun getrübt; Endhälfte von
I, + , braun gesäumt, Zelle R, völlig braun, 1, +, und m am Ende
von brauner Farbe umgeben und ein schmaler, schwachbegre nzter
Randsaum zwischen diesem Spitzenfleckchen und r, +, braun. —
Körperlänge 51/,—8 mm. Flügellänge 6-—-7!/,mm. Länge des Vorder-
schenkels 2,3-—4,2 mm
Kamerun, Gebirge Buea (Preuß); Jaunde-Station, 800 m
(Zenker); Johann Albrechts-Höhe, 13. 2. 1896, 7. 8. 1896 (Con-
radt). — Spanisch-Guinea, Alen-Benito-Gebiet, 16.—31. Aug. 06
(G. Teßmann). — West- Afrika, Inse) Fernando Po (L. Conradt).
— Togo Bismarckburg, 10. 1891, 5. 7.1893 (L. Conradt).
Chaetonerius claricoxa nov. spec.
d. Beine mit den Coxen schwarz. Vordercoxe blaß bräunlicn-
gelb, Borstenlängsreihe mit zwei Borsten. Schenkel verbreitert. Vorder-
schenkel unten mit einer Längsreihe Borsten; Borstenlänge 1/,—!/s
der Schenkelbreite, die Anzahl ist gering (etwa 8). Unterseite des
Hinterschenkels in der ganzen Länge mit sehr feiner dichter Be-
haarung, nur am Ende des vierten Fünftels eine längere kräftige
Borste. Scutellum hinten etwas abgestutzt. Flügel hellbraun, nach
vorn und nach der Spitze zu braun.
2. Ebenfalls Vordercoxe auffällig blaß; Borstenlängsreihe mit
zwei Borsten. Vorderschenkel unten nur in der Endhälfte mit kurzen
schräg gestellten Borsten (etwa 10). Hinterschenkel unten mit feinen
kurzen Härchen, ın der Endhälfte mit kurzen schräg gestellten Borsten.
Scutellum hinten etwas abgestutzt. Legerohr oben abgeflacht, lang,
hell rostgelb, 4. Viertel schwärzlich. Flügel blaßbraun, r,+ ; In der
ganzen Länge braun gesäumt, Zelle R, gänzlich braun; Spitze bis m
gebräunt. — Körperlänge (ohne Legerohr) 5-—61/, mm. Flügellänge
41.6 mm.
Spanisch-Guinea, Alen Benitogebiet, 1.—15. Aug. 1906, 1 £,
2 22 (G. Teßmann). -— Kamerun, ? (Conradt, Hösemann, Hinz,
ar
10* 5, Heft
148 Dr. Günther Enderlein:
Teßmann, Preuß). — West-Afrika, Insel Fernando Po (9)
(L. Conradt). — Ostafrika, westl. vom Albert-See; Awakubi,
29. 4. 1908, 2, Exped. Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg.
c\) Mittel- und Hinterschenkel gelblich mit schwarzer
Spitze.
Chaetonerius apiealis (Walk. 1849).
Beine mit den Coxen gelblich, Spitzenviertel der Schenkel, Spitzen- _
achtel der Schienen und die Tarsen schwarz. Borstenlängsreihe der:
Vordercoxe nur durch eine Borste (die vorderste) vertreten. Legerohr
gelblich, Spitze schwarz. Flügel getrübt, Spitzendrittel von r,+ 3
und die äußerste Spitze von r,—+ , hellbraun gesäumt. Unterseite
des Vorderschenkels mit einer Reihe feiner Haarborsten, beim &
mit kräftigen Borsten, deren Länge etwa ein Viertel der Schenkelbreite.
Kamerun, Bibundi, 4. 9. 1904 (3), 11. 9. 1904 (2), 9. 10. 1904 (2)
(G. Teßmann). — Togo, Bismarckburg, 27.7.—10. 8.1983 (9),
23. 11.—2. 12. 1892 (2) (L. Conradt).
d) Mittel und Hinterschenkel gelblich.
Chaetonerius nyassicus nov. spec.
&. Beine mit den Coxen hell rostgelb, Tarsen schwärzlich. Borsten-
längsreihe der Vordercoxe nur durch eine Borste (die vorderste) ver-
treten. Hypopyg hellrotgelb. Vorderschenkel unten nur mit einer Reihe
sehr feiner und kurzer Haarborsten, am Ende des vierten Fünftels
eine kräftige. Flügel bräunlichgelb getrübt. Endviertel von 1,—+ 3
und äußerste Spitze von 1, ,„ hellbräunlich gesäumt. — Körper-
länge 51/,mm. Flügellänge 5'/, mm.
Deutsch-Ostafrika, Nyassa-See, Langenburg, 25. 3..-—26. 4. 98
(Professor Dr. Fülleborn).
Tribus: Neriint.
Bestimmungstabelle der Gattungen des Tribus Neriini.
1. Flügel mit überzähligen Queradern. | 2.
— Flügel mit normalem Geäder. 3.
2. Die überzähligen Queradern gehen von r,+, und m aus nach
Y,— , zu, ohne diese Ader zu erreichen. Rückenschild mit fünf
Paaren Dorsocentralborsten. Vorderschenkel unbeborstet. (Sonst
wie Cerantichir). Stypocladius Enderl.
— Die überzähligen Queradern sind z. T. nicht verkürzt und liegen
zwischen c, +5 und 1, + ,.. Dietyonerius Enderl.
3.3. Fühlerglied am Ende zugespitzt. Scutellum mit zwei Borsten. 4.
— 3. Fühlerglied am Ende breit (abgerundet und abgestutzt) %.
4. Beine besonders lang. Vorderschenkel unten nur mit feinen
Börstchen. 2. Fühlerglied der $S auffällig verlängert, länger
bis viel länger als der Thorax. Longina Wied. 1830.
—
13.
Klassifikation der Micropeziden. 149
Beine mäßig lang. Vorderschenkel unten mit sehr kräftigen dornen-
artigen Borsten, die auf zahnartigen Höckern des Schenkels sitzen.
>.
Fühlerborste fein und. nackt. Oncopsia Enderl.
Fühlerborste fein, ganz oder teilweise mit langer und sehr dichter
Behaarung. 6.
Basaldrittel bis Basalhälfte der Fühlerborste mit dichter Pubescenz,
der Rest völlig nackt. Chaetomeristes Enderl.
Fühlerborste in der ganzen Länge pubesziert. Glyphidops Enderl.
Fühlerborste in der Mitte des breiten Endes des 3. Fühlergliedes
inseriert. 8.
Fühlerborste an der oberen Ecke des breiten Endes des 3. Fühler-
gliedes inseriert. Hinterkopf etwas halsartig verlängert. Scutellum
mit zwei Borsten; seitlich davon je ein sehr kurzes Härchen. 11.
Scheitel und Hinterkopf stark verlängert und halsartig (schmäler
als der Kopf in der Mitte). Vorderschenkel unten mit kurzen
Börstchen. g,
Scheitel und Hinterkopf kurz, Scutellum mit zwei Borsten. 10.
Scutellum mit zwei Borsten. Derocephalus Enderl.
Scutellum mit vier Borsten. -6ymnonerius Hend. 1913.
. Vorderschenkel unten mit kräftigen dornartigen Borsten, jede auf
einem zahnartigen Höcker. Odontoscelia Enderl.
Vorderschenkel unten mit einer Längsreihe kurzer Börstchen
Paranerius Big. 1886.
. Vorderschenkel nur am Ende unten mit Borsten, die aber nicht
auf Höckern inserieren oder ohne Borsten. 12.
Vorderschenkel auf der ganzen Unterseite mit sehr kräftigen
Borsten, die je auf einem Höcker inseriert sind. 14.
. Fühlerborste nackt; Mediocubitalquerader mehr oder weniger
schräg. Fingerartiger Fortsatz des 2. Fühlergliedes kurz. 13.
Fühlerborste pubesziert; Mediocubitalquerader kurz, und senkrecht
zwischen den Adern. Fingerartiger Fortsatz des 9. Fühlergliedes
lang. Unterseite des Vorderschenkels in der Endhälfte mit Borsten.
Rückenschild nur mit einem Paar Dorsocentralborsten (hinten
dicht vor dem Scutellum). Cerantichir Enderl.
Mediocubitalqueräder nicht parallel zum Flügelhinterrande; nach
innen konkav gebogen. 1. Fühlerglied so lang wie dick, 2. wenig
länger als dick und kürzer als das 3. Nerius F. 1805.
Mediocubitalquerader stark schräg und parallel zum Flügelrande.
1. Fühlerglied etwa dreimal so lang wie dick, 2. sehr lang und
schlank und länger als das 3. Loxozus Enderl.
14. Mediocubitalquerader nicht parallel zum Hinterrande. 2. Fühler-
glied etwa so lang wie breit. Brachantichir Enderl.
— Mediocubitalquerader parallel zum Hinterrande. 2. Fühlerglied viel
länger als breit (etwa 3 :1). Odontoloxozus Enderl.
| 5. Holt
150 Dr. Günther Enderlein:
Longina Wied. 1830.
Typus: L. abdominalis Wied. 1830, Südamerika.
Longina Wiedemann, Außereurop. zweifl. Ins. II. 1830, p. 553,
Tat. X, fie.3.
Macrotoma de Laporte, Ann. Scienc. natur. 25. 1832, p. 45, Tab. XA
Fig.'1,.2,2,5,
Diatına (Diateina) Westwood 1832.
Macrotoma Lap., Osten-Sacken, Berl. Ent. Z. 26. 1882, p. 200, Fußn.
2. Fühlerglied des 3 auffällig verlängert, länger bis viel länger
als der Thorax, beim @ nicht. Vorderschenkel auf der Unterseite nur
mit sehr feinen Börstchen.
Loneina abdominalis Wied. 1830.
Longina abdominalis Wiedemann, Außereurop. zweifl. Ins. II.
1830, p. 554 (£&).
Nerius vittatus Wiedemann, Außereurop. zweifl. Ins. II. 1830,
p. 549 (2).
1. Fühlerglied des & 31/,—4 mm lang. Die weiße Fühlerborste
durch federartige Pubeszenz wenig verbreitert.
Brasilien, Blumenau, 3, W. Müller. — Südbrasilien, &;
Espiritu Santo, & (durch Fruhstorfer),
Longina Peletieri (Laporte 1852).
Macrotoma Peletieri Laporte, Ann. scienc. natur. 25. 1832., p. 459,
Taf. X. A, Fig. 1, 2, 4, 5 (fälschlich aus Cochinchina berichtet!).
Diatına halimenordes Westwood 1832 (Brasilien).
Longina Wiedemanni Perty, M., De Insectorum in America meri-
dionali habitantium vitae genere, moribus ac distributione geographica
observationes nunnullae. fol. Monachii 1838, p. 188, Taf. 37, Fig. 1
(Brasilien).
Longina halimenoides (Westw. 1832), Macquardt, Hist. nat. Ins.
Dipt. II. 1838, p. 494 (Brasilien). |
1. Fühlerglied des & viel länger (8—8!/, mm); die weiße Fühler
borste durch federartig angeordnete Pubescenz stark verbreitert.
Brasilien, $; Bahia, $ (R. Haensch). — Süd-Brasilien, Espiritu
Santo, & (durch Fruhstorfer). — Paraguay, San Bernardino,
(K. Fiebrig). — Brasilien, $ (durch Winnertz), aus der Sammlung
H. Loew.
Glyphidops nov. gen.
Typus: @. filosus (F. 1805), Südamerika.
3. Fühlerglied am Ende zugespitzt. Scutellum mit zwei Borsten.
Vorderschenkel mit sehr kräftigen dornartigen Borsten, die auf zahn-
artigen Höckern des Schenkels sitzen. Fühlerborste in der ganzen Länge
pubesciert. Daumenartiger Fortsatz an der Innenseite des 2. Fühler-
gliedes lang (etwa so lang wie das 2. Fühlerglied).
Klassifikation der Micropeziden. 151
Glyphidops filosus (F. 1805).
Alle Schenkel einfarbig rostgelb (2?) oder ım 3. Viertel mit wenig
deutlichem helleren Ring. Abdomen einfarbig braun bis dunkelbraun.
3. Fühlerglied etwa 2!/, mal lo sang wie an der Basis breit. Seta weiß
mit ziemlich langer und dichter weißer Pubescenz. Flügel an der Spitze
hinter r, + , ohne blassere Zeichnung.
Brasilien, © (Gomes); Prov. Para, Obidos, 1904, & (P. Kibler). —
Surinam, Paramarıbo, März 1908, 2, (Heller).
Glyphidops xanthopus (Schin. 1868).
An allen Schenkeln am Ende des 2. Drittels ein wenig deutlicher
bräunlicher Ring, die Mittel- und Hinterschenkel haben einen noch
blasseren und undeutlicheren am Ende des 5. Sechstels. Hinter 1, + 3
ein kleiner blasser Flecken. 3. Fühlerglied dreimal so lang wie an der
Basis breit. Seta weiß mit ziemlich langer und dichter weißer Pubescenz.
Guatemala, Tumbador, Sept. 1912, $ (Riedel). — Surinam,
d (Cordez), Kat. Nr. 6359. — Mexico, Soconusco, 24.7.189, &,
gesammelt von Purpus.
Glyphidops limbatus nov. spec.
Die Unterschiede von G. xanthopus sind: 9. 3. Fühlerglied 1?/,
so lang wie an der Basis breit. Seta graubraun, Pubescenz ungewöhnlich
kurz. Die vier helleren Längsstreifen (zwei nahe der Mitte, je einer am
Seitenrand) des Rückenschildes schärfer. Flügel ziemlich hyalin,
nur die Adern des Spitzenviertels scharf begrenzt und schmal braun
gesäumt. Körperlänge 61/,mm. Flügellänge 6 mm.
Süd-Brasilien, Santa Catharina, 9 (E. Uhle).
Glyphidops ochraceus (Schin. 1868).
Die Unterschiede von @. xanthopus sind: Schenkelringe unscharf.
1. und 2. Abdominaltergit mit braungelber Medianlinie, die nach hinten
zu sich verschmälert. Die mediane braune Längsstrieme des Rücken-
schildes nach vorn zu verbreitert. Adern des Spitzenviertels breit
verwaschen gesäumt.
Columbien, Mariquita, $ (Petersen).
Chaetomeristes nov. gen.
Typus: ©. bullatus nov. spee., Ecuador.
Die Unterschiede von G@lyphidops sind: Basaldrittel bis Basal-
hälfte der Fühlerborste mit dichter Pubescenz, der Rest völlig nackt.
Die zwei Borsten des Scutellum auf stylusartigen kleinen Knöpfchen
stehend. mecu-Querader gerade und senkrecht.
Chaetomeristes bullatus nov. spec.
3. Kopf hell rostgelb, Stirn, Scheitel, Schläfen und Hinterhaupt
mattschwarz, Mitte des Vorderrandes der Stirn ein wenig rostfarben.
Schläfen mit einem hell rostgelben schmalen Querstreif in der Richtung
der Körperachse. Der von oben sichtbare poliert glatte Teil des Unter-
5. Heft
152 Dr. Günther Enderlein:
gesichts ist schwarz. 1. Fühlerglied schwarz, Die Basalhäfte der Seta
dicht pubesciert, weißlich, Endhälfte nackt und bräunlich. Thorax
matt schwarz, Seiten des Rückenschildes mit einem breiten hell rost-
gelben Längsstreif, Prosternum hell rostgelb. Der Teil des Metasternum,
der zwischen Hintercoxen und Abdomen liegt, hell rostgelb. Haltere
grauschwärzlich, Stiel hell rostgelb. Die zwei Knöpfchen des Scutellum
an den Hinterecken und relativ groß und zapfenartig. Abdomen matt
schwarz, Unterseite und die zwei letzten Segmente ganz ockergelb.
Coxen dunkelbraun; Vordercoxe hell rostgelb, mit einer Längsreihe
von zwei kräftigen abstehenden Borsten. Beine rostbraun, Spitzen der
Schenkel und die Schienen ohne die Spitzen rostgelblich. Die Innen-
seite der Vorderschenkel mit 18, die Außenreihe mit etwa 8 sehr kräftigen
dornartigen Borsten. Flügel blaßbräunlich getrübt, Spitzenhälfte
von I; + , braun gesäumt, Spitzenhälfte von Zelle R, braun. Hinter
der Spitze vonr, + „ein kleines hyalines Dreieck. Körperlänge 9!/, mm.
Flügellänge 81/, mm.
Ecuador, Archidona (R. Haensch),.
Chaetomeristes peruanus nov. spec.
9. Kopf blaß rostgelb, Stirn, Scheitel, Hinterhaupt und Schläfen
dunkelbraun. Im vorderen Stirnviertel ein rostbräunlicher Median-
streif. Seitenfünftel der Stirn hell rostgelb. Oberer Teil des Unter-
gesichtes (hinter den Fühlern) poliert glatt schwarz. Schläfen mit
hellem Querstreifen. 1. Fühlerglied braun, 2. und 3. rostfarben, Ober-
rand des 3. gebräunt; Basaldrittel der Seta mit kurzer Pubescenz
und weiß, der übrige Teil nackt und braun. Thorax rostbraun, hell
rostgelb ist das Rostrum, ein breiter Längsstreif am Seitenrand des
Rückenschildes und eine feine Medianlinie auf dem Scutellum. Haltere
rostbraun, Stiel hell. Abdomen hellbraun, Unterseite und Legerohr
hell rostgelb. Coxen rostbraun, Vordercoxe hell rostgelb, ‘vorn nur
eine sehr kurze abstehende Borste vor der Mitte. Beine rostbräunlich,
Tarsen etwas dunkler. Innere Reihe des Vorderschenkel mit etwa 10
dornartigen Borsten, äußere Reihe mit etwa 8. Flügel etwas bräunlich
getrübt, braun ist die Zelle R,, ein breiter Saum an 1, — ,, und ein
hellbrauner Saum an r,— ,. In der Mitte zwischen „+ ,undr, +4,
eine hyaline feine Linie, die vor dem Spitzenrand in ein hyalines Drei-
eck endet. — Körperlänge 8,5 mm. Flügellänge 7 mm.
Peru, aus der Sammlung von H. Loew.
Oncopsia nov. gen.
Typus: O. mezicana nov. spec., Mexico.
3. Fühlerglied zugespitzt. Scutellum mit zwei Borsten, die nicht
auf knöpfchenartigen Gebilden inserieren. Vorderschenkel unten
mit sehr kräftigen Borsten, die auf Höckern des Schenkels sitzen.
Fühlerborste fein und nackt. meu-Querader gerade und senkrecht.
Vielleicht gehört in diese Gattung Nerius cinereus v. Röd. 1885
aus Portorico, :
Klassifikation der Micropeziden. 153
Oncopsia mexicana nov. spec.
©. Kopf hell rostgelb, Stirn, Scheitel, Hinterhaupt und Schläfen
(ohne einen Querstreif) rostbräunlich; poliert glatter oberer Teil des
Hintergesichtes hinter den Fühlern braun. Fühler hellbraun, Seta
braun, Basalviertel blaß. Thorax rostbräunlich; Medianstreif des
Rückenschildes etwas heller, Seitenstreif und Prosternum hell rostgelb.
Medianstreif des Scutellum etwas heller. Abdomen rostbräunlich,
Coxen bräunlich, Vordercoxe hell rostgelb, ganz vorn mit einer senk-
recht abstehenden Borste. Beine hell rostgelb, Vorder- und Mittel-
schenkel in der Mitte mit braunem Querring, Hinterschenkel
braun, 4. Fünftel hell rostgelb. Spitzen der Schienen braun, Tarsen
gebräunt. Vorderschenkel innen mit etwa 9, außen mit etwa 7 Borsten.
Flügel hyalin, wenig getrübt, Adern hellbraun, die Umgebung der
Spitze von T7,+ , und I, + „ gebräunt und dazwischen ein dreieckiger
hyaliner Fleck. — Körperlänge 7!/;,mm. Flügellänge 6 mm.
Mexico, gesammelt von Deppe. Kat.-Nr. 6364.
Paranerius Big. 1886.
Typus: P. Mikı Big. 1886, Batjan.
Paranerius Bigot, Ann. Soc. Ent. Fr. 6, VI. 1886, p. 369.
3. Fühlerglied am Ende breit abgestutzt und etwas abgerundet.
Seta in der Mitte des breiten Endes inseriert und bis zur Spitze mit
dichter Pubescenz. Scheitel und Hinterkopf kurz (nicht halsartig).
Scutellum mit zwei Borsten, die nicht auf knopfartigen Höckern
inserieren. Vorderschenkel unten mit einer Längsreihe kurzer Börstchen.
2. und 3. Fühlerglied stark lateral abgeflacht, jedes etwa dreimal so
lang wie dick. Der daumenartige Fortsatz des 2. Gliedes etwa zwei
Drittel der Länge des 2. Gliedes.
Hierher gehört noch Paranerius perstriatus Speiser 1910 N
Paranerius fibulatus nov. spec.
ö. Kopf schwarz, Backen und Palpen hell rostgelb. Stirn lang,
schmal, eingedrückt. Fühler rostgelb, Oberrand der breiten flachen
Glieder gebräunt, 1. Glied dunkelbraun, nur am Ende unten etwas
rostgelb. Daumenartiger Fortsatz des 2. Gliedes zwei Drittel der Länge
des 3. Gliedes, dünn und spitz. Seta weiß, nur ganz an der Basis ge-
bräunt. Thorax matt dunkelbraun, Rückenschild an den Seiten
. hellrostbraun, über das mittlere Drittel von Rückenschild und Seutellum
läuft ein breiter weißlichgrauer Längsstreifen. Prosternum rostbräun-
lich. Haltere lebhaft ockergelb. Abdomen tief sammetschwarz, an
den Seiten der Basis des 2. und 5. Tergites kleine, an den Seiten der
Basis des 3. und 4. Tergites große dreieckige silberweiße Flecke. Spitze
des Hypopyg rostbraun. Coxen rostbraun, Vordercoxe vorn mit einer
Längsreihe von vier sehr kurzen abstehenden Borsten. Beine rost-
braun, das fünfte Siebentel der Schenkel und deren äußerste Spitze
rostgelb. Ein kurzes Stückchen an der Basis der Schienen weißlich.
Vorderschenkel auf der Unterseite mit zwei Reihen sehr kurzer senk-
d. Heft
154 Dr. Günther Enderlein:
recht stehender Borsten, die Innenreihe zählt etwa 35 solche. Spuren
solcher Börstchen auch auf. Vorderschiene und Hinterschenkel. Flügel
bräunlich getrübt, Spitzenviertel verwaschen gebräunt, Adern gelb-
braun. — Körperlänge 9 mm. Flügellänge 8mm. Länge des Hinter-
schenkels 7 mm.
Deutsch-Neuguinea, Lordberg, 6. Dez. 1912 (Bürgers).
Odontoscelia nov. gen.
Typus: O. flavipes (Wied. 1830), Brasilien.
Die Unterschiede von Paranerius sind: Vorders:henkel unten
mit kräftigen dornartigen Borsten, jede auf einem zahnartigem Höcker.
2. Fühlerglied so lang wı. breit, daumenartiger Forisatz innen ebenso
lang. Seta sehr fein mit sehr feiner wenig dichter schräggestellter
Pubescenz.
Odontoscelia flavipes (Wied. 1830).
Nerius bistriatus Williston, Tr. Ent. Soc. London 1896, p. 373,
Pl. 12, fig. 126 u. 1262 (St. Vincent).
3. Fühlerglied abgerundet rechteckig, doppelt so lang wie breit,
einfarbig rostrot (Wiedemann gibt bei seinem Stück an: ‚‚mit braunem
oberen Rande). Das blassere Fleckchen hinter dem End, von +3
hier wenig deutlich. Das Untergesicht ist bräunlich rostfarben (Wie de-
mann sagt braun).
Brasilien, Para, © (Sieber).
Derocephalus nov. gen.
Typus: D. angusticollis nov. spec., Nord-Australien.
3. Fühlerglied breit abgestutzt und etwas abgerundet; Seta in
der Mitte des breiten Endes inseriert und mit feiner kurzer und dichter
Pubescenz. Scheitel und Hinterkopf stark verlängert und halsartig
verschmälert (schmäler als der Kopf in der Mitte). Vorderschenkel
unten mit kurzen Börstchen. Scutellum mit zwei Borsten, die nicht
auf knöpfchenartigen Höckern sitzen. (2. und 3. Fühlerglied etwa
zweimal so lang wie breit). meu- Querader gerade und ein wenig schräg.
Derocephalus angusticollis nov. spec.
3. Kopf rostbräunlich, Unterseite hell rostgelb, ebenso ein langer
schmaler Streif parallel der Körperachse am oberen Ende der Schläfen.
Schläfen sehr breit, nahezu lmm. Stirn lang, schmal, eingedrückt.
2. und 3. Fühlerglied lebhaft rostfarben, oberer Rand gebräunt. Seta
überall mit feiner sehr kurzer Pubescenz; Basalhälfte verdickt, weiß-
lich, Endhälfte sehr dünn und dunkelbraun. Thorax matt, hell rost-
gelblich, Rückenschild mit vier dunkelbraunen Längsstreifen, die
mittleren parallel und linienförmig, die seitlichen ziemlich weit vom
Seitenrande, breiter, nach hinten divergierend und an der Flügel-
wurzel endend. Scutellum an den Seitenvierteln leicht gebräunt. _
Am Vorderende der Pleuren oben beginnt ein dunkelbrauner Längs-
streif, der gerade und schräg bis zur Mitteleoxenbasis läuft. Seiten
ee 2
Klassifikation der Micropeziden, 155
des Metanotum und die Metapleuren braun. Haltere hell ockergelb.
Abdomen hell rostgelblich, matt, Seitensaum aller Tergite dunkel-
braun, braun ist ein breiter medianer Längsstreif auf der Oberseite,
der sich nach der Basis jedes Tergites immer wieder geradlinig ver-
schmälert. Coxen hell rostgelblich. Beine hellbraun, 5. Siebentel
aller Schenkel rostgelb. Tarsen etwas dunkler. Vordercoxe vorn mit
einer Längsreihe von 8—9 feinen senkrecht abstehenden Borsten.
Schenkel dünn und schlank. Vorderschenkel auf der Unterseite mit
zwei Längsreihen von kurzen senkrecht abstehenden dornartigen
Borsten, die Innenreihe zählt etwa 36 solche. Vorderschiene auf der
Unterseite mit zwei Längsreihen noch kürzerer etwas schräggestellter
Börstchen. Die übrigen Beine ohne solche Borsten. Flügel hyalin,
sehr schwach bräunlichgelb getrübt, Adern hell braungelb. — Körper-
länge 8mm. Flügellänge 7 mm. Länge des Hinterschenkels 6,5 mm.
Australien, Queensland, Cap York, gesammelt von Daemel
Kat.-Nr. 5623.
Gymnonerius Hend. 1913.
Typus: @. fuscus (Wied. 1830), Java, Sumatra, Formosa.
Gymnonervus Hendel, Ent. Mitt. 2, 1913, p. 41.
Die Unterschiede von Derocephalus sind: Scutellum mit vier
Borsten, die seitlichen kürzer. (2. und 3. Fühlerglied jedes etwa 2!/,
bis 3 mal so lang wie breit).
Gymnonerius fuscus (Wied. 1830).
Nerius fuscipennis Macquart, Dipt. exot. II, 3, 1843, p. 241, Tab. 32,
fig.5 (Java). — N. phalanginus Doleschall, Nat. Tijdschr. Ned. Ind.
XIV. 18. fig. 417.
Sumatra (Martin), Java (Hoffmannsegg), Formosa (S Base};
Pulo-Penang (aus der Sammlung H. Loew), Philippinen.
Cerantichir nov. gen.
Typus: C©. flavifrons (Big. 1886), Mittel-Amerika.
Fühlerborste an der oberen Ecke des breit abgestutzten Endes
des 3. Fühlergliedes inseriert und pubesciert. Vorderschenkel nur am
Ende unten mit Borsten, die nicht auf Höckern sitzen. Medio-cubital-
querader kurz und senkrecht. Daumenartiger Fortsatz des 2. Fühler-
sliedes lang. Scutellum mit zwei Borsten auf je einem winzigen
knöpfchenartigen Höcker.
Cerantichir flavifrons (Big. 1886).
Mittel-Amerika, Costa Rica, $ (durch Heyn>).
Nerius F. 1805.
| Typus: N. pelifer F. 1805, Südamerika.
Nerius, Fabricius, Syst. Ant!. 1805, p. 264.
Die Unterschiede von Cerantichir sind: Seta nackt, Mediocubital-
querader etwas schräg und stark nach aer Basis zu konkav gebogen.
5. Heft
186 Dr. Günther Enderlein:
1. Fühlerglied so lang wie dick, 2. wenig länger als dick und kürzer
als das 3. Scutellum mit zwei Borsten, die auf verschwindend kleinen
knöpfchenartigen Höckern sitzen.
Nerius pilifer F. 1805.
Brasilien, Bahia, $Q (Gomes). — Paraguay, San Bernardino,
Q (K. Fiebrig).
Nerius terebratus nov. spec.
52. Während bei N. pelifer das Legerohr des 9 relativ gedrungen
ist und etwa drei Viertel der Länge des übrigen Hinterleibes besitzt,
ist bei dieser Species das Legerohr sehr lang und spitz ausgezogen,
wesentlich länger als der übrige Hinterleib und häufig stark nach unten
gebogen. |
Surinam, Paramarıbo, Aue. 1907, &2 (Heller). — Paraguay,
Asuncion 24. 11.1905, 2 (J. D. Anisits).
Loxozus nov. gen.
Typus: L. clavicornis nov. spec., Columbien.
Mediocubitalquerader stark schräg, fast parallel zum Flügel-
hinterrand. 1. Fühlerglied sehr schlank, etwa dreimal so lang wie
dick, 2. sehr lang und schlank, länger als das dritte und etwa ein Drittel
so dick wie dieses. Sonst wie Nervus.
Loxozus celavicornis nov. spec.
©. Kopf rostbräunlich, Hinterhaupt und Schläfen schwarz, Mitte
der Schläfen mit breitem rostgelbem Querstreif. Mundrand schwarz.
Fühler braun, 1. Glied rostbraun; 1. und 2. Glied sehr lang und dünn,
3. langoval, am Ende abgestutzt, breit und abgeflacht, Seta weıß,
1. Fünftel braun und etwas verdickt, 2. Fünftel schwach verdickt.
Hintere Hälfte der Stirn jederseits mit einem schmalen braungelben
Längsstreif. Thorax rostgelbbraun mis etwas grauer Tönung, Schulter-
beule braungelb, Rückenschild mit drei dunkler braunen Längsstreifen,
der mittlere schmal, die seitlichen etwas breiter und etwa in der Mitte
der Seitenhälften. Scutellum braungelb, Seitendrittel braun. Haltere
graubraun mit blassem Stiel. Abdomen braun, oben etwas grau ge-
tönt. Beine mit den Coxen rostgelbbraun, Spitzendrittel der Schienen
unddie Tarsen dunkelbraun. Spitzenviertel der Schenkel unten miteinigen
zu zwei Reihen angeordneten dornartigen schwarzen Borsten. Flügel
blaß bräunlichgelb getrübt, Zelle R, und Randsaum der Zelle R,+ 3
braungelblich. Adern gelbbraun und heller. — Körperlänge 9 mm.
Flügellänge 7mm. Länge des Hinterschenkels 4 mm.
Columbien, Cordillieren (terra templada). Gesammelt von
Professor Dr. Thieme. |
Brachantichir nov. gen.
Typus: B. robusta nov. spec., Bolivien, Peru. :
3. Fühlerglied am Ende breit abgestutzt, Seta an der oberen Ecke
desselben. Vorderschenkel auf der ganzen Unterseite mit sehr kräftigen
Klassifikation der Micropeziden. 157
Dornen, die je auf einem Höcker sitzen. Mediocubitalquerader gerade
und nahezu senkrecht (nicht parallel zum Hinterrande). 2. Fühler-
glied etwa so lang wie breit. Scutellum mit zwei Borsten (an den
Ecken), dicht vor jeder Borste ein winziges äußers5 feines Härchen.
Brachantichir robusta nov. spec.
d. Kopf schwarz, Stirn gelbbraun, hell braungelb ist: Basalsechstel
der Seta, der Randsaum des unteren Randes der Schläfen und eine
schmale hierzu parallele Linie in der Mitte der Schläfe. Thorax rost-
braun, Schulterbeule braungelb, Rückenschild graubraun, mit fünf
dunkelbraunen schmalen Längsstreifen, von denen der zweite und
vierte nicht nach vorn über die Quernaht hinübergeht. Scutellum
dunkelbraun, oben mit schmaler bräunlichgelber Medianlinie. Ab-
domen dunkelbraun mit grauem Ton, Tergite am Seitenrand gelblich
gesäumt, 1. Tergit an den Seiten vor dem Hinterrand jederseits mit
einer schrägen (Querreihe sehr dichtgestellter aufrechter Börstchen
(etwa sechs). Hypopyg schlank, poliert glatt, der dünnere Endteil
ist fast dreimal so lang wie der viel dickere Basalteil, aus der Spitze
des Endteiles ragt noch der ebenso lange dünne Faden heraus. Haltere
braun mit gelblichem Stiel. Coxen und Beine schwärzlich rotbraun,
Spitzen der Schienen und die Tarsen schwärzlich. Unterseite der
schlanken Vorderschenkel mit zwei Reihen sehr kräftiger dornartiger
Borsten, Mittelschenkel nur in der Endhälfte mit zwei solchen Reihen,
jede nur aus drei Borsten bestehend. Hinterschenkel nur im End-
drittel mit zwei solchen Reihen, j»de nur aus zwei Borsten bestehend.
Voraerschiene auf der Untersaite mis einer Längsreihe kurzer dichter
zahnarsiger Höcker. Flügel bräunlichgelb getrübt. Endhalfte von
T, + ; br. it gelbbraun gesäumt, ein schmaler Spitzensaum zwischen
T,+ 3, und m gebräunt. Adern aunkel gelbbraun. — Körperlänge
12 —13 Flügellänge 9,5-—10, Länge des Hinterschenkels 7 mm.
Ost-Bolivien, 750 m hoch, Jan. —März 1907. Gesammelt von
J. Steinbach. — Peru, Chanchamayo. Gesammelt von M. Frey-
mann.
Brachantichir Purpusiana nov. spec.
Die Unterschiede von B. robusta sind: $ 29. Körpergröße wesent-
lich geringer. Schenkel mehr gelbbraun. Der dünnere Endteil des
Hypopyg ist nur wenig länger als der dickere Basalteil, die Differenz
der Dicke ist auch geringer. Die Hinterschenkel sind kürzer. — Körper-
länge: $: 9mm, 2: 9—1l mm. Flügellänge 7,5—8,5 mm. Länge
des Hinterschenkels 4—5 mm. |
Mexico, Soconusco, 30. 9. 1913 (&), 26.7.1913 (2), 28. 9. 1913
(2), gesammelt von 0. A. Purpus. — Gewidmet wurde diese Species
dem Sammler.
Brachantichir rubescens (Macg. 1843).
Rückenschild bräunlich mit weißlichgrauem Ton, etwas mehr
als die Seitenviertel dunkler braun (ohne grau); auf dem weißlichgrauen
breiten Mittelstreif erkennt man zuweilen in bestimmter Beleuchtung
5, Heft
158 Dr. Günther Enderlein:
noch eine äußerst feine braune Medianlinie. — Körperlänge 8—9,5 mm.
Flügellänge 7,5 mm.
Paraguay, San Bernardino, $& (K. Fiebrig).; Asuncion,
Villa Morra, 21.11. 1905, $, 29. 11. 1905, & (J. D. Anisits).
Odontoloxozus nov. gen.
Typus: O. punctulatus nov. spec., Mexico.
Die Unterschiede von Brachantichir sind: Mediocubitalquerader
ein wenig S-förmig gebogen und parallel zum Flügelhinterrande.
2. Fühlerglied viel länger als breit (etwa 3 :1). Scutellum mit zwei
Borsten, dicht vor jeder ein sehr kurzes aber relativ kräftiges Börstchen.
Odontoloxozus punctulatus nov. spec.
3. Kopf gelblich rostbraun; Seta weißlich, Basalviertel braun.
Schläfen sehr breit, etwa zwei Drittel der Kopfbreite hinter den Augen.
Der poliert glatte, jederseits ein Basalglied des Fühlers vortäuschende Teil
des Untergesichtes hinter den Fühlern an den Seiten vorn mit einem
sehr breiten, papierdünnen und messerschneideartigen scharf schwarzen
Rand.!) 1. Fühlerglied so lang wie breit, 2. etwa 31/,mal so lang
wie breit und sehr stark lateral zusammengedrückt; 3. etwa 11/, mal
so lang wie breit, abgerundet rechteckig, stark lateral zusammenge-
drückt. Thorax und Abdomen bräunlich rostgelb mit stark grauem
Reif, Rückenschild hinter der Quernaht mit zwei braunen Längs-
linien, die das mittlere Fünftel abgrenzen. Über den ganzen Thorax
(mit Ausnahme des Scutellum) und das ganze Abdomen sind zahlreiche
kurze abstehende Börstchen verteilt jedes davon inseriert auf einem
winzigen dunkelbraunen runden Punktfleck, sodaß der ganze Körper
fein punktiert erscheint. Hypopyg braun bis gelb. Beine mit den Coxen
bräunlichgelb, Spitzenachtel der Schienen dunkelbraun, die Tarsen
durch dichte schwarze Behaarung stark geschwärzt. Vordercoxe mit
einer Längsreihe von etwa sieben kräftigen Dornenborsten; Unter-
seite der Schenkel mit zwei Reihen dornartiger Borsten, die Vorder-
schenkel in der ganzen Länge mit sehr starken, die Mittelschenkel
in der Endhälfte und die Hinterschenkel ım Endviertel mit schwachen.
Flügel schwach bräunlichgelb getrübt, Adern bräunlichgelb. —
Körperlänge 9,5 mm. Flügellänge 6,5 mm. Länge des Hinterschenkels
4 mm. Fühlerlänge (die drei ersten Glieder) 1,8 mm.
Mexico, Raecon, San Luis Potosi, Aug. 1911 (C. A. Purpus).
Stypocladius nov. gen.
Typus: S. appendiculatus (Hend. 1913), Formosa.
Flügel mit überzähligen Queradern von 1, —,; und m, nach
T, + , zu gerichtet. aber diese Ader nicht erreichend. Vorderschenkel
unbeborstet. Rückenschild mit fünf Paaren Dorsozentralborsten.
Fühlerborste mit kurzer dichter Pubescenz und an der oberen Ecke
1) Dieser Rand ist bei allen Vertretern der Tribus Neriini scharf, zuweilen
auch mehr oder weniger lamellenartig verbreitert, nie aber so wie hier.
Klassifikation der Micropeziden, 159
des breit abgestutzten und abgerundeten 3. Fühlergliedes inseriert.
Vier Scheitelborsten und vier Stirnborsten nahe am Augenrand (jeder-
seits zwei) sehr lang und senkrecht abstehend.
Stypocladius appendieulatus (Hend. 1913).
Von r,+ , nach hinten zu gerichtet finden sich 3—4, meist 3,
von m, nach vorn zu 2-5, meist 4 Queraderstummel, deren Länge
von etwa 1/,—/, der Zellbreite schwankt.
Formosa, Kosempo, Mai 1912, 1 2 (Type); Taihoky-Distr:’kt:
Jushifun, $9, Juni 1914; Mucuyama, Juni 1914 (H. Sauter).
Dictyonerius nov. gen.
Typus: D pluricellatus (Schin. 1868), Südamerika.
Diese Gattung zeichnet sich durch den Besitz von überzähligen
Queradern aus, die teils zwischen ce und 1, —+ ; liegen, teils von r,+ 3
nach hinten zu sich erstrecken, ohne 1, + , zu erreichen.
Subfam. Mircopezinae.
Bei allen Micropezinen ist das Untergesicht auffällig lang und
schmal, in der Medianlinie rinnenartig eingesenkt una em Außenrand
randartig gewulstet
Bestimmungstabelle der Gattungen der Subfamilie Micropezinae.
1. Kopf vor den Augen stark spitz nach vorn ausgezogen, stark
dreieckig (von der Seite gesehen). Das Untergesicht bildet vor
dem Stirnvorderrand (ähnlich wie bei der Tribus Nerzri) einen von
oben sichtbaren glatten Teil, der jedoch in der Medianlinie nur
wenig oder nicht eingedrückt ist. 2.
— Kopf stark gerundet, vor den Augen nicht vorgezogen. 52
%. T4+ , und m, am Ende getrennt mündend, selten stark genähert
oder in einem Punkte am Ende endend. Mieropeza Meig. 1803. ,
— Ta 4 ; und m, vor dem Ende verschmolzen und einen kurzen Stiel
bildend. Neriocephalus Enderl.
3. Ta + ,; und m, am Ende getrennt. Metopobrachia Enderl.
— T,+, und m, vor dem Ende verschmolzen und einen kurzen
Stiel bildend. Cliopeza Enderl.
'Micropeza Meig. 1803.
Typus: M. corrigvolata (L. 1766), Europa.
Micropeza Meigen, Illigers Magaz. II. 1809, p. 276.
?Tylos Meigen, Nouv. Classif. 1800, p. 31 Fungiltiger Name).
Phantasma Robineau-Desvoidy, Myodaires, 1830, p. 470/1.
Rhagio p. p. Schrank, Fauna Boica, 1803.
Micropeza, Hendel, Wien. ent. Z. 29. 1910, p. 312 (Synonymie).
Y7—+ , und m, am Ende getrennt mündend, selten stark genähert
oder in einem Punkte am Rande endend. Hintere Basalzelle und
Discoidalzelle verschmolzen (Querader fehlt). an berührt etwa mit
5. Heft
160 Dr. Günther Enderlein:
seiner Mitte den Flügelhinterrand oder nähert sich hier sehr. Kopf
von der Seite gesehen spitz dreieckig vorgezogen.
Weitere hierhergehörige Species sind unter anderen: M. distincta
(Schin. 1868), Südamerika; M.nigricornıs v.d. Wulp 1903, Mexico;
M.incisa Wied. 1830, Brasilien (unsicher); M. brasiliensis Schin.
1868, Brasilien, Columbien; M.limbata v. Röd. 1885, Portorico.
Mieropeza gibbivertex nov. spec.
3. Kopf hell rostgelb. Stemmaticum schwarz, ebenso ein nur vorn
offener Kreis um dasselbe herum. Scheitel von der Seite gesehen °
etwas höckerartiger hoben. Thorax hell rostgelb, oben bräunlichgrau,
Rückenschild vor der scharfen Quernaht mit vier bräunlichen Längs-
streifen, die seitlichen nur hinten und ganz kurz, die mittleren aber
fein, vorn verbreitert und den Vorderrand nicht erreichend. Halteren
blaßgelblich. Abdomen oben braun, Hinterrandfünftel der Tergite
und die Unterseite hell rostgelblich. Beine hell rostgelb. Schenkel
am Ende des 3. Viertel mit unten schwarzbraunem schmalen Ring,
beim Vorderschenkel liegt er am Ende des 2. Drittels und in der Mitte
des dritten Drittels findet sich auf der Außenseite ein hellbrauner
Querfleck. Flügel ockergelblich hyalın, leiht grau getönt; Adern ocker-
gelblich. 1, +, und m am Rande ziemlich weit getrennt. — Körper-
länge 3%/,—#°/, mm. Flügellänge 3—3!/, mm.
Argentinien, Mendoza, April 1906 (Jensen-Haarup).
Neriocephalus nov. gen.
Typus: N. appendiculatus (Schin. 1868), Argentinien, Paraguay.
Ta + ; und m, vor. dem Ende verschmolzen und einen kurzen Stiel
bildend. Kopf vor den Augen stark spitz nach vorn ausgezogen. Das
Untergesicht bildet vor dem Stirnvorderrand (wie bei der Tribus
Neriini) einen von oben sichtbaren glatten Teil, der in der Median-
linie eingedrückt ist und so ein basales Fühlerglied vortäuscht. Die
Stirn ist auffällig lang und schmal.
Hierher gehören: N. bilineatus (v. d. Wulp 1897), Mexico;
N. stigmaticus (v. d. Wulp 1897), Mexico; N. pallens (Wied. 1830),
Brasilien; N. nigrinus (v. d. Wulp 1886), Argentinien.
Neriocephalus appendiculatus (Schin. 1868).
Nord- Argentinien, Provinz Tucuman, 1100 m hoch, Jan. 1905,
S® (Jos. Steinbach).
Neriocephalus Fiebrigi nov. spec.
3. Kopf schwarz mit grauem Anflug, Untergesicht und Backen
hellgelblich, Mundteile und Fühler hell rostgelb. Augen schwarz,
am oberen Rande braun. Thorax matt schwarzgrau, Rückenschild
"mit zwei parallelen wenig dunkleren schmalen Längsstreifen, ihr Ab-
stand etwa halb so breit wie ihre Breite. Abdomen grauschwatzz,
Hinterränder der Tergite sehr fein hell braungelb, Hypopyg sehr groß
Klassifikation der Micropeziden. 161
kugelförmig, glatt und rostgelb. Beine mit den Coxen hell rostgelb.
Mittel- und Hinterschenkel am Ende des 2. Drittels und am Ende
des 8. Neuntels mit einem sehr schmalen grauschwarzen Ring. Auf
dem Vorderschenkel sind zwei ähnlich gelegene Ringe kaum eine Spur
angedeutet. Tarsen braun. Flügel hyalin, sehr blaßbräunlich getönt.
Verschmelzung von r, +, und m sehr lang. |
Körperlänge 4!/;, mm. Flügellänge 3 mm. |
Paraguay, 21. Mai. Gesammelt von K. Fiebrig. — Diese Species
wurde dem Sammler gewidmet.
| Neriocephalus bilineatus (v. d. Wulp 1897).
Costa Rica, 24. 5.1917, 2 (durch A. Heyne).
Metopobrachia nov. gen.
Typus: M. obscura (Big. 1886), Mittel-Amerika.
Kopf stark gerundet, vor den Augen nicht vorgezogen. „+3;
und m, am Ende getrennt mündend.
Metopobrachia obscura (Big. 1886). |
Costa Rica, $2 (durch A. Heyn:). |
| Metopobrachia maeculidorsum nov. spec.
©. Kopf ‘gelb, Stirn, Scheitel, Hinterhaupt und hintere obere
. Hälfte der Backen dunkelbraun. Vorn auf der Stirn jederseits ein
dreieckiger gelber Fleck; beide berühren sich am Vorderrande in der
Mitte. Fühler lebhaft rostrot. Seta blaßgelblich. Unterseite des Thorax
hellgelblich, Oberseite schwarz mit braunem Toment. In der Mitte des
Teiles vor der sehr scharfen Quernaht ein schmales im Mitteldrittel
unterbrochenes gelbes Querband. Abdomen braun, Hinterränder der
Tergite sehr fein gelblich gesäumt, Unterseite hellgelblich. 4. Fünftel
‚des Legerohres gelb, 5. Fünftel schwarz. Haltere hellgelblich. Coxen
und Beine hellgelblich. Endhälfte des Vorderschenkels schwarz, ebenso
ein schmaler Ring am Ende des 4. und 6. Siebentels des Mittelschenkels
und am Ende des 3. und am Anfang des 5. Fünftels des Hinterschenkels.
Schienen und Tarsen schwarzbraun. Flügel ockergelblich, hyalin,
etwas grau getrübt. Ende von 1, +, und m am Rande mäßig weit
getrennt. — Körperlänge 6,5 mm. Flügellänge 5,5 mm. Hinter-
schenkellänge 5!/, mm.
Brasilien, Porto Allegre, Rio Janeiro (Hensel).
Metopobrachia eolumbiana nov. spec.
0. Die Unterschiede von M. maculidorsum sind: Backen ganz
schwarz. Die ganze Unterseite des Thorax schwarz. An der Stelle
der beiden gelben Flecke des Rückenschildes steht dichtes silberweißes
Toment auf schwarzem Grunde. 1, +, und m enden fast in einem
Punkte. — Körperlänge etwa 6 mm. Flügellänge 5,5 mm.
Columbien, Bogota, Ibagu& (Steinheil. Kat.-Nr. 7297.
Archiv für Naturgeschichte
wur: 11 5. Heft
162 Dr. Günther Enderlein:
Metopobrachia annulata (Schin. 1868).
Ya +, und m enden in einem Punkte. Von Mittel- und Hinter-
schenkel das 3. Viertel hellgelblich, ein ähnlicher viel schmälerer Ring
auf dem Vorderschenkel. Flügelrand ungesäumt. Sonst wie M. limbata.
Columbien, 1 2, gesammelt von Dettmann.
Metopobrachia limbata nov. spec.
&. Kopf schwarz, Fühler rostgelb, Untergesicht gelb. Thorax
mattschwarz. Haltere hellgelb. Abdomen braun, Enddrittel der Tergite
hellgelblich; Unterseite hellgelblich. Coxen und Trochanter rostgelb,
Vordercoxe schwarz. Beine braunschwarz. Ein ockergelber schmaler
Ring am Ende des 2. Drittels bei Mittel- und Hinterschenkel. Ocker-
gelb sind ferner die Haftlappen aller Füße. Flügel hyalin, Flügelrand
etwas proximal von 1, + , bis an die Spitze mäßig breit braun-schwarz
gesäumt. Adern schwarzbraun, c, sc, rı und 7,3, hellbraungelb.
Y, +, und m enden dicht neben einander. — Körperlänge 5 mm.
Flügellänge 4/), mm. Hinterschenkellänge 3,6 mm.
Nord-Argentinien, Provinz Salta, 1200 m hoch, Febr. 1905
(J. Steinbach).
Cliopeza nov. gen.
Typus: CO. pectoralis (Wied. 1830), Mexico.
Ya 4 , und m, vor dem Ende verschmolzen und einen kurzen Stiel
bildend. Kopf normal, stark abgerundet und nicht vor den Augen spitz
vorgezogen.
Hierher gehören unter anderen: C. ruficeps (v. d. Wulp 1897),
Mexico.
Cliopeza pectoralis (Wied. 1830).
Micropeza occipitahs v.d. Wulp, Biolog. Centr. Am. II. 1903,
p. 365, 9.
Mexico, $ (Deppe). Die Type Wiedemanns.
Cliopeza divisa (Wied. 1830).
Mexico, 2 (Deppe). Die Type Wiedemanns.
Cliopeza bogotana nov. spec.
3. Kopf kuglig, hell rostgelb, Hinterhaupt, Scheitel und Stirn
braun. Vorderdrittel der Stirn mit Ausnahme eines medianen nach
hinten stark verbreiterten Medianstreifs hell rostgelb. Thorax hell
rostgelb, Rückenschild braun. Über das letztere zieht sich ein grauer
seidenglänzender Reif, der an folgenden Stellen im Teil vor der Quer-
naht fehlt: ein halbkreisförmiger Fleck, dessen Basis vorn anliegt,
reicht bis zur Mitte und je ein Fleck, der die Seitensechstel der hinteren
Hälfte einnimmt. Halteren hell bräunlichgelb. Abdomen bräunlich
rostgelb, Hinterrandssäume etwas heller. Beine hell rostgelb, Mittel-
und Hinterschenkel in der Mitte und am Ende des 3. Viervsels mit einem
schmalen braunen Querring. Beim Vorderschenkel ist ein schmaler
Querring am Ende des 2. Drittels und das 6. Sechstel am Ende des
Klassifikation der Micropeziden. 163
2. Drittels una das 6. Sechstel braun. Schienen schwach gebräunt.
Tarsen schwarz. Flügel hyalin, ockergelblich getönt, Adern hell braun-
gelb. Verschmelzung von 1, + s und m kurz. — Körperlänge 5,5 mm.
Flügu.llänge 4,5 mm.
Columbien, Bogota (Petersen). Kat.-Nr. 8233.
Subfah. Calobatinae.
Bestimmungstabelle der Genera der Subfamilie Calobatinae.!)
1. Flügel bei $ und 2 reduziert, nur noch winzige knopfförmige
Rudimente vorhanden. Calycopteryx Eat. 1875.
— Flügel vorhanden. 2.
2,
Vordercoxen sehr weit vorn Vorderrande des Thorax abgerückt
und sehr nahe an die Mittelcoxen gerückt. Nothybus Rond. 1875.
— Vordereoxen sehr nahe am Vorderrande des Thorax inseriert
3.
0
e
Eu
sehr weit und von den Mittelcoxen abgerückt. 2.
Öcellen vor der Mitte der Kopfoberseite, Scheitel viel länger
als die kurze Stirn. 1. und 2. Abdominalsegment stark stielartig
verlängert. 4.
Ocellen hinter der Mitte der Kopfoberseite, Scheitel viel kürzer
als die lange Stirn.
1. Abdominalsegment viel kürzer als das 2. Schläfen auffällig
stark verbreitert. Hinterhaupt stark verlängert und nicht ab-
fallend, sondern als Fortsetzung der schwach gekrümmten Stirn-
scheitelfläche. Thorax vorn spitz ausgezogen. >.
1. Abdominalsegment stark verlängert und kaum kürzer als das
zweite. Schläfen und Hinterhaupt normal. Thorax normal.
Zelatraetodes Enderl.
Fühlerborste fein pubesciert. Zelle Cu, meist hinten in lange
Spitze ausgezogen, cu, meist länger als cu + an
Glyphodera Enderl.
Fühlerborste nackt. Zelle cu, nicht ın lange Spitze ausgezogen,
Cu, viel kürzer als cuz, + an. Eetemnodera Enderl.
Oberer Teil des Metanotums als konischer Höcker entwickelt. 7.
Oberer Teil des Metanotums höchstens als Querwulst entwickelt. 8.
Kopf des 3 mit auffällig starker Verbreiterung (Achias-ähnlich).
Anaeropus Big. 1866.
Kopf des $ normal. Nestima Ost.-Sack. 1881.
Hinterhauptrand tief bogig ausgeschnitten und eingedrückt
(sonst wie Plocoscelus organisiert... Cardiocephala Macq. 1843.
Hinterhaupt normal. 9.
Körper sehr schlank und schmal. sc und r, laufen bis zum Ende
dicht neben einander. Pterostigma daher völlig fehlend. Stirn
mit mediıanem Längsstreifen, der häufig eingedrückt ist. 10.
ı) Platychiria zeichnet sich von allen übrigen Gaitungen durch die ver-
breiterten Vordertarsen aus; sonst ist die Stellung unsicher. Die Stellung von
Seraca Walk. 1860 ist ganz unsicher.
11F 3, Haft
164
_—
10.
11.
12.
13.
14.
Dr. Günther Enderlein:
Körper weniger schlank, sc und r, wenigstens am Ende etwas
divergierend, Pterostigma also vorhanden, wenn auch zumeilen
sehr klein.!) Stirn ohne medianen Längsstreifen. 15.
Unterseite der Hinterschenkel wenigstens im Endfünftel mit
meltr oder weniger feinen, dornartigen Borsten. Seta zweireihig
pubesciert. Randabschnitt zwischen +, und, + , viel kürzer
als die Hälfte der Endstrecke vom m. 11.
Unterseite der Schenkel nackt. | 12.
Hinterschenkel in der ganzen Länge unten mit längeren dorn-
artigen Borsten besetzt. Analzelle etwa so breit wie die Zelle Cu;.
Vorderschenkel unten in der ganzen Länge mit einer Reihe kurzer
Haare (auch beim {). Gobrya Walk. 1860.?)
Mittel- und Hinterschenkel im Endfünftel unten mit winzigen:
dornartigen Borsten. Analzelle schmäler als die Zelle Cu,. Vorder-
schenkel des @ unten fast nackt, Basalhälfte bis Basaldrittel
des & unten mit sehr langer, dichter, feiner etwas welliger Haaren
barrtartig besetzt (Haarlänge 2-—3-fache Schenkeldicke). 1. Ab-
dominalsegment sehr lang, viel länger als das 2., beide stielartig.
Eurybata Ost.-Sack. 1892.
Seta mit langer, zweireihiger Pubescenz. Analzelle verschwindend
schmal; cu, so lang wie cug + an. Stirn mit breiter eingedrückter
Längsrinne, mit aberundeten Rändern. Randabschnitt zwischen
T, + ,undr, + , (viel) kürzer als die Hälfte der Endstrecke von m.
Metopochetus Enderl.
Seta nackt. oder mit sehr kurzer Pubescenz. Analzelle so breit
wie die Zelle Cu, oder etwas breiter oder schmaler. cu, kürzer
als cu,tan. - 15.
Stirn mit breiter scharfrandiger Längsrinne, an deren Rande
jederseits drei Frontorbitalborsten stehen. Randabschnitt zwischen
ra+sundr, +, viel länger als die Hälfte der Endstrecke von m
(etwa so lang wie diese Endstrecke). Basalhälfte der Mittel- und
Hinterschenkel häufig verdickt. Seta nackt. Crepidochetus Enderl.
Stirn ohne Längsrinne. Randabschnitt zwischen +,und1, +;
kürzer als die Endstrecke von m. Mittel- und Hinterschenkel
gleichmäßig diek. Seta mit sehr kurzer Pubescenz. 14.
Hinterkopf nicht verlängert; Ocellen vor der Linie zwischen den
Augenhinterrändern. Randabschnitt zwischen , +; undn +;
kürzer als die Hälfte der Endstrecke von m. Kopf kugelig
Grammicomyia Big. 1859.
Hinterkopf verlängert, so daß die Ocellen hinter der Verbindungs-
linie der Augenhinterränder liegen. Randabschnitt zwischen 1, + 3.
y Bei CO. ephippium (F.) ist das Pterostigma punktförmig klein.
2) Hendel (Suppl. Ent. 2 1913 p.91) stellt diese Gattung zu der Sep-
sidensubfamilie Megamerininae; da die Beine relativ kurz sind, dürfte diese
Auffassung die richtigste sein. |
Klassifikation der Micropeziden. 165
und 1, +, länger als die Hälfte der Endstrecke von m. Stirn
etwas kegelförmig vorragend. Kopf langgestreckt.
Calobatella Mik 1898.!)
15. Zelle Cu, nicht in lange Spitze ausgezogen (cu, + an viel länger
als cu). 15.
— Zelle Cu, hinten in lange Spitze ausgezogen. cu, + an kürzer
als cu, oder höchstens von dessen Länge. 25.
16. Oberer Teil der Metapleure mit je einem kegelförmigen Höcker.
Randabschnitt zwischen 1, +, und 1, +, länger als die Hälfte
der Endstrecke von m. Fühlerborste nackt. Mesoconius Ender!l.
— Metapleure ohne Höcker. 1%.
1%. Randabschnitt zwischen 1, +, und 1, +, länger (meist viel)
als die Hälfte der Endstrecke von m. 1%.
— Derselbe sehr kurz und kürzer als die Hälfte der Endstrecke von m.
Seipopus Enderl.
18. Fühlerborste nackt. 19.
— Fühlerborste pubesciert. 21.
19. Mesonotum vorn mit buckelartiger nach vorn und seitlich steil
abfallender Erhebung, welche den Mittellappen (Antedorum)
einnimmt. Hybobata Enderl.
— Mesonotum normal. 20.
20. Zelle Cu, schräg abgestutzt. Stirn nicht spitz ausgezogen.
Tanypoda Rond. 1856.
— Zelle Cu, senkrecht abgestutzt. Stirn spitz ausgezogen.
Calobatella Mik 1898.
21. ru +, und m, vor dem Ende eine kurze Strecke verschmolzen.
Mimegralla Rond. 1850.
— T7 +, und m, am Ende nicht verschmolzen. 22.
22. Pterostigma lang (r, etwa vor der vorderen Querader liegend).
Calobatina Enderl.
— Pterostigma kurz (r, basalwärts der vorderen Querader liegend). 23.
23. Palpus fadenförmig Rue und indo-australisch).
Calobata Meig. 1803.
— Palpus stark ern zusammengedrückt (neotropisch). 24.
24. Endabschnitt von cu, vorhanden. Systellapha Enderl.
— Endabschnitt von cu; fehlt. Grallipeza Rond. 1850.
25. Randabschnitt zwischen 1, +, und 1, +, länger (meist viel)
als die Hälfte der Endstrecke von m. 26.
— Randabschnitt zwischen 7, +, und 1, —, sehr kurz und nicht
länger als die Hälfte der Endstrecke von m. Fühlerborste pubesciert
Parasphen Enderl.
26. Fühlerborste nackt. 2%.
— Fühlerborste pubesciert. 28.
%%. T4 + ; und m, vor dem Ende eine sehr kurze Strecke verschmolzen.
Grallopoda Rond. 1850 (= Taenioptera Macq. 1835).
— 14 +, und m, am Ende nicht verschmolzen 6Grallomyia Rond. 1850
t) Of, auch unter 20.
5. Heft
166 Dr. Günther Enderlein:
28. Mittel- und Hinterschenkel gleichmäßig dick und schlank. Pu-
bescenz der Fühlerborste kurz bis mäßig lang und nach allen Seiten
gerichtet. Ptilosphen Enderl.
— Mittel- und Hinterschenkel vor der Spitze mit knotenartiger
Verdickung. Pubescenz der Fühlerborste auffällig lang, nach oben
hin gerichtet und in einer Ebene liegend. 29.
29. Mittel- und Hinterschienen schlank, gleich dick und nicht ver-
breitert. Plocoscelus Enderl.
— Schienen stark lateral zusammengedrückt, verbreitert und etwas
säbelartig gebogen. Rhoeeius Enderl.
Glyphodera nov. gen.
Typus: @. cephalotes (Walk. 1849), Westafrika.
Ocellen vor der Mitte der Kopfoberseite; Scheitel viel länger
als die kurze Stirn. Seta in der Basalhälfte mit sehr feiner und sehr
kurzer Pubescenz. Kopf stark kugelig gerundet. Thorax nach vorn
stark zugespitzt. Pronotum vorn durch scharfen Einschnitt in zwei
abgerundete Höckerchen gespalten. Scutellum mit zwei Borsten.
Die zwei ersten Abdominalsegmente sehr lang und dünn stielförmig,
das 2. etwa doppelt so lang wie das erste. Unterseite der Schenkel
ohne dornartige Borsten. 2. Cubitalzelle (sogen. Analzelle) in lange
dünne Spitze ausgezogen, cu; länger als cu + an. sc weit vor dem
Reel des ersten Flügelviertels endend. Pterostigma meist punktförmig
lein.
G'yphodera cephalotes (Walk. 1849).
Cardiacephala cephalotes Walker, List Dipt. Brit. Mus. III., p. 1057.
Cardiocephala cephalotes Walk., Bezzi, Ditt. Eritrei II. 1908, p. 172.
Kopf glatt rostbraun, vor dem vorderen Ocellus ein sammet-
brauner matter Fleck. Thorax rostrot mit Spuren eines bläulichen
Glanzes. Abdomen rostbraun, 4., 5. und 6. Tergit schwarz. Haltere
dunkelbraun mit blassem Stiel. Coxen rostrot, Vordercoxe und alle
Schenkel hell bräunlichgelb, Schienen und Tarsen schwarz. 1. und 2.
Hintertarsenglied weißlichgelb. Copulationszange des $ etwa lmm
lang, die Schenkel parallel und erst ganz am Ende nach innen um-
gebogen; innen mit feinen spitzen senkrecht abstehenden Zähnen.
Flügel hyalin, eine schmale Querbinde am Ende des ersten Drittels
(etwa 0,5 mm breit) und eine breite Querbinde am Ende des zweiten
Drittels (etwa 1?/, mm breit) ist graubraun, die Flügelspitze zeigt
eine Spur eines graubräunlichen Saumes. cu, doppelt so lang wie
CU, + an.
Togo, Kamerun, Span. Guinea.
Glyphodera annulimanus nov. spec.
3. Die Unterschiede von @. cephalotes sind: 1. und 2. Vorder-
tarsenglied weißlichgelb, beim Hinterfuß die drei ersten Glieder
Copulationszange des $ kurz, 0,5 mm lang, jede Seite halbkreisförmig
gebogen, sodaß eine kreisförmige Zangenöffnung entsteht; Außenseite
mit sehr langen Haaren. — Körperlänge 7,5-—8 mm. Flügellänge 5 mm.
Klassifikation der Micropeziden. 167
Kamerun, Bibundi, 13. 11. 1904, 1 4, ges. von G. Teßmann.
— Span. Guinea, Alcu Benito-Gebiet, 7.8.1906, 1 $, ges. von
G. Teßmann. — Kamerun, 27. 3.—7. 10. 1895, 14, ges. von L. Con-
radt.
Glyphodera vitripennis nov. spec.
d. Kopf rostbraun, Stirn dunkler und mit bläulichem Glanz.
Thorax und Abdomen rostbraun mit bläulichem Glanz, Rückenschild
etwas dunkler. Halteren rostbraun. Coxen und Beine sehr hell ocker-
gelb, Schienen und Tarsen etwas gebräunt, die zwei ersten Hinter-
fußglieder weißlich. Flügel hyalın, Adern hell bräunlichgelb. cu
ein wenig kürzer als cu, + an, die Spitze der Zelle cu, relativ kurz.
— Körperlänge 5°/, mm. Flügellänge 4°/, mm.
Nord- Kamerun, Johann-Albrechtshöhe, 17.4.1896, 1 9,
. gesammelt von L. Conradt.
Glyphodera ochripes nov. spec.
Kopf rostfarben, Stirn, Scheitel und Hinterhaupt glatt schwarz
mit blauem Glanz. Thorax und Abdomen schwarzbraun, ersterer
mit etwas bläulichem Glanz. Haltere dunkelbraun. Copulationszange
lang, schlank, braungelb, parallel, innen mit ziemlich dicken Zähnchen,
ganz am Ende erst umgebogen, Länge 1 mm. Coxen und Beine lebhaft
hell ockergelb, Vorderschenkel gebräunt, Vorderschiene und Vorder-.
tarsen braun, 1. Glied mit Ausnahme der Spitze weißlich; Schiene mit
Tarsus der Hinterbeine leicht gebräunt, nur das 1. Glied weißlichgelb.
Flügelfärbung wie bei @. cephalotes, nur blasser. — Körperlänge 5,5
bis 10 mm. Flügellänge 4,5—6 mm.
Nord- Kamerun, Johann-Albrechtshöhe, 14.5.1896 (1 &),
7.3.1896 f(1 2), 25.5.1896 (1 2), 23. 10.1896 (1 9), gesammelt von
L. Conradt. — Kamerun, Lolodorf, 18.11.1895 (9), gesammelt
von L. Conradt.
Glyphodera fissicollis nov. spec.
Kopf, Thorax und Abdomen glatt schwarz, Stirn zuweilen mit
ein wenig bläulichem Glanz. Haltere schwarz mit gelblichem Stiel.
Copulationszange kreisförmig, außen mit langer Behaarung, innen
mit sehr dünnen dicht stehenden Zähnchen, Länge 0,5 mm. Beine
mit den Coxen schwarz, 1. Tarsenglied aller Beine beim $ mit Aus-
nahme der Spitze blaßgelblich, beim Mittelbein schmutziggelblich; die
Vorderfüße des ? sind ganz schwarz. Spitzenfünftel der Mittelschenkel
und Basal- und Spitzenviertel der Hinterschenkel bräunlichgelb;
beim @ ist die Färbung an der Hinterschenkelbasis weniger ausgedehnt.
Flügelzeichnung schwärzlichbraun und die äußere Binde ein wenig
breiter als bei @. cephalotes. — Körperlänge: $ 8,5—9 mm, © 6 mm.
Flügellänge: $ 6-—6,5 mm, 2 5 mm.
Spanisch Guinea, Alen Benito-Gebiet, 16.-—31. 8. 1906 (1 &),
Uelleburg, Juni bis Aug. 1908 (1 $), gesammelt von G. Teßmann.
— Kamerun, Bibundi, 5. 2. 1905, 1 9, gesammelt von G. Teßmann.
5. Heft
168 Dr. Günther Enderlein:
Glyphodera mantis nov. spec.
Kopf rostfarben. Stirn, Scheitel und Hinterhaupt schwarz mit
bläulichem Glanz. Thorax und Abdomen schwarz, Basalhälfte des
2. und 3. Abdominaltergites mit weißlichgrauem Reif. Haltere schwärz-
lich, Stiel blasser. Coxen und Beine braunschwarz. Schenkel und
Schienen beim $ sehr lang und schlank, besonders die der Vorder-
beine. Mittel- und Hinterschenkel am Ende des 2. Drittel mit ocker-
gelbem schmalem Ring. An der Basis der Hinterschenkel oben ein
kleiner ockergelber Fleck. 1. Mittel- und Hintertarsenglied ohne die
Endspitze weißlichgelb. Vorderschenkel des $ innen mit kurzen,
feinen, senkrecht abstehenden Zähnchen. Die Copulationszange
kreisförmig gebogen, Länge Il mm. Flügelzeichnung wie bei @. cepha-
lotes, schwarzbraun. — Körperlänge: $ 9—14, 2 7—12 mm. Flügel-
länge: $& 6-10, 2 68,5 mm. Länge der Vorderschiene und des
Vorderschenkels des $: 51/,—81/, mm.
Togo, Nordkamerun, Kamerun und Spanisch Guinea.
Eetemnodera nov. gen.
Typus: EZ. Sauteri nov. spec., Formosa.
Die Unterschiede von Glypodera sind: Fühlerborste nackt. Die
2. Cubitalzelle nur etwas spitz (hinten außen) ausgezogen und cı
viel kürzer als cu, + an. Pronotum vorn mit einer scharfen Querkante,
die in der Mitte etwas ausgeschnitten (eingesenkt) ist.
Hierher gehört noch: E. longicollis (Walk. 1857), Borneo.
Eciemnodera Sauteri nov. spec.
Kopf rostbraun, Stirn und Scheitel braunschwarz mit etwas
bläulichem Glanz. Thorax rostrot, hintere Hälfte von Mesopleure
und Mesosternum schwäızlich mit bläulichem Glanz. Abdomen rost-
braun, 3. und 4. Tergit schwärzlich mit. bläulichem Glanz; Haltere
rostbräunlich. Endhälfte der Haltezange bildet einen halbkreisförmigen
Ring. Beine mit den Coxen hell bräunlich, Hinterschenkelbasis hell-
gelb. Schienen und Tarsen gebräunt, Endhälfte der Mittel- und Hinter-
schienen blasser. Endhälfte des 1., das 2. und das 3. Vordertarsen-
glied weißlich. Flügel hyalin, 3. Viertel graubraun, ebenso die äußerste
Spitze. T,+ ‚und m, berühren sich am Rande fast. cu, + an doppelt
so lang wie cu,. — Körperlänge 6,5-—8,5 mm. Flügellänge 5-—6,5 mm.
Formosa, Taihorin, Okt. 1910 (SZ u. 9), gesammelt von H. Sauter.
— Gewidmet wurde diese Species dem Sammler.
Ectemnodera obscuripes (de Meij. 1914).
Westsumatra, Bandar Buat bei Padang, 6.12.1908, 1 9,
ges. von Schoede. -— Sumatra, 1 9, ges. von Nonfried.
Ectemnodera ferrugata nov. spec.
9. Kopf hell rostbräunlich, Mitte der Stirn mit sammetschwarzem
Fleck. An den vorderen Seitenecken der Sirn je ein winziger schwarzer
Punktfleck. Thorax rostgelb. Rückenschild mit einer sehr feinen
Klassifikation der Micropeziden. 16.
medianen schwarzen Längslinie. Abdomen dunkler rostgelb. Haltere
rostbraun, Stiel rostgelb. Spitzendrittel des langen Legerohres schwarz.
Beine hell rostgelb, Schienen wenig gebräunt, Vorderschiene stärkeı
gebräunt, Tarsen braun, die drei ersten Vordertarsenglieder weißlich.
Flügel hyalin, 3. Viertel und Fleck cu, + an einschließend blaßbraun.
Adern hell braungelb, cu, + an wenig länger als cu,. — Körperlänge 7,5
(ohne das umgeklappte Legerohr) 7,5-—9,5 mm. Flügellänge 5-—5,5 mm.
Ceylon, gesammelt von Nietner.
Ectemnodera ceyanescens nov. spec.
Q. Kopf, Thorax und Abdomen schwarz mit etwas bläulichem
Glanz. Hals relativ kurz, aber deutlich gespalten. Pleuren intensiv
blau glänzend. 1. Tergit und die Grenzsäume zwischen 2. und 3. Tergit
mit weißlichem Reif. Haltere schwarz mit braungelbem Stiel. Beine
mit den Coxen schwarz, Vordertärsen weißlich gelb mit ebensolcher
Pubescenz, Hintertarsen hellgelblich, mit schwarzer Pubescenz.
Äußerste Basis und Endviertel des Hinterschenkels hell rostgelb
(Mittelbeine abgebrochen). Flügel hyalın, schmale Querbinde am Ende
des 1. Viertels, das 3. Viertel und die äußerste Spitze schwarzbraun.
Adern dunkelbraun. cu, + an doppelt so lang wie cu,. Randstrecke
zwischen 1, +, und 1, + , ist so lang wie der Endabschnitt von m..
— Körperlänge 85mm. Flügellänge 5,5 mm.
Sumatra, 1 9, gesammelt von Nonfried.
Zelatractodes nov. gen.
Typus: Z. filipes nov. spec., Peru.
Ocellen vor der Mitte der Kopfoberseite, Scheitel viel länger als
die kurze Stirn. 1. und 2. Abdominalsegment stark stielartig ver-
längert, das erste sehr stark verlängert und kaum kürzer als das zweite.
Schläfen und Hinterhaupt normal. Thorax normal. Scutellum in der
Mitte des Hinterrandes mit zwei langen dünnen Haaren. Beine auf-
fällig lang und dünn. Körper sehr lang und dünn und im Habitus und
Färbung mit Arten der Ichneumoniden-Gattung Atractodes Brulle
von der gleichen Lokalität auffallend ählich.
Zelatractodes filipes nov. spe.
Kopf schwarz, Rüssel rostrot. Thorax, 1. Abdominalsegment
und Coxen rostrot. Abdomen schwarz, oben mit blaugrünem Glanz.
Haltere rostrot. Schenkel schlank, schwarz, Basalhälfte rostrot, ebenso
äußerste Spitze von Mittel- und Hinterschenkel; Vorderschiene schwarz,
Mittelschiene braun, Hinterschiene lebhaft ockergelb, Vordertarsus
weiß, Mitteltarsus schwarz; Hintertarsus braun, 1. Glied blaßgelb
(ohne die äußerste Spitze) mit ebensolcher Pubescenz. Flügel hell-
bräunlich getrübt, Adern dunkelbraun. Randstrecke zwischen 1, + ,
und 1,—+ „ist etwa halb so lang wie die Endstrecke von m,. Körper
und Beine, besonders die Hinterbeine sehr schlank. - - Körperlänge
5. Heft
170 Dr. Günther Enderlein:
11 mm. Flügellänge 9 mm. Länge des Schenkels I: 3 mm. II: 5,5 mm,
IIl.: 6'/,mm. Länge der Schiene I.: 3 mm, II.: 6 mm, III.: 6,5 mm.
Peru. Pozuzo, 800 m, 19, Mai 1903, gesammelt von Hoffmanns.
Gobrya Walk. 1860.
Typus: @. bacchoides Walk. 1860, Celebes.
Gobrya Walker, Proc. Linn. Soc. IV. 1860, p. 166.
G. simulans de Mesjere, 1911, Tijdschr. v. Ent. 54., p. 363 (Java).
Eurybata Ost.-Sacken 1882.
Typus: E. hexapla Ost.-Sack. 1882, Philippinen.
Eurybata Ost.-Sacken, Berl. Ent. Z. 26. 1882, p. 206.
Pterostigma fehlt völlig, indem sc und r dicht nebeneinander-
laufen und am Ende des 1. Flügelviertels enden. Analzelle sehr schmal,
schmaler als die Zelle Cu, (= sog. Analzelle). Mittel- und Hinter-
schenkel gegen das Ende hin unten mit winzigen dornartigen Börstchen.
Körper schlank und schmal, besonders auch der Thorax, aber das
Mesonotum nicht so stark nach vorn verlängert, wie bei Nothybus.
Zwei sehr lange haarartige Sternopleuralborsten.
Hierher gehört noch: E. semilauta Ost.-Sack. 1882 (Phlippinen)
und EZ. cuneifera de Meij. 1914 (Java).
Eurybata nigriventris nov. spec.
Kopf und Thorax rostgelb, Abdomen matt schwarz, letztes Seg-
ment kurz, beim 9 nicht, beim $ nur wenig umgeschlagen. Haltere
blaß rostgelb. Coxen rostgelb. Schenkel schlank, lebhaft ockergelb,
Vorderschenkel braun. Vorderschenkel des $ in der Basalhälfte der
Unterseite mit auffällig langen wolligen dichten Haaren. Schienen
gelbbraun, Vorderschiene dunkelbraun mit blaßgelblichem Endsechstel.
Tarsen hell gelbbraun, das 1. Glied heller, die zwei ersten Vordertarsen-
glieder blaßgelblich. Copulationszange kräftig, bildet ein längliches
Oval. Flügel blaßbraun, fast hyalin ist Zelle R,, Zelle An, sowie drei
rundliche Flecke im Spitzendrittel: der eine vor der Mediocubital-
querader in Zelle R,+ ‚,, der zweite distal davon in Zelle R,+ ,,
der dritte meist sehr undeutlich distal der mcu- Querader in Zelle M,.
cu, + an ıst 11/, von cu,. Körperlänge 8-10 mm. Flügellänge
51/,—6°/, mm.
Nord »stsumatra, Deli, $ und 9, gesammelt von Dr. Martin
und M. Ude.
Eurybata petasibarba nov. spec.
3. Kopf rostgelb, Clypeus auf der Oberseite schwarz mit stark
blauem G.anz. Stirn matt, Seitenstreifen längs der Augen poliert
glatt mit etwas -bläulichem Glanz. Thorax und Abdomen rostgelb.
Coxen rostgelb, Vordercoxe weißlich. Beine hell rostgelb. Schienen
und Tarsen blaß rostgelb. Basalhälfte des Vorderschenkels auf der
Unterseite mit auffällig langen wolligen dichten feinen Haaren. Die
Copulationszange umschließt eine dreieckige Öffnung, am Ende liegt
die Spitze des Dreieckes. Flügel hyalin, blaß bräunlichgelb getönt.
Klassifikation der Micropeziden. 171
Adern gelbbraun. Haltere lebhaft weiß. — Körperlänge 8 mm. Flügel-
länge 61/, mm.
Deutsch Neuguinea, Sepik, Okt. 1910, 1 & RENT von
Schultze.
Eurybata flavifrons Big. 1886.
Neu- Guinea, 1 5, gesammelt von Stevens.
Eurybata Bürgersi nov. spec.
©. Kopf rostbraun, Stirn, Scheitel und Hinterhaupt schwarz
mit blauem Glanz. Thorax matt dunkelbraun, unten und an den Seiten
glatt und blau glänzend. Abdomen glatt schwarzbraun, oben mit
wenig bläulichem Glanz. Haltere weißlich mit bräunlichem Stiel.
Beine mit den Coxen lebhaft rostgelb, Schienen und Tarsen schwarz-
braun, .1. und 2. Vordertarsenglied weiß; 1. Mittel- und Hintertarsen-
glied etwas aufgehellt, aber mit schwarzer Pubescenz. Flügel hyalın,
leicht blaßbräunlich getönt, Adern schwarzbraun Die Randstrecke
zwischen r,+,undr,-+ ‚ist halb so lang wie die Endstrecke von m,’
cu, und cu, + an gleichlang. — Körperlänge 9—10. Flügellänge
7,5—8 mm.
Deutsch Neu- Guinea, Lordberg, Dez. 1912 (Kaiserin Augustafluß-
Expedition), 1 2, gesammelt von Bürgers; Aprilfluß, Okt. 1912,
1 2 gesammelt von Bürgers. — Gewidmet wurde diese Species dem
Sammler.
Nestima Ost.-Sack. 1881.
Typus: N. polita Ost.-Sack. 1881, Neu-Guinea.
Nach der stark defekten Type (Museum Dahlem) gebe ich folgende
Notizen: Scheitel so lang wie die Stirn (Stemmaticum in der Mitte
der Kopfoberseite), hinten stark verbreitert. Seta dorsobasal, Basal-
drittel oben pubesciert. Jederseits eine Orbitalborste ganz vorn.
Jederseits eine Scheitelborste ganz hinten und ganz an den Seiten.
Antedorsum des Mesonotum stark buckelartig nach vorn spitz aus-
gezogen. Postscutellum (oberer Teil des Metanotums) als kräftiger
Höcker entwickelt, der größer und. mehr zugespitzt ist als das Scu-
tellum. Die vier hinteren Schenkel auffällig lang; die mittelsten unten
im Endsechstel mit kurzen dornartigen Börstchen, die hintersten
ebenso im Endzehntel und sehr fein. (Flügel abgebrochen).
Metopochetus nov. gen.
Typus: M. ralumensis nov. spec., Bismarck-Archipel.
Unterseite der Schenkel nackt. Seta mit langer zweireihiger
Pubescenz. Analzelle verschwindend schmal; cu, so lang wie cu, + an.
Stirn mit breiter eingedrückter Längsrinne mit abgerundeten Rändern.
Randabschnitt zwischen r,+ ;, und 1, + , (viel) kürzer als die Hälfte
der Endstrecke von m.
Metopochetus ralumensis nov. spec.
Kopf braun, Clypeus und Seitendrittel der Stirn schwarz
und glatt. Thorax schwarz, vorderes Viertel ziemlich hell braun. Ab-
5. Hett
172 Dr. Günther Enderlein:
domen glatt schwarz. Haltere dunkelbraun, Stiel braun. Beine mit
den Coxen braunschwarz, Spitzen der Vorderschiene und der Vorder-
tarsus hell braungelb mit hellgelber Pubescenz. Miitel- und Hinter-
tarsus braun. Am Ende des 4. Fünftels des Hinterschenkels auf der
Unterseite ein hell braungelber Fleck. Hinterschiene sehr lang, außen
mit einer Längsreihe schräg gestellter Dörnchen. Flügel schwarzbraun,
hyalın ıst das Basalfünftel, je eine schmale Querbinde am Ende des
2. und 3. Fünftels, das Spitzensechstel ohne die äußerste Spitze. cu,
so lang wie cu, + an, aber das Enddrittel der letzten Aderstrecke
ist nicht entwickelt. — Körperlänge 7,5-—8 mm. Flügellänge 5—5,5 mm.
Bismarck- Archipel, Ralum, 1896/97 gesammelt von Professor
Dr. F. Dahl.
Metopochetus tipuloides (Walk. 1865).
Nach der Diagnose unterscheidet sich diese Species von M. ral-
mensis durch die weißen Schienen und Tarsen der Vorderbeine. und
durch den blaß&elblichen Ring am Ende des 4. Fünftels des Hinter-
schenkels. Einem vorliegenden Stück, von Osten-Sacken als (©. tipu-
loides determiniert, fehlen Kopf und Vorderbeine.
Neu-Guinea, Ramoi, Febr. 1875, 1 2 gesammelt von Beccari
(Museum Dahlem).
Crepidocheius nov. gen.
Typus: ©. foreipatus nov. spec., Sumatra.
Unterseite der Schenkel nackt. Seta nackt. Randabschnitt
zwischen r, +, und ry-+ ; viel länger als die Hälfte der Endstrecke
von m (etwa so lang wie aiese Endstrecke). Basalhälfte der Mittel-
und Hinterschenkel verdickt. Hinterschiene am Ende mit zwei kleinen
abstehenden Endborsten. Stirn mit breiter scharfrandiger Längs-
rinne, an derem Rande jederseits drei Frontorbitalborsten stehen.
Körper sehr schlank. Zwei lange Sternopleuralborsten. Mittel- und
Hinterschenkel sehr lang und etwas verbreiter:. j
Hierher gehört noch: CO. vittipennis (de Meij. 1911) von Java,
O. debilis (Wal. 1859) von Aru, Mysol und vom Bismarck- Archipel,
©. varıpes (Walk. 1860) von Celebes.
Crepidochetus foreipatus nov. spec.
3. Kopf und Thorax rostgelb. Ein schmaler Querstreif geht über
die Mitte des Rückenschildes und schräg über die Mesopleuren bis zur
Basis der Mittelcoxe, wo er sich stark verbreitert, und ist blaßbraun
mit stark blauem Glanz und mit dünnem siberweißem Reif bedeckt.
Abdomen etwas dunkler rostgelb, 3. Tergit gebräunt und mit stark
blauem Glanz, 4. Tergit mit etwas blauem Glanz. Haltere rostgelb.
Copulationszange groß, dick, die zwei Glieder etwas gewunden, am
Ende zugespitzt, am Ende des 1. Drittels innen in Form eines dicken
Zahnes erweitert; Längeetwalmm. Coxenrostgelb, Schenkel hellbraun,
Vorderschenkel braun, 4. Fünftel der Mittel- und Hinterschenkel hell
braungelb, diese Ringe sehr undeutlich. Vorderschiene blaß rost-
Klassifikation der Micropeziden. 173
gelb, Mittelschiene dunkelbraun, Hinterschiene hell rostgelb mit
schwarzbraunem Basaldrittel. Tarsen hell rostgelb, Vordertarsus
blaß rostgelb. Flügel braun, Spitzendrittel hellbraun, Basaldrittel
hyalin (die äußere Grenze läuft etwas proximal der rm-Querader),
am Ende des 2. Drittels eine relativ schmale hyaline Querbinde, welche
die Spitze der Zelle R, ausfüllt. cu, + an 1!/, von cu,.r3+ „und m,
am Ende genähert. — Körperlänge 6 mm. Flügellänge 4,5 mm.
_ Sumatra (Nonfried und Alfr. Maass).
Crepidochetus debilis (Walk. 1859).
Diese Art unterscheidet sich von Ü. forcıpatus durch folgendes:
Die Flügelfärbung gelbbraun, die innere Grenze der braunen Färbung
geht geradlinig durch die rm-Querader. Die hyalıne Querbinde am
Ende des 2. Drittels ist schmäler und geht nicht an die Spitze der
Zelle R.. Schenkel einfarbig lebhaft hell rostgelb, Schienen braun,
Mittelschiene dunkelbraun. Tarsen sehr hell rostgelb, ‚die zwei letzten
Mitteltarsenglieder braun. Copulationszange viel schlanker, dünner
und nahe der Basis ohne Zahnartige Ecke. Abdomen einfarbig, 3. Tergit
selten mit etwas bläulichem Glanz.
Bismarck- Archipel, Ralum, 2.9.1896 und 6.12.1896 (9),
gesammelt von Professor Dr. F. Dahl.
Ein viel kräftigeres und dunkleres Stück scheint auch zu dieser
Art zu gehören, es stammt aus: Deutsch Neu- Guinea, auf dem Mäander-
berg, 670 m hoch, 25.7.1913, 1 9, gesammelt von Bürgers.
Grammicomyia Big. 1859.
Typus: @. testacea Big. 1859, Ceylon.
Grammscomyia Bigot, Rev. et Mag. de Zool. 1859, p. 314. -— @. Big.,
Östen-Sacken, Berl. Ent. Z. 26. 1882, p. 196.
| Hierher gehören noch: @. vittipennis de Meij. 1911 (Tijdschr. Ent.
54., p. 362) aus Java und die folgenden Species.
Grammicomyia nigrigenu nov. spec.
392. Kopf poliert glatt, tiefschwarz; Untergesicht, Mundteile
und Fühler hell rostgelb, Clypeus schwarz mit blauem Glanz. Vorderes
Viertel des medianen eingesenkten Stirnstreifens hell rostgelb. Thorax
schwarz, bläulich glänzend, Rückenschild matt schwarz mit gelb-
braunem Toment. Abdomen braunschwarz, Hinterrandsäume des
2.—6. Tergites hell gelbbraun. Copulationszange lang gestielt, lyra-
artig gebogen, die Basalhälfte der beiden Zangenglieder verbreitert
und die Verbreiterung innen am distalen Ende als scharfe Ecke endend;
Länge 1,5 mm. Haliere blaßgelblich. Beine mit den Coxen hell rost-
gelb, Spitzenachtel der Schenkel, bei den Vorderschenkeln das Spitzen-
drittel schwarz. Schienen hell rostgelb mit schwarzer Basis und Spitze,
Vorderschiene. ganz schwarz. Tarsen schwarz, 1. Mitteltarsenglied
ohne die Spitze hell rostgelb. Flüge] hyalin, etwas bräunlich getrübt,
Spitzenfünftel blaßbraun. Randstrecke zwischen 7,+, und 1, +3
5. TTeft
174 Dr. Günther Enderlein:
halb so lang wie die Endstrecke von m,. cu, + an mehr als doppelt
so lang wie cu,. — Körperlänge 11mm. Flügellänge 8 mm.
Sikkim, gesammelt von Bingham. — Burma, Toungoo, Ka-
rennl, 3000 Fuß hoch, April 1914, 1 2 gesammelt von Micholitz.
Grammicomyia eyanea (Hend. 1913).
Die Unterschiede von @. nigrignu sind: Stirn mit blauem Glanz,
eingesenkter Medianstreifen ganz braungelb. Mittel- und Hinterschenkel
einfarbig hell ockergelb. Copulationszange schlanker und dünner.
Eine undeutliche Spur einer bräunlichen medianen Flügelquerbinde
ist bemerkbar.
Formosa, Toyenmongai bei Tainan, Mai 1910, $ 2 (H.H.
(H. Sauter).
Grammicomyia viriata nov. spec.
59. Kopf rostgelb, Stirnseiten, Scheitel, Hinterhaupt und Clypeus
poliert glatt schwarz mit bläulichem Glanz. Thorax lebhaft rostfarben.
Abdomen dunkelbraun. Haltere blaßgelblich. Copulationszange
gelbbraun, relativ kurz. Beine mit den Coxen hell ockergelb,
Endhälfte des Vorderschenkels braun. Die vier letzten Mitteltarsen-
glieder hellbraun (Hintertarsus abgebrochen). Flügel hyalın, drittes
und Endfünftel braun. Adern braun. cu, + an mehr als dreimal so
lang wie cu,. Randstrecke zwischen r,+ , und r,+ , halb so lang
wie die Endstrecke von m,. -— Körperlänge 7,5-—9 mm. Flügellänge
6,5-—7 mm.
Sumatra, Ober-Langkat, Deli, 1894, gesammelt von M. Ude.
Grammicomyia funiculipes nov. spec.
32. Kopf rostgelb, ein tief sammetschwarzer Keilfleck nimmt
fast die ganze Stirn mit Ausnahme schmaler Seitensäume ein und
die Spitze liegt hinter dem Stemmaticum. Thorax lebhaft rostfarben,
Abdomen dunkel rostfarben. Copulationszange hell rostgelb, die beiden
Schenkel am Ende schwach keulig verdickt, an der Basis wenig ver-
dickt und ohne zahnartige Ecke. Beine mit den Coxen hell rostgelb,
Endhälfte des Vorderschenkels schwarz. Schienen schwarz, äußerste
Vorderschienenspitze stark aufgehellt. Tarsen braun, Vordertarsus
weißlich, 1. Glied etwas verbreitert und verdickt. Schienen und
Schenkel der Mittel- und Hinterbeine sehr lang und fadenartig dünn.
Flügel lebhaft ockergelb, Adern braungelb, an der Basis ockergelb,
cu, + an dreimal so lang wie cu,. Endstrecke von m, etwas mehr als
doppelt so lang wie die Randstrecke zwischen 1, + , und 1,4 5: —
Körperlänge 7”—11 mm. Flügellänge 7,5—9 mm. Länge der Hinter-
schiene 6°/,—7 mm.
Deutsch Neu- Guinea, Lordsberg, 8. 12. 1912, Hunsteinspitze,
4.—15. 3.1913. Gesammelt von Bürgers.
Klassifikation der Mieropeziden. 175
Grammicomyia armillata nov. spec.
Q. Kopf glatt ockergelb, Stirn matt schwarz, nur vorn fast die
ganze Breite der Stirn einnehmend bis zur Mitte ockergelb. Seiten-
drittel des hinteren Stirndrittels gelbbraun, ebenso das Hinterhaupt.
Umgebung des Stemmaticums matt schwarz. Thorax, Abdomen,
Haltere und Beine lebhaft ockergelb. Spitzenhälfte der Vorder-
schenkel schwarz. Schienen wenig gedunkelt, Vorderschiene weiß,
zwei Fünftel an der Basis schwarz. Tarsen braun, die drei ersten
Vordertarsenglieder weiß. (Mittelschiene und -tarsus abgebrochen.)
Flügel lebhaft ockergelb. Adern ockergelb, nach der Spitze zu wenig
gebräunt. cu, + anetwa viermal so lang wie cu,. Randstrecke zwischen
T,+ ,undr,-+ ‚halb so lang wie die Endstrecke von m,. — Körper-
länge Il mm. Flügellänge 9,5 mm.
Deutsch Neu- Guinea, Grat, 1050 m hoch, Jan. 1913. Gesammelt
von Bürgers.
Nothybus Rond. 1875.
Typus: N. longithorax Rond. 1875, Borneo, Sumatra.
Nothybus Rondani, Ann. Mus. Gen. 7. 1875, p. 439.
Vordercoxen stehen nahe den Mittelecoxen und sind sehr weit
vom Kopfe abgerückt. Seta mit zwei Längsreihen sehr langer Pu-
bescenzhaare, die untere Reihe nur an der Spitze entwickelt. Stirn
mit jederseits einer sehr kräftigen, langen, abstehenden Borste, die der
Mittellinie nahegerückt ist. Scheitel und Hinterhaupt mit jederseits
drei sehr kräftigen, langen, senkrecht abstehenden Orbitalborsten.
Thorax nach vorn stark konisch vorgezogen. Metanotum außerordent-
lich stark kugelig aufgetrieben. Schenkel schmal, unbeborstet. Anal-
zelle sehr schmal, viel schmäler als Zelle Cu,. Letztere hinten fast
gerade abgestutzt, cu, + an verschmelzen ganz dicht vor dem Hinter-
rande zu einem verschwindend kurzen Stiel. Randabschnitt zwischen
T,+, und. r,+ „ kürzer als die Hälfte des Endabschnittes von m.
T3„—+ , und m, nach dem Ende nicht konvergierend, sondern diver-
gierend.
Ob diese Gattung überhaupt in dieser Familie an. der richtigen
Stelle ist, erscheint mir sehr zweifelhaft; sie ist wohl hier nur infolge
der langen dünnen Beine eingegliedert worden; zu den Psiliden, wohin
Brunnetti eine Art stellt, gehört dieses Genus auch nicht. In diese
Gattung gehört noch N. biguttatus Wulp 1896 (Tijdschr. Ent. 39.
1896, p. 112, pl. 2, Fig. 18 u. 19) aus Java.
Nothybus longithorax Rond. 1875.
N 0-Sumatra, Deli, (2), Dr. Martin.
Nothybus Kempi (Brunn. 1913).
Psila Kempi Brunnetti, Rec. Ind. Mus. 8. 1913, p. 187, pl. 4,
fig. 18 (Indien).
5. Heft
176 Dr. Günther Enderlein:
Diese Speecis unterscheidet sich von N. sumatranus Enderl. durch
folgendes: Distal der schäggestellten dunkelbraunen Querbinde des
Flügels ist ein hyaliner Teil und nur der Spitzensaum ist gebräunt;
die Endhälfte von cu, ist breit braun gesäumt.
Nothybus sumatranus nov. spec.
d. Kopf rostgelb, Strn mit Ausnahme des hinteren Drittels
und eines medianen Längsstreifens von ein Fünftel Stirnbreite tief
sammetschwarz und matt, ebenso Scheitel und Hinterhaupt. Clypeus
schmal, eiförmig und poliert schwarz. Fühler lebhaft ockergelb, End-
hälfte des 3. Gliedes schwarz, Seta gelbbraun. Thorax oben dunkel-
braun, unten hell gelbbraun, an den Seiten braun. Abdomen glatt
schwarz, Basis des 1. Segmentesrostgelb, 4. Tergit matt sammetschwarz,
Endsegment (6.) und die sehr kurzen Copulationsorgane hell ocker-
gelb. Haltere, Beine mit den Coxen hell rostgelb, Endspitze der Schenkel
schwarz, Schienen und Tarsen schwarz, 1.Vordertarsenglied mit Aus-
nahme der äußersten Spitze blaß gelblich. Flügel hyalin, etwas ocker-
gelb getönt. Mediocubitalquerader bräun gesäumt, dieser Saum setzt
sich etwas schräg nach vorn und außen hin als schmale Querbinde
zum Vorderrand fort und endet im Spitzenteil der Zelle R,, die äußerste
Spitze derselben aber freilassend. Der Spitzenteil distal dieser Quer-
binde ist blaßbraun mit je einem großen hyalinen Mittelfleck in den
entsprechenden Teilen der. folgenden drei Zellen: R,+,, R,+,
und M,. zm-Querader braun gesäumt. -— Körperlänge 5—6 mm.
Flügellänge 5—6 mm. |
NO-Sumatra, Deli, (Dr. Martin).
Diese Species ist dem indischen N. Kempi (Brunn. 1913) sehr ähn-
lich und unterscheidet sich von ihm nur durch die Flügelzeichnung.
Nothybus lineifer nov. spec.
$®. Die Unterschiede von N. sumatranus sind: Vordertarsus
völlig blaß gelblich. Die Flügelzeichnung wie bei N. Kempi, aber cu,
ist nicht braun gesäumt. — Körperlänge 7!/, mm, Flügellänge 6'/, mm.
NO-Sumatra, Deli (Dr. Martin, M. Ude). |
Nothybus triguttatus Bezzi 1917.
Die Unterschiede von N. sumatranus sind: Abdomen gelb. Meso-
notum gelb, oben ein wenig dunkler (Mindanao). |
Mesoconius nov. gen.
Typus: M. infestus nov. spec., Peru, Bolivien.
Seta nackt. Seutellum mit zwei längeren Borsten und jederseits
noch zwei kurzen Haaren. Schenkel lang und dünn, unbeborstet.
Metapleure oben zeitlich des Metanotum mit je einem kräftigen kegel-
förmigen in eine Spitze ausgezogenen Höcker. Zelle Cu, (sog. Anal-
zelle) hinten nicht in eine lang zipfelartige Spitze ausgezogen, CU,
Klassifikation der Mieropeziden. R E77
viel kürzer als cu,+ an. Randabschnitt zwischen 1, +, und tr, +,
etwas länger als die Hälfte der Endstrecke von m. Hinterrand der
Sternopleure mit einer Reihe sehr dichten langer haarartiger Borsten.
Enddrittel der Hinterschenkel etwas verdickt.
Die Gattung enthält große kräftige Formen aus Südamerika,
die einen starken ichneumonidenartigen Habitus besitzen.
Mesoconius Ujhelyianus nov. spec.
&. Kopf rostgelb, Umgebung des Stemmaticum braun. Fühler
mit der Seta etwas gebräunt. Thorax und Abdomen rostrot. Hinter-
rand des 1. Tergits an den Seiten fein schwarz gesäumt. Haltere
rostgelb. Beine lebhaft ockergelb. Obersite des Vorderschenkels
im Spitzenviertel schwarz, 3. Fünftel der Mittelschenkel und #. Sechstel
der Hinterschenkel schwarz, äußerste Spitze der Mittel- und Hinter-
schenkel etwas gebräunt. Vorderschiene mit Ausnahme der äußersten
Spitze schwarz. Mittelschiene rötlichbraun, ebenso zwei Fünftel am
Ende der Hinterschiene. Vordertarsus hellgelb, Mittelvarsus dunkel-
braun; Hintertarsus dunkelbraun, das erste Glied hellgelb ohne die
Spitze. Flügel glatt, ockergelb, Adern rostgelb. -— Körperlänge 13 mm.
Flügellänge 10—11 mm.
Columbien, Sierra S. Lorenzo, gesammelt von Ujhelyi. —
Gewidmet wurde diese Species dem Sammler.
Mesoconius Garleppi nov. spec.
&. Beine hell rostgelb; Pubescenz gelb, auf der Unterseite der
Vorderschiene mit Ausnahme des Spitzendrittels schwarz. Die schwärz-
lichen Ringe auf Mittel- und Hinterschienen wie bei M. Uyhelyianus,
nur blasser. Vordertarsus gelb, Mittel- und Hintertarsus schwarz,
1. Hintertarsenglied mit Ausnahme der Spitze gelb. Sonst wie
M. Ujhelyianus. — Körperlänge etwa 12mm. Flügellänge 11 mm.
Peru, Departement Cuzco. Callanga, im Tale des Pinipini,
1800 m hoch, gesammelt von O. Garlepp.
Diese Species wurde dem Andenken des Sammlers gewidmet.
Mesoconius fulvus nov. spec.
d. Der ganze Körper rostgelb, Umgebung des Stemmaticum
rostbraun. Fühler wenig gedunkelt. - Hintere Seitenecken des 1. und
2. Abdominaltergits mit schwarzem Querfleckchen. Vorderschiene
mit Ausnahme des Spitzenviertels braun. Spitzendrittel der Mittel-
schiene hellbraun. Vordertarsus weißgelb, Mittel- und Hintertarsus
dunkelbraun, 1. Hintertarsenglied ohne das Spitzendrittel gelblich.
Flügel ockergelb, Adern rostgelb. Körperlänge 13,5 mm. Flügel-
länge 11 mm.
Ecuador, Santa Jn&z. Gesammelt von R. Haensch.
Archiv für Naturgeschichte.
1922. A5 12 5. Heft
178 j Dr. Günther Enderlein:
Mesoconius rufithorax nov. spec.
32. Kopf mit Clypeus hell rostgelb, Untergesicht schwarz,
Seitensäume mit dichtem gelblichweißen Toment. Stirn schwarz,
mit bläulichem Glanz, ein rhombischer Fleck, in dessen hinterer Spitze
das Stemmaticum liegt, matt sammetschwarz. Thorax und Basal-
hälfte des 1. Abdominalsegments rostrot. Abdomen schwarz, mit
blauem Glanz, unten matt braunschwarz. Haltere braun, Stiel
gelblich. Coxen .rostrot. Schenkel schwarz, Basaldrittel rostgelb.
Schienen schwarz. Vordertarsus lebhaft weißlichgelb, Unterseite
schwarz, 5. Glied braun. Mitteltarsus dunkelbraun. Hinter-
tarsus weiß, das 5. Glied braun. Flügel hyalin, etwas bräunlich ge-
trübt. Spitzenhälfte distal der meu-Querader hell graubraun, mit
drei hyalinen getrübten Flecken, der vorderste als Querfleck in der
Zelle R,—+ , vor der hinteren Querader, der mittelste als Querfleck
in der Zelle R,—+ , (Teil distal «er rm- Querader) und ihr zweites Viertel
einnehmend; der hinterste am kleinsten und der meu- Querader vorn
außen anliegend. — Körperlänge 13-—16 mm. Flügellänge 11-—13 mm.
| Peru, Departement Cuzco, Callanga, im Tale des Pinipini,
1500 m hoch. — Bolivien, Songo (Museum Budapest). Gesammelt
von OÖ. Garlepp.
Mesoconius auristrigatus nov. spec.
©. Kopf schwarz, hell rostgelb ist Clypeus, Mundteile und Backen.
Thorax matt schwarz, Pleuren mit messinggelbem Toment, Rücken-
schild mit zwei schmalen Längsstreifen aus messinggelbem Toment,
die den Vorderrand nicht ganz erreichen, hinter der Quernaht jeder--
seits dieser beiden Längsstreifen noch je ein weiterer ebensolcher
Längsstreifen. Kegelförmige Höcker des Metanotums unten und an
der Spitze rostgelb. 1. Abdominalsegment rostbraun, Basalhälfte
mehr gelblich; 2. und 3.Tergit glatt schwarzbraun mit: grünlichemGlanz.
4., 5. und 6. Tergit glatt schwarz, Endhälfte des 6. (letzten) Segments
zugespitzt und rostrot. Haltere hell rostgelb. Coxen bräunlich rost-
gelb. Vorderschenkel schwarzbraun, Basalhälfte rostgelb. Vom Mittel-
und Hinterschenkel ist 1., 2. und 4. Sechstel hellbraun, 3. Sechstel
gelb und 5.—#. Sechstel rostgelb. Schienen hell rostbraun, Vorder-
schienen schwarz. Vordertarsus schwarz. Mittel- und Hinterschienen
schwarzbraun. Flügel ockergelb, Adern bräunlich ockergelb. — Körper-
länge etwa 15mm. Flügellänge 131/, mm. |
Columbien, gesammelt von v.Nolcken (aus der Loew’schen
Sammlung). |
Mesoconius flavipes nov. spec.
S. Kopf schwarz, Fühler braun, Clypeus und Mundteile hell rost-
gelb. Thorax matt tiefschwarz, ‚sammetartig, Mesosternum mit gelbem
Toment; Rückenschild mit zwei helleren grauschwarzen Längsstriemen,
Seitensäume ebenfalls grauschwarz. Abdomen dunkelbraun mit
langer wenig dichter gelber Pubescenz. Haltere grauschwarz mit gelbem
Stiel. Coxen schwarz. Schenkel lebhaft ockergelb. Schienen ockergelb,
Klassifikation der Micropeziden, 179
Vorderschiene mit Ausnahme der Spitze schwarzbraun. Vordertarsus
ockergelb, Hintertarsus schwarzbraun, 1. Glied ockergelb (Mittel-
tarsus abgebrochen). Flügel blaß ockergelblich, Spitzenhälfte grau-
braun, ein hyaliner Fleck in der Mitte des braunen Teiles der Zelle
R,-+ , und ein hyaliner Querfleck das 3. Sechstel der Zelle M, ein-
nehmend. Adern gelbbraun. — Körperlänge 15,5 mm. Flügellänge
13 mm.
Columbien. Gesammelt von v. Noleken (aus der Loewschen
Sammlung). | |
Mesoconius infestus nov. spec.
39®. Kopf glatt schwarz, Endhälfte der Palpen gelb; Stirn mit
sammetschwarzem matten Rhombus. Thorax schwarz, unten und
Pleuren mit schwach bläulichem Glanz und weißlichem Toment;
Rückenschild mit sammetartig schwarzbraunem Toment, vor der
Quernaht mit zwei mattgrauen Längsstriemen, die sich nicht auf das
vordere Drittel erstrecken, hinter der Quernaht gabelt sich jede Längs-
strieme in zwei graue dicht nebeneinanderlaufende Längsstriemen.
Abdomen bräunlich rostrot mit spärlicher schwärzliechr Pubescenz,
vordere Hälfte des 1. Segmentes etwas abgesetzt und schwarz mit
sehr langen, senkrecht abstehenden Haaren besetzt. Hinterrand-
säume des 1. und 2. Tergits an. den Seiten schwarz. Haltere schwarz
mit blaßgelbem Stiel. Coxen schwarz, die vorderste mit bläulichem
Glanz. Vorderschenkel lebhaft hell ockergelb, Endviertel schwarz.
Die übrigen Schenkel rötlich rostgelb, 3. und 4. Fünftel schwarz, End-
fünftel ockergelb; Basalsechstel des Hinterschenkels mit Ausnahme
der Basis schwarz, zuweilen nur auf der Innenseite, selten undeutlich.
Vorderschienen schwarz, Mittelschienen rostgelb und in der Endhälfte
mit schwarzer Pubescenz, Hinterschienen hell ockergelb. Tarsen
weißlichgelb, 3..—5. Hintertarsenglied braun, der Mitteltarsus schwarz-
braun. Flügel schmutzig hyalin, Spitzenhälfte graubraun, mit drei
schmutzig hyalinen Flecken: 1. ein Punktfleck in der Mitte des braunen
Teiles der Zelle R,—+ ,, 2. ein Querfleck, das 3. Sechstel des braunen
Teiles der Zelle R,—+ , einnehmend, 3. ein Punktfleck im vorderen
Innenwinkel der Zelle M,. — Körperlänge 13-—16, Flügellänge 12
bis 13,5 mm. |
Peru, Departement Cuzco, Callanga im Tale des Pinipini,
1500 m hoch, 1900. Gesammelt von O. Garlepp. — Bolivien, ge-
sammelt von O. Garlepp. — Bolivien, Songo S. Antonio (Museum
Budapest).
Mesoconius obtusiconus nov. spec.
2. Kopf poliert glatt schwarz, mit bläulichem Glanz, Palpen
und Rüsselspitze gelblich. Stirnmitte mit rundlichem sammetartigen
matten tiefschwarzen Fleck. Untergesicht und Fühler mit grauweißem
Toment. Thorax matt schwarz, Rückenschild mit zwei blassen grauen
Längsstriemen, hinter der Quernaht mit deren 4. Pleuren mit blauem
Glanz. Der kegelförmige Höcker auf der Innenseite jeder Metapleure
relativ flach und stumpf. Abdomen schwarz mit bläulichem Glanz,
IF Pe
180 Dr. Günther Enderlein:
1. Segment rötlich rostbraun. Coxen schwarz. Vorderbeine: Schienen
und Schenkel schwarz, Tarsus gelblich weiß, Spitze des 3. und das
4. und 5. Glied schwarz; Mittelbeine schwarz, Basalhälfte des Schenkels
rostrot; Hinterbeine schwarz, Basalhälfte der Schenkel rostrot, distal
davon ein schmaler zitronengelber Ring, der proximal schmal schwarz
gesäumt ist, Tarsus gelblich- weiß, die zwei letzten Glieder schwarz.
Haltere graubraun, Stiel weıßlich. Flügel blaßbraun, hyalin die Basis
und Zelle Cu, und An. In Zelle R, + , vor der meu- Querader ein rund-
licher blasserer Fleck. — Körperlänge ll mm. Flügellänge 10,5 mm.
Peru, Callanga, im Tale des Pinipini, 1500 m hoch, 1900. Ge-
sammelt von 0. Garlepp.
Mesoconius albimanus nov. spec.
3. Kopf poliert glatt schwarz, mit bläulichem Glanz, Mundteile
braun. Stirnmitte mit einem rhombischen, sammetartigen, matten
tiefschwarzen Fleck. Seiten des Untergesichtes und die Backen mit
silberweißem Toment. Thorax matt schwarz, Rückenschild mit etwas
grauer Längsstriemung; Pleuren glatt mit bläulichem Glanz; Teil
unten und hinten der Mesopleuren und die Metapleuren rostrot. Ab-
domen schwarz, unten hell braungelb, Basaldrittel des 1. Segments
rostrot. (Coxen rostrot, Vordercoxen schwarz. Beine tiefschwarz,
zwei.Fünftel (oder ein Sechstel) an der Basıs der Mittel- und Hinter-
schenkel rostrot, 1.4. Glied der Vorder- und Hintertarsen weiß.
Flügel wie bei M. nfestus. — Körperlänge 16, Flügellänge 13 mm.
Peru, Departement Cuzco. Callanga im Tale des Pinipini,
1500 m hoch, 1900. Gesammelt von O. Garlepp.
Mesoconius aeripennis nov. spec.
0. Kopf, Thorax, Abdomen schwarz mit etwas blauem Glanz.
Seiten des Untergesichtes und Backen mit silberweißem Toment.
Haltere schwarz mit grauem Stiel. Beine schwarz, an der Spitze der
Vorderschiene auf der Unterseite ist die Pubescenz messinggelb.
1. Vordertarsenglied etwas verbreitert. Flügel braun mit intensivem
grünlichgoldenem Glanz, teilweise ins rötliche spielend; Adern dunkel-
braun. — Körperlänge 13 mm. Flügellänge 12 mm.
Ecuador, Banos, gesammelt von R. Haensch.
Anaeropsis Big. 1866.
Typus: A. guttipennis (Walk. 1861), Philippinen, Molukken.
Anaeropsis Bigot, Ann. Soc. Ent. Fr. 4, VI. 1866, p. 201 (A. Lor-
quini Big. — guttipennis Walk... — A. Big., Ost.-Sacken, Berl.
Ent. Z. 26. 1882, p. 198. -
Phytalmia Walker, Proe. Linn. Soc. Zool. V. 1861, P- 269.
Nestima Ost.-Sack. 1881.
Typus: N. polita Ost.-Sack. 1881, Neu-Guinea.
Nestima Osten-Sacken, Ann. Mus. Gen. 16. 18831, p.458.
Klassifikation der Micropeziden. 181
Calobatella Mik 1898.
Typus: ©. longiceps (Loew 1870), Mittel-Europa.
Calobatella Mik, Wien. entom. Zeitung, 1898, p. 197, 1.
Calobatella longipes (Loew 1870).
Budapest, 5. Mai 1906 gesammelt von Dr. Kertesz.
Calycopteryx Eat. 1875.
Typus: C©. Moseleyi Eat. 1875, Kerguelen.
Calycopteryec Eaton, Ent. Mo. Mag. Vol. XII 1875, p. 59. —
Cal. Eat., Osten-Sacken, Berl. Ent. Z. 26. 1882, p. 199 (nahe Calo
bata!!).
Seta nackt, an. der Basis verdickt, in der Mitte der Oberseite des
kreisrunden scheibenförmigen 3. Fühlergliedes inseriert. Zwei feine
Sternopleuralborsten. Drei Ozellen sehr undeutlich, am Ende des
3. Viertels der Kopfoberseite. Flügel als winzige knopfförmige Rudi-
mente. Schenkel mäßig schlank, unbeborstet.
Calobata Meig. 1803.
Typus: ©. cibaria (L. 1761), Mittel- und Süd-Europa.
Calobata Meigen, Illig. Magaz. II. 1803, p. 276.
Trepidaria Meigen, Nouv. Classıf. 1800, p. 35 (ungiltiger Name).
Neria Robineau-Desvoidy, Myodaires 1830, p. 736, 1.
Ceys Dumeril, Exposit. 1801.
Gewöhnlich ist bei ©. se und r mehr oder weniger von einander
entfernt, parallel, aber am Ende divergierend, und, so ein mehr oder
weniger langes und, schmales Pterostigma bildend. Bei einigen euro-
päischen [z. B. O. ephippium (F.), und C. cibararia (L. 1761)] und
nordamerikanischen Species läuft sc und r äußerst dicht nebeneinander
und nur am äußersten Ende divergieren sie ein ganz klein wenig, so
daß nur ein punktförmiges Pterostigma entsteht; aber Ü. cothurnata
(Panz. 1798) zeigt eine Mittelstellung, so daß eine generelle Ab-
trennung nicht angebracht erscheint.
Hierher gehört noch: C. brevicellulata (Macgq. 1843), Australien,
©. bivittata (Maeq. 1846), Australien, ©. suzukiana Mats. 1918, Japan.
a) Äußerste Schenkelspitze gelblich.
a) Hinterschenkel mit drei schwarzen Ringen.
Calobata albitarsis Wied. 1830.
Neria indica Robineau Desvoidy, Myod. 1830, p. 737 (Össindien).
Calobeta tuberculata v.d. Wulp, Dipt. Sumatra exped. 1890,
p. 54, pl.3, fig. 14 (9).
Die 22 tragen auf dem Antedorsum des Mesonotum vorn seitlich
je einen kleinen spitz kegelförmigen Höcker, der dem $ fehlt; auf Grund
des vorliegenden Materials stelle ich daher ©. tuberculata v.d.W.
als synonym zu dieser Species.
5. Hoft
182 Dr. Günther Enderlein:
Sumatra, 3 $$, 7 22 (Nonfried, Dr. Martin, Alfr. Man). —
Pulo Penang, 13,12 (Coll. Loew). — Java, 15, gesammelt von Wester-
mann. — Manila, 15 (Meigen).
Calobata albimana (Dol. 1856).
Java, 2 (Type).
Calobata flavicoxis nov. spec.
Q. Kopf schwarz, vorderes Viertel der Stirn rostgelb, der matte
schwarze Stirnfleck hinten ın lange Spitze über die Ocellen hinweg
bis auf den Scheitel verlängert. Fühler rostgelb, Seta gelbbraun.
Basalhälfte des Rüssel und Palpen ohne das schwarze Enddrittel
rostgelb. Schläfensäume dicht weiß tomentiert. Thorax schwarz
mit etwas blauem Glanz. Haltere rostgelb. Abdomen schwarz, rost-
gelb ist: Unterseite, die Basalhälfte des 1. und 2. Tergits, die Hinter-
randsäume des 1. und 4. Tergits und die Spitze des Legerohres. Beine
mit allen Coxen hell rostgelb, von den Vorderschienen ist Schiene,
Endhälfte des Schenkels und Basaldrittel des 1. Tarsengliedes schwarz.
Hellbraune schmale Ringe am Ende des 1., 2. und 3. Viertels der
Mittel- und Hinterschenkel, der innerste der Mittelschenkel sehr un-
deutlich. Schienen und Tarsen bräunlichgelb, Vordertarsus weißlich. _
Flügel gelblich getrübt, Endteil zu drei Siebentel der Flügellänge
braun mit größerem hyalinen Mittelfleck, der von r,+, und m,
geschnitten wird. Der Randabschnitt zwischen 1, + , und 1,4 „ein
wenig kleiner als die Endstrecke vom m,. — Körperlänge 8 mm.
Flügellänge 6 mm.
Burma, Kyondo, Montmoin-Distrikt, 1913. Gesammelt von
Micholitz.
Calobata sinensis nov. spec.
59®. Kopf schwarz mit bläulichem Glanz, der mattschwarze
Stirnfleck sehr groß, die hintere Spitze bis an die Kopfinsertion
reichend. Clypeus glatt schwarz ohne bläulichen Glanz. Fühler schwarz-
braun. Thorax glatt schwarz mit blauem Glanz, Rückenschild und
Scutellum matt bräunlich schwarz, ohne blauen Glanz. Pleuren ohne
messinggelbes Toment. Abdomen schwarz, die Oberseite vorn und
hinten mit bläulichem Glanz. Spitzenviertel des Legerohres rostgelb.
Letztes Segment des $ von der Seite gesehen doppelt so lang wie breit,
hinten abgerundet und hinteres Drittel matt rostgelb. Penis ockergelb.
Copulationsgabel schwarzbraun, die schwach gebogenen Zinken etwa
1!/, mal so lang als der Basalteil. Haltere rostgelb. Coxen schwarz,
die vorderen ockergelb, das Basaldrittel (an der Außenseite schwarz
mit bläulichem Glanz. Trochanter ockergelb, der der Hinterbeine
rostbraun. Schenkel schwarzbraun, ockergelb ist beim Mittelschenkel
das 1. (Basal-) Achtel, das 3., 4. und 6. Achtel und das Endzehntel,
beim Hinterschenkel das 1., 4., 5., 7. und 9. Neuntel (ungefähr); bei
den Stücken aus Formosa ist das 9. Neuntel stark braun verdunkelt.
Schienen braun, Vorderschienen schwarz. Tarsen weißlich, Unter-
seite der Basalhälfte des 1. Vordertarsengliedes schwarz, das letzte
Klassifikation der Micropeziden. 183
Glied der Mitteltarsen und die zwei letzten der Hintertarsen braun.
Flügel hyalin, braungelb getönt, Spitzenviertel braun, distal der
Flügelmitte, am Ende des 3. Fünftels eine ganz undeutliche blaßbraune
schmale Querbinde, die hinten verblaßt; bei den Stücken aus Formosa
deutlich entwickelt. Endstrecke von m, etwa 1!/,mal so lang wie
der Rand zwischen 1, + „und r,—+ ;. — Körperlänge 11,5 mm. Ber.
länge 9 mm.
China, Tscha-jiu-san, 15.7.1910. Gesammelt von Mell. —
Formosa, Taihorin, Okt. 1910 (H. Sauter); Toa-Tsui-Kutsu,
Mai 1914 (H. Sauter), im Museum Dahlem.
Calobata chrysopleura Ost.-Sack. 1882.
Formosa, Toyenmongai bei Tainan, Mai 1910, $9; Südformosa,
Takao, 15. 12.1907, 1 2 gesammelt von H. Sauter.
Calobata galbula Ost.-Sack. 1882.
Süd-Formosa, Takao, Juni bis Februar, & 9, H. Sauter.
Calobata stabilis Walk. 1861.
d. Sehr ähnlich der Ü. albimana Dol. 1856 und unterscheidet sich
von ihr durch folgendes: Stirn, Scheitel, Pleuren und Abdomen schwarz
mit blauem Glanz. Körperform größer. Schenkel sehr lang, aber
weniger schlank. Mittelschenkel wie der Hinterschenkel mit drei
braunen schmalen Querbinden (bei C. albimana fehlt die erste des
Mittelschenkels). Palpen einfarbig rostgelb. Letztes Abdominal-
segment (lateral stark zusammengedrückt), sehr klein, von der Seite
gesehen kurz rhombisch (fast quadratisch) und rostrot. Fühler lebhaft
rostgelb. Copulationsgabel schwarz, Gabelarme schwarz, lang, wie
der Basalteil.. Mesopleure ohne gelbliches Toment. — Körperlänge
9mm. Flügellänge 8 mm.
Karolinen, Palau-Inseln, 298 nel von Semper.
Calobata diffundens Walk. 1862.
Unterscheidet sich von Ü:sinensis durch folgendes: Rücken-
schild blau glänzend, ebenso Oberseite des Abdomen. Der 1. braune
Ring des Hinterschenkels beim $ nahe an den 2. gerückt und zuweilen
mit ihm verschmolzen; beim 9 nicht.
Neu- Guinea, 1 2 gesammelt von Stevens. — Deutsch Neu- Guinea,
19. 6. 1910 (1 2) gesammelt von Mozskowski.
| Calobata impingens Walk. 1860.
Bismarck- Archipel, Ralum, 11. 10. 1896, 14. 11. 1896, 6. 12. 96,
20: 7. 96,0: 2: 37.20 1, 97,5.16. 5,96, 2.6; 95, g und 9 gesammelt
von Professor Dr. Fr. Dahl. — Deutsch Neu- Guinea, Simpson-
hafen, Mai 1909, 1 $ gesammelt von H. Schoede.
5. Heft
184 Dr. Günther Enderlein: .
Calobata Bürgersi nov. spec.
3. Kopf mit Clypeus glatt schwarz ohne blauen Glanz. Vorder-
rand der Stirn, Wangen, Rüssel, Basalhälfte der Palpen und die Fühler
rostfarben. Endhälfte des 3. Fühlergliedes braun, Backen mit weißem
Toment. Nur auf den Seiten der Stirn etwas blauer Glanz. Matt-
schwarzer Stirnfleck groß. Thorax matt schwarzbraun, Pleuren und
Metanotum grau tomentiertt. Abdomen matt grauschwarz, letztes
Segment blaßgelblich mit brauner Basis. Copulationsgabel schwarz,
Zinken relativ klein und gebogen. Haltere grauschwarz mit grauem
Stiel. Coxen grauschwarz, Vordercoxe ungefleckt, blaßgelblich. Vorder-
schenkel dunkelbraun, zwei Fünftel an der Basis hellgelblich, auf der
Oberseite ist das Basalsechstel braun. Mittelschenkel hellgelblich,
braun ist ungefähr das 3., 5., 6. und 9. Zehntel, also dreibindig, Hinter-
schenkel ähnlich, braun ist das 4., 6., 7. und 10. Elftel. Schienen
blaß graugelblich, Basis und Spitze braun, Vorderschiene schwarz-
braun. Vordertarsus mit Ausnahme der Basalhälfte des 1. Gliedes
weiß mit weißer Pubescenz, die übrigen Tarsen weißlich mit schwarzer
Pubescenz, die drei letzten Hintertarsenglieder braun. Flügel hyalin,
graubräunlich getrübt, zwischen den beiden Queradern eine unscharfe
blaßbraune Querbinde, an der Spitze ein blaßbrauner Längsstreif,
der hinten nicht über m, hinausgeht, vorn nahe am Vorderrande
scharf begrenzt endet und proximal mit der Querbinde verschmilzt.
— Körperlänge 7 mm. Flügellänge 7,5 mm.
Deutsch Neu- Guinea, 30.5.1912, 1 $ gesammelt von Bürgers.
— Gewidmet wurde diese Species dem Sammler.
Calobata striatofasciata nov. spec.
Stirn und Scheitel schwarz mit blauem Glanz. Der matt sammet-
schwarze Stirnfleck sehr groß, mit langer ausgezogener Spitze bis zum
Hinterhaupt. Untergesicht glatt schwarz, Wangen matt braungelb.
Rüssel und Labrum braun. Palpen schwarz. Fühler braungelb, End-
hälfte des 3. Gliedes dunkelbraun. Thorax etwas aufgehellt braun.
Haltere braun mit hellbraunem Stiel. Metanotum mit blauem Glanz.
Coxen braun. Vorderschenkel braun, 2. Sechstel hellgelblich, Vorder-
schiene braun, ebenso die Basalhälfte des 1. Tarsengliedes, der übrige
Teil des ganzen Vordertarsus weißlich. (Die übrigen Beine und der
Hinterleib abgebrochen.) Flügel hyalin mit etwas grauem Ton; das
dritte Viertel wird fast ganz von einer braunen Querbinde eingenommen,
die aus breiten Säumen der Adern zusammengesetzt ist; diese Säume
werden durch scharf konturierte hyaline Streifen unterbrochen. Im
Spitzenfünftel sind die beiden Adern ebenfalls breit braun gesäumt,
aber diese Säume verschmelzen in der Endhälfte. — Flügellänge 7 mm.
Bismarck- Archipel, Ralum, 1896, 1 Ex. gesammelt von Professor
Dr. F. Dahl.
Klassifikation der Micropeziden. 185
8) Hinterschenkel gelb mit zwei schwarzen Ringen.
Calobata contraria Walk. 1861.
Deutsch Neu- Guinea, 14. 9.—30. 10.12, 14.7.12, 2.5.1913, ge-
sammelt von Bürgers; 4.9110, gesammelt von L. Schultze. —
Holländisch Neu- Guinea, 15. 5. 1910, 22.6. 1919, ges. vonMozskowski.
y) Hinterschenkel gelb, ohne oder nur mit Spuren von
einem braunem Ring.
Hierher ©. plagiata Walk. 1861, Neu-Guinea, und:
Calobata sepsoides Walk. 1859.
Feoor, SQ (durch Rolle).
var. immiscens Walk. 1864.
&; diese Form unterscheidet sich nur von Ü. sepsordes durch die
schwarzen Mittel- und Hintertarsen.
6) Hinterschenkel schwarz mit gelber Basis und Spitze.
1. Kopf schwarz, Gesicht mit weißem Querband.
bifaseiata Walk. 1860.
Kopf schwarz mit blauem Glanz, Stirn rostgelb.
monedula Ost.-Sack. 1882.
b) Schenkelspitze schwarz.
a) Hinterschenkel vorherrschend gelblich mit 1—4
schwarzen Ringen.
1. Hinterschenkel gelb mit schwarzer Spitze. Thorax rostgelb,
Flügel gelblich hyalin ohne Zeichnung.
territa Ost.-Sack. 1882.!)
— Hinterschenkel gelb mit 2—4 schwarzen Ringen. »
%. Hinterschenkel mit vier schwarzen Ringen. immixta Walk.1857.
-— Hinterschenkel mit zwei oder drei schwarzen Ringen. 3.
3. Hinterschenkel mit zwei schwarzen Ringen. Vorderschenkel gelb
mit schwachem Spitzendrittel. cedens Walk. 1857.
— Hinterschenkel mit drei schwarzen Ringen.
4. Mittelschenkel mit zwei schwarzen Ringen.
— Mittelschenkel mit drei schwarzen Ringen.
5. Stirn gelb. Flügel mit brauner Rinde und Spitze.
amaena (Big. 1886).
— Stirn schwarz mit blauem Glanz. Flügelhyalin, bräunlichgelb
getrübt, fast ungezeichnet. Binghami Enderl.
6. Fühler rostgelb, 3. Glied ohne das Basalviertel braun.
prudens Ost.-Sack. 1881.
— Fühler schwarz. eubitalis Rond. 1875.
!) Es ist unsicher, ob diese Art hierher gehört; vielleicht ist sie zu
Grammicomyia zu stellen.
BEL:
d. Heft
186 Dr. Günther Enderlein:
Calobata cedens Walk. 1857.
“ Sumatra, 1 & (Nonfried).
Calobata prudens Ost.-Sack. 1881.
Borneo, Duson Timor, 1 & gesammelt von Grabowski. —
Sumatra, $ 9, gesammelt von Martin.
Calobata eubitalis Rond. 1875.
Sumatra, Redjang-Lebong, Juli—-Sept. 1901, gesammelt von
H. Kubale; 13 (Nonfried). — Malacea, Maxwells Hill bei Taiping,
3400 Fuß hoch, Febr. 1912, 1 & gesammelt von Prof. Dr. v. Buttel-
Reepen.
Calobata Binghami nov. spec.
©. Kopf poliert glatt schwarz mit blauem Glanz. Fühler schwarz-
braun, Basaldrittel der Seta ockergelb. Stirnfleck matt schwarz
bis zur Kopfinsertion spitz ausgezogen. Umgebung des Stemmaticum
grau rostbraun. Wangen roströtlich mit weißem Toment. Palpen
dunkelbraun, Rüssel rostbraun, Mentum hell rostgelb. Rückenschild
matt orauschwarz, nur vorn elatt schwarz mit Spuren eines bläulichen
Glanzes. Pleuren ünd Metanotum glatt blauschwarz, hinten mit
weißem Toment. Abdomen schlank, schwarz, glatt, blau glänzend,
Enddrittel des 1. Segmentes rostrot, ebenso der Hinterrandsaum
des 2. Tergites, Spitze des Legerohres rostgelb. . Haltere rostbraun,
Stiel rostgelb. Alle Coxen ockergelb. Mittelschenkel ockergelb,
4. Sechstel schwarzbraun, 5. hellgelb, 6. braun; Hinterschenkel hell-
gelblich, dunkelbraun ist 9,, 5. und 8. Achtel, der mittelste Ring schwarz-
braun. Schienen hell braungelb, Basalfünftel und Enddrittel braun.
1. Mitteltarsenglied hell schmutziggelb. (Die übrigen Beine abgeb-
brochen.) Flügel hyalin mit bräunlichgelbem Ton, von der mittleren
Querbinde kaum eine Spur vorhanden. Adern rostbraun. — Körper-
länge 12,5 mm. Flügellänge 9 mm.
Sikkim, 1 Q gesammelt von Bingham.
$ß) Hinterschenkel vorherrschend schwarz mit 1-3 gelben
Ringen.
.. Hinterschenkel mit drei gelben Ringen. resoluta Walk. 1860.
— Hinterschenkel mit 1--2 gelben Ringen (nahe der Spitze und an
der Basis). 2.
2%. Basis der Vorderschenkel gelblich. 3.
-— Vorderschenkel einfarbig schwarz oder braun. i®
3. Vorderschenkel schwarz, an der Basis gelblich. 4.
— Vorderschenkel gelblich, an der Spitze schwarz. 6.
4. Flügel gleichmäßig grau. cinereipennis (Big. wu
— Flügel mit brauner Binde und braunem Spitzenfleck.
5. Bei den Hinterbeinen Spitze der Schiene und die Tarsen er
lich. Kopf blau glänzend. Körperlänge 14 mm.
caligata (Rond. 1875).
Klassifikation der Micropeziden. 187
-— Alle Schienen schwarzbraun. Mittel- und Hintertarsen gelbbraun.
Kopf poliert glatt schwarz. Körperlänge 5!/, mm.
| pygmaea Enderl.
6. Flügel in der Mitte und Spitze blaßbraun, Fühler rostgelb.
leucopeza Wied. 1830.
— Flügel mit drei hellbraunen Flecken, von denen die zwei äußeren
ein unterbrochenes Band bilden. gutticollis Walk. 1862.
%. Basıs der Hinterschenkel schwarz. 8.
— Basis der Hinterschenkel gelblich oder weißlich. 9.
8. Grauschwarz, Flügel mit drei braunen Binden. Mittel- und Hinter-
tarsen an der Basis weißlich. coaretata Walk. 1861.
— Schwarz mit blauem Glanz. Flügel grau. Mittel- und Hinter-
tarsen schwarz. cyanescens Walk. 1861.
9. Basis der Mittelschenkel weıßlich. ‚Nietneri Enderl.
— Basis der Mittelschenkel schwarz. 10.
10. Labrum hell braungelb. luteilabris Rond. 1875.
— Labrum dunkelbraun oder schwarz mit bläulichem Glanz. 11.
11. Flügelquerbinde mit der breiten braunen Spitzenfärbung durch
einen braunen Hinterrand verbunden. Zinken der Copulations-
gabel mit Seitenast, stark gebogen und am Ende verbreitert.
confinis Walk. 1857.
— Flügelquerbinde mit dem kleinen und blassen Spitzenfleck nicht
verbunden. 12.
12. Rückenschild matt grauschwarz, nur vorn an den Seiten etwas
blau glänzend. Spitzenfleck überall bis an den Rand reichend,
blaß. Zinken der Copulationsgabel nur mit Innenecke nahe der
Basis gerade und am Ende nicht verbreitert. strenua Walk. 1857.
— Rückenschild blau glänzend, mit zwei mattschwarzen nach vorn
zu etwas divergierenden Längsbinden, die sich vorn jede zu
einem mattschwarzen Dreieck erweitern. Flügelspitze mit einem
rundlichen hellbraunen Fleck, der überall scharf begrenzt ist und
nur ganz an der Spitze den Rand berührt. Copulationsgabel
wie bei confinis. | signaticollis Enderl.
Calobata Nietneri nov. spec.
&. Stirn und Scheitel glatt schwarz mit blauem Glanz. Der matte
Stirnfleck dreieckig bis zum Hinterhaupt, relativ schmal. Fühler,
Rüssel, Palpen und Wangen dunkelbraun. Untergesicht glatt schwarz.
Labrum glatt braunschwarz. Thorax matt schwärzlich. Pleuren
glatt mit blauem Glanz. Haltere braun mit gelblichem Stiel. Abdomen
braunschwarz, letztes Segment mit Ausnahme der Basis schmutzig weiß-
lich. Coxen dunkelbraun mit bläulichem Glanz. Beine braunschwarz,
Basis der Mittelschenkel gelblich, Basis der Hinterschenkel etwas aus-
gedehnter blassgelblich, am Ende des 2. Drittels der Mittel- und Hinter-
schenkel ein schmaler schräggestellter ockergelber Ring. Tarsen
braun, die Basalhälfte des ersten Hintertarsengliedes gelblich. Vorder-
tarsus weißlich, Basalhälfte des 1. Gliedes auf der Unterseite braun,
5. Glied blassbräunlich. Von den drei Flügelbinden ist die erste nur
5, Hett
188 Dr. Günther Enderlein:
schwach angedeutet, der Spitzensaum (die 3.) schmal. — Körperlänge
10 mm. Flügellänge 8,5 mm.
Ceylon, Nietner.
Bei C©. coarctata Walk. 1861 von Batjan ist die Basis des Mittel-
und Hinterschenkels nicht aufgehellt und die Mittel- und Hintertarsen
sind mit Ausnahme der Spitze weiß.
Calobata confinis Walk. 1857.
Nordost-Sumatra, Deli (Dr. Martin).
Calobata luteilabris Rond. 1875.
Malacca, Gap. Selang, Aug. 1912, 1 $ gesammelt von Professor
Dr. v. Buttel-Reepen.
Calobata strenua Walk. 1857.
Calobata nigripes v.d. Wulp, Dipt. Sum. exp. 1899, p. 54, pl. 3,
fig. 13.
Nordost-Sumatra, 1 5 (Dr. Martin).
Calobata signaticollis nov. spec.
Die Unterschiede von Ü. strenua Walk. 1857 sind: Rückenschild
blau glänzend mit zwei mattschwarzen, nach vorn zu etwas diver-
gierenden Längslinien; vorn erweitert sich jede zu einem matt-
schwarzen Dreieck. Flügelspitze mit einem rundlichen hellbraunen
Fleck, der überall scharf begrenzt ist und nur ganz an der Spitze
den Rand berührt. Copulationsgabel wie bei C. confinis innen mit
Seitenast an jeder Zinke. — Körperlänge 10 mm. Flügellänge 9 mm.
NO-Sumatra, Deli, 1 5 gesammelt von Dr. Martin.
Calobata pygmaea nov. spec.
S®. Kopf poliert glatt schwarz, ohne Spur eines blauen Tones.
Stirnfleck nicht sammetartig matt, nur etwas weniger glatt, relativ
schmal und hinten spitz bis zur Hinterhauptsbasis ausgezogen. Vorderes
Stirnfünftel rostgelb. Untergesicht und Fühler rostgelb, Endhälfte
des 3. Fühlergliedes etwas gebräunt. Rüssel, Palpen und Labrum
bräunlich. Thorax glatt, dunkelbraun, oben mit Spuren unten mit
stärkerem blauen Glanz. Metanotum schwärzlich mit blauem Glanz
und grauweißem dichten Toment. Haltere rostbraun, Stiel etwas
heller. Abdomen dunkelbraun, Enddrittel des Legerohres braungelb.
Beim 3 ist das letzte Segment braungelb, Copulationszange schlank,
die beiden Zinken ohne Seitenäste, am Ende des 2. Drittels etwas
eingeschnürt, so daß das Enddrittel den Eindruck eines besonderen
Gliedes macht. Coxen braun, Vordercoxen etwas heller. Schenkel
dunkelbraun, alle drei an der Basis gelblich, die Hinterschenkel etwas
ausgedehnter: 5. Sechstel der Mittel- und Hinterschenkel gelblich.
Schienen schwarzbraun. Tarsen gelbbraun, die hinteren an der Basis
ein wenig aufgehellt. Vordertarsen weißlich. 3. und 5. Fünftel der
hyalınen Flügel braun. -— Körperlänge 5,5 mm. Flügellänge 5,5 mm.
NO-Sumatra, Deli, gesammelt von Dr. Martin.
Klassifikation der Micropeziden. 189
Grallipeza Rond. 1850.
Typus: @. unimaculata (Macq. 1846), Columbien.
Grallipeza Rondani, Nuovi annali delle Scienze Naturalı, Bologna,
Ser. III, tom. II., 1850, p. 180.
Rondani trennt diese Gattung wegen des Fehlens der End-
strecke von cu, auf Grund der Abbildung Macquarts ab. Trifft dies
jedoch nicht zu, so fällt Systellapha mit dieser Gattung zusammen.
Rondanı schreibt. c. darüber: ‚In quest’ultima sessione delle Calobate
ad arısta pelosa si deve istituire un altro genere per la specie esotica
unimaculata del Macquart se le vene delle sue alı sono bene representate
nella tavola 19 del supplemento di quest’ autore del 1846, il quale
sarda distinto da tutte le altre, per la mancanza dell’areola, che trovasi
in tutte le Calobate davarti all’ anale, e per la interruzione di una vena
longitudinale che sı arresta alla trasversale esteriore e non si prolunga
alla costale, e questo genere nuovo lo chiamerei volentieri Grallipeza
Mihi. Typ. Gen. Cal. unimaculata Maceq.“
Systellapha nov. gen.
Typus: @. ornatithorax nov. spec., Süd-Brasilien, Paraguay.
Diese Gattung unterscheidet sich von Calobata durch den auffällig
stark lateral zusammengedrückten und messerartig verbreiterten
Maxillarpalpus, dessen Unterrand stark und gleichmäßig bis zur scharfen
Spitze gebogen ist. An trockenen Stücken ist dies zwar nicht immer
deutlich erkennbar, aber da Calobata bisher nur aus dem palaearktischen
nearktischen und indo-australischen Gebiet bekannt ist und Systellapha
anscheinend ausschließlich der neotropischen Region angehört, liegen
für den praktischen Gebrauch keinerlei Schwierigkeiten vor.
Diejenigen Arten, die ich als sicher in diese Gattung gehörig er-
kannt habe, sind ın nachfolgender Bestimmungstabelle eingeordnet.
Da die Stellung von Grallipeza unimaculata (Maeq. 1846) nicht
ganz sicher ist, habe ich sie auch hier noch in die Bestimmungs-
tabelle mit eingefügt.
Bestimmungstabelle der Arten der Gattung Systellapha.
1. Thorax schwarz.
— Thorax ockergelb oder rostgelb.
2. Schultern rostrot. braeteata (v. d. Wulp 1903) (Mexico).
— Schultern schwarz.
3. Rückenschlid ohne lebhafte weiße Zeichnung.
— Rückenschild mit lebhafter weißer Zeichnung.
4. Flügel hyalın, 4. und 6.Sechstel braun. Hinterschenkel mit braunen
Ringen am Ende des 1. und 3. Fünftels.
Loewi Enderl. (Süd-Amerika).
— Flügel hyalin, 4. Sechstel und äußerste Spitze braun.
pallidefaseiata (Macq. 1850) (Süd-Amerika).
5. Rückenschild mit vier weißen Linien. rufipes (F. 1805) (Südam.)
— Rückenschild mit zwei breiten weißlichen Längsstreifen. 6.
RER
5. Heit
190 Dr. Günther Enderlein:
6. Hinterschenkel mit einer weißen braun gesäumten Binde am Ende
des 2. Drittels. varia (Wied. 1830) (Brasilien).
— Hinterschenkel mit einer blassen schmalen braunen Binde am Ende
des 3. Viertels, die auch fehlen kann.
ornatithorax Enderl. (Süd-Prasilien, Paraguay).
%. Spitze des Hinterschenkels schwarz. 8.
— Spitze des Hinterschenkels hellgelblich. | 9.
8. Mittelschenkel schwarz, 5. Sechstel weißlich.
seurra Enderl. (Gr. Antillen, Portorico).
— Mittelschenkel ockergelb mit 3 schwarzen Ringen, der 1. und
3. sehr schmal, der 2.: breit. calangana Enderl. En
9. Pubescenz der Seta sehr kurz.
— Pubescenz der Seta lang. 1.
10. Flügel mit zwei braunen Querbinden. 4. und 5. Abdominaltergit
schwarz. russula (v. d. Wulp 1903) (Mexico).
— Flügel nur mit einer mittleren Querbinde. Abdomen rostfarben.
amazonica Enderl. (Oberer Amazonas).
11. Flügelspitze stark braun gefärbt. 12.
-— Flügelspitze hyalin oder undeutlich getrübt. Mittlere Querbinde
des Flügels mehr oder weniger deutlich. 14.
12. Hinterschenkel mit zwei braunen Ringen (am Ende des 1.
und 5. Sechstels) suavis Enderl.
— Hinterschenkel mit drei braunen Ringen (am Ende des 1., 4.
und 5. Sechstels) 13.
13. Auch der Scheitel mit sammetschwarzem breitem Fleck.
imbeeilla Enderl. (Süd-Brasilien, Columbien).
— Scheitel rostgelb. columbiana Enderl. (Columbien).
14. Hinterschenkel gelblich, nahe der Basis mit braunem Ring.
[unimaculata (Macg. 1846) (Columbien).]
— Hinterschenkel mit drei ganz undeutlichen oder mit zwei scharfen
Ringen. 15.
15. Hinterschenkel mit zwei scharfen schwarzbraunen Ringen (am
Ende des 1. und 5. Sechstels). eeuadoriensis Enderl. (Ecuador).
-— Hinterschenkel mit drei ganz undeutlich angedeuteten Ringen
(am Ende des 1., 4. und 5. Sechstels).
simplex (Wied. 1830) (Brasilien).
Systellapha ornatithorax nov. spec.
d. Stirn braungelb, Vordersaum schmal braun mit violettem Glanz.
Stirnfleck matt sammetartig schwarzbraun, hintere Hälfte braun-
gelb mit gelbliehem Toment. Scheitel schwarz, mit starkem violettem
Glanz. Untergesicht braungelb, vorn in der Mitte braun mit violettem
Glanz. Rüssel gelbbraun. Palpen schwarz. Labrum schwarz mit
starkem violettem Glanz. Fühler ockergelb, Seta mit mäßig langer
Pubescenz. Rückenschild braun, vorn mit etwas violettem Glanz,
und mit zwei breiten, hellgelblichen Längsstresfen dichten weißlich-
gelblichen Tomentes, die den Vorderrand nicht erreichen und an der
Naht unterbrochen sind. Am Hinterrande des Rückenschildes und das
RITTER ud
Klassifikation der Micropeziden, 191
Scutellum mit ebensolchem Toment. Unterseite gelbbraun, Meso-
pleure mit einem schräglaufenden Längsstreifen gelben Toments,
der an der Basis der Mivtelcoxe endet. Metanotum dunkelbraun
mit violeitem Glanz und graugelbem Toment. Haltere braun, Stiel
blaß gelblich. Coxen blaßgelblich, die vordere mit bräunlicher Spitze,
Hintercoxen braun mit bläulichem Glanz. Beine ockergelb, Vorder-
schienen und die Endhälfte der Vorderschenkel auf der Oberseite
schwarz, Mittelschenkel am Ende des 1. und 3. Viertels mit braunem
bis blaßbraunen Ring. Hinterschenkel ebenso gezeichnet, nur ist der
1. Ring ganz undeutlich oder fehlend und auch der 2. kann fast ganz
fehlen. Vordertarsen weiß, Mittelschienen und -Tarsen blaß bräunlich,
Hintertarsen blaßgelblich, das 5. Glied hellbraun. Flügel hyalin mit
sehr blaßbraunem Mittelfleck vor dem Ende der Discoidalzelle zwischen
r, und m, gelegen. — Körperlänge 7,5--9 mm. Flügellänge 6,5 mm.
Paraguay, Sapucay, 12. 1. 1905, 1& gesammelt von J. D. Anisits.
— Paraguay, 1 $ gesammelt von Fiebrig. — Süd-Brasilien, 1 4.
Diese Species ist nahe mit 8. varia (Wied. 1830) verwandt.
'Systellapha Loewi nov. spec.
Stirn braun, vorderes Drittel ockergelb. Stirnfleck groß, rund,
matt sammetbraun, ausgezogene. Spitze hinten weniger matt und
braun. Untergesicht braun, Wangen und Fühler ockergelb. Seta
mit sehr kurzer Pubescenz. Labrum poliert glatt schwarz. Palpen
braun. Rüssel rostgelb. Thorax matt schwarz, nur ganz vorn oben
und die Unterseite mit blauem Glanz. Hinteres Drittel des Teiles
des Rückenschildes vor der Quernaht und die Pleuren mit sehr feinem
nicht sehr auffälligem weißlichen Toment, ebenso auf dem Metanotum.
Haltere’ hell rostgelb. (Hinterleib abgebrochen.) Coxen braun, Vorder-
coxen rostgelb. Beine hell ockergelblich, Schienen und Tarsen ein
wenig gebräunt. Hinterschenkel am Ende des 1. und 3. Fünftels mit
schmalem braunem Ring, Mittelschenkel in der Mivte mit etwas breiterem
braunen Ring, nahe der Basis undeutlich gebräunt. (Vorderbeine
abgebrochen.) Flügel hyalin, 4. und 6. Sechstel hellbraun, sowie ein
kleiner blaßbrauner Fleck am Ende des 1. Drittels zwischen 1, + ,
und cu,. — Flügellänge 6,5 mm.
Südamerika. 1 Ex. aus der H. Loewschen Sammlung.
Systellapha seurra nov. spec.
39@. Kopf lebhaft rostfarben, nur das Stemmaticum braun. Seta
mit sehr langer Pubescenz. Untergesicht mit weißem Toment. Thorax
lebhaft rostfarben, Pleuren mit bläulichem Glanz. Haltere gelbbraun,
Stiel blaß rostgelb. Abdomen schwarz, vom 3. Segment ab mit starkem
blauen Glanz. Basalhälfte der Copulationsgabel schwarz mit blauem
Glanz, Endhälfte flach gebogen und blaßgelblich. Coxen gelbbraun
mit bläulichem Glanz. Beine schwarzbraun, vom Mittelschenkel
das 7. Achtel blaßgelblich. 1., 2. und 4. Fünftel der Hinterschenkel
blaßgelblich. Tarsen dunkelbraun. 1. und 2. Vordertarsenglied weiß.
5. Heft
199 Dr. Günther Enderlein:
Flügel hyalin, 3. Viertel und Spitzenachtel braun; Körperlänge
7-8 mm. Flügellänge 5—6 mm.
Große Antillen, Portorico (Moritz).
Systellapha callangana nov. spec.
329. Kopf rostgelb, Stirn mit großem sammetschwarzen Fleck
und an den Vorderecken jederseits ein schwarzer runder kleiner Fleck,
der dem Stirnfleck anliegt. Seiten des Scheitels schwärzlich mit blauem
Glanz. Seta mit ziemlich spärlicher langer und nach der Spitze kürzer
werdender Pubescenz. Labrum tiefschwarz, poliert glatt mit etwas
blauem Glanz. Palpen schwarz. Thorax hell rostgelb, Pleuren mit
etwas bläulichem Glanz. Haltere hell rostgelb. Abdomen poliert glatt
schwarz mit brauner Pubescenz. Coxen hell rostgelb, Hinterseite der
Hintercoxen schwarz. Schenkel ockergelb, schwarz ist: an dem Vorder-
schenkel die Oberseite der Endhälfte und ein Ring, das 3. Fünftel
einnehmend, der aber auf der Unterseite schmal unterbrochen ist;
vom Mittelschenkel des 2., 4. Sechstel, das 6. Sechstel ist braun mit
schwarzem Punktfleck an der Basis der Innenseite ; vom Hinterschenkel
das 2., 5. und 6. Sechstel, Schienen und Tarsen aller Beine dunkelbraun.
Flügel hyalın, hellbraun ıst das 2. Sechstel der Zelle R,+ „ und ein
von dem Fleck ausgehender unscharfer Zipfel bis in der Spitze der
Zelle R,. Spitzenachtel ganz undeutlich braun getrübt. — Körper-
länge 7--S mm. Flügellänge 7 mm.
Peru, Departement Cuzco, Callanga im Tale des Pinipini,
1500 m. 1900 gesammelt von O. Garlepp.
Systellapha amazonica nov. spec.
Q. Kopf und Thorax hell rostgelb; Labrum schwarzbraun, poliert
glatt mit etwas bläulichem Ton. Mundrand oben glatt schwarz. Palpen
mattschwarz. Endhälfte des unteren Randes hell rostgelb gesäumt.
Seta mit sehr kurzer Pubescenz. Haltere und Abdomen rostgelb,
vom 3. Tergit ab oben ein wenig gebräunt. Coxen und Beine blaß
rostgelb. Spitzenviertel der Vorderschenkel braun. Bei Mittel- und
Hinterschenkel ist das 1. Zehntel weißlichgelb, das 2. Zehntel blaß-
braun, das 7. Achtel weißlichgelb mit schmalen blaßbraunen Säumen
an beiden Enden. Vorderschiene schwarzbraun. Vordertarsus weißlich.
Schienen und Tarsen der Mittel- und Hinterbeine mit schwärzlicher
Pubescenz, das 1. Mitteltarsenglied mit gelblicher Pubescenz. Flügel
hyalin, Adern sehr blaß; 3. Viertel sehr blaß braun — Körperlänge
8mm. Flügellänge 6 mm. |
Brasilien, Oberes Amazonas-Gebiet. 1 9 gesammelt von
Uhle.
Systellapha imbeeilla nov. spec.
52. Kopf rostfarben, Mitte der Stirn und des Scheitels mit
großem sammetschwarzen Fleck. Labrum poliert glatt „chwarz.
Scheitel braun, ebenso eine mehr oder weniger ausgedehnte Trübung
seitlich vom Stirnfleck und diesem angeschlossen. Pubescenz der Seta
mäßig lang. Thorax rostfarben; Mesonotum ganz vorn mit schwarz-
Klassifikation der Micropeziden. 193
braunem Fleck. Haltere rostfarben. Abdomen schwarz, beim $ Basal-
hälfte des 1. Segmentes, das letzte Segment und die Copulationsgabel
rostgelb, beim Q die drei ersten Segmente und die Endviertel des Lege-
rohres rostgelb. Copulationsgabel sehr kurz, die Zinken nur halb so
lang wie der Stamm, sehr kurz gedrungen, stummelförmig, und um-
schließen eine herzförmige Öffnung. Coxen rostgelb, die hinteren hinten
gebräunt. Beine hell rostgelb; Endhälfte des Vorderschenkels auf der
Oberseite schwarzbraun, vom Mittel- und Hinterschenkel ist 2.,
5. Achtel und die Grenze zwischen 7. und 8. Achtel braun. Schienen
und Tarsen leicht gebräunt, Vorderschiene schwarz, Vordertarsus
weiß. Flügel hyalın, ein dreieckiger Fleck im 4. Sechstel blaßbraun,
die drei Spitzen enden an der vorderen Querader, am Ende von r,„—+ 3
und von cu,. Spitzensechstel mit sehr blaßbraunem Spitzenfleck,
der nur an der Spitze den Rand berührt und ganz verwaschen ist.
— Körperlänge 6,5—7,5 mm. Flügellänge 6,5 mm.
Süd-Brasilien, Blumenau, gesammelt von F. Müller.
Systellapha columbiana nov. spec.
Q. Die Unterschiede von $.wmbecilla sind: Scheitel rostgelb
mit schwach violettem Glanz, der matte Fortsatz des Stirnfleckes
schmal und rostfarben. Seta mit etwas längerer Pubescenz. Rücken-
schild mit sehr feiner medianer schwärzlicher Medianlinie und vorn
ohne Fleck. Legerohr rostgelb, Spitzendrittel und ein nach vorn ver-
breiterter Keilfleck die vordere Hälfte der Oberseite einnehmend
schwarz. Flügel hyalin, 4. und 6. Sechstel braun. Spitzendrittel des
Vorderschenkels braun. — Körperlänge 6,5 mm. Flügellänge 5,5 mm.
Columbien, Cordillieren, terra caliente, 1 2 gesammelt
von Professor Dr. Thieme.
Systellapha simplex (Wied. 1830).
Brasilien, gesammelt von Freyreiss. (Die Type Wiedemanns.)
Systellapha ecuadoriensis nov. spec.
2. Kopf rostgelb. Labrum schwarzbraun mit blauem Glanz.
Stirn braun, Vorder- und Hinterrandsaum ockergelb. Stirnfleck sehr
groß, sammetschwarz. Scheitel braun mit bläulichem Glanz, ın der
Mitte ein großer sammetschwarzer Fleck. Palpen dunkelbraun.
Pubsecenz der Seta mäßig kurz. Thorax und Halteren hell rostgelb.
Abdomen schwarz, Basalhälfte des 1. Segments, Unterseite, und
das schlanke Legerohr hell rostgelb, Spitzenviertel des letzteren ge-
bräunt. Beine mit den Coxen hell rostgelb, Endviertel des Vorder-
schenkels oben etwas gebräunt. Mittelschenkel auf der Außenseite
mit drei blaßbraunen Flecken, der eine nahe der Basis, der andere
nahe der Spitze und der 3. größere etwas distal der Mitte. 7. Achtel
des Hinterschenkels braun, das 2. blaßbraun. Schienen und Tarsen
ein wenig gebräunt. Vorderschiene dunkelbraun, Vordertarsus weißlich-
Archiv für Naturgeschichte.
1922. A. 5. 13 5. Heft
194 Dr. Günther Enderlein:
gelb. Flügel hyalin, verwaschener blaßbrauner Fleck in der Mitte des
4. Sechstels. -— Körperlänge 7 mm. Flügellänge 6 mm.
Ecuador, Gusyaquil, Febr. 1900, gesammelt von Buchwald.
Systellapha suavis nov. spec.
Q. Kopf wie bei S. wmbecilla. Thorax hell rostgelb, mit feiner
brauner Medianlinie. Abdomen schwarz, Basalhälfte des 1. Segmentes
Unterseite und Legerohr rostgelb; von letzterem ist das Spitzendrittel
ohne die äußerste Spitze und ein nach vorn verbreiterter Keilfleck
in der Medianlinie des vorderen Drittels schwarz. Beine mit den Coxen
hellrostgelb. Hinterseite der Hintercoxen braun. Oberseite des Spitzen-
drittels des Vorderschenkels und ein schmaler Ring am Ende des
2. Drittels schwarzbraun. Je ein brauner Fleck auf der Außenseite
des Mittelschenkels nahe der Basis, nahe der Spitze und größerer in
der Mitte. 2. und 9. Zehntel des Hinterschenkels schwarzbraun.
Schienen und Tarsen gebräunt, Vorderschiene dunkelbraun, Vorder-
tarsus weißlich, Hintertarsus braun. Flügel hyalin leicht gebräunt,
4. Sechstel dunkelbraun, 6. Sechstel leicht getrübt. — Körperlänge
6,5 mm. Flügellänge 5,5 mm.
Nord-Brasilien, Para Soure Marajo, 1 Q gesammelt von
OÖ. Bertram.
Calobatina nov. gen.
Typus: C. texana nov. spec., Nord-Amerika, Texas.
Dieses Genus unterscheidet sich von Calobata Meig. 1803 durch
folgendes: Pterostigma lang (r, etwa vor der vorderen Querader liegend).
Calobatina texana nov. spec.
3. Kopf tiefschwarz, Stirn und Scheitel mit düster blauem
Glanz. Das Stemmaticum liegt in der Mitte des sammetschwarzen
Stirnfleckes, der aber unscharf begrenzt ist. Auch die Seiten der
hinteren Stirnhälfte erscheinen in gewisser Richtung matt sammet-
schwarz. Fühler lebhaft ockergelb, Seta schwach gebräunt, mit dichter,
aber mikroskopisch kurzer Pubescenz. Untergesicht matt dunkel-
braun, Vorderrandsaum ein wenig gelbbraun aufgehellt. Labrum
dunkelbraun, poliert glatt. Palpen schwarzbraun. Thorax sehr lang
und schlank; nach vorn etwas zugespitzt; von den Dorsozentralborsten
nur das hinterste Paar; schwarz, oben matt mit sehr wenig bläulichem
Glanz, dicht weißlichgrau tomentiert in der Mitte zwei ziemlich ge-
näherte, gelbbraune wenig deutliche Längslinien, die nach vorn ein
wenig divergieren und vorn verschwinden. Jede dieser Längslinien
wird außen gesäumt von einer Längslinie äußerst feiner und winziger
senkrecht abstehender Börstchen. Scutellum mit zwei Borsten, ebenso
gefärbt wie das Rückenschild, in gleicher Weise auch das Metanotum.
Unterseite des Thorax glatt mit blauem Glanz. Haltere goldbraun
mit gelbbraunem Stiel. Abdomen poliert glatt schwarz mit starkem
blauen Glanz. Copulationszange schwarzbraun, die Zinken nehmen
nur ein Drittel der Gesamtlänge ein, kurz, gedrungen, nicht zugespitzt
und wenig gebogen. Letztes Segment sehr lang und schmal, matt
Klassifikation der Micropeziden. 195
schwarzbraun, von der Seite gesehen etwa 2!/, mal so lang wie breit.
Basalhälfte des 1. Tergits mit langen abstehenden feinen gelben Haaren.
Coxen rostbraun, die vorderen hell rostgelb, die hinteren hinten mit
blauem Glanz. Beine dunkelbraun, die Basalhälften der Schenkel
hell rostgelb, die zwei ersten Vordertarsenglieder weißlich, 1. Hinter-
tarsenglied ohne die Spitze schmutzig weißlich. Schienen und. Schenkel
der Mittel- und Hinterbeine auffällig lang. Flügel hyalin, verwaschen
bräunlich ist: die Spitze der Zelle R,, die äußerste Flügelspitze sowie
schmale Säume am’ vorletzten Abschnitt der Media (m,) und an der
Mediocubitalquerader. Der hintere Außenwinkel der Zelle Cu, etwas
spitz, cu, + an nahezu doppelt so lang wie cu,. — Körperlänge 15,
Flügellänge 10, Länge des Mittelschenkels 7,5, Länge des Hinter-
schenkels 9,5, Länge der Mittelschiene 8,5, Länge der Hinterschiene
10,5 mm.
Texas, 1 $ gesammelt von Boll. (Kat.-Nr. 7441.)
Mimegralla Rond. 1850.
Typus: M. coeruleifrons (Maeq. 1843), Australien.
Der Unterschied von Calobata Meig. 1803 ist: r, + „ und m, vor
dem Ende eine kurze Strecke verschmolzen.
Mimegralla rufipes (Macq. 1850).
Calobata rufipes Macquart, Dipt. exot. 4. suppl. 1850, p. 298
(Asien).
Calobata basalıs Walker, Dipt. Saundersiana, 1850, p. 391 (Ost-
Indien).
Calobata morbida Osten-Sacken, Ann. Mus. Genova XVI. 1880,
p. 457, Textfigur. (Java, Sumatra.)
Mimegralla birmanensis Bigot, Ann. Soc. ent. France, 6. ser., VI.
1886, p. 382 (4). Burma.
Calobata trifascipennis Brunnetti, Rec. Ind. Mus. VIII. 1913,
p. 186, pl.6, fig.19. (Assam.)
Die Hinterschenkel variieren zwischen leuchtend rötlich rostgelb
und bräunlich rostgelb. Sehr charakteristisch ist die Zeichnung des
Rückenschildes, die Osten-Sacken abbildet. Die vier von mir hinzu-
gesetzten Arten sind sicher synonym mit rufipes. Nachträglich kann
ich die Type Osten-Sackens vergleichen, die meine Ansicht bestätigt.
Burma, Toungoo-Karennl, 3000 Fuß hoch. April 1914, 2 27
gesammelt von Micholitz. — Java, Buitenzorg. März 1912, 15
gesammelt von Professor Dr. v. Buttel-Reepen. — Java, 1 5 ge-
sammelt von Hoffmannsegg. — China, Insel Hainan. 12.3. 1909.
-— China, Canton. 5.12.1908. 1%, 2 22 gesammelt von Mell. —
Süd-Schanstaaten. Pelton, Leikow-R. 24.1.1913, 1 9, ge-
sammelt von Micholitz.
Mimegralla contingens (Walk. 1864).
Deutsch Neu-Guinea, April bis Mai, 1 $ gesammelt von Leder-
mann.
13* 5. Heft
196 Dr. Günther Enderlein:
Mimegralla lunaria (Ost.-Sack. 1880).
Calobata eclipsis Osten-Sacken, Berl. Ent. Zeitschr. 26. 1882,
p. 201. Fußnote ?).
Ternate. 1 5 gesammelt 1875 von Beccari. (Die Type Osten-
Sackens im Museum Dahlem.) — Nord-Australien, Cap York. 2 d&
gesammelt von Daemel.
Mimegralla Ledermanni nov. spec.
Die Unterschiede von M. lunaria (Ost.-Sack.) sind: Größer und
kräftiger. Mittel- und Hinterschenkel an der Spitze auf der Unter-
seite etwas aufgehellt. Mittelschenkel an der Basis nicht heller. Die
drei dunkelbraunen Flügelquerbinden sind so weit ausgebreitet, daß
der größte Teil des Flügels dunkelbraun ist, hyalin nur: Basalviertel,
eine schmale Querbinde in der Mitte und eine zweite nahe der Basis
des Spitzenviertels. — Körperlänge 11,5 —12 mm. Flügellänge
7—8,5 mm.
Deutsch Neu- Guinea, 20. 4.—4. 5.1912, 1 9; 20. 5.—2. 6. 1912,
1 2 gesammelt von Ledermann; 18.4. 1912, 2 ?9, gesammelt von
Bürgers. — Holländisch Neu-Guinea, Samberi, 26.6.1910, 1 9
gesammelt von Moszkowski.
Hyobobata nov. gen.
Typus: A. iriannulata (Macq. 1843), Madagaskar.
Pterostigma vorhanden. Zelle Cu, nicht in eine lange Spitze aus-
gezogen; Cu, —+ an länger als cu,. Randabschnitt zwischen r,—+ z
und r,—+ , länger (meist viel) als die Hälfte der Endstrecke von m.
Fühlerborste nackt. Mesonotum vorn mit- buckelartiger, nach vorn
und seitlich steil abfallender Erhebung, welche den Mittellappen
(Antedorsum) einnimmt.
Bestimmungstabelle der Arten der Gattung Hybobata.
1. Hinterschenkel rostgelb mit zwei braunen Ringen proximal der
Spitze. gibbifera Enderl. (Spanisch-Guinea).
— Hinterschenkel schwarz, Basis, Spitze und Ring gelb.
%. Die beiden gelben Ringe am Ende der Mittel- und Hinterschenkel
breiter als der eingeschlossene schwarze Ring. Mittel- und Hinter-
schiene in der Endhälfte (mit Ausnahme des Anfangs- und End-
teiles bräunlich aufgehellt. triannulata (Macq. 1843) (Madagaskar)
— Die keiden gelben Ringe am Ende der Mittel- und Hinterschenkel
viel schmäler als der eingeschlossene schwarze Ring. Alle Schienen
schwarz. Tessmanni Enderl. (Kamerun, Span.-Guinea).
Hybobata gibbifera nov. spec.
2. Kopf schwarz, Stirn mit düster violettem, Scheitel und Hinter-
haupt mit blauem Glanz. Der sammetschwarze Stirnfleck lang oval,
das Stemmaticum liegt in einem glatteren, schlank und spitz spindel-
förmigen Fleck, der im hinteren Teil des Stirnfleckes liest. Fühler
dunkel rostbraun. Labrum glatt. Thorax schwarz mit mattblauem
Klassifikation der Micropeziden 197
Glanz, unten mit starkem blauen Glanz. Haltere schwarz, Stiel
gelbbraun. Abdomen matt schwarz, mit grauwsißlichem Tome nt-
schimmer, Spitze des Legerohres rostgelb. Coxen schwarz, Vorder-
coxemit schwach gelblichem Ton und ein wenig hlauem Glanz. Schenkel
hell rostgelb, etwas mehr als are Endhälfte des Vorderschankels schwarz.
Das 4. und 6. Sechstel der Mittelschenkel und das 5. und 7. Achtel
der Hinterschenkel graubraun. Schienen und Tarsen braunschwarz,
Spitze des 1. und 2.—5. Vordertarsenglied weißlichgelb. Flügel hyalın,
dunkelbraun ist das 4. und 6. Sechstel, sowie ein verwaschener Fleck
in der Mitte etwa am Ende des 2. Sechstels. -— Körperlänge 9,5-—10 mm.
Flügellänge 7,5-—8 mm.
Spanisch- Guinea, Uelleburg, Benitogebiet, 22. 1. 1907 und
7.2.1907, gesammelt von G. Teßmann.
Hybobata Tessmanni nov. spec.
‘9. Kopf schwarz mit blauem Glanz. Der sammetschwarze Stirn-
fleck rundlich, das Stemmaticum nicht mit einschließend. Fühler
braunschwarz. Stirn matt schwarz mit weißlichem Toment. Thorax
schwarz mit blauem Glanz, oben matt ohne Glanz mit graubräunlichem
Toment. Abdomen matt schwarz, die Basalhälfte des 1. Tergit mit
graublauem Glanz. Spitze des Legerohresrostgelblich. Haltere schwarz,
Stiel gebräunt. Coxen schwarz, Vordercoxe mit gräulichem Glanz.
Beine schwarz; hell rostgelb ist: 4. Siebentel der Unterseite ganz an
der Spitze beim Mittelschenkel, das 1. und 7. Neuntel und die Unter-
seite des 9. Neuntel der Hinterschenkel. Spitzendrittel des 1. und das
2.-—5. Vordertarsenglied gelblichweiß. Unterseite des 1. Hintertarsen-
gliedes mit etwas gelblich getönter Pubescenz. Flügel wie bei 7. gebbr-
fera, nur zieht sich der Mittelfleck am Ende des 2. Sechstels bis zum
Vorderrande hin. — Körperlänge 7,5—9,5, Flügellänge 6,5—8,5 mm.
Kamerun, Bibundi, 30. 8. 1904, 22. 12. 1904. — Spanisch Guinea,
Uelleburg, Benitogebiet, 22. Jan. 1907, gesammelt von Günther
Teßmann. |
Hybobata triannulata (Macq. 1843).
Madagascar, 1 $ gesammelt von Grandidier; Ostküste, Fe-
nerıvo, Juli 1904, 19 gesammelt von Professor Dr. Voeltzkow.
Tanypoda Rond. 1856.
Typus: T. calceata (Fall. 1820), Mittel- und Nord-Europa.
Tanypoda Rondani, Dipt. Ital. Prodr. I. 1856, p. 116.
Rameirva Rondani, Ann. Sc. Nat. Bologna, mem. 6, 1843.
Rainieria Rondanı, N. Ann. d. Sc. Nat. Bologna X. 1843, p. 44
|Typus: R. calceata (Fall. 1820)].
Körperform gedrungen. Pterostigma vorhanden. Zelle Cu
nicht in eine lange Spitze ausgezogen (cu, + an viel länger als cu,).
Metapleure ohne Höcker. Randabschnitt zwischen , +, und 1, +,
länger (meist viel) als die Hälfte der Endstrecke von m. Fühlerborste
nackt. Mesonotum normal (vorn ohne buckelartige Erhebung). Palpen
stark lateral zusammengedrückt.
5. Heft
198 Dr. Günther Enderlein:
Den Grund, warum Rondani 1856 den Gattungsnamen ändert,
habe ich nicht feststellen können; ein älteres Homonym zu Rainieria
ist mir nicht bekannt geworden.
Hierher gehört noch: T. taeniata (Macq. 1843), Bourbon, T. brevi-
pennis (Loew 1874) [= T.conifrons (Big. 1886), Natal], T. scapuli-
fera (Big. 1886), Madagascar, T. plectilis (Gigl. Tos 1893), Mexico,
T. maculosa (Loew. 1865), Cuba, T. africana (Big. 1886), Senegal,
T. rubella (v.d. Wulp 1883), Mexico (nach der Abbildung ist das
Geäder von Scıpopus, die Art gehört wohl aber hierher).
Wohin Calobata trinotata (Macq. 1850) Bourbon und (©. apicalis
(Maeq. 1850) Bourbon gehören, ist ganz unsicher; sie scheinen sehr
nahe mit Scspopus verwandt zu sein.
A. Afrıkanische Arten.
1. Thorax rostrot.
Tanypoda rufithorax nov. spec.
S®. Kopf und Thorax rötlich rostfarben. Rundlicher Stirnfleck,
der die Ocellen einschließt, schwarzbraun. 3. Fühlerglied mit Aus-
nahme der Basis grauschwärzlich. Mesosternum und Mesopleure sehr
glatt mit etwas bläulichem Glanz. Abdomen schwarz, die Einschnitte
am Ende des 1. und 2. Tergites weißlichgrau bereift. Letztes Segment
des $ rostgelb. Copulationsgabel gelbbraun, die Zinken kurz, gebogen,
halb so lang wie der Stamm. Haltere graubraun, Stiel blaß. Coxen
gelbbraun, gedunkelt. Vordereoxe mit grauem Reif und etwas blauem
Glanz. Beine schwarz; 2. und 3. Fünftel des Vorderschenkels braun-
gelb; Enddrittel des Mittelschenkels ockergelb, am Ende des 1. Fünftels
ein sehr schmaler, unscharfer gelblicher Ring. Basal- und Enddrittel
‘ des Hinterschenkels ockergelb. 1.—3. Vordertarsenglied weiß; 1. Hinter-
tarsenglied mit Ausnahme des Endviertels weißlich, mit schwarzer
Pubescenz, im Basaldrittel mit weißlicher Pubescenz. Flügel hyalin,
mit grauem Ton, zwischen den beiden Queradern liegt in Zelle R,+ ;
ein verwaschener blaßbrauner Fleck, der hinten an m anliegt. —
Körperläng 13,5—14 mm. Flügellänge 10-—11 mm.
Deutsch Ost- Afrika, Amanı, 27.2.1908, 1 $ gesammelt von
Prof. Dr. Vosseler; Dez. 1905, 1 2 gesammelt von Chr. Schröder.
2. Thorax schwarz.
a) Hinterschenkel schwarz, mit zwei gelben Ringen.
Mittel- und Hinterschenkelspitze schwarz.
Tanypoda afriecana (Big. 1886).
Mittelschenkel ohne gelbliche Basalzeichnung, selten eine un-
deutliche Andeutung. Die braune Spitzenfärbung des Flügels gleich-
mäßig.
Westafrika, Senegal, $Q2 (Mionet); Gaboon, 19.
|
|
|
|
|
&
j
Kla-sifikation der Mieropeziden. 199
Tanypoda Fülleborni nov. spec.
Mittelschenkel mit hellgelber Basalfärbung. Die braune Spitzen-
färbung am Vorderrandsaum stärker und mehr oder weniger saum-
artig abgesetzt. — Körperlänge 8,5—10 mm. Flügellänge 6,5—9 mm.
Deutsch Ost: Afrika, Nyassasee, Langenburg, Mai 1898, 1 &,
Juni 1898, 1 9, 13. 7. 1898, 1 2 gesammelt von Prof. Dr. Fülleborn;
Dar-es-Salam, Aug. bis Sept. 1902, 13 (Dr. Steinhof), 19. 1. 1906,
1 &, 2 22 (Dr. Chr. Schröder); Amani, Nov. 1906, 1 2 (Dr. Chr.
Schröder); Taita, 1& (Hildebrandt); Ktui, 2 d& (Hilde-
brandt); Albertsee, Kassenge, März 1908, 1 d, 2 22 (Exped.
Herzog Adolf Friedrich z. Mecklenburg); Albertsee, Insel Kwidjwi
Sept. 1907, 18,1 2 (Exped. Herzog Adolf Friedrich z. Mecklenburg).
Gewidmet wurde diese Species Herrn Prof. Dr. Fülleborn in
Hamburg.
b) Mittel- und Hinterschenkelspitze rostgelb. Hinter-
schenkel mit drei gelben Ringen.
Tanypoda trifaseiata (Big. 1858).
Hinterschnekel an der Basis und am Ende mit kurzem rostgelbem
Ringe, ein dritter am Ende des 2. Drittels. Mittelschenkel ähnlich,
nur fehlt der Ring an der Basis.
Kamerun und Spanisch- Guinea, Dez. bis August, SQ (Teßmann,
Prof. Fink, Glauning, Dr. Schröder, H. Paschen).
c) Mittel- und Hinterschenkelspitze schwarz. Hinter-
schenkel mit drei gelben Ringen.
Tanypoda respondens (Walk. 1849).
Schenkel der Mittel- und Hinterbeine an der Basis, am Ende des
2. und 3. Viertels rostgelb geringelt; die Ringe sind schmal und so lang
wie breit. Vom weißen Vordertarsus ist die Basalhälfte des 1. Gliedes
schwarz. Vorderschenkel schwarz, 2. Fünftel hell rostgelb.
Spanisch- Guinea, Süd-Kamerun, Kamerun, Togo, Januar bis
August, $ und ® (Teßmann, Baumann, Conradt, Escherich, Preuß).
Tanypoda Baumanni nov. spec.
d. Vom Mittelschenkel des 2. und 4. Fünftel blaß rostgelb, vom
Hinterschenkel das Basalzwölftel und das 3. und 8. Sechsetel. Der
braune Fleck am Ende des 1. Viertel klein und ganz blaß. — Körper-
länge 8mm. Flügellänge 8 mm.
Westafrika, Togo, Misahöhe, 10.4.1894, 1 & gesammelt von
E. Baumann. |
Tanypoda Büttneri nov. spec.
@. Vom Mittelschenkel nur 1. und 7. Achtel rostgelb, vom Hinter-
schenkel 1., 5. und 7. Achtel. Flügel etwas verkürzt. Von den drei
braunen Flügelbinden ist nur die mittelste vorhanden, die das 3. Viertel
einnimmt. Vordertarsus schwarz, nur das erste Glied und die Basal-
hälfte des 2. Gliedes weiß. — Körperlänge 9 mm. Flügellänge 5,5 mm.
5. Heft
200 Dr. Günther Enderlein:
Westafrika, Togo, Bismarckburg, Okt. 1894, 1 9, gesammelt
von R. Büttner; 1. 8. bis 4. 7.1893, 1 Q gesammelt von L. Conradt.
d) Mittel- und Hinterschenkel ockergelb mit braunen
oder blaßbraunen Ringen.
Tanypoda Conradti nov. spec.
d. Basalhälfte des schwarzen Vorderschenkels rostgelb. Vorder-
tarsus wie bei T. respondens. Die übrigen Schenkel ockergelb, vom
Mittelschenkel ist blaßbraun das 1., 4. und 7. Schenke], aber meist
ganz undeutlich und verwaschen, beim Hinterschenkel ist dunkel-
braun das 2. und 4. Sechstel, blaßbraun das 6. Sechstel, meist sind
aber die braunen Ringe schmäler als die gelben. Sonst wie bei
T. respondens. -— Körperlänge 8,5-—9,5 mm. Flügellänge 7—8 mm.
Süd-Kamerun, Lolodorf, 12.6.1895, 8 (L. Conradt). —
Spanisch Guinea, Alen Benitogebiet, 23.8 8,1906 S; 7.9. 1906
(G. Teßmann). |
Tanypoda venusta nov. spec.
32. Kopf rostbraun, Scheitel und. Hinterhaupt poliert schwarz
mit blauem Glanz. Untergesicht mit Ausnahme schmaler Seiten-
säume schwärzlich. Rüssel dunkelbraun. Palpen dunkelbraun mit
rostgelber äußerster Spitze. Thorax schwarz mit bläulichem Glanz.
Die auch sonst immer vorhandenen zwei unscharfen Längskanten,
welche auf dem Rückenschild hinter der Quernaht die Seitenviertel
abgrenzen, sind hier ein wenig schärfer. Das Feld zwischen ihnen mit
einem dichten Toment, das ın bestimmter Richtung gelblich braun-
grau erscheint. Pleuren und Metanotum mit feinem, grauweißlichem
Toment. Halteren rostgelb. Abdomen schwarz mit blauem Glanz,
lebhaft siberweißes Toment findet sich auf dem Basaldrittel des 1. Seg-
mentes und an den dreieckig scharf abgegrenzten basalen Seiten-
ecken des 2. Tergites. Abdominalspitze und Copulationsgabel rost-
braun. Coxen schwarz mit dichtem weißlichem Toment, die vorderen
mit etwas bläulichem Glanz. Vorderschenkel schwarz, etwas mehr
als das 2. und 3. Fünftel rostgelb. Die übrigen Schenkel rostgelb,
an der Spitze eine unmerkliche Spur einer bräunlichen Trübung;
Mittelschenkel im 1. und 5. Siebentel hellbraun, Hinterschenkel im
2. und 6. Achtel braun. Vorderschienen schwarz, lateral stark zusammen-
gedrückt und etwas verbreitert. Mittel- und Hinterschienen hell braun-
gelb mit schwarzer Pubescenz, äußerste Spitze und Basaldrittel braun.
Vordertarsus weißlich, die zwei letztenGlieder mit schwarzer Pubescenz,
Mittel- und Hintertarsen hell braungelb mit schwarzer Pubescenz,
1. Hintertarsenglied weißlich, auf der Oberseite der Endhälfte mehr
oder weniger ausgedehnt mit schwarzer Pubescenz. Flügel hyalin,
3. Viertel dunkelbraun, hinten blaßbraun, äußerste Spitze ein wenig
‚bräunlich getrübt. — Körperlänge 10-—11,5, Flügellänge 8—9 mm.
Nord- Kamerun, Johann-Albrechtshöhe, 15.4.1896 (3),
17. 4.1896 (2), 20.11.1895 ($), gesammelt von L. Conradt. —
Südkamerun, Lolodorf ($) gesammelt von L. Conradt.
Klassifikation der Micropeziden. 201
Tanypoda uniannulus nov. spec.
Die Unterschiede von T. venusta sind: Nur das letzte Vorder-
tarsenglied am Ende mit schwarzer Pubescenz. Die Ringe des Mittel-
schenkels sehr blaß braun. Beim Hinterschenkel nur das 3. Viertel
dunkelbraun. Hintertarsus weiß, das 4. und 5. Glied mit schwarzer
Pubescenz. Körperlänge 10—10,5 mm. Flügellänge 8,5—9,5 mm.
Spanisch Guinea, Alen Benitogebiet, 23. 8. 1906 ($), 7. 2. 1907
(3), gesammelt von G. Teßmann.
Tanypoda flavifemur nov. spec.
Die Unterschiede von T. venusta sind: Mittel- und Hinterschenkel
rostgelb, nur beim Hinterschenkel ganz blaßbraune Ringe im 7. und
10. Zehntel. Hintertarsus weiß, 4. und 5. Glied hellbraun. (Vorder-
beine abgebrochen.) Rückenschild ohne blauen Glanz. — Körper-
länge 10,5 mm. Flügellänge 9 mm.
Westafrika, Uelleburg, Juni bis August 1918, 1 $, gesammelt
von G. Teßmann.
Tanypoda elavaticlunis nov. spec.
| @. Kopf rostgelb, Stirn mit Ausnahme des vorderen Drittels
bis Sechstels, Schild und Hinterhaupt glatt dunkelbraun. Der sammet-
artige Stirnfleck fehlt. Thorax schwarzbraun mit grauem Tomentreif.
Haltere grauschwarz mit blaß gelbbraunem Stiel. Abdomen schwarz
mit etwas grauem Toment. Legerohr in eine auffällig lange dünne
Spitze ausgezogen; fast so lang wie der übrige Hinterleib. Coxen
schwarz mit grauem Toment, Vordercoxe gelbbraun. Schenkel rost-
gelb, 4. und 5. Fünftel des Vorderschenkels schwarz, erstes Fünftel
gebräunt. Mittel- und Hinterschenkel nach der Basis zu keulig ver-
diekt, ganz an der Basis wieder zugespitzt, nach dem distalen Ende
zu stark verdünnt und zugespitzt; 2. und 3. Zehntel blaßbraun (zu-
weilen fast ganz ohne Bräunung), letztes Zehntel schwarz. Schienen
schwarzbraun, ebenso die Tarsen. 1. Vorderschienenglied weißlich.
Die Pubescenz auf der Unterseite der Vorderschienenspitze blaß-
gelblich. Flügel hyalin, etwas grau getrübt, in der Mitte des 3. Viertels
ein verwaschener blaßbrauner Fleck, äußerste Flügelspitze bräunlich
getrübt. — Körperlänge (ohne Legerohr) 9—10, Flügellänge 6,5—7 mm.
Togo, Bismarckburg, 1.4.1893, 4. 3. 1893 (Conradt), Juni
1891, Okt. 1891 (R. Büttner). — Spanisch Guinea, Nkolentangan,
11. Nov. 1907 (G. Teßmann).
B. Südamerikanische Arten.
l. Flügel einfarbig blaß ockergelb oder bräunlichgrau.
a) Der ganze Körper ockergelb.
Tanypoda 6Garleppi nov. spec.
Q. Der ganze Körper ockergelb. Ein rhombischer Fleck auf der
Stirn sammetschwaız, hinten bis zur Miite des Scheitels spitz aus-
. gezogen. Stemmaticum oval und cckergelb. Seta schwaız, an der Basis
5. Heft
202 Dr. Günther Enderlein:
etwas gelblich. Abdomen oben mit gelbem Glanz; letztes Segment
(Legerohr) dorsoventral etwas zusammengedrückt. Vorderschienen
schwarz, Spitze ockergelb, Vordertarsus schwefelgelb. Nahe der Basis
des Hinterschenkels oben ein rostbrauner Wisch (bei dem Stück aus
Columbien fehlend). Tarsen schwarz, Basalhälfte des 1. Hintertarsen-
gliedes ockergelb. Flügel lebhaft ockergelb mit ebensolchen Adern
und starkem Glanz. cu, + an doppelt so lang wie cu,. — Körper-
länge 12,5-—13 mm. Flügellänge 9,5—11 mm.
Bolivia, 1 2 gesamm :lt von O. Garlepp. — Columbien, 1 2 (von
Nolken) aus der Loewschen Sammlung.
Tanypoda Hofimannsi nov. spec.
d. Der ganze Körper matt rostgelb, etwas schmutzig verdunkelt.
Kopf wie bei T. Garleppi. Alle Schenkel ockergelb. Schienen dunkel-
braun, die vorderen mit gelber Pubescenz. Tarsen dunkelbraun,
Vordertarsen gelbbraun mit gelber Pubescenz. Flügel ockergelb mit
schwarzbraunen Adern und starkem Glanze. cu, + an : cu, = 22), :1.
— Körperlänge 12,5 mm. Flügellänge 12 mm.
Peru, Cushi Libertad, 1800 m hoch, Aug. 1903, gesammelt von
Hoffmanns.
b) Der ganze Körper dunkelbraun.
Tanypoda Mülleri nov. spec.
©. Körper und Beine dunkelbraun. Basalhälfte des 1. Abdomin2]-
segmentes mit langen weißen Haaren. Flügel hell graubraun, Adern
braun. cu,+ an 2l/,mal so lang wie cu,. — Körperlänge 11 mm.
Flügellänge 11 mm.
Südbrasilien, Blumenau, gesammelt von Müller.
2. Flügel hyalin mit braunen Binden, Flecken oder
Zeichnungen.
a) Thorax rostgelb.
«) Hinterschenkel ockergelb oder rostgelb mit braunen
Ringen.
Tanypoda unifaseiata (F.).
Flügel mit großem dreieckigem schwarzbraunen Fleck im 3. Viertel,
der vorn den Flügelrand berührt, hinten nicht.
Guarino, 1 $ gesammelt von Petersen.
Tanypoda fasciata (F.).
Flügel mit drei braunen Querbinden, die 3. praeapical.
Mittelamerika, St. Thomas, 2 55 gesammelt von Moritz;
St. Jean, 1 $ gesammelt von Moritz.
Tanypoda perforata nov. spec.
d. Kopf ockergelb, Stemmaticum kreisrund und schwarz. Thorax
braun mit rostgelben Schulterecken. Abdomen hell gelbbraun. Coxen
u a a
Zu
Klassifikation der Micropeziden. 203
gelbbraun mit weißem Toment. Vorderschenkel braun, 1. und 5.
Siebentel hell rostgelb. Beine hell rostgelb, 2., 3., 5. und 7. Siebentel
des Mittelschenkels hellbraun, ebenso 6. und 8. Achtel der Hinter-
schenkel. Schienen braun. Vordertarsus weiß, Spitzen des 2. Gliedes
und 3.-—5. Glied dunkelbraun. Tarsen braun, Basis des 1. Hinter-
tarsengliedes weißlich aufgehellt. Flügel hyalin, braun ist eine schmale
Querbinde an der Basis des 2. Drittels und die Spitzenhälfte, die
sieben große hyaline rundliche Flecke enthält; die Grenze der braunen
Färbung ist basalwärts konvex; die hyalinen Flecke sind folgender-
maßen angeordnet: drei auf der Grenze des 2. und 3. Flügeldrittels;
bilden eine zweimal schmal unterbrochene etwas basalwärts konvex
gebogene hyaline Querbinde, in der Mitte des Spitzendrittels eine weitere
hyalıne zweimal schmal (an den Adern) unterbrochene Querbinde ;
der 7. hyaline Fleck ist der kleinste und liegt in dem distalen Ende der
Discoidalzelle. Zelle Cu, zugespitzt, ey, +an:cw=11/),:1. —
Körperlänge 6 mm. Flügellänge 5,5 mm.
Brasilien, 1 5 (Kat.-Nr. 4704).
ß) Hinterschenkel braun mit weißlichem Ring.
Tanypoda versicolora nov. spec.
d. Kopf schwarz glatt, Wangen weiß, Labrum braun, Palpen und
Rüssel hell rostrotgelb. Thorax ockergelb. Haltere hell rostgelb, Stiel
blaßgelblich. Abdomen schwarz, Mitte des 1. Tergites mit hell rost-
gelber schmaler Querbinde, Hinterrandsaum des 1. Tergits hell rost-
gelb. Coxen braun. Beine dunkelbraun, 6. Elftel der Mittelschenkel
und. 4. Sechstel der Hinterschenkel weißlich. Spitzen der Mittel-
und Hinterschenkel ein. wenig aufgehellt. Vordertarsus weiß, 1. Hinter-
tarsenglied mit Ausnahme des Spitzenviertels auf der Unterseite mit
gelblicher Pubescenz. Flügel hyalin, Spitzenhälfte leicht graubraun
getrübt und im 5. Sechstel ein hyaliner fensterartiger Fleck, der von
„+ , und m, begrenzt wird. cu,-+ an :cu, = 2?/, :1. — Körper-
länge 1O mm. Flügellänge 8,5 mm.
Columbien, 1 2 gesammelt von Moritz.
b) Thorax schwarz mit lebhafter gelblicher Toment-
zeichnung.
Tanypoda strophium nov. spec.
@. Kopf gelbbraun, Scheitel und Hinterhaupt schwarzbraun,
poliert glatt und mit blauem Glanz, letzteres mit dichtem weißlichen
Tomentreif, ebenso das Untergesicht. Stirnfleck sammetbraun dicht
hinter dem Stemmaticum endend. Labrum glatt schwarzbraun.
Thorax schwarz, Rückenschild mit so dichtem Toment, daß die Grund-
fläche nicht erkennbar ist (nur an den Vorderecken des Teiles hinter
der Quernaht läßt jederseits ein kleines Fleckchen den grünlich
glänzenden Grund hindurchschimmern); dieses Toment ist schoko-
ladenbraun, hell braungelb (schmutzig ockergelb) ist es an folgenden
Stellen: 1. an den Schulterecken ein schmaler Streifen den oberen
5. left
204 Dr. Günther Enderlein:
Rand des großen runden Prothorakalstigmas säumend, 2. jederseits
ein breiter halbkreisförmiger (nach außen konkav) nach den Enden
zugespitzter Streifen, der am Vorderrande beginnt, am Außenrande
die Quernaht schneidet, die schimmernde Stelle mit einschließt, sich
dann auf die Mesopleure wendet und am Hinterrande derselben unten
an der Grenze des Mesosternum endet, 3. das hintere Sechstel vor
dem Scutellum. Unterseite und Metanotum poliert glatt mit ein
wenig grünlich-blaßlichem Glanz mit weißlichgrauem Tomentreif.
Haltere grauschwarz mit rostfarbenem Stiel. Abdomen braun, ein
Querstreif das mittlere Drittel des 1. Tergits einnehmend und das
Basalviertel des 2. Tergites hell braungelb. Coxen dunkelbraun,
Vorderseite der Vordercoxe braungelb. Beine dunkelbraun, Spitzen-
drittel der Mittel- und Hinterschienen heller braun; hell rostgelb ist
das 2., 3. und 7. Zehntel der Mittelschienen, sowie das 2., 3. und 5. Achtel
der Hinterschienen (ungefähr). Flügel hyalin mit ockergelblichem
Ton; braun ist Spitzendrittel und ein keilförmiger, basalwärts ge-
richteter Zipfel, der fast die rm-Querader erreicht und von m, +,
und cu begrenzt ist; hyalin ist eine ein Dreieck darstellende Quer-
binde am Ende des 2. Drittels, die vorn an r, +, endet, hinten wenig
cu, distal der meu- Querader überschreitet und in der Mitte bauchig
erweitert ist. cu +an:cu,=fast 3:1. — Körperlänge 12 mm.
Flügellänge 10 mm. a |
Columbien, Cordillieren, (terra templada), gesammelt von
Professor Dr. Thieme. ®
c) Thorax einfarbig schwarz oder grauschwarz.
ca) Abdomen rötlich rostgelb.
Tanypoda rufiventris nov. spec.
2. Kopf schwarzbraun, Scheitel und Hinterhaupt schwarz mit
starkem blauen Glanz. Stirnfleck sammetschwarz, breit, dicht hinter
dem Stemmaticum endend. Thorax schwarz, glatt, mit starkem blauen
Glanz. Rückenschild mit völlig diehtem sammetschwarzen Toment,
das nur zwei breite Längsstreifen freiläßt, die nach hinten zu etwas
divergieren. Abdomen völlig rostgelb, Legerohr mit etwas violettem
Glanz und gebräunter Spitzenhälfte. Halteren rostgelb. Coxen mit
etwas bläulichem Glanz, gelbbraun, die vorderen braun. Schenkel
lebhaft ockergelb, 5. Achtel der Mittelschenkel und 7. Zehntel der
Hinterschenkel hellbraun mit Spuren von violettem Glanz, Vorder-
schenkel schwarz, Basaldrittel rostgelb mit unscharfem Übergang.
Schienen braun, Vorderschienen schwarz, Vordertarsen weißlich,
Basaldrittel des 1. Gliedes auf der Unterseite braun, Mitteltarsen braun,
Hintertarsen braungelb mit schwarzer Pubescenz. Flügel wie bei
T. strophium, nur ist die Spitzenfärbung blaßbraun und die dreieckige
hyaline Binde in drei verwaschene rundliche Tropfenflecke aufgelöst.
cu, + an : cu, = 31/; : 1. — Körperlänge 10,5 mm. Flügellänge 9 mm.
Columbien, 1 Q gesammel tvon v. Nolcken (aus der H. Loewschen
Sammlung).
Klassifikation der Micropeziden. 205
8) Abdomen schwarz oder schwarzbraun.
* Alle Schenkel einfarbig schwarz (höchstens ganz an der Basis
etwas gelb).
Tanypoda oreina (Wied. 1830).
Beine einfarbig braunschwarz. Flügel dunkelbraun an der Basıs
hyalin, hinter cu hellbraun; hyalıne Querbinde nimmt das 7. Neuntel
ein, erreicht aber weder den Hinterrand noch den Vorderrand ganz;
vorn an r,—+ , endend. Hyalin ist ferner das 2. Fünftel der Zelle
R,+, und ein anschließender schmaler Saum der rm- Querader.
cu,+tan:cu—=2%/,:1. — Körperlänge 8,5—12, Flügellänge 9,5
bis 11,5 mm.
Brasilien, 1 & gesammelt von Freyreiss, aus der H. Loew’schen
Sammlung (die Type Wiedemanns); 2 2? gesammelt von v. Olfers;
Santa Catharina, 1 Q gesammelt von E. Uhle.
Tanypoda lunaris (Wied. 1830).
Taeniaptera melanopus Bigot, Ann. Soc. ent. France, 6. ser., 6.,
1886, p. 379 (8), Brasilien.
Diese Species unterscheidet sich von T. orcina nur dadurch, daß
der hyaline, das 2. Fünftel der Zelle R, + , einnehmende Fleck fehlt.
Brasilien, Santa Cruz, 1 S gesammelt von v. Olfers; Espiritu
Santo, 1 2 (durch Fruhstorfer); 1 2 gesammelt von Sello.
Tanypoda biguttata nov. spec.
@. Körper und Beine schwarz Unterseite des Thorax, Vordercoxe
und das 1. Abdominaltergit mit blauem Glanz. Abdomen glatt. Mittel-
und Hinterschenkel ganz an der Basis rostgelb (so lang wie die Schenkel-
breite). Flügel braun, hyalin ist Basalsechstel, die Basalhälfte der
Zelle R, + ,, ein runder Fleck am Ende der Zelle R, + „,, ein größerer in
der Mitte der Zelle R,—+ „(vor der meu-Querader). Flügelteil hinter
cu hyalin mit blasser bräunlicher Tönung. cu, + an : cu, = knapp? :1.
— Körperlänge 12 mm. Flügellänge 11 mm.
Columbien, Cordillieren (terra templada). Gesammelt von
Professor Dr. Thieme.
Tanypoda guttata nov. spec.
©. Körper und Beine schwarz, Unterseite des Thorax, Labrum
und Vordercoxe mit blauem Glanz. Stiel der Haltere rostgelb. 3.
bis 5. Fünftel des 1. Vordertarsengliedes gelblichweiß. Flügel gelblich-
braun, nach der Spitze ein wenig dunkler, ein runder hyaliner Fleck
in der Zelle R,—+ „ vor der mceu-Querader. Die Endstrecke von m ist
1*/, des Randabschnittes zwischen 17,+, und 1,+,. eüg-+ an :cuy
=3 :1. — Körperläne 11,5 mm.’ Flügellänge 10,5 mm.
Süd-Brasilien, Espiritu Santo, 1 Q (durch Fruhstorfer).
Diese Species ist auffällig ähnlich dem Scwpopus quttipennis (Wied.
1830) von der gleichen Lokalität.
5. Heft
306 Dr. Günther Enderlein:
Tanypoda soccata nov. spec. |
2. Kopf rostbraun, Labrum, Scheitel und Hinterhaupt mit
starkem blauen Glanz. Stirnfleck matt sammetbraun, schmal, ab-
gerundet, vom Vorderrand bis an die Scheitelmitte. Thorax schwarz.
Rückenschild matt grau dicht tomentiert, ein breiter Querstreif, der
die Quernaht einschließt, braun; ebenso ein schmälerer in der Mitte
der vorderen Hälfte, und ein medianer Verbindungsstreif zwischen
beiden. Unterseite glatter mit blauem Glanz und weißgrauem Reif.
Halterenstiel hellbraun. Abdomen schwarz, äußerste Spitze des Lege-
rohres rostgelb. Beine schwarz, Vorderbeine schwarzbraun. Vorder-
tarsus gelblichweiß. Mitteltarsus graubraun, 1. Glied auf der Ober-
seite mit Ausnahme des Endviertels mit hellgelblicher Pubescenz.
Hintertarsen hellgelblich mit dunkelbrauner Pubescenz. Flügel hyalin,
4. Sechstel braun, äußerste Spitze unbedeutend gebräunt, am Ende
des 1. Drittels in der Mitte eine unbedeutende Bräunung. — Körper-
länge (ohne Legerohr) 9,5 mm. Flügellänge 7 mm. Länge des Lege-
rohres 3 mm.
Brasilien, Oberer Amazonas, 1 2 gesammelt von Uhle.
** Mittel- und Hinterschenkel braun oder schwarz, mit
rostgelbem Ring.
xx) Schenkel mit hellerer Zeichnung.
Tanypoda peruana nov. spec.
©. Kopf poliert glatt schwarz, Stirn und Scheitel mit einer Spur
blauen Glanz. Stirnfleck sammetschwarz, lang und schmal, bis zum
Hinterrande des Scheitels reichend, auf dem Scheitel parallelseitig,
in der hinteren Hälfte der Stirn etwas verbreitert und am Vorderrande
der Stirn spitz endend. Thorax schwarz, unten glatt, blau glänzend,
Haltere rostgelb. Abdomen dunkelbraun, Spitze des Legerohres
rostgelb. Coxen heil rostgelb, die hinteren braun. Beine schwarz-
braun, Basalhälfte der Schenkel, bei dem Hinterschenkel das 1.—3.
Fünftel ockergelb. Beim Mittel- und Hinterschenkel das 2. Achtel
blaßbräunlich. Vordertarsus weiß, die übrigen Tarsen abgebrochen,
mit Ausnahme des 1. Hintertarsengliedes, das gleichfalls weıß ist.
Flügel hyalin, mit einer schmalen hinten verkürzten braungelben
Querbinde, die das Spitzenviertel der Zelle R, ausfüllt, das 2...
Sechstel des vorletzten Medisnabschnittes ziemlich breit gesäumt
und eine schmale Verbindung zwischen diesen genannten Stellen
bildet. Randabschnitt zwischen r,+, und r,—+ „ fast so lang wie
der letzte Medianabschnitt. cu, + an :cu, = fast 3:1. — Körper-
länge (ohne Legerohr) 9mm. Flügellänge 8 mm.
Peru, Departement Chanchamayo. 1 2 gesammelt von M.Frey-
mann.
Tanypoda tritaeniolata nov. spec.
3. Kopf graubraun, Vorderrand der Stirn rostfarben. Scheitel
und Hinterhaupt poliert glatt, mit blauem Glanz. Scheitelfleck nicht
sammetartig, braun, eingedrückt und hinten bis zur Scheitelmitte
Klassifikation der Micropeziden. 207
in eine sehr feine Spitze ausgezogen. Thorax schwarz. Rückenschild
matt graubraun, hinter der Quernaht matt dunkelbraun. Scutellum
matt schwarzbraun. Unterseite und Metanotum glatt mit graublauem
Glanz. Haltere schwarz mit rostgelbem Stiel. Abdomen matt schwarz-
braun. Beine mit den Coxen braunschwarz; hell rostgelb ist beim
Mittelschenkel 1. und 7. Zehntel, beim Hinterschenkel 1. und 6. Zehntel.
1. Vordertarsenglied mit Ausnahme der Spitze schmutziggelblich,
Unterseite des 1. Hintertarsengliedes mit Ausnahme der Spitzen-
hälfte mit gelber Pubescenz. Flügel hyalın, dunkelbraun ist die End-
hälfte des 2. Sechstels, das 4. und das 6. Sechstel; das Basaldrittel
der Spitzenfärbung ist dunkler, das übrige blaßbraun und vom dunkleren
Teil durch zwei hyaline Punkte in Zelle R,+ „und R,+ „, die auch
zusammenfließen und sich bis zum Vorder- und Hinterrand verbreitern
können, abgetrennt. Der Randabschnitt zwischen r,+, und r, +,
wenig kürzer als der Endabschnitt vonm. cew-+an:cy=1}/,:1.
— Körperlänge 10,5 mm. Flügellänge 7,5 mm.
Mexico, Soconusco, Chiapas, 16. 7.1913, 1 $ gesammelt von
C. A. Purpus. — Costa Rica, 1 5 (durch Heyne).
Tanypoda paraguayensis nov. spec.
&9. Kopf gelb bis ockergelb, Labrum und Scheitel dunkelbraun,
Stirnfleck des Stemmaticum mit einschließend, rundlich, von einem
Drittel der Stirnbreite und sammetschwarz. Wangen und Backen
mit gelblichweißem Toment. Endhälfte des 1. Fühlergliedes etwas
geschwärzt. Thorax braun mit weißlichem Toment, Rückenschild
mattgraubraun, ein schmaler Streifen in der Medianlinie und auf der
Naht braun, je ein kleiner runder Fleck auf den Schulterbeulen matt
schwarzbraun; je ein zweiter größerer einwärts davon matt dunkel-
braun; die beiden letzteren verschmelzen vorn. Haltere braun, Stiel
hellbraun. Abdomen dunkelbraun bis schwarzbraun, letztes Segment
des & braungelb. Legerohr sehr lang und schlank (etwa 31/, mm lang).
Copulationsgabel gedrungen, am Ende stumpf, Zinken gebogen und
ohne Seitenanhang. Coxen braun. Schenkel dunkelbraun, blaßgelblich
ist am Vorderschenkel das 2. Drittel, beim Mittelschenkel das 1. und
4. Sechstel und beim Hinterschenkel nicht ganz das 1. und 3. Viertel
Spitzenachtel des Mittel- und Hinterschenkels hell rostbraun. Schienen
blaß gelbbraun, Vorderschiene schwarzbraun und lateral zusammen-
gedrückt. Tarsen gelbbraun, Vordertarsus gelblich weiß, nur an der
Unterseite der Basıs des 1. Gliedes ein kleiner brauner Fleck. Flügel
grauhyalin, 3. Viertel mit stark ‘verwaschenem blaßbraunem Mittel-
fleck, Spitzenachtel sehr blaß und verwaschen gebräunt. cu, :cug + an
.=1:1%),.: Endstrecke von m 1!/, des Randabstandes zwischen 1, —+ z
und r,+ ;. — Körperlänge (ohne Legerohr) 7—7,5 mm. Flügel-
länge 6,5—7 mm.
Paraguay, San Bernardino, 26.6. 8. und 12.7.. Aus Puppen
gezüchtet von K. Fiebrig.
Die Puppentönnchen sind auffällig schlank, die Länge beträgt
6,5—7 mm, die Dicke 1,8-—2 mm.
5. Heft
208 Dr. Günther Enderlein:
Tanypoda Wiedemanni nov. spec.
Körper dunkel rostbraun. (Abdomen abgebrochen.) Stirnfleck
lang und schmal, vom Vorderrand der Stirn bis zum Hinterrand des
Scheitels, hintere Hälfte tief eingedrückt und sehr schmal, nur wenig
matt und von der Farbe des Kopfes. Beine braun, 9. Zehntel der
Mittel- und Hinterschenkel hell rostgelb. Vordertarsus und 1. Hinter-
tarsenglied ohne das Spitzensechstel weiß. Basalhälfte des 1. Mittel-
tarsengliedes auf der Oberseite aufgehellt. Flügel hyalin, 3. Viertel
eine kaum merkliche Spur gebräunt. Adern hellbraun. Randabschnitt
zwischen 7, + ;„ und r,+ , fast so lang wie der Endabschnitt von m.
cu + an:cug—=3:1. — Flügellänge 5 mm.
Patria ? (vielleicht Südamerika). Aus der Sammlunge Wiede-
mann (von Germar erhalten) stammend, fand sich dieses Stück
in der Sammlung H. Loews mit einem Zettel Wiedemanns ‚0. albi-
mana Wied.*“. Diese Art ist nie beschrieben worden und paßte auch
auf keine der von Wiedemann beschriebenen Arten.
C. Nordamerikanische Arten.
Tanypoda antennipes (Say).
Nord- Amerika, Georgia, 1&, 1 2 gesammelt von Pöppig. —
3992 gesammelt von Morrison.
Seipopus nov. gen. |
Typus: S. erythrocephalus (F. 1805), Süd-Amerika.
Pterostigma vorhanden. Zelle Cu, nicht in eine lange Spitze aus-
gezogen; cu, an länger als cu,. Randabschnitt zwischen 1, +,
und r,„-+ ‚sehr kurz und nicht länger als die Hälfte der Endstrecke
von m. Fühlerborste nackt oder nur mit einzelnen äußerst winzigen
Pubescenzhärchen an der Basis der Oberseite. — Nur in der neotro-
tropischen Region verbreitet.
In dieses Genus gehört ferner: 8. lee (v. d. Wulp 1885),
Costa Rica (unsicher); und C. egues (Schin. 1868), Süd-Amerika; so-
wie die nachstehend aufgeführten. |
Bestimmungstabelle der Gattung Seipopus.
1. Flügel braun mit hyaliner, oder hyalın mit brauner Zeichnung. 2.
— Flügel einfarbig schwarzbraun, braun oder hellbraun. 4.
2. Fügel hyalin, Costalsaum ohne das Basaldritt tel, vordere Hälfte
der Spitze und ein schmales Querband, das an der meu- Quer-
ader endet, braun. manifestus (v. d. Wulp) 1883 (Costa Bee,
— Flügel braun mit hyaliner Tropfenzeichnung.
3. Ein runder hyaliner Fleck in der Mitte der Zelle R,+ ;. Alk
Beine braunschwarz. guttipennis (Wied. 1830) (Brasilien).
-— Spitzendrittel mit drei hyalinen Flecken. 1. Vordertarsenglied
mit Ausnahme der Spitze weiß. |
sexguttatus Enderl. (Venezuela, Columbien).
4. Hinterschenkel schwarz, in der Mitte mit einem weißen Ring.
Kopf schwarz. eques (Schin. 1868) (Süd-Amerika)
Klassifikation der Mieropeziden. 209
— Alle Schenkel schwarz. Stirn ockergelb. 5.
5. 1. Vordertarsenglied schwarz. 6.
— 1. Vordertarsenglied weißlich. | 21,
6. Scheitelseiten poliert glatt schwarz. $
— Scheitelseiten rötlich rostgelb oder rostbräunlich. Stirnfleck
ockergelb. 9,
%. Stirnfleck schwarzbraun. Labrum rostgelb.
diadema (Wied. 1830) (Brasilien).
— Stirnfleck ockergelb. 8.
8. Labrum schwarz mit blauem Glanz.
belzebul (Schin. 1868) (Süd-Amerika).
— Labrum ockergelb. 1. Vordertarsenglied unten mit gelblicher
Pubescenz. brevifurca Enderl. (Ecuador).
9. Labrum schwarz mit as Glanz. Tarsen ganz schwarz.
erythrocephalus (Wied. 1830) (Süd-Amarika).
_ en ockergelb. 10.
10. 1. Hintertarsenglied auf der Unterseite mit gelblichweißer
Pubescenz. penieillus Enderl. (Süd-Amerika).
— Alle Tarsen mit schwarzer Pubescenz.
rufilabris Enderl. (Mexico).
11. Scheitelseiten (Scheitelplatien) und Hinterhaupt ockergelb.
1. Hintertarsenglied weiß. Labrum schwarz. BRückenschild
matt braunschwarz. diversus (Schin. 1868) (Süd-Amerika).
— Scheitelseiten und Hinterhaupt schwärzlich mit blauem Glanz. 12.
12. Labrum :ockergelb mit bläulichem Glanz. Rückenschild matt
schwarzbraun. 1. Hintertarsenglied weiß.
opacus Enderl. (Peru, Guatemala).
— Labrum schwarz mit stark blauem Glanz. Rückenschild mit
breitem blauglänzendem Medianstreif. 13.
13. 1. Hintertarsenglied schwarz. albimanus Enderl. (Columbien).
— 1. Hintertarsenglied weiß.
limbativertex Enderl. (Süd- und Mittel- Amerika).
Seipopus guttipennis (Wied. 1830).
_ Zinken der Copulationsgabel ohne Seitenanhang, in der Basal-
hälfte stark verdickt, in der Endhälfte stark gebogen.
Brasilien, $ 2 gesammelt von v. Olfers. Santa Catharina,
1 5 gesammelt von E. Uhle.
Seipopus sexguttatus nov. spec.
@. Kopf mit Fühler und Palpen ockergelb. Thorax, Abdomen
Halteren und Beine dunkel rostbraun. 1. Vordertarsenglied mit
Ausnahme des Endviertels weiß. Flügel hyalin, dunkelbraun ist
die Spitzenhälfte der Zelle R,; die Spitzenhälfte der Zelle R,-+ 3
mit Ausnahme eines großen Fleckes, der diesen Teil fast ausfüllt
und nur einen dunkelbraunen Saum auf allen Seiten übrig läßt; die
Zelle R,+ „ mit Ausnahme eines ovalen Fleckes, der das 3. Fünftel
fast ausfüllt; das Enddrittel der Zelle RR; das Enddrittel der Discoidal-
Archiv für Naturgeschichte ä
1922 A. 5. 14° 5 ef
210 Dr. Günther Enderlein:
zelle (Zelle M,); ın der Zelle M, ein Saum längs der drei sie begrenzenden
Aderteile (m,, meu-Querader und cu). cw-an:cw, = 24V, :1.
Die Endstrecke von m (m,) ist etwa 21/, des Randes zwischen 1, + ,
und r,+ ;„. — Körperlänge 4#,5-—10,5 mm. Flügellänge 9—-9,5 mm.
Venezuela (aus der Sammlung H. Loew). — Columbien, gesammelt
von Moritz. (Kat.-Nr. 4662).
Seipopus erythrocephalus (F. 1805).
Neria hottentota Rob. Desvoidy, Myodaires, 1830, p. 737 (Süd-
Afrıka, Capland; fälschlich-).
Jede Zinke der Copulationsgabel nahe der Basis mit langem
Seitenfortsatz, der fast zwei Drittel der Länge der Zinke erreicht.
Brasilien, 1 $ gesammelt von Freireyss. (Die Type Wiede-
manns.) -— Columbien, Cordillieren (terra caliente), $ gesammelt von
Prof. Dr. Thieme. -— Bolivien, La Plata, & gesammelt von
Petersen. — Ecuador, $ gesammelt von F. Rühl. -— Columbien,
Q gesammelt von v. Olfers, 2 gesammelt von Bobisch.; Bogota,
Q gesammelt von Steinheil. — Surinam, Paramarıbo, Juni bis
Sept. 1907, gesammelt von Heller.
Seipopus belzebul (Schin. 1868).
Seitenast jeder Copulationsgabelzinke sehr kurz, etwa !/, der
sehr langen, schlanken und fast parallelen Zinken.
Brasilien, Provinz Para, Obidos, 1904, 1 $ gesammelt von
S. Kibler; Oberer Amazonas, Tunantins, 9. — Surinam,
Paramarıbo, Jan. 1908 und März 1909, 2 gesammelt von Heller.
— Brasilien, 2 gesammelt von v. Olfers. — Guayana, Q gesammelt
von Schomburgk. — Columbien, Muzo, 2 gesammelt von v.Nolcken
(aus der H. Loewschen Sammlung). |
Seipopus rufilabris nov. spec.
©. Kopf mit Labrum lebhalft ockergelb. Stemmaticum schwarz.
Der übrige Körper einfarbig bräunlichschwarz. Flügel dunkel schwarz-
braun mit etwas rotviolettem Glanz, hinter cu, blaßbraun. cu,+ an
: cu, = 22/,: 1. Endstrecke von m ist 2°/, des Randes zwischen
I,+, und 1,+,. — Körperlänge etwa 12 mm. Flügellänge 10
—ll mm. |
Mexico, Jacuapam, gesammelt von Purpus.
Seipopus brevifurca nov. spec.
&. Kopf mit Labrum lebhaft ockergelb. Labrum mit ein wenig
bläulichem Glanz. Stemmaticum geschwärzt. Thorax und Abdomen
matt schwarz. Haltere grauschwarz mit braungelbem Stiel. Letztes
Segment schlank, rund, gelbbraun. Copulationsgabel gelblichbraun,
Seiten an der Zinke sehr kurz, stummelförmig, als kurzer spitzer Dorn
entwickelt und in der Mitte der Innenseite inseriert; Endhälfte der
Zinke flach gebogen. Coxen graubraunschwarz, Vordercoxe gelblich-
braun. Beine dunkelbraun, Mittel- und Hinterschenkel nach der
x
$
\
E
i
Klassifikation der Micropeziden. ll
Basis zu mehr braun. Auf der Unterseite aller 1. Tarsenglieder ist die
Pubescenz bräunlichgelb und glänzend. Flügel braun mit etwas
violettem Glanz, hinter cu blaßbraun. -— Körperlänge 8,5 mm. Flügel-
länge 8.5 mm.
Ecuador, Santa Inez, gesammelt von R. Haensch.
Seipopus peniecillus nov. spec.
32. Kopf mit Labrum ockergelb. Seta, Rüssel und die Pubescenz
des Palpus dunkelbraun. Thorax und Abdomen schwarz., oben mit
schwarzbraunem, unten mit weißgrauem Toment. Beine und Halteren
braunschwarz. Mittel- und Hinterschenkel mit violettem Glanz.
1. Hintertarsenglied auf der Unterseite mit gelblichweißer Pubescenz.
Copulationsgabel schwarz, Zinken mehr als doppelt so lang wie der
Stamm, parallel, schwach (nach unten konkav) gebogen, Seitenanhang
an der Basis jeder Zinke und etwa zwei Drittel ihrer Lärge. Innenseite
der Zinke mit kräftigen Zähnen. Flügel schwarzbroun mit etwas
violettem Glanz. -— Körperlänge 10,5-—12,5 mm. Flügellänge 10,5 mm.
Ost-Bolivien, Provinz Sara, 600-—700 m. Sept. 1906 bis März
1907, 1 & gesammelt von J. Steinbach. -— Surinam, ? gesammelt
von Michaelis. -— Brasilien, Para,15. Dez. 1893, 2 gesammelt von
W.A. Schulz.
Seipopus diversus (Schin. 1868).
Brasilien, Bahia, $Q gesammelt von Gomes; Q gesammelt
von Freyreiss. -— Süd-Brasilien, Espiritu Santo, Q (durch Fruh-
storfer). -— Columbien, Cordillieren, (terra templada), $, gesammelt
von Professor Dr. Thieme. -— 0Ost-Bolivien, Provinz Sara, 600
bis 700 m, Sept. 1906 bis März 1907, 2 gesammelt von J. Steinbach.
Seipopus limbativertex nov. spec.
32. Kopf ockergelb, Scheitelseiten und Hinterhaupt schwärzlich
mit blauem Glanz. Stemmaticum und Rüssel schwarzbraun. Labrum
schwarz mit starkem blauen Glanz. Thorax und Abdomen schwarz
mit blauem Glanz. Seitendrittel des Rückenschildes mit dichtem,
braunschwarzem Toment. Haltere dunkelgraubraun, Stiel gelbbraun.
Beine braunschwarz, Mittel- und Hinterschenkel mit blauem Glanz.
1. Vordertarsenglied weißlich, 1. Hintertarsenglied ohne das End-
drittel gelblichweiß. Flügel schwärzlich braun mit etwas violettem
Glanz. Copulationsgabel schlank, Zinken halb so lang wie der Stamm,
schwach gebogen, an der Basis unten jede Zinke mit kurzem dünneren,
spitzem Seitenanhang von etwa !/, der Zinkenlänge. — Körperlänge
9—12,5 mm. Flügellänge 7-—9,5 mm.
Columbien, Cordillieren, (terra caliente), $ gesammelt von
Prof. Dr. Thieme; & gesammelt von Moritz; Muzo, 9 gesammelt
von Rhode. -— Brasilien, Matto grosso, @ gesammelt von Rhode.
— Mexiko, Soconusco, 30.7. 1911, 2 gesammelt von C. A. Purpus.
14* 5.Heft
2914 Dr. Günther Enderlein:
Seipopus opacus nov. spec.
Die Unterschiede von S. limbativertex sind: | ©. Labrum act
gelb mit bläulichem Glanz. Rückenschild matt schwarzbraun, ohne
glatte und bläulich glänzende Stelle.
Guatemala, Tumbador, Mai 1912,.5 gesammelt von Riedel. —
Peru, Callanga, im Tale des Pinipini, 1900, Q gesammelt von O. Gar-
le
En Seipopus albimanus nov. spec.
39. Diese Species unterscheidet sich von $. a da
die schwarzen 1. Hintertarsenglieder. Seitenanhänge jeder Zinke
der Copulationsgabel halb so lang wie diese. |
Columbien, Cordilliere (terra caliente), $Q gesammelt von
Professor Dr. Thieme. | |
- Seipopus diadema (Wied. 1830).
Calobata nigrifilum Walker, Dipt. Saund. 1850, p. 393, Süd. Amer.
Brasilien, $Q gesammelt von Bescke. — Columbien, Muzo,
d gesammelt von v. Nolcken (aus der Sammlung H. Loews).
Grallopoda Rond. 1850.
Typus: @. lasciva (F.), Nord-, Mittel- und Südamerika.
Taeniaptera Macquaıt, Suite & Bu II. 1835, p. 491 (Typus:
T. lascwa (F.)) nec: Taenioptera, Bonaparte, Aves 1825.
Grallopoda Rondani, Nuov. Ann. Sc. nat. Bologna, 3. 1850, p. 178.
Unterscheidet sich von Grallomyva Rond. 1850 dadurch, daß r, + ,
und m, vor dem Ende eine sehr kurze Strecke verschmolzen sind.
Hierher gehört noch @. divarıcatus. (Cress. 1914), Ent. News 25.,
p. 459 (U.8.A., Georgien).
Grallopoda laseiva (F. 1798).
Musca lasciva Fabrieius, Suppl. Ent. 1798, p.564, Nr. 111 (Re
Calobata lasciva Fabricius, Syst. Ant. 1805, .p- 262.
Taeniaptera trivittata Macquatt, Suite & Buffon, II. 1835, p. 491.
Oalobata lunulata v.d. Wulp, Biol. Centr. Amer. 1903, Vol. H,
p. 372 (Mexico). |
Brasilien, Peru, Surinam, Süd-Brasilien (Espiritu Sieh,
Bolivien, Paraguay, Columbien, Californien, Nord- Amerika.
(Georgien).
var. albimana (Macq. 1843). |
Mittel- und Hinterschenkel ist nicht dunkelbraun, sondern stark
aufgehellt und zwar gelbbraun bis braungelb, sodaß ie zwei schmalen
gelben Ringe (an der Basis und am Ende des 3. Viertels viel undeut-
licher werden.
Da die ganze Gruppe mit langgestreckter Spitze der Zelle Cu,
nur neotropisch verbreitet ist, ist die Fundortsangabe von. Macquart:.
Java und Port Jackson (Australien) (außer Cuba und Philadelphia)
sicher auf falsche Fundbezeichnung zurückzuführen. |
Brasilien, Cuba, Portorico, Mexico, Columbien.
Klassifikation der Micropeziden. 2313
Grallomyia Rond. 1850.
ug: @. tarsata (Wied. 1830), Süd- und Mittel-Amerika.
Zelle Cu, (sogen. Analzelle) in eine lange Spitze allmählich aus-
gezogen; Cu, + an kürzer als cu, oder höchstens von dessen Länge.
Randabschnitt zwischen 17, + „ und 1, —+ „länger (meist viel), als die
Hälfte der Endstrecke von m. Fühlerborste nackt. r,+ , und m,
am Ende nicht verschmolzen, sondern getrennt mündend. und nur
sehr selten und abnorm in einem Punkt zusammenstoßend. Maxillar-
palpen stark lateral zusammengedrückt und verbreitert. Bei einigen.
Arten sind die Schenkel mehr oder weniger seitlich zusammengedrückt
und verbreitert.
Hierher gehört noch: @. tibialis (Macq. 1843), Guayana, @. cae-
rulescens (Macq. 1846), Venezuela, @. flavipes (Macq. 1848), Brasilien
(sehr nahe mit S. varıa |Wied. 1830] verwandt), @. diversicolor
(Maeq. 1855), Brasilien (Amazonas),!) @. robusta (Walk. 1849), Süd-
Amerika,?) @. gratus (v. d. Wulp 1883), Mexico, @. latifascia (v.d.Wulp
1883), Costa Rica, @. munda (v. d. Wulp 1903), Mexico, @. stellat«
(v. d. Wulp 1903), Mexico, @. calocephala (Big. 1886), Mexico, @. vitti-
pennis (Coqu. 1902), Mexico [sehr ähnlich dem @. nigritarsis (Macq.
1848)
; a) Thorax rostgelb.
Ense @G. stellata (v. d. Wulp 1903) und G. munda (v. d. Wulp
1903).
; Grallomyia testacea (F. 1805).
Mittlere Flügelbinde als fast gleichseitig dreieckiger Fleck, basal
nur in der Mitte als kleiner Fleck angedeutet, Spitze blaßbraun.
Brasilien, 1 $ gesammelt von Freyreiss. (Das Originalstück
Wiedemanns); 1 2 gesammelt von Freyreiss; 2 99 gesammelt
von Sello; Mattogrosso, 1 $ gesammelt von Rhode.
Grallomyia luridilabris nov. spec.
©. Kopf rostgelb; Stirnfleck groß, sammetschwarz und rund.
Scheitelseiten gebräunt, glatt, Scheitelmitte mit sammetartigem
braunen Fleck. 3. Fühlerglied mit Ausnahme des Basalviertel ge-
bräunt. Augen schwarz. Thorax und Halteren rostgelb. Abdomen
schwarz. 1. Tergit rostgelb mit eingedrückter schwarzer mittlerer Quer-
linie. 5. und 6. (Legerohr) Tergit an den Seiten gelbbraun. Beine
ockergelb, 3..—5. Fünftel des Vorderschenkels schwarz, 2. und 6. Neuntel
des Mittelschenkels blaßbraun, 7. Neuntel blaßgelblich, 7. Neuntel
des Hinterschenkels blaßgelblich, vorn und hinten ist dieser blaßgelb-
liche Ring blaßbraun gesäumt. Schienen schwarz, Hinterschienen etwas
heller. Tarsen braun, Vordertarsus weißlich, 1. Hintertarsenglied
mit Ausnahme des Enddrittels gelbbraun. Flügel hyalin, blaß gelb-
braun getönt. Vorletzter Abschnitt von m mit Ausnahme von Basal-
ı) Oder zu Piilosphen gehörig.
2) Walker kennt die Heimat nicht, sie ist wohl sicher Südamerika.
5. Heft
214 Dr. Günther Enderlein:
und Endfünftel breit dunkelbraun gesäumt, ebenso ein ebenso langes
direkt vor letzterem gelegenes Stück von r, + ;; beide Säume berühren
sich nahezu und lassen nur eine sehr feine blasse Linie zwischen sich
erkennen. Eine Bräunung an der Spitze oder anderswo ist nicht er-
kennbar. Zelle Cu, sehr spitz, eu, :cy+an=2:1. — Körper-
länge (ohne Legerohr) 8mm. Flügellänge 7,5 mm.
Brasilien, Oberer Amazonas- Gebiet, 1 Q gesammelt von Uhle.
b) Thorax schwarz; Flügel in der ganzen Ausdehnung
dunkelbraun oder braun (nicht durch hyaline Querbänder unter-
brochen).
Grallomyia aeripennis nov. spec.
@. Kopf tiefschwarz mit blauem Glanz, Fühler matt schwarz.
Stirnfleck groß, mattschwarz, hinten keilförmig bis zum Scheitel-
hinterrand, vorn bis nahe an. die Augenränder reichend. Untergesicht
mit weißlichem Toment. Palpen gelbbraun. Thorax tiefschwarz mit
blauem Glanz, Rückenschild mit düster violettem Glanz, in der Mittel-
linie ein mattschwarzer Längsstreif. Abdomen tiefschwarz mit bläu-
lichem Glanz. 2., 3. und 4. Tergit mit wenig oder ohne bläulichem
Glanz. Haltere schwarz, Stiel gelbbraun. Beine schwarz mit etwas
violettem Glanz. Endhälfte des 1., das 2. und 3. Vordertarsenglied
auf der Oberseite weiß. Mittel- und Hinterschenkel am Ende des
2. Drittels ein sehr schmaler, etwas schief liegender weißlicher Ring,
Basis des Hinterschenkels (so lang wie breit) weißlich. Flügel dunkel.
braun, Spitzenviertel ein wenig blasser; Membran sehr glatt, stark
gelbgrün bis bronzefarben ehern glänzend und irisierend. Die
braune Färbung zeigt sehr feine parallele blassere Längslinien, die z. T.
proximal und distal sich vereinigen (feine Ringbildung). cu, :cu,—+ an
— 22/,:1. Zelle Cu, sehr spitz. — Körperlänge (ohne Legerohr) 81),
-—111/),mm. Flügellänge 81/;,—11'/, mm. |
Peru, Departement Cuzco, Callanga, im Tale des Pinipini,
1500 m hoch. Gesammelt von O. Garlepp.
Die Färbung ist ähnlich wie bei Scipopus eques (Schin. 1868),
Südamerika, aber Schiner weist besonders auf die kurze Zelle Cu, hin.
Grallomyia strigata nov. spec.
Q. Die Unterschiede von $. aeripennis sind: Die weißen Ringe
am Ende des 2. Drittels bei Mittel- und Hinterschenkel sind viel breiter
und senkrecht, fast so breit wie die Schenkelbreite. Flügel hinter cu,
fast völlig hyalin. Die braune Flügelfärbung wird aus sehr breiten
Adersäumen zusammengesetzt, die größtenteils zusammenlaufen,
aber drei schmale Streifen und einen Randfleck freilassen, welche
hyalin und blaßbraun getönt erscheinen; die Streifen liegen in Zelle
R, + , (linienartig), in Zelle R, + ‚und in der Discoidalzelle; der Rand-
fleck in Zelle M,. eu, :cu,+ an =3 :1. — Körperlänge (ohne Lege-
rohr) 8,5 mm. Flügellänge 10 mm. nr
Peru, Departement Cuzco, Callanga im Tale des Pinipini,
1500 m hoch. 1900. Gesammelt von O. Garlepp.
Klassifikation der Micropeziden. 215
c) Thorax schwarz; Flügel hyalin mit 2--3 schwarzen
bis braunen Querbändern.
Hierher: @. latifascia (v. d. Wulp 1903), @. grata (v. d. Wulp 1903).
Grallomyia postannulus nov. spec.
@. Kopf rötlich rostbraun, Scheitel geschwärzt, Hinterhaupt
bes. an den Schläfen schwärzlich mit blauem Glanz. Thorax schwarz
mit blauem Glanz. Rückenschild mait graubraunschwarz, Schulter-
ecken rötlich rostbraun. Halteren graubraun, Stiel blaß. Abdomen
schwarz, 1. Tergit etwas graublau. Coxen schwarz mit blauem Glanz.
Beine schwarzbraun, Mittelschenkel nur an der Basis (nicht ganz so
lang wie breit) weißlich, beim Hinterschenkel ein schräggestellter Ring,
etwa das 7. Neuntel einnehmend und die Basis (doppelt so lang wie
breit) weißlich. Vordertarsus mit Ausnahme der Basalhälfte des 1.
Gliedes weißlich. Flügel hyalin, dunkelbraun ist etwa das 4., 6. und
7. Zehntel, heller braun das 8. und etwas mehr das 10. Zehntel. Die
mittlere breite Querbinde verblaßt hinter eu. eu, :cu,+an = 32%; :1.
Zelle Cu, sehr spitz. — Körperlänge (ohne Legerohr) 9mm. Flügel-
länge 7,5 mm.
Brasilien, Espiritu Santo. Gesammelt von Michaelis.
Grallomyia annulata (F.).
Calobata Meigenii Perty, De Insect. in Amer. merid. hab. etc. 1833,
p. 188, Taf. 37, Fig. 10 (Brasilien, Bahia).
32. Kopf mit Labrum rötlich rostgelb. Stirnfleck ist ein kleiner
matter brauner rundlicher Fleck, der das Stemmaticum vorn berührt.
Scheitel mehr oder weniger gebräunt; zuweilen geschwärzt und dann
mit etwas blauem Glanz; in diesem Falle geht auch die Verdunkelung
mehr oder weniger auf die Schläfen und das Hinterhaupt über, die
dann auch blauen Glanz aufweisen. Thorax schwarz mit etwas blauem
Glanz und grauweißem Reif; Rückenschild matt grauschwarz. Haltere
schwarz, Stiel blaß. Abdomen braunschwarz, glatt, mit mehr oder
weniger ausgedehntem blauen Glanz, das 3. und 4. Tergit meist matt,
braun und ohne blauen Glanz. Seitenanhang der Zinke der Copulations-
gabel etwa ein Drittel der Zinkenlänge. Coxen grauschwarz. Beine
schwarzbraun. Basis des Mittel- (zwei Drittel so lang wie breit) und
Hinterschenkels (doppelt so lang wie breit) weißlich, ein schräggestellter
Ring etwa das 6. Achtel einnehmend auf Mittel- und Hinterschenkel
weißlich. Mittel- und Hinterschenkel distal des weißen Ringes etwas
rötlichbraun aufgehellt. Vordertarsus weißlich, Basalfünftel des
l. Gliedes braun. Hinterschienen nicht verbreitert und nur wenig
seitlich zusammengedrückt. Flügel hyalin, dunkelbraun ist etwa das.
4., 6. und 7. Zehntel.; braun das 8. mit einer fleckartigen Aufhellung
in der hinteren Hälfte, und etwas mehr als das 10. Zehntel, wobei
-ın Zelle R,+, und R,+ , sich je eine rundliche fleckartige, mehr
oder weniger hyaline Aufhellung findet, beide fließen zuweilen etwas
zusammen. Cug:cuy + an=3:1. -— Körperlänge (ohne Legerohr)
6--9 mm. Flügellänge 6--9 mm. |
5. Heft
216 Dr. Günther Enderlein:
Brasilien, 1 2 gesammelt von Freyreiss (Originalstück Wiede-
manns); Blumenau, 2 (Müller); 2 (Sello); Oberer Amazonas,
Q (Uhle); Bahia, 2 (Gomez); La Guayra, © (Häberlein);
Rio Grande de Sul, $; Para, 9, ges. von W. A. Schulz; —
Surinam, 9, März 1909 (Heller). — Columbien, $ (Petersen, Bobisch,
Moritz Thieme). — Südbrasilien, Santa Catharina, 9 (aus der
Sammlung H. Loew).
Ich schließe mich hier der Wiedemannschen Auffassung von
G. annulata an, zumal die Diagnose von Fabricius die Art in dieser
Gruppe ähnlicher Arten nicht genügend determiniert.
Grallomyia angulata (Loew 1866).
39. Diese Art ist außerordentlich ähnlich dem G. annulata (F.),
ist wahrscheinlich nur eine Varietät derselben und unterscheidet sich
nur durch folgendes: Basis des Mittelschenkels ohne Spur einer weiß-
lichen Aufhellung. Die mittlere Querbinde des Tergits noch stärker
aufgehellt, ebenso der Spitzenfleck mit Ausnahme eines proximalen
Viertels.
Südbrasilien, Santa Catharına, Hochland, 1 $ (E. Uhle). —
Brasilien, 2 (Sello), $ (durch Zeller). — Columbien, Bogota, 9
(Petersen), Cordillieren von Columbien (terra caliente), Q
(Prof. Thieme). — Paraguay, San Bernardino, Sept. (2) u. Febr.
(2) (K. Fiebrig).
Grallomyia planitibia nov. spec.
S®. Diese Art ist außerordentlich ähnlich der @. annulata (F.);
die Unterschiede sind: Labrum braunschwarz bis schwarz. Scheitel
und Hinterhaupt schwarz mit blauem Glanz. Stirnfleck größer, das
Stemmaticum meist einschließend. Basis der Mittelschenkel nicht
weißlich aufgehellt. Basis des Hinterschenkels eine längere Strecke
weiß (Länge zur Breite 4:1). 1. und 2. Fünftel des Vordertarsen-
gliedes braun. Hinterschiene deutlich verbreitert (besonders in der
basalen Hälfte) und lateral zusammengedrückt; der Innenrand der
Schiene gerade, der äußere deutlich ein wenig konvex. Ähnlich ist
auch die Mittelschiene verbreitert, doch weniger. Die Flügelbinden
gleichmäßig dunkel und nirgends hyalin aufgehellt; nur in der Mitte
der proximalen Hälfte der mittleren Querbinde stärker verdunkelt.
Seitenanhang der Zinke der Copulationsgabel sehr kurz, nur ein Fünftel
der Zinkenlänge.. cu,:cug,+ an =3?%,:1. -— Körperlänge (ohne
Legerohr) 7”—8 mm. Flügellänge 5,5—7 mm.
Mittel merika,S, -— Guatemala, Tumbador, Juli 1912 (Riedel);
9:Mexico, Soconusco, 11., 14., 16., 19., 28. 7. 1911, 10., 11. 8. 1911
(C. A. Purpus). — Nicaragua, bei Bluefields (F. Schramm).
Grallomyia albibasis nov. spec.
Q. Die Unterschiede von S. plantibia sind: Mittelschenkel an der
Basis weiß (Länge zur Breite =2 :1). Mittelbinde und Spitzenfärbung
Klassification der Mieropeziden, 217
des Flügels etwas aufgehellt. Vielleicht ist dies nur eine Varietät von
@. planitibra.
Mittelamerika, Guatemala, Tumbador, Juli und Sept. 1912, 9.
Grallomyia albitarsis nov. spec.
d. Die Unterschiede von @. planitibia sind: Länge zur Breite der
weißen Stelle an der Basis der Hinterschenkel kaum 2 :1. Alle Tarsen
weiß, nur die Unterseite des 1. und 2. Fünftels des Vordertarsus sch warz-
braun, Behaarung der Mittel- und Hintertarsen mit Ausnahme der
Oberseite des 1. Gliedes braun. Rückenschild besonders vorn blau
glänzend. Die 3. Flügelbinden gleichmäßig ziemlich hellbraun, ohne
dunklere oder hellere Stellen. Copulationszange kurz, gedrungen,
ohne Seitenanhang. cu, :cug,+an =2:1; die Zelle Cu, daher wenig
zugespitzt. — Körperlänge 6 mm. Flügellänge 5,5 mm.
Brasilien, Oberer Amazonas-Gebiet (Uhle).
Durch die kurze, wenig spitze Zelle Cu, am nächsten mit @. grata
(v. d. Wulp 1903) verwandt.
Grallomyia Thiemei nov. spec.
2. Diese Species unterscheidet sich von @. albibasıs nur durch
folgendes: Alle Tarsen weißlich; Basaldrittel des 1. Vordertarsen-
gliedes gebräunt. Länge zur Breite der weißen Basalstellen beim Mittel-
schenkel 1 :1, beim Hinterschenkel 11/, :1.
Columbien, Cordillieren (terra caliente), 2 gesammelt von
Prof. Dr. Thieme. — Diese Species wurde dem Sammler gewidmet.
Grallomyia lineata nov. spec.
d. Die Unterschiede von @. planitibia sind: Hinterschiene nicht
verbreitert. Länge zur Breite der weißen Basalstelle des Hinter-
schenkels 1 :1. Schenkel braun, auch die Spitzenteile; der weiße Ring
des Mittel- und Hinterschenkels breiter. Die schmale basale Querbinde
des Flügels sehr blaß, fast verschwindend, Spitzenfärbung sehr blaß.
Die breite Querbinde durch drei feine hyaline Längslinien unterbrochen,
je eine in Zelle R,+ „ R,+ „und M. -— Körperlänge 6,5 mm. Flügel-
länge 6,5 mm.
Columbien, 1 $ gesammelt von Starke (Kat.-Nr. 4687).
Grallomyia balzapambana nov. spec.
2. Kopf schwarz mit blauem Glanz. Fühler braunschwarz. Unter-
gesicht mit Ausnahme.der Wangen und die Palpen matt gelbbraun.
Thorax schwarz mit blauem Glanz, Unterseite mit weißem Toment-
reif. Rückenschild mattschwarz mit dicehtem blauen Glanz, matt-
schwarz ist ein breiterer medianer Längsstreif und zwei undeutliche
schmale seitliche. Haltere schwarz, Stiel braungelb. Abdomen schwarz
mit etwas blauem Glanz, hintere Hälfte des 1. Tergites mit Ausnahme
des Hinterrandsaumes matt sammetschwarz. Üoxen schwarz mit
grauweißlichem Reif. Beine schwarzbraun. Hinterschenkel an der
5. Deft
218 Dr. Günther Enderlein:
Basis weiß (Länge zur Breite 2 :1), 6. Achtel des Mittel- und Hinter-
schenkels weißlich (als schräger Ring). Spitzenteil der Schenkel
schwarz. Oberseite des 1. (mit Ausnahme des Basaldrittels), 2. und
3. Vordertarsenglieds weißlich. Flügel hyalin, poliert glatt, 4. und
5. Siebentel dunkelbraun, 6. Siebentel blaßbraun, 7. Siebentel hell-
braun. cu,:cy tan=2°,:1, Zelle. Cu, sehr spitz. Endstrecke
von m : Randabstand zwischen +, und 1,4+,=14,:1l. —
Körperlänge (ohne Legerohr) etwa lO mm. Flügellänge 10 mm.
Ecuador, Balzapamba. Gesammelt von R. Haensch.
Grallomyia tricolora nov. spec.
©. Kopf dunkelbraun, Wangen rostbraun. Stirnfleck groß und
mattschwarz, bis an die hinteren Ocellen reichend. Scheitelvorderrand
mit etwas hell braungelbem Toment, das aber nur in bestimmter
Richtung hell aufleuchtet. Thorax braunschwarz, Unterseite mit
etwas blauem Glanz. Haltere schwarzbraun, Stiel hell gelbbraun.
Abdomen und Coxen schwarz, Vordercoxe dunkel gelbbraun. Schenkel
lebhaft ockergelb, Endviertel schwarz, an der Grenze beider Farben
auf Mittel- und Hinterschenkel ein weißer Ring, der etwa so lang wie
breit ist. Schienen schwarz, Endfünftel der Vorderschiene auf der
Unterseite etwas gelblich; Hinterschiene stark verbreitert und lateral
zusammengedrückt, nach beiden Enden zu zugespitzt (spindelförmig
verjüngt). Tarsen weiß, Basaldrittel der Vordertarsen auf der Unter-
seite mit feinen braunen Längsstreifen. Flügel hyalın, bräunlich ge-
trübt, 3. Viertel hinten nicht über die Mitte der Discoidalzelle hinüber-
reichend, verwaschen braun. Spitzenachtel mit Ausnahme schmaler
Adersäume gebräunt, die Färbung strahlt nach der Quer-
binde allmählich aus. cu, :cu,+ an = 1!/, :1; Zelle Cu, mäßig spitz.
-— Körperlänge (ohne Legerohr) 7—8 mm. Flügellänge 8,5 mm.
Peru, Departement Cuzco, Callanga im Tale des Pinipini,
1500 m hoch, 1900. Gesammelt von O. Garlepp.
In der Färbung der Hinterschenkel hat diese Species Ähnlichkeit
mit @. leucomelas (Walk. 1850) aus Südamerika.
Grallomyia tarsata (Wied. 1830).
Neria cayennensis Robineau-Desvoidy, Essai s. 1. Myodaires, 1830.
Bol. |
& Calobata annulata (F.) v.d. Wulp, Biol. Centr. Americ. Dipt. LI.
1903, p. 373, Tab. 9, Fig. 27.
39. Kopf dunkel rostgelb, Scheitel und Hinterhaupt schwarz mit
blauem Glanz. Ein langer schmaler spindelförmiger Fleck in der Median-
linie des Kopfes, in dessen Mitte das große Stemmaticum liegt, der
vorn fast den Vorderrand der Stirn erreicht und hinten bis zum Hinter-
rand des Scheitels reicht, ist dunkel sammetbraun. Fühlergruben
geschwärzt. Labrum braun bis schwarz, glatt, meist mit blauem Glanz.
Untergesicht mit grauweißlichem Reif. Thorax schwarz mit blauem
Glanz und weißlichem Tomentreif, der auf der vorderen Hälfte der Meso-
TE TEITTE WERT
EEE En
Klassifikation der Micropeziden. 219
pleure und auf dem Hinterrandsaum des Mesosternums fehlt. Rücken-
schild nur vorn mit etwas blauem Glanz, der auch fehlen kann. Haltere
schwarz mit hell graubraunem Stiel. Abdomen schwarz, 1. und 4.-—7.
Tergit mit etwas graublauem Glanz. Zinken der Copulationsgabel
etwas gebogen, ohne Seitenanhang an der Basis, allmählich in den
Stamm übergehend, an der Grenze eine wenig merkliche stumpfe Ecke.
Coxen schwarz mit weißlichkem Toment. Beine braunschwarz.
5. Siebentel des Mittelschenkels weiß. 1.,2. und 5. Siebentel des Hinter-
schenkels weiß; an den vier Hinterbeinen sind. die Ringe nicht schräg
und ist das 6. und 7. Siebentel rostbraun. Mittel- und Hinterschienen
mit Ausnahme der beiden Enden etwas bräunlich aufgehellt. Vorder-
tarsus mit Ausnahme des Basalviertels des 1. Gliedes weiß. Flügel
hyalın; die mittlere braune Binde etwas dreieckig, distaler Randsaum
stark konkav; sie geht wenig über cu, nach hinten, füllt das 4. und
5. Fünftel der Discoidalzelle, ssumt noch die mcu-Querader außer,
füllt das 1. Drittel der Zelle R,+ , mit Ausnahme eines schmalen
Streifens an der rm-Querader, wendet sich nach dem Vorderrand,
dabei etwas schmäler werdend und füllt das 5. Sechstel der Zelle R..
Eine sehr schmale subapicale Querbinde am Ende des 5. Sechstels
geht nicht über m, nach hinten hinweg. Spitze hyalin, mit ganz un-
deutlichen, sehr blaßkbrauner Adersäumen. Eine subbasale sehr schmale
und meist ganz undeutliche Querbinde beginnt hinter r,—+ „ oder
noch weiter hinten und endet an der Spitze der Zelle cu, (keilförmige
Zelle). eu, :cu,—+ an = 3l/,:1. Endstrecke von m ist 11/, des Rand-
abstandes zwischen r,+, und r,—+ ;,. — Körperlänge (ohne Lege-
rohr) 8-—10 mm. Flügellänge 8-- 8,5 mm.
Nord-Brasilien, Para Soure Marajo, & (O0. Bertram). —
Surinam, Bez. Paramarıbo, Mai 1908, & 2 (C. Heller). -— Columbien,
Bogota, $® (Moritz); @ (Petersen). -— Guayana, $ (Schom-
burgk). — Brasilien, Para, {2 (Sieber). -— Bolivien, Provinz Sara,
Departement Santa Cruz, & (J. Steinbach). — Guatemala, Tum-
bador, Juli 1912, 2 (Riedel).
Gra lomyia rufifacies (Macq. 1850).
| Q@. Kopf schwarz, vorderes Drittel der Stirn und das Unter-
gesicht dunkel rostgelb. Scheitel und Hinterhaupt mit blauem Glanz.
Thorax schwarz mit blauem Glanz, in der Medianlinie des Rücken-
schildes ein ziemlich breites mattschwaiızes Längsband, das nur in
bestimmter Richtung sichtbar ist. Abdomen glatt schwarz mit etwas
graublauem Glanz, 2. und 3. Tergit matt sammetschwarz. Beine
schwarzbraun, weißlich ist vom Mittelschenkel das 1. und 5. Siebentel,
vom Hinterschenkel das 1., die Basalhälfte des 2. und das 5. Siebentel.
Tarsen. bräunlichgelb, Vordertarsen ockergelb. Flügel hyalin, dunkel-
braun ist das 4. Sechstel bis an cu, heran, hellbraun das Spitzen-
zwölftel (Grenze verwaschen) und ein Fleck an der Spitze der Zelle
Cu,. eu; :cug + an = 21/, : 1. — Körperlänge (ohne Legerohr) 9,5 mm.
Flügellänge 8,5 mm.
Brasilien, Para, 13. 12.1893 (Schulz).
5. Heft
320 Dr. Günther Enderlein:
Grallomyia latitibia nov. spec.
@. Kopf hell rostbraun, Umgebung des Stemmaticum sammet-
schwarz, Scheitel, Hinterhaupt und Labrum schwärzlich. Thorax
dunkelbraun. Haltere schwarzbraun, Stiel heller. Abdomen schwarz,
l. und vom 4. Tergit ab glatt. Tarsen dunkelbraun. Beine dunkel-
gelbbraun, 4. und 5. Fünftel des Vorderschenkels hellgelbbraun,
ebenso das 5. Sechstel der Mittel- und Hinterschenkel. Tarsen hell
braungelb; Vordertarsus gelblich, das 1. Vordertarsenglied nur auf
der Oberseite der Endhälfte. Mittel- und besonders die Hinterschienen
auffälllig stark verbreitert und lateral zusammengedrückt. Flügel
grauhyalın, 3. Viertel und Endachtel blaß graubraun. cu, :cu,—+ an
— 2l/,:1. Der Randabstand von r,+, und 1, + , ist fast so lang
wie der Endabschnitt von m. — Körperlänge (ohne Legerohr) 8 mm.
Flügellänge 6,5 mm.
Brasilien, Bahia (Gomez) (Kat.-Nr. 6367). — 60st-Bolivien,
750 m hoch, Jan. bis März 1907 (J. Steinbach).
d) Thorax schwarz (oder braun); Flügel hyalin und nur
mit einem braunen oder sehr blaß braunem Mittelfleck,
oder zwei blaßbraunen Punktflecken (kvidisoccata) oder
einem braunen Längsstreifen (nigritarsis Macq.).
Grallomyia bistrigata nov. spec.
9. Kopf rostgelb, dunkelbraun ist ein rechteckiger schmaler
Querfleck in der Mitte des Untergesichtes, ein großer rundlicher Stirn-
fleck, der den vorderen Ocellus mit einschließt, ein etwas kleinerer
Fleck in der Mitte des Scheitels und das 3. Fühlerglied. Thorax,
Abdomen und Coxen hell rostbraun, Rückenschild vorn iederseits
der Medianlinie mit einem rundlichen, kleinen, dunkelbraunen, matten
Fleck. Beine schmutzig rostgelb, etwas mehr als die Endhälfte des
3. Viertels des Mittelschenkels etwas heller, ebenso das 4. Fünftel
des Hinterschenkels. Diese Ringe sehr wenig deutlich. 4. und 5. Fünftel
des Vordesrchenkels und die Vorderschiene schwarzbraun. Gebräunt:
sind die Knie der Mittel- und Hinterbeine. Flügel hyalin, bräunlich
ockergelb getrübt. Das erste Drittel des Endabschnittes von r, + ,
und das 1. und 2. Drittel des vorletzten Abschnittes von m. — beide
Aderstrecken mit Ausnahme einer kurzen Basalteiles — dunkelbraun
gesäumt; beide braunen Längsstreifen nur durch eine feine, blasse
Linie getrennt. Endhälfte von r,+ „ von blaßbraunem Saum um-
geben, der fast die ganze Zelle aufsüllt, aber durch einen großen hyalınen
runden Fleck in Zelle R, + , hinter dem Ende von r, + , und durch
einen zweiten hyalinen Fleck in Zelle R,—+ , vor der meu- Querader
unterbrochen ist. cu,:cw+ an=2:1. Endabschnitt von m ist
etwa 1!/, des Randabstandos zwischen 17,+ , und 1,4 5. — le
länge (ohne Legerohr) 9,5 mm. Flügellänge 9 mm.
Brasilien, (Sello). Kat..N. 4664.
Klassifikation der Micropeziden. 221
Grallomyia trifasciata (Wied. 1830).
Zinke der Copulationsgabel kräftig, gebogen, mit kurzem Zahn-
anhang.
Brasilien, $ (Freyreiss. (Die Type Wiedemanns); & (Sello).
Grallomyia varia (Wied. 1830).
Brasilien, Bahia, © (Freyreiss) (die Type Wiedemanns);
Santa Catharina, @ (E. Uhle);
Grallomyia obliqua (F.).
Calobata poecila Schiner, Reise Fregatte Novara, Diptera, 1868,
p. 254 (Südamerika). | |
Cayenne, &. — Brasilien, $ (Freyreiss). — Columbien, Cor-
dillieren (terra caliente) $ (Prof. Dr. Thieme). — Costa Rica, 2 (durch
Heyne). — Guatemala, Tumbador, Nov. 1912, 2 (Riedel).
Grallomyia dilutimacula nov. spec.
0. Kopf schwarz. Labrum schwarz mit blauem Glanz. Unter-
gesicht, vorderes Drittel der Stirn und Fühler ockergelb. Endhälfte
des 3. Fühlergliedes geschwärzt. Palpen dunkel rostfarben. Thorax
schwarz mit blauem Glanz und sehr geringem grauem Reif. Rücken-
schild matt schwärzlich. Abdomen schwarz mit grünlichblauem Glanz.
Haltere schwarz mit braunem Stiel. Coxen schwarz mit weißlichem
Reif. Schenkel dunkelbraun, Vorderschenkel und Endhälfte der
übrigen hellbraun. Das 7. Neuntel von Mittel- und Hinterschenkel
weißlich, ebenso das 1. Sechstel des Hinterschenkels. Schienen gelb-
braun, Vorderschiene schwarz, lateral zusammengedrückt, verbreitert
und schwach gebogen. Tarsen gelbbraun; Vordertarsus braun, das 2.,
3. und die Oberseite der Endhälfte des 1. Gliedes weiß. Flügel grau-
hyalin, das vordere und mittlere Drittel des 4. und 5. Siebentels nimmt
ein verwaschener blaßbrauner rundlicher Fleck ein, der vorn am Rande
anliegt, hinten die Mitte des Discoidalzelle schneidet. cu, :cu,—+t an
—=1!/,:1. Zelle Cu, also wenig spitz. Endabschnitt von m ist 1Y/,
des Randabstandes zwischen 1, + z3und 1,+,. I4„+ , und m, enden
dicht neben einander. — Körperlänge (ohne Legerohr) 7 mm. Flügel-
länge 6,5 mm. |
Bolivien, gesammelt von O. Garlepp.
Grallomyia imitans nov. spec.
&. Diese Art ist auffallend ähnlich der Tanypoda paraguayensis
von der gleichen Lokalität; die Unterschiede sind: Die beiden inneren
der schwarzbraunen sammetartigen Flecken auf dem vorderen Teil
des Rückenschildes dunkler als die äußeren und vorn nicht ver-
schmolzen. Abdomen, Stirn und Labrum mit blauviolettem Glanz.
‚Copulationsgaäbel braun, kräftiger und mehr gebogen. Die Bein-
- färbung ist: Schenkel gelbbraun, weißlich ist 7. Elftel der Mittelschenkel
(die Basis nicht!), 1., 2. und 5. Siebentel des Hinterschenkels. Schienen
gelbbraun, Vorderschienen schwarz. Tarsen schwarz. Flügel hyalin,
5. Heft
929 Dr. Günther Enderlein:
ein wenig ockergelb getönt; Spitzendrittel sehr blaß bräunlich;
diese Färbung entsendet einen Zipfel bis an die rm-Querader. cu,
:cu + an—=2:1. Endabschnitt von m ist 11/, des Randabstandes
zwischen r,+, und r,+ ,. — Körperlänge 8,5, Flügellänge 8 mm.
Paraguay, San Bernardino, Mai 1902 (K. Fiebrig).
Grallomyia lividisoccata nov. spec.
@. Kopf poliert glatt schwarz, Rüssel rostfarben, Palpus rost-
braun, Spitze rostfarben. Scheitel mit blauem Glanz, Fühler dunkel-
braun, 3. Glied mit grauvm Tomentreif. Thorax poliert glatt schwarz,
mit etwas blauem Glanz und gelblichgrauem Tomentreif, Rücken-
schild nur vorn mit blauem Glanz und nur hinter der Quernaht mit
grauem Toment. Haltere hellbraun, Stiel blaß ockergelb, Abdomen
glatt schwarz mit etwas blauem Glanz, Unterseite rostbraun. Vorder-
coxe hell ockergelb, Mitteleoxe schwarz mit gelblichgrauem Toment,
Hintercoxe rostgelb. Vorderschenkel schwarz, 1. und 2. Fünftel
hell ockergelb, Mittel- und Hinterschenkel lebhaft rostgelb mit je einem
leicht gebräunten Ring, der das 5. Achtel einnimmt; vom Rest der
Schenkelspitze ist die proximale Hälfte eine Spur heller als die Basal-
hälfte und die distale Hälfte wieder eine Spur gebräunt; es entsteht so
also je ein hellerer Ring, von dunkleren Ringen gesäumt; diese Färbung
ist aber ganz undeutlich und nicht auffallend. Schienen rostbraun,
Spitzensechstel und die ganzen Vorderschienen schwarz. Tarsen gelblich-
weiß, 4. und 5. Mitteltarsenglied und 5. Hintertarsenglied gebräunt.
Flügel hyalin, etwas schwach ockergelblich getönt, Spitzenfünftel
eine Spur bräunlich angehaucht. mcu-Querader blaßbraun gesäumt.
Je ein kleiner runder, ganz undeutlicher blaßbräunlicher Fleck in der
Zelle R, + , etwas proximal des Endes von 1,+ , und in der Zelle
R,-+, am Ende des 1. Viertels. cu,:cuyg+an=11/,:1. End-
abschnitt von m so lang wie der Randabstand zwischer ,+ „undr, 4 „
— Körperlänge (ohne Legerohr) 10,5 mm. Flügellänge 10,5 mm.
Peru, Departement Cuzco, Callanga im Tale des Pinipini,
1500 m hoch, 1900. Gesammelt von OÖ. Garlepp.
Grallomyia nigritarsis (Macq. 1848).
Nord-Brasilien, Para Soure Navajo, & (0. Bertram). —
Surinam, Paramarıbo, März 1909, © (Heller). — Venezuela,
Guarico, @ (Petersen). — Nicaragua, bei Bluefields, &
(F. Schramm).
Ptilosphen nov. gen.
Typus: P. insignis (Wied. 1830), Südamerika.
(cf. Fig. 1 auf p. 2).
Diese Genus unterscheidet sich von @rallomyva Rond. 1850 durch
die mehr oder weniger kurze oder lange Pubescenz der Fühlerborste.
Dieselbe ist nach allen Seiten hin gerichtet. Hinterschenkel gleich-
mäßig schlank und nicht mit knotenartiger Verdickung vor der Spitze.
Klassifikation der Micropeziden. 223
Auf dem Hinterrande des 2., 3. und 4. Abdominaltergits mehrerer
Arten findet sich eine dichte Querreihe langer steil stehender Borsten-
haare.
1.
Bestimmungstabelle der Arten der Gattung Ptilosphen. .
Thorax rostrot. 2,
9
— Thorax schwarz.
2. Flügel mit drei scharfen dunkelbraunen Querbändern.
ichneumoneus (Br. 1885) (Mittelamerika).
-— Flügel mit vorn und hinten verkürzter schmaler Mittelbinde
und schwach gebräunter Spitze. 3.
3. Vordertarsus völlig weiß. “ 4.
— 4. und 5. Vordertarsenglied schwarz. 7
4. An der Basıs des Hinterschenkels ist das 1. Zehntel weißlich.
Stirn mehr rostbraun. insignis (Wied. 1830) (Süd-Amerika).
— An der Basis des Hinterschenkels ist das 1. Zehntel schwarz, erst
das 2. Zehntel weißlich. Stirn mehr schwärzlich.
nigrifrons Big. 1886) (Brasilien, Bolivien).
5. Auch das 3. Vordertarsenglied schwarz. 1. Hintertarsenglied
gelblich. Schenkel stark geringelt.
viriolatus Enderl. (Mittel- Amerika).
— Das 3. Vordertarsenglied weiß. 1. Hintertarsenglied braun,
6.
6.
höchstens an der Basis oben gelichtet.
Stirnfleck im Gegensatz von allen übrigen Arten rötlich rostgelb. %.
— Stirnfleck schwarz. 8.
1. Abdomen rostgelb. Schenkel fast einfarbig rostgelb, d’e helleren
Ringe fast verschwunden. ochraceus Enderl. (Brasilien)
-— Abdomen schwärzlich mit blauem Glanz. Schenkelringe deut-
lich. rufifrons Enderl. (Columbien).
8. Weißer Basalring des Hinterschenkels ungewöhnlich breit, fast
2/, der Schenkellänge. albibasis Enderl. (Mexico).
-— Gelblicher Basalrıng des Hinterschenkels wenig länger als breit.
cyaneiventris (Macq. 1846) (Süd- und Mittelamerika)
9. Am Ende des 3 Flügelviertels keine Punktflecke.
conveniens (v. d. Wulp 1903) (Süd- und Mittelamerika).
10.
-— Am Ende des 3. Flügelviertels zwei Punktflecke.
10. Zweiter blaßgelber Hinterschenkelring am Ende des 3. Viertels.
facetus Enderl. (Ecuador).
— Zweiter blaßgelber Hinterschenkelring in der Mitte. 11.
11. Abdomen schwarz. tetrastigma (Schin. 1865) (Brasilien).
— 2. und 3. Abdominaltergit blaß bräunlichgelb.
einetiventris Enderl. (Columbien).
Ptilosphen ichneumoneus (Brauer 1885).
Grallomyia caloptera Bigot, Ann. Soc. Ent. France, ser. 6, VI.
1886, p. 381.
Aus Mexico und Guatemala bekannt, vorliegend aus: Mexico, 5
(durch Kraatz) und Costa Rica, $ (durch A. Heyne).
5. Heft
224 Dr. Günther Enderlein:
Ptilos;hen insignis (Wied. 1830).
Calobata insignis Wiedemann, Außereurop. zweifl. Ins. II. 1830,
p. 533 $ (Brasilien).
Brasilien, 5 (die Type Wiedemanns). — Columbien, Cordillieren
(terra caliente), 2 (Prof. Dr. Thieme). — Guayana, 2 (Schomburgk).
Ptilosphen nigrifrons (Big. 1886).
Ost-Bolivien, Provinz Sara, 600700 m hoch, Sept. 1906 bis
März 1907, 2 (J. Steinbach).
Ptilosphen eyaneiventris (Macg. 1846).
(ef. Fig. 1 auf p. 140).
Calobata callichroma Bigot, Ann. Soc. ent. France, 6. ser. VI.
1886, p. 373 $ (Mexico).
Columbien, 52 (Moritz); 2 (Micholitz); Cordilliere (terra
caliente) $ (Prof. Dr. Thieme). Bogota, © (Petersen). — Panama,
Q (aus der Sammlung von H. Loew). — Brasilien, $ (durch Germar);
2 (Sello); Para, (Schulz). -— Costa-Rica, 18. 2. 1917, & 10. 3. 1918,
Mai 1917 (durch A. Heyne).
Ptilosphen albibasis nov. spec.
Q. Die Unterschiede von P. cyaneiventris sind: Der weißliche Basal-
ring des Mittelschenkels ist ein Fünftel der Schenkellänge, der des
Hinterschenkels nimmt fast ein Dıittel des Schenkels ein. Scheitel,
Stirn und Hinterhaupt rostfarben. -— Körperlänge (ohne Legerohr)
mm. Flügellänge 8,5 mm. |
Mexico, Oaxaca, 2 (Deppe).
Ptilosphen rufiirons nov. spec.
SQ. Die Unterschiede von P. cyaneiventris sind: Der ganze Kopf
rostfarben, der Stirnfleck rötlich, rostfarben. 1. Hintertarsenglied
mit Ausnahme der Spitze gelblich. Der Mittelfleck der Flügel füllt
fast das ganze Spitzenviertel der Discoidalzelle. Die beiden Zinken
der Copulationsgabel wenig gebogen, fast parallel. — Körperlänge
(ohne Legerohr) 9,5-—11,5 mm. Flügellänge 10 mm.
Columbien, Cordillieren, terra caliente (Prof. Dr. Thieme).
Ptilosphen viriolatus nov. spec.
3. Die -Unterschiede von P. cyaneiventris sind: Hintere Hälfte
des Stirnfleckes rötlich rostfarben. 3.—5. Vordertarsenglied schwarz.
1. Hintertarsenglied mit Ausnahme der Spitze gelblich. Die weißliche
Basis erstreckt sich auf dem Mittel- und Hinterschenkel weiter, und
zwar ist die des ersteren etwa dreimal so lang wie breit und auf dem
letzteren etwa viermal so lang wie breit. Die Färbung der Schenkel
ist sehr bunt und lebhaft: Vorderschenkel schwarz, Basalhälfte ocker-
gelb; Mittelschenkel: nicht ganz das 1. und 2. Neuntel und das 6.Neuntel
gelblich weiß; 3., 5. und 7. Neunt:] schwarz, 4., 8. und 9. Neuntel
lebluaft rostgelb; Hinterschenkel: 1., 2., 3. und 7. Elftel gelblichweiß,
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Klassifikation der Micropeziden. 225
4., 6. und 8. Elftel schwarz, 5., 9., 10. und 11. Elftel lebhaft rostgelb.
Die mittlere Flügelquerbinde ist dunkelbraun, schmal und erreicht
fast Vorder- und Hinterrand. — Körperlänge 9,5 mm. Flügellänge
&/,mm. .
: Guatemala, Tumbador, Nov. 1912 (Riedel). — Costa Rica,
(dutch A. Heyne).
Ptilosphen ochraceus nov. spec.
Q. Die Unterschiede von P. eyaneiventris sind: Der ganze Körper
ockergelb bis rostgelb; die Schenkel hell rostgelb, fast einfarbig, das
Spitzendrittel des Vordorschenkels mit bräunlichem Anflug; die Ring-
zeichnung der Mittel- und Hinterschenkel an der Basis fehlt völlig,
die am Ende des 3. Viertels ist nur auf der Außenseite oben eine Spur
angedeutet. Flügel ockergelblich hyalin; Spitzensechstel etwas streifig
gebräunt; in der Mitte nur ein Saum des vorletzten Abschnittes von m
mit Ausnahme dessen Endviertels, das einen lang ovalen dunkelbraunen
Fleck darstellt. Vor diesem in Zelle R,+ , ein kleiner rundlicher
sehr blaß bräunlicher Fleck. — Körperlänge (ohne Legerohr) 12
bis 13,5 mm. Flügellänge 12 mm.
Brasilien, Para, (Sieber). Kat.-Nr. 4663.
Ptilosphen conveniens (v. d. Wulp 4903).
Van der Wulp gibt auch für den Vorderschenkel seiner Stücke
von Panam aeine weiße Basisan. Die vorliegenden Stücke aus Bahia
haben eine stark aufgeh:Ilte Vorderschenkelbasıs und bei dem Stück
vom Amazonas ist der Vorderschenkel ganz schwarz. Es ist nicht
sicher, ob diese Stücke zur gleichen Species gehören.
Brasilien, Bahia, 2 (Gomes). Oberer Amazonas-Gebiet,
2 (Uhle).
Ptilosphen tetrastigma (Schin. 1868).
Brasilien, Santa Catharina, $ (E. Uhle).
Ptilosphen cinctiventris nov. spec.
®. Diese Art unterscheidet sich von P. tetrastigma durch die leb-
haft blaß bräunlichgelbe Färbung des 2. und 3. Abdominaltergites.
Columbien, Cordilliere, terra caliente (Prof. Dr. Thieme).
Ptilosphen facetus nov. spec.
&. Kopf rostbraun. Fühler rostgelb. Stirnfleck matt, Umgebung
der Ocellen lebhaft rostrot. Scheitel und Hinterhaupt glatt schwarz.
Thorax dunkelbraun, Pleuren zum Teil, Metanotum und Rücken-
schild schwarzbraun mit blauem Glanz. Rückenschild mit schmalem,
rötlichbraunem Medianstreif und sammetschwarzen Seitenstreifen.
Abdomen schwarz, graublauer Glanz ist auf folgenden Stellen: 1. und
2. Drittel und Erdsechstel des 1. Tergites, Basaldrittel des 2. Tergites,
Basalviertel des 3. und 4. Tergites, das 5. Tergit mit sehr staıkem
blauen Glanz, das 6. und 7. mit Spuren von blauem Glanz. Copulations-
gabel rostbraun, stark rundlich gebogen. Coxen rostbraun. Beine
Archiv für Naturgeschichte R
1922. A. 5. 15 5 Ileft
226 Dr. Günther Enderlein:
dunkelbraun, gelblichweiß ist vom Mittelschenkel das 1. und 8. Elftel,
vom Hinterschenkel das 1., 2. und 7. Zehntel. Vordertarsus gelblich-
weiß, Spitzendrittel des 2. Gliedes und 3.—5. Glied braun. Flügel
hyalin, dunkelbraun ist: in der Mitte ein viereckiger Fleck, der das
Spitzendrittel der Discoidalzelle und das 2. und 3. Sechstel der Zelle
R,-+ , ausfüllt; vom äußeren Drittel dieses Fleckes setzt sich eine
schmale Querbinde bis zum Vorderrande fort; fein gesäumt ist m
mit Ausnahme des Basaldrittels, eine schmale Querbinde am Ende
des 1. Fünftels, die den Vorder- und Hinterrand nicht erreicht; je ein
großer rundlicher ‚Fleck am Ende des 4. Fünftels der Flügellänge in
Zelle R,+, und R,+,. Blaßbraun ist ein mäßig breiter Spitzen-
saum. cu, :Ccu,+ an = 4:1. — Körperlänge 12,5, Flügellänge 10 mm.
Ecuador, Balzapamba (R. Haensch).
Parasphen nov. gen.
Typus: P. amazonicus nov. spec., Brasilien.
Dieses Genus unterscheidet sich von Grallomyia durch. folgendes:
Randabschnitt zwischen 1, + , und r,+ „ sehr kurz und nicht länger
als die Hälfte der Endstrecke von m. Fühlerborste pubesciert.
| Parasphen amazonicus nov. spec.
©. Kopf und Fühler lebhaft rostgelb bis ockergelb. Seta mit langer,
sehr feiner, ungefähr zweireihig angeordneter Pubescenz. Stemmaticum
schwarz. Scheitelseiten poliert glatt, schwärzlich, mit blauem Glanz.
Hinterhaupt poliert glatt, gebräunt. Stirn und Scheitel matt. Thorax
schwarz mit blauem Glanz, oben düster mit bräunlichem Reif, unten
mit feinem weißlichen Reif. Abdomen schwarz, 1. Tergit mit etwas
blauem Glanz; Legerohr gedrungen. Haltere schwarz mit braungelbem
Stiel. Coxen schwarz mit blauem Glanz. Vordercoxen dunkel braun-
gelb mit etwas bläulichem Glanz. Schenkel schwarzbraun mit Spuren
von bläulichem Glanz (die Längsrinnen der Schenkelseiten sind hier
wie auch sonst vielfach durch Schrumpfung entstanden). Schienen
und Tarsen dunkelbraun. 1. Vordertarsenglied mit Ausnahme des
Endviertels und alle Haftlappen hell ockergelb. Flügel hyalin mit
bräunlichkem Ton, Basaldrittel und Lappen hinter cu, wasserklar.
Spitzendrittel stark bräunlich getrübt, besonders am Vorderrand und
an der Spitze. Eine Querbinde, das 6. Neuntel mit Ausnahme des Teils
hinter cu, einnehmend, dunkelbraun. Die Endhälfte der Zelle RR
(vordere Basalzelle) mit Ausnahme des Endachtels dunkelbraun,
ebenso anschließende Säume vorn und hinten. ey, :cew+tan=3:l.
Endabschnitt von m ist 21/, des Randabstandes zwischen 1, + , und
T4+ ;. — Körperlänge (mit Legerohr) 12 mm. Flügellänge 11,5 mm.
Brasilien, Oberer Amazonas-Gebiet. Gesammelt von Uhle.
Plocoscelus nov. gen.
Typus: P. arthriticus (Wied. 1830), Mittelamerika.
Die Unterschiede von Ptilosphen sind: Mittel- und Hinterschenkel
proximal der Spitze knotenartig verdickt (bei d und 2). Pubescenz
Klassifikation der Micropeziden. 227
der Fühlerborste auffällig lang, nur nach einer Seite hin gerichtet
(nach oben) und in einer Ebene liegend. r,—+ „und m, am Flügelrand
stark genähert, zuweilen sich in einem Punkte treffend. -— Die Flügel-
färbung und -Zeichnung ist bei allen drei vorliegenden Arten sehr
ähnlich.
Plocoscelus arthritieus (Wied. 1830).
Kopf oben, Mesonotum, Schulterecken, Metanotum, 1. und 5.
bis 7. Tergit mit bläulichem Glanz, Abdomen dunkelbraun, Vorder-
tarsus dunkelbraun, 5. Glied braungelb. Die äußere breitere Flügel-
querbinde gleichbreit. Nur aus Mittelamerika und Columbien.
Mexico, (Deppe) 1 2 (die Type Wiedemanns). — Guatemala,
Tumbador, Sept. 1912, 1 $, gesammelt von Riedel. — Nicaragua,
Blusfields, 4:9) gesammelt von F. Schramm. — Columbien, Cor-
_ dillieren, terra caliente, $ und 9, gesammelt von Prof. Dr. Thieme.
Plocoscelus punetipennis (Macq. 1843).
Der ganze Körper rostgelblich, Abdomen, Pleuren und Metanotum
zuweilen dunkler; ohne bläulichen Glanz. Beine rostgelblich. Vorder-
schiene und -tarsus schwarz, 1. Tarsenglied ohne das Enddrittel weiß-
lich. Schienen und Tarsen der übrigen Beine gebräunt. Schenkel der
Mittel- und Hinterbeine in der Mitte mehr oder weniger gebräunt.
Die äußere breite Flügelquerbinde nach vorn etwas verbreitert.
Macquart ist unsicher, ob das Originalstück aus Brasilien oder aus
Chile stammt. Chile ist nach dem vorliegenden Material zu streichen.
Brasilien, 5 53, gesammelt von Sello; 18; 1 2 gesammelt aun
Beske (aus der Loewschen Sammlung).
Plocoscelus brevipennis (Walk. 1859).
Calobata camptomera Bigot, Ann. Soc. Entom. France, 6. Ser. VI.
1886, p. 575 (3).
Körper dunkelgraubraun, Stirn gelbbraun; 1. und 5.—7. Ab-
dominaltergit mit grünlich-blauem Glanz. Vorderbeine einfarbig
schwarzbraun. Mittel- und Vorderbeine braun, Basis und. Spitzen-
drittel der Schenkel und die Basis des 1. Tarsengliedes schmutzig gelb-
lich. Äußere der beiden Flügelquerbinden breiter als bei P. arthriticus
und gleichbreit.
Columbien, Cordillieren, terra caliente, $ und 9, gesammelt
von Prof. Dr. Thieme. — Ecuador, Balzapamba, 1 9, gesammelt
von R. Haensch. — Surinam, Paramaribo, Aug. 1907, 1 9, ge-
sammelt von Heller. — Von Walker und Bigot aus Brasilien be-
richtet.
Rhoeeius nov. gen.
Typus: R. valgus nov. spec. (Bolivien, Columbien).
Die Unterschiede von Plocoscelus sind: Die Schienen der Vorder-,
Mittel- und besonders der Hinterschienen sind lateral stark zusammen-
gedrückt, verbreitert und etwas säbelartig gebogen. Die Verbreiterung
besteht in einem crista-artigen Leistenaufsatz.
15* 5, Heft
228 Dr. Günther Enderlein:
In diese Gattung ist einzuordnen: R. platycnema (Loew 1865)
aus Columbien.
Rhoecius valgus nov. spec.
Kopf schwarz. Stirn, Untergesicht und Mundteile braun. Thorax
mattschwarz, Metanotum mit graublauem Glanz. Abdomen matt
braunschwarz, Endviertel des 1. Tergites mit silberweißem Reif. Beine
schwarz, Basalhälfte des 1. Vordertarsengliedes auf der Unterseite
mit gelblichweißer Pubescenz. Äußerste Basis des Hinterschenkels
gelblich. 1. Tarsenglied der Mittel- und Hinterbeine ohne die Spitze
weißlich. Hinterschiene lateral zusammengedrückt, verbreitert und
etwas säbelartiggebogen. Flügel hyalın, Zeichnung wie bei P. arthriticus,
nur fehlt der Saum der rm- Querader und die Spitzenzeichnung ist fast
völlig verblaßt. — Körperlänge 7--8mm Flügellänge 6 mm
Bolivien, Provinz Sara, Departement Santa Cruz, 1 ö, ges.
von J. Steinbach. — Columbien, 1 5, gesammelt von Moritz.
Cardiocephala Macgq. 1843.
Typus: ©. longipes (F. 1805), Südamerika
Cardiacephala Macquart, Dipt exot II, 3, 1843, p 242
Hinterhauptsrand tief bogig ausgeschnitten und eingedrückt.
Zelle Cu, in eine lange schmale Spitze ausgezogen, cu, viel länger als
cu, + an. Randabschnitte zwischen 1,+ , und r,—+ , so lang wie die
Endstrecke von m. Seta mit sehr langer Pubescenz, die nur nach oben
gerichtet ist und in einer Ebene liest. Mittel- und Hinterschenkel
proximal der Spitze knotig verdickt. — In diese Gattung gehört noch:
O. podagrica Rond. 1848 ( SUR, C. nigra Schin. 1868 (Süd--
amerika und Mexico).
Cardiocephala myrmex Schin. 1868.
Auch aus Mexico bekannt.
Süd-Brasilien, 1-5; Paragay, 1 Q@ (Fiebrig). x
Cardiocephala longipes (F. 1805)
Brasilien, 2 S& |
Platychiria nov gen.
Typus: P. contracta (Walk. 1850), Ostindien.
Diese Gattung zeichnet sich durch die verbreiterten Vordertarsen
aus. Die sonstige Stellung ist noch unsicher.
Seraca Walk. 1860.
Typus: S. signifera Walk. 1860 (Celebes, Macassar).
Seraca Walker, Proc. Linn. Soc. IV, 1860, p. 165.
Die Stellung dieser Gattung ist ganz unsicher.
Klassifikation der Micropeziden.
229
Alphabetisches Verzeichnis
der Gattungen der Micropeziden.
(Synonyma sind kursiv gesetzt.)
Ssite
Anaeropsis Big. 1866 ...... 180
Brachantichir Ederl. ..... . 156
Calobata Meig. 18038 ...... 181
Calobatella Mik. 1898... ... 181
Calobatina Enderl. ....... 194
Calycopteryx Eat. 1875. .... 181
Cardiocephala Macq. 1843. . . . 228
Cerantichir Enderl. ....... 155
Ceyx Dum. 1801 = Calobata 181
Chaetomeristes Enderl. ..... 151
Chaetonerius Hend. 1903 . . 144
Beopeza Enderl... ....... 162
Ooenurgia Walk. 1859 = Telostylus 142
Crepidochaetus Enderl. ..... 172
Derocephalus Enderl. ...... 154
Diateina Westw. 1832 = Longina 150
Diotina Westw. 1832 = Longina . 150
Dietyonerius Enderl. ,.... . 159
Ectemnodera Enderl. ...... 168
Eurybata Ost.-Sack. 1882... . 170
Glyphidops Enderl.. ...... 150
Glyphodera Enderl........ 166
Gobrya Walk. 1860. ...... 170
Grallipeza Rond. 1850 ..... 189
Grallomyia Rond. 1850 ..... 213
Grallopoda Rond. 1850 . ... . 212
Grammicomyia Big. 1859... . 173
Gymnonerius Hend. 1913 . . . . 155
Bybobats Enderl. ..... .. 196
Longina Wied. 18330 ...... 150
Inzozs Enderl. . ....... 156
Macrotoma Lap. 1852 = Longina . 150
Mesoconius Enderl. ....... 176
Seite
Metopobrachia Enderl. ..... 161
Metopochaetus Enderl. .... .- 171
Micropeza Meig. 1808. ..... 159
Mimegralla Rond. 1850 . .... 195
Neria R.D. 1830 = Calobata 181
Neriocephalus Enderl.. .... . 160
Ne RD eis can 155
Nestima Ost.-Sack. 1881 171 (cf. 180)
Nothybus Rond. 1875 ..... 175
Odontoloxozus Enderl. ..... 158
Odontoscelia Enderl. ......» 154
OncopsiaEnderl., 23 2. ela 152
Paranerius Big. 1886 . .... .» 153
Parasphen Enderl. ....... 226
Phantasma R. D. 1830 = Micropeza 159
Phytalmia Walk. 1861 = Anaeropsis 180
Platychiria Enderl.. ...... 228
Plocoscelus Enderl. . . . x. 226
Ptilosphen Enderl. ....... 222
Rainieria Rond. 1843 = Calobata . 181
Bhoeeius Enderl... .;.......'. 227
Rhopaum Enderk u. 20a... 141
Seipapus Hader! „us. 2i..» 208
Seraca Walk. 1860... .... 228
Stypocladius Enderl. ...... 158
Systellapha Enderl.. ...... 189
TaeniopteraMacq.1835=Grallopoda 212
Tanypoda Rond. 1856 ..... 197
Telostylinus Enderl. ..... . 142
Telostylua "Big’1859. ... - : . 142
Trepidaria Meig. 1800 = Calobata 181
T'ylos Meig. 1800 = Micropeza . 159
Zelatractodes Enderl. ..... . 169
5. Heft
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Ausgegeben im Juni 1922,
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Inhalts, besteht aus 2 Avleleigah
nr Abteilung 2. Origimal- Arbeiten
ee B: 5. a
für sich paginiert und einzeln käuflich. Be we x N
Die Jahresberichte behandeln. in. je, einem es die im 3% 2
Laufe des vorhergehenden Kalenderjahres. erschienene ‚zoologische = ” 4
Literatur. a I a
Die mit * bezeichneten Arbeiten m waren. dem Referenten nicht
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ARCHIV
NATURGESCHICHTE
GEGRÜNDET VON A. F. A. WIEGMANN,
FORTGESETZT VON
W.F. ERICHSON, F.H. TROSCHEL,
E. VON MARTENS, F. HILGENDORF,
W. WELTNER UND E STRAND
er. 2
ACHTUNDACHTZIGSTER JAHRGANG
1922
Abteilung A
6. Heft
HERAUSGEGEBEN
VON
EMBRIK STRAND
(BERLIN)
me
NICOLAISCHE
VERLAGS-BUCHHANDLUNG R STRICKER
Berlin
Inhaltsverzeichnis.
Seite
Bischoff. Über die Kopfbildung der Dipterenlarven. (Einleitung und
1. Teil: Die Köpfe der Oligoneuralarven.) (Mit 26 Textfiguren) . 1
Bischoff. Über die Deutung der Mundhaken der
(Mit 3 Textiauren) En RN a
Schmidt. Die afrikanischen ©. acktanifen Ba yet rien
genetischen und geographischen Gesichtspunk en . . „2.2.0... 61
Enslin. Über Bienen und Wespen aus Nordbayern. . .». . . . Ra
Über die 'Kopfbildung der Dipterenlarven.
(Einleitung und 1. Teil: „Die Köpfe der
Oligoneuralarven‘“.)
Von
Dr. W. Bischoff,
Greifenberg in Pommern.
(Mit 26 Textfiguren.)
Einleitung.
Die vorliegende Arbeit hat mich seit Februar 1919 mit einigen
Unterbrechungen beschäftigt. Es war mir vergönnt, über ein Material
zu verfügen, wie es bisher keinem Forscher auch nur annähernd be-
schieden war. Vertreter fast aller existierender Familien und sehr
vieler Gattungen standen mir zu Gebote. Dies war nur möglich durch
die Liebenswürdigkeit meines früheren Lehrers und Chefs, Herrn
Geheimrat Professor Dr. G. W. Müller, der mir das Material seiner
innerhalb von ca. zwanzig Jahren entstandenen Dipterenlarvensammlung
zur Verfügung stellte. An dieser Stelle sei hierfür mein Dank aus-
gesprochen. Selbstverständlich habe ich mir für eine beträchtliche
Anzahl von Familien das Material selbst beschafft und durch Züchtung
identifiziert. Ganz im besonderen gilt dies für die Familie der Ble-
pharoceriden, über die ja eine größere Veröffentlichung meinerseits
vorliegt. Für diese Familie gelang mir zum erstenmal die Züchtung,
die wegen des an sehr stark strömendes Wasser angepaßten Larven-
lebens mit großen Schwierigkeiten verbunden ist. Betrefis ihrer ver-
weise ich auf meine Abhandlung. Die Züchtung der Larven der sonstigen
Familien ist ja im allgemeinen nicht allzu schwer. In den zahlreichen
Fällen, in denen die Art genau bezeichnet ist, habe ich meist persönlich
die Bestimmung vorgenommen. Besonders hervorgehoben sei an dieser
Stelle, daß ich sehr großen Wert auf das reiche Abbildungsmaterial
lege, welches sämtlich Wiedergaben meiner Originalzeichnungen sind.
Eine gute Zeichnung kann meines Erachtens mitunter seitenlange
Auseinandersetzungen nicht nur ersparen, sondern kann umgekehrt
niemals durch eine solche gleichwertig ersetzt werden, besonders bei
komplizierten Gebilden wie es Mundwerkzeuge sind. Gute Z eichnungen
aber können nur entstehen nach guten Präparaten. Diese anzufertigen
ist aber auf dem hier vorliegenden Gebiete Morphologie der Dipteren-
larvenköpfe und ihrer Mundwerkzeuge nur nach jahrelanger Übung
in der Methode des Präparierens mit der Nadel unter der Lupe möglich,
denn nicht konnte es mir genügen, Totalpräparate der Köpfe anzu-
fertigen, sondern in den genauen Bau konnte nur eirgedrungen werden
Archiv für ee che: | 1
2
6 Meft
) Dr. W. Bischoff:
bei sorgfältiger Herauspräparation der einzelnen Mundwerkzeuge,
die bei zehn bis zwanzigfacher Vergrößerung unter Steinheilschen
Lupen erfolgte. Oft waren sie bei diesen Vergrößerungen kaum zu sehen.
Daß sich der Autor besagter Mühe nicht unterzog, ja mitunter es sogar
unterließ, ın den Thorax halb oder ganz eingezogene Köpfe herauszu-
präparieren, erklärt zum Teil das Unterlaufen vieler Irrtümer in bis-
herigen Veröffentlichungen. Ich werde an einigen Orten darauf zurück-
zukommen Gelegenheit finden. Die Herauspräparation erfolgte aber
nicht, wie es bei anderen Objekten angebracht ist, am lebenden Tier,
denn selbst an diesem sind hinsichtlich der Mundwerkzeuge nicht alle
Einzelheiten klar genug zu sehen; dies ist vielmehr nur der Fall bei
aufgehellten Exemplaren. Infolgedessen erfolgte die Präparation
nach Aufhellung ın Kreosot. Zwecks Erzielung einer zweckmäßigen,
zarten, bräunlichen Ätzung wurden die Objekte oft bis drei Wochen
in Kreosot gelassen bis zur weiteren Behandlung. Allein hiermit waren
die Schwierigkeiten noch nicht überwunden. Bei einer vergleichend-
morphologischen Arbeit können nur solche Zeichnungen gut verwertet
werden, welche die zu vergleichenden Objekte in genau derselben
Ansicht wiedergeben, also in völliger Dorsal,- Ventral- oder Lateral-
ansicht, wogegen auch in bisheriger Literatur verstoßen wurde. In-
folgedessen mußten auch die Objekte, nach denen die Zeichnungen
anzufertigen waren, unbedingt in diesen bestimmten Lagen genau
justiert werden. Ein einfaches Richten im Kanadabalsam genügte
nicht, vor allem durfte nicht sofort ein Deckglas aufgelegt werden.
Am besten nımmt man zu diesem Zwecke etwas eingedickten Balsam,
der den Vorteil hat, den gerichteten Objekten wenigstens einigen Halt
zu gewähren. Trotzdem ist eine oft zu wiederholende Kontrolle während
des Trocknens des Balsams und ein viel Geduld beanspruchendes
immer erneutes Richten der Objekte erforderlich (eventuell mit in
Xylol eingetauchten Präpariernadeln, da sonst der Balsam zu sehr
an ihnen festklebt und ein Objektrichten zur Unmöglichkeit macht),
willman brauchbare Präparate erhalten; denn brauchbar sind für unsere
Zwecke nur ganz exakt justierte. Ein Deckglas darf erst aufgelegt
werden, wenn der Balsam gänzlich getrocknet ist; des öfteren erfolgte
dies erst nach Wochen. Ein kleiner Tropfen dünnflüssigen Balsams
genügt dann, das Deckglas festzukleben. Präparate angefertigt nach
der Quetschmethode waren für mich natürlich nicht brauchbar, weil
einesteils die Köpfe hierbei ihre natürliche Form verlieren, anderenteils
die Mundwerkzeuge ihre Topographie ändern. Die sonst so beliebte
Anfertigung von Mikrotomschnitten hätte bei meinen vergleichend-
morphologischen Studien nicht zum Ziele geführt. Wit Erfolg kann
diese höchstens angewandt werden beim Studium des Kopfinnen-
skeletts der Orthorhapha-Brachycera-Larven, um die genauen Ver-
wachsungsstellen mit dem äußeren Kopfchitin festzustellen; indessen
bei einem geschickten Herauspräparieren der mittleren dorsalen
Kopfdecke erhält man noch klarere Bilder.
Ich möchte nun zunächst eine kurze systematische Übersicht
über die Dipteren bringen. In früheren Zeiten pflegte man die Zwei-
Über die Kopfbildung der Dipterenlarven. 3
flügler in die beiden großen Unterabteilungen der Nematocera (Mücken)
und Brachycera (Fliegen) einzuteilen nach dem Habitus der Imagines,
je nachdem nämlich dieser den schlanken Bau einer Mücke oder den
gedrungenen einer Fliege aufwies. Indessen bei Kenntnisnahme der
Entwicklungszustände entdeckte man gar bald, daß zum mindesten
die letztere Unterabteilung keine entwicklungsgeschichtliche Einheit
bildete, fand man doch in ıhr eine wesentlich verschiedene Art der
Sprengung der Puppenhülle: bei dem einen Teile erfolgt sie durch
einen geraden dorsalen Riß wie bei den Nematoceren, bei dem anderen
dagegen durch das Abwerfen eines Deckels infolge eines kreisförmigen
Risses. Außerdem ist bei ersteren die Puppe noch frei oder die äußere
Puppenhülle ist die fast unverändert gebliebene Larvenhaut, während
sie bei letzteren zur Tönnchenpuppe umgewandelt ist, Diese Tat-
sache wies auf eine nähere Verwandtschaft jener mit den Nematocera
hin. So vereinigt man sie heute mit den Nematocera zur ersten Unter-
ordnung Ortkorhapha, denen man den Rest der Brachyceren als ('yclo-
rhapha gegenüberstellt. Wir haben also unter den Orthorhapha zu
unterscheiden die Nematocera und die Orthorhapha- Brachycera. Die
Nematocera wurden dann weiterhin eingeteilt nach dem Flügelgeäder
in Oligoneura (die mit wenig Adern) und Polyneura (die mit vielen
Adern). Daß wir es hierbei tatsächlich mit natürlichen Gruppen
zu tun haben, beweisen die Larven: die der Olgoneura haben stets
freie, wohlausgebildete (eucephale) Köpfe, die der Polyneura dagegen
fast alle in den Thorax im ausgestreckten Zustande mindestens zur
Hälfte eingezogene Köpfe, sogenannte ‚„Kieferkapseln“. Die Ortho-
rhapha- Brachycera bestätigen sich als einheitliche Gruppe, indem ihre
Larven von der beißenden zur saugenden Lebensweise übergegangen
sind, und damit zusammenhängend kommt es zur ersten Ausbildung
eines Innenskelettes. Diese Gruppe erfährt eine weitere Einteilung
in die Homoeodactyla (als Larven gekennzeichnet durch endständige
Hinterstigmata, als Imagines durch den Besitz von drei Haftlappen
oder einem dem Haftlappen gleichgebauten Empodium), und die
Heterodactyla (als Larven mit Hinterstigmen vor dem Körperende,
als Imagines ohne oder mit zwei oder drei ungleichen Haftlappen,
d. h. mit den Haftlappen verschiedenen Empodium). Bei den C'yclo-
rhapha hat schließlich das Pharyngealskelett allgemein seine höchste
Ausbildung erfahren unter gleichzeitiger völliger Reduktion des
äußeren Kopfskelettes. Diese werden weiterhin eingeteilt in die
Aschiza, bei deren Imagines die Bogennaht — wenn deutlich-halb-
kreisförmig ist, die Stirnblase, mittels deren die Puppenhülle gesprengt
wird, rudimentär bleibt, und die Schizophora, deren stets scharf aus-
gebildete imaginale Bogennaht hufeisenförmig ausgebildet erscheint,
und die Stirnblase immer gut entwickelt ist. Die Larven unterscheiden
sich hauptsächlich in der Ausbildung der Cephalopharyngealskelette
beider Gruppen, worauf jedoch erst später bei ihrer Besprechung ein-
gegangen werden kann.
Zweck dieser Arbeit soll nun sein, znächst den Kopfbau der von
mir behandelten Larven zu beschreiben, soweit dies noch nizht oder
Lr 6. Heft
4 Dr. W. Bischoff:
nur oberflächlich oder irrtümlich in der bisher veröffentlichten Literatur
geschehen ist. Hernach aber sollen in einem vergleichend-morpholo:
logischen Teile die Umbildungen erörtert werden, welche die einzelnen
Mundwerkzeuge und die gesamten Köpfe innerhalb der einzelnen
Gruppen erfahren haben, schließlich soll die Arbeit vor allem aber auch
das ihre dazu beitragen, in das so viel umstrittene Problem der Re-
duktion der Dipterenlarvenköpfe von den eucephalen Köpfen der
Oligoneura bis zum Pharyngealskelett mit Mundhaken der C'yclorhapha
Licht zu bringen.
Hinsichtlich der Literatur verweise ich auf das Verzeichnis am
Schlusse der Arbeit; nur über die Veröffentlichungen, die auch über
die Reduktion der Dipterenlarvenköpfe in neuerer Zeit ein Wort
gesprochen haben, will ich an dieser Stelle einige Bemerkungen voraus-
schicken. Es kommen in Betracht die Arbeiten von Holmgren
(1. e.,1904), Richard Becker (]. e., 1910) und von J. C. H. deMeijere
(I. c., 1916). Den beiden Erstgenannten kann ich den Vorwurf nicht
ersparen, nach Kenntnisnahme einer für diese Frage recht geringen
Anzahl von Larventypen sich ein Urteil über diese so schwierige Frage
erlaubt zu haben. Sie kommen daher zu Resultaten, die ich mit
J. C. H. de Meijere unbedingt als falsche bezeichnen muß; den
Beweis hierfür, den zu führen de Meijere m. E. nicht unzweideutig
gelungen ist, erbringe ich in meiner Arbeit. R. Becker sind außerdem
auch noch erhebliche Fehler anderer Art unterlaufen, auf die ich an
gegebener Stelle eingehen werde. Den Ansichten de Meijeres aber
stehe ich in manchen anderen Beziehungen gegensätzlich gegenüber:
hinsichtlich der Ausbildung einiger Kopfkapseln und Mundwerkzeuge
der Larven der Olisoneura und Polyneura, hinsichtlich der Aus-
bildung und morphologischen Deutung der Mundwerkzeuge der Ortho-
rhapha- Brachycera-Larven und schließlich betreffs der Deutung der
Mundhaken der Cyclorhapha-Larven. |
3. Tele Ä
Die Köpfe der Orthorhapha-Nematocera- Oligoneura-Larven.
Familie Piychopteridae (Fig. 1—2).
Behandelt wurden von mir Larven von Ptychoptera spec., die
ich um Greifswald im Schlamme des Bierbaches fing. Die ausführliche
Beschreibung der Larve wurde von ©. Grobben (l. e., 1875) gegeben,
und de Meijere (l. c., 1916) lieferte Abbildungen der Mundwerkzeuge,
indem er auch sonst, nochmals eine ergänzende Beschieibung gibt.
Uns interessiert im Rahmen dieser Arbeit besonders die Ausbildung
des Kopfes mit den Mundwerkzeugen. Zunächst vermisse ich bisher
gute Abbildungen der Köpfe in toto, was ich durch Wiedergabe der
' Ventralansichtnachhole (inmeinen Bezeichnungen folgeich de Meijere,
der seinerseits sich wieder an Berlese angeschlossen hat). Die Dorsal-
ansicht zeigt eine gute Ausbildung der Präfrons und daran dicht
anschließende Lateralplatten, die keine Spuren von irgendwelchen
Über die Kopfbildung der Dipterenlarven. 5
Reduktionen aufweisen. Gleichzeitig sehen wir die kleinen zweigliedrigen
Fühler, die auf dem zweiten Gliede vier Zapfen tragen, deren größten
de Meijere, als Rudiment eines dritten Gliedes ansehen will. Die
Ventralansicht (Fig. 1) läßt uns zunächst die Ausbildung der ventral
umgeklappten Teile der Lateralplatten sehen: sie bleiben in der Mitte
weit von einander getrennt, aber der Zwischenraum wird gänzlich
ausgefüllt durch das trapezförmige Submentum der Unterlippe. Da-
mit sind wir schon zu den Mundwerkzeugen übergegangen, die wir in
situ bequem überschauen können. Das mit dem Submentum in einer
Fig 1. Piychoptera. Kopf ventral.
Ebene liegende Mentum zeigt 18 Zähne, wie es auch de Meijere an-
gibt. Indessen sei bemerkt, daß ich auch Exemplare entdeckte, die
hier nur 10 Zähne aufwiesen. Hervorheben möchte ich besonders die
horizontale Anordnung der Mandibeln, die von den in ganzer Aus-
bildung gut zu übersehenden Maxillen zum Teil verdeckt werden.
Betreffs dieser habe ich nach den die Grobbensche Darstellung
berichtigenden Bemerkungen de Meijeres nichts Neues hinzuzu-
fügen. Auch hinsichtlich des Prämentum und des Hypopharynx
stimme ich mit letztgenanntem Autor überein; jedoch möchte ich be-
merken, daß seine Figur (Tafel 4, Fig. 19) den Irrtum aufkommen
lassen könnte, als läge — wie Submentum und Mentum in einer Ebene
6. lieft
6 Dr. W. Bischoff:
iiegen — auch Prämentum und Hypopharynx ın derselben, während
doch jeder dieser Teile für sich in je selbständigen dorsalwärts ver-
lagerten Ebenen sich befinden. Die Oberlippe sehe ich etwas anders
wie de Meijere, wie aus meiner Abbildung des Kopfes in toto
hervorgeht; vor allem scheinen mir die Wiedergaben de Meijeres
nicht genügend den Charakter der starken ventralen Behaarung als
Strudelapparat zur Geltung zu bringen; auch möchte ich aufmerksam
machen auf die in meiner Figur mit Prmd bezeichneten Gebilde,
die vielleicht als verwachsene Prämandibeln aufzufassen wären. Für
ET
® en
Fig.2. Ptychoptera. Mandibel.
die Mandibeln aber glaube ich nochmals Abbildungen geben zu müssen,
da de Meijere den eigentümlichen zerschlitzten Charakter der Borste
der Innenseite (s. Fig. 2), den Grobben in seinem Texte (l. c., p. 442)
schon erwähnt, übersehen hat, auch gibt meine Figur genau die Ansatz-
stellen der in ihren Anfängen chitinisierten Muskelsehnen wieder.
Besonderes Augenmerk möchte ich richten auf den kleinen stumpfen
Zahn des Basalgliedes und die ovale Öffnung auf der Innenseite,
aus der eine starke gekrümmte Borstenreihe herausragt. Auf beide
Gebilde werden wir späterhin (2. Teil: Polyneura) zurückkommen.
Familie Oulicidae. (Fig. 3—6).
Ihre Larven wurden von mir in Vertretern der Gattungen (ulex,
‚Inopheles, Corethra (Mochlonyx) und Sayomyıa (Corethra) untersucht.
Ihr Vorkommen war das bekannte-in stehenden Tümpeln. Ano-
pheles fand ich nur in solchen mit reichlichem Pflanzenwuchs, während
nach meinen Beobachtungen Corethra (Mochlonyx) besonders und
Sayomyia (Corethra) mehr pflanzenfreien Tümpeln innerhalb der
Waldregion mit welkem Laub als Bodenbelag den Vorzug zu geben
scheinen. ('ulex fand ich in beiden Arten von Tümpeln ziemlich gleich
oft, wenngleich auch bei ihnen die Vorliebe den pflanzenfreien Tümpeln
gehören dürfte, wo sie oft in wahren Wolken auftreten. Ganz aberrant
Über die Kopfbildung der Dipterenlarven. °
scheint auf den ersten Blick in der Ausbildung des Kopfes Sayomyıa
(Corethra) zu stehen. Indessen besitzen wir im Kopfe der Larve
von Corethra (Mochlonyx) ein. überraschendes Bindeglied zwischen
dem Larvenkopfe der Sayomyia und Culex. Schon die Ausbildung
der Fühler der Corethra weist auf Sayomyva hin: Auch hier treten
Fig. 4. Corethra (Mochlony&). Kopf ventral.
diese in den Dienst der Nahrungsaufnahme durch ıhr Vermögen
zwecks Festhaltens eines Beutetieres sich gegen die Mundwerk-
zeuge einzuklappen. Die Oberlippe hat den Strudelapparat
von Culex bereits eingebüßt und senkt sich schon fingerförmig
verlängert weit über die Mundwerkzeuge herab. Die Mandibeln
sind in Form und Stellung (horizontale Bewegungsebene) noch
6. Heft
8 Dr. W. Bischoft:
gänzlich ähnlich denen von (ulex. Besonders interessant ist
der Vergleich der Maxillen von Corethra und Sayomyia. Recht
erheblich verändert gegenüber der Cwulex-Maxille zeigt die der
Corethra schon die dornartige Ausbildung des Tasters, wie wir sie bei
Sayomyva wiederfinden. Die Lade ist noch stark behaart wie bei Oulex.
Median an sie anschließend findet sich ein zweiter kleinerer Dorn;
dieser ist dem zweiten Dorn von Sayomyia homolog und stellt wahr-
scheinlich das Rudiment einer Innenlade dar. Das Mentum — stark
behaart — ıst bereits gänzlich gespalten. Hierdurch ist seine Reduktion
angebahnt; bei Sayomyva wird sie vollendet durch fast völligen Schwund.
Nur die Region hinter dem zweiten Dorn mit sehr kleinem dritten Dorn
st als letztes Rudiment anzusehen. Interessanterweise treten bei
Fig.5. Sayomyia (Corethra) Kopf:lateral.
Corethra auch die Punktaugen neben den großen Augen schon auf,
wie es bei Sayomyva der Fall ist. Der Sayomyia-Larvenkopf ist aus dem
der Corethra durch Längsstreckung entstanden, wobei auch die
Stellungsebene der Mandibeln in die Vertikalrichtung gedreht wird.
Beim Ergreifen der Beute werden aber die Mandibeln etwas seitlich
nach außen geklappt. Zur Veranschaulichung dieser Tatsachen gebe
ich nochmals Kopfventralansichten von Culex und Corethra und
Kopflateralansichten von Corethra und Sayomyia (Fig. 3—6). Hier-
durch erfährt die bekannte biologische Bindegliedstellung von Corethra
zwischen C’ulex und Sayomyia (Besitz der nicht mehr funktionierenden
Atemröhre!) eine schöne Ergänzung. Als allgemeine Charakterisierung
der Culieidenlarvenköpfe können wir aufstellen eine vollständige
Kopfchitinisierung mit gut und kompliziert ausgebildeten Mund-
werkzeugen, von denen die Mandibeln in der Horizontalebene sich
bewegen. Die Präfrons ist breit und deutlich.
Viele, frühere gute Untersuchungen, die auch den Bau des Kopfes
und der Mundwerkzeuge genügend berücksichtigen, entheben mich
Über die Kopfbildung der Dipterenlarven. $)
der Mühe, nochmals des näheren auf sie einzugehen. Ich verweise
im besonderen auf die Abbildungen Meinerts (l. c., 1885/86), Weiß-
manns (1866) und Johannsens (1903 und 1905).
®
Culex, ven rn {
Fig.6. Culex. Kopf ventral.
Eine Anmerkung hinsichtlich der Biologie von Anopheles möchte
ich hier anfügen betreffs einer von mir gemachten merkwürdigen
Beobachtung, die, soviel ich weiß, noch nicht publiziert wurde: Be-
obachtet man eine horizontal an der Wasseroberfläche liegende Larve,
die zunächst die Rückenseite des Kopfes und des übrigen Körpers
dem Beschauer zuwendet, so sieht man zunächst nur eifrig den Strudel-
apparat arbeiten, dann "auf einmal dreht sich der Kopf blitzartig
um 180 °, sodaß er uns die Ventralseite, der übrige Körper aber weiter-
hin die Dorsalseite zukehrt.
Familie Simulidae. Gattung Simulia.
Von ihr besitze ich Larvenmaterial aus verschiedenen Gegenden
Norddeutschlands wie aus den Allgäuer Alpen. Nicht unerwähnt
möge bleiben, daß ich eine Art Frühjahr 1919 in Greifenberg (Pomm.)
in völlig stehendem Gewässer, nämlich in einer Wasseransammlung
einer muldenartig vertieften Wiesenstelle fand; leider verhinderte
meine notwendige Abreise die Aufzucht. Im folgenden Jahre aber
waren sie nicht mehr zu finden.
6. Heit
10 Dr. W. Bischoff:
Die neueste Beschreibung lieferte R. Becker (l. e., 1910), jedoch
ist die Arbeit über amerikanische Simuliden durch Johannsen
(l. c., 1903) besonders hinsichtlich der Abbildungen des Kopfes und
der Mundwerkzeuge m. E. viel besser. R. Becker scheint diese ohne
dies nicht gekannt zu haben, denn er gibt sie in seinem Literatur-
verzeichnis nicht an. Johannsens Arbeit enthebt mich der Not-
wendigkeit nochmaliger Beschreibung. Die sehr breite Ausbildung
der Präfrons zeigt aber nur die Meinertsche Fig. 117 (l.c., 1886,
Tafel 4). Ich erinnere nochmals an den in außergewöhnlicher Mächtig-
keit ausgebildeten Strudelapparat, der aus- und einklappbar ist.
Auch für diese Familie stimmt die allgemeine Charakteristik, die
ich am Schlusse für die Köpfe der Culieiden-Larven gegeben habe;
sie gilt auch für die folgende Familie:
Familie Dixzidae. Gattung Diza.
Ihre I.arven leben bekanntlich meist ebenfalls in Bächen, ver-
lassen hier mit Vorliebe das eigentlich strömende Wasser und liegen
u-förmig gekrümmt auf Steinen, die über das Wasser herausragen,
dicht über dem rauschenden Naß. Auch sie fand ich aber bei Greifs-
wald in zwei Arten in stehenden Gewässern, nämlich einmal in den
vielen Tümpeln des Rosentals, zum anderen eine zweite Art in mit
Wasser gefüllten Gräben entlang einer Waldkunststraße des Elisen-
haines. In beiden Fällen war die Örtlichkeit stark mit Wasserpflanzen
bewachsen. Die Larven liebten es auch hier außerhälb des Wassers
u-förmig gekrümmt auf den schwimmenden Pflanzen zu liegen. Die
Ausbildung der Köpfe stimmte im wesentlichen in beiden Fällen über-
ein und war identisch mit denen der bisher beschriebenen Dixa-Larven.
Da auch die Kopf- und Mundwerkzeugabbildungen Meinerts (1886)
und Johannsens (1905) genügend deutlich sind, unterlasse ich es,
neue zu geben.
Auch für die Dixa-Larven möchte ich etwas biologisches hier
anfügen: Dasselbe was Anopheles erreicht durch Drehung des Kopfes
um 180 ® in der Horizontale, bewirkt Dixa durch eine Drehung von
etwa 145 ° dorsalwärts in der Vertikalebene.
Familie Psychodidae (Fig. 7-8).
Larven der verschiedensten Fundorte standen mir zur Verarbeitung
zur Verfügung. Teils stammten sie aus Bedürfnisanlagen, teils aus
freiem Tümpelwasser; wieder andere waren zwischen Algenmassen
in fließendem Bachwasser gefunden, schließlich hatte ich Vertreter
der sogenannten hygropetrischen Fauna an überrieselten Felswänden
in den Allgäuer Alpen gefunden, nicht an nackten, sondern solchen,
die feinste Frdteilehenkrusten trugen, die von Erdpartikeln herrührten,
welche das rieselnde Wasser mit herabgespült hatte. Die Larven selbst
waren auch bis zur Unkenntlichkeit mit‘ dieser Masse überzogen;
sicherlich sind es die Larven von Pericoma nubila, deren Vorkommen
Über die Kopfbildung der Dipterenlarven, 11
Thienemann ähnlich charakterisiert hat. Da die Beschreibungen
und Figuren ihrer Mundwerkzeuge in der bisherigen Literatur sehr
dürftig sind, so möchte ich an dieser Stelle als Typus die Ventral-
ansicht des Kopfes ın toto mit den Mundwerkzeugen geben (Fig. 7)
und den aus der Figur nicht deutlich hervorgehenden Bau der Man-
dibel in einer Sonderskizze (Fig. 8) veranschaulichen. Punktiert
zeigt die Ventralansicht auch den Verlauf der Präfronsnähte auf der
Dorsalseite. Die Fühler sind rudimentär kleine Gebilde.
Fig.7. Psychodide. Kopf ventral. Fig. 8. Psychodide. Mandibel.
Wie ersichtlich, ist die Präfrons wie bei den Larvenköpfen der
schon besprochenen Familien verhältnismäßig breit ausgebildet,
verjüngt sich occipitalwärts allmählich und findet kurz vor dem
Hinterhauptsrande schwach zugespitzt ihr Ende. Die an sie seitlich
angrenzenden Lateralia zeigen in halber Kopfhöhe je einen Augen-
fleck (Fig. 7A), ventral umklappend scheinen sie sich bis zur Median-
linie fortzusetzen und hier in einer deutlich sichtbaren Naht zu ver-
schmelzen. Indessen dürfte diese Naht der hei Culex in der Mediane
— also dort im Submentum — schwach hervortretenden ent-
sprechen. Es sind also bei den Psychodidenlarven die Submental-
nähte nur bis zur Unkenntlichkeit verwischt, und nicht etwa ist das
Submentum verloren gegangen, wie es auf den ersten Blick den An-
schein hat. Von den übrigen Elementen der Unterlippe ist die kräftige
bezahnte Mentalplatte und das stark behaarte Prämentum gut aus-
gebildet. Die Maxillen zeigen alle Teile (Cardo und Stipes mit Taster
und Lade) in guter Ausbildung deutlich gegeneinander abgegrenzt.
Ihre Ausbildung erinnert noch ziemlich an die der Ptychopteren-
maxillen, nur daß die Laden nicht mehr den ausgesprochen kngeligen,
sondern mehr ovalen Charakter besitzen. Die Form der Mandibeln
studieren wir am besten an herauspräparierter Exemplaren (Fig. 8). ;
Die Kaulade zeigt wie bei Ptychoptera eine kräftige, sekundäre Zähnelung,
die im vorliegenden Falle noch ausgeprägter ist. Der an der Piychoptera-
6. Heft
-
12 Dr. W. Bischoff:
mandibel in der Beschreibung hervorgehobene stumpfe basale Zahn
kehrt hier in weit größerer und zugespitzter Ausbildung wieder. Die
in ihren Ansätzen chitinisierten Muskelsehnen habe ich auch bei meiner
Psychodidenmandibelfigur mit eingezeichnet. '
Hervorheben muß ich besonders die Stellung der Mandibeln: sie
sind nicht horizontal, aber auch nicht vertikal, sondern in einer Schräg-
ebene dergestalt beweglich, daß ihre Kauflächen sowohl gegeneinander
wie auch gegen die Mentalbezahnung zu wirken vermögen. Die Aus-
bildung der Oberlippe ist aus der Figur genügend ersichtlich, sie senkt
sich dicht fein behaart etwas kapuzenförmig über die Mundöffnung
herab. Wie ich mich überzeugen konnte, folgen diesem Typus die
verschiedensten Gattungen in der Ausbildung.
Familie Chironomidae (Figg. I—10).
Hiermit treten wir in die Besprechung einer Familie ein, über
die schon eine sehr große Anzahl von Veröffentlichungen vorliegt.
U. a. finden wir auch bei der schon mehrmals erwähnten Arbeit von
Johannsen eine beträchtliche Anzahl von Chironomidenlarven
beschrieben. Worauf aber noch nicht hingewiesen wurde, ist, daß
wir hinsichtlich der Kopfausbildung drei Typen zu unterscheiden haben;
von der letzten Type aber, von der wichtigsten für unser Thema,
habe ich nirgends auch nur eine Einzelbeschreibung finden können.
Von allen dreien hatte ich Gelegenheit, Vertreter zu bearbeiter. Ich
will zunächst die drei Typen kurz charakterisieren.
1. Type: Wohl ausgebildete eucephale Köpfe mit deutlicher breit
ausgebildeter Präfrons, deutlicher Ausbildung aller Mundwerkzeuge
— nur Submentalnähte verwischt — und horizontal beweglicher
Mandibel.
2. Type: Mit oder ohne deutliche Präfrons und mit annähernd
vertikal beweglichen Mandibeln, sonst wie 1.
3. Type: Wie 2 aber mit Kopfinnenskelett.
Dem ersten Typus gehört die erdrückende Mehrheit der bisher
beschriebenen Gattungen an, z. B.: Chironomus, Tanytarsus, Tanypus,
Cricotopus, Orthocladius u.a.
Von der zweiten Gruppe sind verhältnismäßig nur wenige be-
schrieben, sie gehören alle offenbar der Gruppe Ceratopogon an. Vergl.
z.B. Johannsen (1915, Taf. 17 u. 18).
Der dritte Typus, der bisher noch nirgends erwähnt wird, gehört
ebenfalls der Gruppe Ceratopogon an.
Die Vertreter meiner ersten Abteilung leben meist frei im Wasser,
zum Teil sind sie minierend. Das nähere über letztere finden wir ın
den interessanten Mitteilungen von Gripekoven (l. c., 1913, p. Sft.).
Von den frei lebenden pflegen die einen in stehenden Gewässern vor-
zukommen und zwar zwischen dem Gewirr der Wasserpflanzen (z. P.
Tanypus) oder im Schlamm (z. B. Chironomus). Zahlreiche Arten,
die im fließenden Gewässer leben, bauen sich Gehäuse im Schlamm
(s. Thienemann, |. c., 1909). Die Larven mit Kopfbau des Typus 2
f
' f
ee
Über die Kopfbildung der Dipterenlarven. 13
leben teilweise ebenfalls in stehenden Gewässern. Ich fing sie haupt«
sächlich in den schnell fließenden Gebirgsbächen der Allgäuer Alpen
auf dem Steingeröll in Gemeinschaft mit Simulium- und Ephemeriden-
Larven.
Den Wohnort der Larven des dritten Typus bilden faulende
Pilze, die verschiedensten Mistarten, moderndes Moos, faulender
Bast unter Rinde usw.; also alles Stellen, an denen organische Sub-
stanzen in Verwesung übergehen, dadurch flüssig werden und durch
Saugen aufgenommen werden können. In der Tat haben wir in dem
erwähnten Innenskelett einen Pharyngealapparat vor uns, der in
hervorragender Weise zur Förderung einer saugenden Nahrungsauf-
nahme geeignet ist. Diesem Innenskelett lege ich einen hohen ent-
wicklungsgeschichtlichen Wert bei zur Klärung der Frage der Reduktion
des Dipterenlarvenkopfes, indessen ist hier noch nicht der Ort, hierauf
einzugehen; es wird dies vielmehr in dem späteren gerade dieser
wichtigen Frage gewidmeten Abschnitte (5. Teil) zur Erörterung
kommen.
Fig.9. (Chironomiden - Typus III) Forcipomiia: Kopf lateral.
Hier aber nun zunächst die Beschreibung dieses dritten Typus
des Kopfbaues der Chironomidenlarven. Das folgende bezieht sich
im besonderen auf den Kopfbau einer Forcipomyie-Larve, die in großen
Mengen in einem Baumpilze sich vorfand.
Der Kopf (Fig. 9) ist annähernd eiförmig, die Mundöffnung
befindet sich am spitzeren Pole, das kreisrunde oralwärts zugespitzte
Hinterhauptsloch liegt jener aber nicht diametral gegenüber am
breiten stumpfen Pole, RER ist beträchtlich nach der Unterseite
verlagert, so daß der Kopf etwa im rechten Winkel dem Körper auf-
sitzt. Vergeblich suchen wır an ihm nach Nähten; er ist von einer
6 Teft
14 Dr. W. Bischoff:
einheitlichen Chitinmasse umgeben, die weder eine Präfrons auf der
Dorsalseite noch ein Submentum auf der Ventralseite sehen läßt;
letzteres Merkmal hat dieser Typus mit den übrigen der Chironomiden-
larven ja gemeinsam, worauf ich schon oben hinwies. Bei sehr nahe
verwandten Formen ist noch eine breite nach hinten sich verschmälernde
Präfrons zu sehen. In regelmäßiger Anordnung findet man auf schwach
Fig. 10. (Chironomiden- Typus III) Foreipomyva: Kopf ventral.
gewölbten Chitinerhebungen lange Borsten stehen, deren genaue Lage
aus der Figur zur Genüge erhellt. Ganz absonderlich weit nach hinten
verlagert sind die nur zweigliedrigen Fühler. Aufein kurzes gedrungenes
Anfangsglied sehen wir bei ihnen ein oben zugespitztes und fünfmal
so langes Endglied folgen, dessen Spitze etwas occipitalwärts ge-
bogen erscheint; auch weist es auf der Rückseite eine merkwürdige
Einkerbung auf. Von den Mundwerkzeugen sind nur die Mandibeln
stark chitinisiert; sie bewegen sich in einer annähernd vertikalen
Ebene und sind am distalen Ende mit je drei Spitzen ausgerüstet.
Die häutigen Maxillen zeigen je zwei schwach chitinisierte Papillen
an ihren oberen Enden. Die Oberlippe hat seine typische Ausbildung
mit den charakteristischen, kompliziert gebauten „lateral arms“
Johannsens eingebüßt. Im ganzen ebenfalls häutig weisen sie an
Über die Kopfbildung der Dipterenlarven. 15
Stelle dieser nur zwei schwache Papillen auf, die als ihre Rudımente
anzusehen sind. Rudimente sind auch die übrigen sechs Papillen,
welche die Zeichnung in symmetrischer Lage zeigt. Eine bezahnte
Mentumplatte ist verloren gegangen, wir schen paarige, runde und
häutige Prämentallappen. Wir können nun zur Besprechung des
wichtigsten Teiles, des Innenskeletts, übergehen.
Betrachten wir den Kopf von der Ventralseite (Fig. 10), so
bemerken wir zunächst einen Streifen stärkerer Chitinisierung
in der Submentalregion. Gleichzeitig sehen wir zwei vorn breitere
nach hinten zu sich stark verschmälernde Chitinstücke hin-
ziehen, deren Konturen nach hinten zu undeutlich werden,
also etwas schräg in das Kopfinnere sich erstrecken. An der
Stelle, an welcher die Verjüngung ihren größten Grad erreicht
hat, findet sich eine horizontale Verbindungsbrücke. Von dieser
Stelle ab sind die Chitinstücke nur stabförmig. Im ganzen hat
das Gebilde eine H-förmige Gestalt. Beı allmählich tieferem Einstellen
kann man bequem den weiteren Verlauf der Chitinstäbe verfolgen
und erkennt, daß sie tief im Inneren des Kopfes frei endigen. In ihren
hinteren Teilen läßt sich zwischen ihnen ein breites annähernd trapez-
förmiges Chitinstück sehen, welches deutlich der ventralen Wand
des Pharynx eingelagert und daher an den Seiten nach oben gewölbt
ist. Auch zeigt es an seiner abgerundeten Basis einen schwachen
aber deutlichen Einschnitt. Der vordere Teil dieses Pharynx läuft
gönzlich frei nach vorn und schließt sich weiter vorn anscheinend an
die Verbindungsbrücke des H-förmigen Stückes an. Dem tıapez-
förmigen Chitinstück vorgelagert finden wir noch vier symmetrisch
um die Medianlinie angeordnete unbedeutende Chitinplättchen in
der Pharynxwand. Das trapezförmige Chitinstück selbst setzt sich
in nach hinten und oben gerichtete, flügelartige breite Platten fort,
die oben in einer stumpfen Spitze endigen. Dieses ist bei immer tieferer
Einstellung gut zu erkennen. Bei ihr bemerken wir aber auch, daß
vom trapezförmigen Chitinstück aus eine schmale Chitinbrücke den
Pharynx dorsalwärts umfaßt. Desgleichen beobachtet man, daß über
dem H-förmigen Gebilde noch andere Chitinbildungen sich befinden.
Ungefähr in der Höhe der erwähnten unbedeutenden Chitinplättchen
sieht man bogenförmige, die Konkavseiten nach hinten gerichtete
Chitingräten dorsalwärts ziehen, welche die hinteren Chitinstäbe des
H-förmigen Stückes mit ebensolchen mehr ım Innern des Kopfes
gelagerten verbinden. Nach hinten zu divergieren diese mit jenen,
während nach vorn zu sie sich ihnen immer mehr nähern und schließlich
mit ihnen verschmelzen; auch scheint von der bogenförmigen Ver-
bindungsgräte oralwärts eine dünne Chitinlamelle sie zu verbinden. Bei
tiefster Einstellung erkennt man endlich noch zwei nach vorne konver-
gierend gerichtete dünne Chitingräten gelagert, die oral- wie occipital-
wärts frei endigen, nirgends also eine Verbindung eingehen mit den
bisher erwähnten Chitinbildungen. Alle diese Beobachtungen werden
bestätigt durch die Betrachtung des Kopfes von der Seite. Die Lateral-
ansicht finden wir in Fig. 9. Neu erkennen wir an ihr die bemerkens-
6. Heft
16 Dr. W. Bischoff:
werte Tatsache, daß das H-förmige Chitinstück in seinem vordersten
Teile durch dunkel chitinisierte Bänder mit den Ansatzstellen der
Mandibeln in Verbindung steht. Auch zeigt sie die für die Erklärung
der Funktion des gesamten Apparates wichtige Muskelmassen, die
einerseits an den dorso-oceipital gerichteten flügelartigen Klappen,
andererseits an der dorsalen Pharynxwand ansetzen. Durch Kon-
traktion dieser Muskulatur muß die Dorsalwand des Pharynx nach
oben gezogen werden. Hierdurch wird sein Lumen vergrößert; also
entsteht ein luftverdünnter Raum und die äußere Luft preßt die aus
zersetzten organischen Stoffen bestehende Flüssigkeit des Pilzes
in die Mundöffnung, d.h. ein Einsaugen der Nahrung findet statt.
Hiermit will ıch vorläufig die Erörterung über diesen höchst merk-
würdigen Saugapparat abschließen, die phylogenetischen Folgerungen
aus dem Bau dieses Typus 3 werden, wie schon gesagt, in einem be-
sonderen Abschnitte (IV. Teil) erfolgen. Ich will nur vorgreifend be-
merken, daß dieser Pharyngealapparat mir das Material zur Be-
gründung des phylogenetischen Anschlusses der C'yclorkapha an die
Chironomiden in die Hand gibt.
Erwähnt sei noch, daß bei einer Anzahl von Ceratopogenlarven
das dorsale Kopfchitin eigentümlich zugespitzt ist, auf der Höhe stehen
dann die Fühler.
Familie Orphnephilidae. (Fig. 11—13).
Diese Familie steht ganz zweifelsohne den Chironomiden sehr
nahe, wie der ganze Habitus der Larve beweist, worauf schon Thiene-
mann hinwies (l.c., p. 69). Von diesem Autor rührt auch die einzige
Beschreibung einer Orphnephilidenlarve her, die wir bisher in der
Literatur besitzen, die Beschreibung der Larve von Orphnephzla testacea,
deren gezüchtete Imago durch Kieffer bestimmt wurde. Ich fand die
Larve an schwach überrieselten Felsen im Thüringer Wald bei Eisenach
und an gleichgearteten Örtlichkeiten in Gemeinschaft von Ozycera-
Larven im bayrischen Allgäu, also als typischen Vertreter der hygro-
petrischen Fauna, wie es von Thienemann schon festgesteilt wurde.
Dieser Autor gab auch schon eine genaue Beschreibung des Kopfes
und der Mundwerkzeuge, auch gibt er eine größere Abbildung des
Kopfes ((Pl.8, Fig. 2), die ich doch lieber als Occipitalansicht be-
zeichnen möchte, wird doch die ursprüngliche Dorsalseite durch die
eigentümliche Wanderung des Hinterhauptsloches auf die Ventral-
seite senkrecht nach unten gekehrt. Wenn ich also in dieser Arbeit
von der Dorsalseite spreche, möchte ich jetzt die von mir gekenn-
zeichnete Kopfseite verstanden wissen. Ohne weiteres ist dann klar,
was ich unter Ventral-, Occipital- und Oralseite verstehe. In dem
eben angegebenen Sinne möchte ich nun noch ergänzend eine Ab-
bildung der Dorsal- und Lateralansicht (Fig. 11 u. 12) geben und
zwar aus folgenden Gründen: Die Dorsalansicht zeigt deutlich — was
aus der Oceipital- und Lateralansicht nicht erhellt — daß die Augen
nicht in dem betreffenden höckerförmigen Chitinvorsprüngen liegen,
Über die Kopfbildung der Dipterenlarven. 17
wie Thienemann glaubt (i. e., p. 70), sondern tiefer ım Inneren des
Kopfes; andererseits ergänzt sie das Bild der Ausbildung der Präfrons,
die in der Occipitalansicht nur in seinem Schlußteil zu sehen ist. Die
Lateralansicht aber läßt besonders deutlich das Uharakteristikum des
Orphnephilidenlarvenkopfes sehen, welches neben dem von Thiene-
mann schon hervorgehobenen eigentümlichen Chitinerhebungen
typisch für ihn ist: Die außerordentlich kräftige, ich möchte sagen
„hauerartige“‘ Ausbildung des Mentalchitins. Gleichzeitig zeigt sie
die in der Vertikale bewegliche Oberlippe im gesenkten Zustande.
Fig. 11. Orphnephila. Kopf lateral.
‚Beide Charaktere fand ich an dem Kopf einer noch unbekannten,
von mir gefangenen Larve wieder, die ich daher als Orphnephiliden-
larve anspreche. Immerhin lassen sich beträchtliche Unterschiede
in der Körperausbildung und einige deutliche Abweichungen in der
Kopfbildung gegenüber Orphnephila auf eine andere Gattung schließen.
Als solche kommt als einzig bekannte nur Androprosopa in Betracht.
Die Züchtung allein könnte hierfür die Bestätigung bringen. Indessen
hatte ich bisher noch nicht die Gelegenheit zu ihr. Ich möchte daher
vorläufig auf die volle Beschreibung der Larve verzichten, die ja auch
nicht in den Rahmen dieser Arbeit passen würde, und nur auf die
höchst eigentümliche Kopfausbildung eingehen. Zuvor sei aber noch
etwas über das Vorkommen der Larve gesagt. Ich entdeckte sie an
Felsblöcken, die aus den Strudeln eines stark strömenden Gebirgs-
flusses der Allgäuer Alpen —- des Oybaches bei Oberstdorf — heraus-
Archiv für Natureeschichte. 5
1922. A. 6 = 6. Heft
18 Dr. W. Bischoff:
sahen. Dort saßen sie dicht über dem vorbeirauschenden Wasser,
sodaß sie ständig vom Schaume bestäubt wurden. In ihrer Gesell-
schaft fand ich auch einzelne Dixa-Larven. Für solche hielt ıch im
ersten Augenblicke auch sie, weil sie die für Dixa-Larven so typische
U-förmige Krümmung des Körpers nachahmten. In der Größe gleichen
sie auch völlig diesen, sind also viel kleiner als die Larven der Orphne-
phila testacea. Erst bei genauerem Zusehen mit der Lupe bemerkte
ich, was für einen merkwürdigen Fang ich gemacht hatte. Doch nun
zur Ausbildung des Kopfes!
Fig. 12. Orphnephila: Kopf dorsal,
Ich gebe Abbildungen der Oceipital- Dorsal- und Lateralan sicht
(Fig. 13). Betrachten wir zunächst die letztere: Sofort fallen uns
die beiden kräftigen Hörner auf der Dorsalseite auf die sich bei Ver-
gleich mit der Dorsal- und ÖOccipitalansicht als paarige Gebilde
bestätigen und den dorsalen Teilen der Lateralia aufsitzen. Das
vorder» Paar von ihnen trägt die Fühler und besi5zt eine median-
wärts gekrümmte stumpfe Spitze; das hintere etwas größere bes'tzt
ebenfalls auf der medianen Seite aber aufwärts gebogene und meist
abgerundete Spitzen; beides erkennt man unt r Hinzuziehung
des oceipital orientierten Kopfes bei höherer und tieferer Ein-
Über die Kopfbildung der Dipterenlarven. 19
stellung. Kehren wir doch zur Seitenansicht zurück. Die Fühler sehen
wir dreigliedrig ausgebildet. Das erste weitaus größte Glied ist
zylindrisch, etwa dreimal so lang wie breit, und schwach nach hinten
gekrümmt, das zweite ist nur ein Drittel so lang und breit wie das
erste, besitzt neben sich eine schwächere parallele Bildung, mit der
sie verwachsen ist; das dritte etwas schmälere, dafür aber auch um
ein Geringes längere letzte Glied zeigt sekundäre Ringelung, was auf
seine Entstehung durch Verschmelzung aus mehreren Gliedern schließen
läßt. Ihm parallel läuft wiederum ein aber nur kurzer Zapfen, welcher
der Parallelbildung des Gliedes 2 aufsitzt, aber nicht mit dem 3. Gliede
verwachsen ist. Etwas unterhalb der Hörner und zwischen ihnen liegt
das eine Auge — auf der verdeckten Seite entsprechend natürlich
das2.— Dieses scheint aus einemdorsalerem, mehr rundlichen Pigment-
fleck und einem ventraleren langgestreckten durch Verschmelzung
an den Berührungsstellen entstanden zu sein. Die Ausdehnung des
ziemlich ventralwärts verlagerten Foramen magnum ist an der dunkel
chitinisierten Umrandung kenntlich. Die Stellung der auf Rücken-
und Lateralseite verteilten Borsten erhellt am besten aus der Figur
selbst. Die wie bei Orphnephila in der Vertikale bewegliche äußerst lang-
gestreckte Oberlippe ist im gehobenen Zustande gezeichnet, wodurch
die Praementalbildungen schon sichtbar werden, und zeigt eine über-
raschende Ähnlichkeit mit der von Orphnephila. Die ebentalls vertikal,
aber etwas schräg nach innen bewegliche Mandibeln — durch besagte
Bewegung vermögen ihre Zähne gleichzeitig gegeneinander und gegen
die Mentalplatte bei der Kaubewegung zu wirken — sind auch in
etwas gehobenem Zustande gezeichnet, werden jedoch zum Teil von
der derjenigen von Orphnephila so ähnlichen Maxille verdeckt. Die
Ausbildung aber auch dieser wie jener erhellt am besten an heraus-
präparierten Exemplaren. Unsere seitliche Figur zeigt jedoch be-
sonders schön die hauerartige Ausbildung der gezähnten Mentalplatte.
Die Präfrons, deren hinteren sich herabsenkenden Teil die Occipital-
ansicht schon zeigt, liegt auf der Dorsalansicht (Fig. 13 Pfr) ın ganzer
Ausdehnung vor unserem Auge: die lateralen Ränder bleiben fast
parallel und konvergieren nur ganz schwach oralwärts: Eine be-
gsrenzende Naht gegen das Labrum zu ist nicht zu sehen. Die größte
Breite beträgt etwa ein Drittel der Länge. Am vorderen Kopfrande
sieht man die Mentalbezahnung noch vorstehen, was auch für die
außerordentlich hauerartige Ausbildung des Mentums spricht. Die
beiden Hörnerpaare sehen wir hier hintereinander gelagert, zwischen
ihnen und etwas seitlich die Augen. Fig. 13 Mitte zeigt Mandibel, Maxille
und Mentum zusammen herauspräpariert von innen, und zwar ist
die ursprünglich in einem Winkel von ungefähr 90° zu den Maxillen
und Mandibeln stehende Mentalplatte künstlich durch Druck des
Deckglases in dieselbe Ebene mit jenen gedreht. Die Mandibel zeigt
die kräftige fünfzähnige Kaulade und am vorderen Ende des basalen
Teiles den bei Piyckoptera- und Psyehodidenmandibel schon er-
wähnten, hier einfachen spitzen Zahn; gleichzeitig sehen wır an der
Grundseite ein Haarbüschel entspringen. Die Ansatzsehnen der
2% 6. Heft
0 Dr. W. Bischoff:
Muskuli flexores et extensores mandıbulae sind auch deutlich sichtbar.
In Prmd sehen wir die eigentümliche epipharyngeale Bewaffnung,
die gleich den „lateral arms‘ der Chironomiden noch beweglich scheinen.
Die Sonderskizze der einzeln herauspräparierten Maxille (r. unten)
zeigt deutlich die einzelnen Teile, Cardo, Stipes mit Taster und Lade
in ihrer Ausbildung. |
Orphruph: ULÄAenlarve u Oybadı
(Andro pros ya ?)
Fig. 13.
Orphnephilide vom Oybach (Androprosopa?): Links oben. Kopf dorsal; links
unten: Kopf lateral; rechts oben: Kopf oceipital und das oraler gelegene Horn
der rechten Seite mit Fühler; rechts Mitte: Praemandibeln am Epiphbarynx und
Mandibel, Maxille und Mentum (von innen); rechts unten: Maxille.
FE Em ee 0)
ee a ee
Über die Kopfbildung der Dipterenlarven. 21
Familie Beibionidae. (Figg. 14 u. 15.)
Bei de Meijere (l. c., p. 183, 1916) finden wir die Mundwerkzeuge
einer Bibionide, Dilophus vulgaris, genauer beschrieben und in seiner
Taf. 4, Fig. 6—8 die Mandibel, Maxille und die Labialteile abgebildet.
Schon 1910 bildete R. Becker die Ventralseite eine’ Bibionide ab
(Taf. 17, Fig. 9), freilich ohne es zu wissen, denn in den Figuren-
erklärungen wie im Text (p. 288/89) gibt er sie als Sciara, eine Myceto-
Fig. 14. Bibio marci: Oben: Kopf ventral; unten links: Fühler;
unten rechts: Mandibel.
philide, aus; es muß also ein Irrtum bei der Imagobestimmung sich
eingeschlichen haben. Sciara- Larven habe ichnömlich selbst behandelt,
und sie weisen, wie wir weiter unten bei Besprechung der Myceto-
philiden sehen werden, vielmehr Ähnlichkeit mit der der Schalen
tragenden Mycetophilide Holmgrens in der Kopfausbildung auf. Mır
selbst standen Larven von Bibiomarci ausK uhmist und mehrere andere
unbestimmte Bibionidenlarven zu Verfügung. Meine Abbildungen
beziehen sich auf Bibio marci im besonderen, wenn ich sie auch
gleichzeitig für andere Bibionidenlarven gültig ansehen könnte, da ich
6. Heft
22 Dr. W. Bischoff:
keine Differenzen hinsichtlich der Kopfausbildung vorfand. Die Aus-
bildung der Mandibel, Maxille und der Labiumteile fand ich im wesent-
lichen übereinstimmend mit der Beschreibung der betreffenden Mund-
werkzeuge von Dilopkus »ulgaris durch de Meijere und mit seinen
Abbildungen. Hinsichtlich der Mandibeln möchte ich jedoch bemerken,
daß bei den durch mich untersuchten Larven fünf (nicht vier) stumpfe
Zähne sich fanden, wie es ohnedies nach de Meijeres Fig. 6, Taf. 4
im Gegensatz zu seinem Texte für Dslophus auch der Fall zu sein
scheint. Die Mandibularretraktores- und -Adduktoressehnen sind
stärker, dunkel chitinisiertt und treten daher als Innenskeletteile in
Fig.15. Bibio marci: Oberlippe von unten.
Erscheinung; denn das äußere Kopfchitin ist wesentlich heller und
läßt sie im aufgehellten Zustande des Präparates duichscheinen. Sie
sind in Fig. 14 schraffiert eingezeichnet; die Adduktoressehnen stellen
sich hierbei als occipitalwärts verbreiterte Platten dar, während
die Retraktoressehnen wesentlich schmäler bleiben. Ähnliche
Chitinisierungen der Mandibularbewegungssehnen trafen wir auch
schon bei Ptychoptera und den Psychodiden an, wenngleich die Ad-
duktoressehnen dort nicht so kräftig und breit chitinisiert sind. Wegen
der dunklen Färbung des äußeren Kopfehitins sind sie dort aber im
Totalbilde nicht zu sehen. — Die Fühler sind bei meinen Larven un-
bedeutend anders ausgebildet (s. Fig. 14 F). Die Dorsalansicht zeigt
die nach hinten sich stark verjüngende Präfrons, während bei der
Ausbildung der Lateralplatten ich auf die schwachen Einschnitte
(Fig. 14 *) am hinteren Rande aufmerksam machen möchte. DieVentral-
ansicht (Fig. 14) beweist dienaheVerwandtschaft mit der von R. Becker
u
Über die Kopfbildung der Dipterenlarven. 23
im Jahre 1910 beschriebenen, oben erwähnten Larve. Auf die starke
Reduktion der ventral umgeklappten Laterialiateile wies dieser Autor
schon hin, ich möchte jedoch hervorheben, daß sie in ihrem oralen
Teile doch immer noch eine kürzere Strecke — etwa ein Viertel der
Gesamtlänge — in der Medianlinie vereinigt bleiben. Die Mentum-
platte ist jedoch, gänzlich oralwärts verdrängt, zu einem selbständigen
Chitinstück geworden, das nur noch lose durch ein schwaches Chitin-
stück (Sm) vielleicht dem Rest eines Submentums mit den Lateralia
in Verbindung steht. Bemerkenswerterweise ist es mit dem Prämentum
zu einem einheitlichen Stück verwachsen, so daß wir bei Heraus-
präparation der Mundteile außer ihm noch den von de Meijere
schon erwähnten häutigen Hypopharynx noch vorfinden. Der an der
einheitlichen Mental-Praementalplatte das Praementum ausmachende
Teil ist deutlich an den Praementalpapillen (z. T. Rudimente der
Taster) erkennbar. Diese sind in unserer Figur 14 punktiert einge-
zeichnet, da sie durch das dreizähnige Mentum überdeckt sind.
Neu möchte ich das Augenmerk auf die von mir als Prämandibeln
(Fig. Prmd) bezeichneten haarigen Bildungen auf der Unterseite
der Oberlippe richten, die analog den horizontal beweglichenMandibeln
ebentalls inder Horizontalebeneliegen. Unsere Sonderskizze Fig.15 zeigt
deutlich ihre Ausbildung, vor allem die annähernd halbkreisförmigen,
mit kräftiger und spitzer Zahnreihe ausgerüsteten medianwärts liegenden
Ränder. Beweglich scheinen sie nicht mehr zu sein, während die ihnen
wahrscheinlich homologen ‚lateral arms‘‘ der Chironomiden und die
entsprechenden Bildungen des Epipharynx der Orphnephiliden sicher
noch beweglich und aktiv tätig bei der Nahrungsaufnahme sind. .
Unter den Prämandibeln bemerken wir noch die Mundöffnung (O)
und den Anfang des Pharynx (Fh.). Schließlich sehen wır am oberen
Rande des Labrum, sowie herabziehend auf dem epipharyngealen Teile
zwischen den ‚Prämandibeln“ zapfenartige Bildungen in symmetrischer
Anordnung. Die Dorsalseite des Labrum trägt außerdem zwei Paar
kräftige und lange Borsten, deren eines Paar an den Seitenrändern
stehend den oberen Rand überragt und in unserer Figur frei hervor-
steht. Das andere Paar dagegen steht an der Grenznaht zwischen
Labrum und Präfrons und ist in unserer Figur punktiert eingezeichnet.
Auf ihr nicht vermerkt besitzt die Oberlippe noch auf der Dorsal-
seite nahe dem oberen Rande in einer quer laufenden Rinne noch zwei
kleine Zäpfchen symmetrisch angeordnet. Damit verlassen wir die
Bibioniden und gehen zur nächsten Familie, den Mycetophiliden, über.
Familie Mycetophilidae. (Figg. 16—21.)
Über die Larven dieser Familie existiert eine ungeheure Literatur,
hat doch der ‚‚Heerwurm‘‘ schon frühzeitig die Aufmerksamkeit auf
sich gelenkt. Indessen die meisten dieser Veröffentlichungen sind
alten Datums, deshalb lassen Beschreibung wie vor allem auch die
Abbildungen sehr zu wünschen übrig. Eine Zusammenstellung der
älteren Literatur finden wir in Osten-Sacken (1. e., 1862, neu heraus-
6. Heft
24 Dr. W. Bischoff:
gegeben Heidelberg 1886). In dieser Abhandlung ist auch aufs neue
wieder der Versuch gemacht worden, die Charaktere der Larven zu-
sammenzustellen. Jedoch auch dieser entspricht den heutigen An-
forderungen sowohl hinsichtlich des Textes wie der Abbildung nicht
mehr, ganz besonders denen nicht, die wir im Rahmen dieser Arbeit
fordern müssen. Ich werde also die von mir behandelten Typen hin-
sichtlich der Kopfausbildung nochmals neu beschreiben und beginne
mit Ditomyia. Die Larven stammen aus einem Baumpilz.
DET o EN Fe 3 N
Fig. 16. Ditomyia: Oben: Kopf ventral; unten (rechts): Mandibel.
Die Dorsalansicht weist eine auffallende Ähnlichkeit mit derjenigen
der Bibioniden auf, erstlich ın der Ausbildung der Präfrons, die sich
auch hier oceipitalwärts verjüngt, vor allem aber finden wir die eigen-
tiimlichen kurzen Einschnitte in den Lateralplatten am Hinterhaupts-
rande wieder; eine hier oralwärts gehende dunkle Chitin-
zeichnung scheint sogar eine tiefgehendere Reduktion anzubahnen.
Die Borstenzahl ist dieselbe, ihre Anordnung eine verwandte; die Fühler
sind auch hier klein, doch zweigliedrig: Auf ein kugliges Anfangsglied
>
rem He
Über die Kopfbildung der Dipterenlarven 95
folgt ein viel kleineres, etwas längliches zweites Glied, auf dem wir
drei Papillen stehen sehen. Die mittelste dieser ist am größten und
vielleicht das Rudiment eines ursprünglich dritten Gliedes. Die Urter-
seite (Fig. 16) zeigt eine Reduktion der ventral umgeklappten Teile
der Lateralplatten dergestalt, daß sich die Platten beider Seiten medıan
nicht mehr vereinen, an zwei Stellen (+-+H) sich aber stark nähern.
Letztere Tatsache leitet zum Sciara-Typus hinüber, wie wir weiter
unten sehen werden. Zwischen den beiden Annäherungspunkten
sehen wir jederseits Reste dünner Chitinplatten, die vielleicht wegen
ihrer Lage als Rudimente eines Submentums zu deuten wären. Ein
Mentum ist gänzlich verloren gegangen. Die Maxillen, die auch noch
Fig.17. Ditomyia: Maxillen, Praementum und Hypopharynx.
in dieser Ansicht zu sehen sind, weisen noch eine gewisse Ähnlichkeit
mit denen der Bibioniden auf, jedoch ist die Lade ganz erheblich
reduziert. War bei Bibio diese erheblich größer ausgebildet wie der
Stipes +4 Taster, so ist hier das Verhältnis gerade umgekehrt. Endlich
können wir noch die Bewegungsebene der Mandibeln erkennen, sie ist
horizontal. Die Form der Mandibel erhellt aber nur an heraus-
präparierten Exemplaren (Fig. 16a): Sie ähnelt den Bibioniden-
maxillen in der Allgemeinform und dem Besitz des Haarbüschels,
doch is, sie kürzer, gedrungener und besitzt nur drei stumpfe Zähne.
Die Mandibularadduktoressehnen sind auch hier kräftig chitinisieıt
und oceipitalwärts plattenartig verbreitert, so daß sie im Totalpräparat
wieder als Innenskeletteile durch das helle äußere Kopfehitin durch-
scheinen. Die Chitinisierung der Sehnen der Musculi extensores
mandibulae ist dagegen äußerst schwach. In unserem Totalbilde
konnten daher nur die ersteren schraffiert eingezeichnet werden.
Das Prämentum ist durch zwei Taster ausgezeichnet und zusammen
6. Ileft
26 Dr. W. Bischoff:
mit dem Hypopharynx in ein innigeres Verhältnis zu den Maxillen
getreten. Wir sehen diese miteinander verwachsenen Teile in unserer
Sonderskizze abgebildet. Wesentlich deutlicher wie auf dem Total-
bilde sind hier an den Maxillen die einzelnen Abschnitte in ihrer Aus-
bildung zu erkennen. (Fig. 17). Diese letztere Tatsache wie auch die
Form der Chitinbildung des Hypopharynx weist wieder zu den
Sciariden hinüber (vgl. Fig. 17 u. 18). Die verhältnismäßig kleine Ober-
lippe besitzt auf ihrer epipharyngealen Seite in undeutlicher Aus-
bildung auch horizontal gestellte Prämandibeln.
Sciara, Dorsalansıcht:
Die zunächst schneller,
später äallmählicher sich
verjüngende Präfrons er-
reicht den Occipitalrand
nicht mehr ganz, die
Lateralia weisen wieder
Einsehnitte oder wegen
der schwächeren Ausbil-
dung besser Einbuch-
tungen auf; zwei Augen-
flecken sind auf ıhnen
nachweisbar. Die Fühler
sind gänzlich rudimentär.
Ventralansicht (Fig. 18):
Die reduzierten, ventral
umgeklappten Teile der
Lateralia zeigen ebenfalls
(s. oben) zwei Annähe-
rungsstellen — bei der
unteren kann Verschmel-
zung noch stattfinden. —
Submentalreste sind nicht
mehr zu sehen; das Men-
tum ist wie bei Ditomyra
Fig. 18. Sciara: Oben: Kopf ventral; unten links: gänzlich verloren gegan-
Maxille u. Hypopharynx von innen; unten rechts: sen. Eine erhebliche Um-
Mandibel.
bildung gegenüber Dito-
myjyia haben die Maxillen erfahren: Die Lade scheint gänzlich reduziert,
Cardo und Stipes zu einem einheitlichen Chitinstück mit rudimentärem
Taster verschmolzen. Dieses weist am oberen Innenrande eine stumpfe
Zähnelung (vielleicht Rudiment der Lade, Fig. 8 L) auf und'wird dadurch
zum Bindeglied zwischen der Mandibel von Ditomyia und der des dritten
Mycetophilidentypus. Gleichzeitig sind sie innig verwachsen mit den
eigentümlichen Chitinbildungen des Hypopharynx (vgl. Fig. 17);
das Prämentum ist reduziert. Die Mandibeln sind horizontal beweg-
lich, aber nicht mehr so tief einklappbar wie bei Ditomyia. Im Leben
sehen wir sie zangenartig nach der Seite und außen klappen, in der
Über die Kopfbildung der Dipterenlarven 21
Ruhelage stehen sie ungefähr parallel den Maxillen, denen sie sich
auch in der Länge und im äußeren Gestaltumriß anzupassen streben,
damit ebenfalls einen Übergang bildend zum dritten Typus. Sonst
sehen wir noch an ihr die drei stumpfen Zähne der Ditomıria-Mandibel.
Myır tophilide
Fig. 19. Mycetophilide: Labrum von unten.
Die Bewegungssehnen der Mandibeln sind dunkel chitinisiert, die
Adduktoressehnen wieder etwas plattenartig verbreiteıt. Die Ober-
lippe zeigt horizontal gelagerte Prämandibeln nach Form der Bibioniden.
Mycetophiliden-Typus III. Beim dritten Typus finden wir
dorsal gesehen eine eiförmige, oceipitalwärts zugespitzte Präfrons,
die den Hinterhauptsrand mit der Spitze gerade erreicht; von den
Lateraliaeinbuchtungen sind nur ganz rudimentäre Andeutungen noch
zu sehen; die zylindrischen Fühler sind eingliedrig rudimentär. Die
Lage der Augen ist durch konvexe Chitinvorwölbungen gekennzeichnet.
6. Heft
28 :.-' Dr. W. Bischoff:
An Umfang übertreffen diese die Fühler ungefähr um das Dreifache
und liegen in der Höhe des oralen Präfrontalrandes. Ventralseits ist
die Reduktion der I.ateralia viel weiter gediehen; wohl verschmelzen
die beiderseitigen Platten an der Stelle der oralen Annäherung des
vorhergehenden Typus sogar miteinander in schmaler Brücke, doch
divergieren dann ihre Ränder sehr rasch. Nur noch einmal in der
Region der occipitalwärts gelegenen Annäherungsstelle neigen sie sich
schwach einander zu; hier verbindet ein ganz schwaches und schmales,
langausgezogenes Chitinband beide. Submentum, Mentum und Prä-
mentum fehlen gärzlich. Ein chitinisierter Gürtel, der sich um den
Fig.20. Mycetophilide: Oben links: Mandibel u. Maxille auseinander
geklappt; rechts unten: Kopf ventral.
Pharynx herumlegt, ist vielleicht der Rest eines Hypopharynx.
Maxille und Mandibel, beide horizontal gestellt, sind jene eigentümlich
innige Vereinigung eingegangen, die diesen Typus charakterisiert.
Die Form beider erhellt am besten bei der Herauspräparation und beim
Auseinanderklappen beider (Fig. 20 0.1.). Sie sind in der Gesamtheit
scheiben- und annähernd — besonders auf der der Medianlinie zu-
gekehrten Seite — kreisförmig. Die Maxille, kenntlich am rudimen-
tären Taster, besitzt an der medianen Seite eine stumpfe Zähnelung,
die Mandibel an der entsprechenden Seite eine spitze Zahnreihe (Lagena
der Autoren). In situ rufen leicht bei Mandibel und Maxille vor-
handene, caudalwärts gerichtete stielartige Fortsätze, die sich dicht
Über die Kopfbildung der Dipterenlarven. 99
aneinanderlegen, die Täuschung hervor, wir hätten in ihnen Adduktores-
sehnen vor uns. Die tatsächlichen, mehr lateral liegenden, plattig
verbreiterten Sehnen der Musculi flexores mandibulae (Fig. 20 imds),
die meist sehr deutlich in Erscheinung treten, hält man dann für die
(ycelobia pallipes, Kopf veufraul
Fig 21. Mycetobia pallipes: Links oben: Kopf ventral, unten Mandibel;
rechts oben: Prämentum ventral, Mitte: Labrum lateral, unten: Mandibel,
Maxille und Fühler lateral.
Sehnen der Retraktores. Befremdlich muß aber sofort wirken, daß
bei dieser Deutung die Sehnen der Kaumuskelantagonisten stärker
ausgebildet wären wie die der Kaumuskeln selbst! Bei genauem Hinzu-
sehen sieht man aber gar bald — noch erheblich lateraler befindlich —
durch das ziemlich dunkle Chitin der Kopfkapsel die wahren, stab-
förmigen Sehnen der Musculi extensores mandibulae hindurchleuchten
6 Reft
30 Dr, W. Bischoff:
(Fig. 20 emds). Die Oberlippe weist auf ihrer epipharyngealen Seite
horizontal gelagerte, aber gegenüber den Sciariden stark modifizierte
Prämandibeln auf (Fig. 19). Ebenfalls horizontal gelagert, ziehen
sie sich S-föürmig gebogen bis zur deutlich sichtbaren Mund-
öffnung (O) herab. Auch auf der Unterseite des Labrum stehen nahe
dem oberen Rande beiderseits der Medianlinie auf zwei schwachen
Vorwölbungen je zwei Papillen, die in unserer Figur punktiert ein-
gezeichnet sind. Dies gilt auch von dem dunklen, ın der Mittellinie
durch eine Naht unterbrochenen Chitinband, welches die sonst
häutige Oberlippe gegen die Präfrons und Lateralia occipitalwärts
abgrenzt.
Zu den Mycetophiliden wurde bisher immer gerechnet eine Form,
deren Kopfausbildung im Larvenzustand sich unvereinbar entfernt
von den drei geschilderten Typen, dagegen sehr auffallende Verwandt-
schaft mit den Larvenköpfen anderer Familien aufweist (s. w. u.):
Mycetobia. Sie mag vorläufig hier anschließend beschrieben werden.
Eine gute Kopfbeschreibung fehlt bisher in der Literatur. Die Larven
leben in Baumfluß.
Die Dorsalseite zeigt eine bis zum Ocecipitalrande ziemlich gleich-
breit bleibende Präfrons, die erst ganz kurz vor dem Rande stumpf
abgeschnitten ıhr Ende findet, oralwärts geht sie ohne Naht in das
Labrum über. Auf den Lateralia sind in halber Kopfhöhe ungefähr
je ein unregelmäßiger, annähernd dreieckiger Augenfleck nahe den
lateralen Präfrontalrändern zu sehen. Die kurzen, aber kompakten
Fühler bestehen aus einem kugeligen Anfangs- und einem scheiben-
förmigen, knopfartig darauf sitzenden zweiten Gliede. Die Lateral-
platten weisen in dieser Ansicht nichts auffälliges auf. Bei der Be-
trachtung der Ventralseite (Fig. 21) dagegen fällt uns sofert die un-
geheure Reduktion der kaum mehr ventral umgeklappten Lateralia
ins Auge. Nur am ÖOcceipitalrande sehen wir stark oralwärts ge-
schwungen jederseits eine Chitinspange nach der Medianlinie hin-
ziehen. Sie kommen aber in ihr nicht zur Verschmelzung. An ihnen
etwa in der Mitte ansetzend entdecken wir zwei ungefähr parallel
gerichtete Chitinstäbe, welche dorso-oralwärts den Kopf durchziehen
und in der Region der oralen Enden der Präfrontalnähte ihren Ab-
schluß finden. In ihnen haben wir ‚‚Tentorialstäbe‘‘ der Literatur vor
uns. Die Ansatzsehnen der Mandibularadduktoren sind stabförmig
bis plattenartig chitinisiert und erstrecken sich parallel der Dorsal-
und Lateralseite in das Kopfinnere. An chitinisierten Bildungen des
Innenskelettes sehen wir schließlich noch in der Hypopharynxregion,
diesem offenbar angehörend, eine U-förmige Chitinspange, deren
konkav. Seite oralwärts gerichtet ist; in lateral geschwungenem Bogen
strebt sie beiderseits den Ansatzstellen der Mandibularadduktores-
‘sehnen zu und findet in ihrer Nähe ihr Ende. Occipitalwärts ent-
sendet besagte Spange jederseits noch einen kurzen freiendigenden
Chitinstab. der in schwacher Krümmung sich dem Pharynx anlegt.
Das Mentum ist entsprechend der starken Reduktion der ventral-
wärts umpgeklappten Lateraliateile gänzlich verschwunden. Die
Über die Kopfbildung der Dipterenlarven. 31
Mandibeln sind in unserer Figur in gesenktem Zustande gezeichnet;
es erhellt, daß sie in der Vertikalebene beweglich sind. Hierdurch
‘erklärt sich auch, daß die Retractoressehnen (kaum chitinisiert) in
unserer Ventralansicht durch die Sehnen der Musculi flexores mandi-
bulae verdeckt — weil dorsalwärts von ihnen gelegen — nicht zu sehen
sind. Im Leben kann man ohnedies beobachten, daß die Mandibeln
auch als Fortbewegungsorgane benutzt werden. Ihre genaue Aus-
bildung studieren wir besser an herauspräparierten Exemplaren.
Dies letztere gilt auch für die Oberlippe und das häutige Prämentum.
Die Mandibel ist zweigliedrig. Das von der Seite gesehen etwa recht-
winklig-dreieckige Basalglied zeigt an dem einen Hypotenusenende
eine Gelenkpfanne, in die der Gelenkkopf des Mandibularwinkel-
gelenkes einsetzt, — die eingezeichneten Sehnen der Muskuli flexores
et extensores mandibulae veranschaulichen deutlich das Zustande-
kommen der vertikalen Bewegung — am entgegengesetzten Ende
aber einen nach oben gekrümmten Zahnfortsatz, der auf der oberen
Innenseite nochmals zwei Sekundärzähnchen besitzt. Die hier an-
schließende Kathetenseite ist etwas über ?/, so lang wie die andere
Kathete und bildet ın ıhrer dem Scheitel des rechten Winkels an-
setzenden oberen Hälfte die Basis für das zweite Glied, die eigentliche
Kaulade. Diese etwa nur ein Drittel so groß wie das Basalglied, ist
schaufelförmig und zugespitzi. Am einen Schaufelrande besitzt es
drei ansehnliche oben abgerundete Zähne, auf der Innenfläche eine
Borstenreihe. Die Form der Maxille erhellt auch am besten aus seit-
licher Ansicht (Fig. 21r. u.). Hier sehen wir sie im Zusammenhang mit
der Mandibel und dem Fühler der einen Seite nebst den anschließenden
Chitinelementen herauspräpariert. Alle Teile, Cardo, Stipes mit Lade
und Taster, sind nachweisbar, wenn auch die Abgrenzung der einzelnen
Teile gegeneinander schwer fällt. In schöner Weise bringt diese Figur
auch — die Ventralansicht ergänzend — die Streichrichtungen der
Mandibularadduktoressehnen (oral—caudal) und der ‚‚Tentorial-
stäbe‘“ (dorsooral—ventrocaudal) zur Anschauung.
Für das Prämentum, dessen oralwärts gerichteter zugespitzter
Lappen mit feinen Haaren besetzt ist, mag die beigefügte Abbildung
(Fig. 21r. 0.) genügen; auf dieOberlippe wollen wir etwas näher eingehen.
Unsere Figur (Fig. 21 Mitte) zeigt sie etwas schräg von der Seite. Diese
Stellung ist ausnahmsweise absichtlich gewählt, weil sowohl bei voll-
ständiger ventral- wie Lateralansicht die Mundöffnung (OÖ) nicht
so deutlich zu sehen ist. Ventral gesehen wäre sie fast vollständig
verdeckt von dem kapuzenförmig herabhängenden Oberlippenteil,
streng lateral gesehen natürlich gänzlich unsichtbar. Ich erwähnte
eben schon die merkwürdige Ausbildung des epipharyngealen Teiles,
der zunächst in einem stark behaarten breiteren Hauptteile, dann,
daran anschließend, in einem ebenfalls über und über mit Haaren
besetzten etwas schmäleren Lappen über die Mundöffnung sich senkt.
Seitlich von letzterer aber bemerken wir vertikal gestellte, am Außen-
randedurch je fünfabgerundeteZähnchen ausgezeichnete Prämandibeln.
Unter derMundöffnung bildet das schwache Chitin nochmals vierFalten.
6. Heft
53 Dr. W. Bischoff:
Familie Scatopsidse. (Fig. 22.)
Ich hatte Gelegenheit, die Kopfbildung der Larven dieser Familie
von den verschiedensten Fundstätten und Arten zu untersuchen,
aus Kuhmist, unter Rinde usw. Sie hatten sämtlich dieselbe Ausbildung
des Kopfes in seiner Gesamtheit wie der einzelnen Mundwerkzeuge.
Nur in einem einzigen Falle glaube ich eine Abweichung hinsichtlich
der ventral umgeklappten Lateralia zu sehen, die ich weiter unten
besonders erwähnen werde. Die neueste in der Literatur vorliegende
Fig. 22. Scatopse pulicaria: Links oben: Mandibel,
rechts unten: Kopf ventral.
Beschreibung ist dıe der Larve von Scatopse notata durch de Meijere
(l.e., 1916, p. 180). Indessen mit dieser kann ich mich hinsichtlich
des Kopfes nicht einverstanden erklären, besonders auch nicht hin-
sichtlich der gegebenen Ventralansicht (Taf. 4, Fig. 1). Meine Figuren
beziehen sich im besonderen auf Scatopse pulicaria, deren Larven unter
Akazienrinde im faulenden Baste von G. W. Müller gesammelt
wurden. Die Präfrons ist breit und nach hinten zugespitzt, wie wir auf
der Dorsalansicht sehen. Eine Grenznaht gegen die Oberlippe ist nicht
nachweisbar. Hinsichtlich der Fühler kann ich den Ausführnugen
de Meijeres wie seiner Abbildung beistimmen (vgl. Fig. 22F). Auf
Über die Kopfbildung der Dipterenlarven. 33
den dorsalen Teilen der Lateralia findet man lateral- und auffallend
weit oceipitalwärts gelagert Augenflecken. Die ventral umgeklappten
Lateralia finde auch ich in der nämlichen Ausbildung wie sie die oben
erwähnte Ventralansicht de Meijeres zeigt, im Text aber nicht
beschrieben wurde: sie stoßen median nicht mehr zusammen, sondern
lassen einen Streifen weichhäutig zwischen sich, Submentum und
Mentum sind gänzlich geschwunden. Hier habe ich die oben erwähnte
Ausnahme anzuführen, die ich an einem Kanadabalsampräparat
G. W.Müllers zu machen glaubte: an ıhm schien die Reduktion
fortgeschritten bis zu der auch in meiner Figur zu sehenden dunklen
Chitinzeichnung, die von der dunkeln Hauptumrandung in etwa einem
Winkel von 45 Grad schräg nach oben zieht. Ganz im Gegensatz zu
deMeijeres Bemerkung (1916, l.c., p.180) fand ich überall die
Maxillen in allen Teilen gut ausgebildet, was besonders klar an heraus-
präparierten Exemplaren zu sehen ist (s. Fig. 22). Die Cardo der Maxille
ist ein großes, etwa rechteckiges Gebilde und trägt zwei Borsten; der
Stipes ist kurz, oben keulenförmig angeschwollen und trägt auf seiner
äußeren Lateralseite den rudimentären Taster mit sechs Sinnespapillen,
auf der inneren oberen Seite noch drei dıcht nebeneinander liegende
Papillen. Die an ihm nach innen ansitzende, im oberen Teile stark
behaarte Lade trägt zwischen den Haaren auf der Außenseite eine
starke Borste, am oberen und inneren Rande zwei größere kegelförmige
Papillen und auf ihrem unteren vorderen Teile ein schräg liegendes
dünnes Chitinplättchen, welches de Meijere wrtiimlich als Cardo
ansah. Es scheint fast so, als wäre sogar noch ein Rudiment einer
von ihr besonders differenzierten Außenlade vorhanden (Fig. 22).
Die annähernd vertikal beweglichen — wie aus der Ventralansicht
ersichtlich — Mandibeln sieht man in ihrer vollen Ausbildung nur
an herauspräparierten Exemplaren (Fig. 22 1.o.). Hier kann ich der
de Meijereschen Beschreibung wieder beistimmen. Aufmerksam
möchte ich machen auf die Ähnlichkeit mit der Maxille von Mycetobia;
das zweite Glied ist nur unterschiedlich mit dem Basalgliede fest: ver-
schmolzen, und der nach oben gekrümmte Zahnfortsatz der Hypo-
tenusenseite besitzt keine Sekundärzähnchen. Die Beschreibung der
Oberlippe durch de Meijere bleibt mir jedoch sowohl bei Vergleich
mit der in dieser Beziehung ungenügenden Fig. 1 wie auch mit meinen
Präparaten gänzlich unklar. Ich betone ihre fast gleiche Ausbildung
mit der Oberlippe von Mycetobia, nur konnte ich die unter der Mun-
öffnung dort erwähnten Chitinfalten nicht nachweisen. Von der Unter-
lippe sind das durch rudimentäre, mit Papillen besetzten Tastern am
oberen Ende ausgezeichnete und in deroberen Hälfte stark behaarte Prä-
mentum sowie der Hypopharynx häutig erhalten. De Meijere be-
zeichnet erstere als relativ klein, dem ich nicht beistimmen möchte
(s. Fig. Prm.). Er sah, nach seiner Figur zu urteilen, nur die obere
- behaarte Hälfte. Seiner Schilderung des Hypopharynx pflichte ich
bei (Fig. H).
Aschiv für Naturgeschichte
1222. 4. %. . je) 6. Heft
24 Dr. W. Bischoff:
Familie Rhyphidae. (Fig. 23.)
Ich untersuchte Larven aus Kuhmist und aus faulendem Laube.
Die Köpfe weisen eine äußerst auffallende Ähnlichkeit mit Mycetobia
auf. Dies zeigt schon die Dorsalansicht: Die Präfrons, oralwärts nicht
durch eine Naht gegen die Oberlippe abgegrenzt, erfährt zunächst
Rh yphrs, Korf venTral.
Fig.23. Rhyphus: Links oben: Kopf ventral; rechts unten: Mandibel,
Maxille und Fühler lateral.
durch schwach konkave Einsenkungen ihrer Lateralränder eine Ver-
schmälerung, zwar etwas unterhalb der gleich derjenigen von Mycetobia
ausgebildeten Fühler. Hierauf divergieren ihre Ränder wieder all-
mählich, und sie erreichen in der Höhe des oralen Kopfdrittels ihre
Maximalbreite (über ein Drittel der Gesamtkopfbreite). Hier liegen
den Seitenrändern auf den Lateralia die Augenflecken dicht an. Von
dieser Stelle an ganz allmählich schmäler werdend, errreicht die Prä-
frons wie bei Mycetobia kurz vor dem oceipitalen Kopfrande stumpf
Über die Kopfbildung der Dipterenlarven. 35
abgeschnitten ihr Ende. Die Fühler haben genau dieselbe Form wie
bei Mycetobia. Überhaupt ist die Ähnlichkeit von Rhyphus und
Mycetobia in dieser Ansicht auch nach der allgemeinen Kopfform —-
nach vorn etwas verjüngt, nach hinten verbreitert — eine zum Ver-
wechseln große, denn die etwas verschiedene Ausbildung der Präfrons
fällt nicht in die Augen. Von der Ventralseite (Fig. 23) aus gesehen
haben wir auch fast dasselbe Bild wie bei Mycetobia, nur sind die
Lateralia nicht ganz so weit reduziert, und die bei Mycetobia getrennt
bleibenden Chitinspangen des Occipitalrandes sind hier verschmolzen.
Das verschiedene Aussehen in unseren Ventralansichten kommt durch
die verschiedene Stellung der Maxillen und Mandibeln zustande: Sind
sie In unserer Mycetobienabbildung herabgesenkt gezeichnet, ver-
decken dadurch einesteils die Unterlippe und geben anderenteils
aber das Fühlerbild in voller Ausbildung frei, so sind durch die empor-
gerichtete Stellung der Mandibeln in der Ahyphus-Larvenkopfabbildung
die Fühler durch die Maxillen verdeckt, und die Unterlippe liegt frei
vor Augen. Beide Figuren ergänzen sich also und zeigen gleichzeitig
die Bewegungsmöglichkeit der Maxillen!
Die Innenskeletteile sind entsprechend ausgebildet, nur sind die
Platten der chitinisierten Mandibularadduktoressehnen dichter an
die ventrooceipital—-dorsooralwärtts den Kopf durchziehenden
Tentorialstäbe herangerückt, und der U-förmigen Hypopharynx-
spange fehlen die kurzen occipitalwärts den Pharynx anliegenden
Fortsätze. Maxillen und Unterlippe sind denen von Mycetobra ent-
sprechend gebaut. Für die Maxille erhellt dies besonders durch Ver-
gleich der Fig.23r. u. mit Fig.21 r. u. von Mycetobia. Aus ihr geht auch
besonders schön die täuschende Gleichheit in Lagenanordnung und
Form von Maxille, Mandibel und Ansatzsehnen, Fühler und Tentorial-
stäbenhervor. Bei Betrachtung von beiden Seiten oder im aufgerichteten
Zustande fällt uns an den vertikal beweglichen Mandibeln ein Unter-
schied gegenüber Mycetobia auf: Sie besitzt eine abgerundete Spitze
und jederseits eine Borstenreihe, die durch Dichtigkeit und Länge
der Borsten auffällt. Die Oberlippe weist abweichend von Mycetobia
nur einen einheitlichen, stark behaarten, herabhängenden Lappen
auf, der in Ventralansicht die runde Mundöffnung gänzlich verdeckt.
Die Prämandibeln haben, vertikal gestellt, die Ausbildung, die wir
schon von Mycetobia und Scatopse kennen. Chitinfalten unter der
Mundöffnung wurden nicht von mir nachgewiesen. Da im übrigen
das Bild fast gleich dem der Oberlippe von Mycetobia ist, verweise ich
auf die dort gegebene Figur.
Familie Blepharoceridae. (Fig. 24.)
Untersucht wurden von mir Larven der Gattungen ZLiponeura,
Hapalothrix und Curupira und zwar die der Spezies L. brevirostris,
L. br. var. Hetschkoi L. cinarescens, L. cin. var, minor, Hapalothrix
lugubris und Curupira torrentium. Die Larven letztgenannter Art
warden von G. W. Müller in Brasilien in der schnell fließenden
3* 6. Heft
36 Dr. W. Bischoff:
Garcia (Nebenflüßchen des Itajaha der Provinz Santa Catharina)
und den zufließenden Bächen Jordan und Caet& gefangen. Die von
L. brewirostris stammten aus Thüringer Gebirgsbächen. L. cinarescens
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Fig.24. Hapalothrix lugubris: Oben: Kopf dorsal; links Mitte:
Mandibel; links unten: Maxille und Mentallappen der einen Seite.
Liponeura: Rechts unten: Kopf ventral.
Larven erhielt ich durch die Güte Herrn Professor Hetschkos aus
Tirol, während die übrigen Spezies ich persönlich in den Quellflüssen
der Iller in den Allgäuer Alpen fing
Über die Kopfbildung und die Mundwerkzeuge der Larven dieser
Familie habe ich schon in meiner Abhandlung „Zur Kenntnis der
Blepharoceriden‘“ eingehend gesprochen. Jedoch scheint es mir
wünschenswert, im Rahmen dieser Arbeit das wichtigste in dieser
Beziehung zu rekapitulieren.
Über die Kopfbildung der Dipterenlarven. 37
Der Kopf ist hier in eine merkwürdig enge Beziehung mit den
drei Brustsegmenten getreten, sodaß bei oberflächlicher Untersuchung
man diese zum Kopf hinzuzurechnen in Versuchung kommt. Der
Kopf ist jedoch nur etwa das vorderste Drittel des kugligen ersten
Körperabschnittes. Dorsal (Fig. 24 0.) erblickt man die ovale Präfrons,
die mit ihrem occipital zugespitzten Ende den Hinterhauptsrand
gerade erreicht. Ihre Trennungsnaht gegen das Labium hin ist nicht
immer ausgebildet. Die Lateralia zeigen tiefe, oralwärts gerichtete
Einschnitte. Die Augen stehen entweder auf den weicheren Zwischen-
häuten der besagten Einschnitte oder oralwärts unmittelbar vor dem
Ende dieser. Die Fühler sind zuweilen kurz ein- bis zweigliedrig,
mitunter fadenförmig lang ohne deutliche Gliederung. Die Ventral-
ansicht zeigt, daß die Lateralia nur schwach nach dieser Seite um-
klappen, der übrige Teil dagegen weichhäutig bleibt, so daß die Grenz-
linie gegen den Thorax nur schwer zu erkennen ist. Ein chitinisiertes
Mentum und Submentum fehlen. In den Thoracalteil hinein ragen
sehen wir ein Paar kurze (Iuponeura und Curupira) oder lange (Ha-
palothrix) Chitingräten, die Ansatzstellen für Muskulatur bilden.
Einen Chitinring sehen wır auch den Pharynx umschließen, der dorsal-
seits zwei dem letzteren anliegende und analwärts gerichtete Fort-
sätze besitzt. Als paarige häutige Reste des Mentums sind wahr-
scheinlich zwei stark behaarte Polster (siehe Fig. 24 u.) anzusehen,
die teils (besonders bei Curupira, etwas schwächer bei Hapalothrix)
recht ansehnlich sind, teils (Ziponeura) nur noch rudimentäre Gebilde
darstellen, die bei Herauspräparation der Mandibeln an diesen hängen
bleiben. Das häutige Prämentum ist bei einigen Arten (Liponeura)
durch rudimentäre Taster ausgezeichnet. Der Hypophazynx ist eben-
falls häutig und schaufelförmig ausgebildet. Die Maxille (Fig. 24 u.)
besitzen medianwärts stark behaarte Laden und kleine kuglige Taster.
Die Mandibeln sind vertikal beweglich, eingliedrig und besitzen meist
drei stumpfe Zähne sowie stets ein Borstenbüschel an der Basis des
dritten Zahnes.
Familie Cecidomyidae. (Fig. 25.)
Es wurden untersucht verschiedene gallenbildende Larven und
solche, die ohne Gallenbildung unter Baumrinde leben. Die Kleinheit
der Köpfe legt einer morphologischen Beschreibung, besonders der
Mundwerkzeuge, erhebliche Schwierigkeiten in den Weg. Schon öfter
wurde in der Literatur darauf hingewiesen, daß nur der vordere Teil
des Kopfes chitinisiert ist. Die Mundwerkzeuge werden allgemein
als rudimentär bezeichnet. Als typisches Merkmal ist bei sehr vielen
Arten die Spatula sternales des Prothorax ausgebildet. Ich sehe bei
meinen Formen stets den vorderen'Teil einheitlich chitinisiert (s. Fig.25),
wobei die Chitinisierung sich hauptsächlich auf die Dorsalseite be-
schränkt; auf ihr stehen am oralen Rande die deutlichen eingliedrigen
Fühler, die etwa die Länge der Hälfte des chitinisierten Kopfes be-
sitzen. Die Mundwerkzeuge selbst sind sehr klein aber alle nach-
6. Heft
38 Dr. W. Bischoff:
weisbar {s. Fig. 25); der saugenden
Lebensweise entsprechend sehen wir den
Anfang des Pharynx mit einem chiti-
nisierten Pharyngealapparat ausge-
rüstet. Von dem lateralen Ende
des chitinisierten dorsalen Kopfteiles
bemerkt man bei einigen Arten noch
laterale Chitinleisten am übrigen Teile
des Kopfes nach hinten ziehen. Im
hinteren Kopfteile bemerkt man auch
— bei einigen Arten ganz auffallend
große haarige Pigmentablagerungen,
deren Deutung als Augen mir ım Ge-
gensatze zu den Äußerungen in bis-
heriger Literatur sehr problematisch
Fig. 25. dünkt; vielmehr scheint es sich mir um
Cecidomyide: merkwürdige Pigmentablagerungen in
Kopf ventral. Tracheenästen zu handeln, deren Be-
deutung ich jedoch nicht weiter unter-
sucht habe.
Gattung Trichocera. (Fig. 26.)
Hier muß auch die Larve einer Form besprochen werden, die bis-
her zu den Limnobiiden, der einen Familie der im zweiten Teile
dieser Arbeit zu besprechenden Polyneura gestellt wird. Die Larve
findet hier ihre Beschreibung schon, da sie einen eucephalen Kopf
besitzt und dadurch sich ungezwungen an die Köpfe der Oligoneura
anschließen läßt.
Eine gute Beschreibung der Larven dieser Gattung wurde 1912
von Keilin veröffentlicht, die auch den Bau der Köpfe in Text und
Figur gut wiedergibt. De Meijere gab 1916 nochmals in seiner
großen Arbeit über Dipterenlarven und -Puppen eine ergänzende
Beschreiburg anschließend an die von Keilin, jedoch seine Ab-
bildungen der Köpfe (l.c., Taf.5, Fig. 21 u. 22) sind sehr ungenau.
Da nun der Kopfbau dieser Larve i im Rahmen dieser Arbeit von be-
sonderem Interesse ist, sei es mir gestattet, hier nochmals eine kurze
zusammenfassende Beschreibung zu geben und vor allem eine gute
Ventralansicht (Fig. 26) sowie gesonderte Ansicht der Mandibel und
Fühler (Fig. 26 u.) zu bringen.
Meine Larven wurden unter feuchtem Laub und unter Fichten-
rinde gefangen.
Der Kopf ist gänzlich eucephal und zeigt auf der Dorsalseite
eine ziemlich breite nach hinten sich verjüngende Präfrons, die oral- .
wärts nahtlos in die Oberlippe übergeht. Die Fühler sind klein und
zweigliedrig, das zweite Glied, nur um ein geringes kleiner wie das
kuglige Grundglied, ist oval zugespitzt. Seitlich der Fühler befinden
sich auf den ‚Lateralia äußerst unauffällige, kleine, nierenförmige
Über die Kopfbildung der Dipterenlarven. 39
Augenflecken. Die Lateralia besitzen am occipitalen Rande nahe den
Seitenrändern je einen schwachen oralwärts gerichteten Einschnitt.
Ähnliche Bildungen fanden wir schon bei den Bibioniden, bei Ditomyra
und äußerst schwach nur bei Sciara (Fig. 26*). Die Ventralansicht
LARIYZ, Ehyz
el he I
N ih © %
Ir Frichecera hr ve Er va nfral
2
Fig. 26. Trichocera hiemalis: Oben Kopf ventral; unten links: Fühler;
unten rechts: Mandibel,
zeigt, daß die ventral umgeklappten Lateralia weit getrennt bleiben,
ihre caudalen Ränder sind durch eine dünne gerade Chitinbrücke
miteinander verbunden. Von den seitlichen Enden aus durchziehen
in ventrocaudal-dorsooraler Richtung Chitinstäbe den Kopf homolog
denen von Rhyphus und Mycetobia. Die Oberlippe hat dieselbe Aus-
bildung, wie wir sie bei Scatopse und den beiden ebengenannten Larven
fanden, mit den eigentümlichen vertikal gestellten „Prämandibeln“
neben der Mundöffnung. Die Mandibel (Fig. 26u.r.) erinnert durch
den hier beweglichen Anhang an der Hypotenusenseite des Basal-
gliedes noch lebhaft an die von Ptychoptera. Auch die über diese Seite
herabhängende Borstenreihe hat sie mit der Piychoptera-Mandibel
6. Heft
40 Dr. W. Bischoff:
gemeinsam. Die Maxillen haben gänzlich die Ausbildung, die wir bei
Scatopse kennen lernten, wie ein Vergleich der Ventralansichten
beider Formen sofort zeigt, nur fehlt der Lade bei Trichocera das schräg-
gestellte Chitinplättehen der von Scatopse, und sie ıst etwas mehr
rechteckig ın der Form. Auch umkränzt der Stipes die Stelle, auf
welcher der Taster sitzt, in weitem Kreise mit einem Haarkranze,
und der Taster trägt im Gegensatze zu Scatopse neun Papillen. Ein
Mentum und Submentum fehlt natürlich infolge der weitgehenden
ventralen Reduktion der Lateralia; das behaarte Prämentum ent-
behrt die Tasterrudimente, der Hypopharynx zeigt die Form der von
Scatopse, doch ohne die starke Behaarung.
Phylogenetische Betrachtungen über die Familien der Oligonenra.
Nachdem wir hiermit die Familien der Oligoneura hinsichtlich der
uns im Rahmen dieser Arbeit interessierenden Ausbildung der Köpfe
zu Ende gesprochen haben, wollen wir in diesem Abschnitte sehen,
inwieweit wir eine einheitliche Entwicklungsreihe innerhalb dieser
Gruppe aufstellen können, und ob event. verschiedene von einem
Typus ausstrahlende Entwicklungsreihen nebeneinander hergehen.
Zu diesem Zwecke müssen wir uns zunächst darüber klar sein, welche
Verhältnisse sind als die ursprünglichsten anzusehen. In dieser Hin-
sicht hat de Meijere p. 305 seiner Arbeit Erkennungszeichen des
Primitiven hinsichtlich der Larven angegeben. Er bezeichnet als
solche: ‚1. Freier Kopf mit vollständiger Kopfkapsel, 2. mehrgliedrige
Fühler, 3. Vorhandensein von Augen, 4. kompliziert gebaute Ober-
kiefer, 5. desgleichen Unterkiefer mit wenigstens zweigliedrigem
Taster, 6. Unterlippe mit großem freiem Submentum, 7. peri-
° pneustisches Tracheensystem mit möglichst großer ‚Stigmenzahl,
8. wenige „Knospen“ an den Stigmen.“
Punkt 2, 3, 7 und 8 scheinen mir phylogenetisch nicht verwertbar
zu sein, denn ihr Wandel unterliegt zu sehr den äußeren biologischen
Verhältnissen, unter denen die Larven leben. Augen z. B. werden
sehr leicht verloren gehen, wenn das Tier dauernd im Dunkeln lebt,
ohne daß wir das Tier deshalb als höherstehend betrachten dürfen
als ein solches, welches noch sehend ist, weil es eben immer Gelegenheit
hatte, die Augen zu benutzen. Gewiß ist ein peripneustisches
Tracheensystem das ursprüngliche, aber eine ständig im freien Wasser
lebende Larve wird gar rasch alle Stigmenpaare bis auf das letzte
abdominale verlieren, da sie ja nur eine Gefahr für das Tier darstellen
würden; denn leicht könnte Wasser durch sie in das Tracheensystem
_ eindringen. Das letzte abdominale bleibt aber erhalten, denn dieses
allein kann bequem in Funktion treten, wenn das Tier dem Wasser-
spiegel sich nähert. Ampbipneustische Ausbildung wird sich dort er-
halten, wo die Gelegenheit gegeben ist, auch das thorakale Stigmen-
paar in Funktion zu erhalten, z. B. in der hygropetrischen Fauna.
Finden wir aber in ihr metapneustische Larven, so dürfen wir daraus
keineswegs den Schluß ziehen, phylogenetisch höherstehende zu haben;
Über die Kopfbildung der Dipterenlarven. Al
vielmehr ließe diese Tatsache nur den Schluß zu, daß ihre stammes-
geschichtlichen Vorfahren unter biologischen Verhältnissen lebten,
die eine Reduktion des thorakalen Stigmenpaares notwendig machten.
Umgekehrt können m.E. die Vorfahren amphipneustischer Larven
durchaus schon metapneustisch gewesen sein, und neue Lebensver-
hältnisse ließen das Bruststigmenpaar sekundär wieder zum Durch-
bruch kommen. Ähnlich verhält es sich mit dem Bau der Stignien,
äußere Lebensverhältnisse werden oft seine rasche Änderung dringend
benötigen. Hinsichtlich der Fühler liegen die Verhältnisse ähnlich wie
bei den Augen. Als Sinnesorgane werden sie dort rasch verkümmern,
wo ihre Funktion behindert ist. So fallen diese starken Schwankungen
unterworfenen primitiven Merkmale für die stammesgeschichtliche
Bewertung nicht in die Wage, und als sicher verwertbar bleib; nur die
Ausbildung des Kopfes und seiner Mundwerkzeuge. Auch unter den
verschiedensten Lebensverhältnissen wird ein eucephaler Kopf niemals
bedrohlich für die Existenz des Tieres. So finden wir in der Tat unter
den verschiedensten biologischen Verhältnissen Larven mit eucephalen,
mit halb in den Thorax eingezogenen und mit gänzlich reduzierten
Köpfen zu Lebensgemeinschaften vereinigt. Selbst der Übergang
zur saugenden Nahrungsaufnahme zwingt nicht zur Aufgabe des eu-
cephalen Kopfes, als Beispiel möchte ich nur meinen dritten Typus
des Chironomidenlarvenkopfes anführen. So sehen wir, daß wir auf
Grund der Ausbildung der Köpfe hinsichtlich der Larven in der Tat
berechtigt sind, phyletische Betrachtungen anzustellen. In betreff
der Köpfe will ich hier die primitiven Merkmale zusammenstellen:
Als ursprünglich haben wir zu betrachten: gänzlich eucephale Köpfe,
deren Präfrons möglichst deutlich und breit ausgebildet, deren Mun-
werkzeuge einschließlich der Unterlippe in allen Teilen komplizierten
Bau aufweisen; hinsichtlich des Labiums müssen also noch alle Teile
insbesondere auch das Submentum deutlich sichtbar sein. Bis auf Prä-
mentum und Hypopharynx müssen alle Teile gute Chitinisierung zeigen.
Die Mandibeln zeigen Bewegung in der Horizontalebene.
Es unterliegt keinem Zweifel, daß der Kopf der Ptychoptera-
Larve diesen Bedingungen am vollständigsten genügt. Ihn sehe ich
daher auch als den Ausgangspunkt der Entwicklungen an. Ist nun
nach dem oben gesagten die vollkommenste Ausbildung aller Teile
das Primitive, so kann notgedrungen eine Entwicklung rur in einer
allmählichen Reduktion nach irgendeiner Richtung bestehen, vielleicht
mag gleichzeitig die Richtung der Bewegungsehenen der Mandibeln
sich verändern. Da sie primitiv horizontal gelagert ist, kann die Ver-
änderung nur in einer allmählichen Aufrichtung dieser bis zur Vertikalen
bestehen. Eine Durchsicht. der Reihenfolge, in der ich die einzelnen
Familien besprochen habe, wird dem Leser zeigen, daß diese schon nach
dem Gesichtspunkte der Entwicklung resp. Reduktion erfolet ist.
Dem Ptychoptera-Larvenkopfe sehr nahe steht zweifelsohne
der der Larve von Ouler; besonders die hier noch kräftigere Ausbildung
des Strudelapparates an der Oberlippe läßt beide sehr ähneln. Freilich
ist die Ausbildung der Fühler eine gänzlich verschiedene. Während
6. Feft
42 Dr. W. Bischoff:
bei Ptychoptera zweigliedrige kurze Fühler zu sehen waren, sind diese
bei Culex fadenförmig lang und umgegliedert. Indessen dürfen wir
auf die verschiedene Ausbildung der Fühler nıe ein großes Gewicht
legen, was das Auftreten der verschiedensten Fühler innerhalb einer
Familie (z. B. Blepharoceriden, s. m. Abh.) zur Genüge beweist.
Gleichwohl wird analoge Ausbildung im Zusammenhang mit sonst
gleichen Merkmalen als mitbestimmend gelegentlich angeführt werden.
Auch ein wohl ausgebildetes Submentum ist bei Culex noch zu sehen:
wenn es auch schon mit den Lateralia verwachsen ist, so sind die
Trennungsnähte doch sehr deutlich. Die Mandibeln haben jedoch
schon erhebliche Umbildungen erfahren, während Pibio z. B. noch
erheblich ähnlichere besitzt (vergl. die entsprechenden Figuren der
Literatur). Ich fasse daher Oulex als Vertreter einer sehr umfangreichen
Seitenabzweigung auf. Die übrigen Gattungen der Culiciden gehören
dieser auch an und zeigen ihre Auflösung in mehrere Teiläste. Der
eine führt über Corethra (Mochlonyx) zu Sayomyia (Corethra). Hierauf
wies ich schon oben (p.7u.8) hin. Über Anopheles leitet die Entwicklung
zu den Dixiden hinüber: bei Anopheles ist die ursprüngliche Lage
des Submentums nur noch durch eine dunkle Chitinfärbung angedeutet,
während bei den Dixiden selhst diese verloren gegangen ist. Vor
allem nimmt die Maxille von Anopheles eine merkwürdige Zwischen-
stellung ein zwischen der von Oulex und Dixa: die Maxillenlade ist bei
Anopheles schon rechteckig bis schwach rhombisch geworden, ihr
Stipes verschmälert kurz tasterförmig; hei Dixa schließlich erstere
stark rhombisch zugespitzt und der letztere schlank lang tasterförmig.
Auch der Strudelapparat von Dixa ist sehr ähnlich dem von Anopheles,
und beide besitzen lange ungegliederte Fühler, was im Zusammenhang
mit den übrigen Tatsachen als mitbestimmend aufgeführt werden kann.
Schließlich können wir einen Vergleich der Augenflecken zum
Beleg hier heranziehen. Bei Culex haben wir einfache, lateral gelegene,
große Augenflecken; jedoch bei genauerer Untersuchung ist nach-
weisbar, daß diese aus je zwei übereinandergelagerten bestehen, von
denen der eine mehr rundlich, der andere langgestreckt ist. Bei 4no-
pheles sind. jederseits beide Augenflecken auseinandergerückt; und
zwar gehört nun der langgestreckte der Dorsalseite an, der hier wesent-
lich kleinere (etwa nur ein Drittel des ersten) rundliche der Ventral-
seite. Gleichzeitig zeigt der dorsal gelagerte — wenn auch noch un-
deutlich — schon die Tendenz der Auflösung ın ein Komplex von
Punktaugen. Bei Dixa schließlich sind die ventralseitigen Augen gänz-
lich verloren gegangen, während die dorsalen in Komplexe von Punkt-
augen gänzlich aufgelöst sind.
Die Simulidenlarven stehen in der Kopfausbildung (ulex sehr
nahe, dies zeigen vor allem die Laden der Maxillen: ihre Ausbildung
ist bei beiden die gleiche, eine Außen- und Innenlade ist zu sehen.
Der Stipes ist schon tasterförmig geworden und neigt hierin zu Ano-
pheles hinüber, so daß die Maxille eine Zwischenstellung zwischen der
von Anopheles und Culex einnimmt. Die Mandibel ähnelt gänzlich
der von C'ulex und Anopheles, vor allem ist die Zweiteilung der Kaulade
Über die Kopfbildung der Dipterenlarven. 43
analog der der beiden angeführten Gattungen. Die einheitlichen Augen-
flecken stehen wie bei Oulex lateral. Die bisher angeführten Tatsachen
ließen es berechtigt erscheinen, diese Form in die Entwicklungs-
reihe Oulez- Anopheles- Dixa einzureihen und zwar zwischen den beiden
erstgenannten. Indessen zwei Tatsachen bestimmen mich, in ihr einen
besonderen Seitenzweig zu sehen, der allerdings an besagter Stelle
seinen Ursprung haben dürfte. Erstlich nämlich ist das Submentum
im oceipitalen Teile reduziert und dadurch zwischen den ventral
umgeklappten l.ateralia eine weichhäutige Partie entstanden, während
die drei Vertreter besagter Entwicklungsreihe an dieser Stelle
noch ein Submentum besitzen mit deutlichen oder verwischten
Gienzen: zum anderen aber — und dieser Punkt scheint mir sehr
schwerwiegend — ist der Strudelapparat in außergewöhnlich her-
vorragender Weise modifiziert, so daß er sogar aus- und einklapp-
bar ist.
Culiciden, Simuliden und Dixiden scheinen mir nach Ausbildung
der Larvenköpfe (Ausbildung der Strudelapparate, der Maxillen,
Augen und Fühler!) viel näher einander verwandt zu sein, als es
sonst bei getrennten Familien der Fallist. Ich wäre daher geneigt, dies
auch im System zum Ausdruck zu bringen; ja Simulium z. B. scheint
mir Oulex näher zu stehen als Sayomyia—- siehe die gleiche Ausbildung
der Mandibeln, Maxillen, Mentalplatten, Fühler und Augen sowie
die Strudelapparate von Culex und $ mulvum, dagegen die unterschied-
liche Ausbildung dieser Teile bei C’ulex und Sayomyia sowie die ver-
schiedene Lage der Md. und Maxillen bei beiden letztgenannten Formen,
welche doch sogar mit C’ulex in einer Familie vereint sind. Ptychoptera
steht wesentlich weiter wie die beiden eben erwähnten Familien von
QOulex, was besonders aus der Form der Maxille und vor allem der
Mandibel hervorgeht, die nicht die Zweiteilung der Kaulade auf-
weist, sondern letztere ist breit dreieckig und mit einer Zahnreihe
versehen.
DiePsychodiden stehennach Ausbildung der Maxillenund Mandibeln
Piychoptera näher als Oulex, zeigen sie doch auch au den Mandibeln
eine einfache dreieckige Kaulade mit einer Zahnreihe. Eine schwache
Drehung der Bewegungsebene hat aber stattgefunden, auf die oben
schon hingewiesen wurde. Durch letztere Tatsache passen die Psycho-
diden in keine der bisher angeführten Entwicklungsreihen. Wir haben
sie wohl als kleinen Nebenast abzweigend in der Nähe von
Ptychoptera aufzufassen.
Welche Stellung nehmen nun die Chironomiden ım Stamm-
baume ein? Der unterste Typus (1), gekennzeichnet durch horizontal
bewegliche Mandibeln, deutliches bezähntes Mentalstück und ver-
wischte Submentalnähte scheint sich mir am natürlichsten in der Nähe
von Culex ableiten zu lassen, mit dessen larvalem Labrum das ihrige
die paarig angelegten, auf der epipharyngealen Seite befindlichen,
eigentümlichen, oceipitalwärts gerichteten Chitindornen gemeinsam
hat. Der Strudelapparat ist freilich verloren gegangen; die Mandibeln
erinnern noch sehr an die von Piychoptera durch die fünfzahnige Kau-
6. Hett
44 Dr. W. Bischoff:
platte und das Borstenbüschel am Basalrande. Letztere Tatsache
läßt mich vermuten, daß die Abzweigung der Chironomiden an dem
Stammbaumzweige Ptychoptera-Culex aber noch vor letzterer Form
erfolgte. Typus 2 und 3 sind natürlich Weiterentwicklungen
von Form 1: von Typus 2 haben zweifelsohne die Orphnephiliden
sich abgezweigt, denn bei ıhm finden sich gelegentlich schon Ansätze
zu den eigentümlichen hörnerartigen Bildungen der Orphnephiliden-
köpfe. Dabei steht der Typus der Orphnephilidenlarve vom Oybach
(Androprosopa?) dem Chiroromidentypus 2 noch am nächsten. Dieses
zeigen zunächst die noch dreigliedrigen Fühler, dann aber auch die
Augen. Wie bei den Chironomiden sehen wir jederseits noch zwei
Augenflecken, die allerdings sich schon eng aneinanderlegen. Da-
durch bilden sie den Übergang zu den einfachen Augenflecken der
Orphnephila-Larve.
Hiermit haben wir die Familien der Oligoneura zu Ende be-
sprochen, die als typischstes primitives Merkmal die gezähnte, stark
chitinisierte Mentalplatte gemeinsam haben. Innerhalb der nun weiter-
hin zu hesprechenden Olgoneura-familien werden wir eine baldige
völlige Reduktion des Mentums und überhaupt eine immer weiter
um sich greifende Reduktion des ventralen Kopfchitins auftreten
sehen. Zwei Entwicklungsreihen scheinen mir mit derselben eben
bezeichneten Tendenz neben einander herzugehen, von denen die
erste auf wesentlich tieferer Reduktionsstufe ihr Ende schon erreicht.
Diese nimmt ihren Anfang bei den Bibioniden. Ich wies bei der speziellen
Besprechung dieser Familie schon auf die oralwärts verdrängte, selb-
ständig gewordene Mentalplatte, die mit dem Prämentum verschmolzen
ist, sowie auf den nur schmalen medianen Zusammenhang der Lateralia
auf der Ventralseite hin. Am nächsten schließt sich ihre Kopfbildung
noch an Ptychoptera an, was die Form der Mandibel zeigt. Auch hier
finden wir eine mehrfach gezähnte Kaulade, und die Mandibeln sind
in der Horizontalebene beweglich. Aus der Familie der Myceto-
philiden bildet der Ditomyia-Typus das nächste Glied der Kette.
Auf ihre zwanglose Anreihung an Bebio durch ähnliche Ausbildung
der Maxillen, der Mandibeln und gleiche horizontale Bewegungsebene
dieser wurde oben schon hingewiesen. Das Mentum ist hier schon
gänzlich verloren gegangen. Die übrigen beiden oben gekennzeichneten
Mycetophilidentypen zeigen eine allmähliche. Spezialisierung der
Maxillen und Mandibeln, die beim 3. Tvpus vollendet ist und einen
innigen Connex zwischen beiden erzeugt hat (s. p. 24ff). Wegen dieser
absonderlichen Ausbildung kann an sie auf keinen Fall die mit den
Scatopsiden beginnende zweite Entwicklungsreihe angeschlossen werden,
deren Mandibel als ganz allmähliehe Umformung der Mandibeln der
Ptychoptera erscheint, von welcher auch diese zweite Reihe abge-
leitet werden muß. Die eigentümliche Stellung, die Ditomyra als Ur-
sprung des Mycetophilidenzweiges einnimmt. erklärt, daß systematisch
der Zweifel auftreten kann, ob man diesen Tvpus nicht von besagter
Familie vielleicht abtrennen muß. Innerhalb dieser ersten Reduktions-
reihe bleibt die Bewegungsebene der Mandibel horizontal.
Über die Kopfbildung der Dipterenlarven., 45
Bei den Scatopsiden ist Submentum und Mentum schon gänzlich
verschwunden. Dies zeigt ohne Zweifel, daß ursprüngliche Zwischen-
stufen zwischen Piychoptera und Scatopse ausgestorben sein müssen.
Sehr verlockend wäre es, diese zweite Reihe bei Ditomyva von der erst-
erwähnten sich abzweigen zu lassen, weil dann ım Bibio-Typus und
dem von Ditomyia hinsichtlich der Unterlippenreduktion die ge-
wünschten Zwischenglieder gefunden wären. Ich gestehe, daß ich eine
Zeit lang hierzu geneigt war. Indessen wäre dann nicht erklärbar,
wie die Maxillen und besonders auch die Mandibeln nach einer weit-
‚gehenden Formänderung, die sie bei Ditomyia gegenüber Ptychoptera
schon erfahren haben, bei den Scatopsiden eine Ausbildung wieder
annehmen sollten, die stark an die betreffenden Mundwerkzeuge der
Ptychoptera erinnern! Ein anderes Argument, welches für eine andere
Ableitung des Scatopse-Typus von letztgenannter Larve spricht, ist die
Form der dort noch erhaltenen Ventro-Lateralia, welche leicht wohl
an die von Piychoptera, nur schwer abeı an die von Bebro oder Ditom yia
sich anschließt, da bei letzteren eine erhebliche Modifikation der oceipito-
oralen Reduktion zu sehen ist. Die Bewegungsebene der Mandibeln
ist schon fast eine vertikale geworden. An letzteren ist der stumpfe
Zahn der Ptiychoptera-Mandibel und die Borstenreihe, die der Kaulade
entlang geht, noch zu sehen. Eine überraschende Ähnlichkeit mit dem
Scatopse-Typus hat der Trichocera-Larvenkopf, worauf m. W. bisher
in der Literatur nicht hingewiesen wurde. Dies stimmt ganz im be-
sonderen hinsichtlich der Ausbildung der Oberlippe mit den Prä-
‚mandibeln und der Maxillen. Die Mandibeln scheinen mir jedoch
durch den Besitz der gekrümmten Borstenreihe, die der aus der ovalen
Öffnung der Innenseite herausragenden der Ptychoptera-Mandibel zu
homologisieren ist, der letztgenannten näher zu stehen wie be-
sagtee Mundwerkzeug von Scatopse. Daher möchte ich vermuten,
daß die Scatopsiden eine kleine Abzweigung darstellen, während in
der direkten Entwicklung auf Trichocera hin ein Typus stand, der
eine primitivere Mandibel aufwies. Diese verhältnismäßig noch nähere
Beziehung des Trichocera-Kopfes zu dem von Ptychoptera ist ein Punkt,
auf den ich späterhin nach Besprechung der Polyneura wieder zurück-
kommen muß. Die ventrale Reduktion der Lateralia ist hier schon
weiter gediehen wie bei Scatopse. Sekundär sehen wir eine ganz schmale,
stabförmige Chitinbrücke zwischen den oceipitalen Enden der Lateralia
auftreten, welche die erste Stütze für die an ıhr ansetzenden, im
Innern des Kopfes hier auftretenden ‚Tentorialstäbe‘‘ der Literatur
bilden. Die nahen Beziehungen zwischen dem Trichocera-Kopfe
und dem der Rhyphus-Larve werden schon mehrmals in den bis-
herigen Veröffentlichungen erwähnt. In der Tat ist diese eine recht
große, wenn auch die Form der Maxille noch näher der von Scatopse
steht. Ich möchte den Rhyphus-Kopf aus dem der Trichocera ableiten.
Zunächst hinsichtlich der Reduktion der ventralen Lateralia zeigt
ein Vergleich der betreffenden Figuren, daß bei Rhyphus in der Tat diese
noch schmäler geworden sind wie bei Trichocera. Die stabförmige
Verbindungsbrücke zwischen den oceipitalen Lateralia-Enden ist
6. Heft
46 Dr. W. Bischoff:
kräftiger geworden und median etwas oralwärts eingeknickt. Die
Tentorialstäbe sind analog denen von Trichocera ausgebildet. Die
Mandibel hat einerseits die seitliche Borstenreihe derjenigen der
Ptychoptera und Trichocera verloren, andererseits ist sie aber zwei-
gliedrig geworden durch deutliches Absetzen der Kaulade gegen das
Basalglied; statt der schwach ausgebildeten Bezahnung hat sich
beiderseits an ıhr eine dichte Borstenreihe ausgebildet, deren Einzel-
horsten eine beträchtliche Länge besitzen. Diese teilweise Fortent-
wicklung erklärt sich auf biologiscbem Wege: Die Mandibeln werden
hier gleichzeitig zur Fortbewegung benutzt. Durch diese starke In-
anspruchnahme bildet sich die Zweigliedrigkeit aus. Gleichzeitig
werden die Sehnen der Adduktores stärker in Anspruch genommen
und dadurch stärker chitinisiert, sodaß sie als Innenskeletteile stab-
förmig in Erscheinung treten. Im Gegensatz zur occipitalventro-
oraldorsalen Richtung der Tentorialstäbe verlaufen diese in oroventraler.
Bei Mycetobia schließlich ist die ventrale Reduktion soweit gediehen,
daß von Lateralia auf dieser Seite nur noch ein ganz schmaler Streifen
zu sehen ist. Diese bisher zu den Mycetophiliden gestellte Form zeigt
vor allem auch in der Ausbildung der Maxillen und Mandibeln die
größte Ähnlichkeit mit Rhyphus. M ycetobia aber besitzt wieder deutlich
die Zähnelung der abgegliederten Kaulade und die zweite Borstenreihe
an ıhr fehlt. Die bei Rhyphus medıian oralwärts eingeknickte, oceipital-
ventrale Chitinbrücke ist hier median gespalten. Die fortschreitende
Entwicklung der Form der Chitinbrücke von der gerade gestreckten
von Trichocera über die oralwärts eingeknickte von Rhyphus zu der
hier gespaltenen findet ıhıe biologische Erklärung durch die saugende
Nahrungsaufnahme: Beim Einsaugen der Nahrung muß der Pharynx
zunächst kräftig zusammengepreßt, hierauf möglichst weit erweitert
werden, damit ein möglichst großer luftleerer Raum entsteht, der
mit zunehmender Größe eine umso kräftigere Saugwirkung erzielt.
Daher ist das Tier bestrebt, mittels der an den ‚‚Tentorialstäben“
ansetzenden Muskulatur den weichhäutigen und daher leicht be-
weglichen ventralen Kopfteil nach oben gegen den Pharynx zu pressen.
Durch diese andauernde Zugwirkung wird die allmähliche Einknickung
und schließliche Spaltung der Chitinbrücke erreicht, die ihrerseits
wieder gradweise die Saugwirkung erleichtert. Damit haben wir den
Endpunkt dieser Reduktionsreihe erreicht.
Die Larven zweier Familien haben bisher noch nicht ihren Platz
bei meinen Ausführungen erhalten, die der Cecidomyiden und die
der Blepharoceriden. Ich gestehe, daß die gänzlich abnorme Aus-
bildung ihrer Köpfe ihre Einreihung sehr schwierig macht. Den Larven-
köpfen beider Familien fehlt im Zusammenhang mit der starken
Reduktion der ventralen Chitinisierung eine Mentumplatte. Dies
gibt uns aber keineswegs die Berechtigung, — wie es bei oberflächlicher
Überlegung den Anschein haben könnte — sie als ableitbar zu halten
nur von solchen uns bekannten Formen, die auch schon das Mentum
verloren haben. Es ist vielmehr durchaus denkbar, sie an mit Mentum
ausgezeichnete Formen anzuschließen, indem wir annehmen, daß
Über die Kopfbildung der Dipterenlarven. 47
ganz außergewöhnliche biologische Verhältnisse die sehr rasche Re-
duktion bedingte; im allgemeinen pflegen biologische Verhältnisse ja
nicht formändernd auf die Köpfe einzuwirken (s. o. p. 41). Letzteres
möchte ich für die Blepharoceriden in Anspruch nehmen, und zwar
mich stützend auf drei Tatsachen. Erstlich handelt es sich bei ihnen
bekanntlich um Eiszeit-Relikte, deren Larven beim Rückgange der
Eiszeiten in die kalten Gebirgsflüsse geflüchtet sınd, dabei die eigen-
tümlichen Anpassungsmerkmale erhaltend, die ich in meiner dies-
bezüglichen Abhandlung auch besprochen habe. Es handelt sich also
ohne Zweifel um eine der sehr alten, ım Stammbaum tief stehenden
Familien; die Mentumplatte aber ist ein Merkmal dieser primitiven
Formen. Dann konnten wir bei den Larvenköpfen dieser Familie
—ım Gegensatze zu denen aller anderen Familien, welche die Mentum-
platte schon reduziert haben — noch häutige Überreste eines Mentums
und zwar eines gespaltenen in den ‚„Polstern‘‘ nachweisen. Da die
Überreste gespalten sind, kommt der Stammbaumzweig 2, der über
die Bibion'den zu den Mycetophiliden hinüberleitet, zur Ableitung
nicht in Betracht, denn dort erfolgt die Reduktion des Mentums ohne
vorhergehende Spaltung. Innerhalb der mit C'ulex vom Hauptstamme
abzweigenden Äste finden wir an einer Stelle Larven mit gespaltenem
Mentum, nämlich die von Corethra (Mochlonyx) und von Sayomyia
(Corethra). Indessen mit diesen in der oben gekennzeichneten Richtung
spezialisierten Formen können die Blepharoceridenlarven nichts zu
tun haben. So bleibt nur die Möglichkeit noch übrig, sie an die Wurzel
der Abzweigung als kleinen spezialisierten Seitenast zu stellen, die von
Ptychoptera über Trichocera sich weiter entwickelt hat. Hierfür spricht
schließlich auch das Auftreten der eigentümlichen, oralwärts sich er-
streckenden tiefen Einschnitte der dorsalen Teile der Lateralia, die wir
sehr häufig ım zweiten Teile der Arbeit bei den Larven der Polyneura
antreffen werden, bei denen auch die Tendenz der Spaltung des Men-
tums deutlich ausgebildet ist. Dem zweiten Teile dieser Arbeit voraus-
greifend, seinämlichbemerkt, daß diese bei Piychopiera anschließend ihre
Entwicklung nehmen; die Begründung hierfür verbleibt jedoch den
dortigen Erörterungen. Hier aber mögen noch einige Bemerkungen
folgen, die eine außergewöhnlich rasche Reduktion des Ventralchitins
mit Submentum sowie die Drehung der Bewegungsebenen der Mandibeln
auf Grund der biologischen Verhältnisse erklärlich erscheinen lassen:
Im starkströmenden Wasser lebend war es im Interesse der L.arven,
die Körper, auch den Kopfabschnitt, möglichst innig an den Fels zu
schmiegen, um ein Fortgespültwerden zu verhindern. Dem aber mußte
eine ventrale Kopfchitinisierung hinderlich im Wege stehen. Die
Mandibeln waren gezwungen, den senkrecht unter ihnen liegenden
Algenbelag von den Felsen zu kratzen, der als Nahrung dient, mußten
sich also vertikal stellen.
Wie steht es aber mit den Cecidomyiden? Bei ihnen liegen keine
biologischen Verhältnisse vor, die eine rasche Reduktion des ventralen
Kopfchitins notwendig machen könnten: in Gallen Jeben z. B. auch
die Gallwespenlarven, die wohlausgebildete Köpfe besitzen; und die
6. Heft
48 Dr. W. Bischoff:
nicht gallenbildenden Cecidomyidenlarven leben an Örtlichkeiten,
an denen Dipterenlarven der verschiedensten Kopfausbildung auch
vorkommen. In betreff ihrer müssen wir also annehmen, daß sie von
Formen abzuleiten sind, die während einer allmählichen Entwicklung
die ventrale Chitinisierung verloren haben. An zwei Stellen unseres
Stammbaumes kann ıhre Angliederung danach nur erfolgen entweder
bei den Mycetophiliden oder innerhalb der Entwicklungsreihe, die
von Scatopse zu Mycetobia hinüberleitet. Eine besondere Bildung
hatten wir oben beim Cecidomyidenlarvenkopfe erwähnt: einen chi-
tinisierten Pharyngealapparat, der dem Pharynx dicht anliest. Da
fällt uns auf, daß nicht innerhalb der letztgenannten Entwicklungs-
reihe, wohl aber bei den Mycetophiliden ein kurzer chitinisierter
Pharyngealapparat, der den Pharynx ringförmig umschloß, entgegen-
getreten war. Dies ist der einzige Anhaltspunkt in der Ausbildung
der Larvenköpfe, der einen ganz schwachen Hinweis für die Einreihung
der Cecidomyidenlarven im Stammbaum gibt. Erleichternd wirkt
auf den Anschluß an dieser Stelle, daß in der Tat bei den Pilzmücken-
larven eine recht erhebliche Reduktion des ventralen Kopfchitins
schon zu finden ist. Gegen eine Abgliederung innerhalb der Formen
Trichocera-M ycetobia spricht außerdem das hier auftretende Saug-
innenskelett, repräsentiert durch Tentorialssäbe und hintere ventrale
Brücke, welches nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem eben hervor-
gehobenen Pharyngealapparat der Cecidomyiden-Larven hat. Ich
stelle also die Gallmücken in meinem Stammbaume in die Nähe der
Mycetophiliden. Zum Schlusse möchte ich die Ergebnisse der bisherigen
phyletischen Betrachtungen in Form eines Stammbaumes wiedergeben.
Mycetobra
|
Rhyphus
|
Trichocera
Cecidomyiden Scatopsiden
Mycetophiliden III |
Er Dixa Chironomide ILI Orphnephiliden
| | N 2
SER Blepharoceriden Anopheles Sayomyia Chironomide Ii
|
Simuliden— Corethra _ ghironomide I
er as N
Fe
Über die Kopfbildung der Dipterenlarven. 49
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der Corethra plumicornis; in: Zeitschr. f. wiss. Zool., Bd. 16, 1868.
Inhaltsverzeichnis.
Seite
Einleitung 2:8 220045 SS TE 1
I. Teil Orthorhapha, Nematocera, Oligoneura . . . ». 2.2 .2.. 4
Familie Ptychopteriden (Piychoptera sSPeC) . .».. 2... 4
Familie Culieiden (Culex, Anopheles, Corethra [Mochlony:z],
Sayomyia [Corethral) »........ 0 = n rue
Familie Simuliden (Simulium) . . . :» » 2 2 220... BR .
Familie Dixiden (Dixa)..: Tran I Van Se 10
Familie Psychodiden (Pericoma nubila, Psychoda u.a.). . . 10
Familie Chironomiden (drei Typen; 1. Typus: Chrronomus,
Tanytarsus, Tanypus, Cricotopus, Orthocladius u.a.:
2. Typus: Gruppe Ceratopogon; 3. Typus: ebenso) ... 12
Familie Orphnephiliden (Orphnephila testacea, Androprosopa?) 36
Familie Bibioniden (Bibio marcı u.a.) .. x. 2.200. 21
Familie Mycetophiliden (Ditomyia, Sciara, M ycetophila spec.,
M ycetobia). = .:....- 1.2.2.2 wi. u 23
Familie Seatopsiden (Scatopse pulicaria U.&.) . »..... 32
Familie Rhyphiden (Rhyphus) . . -» » ». . 2.2... . 34
Familie Blepharoceriden (Ziponeura, Hapalothrix, Curupira) . 39
Familie Ceeidomyiden (die verschiedensten Larven) .. . . 37
Gattung Trichecera.. :- .... -%.. ».... er au Sp 38
Phylogenetische Betrachtungen über die Familien der Oligoneura 40
Literaturverzeichniß: „.: u... =. are 0 m De 49
Über die Kopfbildung der Dipterenlarven. 51
Abkürzungen in den Figuren.
A = Auge Lt = Lateralia
C = Cardo der Maxille M = Mentum
emds = Sehne des Musculus extensor Md = Mandibel
mandibulae (Antagonist des Mx = Maxille
Kaumuskels) Mxt = Maxillartaster
F = Fühler OÖ —= Mundöffnung
Fm = Hinterhauptloch (Foramen Ph = Pharynx
magnum) Pfr, Prf = Praefrons
fmds = Sehne des Musculus flexor Prm = Praementum
mandibulae (Kaumuskel) Prmd = Praemandibeln
H = Hpypopharynx Sm = Submentum
L = Maxillarlade _ St = Stipes der Maxille
Lb = Unterlippe (Labium) Str = Strudelapparat
Lr = Öberlippe (Labrum) T = Tentorialstab
Über die Deutung der Mundhaken der
Cyclorhaphalarven.
Von
Dr. W. Bischoff,
Greifenberg in Pommern.
(Mit 3 Figuren.)
Die Mundhaken der Cyclorhaphalarven haben bisher in der
Literatur eine sehr verschiedene Deutung erfahren. Die einen Forscher
(z. B. Weißmann als erster und Br. Wahl) wollen sie keinem der
Mundwerkzeuge homologisieren, sondern sehen in ihnen Neu-
bildungen. Weißmann glaubt, bei gewissen jugendlichen Larven die
teils noch getrennten, teils zu einer Spitze verschmolzenen, paarigen
Gebilde, welche späterhin bei der Häutung verloren gehen und zwischen
_ den Mundhaken und diesen vorgelagert zu sehen sind, als die rudi-
mentären Mandibeln ansprechen zu dürfen. Andere Forscher glauben
in den Mundhaken die Mandibeln vor sich zu haben, ohne jedoch einen
positiven Befund als Grundlage ihrer Ansicht zu besitzen. Lowne hält
die Mundhaken für sekundäre Integumentverdiekungen auf der Maxillar-
partie der Mundhöhlenwand; de Meijere schließlich sieht in ihnen
_ wahrscheinlich den stark chitinisierten Maxillenlobus,
4% 6. Heft
52 | Dr. W. Bischoff:
Unter den Cyclorhaphalarven-Totalpräparaten von G. W. Müller
befindet sich ein Exemplar, welches seitlich orientiert ist und an-
scheinend vier Mundhaken besitzt. Da es sich um ein Quetschpräparat
handelt, ist leiderdasCephalopharyngealskelettzertrümmert und daher
die sichere Orientierung nicht möglich (Quetschpräparate haben sonst
den Vorteil, die meist eintretende Schrumpfung in eine bestimmte
Richtung zu leiten; auf diese Weise erlangt man brauchbare Habitus-
bilder der Larven). Da ich mich damals gerade näher mit dem Kopf-
skelett einiger Oyclorhaphalarven beschäftigte, gab mir Geheimrat
G. W. Müller auch dieses Präparat zur Beurteilung. Die Untersuchung
konnte aus besagtem Grunde nicht zu einem Resultate kommen.
Vor allem konnte nicht entschieden werden, ob das vermeintliche
zweite Mundhakenpaar nicht etwa nurAbspaltungsprodukt der normalen
Mundhaken war, wie sie bei Sepedon-Larven z. B. auftreten. Auch
hätte es sich um eine Larve kurz vor der Häutung handeln können,
daß also das alte Cephalopharyngealskelett mit Mundhaken noch nicht
abgestoßen war, während das neue mit Mundhaken sich schon gänzlich
ausgebildet hatte; derartige Zustände findet man in der Tat gelegentlich.
Ich aber entschloß mich, weiterhin nach besagter Larve zu fahnden,
um mir Klarheit über ihre Kopfbildung zu verschaffen. G. W. Müllers
Larve stammte aus einem Waldchampignon. In solchen suchte ich
nach ihnen. In der Tat gelang es mir, einige zu erbeuten; die Auf-
zucht mißlang jedoch leider, weswegen ich nicht in der Lage bin,
die Art zu identifizieren. Aus der Betrachtung guter Präparate erhellt
ganz zweifelsohne, daß man es in der Tat mit zwei Paar Mundhaken
zu tun hat. Hier folge nun zunächst die Beschreibung des Cephalo-
pharyngealskelettes mit Mundhaken der Larve an Hand meiner
Präparate und Originalzeichnungen (bei der Beschreibung berück-
sichtigen wir vorläufig die Bezeichnungen der Figuren nicht, da ihre
Berechtigung erst im Lauf der Krörterungen ersichtlich wird.)
Ventralansicht: Senken wir den Tubus, so werden zunächst die
vier Spitzen der in den Mundhakentaschen liegenden zwei Paar Kiefer
deutlich, hierauf jederseits zwei kleine Chitinstücke, die am Ende der
unteren Hälften des inneren Mundhakenpaares liegen, wie man bei
tieferem Einstellen alsbald erkennt. Gleichzeitig ungefähr mit besagten
kleinen Chitinstückchen werden die unteren Enden des äußeren Kiefer-
paares deutlich und das Chitinstück, auf dem sie sitzen; es hat H-
förmige Gestalt, die Brücke zwischen den beiden Seitenästen ist aber
sehr weit oralwärts verlagert. Dieses zeigt kurze, breite orale Schenkel,
die Sockel für das äußere Mundhakenpaar, und lange, anscheinend in
ganzer Länge schlanke kaudale Schenkelstäbe, die lateral dem Pharynx
entlang ziehen; ihre Stabnatur bleibt aber bei der Seitenansicht nur
im vorderen Teile gewahrt (s. u.). Etwas tiefer eingestellt erscheint
ein zweites H-förmiges Chitinstück, auf dessen oberen annähernd
gleich breiten Schenkeln das innere Mundhakenpaar ruht. Es liegt
also gegenüber dem ersterwähnten mehr dorsal und ist außerdem
von wesentlich geringerer Breite, so daß das zweite Kieferpaar median
Über die Deutung der Mundhaken der Cyelorhaphalarven. 53
dicht aneinander gerückt ist. Seine unteren Enden stoßen jederseits
auf ein mehr oral schon beginnendes, in seinem oralen Teile mehr
median gelagertes Chitinstück, dessen Gestalt in dieser Ansicht als ein
kaudalwärts etwas sich verbreiternder Stab erscheint; die Lateral-
ansicht wird uns jedoch eines Besseren belehren. Bei genauerer Unter-
suchung erkennt man, daß das letztgenannte H-förmige Stück noch
eine mehr dorsalwärts liegende Spange besitzt, die mit der ventralen
einen Ring bildet; durch diesen zieht der Ösophagus hindurch. Eine
Fig.1. Cephalopharyngealskelett der cyelorhaphen Dipterenlarve
mit 4 Kieferhaken. Links lateral, rechts ventral.
solche dorsale Spange fehlt aber dem erstgenannten Halsstücke gänz-
lich. Gleichzeitig mit der ventralen Brücke des mehr dorsal gelagerten
H-förmigen Chitinstückes erscheinen zwischen dessen oralen Schenkeln
zwei dunkle Chitinblättchen, schließlich bei etwas dorsalerer Einstellung
darüber ein oralwärts dreieckiges Chitinstückchen und entlang dem
Pharynx jederseits noch ein dünner kurzer Chitinstab. Bei erheblich
tieferer Einstellung sieht man dann noch eine eigentümlich siebartig
durchlöcherte Chitinbrücke zwischen den oben erwähnten nur an-
6. Heft
Dt Dr. W. Bischoff:
scheinenden Stäben. Von der Gestalt der Mundhaken erkennt man
nur, daß dasäußere Paar viel breiter und kompakter ausgebildet ist und
ungefähr in der Mitte eine starkeEinschnürung erfährt. Die völlige Ge-
stalt dieser, wie die wahre Natur der Stäbe erhellt erst aus der Seiten-
ansicht. Die äußeren Mundhaken erscheinen lateral gesehen äußerst
kräftig, stark ventralwärts gekrümmt, in dieser Krümmung schwach
gesägt. Ihr Basalstück, dorsalwärts noch stärker verbreitert, zeigt
nach der Ventralseite zu ein fast selbständig gewordenes dreieckiges
Gebilde. Die hier ansetzenden Sockel des H-förmigen Stückes sind
ebenfalls stark dorso-ventral verbreitert, die Brücke ist gekennzeichnet
durchdenventralwärts gerichteten anscheinenden Fortsatz. Die inneren
Mundhaken bestätigen sich auch hier als viel schlankere Gebilde;
ihre oberen Hälften, ebenfalls stark nach unten gekrümmt, entsenden
aus der Mitte der Krümmung ventralwärts je einen mit vier kräftigen
Zacken versehenen breiten Fortsatz. Den unteren Hälften vorgelagert
finden wir wieder die beiden oben schon erwähnten, isolierten schlanken
Chitinstückchen. Die Sockel ihres H-förmigen Chitinstückchens
sind nicht verbreitert, die Stelle ihres Ringes ist erkenntlich an dem
ventralwärts gerichteten Vorsprung. An den ‚„Stäben“ der Ventralan-
sicht, sowohl den unteren Schenkeln des ventralen H-förmigen Stückes
wie den an das dorsale H-förmige Stück ansetzenden, sieht man
schließlich, daß sie diesen stabartigen Charakter nur soweit bewahren,
wie die unteren Schenkel des H-förmigen Stückes der inneren Mund-
haken sie begleiten — hier sieht man auch dorsalwärts wieder die
schon oben gekennzeichneten zarten Chitinstäbchen wieder —; dann
aber verbreitern sie sich plötzlich zu dorsoventral gerichteten Platten,
die in ihren hinteren Teilen dorsal einen längeren, ventral einen
kürzeren flügelartigen Fortsatz kaudalwärts senden und in ihren
oralen Teilen verbunden sind durch die siebartig durchlöcherten
Brücken. Dabei liegen die Gebilde der unteren Schenkel des ventralen
H-förmigen Stückes den inneren gleichartigen unmittelbar auf.
Um ein Abspaltungsprodukt eines der beiden Mundhakenpaare
von den anderen kann es sich hinsichtlich dieser nach dem bisher Dar-
gelegten auf keinen Fall handeln. Nun wäre aber die Frage zu beant-
worten: warum können wir keine Larven kurz vor einer Häutung
vor uns haben, bei denen ja auch — wie oben erwähnt — das neue
Kieferpaar schon ausgebildet ist, während das alte noch nicht abge-
worfen, also auch vier Kiefer zu sehen sind?
Erstlich spricht hiergegen die gänzlich verschiedene Ausbildung
des äußeren und inneren Kieferpaares: die Mundhaken pflegen während
der Häutungen nicht ihre Gestalt wesentlich zu verändern. Dann aber
müßten in diesem Falle alle Teile doppelt und gleich ausgebildet sein.
Dem bei oberflächlicher Betrachtung so gleich dem dorsaler gelegenen
H-förmigen Stücke ausgebildeten ventralen der äußeren Mundhaken
fehlt aber die dorsale Spange, welche die ventrale zu dem Ringe er-
gänzen müßte. Ferner sind auch die kleinen Chitinplättehen und das
dreieckige Chitinstück zwischen den oralen Schenkeln des inneren
Yan ,® ae
EEE RENTE RE UT
Über die Deutung der Mundhaken der Cyclorhaphalarven. 55
H-förmigen Stückes nicht in doppelter Ausferiigung da. Schließlich
könnte noch eingewendet werden: es wurden ja jugendliche Larven
gefunden, die zwischen den Mundhaken eine unpaare dreieckige Spitze
besaßen (von einigen Autoren als Oberlippe, von Weißmann als aus
den rudimentären Mandibeln durch Verschmelzung entstandene Spitze
aufgefaßt), die bei späterer Häutung verloren gebt. Es könnte sich
also um eine jugendliche I.arve solcher Art kurz vor der Häutung
Fig.2. Cephalopharyngealskelett einer cyclorhaphen Dipterenlarve kurz vor
der Häutung. Links lateral, rechts ventral.
handeln, bei der besagte Spitze verschwindet. Dem ist zunächst ent-
gegenzuhalten mein an erster Stelle angeführter Grund: es ist kein
Fall bekannt, bei dem gleichzeitig auch eine wesentliche Formänderung
der Mundhaken bei einer solchen Häutung nebenher geht. Dann
möchte ich bemerken, daß die von mir untersuchten Larven in ver-
schiedenen Jahren gefunden wurden, ich aber keine einzige Larve in
beiden Jahren fand, die z. B. etwa nur Kiefer der inneren Mundhaken-
form ohne das äußere Paar besaß. Diese vorangegangene Larvenform
müßte aber immer doch häufiger gewesen sein, wie gerade ein solch
merkwürdiges Häutungsstadium. Was in den Augen mancher eine
6, Heit
BIO | Dr. W. Bischoff:
Schwierigkeit bei meiner Auffassung, eine normale Larve vor mir zu
haben, sein dürfte, ist die ohne Zweifel doppelte Ausbildung der breiten
Chitinplatten längs des Pharynx mit siebartiger dorsaler Brücke.
Ich bemerkte oben schon, daß beide Gebilde dicht über einander
gelagert sind; darin liegt auch der Schlüssel für die zwanglose
Erklärung dieser Erscheinung: wie bekannt sind diese ‚„Cephalo-
pharyngealplatten und -Gräten“ der Literatur Chitinausscheidungen,
die als Matrix die inneren Wandzellen einer umfangreichen Ein-
stülpung, des „Frontalsackes“, besitzen. Da aber eine solche Ein-
stülpung immer zwei Innenseiten besitzt — die in unserem Falle
allerdings nur ein ganz geringes Lumen zwischen sich lassen —, so muß
auch notwendigerweise bei einer Ausscheidung von Chitin dieser Zellen
ein doppeltes Gebilde zunächst entstehen, welches bei der engen
Aneinanderlagerung sekundär miteinander verschmelzen kann. Der
primäre Zustand liegt bei unserer Larve noch vor, während der se-
kundäre bei sehr vielen Cyclorhaphalaıven schon erreicht ist; indessen
sollen in der Tat bei einigen Formen auch noch die beiden Chitin-
schichten nachweisbar sein. Die Verschmelzung ist ohne Zweifel ein
Rückbildungsprozeß, der mit der Reduktion des zweiten H-förmigen
Stückes und des darauf sitzenden zweiten Mundhakenpaares Hand in
Hand geht.
Sind wir zur Überzeugung gelangt, tatsächlich eine Larve mit
vier Kiefern vor uns zu haben, so gibt sich die Homologisierung der
beiden Mundhakenpaare mit den Mundwerkzeugen anderer Dipteren-
larven ungezwungen (s. Bezeichnungen der Figuren!. Das äußere
Paar, dessen H-förmiges Stück ventraler liest, muß das Maxillenpaar
sein und zwar wahrscheinlich die Maxillenlade; das innere Paar, dessen
H-förmiges Stück dorsaler gelegen im Brückenring den Ösophagus
umfaßt, die Mandibeln. Das den Maxillen zugehörige ventrale H-
förmige Stück ist der Rest eines Submentums, nicht eines Mentums
(Nomenklatur von de Meijere), weil dieses als meist gezähnte Platte in
der Höhe der Maxillen liegt, das dorsalwärts gelegene H-förmige
Stück ähnlichen chitinisierten Gebilden bei anderen .Dipterenlarven
homolog, die ebenfalls in der hypopharyngealen Region den Fharynx
ringförmig umfassen (z. B. Mycetophiliden). Die dreieckige Spitze
zwischen den Mandibeln ist vielleicht als Labralrest aufzufassen. Die
Cephalopharyngealplatten sind schon in früherer Literatur (s. de Meijere
1916) richtig als ‚‚Vertikalplatten““ gedeutet worden.
Jetzt ist noch die sehr schwierige Aufgabe zu lösen, festzustellen,
welchem der beiden Mundhakenpaare unserer Larve das Kieferpaar
der übrigen Cycelorhaphalarven homolog ist. Die Lösung ist nur mög-
lich, wenn es gelingt, eine Cyelorhaphalarve zu entdecken, deren Cephalo-
pharyngealskelett mit Mundhaken fast gänzlich einem Teile des unserer
Larve gleicht, sonst steht der morphologische Vergleich auf zu un-
sicherer Basis. Fine beträchtliche Anzahl von verschiedenen Larven
unterzog ich der Untersuchung, und es gelang mir in der Tat, eine
Larve zu finden, die besagter Anforderung überraschend genügt,
Über die Deutung der Mundhaken der Cyclorhaphalarven. 57
die Larve von Coenosia decipiens. Die gegebenen Figuren sind Wieder-
gaben von nach Dauerpräparaten der Sammlung von G. W. Müller
(in Greifswald) gezeichneten Zeichnungen meiner Hand.
Für die Beschreibung des Cephalopharyngealskelettes von Coenosia
deeiniens will ich die Nomenklatuı befolgen, die Br. Wahl (l. e., 1914)
in die Literatur eingeführt hat. Bei meiner Larve mit vier Kiefern
aus dem Waldchampignon war dies nicht angängig, ist doch nach dem
Fig. 3. Cephalopharyngealskelett der Coenosia decipiens - Larve.
Links lateral, rechts ventral.
bisher Erörterten nicht feststehend, welche Teile bei meiner Cyclo-
rhaphalarve denen der übrigen homolog sind. Ventral gesehen sieht
man zunächst die beiden Mundhaken. Die über ihren ‚„Stützplatten“
liegenden ‚Mundwinkelstücke‘“‘ scheinen mit den Mundhaken ver-
schmolzen, was die Lateralansicht bestätigen wird. Gleichzeitig er-
scheinen das „Halsstück“ mit der ‚„‚hinteren ventralen Halsspange“ ı
zwischen den oralen Ästen des „Halsstückes‘“ die beiden ee
Chitinplättehen der ‚vorderen ventralen Halsspange“, tiefer ein-
gestellt, oralwärts davon, ein Oberlippenstück, kaudalwärts an-
6. Heft
58 Dr. W. Bischoff:
schließend, die ‚„dorsale Halsspange“. Die ‚Cephalopharyngeal-
platten und -Gräten“, kaudalwärts vom Halsstück sich erstreckend,
sehen in dieser Ansicht stabförmig aus. Von ihnen geht nach vorne
ein dorsales ‚„‚Frontalsackspangenpaar‘, was bei tiefster Einstellung
zu sehen ist; am weitesten dorsalwärts gelegen findet sich eine sieb-
artig durchlöcherte Brücke zwischen ihnen.
Die Lateralansicht bestätigt zweifelsfrei die Verwachsung der
Mundwinkelstücke mit den Mundhaken. Gleichzeitig zeigt sie genau,
wie die kaudalen Schenkel des ‚„Halsstückes‘“‘ genau die Winkel
zwischen den ‚Frontalsackspangen“ und dem oralsten Teile der
„Cephalopharyngealplatten“ ausfüllen, und gibt ein klares Bild von
der Ausbildung der letzteren.
Besonders günstig für den Vergleich sind die Ventralansichten
beider Larven. Schon auf den ersten Blick scheint das Cephalopharyn-
gealskelett mit Mundhaken der Coenosia dem inneren Mundhaken-
paare mit seinem Gephalopharyngealskelett meiner Larve zu gleichen;
die genaue Untersuchung bestätigt dies hinsichtlich der Mundhaken
und des Halsstückes mit den zwischen ihren oberen Schenkeln liegenden
Gebilden. Das innere Mundhakenpaar ist nur komplizierter gebaut
und ihre Mundwinkelstücke gespalten und von den Mundhaken los-
getrennt. Die ansetzenden H-förmigen Stücke sind voll und ganz
das „Halsstück‘“ mit ‚hinterer ventralen und der dorsalen Hals-
spange“, die kleinen Chitinplättchen kennzeichnen die ‚‚vordere
ventrale Halsspange“. Ein Punkt muß nun zunächst befremdlich
wirken: die kleinen dünnen dorsalen und oralwärts gerichteten Chitin-
stäbe der Larve mit vier Kiefern, die ohne Zweifel den ‚‚Frontalsack-
spangen“ der Coenosia-Larve homolog sind, gehen in die äußeren
Cephalopharyngealplatten über, während wir bei Coenosia die be-
treffenden Gebilde mit den dortigen Cephalopharyngealplatten kaudal-
wärts verschmolzen sehen. Dies findet aus der oben (p. 56) schon
gemachten Bemerkung seine Erklärung: bei der Reduktion des einen
Mundhakenpaares verschwindet gleichzeitig das obere H-förmige
Stück, während die übereinander und dicht aneinander gelagerten
„Cepalopharyngealplatten und -Gräten‘‘ miteinander verschmelzen.
Es sind also die ‚‚Cephalopharyngealplatten und -Gräten‘ von Coenosia
nicht etwa homolog den inneren unserer Larven, sondern beiden
dieser, ein Verschmelzungsprodukt beider. Dasselbe gilt natürlich
auch für die dorsale siebartige Brücke zwischen ihnen. In der Lateral-
ansicht macht es ın der Tat auch bei unserer Larve den Eindruck,
als füllten die kaudalen Schenkel des Halsstückes die Winkel zwischen
den ‚„‚Frontalsackspangen‘‘ und den oralwärts gerichteten, hier stab-
förmigen Teilen der Cephalopharyngealplatten aus. Aus dem An-
geführten folgt umgekehrt aber auch: die Mundhaken der
ÖCoenosia-Larve sind Mandibeln! Das kleine Chitinstück zwischen
ihnen ist — was noch sehr ungewiß — vielleicht mit der Oberlippe zu
homologisieren. Das Halsstück ist eine hypopharyngeale Bildung.
Über die Deutung der Mundhaken der Cyelorhaphalarven. 59
Coenosia ist aber ein Vertreter der Schizophora. Auf diese ganze
große Abteilung der CO'yclorkhapha dürfen wir ungezwungen besagte
Homologien ausdehnen. Umformungen, die innerhalb einiger Gruppen
mit den einzelnen Teilen des Cephalopharyngealskelettes vor sich
gehen, werde ich in einer im Entstehen begriffenen Arbeit über die
Cephalopharyngealskelette der O'’yclorkapha besprechen. Ob jedoch eine
Ausdehnung unserer Resultate auch auf die Aschıza erfolgen darf, er-
scheint mir noch zweifelhaft, da mir die Abstammung der Schizophora
von. dieser Abteilung der C'vclorhapha nicht feststehend ist.
Wenn die Mundhaken nun die Mandibeln sind, wie haben wir die
von Weißmann zuerst nachgewiesene Reduktion von paarigen
Gebilden zwischen ihnen innerhalb der Larvenhäutungen zu deuten?
Ich erinnere an eigentümliche von Goetghebuer zum erstenmal
als „Prämandibeln“ aufgefaßte, paarig anftretende Gebilde, die am
Epipharynx verschiedener Dipterenlarven sich finden. Es ist möglich,
daß besagte Erscheinung als eine Reduktion solcher Prämandibeln
anzusehen ist. Hiermit will ich diese Erörterung vorläufig abschließen.
Literaturverzeichnis.
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‚Naturgesch., 27. J., Bd.1, p. 60/62. — 1863 Weißmann: Die Ent-
wicklung der Dipteren im Ei; in Zeitschr. f. wissensch. Zool., Bd. 13,
p. 107— 220. — 1864 Weißmann: Die nachembryonale Entwicklung
der Musciden; in Zeitschr. f. wissensch. Zool., Bd. 14, p. 187— 336. —
1889 Van Rees, J.: Beiträge zur Kenntnis der inneren Metamorphose
von Musca vomitoria; in Zool. Jahrb., Abt. f. Anat. u. Ontog., Bd. 3,
p. 1—134. — 1899 Wahl, Br.: Über das Tracheensystem und die
Imaginalscheiben der Larven von Fristalis tenex; in Arb. d. Zool.
Inst. Wien, Bd. 12, p. 43—49. — 1890/92 Lowne: The anatomy,
physiology and morphology and development of the Blowfly (Calli-
phora erythrocephala). — 1903 Trägärdh: Zur Anatomie und
Entwicklungsgeschichte der Larven von Ephydra riparia: in Ark.
Zool., Bd. 1. — 1904 Helmgren, N.: Zur Morphologie des Insekten-
kopfes. II. Einiges über die Reduktion der Köpfe der Dipterenlarven;
in Zool. Anz., Bd. 27, p. 343—8355. — 1910 Becker, R.: Zur Kenntnis
der Mundteile und des Kopfes der Dipterenlarven: Zool. Jahrb., Abt.
f. Anat., Bd.29. — 1914 Wahl, Br.: Über die Kopfbildung ceyclo-
rhapher-Dipterenlarven und die postembryonale Entwicklung des
Fliegenkopfes; in Arb. des zool. Inst. Wien, Bd.20, Heft 2. —
1916 de Meijere: Beiträge zur Kenntnis der Dipterenlarven und
-Puppen; in Zool. Jahrb., Abt. f. Syst., Bd. 40, Heft 3 u. 4.
6. Hett
60 Dr. W. Bischoff.
Abkürzungen in den Figuren.
d Hsp = dorsale Halsspange Pl’= Cephalopharyngeal-Platten
Frsp Frontalsackspange - S — dorsale Brücke der Cephalo-
G = Üephalopharyngeal-Gräten . pharyngeal- Platten (Sieb-
H = Hypopharynx platte)
Hst = Halsstück Sm = Submentum
L = Maxillarlade St = Stützplatte der Mandibeln
Lr = Oberlippe. V = Vertikalplatten
Mä = Mandibel W = Mundwinkelstück
Mh = Mundhaken v.v.Hsp = vordere ventrale Hals-
Mx = Maxille spange
Dr —
Die afrikanischen Gallichrominen
(Col. Ceramb.)
nach systematischen, phylogenetischen und geographischen
Gesichtspunkten
bearbeitet von
Martin Schmidt, Spandau.
Mit der vorliegenden Arbeit wird zum erstenmale versucht, eine
artenreiche Gruppe der Cerambyciden Afrıkas synoptisch darzustellen.
Die Callichrominen, um die es sich in der folgenden Arbeit handelt,
bilden infolge ihrer 'schlanken Erscheinung, ihrer meist das Mittelmaß
überschreitenden Größe und nicht zuletzt ihrer sehr abwechslungs-
reichen, oft überaus prachtvollen Färbung beliebte Sammelobjekte
der Entomologen. Wenn man auch zugeben muß, daß beträchtliche
Teile des schwarzen Kontinents noch terra incognita sind, so ist es doch
gerade für die phytophagen Familien der Käfer genügend bekannt,
daß die großen Hauptfaunenbezirke Afrikas eine sehr einheitliche
Fauna aufweisen; und so dürfte wohl bei dem heutigen Stande der
Materialanhäufung gerade der Vertreter meiner Gruppe ein fast völliger,
vielleicht der völlige Abschluß des Systems bis zur Art hinunter
möglich sein. Auch ein anderer Umstand unterstützt mich in dieser
Auffassung. Nach Durcharbeitung des ganzen Formenkreises hat
sich ergeben, daß alte bis junge Bautypen der Gruppe fest geschlossen
dastehen und mit einigen wenigen Ausnahmen gegenüber der großen
Formenmenge so gut wie lückenlos ergänzbare Stammreihen bilden.
Erstens ist die Möglichkeit vorhanden, ungefähr die Formen zu er-
gänzen, deren Entdeckung noch ausstehen dürfte, und zweitens ist
ein weiterer neuer Bautypus im geologischen Sinne jungen Datums,
der in den Stammbaum der Callichrominen gehören könnte, kaum
noch auszudenken. Rassen und Formen innerhalb der Art werden
noch entdeckt werden, jedoch wohl kaum in allzu großer Zahl. Wenn
man an die oft sehr ausgedehnten Verbreitungsgebiete zahlreieher
Arten und Rassen in Afrıka und damit daran denkt, daß es mit bisher
weniger gesammelten Formen wahrscheinlich nicht viel anders sein
wird, muß man zu dieser Überzeugung kommen.
Die Hoffnung, dem System der Gruppe auch biologische Grund-
lagen zu geben, konnte nicht erfüllt werden, zumal es sich nicht um
paläarktische oder nearktische Formen handelt. Es fehlt jede aus-
reichende Beobachtung in der Natur, welche Lebensweise und Bau
irgend einer Art in Zusammenhang zu bringen gestattet. Wohl ist
es möglich, auf Grund der Morphologie der Imagines gewisse Rück-
schlüsse auf die Lebensweise zu machen, sowie auch dadurch, daß
6. Tett
62 Martin Schmidt:
über die einzige in Europa vorkommende Art der Gruppe, den
Moschusbock (Aromia moschata L.), bereits manche, wenn auch trotz
ihrer Häufigkeit und auffallenden Eigenschaften noch recht kümmer-
liche Beobachtungen vorliegen. Wir besitzen heute überhaupt noch
kein biologisch begründetes System der Cerambyciden und müssen
leider das bisher nur rein morphologisch aufgebaute System dieser
Familie für das künstlichste unter allen Käferfamilien halten. Erst
nach sorgfältigster und kritischer Durcharbeitung der zahlreichen
Gruppen, aus denen die ungemein artenreiche Familie besteht, wird
es möglich sein, ein wirkliches System der Cerambyciden zu schaffen.
Für die afrikanischen Callichrominen gab es keine andere Möglich-
keit der Behandlung als zunächst das System, die erste Grundlage für
allgemeine Schlußfolgerungen, auszubauen und auf ihm gründend die
Stammesgeschichte und Erscheinungen der Verbreitung zu untersuchen.
Um nun die art- oder rassebildenden Merkmale der Gruppe, die für
ein natürliches System von alleiniger Bedeutung sind, klar hervor-
treten zu lassen, wählte ich die analytische Bearbeitungsweise in Form
von Bestimmungstabellen der Gattungen und Arten. Ich hoffe, daß es
wenigstens einigermaßen gelungen ist, das Künstliche, das dem ana-
lytischen Schema nur allzu leicht anhaften kann, auszuschalten sowohl
durch die Anwendung einer reichen Zahl von positiven Merkmalen,
die in den oft trotz ihrer relativen Länge wenig brauchbaren Be-
schreibungen bisher nicht berücksichtigt worden sind und die erst
eine schärfere Unterscheidung der Formen zulassen, wie auch durch
eine der wirklichen Verwandtschaft möglichst entsprechende An-
ordnung dieser Formen in den Tabellen.
Das Material für diese Arbeit lieferte in der Hauptsache die sehr
reichha'tige Samm ung des Berliner Zoologischen Museums, durch die
es mir in erster Linie gestattet war, fast alle bisher beschriebenen
Formen mit nur wenigen Ausnahmen kennen zu lernen und eine be-
trächtliche Anzahl neuer Gattungen, Arten und Rassen zu beschreiben.
Ferner wurden benutzt die Sammlungen des Zoologischen Museums
in Hamburg, des Deutschen Entomologischen Instituts in Berlin-
Dahlem, des Museums in Stettin, des Provinzialmuseums in Hannover
und die Ausbeuten des Herrn Geh. Reg. - Rats Methner aus
Deutsch-Ostafrika.
Es ist mir hier angenehme Pflicht, vor allem meinen ergebensten
Dank auszusprechen dem Direktor des Berliner Zoologischen Museums,
Herrn Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. W.Kükenthal, der mir die Sammlungen ,
und die Büchereien des Museums sowie einen Arbeitsplatz bereit-
willigst zur Verfügung stellte und mir somit die Grundlagen für das
Zustandekommen meiner Arbeit schuf. Herzlichsten Dank möchte
ich besonders sagen dem Kustos der koleopterologischen Abteilung
des Museums, Herrn Dr. H. Kuntzen, der mir stets freundlich und
gern bei besonders schwierigen Stellen der Arbeit aus dem reichen
Schatz seines Wissens und seiner Erfahrungen seine Unterstützung
gewährte, und dessen Anregungen und Vorschlägen ich vieles verdanke.
Ergebensten Dank habe ich weiterhin zu sagen für die Überlassung
Die afrikanischen Callichrominen. 63
der Sammlungen ihrer Museen Herrn H. Gebien-Hamburg, Herrn
Direktor Dr. Horn und Herrn Kustos 58. Schenkling ın Berlin-
Dahlem, Herrn Direktor Prof. Dr. Fritze-Hannover und Herrn
Rektor Schröder-Stettin. Zu Dank verpflichtet bin ich ferner
Herrn Geh. Regierungsrat Methner-Berlin und Herrn F. Ulrich-
Berlin, welche mir ihre Privatsammlungen zur Verfügung stellten,
sowie Herrn Hofrat Prof. Dr. Heller in Dresden und dem Intendanten
der entomologischen Abteilung des Museums in Stockholm, Herrn
Prof. Dr. Yngve Sjöstedt für die Übersendung einiger Typen
zum Vergleich. Herr F. Schumacher- Charlottenburg machte mich
auf einzelne Literaturstellen biologischen Inhalts aufmerksam, wofür
ich ihm an dieser Stelle nochmals danken möchte.
Geschichte der Systematik der Callichrominen.
In der Systematik der Cerambyciden gilt das System Lacor-
daires als das maßgebende.. Wenn es auch, wie bereits erwähnt,
keineswegs den Anspruch erheben kann, ein natürliches genannt zu
werden, so ist es jedoch in seinem klaren und übersichtlichen Aufbau
das beste, das wir zur Zeit besitzen. Schon vor Lacordaire waren
die verschiedensten Versuche unternommen worden, brauchbare
Systeme zu schaffen. Eine Zusammenstellung dieser Versuche gibt
uns bereits J. Thomson (1857) in einem Überblick über die Geschichte
und Entwicklung der Systematik der Cerambyciden bis auf seine Zeit.
Er führt die einzelnen Systeme kurz an und zeigt wie nach Linne&,
Fabricius, Illiger, Schönheri u.a. bei dem Anwachsen des
Matexials sich die Notwendigkeit ergibt, die Fülle der Formen auf
Gruppen und Untergruppen zu verteilen; zählte doch schon Fa-
bricius 539 Bockkäferaıten auf, während Linn® nur deren 121
beschrieben hatte. Für die Entwicklung der Systematik speziell der
Callichrominen ergibt sich folgendes Bild.
Der Gattungsname Callichroma wurde von Latreille (Nouv.
Diet. d’Hist. Nat. de Deterville ad 2. V. 1816 p. 24) gegeben mit
folgender Charaktenistik: ‚,. . . distingue du genre des capricornes
avec lequel il avoit &t& confondu, par ses palpes maxillaires plus courts
que les labiaux, et dont l’extr&emit&@ superieure ne depasse pas celle
des mächoires.‘“ Eine Angabe irgendwelcher Arten fehlt. Ein Jahr
später (in Cuv. Rögne animal III. 1817 p. 341) holt Latreille dieses
Versäumnis nach. Er führt unter dem neuen Gattungsnamen mehrere
Arten auf und verbessert seine erste kurze Beschreibung, die jetzt
lautet: „Les Callichromes (Callichroma Latr.). Ont la t&te pench6e
en avant; les palpes termines par un artiele plus grand, en forme de
cön>2 renverse, allong& et comprime; les maxillaires sont plus courts que
les labiaux, et ne depassent pas l’extremite des mächoires. — Ils sont
ornes de couleurs metalliques ou brillantes, et repandent une odeur
agreable. Leur corselet est &pineux.“ Als Arten der Gattung werden
dann aufgezählt: ‚1. Le C. Rosalie (Cerambyx alpinus L.); 2. Le
C. musque& (Cerambyx moschatus L.).“ In einem Zusatz unter dem
6. Heit
64 Martin Schmidt:
Strich werden als hierher gehörig noch einige Arten des Fabricius
bezeichnet, nämlich vsrens, albitarsus, nitens, micans, alter, festivus,
vittatus, velutinus, sericeus, elegans, suturalis, latipes, regius, albicornis,
longipes, cyanicornıs. Es sind demnach die verschiedenartigsten
Elemente in einer Gattung untergebracht. Da nun keine Art als Typus
der Gattung Callichroma angegeben war, so hatte Serville (1833),
als er seine „Nouvelle classification de la famille des Longicornes“
schrieb, die Möglichkeit, diejenigen Spezies auszuwählen, die ihm als
die geeignetsten zu sein schienen. Nach einer längeren und ausführ-
licheren Beschreibung der Gattung zählt er als ihr zugehörig an erster
Stelle die großen amerikanischen Arten auf, während die von Latreille
angegebenen 2 Arten Linnes Typen der neuen Gattungen Rosalia
und Aromia werden. Außerdem verdankt ihm die Systematik noch
die Callichrominengattungen Polyschisis, Jonthodes, Colobus, Pachy-
teria, Euporus, Litopus und Promeces.
Zum erstenmal wird die Benennung unserer Gruppe „Calli-
chromites“ von Blanchard (Hist. des Insectes 1845 vol. 2 p. 148)
angewandt. Sie bilden in seinem System die 8. Gruppe der „Ceram-
bycites“ und werden folgendermaßen charakterisiert: „Antennes fili-
formes, ou simplement dentees. Mächoires ayant leur lobe externe
tres-grele, long, termine par une houppe de poiles assez large. Mandi- '
bules souvent allongees.“ Die Gruppe umfaßt 21 Gattungen, von
denen dann später (1869) Lacordaire nur einen Teil beibehielt,
nämlich Pachyteria, Callichrom«, Jonthodes, Aromva, Litopus, Promeces,
Polyzonus, Euporus und Colobus. Mit Recht macht J. Thomson
(1857) Blanchard den Vorwurf seine einzelnen Gruppen mangelhaft
beschrieben zu haben. Diesem System Blanchards folgt A. White.
in seinem ‚Catalogue of oleopterous Insects in the collection of the
British Museum“ (1853V 1LLongicornia I.), ohne jedoch die Benennungen
der Gruppen anzuführen. Neben einer größeren Anzahl neuer Arten
stellt er für die Callichrominen die Gattung Compsomera auf.
In demselben Jahre erschien eine größere und für die Systematik
der Cerambyeiden wichtige Arbeit in J. Lecontes ‚Attempt to
classify the Longicorn coleoptera of the part of America North of
Mexico“ (1852). Diese Arbeit, die für die amerikanischen Ceram-
byciden ein neues System begründete, kann J. Thomson (1860) in
seinem „Essai d’une classification de la famille des Cerambyeides“
mit gutem Eıfolg benutzen. Da er aber nicht nur amerikanische
Formen berücksichtigt und das ihm zur Verfügung stehende Material
bedeutend größer ist als dasjenige Leconte ‚so ergeben sich in seinem
System Abweichungen und Verbesserungen. Interessant ist übrigens,
daß in dieser Arbeit zum erstenmale die Benennung ‚„Cerambyeides“
für alle Bockkäfer gebraucht wird, ein Name, der von einzelnen Autoren
bereits angewandt wurde und den J. Thomson selbst (1857) end-
gültig vorgeschlagen hatte. Die Lepturinen, Cerambyeinen und
Spondylinen auf Grund des Fehlens oder Vorhandenseins einer Augen-
ausrandung scharf zu trennen, wie es Latreille zuerst versuchte,
ist Thomson nicht möglich. Denn zwischen Cerambyeinen und
Die afrikanischen Callichrominen, 65
"Lepturinen bilden die Rhinotraginen und Callichrominen einen Über-
gang. Wegen der Verschiedenartigkeit im Bau der Vorderhüften
stellt er ferner, gleichfalls abweichend von Latreille, die Ceram-
byeinen nicht an den Anfang seines Systems sondern zwischen Lamiinen
und Prioninen. In der verschiedenartigen Ausbildung und Form der
Gelenkpfannen der Vorderhüften erkennt Thomson ein wichtiges
Merkmal, auf das Leconte weniger Wert legte. Vollends aber zum
Vorwurf macht er es diesem, daß er die Callichrominen gänzlich von
den Lepturinen trennte, die nach seiner Meinung wegen der stark
verlängerten Außenlade der Maxillen besonders zusammengehören
sollten. Unter den Cerambyeinen stellt Thomson die Formen mit
kugeligen oder fast queren Vorderhüften und schlanken (filiformes)
Schienen zu den Üerambycitae verae, deren 3. Gruppe wegen der sehr
langen Außenlade der Maxillen die Callichrominen bilden. Die Be-
schreibung dieser Gruppe ist folgende: „Os plus minusve productum;
palpi maxillares visu brevissimi, maxillis et labialibus breviores;
maxillarum lobus externus valde elongatus, orem transiens; elytra
aliquando abbreviäta; pedes tarsique postici elongati; coxae anticae
globosae; acetabula antica rotundata, integra.“ In die Gruppe der
Callichrominen zählt er dann 21 Gattungen: Tomopterus, Hesthesıs,
Telocera, Distichocera, Tragocerus, Paecnia, ÜClosteromerus, Euporus,
Promeces, Litopus, Uhrysoprasıs, Zonopterus, Pachyteria, Phyllocnema,
Callichroma, Ionthodes, Cordylomera, Polyzonus, Galissus, Ochimus,
Polyschisis. Außerdem werden mehrere neue Arten beschrieben.
In seinem 4 Jahre später erschienenen ‚Systema Cerambyeidarum“
(1864) bringt J. Thomson die fünf ersten Gattungen in eine 1. Di-
vision Pseudolepturitae der Gruppe Callichromitae verae unter. Die
eigentlichen Callichrominen, die 2. Division Callichromitae verae,
werden unter folgender Beschreibung zusammengefaßt: ‚Antennarum
articulus primus apice lunatus et extus plus minusve productus (condylo
non omnino obtecto); palpi maxillares visu labialıbus breviores;
prothorax lateraliter vel armatus vel inermis.‘“ Es sind insgesamt
40 Gattungen, die der Gruppe zugerechnet und von denen 14 von
Thomson selbst als neu beschrieben werden: Philematium, Hypatıum,
Mecosaspis, Aphrodisum, Chloridolum, Leontium, Chelidonium, Anubis,
Oxyprosopus, Rhopalızus, Helymaeus, Brachysarthron, Zosterius und
Ideratus. Diesen und den bereits in der ‚Classification‘ erwähnten
Gattungen rechnet Thomson für die Callichrominen noch folgende
zu: Aromia Serv., Osphranteria Redtenb., Niraeus Newm., Colobo-
rhombus Thoms. = Colobus Serv., Compsomera White, Blemmya Pasc.,
Prothema Pasc., Homalomelas Parr., Hemestocera Newm., Dere White
und Callichromopsis Chevr.
Soweit waren in der Systematik der Cerambyciden die Vorarbeiten
gediehen, auf denen Lacordaire in seinem grundlegenden und be-
deutenden Werk ‚Genera des Coleopteres‘‘ (1869; Bände VIII und
IX 1 kommen für die Callichrominen in Frage) aufbauen konnte.
_ Die „Longicornes* — Lacordaire gebraucht nicht die Bezeichnung
Cerambycidae für alle Bockkäfer, wie Thomson vorschlug — teilt
Archiv = TER 5 acer
66 Martin Schmidt:
er in 3 große Unterfamilien Prionides, Cerambycides und Lamiides.
Eine jede dieser Unterfamilien zerfällt wieder in Legionen, Kohorten,
Sektionen, Divisionen und schließlich in Gattungsgruppen. Durch
diese weitgehende Aufteilung und den streng durchgeführten einheit-
lichen Aufbau gewinnt Lacordaires System an Übersichtlichkeit
und Klarheit, obwohl sich die einzelnen Legionen, Kohorten usw.
öfter weniger scharf abgrenzen lassen. Dieser Mangel wird sich nur
dadurch beseitigen lassen, daß man die Diagnosen in den Tabellen
weit ausführlicher gestaltet, als Lacordaire es tat, und an Stelle
der von ihm benutzten Merkmale, welche damals bei geringem Material
genügten, aber heute ungeeignet sind, andere in größerer Zahl ver-
wendet. Die ‚Callichromides‘“ bilden die 27. Gruppe der ‚Ceram-
bycides“; in ıhr behält Lacordaire von den 40 Gattungen Thomsons
nur 27 bei und fügt zwei neue hinzu. Von diesen sind 13 äthiopisch
und madagassisch, eine enthält Vertreter aus Afrika, Asien und Amerika,
2 gehören der neuen Welt und der Rest Asien an. Die längere Be-
schreibung der Gruppe gebe ich in deutscher Übersetzung wieder:
„Der Lobus externus der Maxillen schlank, am Ende stabförmig, im
allgemeinen die Maxillarpalpen weit überragend. — Diese kürzer als
die Labialpalpen. Das letzte Glied von verschiedener Gestalt. —
Mandibeln teils kurz oder mäßig lang, teils verlängert; im letzten
Falle dreikantig, gerade und allmählich verschmälert. — Kopf mit
einer seltenschwachen Wulst zwischen den Fühlern. Die fühlertragenden
Höcker mehr oder weniger ausgerandet; Wangen sehr oft verlängert.
— Fühler in Form und Länge verschieden. — Augen groß, oft aus-
gerandet; ihre Innenlappen umfangreich, nach vorn die fühlertragenden
Höcker überragend. — Halsschild seitlich glatt oder mit Höckern.
— Schildehen ein gerad- oder krummseitiges Dıeieck bildend, hinten
zugespitzt und oft ziemlich groß. — Flügeldecken verschieden, nach
vorn den Halsschild überwölbend.. — Beine lang; Vorderhüften
kugelig, nicht hervorstehend; ihre Gelenkpfannen hinten geschlossen;
die der Mittelhüften auswärts weit geöffnet, Schienen abgeflacht,
oft blattartig gestaltet; Hinteitarsen mehr oder minder lang. — Ab-
domen beim & oft aus 6 Segmenten bestehend. — Episternen der
Hinterbrust verschieden, aber niemals sehr breit. — Fortsätze der
Vorder- una Mittelbrust sehr selten abgestumpft oder mit Höckern.
— Im allgemeinen sind Riechporen vorhanden. — Körper gestreckt,
sehr oft mit metallischen Farben geschmückt. — Diese Gruppe um-
faßt alle Formen dieser Sektion, deren Organisation sich der von
- Aromia moschata aus Europa nähert, aber nicht ohne daß mehrere
sehr wichtige Charaktere dieser letzteren hier und dort beiden exotischen
Stücken nicht anwendbar sind;‘ diese Ausnahmen wurden bereits .
angegeben. Die Öffnung der Gelenkpfannen der Mittelbrust schließt
aus der Gruppe eine gewisse Zahl von Gattungen aus, die J. Thomson
unter diesem Gesichtspunkt zusammengefaßt hat und die man später
an ihrem eigentlichen Platz antreffen wird.“ >
Für die Entomologen der folgenden Zeit handelte es sich nun
hauptsächlich darum, das durch Reisende, Forscher und Sammler °
Die afrikanisehen Oallichrominen, 67
in immer größerer Menge zusammengebrachte Material zu beschreiben
und dem System einzuordnen. Schon Dalman, A. White und
andere hatten den Anfang gemacht, die ihnen zur Verfügung stehenden
Sammlungen durchzuarbeiten. Ihnen folgten in England Pascoe,
H. W. Bates, Jordan und Gahan, in Deutschland v. Harold,
Quedenfeld, Hintz und vor allem Kolbe, in Frankreich und
Belgien neben J. Thomson und Lacordaire selbst Lameere,
Fairmaire und Achard, und ın Schweden Fähraeus und Auri-
villius, dem wir die Beschreibung sehr vieler Arten und einiger
Gattungen bis in die neueste Zeit verdanken.
Aus der langen Beschreibung Lacordaires für die Callichrominen
sind nur einige Merkmale hervorzuheben, die bei allen Vertretern der
Gruppe in ihrer Form einigermaßen konstant bleiben. Diese sind:
die Länge und Gestalt der Außenlade der Maxillen, die längeren Labial-
palpen, die kugeligen Vorderhüften, deren Gelenkpfannen rund und
ohne Fortsatz nach außen sind, sowie der große Innenlappen der Augen,
welcher die fühlertragenden Höcker überragt. Die Gelenkpfannen
der Vorderhüften sind nicht nur geschlossen, sondern oft geöffnet.
Jedoch gibt es auch Gattungen, bei denen man ım Zweifel sein kann,
ob man die Hüften als geschlossen oder offen bezeichnen soll. Daher
"habe ich dieses Merkmal, das von Jordan und Aurivillius bei
Gattungsdiagnosen stets angewandt ist, in :meinen Tabellen nicht
benutzt.
Bei dem ganz erheblichen Anwachsen des Materials ergab sich
allmählich eine stete Zunahme neuer Arten, die ın die alten Gattungen
nicht mehr recht passen wollten. Es wurden daher von Fähraeus,
Jordan, Kolbe, Gahan und Aurivillius einige neue Gattungen
beschrieben, deren Zahl aber im Verhältnis zu der Fülle der bekannten
Formen bei weitem zu gering war. Es ging schließlich jedweder Maß-
stab für bestimmte Gattungen verloren, und Arten, die miteinander
recht wenig zu tun hatten, sahen sich derselben Gattung einverleibt.
Besonders Callichroma und Closteromerus wurden mit der Zeit die
Herberge für alle Formen, welche die Autoren nicht mehr unter-
zubringen wußten. In der Auffassung des Gattungsbegriffes Callı-
chroma bin ich derjenigen Servilles (vergl. S.64) gefolgt und be-
trachte als typische Art die amerikanische Callichroma auricomum L.
= suturale F. Die Gattung hat demnach in Asien und Afrika nebst
Madagaskar keine Vertreter aufzuweisen. Die unter ihrem Namen
beschriebenen Arten der äthiopischen Region wurden zum Teil in der
Gattung Cloniophorus, die ihrerseits in zahlreiche Untergattungen
gegliedert ist, untergebracht, zum Teil ergab sich die Notwendigkeit,
neue Gattungen für die große Mehrzahl der Arten aufzustellen, wie
z.B. Chromacilla, Chromalizus, Orygocera, Utopileus, deren Charakte-
ristik aus den Tabellen ersichtlich ist. Auch die Gattung Olosteromerus -
konnte für die Calliehrominen nicht mehr beibehalten bleiben. Wir
haben nämlich zwischen einer Gattung Closteromerus Dej.,
‚welche ich für eine Cleomeninen-Gattung halte und Clostero-
merus T'homs. zu unterscheiden. Die erste umfaßt in Dejeans Katalog
5* 6. Neft
68 Martin Schmidt:
(1833—35 p. 350 [324]) die Arten sexpunctata F., cyanıpennis Dej.,
violaceus Dej. und laetus Klug., von denen die erste von Fabricius
als Saperda sexpunctata F. (Ent. Syst. I. 2. 1792 p. 312) beschrieben
wurde, während die übrigen inlitteris--Namen sind. Es besteht somit
die Gattung Closteromerus Dej. nomenklatorisch zu Recht als mono-
typische Gattung, da die Beschreibung der Fabriceius’schen Art
als Gattungsdiagnose zu gelten hat. A. White führt nun (1853)
unter diesem Gattungsnamen die von Dejean genannten 4 Arten
an und rechnet ıhr außerdem eine neue Art Ol. imperialis White zu.
Ihm schließt sich J. Thomson (1860 p. 169) an, indem er die gleichen
5 Arten — Th. schreibt 6; ich finde nur deren 5 bei White angegeben
— angibt, ihr noch eine neue Art Ol. scabriusculus Thoms. zufügt
und eine Beschreibung der Gattung gibt, ohne eine Art als Typus
derselben zu bezeichnen. Vier Jahre später jedoch stellt Thomson
(1864 p. 181) seine Art Ol. scabriusculus Thoms. als Typus der Gattung
hin. Damit aber bestehen nun 2 Gattungen gleichen Namens, nämlich
Olosteromerus Dej. und Closteromerus Thoms., welche nicht identisch
sind, da Fabricius und Thomsons Arten nicht derselben Gattung
angehören können. Lacordaire gibt (1869 IX. 1. p. 26) im wesent-
lichen Thomsons Angaben wieder, ohne selbst wegen zu geringen
Materials Stellung nehmen zu können. Um die Verwirrung, die all-
mählich hier einriß — auch Arten der Gattungen Promeces Serv.
und Hypoecrites Fährs. ergaben sich als zu Closteromerus Thoms. ge-
hörig — schuf Gahan (1904 p. 122) für Olosteromerus Dej. den Namen
Hylomela Gahan, der dann von Aurivillius (1910 p. 325) in seinen
Cerambyciden-Katalog übernommen wurde. Für Gahan war wohl
dabei der Umstand maßgebend, daß Dejean keine besondere Gattungs-
diagnose gegeben hatte, während die Gattung Thomsons auf einer
genauen Beschreibung fußt. Wie bereits erwähnt, besteht aber die
Gattung Closteromerus Dej. mit der Art. Cl. sexpunctatus F. zu recht,
zu der als Synonym Hylomela Gah. zu setzen ist. Für die Gattung
Closteromerus Thoms. ergibt sich die Notwendigkeit einer neuen
Benennung; ich schlage für sie den Namen Homaloceraea gen. nov.
vor, als deren Typus dann A. scabriuscula Thoms. zu gelten hat. Um
fernerhin viele Unklarheiten im System der Callichrominen zu be-
seitigen, war es nötig, neue Gattungen aufzustellen; die Gruppe besteht
jetzt aus 68 Gattungen, von denen 29 neue sind. Zu diesen kommt
eine nicht unbeträchtliche Zahl von ebenfalls fast durchweg neuen
Untergattungen, von denen sehr viele auch als Gattungen berechtigt
wären. Die Ziffer der Arten und Rassen, — diese letzteren unterschied
man bisher bei den Callichrominen fast nicht, sondern alle Formen
wurden als „Arten“ beschrieben —, ist ebenfalls erheblich gestiegen;
sie beträgt ungefähr 400, von denen rund 120 als neu von mir
beschrieben sind.
Erläuterungen für die Gattungs- und Arttabellen zu geben ist wohl
nicht nötig; nur die wenigen angewandten Abkürzungen sind auf-
zuzählen. Es bedeuten: Bin. = Zoologisches Museum in Berlin;
Da. = Deutsches Entomologisches Institut in Berlin-Dahlem; Hbg. =
Die afrikanischen Callichrominen. 69
Zoologisches Museum in Hamburg; Stett. = Museum in Stettin;
Hannov. = Provinzialmuseum in Hannover; n. vor dem Autornamen
zusammen mit der betreffenden Jahreszahl die Schrift, in der der
angeführte Fundort mitgeteilt ist, und d. vor einem Autor- oder
Sammlernamen die Sammlung, aus der das betreffende Stück des
Museums stammt. Für alle die Tabellen betreffenden Literaturangaben
lag der Katalog von Aurivillius (Junk-Schenkling 1910 Ceram-
bycidae) zugrunde.
Bestimmungstabelle der Gattungen.!)
1’ Alle Schenkel auf der Unterseite dicht vor der Spitze ausgerandet
und dahinter gezähnt, die Hinterschenkel oft nur schwach, jedoch
ist auch dann die konkave Ausrandung auf der Unterseite deutlich
vorhanden. Vorder- und Mittelschenkel stets mit Zahn. Hals-
schild seitlich bewehrt.
Fühler in beiden Geschlechtern kurz und dick, die Spitze der
Flügeldecken nicht überragend, Hinterschenkel dick und rundlich,
schwäch gebogen oder sehr kurz, breit und flach.
Beine kurz, Schenkel seitlich zusammengedrückt und dadurch
breit und flach, Hinterschenkel die Spitze der Flügeldecken nie
erreichend, wenig länger als die andern. Keule der Vorder- und
Mittelschenkel allmählich in den kurzen Stiel übergehend.
Schildehen glatt. Halsschild mit kurzem Seitendorn. Flügeldecken
breit und flach, zur Spitze nicht verengt, mit drei schwachen
aber deutlichen Längsrippen, die auch an der Basis gut zu erkennen
sind. Fühler kurz, das Apikalviertel der Flügeldecken nicht
erreichend. Unterseite äußerst fein bräunlich behaart.
1%. Hypatium J. Thoms.
3' Beine länger, Schenkel mehr angeschwollen und rundlich, Hinter-
schenkel die Spitze der Flügeldecken nicht oder ganz erreichend
oder sie überragend. Flügeldecken schmaler, gewölbt oder breiter
und zur Spitze verengt, ohne deutliche Längsrippen, Unterseite
weiß behaart.
Schildehen kurz, glatt oder punktiert; manchmal (Synaptola Bat.)
fein gerieft, die Riefen aber in der Mitte nach hinten gebogen
und nicht gerade. Halsschild seitlich mit kurzen, stumpfen Höckern
oder gewulstet. Alle Schenkel scharf gezähnt und ausgerandet.
Vorder- und Mittelschenkel lang gestielt und stark gekeult.
Flügeldecken schmal und gewölbt.
5° Oberseite der Hintertarsen schwarz oder sehr dünn und fein hell,
' nicht dicht seidig weiß behaart. Flügeldecken fast parallel, nur
an den Seiten und an der Spitze mit kurzen schwarzen Härchen.
—_
gi
—
31
—
4!
—
!) Unbekannt blieben mir die Gattungen: Mattania Fairm. (Ann. Soc. Ent.
Belg. XXX VIII, 1894, p.147) mit der einzigen Art maculicollis Fairm. aus
Madagaskar, die wahrscheinlich, nach der Beschreibung zu urteilen, gar keine
Callichromine ist, sowie Phyllocnemida Pering. (Ann. S. Afr. I, 1899, p. 321)
- mit gleichfalls nur einer Art manicana Pering. aus Manicaland.
6. Hef!
70
—
4
_
2
1b
6
an
407
Martin Schmidt:
Halsschild nicht behaart, glänzend sehr spärlich oder stärker
punktiert oder quer gerunzelt. 16. Anexamita nov.
Oberseite der Hintertarsen dicht und lang anliegend, weiß oder
gelblich-weiß seidig behaart. Flügeldecken an der Basis. breit
und zur Spitze deutlich verengt, wie der Halsschild verschieden.
dicht, aber stets tomentiert, matt, stark punktiert und oft gerunzelt.
12. Synaptola Bat.
Schildchen sehr lang, mit langer scharfer Spitze und dicht mit
geraden und parallelen, oft nach vorn gebogenen kräftigen Riefen
bedeckt, oder kurz mit ebenfalls geraden Riefen oder zuweilen
diese nach vorne gebogen oder durch Punkte ersetzt. Halsschild
seitlich mit langen und spitzen Seitendornen und davor mit starker
Wulst, mit scharf abgesetztem Kragen und mehr oder minder
stark erhöhter Scheibe. Flügeldecken wie die Scheibe des Hals-
schildes dicht und fein tomentiert oder glatt oder mit Toment-
flecken oder -binden, breit und zur Spitze verengt. Hinterschenkel
nicht oder schwach gezähnt. Hintertarsen dicht seidig weiß
behaart. 14. Mecosaspis J. Thoms.
Fühler in beiden Geschlechtern lang und besonders beim & mit
langen und dünnen Endgliedern, diese die Spitzen der Flügel-
decken überragend. Hinterschenkel lang, zur Spitze allmählich
und mäßig verdickt, viel länger als die vier vorderen, fast gerade.
Vorder- und Mittelschenkel mit langer, schmaler Keule und
schwachen Zähnen. Halsschild mit kurzen, spitzen Seitendornen,
schwach erhöhter Scheibe und deutlich abgesetztem Kragen.
Schildchen kurz, glatt oder punktiert. Flügeldecken zur Spitze
verengt, fein und kurz regelmäßig behaart, manchmal mit schmaler
Nahtbinde. Hintertarsen auf der Oberseite dicht weißlich seidig
behaart. 13. Philematium J. Thoms.
Alle Schenkel auf der Unterseite ungezähnt.
Halsschild auf der Oberseite mit großen, stets flachen Punkten
netzartig bedeckt, Scheibe kahl, weißlich länger behaart oder
dicht und kurz schwarz tomentiert; Seiten meist mit einer dicht
weiß behaarten Längsbinde. Die Glieder der Fühler vom 6. Gliede
an eckig, beim $ stärker als beim 9, verbreitert oder bis zur Spitze
ungefähr gleich breit. Spitze der Flügeldecken abgestutzt oder
ausgerandet. Schenkel mit schwacher oder starker Keule.
Mittelschenkel wie die vorderen gestaltet und stets kürzer als
die hinteren. |
Flügeldecken glänzend, mit tief eingestochenen und oft ineinander
fließenden, groben Punkten besetzt; die. Zwischenräume der
Punkte daher in Form von erhöhten Runzeln ausgebildet. Außen-
ecke des Fühlerschaftes stumpf oder abgerundet.
Fühler vom 6. oder 7. Gliede an, beim $ stärker, beim 2 schwächer
verbreitert, die Endglieder quer oder wenig länger als breit,
nach außen stets, oft auch nach innen kurz eckig, oder manchmal
beim $ lang gekämmt; das letzte Glied mit abgeschnürter Spitze.
Scheibe des Halsschildes kahl.
11
—
11
10‘
94
—
12
9!
_
8
13’!
Die afrikanischen Callichrominen. 71
Hinterschienen gerade oder gebogen, zur Spitze stärker ver-
breitert und zwar hinter der Mitte beginnend; ıhr Innenrand
vor der Spitze konkav oder gerade. Halsschild breit und quer,
Seiten gerundet, mit oder ohne weiß behaarter Längsbinde.
Flügeldecken breit, zur Spitze schwach verengt.
60. Helymaeus J. Thoms.
Hinterschienen in der dünnen Basalhälfte schwach gebogen, von
der Mitte ab stärker verbreitert; ihr Innen- und Außenrand
konvex. Halsschild nahezu quadratisch, Seiten fast gerade, in
der Mitte etwas vorspringend, mit einer weiß behaarten schmalen
Längsbinde. Flügeldecken lang und schmal, parallel. Stirn kurz
und dünn weißlich behaart. 63. Rhadinomaeus nov.
Scheibe des Halsschildes behaart.
Kopf und Halsschild dicht oder spärlich, ziemlich lang und etwas
abstehend weiß behaart. Hinterschienen erst hinter der Mitte
beginnend zur Spitze verbreitert; ihr Innenrand gerade oder
konkav. Fühler desZ die Spitze der Flügeldecken wenig überragend,
die Endglieder vom 6. Gliede an nach außen in einen langen
Fortsatz ausgezogen (weitläufig gekämmt), dieser etwas kürzer
als das Glied selbst; beim 2 die Spitze der Flügeldecken nicht
erreichend, die Endglieder nach außen kurz eckig vorgezogen;
ihre Innenseite gerundet. ‚61. Ctenomaeus nov.
Kopf und Halsschild mit dichtem, schwarzen und kurzen Haar-
toment, das die Skulptur fast gänzlich bedeckt. Hinterschienen
schon vor der Mitte beginnend, zur Spitze nach innen u. außen
stark verbreitert; ihr Außen- und Innenrand konvex. Fühler
des & länger, des 9 kürzer, in beiden Geschlechtern zur Spitze
mäßig verbreitert. Flügeldecken zur Spitze verengt, mit schwachen
Tomentlängsbinden, auf der Basalhälfte stärker als auf der
apikalen punktiert. 64. Phyllomaeus nov.
Fühler in beiden Geschlechtern schlank, Endglieder viel länger
als breit, mit sehr kurzer Außenecke und nicht verbreitert. Hals-
schild länger als breit, Seiten schwach gerundet, und fast gerade;
außer den gelblich behaarten Längsbinden an den Seiten oft
auch zwei auf der Scheibe. Flügeldecken mäßig gewölbt und
zur Spitze schwach verengt. 62. Hypargyra Gah.
Flügeldecken ohne tief eingestochene Punkte, sehr dicht und
fein gerunzelt und matt. Außenecke des Fühlerschaftes in eine
feine Spitze ausgezogen.
Hinterschienen gleich hinter der Basis beginnend, zur Spitze
stark verbreitert und abgeflacht; ihr Außen- und Innenrand daher
von der Basis zur Spitze stark auseinander weichend, gerade oder
schwach konvex. Fühler in beiden Geschlechtern vom 6. Gliede
an zur Spitze verdickt und matt, Außenecke vorspringend und
dem folgenden Gliede eng anliegend. Flügeldecken flach und
parallel. Halsschild länger als breit, an den Seiten hinter der Mitte
mit weiß behaartem stumpfen Höcker und davor gewulstet.
6. Heil
72
7
15"
16°
17
17
—
Martin Schmidt:
Hinterschenkel dünn, mit allmählich beginnender länglicher
Keule. 59. Micromaeus nov.
Hinterschienen erst von der Mitte ab zur Spitze deutlicher und
schwach verbreitert; ihr Innenrand konkav und ihr Außenrand
konvex. Fühler des & länger, zur Spitze nicht verbreitert, des
Q kürzer und vom 6. Gliede an verdickt, die Glieder einander
dicht aufsitzend, ihre Außenecke vorgezogen und dem folgenden
Gliede eng anliegend. Flügeldecken kaum gewölbt, zur Spitze
mäßig verengt. Halsschild quer, an den Seiten mit weiß behaarter
länglicher Wulst. Hinterschenkel zur Spitze mit längerer und
allmählich beginnender Keule. 58. Acanthomaeus nov.
Mittelbeine wie die Hinterbeine gestaltet und so lang wie diese,
mit scharf abgesetzter und gekielter dicker Keule, Hinterschenkel
die Spitze der Flügeldecken weit überragend. Vorderschenkel
viel kürzer als die andern und schwächer gekeult, Fühler länger
als der Körper, Glieder 3—6 lang, fast gleich lang, ihre Endglieder
vom 6. Gliede an nach außen eckig erweitert und Glied 6 so lang
wie 7—9 zusammen. Halsschild seitlich ohne Höcker und schwach
gerundet, hinter der Mitte am breitesten. Flügeldecken von der
Basis zur Spitze gerade und stark verengt; diese scharf abgestutzt
und ausgerandet. 65. Agaleptus Gah.
Halsschild glatt oder verschieden stark und dicht punktiert,
gerieft und punktiert oder nur gerieft, aber nicht netzartig mit
flachen Punkten bedeckt; entweder kahl oder behaart.
Halsschild seitlich ganz unbewehrt, gleichmäßig vom Vorder-
rand bis zur Basis gerundet, oder vorn stärker oder schwächer
eingeschnürt und kragenförmig abgesetzt, oder hinter der Mitte
stärker oder. schwächer gerundet vortretend, aber stets ohne
Höcker, Dorn, Wulst u.dergl. an den Seiten.
Alle Schenkel plötzlich und dick keulig angeschwollen, der un-
verdickte lange Stiel der Hinterschenkel von der Basis bis zur
kurzen Anschwellung gleich breit und dünn, Hinterschenkel oft
nach außen gebogen.
Vorderkopf kurz und breit, Clypeus kurz, deutlich aufgebogen
und gegen die Stirn durch eine‘scharfe Querfurche abgegrenzt.
Halsschild etwas abgeflacht und breit, Scheibe uneben, Kragen
dorsal, nicht abgesetzt, Seiten der Scheibe gerundet, schwach
oder stärker vorstehend. Fühler des & viel länger als der Körper.
Endglieder sehr lang und schlank, des 2 kürzer und dick oder
zur Spitze ebenfalls verjüngt.
Fühlerschaft länger, an der Basis wenig dünner als an der Spitze,
Außenecke scharfwinklig und ohne spitzen Dorn. Seiten der
Scheibe des Halsschildes gerundet vortretend, Flügeldecken flach
und schwach zur Spitze verengt. 3. Promeeidus Fährs.
Fühlerschaft kürzer, an der Basis schmal und zur Spitze stark
verbreitert; Außenecke mit spitzem, mehr oder weniger langen
Dorn. Hintertarsen seitlich zusammengedrückt.
‚Die afrikanischen Callichrominen. 73
18‘ 1. Glied der Hintertarsen doppelt so lang wie die übrigen ohne
-
18
—
16
19
1%
20
[“
20
—
15
9]
21’
PA
Klaue, Schenkel mit kurzer und sehr dicker Keule (Kopf, Hals-
schild und Flügeldecken verschiedenfarbig).
(Rhopalızus J. Thoms. partim s. 58).
1. Glied der Hintertarsen mehr als doppelt (2), oder 3mal (4)
so lang wie die übrigen ohne Klaue, sehr stark messerartig zu-
sammengedrückt, Keule der Schenkel länger und flacher (Kopf,
Halsschild und Flügeldecken einfarbig). 4. Colobizus nov.
Vorderkopf länger und schmaler, zuweilen sehr lang und den
Augen der seitlich nicht gewulsteten Stirn stark genähert, Clypeus
nicht oder kaum aufgebogen und gegen die Stirn nicht abgegrenzt.
Halsschild stets länger als breit, mehr oder minder stark gewölbt.
Flügeldecken schmal.
Fühler des dä dünn, gleich breit oder zur Spitze verjüngt, kürzer
oder wenig oder bedeutend länger als der Körper, des 2 kurz
und dick. Halsschild mit deutlich, meist scharf abgeschnürtem
Kragen und glänzend, meist wie die ebenfalls glänzenden Flügel-
decken zweifarbig.. Scheibe mit rissigen, großen Punkten besetzt
oder selten glatt. . 36. Euporus Serv.
Fühler in beiden Geschlechtern kurz und zur Spitze mehr oder
minder deutlich verdickt. Körper klein und schmal. Halsschild
stets einfarbig., mit rundlichen flachen oder längsrissigen kleinen
Punkten besetzt, ohne scharf abgeschnürten Kragen. Flügeldecken
ganz oder zum großen Teile matt.
Fühler allmählich zur Spitze und bereits vom 6. Gliede an deutlich.
stärker verdickt, auch die letzten Endglieder gekielt. Flügeldecken
sehr schmal und parallel und der Halsschild gewölbt, zylindrisch.
39. Philomeces Kolbe
Basalglieder der Fühler dünn, erst vom 7. Gliede an deutlich und
plötzlich stärker verdickt, die Endglieder ohne Kiel. Flügeldecken
kürzer und breiter, parallel oder zur Spitze verengt. Halsschild
mehr oder minder abgeflacht. 40. Exoparyphus nov.
Alle Schenkel höchstens allmählich zur Keule verdickt, dieVorder-
und Mittelschenkel selten (Phrosyne Murr.) plötzlich gekeult,
die Hinterschenkel entweder mit langer, nicht scharf abgesetzter
und dickerer oder kurzer, deutlicher abgesetzter, aber seitlich
flacher keuligen Verdiekung, oder sie sind lang und schlank, zur
Spitze mäßig verdickt und nicht gekeult.
Flügeldeekenspitze abgestutzt und ausgerandet, an der Naht
und dem Außenrand mit spitzigen Ecken. Fühler zur Spitze
verdickt, Schaft zylindrisch und mit kleinem Zahn; alle Glieder
scharf gekielt, die Schenkel dick und lang keulig verdickt. Kopf
schmal, Clypeus nicht abgesetzt. 37. Griphapex Jord.
Flügeldeeken an der Spitze gerundet und nicht ausgerandet.
Alle Schenkel sehr kurz und dünn, Hinterschenkel zur Spitze
etwas verdickt, den Apikalrand des 3. Abdominalsegments bei
weitem nicht erreichend. Vorder- und Mittelschenkel etwas
6. Heft
14°
Ze
24
974
Martin Schmidt:
stärker keulig verdickt und seitlich abgeplattet. Fühler die Spitze
der Flügeldecken überragend.
Fühler allmählich zur Spitze verdickt, die 3 oder 4 Endglieder
keine deutlich abgesetzte, längliche Keule bildend. Schenkel
kurz, abgeplattet und schwach keulig verdickt; ihre Ober- und
Unterseite gerundet. Flügeldecken mit gelben Flecken oder Binden.
32. Anubis J. Thoms.
Fühler vom 8. Gliede an stärker verdickt, die 3 oder 4 Endglieder
eine längliche Keule bildend. Schenkel sehr wenig zur Spitze
verdickt; ihre Ober- und Unterseite fast gerade. Flügeldecken
metallisch, ohne gelbe Flecken oder Binden.
31. Oligosmerus Kolbe
Hinterschenkel die Spitze der Flügeldecken nicht, fast oder ganz
erreichend oder sie überragend, lang und schlank oder kürzeı
und allmählich keulig verdickt, über das 3. Abdominalsegment
stets weit hinausreichend.
Das 3. Fühlerglied so lang wie Glieder 4—6 zusammen und ge-
bogen; Fühler in beiden Geschlechtern sehr kurz und zur Spitze
verdickt, die Mitte der Flügeldecken wenig überragend. Vorder-
und Mittelschenkel mit plötzlich angeschwollener und lang und
dünn gestielter Keule; Hinterschenkel gewölbt, länger als breit.
Scheibe des Halsschildes mit großen rissigen Punkten, Kragen
regelmäßig quer gerieft und an der Basis punktiert; Grenze
zwischen Kragen und Scheibe glatt. 35. Phrosyne Murray -
Das dritte Fühlerglied viel kürzer als Glieder 4—6 zusammen
und wenig gebogen; Fühler verschieden lang.
Fühlerschaft kurz und diek, Außenecke spitz ausgezogen. Kopf
kurz, Clypeus aufgebogen, Halsschild seitlich mit fast wulstig
vortretenden Seiten. (Litopus Serv. partim s. 61”).
Fühlerschaft lang und fast gleich breit, Außenecke gerundet oder
scharf gewinkelt.
Flügeldecken stark verkürzt, die Hinterhüften wenig oder kaum
überragend, zugespitzt und zur Naht schräg abgeschnitten. Fühler
die Spitze des Abdomens wenig überragend und schwach verdickt;
die Glieder mit kurzer und abstehender Außenecke. Hinterschienen
gebogen und verbreitert. Halsschild ungefähr so breit wie lang,
ohne abgesetzten Kragen, Seiten gerundet und nach vorn stärker
verengt. 49. Nothopygus Lacord.
Flügeldecken normal lang, nicht verkürzt.
Fühler in beiden Geschlechtern sehr schlank, die Spitze der
Flügeldecken überragend; die einzelnen Glieder lang und dünn,
Glieder 6—9 beträchtlich dünner als das 3. Glied. Körper lang
und gestreckt. Halsschild gewölbt und vorne stark kragen-
förmig abgeschnürt oder etwas flacher und mit weniger deutlichem
Kragen; Scheibs glatt und lebhaft glänzend. Flügeldecken ın
der Mitte am schmalsten, die Spitzen einzeln abgerundet. Beine
lang und schlank, Hinterschenkel dünn, schwach oder kaum zur
27
gr
—
28°
394
30
30‘
37
a2.
32
_
Die afrikanischen Callichrominen. 75
Spitze keulig verdickt; Schienen dünn. Pygidium des $ lang und
schaufelförmig. 44. Eulitopus Bat.
Fühler entweder in beiden Geschlechtern nahezu gleich oder
beim 3 lang und schlanker und beim 9 kürzer und dicker; Glieder
6—9 dicker oder fast so dick wie das dritte.
Fühler des $ ungefähr doppelt so lang wie der Körper, 11—
12-gliedrig; die Glieder lang und schlank, das letzte dünner und
und pfriemenförmig, fast doppelt so lang wie das vorhergehende.
Fühler des 2 kürzer und dicker, jedoch die Spitze der Flügel-
decken stets gut überragend und allmählich zur Spitze verdickt.
Körper groß und schlank; Halsschild hinter der Mitte am breitesten
Scheibe etwas flach und uneben. Hinterschenkel lang und dünn,
zur Spitze deutlich schwach gekeult. 43. Promeces Serv.
Fühler in beiden Geschlechtern nahezu gleich und 11-gliedrig,
Endglied des $ niemals lang und dünn pfriemenförmig; die
Glieder vom 6. Gliede an gleich breit oder zur Spitze verdickt.
Flügeldecken metallisch, matt oder glänzend, ohne regelmäßige
gelbe Querbinden; höchstens auf der Basis mit kurzer und kahler
gelber Längsbinde.
Alle Tarsen hell bräunlich-gelb gefärbt und oben dicht weißgelb
seidig behaart, Basis des Basalgliedes geschwärzt; 1. Glied der
Hintertarsen nicht seitlich zusammengedrückt. Körper groß.
Flügeldecken lang und parallel. Vorderkopf lang, Clypeus wenig
aufgebogen und so lang wie die Stirn. Hinterschenkel schon vor
der Mitte beginnend, allmählich zur Spitze verdickt, ohne aus-
geprägte längliche Keule; Hinterschienen nach außen und innen
verbreitert und flach. Seiten des Halsschildes hinter der Mitte
stark gerundet vortretend, Basaleinschnürung plötzlich und stark,
Apikaleinschnürung schwächer, die Scheibe besonders hinten
erhöht. 44. Pelidnopedilon nov.
Alle Tarsen schwarz, oben kahl oder schwarz behaart; 1. Glied
der Hintertarsen seitlich mehr ode: minder stark zusammen-
gedrückt. |
Fühler in beiden Geschlechtern stärker oder schwächer, aber
stets zur Spitze verdickt. Hinterschenkel stets mehr oder minder
stark und deutlich keulig angeschwollen.
Halsschild breit und gewölbt, Scheibe einzeln punktiert und
glänzend, besonders hinten gegen die plötzliche und starke Basal-
einschnürung erhöht und fein jederseits der Mitte gewulstet.
Fühler kräftig gekielt und gefurcht, besonders dıe dicken End-
glieder; diese nach außen an der Spitze in eine abstehende Ecke
auslaufend. Clypeus aufgebogen, kürzer als die Stirn. Seiten der
Brust und des Abdomens gewöhnlich dicht und fleckig weiß
behaart. 46. Hypoerites Fährs.
Halsschild breiter und flach, dicht punktiert und gerunzelt oder
schmal und zylindrisch, gewölbt und glänzend. Fühler schwach
gekielt, Endglieder nicht in eine abstehende Ecke ausgezogen.
6. Heft
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334
344
3°
31’
—
39
35‘
29°
14
306"
Martin Schmidt:
Körper breiter und flach, Halsschild dicht punktiert und ge-
runzelt oder nur dicht punktiert, matt oder schwach glänzend.
Die verdiekten Endglieder in eine kurze Ecke nach außen aus-
gezogen; diese jedoch dem folgenden Gliede eng anliegend und
nicht abstehend.
Hinterschenkel zur Spitze ganz allmählich angeschwollen. Fühler
die Spitze der Flügeldecken überragend oder sie erreichend,
Glieder 4 und 5 zusammen länger als3. 30. Homaloceraea nov.
Hinterschenkel hinter der Mitte fast plötzlich gekeult, die Keule
aber seitlich ziemlich flach. Fühler die Spitze der Ta
nicht erreichend, Glieder 4 und 5’zusammen etwas kürzer als 3
34. Anisoceraea nov.
Körper schmal und Sata klein. Halsschild gewölbt und
zylindrisch, hinter der Mitte nicht oder nur schwach verbreitert _
und glänzend oder etwas flacher, dichter punktiert und wenig
glänzend. Flügeldecken sehr schmal und parallel. Fühler schwach
gekielt, die verdickten Endglieder ohne Kiel, einander dicht
aufsitzend und rund; die Spitze des einen der Basis des folgenden
eng anliegend, ohne Außenecke.
38. Rhopalomeces (Kolbe i. litt.) nov.
Fühler in beiden Geschlechtern dünn und schlank, zur Spitze
nicht oder kaum erkennbar verdickt. Alle Beine lang und dünn.
Hinterschenkel lang und dünn, zur Spitze ganz allmählich und
gerade verdickt, nicht gekeult; Vorder- und Mittelschenkel etwas
stärker angeschwollen; der verdickte Apikalteil gerade und
bedeutend länger als der dünne Basalteil. Halsschild lang und
schmal, hinter der Mitte wenig verbreitert, an der Basis schwach
und vor der Spitze nicht kragenförmig abgeschnürt. Fühlerschaft
kurz zur Spitze verdickt und nicht halb so lang wie das 3. Glied,
mit scharfwinkliger Außenecke. Flügeldecken zur Spitze verengt.
41. Psilacestes nov.
Hinterschenkel lang und dünn, zur Spitze stärker und schwach
keulig angeschwollen. Ober- und Unterrand der Vorder- und
Mittelschenkel schwach konvex. Halsschild länger als breit,
Seiten gerundet verbreitert und hinter der Mitte vortretend;
Basaleinschnürung stark und auch vorne dorsal tief kragen-
förmig abgeschnürt. Fühlerschaft lang, zylindrisch und wenig
kürzer als das 3. Glied, mit spitzwinkliger Außenecke.
42. Sphingacestes nov.
Flügeldecken mit breiten gelben Querbinden und ‚überall dicht
und kurz anliegend tomentiert.
(Xanthospila Fairm. ecke s. 46).
Halsschild seitlich bewehrt durch Wulst, Höcker, Buckel, Dorn
und dergleichen.
Schildehen sehr lang und spitz; seine Länge beträgt !/, der der
Fiügeldecken; zum größten Teile glatt und glänzend, nur an der
Basis schwächer oder stärker quer gerieft. Mandibeln lang und
spitz. Fühler die Mitte der Flügeldecken S alle Glieder
TE EBENE
36‘
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404
40
)
—
Die afrikanischen Oslielirominkn var
mit spitz vortretender Außenecke. Scheibe des queren Halsschildes
wenig erhöht, kaum gewölbt und nahezu eben; Seitendornen
kräftig und kurz. Flügeldecken breit, zur Spitze verengt. Tarsen
oben dicht weiß seidig behaart. 15. Dolichaspis Gah.
Schildehen normal kurz, gerundet oder zugespitzt.
Hinterschienen plötzlich, nur nach außen oder nach außen und
nach innen, stark: gerundet blattartig verbreitert; der Basalteil
der Schienen stets mehr oder minder lang, dünn und stielartig.
Vorderkopf kurz, Augen groß, Fühler die Spitze der Flügeldecken
bei weitem nicht erreichend. Halsschild mit meist kräftigen
Seitendornen. Hinterschenkel rundlich; Hintertarsen seitlich
abgeflacht. 54. Phyllocnema J. Thoms.
Hinterschienen entweder schon von der Basis ab verbreitert und
abgeflacht, jedoch nicht blattartig und nicht gestielt, oder dünn
und schlank.
Flügsldecken siark verkürzt, beim $ mit stumpfer Spitze, die
Hinterhüften überragend; beim 2 diese nicht erreichend und an
der Spitze stärker gerundet. Beim $ die Episternalnähte des
Halsschildes weit nach oben gerückt und von hier sichtbar;
beim 2@ von oben nicht sichtbar und die Seiten mit gekielter
Wulst. Die langen Hinterschenkel des $ die Spitze des Abdomens
mit einem Drittel ihrer Länge, die des 2 die Spitze wenig über-
ragend. Fühler des $ über das dritte Abdominalsegment, des 9
über die Hinterhüften kaum hinausgehend.
%6. Guitelia R. Oberth.
Flügeldecken normal lang, nicht verkürzt.
Halsschild seitlich gerundet, in oder hinter der Mitte mit kleinem
und kurzem, aber spitzen Zahn; dieser von der Basis bis zur
Spitze nahezu gleich dick und niemals breit kegelförmig. Hals-
schild kahl und fein regelmäßig gerieft.
Fühlerschaft lang und dick, Außenecke außergewöhnlich lang
und breit schaufelförmig ausgezögen. Fühler des $ etwa um die
Hälfte länger als der Körper, die Spitze der Flügeldecken erst
mit dem 7. Gliede überragend, zur Spitze stark verjüngt und
mit ziemlich langem, schwach gebogenen Endglied; ‚dieses kürzer
als die beiden vorhergehenden zusammen; Fühler des 2 viel
kürzer und dicker, die Spitze der Flügeldecken kaum überragend
oder sie erreichend; die einzelnen Glieder schräg nach außen
abgeschnitten und spitz eckig vorgezogen. Riefen der Scheibe
des Halsschildes nicht regelmäßig quer. Schenkel breit und dick,
schwach keulig verdickt. 20. Jonthodina Achard
Fühlerschaft lang und zur Spitze stärker verdickt, Außenecke
kurz und wenig breit spitzig ausgezogen. Fühler desg ungewöhnlich
‚lang, mehr als doppelt so lang wie der Körper, die Spitze der
Flügeldecken schon mit dem 6. Gliede überragend; zur Spitze
stark verjüngt, mit sehr langem, schwach gebogenen Endglied;
dieses mindestens so lang wie die beiden vorhergehenden zusammen.
Fühler des 2 die Spitze der Flügeldecken ziemlich weit überragend,
6, Heft
78
—
39
41"
491
43
44
45
46°!
Martin Schmidt:
dicker und breiter und die einzelnen Glieder fast gerade an der
Spitze abgeschnitten und kurz stumpfeckig nach außen vorgezogen.
Riefen der Scheibe des Halsschildes tiefer und regelmäßig quer.
Schenkel lang und stark verdickt. 19. Orygocera nov.
Halsschild seitlich gswulstet und ohne Zahn, oder mit breitem
kegelförmigen und stumpfen oder spitzen Höcker, oft davor mit
einer Querwulst; oder der Höcker ıst schmal und spitz, jedoch
stets an der Basis breit kegelförmig und dann erst zugespitzt.
Mandibeln lang und gerade zugespitzt. Körper mehr oder minder
zylindrisch und gewölbt. Beine kurz, die Spitze der Flügeldecken
meist bei weitem nicht, selten fast erreichend. Fühler in beiden
Geschlechtern kürzer als der Körper, zur Spitze verjüngt; die
Glieder mit spitz vortretender Außenecke. Hintertarsen meist
schwarz und oben dicht seidig hell, selten dunkel, behaart oder
gelb und mit gelblicher Behaarung.
Hintertarsen flach, ihre Oberseite dicht weiß seidig behaart.
Halsschild gewölbt, seitlich mit schwachem Buckel, Scheibe
kaum und bssonders vorn sehr schlecht abgesetzt und gleich-
mäßig gewölbt. Flügeldecken schmal und zylindrisch.
48. Oxyprosopus J. Thoms.
Scheibe des Halsschildes mehr flach und erhöht, bssonders hinten
gegen die Basaleinschnürung steil abfallend. Seiten mit kräftigem
und breitem, kurzen Dorn. Flügeldecken an der Basis breit und
zur Spitze verengt. 50. Conamblys nov.
Hintertarsen seitlich stark zusammengedrückt, ihre Oberseite
fein und dünn, nicht dicht seidig behaart. Hinterschienen breit
und flach, gebogen und zur Spitze allmählich verbreitert. Hals-
schild mit kurzem und breitem, wulstförmigen Seitenhöcker.
5l. Tarsotropidus nov.
Mandibeln kurz und gebogen, manchmal beim $ monströs verdickt.
Körper breit und plump, im allgemeinen groß; meist düster
gefärbt, selten metallisch oder die Flügeldecken mit gelben Flecken
oder Binden. Halsschild seitlich entweder kräftig gewulstet oder
mit breitem und starkem Seitendorn; Scheibe niemals glatt und
glänzend, stets uneben oder runzelig. Beine kurz und dick, Hinter-
schenkel die Spitze des Abdomens meist bei weitem nicht erreichend,
selten an sie heranlangend oder sie überragend. Fühler kurz und
dick, selten länger als der Körper.
Außenecke des Fühlerschaftes abgerundet oder winklig, nicht
in eine abstehende Spitze ausgezogen. |
Halsschild seitlich mit ganz kleinem und schwachem Höcker oder
unbewehrt (s. 29), Scheibe gleichmäßig und schwach gewölbt,
dicht punktiert und eben. Flügeldecken überall kurz und anliegend
dicht tomentiert, mit breiten gelben Flecken oder. Querbinden;
breit und flach, an der Spitze abgestutzt oder gerundet. Fühler
kurz und diek, beim $ die Mitte der Flügeldecken überragend,
beim 9 sie kaum überragend oder nur erreichend; Spitzenglieder
«
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BF a0 it
47''
47°
48
49
—
49
Die afrikanischen Callichrominen, 79
nach außen spitz vorgezogen. Hinterschenkel die Spitze der
Flügeldecken fast oder ganz erreichend oder sie wenig überragend.
33. Xanthospila Fairm.
Halsschild seitlich gewulstet oder mit kräftigen Seitenhöckern.
Flügeldecken ohne Flecken oder Binden.
Halsschild quer, seitlich beim $ diek gewulstet, beim Q stumpf
und breit,*kurz gsehöckert und wie die Flügeldecken kurz tomentiert.
Beine sehr kurz, Hinterschenkel breit und flach, das 4. Abdominal-
segment kaum erreichend. Fühler kurz und dick, beim & das 1. Ab-
dominalsegment, beim 2 die Hinterhüften überragend; Glieder
3—10 fast gleich breit und nach außen eckig ausgezogen.
22. Eugoa Fährs.
Halsschild in beiden Baen seitlich kurz gehöckert und
davor gewulstet, oben kahl. Hinterschenkel mehr rundlich und
länger, das 4. Abdominalsegment überragend.
Glieder 3—5 der Fühler an der Spitze knotig verdickt und rund,
glänzender als die besonders beim $ sehr stark verjüngten matten
Endglieder; in beiden Gsschlechtern die Spitze der Flügeldecken
nicht erreichend. Hinterschenkel verdickt, stärker ynd plötzlicher
keulig angeschwollen. 23. Hadromastix nov.
Glieder 3—5 der Fühler nicht ungewöhnlich an der Spitze dick,
die Fühler beim $ allmählich zur Spitze verjüngt und mit den
Endgliedern den Körper überragend, beim 2 wenig verschmälert
und die Spitze der Flügeldecken nicht erreichend. Hinterschenkel
mehr flach und allmählich verbreitert. 18. Psilomastix nov.
Außenecke des Fühlerschaftes spitz oder schaufelförmig aus-
gezogen und vorragend.
Fühlerschaft groß und dick, an der Basis mit tiefer Grube und
nach außen an der Spitze schaufelförmig voıstehend. Fühlei
kurz und dick, beim $ zur Spitze stark verjüngt und die Spitze
der Flügeldecken fast erreichend, beim 2 kürzer, zur Spitze
wenig verjüngt und die Mitte der Flügeldecken wenig überragend:
die Glieder nach außen eckig vortretend. Schenkel kurz, mit
flacher und breiter Keule. Hinterschenkel wenig länger als die
Mittelschenkel, die Spitze der Flügeldecken bei weitem nicht
erreichend. Halsschild mit wenig deutlich abgesetztem Kragen,
seitlich mit kleinem Höcker und beim $ die Episternen der Vorder-
brust vor dem Höcker weit nach oben gerückt und von oben her
sichtbar. Flügeldecken zur Spitze schwach verengt. 1. Glied
der Hintertarsen wenig länger als das folgende.
21. Otaromia Auriv.
Fühlerschaft an der Basis ohne oder nur mit sehr kleiner und
flacher Grube, an der Spitze nach außen in eine feine vortretende
Spitze ausgezogen. Halsschild mit deutlich und meist scharf
abgesetztem Kragen, Scheibe erhöht und uneben. 1. Glied der
Hintertarsen so lang oder fast so lang wie die beiden folgenden
ohne Klaue. °
6. ITeft
80
50°
x
=
Martin Schmidt:
Halsschild seitlich in beiden Geschlechtern verschieden, beim
dick gewulstet und die. Episternen weit nach oben hinauf-
reichend und von oben her sichtbar, die Basalhälfte der Seiten-
wulst bildend, beim 2 seitlich stumpf oder mehr spitz geliöckert
und davor sewulstet. Hinterschenkel kürzer und dicker, das
3. Abdominalsegment nicht überragend. Kopf des & monströs
gestaltet. Oberseite dicht tomentiert. Flügeldecken an der Spitze
stärker gerundet. 25. Dietator J. Thoms.
Halsschild seitlich in beiden Geschlechtern spitz gehöckert und
davor schwach gewulstet, Scheibe mit 2 flachen Gruben. Hinter-
schenkel länger und schlanker, das 3. Abdominalsegment über-
'ragend. Oberseite fein oder dicht tomentiert, zuweilen mit dicht
44!!
51
behaartem Nahtstreif. Flügeldecken an der Spitze mehr spitz
zulaufend. 24. Eugoides Auriv.
Körper schlanker, flach oder gewölbt. Scheibe des Halsschildes
niemals metallisch, sondern düster und matt, entweder mit
erhabenen halbmondförmigen Wülsten oder dicht und. lang
dunkel tomentiert; manchmal mit gelben oder weißen Toment-
flecken. Hinterschenkel lang und dick, rundlich und allmählich
verdickt, aber nıcht mit mehr oder minder plötzlich abgesetzter
Keule,
Schenkel stark rauh, nach Art einer Holzraspel mit narbigen
Punkten und Dörnchen: Hinterschenkel die Spitze der Flügel-
decken überragend, beim & in Form einer langen Keule allmählich
und stärker als beim Q@ verbreitert und verdickt; Schienen breit
und schwach gebogen. Halsschild in beiden Geschlechtern auf
der Scheibe mit zwei mehr oder weniger genäherten halbmond-
förmigen, mit der konkaven Seite einander zugekehrten und er-
habenen Längswülsten, die bei starker Tomentierung weniger
deutlich erkennbar sind. Flügeldecken dieht höckerig gerunzelt,
mit farbigen Längsbinden oder -flecken und oft stellenweise
tomentiert. Fühler des $ lang, zur Spitze stark verjüngt und mit
langen Endgliedern, die Spitze der Flügeldecken weit überragend;
beim 2 kürzer, Spitzenglieder kurz und wenig schmaler als die
Mittelglieder und die Spitze der Flügeldecken wenig überragend.
Fühlerschaft stark gerunzelt, an der Außenecke mit oft schwachem
Zahn. 56. Compsomera A. White
Schenkel glatt oder fein punktiert und tomentiert, nicht raspel-
artig gerunzelt.
Seitenhöcker des Halsschildes kurz und stumpf, wulstartig.
Vorderkopf kurz, Olypeus kürzer als die Stirn.
Stirn glatt mit einzelnen, stellenweise dichter stehenden, feinen
Punkten besetzt, welche helles Toment tragen. Flügeldecken dicht
und grob raspelartig punktiert, mit schwarzen Tomentbinden
oder ganz schwarz behaart. Unterseite mit heller Behaarung.
Kopf und Halsschild mit gelben oder weißen Tomentflecken.
Fühler des $ sehr lang, scheinbar 12-gliedrig, beim 9 kürzer oder °
so lang wie der Körper, in beiden Geschlechtern die Endglieder
we
53
52’
—
44
54
55
56’!
Bu
Archiv für Naturgeschiehte,
1922 22%
Die afrikanischen Callichrominen, 81
mit spitz vortretender Außenecke. Fühlerschaft dicht und erhaben
quer gerunzelt, an der Basis der Innenseite mit einer Grube und
mit spitzer Außenecke. Schenkel lang keulig verdickt, Hinter-
schenkel lang, beim $ die Spitze der Flügeldecken weit, beim 9
kaum überragend. Schienen breit und gebogen.
55. Jonthodes Serv.
Stirn dicht und fein punktiert, schwarz wie der ganze Körper
mit Ausnahme der Apikalhälfte tomentiert. Flügeldecken fein
und meist dicht mit kleinen haartragenden Punkten besetzt.
Fühler (2) die Spitze der Flügeldecken nicht erreichend, die
einzelnen Glieder mit: abstehender spitzer Außenecke. Hinter-
schienen schmal, an der Spitze schmaler als die Hinterschenkel.
Fühlerschaft dick, dicht punktiert und gerunzelt, matt und mit
spitzer Außenecke. 52. Orphnodula nov.
Seitenhöcker des Halsschildes kräftig und spitz. Vorderkopf
lang, Clypeus länger oder so lang wie die Stirn; der ganze Körper
mit Ausnahme des glänzenden Apikalteiles der fein punktierten
und stellenweise glatten Flügeldecken dicht schwarz tomentiert.
Hinterschienen sehr breit und flach, an der Spitze breiter als die
sehr schlanken Hinterschenkel. Fühlerschaft mäßig verdickt,
punktiert und stellenweise „erunzelt, wenig glänzend und mit
schwach oder kaum vortretender Außenecke. Fühler beim &
etwas länger, beim $ kürzer als der Körper, Glieder mit ab-
stehender spitzer Außenecke. 53. Phasganocnema nov.
Körper schlanker, flach oder gewölbt, Halsschild stets metallisch,
entweder kahl und dann glänzend, oder tomentiert und dann
die metallische Grundfärbung durchscheinend. Halsschild seitlich
entweder gewulstet oder stumpf gehöckert und dann die Scheibe
nicht regelmäßig gerieft. Flügeldecken ohne hellbehaarten Naht-
streif; oder mit spitzem oder stumpfem Dorn und dann meist
regelmäßig gerieft, die Flügeldecken oft mit hellbehaarter, gut
begrenzter Nahtbinde. Beine lang, Hinterschenkel die Spitze
der Flügeldeeken gewöhnlich weit überragend, gekeult oder
schlank, selten die Spitze der Flügeldecken nicht erreichend.
Fühler lang und schlank, heim 5 meist viel länger als der Körper,
beim 2 selten nur so lang wie dieser.
Scheibe des Halsschildes nicht regelmäßig gerieft und nicht an
den Seiten mit spitzem Dorn, sondern seitlich gewulstet oder
stumpf gehöckert und die Scheibe mit Gruben oder glatt und
glänzend oder dicht punktiert.
Hinterschenkel mit plötzlich und scharf abgesetzter Keule oder
zur Spitze allmählich keulig verdickt und rundlıch.
Die Keule der Hinterschenkel sehr dick angeschwollen; Vorder-
kopf kurz, mit aufgebogenem, sehr kurzen Clypeus, der meist
gegen die Stirn durch einen mehr oder minden scharfen Eindruck
abgegrenzt ist.
Fühlerschaft mit stumpfer und gerundeter, nicht vorstehender
Außenecke. Keule der Hinterschenkel länglich, aber sehr dick
6 6.Heft
82
57
58
—
58
56’
594
69
—
60
6,
Martin Schmidt:
angeschwollen. Halsschild schmal, länger als breit, vorn und
hinten stark eingeschnürt und mit auch dorsal scharf abgegrenztem
Kragen; Scheibe erhöht, mit zwei grubigen Vertiefungen; Seiten
mit. einem stumpfen Höcker. Flügeldecken stark und dicht
gerunzelt punktiert. Fühler des $ bedeutend, des 2 wenig länger
als der Körper. 9. Rhopalizodes nov.
Fühlerschaft in eine scharfe Spitze ausgezogen. | 2
Halsschild an den Seiten stark oder schwach gewulstet oder
gleichmäßig gerundet und unbewehrt (s. 18°). Kragen und
Basaleinschnürung des schwach gewölbten Halsschildes meist
quer gerieft; Scheibe uneben, eingedrückt und gewulstet oder
gleichmäßig gewölbt und eben. Hintertarsen schwach oder
stärker seitlich zusammengedrückt; 1. Glied lang. Fühler in
beiden Geschlechtern lang und zur Spitze verjüngt, die Spitze
der Flügeldecken weit überragend. 6. Rhopalizus J. Thoms.
Halsschild an den Seiten mit einem stumpfen Höcker. Dorn des
Fühlerschaftes kurz; Fühler des $ lang und schlank, den Körper
weit überragend, des Q kurz und dick, die Spitze der Flügeldecken
erreichend oder etwas überragend. Die Borsten auf der Unter-
seite der etwas längeren Keule.der Hinterschenkel lang und dicht
stehend. Oberseite der Hintertarsen sehr dünn gelblich behaart.
| 5. Eximia Jord.
Keule der Hinterschenkel stärker oder schwach abgesetzt, all-
mählich in den dünnen Basalteil übergehend, lang und rundlich,
seitlich nicht sehr dick angeschwollen. Vorderkopf länger, mit
aufgebogenem, kurzen oder langen, nicht abgesetzten und kaum
aufgebogenen Clypeus. Fühlerschaft mit abstehender scharfer
Außenecke. Ä OL IE:
Clypeus viel breiter als lang und viel kürzer als die Stirn.
Halsschild breit und schwach quer, seitlich mit breiter und ab-
stehender Wulst und hinter der Mitte mit kurzem und stumpfem
Höcker; Apikal- und Basaleinschnürung stark, Kragen auch
dorsal deutlich abgesetzt; Scheibe mit zwei tiefen Gruben, deren
Ränder wulstig etwas erhöht sind und gegen die Basaleinschnürung
steil abfallen. Hinterschenkel zundlich und allmählich keulig
verdickt; Hinterschienen von der Mitte ab stärker verbreitert und
abgeflacht. Fühler des $ zur Spitze stark verjüngt, mit ihrem
letzten Drittel die Spitze der Flügeldecken überragend, des 2
viel kürzer, diese nicht erreichend, dicker und zur Spitze wenig
verengt. | 7. Rhopalizarius nov.
Halsschild so breit wie lang oder quer, Scheibe nicht mit zwei
tiefen Gruben, sondern gleichmäßig schwächer oder stärker
gewölbt und nicht eingedrückt. | ; aRrahe
Halsschild schwächer oder stärker quer, dorsal etwas abgeflacht
oder gewölbt, entweder gleichmäßig gerundet und in der Mitte
am breitesten; beim $ mit weit auf die Scheibe hinaufreichenden
Episternen, die eine halbmondförmige, dicht runzlig punktierte
und einander genäherte flache Wulst bilden, während sie beim 2
61
55°
Die afrikanischen Callichrominen, 83
wenig nach oben gerückt sind; oder in beiden Geschlechtern
seitlich mit dieker Wulst. Fühler des $ lang und schlank, viel
länger als der Körper, beim © kürzer als dieser und dick. Hinter-
schenkel allmählich zur Spitze dick gekeult und meist plump;
1. Glied der Hintertarsen so lang wie die folgenden mitsamt der
Klaue oder kürzer. Hinterschienen von der Basis zur Spitze
allmählich verbreitert. 1. Litopus Serv.
Halsschild so breit wie lang oder etwas breiter, seitlich mit
stumpfen Höckern und fast gerade zur Spitze verengt; Basal-
einschnürung stark, Apikaleinschnürung schwach; Kragen dorsal
nicht abgesetzt und allmählich in die Scheibe übergehend;
diese gleichmäßig gewölbt und ohne Gruben. Hinterschenkel
ziemlich plötzlich oder allmählich gekeult, Hinterschienen von der
Mitte ab nach außen und innen stärker gerundet verbreitert;
1. Glied der Hintertarsen mindestens so lang wie die folgenden
mitsamt der Klaue. Fühler beim $ länger und zur Spitze schwach
‚verjüngt, beim 2 kürzer und zur Spitze schwach oder stärker
verdickt. Flügeldecken an der Spitze gemeinschaftlich ver-
rundet. - 2. Hospes Jord.
Clypeus mindestens so lang wie breit und länger als die Stirn.
Vorderkopf sehr schmal, mit vortretenden Augen. Halsschild
seitlich hinter der Mitte mit wenig stumpfem Höcker; Basal-
einschnürung stark, Kragen dorsal wenig eingedrückt, Scheibe
gewölbt und ohne Gruben. Hinterschenkel in der Basalhälfte
dünn, zur Spitze in eine dicke und längliche Keule allmählich
übergehend. Hinterschienen gebogen, hinter der Mitte stärker
verbreitert und abgeflacht. Fühler des 5 lang und dünn, (des
unbekannt). Flügeldecken gewölbt und wenig zur Spitze verengt.
8. Cephalizus nov.
Hinterschenkel allmählich zur Spitze verdickt, ohne deutliche
Keule, lang und schlank, die Spitze der Flügeldecken überragend;
gu
62°
Fühlerschaft mit spitzer, vortretender Außenecke.
Körper kurz und gewölbt, Flügeldecken zur Spitze stark ver-
engt. Fühlerschaft kurz und dick, ohne Grube. Halsschild seitlich
gewulstet und hinter der Mitte mit kleinem Buckel; Basal-
einschnürung stark, Apikaleinschnürung schwächer, Kragen
schmal und ın der Mitte am breitesten, Scheibe gewölbt und ohne
Gruben. Vorder- und Mittelschenkel dick und plötzlich gewölbt;
Hinterschienen zur Spitze verbreitert und abgeflacht. Fühler
allmählich zur Spitze verschmälert, nicht oder wenig länger als
der Körper. 10. Rhopalizida Jord.
Körper lang und flacher, Flügeldecken lang und nahezu parallel.
Fühlerschaft ebenfalls lang und vor der Basis grubig eingedrückt.
Halsschild (wie bei Zulitopus geformt) seitlich gleichmäßig
gerundet und hinter der Mitte mit kleinem Seitenhöcker; Apikal-
und Basaleinschnürung sehr stark, Kragen scharf abgesetzt und
' gleich breit, Scheibe gewölbt und nicht grubig -eingedrückt.
Vorder- und Mittelschenkel dick und plötzlich gekeult; Hinter-
69 6 Telt
84
63
654
Martin Schmidt:
schienen schmal und wenig zur Spitze verbreitert. Fühler lang
und schlank, die Spitze der Flügeldecken weit überragend.
45. Utopileus nov.
Scheibe des Halsschildes regelmäßig gerieft und dann seitlich
gewulstet oder stumpf gehöckert, oder mit spitzem Dorn, oder
die Scheibe dicht punktiert und die Seiten dann stets mit spitzem
Dorn.
Halsschild seitlich breit gewulstet und hinter der Mitte buckel-
artig verbreitert, nicht stumpf oder spitz gehöckert. Fühler
des & lang, scheinbar 12- gliedrig, des 2 kürzer und dicker; Schaft
dicht und runzlig punktiert, mit spitz vortretender Außenecke.
Halsschild ım allgemeinen so lang wie breit, hinter der Mitte am
breitesten und von dort zur Spitze verengt, Scheibe dicht gerieft.
Flügeldecken gedrängt und kräftig runzlig punktiert, mit blau-
schwarzen Tomentlängsbinden.. Vorder- und Mittelschenkel
schwach gekeult. Alle Schenkel meist fein gelblich behaart.
57. Hybunca nov.
Halsschild seitlich mit stumpfem oder spitzem Höcker. Letztes
Fühlerglied beim $ meist sehr lang und nicht scheinbar geteilt.
Körper mehr flach und schmal, überall metallisch gefärbt und
meist glänzend. Flügeldecken wenigstens an den Seiten und der
Spitze breit metallisch glänzend; eine Nahtbinde auf den Flügel-
decken ist selten vorhanden, dann aber nur spärlich und kurz
behaart und schlecht begrenzt. (Beine meist schwarz).
Körper kleiner und kürzer, Halsschild vorne nicht kragenförmig
scharf abgesetzt; seitlich mit kurzem, spitzen und schmalen oder
breitem und stumpfem Dorn oder Höcker. Hinterschenkel plötzlich
oder allmählich, stark oder schwach gekeult, oder allmählich zur
Spitze verdickt. 2%. Cloniophorus Quedf.
. Körper groß, langgestreckt und schmal, Halsschild mit scharf
abgesetztem Kragen. Hinterschenkel lang und schlank. Seiten-
dorn des Halsschildes kräftig und spitz.
Clypeus lang und breit, so lang oder länger als die Stirn, schwach
aufgebogen und in die Stirn allmählich übergehend.
29. Chromaeilla nov.
Clypeus sehr kurz und schmal, wulstig aufgebogen und scharf _
gegen die Stirn abgegrenzt. 28. Metallichroma Auriv.
Körper mehr breit und gewölbt, Flügeldecken an der Basis breit
und zur Spitze stark oder schwächer verengt, dicht tomentiert
und matt, meist mit einem scharf begrenzten, dicht goldgelb
oder weißlich behaarten Nahtstreif, oder ohne Nahtbinde und
nur dicht dunkel tomentiert. Hinterschenkel lang und schlank,
nie dick gekeult. (Beine meist gelb). 11. Chromalizus nov.
Die afrikanischen Callichrominen. 85
Bestimmungstabellen der Arten und Unterarten.
Il. Gattung: Litopus Serv.
Typus: violaceus Serv.
1
’
Hui
Sicherheit ist dies jedoch nur an Hand der Type festzustellen.
b
Halsschild wie die ganze Oberseite matt, dicht gerunzelt punktiert
und fein kurz behaart, höchstens in der Mitte der Scheibenbasis
ein kleiner Fleck glatter und glänzender; Episternen beim & stets
weit nach oben gerückt und an den Seiten der Scheibe 2 flache
halbmondförmige Wülste bildend, beim 2 die Seite der Scheibe
etwas wulstig verdickt. Flügeldecken ganz matt und dicht
runzlig punktiert, nur die Schultern etwas glänzender. Stirn
mit längsrissigen Punkten oder mit schräg nach außen gerichteten
Längsrunzeln. Unterseite fein staubartig behaart. Blauschwarz
mit schwachem dunkelgrünen Schein; Basalteil der Fühlerglieder,
‚Basis aller Schenkel sowie die Vorder- und Mittelschienen rot.
Manchmal ist die grüne Färbung der Flügeldecken an der Naht
heller und bildet hier eine olivgürne Nahtbinde: suturalis Pering.
11—20 mm — (aterOliv.) -— Kapland: (Bln. ;Hbg.; Stett.; n. Pering.
1892); East London (Rabusch Hbg.); Algoa-Bai (Brauns Hbjg.);
Port Elizabeth (Drege Hbg.); Bethel (Bln.) — Natal (n. Pering.
1892). latipes F.')
a) Im allgemeinen größer und kräftiger, mit starkem grünen
Schein oder ganz grün. Vorder- und Mittelbeine ganz rot
oder die verdickten Teile der Schenkel mit schwarzem Fleck;
auch die Basis der Hinterschienen und aller Tarsenglieder rot.
13—27 mm — (caffer Fährs) — Transvaal: Lydenburg
(Wilms Bln.); Pretoria (Hbg.; n. Dist. 1904);. Barberton
(n. Dist. 1904); Zoutpansberg (n. Dist. 1904); Mphöme
(Knothe Bin.); — Pondoland (Bachmann Bln.) — Natal:
(Bln.; n. Dist. 1904; Gueinziu Stett., Da.); Pietermaritzburg
(IV.17 bis VIII. 20, Braun Hbg.; XI—XI Bln.); Durban
(Da.; XI..—XII. Bin... — Caffernland (n. Fährs 1872). —
Zululand (n. Dist. 1904). — Capland: Knysna (n. Dist. 1904).
(subsp.?) dispar J. Thoms.
Schmaler und schlanker, ganz blau, Unterseite glänzend, zu-
weilen die Basis der Schenkel, der Tarsen und einzelner Fühler-
glieder rötlich; Hinterschenkel des $ lang und schlank, die
Spitze der Flügeldecken weit überragend.. 16—18mm. —
Capland: (n. Serv. 1833; Bln.). (subsp.?) violaceus Serv.
Halsschild überall oder wenigstens in der Mitte glänzend.
Halsschild seitlich mit dieker und abstehender Längswulst und
—
‚oberhalb dieser mit einer schmalen, dicht silberweiß behaarten
Längsbinde; Scheibe mit glattem und kahlem, lebhaft glänzenden
Mittelstreif, welcher jederseits gegen die schwach grubig vertieften
und dicht tomentierten Seiten scharf abgegrenzt ist. Kragen
I) Litopus atrovirens Dalın. ist wahrscheinlich synonym zu dieser Art; mit
6. Heft
86
yı
Hz
Callichromine, sondern eine Oemine.
—
—
Martin Schmidt:
abgesetzt und quer gerunzelt. Flügeldecken matt und dicht
runzlig punktiert, Schultern und Spitze etwas glänzender. Stirn
spärlich punktiert und glänzend. Seiten der Brust auf der glänzenden
Unterseite dicht silberweiß behaart. Hinterschenkel lang und
allmählich dick gekeult. Blaugrün oder blau; Vorder- und Mittel-
beine, Basis der Hinterschenkel, der Hintertarsen und der Fühler-
glieder rot. 13—2l mm. — Delagoa-Bai (Monteiro Bln.).
argentatus sp.n.
Halsschild seitlich ohne dicke und abstehende Längswulst, gleich-
mäßiger gerundet und ohne weiß behaarte Seitenlängsbinde.
Flügeldecken einfarbig, an der Naht nicht gut begrenzt heller
gefärbt als an den Seiten. Hinterschenkel kurz und dick und
allmählich keulig verdickt.
Vorderkopf und Halsschild dicht gerunzelt oder runzlig punktiert; |
auf diesem ein Mittelstreif glatt und glänzender. Episternen
beim & stets jederseits weit nach oben gerückt und in der Mitte
der Scheibe einander genähert. Flügeldecken an der Basis etwas
weitläufiger gerunzelt und punktiert und daher etwas glänzender
als sonst auf dem übrigen Teil. Fühler des $ an der Basis dick
und zur Spitze stark verjüngt, lang und die Spitze der Flügel-
decken weit überragend, des 2 kurz und dick, kürzer als der
Körper. Unterseite im allgemeinen überall dünn, an den Seiten
etwas dichter weiß behaart. Grün mit blauem Schein oder blau;
Vorder- und Mittelbeine sowie der Basalteil der Hinterschenkel rot;
Fühler zur Spitze geschwärzt, 12-—25mm (elegans Gestro, azurescens
Gestro?, vanthinicornis Kolbe), Gallaland: Arussi Galla (Ganale
Gudda IV. 93 n. Gestro 1895); Boran Galla, Auala (III. 93n.G stro
1895) — Br. O0. A.: Sansibar (Hildebrand Bln.); Luitpoldkette
(Da.); Ikutha (Da.); Kibwezi (Huebner Bln.) — D.O. Afr.:
Moschi-Aruscha (18.—22. VIII. 04 Uhlig Bln.); O. Vietoria See
Kwa Kissero-Kossowa (II.—III. 94 Neumann); Kwa Kitoto u.
Kadem-Kwa Muiya (III. —IV. 94 Neumann Bln.); Insel Ukerewe
(Conradt Bln.); NW. Massai, Sossian-Ngoroine (I. 94 Neumann
Bln.); Ufiomi (Hbg.); 8. Kondoa-Irangi (21.—22. 1.11 Obst
Hbg.); Tabora (Ziekendraht Bln.; XII. 04—I. 05 Trefurth Bln.);
Ugunda, Kakoma (Böhm Bln.); Tura (coll. Ulrich); Kilimatinde
(XL. —XII. 08 Claus Blin.; Trefurth Bln.); Mpapua (L.—II. 94
Böhmer Bln.; Da.); Ügogo (v. Beringer u. Jost Bln.); Bagamoyo
(Stendel BlIn.); Daressalam, Puguberge, Kisserewe (Heinrich
Bln.); Dasessalam-Kilossa- Iringa (Birkner Bln.); Uhehe, Iringa
(1.—1IIl. 99 Götze Bln.; Nigmann Bln.), Fuß des Mageberges
(Nigmann Bln.). geniculatus Harold!)
a) Wie die Nominatform; Unterseite gelbbraun behaart, Scheibe $
des Halsschildes mehr glänzender, mit mehr oder minder
!) Die als Litopus patricius Gerst. beschriebene Art vom Pangani ist
kein Litopus,; wie aus der Bildung der Vorderhüften ersichtlich ist, keine
5
Die afrikanischen Callichrominen 87
deutlichem, glatten Mittelstreif. 20—26 mm. — (damarensis
Auriv.) — D.SW.Afr.: (Langheld Bln.); Damaraland (n.
Auriv. 1907), Windhuk (Heller Bln.), Okahandja (Foch Hbjg.)
— Angola: Humpata (n. Lansbg. 1886).
subsp. impressicollis Lansbg.
4! Vorderkopf und Halsschild fein und spärlich punktiert, lebhaft
= 3
glänzend. Beim $ reichen die Episternen des Halsschildes nur
bis an die Seiten der Scheibe, welche dort manchmal schwach
gebuckelt ist, und gehen nicht bis auf diese hinauf; beim 9 sind
sie von oben nicht sichtbar. Flügeldecken an der Basis nur spärlich
punktiert und stellenweise glatt, nicht gerunzelt und lebhaft
glänzend. Fühler des $ dick, wenig länger als der Körper, des 2
die Spitze der Flügeldecken nicht erreichend. Unterseite überall
dicht und lang anliegend weiß behaart. Blau oder grün; Vorder-
‚und Mittelbeine und der Basalteil der Hinterschenkel rot. - 12—
22 mm. — (laevicollis Auriv.) — Br. O. Afr.: Kibwezi (Huebner
Bln.). — D. ©. Afr.: Daressalam (v. Bennigsen Bln.); Daressalam,
Puguberge, Kisserewe (Heinrich Bln.); Uhehe, Irınga (L.—III. 94
Götze Bln.); Uruguru (Bln.); Lindi (Werner Bln.; XII. 96 Reimer
Bln.; Hannov.), Tendaguru-Lindi (XII. 09—I. 10 Janensch Bin.);
Lukuledi (n. Auriv. 1907); Makonde Hochland-Mikindani (22.
—26. XII. 10 Grote Bln.), Mikindani (Schulz Bln.); Makonde-
Hochland (XII. 16 coll. Methner). aequabilis Kolbe
Flügeldecken dunkelgrün mit breiter schwarzblauer Seitenbinde
und ebenso gefärbtem Basalfleck auf jeder Decke. Hinterschenkel
lang und plötzlicher abgesetzt gekeult, die Spitze der Flügel-
decken überragend. Vorderkopf spärlich punktiert und glänzend.
Halsschild seitlich gerundet, oben dicht und ziemlich stark, fast
runzlig punktiert, mit glattem Mittelstreif. Schildchen glänzend.
Unterseite fein und dicht grau behaart. Grün metallisch; Kopf
und Halsschild stärker glänzend, Fühler schwarz, Schaft und Beine
dunkelblau, Keule der Schenkel lebhafter glänzend, Spitze der
Schienen und die Tarsen gelbrot behaart. 20 mm. — Assinien
(n. Lam. 1893). superbus Lam.
a) Halsschild deutlich und ziemlich regelmäßig gerunzelt, seitlich
gerundet und mit stumpfem, kleinen Höcker. Der helle grüne
Streifen an der Naht auf den Flügeldecken dicht mit gold-
gelben Härchen besetzt. Grün; Kopf, Halsschild und
Schildchen blaugrün und wenig glänzend. Fühlerschaft,
Schenkel und Hinterschienen blau, Vorder- und Mittelbeine
und Endglieder der Fühler schwarz. Zuweilen sind die Vorder-
und Mittelbeine rötlich violett gefärbt. 20 mm. — Franz.
Loango: Ob. Kuilu (n. Jord. 1894). subsp. virens Jord.
b) Wie der vorige, Halsschild jederseits des sehr schmalen Mittel-
streifs kräftig meist quer gerunzelt. Grün; Kopf rotviolett,
Halsschild und Schildchen goldgrün und glänzend, Beine
6. Hett
88
Martin Schmidt:
und Fühlerschaft blauviolett. Rest der Fühler schwarz.
16—17 mm — Span. Guinea; Benitogebiet (16—30. IX. 06
Teßmann Bln.). subsp. auricollis nov.
2. Gattung: Hospes Jord.
Typus: nitidicollis Jord.
1’' Seitenbewehrung des Halsschildes in Form eines schlecht be-
-
28
9
grenzten Buckels hinter der Mitte ausgebildet. Flügeldecken
flach. Fühler beim $ vom 6. Gliede an mit abstehender Außen-
ecke und die Spitze der Flügeldecken weit überragend, Endglied
lang, mit schwach abgeschnürter Spitze.
Hintertarsen seitlich stärker zusammengedrückt und auf der
Oberseite nicht dicht seidig weiß behaart.
Der unverdickte Basalteil der Hinterschienen dünn und plötzlich
in die längliche Keule übergehend. Halsschild zerstreuter und
unregelmäßig fein punktiert, ohne glatte Mittellinie und kahl.
Goldgrün; Flügeldecken dunkelgrün, sehr kurz und dicht toment-
artig behaart, Naht kahl und glänzender. Fühler und Beine
schwarz, Vorder- und Mittelschienen braun. Unterseite dünn
weiß behaart, die Behaarung den glänzenden Untergrund nicht
verdeckend, 16—18 mm — Franz. Loango: Ob. Kuilu (n. Jord.
1894) — 8. Kamerun: Assobam - Urwald (17 —20. IV. 11
Schultze Hbg.). nitidicollis Jord.
Der unverdickte Basalteil der Hinterschenkel dieker und allmählich
in die mäßig abgesetzte längliche Keule übergehend. Halsschild
ziemlich dicht mit haartragenden Punkten besetzt; die Punkte
lassen eine mehr oder minder deutliche, glatte Mittellinie frei.
Flügeldecken dunkler blaugrün und matt, mit schwachem Glanz
an der Basis. Kopf und Halsschild glänzender. Grün; Beine rot,
Keule der Hinterschenkel, Hinterschienen und -tarsen wie die
Fühler schwarz. Basis der Fühlerglieder und der Hintertarsen
zuweilen rötlich. Unterseite sehr dicht und anliegend weiß behaart.
14—20 mm. — D. OO. Afr.: Lukuledi, Peramiho (n. Auriv. 1907);
Lukuledi (Da.); Kombe-Unyanyembe (16—20. XI. 99 Glauning
Bln.); O. Tanganjika, Mlagarassifluß, Uvinsa (3. —4. XI. 99
Glauning Bln.). longitarsis Auriv. !)
Hintertarsen gewölbt und auf der Oberseite dicht seidig weiß
behaart. Vorderkopf fein punktiert und glänzend.. Halsschild
und Flügeldecken eng runzlig punktiert und dicht schwarz
tomentiert, auf dem Halsschild der Mittelstreif, das Schildchen
sowie auf den Flügeldecken dessen Umgebung und die Schultern.
etwas glatter und glänzender. Hinterschenkel allmählich zur Spitze
verdickt und in die nicht abgesetzte Keule übergehend, sehr
dicht punktiert und fein behaart. Dunkelgrün; Unterseite heller
!) Dieser Art sehr ähnlich ist, nach der Beschreibung zu urteilen, der mir
unbekannte H. (Litopus) semiopacus Fairm. aus Kibanga (Tanganjika).
S
—
1
Die afrikanischen Callichrominen. 89
und glänzender, dicht und kurz anliegend weiß behaart, Fühler,
Hinterschenkel und -schienen schwarz, Vorder- und Mittelbeine
dunkelrot, Schienen angedunkelt. 18 mm — Kamerun: Lolodorf
(Bln.). tomentosus sp. n.
Seitenbewehrung des Halsschildes in Form eines deutlich zu-
gespitzten, begrenzten und weiß behaarten Höckers ausgebildet.
Flügeldecken gewölbt, außerordentlich gedrängt punktiert, mit
deutlichem Längskiel ın der Mitte, auch die Spitze matt. Fühler
in beiden Geschlechtern wenig länger als der Körper, die Glieder
vom 6. Gliede an deutlicher verdickt, Außenecke nicht abstehend,
Endglied kurz, gleichmäßig zur Spitze verschmälert. Scheibe des
Halsschildes sehr gedrängt punktiert, ohne glattere Mittellinie.
Schildchen glatt und glänzend. Schenkel mit ziemlich plötzlich
abgesetzter lönglicher Keule, Basalteil dünn und stielrund. Unter-
seite dicht und fein punktiert und weiß behaart. Dunkelgrün
mit Goldglanz; Fühler und Beine schwarzbraun, Keule der
Schenkel dunkelgrün, blau oder blauviolett; Seiten und Spitze
der Flügeldecken dunkler blau. 11--15 mm — Kamerun: Johann-
Albrechtshöhe (4. XI. 95 Conradt Bln.), Yaunde Stat. (III. 95
Zenker Bln.) — Span. Guinea: Nkolentangan (22. XI. 07 Teß-
mann Bln.) — Fr. Loango: Kuilu (n. Jord. 1894) — W. Ruwensori:
Beni, Urwald (Il. 08 Exped. Herzog Ad. Friedr. z. Mecklenburg
Bln.). punetatus Jord.
3. Gattung: Promeeidus Fährs.
Typus: chalybeata White.
1‘ Halsschild kürzer, wenig (etwa um ein Viertel) länger als breit,
1’
hinter der Mitte schwach gerundet verbreitert und vorn auch
dorsal schwach kragenförmig abgesetzt; oben zerstreut punktiert
und glänzend. Flügeldecken flach und fast parallel, dicht und
fein gerunzelt und punktiert, an der Basis glatter und glänzender;
auch die Spitze schwach glänzend, einfarbig, ohne hellen Naht-
streifen. Blau oder blaugrün; Fühler blauschwarz, Unterseite
fein, Brust und Seiten des 1. Abdominalsegmentes dicht weiß
fleckig behaart. 12—19 mm (P. longipes F. nec Oliv., fusiformis
Dej., virescens Degeer, viridis Schaller, chalybeata White) —
Delagoa-Bai (Bln.) — Natal (n. White 1853, Stett.), Durban
(Wilms Bin.) — Kapland (n. Fährs. 1872). linearis L.
Halsschild länger und schmaler, etwa um die Hälfte länger als
breit, zylindrisch und hinter der Mitte sehr schwach verbreitert;
Kragen kaum abgesetzt, oben sehr spärlich und fein punktiert,
stark glänzend. Flügeldecken flach und schmal, zur Spitze wenig
verengt, fein und im allgemeinen quer gerunzelt und dazwischen
sehr fein punktiert, an der Basis besonders die Schulter nahezu
oder ganz glatt und glänzend; auch die Spitze schwach glänzend;
vom Schildchen bis fast an die Spitze zieht ein schmaler gelb-
grüner Nahtstreif. Dunkelgrün; Unterseite mit schwachem
Goldglanz und fein behaart, Brust und Seiten der Abdominal-
6. Heft
90
Martin Schmidt:
segmente mit dichter und weißer fleckiger Behaarung; Kopf,
Fühler, Halsschild und Beine mit blauem Schein oder blau.
12—15mm — D.O. Afr.: Namupa (n. Auriv. 1914); Makonde
Hochland, Nschitschira, Matahuka (20.—21. XII. 10. Grote Bln.).
eylindrieus Auriy.!)
4. Gattung: Colobizus nov.
Typus: tibiotarsahs sp.n.
1’ Flügeldecken sehr dicht und gedrängt grob punktiert, matt;
N
1:
—
die Zwischenräume der Punkte sehr schmal und erhaben gerunzelt,
stellenweise die Punkte zusammenstoßend; auch die Basis dicht
mit Punkten besetzt, wenig weitläufiger als sonst auf der Scheibe,
sehr schwach glänzend, aber bei weitem nicht so stark wie der
Halsschild.
Schildehen schwach runzlig, Seiten etwas wulstig erhöht. Unter-
seite dicht und grob punktiert. Seiten des Halsschildes gleich-
mäßig gerundet, Scheibe mit flachen und stellenweise fast netz-
artigen, undeutlichen und oft verwischten Punkten besetzt;
fein gerunzelt und auf dem kaum angedeuteten Kragen ohne
Längsriefen. Fühlerschaft und Keule aller Schenkel blau. Blau;
Fühler zur Spitze, Basalteil aller Schenkel, Schienen und Tarsen
schwarz. Brust, besonders an den Seiten rein weiß, anliegend
und dicht behaart. 15 mm — O. Betschuanaland: Serue (26. XI.
06 Seiner Bln.).. seineri sp. .n.
Schildchen nahezu glatt, Seiten schmal, aber stärker wulstig
erhöht. Unterseite fein und spärlich punktiert, glänzend, Seiten
des Halsschildes hinter der Mitte etwas gerundet verbreitert und
davor schwach gewulstet, Scheibe ohne deutliche Punkte, schwach
und meist spärlich höckerig gerunzelt, auf dem schwach aus-
geprägten Kragen mit ziemlich regelmäßigen Querriefen. Fühler
und Beine einfarbig schwarz. Blau; Brust besonders an den Seiten
und die Abdominalsegmente ebenfalls seitlich fleckig behaart.
11,5 mm — Nyassasee: Langenburg (Fülleborn Bln.). bicolor sp.n.
Flügeldecken dicht mit großen Punkten besetzt, welche im Basal-
viertel weitläufiger stehen; überall wenig, ander Basis fast so
stark wie der Halsschild, glänzend. Die Zwischenräume der Punkte
in der Mitte der Flügeldecken etwa halb so breit wie der Durch-
messer der Punkte selbst, an der Naht schmaler und im Basal-
viertel breiter. Halsschild nahezu glatt und eben. Schienen
und Tarsen sehr flach, messerförmig. 1. Glied. der Hintertarsen
beim $ mindestens doppelt so lang wie die folgenden mitsamt den 2
Klauen. Blau; Fühler und Beine schwarz, im allgemeinen, bis
auf die Mitte der Flügeldecken, glänzend, Brust und Seiten der
Abdominalsegmente dicht weiß, fleckig behaart. 10—10,5 mm —
D.O. Afr.: Makonde Hochland, Ntschitschira, Mahuta -Newala er
(10.—16. XII. 10. Grote Bln.); Lindi (Hannov.).
tibiotarsalis sp. n.
!) P. flavipennis Auriv. blieb mir unbekannt.
=.
2
N ae a
Die afrikanischen Oallichrominen. 91
5. Gattung: Eximia Jord.
Typus: tricolor Jord.
1‘ Kragen des Halsschildes glatt oder Kin Scheibe spärlich punktiert,
1’
an den Seiten manchmal fein gerunzelt, Mittelstreif glatt. Goldgrün
oder grün; Kopf mit Ausnahme der Stirn und eines Teiles des
Scheitels, ein nach hinten gerundeter und gut begrenzter Fleck
am Vorderrand des Halsschildes sowie die Fühler und Beine
u
schwarz-, rot- oder blauviolett. Basis der Flügeldecken, ein die
Spitze nicht erreichender Nahtstreif und eine schmale, von den
Schultern zur Spitze ziehende und manchmal undeutliche Binde
hellgrün; die übıigen Teile der Flügeldecken violett. 11—16 mm
— (tricolor Jord.) — Gabun (Bln.) — Kongo: Kimuenza (X.— 21.
XI. 10 Schultze Hbg.) Bopoto (n. Jord. 1894) — Quango (v. Mechow
Bln.) — Njam-Njam: Sennio (Bohndorff Bln.). colorata Quedf.
Kragen des Halsschildes dicht quer gerieft.
Scheibe des Halsschildes fein und spärlich punktiert, Mitte glatt;
seitlich die Punkte manchmal runzlig zusammenfließend. Grün;
- Kopf schwarz-violett, stellenweise mit grünem Schein, ein nach
"hinten gerundeter und schlecht begrenzter Fleck am Vorderrand
des Halsschildes hellblau, Flügeldecken mit schwarzen Toment-
längsbinden wie bei voriger Art, Naht und Unterseite hellgrün,
Fühler und Beine dunkelviolett. 10-13 mm — Span. Guinea:
_ Makomo-Campo-Gebiet (1.—17. II. 06 Teßmann Bln.); Nkolen-
'tangan (XI. 07—V.08 Teßmann Bln.) — Kamerun: Mundame
(Hbg.) — Togo: RBismarcekburg (8.—13. III. 93 Conradt Bln.).
finitima sp.n.
Scheibe des Halsschildes dicht runzlig punktiert, in der Mitte
weniger dicht, und die Runzeln nicht nach vorne vorgezogen.
Gefärbt wie der vorige, jedoch im allgemeinen düsterer und die
Beine blau. 9—14 mm — Togo: Bismarckburg (3. II. —13. III. 93.
Conradt Bln.); Agome-Palime (Ulbrich Bln.) Kamerun: Mukonje
Farm bei Mundame (Rohde Hbg.). (subsp.?) affinis nov.')
6. Gattung: Rhopalizus J. Thoms.
"Typus: chevrolati Thoms.
1‘ Scheibe des Halsschildes deutlich abgesetzt und erhöht, dorsal
vorn scharf gegen den Kragen abgeschnürt, zu beiden Seiten des
glatten Mittelstreifs schwach eingedrückt und mit großen dicht
stehenden Punkten besetzt. Seiten wulstig vortretend, sowohl
an den Seiten der Scheibe als auch der Apikaleinschnürung.
Hintertarsen aufder Oberseite dicht weiß, seidig behaart und seitlich
. nicht. zusammengedrückt. Flügeldecken kahl und ohne Toment-
längsbinden, dicht gedrängt und grob punktiert, an der Naht
hinter dem Schildchen glatt. Grün, goldgrün, blaugrün oder
1) (Callichroma) sinuatocolle Thoms. konnte ich nach der Beschreibung nicht
erkennen; vielleicht gehört die Art dieser Gattung an.
6. Heft
]’
Martin Schmidt:
blau; Unterseite hellgrün und glänzender, Fühler und Beine
schwarz, Keulen der Vorder- und Mittelschenkel rot. Zuweilen
ist auch die Keule der Hinterschenkel rot: f. clavipes A. White
— chevrolati J. Thoms. 19—24 mm — Sierra Leone (n. White
1853) — Goldküste: Acera (n. Jord. 1894) — Togo: Bismarck-
burg (IIL—IV. 91 Büttner Bln.); Atakpame (Schmidt Bin.);
Yendi (Thierry Bln.) — Kamerun: (Conradt Da.;v. Bennigsen Da.);
Mundame a. Mungo (Konrau Bln.); Mukonje Farm bei Mundame
(Rohde Hbg.); Edea, Dibongo Farm (Rohde Hbg.); Bipindi
(X.— XI. 98 Zenker Bln.); bei Bosum (11. IV. 14 Teßmann Bin.)
— Gabun: (Bln.; Büttner BIn.; Da.; n. Jord 1894); Ssibange
(Soyaux Hbg.) — Span. Guinea: (Teßmann Bln.); Nkolentangan
(XI. 07”—V.08 Teßmann Bln.); Benitogebiet (16.—30. IX. 06
Teßmann Bln.) — Franz. Loango: Ob. Kuilu (n. Jord. 1894) —
Kongo (Da., Bln.) Kimuenza (Schultze Hbg.); Malange (Pogge
Bln.); Quango (v..Mechow, n. Quedf. 1882) — Loanda (n. Jord.
1894) — Central-Afr. (n. Quedf. 1888). nitens F.
a) Dunkelblau mit schwachem violetten Schein, auch die Unter-
seite blau; sonst wie die Nominatform. 21-22 mm — Neu-
Kamerun: Pamaquelle (29. IV’.—1. V. 13. 700 m. Houy Bln.);
Pamaquelle-Jamoi (27. IV. 13 v. Ramsay Bln.) — Kamerun:
Grassteppe zwischen Likakora und Ngombo (Teßmann Bln.).
| subsp. houyi nov.
b) Wie die Nominatform; einfarbig hellgrün mit goldenem Schein
und alle Beine schwarz. 20—25 mm — ?!Njam-Njam: Sennio
(Bohndorff Bln.) — Groß-Bassam (n. Chevr.).
subsp. nigripes Chevr.
Scheibe des Halsschildes nur zur Basaleinschnürung deutlich
abgesetzt und dort etwas erhöht, dorsal gegen den Kragen nicht
' abgeschnürt und in der Mitte schwach oder nicht eingedrückt,
u
entweder gerunzelt und punktiert oder nur gerunzelt oder glatt.
Seiten des Halsschildes gerundet, schwach vorstehend, mit oder
ohne Wulst. Hintertarsen auf der Oberseite nicht seidig weiß
behaart, seitlich zusammengedrückt und flach.
Halsschild auf der Scheibe überall dieht gedrängt gerunzelt und
punktiert, sein Vorder- und Hinterrand quergerieft. Flügeldecken
dicht und fein punktiert, mit einer schwarz behaarten Längsbinde
auf der Scheibe nahe der Naht und einer zweiten am Außenrande.
Fühler und Beine schwarz. (Mir unbekannt). 14—17mm —
Quango (v. Mechow n. Quedf. 1882). chlorolineatus Quedf.
a) Wie der vorige, jedoch Vorder- und Mittelkeulen und manchmal
die Unterseite der Hinterschenkelkeulen rot. Die Punktierung der
Flügeldecken sollnach Jordans Angabe dichter sein. 13—17 mm
— Gabun (Bln.; n. Jord. 1894); Ssibange (Hupfer Hbg.) —
Span. Guinea: (Teßmann Bln.); Benitogebiet (16.—30. IX. 06
Teßmann Bln.); Nkolentangan (XI. 07—V.08 Teßmann Bin.)
Die afrıkanischen Öallichrominen. 93
Franz. Loango: Ob. Kuilu (n. Jord. 1894) — Kongo: Kımpoko
(Büttner Bln.) — Loanda (n. Jord. 1894).
(subsp.?) aureolineatus Jord.
2' Halsschild auf der Mitte der Scheibe teilweise glatt, runzlig
31
=;
6
De
—
—
5
punktiert oder nur mit feinen Querrunzeln.
Scheibe des Halsschildes mit deutlichen, feinen und eng stehenden
Punkten dicht besetzt; an der Basis ein kurzer, nach vorn spitz
zulaufender Streifen olatt. Gefärbt wie der vorige, jedoch Fühler
und Beine einfarbigrot. 12—13mm — Goldküste: Addah (n. Lam.
1893); Aquapim (Reichenow Bln.). laetus Lam.
Scheibe des Halsschildes fein gerunzelt, nicht oder sehr un-
deutlich punktiert oder glatt.
Das Basalviertel der Flügeldecken nicht feiner oder spärlicher,
sondern so stark und dicht wie der übrige Teil der Flügeldecken
punktiert, höchstens die Basis unmittelbar etwas glänzender und
wenig spärlicher mit Punkten besetzt. Vorderrand des Hals-
schildes mit kräftigen Querriefen.
‚Halsschild quer, etwas breiter als lang oder fast quadratisch,
jedoch niemals länger als breit; Seiten gleichmäßig gerundet,
nicht oder kaum wulstig vortretend.
Halsschild stark quer, auf der Scheibe jederseits des etwas erhöhten
Mittelstreifs grubig vertieft; überall, mit Ausnahme der Mitte
der Scheibenbasis, mit feinen und gewellten Quertunzeln besetzt,
aber nicht punktiert. Groß und breit, dunkelblau und matt;
Flügeldecken dicht punktiert, eine kurze Längsbinde auf der
Scheibe und die Seiten breit schwarz und fein tomentiert. Fühler
schwarz, Beine dunkelrotbraun, Basalteil der Schenkel rot. 22 mm
— Bahr-el-Ghasal: Djur (Schweinfurth Bln.). schweinfurthissp. n.
Halsschild fast quadratisch, Scheibe sehr fein gerunzelt; in der
Mitte eine schlecht begrenzte Strecke glatt und jederseits schwach
grubig eingedrückt. Blau; Unterseite stellenweise mit grünem
Schein oder ganz grün, Kragen dorsal violett; diese Färbung
nach hinten durch einen schmalen und gebogenen goldglänzenden
- Streifen gegen die blaue Scheibe abgesetzt. Fühler und Beine
schwarz, Keule der Vorder- und Mittelschenkel rot und zuweilen
schwarz angedunkelt. Schildchen oft grün. 9—17 mm — Togo:
Bismarckburg (29. III.—4. IV. 93. Conradt Bln.); Misahöhe
(30. IV. 94. Baumann Bln.); Kete-Kratje (31. V. 96. Zech Bln.).
coeruleus sp. n.
a) Größer, Halsschild weniger glänzend, dichter gerieft und runzlig
punktiert. Halsschild ganz blaugrün oder vorn mit violettem
Glanz. Schildehen dunkelblau. Alle Beine schwarz. Sonst
wie der vorige. 18mm — Kamerun bei Bosum (15. IV. 14
- Teßmann Bln.). (subsp.?) tessmanni nov.
Halsschild schmal, länger als breit, Seiten schwach wulstig vor-
tretend, Scheibe fein und unregelmäßig quer gerunzelt. Grün;
Kopf, Kragen, Beine und Fühlerschaft violett; Fühler und Tarsen
schwarz, Scheibe des Halsschildes und die Strecke zwischen
6, Heft.
94 Martin Schmidt:
Schulter und Schildehen auf der Basis der Flügeldecken golden,
eine kurze Längsbinde auf den Flügeldecken sowie deren Seiten
und Spitze schwarz behaart. 13—15mm — Franz. Loango:
Ob. Kuilu (n. Jord. 1894) — Span. Guinea: Nkolentangan (XI. 07
—V.08 Teßmann Bln.). euporidus Jord.
4 Basalviertel oder -fünftel der Flügeldecken glänzend, spärtlicher
punktiert als der übrige Teil oder nur fein gerunzelt. Halsschild
glatt, Vorderrand ohne Querriefen. _ No
Das Basalviertel der Flügeldecken fast glatt, sehr fein gerunzelt
und gegen den dichter runzlig punktierten ‘Apikalteil deutlich
abgegrenzt und lebhaft hellgrün gefärbt. Kopf und Halsschild
glatt oder fast glatt, glänzend und violett gefärbt; Seiten und
Unterseite des Halsschildes grün. Flügeldecken, mit Ausnahme
. des glatten Basalviertels dicht gerunzelt punktiert und blaugrün,
Seiten und Spitze dunkel violett. Fühler violett, Beine blau.
‘ 16mm — Lundareich (Buchner Bln.). buchneri Quedf.
7' Der glänzende Basalteil der Flügeldecken deutlich punktiert
und allmählich ın den dicht runzlig punktierten Apikalteil über-
gehend. Kopf fein punktiert. Blaugrün; Seiten, Unterseite und
Kragen des Halsschildes sowie die Basis der Flügeldecken heller
grün, diese sonst blau und ihre Seiten schlecht begrenzt schwarz;
Fühler violett und zur Spitze gebräunt; Beine violett, Schienen
fein behaart. Ilmm — Kamerun (Conradt Da.). |
laevicollis (Hintz ı. litt.) sp. n.!)
_
7
7. Gattung: Rhopalizarius nov.
Typus: mildbraedi sp. n. |
Kopf fein und spärlich punktiert, Fühlerschaft ziemlich dieht mit
feinen Punkten besetzt, aber nicht gerunzelt. Halsschild etwas
länger als breit, mit starker Apikal- und Basaleinschnürung,
vorn kragenförmig und nicht sehr scharf abgesetzt; die Gruben
auf der Scheibe kreisrund und tief, ihre Ränder wulstig erhöht.
Schildehen glatt und glänzend. Flügeldecken zur Spitze verengt
und dicht schwarz tomentiert. Die Schultern und die Naht,
besonders hinter dem Schildchen glatt und glänzend. Unterseite
sehr fein und dicht punktiert und dünn und fein hell behaart,
lehbaft glänzend. Goldgrün; Kopf, Kragen und Mitte der Scheibe
des Halsschildes rotviolett; Fühler, Beine, Clypeus und Mundteile
sowie Oberseite des Abdomens blau. Flügeldecken, mit Ausnahme
von Schulter und Naht, dunkelgrün, seitlich und an der Spitze
am dichtesten tomentiert. Tarsen schwarz. 16—22 mm. —
Neu-Kamerun: Nanga Ebogo-Dengdeng (Mildbraed Bln.) — Span.
Guinea: Nkolentangan (XI. 07—V.08 Teßmann Bln.)..
ER | ' mildbraedi sp.n.
1) Nach der Beschreibung nicht zu deuten sind (Callichroma) punctulatus
Thoms. und viridescens Thoms., welche Aurivillius (Kätalog 1910) der Gattung
Rhopalizus zurechnet. 2 ER ee
Die afrikanischen Callichrominen. 95
8. Gattung: Cephalizus nov.
ypns: nobilis sp. .n.
Kopf und Halsschild fast glatt und glänzend, spärlich mit sehr
feinen Punkten hier und da besetzt. Halsschild in seiner größten
Breite etwas breiter als lang. Flügeldecken dicht schwarztomentiert,
die Basis und ein mit ihr nicht zusammenhängender und die Spitze
nicht erreichender schmaler Längsstreif auf der Scheibe kahl,
spärlich skulptiert und glänzender. Unterseite sehr dicht anliegend
weiß behaart. Basis und der schmale Längsstreif auf der Scheibe
der Flügeldecken wie die Unterseite grün; Kopf, Halsschild,
Spitze und Seiten der Flügeldecken sowie die Beine rotviolett;
Mitte der Scheibe der Flügeldecken mit blauem Schein; Fühler
schwarz; Vorder- und Mitteltarsen gelbbraun, Hintertarsen dicht
weiß seidig behaart. . 135mm — Neu-Kamerun: Dengdeng
Station : Ill. 14 Mildbraed Bln.). nobilis sp. n.
9. Gattung: Rhopalizodes nov.
Typus: cinctus Fährs.
Hinterkopf und Kragen des Hilsschildes sowie die stumpfen
- Seitenhöcker, bei großen Stücken meist feiner und spärlicher,
punktiert. Scheibe spärlich oder ziemlich dicht mit Punkten
besetzt. Flügeldecken dicht und kräftig gerunzelt punktiert
und matt, Schultern etwas glänzender, Spitzenrand gelb behaart.
Schildehen klein, Seiten gerade und Hinterrand gerundet. - Grün
oder blaugrün; Kopf, Halsschild, Flügeldecken, Fühler und Beine
blau oder blaugrün. Scheibe des Halsschildes kupferrot glänzend
oder blauviolett.. Unterseite fein, an den Seiten dichter, weißlich
behaart. — Ein kleines 2 der. Sammlung des Berliner Museums
aus dem Pondoland (Beyrich) fällt auf durch die starke Punk-
'tierung von Scheibe und Seitenbuckel des Halsschildes, die lange
Keule aller Schenkel und die gelbrote Färbung des unverdiekten
Basalteiles aller Schenkel: (?subsp.) beyrichı nov. 14—20 mm
— (affraria (n. Fährs. 1872) — Natal: (Dohrn Bln., Gueinzius
-Stett.); Pondo (Beyrich Bln.). cinetus Fährs.
10. Gattung: Rhopalizida Jord.
op viridana Jord.
Stirn dicht punktiert, Halsschild mit Apikal- und stärkerer
Basaleinschnürung; Scheibe hinten etwas erhöht, dicht gedrängt
fein punktiert und gerunzelt; Kragen mit undeutlichen, Basal-
‚einschnürung mit stärkeren Querrunzeln, und mit 2 in der Mitte
genäherten schwarzen Tomentflecken. Flügeldecken gleichfalls
2. dieht gerunzelt und punktiert, mit einer gemeinschaftlichen breiten,
> sich. verschmälernden Nahtbinde, die hinter dem punktierten
und glänzenden Schildchen einen viereckigen, queren Fleck frei
läßt; an den Seiten. befindet sich ebenfalls je eine tomentierte
6. Heft
96 Martin Schmidt:
Längsbinde und von den Schultern bis in die Spitze zieht ein
schmaler fast kahler Streif. Grün; Hinterkopf, Halsschild, Flügel-
decken und Beine blau; Mitte aller Schenkel rot, Fühler schwarz;
die ganze Unterseite dicht und anliegend grau behaart. 55mm
— Kamerun (Bln.). camerunica sp. n.')
11. Gattung: Chromalizus nov.
Typus: aureovittis Kolbe.
1‘ Unterseite, auch die Brust, abstehend und länger behaart; auf dem
Halsschild besonders der Vorderrand und zwei genäherte Flecken
der Scheibe schwarz tomentiert. Hellgrün; Flügeldecken dunkel-
oder blaugrün, mit einem das Schildchen und die Flügeldecken-
spitze kaum erreichenden und dicht behaarten Nahtstreif, sowie
einem fein gelb behaarten Basalfleck auf jeder Decke. Fühler
und Beine rotgelb, Schaft dunkler (Nominatform); zuweilen fehlt
der gelbe Basalfleck, Fühler und Beine gelb: f. barbiventris Bat.;
oder. ebenso, Fühler schwarz: f. notaticollis Hintz; oder ebenso
Fühler, eine Teil der Schienen und Kniee schwarz: f. piliventris
Bat. 15—2l mm — Sierra Leone (Bln.) — Aschanti (n. White
1853) — Kamerun: Johann-Albrechts-Höhe (Conradt Bin.);
Jaundestation (III 95 Zenker Bin.); Bipindi (1. —16.X. 04
Teßmann Bln.) — Span. Guinea: Nkolentangan (XI. 07—V. 08
Teßmann Bln.); Uelleburg (VI..—VII. 08 Teßmann Bln.); Benito-
gebiet (16. —30.IX. 06 Teßmann Bln.) — Gabun (Büttner Bln.);
Ssibange (Soyaux Hbg.; n. Jord. 1894); Mittl. Ogowe (Schmidt
Bln.) — Franz. Loango: Ob. Kuilu (n. Jord. 1894) — Kongo:
Kimuenza (27.—28. IX. 10 Schultze Hbg.). basalis A. White
a) Wie die Nominatform, jedoch etwas größer und schlanker,
Basalfleck der Flügeldecken groß, Fühler und ein Teil der
Hinterschienen tiefschwarz. 14—16 mm — Togo: Bismarck-
burg (1.—15. IH. 91 Büttner Bln.; 13. IL—20. III 9
Conradt Bln.). subsp. subbasalis Kolbe
1’ Unterseite anliegend und kürzer behaart; auf dem Abdomen
zuweilen einzelne abstehende Haare, besonders an der Basis der
einzelnen Segmente; die Brust aber stets nur anliegend behaart.
2'' Flügeldecken ohne helle Nahtbinde. E
3" Seitendornen des Halsschildes kurz und stumpf kegelförmig,
ohne scharfe Spitze und matt. Beine nicht einfarbig gelbrot.
4'' Halsschild vorne kaum eingeschnürt, nicht kragenförmig abgesetzt
und ohne stärkere Querrunzeln am Vorderrand. Goldgrün oder
dunkelgrün; Fühler und Beine schwarz, Mitte der Schenkel und
ein Teil der Schienen rot, Tarsen und Spitze der Schienen gelblich
behaart. 20—23 mm. (C. rugicolle Quedf. nec Guer... — N.-
!) Die für die Gattung typische Art Rh. viridana Jord. von Franz. Loango,
Ob. Kuilu, ist mir unbekannt, scheint jedoch mit der oben angeführten nahe verwandt
zu sein. Wahrscheinlich gehört auch die in die Gattung Synaptola Bat. wenig 1
passende S. obtusa Bat. hierher, die mir gleichfalls nicht vorliegt.
4!
5
Archiv für Naturgeschichte
1922. A. 6.
Die afrikanischen Callichrominen. 97
Kamerun: Loho-Mbaiti (4. Il. 13 v. Recosa Bln.).. — Gabun
(Bln.; Büttner Bln.) — Centr. Afr. (n. Quedf. 1888) — Njam-
Njam: Sennio (Bohndorff Bin.) rugosus Auriv.
Halsschild vorn deutlich eingeschnürt und kragenförmig abgesetzt,
die Querrunzeln am Vorderrand stärker als die der Scheibe; diese
in der Mitte fein gerunzelt, die ganze Oberseite dicht und fein
schwarz tomentiert. Dunkelgrün; Oberseite blaugrün, Fühler
und Beine schwarz; Mitte der Vorder- und Mittelschenkel rot,
Unterseite und Hintertarsen dicht weiß behaart. 21-—23 mm
— Kamerun: (n. Auriv. 1903); Johann-Albrechtshöhe (Con-
radt Bln.). sjöstedti Auriv.
Seitendorn des Halsschildes in eine scharfe Spitze ausgezogen
und glänzend. Körper groß und breit.
Die Runzeln des Halsschildes kräftig und besonders gegen den
Kragen wulstig erhöht und hier in Form eines Kreuzes gelegen;
im allgemeinen verlaufen sie quer, überall parallel, und die
Zwischenräume sind mit großen Punkten besetzt. Flügeldecken
sehr dicht und sehr kurz mit blauem Toment bedeckt und nur
an der Basis glänzender, mehr flach und kaum gewölbt, an den
Schultern breit und zur Spitze deutlich verengt. Kopf und
- Schildehen ebenfalls dicht gerunzelt punktiert. Unterseite heller
glänzend, gleichmäßig-und kurz, dicht anliegend behaart. Grün;
Fühler und Beine braunrot. 23—29 mm — (capense Pering.,
goryi White, hottentottum Buq.) — Cap. (n. Gory 1844, Bug. 1844,
White 1853) — Capland: Grahamstown, King Williamstown
(n. Pering. 1888); East London (n. Pering. 1888, Rabusch Hbg.)
— Natal: (Pöpp'g Bln.); Durban (n. Pering. 1888) — Delagoa-
Bai (Monteiro Bln.). speciosus Gory
Die Riefen des Halsschildes meist regelmäßig quer und fein,
nirgends wulstig erhöht, besonders auf der Basalhälfte parallel
und gleichmäßig; gegen den Kragen ist die Scheibe nur dicht und
fein punktiert und nicht gerieft, die Zwischenräume der Riefen
mit feinen Punkten besetzt. Flügeldecken etwas gewölbt wie
der Halsschild fein und kurz schwarz tementiert. Grün bis blau;
der Oberseite fein u. dicht tomentiert, Unterseite besonders an den
Seiten gelb oder grau behaart. Beine gelbrot, Behaarung der Ober-
und Unterseite dünn, und besonders auf dem Halsschild wenig
dicht. Fühler und letztes Abdominalsegment gelbrot, 183—27 mm
(rufipes Kolbe; virescens Jord.) — Sierra Leone (Dalm.) — Gold-
küste: (n. Jord. 1894) Quitta (Hbg.) — Aschanti (Bln.) — Togo:
Bismarckburg (1. VI.—15. VII. 91. Büttner Bln.); Misahöhe
(V.96 Baumann Bin.) — Dahomey: Ketu (Bln.) — Guinea
(Imhoff Bln.). fragrans Dalm.
a) Wie die Nominatform; Fühler schwarz; dunkelblau mit rot-
[violettem Schein, Abdomen ganz grün oder blaugrün. Scheibe
des Halsschildes kräftiger eingedrückt und jederseits mit
zwei flachen grubigen Vertiefungen. 21—29 mm — D. O. Afr.:
7 6. Heft
98
9
6
zı
Martin Schmidt:
Insel Ukerewe, Neuwied (n. Auriv. 1907; IV. Conrads Bln.);
Useguha (Bln.); Daressalam (Bln., Hbg.). subsp. conradsi Auriv.
Wie der vorige, jedoch auch die Oberseite ganz grün und mit
blauem Schein, Halsschild kaum glänzender als die Flügel-
decken. 26—27 mm — Usambara: Tewe (Meinhardt Bln.);
Tanga (Reimer Bln.); Lewa (29. IX.88 Stuhlmann Bln.).
subrp. meinhardti nov.
Behaarung der Oberseite auf Halsschild und Flügeldecken
dicht, die metallische Grundfärbung fast verdeckend. Unter-
seite an der Seiten dicht, meist gelb behaart. Fühler schwarz,
manchmal das Basalglied und einige folgende Glieder rotgelb.
Dunkelgrün mit blauem Schein; 22—30 mm. — (carintecolle
Quedf.) — Kamerun: (Conradt Da.); (n. Auriv.); Ossidinge
(Mansfeld Bln.); Johann-Albrechtshöhe (20. VIL.—25. IX. 97
und 12. II. —6.VI. 98 Conradt Bln.); Barombi Stat. (Preuß
Bln., Conradt Stett.); Mundame (Rohde Da.; Konrau
Bln.; Hbg.); Mukonje Farm bei Mundame (Rohde Hbg.);
Victoria (Preuß Bln, Hbg.); Moliwe bei Victoria
(7. 1II.—1. IV.08 v. Maltzan Bln.); Edea, Dibongo Farm
(Rohde Hbg.); Jaunde Stat. (800 m Zenker Bln.); Dume Bez.
(Schipper Bln.); Bipindi (Bennigsen Da.; X.— XI. 96 und
III. 97 Zenker Bln.); Kungulu-Urwald (1910 Schulze Hbg.)
— Guinea (Hbg.) — Span. Guinea: Nkolentangan (XI. 07—V. 08
Teßmann Bln.); Benito Gebiet (16. —30.IX. 06 Teßmann Bin.)
— Neu-Kamerun: Nanga Ebogo-Dengdeng (Mildbraed Ein.)
- Gabun: Ssibanga (Hupfer Hbg.) — Fr. Loango: Ob. Kuilu
(n. Jord. 1894) — Kongo: Baluba (Bln.); Kondue {(Hbg.) —
Loanda (n. Jord. 1894) — SW. Albert See: Duki Fluß (16.
VIII. 91 Stuhlmann Bln.) — W. Itimbiri: Ibembo (1.—15.
VIII. 90 Duvivier Bln.). subsp. eranchi A. White
Flügeldecken mit einer grün- oder gelbbehaarten Nahtbinde.
Scheibe des Halsschildes punktiert, Zwischenräume der Punkte
stellenweise fein gerunzelt, im allgemeinen jedoch glatt; Seiten-
dornen schwach und kurz. Dunkelgrün; Kopf blau, Halsschild
schwarz mit grünem Schein, Flügeldecken blaugrün; Fühler und
Beine schwarz, Mitte der Vorder- und Mittelschenkel rot; Unter-
seite und Tarsen grau behaart. Körper noch schmaler und
schlanker als bei der folgenden Art. 18—20 mm — Span. Guinea:
Benito Gebiet (16.—30. IX. 06 Teßmann Bln.). procerus sp.n.
Scheibe des Halsschildes dicht quer gerieft oder gerunzelt.
Scheibe des Halsschildes mit zwei feinen schwarzen Toment-
flecken, die einen unbehaarten Mittelstreif zwischen sich freilassen,
sehr fein quer gerunzelt, aber bei weitem nicht so stark wie in den
Einschnürungen.
Halsschild vorn schwach eingeschnürt und abgesetzt, etwas
länger als breit und schmal, Scheibe nicht erhöht. Körper schlank,
schlanker als die folgende Art. Grün; die gelb behaarte Nahtbinde
an der Spitze des Schildehens oder ein Stück hinter ihm beginnend
b
—
ec)
>
Die afrikanischen Callichrominen, 99
und die Spitze der Flügeldecken nicht erreichend. Fühler und
- Beine schwarz, manchmal alle Schenkel in der Mitte und zuweilen
auch die Schienen zum Teilrot; Tarsen gelblich behaart. 15—20 mm
— Kamerun: (n. Auriv. 1903): Johann-Albrechtshöhe (Conradt
Bln.); Vietoria (Preuß Bln.); Bipindi (XII. 98 Zenker Bln.) —
Span. Guinea: Benito Gebiet (16.—30. IX.06 Teßmann Bln.).
calceatus Auriv.
8 Halsschild mit starker Apikaleinschnürung, so breit wie lang,
vorn deutlich kragenförmig abgesetzt, Scheibe erhöht. Grün;
die gelb behaarte Nahtbinde wie bei der vorigen Art, jedoch die
Spitze der Flügeldecken erreichend. Fühler und Beine schwarz,
Mitte der Schenkel rot, Tarsen grau behaart. 20—29mm —
Kamerun: (n. Jord. 1894; Conradt Da.); Bascho (15.—22. II. 06
Schultze Hbg.); Victoria. (91 Preuß Bln.); Lolodorf (d. Heyne
Bln.). — Insel Fernando Poo: Sao Carlos (25.—27.X. 10 Schultze
Hbg..). socius Jord.!)
Halsschild nicht behaart; die Riefen in der Apikaleinschnürung,
wenn vorhanden, so stark wie die der Scheibe.
Scheibe des Halsschildes ohne Buckel und nicht grubig vertieft,
gleichmäßig gewölbt und mit dichten und kräftigen Querriefenb e-
deckt, welche nach vorn gerundet und konzentrisch angeordnet
sind; Nahtbinde von der Basis der Flügeldecken bis zur Spitze
reichend. Kopf und Halsschild dunkelgrün, Unterseite heller;
Flügeldecken blaugrün, Fühler und Beine rotgelb. 16 bis
25 mm -— (obscuricorne Chevr., concentricale Jord.; iturıcum
Kolbe) — Senegal (Stett.) — Sierra Leone n. Jord. 1894)
-— Liberia: Monrovia (Stett.); Cap Palmas (Welcox Bln.)
— Goldküste: (n. Jord. 1894); Akem (Stett.) — Aschantı
(Da., Bin.) — Togo: Misahöhe (XI. 93, III. 94, VI. 94 Baumann
Bln.); Atakpame (Schmidt Bln.) — Dahomey: Ketu (Bln.) —
Kamerun: (n. Auriv.); Ossidinge (XI. Ol Glauning Bln.); Esosung
im Bakossi-Gebiet (Schultze Hbg.); Joh. Albrechtshöhe (20. VII.
97 Conradt Bln.); Mundame am Mungo (Konrau Bln.); Mukonje-
Farm bei Mundame (Rohde Hbg.); Nssanakang (Diehl Bln.); Ba-
:rombi Stat.(Preuß Bln.,Conradt Stett.); NW.(RudatisBln.); Bindi
(11. XII. 04 und 15.30. III. 05 Teßmann Bln.); Vietoria (Preuß
Bln.); Duala (20. V. —9. VI. 04 Schultze Hbg.); Bascho (24. III
06 Schultze Hbg.); Jaunde Stat. (800m Zenker; v. Carnap Bln.);
Njongo Fluß (Dannenberg Hbg.); Lolodorf (d. Heyne Bln.;
8. IL.—27. III. 95, XI. 98 Conradt Bln.); Bipindi (X.— XI. 96,
III. 97 Zenker Bln.; Conradt Da.; Schäfer Bln.; n. Jord. 1894)
— Neu-Kamerun (Teßmann Bln.) — Insel Fernando Poo (28. IV.
—10. VIII. 00 Conradt Bin.) — Insel S. Thome (Hbg.; Da.)
— Span. Guinea: Uelleburg (VI.—VIII. 08 Teßmann Bln.);
Nkolentangan (XI. 07—V.08 Teßmann Bln.) — Gabun: Sssi-
—
7
eo
1) (Callichroma) rhodoscelis Jord. von S. Thom& ist mir nur nach der Be-
schreibung bekannt.
7% 6. Heft
100 Martin Schmidt:
bange (Hupfer Hbg.); Sette Cama (Hupfer Hbg.) — Frz. Loango:
Kuilu (n. Jord. 1894; Bln.) — Kongo: Kondue (Da.; Hbg.);
Kimuenza (Schultze Hbg.). 'afer L.!)
8' Scheibe des Halsschildes vor der Apikaleinschnürung mit- zwei
genäherten Dorsalbuckeln, hinter jedem Buckel schwach grubig-
vertieft und dann zur Basaleinschnürung ziemlich steil abfallend.
9" Vorder- und Mittelschenkel gut abgesetzt und. diek gekeult.
Apikalteil des Halsschildes kragenförmig abgesetzt und glatt,
selten vorn mit schwachen Riefen; auch die Dorsalbuckel meist
glatt, selten ebenfalls mit Riefen. umgeben. Nahtbinde grau;
Unterseite zum Teil, Halsschild und Seiten der Flügeldecken
hellgrün. Oft breitet sich die braune Färbung der Flügeldecken-
scheibe stark aus und zuweilen ist auch der Halsschild teilweise
rotbraun. Fühler und Beine hell- oder dunkelbraun. 16—28 mm
(conforme Har.) — Malange (Buchner, Schütt Bin.) — Lunda
Reich (Müller) — ‘Angola: (Hbg.); Bailundo (Hbg.); Benguella
(Wellmann Da.) — Zentralafr. (VIIL.—IX. n. Quedf. 1888) —
Sambesi: Tette (Peters Bln.) — D.O.Afr.: Kigonsera (Bln.;
Schultze Hbg.); N. Nyassa-See: Ubena-Langenburg (IV. 99
Götze Bln.), Massewe-Kiwira-Fluß (Nigmann Bin.), Konde-
Unyika (Fülleborn 30. X. 99, I. 00 Bln.), Upangwa (2000-2500 m
Kendel coll. Methner); $. Tanganjika-See: Ufipa, Msamwia
(XI. 08 — II. 09, 1850 m Fromm Bin.); Uhehe: Iringa (Nig-
mann Bln.), Iringa- Mgololo (III. 99 Götze Bln.), Fuß des Mage-
berges (Nigmann Bln.), mittl. Uhehe (1500—1700.m 30. XI. 17
coll. Methner); Daressalam (Bennigsen Da.); Ussandanı (XI. 95
Langheld Bln.); Ukawende, Ukonongo (XI. 13 Zenker - Bln.);
Uha (X. 12 coll. Methner); Manjoni (Hbg.). leucorrhaphis Gerst.
Vorder- und Mittelschenkel lang und schlank, allmählich verdickt _
und kaum gekeult. Apikalteil des Halsschildes kragenförmig
abgesetzt und stark quer gerieft; Scheibe mit deutlichen, von
Riefen umzogenen Dorsalbuckeln. Nahtbinde gelb. Grün bis
blaugrün; Scheibe des Halsschildes kupferrot glänzend, Flügel-
decken auf der Scheibe und an den Seiten mit blauer oder dunkel-
‘ grüner Tomentlängsbinde. Fühler und Beine gelbrot. 18—31 mm.
— D.O.Afr.: Usambara: (Fischer Bln. ; d. Heyne Hbg.;d. Weise Da.),
Tanga (Da.; Reimer, Kickel, Kupel "Bin.), Buloa bei Tanga (Eis-
mann Bin. ), Amani a. 4. II. 06 Vosseler Bln.), Derema (850m
XI. 91 Conradt Bln.), Nguelo (Da.), Sigi (22. XII. Schröder Bln.),
Bumbuli (27. XII. 02 Meinhof Bin.); Daressalam-Kilossa-Iringa
(Birkner Bln.); Upangwa (2000—2500 m coll. Methner).
aureovittis er
—
=
1) Hierher gehört auch C. simulatum Chevr. aus Altkalabar. Die Be-
schreibüung, die der Autor .gibt, paßt, ‚soweit sie den Halsschild Bet, auf
keins der sehr zahlreich mir vorliegenden Tiere. ion
Die afrikanischen Callichrominen, 101
12. Gattung: Synaptola Bates
Typus: brevicornis Bat.
1.
wm
=
4!
91
u
5
“ 64
Halsschild seitlich gerundet, manchmal mit kurzem und stumpfem,
wulstartigen Höcker. Körper gewölbt, kurz und ziemlich schlank,
Flügeldecken zur Spitze deutlich verengt. Prosternalfortsatz
zur Mittelbrust gerundet oder höchstens kurz kegelförmig, behaart
und matt. Schildchen nicht oder nur an der Spitze schwach und
undeutlich quer gerieft. Hinterschenkel auf der Unterseite mit
kräftigem und spitzem Zahn:
Untergattung: Metaptola nov.
Prosternalfortsatz, wieBrust und Stellen des Abdomens, spärlich
und lang abstehend behaart.
Scheibe des Halssschildes rundlich, sehr fein punktiert und
gerunzelt, flach und hinten kaum erhöht; Seiten gerundet, Seiten-
wülste schwach und wenig vortretend. Flügeldecken dicht ge-
runzelt punktiert. Apikalränder der einzelnen Abdominalsegmente
nicht stärker, jedoch länger behaart. Grün mit blauem Schein
u. schwach glänzend; Fühler und Beine einfarbig schwarz. 19 mm
— Neu-Kamerun (Teßmann Bln.). thoracalis nov,
Scheibe des Halsschildes quer, dicht runzelig punktiert und
besonders hinten erhöht; Seitenwülste stark vortretend.
Behaarung der Unterseite des Abdomens dicht und gleichmäßig;
die Apikalränder der einzelnen Segmente kaum dichter und wenig
länger behaart. Goldgrün und fast matt; Fühler und Beine
schwarz, Vorder- und Mittelschenkel in der Mitte rot. 24 mm.
— Togo: Bismarckburg (Conradt Bln.). mutica Kolbe
Die Behaarung der Apikalränder der einzelnen Abdominalsegmente
dichter und deutlich länger als die der ganzen Unterseite. Blau-
grün bis hellblau; Fühler und Beine schwarz, Mitte der Vorder-
und Mittelschenkel rot. 23—24mm — Togo: Bismarckburg
(Conradt Bln.) — Frz. Loango: Kuilu (n. Jord. 1894).
(subsp.?) pubiventris Jord.
Prosternalfortsatz, wie die ganze Unterseite, kurz und dicht
anliegend behaart. 2)
Halsschild glänzend und punktiert, mit glatter Mittellinie und
höchstens am Hinterrand der Scheibe fein gerunzelt. Flügeldecken
zur Spitze dichter punktiert und kaum gerunzelt. Grün und
glänzend; Fühler und Beine schwarz. 19—20 mm — Sierra
Leone: Rhotombo (Bln.) — Goldküste (n. Jord. 1894) — Togo:
Misahöhe (10. V. 94 Baumann Bln.). minor Jord.
Halsschild dicht runzelig punktiert und matt.
Seiten des Halsschildes gerundet und gewulstet, ohne stumpfen
Höcker. Scheibe dicht punktiert und fein quer gerunzelt, mit
kurzer und spärlicher, seitlich schlecht begrenzter Behaarung.
1) Hierher gehört wahrscheinlich S. armipes Bat. aus Angola, die mir un-
bekannt blieb,
6. Heft
102
1’
zı
gl
g'
Martin Schmidt:
Flügeldecken runzelig punktiert und fast glänzend. Grün mit
schwachem blauen Schein; Fühler und Beine schwarz, Vorder-
und Mittelschenkel in der Mitte rot. 17—22 mm — Dahomey:
Ketu (Bln.) — Kamerun: Mundame (n. Bat. 1879); Mukonje
Farm bei Mundame (Rohde Hbg.); Hinterland (Bln.); S. (Bln.)
— Frz. Loango: Kuilu (n. Jord. 1894). rugulosa Bat.
a) Wie die Nominatform; Fühler und Beine einfarbig schwarz.
Grün mit starkem blauen Schein; etwas kleiner; Behaarung
der Oberseite sehr dicht; diese daher matt erscheinend. 16—
18mm — Kamerun: Jaunde Stat. (800 m Zenker Bln.).
(subsp.?) languida nov.
Seiten des Halsschildes mit einem kurzen und sehr stumpfen,
aber deutlich abgesetzten Höcker; die schwarze Behaarung der
Scheibe lang und dicht, seitlich scharf begrenzt und die Seiten-
höcker nicht erreichend. Grün und fettglänzend; Fühler und
Beine schwarz, alle Schenkel in der Mitte rot. Flügeldecken
überall sehr dicht und kurz schwarz behaart. 19—24mm —
Kamerun (n. Bat. 1879; Karstensen Bln.). chlorina Bat.
a) Wie die Nominatform in der Skulptur und Färbung; jedoch
Fühler und Beine einfarbig schwarz. 22—25 mm — Sierra
Leone (n. Jord.) — Liberia: Monrovia (Stett.) — Goldküste
(n. Jord. 1894) — N.-Kamerun: Johann - Albrechtshöhe (20.
VIL—25. IX. 97 Conradt Bln.). subsp. brevis Jord.
Halsschild mit stets deutlichen Seitendornen.
Seitendornen des Halsschildes breit und stumpf, meist kurz.
Körper ziemlich breit und mehr gewölbt. Prosternalfortsatz mit
bestimmtem Höcker. Oberseite schwach glänzend und verschieden
dicht, aber stets deutlich behaart. Schildehen mit gebogenen
Querriefen. Unterseite der Hinterschenkel mit scharfem, spitzen
Zahn:
Untergattung: Synaptola s. str.
Höcker des Prosternalfortsatzes lang und glänzend, der zur
Mittelbrust abfallende Hinterrand konkav. , Halsschild vorn
schwach abgeschnürt, Scheibe etwas erhöht, fein quer gerunzelt
und mit schmalem, glatten Mittelstreif. Oberseite spärlich schwarz,
Unterseite dicht weiß, besonders seitlich, behaart. Grün oder
blau mit violettem Schein; Fühler und Beine schwarz. 26—29 mm
Sierra Leone: (d. Heyne Bln.; n. Bat. 1879); Rhotombo (Bln.)
— Kamerun (Conradt Da.). brevicornis Bat.
Höcker des Prosternalfortsatzes kürzer und schwach, wenig
glänzend und fein behaart; der zur Mittelbrust abfallende Hinter-
rand gerade. Halsschild schmaler, vorn stark eingeschnürt, fast
so stark wie an der Basis, und deutlich kragenförmig abgesetzt;
Scheibe quer gerunzelt, mit undeutlichem Mittelstreif, zwei
schwachen Dorsalhöckern und zwei Tomentflecken. Flügeldecken
sehr dünn und kurz behaart. Blau; Unterseite meist heller,
Mitte des Abdomens nicht, Seiten anliegend und dünn weiß behaart;
_
7
94
10’
10’
11”
Die afrikanischen Callichrominen, 103
Fühler und Beine schwarz. 23—30 mm — Neu-Kamerun (Teßmann
Bln.) — Gabun (Theusz Bln.) — Quango Gebiet (v. Mechow Bln.).
plieaticollis Quedf.
Seitendornen des Halsschildes stark und spitz, meist lang. Körper
breit, Oberseite kahl oder spärlich behaart und dann lebhaft
glänzend, oder so dicht behaart, daß der metallische Untergrund
ganz bedeckt wird. Schildehen ohne Querriefen. Hinterschenkel
mit spitzem oder undeutlichem Zahn auf der Unterseite:
Untergattung Cumaltera Jord.
Oberseite lebhaft metallisch glänzend.
Scheibe des Halsschildes kahl und deutlich quer gerunzelt, zwischen
den Runzeln kräftig punktiert. Fühlerschaft glatt und überall
glänzend, punktiert. Flügeldecken im letzten Spitzendrittel
viel feiner als vorn mit Punkten besetzt und glänzend. Grün,
Kopf und Unterseite mit Goldglanz; Fühler und Beine schwarz,
Vorder- und Mittelschenkel rot. 28-—29 mm — Nyassa (n. Gah.
1890) — Ohne Fundangabe (Bln.). nitidipennis Gah.
a) Einfarbig hellblau; sonst wie die Nominatform. 24—3l mm —
D.O.Afr.: Ugogo-Unyamwesi (1100—1200 m Marschall Bln.),
Usagara (n. Quedf. 1891), Lukuleai (1903 Bln., Schultze Hbg.)
— Mozambique: Beira (Bodong Da.).
subsp. tubereulicollis Quedf.
Scheibe des Halsschildes mit nur sehr feinen Querriefen und
Punkten besetzt, welche oft nur an der Basis deutlich sind.
Fühlerschaft nach außen in eine deutliche Spitze ausgezogen.
Rotviolett und glänzend. Unterseite stellenweise mit grünlichem
Schein. Halsschild und Flügeldecken spärlich tomentiert. Fühler
und Beine schwarz, Fühlerschaft und Mitte aller Schenkel rot.
Unterseite besonders seitlich weiß behaart. 34 mm — N. Nyassa-
See: Langenburg (1. IL.—15. III. 96 Fülleborn Bln.).
fülleborni sp. n.
11’ Fühlerschaft an der Spitze der Außenseite nicht spitz zulaufend,
12"
12'
gu
sondern annähernd rechteckig.
Flügeldecken fein punktiert. Zwischenräume der Punkte äußerst
fein und spärlich gerunzelt. Kragen des Halsschildes in der Mitte
am breitesten und nach den Seiten zu sich verschmälernd. Gras-
grün und glänzend, hier und da mit Goldglanz, Fühler und Beine
schwarz. Vorder- und Mittelschenkel rot. 29—31 mm — (dwves
Harold.) — Gabun (n. Thoms. 1858) — Lunda Reich (Pogge Bln.),
Mukenge (Pogge Bln.), Ob. Kongo (n. Jord. 1894)
imperator J. Thoms.
Flügeldecken fein punktiert. Zwischenräume der Punkte überall
kräftig und deutlich gerunzelt. Kragen des Halsschildes schmal
und gleich breit. Grün, Naht bläulich und fein behaart, Fühler
und Beine schwarz, Mitte der Schenkel rot. 3344 mm — Kongo
(n. Jord. 1894), Mukenge (Pogge). robusta Jord.
Oberseite dicht und anliegend schwarz samtartig behaart.
6. Heft
104
Martin Schmidt:
13° Unterseite blau, lebhaft glänzend und wenig dicht weiß behaart.
13°
Scheibe des Halsschildes erhöht und gut abgesetzt, besonders
gegen die Basis steil abfallend. Beine schwarz, Tarsen weiß be-
haart. Die ganze Oberseite, auch die der Fühler, äußerst dicht
und fein punktiert und mit kurzer, aber sehr dichter schwarzer
Behaarung. Einfarbig schwarz, nur die Seiten der Flügeldecken
und die Unterseite blau; diese heller und glänzender. Auf der
Scheibe der Flügeldecken ein schmaler Längsstreif sowie deren
Spitze glänzender. 28mm — N. Nyassa-See: Ubena-Langen-
burg (IV. 99 Götze Bln.). lugens sp. n.
Unterseite schwarz, fast matt und dicht anliegend gelb behaart.
Scheibe des Halsschildes nur hinten etwas erhöht und abgesetzt,
in die Seiten und den Vorderrand allmählich übergehend. Beine
gelbrot, Tarsen gelb behaart. Schwarz, di» ganze Oberseite gleich-
mäßig dicht schwarz samtartig behaart, auch die Flügeldecken
ohne glänzenden Längsstreif in der Mitte. 26mm -— Liberia:
Monrovia (Stett.) tomentosus sp. n.
13. Gattung: Philematium J. Thoms.
Typus: albitarse F.
1‘ Halsschild auf der Scheibe kräftig und deutlich quer gerunzelt,
die Runzeln in der Mitte nach vorn vorgezogen, manchmal ein
fast glatter Mittelstreif vorhanden. Scheibe ohne schwarzes
Toment und zwischen den Runzeln punktiert. Fühlerschaft
besonders an der Basis mit Längsfalten. Die Punktierung des
Schaftes aus größeren länglichen und kleineren runden Punkten
bestehend, die Innenfläche besonders dicht und fein punktiert,
nur die Spitze glänzend. Grün, blaugrün oder blau. Fühler und
Beine schwarz, die Mitte aller Schenkel rot, Tarsen weiß behaart.
Grün, goldgrün oder blaugrün, mit feiner aber dichter Behaarung
der Flügeldecken, diese daher matt erscheinend. 22-—30 mm —
(albitarse F., natalense Bat.) — Kapland: (Bln., ex coll. Schaufuß
Bln., Hbg.), East London (Rabusch Hbg.) — Natal (Bln., Stett.,
n. Bat. 1879, n. Fährs. 1872), Durban (Bowker Da.) — Delagoa-
Bai (Monteiro Bln.) — Mozambique (Bertoloni Stett.) — Tschinde
(Fruhstorfer Bln.), Beira (Bodong Da.). virens L.!)
a) Grün, blaugrün oder hellblau, auf den Flügeldecken dichter
behaart u. feiner punktiert, jedoch stärker gerunzelt. 23—29 mm.
— Sansibar (Hildebrand, Cooke u. Quedenfeld Bln., Stuhl-
mann Hbg.) — D. O. Afr.: Kilimandjaro (d. Staudinger Bln.);
Usambara: Mombo (VI. n. Auriv. 1910), Unt. Umba (XI. 15
Methner), Trockenwald bei Mtotohowu (IV. 16 Methner),
Tanga (Reimer Bln., XII. 02 Methner), Tanga-Magila (V. 93
Neumann Biln.), Mombo (Sjöstedt Bln.), Unteres. Mombotal
!) (Callichroma) leucodactyla Chevr. (Ann. Soc. Ent. Fr. (4) II 1862 p. 257)
angeblich aus Cuba, ist sicher diese Art mit falscher Fundangabe.
1’
gu
Die afrikanischen Callichrominen. 105
(6. VI. 10 Methner); Pangani (Fischer Bln., V.04 Methner);
Unguu (VII.05 Methner); Mhonda (Da.); Useguha (Bl.);
Bagamojo (Fischer Bln., Stett.); Daressalam, Pangani und
. Hinterland (Regner Biln.), Daressalam (VII. 12 Methner,
Rautenberg Hbg.), Daressalam, Puguberge und Kisserewe
(Heinrich Bln.); Usaramo (Stuhlmann Bln.), Matumbi-Berge
(V.12 Schuster coll. Methner) subsp. sansibaricum Gerst.
b) Oberseite einfarbig blauviolett oder blau, Kopf, Halsschild
und Basalteil der Flügeldeeken glänzend, ihr Spitzenteil dicht
punktiert und matt, kaum tomentiert. 25—33 mm — D.O.
Afr.: Unguu (III.07 Holtz coll. Methner); Mhonda (Bln.),
Bagamojo - Hinterland: Nguru - Mpapua (Rohrbeck Bln.);
Uhehe - Iringa (I.—IIl. 99 Götze Bin.); N. Nyassa-See:
Neu - Helgoland (XI. 99 Fülleborn Bin.), Langenburg
(L—II. und 5.—7. VII. 98, 12. IL-—19. III. 99 Fülle-
born Bin), Barikiwa im Donde-Gebiet (Schröder Hbg.),
- Kilwa (VE. — VI. 99 Reimer Stett.); Mohorro (Langheld Bln.),
Mikindani (I1.—III. 11 Grote Bln.), Makonde-Hochland:
Ntschitschira Matahuka (20.—21. XII. 10 Grote Bln.) —
Mozambique: Sambesi, Tette (Peters Bln.).
subsp. transversal® Kolbe
c) Blauviolett, sehr stark runzelig und matt. 25—30 mm —
Madagaskar (n. Oliv. 1790, n. Thoms. 1864) — Mauritius
(n. Castelnau 1840, Bln.) — Reunion (n. Thoms. 1864, Stett.).
| subsp. femorale Olıv.
d) Kopf, Halsschild, Schildehen und Unterseite lebhaft golden,
Flügeldecken dunkelgrün, überall sehr dieht tomentiert und
matt. 29—30 mm — Br. O. Afr.: Luitpoldkette (Da.). — Ein
zweites, mir vorliegendes Exemplar (Bln.) trägt die Fundort-
angabe Togo: Amedzowe (Hauser). Dieses von Hauser ge-
tauschte Stück stammt vielleicht von Ikutha, von wo H.
'ebenfalls Material erhielt. Eine Verwechselung des Fundort-
zettels ist nicht unwahrscheinlich. subsp. amphipatris nov.
Scheibe des Halsschildes sehr fein quer gerieft und punktiert,
oft nur an der Basis deutlich, mit 2 genäherten dünnen
schwarzen .Tomentflecken oder glatt und glänzend, spärlich
punktiert und nur an den Seiten äußerst fein gerunzelt. Flügel-
decken gerunzelt punktiert, mit sehr dicht stehenden feinen, die
Tomenthärchen tragenden Punkten, welche nur in der Umgebung
des Schildehens eine mehr oder minder weite Strecke fehlen.
Die Flügeldecken erscheinen daher matt.
Flügeldecken einfarbig; Fühlerschaft stets dunkel.
Unterseite, besonders seitlich, dicht und lang anliegend, gelb
behaart. Halsschild schmal und kurz, auf der Scheibe jederseits
mit einem flachen und großen Eindruck, punktiert und schwach
gerunzelt, mit rötlichem Schein. Flügeldecken dunkelgrün, sehr
‚dicht runzelig punktiert und matt. Fühler und Beine schwarz.
6. Heft
106 Martin Schmidt:
Tarsen weißlich behaart. 21--25 mm — Insel 8. Thom& (Greeff,
Thorey Bln., Da.). greeffi Karsch
Unterseite mehr oder minder dicht, weiß behaart. Hals-
schild flach, Scheibe kaum erhöht, ihre Seiten und die Basis
schwach quergerieft. Seitendornen des Halsschildes kurz und
spitz, jedoch oft abgestumpft. Grün oder blaugrün, Fühler und
Beine schwarz, Mitte der Schenkel rot. 16-26 mm (mocquerysi
Jord.) — Dahomey: Ketu (Bln.) — Kamerun: (Karstensen Bln.),
Johann-Albrechtshöhe (Conradt Bln.), Esudan-Mamfe (Guillemain
Bln.), Victoria (Preuß Bln.), Nssanakang (Diehl Bln.), Ubangi-
gebiet (18. III. 15 v. Ramsay Bln.). — Neu-Kamerun (Teßmann
Bln.). —- Gabun (Bln.). — Fr. Loango: Kuilu (n. Joıd. 1894, Bln.).
— Kongo (n. White 1853), Kimuenza (X. 10 Schultze 'Hbg.).
— Angola (Bln.). eurrori A. White
a) Dunkelblau, glänzender und schmaler, Fühler und Beine ein-
farbig schwarz. 20—24 mm. — Aschanti (Bln.). — Zentral-
afrika (Bln.. — Kamerun (Conradt Bln.). subsp. nigripes nov.
b) Ober- und Unterseite schwarz, aiese dicht und fein weiß be-
haart, Fühler und Beine schwarz, Mitte der Vorder- und Mittel-
schenkel, Basalteil der Hinterschenkel besonders auf der Unter-
seite rot. 25 mm. — Belg. Kongo: Kimuenza (X. 10. Schultze
Hbg.) subsp. schultzei nov.
2' Flügeldecken zwei- oder mehrfarbig.
4'' Flügeldecken ohne hellbehaarten Nahtstreif, Fühler und Beine
schwarz, die Schenkel und der Fühlerschaft rot. Mandibeln kurz.
5'' Kopf, Halsschild und das Basaldrittel oder -viertel der Flügel-
decken hell- oder goldgrün und glänzend, der übrige Teil der
Decken blau und matter. Beide Färbungen auf den Flügeldecken
in Form einer Sinuskurve goldkupferig begrenzt. 17—26mm —
(festum Gmel.). — Senegal (n. Oliv. 1795, Bln., Hbg.). — Aschantı
(Da.). — Togo: (Conradt Da.), Klein Popo (Schmidt Hbg.),
Misahöhe (VI. 94 Baumann Bin.), Hinterland (Kling Bin.),
Bismarckburg (XI. 99 Büttner Bln.), Kete-Kratje (IX.—X. 00
Mischlich Bln., 26. VI. 96 Zech Bln.). — Kamerun: (Da.), Ada-
maua: Dile (3.—6. X.03 Schultze Hbg.). — Insel S. Thome
(Hbg.). — Gabun: Ssibange (Hupfer Hbg.). — Kongo: Cap Lopez
(Manger 1911 Hbg.), Ft. Possel, Ft. Crampel (XI. 10 Schubotz
Hbsg.). festivum F.
5° Kopf, Halsschild und Basis der Flügeldecken nur bis dicht hinter
dem Schildchen golden glänzend, der Rest der Flügeldecken
dunkelgrün und matt. 24—25 mm. — Weißer Nil (n. Thoms.
1860, ex coll. Schaufuß Bln.). (subsp.?) astaboericum J. Thoms.
4! Flügeldecken mit hell behaartem Nahtstreif. Halsschild breit
und deutlich quer gerieft, eine Strecke zwischen den Toment-
flecken glänzender.
Mandibeln lang, Fühler a Beine einfarbig rotgelb. Grün,
Scheibe des Halsschildes und der Flügeldecken schwarz tomentiert.
22-25 mm. — (sapphirinı Dej., longiceps Jord.). — Sierra
_
3
=
6!
Die afrikanischen Callichrominen. 107
Leone (n. Jord. 1894). — Aschanti (Da.). — Togo: Bismarckburg
(13. 11.—20. III. 93 Conradt Bln.). — Altcalabar (n. Chevrolat).
— Zentralafrika (Bln.). calecaratum Chevr.
Halsschild schmal und glänzend, Scheibe punktiert und schwach
gerieft, auf der Mitte der Scheibe zwei gut begrenzte, stark ge-
näherte Tomentflecke, die nur einen schmalen Längsstreif zwischen
sich freilassen. Fühler und Beine schwarz, Mitte der Vorder- und
Mittelschenkel rot, Fühlerschaft und Unterseite der Hinterschenkel
rötlich. 19 mm. — Seengebiet: Albert-See? (Stuhlmann Bln.).
debilis Kolbe
14. Gattung: Mecosaspis J. Thoms.
(Mecaspis Lacord., Mecothyrea Kolbe).
Typus: wolacea Thoms.
1’
8)
31
4
4!
Schildchen kurz und klein, manchmal mit scharfer und langer
Spitze, in der Mitte gewöhnlich eingedrückt, mit wenig kräftigen
und gleichmäßigen Riefen, meist jedoch nach hinten nicht spitz ver-
längert. Das Toment der Oberseite dicht oder dünn und mehr
gleichmäßig verteilt. Schultern mäßig ausgeprägt.
Hinterschenkel auf derUnterseite ohne Spitze, vor der Ausrandung
höchstens etwas höckerig erhöht.
Fühler und Beine einfarbig schwarz, Hintertarsen dicht weißlich
seidig behaart. Schildchen nur in der Spitzenhälfte gerieft, vorne
besonders seitlich mit dicht gestellten feinen, haartragendenPunkten
besetzt. Scheibe des Halsschildes, Schultern und Teile der Flügel-
decken an Naht und Seiten etwas dichter tomentiert. Seiten-
dornen des Halsschildes kurz. Unterseite dicht weiß behaart.
Blau oder blaugrün, Unterseite lebhafter glänzend. 19—27 mm.
— Togo: Misahöhe (XI. 94 Baumann BlIn.). — Kamerun:
(n. Bat. 1879; n. Auriv. 1903), Joh. Albrechtshöhe (Conradt Bln.),
Bali-Babesong (1400-—1700 m, 1.-—15. XI. 98 Conradt Bln.), Duala
(6.—18. X. 05 Schultze Hbg), Barombi (Preuß Bin, Conradt
Stett.). — Neu-Kamerun (Gast Bln.). subvestita Bat.
Fühler und Beine gelb oder gelbrot, Tarsen gelblich behaart.
Das schwarze Toment der Oberseite dicht, den schwarzen Unter-
grund wenig hervorleuchten lassend, auf den Flügeldecken überall
gleichmäßig dicht punktiert und nicht stellenweise glänzender.
Unterseite dicht gelbweiß behaart. Schwarz, oder die Unterseite
mit violettem Schein, Fühler und Beine gelb. 22—27 mm (zan-
thopus Qued£.). — Cap Palmas (Wellcox Bln.). — Aschantı (Bln.).
— Togo: Misahöhe (V. 93, VI. 94 Baumann Bln.). atripennis Hope
Das schwarze Toment der Oberseite dünn, den violetten (oder
grünen) Untergrund deutlich hervorleuchten lassend, auf den
Flügeldecken stellenweise spärlicher punktiert und dort glänzender.
Unterseite dicht weißlich behaart. Blauviolett, Fühler und Beine
gelbrot. 25—29 mm. —- Goldküste (n. Jord. 1894). —- Togo:
Misahöhe (XI. 94 Baumann BlIn.). — Kamerun: Mukonje-Farm
bei Mundame (Schultze Hbg.). (subsp.?) rufipes Jord.
6. Heft
108 Martin Schmidt: -
a) Das Toment der Oberseite sehr dünn und kurz. Unterseite
wenig dicht, besonders das Abdomen kaum behaart und
lebhaft glänzend. Hellgrün, Unterseite mit goldenem Schein,
Fühler und Beine gelb. 23 mm. — Kamerun: (1887 Braun Bln.),
Kamerunfluß (n. Auriv. 1903), Duala (XI. 05 Schultze Hbg.).
subsp. ehlorina Auriv.
Hinterschenkel auf der Unterseite mit kleinem Zähnchen. Hals-
schild und Basis der Flügeldecken besonders dicht behaart und
matt, die Apikalhälfte der Flügeldecken dünner tomentiert und
glänzender. Schildchen an dez Basis breit und nach hinten in
eine schmale und scharfe Spitze auslaufend. Unterseite spärlich
behaart, Abdomen nahezu kahl. Halsschild breit und quer,
seitlich mit spitzen und kräftigen Seitendornen, Scheibe besonders
hinten stark erhöht. Violett, Fühler und Beine gelbrot. — (magni-
fica Jord.). — 31—35 mm. — Malange (Pogge Bln.), Quango
(n. Quedf. 1882). fuliginosa Quedf.
Schildchen lang und breit, regelmäßiger und stark quer gerieft,
nach hinten in eine scharfe Spitze auslaufend. Oberseite kahl
oder mit Tomentflecken und -streifen. Körper besonders an den
Schultern breit.
5" Scheibe des Halsschildes weniger erhöht, auf die Apikaleinschnürung
und die Seitendornen allmählich übergehend. Flügeldecken
gewölbt, ihre schmalen Seitenränder daher nach unten gerückt
und von oben nicht oder höchstens dicht hinter den Schultern
sichtbar. |
6‘ Flügeldecken mit zwei dichten und breiten Tomentlängsbinden,
die von der Basis zur Spitze ziehend auf jeder Decke einen schmalen
und kurzen Längsstreif am Schildehen sowie einen längeren auf
der Scheibe freilassen. Halsschild auf der Scheibe mit zwei großen,
oft in Gruben stehenden schwarzen Tomentflecken.
7" Die Behaarung der Oberseite dicht, diese wegen der größeren,
dicht gestellten und die Tomenthaare tragenden Punkte matt
und rugulos erscheinend. Die von der Behaarung freibleibenden
je zwei Längsstreifen auf den Flügeldecken in weitem Umfange
matt und rugulos, nicht glänzend. Körper mehr kurz und breit.
Grün mit Goldglanz, Unterseite etwas glänzender und fein hell
behaart. 23—27 mm. — Kamerun: (n. Bat. 1879, Bln., Karstensen
Bln.), Bipindi (X.—XI. 96 Zenker Bln.). — Span. Guinea: Benito-
gebiet (16.—31. X. 06 Teßmann Bln.). —- Kongo (n. Jord. 1894,
d. Heyne Bln.). ' chrysogaster Bat.')
7' Die Behaarung der Oberseite wenig dicht, diese wegen der feinen
Punktierung glänzend und glatt erscheinend, auch die Spitze
der Flügeldecken glänzend, nicht stark punktiert und nicht matt
wm
2
—
1
!) Von dieser Art soll sich Mee. viridis Jord. vom Kongo durch viel
feinere Punktierung des Kopfes, seitliche Querfalten an der Basis des Hals-
schildes und weniger goldige Färbung unterscheiden. Mir ist diese Art un-
bekannt. |
ee N ine
Die afrikanischen Cällichrominen. 109
rugulos. Flügeldecken längs der Naht schwach oder kaum nieder-
gedrückt. Länger und schmaler als vorige Art. Blau, Unterseite
glänzender und weiß behaart. 25—30 mm. — (setulicollis Quedf.).
— Kamerun: n. Bat. 1879; (Conradt Da.), Joh.-Albrechtshöhe
(Conradt Bln.), Barombi Stat. (Preuß.Bln., Conradt Stett.), Mun-
dame am Mungo (Konrau Bln.), Mukonje Farm bei Mundame
(Rohde Hbg.), Bamenda (1500 m, 12. 1IV.06 Schultze Hbg.),
Kakı (15.-—19. V.05 Schultze Hbg.), Jaunde Stat. (Zenker
Bln., X. 14 Teßmann Bin... — Gabun (Bln.). — Malange
(Pogge Bln.). — Angola: Benguella (Wellmann Da.), int. (Buchner
Bln.). plutina Bat.
a) Struktur wie bei der Nominatform, Kopf, Halsschild und
Schildehen golden bis dunkelrotviolett, Flügeldecken rotviolett,
manchmalmit grünem Schein. Rotviolett, Unterseite glänzender,
besonders seitlich weiß behaart. 23—30 mm. — (büttneri Kolbe).
— Malange (n. Quedf. 1888, Pogge Bln.), Quango (n. Quedf.
1888, v. Mechow Bln., Stett.). — Lunda Reich (Pogge Bln.),
Mukenge (Pogge Bln.), Salvador (Büttner Bln.), Kimuenza
(8.—11. X. 10 Schultze Hbg.). subsp. poggei Harold !)
b) Im allgemeinen größer und kräftiger als die Nominatform.
Kragen mit kräftigen, schwachen oder fehlenden Querriefen.
Schenkelzähne bald stärker, bald schwächer Die Behaarung
der Oberseite, besonders vorn, recht dicht. Halsschild breit, .
auf der Scheibe mit deutlichen Gruben, Seitendornen lang
und spitz, etwas nach hinten gerichtet. Grün, blau oder blau
mit violettem Schein, Unterseite besonders seitlich weiß be-
. haart. 27—33 mm. — (strigicollis Kolbe, peregrina Kolbe).
—D.O. Afr.: Usambara: (29. X. Schröte. BIn.), Tewe (Mein-
hardt Bln.), W. (XII. 03, I. 16 Methner), Amani (1.—4. II. 06
.Vosseler Bln.), Tanga (XII. 04 Vosseler Bln.), ©. (Fische: Bln.),
Usegua (v. Bennigsen Bln., Da.); Mhonda (Bln., Holtz coll.
Methner); Nguru (Rohrbeck Bln.); Morogoro (Bln.); Uluguru
(XII. 11. Methner), Daressalam: (Rauterberg Hbg.), Hinter-
land von Bagamojo (Regner Bln.), Usaramo (Bln.), Uhehe:
Iringa und Umgegend (Nigmann Bln.), Iringa-Mgololo (VII.
99 Götze Bin.), N. Nyassa-See: Neu-Helgoland (XII. 99
Fülleborn Bln.), Ubena-Langenburg (IV. 99 Götze Bln.). —
Mozambique: Tette (Wiese Bln.). subsp. whytei Gahaz
' Flügeldecken kahl, ohne Toment oder mit schärfer begrenzten
Tomentflecken vr der Basis, an der Naht und den Seiten, welche
niemals so stark sind, daß sie die glänzend metallische Grund-
4) Bei dem a Stück ist das Schildehen nicht in der Anlage kürzer
als bei den verwandten Arten, wie Harold angibt, sondern die Spitze ist ver-
kümmert und unter die Flügeldecken gebogen. — Von dieser Rasse soll sich
Mee. pyritosa Auriv. durch die kahle Unterseite und die fast kahlen rus
decken unterscheiden.
6. Heft
110 Martin Schmidt:
färbung annähernd bedecken. Flügeldecken stets glänzend,
zerstreut und fein punktiert.
8'' Flügeldecken an der Naht ohne dicht gestellte, haartragende
Punkte und ohne Tomentbinde.
9. Flügeldecken ohne Schultertomentfleck. Unterseite mit der
Oberseite nicht übereinstimmend gefärbt, heller und glänzender.
Die ganze Oberseite glänzend, Halsschild grubig jederseits der
Mitte eingedrückt und schwach gerieft, Flügeldecken mit gleich-
mäßiger Punktur, welche auch an der Naht nicht feiner und dichter
ist. Grün, blaugrün, goldgrün, blau, rotviolett oder schwarz-
blau, Unterseite wenig behaart, nahezu kahl. 25—33 mm. — (wa-
lacea Thoms.). —- Liberia: Monrovia (Stett.). — Gr. Bassam (n.
Thoms. 1864). — Goldküste: (n. Jord. 1894, Stett.), Peki (Bln.).
Accra (Hbg.). — Aschanti (Da., Bln.). — Togo: Misahöhe (XI.
93, VI. 94 Baumann Bln.). — Dahomey: Zagnanado (Bln.). —
Kamerun: Dschang (v. Rothkirch Da.), Adamaua: Vere Gebirge
(2. VII.03 Schultze Hbg.), Benue, Mündung des Faro (Schultze
Hbg.), Fongo-Tunga (9. VIII. 05 Schultze Hbg.).
chalybeata White !)
a) Wie die Nominatform, jedoch kleiner, schmaler und ein-
farbig blau. Flügeldecken lebhaft glänzend und sehr fein
punktiert, Schultern mehr abgerundet. Seitendornen des
Halsschildes mit scharfer und langer Spitze. 24—27 mm. —
S. ©. Albert-Edward-See: Kawingo, Mpororo (12. IV. 91 Stuhl-
mann Bln.). — Victoria See: Bukoba (Gudowius BlIn.). —
Br. Uganda (Grauer Da.). subsp. glabripennis Kolbe
9° Flügeldecken mit einem Schultertomentfleck, welcher bei ab-
geriebenen Stücken gut an der feinen und dichten Punktierun
zu erkennen ist.
10° Halsschild auf der Scheibe mit Querriefen und zwischen diesen
mit größeren, vereinzelten Punkten besetzt. Dorsalhöcker auf
der Scheibe glatt. Alle Schenkel, mit Ausnahme der Basis, rot.
1) Wahrscheinlich ist die Art wieder zu Mec. laeta Hope synonym. Aus
der kurzen Beschreibung Hope’s kann man diese nicht sicher bestimmen, doch
spricht H.s Angabe der gleichen Farbenformen, die für Mec. chalybeata so
charakteristisch sind, für die Zusammengehörigkeit. Auch Jordans Notiz
(Nov. Zool. XVI p. 311) „no velvety pubescence on pronotum and elytra“ deutet
auf Synonymie hin.
Mec. rugosa Jord. von der Goldküste soll sich von Mec. chalybeata White
durch die stark gerunzelten und kurzen Flügeldecken unterscheiden. Aus der Samm-
lung Bin. liegt mir ein Exemplar der Mec. croesus Bat. vor, das ebenfalls im
Vergleich zu den anderen Stücken dieser Art kurze und auch stark gerunzelte
Flügeldecken besitzt. Das Tier war offensichtlich frisch geschlüpft, als es ge-
fangen wurde. Das Chitin war noch nicht erbärtet genug, infolgedessen zeigen
die Flügeldecken und der Halsschild Runzeln, Falten und Beulen. Vielleicht
stellt Mec. rugosa Jord. einen analogen Fall dar und ist sonst mit Mee. chaly-
beata White identisch.
ei 25 Ze
10‘
8
_
Die afrikanischen Callichrominen. rt
Goldgrün, Unterseite dunkelgrün und glänzend, oder ganz blau:
f. mina Gah. 29—32 mm. — ‚Afrika (Droege Bln.). — Sierra
Leone (n. Bat. 1899, Gah. 1890). chrysina Bat.
a) Wie die Nominatform, aber alle Beine schwarz. Die feinen
haartragenden Punkte auf der Schulter nach dem Seitenrand
zu dichter gestellt. Grün mit Goldglanz, besonders auf der
Unterseite, oder blau. 23—30 mm. Togo: Yendi (Thierry
Bln.), Hinterland (Thierry Bln.). subsp. togonica nov.
Halsschild nur an der Basıs mit sehr feinen Querrunzeln, die
Scheibe mit sehr dicht gestellten Haarpunkten. Das Toment ist
dicht, bildet zwei Flecken auf der Scheibe und läßt eine glatte
Mittellinie frei. Ganz grün, mit Goldglanz oder Kopf, Halsschild
und Unterseite blau. 26—32 mm. — D. O. Afr.: Mhonda (Bln.),
Kilimandjaro (2000 m Hintz Bln., Da.), Kibonoto in der Kultur-
zone (V.n. Auriv. 1908), S. ©. Kilimandjaro: Mwika (700—1500 m,
III.—VI. n. Hintz 1910). auratipennis Kolbe
Flügeldecken an der Naht mit dicht gestellten Haarpunkten und
schwarzer Tomentlängsbinde, außerdem meist ein Schulter-
tomentfleck und eine mehr oder minder deutliche Tomentlängs-
binde an den Seiten vorhanden. Ober- und Unterseite einfarbig
schwarzviolett, die Behaarung der Flügeldecken bald stärker,
bald schwächer, jedoch kurz und wenig dicht. Scheibe des Hals-
schildes ebenfalls mit meist schwachem Toment. 25—33 mm.
— (witter Hintz) !) — Kamerun: (n. Bat. 1879, n. Jord. 1894?,
n. Auriv. 1903, Teßmann Bln.), Buea (1. 1.—10. IV. 91 Preuß
Bln.), Esosung im Bakossi-Gebiet (Räthke Hbg.). Ikiliwindi
(16. 1.06 Schultze Hbg.). — Kongo (d. Heyne Bln.).
fuscoaenea Bat.
a) Wie die Nominatform, größer und breiter, mit breitem Schulter-
und schmalem Nahttoment. Halsschild wenig behaart und
sehr fein gerunzelt. Flügeldecken zur Spitze stark verengt.
Ober- und Unterseite einfarbig blau. 31mm. — Balıland
(Voß Bln.). subsp. vossi nov.
b) Kleiner und schmaler als der vorige, Halsschild mit dicht
tomentiertem Mittelflecken und deutlichen Querrunzeln.
Flügeldecken zur Spitze wenig verengt. 19—24 mm. —
Kamerun: Garua (25.—28. VIII. 09 Riggenbach Bin.) —
Ruanda (Bln.). — Urundi (09—10 Wintgens Bln.).
subsp. eoverulea nov.
ec) Wie der vorige, ganz grün oder lebhaft goldgrün. Runzeln
des Halsschildes schwächer, Seitendornen länger und kräftiger.
25—26 mm. — Neu-Kamerun: (Teßmann Bln.), Pamaquelle
(IV. 13 Houy Bln.). — Kamerun: Bamenda (Adametz Bln.).
subsp. auronitens nov.
!) Ein vom Autor als Mec. Wittei Hintz bestimmtes Stück des Museums
Bin. aus Kamerun kann ich von der Meec. fuscoaenea Bat. nicht unterscheiden.
6. Heft
112 Martin Schmidt:
5° Scheibe des Halsschildes stark erhöht, zu den starken und spitzen
Seitendornen sowie zur Basaleinschürung besonders steil ab-
fallend. Flügeldecken breit und flach, ihr Außentand von: oben
gesehen gleichzeitig, oft bis zur Spitze, zu verfolgen, breit und
flach oder schmal.
11" Der abgesetzte Seitenrand der Flügeldecken von gleicher Breite
und bis kurz vor die Spitze zu verfolgen. |
12" Flügeldecken breit und flach, ihr Seitenrand breit. Scheibe des
Halsschildes seitlich mit feinen, tomenttragenden Punkten sehr
dicht besetzt, Mitte glatt. Flügeldecken fein und zerstreut punktiert,
ein schmaler Naht- und Seitenstreif sowie ein Basalfleck schwarz
behaart. Goldgrün oder blaugrün, Fühlerschaft und Mitte der
Schenkel rot. Oder dunkelgrün, Fühler und Beine einfarbig
schwarz: f. (subsp.?) explanata Bat. 30—39 mm. — Kamerun:
(n. Bat. 1879, n. Auriv. 1903, v. Bennigsen Da.), Mukonje Farm
bei Mundame (Rohde Hbg.), Esosung-Bakossi (Räthke Hbg.),
Lolodorf (Bln.), Bipindi (III. 97 Zenker Bln.). — Kongo: Kassanga
(d. Thier Bln.). | eroesus Bat.!)
Flügeldecken schmaler, mehr gewölbt und seitlich etwas zusammen-
gedrückt, Seitenrand schmal. Scheibe des Halsschildes mit
gebogenen feinen Querrunzeln und dazwischen mit eingestochenen
großen Punkten wenig dicht besetzt, besonders vorn glatt und
unbehaart. Flügeldecken mit großen Punkten dicht besetzt und
mit tomentiertem Basalfleck, Naht- und Seitenstreif. Goldgrün
oder blaugrün, Mitte aller Schenkel rot. Zuweilen sind die Beine
—
12
ganz schwarz. 31-34 mm. — Sierra Leone (n. Auriv. 1890,
n. Jord. 1894), Rhotombo (Bln.). — Liberia: Monrovia (Stett.),
Cap Palmas (Wellcox Bln.). femorata Auriv.?)
11‘ Der abgesetzte Seitenrand der Flügeldecken schmal, von den
Schultern zur Spitze sich verschmälernd und hier sehr fein.
Scheibe des Halsschildes spärlich punktiert und behaart, mit
tieferen Gruben. Flügeldecken fein punktiert und mit einem
Tomentfleck an der Basis. Blau oder blaugrün, Fühlerschaft
und alle Schenkel rot. 35—40 mm. — Kamerun: Kamerunberg
(n. Auriv. 1890 u. 1903, Schultze Hbg.), Buea (Schultze Hbg.).
20 - mapanjae Auriv.?)
15. Gattung: Dolichaspis Gahan |
Typus: scutellata Gah. |
1’ Schildchen breit und fast glatt, nur in der Basalhälfte seitlich mit
einzelnen kurzen Riefen, die nicht bis zur Mitte reichen. Scheibe
1) Wahrscheinlich ist diese Art synonym zu Mec. severa Thoms., zu deren
Beschreibung dem Autor wohl ein besonders großes Stück vorlag. i
2) Die mir unbekannte Mee, dives Pasc., von Jordan als vermutlich synonym
zu Mec.laeta Hope hingestellt, gehört hierher. Nach der Beschreibung stimmt
diese Art mit Mec. femorata Auriv. im allgemeinen überein, die Flügeldecken
sollen ganz kahl sein. ala 28) ;e Rare
3) Mec. femoralis. Hintz blieb mir unbekannt und gehört ebenfalls hierher,
Die afrikanischen Callichrominen. 813
des Halsschildes an den Seiten ohne Querriefen, auf ihr Jie Mitte
glatt und die Seiten mit dichten Toment bedeckt. Flügeldecken
tomentiert. Grün, Fühler und Beine schwarz, Unterseite seitlich
weiß behaart. 26—32 mm. — (scutellata Gah.). — Westafr.
(n. Pasc. 1888). — Togo: Bismarckburg (Conradt Bln.). — Angola
(n. Gah. 1890). simulatrix Pasc.
Schildchen zur Spitze stärker verschmälert, Basalhälfte quer
gerieft, Apikalhälfte mit einem Längseindruck. Scheibe des
Halsschildes an den Seiten mit parallelen Querriefen und überall
mit Toment besetzt. Flügeldecken fein tomentiert, Unterseite
seitlich weiß behaart. Blau oder blaugrün, Fühler und Beine
schwarz. 26—30 mm. — Aschanti (n. Auriv. 1910). — (coll.
Richter Bln.). strigosa Auriy.!)
Ds
2
16. Gattung: Anexamita nov.
Typus: heterocnemis Gerst.
Fühler und Beine schwarz, Mitte der Vorder- und Mittelschenkel
rot. Halsschild glänzend, auf der Scheibe zerstreut punktiert,
nur an der Basis manchmal sehr fein gerunzelt. Flügeldecken
viel feiner, jedoch dichter als der Halsschild punktiert. Grün,
goldgrün, blaugrün, blau ode: kupferrot. 18—23 mm. — (violacea
Auriv.). — Mozambique: Sinna (Peters Bln.), Tschinde (Fruh-
storffer Bln.). — D. O. Afr.: Lukuledi (n. Auriv. 1907), W. Ukami
(Stuhlmann Bln.), Panganı (Da.), Korogwe (III. 04 Methner),
Magambe Berge bei Masinde (1600—2000 m, 6. 1.05 Schröder
Bln.), Usambara: Amani (XI. 05 Schröder Bln., IV. 08 Vosseler
Bln.), Mombo (VI. n. Auriv. 1911). heteroenemis Gerst.
a) Scheibe des Halsschildes überall, besonders an den Seiten,
deutlich gerunzelt. Auch die Flügeldecken stellenweise fein
runzelig, ihre Punkte so groß wie die des Halsschildes Grün,
goldgrün oder kupferrot. 19—23 mm. — (aurea Auriv.). —
D.O.Afr.: Ugogo: (v. Beringer und Jost Bln.), Mpapua
(n. Gah. 1890, Da.), Bihawanna (n. Auriv. 1914), Kilimatinde
(Brieger Bln.), N. Nyassa-See: Ubena-Langenburg (IV. 99
Götze Bln.). subsp. splendida Gah.
b) Scheibe des Halsschildes sehr stark besonders seitlich gerunzelt,
die Runzeln vorn um die Dorsalhöcker konzentrisch gelagert.
Punkte des Halsschildes stärker als die der Flügeldecken.
Gold-, dunkel-, blaugrün oder blau. 20—24 mm. —D. O. Afr.:
Tabora (Zickendraht Bln.), Kahama (XII. 15 Holtz coll.
Methner), Tura (coll. Ulrich), Madibira (n. Auriv. 1907,
Da., Hbg.). — N. Nyassa-See: Langenburg (1.00 Fülleborn
Bln.). | subsp. orientalis Aurıv.
1) Dol. caesarea Auriv., vom Kongogebiet Lulua, blieb mir unbekannt und
ist wahrscheinlich eine Rasse dieser Art.
Archiv für Naturgeschichte.
1922. A.6 8 6. Heft
114
Martin Schmidt:
1%. Gattung: Hypatium J. Thoms.
Typus: opulentum Klug.
Clypeus dichter punktiert als die Stirn, diese oft naher glatt.
Scheibe des Halsschildes erhöht und uneben, seitlich mit je einer
flachen Grube, davor und dahinter gebuckelt, wenig regelmäßig
quer gerunzelt und zwischen den Runzeln punktiertt. Kragen
feiner und meist nur schwach punktiert, Seitendornen kurz und
wenig spitz, zwischen diesen und dem Kragen seitlich eine Quer-
wulst. Blau, Kopf, Halsschild und Schildchen lebhaft grün oder
goldgrün, Fühler, Mundteile und Beine gelbrot. 18—21 mm. —
(nitidicolle Guerin). — Senegal (n. Guer, 1844, Bln., Frobenius
Bln.). opulentum Klug!)
18. Gattung: Psilomastix nov.
Typus: cuprea Fähr.
1’ Scheibe des Halsschildes unregelmäßig gerunzelt, die Runzeln im
5
—
allgemeinen quer verlaufend, jedoch oft zusammenfließend,
wurmförmig gekrümmt und durch Anastomosen miteinander
verbunden.
Alle Beine einfarbig dunkel, schwarz oder braunschwarz. Fühler-
schaft fein, aber besonders an der Basis ziemlich dicht punktiert,
fast matt. Fühler des 3 die Spitze der Flügeldecken kaum oder
wenig überragend, des @ über die Mitte der Flügeldecken wenig
hinausreichend.
Halsschild länger und Sehne quer, Seitenhöcker klein und meist
spitz, Scheibe in der Mitte unregelmäßig, flach und fein quer
gerunzelt. Flügeldecken nur auf und an der Naht mit kurzen
und feinen weißen Härchen besetzt. Basalglieder der Fühler
nicht zur Spitze knotig verdickt, Spitzenglieder verjüngt. Dunkel
rotbraun, stellenweise mit grünlichem oder kupferigem Metall-
schein. Flügeldecken fein samtartig tomentiert. Beine sowie
Glied 1 und 2 der Fühler schwarzbraun, Glied 3—5 dunkelbraun
und die Spitzenglieder gelbbraun. Die ganze Unterseite des
Körpers fein und dicht weißlich behaart. 15—24 mm. — Caffraria
(n. Fährs. 1872, Krebs Bin., Stett.). — Transvaal: Lobombo-
Gebirge bis zur Küste (VII. 84 Wilms Bin. ), Pretoria, Pienans-
River, Waterberg, Lydenburg-Distr., Zoutpansberg (n. Dist.
1904). — Natal (n. Dist. 1904). — Ngami-See (n. Dist. 1904).
— Zululand (n. Dist. 1904). — Mashonaland (n. Dist. 1904).
cuprea Fährs.
Halsschild stärk‘ quer, mit großem und breitem, ziemlich spitzen
Seitenhöcker, Scheibe in der Mitte sehr unregelmäßig tief und
grob gerunzelt. Flügeldecken miteiner breiten, dicht weiß behaarten
Nahtbinde, welche vor der Spitze des Schildchens beginnt und
die Spitze der Flügeldecken kaum erreicht. Basalglieder der
!) Vermutlich gehört auch der mir unbekannte H. resplendens Lansb. vom
Kongo in diese Gattung.
2. BR le
Die afrikanischen Oallichrominen. 115
Fühler dick, knotig, Spitzenglieder stark verjüngt. Schokoladen-
- - braun mit stellenweise rötlichem Schein, Halsschild manchmal
goldgrün glänzend, Flügeldecken dicht samtartig tomentiert.
Fühler, Beine und Unterseite dunkel schwarzbraun, Brust und
Seiten des Abdomens weißlich behaart. 28—30 mm. — Angola:
Benguella (Wellmann Da.). suturalis Auriv.
Alle Schenkel, mit Ausnahme der Kniee und der Basis, sowie der
Fühlerschaft rot, dieser sehr fein punktiert und glänzend. Fühler
des & die Spitze der Flügeldecken weit überragend, die des 2
diese nicht, jedoch die Spitze des Abdomens fast erreichend.
Blau oder violett, seltener grün, letztes Abdominalsegment ganz
oder teilweise rot. Fühler und Beine, mit Ausnahme der Mitte
aller Schenkel und des Fühlerschaftes, schwarz. Flügeldecken
fein tomentiert, Unterseite glänzender und fein gelblich behaart.
16—27 mm. — (vethi Lansbg.). — Caffraria (n. Fährs. 1872,
Krebs Bln., Stett.). — Transvaal: (Hartmann Bln., Niemeyer
Bin.), Rustenburg (n. Dist. 1904). — Delagoa-Bai (n. Dist. 1904).
— Mashonaland: Salisbury (n. Dist. 1904). — Betschuanaland:
Kalahari, Loquanting-Severelela (X.04 Schultze Bln... — N.
Owamboland (n. Dist. 1904). — D. O. Afr.: W. Ukami (Stuhlmann
Bln.), 8. Tanganjika-See: S. Ufipa, Msamwia (1850 m, XI. 08
Fromm Bin.), 8.0. Vietoria-See (Fischer Bln.).,. — Uganda:
Mt. Elgajo (d. Rolle Bln.). — Br. O. Afr. (n. Dist. 1904).
| friesi Fährs.
Halsschild oben regelmäßig quer gerieft, die Runzeln am Vorder-
rand der Scheibe in der Mitte zwischen den schwachen Höckern
nach vorn vorgezogen. Halsschild schwach quer und mit kleinen
Seitendornen. Hell- oder dunkelgrün, Halsschild und Schildchen
glänzend blau, dann auch die Flügeldecken mit blauem Schein,
oder schwarzgrün. Flügeldecken sehr fein runzelig punktiert
und samtartig tomentiert, wenig glänzend und zur Spitze
schwach verengt. Fühler und Beine schwarz, alle Schenkel und
der Fühlerschaft rot. Unterseite glänzender, fein und kurz weißlich
behaart. 21—25 mm. — Kamerun: bei Bosum (3. u. 27. IV. 14
-- Teßmann BlIn.).— Angola (Stett.). tessmanni nov.!)
—
2
_
1
19. Gattung: Orygoe era nov.
Typus fuliginea Gah.
. Scheibe des Halsschildes eben und ee fein quergerieft.
Flügeldecken von der Basis zur Spitze stark verengt. Vorder-
und Mittelschenkel lang, mit langer und schwacher Keule, Hinter-
schenke] dick, die Flügeldeckenspitze weit überragend. Dunkel
| braunschwarz, Unterseite mehr metallisch glänzend und :dicht
: 1) Vielleicht sind ebenfalls die beiden mir unbekannten Hypatium caerulans
m aus Makdischu und Hypatium semiopacum Fairm. aus Somali in diese
Gattung zu stellen.
8* 6. oft
116 Martin Schmidt:
gelblich behaart. Fühler schwarzblau, Glieder 3—6 zuweilen rot.
Flügeldecken dunkelbraun und fein 'samtartig behaart. Beine
rotbraun, stellenweise mit blauem Schein. 15—28 mm. — (abys-
sinicum Chevr., nigricans Fairm.). — Abessinien (n. Gah. 1890,
Bln.). — Keren (Steudner Bln.). — Schoa (n. Faırm. 1893).
fuliginea Gah.
20. Gattung: Ionthodina Achard
Typus: sculptilis A. White
Halsschild mit abgesetztem und quer gerieftem Et Snheihe
mit unregelmäßigen, meist queren und in der Mitte nach vorn
vorgezogenen feinen Riefen. Episternen der Vorderbrust beim &
weit nach oben reichend und von oben her sichtbar. Flügeldecken
zur Spitze verengt, runzelig punktiert und mit drei feinen Längs-
rippen. Schenkel lang und allmählich gekeult, Hinterschenkel
die Spitze der Flügeldecken beim & fast, beim @ bei weitem nicht
erreichend. Hinterschienen von der Basis zur Spitze allmählich
verbreitert. 1. Glied der Hintertarsen länger als die beiden
folgenden zusammen. Dunkelblaugrün oder blau, Halsschild
oben schwärzlich, Kopf, Fühler, Beine und zuweilen der Episternal-
fortsatz der Vorderbrust rot. Hinterschienen zur Spitze und.
1. Tarsenglied an der Basis geschwärzt. Manchmal sind die Schienen
und Tarsen ganz rot. Unterseite fein grau behaart. Kleine,
schwach entwickelte Stücke mit - rotem Episternalfertsatz
nennt Achard f. maculicolls.‘) 17—33 mm. — 8.-Afr. (n. White 1853)
— Transvaal (n. Dist. 1904, Stett... Natal (n. Achard 1911).
— 0. Betschuanaland: Serue (27. XI. 06 Seiner Bln.).. — Mo-
zambique: mitt]. Sambesi (Tiesler Bln.), Tette (Wiese Bln.). —
D.O. Afr.: Lukuledi (Da., Schultze Hbg.), Lindi (Werner Bin.,
Hbg.), Donde-Gebiet: Barıkıwa (Schröder Hbg.), Usaramo (Da.),-
Morogoro (Bln.), Usagara (XII. 05 Methner), Tabora-Kilimatinde
(Trefurth Bin.), Tabora (Da.), O. Tanganjika-See: Mlagarassi-
fluß, Uwinsa (3.—4. XI. 99 Glauning Bln.), Kombe, Unyamyembe
(12. _14. XI. 99 Glauning Bln.), Usambara: Mkulumusi (Schröder
Bln.). seulptilis J. White
a) Runzeln des Halsschildes kräftiger und unregelmäßiger, mehr
wurmförmig. Hinterschienen zum größten Teile schwarz,
1. Glied der Hintertarsen ebenfalls an der Basis geschwärzt.
— Diese westliche Rasse ist mir unbekannt. — Matabeleland,
. Angola (n. Auriv. 1914). — Angola (n. Achard 1911)?
| “ subsp. vermieulata. Auriv.
1!) Achard schreibt (Bull.Soc. Ent.Fr. 1911, p. 376): „un trös petit individu®,
gibt jedoch keine absolnte Größenangabe. Es liegen mir übrigens auch kleine
Tiere (1? mm) der Art vor mit schwarzem und ferner ‚sehr große (33 gi
mit rotem Episternalfortsatz.
Die aftikanischen Callichrominen. Bag
21. Gattung: Otaromia Auriv.
Erpus: lugubris Fairm.
: Halsschild oben dicht runzelig punktiert. Flügeldecken ebenfalls
. gedrängt gerunzelt- punktiert, mit zwei schwachen Längsrippen
und sehr fein schwarz tomentiert. Schienen fast parallel. Schwarz
und matt, Flügeldecken zuweilen mit braunem Schein. Schildchen
dicht gerunzelt. Fühler, Beine und Unterseite glänzender blau,
oft schwärzlich, wie Flügeldecken und Kopf dünn schwarz behaart,
24—36 mm. — Schoa (n. Fairm. 1893). — Eritrea: Wadi Ugri
(VII. 08 Kristensen Stett.). — Br. O. Afr.: Ikutha (Bln.), Taru-
Mombassa (Thomas Bln.), Kibwezi (Scheffler Bln.). — S. Tangan-
jika-See:- Ufipa (XII. 08—1. 09 Bln.), Msamwia (Fromm Bin.).
Zn es See: Konde-Unyika (1.00 Fülleborn Bln.).
lugubris Fairm.')
22. Gattung: Eugoa Fährs.
SR dalmannı Fährs.
Halsschild eng gerunzelt, Scheibe uneben und mit schwachen
Höckern, wie der Kopf, jedoch dichter als die Flügeldecken,
samtartig behaart. Schwarz oder dunkelblau, Kopf und manchmal
‘die Scheibe des Halsschildes schlecht begrenzt rot. Fühler, Beine
und letztes Abdominalsegment rotgelb. Flügeldecken schwarz
‘oder blau, zuweilen mit violettem Schein. Unterseite fein und
dünn weißlich behaart. 2030 mm. — Caffraria (n. Fährs. 1872).
— Transvaal: Johannesburg (Will Hbg.), Lydenburg (Wilms
Bln.). — Natal: (Bohemann Bln.), Weenen (Bln.). — Delagoa-
Bai: (n. Jord. 1894), Hinterland: Sikumba (Ringler Bln.). — O.
Betschuanaland: Serue (XI. 06 Seiner Bln... dalmanni Fährs.?)
!) Achard beschreibt (Bull. Soc. Ent. Fr. 1911 p.377) eine zweite Spezies
gleichfalls aus Schoa als O. funeraria Ach. Diese soll sich von der O. lugubris
‘Fairm. unterscheiden durch deutliche blaue Färbung, schlankere Gestalt,
schlankere und längere Beine, längeres Basalglied der Hintertarsen, feiner
wurmtörmige und regelmäßiger quere Runzeln des Halsschildes, feinere Riefen
der Stirn und schwache, fast verschwundene Längsrippen der Flügeldecken.
. Eine Größenangabe tehlt. Ein weiteres Merkmal: eine schlecht begrenzte und
in der Mitte kaum durch eine Längsfalte geteilte Grube des Fühlerschaftes,
trifft auch für Zugubris- Stücke zu. Ein kleines $ aus Samburu (30.X. —
20.XI.96 Hbg.) gehört vielleicht hierher. Ob es sich aber wirklich um eine
gute. Art handelt, scheint mir zweifelhaft.
2) Distants Abbildung (Ins. Transv. 1904 t. 10 f. 12) zeigt keine Eu.
- dalmanni Fährs., sondern ein 2 der Ionth. sculptilis White. Vergleicht man die
richtig gedeutete Abbildung 20 derselben \lafel, ein S der Ionth. sculptilis
White, so wird der Irrtum Distants ganz offenbar. Wahrscheinlich sind dann
‚auch die von. D. für Eu. dalmanni Fährs. angegebenen Fundorte auf p.118
zum Teil auf Ionth. sculptilis White zu beziehen.
6. Heft
118
Martin Schmidt:
23. Gattung: Hadromastix nov.
Typus: ruficrus Gerst.
Halsschild dieht runzelig punktiert, Scheibe an der Basis erhöht
und mit zwei länglichen, nach hinten gerichteten Höckern, Seiten
mit kleinem, ziemlich stumpfen Höcker und davor mit schwacher
Wulst. Schenkel dick und rund, Hinterschenkel die Spitze der
Flügeldecken nicht erreichend, Schienen zur Spitze allmählich,
aber stark verbreitert. Grün, blau oder schwarzblau, Fühler,
Schienen und Tarsen schwarz, Basalhälfte der Hinterschenkel
rot. Vorder- und Mittelschenkel ganz rot und nur die Kniee
schwarz. 24—33 mm. — Sambesi: Tette (Peters Bln.). — D.O.
Afr.: (d. Fruhstorfer Da.), Lukuledi (Schultze Hbg., Schneider
Hbg.), Usegua (Da.), Mhonda (d. Stichel BIn.), Pangam-Gebiet,
Küste (Fischer Bln.), Usambara (d. Gebien Hbg.). — Br. O. Afr.:
Sansibar (d. Bau Bln.). rufierus Gerst.
24. Gattung: Eugoides Auriv.
Typus: coeruleipennis Auriv.
1” Nur die Seiten der Scheibe des Halsschildes in den flachen Ein-
YA
2
_
I
drücken fein quer gerieft, die Mitte ohne Querriefen. Apikal-
und Basaleinschnürung ebenfalls quer gerieft. |
Flügeldecken einfarbig blau oder blaugrün und runzelig punktiert,
nur die Epipleuren unter der Schulter gelb, auf der Oberseite
schwärzlich. dünn behaart Gelb oder gelbrot, Spitze der Mandibeln,
auf dem Halsschild die Apikal- und Basaleinschnürung ‘sowie
zwei schwarz tomentierte Flecken jederseits auf der Scheibe,
Ränder der Vorder- und Mittelbrust, Epimeren der Mittelbrust,
meist die Seiten der Hinterbrust, fast das ganze erste Abdominal-
segment und die Apikalränder des 2.—5. Segmentes schwarz.
Schildehen gelb mit schwarzen Rändern. Unterseite silbergrau
behaart. 28—34 mm. — D.O. Afr.: Lukuledi (n. Auriv. 1904),
Lindi (XII. 03 Bln.), Tendaguru-Lindi (XII. 09—I. 10 Janensch
Bln.). eoeruleipennis Auriv.
Flügeldecken grün, dicht gerunzelt und wenig dicht gelblich
behaart, ein an dem einfarbig gelbroten Schildehen beginnender,
zur Spitze mäßig verengter und an der Spitze der Flügeldecken
schmal in den ebenfalls gelbroten Epipleuralrand übergehender
Nahtstreif, auf dem Halsschild in der Mitte eine breite Längsmakel
und zwei große Seitenmakeln sowie der Kopf gelbrot. Unterseite
schwarzgrün, eine Querbinde auf dem Prosternum, das Meso-
sternum zum Teil, eine Längsbinde auf dem Metasternum und
die Mitte aller Abdominalsegmente gelbrot. Fühler und Beine
gleichfalls gelbrot, Schenkel zur Spitze angedunkelt. Alle gelbroten
Stellen der Oberseite fein und wenig dicht goldgelb behaart.
29 mm. — Walfischbai (d. Deutsche Kolonialgesellschaft Bln.).
kolbei sp.n.
Die afrikanischen Callichrominen, 119
.1’ Die ganze Scheibe des Halsschildes quer gerieft, blaugrün und
glänzend, nur am Hinterrande mit drei kleinen gelbroten Flecken,
von denen die zwei seitlichen auch fehlen können, sowie die
Seitendornen in weitem Umfange gelbrot. Die Runzeln des
Halsschildes meist quer, etwas gewellt, am Vorderrand der Scheibe
- um die schwachen Dorsalhöcker konzentrisch gelagert und in
der Mitte zwischen diesen nach vorn vorgezogen. Flügeldecken
blau oder blaugrün, gefärbt wie bei der vorigen Art, jedoch die
dunklen Stellen viel dichter schwarz und die gelben viel dichter
gelb behaart. Kopf gelbrot, Spitze der Mandibeln und Hinter-
kopf blaugrün. Unterseite einfarbig schwarz und dicht silbergrau
behaart. Fühler und Beine gelbrot, Schenkelkeulen schwärzlich.
24—28 mm. — D. O. Afr.: Tura (coll. Ulrich). ulrichi sp. n.!)
25. Gattung: Dietator J. Thoms.?)
(Omoptycha Quedf.)
Typus: posiulatus Thoms.
"Diet. regius F. (Syst. El. II. 1801 p. 269).
d: Kopf überall seidig behaart und schwarz, Mund rot, Mandibeln
. hervorstehend und gezähnt, an der Spitze schwärzlich. Fühler
rot, kürzer alsder Körper. Halsschild uneben, ohne ausgesprochenen
Seitenhöcker?®), Vorderrand erhöht, seidig schwarz behaart, eine
große Makel jederseits goldig. Flügeldecken blau, auf der Basal-
hälfte mit schwarzen Tomentstreifen und mit Längsnerven.
Beine rot. — Die beiden mir vorliegenden 3 besitzen geschwärzte
Endglieder der Fühler. — 37—42 mm. — Westafr. (n. F. 1801).
— Kamerun: Mukonje-Farm bei Mundame (Rohde Hbg.), Jaunde-
Stat. (Zenker Bln.).
0: D. clementsi Jord. = D. regius F. (n. Auriv. Col. Cat. Ceramb.
1910) Nov. Zool. I. 1894 p. 158.
Schwarzblau, Kopf gelbrot, Scheitel schwarz. Fühler rot, zur
Spitze gebräunt, mit leicht gebogenem Schaft, dieser an der
Spitze scharf gezähnt. Fühler die Spitze der Flügeldecken über-
1) Dictator suturalis Auriv. aus Angola ist mir unbekannt, scheint mir
jedoch ein Eugoides zu sein.
2) Im Bau des Kopfes und Halsschildes unterscheiden sich beide Ge-
schlechter dieser Gattung ebenso wie in der Färbung erheblich. Wegen zu ge-
ringen Materials der anscheinend recht seltenen Tiere ist es vorläufig nicht
möglich, die Zugehörigkeit der als besondere Arten, ja Gattungen beschriebenen
29 zu den betreffenden Z'Z! festzustellen. Daher gebe ich nur die Beschrei-
bungen der einzelnen Autoren in deutscher Übersetzung wieder.
) d.h. gewulstet, die Trennungsnaht zwischen Prosternum und Prothorax
weit nach oben gerückt: Attribut des d.
6. Heft
120
Martin Schmidt:
ragend.!) Mandibeln an der Außenseite ausgehöhlt. Seiten des
Halsschildes stark gerundet verbreitert, schwarz mit drei gelben
Flecken, zwei an den Seiten und ein kleinerer in der Mitte der
Basis, Scheibe mit drei Höckern. Schildchen schwarz. Flügel-
decken blau, eine Makel unter der Schulter gelb, dicht und fein
krenuliert punktiert, jede Decke mit drei undeutlichen und ver-
kürzten Rippen. Brust rot mit schwarzen Flecken und heller
goldiger Behaarung. Abdomen glänzend, Apikalrand der Segmente
mit braunen Haaren. Beine gelbrot. Alle schwarzen und blauen
Teile des Körpers schwarz, alle rötlichen gelb behaart. 44 mm.
—. Sierra Leone (n. Jord. 1894).
Diet. postulatus J. Thoms. Rev. Mag. Zool. 3. VI. 1878 p. 33.
d:
Lang und parallel. Kopf seitlich punktiert, Mandibeln schwach
gerunzelt, Fühler fast glatt, Schaft sehr fein punktiert. Hals-
schild vorn ın der Mitte gewölbt und dann niedergedrückt, Scheibe
ungleich. Jede Flügeldecke mit zwei Längsrippen, diese hinter
der Mitte punktiert und zusammenfließend. Abdomen zerstreut
und fein punktiert. Beine sehr fein punktiert. Dunkelblau und
tomentiert, Spitze der Wangen, Oberseite der Mandibeln, Schaft
und Basalglieder der Fühler rot, Spitzenglieder braun. Brust
gelb behaart, Abdomen blau und glänzend, Beine rot.
: Kopf rot, Fühler schwarz, Schaft gelb. Halsschild gelb. Basis
der Flügeldecken gelb mit vier kurzen schwarzen Längsflecken.
44—50 mm. — Westafr. (n. Thoms. 1878).
Diet. (Omoptycha) falkensteini Quedf. Berl. Ent. Zeitschr. XXVIl.
1883 p. 133.
Q:
Oberseite des Kopfes, Halsschild, Brust mit allen Hüften und das
Schildchen rot, und gelb tomentiert. Unterseite des Kopfes mit
Mandibeln und Palpen, Beine und die beiden ersten Fühlerglieder
rot und fast glänzend. Flügeldecken dunkelblaugrün, Schulter-
rand und vier längliche Basalmakeln rot tomentiert. Abdomen
blauschwarz, fast glänzend. Fühler schwarzbraun, an der Basis
bewimpert. 40 mm. — Chinchoxo (Falkenstein Bln.).
Diet. mirabilis Jord. Nov. Zool. I. 1894 p. 159.
d:
Blauschwarz. Kopf gelbrot, Scheitel schwarz, vorn quer eingedrückt
und nicht ausgehöhlt. Fühler gelbrot, Schaft kaum gebogen und
an der Spitze gezähnt. Halsschild schwarz, Seiten stark verbreitert,
vorn plötzlich eingeschnürt und vorragend, mit Apikal- und
Basaleinschnürung. Scheibe hinten erhöht und in der Mitte
gekielt. Schildchen schwarz, dreieckig. Flügeldecken etwas
breiter als der Halsschild, parallel und an der Spitze schwach
1) Diese Angabe steht im Gegensatz zu der Abbildung, welche deutlich
kurze Fühler zeigt. Man könnte annehmen, daß in der Angabe „elytrorum
apicem superantes“ ein haud ausgelassen ‚sei, Jordan sagt jedoch später aus-
drücklich „Antennae extending beyond the tip of the elytra.“ Alle bis jetzt be-
kannten Dictator, auch die 29, zeigen kurze Fühler, daher ist in diesem
Merkmal wohl die Abbildung maßgebend.
Die afrikanischen Callichrominen. 1
gerundet, jede Decke mit drei schwachen Rippen, fein runzelig
punktiert, Epipleuren vorn schwach rötlich. Prosternum schwarz,
Vorderrand rot, dicht runzelig punktiert. Mesosternum schwarz,
Mitte gelbrot. Metasternum gelbrot, vorn und seitlich zum größten
‘Teile schwarz. Abdomen sehr grob punktiert, 5. Segment aus-
gerandet, Dorsalteil des 6. kurz gerundet, 5. und 6. rot. Beine
' gelbrot. Samtschwarz, gelbrote Teile der Brust gelb behaart.
— Nach Heller (s. unten) alle Sternite stahlblau. — 35 mm. —
‘Westafr. (n. Jord. 1894). — Togo: Misahöhe (n. Heller 1912).
: n. Heller, Ann. Soc. Ent. Belg. 56 p. 274.
„Während die Seiten des Halsschildes beim { im erweiterten
Teil fast parallel sind und ihre größte Breite fast in der Mitte
liegt, konvergieren die des ® nach vorn und zeigen die größte
Breite näher der Halsschildwurzel, auch ist bei diesem Geschlecht
der Halsschildvorderrand deutlich winkelig vorgezogen. Außerdem
ist der Halsschild beim 2 relativ kleiner, weniger quer, oberseits
überall schwarz tomentiert und läßt die feine nach vorn kon-
vergierende Furchenlinie, wie sie das $ jederseits innerhalb des
Seitenrandes zeigt, vermissen.‘‘ — „Beim 9 fällt diese Trennungs-
naht mit dem Seitenrande zusammen, das Prosternum ist, aus-
genommen den breiten querstrigilierten Vorderrand, fast glatt,
nur sehr fein punktiert und zeigt in der vorderen Hälfte eine in
der Mittellinie unterbrochene, nach außen zu verbreiterte rotgelbe
Querbinde, die bis zur Seitenrandnaht reicht. Der breit abgesetzte
Vorderrand der Vorderbrust, der Interkoxalfortsatz und die
vorderen Ränder der Hüften sind, wie der hintere Teil der Vorder-
brust, schwarz.“ — 43 mm. — Togo: Misahöhe (n. Heller 1912).
Diet. mirabilis subsp. bretschneideri Heller, Ann. Soc. Ent. Belg. 56
d:
p. 27 |
» - . zeigt im männlichen Geschlecht die ganze Vorderbrust
schwarz, die Mittelbrust schwarz, ihre Seitenstücke gelbrot und
auf dem ganz schwarzblauen Hinterleib eine doppelte Punktierung,
eine ziemlich entfernte, sehr feine, über die ganze Sternite sich
erstreckende und in der hinteren Hälfte auf jedem Sternit, eine
weitläufige gröbere, die einzelnen Punkte der letzteren tragen
je ein langes braunes anliegendes Haar. Das erste Fühlerglied
ist dicht punktiert und zeigt keine Spur eines Längseindruckes.“
35 mm. — Togo: Misahöhe (Bretschneider n. Heller 1912).
Diet. superbus Auriv., Ark. Zool. VIII. 29. p. 6.
g: Schwarz. Mund, Wangen, Unterseite des Kopfes, Fühlerschaft
und Beine samt den Hüften rot oder gelbrot, Schenkel jederseits
nahe der Mitte mit braunem Fleck. Flügeldecken blau mit
‘ grünem Schein; Kopf, Halsschild, Schildchen und Brust schwarz
tomentiert. Abdomen glänzend, kurz behaart, nicht tomentiert,
Toment der Hinterbrust samtartig braun. Flügeldecken blau
tomentiert, an der Spitze fast glatt, eine kurze undeutliche Humeral-
binde und die Basis der Epipleuren samtartig golden. Fühlerschaft
und Beine fein punktiert, die großen Seitenwülste des Halsschildes
6. Haft
122 Martin Schmidt:
dicht und fein runzelig punktiert. Abdomen grob und ziemlich
entfernt punktiertt. 44-47 mm. — Uganda: Mabira-Wald
(3500-3800 Fuß n. Auriv.). | |
Dict. orientalis Hintz, Deutsche Ent. Zeihach 1913 p. 196.
Dem D. postulatus Thoms. nahestehend. Dunkelblau, tomentiert.
Kopf und Halsschild: schwarz und tomentiert, Beine und Fühler
rot. Kopf kräftig: körnig punktiert, vorn glänzend, auf Stirn
und Scheitel zwischen den Augen gerinnt und gekielt, außerdem
zwischen den Fühlern mit doppeltem Eindruck, Mund rot. Hals-
schild des & doppelt so breit wie der Kopf, Seiten vorn wulstig
vortretend, neben der Mitte gezähnt. Halsschild des © vorn
kaum breiter als der Kopf, Seiten vorn dreieckig hervortretend,
neben der Mitte gezähnt, dorsal mit vier Höckern, zwei kleine
vorn und zwei große an der Basis, in der Mitte stark gekielt,
kräftig und zerstreut punktiert. Wülste sehr dicht körnig punktiert.
Schildehen an der Spitze glänzend und eingedrückt. Flügeldecken
sehr dicht punktiert, mit drei Längsadern, eine undeutliche an
der Seite und zwei glänzende auf der Scheibe. Brust und Hüften
rot, tomentiert, Abdomen glänzend, häufig punktiert, Schienen
der Vorderbeine mäßig gebogen. 32-37 mm. — D.O. Afr.:
Lukuledi (n. Hintz 1913). — Ein 2 aus Daressalam (v. Bennigsen
Bln.) weicht durch glatten roten Kopf, schwarz behaarten Hinter-
kopf und in der Mitte teilweise rotes Abdomen ab.
26. Gattung: Guitelia R. Oberth.
(Locustipes Heller)
Typus: vuilleti R. Oberth. |
Rostrot, Abdomen und Beine gelbrot. Spitze der Mandibeln,
Augen, Vorder- und Hinterrand sowie die Mitte des Halsschildes
(beim $ zwei Flecken, beim 2 ein Längsstreif), Spitzenglieder
der Fühler des 9, Vorder- und Hinterrand der Abdominalsternite
schwärzlich. Flügeldecken im allgemeinen fein schwärzlich
behaart, die innere kräftige Längsrippe an der Basis rot. Flügel
blauschwarz, die Spitze des Abdomens beim & erreichend, beim
Q überragend. $: 38—40 mm, 9: 32 mm. — (saltator Heller). —
Ober-Senegal-Niger: Kulikoro (n. Oberth. 1911). — Togo: Ho.
(n. Heller 1919). — Kamerun: Bosum (6. IV.14 Teßmann Bin.)
vuilleti R. Oberth.!)
| 27. Gattung: Gioniaphurn Quedf.
Typus: mechowi Quedf.
1” Flügeldecken kahl und überall glänzend, nieht stellenweise matt
und ohne helle Tomentbinde an der Naht. Die Riefen des Hals-
1) Aus der Abbildung und Beschreibung Oberthürs sowie aus dem Vergleich
dieser mit dem & des Mus. Dresden und dem @ des Mus. Bin. ist ersichtlich,
daß Oberth. nicht ein 9, sondern ein 8 vor sich gehabt und dieses fälschlich
als Q beschrieben hat.
Die afrikanischen Calliehrominen. 123
', schildes in der Mitte unterbrochen oder unregelmäßig und schwach,
' nicht kräftig und regelmäßig. quer (vergl. 9).
‘ Flügeldecken fein und schwach (an der Basis manchmal fast
glatt). lederartig quer gerunzelt, dunkel metallisch glänzend und
' ohne dichter skulptierten oder tomentierten Längsstreif an der
‚Naht. Auch die Riefen des Halsschildes sind zart und fein.
. 3° Beine kurz und dick, alle Schenkel flach und mit wenig abgesetzter
. Keule. Außenecke des Fühlerschaftes breit, schaufelförmig und
‚gerundet. Fühler des $ die Spitze der Flügeldecken mit dem
., 8. Gliede überragend, des 2 sie kaum erreichend: |
j
DD
u
m
l. Untergattung: Platyelonius nov.
Vorderkopf mit scharfer Mittellinie, Stirn jederseits mit Längs-
runzeln. Halsschild fein und im allgemeinen quer gerunzelt.
Scheibe jederseits der glatten Mitte grubig flach eingedrückt,
Seiten mit kurzem Dorn. Fühlerschaft dicht runzelig punktiert.
Blau oder blaugrün, zuweilen die Flügeldecken violett.!) Vorder-
und Mittelschenkel sowie die Basiss der Hinterschenkel rot. Seltener
sind die Beine einfarbig blau. Unterseite dicht silberweiß behaart.
14—23 mm. — Nyassa (n. Bat. 1878; Bln.). —D. O. Afr.: (Trefurth
Bin.),. Makonde Hochland: Newala-Nkunya-Ntschitschira (17.
- —19. XII. 10 Grote Bin.), Tendaguru-Lindi (XH. 09—I. 10
Janensch Bln.), Donde-Gebiet: Barıkiwa (Schröder Hbg.), W.
Ukamı (Stuhlmann Bln.), mittl. Rufiji (Schuster coll. Methner),
Daressalam (Bln.), Handei (Bln.), Mandera (Stendel Bln.), Tura-
Kilimatinde (XII. 04 Trefurth Bln.), Usambara: Pareh-Gebirge
- (1600 m. 15. I. Schröder Bln.), Amanıi (1.—4. II. 06 Vosseler Bln.),
' Trockenwald bei Mtotohowu (IV. 16 Methner). — Br. O. Afr.:
Kibwezi (Huebner Bln.). nyassae Bat.?)
3° Beine lang und schlank, Schenkel mit langer, deutlich abgesetzter
Keule, Basalteil dünn. Außenecke des Fühlerschaftes zugespitzt
‚und schmal, nicht schaufelförmig. Fühler des $ die Spitze der
Flügeldecken mit dem 6. oder 7. Gliede überragend und lang
und dünn, des 2 diese mit dem 8. oder 9. Gliede überragend:
2. Untergattung: Stygnoclonius nov.
4‘ Halsschild länger als breit, Seiten vor den Seitenhöckern gewulstet,
nicht gleichmäßig gerundet, oben mit mehr oder minder kräftigen
“ Riefen. Fühlerschaft ziemlich dicht punktiert.
5‘ Halsschild seitlich mit kurzem Seitenhöcker, Scheibe mit sehr
feinen Querriefen an der Seite, die Mitte vom Vorderrand bis
zur Basaleinschnürung als breiter Längsstreifen glatt. Hinter-
schienen, kurz vor der Basis beginnend, zur Spitze stark und
!) Stücke von Kibwezi und Usambara haben einen fast glatten und
glänzenderen Halsschild und die Flügeldecken zuweilen mehr goldgrün glänzend.
2) (Callichroma) adelpha Thoms. von Gabun kann ich nach der schlechten
Beschreibung nicht unterbringen, sie gehört wohl in diese Untergattung.
6. Helt
12
4!
>
Martin Schmidt:
gleichmäßig verbreitert. Dunkelgrün oder blaugrün, Halsschild
und manchmal auch die Unterseite. golden mit. Kupferglanz.
Flügeldecken schwarzviolett, Basis und Spitze feiner skulptiert
und glänzender. Beine blau oder blauviolett. Fühler zur Spitze
violett. Unterseite weißlich behaart. 13mm. — W. Ruwenzori:
Beni-Urwald (Exped. Herzog Ad. Fr. zu Mecklenburg Bln.).
debilis Hintz
Halsschild seitlich mit ziemlich großen, mehr kegelförmigen und
stumpfspitzigen Seitenhöckern, Scheibe mit kräftigen Querriefen
an der Seite, die Mitte vom Vorderrand bis zur Basaleinschnürung
glatt. Hinterschienen zur Spitze schwach gebogen und hier
plötzlicher verbreitert. Schwarzblau, Halsschild golden, zuweilen
mit grünem Schein, Flügeldecken mit grünliehem oder violettem
Schein, Basis und Spitze glänzender und feiner skulptiert. Fühler
. und Beine blau oder violett, Unterseite weißlich behaart. 10-—14mm
— Kamerun: Ekododo (26. VIIL—16. IX. 13 Escherieh Bln.),
Lolodorf (19. II.—7. VI. 95 Conradt Bln.).. — Span. Guinea:
Uelleburg (VI.—VII.08 Teßmann Bln.). — Fr. Kongo: Sette
Cama (Hupfer Hbg.). — Fr. Loango: Ob. Kuilu (n. Jord. 1894).
parvus Jord.!)
Halsschild länger als breit, Seiten vom Vorderrand zum Seiten-
dorn gleichmäßig gerundet und nicht gewulstet, Oberseite ganz
glatt, auch in den Einschnürungen ohne Riefen. Fühlerschaft
spärlich punktiert. Vorderkopf fast ganz glatt. Blau, Unterseite
und Basalhälfte der Flügeldecken mit grünem Schein. Halsschild,
Apikalhälfte und Seiten der ee violett. Unterseite
weißlich behaart. 17—20 mm. Neu-Kamerun: Sardi bei
Dengdeng (1. IV. 14 Mildbraed Bin.) glaberrimus sp. n.
Flügeldevken mit großen und tiefen, an der Basis Bea stehenden
Punkten, die ungefähr vom Basaldrittel der Flügeldecken ab
bis zur Spitze querrunzelig sind und meist ineinander fließen.
Keulen der Hinterschenkel auffallend dick angeschwollen und
lang, rauh gerunzelt. Hintertarsen schmal und flach, .1. Glied
so lang wie die restlichen zusammen:
3. Untergattung: Seeloelonius nov.
Vorderkopf und Halsschild glänzend, stellenweise mit wenig
dichten und rauhen Punkten besetzt, Scheibe etwas uneben.
Fühlerschaft kräftig gerunzelt. Unterseite punktiert, Mittel-
und Hinterbrust sowie die Seiten der ersten beiden Abdominal-
segmente weiß behaart, Vorderbrust kahl, regelmäßig und eng
!) Aurivillius stellt in seinem Katalog (1910 p.314) diese Art als ver-
mutlich synonym zu (Euporws) gabonicus Thoms. hin, welche nach der kurzen
Beschreibung kaum zu deuten ist. Allein die Angaben Th.'s. über die Form der
Fübler „en grossissant vers I‘ extr&mite“ — auch die des 2 sind bei S. parvus
Jord. nicht zur Spitze stärker verdickt — sowie über die DRUIBINE des Hals-
schildes passen wenig auf Jordans Art.
7
vi
>
>
"u
-
iR
1.
‚6
Die afrikanischen Oalliehrominen. 125
quer gerieft. Blau, Fühler zur Spitze und Tarsen schwarz. 11,5
—l12mm. —D. O. Afr.: Lukuledi (n. Auriv. 1916), Makonde-
Hochland: Ntschitschira-Matahuka (20.—21. XII. 10 Grote eu).
asper Auriv.!)
'Flügeldecken in der Mitte der Scheibe stets?) matter als die
Schultern und Spitzen und von anderer Färbung wie diese, meist
heller kurz tomentiert.
Halsschild gewölbt, Seiten vor dem Dorn oder Höcker gewulstet
und gleichmäßig gerundet, Scheibe erhöht, aber nicht scharf ab-
_—
gesetzt, gegen die Seitenhöcker steil abfallend.
Vorderrand des Halsschildes regelmäßig quer gerieft. Scheibe
ganz glatt, Seitendornen breit und spitz. Flügeldecken lang und
parallel. Schenkel allmählich zur Spitze schwach gekeult:
4. Untergattung: Leptoelonius nov.
‘ Stirn mit tiefer Mittellinie und seitlich mit schrägen Querrunzeln,
7’
e gegen den schmalen Clypeus scharf abgesetzt. Halsschild mit
breiten, spitzen Seitendornen, unpunktiert, Apikal- und Basal-
- einscnürung regelmäßig quer gerieft. Flügeldeeken mit vorn und
hinten verkürzter grüner Nahtbinde, die dunklen Teile feiner
gerunzelt alsjene. Fühlerschaft grob punktiert. Blau, Halsschild
und Flügeldecken, mit Ausnahme der Nahtbinde, schwarz. Unter-
‚seite ziemlich dicht, anliegend weiß behaart. 18 mm. — Span.
Guinea: Nkolentangan (XI. 07—V.08 Teßmann Bln.)..
elengatus sp.n.
Vorderrand des Halsschildes ganz oder wenigstens in der Mitte
glatt, Scheibe an den Seiten quer, in der Mitte längs oder un-
_
regelmäßig gerunzelt, aber nicht überall gleichmäßig quer gerieft.
Flügeldecken grob gerunzelt und punktiert, Schultern und Spitzen
fast glatt und glänzender, besonders an der Basis mit spärlichen,
sehr langen und abstehenden schwarzen Haaren besetzt, nicht
anliegend hell tomentiert. Alle Schenkel plötzlich und dick
gekeult:
5. Untergattung: Cyeloclonius nov.
Vorderkopf dicht längs gerunzelt und punktiert, Clypeus gegen die
Stirn nicht scharf abgesetzt. Die Riefen des Halsschildes oben
hinter dem Vorderrand und vor der Basaleinschnürung quer
und in der Mitte x-förmig gelagert. Vorderrand und Seiten der
Scheibe glatt, nicht punktiert. Brust und Flecken der Seiten
. des Abdomens anliegend weiß, dessen Mitte wie die Flügeldecken
4) Wurde von Aurivillius zur Gattung Hoplomeces Auriv. gestellt, die mir
unbekannt ist und als deren typische Art ich die erstbeschriebene A. laevicollis
Auriv. auffasse. Es erscheint mir, nach der Beschreibung zu urteilen, nicht
angängig, beide Arten derselben Gattung zuzurechnen.
2) Nur Oedoclonius (13°) besitzt keine Nahtbinde, jedoch kräftige und
regelmäßige Querriefen.
6. Heft
126
=
8
n
10
10‘
Martin Schmidt:
spärlich und lang abstehend schwarz behaart und fein rissig
punktiert. Grün, Unterseite glänzender, Schultern, Seiten und
Spitze der Flügeldecken sowie die Beine blau oder blaugrün.
8—11 mm. — Kamerun: Jon. Albrechtshöhe (12. IIL.—6. VI. 98
Conradt Bln.), Barombi (Conradt Stett.). erinitus sp.n.
Flügeldecken fein gerunzelt und punktiert mit anliegender, auf
dem Nahtstreif heller Behaarung. Außerdem manchmal vorn
mit einigen langen und abstehenden Haaren besetzt, Schenkel
mit länglicher diekerer oder kaum abgesetzter Keule, oder fast
nicht gekeult. Der glatte Vorderrand des stark gewölbten Hals-
schildes dorsal grubig vertieft, also fast kragenförmig abgesetzt,
jedoch ohne Querfurche: ve iD. |
6. Untergattung: Paryphoclonius nov.
Riefen der Scheibe des Halsschildes kräftig, jederseits in Form
von ineinander geschachtelten Winkeln, deren. Scheitelpunkte
vor der Mitte der Basaleinschnürung liegen. Die inneren Schenkel
der Winkel fast längs gerichtet, schwach und zur Spitze stärker
nach außen gebogen, die äußeren Schenkel schräg nach
außen gerichtet. Seiten vor den Dornen schwach gerieft. Hals-
schild sonst glatt und glänzend.
Hintertarsen oben kahl oder dunkel, nicht dicht und seidig weiß
behaart. Hinterschienen breit und flach. Clypeus ziemlich lang
und glatt. Flügeldecken dicht gerunzelt und punktiert, Schultern
und Spitze nur punktiert und glänzender. Dunkel goldgrün,
Kopf, Halsschild und Schildchen mit schwachem Kupferglanz.
Flügeldecken dunkel blauviolett, ihre Scheibe mit schwachem
grünen Schein und matt. Beine blau, Fühler und Tarsen schwarz.
20 mm. — Mukenge (Pogge Bln.). kolbei sp. n.
a) Wie die Nominatform, jedoch der Clypeus kürzer und stärker
aufgebogen. Goldgrün, Kopf blaugrün, Flügeldecken violett,
ein vorn und hinten verkürzter Nahtstreif grün. Manchmal
ist auch die Unterseite dunkelgrün oder der Halsschild und
das Schildchen wie die Flügeldecken violett, dann aber ist die
Nahtbinde ebenfalls dunkel. Beine und Fühler violett, diese
zur Spitze geschwärzt. 16—19 mm. — Span. Guinea: Nkolen-
tangan (XI. 07°—V.08 Teßmann Bln.). subsp. strigosus nov.
Hintertarsen dicht und seidig weiß behaart. Vorderkopf jederseits
der Mittelrinne längs gerunzelt. Fühlerschaft rauh punktiert. °
Grün, Unterseite_mit schwachem Goldglanz, Kopf dunkelgrün
oder blau. Auf dem Haisschild ein großer gerundeter Fleck am
Vorderrand, Basis Spitze, Seiten und Naht der Flügeldecken
sowie die Schenkel dunkel -blauviolett. Fühler und Schienen
schwarz,. oft alle Fühlerglieder an der Basis rot. Vorder- und
. Mitteltarsen gelblich, Unterseite fein weiß behaart. 10—-12 mm.
— Span. Guinea: (Teßmann Bln.), Nkolentangan (XI. 07 - V. 08
. Teßmann Bln.). — Fr. Loango: Kuilu (n. Jord. 1894)...
gracilis. J ord.
RE Le TEE
g4
Die afrikanischen Callichrominen, 1927
Riefen der Scheibe des Halsschildes schwach, jederseits des glatten
Mittelstreifs gebogen, im allgemeinen aber quer verlaufend. Mitte
des sonst glatten Mittelstreifs mit sehr schwach angedeuteten
—
6
11°
19
Runzeln. Stirn mit einer Mittelfurche und daneben mit Längs-
runzeln. Clypeus glatt, Hinterschenkel dünn, ziemlich stark
gekeult. Fühlerschaft gedrängt punktiert. Blau, Unterseite
und ein das Schildchen umfassender, zur Spitze verschmälerter
und verkürzter Nahtstreif der Flügeldecken grün, diese sonst
wie die Beine und Fühler violett oder blau. Unterseite mit dichter
und anliegender weißlicher Behaarung, Tarsen nicht seidig weiß
behaart. 13—17 mm. — Kamerun: Joh. Albrechtshöhe (26. II.
—3. III. 96, III. 96 Conradt Bln.). — Span, Guinea: (Teßmann
Bln.). vittiger sp. n.')
a) Wie die Da, jedoch Mitte der Vorder-. und Mittel-
schenkel hellrot, Fühler und Beine blau. Riefen des Hals-
schild s kräftig und regelmäßig; der glatte Mittelstreif der
Scheibe schmal und keilförmig. 16 mm. — Goldküste: Akim
(Stett.) subsp. rufipes nov.
Halsschild mehr abgeflacht, Scheibe zu den Seitendornen gleich-
mäßig gerundet und nicht steil abfallend. Seiten vom Vorderrrand
zu den Seitendornen gleichmäßig verrundet.
Kragenteil des Halsschildes fein und schwach quer gerieft oder
latt.
Der glatte Vorderrand des weniger gewölbten und breiteren
Halsschildes in die Scheibe auch dorsal ne übergehend,
nicht grubig eingedrückt:
7. Untergattung: Xestoclonius nov.
Vorderkopf breit, Stirn kräftig längs gerunzelt und durch eine
Querfurche gegen den Clypeus abgegrenzt. Halsschild seitlich
bis unter die Seitendornen, zuweilen unterbrochen, quer und in
der Mitte, sehr oft unterbrochen, wurmförmig längs gerunzelt.
Außer dem Vorderrand auch die Basaleinschnürung glatt. Flügel-
decken mit grünem, an der Basis sehr breiten, zur Spitze ver-
kürzten und verjüngten Nahtstreif. Dieser kräftiger gerunzelt
und punktiert als Seiten und Spitze und gelblich behaart.
Schenkel und Fühlerschaft rauh punktiert. Blauviolett, Unter-
seite, Halsschild und Schildchen golden’ oder goldgrün. Unter-
seite dicht weißlich behaart. 14—16 mm. — Kamerun: Joh.
Albrechtshöhe (26. VII. —25. IX. 97 Conradt Bin.), Barombi
(Conradt Stett.), Bipindi (X. 98 Zenker Bln.). — Kongo: Stanley
Pool (n. Jord. 1894). eurvatoplicatus Jord.
a) Wie die Nominatform, jedoch auf dem Halsschild die längs
verlaufenden Riefen nicht unterbrochen. Fühlerschaft und
| 1) (Callichroma) cylindricum White aus Sierra Leone und C, parallelipenne
Quedf. aus Zentralafrika sind mir nur aus den Beschreibungen bekannt. Beide
gehören wohl der Gattung Cloniophorus an.
6 Tieft
128
12°
—
11
13
14
Martin Schmidt:
Schenkel fein und stellenweise dicht punktiert, nicht gerunzelt.
Auch der Halsschild blau oder blaugrün. Beine blau, Mitte
der Vorder- und Mittelschenkel hell rotviolett oder ebenfalls
blau. 14—16 mm. — Sierra Leone: Rhotombo (Bin... —
Goldküste (n. Auriv. 1914). subsp. femoralis Auriv.
Vorderrand mit kurzen und feinen Querriefen, diese nicht regel-
mäßig parallel. Basalteil der Scheibe mit regelmäßigen und paral-:
lelen Querriefen dicht besetzt. Seitendorn stumpf kegelförmig,
ohne scharfe Spitze: ae,
‚8. Untergattung: Genoelonius nov.
Stirn mit Längsrunzeln, die an der Basis einander genähert sind.
Goldgrün, Kopf, am Vorderrand des Halsschildes ein großer
Fleck, Seiten und Spitze der Flügeldecken sowie die Beine blau
oder blauviolett. Flügeldecken dünn schwarz tomentiert, ein
schmaler Nahtstreif, der die Spitze lange nicht erreicht, goldgrün,
kahl und quer gerunzelt. Unterseite fein, Brust dichter weißlich
behaart. Schenkel mit länglicher und dicker Keule. 16—20 mm.
— Cap Palmas (Wellcox Bln.). — Gabun (d. Jordan BlIn.). —
Belg. Kongo: Kimuenza (22.—26. IX., X.10 Schultze Hbg.).
plieatus Jord.
Kragenteil und meist auch die Scheibe des Halsschildes Tegel-
mäßig und eng quer gerieft.
Flügeldecken nicht einfarbig, sondern die Scheibe in der Mitte,
der Naht genähert, mit kurzer grünlicher oder länger gelb behaarter.
Längsbinde. Schenkel plötzlich und kurz gekeult oder zur Spitze
allmählich verdickt. Außenecke des Fühlerschaftes spitz.
Halsschild seitlich schwach gebuckelt, ohne Dorn:
9. Untergattung: Hyboelonius nov.
Stirn dicht und stark längs gerunzelt, Clypeus punktiert. Hals-
schild oben regelmäßig, meist quer, gerieft, nur eine schmale
Strecke hinter der vorderen Randkante glatt. Einzelne Riefen
in der Mitte der Scheibe längs verlaufend, die seitlichen regelmäßig
quer und neben den Längsriefen besonders am Vorderrand der
Scheibe umgebogen. Schildchen fein, Flügeldecken dicht gerunzelt
und punktiert. Grün, stellenweise mit. blauem Schein, Kopf und
Halsschild wenig goldglänzend. Flügeldecken dunkel blauviolett,
ein breiter Nahtstreif, der die Spitze der Flügeldecken, das
Schildehen aber nicht erreicht, ziemlich lang gelblich behaart.
‘ Fühler und Beine schwarz, Schenkel gerunzelt und behaart.
Mr
Unterseite mit dichter weißer Behaarung. 15-17 mm. — Kamerun:
Lolodorf (d. Heyne Bln.). — Gabun (Bln.). — Fr. Loango: Ob.
Kuilu (n. Jord. 1894). — Zentralafr. (Bln.). edentulus Jord.
Halsschild seitlich mit kurzem, spitzen Dom:
Die afrikanischen Callichrominen. 139
10. Untergattung: Cloniophorus s. str.
15° Hinterschenkel mehr oder weniger plötzlich, jedoch dick gekeult.
16” Apikal- und Basaleinschnürungen des Halsschildes quer gerieft,
‘ Scheibe ebenfalls mit meist queren Riefen. Diese gebogen und
jederseits neben den Längsriefen der Mitte umgebogen, ein Fleck.
vor der Basaleinschnürung glatt. Flügeldecken überall, auch an
der Basis, dicht gerunzelt und punktiert, auf der Scheibe schwarz
16
tomentiert und in der Mitte mit einer dicht goldgelb oder weißlich
behaarten, scharf abgesetzten Nahtbinde, die eine Strecke vor dem
Schildchen spitz beginnt und zur Spitze der Flügeldecken ver-
schmälert ist, ohne diese zu erreichen. Brust und Seiten des
Abdomens dicht goldgelb oder weißlich behaart.
Nahtbinde der Flügeldecken lang, halb so lang wie diese. Hinter-
schenkel allmählich lang und dick gekeult, sehr dicht körnig
' punktiert und fein behaart. Der glatte Fleck vor der Basalein-
u
Archiv für Naturgeschichte
1922 A.6.
= t
—
schnürung des Halsschildes klein. Schildchen fein, Stirn. dicht
längs gerieft. Grün, Kopf und Halsschild violett, dieser mit zwei
schwarzen Tomentlängsbinden, Flügeldecken schwarz mit grünem
Schein, Beine stahlblau oder violett. 16—21 mm. — Quango
(n. Quedf. 1882). — Belg. Kongo: Kondue (Ed. Luja Hbg., Da.).
mechowi Quedf.
a) Nahtbinde der Flügeldecken wie bei der Nominatform. Hinter-
schenkel plötzlich, dicker und kürzer gekeult, spärlich körnig
punktiert und behaart, glänzend. Schildchen stark quer gerieft.
Mitte der Stirn, unmittelbar neben der Längsrinne, glatt. Beine
stahlblau. 17mm. — W. Albert-See: Mawambi am Ituri
(IV.08 Exped. Herzog Ad. Fr. zu Mecklenburg Bln.).
subsp. iturjeus nov.
Nahtbinde der Flügeldecken kurz, ihre Länge beträgt etwa
den dritten Teil derjenigen der Flügeldecken. Hinterschenkel
allmählich gekeult wie bei mechowi Quedf., sehr dicht körnig
punktiert und fein behaart. Der glatte Fleck vor der Basal-
einschnürung weit nach vorn reichend und die Längsrunzeln
der Mitte zum größten Teil verdrängend. Mitte der Stirn
glatt. Schildchen fein quer gerieft. 12—20 mm. — Kamerun
(Conradt Da.), Lolodorf (d. Heyne Bln., 19. II.—7. VI. 95
Conradt Bln.). — Gabun (ex coll. Richtes Bln.). — Fr. Loango:
Ob. Kuilu (n. Jord. 1894). subsp. aurifer Jord.
Apikal- und Basaleinschnürung des Halsschildes quer gerieft,
Scheibe glatt und glänzend, mit einzelnen zerstreuten Punkten
besetzt, Flügeldecken dicht quer gerunzelt, an der Basis jeder
Decke neben dem glänzenden Schildehen- ein großer dreieckiger
Fleck spärlich und glänzend, er berührt die Naht nicht und ist
wie die feiner skulptierte und glänzendere Spitze der Flügeldecken
rotviolett gefärbt mit grünem Schein. Beine granuliert, Hinter-
'schenkel mit dicker länglicher, allmählich . beginnender Keule.
Grün, Unterseite und Halsschild mit Goldglanz, Kopf, Fühler
9 6. Haft
130
15’
17“
17°
18°
Martin Schmidt:
und Beine sowie ein großer Fleck am Vorderrand des Halsschildes
blau oder blauviolett. Unterseite, an den Seiten dichter, weißlich
behaart. — Zwei kleine 3 (11-15 mm) aus Togo: Atakpame
(Schmidt Bln.) haben den Kopf und Halsschild einfarbig gold-
grün. — 11—19 mm. — Kamerun: (n. Auriv. 1903, Schäfer Bln.,
Conradt Da.), Edea, Dibongo-Farm (Rohde Hbg.), Lolodorf
(d. Heyne Bin., 19. II.—17. VI. 95 Conradt Bln.), Namiong bei
Lolodorf (Ulbrich Bln.). — Span. Guinea: (Teßmann Bln.),
Nkolentangan (XI. 07—V. 08 Teßmann Bln.). — Gabun: Ssibange
(Soyaux Hbg.). — Ogowe (Bln.). — Fr. Loango: Ob. Kuilu
(n. Jord. 1894). — Loanda (n. Jord. 1894). — Zentralafr. (ex
coll. Richter Bln.). tricolor Jord.
Hinterschenkel allmählich zur Spitze verdickt, ohne oder mit
flacher, schlecht abgesetzter Keule.
Hintertarsen dicht seidig weiß behaart. Halsschild bis in Höhe
der Seitendornen regelmäßig und gerade quer gerieft. Die Riefen
in der Mitte des basalen Teiles vor der Einschnürung kurz und
längs verlaufend, seitlich gebogen und quer gerichtet. Manchmal
ist an Stelle der kurzen Längsriefen ein glatter Fleck vorhanden.
Flügeldecken dicht gerunzelt punktiert und fein schwarz tomentiert,
mit einer vor dem Schildchen spitz beginnenden, die Spitze der
Flügeldecken nicht erreichenden, hell behaarten und grünen
Nahtbinde. Beine körnig punktiert und dünn behaart. Unter-
seite mit anliegender und kurzer weißer Behaarung Grün;
Basis, Seiten und Spitze der Flügeldecken schwarzviolett, Kopf
violett, Fühler und Beine schwarzblau. Zuweilen sind Halsschild
und Beine ebenfalls violett. 17—18 mm. — Altcalabar (n. Chevr.
1856). — Kamerun: Jaunde Stat. (800 m, Zenker Bln.). |
| episcopalis Chevr.
a) Goldgrün; Kopf, Fühler, Halsschild, Seiten und Spitze der
Flügeldecken rotviolett. Beine rotviolett oder blau. Die hell
behaarte Nahtbinde wie bei der Nominatform, die grüne
Grundfärbung jedoch ist ausgedehnt und greift auf die ganze
Basis der Flügeldecken über. 18-20 mm. — Kamerun:
Hinterland (Zenker Bln.). — Span. Guinea: Uelleburg (VI.
— VIII 08 Teßmann Bln.). subsp. viridanus nov.
Hintertarsen oben fein schwarz, nicht seidig weiß behaart.
Flügeldecken auch an der Basis matt und dicht skulptiert und
behaart, violett, auf jeder Decke mit einer dunkelgrünen Längs-
binde, die an der Basıs beginnt, die Spitze der Flügeldecken nicht
erreicht und besonders seitlich und an der Naht schlecht begrenzt
ist. Manchmal ist ein schmaler Basalstreif violett und nahezu
glatt, oder die Flügeldecken sind einfarbig rotviolett ohne Binde
und ohne glatte Basis. Halsschild quer gerieft. Riefen der Scheibe
unregelmäßiger als die parallelen des Vorderrandes, ein zu-
gespitzter Fleck oder ein Mittelstreif vor der Basaleinschnürung
und die Seiten.glatt. Stirn mit Längsrunzeln. Unterseite anliegend
und dicht weißlich behaart. Grün mit schwachem Goldglanz
—
18
Dun
13
Die afrikanischen Callichrominen. 131
oder dunkelgrün. Kopf und Halsschild feurig kupferrot, Schildchen
goldgrün. Der glatte Halsschildfleck nach vorn spitz vordringend.
Fühler und Beine schwarzviolett. 18—20 mm. — Gabun (n. Bat.
1879; Stett.). — Westafr. (Bln.). chrysaspis Bat.!)
a) Kopf und Halsschild dunkelviolett, oft mit grünem Schein.
Flügeldecken mit grüner Längsbinde und violetter Basis oder
einfarbig violett. Riefen des Halsschildes in der Mitte unter-
brochen und einen glatten Mittelstreif freilassend. Fühler
und Beine blau oder violett. Schildehen und Unterseite lebhaft
golden oder goldgrün glänzend. 14—21mm. — (coloratus
Jord. ex parte. — Kamerun: Joh. Albrechtshöhe (II. 96
Conradt Bln.), Barombi (Conradt Stett.), Lolodorf (19. II.
—7. VI. 95 Conradt Bin.), Bipindi (IX. 98 Zenker Bln.),
Molundu (XIL.—XI. 10 Schultze Hbg.). — Span. Guinea:
Nkolentangan (XI. 07—V.08 Teßmann Bin.), Benitogebiet
(16.—30. IX. 06 Teßmann Bin... — Gabun und Ogowe?
(n. Jord. 1894). subsp. jordani nov.?)
b) Kopf und Halsschild golden, Unterseite und Schildchen .
dunkelgrün. Fühler schwarzviolett oder schwarz, Beine
schwarzblau. Flügeldecken wie bei der Nominatform. Ein
Fleck vor der Basaleinschnürung des Halsschildes glatt.
18—20 mm. — Fr. Loango: Kuilu (n. Jord. 1894). — Kongo
(d. Mus. Tring Bln.). subsp. coloratus Jord.
Das Basalfünftel bis -viertel der Flügeldecken glänzend rot-
violett, nicht gerunzelt, nur mit einzelnen Punkten verstreut
besetzt und nahezu glatt, die grüne Nahtbinde infolgedessen
die Basis der Flügeldecken bei weitem nicht erreichend, kurz,
ziemlich scharf begrenzt und entweder dicht hinter der Mitte
oder im Apikaldrittel der Flügeldecken durch die violette Farbe
begrenzt. Halsschild dicht, auf der Scheibe so regelmäßig wie am
Vorderrand quer gerieft, auch die Seiten über dem Dorn fein
runzelig, ein nach vorn spitz vordringender Fleck vor der Basal-
einschnürung glatt. Grün mit Goldglanz, Halsschild golden, ;
Basis, Seiten und Spitze der Flügeldecken rotviolett. Kopf,
Fühler und Beine blauviolett. Unterseite dicht anliegend. weiß
behaart. .13—19 mm. — Kamerun: Bipindi (IV. 97 Zenker Bln.).
— Span. Guinea: Nkolentangan (XI. 07—V.08 Teßmann Bln.),
Benitogebiet (16.—30. IX.06 Teßmann Bin.), Uelleburg (VI.
—VI1.08 Teßmann Bln.). pietus sp. n.
Flügeldecken glänzend, kurz und breit, auf der Scheibe neben
der Naht ohne heller behaarte Längsbinde. Halsschild regel-
mäßig und dicht parallel quer gerieft, an der Basis etwas unregel-
1) Hierher gehört wohl auch Callichroma mucheia Thoms. vom Gabun.
Die Angabe über die Länge der Tarsenglieder paßt auf keins der in Frage
kommenden, mir vorliegenden Stücke.
2) Oallichroma purpurascens Auriv. aus Uganda ist sicher eine Rasse des
C. chrysaspis Bat. und der subsp. jordani ähnlich,
Q* 6. Heft
132 Martin Schmidt:
mäßiger. Seitendorn breit, mit langer und leicht nach hinten
gerichteter Spitze. Schenkel mit langer, gestielter und sehr dick
angeschwollener Keule. Außenecke des stark gerungeien Fühler-
schaftes stumpf:
LT. Untergattung: a nov.
Stirn neben der Mittelrinne schräg nach außen und wenig tief
gerieft. Flügeldecken punktiert, nur längs der Naht deutlicher
quer gerunzelt. Schenkel höckerig gerunzelt. Unterseite dünn,
an den Spitzenrändern der Abdominalsegmente dichter weiß
behaart. Fühler des 3 sehr schlank, mehr als doppelt so lang
wie der Körper, des 2 dicker, die Flügeldecken wenig überragend.
Blauviolett, Basis der Flügeldecken und zuweilen auch ein Teil
der Unterseite rotviolett. Kopf und Halsschild golden, Fühler
und Beine schwarzblau, Tarsen schwarz. 15—21 mm.:— Natal
(n. Thoms. 1864, Pöppig Bln.). auricollis Thoms.
28. Gattung: Metallichroma 'Auriv.
Typus: excellens Auriv.
Vorderkopf nahezu glatt, etwas uneben, Stirn MR schlatee Mittel-
rinne. Scheibe des Halsschildes glatt, jederseits mit schwachem
Eindruck und dahinter erhöht, Kragen und Basaleinschnürung
quer gerieft. Schildchen glatt. Lebhaft grün mit schwachem
Goldglanz. Kopf, Fühler und Beine dunkelblau oder dunkel
blauviolett, Halsschild und Schildchen glänzend grün. Flügel-
decken blauschwarz oder violett und schwarz tomentiert, zwischen
den feinen Runzeln dicht punktiert, jede Decke mit einer die
Schulter und Spitze nicht erreichenden, kahlen und kräftiger
gerunzelten grünen Längsbinde auf der Mitte der Scheibe. Unter-
seite anliegend hell, Hintertarsen dicht seidig weiß behaart.
19—25 mm. — Kamerun: (n. Auriv. 1903), Joh. Albrechtshöhe
(Conradt Bln.), Lolodorf (d. Heyne Bln.). excellens Auriv.
a) Flügeldecken kahl und ohne gut begrenzte Längsbinde, die
grüne Färbung der Scheibe in die violette der Seiten und
und Spitzen allmählich übergehend. Die — bei der Nominat-
form tomentierten —- Längsstreifen an der Naht und dem
Außenrand kaum und oft nicht schwächer gerunzelt als der
— bei der Nominatform glatte — Mittelstreif. Unterseite mit
Ten 25 mm. — Belg. Kongo: Kondue (Ed. Luja-Da.).
SE konduanum nov.
29, Gattung: Chromacilla nov.
Typus: igneicollis Hope
1’' Scheibe des Halsschildes ohne Re u
2" Halsschild gleichmäßig gewölbt, Scheibe am Vorderrand vor der
Apikaleinschnürung dorsal nicht gebuckelt, gegen die Basal-
einschnürung wenig abgesetzt, in der Basalhälfte regelmäßig. quer
Die afrtkanischen Calliehrominen. 133
‚gerieft, die Riefen der Apikalhälfte in der Mitte durch eine glatte
Fläche unterbrochen, Kragen am Vorderrand gerieft. Clypeus
etwas runzelig, Stirn glatt oder stellenweise fein und zerstreut
punktiert. Unterseite kurz und fein weißlich behaart. Flügel-
decken mit hellgrünem Nahtstreif, der an deren Basis beginnt
‘und ihre Spitze nicht erreicht, Seiten und Spitze breit violett.
- Kopf und Halsschild auf der Oberseite feurig kupferrot. Schildchen
goldgrün. Beine blau, Fühler blauschwarz, Unterseite goldgrün.
26—31 mm. — Aschanti (n. Hope 1843). — Ohne Fundangabe
(ex coll. Richter Bln.). igneicollis Hope
a) Kopf und Halsschild auf der Oberseite golden. Schildchen
grün oder blaugrün, auch der Nahtstreif der Flügeldecken mehr
bläulich grün, 22—29 mm. — (imitator Jord.). — Goldküste
(n. Jord. 1894). — Togo: (Hbg.), Bismarekburg (1. VIL.—15. VII.
91 Büttner Bln.), Misahöhe (IV. 93, III. und V. 94 Baumann
Bln.). — Lagos (n. Bat. 1897). subsp. lamprodera Bat.
b) Kopf, Kragen oder die ganze Apikalhälfte des Halsschildes
dunkelblau. Die grüne Nahtbinde der mehr rotvioletten
Flügeldecken wenig deutlich begrenzt. Schildehen goldgrün.
25—26 mm. — Kongo: Lukolele (n. Jord. 1894), Angu, Uelle
Distr. (1. VI. 14 Schubotz Hbg.), Duma, Ubangi Distr. (10. X.
10 Schubotz Hbg.). — Neu-Kamerun (Teßmann Bln.).
subsp.. tricolor Jord.
e) Kopf und Halsschild dunkelblau, es bleiben auf der Oberseite des
Halsschildes nur die Basaleinschnürung und manchmal die
Seitendornen hell metallisch grün. Nahtbinde der Flügel-
decken gegen die dunklen Seiten scharf abgegrenzt. Schildchen
dunkelgrün. — (discordahis Bat.). — 23—34 mm. —- Kamerun:
(n. Jord. 1894, Conradt Da.), Joh. Albrechtshöhe (Conradt
Bln.), Mundame (Borchmann Hbg.), Mukonje-Farm bei
Mundame (Rohde Hbg.), Barombi Stat. (Conradt Stett.),
Vietoria (Preuß Bln., Winkler Hbg.), Jaunde Stat. (X. 14
Teßmann BlIn.). — Gabun (n. Thoms. 1858). — Fr. Loango:
(n. Bat. 1879), Kuilu (n. Jord. 1894). _subsp. venus Thoms.!)
Kopf und Halsschild ganz dunkelblau. Flügeldecken mit
undeutlicher Nahtbinde, fast einfarbig dunkelgrün auf
der Scheibe. Die dunkelviolette Seitenfärbung auf einen
schmalen, zur Spitze breiteren Streif beschränkt. DBasal-
einschnürung des Halsschildes verhältnismäßig stark. Unter-
seite dunkel grasgrün. 27—32 mm. — (fucosum Quedf.). —
Kamerun: Nemayong (19. V.11 Schultze Hbg.), Longji
(Paschen Bln.), Bipindi (X.— XII. 96 Zenker Bln.). — Neu-
Kamerun (Teßmann Bln.). — Span. Guinea: Nkolentangan
(8. XII. 07—3.1.08 Teßmann Bin.), Benitogebiet (16.—31.
X.06 Teßmann Bln.). — Chinchoxo (Falkenstein Bln.). —
d
—
1) (Callichroma) longissima Bat. aus Kamerun blieb mir unbekannt.
6. Hott
134 Martin Schmidt:
Kongo: Kimuenza (27.—28. IX. 10 Schultze Hbg.). — : Angola
(n. Bat. 1897). subsp. prolixa Bat.!)
2’ Scheibe des Halsschildes erhöht, gegen die Seiten und Basal-
einschnürung steil abfallend. Vorderrand der Scheibe vor der
Apikaleinschnürung entweder mit zwei genäherten Buckeln und
die Scheibe zwischen diesen und der Basaleinschnürung mit nicht
unterbrochenen Querriefen, oder die Riefen gehen bis hart an die
Apikaleinschnürung heran und sind in der Mitte unterbrochen
und die Scheibe ist vorn nicht gebuckelt. Hintertarsen fein
gelblich oder dicht seidig weiß behaart.
3” Scheibe des Halsschildes mit dicht gestellten Querriefen, die in
der Mitte durch einen breiten und glatten Längsstreif unter-
brochen sind, Vorderrand der Scheibe ohne oder mit meist von
den Riefen bedeckten flachen Buckeln. Vorderkopf glatt.
4'! Scheibe des Halsschildes an den Seiten eben, die Querriefen
daher regelmäßig und mehr parallel. Flügeldecken mit schmalem,
aber deutlichen hellgrünen Nahtstref. Beine dunkelbraun,
Mitte der vier vorderen Schenkel heller gelb. Hintertarsen fein
gelblich behaart. Kopf und Unterseite grün, Halsschild oben
kupferrot, Fühler schwarzbraun. 21—25 mm. — Guinea (Bln.,
Hbg.). micans F,
4' Scheibe des Halsschildes an den Seiten unter den Querriefen
uneben, diese daher wenig regelmäßig und stärker gebogen.
Kragen gewöhnlich glatt. Fühlerschaft fein und nicht dicht
punktiert. Flügeldecken zur Spitze verengt, mit oder ohne helle
Nahtbinde. Fühler und Beine dunkelblau, Kopf und Halsschild
ebenso gefärbt oder mit Purpurglanz oder grünem Schein. Unter-
seite grün. 22—27 mm. — Sierra Leone (n. White 1853, n. Jord.
1894). — Dahomey: Zagnanado (Bln.). — Kamerun: Nssanakang
(Diehl BlIn.), Joh. Albrechtshöhe (20. VIL.—25. IX. 97 Conradt
Bln.), Barombi (Conradt 'Stett.), Mundame (25. V.05 Schultze
Hbg.), Jaunde Stat. (800 m, Zenker Bln.), Nemayong (19. V. 11
Schultze Hbg.), Lomie (1.—6. V. 11 Schultze Hbg.), Bangandu
Distr. (L.—II. 11 Schultze Hbg.). — Span. Guinea: Nkolentangan
(XI. 07—V.08 Teßmann Bln.).. — Gabun: Ssibange (Soyaux
Hbg.). suleatula White
a) Flügeldecken mit hellgrüner, an der Basis breiter, das
Schildchen umfassender und zur Spitze verengter Nahtbinde.
Kopf, Schildehen und Unterseite lebhaft goldgıün, Halsschild
oben feuerrot, Basaleinschnürung golden. Flügeldecken
schwarzviolett, Fühler und Beine schwarz, diese fein gelblich
behaart. 26mm. — Sierra Leone: Freetown (Stett.).
(? subsp.) ignifera nov.
!) (Callichroma) purpureocinctum Auriv. aus Uganda kann ich nach der
Beschreibung von dieser Rasse nicht trennen. Wahrscheinlich reicht das Ver-
breitungsgebiet der Ch. pr Or Bat. bis an das Seengebiet heran. A.s Art ist
wohl synonym zu ihr.
3
Die afrikanischen Callichrominen. 135
b) Flügeldecken länger und schmaler. Kopf und Kragen dunkel-
blau, Halsschild, Schildehen und die Unterseite goldkupferig.
Sonst wie die Nominatform. 25—28 mm. — W. Albert-See:
Mawambı am Ituri (IV. 08 Exped. Herzog Ad. Fr. zu Mecklen-
burg Bln.). subsp. schubotzi Hintz
Scheibe des Halsschildes vor der Apikaleinschnürung mit zwei
genäherten, glatten Buckeln, zwischen diesen und der Basal-
einschnürung ist die Scheibe regelmäßig, in der Mitte nicht unter-
brochen, quer gerieft. Vorderkopf stellenweise punktiert.
5“ Hintertarsen dicht seidig weiß behaart.
6’
6’
1
_
4
Flügeldecken kürzer und breiter, zur Spitze stärker verengt,
die hellbehaarte breite Nahtbinde am Schildchen spitz beginnend,
gerade verbreitert und dann zur Flügeldeckenspitze verschmälert,
sie umfaßt das Schildchen nicht. Kopf und Apikalhälfte des
Halsschildes oben blau, dessen Basalhälfte mitsamt den Dornen
grün. Unterseite lebhaft grün, ziemlich dicht weiß behaart.
Flügeldecken grün, an den Seiten und der Spitze blauviolett.
Fühler und Beine blauschwarz. 24—30 mm. — Kamerun:
(n. Auriv. 1903), Bascho (3.1V.06 Schultze Hbg.), Mundu (XL.—XII.
Schultze Hbg.), Jaunde Stat. (800 m, Zenker Bin.), Lolodorf
(d. Heyne Bln.). — Gabun: Ssibanga (Soyaux Hbg.). — Fr.
Loango: Kuilu (n. Jord. 1894, d. Jord. Bln.). — Kongo (d. Heyne
Bln.). collaris Jord.
Flügeldecken länger und zur Spitze wenig verengt, die hellbehaarte
schmale Nahtbinde das Schildehen umfassend und bis an die
Spitze der Flügeldecken gleich breit. Kopf und Halsschild ein-
farbig golden mit Kupferglanz. Flügeldecken blau, Unterseite _
goldgrün, Fühler und Beine schwarzblau. 30 mm. — Lunda-
‚ Reich (Pogge Bln.). longina Harold
Hintertarsen oben spärlich una sehr fein bräunlich - behaart.
Flügeldecken zur Spitze verengt, mit an der Basis breitem, das
Schildehen umfassenden und zur Spitze stark verschmälerten
hellgrünen Nahtstreif. Kopf und Kragen blau, Halsschild, Olypeus,
Schildchen und Unterseite golden mit Kupferglanz. Flügeldecken
blau, Fühler und Beine dunkelblau. 28-29 mm. — W. Albert-
See: Ituri-Fähre (26. VIII. 91 Stuhlmann Bln.). emini Kolbe
Halsschild auf der Scheibe mit zwei genäherten, länglichen und
dichten schwarzen Tomentflecken, welche die Querriefen zum
Teil bedecken, Basaleinschnürung tief. Fühlerschaft lang, zur
Spitze kaum verdickt, dicht punktiert und stark gerunzelt,
Außenecke mit schwachem Zahn. Kopf, Halsschild, Unterseite
und Schildehen dunkel erzgrün oder blaugrün oder stellenweise
mit schwächerem Purpurglanz. Flügeldecken dunkelgrün, ohne
helleren Nahtstreif, Spitze breit rotviolett. Fühler dunkel, Beine
6. Haft
136 Martin Schmidt:
heller blau. Unterseite fein weißlich behaart. 25—835 mm. —
Kongo: Leopoldville (n. Auriv. 1914), Kimuenza (X. 10 Schultze
Hbg.), Lubilasch (Pogge Bln.). foveata Auriv.!)
30. Gattung: Homaloceraea nov.
(Closteromerus Thoms. nec Dej.)
Typus: scabriuscula 'Thoms. |
1” Halsschild oben überall quer gerunzelt, zwischen den Runzeln
meist punktiert.
2" Die Punkte auf der Scheibe des Halsschildes zwischen den starken
Runzeln klein und undeutlich, oft .kaum erkennbar, sehr un-
regelmäßig und wenig dicht gestellt, die Runzeln daher selten
unterbrochen und regelmäßig quer verlaufend.
Grün oder blau, meist matt, Unterseite heller und glänzender.
Fühler blau, zur Spitze schwarz. Halsschild und Flügeldecken
breit, gleichmäßig stark gerunzelt. 11—13 mm. — (viridis Pasc.).
— Natal (d. Boheman Bln., n. Dist. 1904). — Transvaal: (ex coll.
Fruhstorffer Bln.), Warmbad (Da.), Mphöme (Knothe u. Heinemann
Bln.), Pretoria,?2) Lydenburg Distr., Zoutpansberg,?) Shilouvane,
Potchefstroom?) (n. Dist. 1904). — Matabeleland: Buluwayo?)
(n. Dist. 1904). — Mashonaland: Salisbury ?) (n. Dist. 1904). —
Kapkolonie: Grahamstown (n. Dist. 1904). — D.S.W. Afr.:
(1901 Lübbert Bln.), Herero (Lübbert BIn.). — Angola: Benguella
(Wellmann Da.). — Mozambique: mittl. Sambesi (Tiesler Bln.),
Tette (Wiese Bln.). claviger Dalm.
a) Gestreckter, kleiner und schmaler. Kopf und Halsschild
glänzend. Blau oder grün mit mehr oder minder lebhaftem
Goldglanz. Unterseite grünlich glänzend. Fühler und Beine
blau, zur Spitze mit bräunlichkem oder violettem Schein.
Flügeldecken mit gleichmäßigen und starken Runzeln. 8—
12mm. — Somalı (n. Fairm. 1887). — Eritrea: Keren
(Bln.), Gheleb (IX. Bln.), Wadi Ugri bei Asmara (Bln.), Bogos
(Bln.). — Br. O. Afr.: Sansibar (Hildebrand Bin.), Kibwezi
(Scheffler Bln.), Taru-Mombassa (Thomas Bln.). — D. O. Afr.:
SO.-Abhang des Gelei (1400 m, V.09 Methner), Kitumbeni-
Vulkan (1600 m, V.09 Methner), NW.-Massai: Sossian-Ngo-
roine (I. 94 Neumann Bin.), Massaisteppe: Kihuiro (7.I
Schröder Bln.), Doenyo-Sambu (6. V. Methner), $8.Victoria-
See: Niakasenga (19. IV.15 Holtz coll. Methner), zwischen
Nassa und Niakasenga (19. IV. 15 Holtz coll. Methner), Musoma
') (Cerambyx) fastuwosus Goldf. (Enum, Insect. 1805 p.43 t.1 fig. 7) an-
geblich vom Kap der guten Hoffnung, von Auriv. als Callıchroma erkannt, ist,
nach der Abbildung zu urteilen, eine amerikanische Callichroma aus der Ver-
wandtschaft des U, vittatum F. |
?) Wahrscheinlich auf die subsp. scabriuscula Thoms. zu beziehen, ve
Distant nicht unterscheidet.
Die afrikanischen Oallichrominen 137
(30. IV. 15 Holtz coll. Methner), Utimbaru-Muansa (12. VI.
15 Holtz coll. Methner), Butimbwa (24. XII. 15 Holtz coll.
Methner), Kagu-Berge (XI. 04 Holtz coll. Mtehner), Sseke-
Sseke (1. XI. 04 Holtz coll. Methner), Niemirembe (11. XI. 04
Holtz coll. Methner), Katutu-Budunga (IV.15 Holtz coll.
Methner), Pangani: Bondei (III. 03 Methner), S. Uhehe:
Iringa-Mgololo (III. 99 Götze Bln.), N. Nyassa-See: Ubena-
Langenburg (IV. 99 Götze Bln.), Tendaguru-Lindi . (XII. 09
—J. 10 Janensch Bln.). subsp. laevipes Fairm.
b) Grün oder blau, Unterseite glänzender, Runzeln des Hals-
schildes fein, manchmal stellenweise fast verloschen. Flügel-
decken weitläufiger und an der Basis weniger dicht gerunzelt
als sonst auf der Scheibe. Beine und Fühler blau, diese zur
Spitze schwarz. Längsrippen der Flügeldecken deutlich.
10—1l mm. — Kamerun: Beri bei Carnot (2. III. 14 Teß-
mann Bln.). subsp. earnotiensis nov.
e) Einfarbig blauviolett, Fühler zur Spitze schwarz. Halsschild
breit mit regelmäßigen Querrunzeln. Flügeldecken dicht
gedrängt gerunzelt. Größer und breiter als die vorige Rasse.
10—15 mm. — Kamerun: Bosum (1. IV. 14 Teßmann Bln.).
a subsp. tessmanni nov.
2° Die Punkte aufder Scheibe des Halsschildes zwischen den schmalen
. . Runzeln groß und deutlich, unregelmäßig, jedoch dicht gestellt,
sie verdrängen die daher sehr unregelmäßigen Runzeln stark.
Grün mit blauem Schein oder blau, matt, Unterseite glänzender.
Im übrigen wie die Nominatfoım. 9—13 mm. — (alvenlata Bat.,
pauper Fährs.). — Kapland: (n. Thoms. 1860, n. Bat. 1879, Bln.),
G’ahamstown (16. X. 00 le Doux Bln.), Brake Kloof Lake, Grahams-
. town (Bln.), Port Elizabeth (n. Bat. 1879). —- Natal (Bin., Stett.).
. — Transvaal: Lobombo-Gebirge bis zur Küste (VII. 84 Wilms
Bln.), Lydenburg (Wilms Bin.). — Caffraria (n. Fährs. 1872).
. | (subsp.?) seabriuseula J. Thoms.
1‘ Halsschild auf der Oberseite sehr aicht und grob punktiert, nicht
quer gerunzelt, kurz und schmal, etwas länger als breit, viel
schmaler als die Schultern. Flügeldecken sehr dicht und runzelig
punktiert, matt. Unteiseite glänzende und fein behaa:t. Blau
mit violettem Schein, Fühler zur Spitze schwarz. Vorder- und
Mittelschenkel, mit Ausnahme der schwarzen Kniee, und die
Basis der Hinterschenkel rot. 13—13,5 mm. — (femöralis Dej.).
— Natal (n. Bat. 1879). — Kap der guten Hoffnung (Drege Bln.).
| manicata Bat.
31. Gattung: Oligosmerus Kolbe
Typus: limbalis Harold
1‘ Halsschild punktiert und unregelmäßig, jedoch meist quer gerunzelt.
Die Runzeln längs der Mitte verloschen, daher hier die Scheibe
schlecht begrenzt glatt, glänzender und mit einzelstehenden,
scharf eingestochenen Punkten ziemlich dicht besetzt.
6. Heit
138 Martin Schmidt:
2" Die Runzeln zwischen den Punkten auf der Scheibe des Halsschildes
erhaben und stark, die tiefer liegenden Punkte besonders seitlich
auf der Scheibe ziemlich stark verdeckend. Die glatte Strecke
auf der Halsschildmitte undeutlicher und schmaler. Fühlerschaft
dicht und kräftig punktiert. Grün mit Goldglanz, ein mehr oder
minder breiter Streif längs der Naht sowie das Schildehen und
zuweilen auch der Halsschild blau oder blaugrün, Seiten der
Flügeldecken golden oder kupferrot. Bei breiter dunkelblauer
Nahtbinde ist die Seitenfärbung der Flügeldecken goldgrün.
Unterseite grün und glänzender, anliegend weißlich behaart.
Fühlerschaft grün, Mittelglieder blau, Endglieder schwarz.
11—16 mm. — Br. O.Afr.: Sansibar (Hildebrand Bin.), Ob.
Mwena und Ramissi (V. 16 Methner), Sansibarküste (d. Stein-
dachner 1888 Da.). — D.O.Afr.: Usambara (Methner), Trocken-
wald bei Mtotohowu (IV.16 Methner), Kwakiyembe (V.16
Methner), Uluguru (Methner). — O. Afr. (ex coll. Richter Bln.).
limbalis Harold!)
Die Runzeln zwischen den Punkten auf der Scheibe des Hals-
schildes fein und schwach, die Punkte groß und deutlich. Die
glatte Strecke auf der Halsschildmitte breit und mit zahlreichen
einzelstehenden Punkten besetzt. Fühlerschaft glänzender und
spärlicher punktiert. Grün, gefärbt wie die Nominatform, jedoch
dehnt sich meist der blaue Nahtstreif der Flügeldecken seitlich aus,
greift bis auf die Seiten über, die dann nur noch schwach grün
glänzen. Auch Kopf und Halsschild sowie oft die Beine blaugrün
oder blau. Unterseite hellgrün glänzend, fen und anliegend
weißlich behaart, Fühler wie bei dem vorigen, bei dunklen
Stücken ebenfalls dunkel. 10-14 mm. — D. 0. Afr.: Tanga,
Hinterland (Heinsen BlIn.), Pangani (V.04 Methner), Lewa-
Bondei (31. V.10 Methner), Bondei (Bln.), Magila-Korogwe
(V.93 Neumann Bln.), Morogoro (Bln.), Usagara (Methner, n.
Fairm. 1887?), Mikesse-Safari (Tendaguru-Exped. Bln.).
subsp. thoracalis nov.
_
2
a) Einfarbig blau, matt und sehr fein auf der ganzen Oberseite
punktiert und gerunzelt. Fühler blau, zur Spitze schwarz.
Abdomen schwarzblau, seidig grau behaart. 10 mm. — Somalı
(Bln.). subsp. borealis nov.
1’ Halsschild auf der ganzen Oberseite dicht gerunzelt, ohne glatte _
Strecke auf der Mitte der Scheibe und ohne scharf eingestochene,
einzelstehende Punkte, diese gerunzelt zusammenfließend. Die
Runzeln meist quer und auf der Mitte der Scheibe kaum ver-
loschen oder schwächer.
1) O. (Anubis) immaculatus Gestro ist mir unbekannt. Aus der langen
Beschreibung Gestros lassen sich keine Merkmale finden, welche die Art sicher
von der O.limbalis Harold unterscheiden. Mit dieser, die Gestro anscheinend
nicht kannte, ist sie vielleicht identisch, |
Die afrikanischen Callichrominen. 139
3‘ Halsschild kurz und schmaler, fast quadratisch, deutlich schmaler
31
schmaler als die Flügeldecken, Seiten gleichmäßig gerundet,
4
4
4
_
—
als die Flügeldecken, hinter der Mitte am breitesten und von
dort zum Vorderrand stärker verengt — wie bei allen vorigen —.
Flügeldecken an der Basis kaum stärker punktiert und gerungzelt.
Die Runzeln des Halsschildes weitläufiger. und stärker, kaum
feiner als die der Flügeldecken vor der Basis. Grün, schwach
golden glänzend, Nahtstreif meist breit, aber auch fehlend.
11—l4mm. — D.O.Afr.: Sossian-Ngoroine (I. 94 Neumann
Bln.), Ugogo (v. Beringer und Jost Bin.), Tabora (n. Fairm.
1887), Ruwana-Baridi-Berge (21. IV.15 coll. Methner), NO.-
Tanganjıka: Kissakka (12. III. 97 Ramsey und Hösemann Bln.),
N.Nyassa-See: Ubena-Langenburg (IV. 99 Götze Bln.).
(subsp.?) janthinieornis Fairm.
a) Wie die Nominatform, jedoch groß, sehr lebhaft gefärbt und
glänzend, Flügeldecken mit goldenem Seitenlängsstreif.
13—15 mm. — D. O. Afr.: Kilimandjaro: Mwika (900-1500 m,
VII. n. Hintz 1910), Kibonoto? (1300 m, V. n. Auriv. 1908),
Moschi (1000 m, V.02 Merker Bln.). subsp. montanus Hintz
b) Wie die Nominatform, jedoch oberseits ganz dunkelblau mit
ebenfalls blauen Fühlern und Beinen. 13,5 mm. — $. Albert-
Edward-See: Butumbi (7. V. 91 Stuhlmann Bln)..
subsp. saturatus Kolbe
Halsschild breit, länger als breit oder so breit wie lang, kaum
die Runzeln dicht gedrängt und feiner als auf den Flügeldecken.
Flüg:ldecken kurz, nicht 4mal so lang wie der Halsschild, überall
kräftig und gleichmäßig gerunzelt und punktiert. Die Runzeln
des Halsschildes fein und dicht gedrängt, unregelmäßig und viel
schwächer als die der Flügeldecken, Seiten gleichmäßig gerundet.
Goldgrün glänzend, mit hellblauem, schmalen Nahtstreif und
breiten, goldrot gefärbten Seiten der Flügeldecken. Fühler und
Beine hellblau, jene zur Spitze geschwärzt und matt, Beine sehr
fein punktiert und glänzend. Unterseite fein und auf dem Abdomen
anliegend behaart. 16 mm. —- Suakim (Stecker Bln.).
aureovittis Kolbe
Flügeldecken lang, 5mal so lang wie der Halsschild, dicht und
zur Basis stärker gerunzelt und punktiert. Die Runzeln des
Halsschildes regelmäßig quer, wenig schwächer als die der Flügel-
decken an der Basis, Seiten nach vorn stärker. und mehr gerade
verengt. Einfarbig grün mit goldenem Glanz, Flügeldecken
zuweilen mit blauem Schein. Beine grün, kräftig und stark
punktiert. Fühler grün, zur Spitze geschwärzt oder auch die
Mittelglieder blau. Unterseite dicht und grob abstehend behaart.
14—19 mm. — D.O. Afr.: Urungu, Bez. Bismarckburg (Zencke
coll. Methner), Butimbwa (20. X1I. 15 Holtz coll. Methner).
| zenckei sp. n.
6. Heft
140
Typus: sexnotatus Thunbg.
Martin Schmidt:
32. Gattung: Anubis J. Thoms.
1°’ Die metallisch grün oder blau glänzenden Stellen der Flügel-
b2
zı
—
decken überall dicht und grob gerunzelt und punktiert, kahl
— oft mit Ausnahme der Spitze — oder mit sehr feiner Behaarung
diese jedoch die Skulptur nie verdeckend. Die gelben Flecke
gedrängt und kräftig punktiert feiner oder nicht gerunzelt und
fein und spärlich gelb behaart. 2
' Halsschild kürzer, quer oder quadratisch, Scheibe sehr dicht
und grob runzelig punktiert, Zwischenräume auch in der Mitte
viel schmaler als die Punkte und erhaben in Form von: wurm-
förmigen Runzeln. Flügeldecken kürzer und breiter, mit einer
zuweilen durch das Schildchen unterbrochenen, gelben Basalbinde,
einem gelben Fleck vor der Mitte am Außenrand und einem
hinter der Mitte ebenfalls am Außenrand. Diese Flecken berühren
die Naht nicht (Nominatform) oder sind vergrößert und bilden
ebenfalls breite Querbinden, die an der Naht zusammenstoßen:
f. scalariordes nov. Kopf und Halsschild unbehaart. Grün oder
blaugrün, metallisch glänzend, Fühler, mit Ausnahme des Schaftes,
und die Tarsen schwarz. Unterseite dicht weißgrau behaart.
12—19 mm. — (grossicornis Degeer, sexmaculatus White, sexnotatus
Thunbg.). — Kapland: (n. Oliv. 1795, n. White 1853, Bln., Stett.),
Grahamstown (18. VI. 99 le Doux Bln.), Brake Kloof Lake,
Grahamstown (BlIn.). — Natal: (d. Boheman und ex coll. Schaufuß
Bln.), Durban, Krantz Kloof (n. Dist. 1904). — Delagoa-Bai
‚(n. Dist. 1904). — Transvaal: Barberton, Umgebung von Pretoria
(n. Dist. 1904). — Caffraria (n. Fährs. 1872, Bln.).
ar elavicornis F.
Halsschild schmaler, länger als breit, verkehrt eiförmig. Flügel-
decken lang und schmal. |
Halsschild sehr dicht und stark runzelig punktiert, .ohne ‚glatte
Zwischenräume, spärlich behaart und matt. Die gelben Binden
der Flügeldecken sehr schmal, meist nicht halb so breit wie die
dunklen. Ein rundlicher gelber Fleck jederseits des Schildchens
auf der Mitte der Flügeldeckenbasis läßt die Schulter frei und
verbindet sich basalwärts der Schulter mit einem Seitenfleck,
außerdem eine gelbe Binde vor und eine zweite hinter der Mitte
vorhanden. Grün, Flügeldeeken, mit Ausnahme der gelben
Binden, und oft auch der Halsschild dunkelblau. Fühler, Schienen
zur Spitze und Tarsen schwarz, Unterseite weißlich behaart.
13—16 mm. — Rhodesia: Umtali (Bodong Bln., Da.).
| a umtaliensis sp. n.
Halsschild auf der Mitte der Scheibe spärlicher punktiert und mit
breiteren, glatten Zwischenräumen, diese stellenweise breiter als
die Punkte, schwach glänzend und spärlich behaart. Die gelben
Binden der Flügeldecken breit, fast so breit oder breiter als die
dunklen, ein gelber Fleck an der Basis jederseits des Schildehens
quadratisch, die Schultern mit bedeckend. Zuweilen sind die
6’
Die afrikanischen Callichrominen. 141
Flecken groß und bilden eine Basalbinde. Außerdem auf den
Flügeldecken eine Binde vor und eine zweite hinter der Mitte gelb.
Grün, Flügeldecken, mit’ Ausnahme der Binden, blau, Fühler,
Schienen zur Spitze und Tarsen schwarz. Unte seite dicht weiß
behaart. 14-20 mm. — Transvaal: Pretoria, Rustenburg,
Potchefstroom, Waterberg Distr., Zoutpansberg, Shilouvane
(n. Dist. 1904), Pretoria (Beit Hbg.), Bothaville (Brauns Hbjg.),
Lydenburg (Wilms Bln.), Botsabelo (Niemeyer Bln.), White River
(III. 08 Cooke Bln.). — Basutoland (d. Heyne Bln.). -— Natal:
(d.Boheman Bln.), Durban (n. Dist. 1904). — Delagoa-Bai (n. Dist.
1904). -— Caffrarıia (Hbg., Stett.).,. — Kapland: (n. Pasc. 1863,
Hbg., Stett.), Grahamstown (n. Dist. 1904). — D. S.W-Afr.:
(Hbg.), Windhuk (I.—III. 97 Rehbock Bin.), Neudamm-Wind-
huk (10.—15. V. 11 Michaelsen Hbg.), Windhuk-Swakopmund
(Lindt Bln.), Okahandja (Schultze Bin.). scalaris Pasc. !)
a) Im Habitus und in der Struktur der A. scalarıs Pasc. im all-
‚gemeinen gleichend, jedoch auf den Flügeldecken mit größeren
Punkten und statt der Querbinden mit gelben Flecken. Der
Basalfleck klein und rundlich, basalwärts der Schulter mit
einem Seitenfleck verbunden, die übrigen Flecken quadratisch,
nicht halb so breit wie die dunklen Zwischenräume, dem
Außenrand anliegend, aber die Naht nicht berührend. 18 mm.
— Angola: Benguella (Wellman Da.).
subsp. oceidentalis nov.
Die dunklen Stellen der Flügeldecken nicht ausgesprochen me-
bt
tallisch glänzend, sondern mehr dunkel und matt, feiner runzelig
punktiert und mit schwarzen mehr oder minder diehten Toment-
haaren bedeckt, welche die Grundskulptur meist ganz bedecken.
Halsschild besonders seitlich ziemlich lang gelblich behaart.
Fühler zur Spitze stärker verdickt.
Die Behaarung der Flügeldecken feiner und spärlicher, besonders
aufdem gelben Basalfleck oder Basalstreif schwach, die Punktierung
nicht annähernd bedeckend. Diese größer als auf den anderen
gelben Flecken oder Binden. Seltener auch die Spitze der Flügel-
decken gelb.
Unterseite sehr fein behaart. Die Haare dünn und zart, wenig
dicht stehend und die glänzend grüne Unterseite gut hervor-
leuchten lassend. Kopf und Halsschild dieht und grob, gleich-
mäßig runzelig punktiert. Mandibeln kürzer und gekrümmt.
!) Von dieser Art soll sich A. bohemani Gah. durch "ziemlich spitzes und
nach außen schwach an der Spitze gebogenes Pygidium sowie durch hinten
ziemlich scharf ausgerandetes 5. Abdominalsegment unterscheiden. Gahan gibt
(Proc. Zool. Soc.’ Lond.. 1893 -p. 744) keine nähere Fundortangabe und sagt auch
nichts- über die Größe des-Tieres. Diese auf den Bau des Pygidiums begründete
Art hat wohl kaum Existenzberechtigung, zumal Gahan einige Zeilen vorher
selbst darlegt, dab der Bäu des Pygidiums bei ein und derselben Art nicht
immer konstant ist,
6. Heft
142 Martin Schmidt:
Grün, Flügeldecken blau mit drei gelben Querbinden, eine breite
an der Basis, eine zweite schmalere vor der Mitte in drei Flecken
aufgelöst, so daß ein gemeinschaftlicher an der Naht und je einer
am Außenrand zu liegen kommen, sowie eine dritte hinter der
Mitte. Auch diese Binde kann derart reduziert sein, daß nur je
ein Fleck am Außenrand der Flügeldecken erhalten bleibt:
f. 7-maculata Schaufuß ın litt. Oder alle Binden sind vollständig:
f. trifasciata nov. Fühler zur Spitze schwarz. 17—19 mm. —
Natal (ex coll. Schaufuß Bln.). — Caffraria (n. Bat. 1897).
dissitus Bat.
6° Unterseite sehr dicht, samtartig behaart. Die Haare dick und
lang, die metallische Unterseite verdeckend. Halsschild dicht
und grob, runzelig punktiert, die Runzeln stellenweise breit und
glänzender. Mandibeln lang und gerade. Dunkelgrün, Flügeldecken
schwarzblau mit drei breiten, vollständigen gelben Querbinden.
Zuweilen ist auch die Spitze der Flügeldecken gelb. Fühler, mit
Ausnahme des grünen Schaftes schwarz. Große und breite Art.
19—24,5 mm. — Transvaal: Pretoria (n. Dist. 1904, Hbg.), Water-
berg Distr. (n. Dist. 1904), Zoutpansberg (n. Dist. 1904), Zout-
pansberg, Mphöme (Knothe Bln.), Shilouvane (n. Dist. 1904),
Lydenburg (Wilms Bln.). — Natal (n. Dist. 1904, d. Boheman Blin.,
Stett.). — ‚„Afr. mer. int.“ (Melly Bln.). - mellyi White
5° Die Behaarung auf der gesamten Oberfläche der Flügeldecken
lang und dicht, auch die Punktierung des gelben Basalfleckens
verdeckend. Schwarz, Unterseite fein und dicht gelblich behaart.
Flügeldecken schwarz mit drei gelben Querbinden, eine durch
das Schildchen unterbrochene an der Basis, eine vollständige
vor der Mitte und eine vollständige hinter der Mitte. Diese erreicht
die Naht nicht, ist parallel zu ihr scharf und gerade begrenzt
und bildet auf jeder Decke einen dem Außenrand anliegenden,
rechteckigen Fleck. Zuweilen wird die gelbe Färbung der Flügel-
decken vorherrschend, auch die Spitze ist gelb, die übrigen gelben
Querbinden sind besonders an der Naht sehr breit und die schwarzen
Querbinden eigenartig gezackt: f. flavescens nov. Die gelben
Binden der Flügeldecken dicht gelb, die schwarzen dicht schwarz
behaaart. 1620 mm. — Transvaal: (Stett.), Johannesburg (Hbg.),
Zoutpansberg, Mphöme (Knothe Biln.), White River (III. 08
Cooke BlIn.). — Natal (n. Pasc. 1863). . pubieollis Pasc.!)
4‘ Halsschild oben und an den Seiten kahl. Fühler zur Spitze sehr
wenig verdickt.?)
Flügeldecken mit einzelnen gelben Flecken.
=
1) A. lavipennis Pering. aus Eshowe, Zululand, ist wohl eine Rasse oder
Form dieser Art, bei welcher die schwarze Färbung der Flügeldecken voll-
kommen durch die gelbe verdıängt wird.
2) A frontalis Gah., Br. Zentralafr., Somba, soll sich durch schlanke Fühler
auszeichnen. Die Art blieb mir unbekannt.
Die afrikanischen Oallichrominen. 143
8 Die gelben Flecken der Flügeldecken viereckig, dem Außenrand
der Decken anliegend und die Naht nicht erreichend. Basalfleck
quadratischh mit mehr rechtwinkligen Ecken, die Schultern
vollkommen bedeckend. Dunkelgrün, Flügeldecken und oft
auch Kopf, Halsschild und Beine dunkelblau. Unterseite dicht
weiß behaart. Fühler zur Spitze schwarz. 13—19 mm. — D.O.
Afr.: Tanga (Methner), Ugogo (v. Beringer und Jost Bln.),
Mpapua (n. Fairm. 1887), Uhehe: Iringa (III. 99 Götze Blr.),
Iringa und Umgebung (I.—IIl. 99 Götze Bln., Nigmann Bln.).
Tanganıka-See (Böhm Biln.), Nyassa-See: Ubena-Langenburg
(IV. 99 Götze Bln.), Konde-Unyika (I. 00 Fülleborn Bln.), Wied-
‘ hafen (Methner), Ungoni (Stierling Bln.). hexastietus Fairm.
8' Die gelben Flecken der Flügeldecken rundlich, die hinteren
zwei Paare weder die Naht noch den Außenrand berührend.
Basalfleck verkehrt cıförmig, basalwärts der Schulter sich mit
einem Seitenfleck verbindend und die Schulter unbedeckt lassend.
Grün, Kopf, Halsschild und manchmal auch die Flügeldecken
mit schwachem Goldglanz, diese sonst mit blauem Schein. Unter-
seite dicht grau behaart. Fühler glänzend, zur Spitze schwarz
und matt. 14—19 mm. — D.O. Afr.: Urungu, Bez. Bismarck-
burg (Zencke coll. Methner). methneri sp. n.
Flügeldecken mit je einer gelben, jederseits zweimal eingebuchteten
Längsbinde. Sie beginnt an der Basis mit einem den Außenrand
berührenden Schulterfleck und zieht auf der Mitte der Scheibe
. zur Spitze, ohne sie zu erreichen. Grün oder blaugrün, Unterseite
ziemlich fein grau behaart. Fühler zur Spitze schwarz, Flügel-
decken mit blauer Grundfärbung, Kopf und Halsschild mit
schwachem, goldenen oder metallischen Glanz. 16-20 mm. —
D.O©. Afr.: NO. Tanganjıka: Udjidji (23.1.97 Ramsey und
Hösemann Bln., III. 13 Zencke coll. Methner), Uha (X. 12 coll.
Methner), Usagara (XII. 05 Methner).. vittatus sp.n.
u
1
33. Gattung: Xanthospila Fairm.
Typus: flavoplasiata Fairm.
1‘ Halsschild überall stark und dicht runzelig punktiert; jede Flügel-
decke mit vier länglichen und großen gelben Flecken, ein eiförmiger
auf der Basis neben dem Schildchen, ein kleiner langer unterhalb
der Schulter, ein dritter, undeutlich dreieckiger, vor der Mitte,
er berührt zuweilen den Außenrand der Decke, und ein schräg
stehender diskoidaler hinter der Mitte. Kopf, Halsschild, Basal-
glieder der Fühler, Vorder- und Mittelbeine dunkel kastanien-
braun. Flügeldecken fein und dicht schwarz tomentiert, ihre
Flecken, Spitzenglieder der Fühler und Unterseite gelbbraun.
- Brust und Seitenränder der Abdominalsternite dicht weißlich
behaart. Hinterschenkel und -schienen ganz, Mittelschenkel zum
Teile schwarz. Spitzenglieder der Fühler, Tarsen, Vorder- und
6. Heft
144 Martin Schmidt:
Mittelschienen und die Flecken der Flügeldecken gelblich behaart.
15-—-25 mm. — Somalı: (Stett.), Makdischu (n. Fairm. 1887).
flavoplagiata Fairm.
Halsschild sehr fein gerunzelt und punktiert; Flügeldecken schwarz
und dicht tomentiert, mit drei breiten und fein behaarten gelben
Querbinden, eine durch das schwarze Schildcehen unterbrochene
an der Basis, eine zweite vor der Mitte und eine dritte hinter der
Mitte. Dwunkelrot, Abdomen und Fühler gelbrot, diese vom
5. Gliede an schwarz, auch die. Hinterschienen schwarz und die
Hinterschenkel oft angedunkelt. Unterseite fein und wenig
dicht weißlich behaart. Schienen zur Spitze und Tarsen mit feiner
gelblicher Behaarung. 15—20 mm. — S8.Somalı: Dijlawen-
Horo Bussar-Abroma (25. V. 01 v. Erlanger Bln.). kuntzenisp.n.
—
l
34. Gattung: Anisoceraea nov.
Typus: occidentalis Hintz in litt. |
Kopf ziemlich dicht und grob punktiert, Halsschild gedrängter
und stärker mit größeren, flachen Punkten besetzt, Fühlerschaft
‘punktiert und nicht gerunzelt, Außenecke spitz. Halsschild an
den Seiten hinter der Mitte wenig gerundet verbreitert, etwas
länger als breit, zur Spitze schwach und fast gerade verengt.
_ Flügeldecken überall dicht und ziemlich grob gerunzelt punktiert
und matt, Schildchen, Kopf und Halsschild glänzender. Schienen
zur Spitze verbreitert und flach. Blau mit schwachem violetten
Schein, manchmal Unterseite und Halsschild stellenweise grün
glänzend. Unterseite fein und ziemlich dicht punktiert, besonders
an den Seiten länger weißlich behaart. 7,5 —10,5 mm. —
Kamerun: bei Gadsa (17. II. 14 Teßmann Bln.), Bosum (18. III.
14 Teßmann Bin.), Genderogebirge (1500 m, 25.—28. II. 09
Riggenbach Bln.). — Belg. Kongo: Kimuenza (21. IX., 5.—11. X.
Schultze Hbg.). oceidentalis (Hintz in litt.) sp.n.
35. Gattung: Phrosyne Murr.
Typus: brevicornis F.
Kragen des Halsschildes nur unmittelbar am Vorderrand regel-
mäßig quer gerieft, weiter hinten sind die Riefen kurz und un-
regelmäßig, oft anastomosierend, durch die in ihren Zwischen-
‘räumen befindlichen Punkte sehr eingeengt und besonders an der
Grenze gegen die Scheibe so dieht mit großen und rissigen Punkten
besetzt, daß die Riefen vollkommen verdrängt werden. Schildchen
runzelig punktiert. Flügeldecken kurz, dicht 'anliegend schwarz
tomentiert, Schultern und Naht besonders in’der Umgebung des
Schildehens glänzender. Mitte der Vorder- und Mittelschenkel rot.
Grün, Unterseite stärker goldglänzend, Fühler und Beine blau.
9,5—16 mm. — Senegal (n. Oliv. 1795). — Sierra Leone: (n. Olıv.
1795, n. Jord. 1894, Bln.), Rhotombo (Bln.). —- Liberia: Monrovia
(Bln.). -— Goldküste: Acera (Bln.). — Aschanti (Bln.). -- Togo:
Die afrikanischen Callichrominen 145
(Hbg.), Misahöhe (24.-—26. V., 24. VL, XI. 94 Baumann Blin.),
Kete-Kratje (Mischlich Bln.), Bismarekburg (25. IX. 92—18. VI.
93 Conradt Bln., 13.—15. III. 93 Büttner Bln., Hbg.). — Alt-
calabar (n. Murray 1870). — Kamerun: (Teuscher Bln., Hösemann
Bln., n. Auriv. 1903), Joh. Albrechtshöhe (21. II.—#6. VI. 98
Conradt Bln.), Bare-Dschang (2.—6. XII. 08 Riggenbach Bin.),
Barombi Stat. (Zeuner BlIn.), Jaunde Stat. (X. 14 Teßmann Bln.),
Bipindi (X. —XIl96 Zenker Bln.), Dalugene (3.—4. IV. 11
Schultze Hbg.). — Neu-Kamerun: (Teßmann Bln.), Busamtere
27. V. 13 Houy Bln.). — Insel Principe (Ermann Bln.). — Gabun:
(Bln.), Ssibanga (Bln., Hupfer Hbg.). — Zentralafr. (n. Quedf,
1888, ex coll. Richter Bln.). — Kongo: Shabunda (Hbg.), Ki-
muenza (8.—11. X. 10 Schultze Hbg.). — Quango (n. Quedf.
1882). — Njam-Njam: Sennio (Bohndorff Bln.). — W. Albert-
See: W. Wakangu, Wabudso-Wald (5. IX. 91 Stuhlmann Bln.).
— Vietoria-See: Insel UÜkerewe, Neuwied (Conrads Bln.).
| brevicornis F.
a) Wie die Nominatform, jedoch alle Beine blau oder schwarzblau.
10—15 mm. — (simplex Harold). — Kamerun: Joh. Albrechts-
höhe (Conradt Bln.), Bipindi (X.—XIIL 96 Zenker Bln.),
Ebolowa (7.V. 12 v. Rothkirch Bln.), Campogebiet (23.—25. III.
06 Teßmann Bln.). — Span. Guinea. Benitogebiet (16.—31.
VII.06 Teßmann Bin.), Uelleburg, Benitogebiet (15.—31. 1.
07 Teßmann Bin.), Nkolentangan (XI. 07—V.08 Teßmann
Bln... — Lunda Reich (Buchner Bin.). — Belg. Kongo:
Kimuenza (21. IX. 10 Schultze Hbg.).
subsp. et f. disparilis Chevr.
b) Kragen des Halsschildes regelmäßiger quer gerieft, die Riefen
selten durch Anastomosen miteinander verbunden und ihre
Zwischenräume nicht oder nur mit feinen Punkten besetzt,
die auch an der Grenze gegen die Scheibe nicht besonders
gedrängt stehen und die Riefen nur wenig verdrängen. Die
Punkte der Scheibe des Halsschildes stehen dicht gedrängt.
Fühler und Beine blau oder grün. Abdomen, besonders auf
der Oberseite und dem Pygidium, lebhaft golden glänzend.
11—20 mm. — (madagascariensis Dej.) — Madagaskar
(Bln., n. Alluaud 1900), Amber- Gebirge (d. Rolle Bln.),
- Maroantsetra (d. Staudinger Bln.), Ambodimanga (Hammer-
stein Stett.), OÖ. im Innern (Hildebrand Bln.), Sahana-Urwald.
(IX. 04 Voeltzkow Bin.), Diego-Suarez (n. Alluaud 1900),
- Antongil Bai (n. Alluaud 1900). — Insel St Marie (VIII. 04
.. Voeltzkow Bln.). — Nossi Be (Frey Hbg.). subsp. viridis Serv.
€) Wie viridis Serv., im allgemeinen kleiner und schmächtiger,
Abdomen auf der Oberseite und dem Pygidium blau, blaugrün
oder dunkelgrün. 9-—-15 mm. — D.O. Afr.: (Bln.), Usambara:
(Bln., Fischer Bln., XII. 15 Methner), Pareh-Gebirge (1600 m,
13. V. Schröder Bln.), Derema (850 m, 19. X.—XIl 91 Conradt
Archiv für ER
1922. A. 6. 10 6. Heft
146 Martin Schmidt:
Bln.), Mkulumusi (13. XII. Schröder Bin.), Sigi (15. XL.
Schröder Bln.), Amani (10. XII. Schröder Bln., IX.—XI. 03
Eichelbaum Hbg., IX.—X. 04, 30. XI. 05—8. IIL, 25.—30.
XI. 06 Vosseler Bln.), Tanga (Reimer Bln.), Tanga, Hinter-
land (Heinsen BlIn.), Tanga und Umgebung (IH.—IV. 93
Neumann Bin.), Mkomasi (V.03 Methner), Mhonda (Bln.),
Usegua (Bln.), Bagamoyo: Hinterland, Nguru-Mpapua (Rohr-
beck Bln.), Daressalaam-Kilossa- Iringa (Birkner Bln.), Moro-
goro (Methner), N. Nyassa-See: Neu-Helgoland (XII. 99 Fülle-
born Bln.), Langenburg (Kempner coll. Methner), Makonde-
Hochland: Ntschitschira, Mahuta-Newala (15.—16. XII 10
Grote Bln.). subsp. orientalis nov.
36. Gattung: Euporus Serv.
Typus: strangulatus Serv.
1“ Vorderkopf nicht oder kaum verlängert und gegen die Augen
und Wangen jederseits durch eine mehr oder minder kräftige
Längsleiste abgegrenzt. Fühler in beiden Geschlechtern ver-
schieden dick und lang.
Apikalteil (Kragen) und Apikaleinschnürung des Halsschildes
fein oder grob punktiert oder gerunzelt. Fühler des $ die Spitze
der Flügeldecken nicht oder wenig überragend. — Hierher gehören
alle Formen mit einfarbig blauem, grünen, blaugrünen oder
goldenen Halsschild, dessen Kragen 'nie breit violett gefärbt ist:
RD
Untergattung: Sphaleroporus nov.!)
re
Halsschild in der schwachen Apikaleinschnürung dorsal spärlich
punktiert, nicht oder höchstens seitlich sehr fein gerunzelt, glänzend.
Die Punkte auf der Scheibe flach und viel größer als auf dem
Kragen.
Kopf und Halsschild wie die Flügeldecken gefärbt, grün oder
blaugrün, Vorder- und Mittelbeine rot. . Seiten des Halsschildes
fast parallel, Apikaleinschnürung kaum vorhanden, der Vorder-
rand dorsal nicht gerandet und undeutlich oder nicht wulstig
abgesetzt, auf der Oberseite überall fein und zerstreut punktiert,
ein mehr oder minder deutlicher Fleck auf der Mitte der Scheibe
ohne Punkte. Flügeldecken gerunzelt punktiert, Schultern und
Spitzen glatt, diese wie die Seiten schmal blau gefärbt. Fühler
und Beine schwarz, stellenweise mit blauem Schein. 9—11 mm.
— Sierra Leone (Bln.). — Lagos (n. Bat. 1879). -—— Guinea
(n. Bat. 1879, Hbg.). tenellus Bat.
Kopf und Halsschild nicht wie die RE gefärbt, golden.
Alle Beine blau.
Hz
—
4
1) Ob Euporus callichromoides Pasc. aus Natal dieser Gattung zuzurechnen
ist, erscheint recht fraglich. Aus der kurzen Beschreibung P.s ist die Art nicht
zu erkennen, vielleicht handelt es sich um einen Rhopalizodes oder Cloniophorus.
Die afrikanischen Callichrominen. 147
5‘ Flügeldecken und Beine einfarbig hellblau oder blaugrün, Fühler
dunkler, Unterseite mit dunkelgrünem Schein. Halsschild viel
länger als breit und gewölbt, zuweilen kupferrot gefärbt (Mikin-
dani). 11—13 mm. — Natal (n. Pasc. 1863, ex coll. Schaufuß
Bln., Gueinzius Stett.). — ?Zentralafr. (n. Quedf. 1888). — D.O.
Afr.: Mikindani (Bln.). ignieollis Pasc.
Flügeldecken veilchenblau mit olivgrünem, das Schildchen um-
fassenden und die Spitze der Flügeldeeken nicht erreichenden
Nahtstreif.: Beine schwarzblau, Fühler schwarz, Unterseite
dunkelgrün oder blau. Halsschild viel länger als breit und gewölbt,
zuweilen kupferrot gefärbt (Uluguru). 8,5—14 mm. — D. O. Afr.:
Usambara, Derema (850 m, XI. 91 Conradt BiIn.). — Uluguru
(XII. 11 Methner). (subsp.?) eonradtiellus Kolbe!)
Halsschild in der Apikaleinschnürung dorsal dicht punktiert
oder gerunzelt und matter, die Punkte der Scheibe groß und flach,
dicht gestellt und oft zusammenstoßend, die des Kragens etwas
feiner und mit gerunzelten Zwischenräumen oder ebenso stark
wie auf der Scheibe.
6‘ Vorderrand des Kragens nicht gerandet, Halsschild vorn
schwächer eingeschnürt und dorsal wenig eingedrückt. Fühler
des 2 zur Spitze stärker und plötzlicher verdickt.
Halsschild auf seiner ganzen Oberseite mit großen und flachen
Punkten besetzt, die auch in der Apikaleinschnürung einzeln
stehen und den Vorderrand sowie in der Mitte einen Längs- und
Querstreif in Form eines Kreuzes frei und glatt lassen. Kopf und
Halsschild oben golden, Kehle schwarzbraun. Flügeldecken und
Beine hellblau, Unterseite mit grünem Schein, Fühler schwarz.
12—15 mm. — Lunda-Reich (10. IX. 84 Müller Bln.).
erueifer sp. n.
7‘ Halsschild in der Apikaleinschnürung mit dicht stehenden und zu
Runzeln zusammentretenden Punkten besetzt, Kragen dorsal
überall dicht gerunzelt und punktiert, hinter der apikalen Ein-
schnürung ein schmaler Querstreif glatt. Kopf und Halsschild
wie die Flügeldecken hellblau oder wie die Unterseite mit dunkel-
grünem Schein. Beine und Fühler dunkler, diese zur Spitze
geschwärzt. 13—l4mm. — Malange (v. Mechow 1879 Bln.).
Quango (ex coll. Richter Bln.). amethystinus Quedf.
a) Wie die Nominatform, jedoch Kopf und Halsschild oben
golden. 15—17 mm. — Ob.-Kongo: Bopoto (n. Jord. 1894).
— Westafr. (ex coll. Richter Bin... subsp. singularis Jord.
Vorderrand des Kragens fein gerandet, dieser spärlich punktiert
und glänzend, nur die Apikaleinschnürung dorsal dicht runzelig
a
5
m
3
I
_
6
1) (Closteromerus) cupreifrons Auriv. aus Uganda kann ich nach der Be-
schreibung von dieser Art nicht unterscheiden. A. gibt als Grundfärbung
„obseure viridis“ an, während die mir bis jetzt bekannten Stücke des conradtiellus
Kolbe alle eine schöne blaue Grundfärbung. zeigen. Es kann sich hier wohl nur
um eine Rasse der Art Kolbes handeln,
10* 6. Heft
148
Martin Schmidt:
punktiert. Halsschild vorn stark eingeschnürt. Fühler des 9
zur Spitze wenig und allmählich verdickt. Färbung wie bei
singularis Jord., jedoch glänzender und manchmal der Halsschild
kupferrot und die Flügeldecken teilweise dunkelgrün. 14—16 mm.
— D.O. Afr.: Panganı Gebiet (Fischer Hbg.). — Kilimandjaro:
Kibonoto und Leitokitok (V. Sjöstedt n. Auriv. 1910 und Bln.).
9
®
—
8
19
13°
partitus Gerst.
Kragen und Apiksleinschnürung des Halsschildes glatt und
glänzend. Fühler des $ dünn, die Spitze der Flügeldecken wenig
oder we:t überragend. — Hierher gehören alle Formen mit hell-
oder blaugrünem oder goldglänzendem Halsschild, dessen Kragen
wie der Hinterkopf stets ganz violett oder blau gefärbt ist.
Scheibe des Halsschildes glänzend, mit sehr feinen und zerstreut
eingestochenen Punkten besetzt und daher für das unbewaffnete
Auge glatt erscheinend, Basaleinschnürung nicht, punktiert,
kräftiger und regelmäßig quer gerieft: |
Untergattung: Meporus nov.
Goldgrün, Kopf, mit Ausnahme der Stirn, Kragen, Seitenrand
und Spitze der Flügeldecken sowie die Beine violett. Diese stellen-
weise gelblich fein behaart. Die grüne Scheibe der Flügeldecken
hinter dem Schildchen jederseits mit einem schwarzen Toment-
längsfleck. Beine dunkel violett, beim $ die Spitze der Flügel-
decken wenig überragend, beim e schwach verdiekt und sie nicht
erreichend.. 12—13,5 mm. — Span. Guinea: Nkolentangan
(XI. 07—V.08 Teßmann Bln.). | kuntzeni sp.n.
Scheibe des Halsschildes mit den für die Gattung charakteristischen
großen, meist dicht stehenden Punkten besetzt, die manchmal
spärlich stehen, aber stets deutlich sind. Die Punkte gehen bis
in die Basaleinschnürung hinein, welche zuweilen undeutlich
quer gerieft ist:
Untergattung: ER S. str.
Basıs der Flügeldecken zwischen Schulter und Schildchen glänzend
und feiner runzelig punktiert als die Scheibe.
Basis der Flügeldecken zwischen Schulter und Schildchen gerunzelt
oder fast glatt und grün gefärbt.
Scheibe des im allgemeinen zylindrischen Halsschildes mit großen,
tiefen oder flachen und meist nicht dicht gedrängten Punkten
besetzt, welche zuweilen teilweise aneinander stoßer, jedoch
dann in der Mitte der Scheibe eine Strecke glatt und glänzend
lassen. Seiten wulstig gerundet, Einschnürungen schwächer.
Scheibe des Halsschildes mit großen und tiefen Punkten besetzt.
Die breite grüne Nahtbinde der Flügeldecken nach hinten spitz
zulaufend.
Seiten des Halsschildes fast parallel und wenig gerundet vor-
ragend, Kragen dorsal kaum niedergedrückt und nicht gerunzelt
punktiert, nur mit einzelnen Punkten oder glatt. Die Punkte
an RE Ah Ar
_
13
5
12
Du
11
14
Die afrikanischen Callichrominen. 149
der Scheibe wenig dicht, gleichmäßig rund und nicht rissig, kleiner
und selten einander berührend. Grün, Unterseite ganz und der
Halsschild stellenweise goldglänzend. Hinterkopf, Kragen, Seiten
und Spitze der Flügeldecken sowie Fühler und Beine violett oder
mit blauem Schein. 15—17 mm. -— Kamerun: Bipindi (III. 97
— XII. 98 Zenker Bln.). — Span. Gu'nea: Nkolentangan (XI. 07
—V.08 Teßmann Bln.). dubius sp. n.!)
Seiten des Halsschildes gerundet vorragend, Kragen gut abgeschnürt
und auch dorsal deutlich niedergedrückt, in der Apikaleinschnürung
meist mit einzelnen großen, einander berührenden Punkten
besetzt. Die Punkte der Scheibe groß und rissig, dicht stehend
und aneinander stoßend. Färbung wie bei dem vorigen, jedoch
der violette Seitenrand der Flügeldecken breiter. Beine einfarbig
rotviolett, Vorder- und Mittelschienen zur Spitze gelb behaart,
Mitte der Hinterschienen auf der Innseneite mit mehr oder weniger
deutlichem gelbem Fleck. 12—16 mm. — Cap Palmas (n. Hope
1843). — Kamerun: (n. Auriv. 1903), Jaunde Stat. (300 m, Zenker
Bln.), Lolodorf (19. IIL.—17. VI. 95 Conradt Bln.). — span.
Guinea: Benitogebiet (2.X.06 Teßmann Bln.), Nkolentangan
(XI. 07—V.08 Teßmann Bin.). — Gabun: Ssibange (Soyaux
Hbg.). — Westafr. (ex coll. Richter Bln.). amabilis Hope
a) Alle Schenkel an der Basis, Vorder- und Mittelschienen und
ein Fleck an der Innenseite der Hinterschienen gelbbraun.
‘Sonst wie die Nominatform. 10—15 mm. — Lagos (n. Bat.
1879, Bln.). — Kamerun: Joh. Albrechtshöhe (III. 96, 1. VII.
9731. III. 98 Conradt Bln.). — Guinea (n. Bat. 1879, Bln.).
f. (subsp.?) porifera Bat.
Halsschild glänzend, fast ganz glatt, nur an der Basis mit sehr
flachen und undeutlichen Punkten besetzt. Der violette Seiten-
rand der Flügeldecken gerade und scharf gegen den grünen Naht-
streif abgesetzt. Dieser vor der Spitze der Flügeldecken abgerundet.
Die Färbung im allgemeinen wie bei den vorhergehenden Arten,
der Halsschild jedoch oben in weitem Umfange dunkelblau.
10-—11 mm. — Kamerun: Joh. Albrechtshöhe (1. VIIL. 97-—31. III
98 Conradt Bln.), Lolodorf (19. II.—7. VI. 95 Conradt Bln.).
laevis sp. n.
Scheibe des Halsschildes mit sehr dicht stehenden Punkten
besetzt, die einander überall berühren, daher die Punktierung
gerunzelt erscheinend.
Das schwarze Toment der Flügeldecken ziemlich dicht, en
und Basalteil der Scheibe in der Umgebung des Schildchens
glänzend und stellenweise glatt, nicht behaart. Das Violett des
1) Euporus similis Jord. aus Fr. Loango: Ob. Kuilu ist wohl dieser Art
sehr ähnlich. Die Angabe Jordans, soweit sie den Halsschild betrifft „grossi-
ssima punctatus“ und „dise with very coarse punctures, with are rather dense
posteriorly“ paßt jedoch auf die mir vorliegenden 3 Stücke nicht
6. Heft
150
Wu
15
14
Martin Schmidt:
Seitenrandes und der Spitze deutlich gegen die grüne Scheibe
abgesetzt, meist; die Spitze glänzender.
Halsschild vorn äußerst schwach, an der Basis etwas stärker ein-
geschnürt. Goldgrün, Kopf, mit Ausnahme der Stirn, Kragen,
Seiten der Schultern, Beine und Basalglieder der Fühler blau,
Seiten und Spitzen der Flügeldecken violett, deren Scheibe
dunkelgrün, Fühler schwarz. 20 mm. — Lunda-Reich (Buchner
Bln.). illaesicollis Quedf.
Halsschild vorn und an der Basis sehr stark eingeschnürt, Seiten
der Scheibe stark gerundet. Goldgrün oder dunkelgrün, die An-
ordnung der dunklen Färbung wie bei voriger Art, diese jedoch
oft blauviolett, Spitze der Flügeldecken in größerem Umfange
violett. Fühler des $ bedeutend länger als der Körper, des 9
kürzer. 12—2lmm. — Kamerun: Lolodorf (d. Heyne Bin.,
Konrad Bln.), Bipindi (III. 97 Zenker Bln.), Lowry Cribi, Batanga
(X. 87 Weißenborn BlIn.). — Span. Guinea: Nkolentangan (XI. 07
—V.08 Teßmann Bln.). — Kongo: Ibembo (IV., VIH., IX.
n. Duv. 1891). — Djabir-Bandja (V. —VI. n. Duv. 1891).
itimbirensis Duviv.
Das kurze schwarze Toment der Flügeldecken sehr dicht, es reicht
bis an deren Basis und läßt nur den zum Halsschild abfallenden
Teil und die Schultern stellenweise oder ganz frei und glänzender.
Die blaue oder violette Seitenbinde und Spitze der Flügeldecken
matt und düster, oft sehr undeutlich und schlecht gegen die
dunkelgrüne Scheibe abgegrenzt. Naht schmal hellgrün, glänzend
und gestrichelt. Grün, Unterseite und Halsschild stellenweise
mit goldigem Schein. Kopf, mit Ausnahme der Stirn, Kragen,
Fühler — (Spitzenglieder schwarz) — und Beine blau. 14—17 mm.
(resplendens Newm., chrysocollis Hope). — Sierra Leone (Bln.).
Kamerun: Nssanakang (Diehl Bln.), Japoma (Schäfer Bin.),
Edea, Dibongo-Farm (Rohde Hbg.). — Insel Fernando Poo
(n. Newm. 1838, n. Hope 1843, 28. VI.—1. VIII. 00 Conradt Bln.).
— Gabun: Ssibanga (Hupfer Hbg.). — Fr. Loango: Kuilu (n.
Jord. 1894). — Kongo (Stett.). — Njam-Njam: Sennio (Bohndorff
Bln.). torquatus Dalm.
a) Wie die Nominatform, jedoch der Halsschild golden oder gold-
kupfrig und die sonst blauen Teile rotviolett. 11— 18mm. —
(tricolor Harold). — Zentralafr. (n. Quedf. 1888, n. Bat. 1890).
— Kongo: (Stett.), Ob. Kongo (n. Jord. 1894), Salvador
(Büttner BIn.), Mukenge (Pogge Bln.), Kondue (Luja Hbg.).
Quango-Gebiet (v. Mechow Biln.). — Lunda-Reich (Pogge
Bln.). — Westafr. (ex coll. Richter Bln.).
subsp. strangulatus Serv.
b) Eine schmalere Form mit stärkerer Apikaleinschnürung dcs
Halsschildes und undeutlich quer gerieftem Fühlerschaft. —
— Mir unbekannt. — Zentralafr. (n. Bat. 1890).
subsp. purpureipes Bat.
Die afrikanischen Oallichrominen. 151
10° Die ganze Basis der Flügeldecken bis über das Schildchen hinaus
—
I
_
16
16’
1’
glatt und glänzend, violett gefärbt. Halsschild stark eingeschnürt,
Seiten der Scheibe gerundet, ihre vordere Hälfte und der Kragen
glatt, hintere Hälfte und Basaleinschnürung mit großen und
tiefen Punkten besetzt, Apikaleinschnürung glatt oder schwach
runzelig punktiert. Blaugrün oder goldgrün; Kopf, manchmal
mıt Ausnahme der grünen Stirn, Kragen, Fühler und Beine
blauviolett. Seiten, Basis und Spitze der Flügeldecken rotviolett,
ihre Scheibe dunkelgrün. Ein © aus Belg. Kongo: Kondue (Luja
Hbg.) hat die Scheibe des Halsschildes kupferrot: subsp. (f.?)
cuprınus nov. 13—18 mm. — Sierra Leone (n. Bat. 1879). —
Togo: Atakpame (Schmidt Bln.). — Lagos (2.X.85 Hbg.). —
Kamerun: Joh. Albrechtshöhe (Conradt Bln.), Barombi (Conradt
Stett.), Edea, Dibongo-Farm (Rohde Hbg.), Lolodorf (d. Heyne
Bln., 19. II. —7.VI. 95 Conradt Bln.), Lomie Bez. (Thesing Bln.),
Molundu (XII. 10-—I. 11 Schultze Hbg.). — Neu-Kamerun
(Teßmann Bln.). — Span. Guinca: Nkolentangan (XI. 07—V. 08
Teßmann Bln.), Muni Exped. (Escherich Bln.). — Ogowe (n. Bat.
1879), Sette Cama (Hupfer Hbg.), Ssibange (Soyaux Hbg.).
liobasis Bat.
Basis der Flügeldecken zwischen Schulter und Schildchen matt
und so stark punktiert wie die Scheibe. Halsschild, mit Ausnahme
des Kragens, oben dieht mit großen, tiefen Punkten überall
besetzt, an den Seiten sind die Punkte sehr flach und mehr netz-
artig angeordnet. — Kleine, flache und düster gefärbte Formen
mit glänzender Schulter und matter Spitze der Flügeldecken.
Halsschild auf der Mitte der Scheibe und hinter der Apikalein-
schnürung glatt, Seiten schwach, aber deutlich gerundet vor-
stehend, Basaleinschnürung vorhanden. Grün Kopf, Kragen,
Schildchen, Seiten und Spitze der Flügeldecken und Beine
schwarzblau, Fühler schwarz, Nahtstreif der Flügeldecken dunkel-
grün. 10,5 mm. — Gabun: Ssibanga (15. IX.—20. X. 84 Büttner
Bln.). linearis sp. n.
Halsschild, mit Ausnahme des Kragens, überall dicht und
deutlich punktiert, Seiten sehr wenig vorstehend, nahezu parallel,
Basis kaum einegschnürt. Färbung wie bei dem vorigen angeordnet,
jedoch schwarzviolett statt schwarzblau, mit goldgrüner Stirn
und hellblauem Schildehen. 6,5 mm. — W. Ruwenzori: N. Beni-
Urwald (II.08 Exped. Herzog Ad.Fr. zu Mecklenburg Biln.).
pygmaeus sp. r.
Vorderkopf verlängert, an den Seiten nicht durch von den Augen
herabziehende Leistehen gegen Augen und Wangen abgegrenzt.
Fühler in beiden Geschlechtern kurz und dick:
Untergattung: Hintziellus nov.
Seiten der Scheibe des Halsschildes gerundet vorstehend, Apikal-
einschnürung und Kragen deutlich, Oberseite des Halsschildes
glänzend und fein punktiert, zur Basis mit größeren Punkten
6. Heft
152
17
Martin Schmidt:
besonders seitlich besetzt. Spitze und Basis der Flügeldccken
in weitem Umfange glatt und glänzend, violett oder mit blauem
Schein, Seitenrand violett. |
Basis der Scheibe des Halsschildes in der Mitte zerstreut punktiert,
schwach oder nicht gerunzelt. Vorder- und Mittelbeine rot,
Unterseite goldgrün, Scheibe der Flügeldecken runzelig punktiert,
dunkelgrün. Fühler schwarz, Hinterbeine blau oder schwarz.
11—14 mm. — Sierra Leone (n. Jord. 1894), Rhotombo (Bln.).
— Togo: Bismarckburg (1.—15. III. 91, Übergang zur Regen-
zeit, IIL.—IV. 91 Büttner Bln.). — Guinea (ex coll. Richter Bln.).
plagiatus Dalm.
Basis der Scheibe des Halsschildes überall mit großen Punkten
besetzt und gerunzelt, golden gefärbt. Alle Beine schwarzblau
oder blau, Fühler schwarzblau oder blauviolett, Unterseite gold-
grün. Scheibe der Flügeldecken runzelig punktiert, dunkelgrün
oder mit goldenem Schein. — Schmaler und schlanker als der
vorige. 11—14,5 mm. — Kamerun: Mukonje-Farm bei Mundame
(Rohde Hbg.), Namiong bei Lolodorf (Ulbrich Bln.). — Span.
Guinea: Nkolentangan (XI. 07—V.08 Teßmann Bin.). — Fr.
Kongo: Sette Cama (Hupfer Hbg.). — Fr. Loango: Kuilu (n. Jord.
1894). — Quango (n. Quedf. 1882). — Westafr. (ex coll. Richter
Bln.). nasutus Quedf.
3%. Gattung: Griphapex Jord.
Typus: scutellaris Jord.
Kopf, Halsschild und Fühlerschaft dicht, Scheitel spärlicher und
gröber punktiert. Halsschild wenig länger als breit, Seiten in der
Mitte gerundet und zur Basis stärker verengt. Flügeldecken sehr
dicht runzelig punktiert und matt, zur Spitze mäßig verengt.
Unterseite sehr dicht mit ziemlich groben Punkten besetzt. Grün,
stellenweise schwach goldglänzend, Fühler, Beine und. Seiten
der Flügeldecken blau, Schienen und Tarsen fast schwarz, Unter-
seite und Schildehen weiß behaart. 8-10,5 mm. — Kamerun:
(n. Jord. 1894), Joh. Albrechtshöhe (Conradt Bin.). — Insel
Fernando Poo: Basıle (31. X. 11 Schultze Hbg.). seutellaris Jord.
38. Gattung: Rhopalomeces (Kolbe in litt.) nov.
Typus: gracilis Fährs. |
1‘ Fühlerschaft dieht und grob. punktiert, meist matt, zur Spitze
yı
verdickt und gebogen, kürzer als das 4. Fühlerglied.
Hinterschenkel kurz und ziemlich dick, ihr unverdickter Basal-
teil deutlich seitlich zusammengedrückt und flach, die keulige
Anschwellung schon in der Mitte des — dicht punktierten und
matten — Schenkels beginnend.
3" Alle Beine schwarzblau. Halsschild ohne glatte Mittellinie oder
nur mit cinzelnen kleinen glatten Stellen. Kopf und Halsschild
dicht mit großen und flachen Punkten besetzt. Flügeldccken
&
921
‚4!
5
6
6’
7
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Da
Die afrikanischen Callichrominen., 153
sehr fein gerunzelt, an der Basis glatter und glänzender, ohne
Längsrippen und fein punktiert. Halsschild hinter der Mitte
gerundet verbreitert. Grün, Kopf und Halsschild mit blauem
Schein, Unterseite heller und glänzender, fein punktiert und
behaart. 10,5 mm. — Br. O.-Afr.: Sansıbar (Hildebrand Bln.).
longieollis Harold
Vorder- und Mittelbeine rot, Halsschild mit einer glatten und gut
begrenzten Mittelbinde, fein und weniger dicht punktiert und
glänzender. Flügeldecken gerunzelt punktiert, kräftiger als bei
der vorigen Art, auch an der Basis kaum feiner punktiert und mit
schwach angedeuteten Längsrippen. Halsschild hinter der Mitte
ziemlich stark gerundet verbreitert. Grün, Halsschild blau, Unter-
seite schwach schwarzgrün glänzend, fein punktiert und behaart.
8mm. — D. O.-Afr.: Umba-Nyika (IV. 04 Methner).
femoralis sp. n.
Hinterschenkel lang und schlank, der unverdickte Basalteil dünn
und lang, fast stielrund, die keulige Anschwellung erst hinter der
Mitte des -— mehr glänzenden und fein punktierten — Schenkels
beginnend. — Schmale Formen mit zylindrischem Halsschild und
meist langen Flügeldecken.
Basis der Flügeldecken feiner punktiert als der Restteil, glänzend
und stellenweise glatt, nicht gerunzelt. |
Stirn dicht und grob, fast runzelig punktiert und matt, auch der
Fühlerschaft stark gerunzelt und matt. Halsschild schmal
zylindrisch, hinter der Mitte schwach verbreitert und fein, aber
ziemlich dicht punktiert. Flügeldecken gerunzelt und punktiert,
matt, an der Basis glänzend, hier viel feiner gerunzelt und stellen-
weise glatt. Blau, Fühler schwarz, Unterseite glänzender und
punktiert. Hüften der Vorderbrust, Seiten der Mittel- und Hinter-
brust sowie der Abdominalsegmente dicht weiß behaart. 8—10 mm.
— (tenuis Bat.). — Natal (n. Bat. 1879, Gueinzius Stett., Bln.). —
Caffraria (n. Fährs. 1872). — Transvaal (Bln.). graeilis Fährs.
Stirn glänzend, fein und zerstreut punktiert.
Das Basalviertel der Flügeldecken äußerst fein gerunzelt und
punktiert, glänzend und nahezu glatt. Die feinen Runzeln regel-
mäßiger quer und besonders in der Mitte neben der Naht parallel
und gerade. Halsschild sehr fein punktieıt, zylindrisch und hinter
der Mitte sehr schwach verbreitert. Apikal- und Basaleinschnürung
deutlich, diese ohne Punkte und kräftig gerieft. Blau, auch die
Flügeldecken schwach glänzend, Fühler schwarz, Unterseite
glänzender und wie bei der vorigen Art weiß behaart. 11mm.
— Delagoa-Bai (Monteiro Bln.). delagoanus sp. n.
Nur der Basalstreif der Flügeldecken zwischen Schulter und
Schildehen fein punktiert und glänzend. Flügeldecken stark und
unregelmäßig gerunzelt und punktiert, die Runzeln auch an der
Naht nicht deutlich quer und parallel.
Halsschild lang und zylindrisch, vor der Basis sehr schwach
verbreitert, die kräftigen und ziemlich dicht gestellten Punkte
6. Heft
154
an
7
—
4
Jat!
Martin Schmidt:
der Scheibe gehen bis in die Basaleinschnürung, die nur-undeutlich
und fein quer gerleft ist. Flügeldecken punktiert und fein
gerunzelt. Vorderkopf länger und mehr zerstreut punktiert.
Abdominalsegmente seitlich mit gleich großen, weiß behaarten
Flecken. Blau oder grün, an der Naht manchmal braun durch-
scheinend. Fühler schwarz, alle Beine blau. 8--10 mm. —
D. O.-Afr.: Trockenwald bei Mtotohowu (IV.16 Methner),
Pangani-Gebiet, Küste (Fischer Bln.), mittl. Rufiji (Schuster
coll. Methner), Mtanza (V.10 Holtz coll. Methner), Makonde
Hochland (XII. 16 Methner). discolor sp. n.
Halsschild lang, hinter der Mitte gerundet verbreitert und mit
rissigen, stellenweise zusammengeflossenen Punkten ziemlich
dicht besetzt, diese besonders in der Basaleinschnürung dicht
und Querriefen bildend. Flügeldecken punktiert und kaum
gerunzelt. Abdominalsegmente seitlich ohne deutliche weiß
behaarte Seitenflecken. Vorderkopf ziemlich kurz, dicht punktiert.
Blaugrün oder violett glänzend, Halsschild, Mittel- und Hinter-
schenkel blau, Vorderschenkel, mit Ausnahme der Kniee, rot.
Fühler und Schienen schwarz, Unterseite glänzender und fein
runzelig. 10--12 mm. — D.O.-Afr.: Usambara: Schume-Wald
(1. 16 Methner), ©. (XII. 15 Methner). rimosus sp.n.
Flügeldecken stärker und dicht gerunzelt, auch auf der Basis
dicht, kaum schwächer als auf der Scheibe, runzelig punktiert,
nur der zum Halsschild abfallende Teil der Basis und zuweilen
die Schultern glatter und glänzender. Vorderkopf dicht punktiert
und matt. Die Punkte des Halsschildes flach, nabelartig und
dicht stehend, dieser lang zylindrisch und hinter der Mitte schwach
verbreitert. Basaleinschnürung punktiert, sehr undeutlich und
fein gerunzelt. Dunkelgrün, Fühler und Beine schwarz. Unter-
seite glänzender, mit großen Punkten dicht besetzt, manchmal
mit blauem Schein, die weiße Behaarung wie bei den meisten
vorhergehenden Formen. 9,5—11,5 mm. —D. O.-Afr.: Nyassa-See:
Langenburg (23.-—25. XI. 99 Fülleborn Bln.). rugatus sp. n.
Fühlerschatf fein punktiert und meist lebhaft glänzend, zylindrisch
und lang, so lang oder länger als das 4. Fühlerglied, zur Spitze
sehr mäßig verdickt und schwach gebogen bis fast gerade.
Flügeldecken auf dem Basalviertel spärlicher, meist auch fein
punktiert und gerunzelt, glänzender als sonst auf der Scheibe.
Hinterschenkel ganz allmählich zur Spitze verdickt und nicht
plötzlich keulig angeschwollen.
Vorderkopf spärlich punktiert. Halsschild lang und gewölbt,
hinter der Mitte deutlich gerundet verbreitert, seine Oberseite
jederseits der glatten Mittellinie mit flachen rundlichen Punkten
nicht sehr spärlich besetzt und glänzend. Fühler nicht
oder wenig länger als der Körper, kräftig und zur Spitze
verdickt. Schildehen und Unterseite glänzend, diese ziemlich
dicht mit großen Punkten besetzt und fein behaart, die Be-
haarung der Brust und Seiten des Abdomens weiß und fleckig.
10
—
10
11”
12
12’
Die afrikanischen Oallichrominen. 155
Blau, Fühler und Beine dunkler. 8--10,5 mm. — Delagoa-Bai
(n. Bat. 1879, Monteiro Bln.). — Natal (n. Bat. 1879, Pasc. 1888).
cyanellus Bat.
Vorderkopf ziemlich grob und dicht, stellenweise fast gerunzelt
punktiers. Halsschild etwas abgeflacht, di-nt mit großen Punkten
unregelmäßig besetzt, mit schlecht begrenztem, glatten Mittel-
streif. Schildehen sehr fein, besonders seitlich, punktieıt. Fühler
allmänlıch zur Spitze verdickt, die verhältnismäßig kurzen Flügel-
decken wenig übeıragend. Diese im Basalteil mit groben Punkten
besetzt, Spitze glatter und glänzender. Unterseite glänzend,
nicht an den Seiten fleckig weiß behaart. Hellblau, Vorder- und
Mittelbeine hellrot, ihre Tarsen und Kniee dunkel. 6mm. —
Br.O.Afr.: Kibwezi (Scheffler Bln.). minutus sp.n.
Hinterschenkel in der Apikalhälfte plötzlicher keulig verdickt.
Fühlerschaft verhältnismäßig dicht punktiert und nicht gleich-
mäßig, sondern an der Spitze stärker glänzend. Vorderkopf lang,
Stirn mit größeren und mehr einzeln stehenden, Clypeus mit
kleineren und dicht stehenden Punkten besetzt. Halsschild sehr
lang, fast doppelt so lang wie breit, hinter der Mitte ganz allmählich
und fast gerade schwach verbreitert, mit starker Basaleinschnürung.
Seine Oberseite unregelmäßig mit flachen und rundlichen, kleinen
Punkten besetzt und an der Basis fein gerunzelt. Schildchen an
den Seiten gerunzelt punktiert und mit glattem und glänzendem
Mittelstreif. Flügeldecken fein und dicht gerunzelt und punktiert.
Brust fast glatt, besonders an den Seiten fleckig weiß behaart.
Abdomen ziemlich dicht mit größeren Punkten besetzt. Blaugrün,
Fühler schwarz, Beine blau. 10 mm. — D. O.-Afr.: Narobi bei
Tanga (IV. 15 Methner). elongatus sp. n.
Fühlerschaft fein und spärlich punktiert, überall gleichmäßig
und lebhaft glänzend.
Vorderkopf nicht verlängert mit großen Punkten dicht besetzt.
Halsschild kurz, wenig länger als breit, hinter der Mitte gerundet
verbreitert und dorsal etwas abgeflacht.
Die spärlichen Punkte auf der glänzenden Basalhälfte der Flügel-
decken viel größer und die Runzeln viel feiner als auf der matten
Apikalhälfte. Halsschild sehr fein und wenig dicht punktiert und
lebhaft glänzend. Unterseite kräftiger punktiert und an den Seiten
dicht fleckig weiß behaart. Schwarzblau, Fühler schwarz, Beine
dunkel braunrot. 7mm. — D. O.-Afr.: mitt]. Rufiji (Schuster
coll. Methner). fuseipes sp. n.
Die spärlicheren Punkte auf der glänzenderen Basalhälfte der
Flügeldecken nicht gröber und die Runzeln nicht schwächer als
auf der Apikalhälfte. Schildehen fein runzelig punktiert und
schwach glänzend. Fühler zur Spitze stark verdickt. Schultern
gut ausgeprägt und vorstehend. Halsschild ziemlich dieht mit
größeren, flachen Punkten besetzt. Brust fast glatt und besonders
6. Heft
156
g!
13%
13
—
14°
14
—
—
—_
Martin Schmidt:
seitlich dicht weiß behaart. Blau, Fühler schwarz. 8Smm. —
D. O.-Afr.: Nyassa-See: Langenburg (1899 Fülleborn Bln.).
haedus sp.n.
Vorderkopf verlängert, gleichmäßig mit kleinen Punkten besetzt.
Halsschild. lang zylindrisch und gewölbt, hinter der Mitte zur
Basıs kaum verbreitert, seine Oberseite fein und zerstreut punktiert.
Flügeldecken wie der ganze Körper sehr schmal und parallel.
Unterseite ziemlich dicht und stärker als auf dem Halsschild
punktiert, Seiten dicht weiß fleckig behaart. Dunkelblau und
wenig glänzend, Fühler schwarz. 7,5 mm. — D. O.-Afr.: Lindi
(Hannov.). linearis sp. n.
Flügeldecken überall, mit Ausnahme der glänzenden Schultern,
matt oder sehr schwach glänzend, gleichmäßig stark und dicht
gerunzelt punktiert, auf dem Basalviertel nicht glänzender.
Schildehen glatt und glänzend, Unterseite ebenfalls lebhaft
glänzend und zerstreut mit kleinen Punkten besetzt, nur die Brust
besonders an den Seiten dünn grau behaart. Vorderkopf im
allgemeinen fein, Clypeus aber dichter als die Stirn punktiert
und mit langer scharfer Mittelfurche. Halsschild langgestreckt,
hinter der. Mitte mäßig gerundet verbreitert, oben mit glattem
Mittelstreif und vor der Basismitte mit einem Eindruck, sonst
mit flachen und kleinen rundlichen Punkten ziemlich dicht besetzt.
Fühler wenig länger als der Körper und zur Spitze mäßig verdickt.
Grün, glänzend, besonders Kopf und Unterseite mit Goldglanz,
Fühler und Beine stahlblauu 7mm. — D.O.-Afr.: Kilima-
ndjaro: Kulturzone (I. 09 Methner). fulgurans sp. n.
Schildchen gerunzelt und matt, Unterseite mit mehr großen
Punkten ziemlich dicht besetzt und weniger glänzend und dünn
behaart.
Flügeldecken weniger dicht gerunzelt und punktiert, schwach
glänzend, auf der Basis die Punkte etwas deutlicher als sonst
auf den Decken. Vorderkopf fein und ziemlich dicht punktiert,
stellenweise fast gerunzelt und mit schwacher Mittellinie. Hals-
schild lang und mehr abgeflacht, hinter der Mitte gerundet ver-
breitert, seine Oberseite zerstreut mit kleinen flachen Punkten
besetzt und glänzend. Fühler nicht oder wenig länger als der
Körper, dünn und zur. Spitze mäßig verdickt. Hellblau, Fühler
und Beine dunkler, Unterseite dunkelgrün. 7—10 mm. — Br.
O.-Afr.: Kikuyu (Thomas Bln.). caesius sp.n.
Flügeldecken dicht und gedrängt gerunzelt und punktiert, matt,
auch auf der Basis die Punkte nicht deutlicher als sonst auf den
Decken, Schultern nicht oder kaum vortretend. Fühler zur
Spitze nur schwach verdickt. Beine zum Teil rot.
Halsschild breiter, in seiner größten Breite deutlich schmaler
als die Flügeldecken an der Basis und dicht mit ziemlich großen.
und flachen Punkten besetzt. Unterseite feiner und zerstreuter
punktiert. Flügeldecken am Außenrand hinter der Mitte deutlich
gerundet verbreitert. Blaugrün, Kopf und Halsschild mehr
15‘
Die afrikanischen Callichrominen. 157
dunkelgrün, Beine gelbrot. Schienen und Tarsen dunkelbraun;
Hinterbeine, mit Ausnahme des ziemlich plötzlich verdickten
Apikalteils der Schenkel, rot, zuweilen auch die Hinterschienen
zur Spitze gebräunt, Fühler schwarz. 8—12 mm. -— Gallaland:
Boran Galla: Auata (III. 93 n. Gestro 1895). — Eritrea: Keren,
Bogos (1870 Beccari Bln.). puneticollis Gestro
Halsschild schmaler, in seiner größten Breite deutlich schmaler
als die Flügeldecken an ihrer Basis und spärlicher mit kleineren
flachen Punkten besetzt. Unterseite ziemlich dicht und grob
punktiert. Flügeldecken am Außenrand hinter der Mitte schwach
gerundet verbreitert. Blau oder blaugrün, Fühler und. Beine
schwarz, Vorder- und Mittelschenkel und der unverdickte Basal-
teil der Hinterschenkel gelbrot, Kniee schwarz. 7--12 mm. —
Transvaal: Pretoria, Barberton (n. Dist. 1904). -— Natal (Bln.).
— Kapkolonie (n. Dist. 1904). . dejeani Dist.!)
39. Gattung: Philomeces Kolbe
Typus: ‚ntegricollis Kolbe:
Bu
Halsschild zylindrisch, lang und schmal, um die Hälfte länger als
‚ breit, viel schmaler als die Flügeldecken, .mit großen flachen und
Tissigen, oft quer zusammenfließenden Punkten ziemlich dicht
1°
ne
9
uw
3
besetzt, wenig glänzend. Vorderkopf dicht punktiert, Fühler-
schaft grob gerunzelt, Fühler zur Spitze ganz allmählich verdickt.
Unterseite dicht und kräftig punktier., glänzender und an
den Seiten fleckig weiß behaart. Flügeldecken bis an die Basis
heran sehr dicht und fein runzelig punktiert und matt, Schultern
glänzender. Blaugrün, Seiten und Naht der Flügeldecken heller
blau. Fühler und Beine schwarz, Unterseite grün. 8,5—12 mm.
— .D. 0O.-Afr.: Usambara, Derema (Conradt Bln.).
integricollis Kolbe
Halsschild zylindrisch, kaum eingeschnürt, von der Basis zur
Spitze allmählich. gerundet verengt, auf der ganzen Oberseite
dicht und gleichmäßig mit feinen rundlichen Punkten besetzt.
Seiten der Brust und des Abdomens mehr oder weniger deutlich
weiß behaart. |
Fühlerschaft gerade, zylindrisch, schwach glänzend und stark
punktiert, zur Spitze gerade und schwach erweitert, Außenecke
an der Spitze abgerundet. |
Vorderkopf glänzend und metallisch gefärbt, Stirn dicht gerunzelt
und mit dünner Längsrinne in der Mitte, Clypeus fein punktiert
und ohne Runzeln. Spitze der Flügeldecken matt. Dunkelgrün,
Unterseite und Halsschild glänzender, Schultern, Seiten und
" Spitze der Flügeldecken schmal blauviolett. Beine blauschwarz;
schre
1) Leider blieb mir eine Anzahl Arten dieser Gattung nur nach den Be-
ibungen bekannt: :Rh. (Ulosteromerus) discretus Auriv., sericeus Auriv.,
Jilaticornis Auriv., consimilis Gah., (Promeces) crassicornis Gestro, leprieurii Bug.
ö. Heft
158 Martin Schmidt:
Tarsen, Schienen teilweise und manchmal auch der Basalteıl der
Hinterschienen gelblich und hell behaart. 6—9 mm. — Sierra
Leone (n. Dalm. 1817). -— Kamerun: Joh. Albrechtshöhe (1. VII.
97-—3. III. 98 Conradt Bln.), Barombi (Conradt Stett.), Lolodorf
(19. IL.—7. VI. 95 Conradt Bln.). gracilipes Dalm.
Vorderkopf matt und schwarz gefärbt, überall gleich und stark
gerunzelt punktiert; Stirn ohne Längsfurche. Die blauviolette
Spitze der Flügeldecken glönzend, kaum punktiert. Gefärbt wie .
der vorige, jedoch die dunkle Rand- und Spitzenfärbung aus-
gedehnter und glänzender, Tarsen und Schienen in weitem Um-
fange gelblichweiß. 7-9 mm. — Kamerun: Joh. Albrechtshöhe
(1. IV.—27. V. 98, 1. VIII 97-—31. IH. 98 Conradt Bln.), Barombi
(Conradt Stett.). — Neu-Kamerun: Dengdeng Godje (11.-—26. III.
14 Mildbraed Bln.). albierus Auriv.
2' Fühlerschaft schwach gebogen, stark runzelig punktiert und matt,
Seiten gerundet, Außenecke an der Spitze mit klefhem Zähnchen.
Stirn ohne Längsrinne. Halsschild dicht punktiert und schwach
glänzend. Hinterschenkel vor der keuligen Verdickung gelblich-
weiß. Wie die beiden vorigen gefärbt, die violette Seitenbinde
der Flügeldecken schmal und schlecht begrenzt, auch die Spitze
der Flügeldecken gerunzelt. 7—9 mm. — Kamerun: Joh. Albrechts-
höhe (1. VILL 97—31. III. 98, 12. II.—6. VI. 98 Conradt Bin.),
Barombi (Conradt Stett.), bei Salague, Carnot-Bosum (7. III. 14
Teßmann Bln.). rusoseapodus sp. n.!)
um
3
40. Gattung: Exoparyphus nov.
Typus: macilentus sp. n.
1” Halsschild nach vorn schwach gerundet verengt, überall ziemlich
dicht und gleichmäßig punktiert. Flügeldecken dicht runzelig
punktiert und matt, Basis in weitem Umfange wie das Schildehen
glatt und glänzend. Vorderkopf lang, glänzend und fein punktiert,
Fühlerschaft zur Spitze verdickt, spärlich und fein punktiert,
glänzend. Brust und Seiten der Abdominalsegmente fleckig weiß
behaart. Grün, Spitzenglieder der Fühler und Beine schwarz.
7,5—9,5 mm. — D. O.-Afr.: Usaramo (Bln.). maeilentus sp.n.
Halsschild mit kleinen flachen Punkten spärlich besetzt, lebhaft
glänzend, an der Spitze schwach und an der Basis kräftiger quer
gerieft, ungefähr um ein Drittel länger als breit, hinter der Mitte
schwach verbreitert. Flügeldecken an der Basis glänzender,
spärlicher punktiert und gerunzelt als sonst auf der Scheibe.
Vorderkopf wenig dicht punktiert, Fühlerschaft fein gerunzelt.
u
1
1) (Closteromerus) thomensis Auriv. von S. Thom& gehört wohl ebenfallsin
diese Gattung, die Art blieb mir unbekannt. Ebenfalls ein Vertreter dieser
Gattung dürfte (Euporus) melasomus Thoms. sein. Vielleicht ist eine der 3 an-
geführten westafrikanischen Arten synonym zu ihr, jedoch ließe sich dies bei
der mangelhaften Beschreibung Thomsons nur an Hand der Type feststellen.
Die afrikanischen Callichrominen. 159
Unterseite lebhaft glänzend, spärlich mit feinen Punkten nvesetzt
und an den Seiten fleckig weiß behaart. Blaugrün, Kopf, Hals-
schild, Beine und Seiten der Flügeldecken blau, Fühler schwarz.
9,5 mm. — D. O.-Afr.: Tendaguru-Lindi (XII. 09—I. 10 Janensch
Bln.). janenschi sp. n.
41. Gattung: Psilacestes nov.
Typus: aureovittatus Auriv.
Vorderkopf dicht und grob, Fühlerschaft runzelig punktiert.
Halsschild jederseits der glatten Mittellinie mit feinen Punkten
besetzt. Flügeldecken nur eng punktiert und ohne Runzeln,
eine kurze und zur Spitze verschmälerte gelbe Basallängsbinde
zwischen Schulter und Schildchen ganz glatt. Unterseite rissig
punktiert, Seiten des Abdomens in Form einer Längsbinde dicht
weiß, Brust goldgelb behaart. Hinterbrust zum Teil kahl. Dunkel-
grün, Flügeldecken, mit Ausnahme der Basalbinde blau oder
schwarzviolett. Zuweilen ıst der ganze Körper, mit Ausnahme
der Binde auf den Flügeldecken, schwarzviolett. Fühler und
Beine schwarz. 17—20 mm. -— D.O.-Afr.: W. Usambara (n.
Auriv. 1904), Bumbuli (27. II. 02 Meinhof Bln.), Usegua (Bln.).
| aureovittatus Auriv.
42. Gattung: Sphingacestes nov.
Typus: thomasi sp. n.
Vorderkopf wenig dicht punktiert, zuweilen stellenweise ohne
Punkte. Fühlerschaft fast glatt und glänzend. Halsschild zer-
streut und fein punktiert, lebhaft glänzend; Kragen am Vorder-
rand und Basaleinschnürung quer gerunzelt. Flügeldecken
runzelig punktiert, Schultern und Schildehen glatter und glänzender
Unterseite fein, spärlich und rissig punktiert, Brust dünn weißlich
behaart. Goldsrün, Halsschild und Schildchen golden oder
schwarzgrün. Flügeldecken mit starkem blauen Schein; Fühler
und Beine blau, Basis aller Schenkel rot. 11-16mm. — Br.
O.-Afr.: Kikuyu (26. II. 02 Thomas Bln.). ihomasi sp. n.
43. Gattung: Promeces Serv.
Typus: longipes Oliv.
1” Vorderkopf kurz, Clypeus gegen die Stirn deutlich vertiefö ab-
gesetzt, nicht verlängert und kürzer als die Stirn, diese zwischen
den nicht genäherten Augen dicht punktiert, breiter als der
Clypeus und seitlich mit kräftigen Leisten. Fühler desg 12-gliedrig:
Untergattung: Promeces s. str.
Halsschild kurz, in seiner größten Breite hinter der Mitte nicht
breiter als von der Apikal- bis zur Basaleinschnürung lang. Seiten
der Scheibe gerundet vorstehend, Kragen kürzer als die Scheibe.
Einfarbig blau, blaugrün oder violett, zuweilen die Flügeldecken
6. Heft
160
1’
Martin Schmidt:
schön hell grasgrün oder goldgrün: f. splendida nov. Fühler
blau, zur Spitze geschwärzt, Beine blau oder violett. 11-—18 mm.
(irearıs L. ex parte, longipes Cast.). -— Kap der guten Hoffnung
(Bln., Da., Hbg.). — Kapland: Algoa-Bai (3. XI. 95 Brauns Hbg.),
Darling (Bachmann Bln.), Hopefield (IX. 85 Bachmann Bln.).
— Caffrarıa (Da., Stett.). — Mozambique (Stett.). longipes Oliv.
a) Wie die Nominatform, die relativ längeren Flügeldecken hell
grasgrün, mit scharf begrenzter blauer Nahtbinde. Halsschild
punktiert, Mitte der Scheibe und Strecke zwischen Kragen
und Scheibe glatt. 17 mm. — Caffraria (n. Fährs. 1872).
subsp. (f.?) velox Fährs.!)
b) Goldgrün, glänzend, Flügeldecken länger und schmaler. Hals-
schild ebenfalls länger und Basaleinschnürung schwächer als
bei longipes Oliv. 12-—18 mm. — Kapland: Grahamstown
(n. Pasc. 1888), Bethel (Beste Bln.), Port Alfred, Lamberts
Post (3. X.00 leDoux Biln.). — Natal: (ex coll. Schaufuß
Bln.), Pondo (Beyrich Bln.). subsp. auratus Pasc.2]
Metallisch grün glänzend, Flügeldecken dunkelblau und matt,
länger und schmaler als bei der Nominatform. Fühler, mit
Ausnahme des grünen oder blauen Schaftes, schwarz. Beine
glänzend blau oder blaugrün, zuweilen mit violettem Glanz.
11,5—19 mm. — Natal (n. Pasc. 1888, Pöppig Bln.). — Kapland:
Grahamstown, Brake Kloof Lake (White Bln.). — Caffraria
(Stett.). subsp. austerus Pasc.
d) Kopf, Halsschild, Unterseite — zuweilen mit grünem Schein
— und Beine dunkelblau. Halsschild länger als breit, hinter
der Mitte mäßig verbreitert. Flügeldecken purpurrot, an der
Naht grünlich, länger und schmaler als bei der Nominatform.
Fühler schwarz. 14-—18 mm. — (vris Pase.). — S8.-Afr. (n.
White 1853). — Natal (d. Boheman Bln.). — Caffraria (n. Fährs.
1872, Stett.). — D. SW.-Afr.: Windhuk (Techow Bln.).
ler)
—
subsp. purpuratus White
0) Färbung wie bei der vorigen Rasse, jedoch Unterseite hellblau,
Kopf, Halsschild und Beine dunkler blau. Halsschild kurz,
schwach quer, Seiten der Scheibe stark gerundet vorstehend.
Flügeldecken purpurrot mit einem deutlich begrenzten, breiteren
grünen Nahtstreif, an der Basis breit und zur Spitze verengt.
Fühler des & doppelt so lang wie der Körper. 20,5 mm. —
D. SW.-Afr.: Herero (Lübbert Bln.). subsp. gigas nov.
Vorderkopf verlängert, Clypeus gegen die Stirn undeutlich ab-
gesetzt, länger oder ebenso lang wie diese. Stirn zwischen den
- 4 Mir nur durch das typische 9 bekannt, bildet den Übersäne zur
folgenden Rasse,
2) Die Stücke des Mus. Bln. zeigen alle, bald mehr bald minder deutlich,
einen blauen Nahtstreif, welchen Pascoe nicht erwähnt. Wegen der schwachen
Basaleinschnürung des Halsschildes halte ich diese Tiere für zu der Rasse
gehörig.
vu
1?
_
2
u
Die afrikanischen Callichrominen. 161
genäherten Augen schmaler als der Clypeus, glatt oder viel feiner
punktiert als dieser. Fühler des $ 11-gliedrig:
Untergattung: Metameces nov.
Flügeldecken mit hellgelb dicht behaartem Nahtstreif. Fühler
des Q vom 6. Gliede an zur Spitze allmählich verdickt. Halsschild
dicht punktiert, stellenweise glatt, hinter der Mitte stark verbreitert
und zur Spitze verengt. Basaleinschnürung schwach. Grün,
gold- oder blaugrün, Flügeldecken, Beine und Fühlerschaft blau,
Fühler schwarz. Der gelb behaarte Nahtstreifist vor dem Schildchen
schmal und undeutlich und endet vor der Spitze der Flügeldecken.
Unterseite besonders seitlich dicht weiß behaart. 11-18 mm.
— Br. O.-Afr.: Sansibar (Hildebrand Bln.), Kibwezi (Scheffler
Bln.), Luitpoldkette (Da.), Ikutha (Da.). suturalis Harold
a) Nahtstreif der Flügeldecken länger gelb behaart, parallel und
sehr breit, das Schildchen ganz umfassend. Halsschild schmaler
als bei der Nominatform. Grün, Halsschild und Unterseite
lebhaft glänzend und mit goldenem Schein. Flügeldecken und
Hinterbeine blaugrün, Vorder- und Mittelbeine mit Goldglanz.
12,5 mm. — D. O.-Afr.: Kilimandjaro: Kibonoto (V. Sjöstedt
Bln. und n. Auriv. 1908?), SO. Kilimandjaro: Mwika (I,
900—1500 m n. Hintz 1910?). subsp. auronitens nov.
Nahtstreif der Flügeldecken die Spitze fast erreichend, breit,
das Schildchen ganz umfassend und hier am breitesten. Hals-
schild sehr schmal, viel schmaler als die gleichfalls schmaleren
Flügeldecken. Blaugrün, Kopf, Halsschild und Fühler schwarz
und metallisch glänzend, diese zur Spitze gebräunt. Beine
schwarz und wenig glänzend, Basis aller Schenkel gelbrot.
Halsschild feiner und spärlicher punktiert als bei der Nominat-
form. 13,5—16 mm. -— D. O.-Afr.: Usambara (n. Auriv. 1914),
Schume-Wald (I. 16 Methner). subsp. vittatus Auriv.
Flügeldecken einfarbig grün oder blau. Fühler des ? vom 7. Gliede
an ziemlich plötzlich verdickt. Halsschild hinter der Mitte
mäßig verbreitert, Seiten der Scheibe wenig vortretend. Beine
dünn, Hinterschenkel mit ziemlich plötzlicher und länglicher
keuliger Verdickung; Hinterschienen an der Basis dünn und zur
Spitze verbreitert. Unterseite fein weiß behaart.
Fühlerschaft gerade und glänzend, sehr fein und schwach punktiert.
Basis der Flügeldecken wie die Scheibe gerunzelt und matt, nur
der zum Halsschild abfallende Teil und die Schultern glatt.
Flügeldecken grün, sehr dicht und fein gerunzelt. Halsschild
sehr dicht punktiert, ein schmaler, die Mitte fast erreichender
Längsstreif an der Basis glatt. Dunkelgrün, Unterseite heller
=
‘und glänzender. Fühler, mit Ausnahme des blauen Schaftes,
Archiv für Naturgeschichte -
1922. A, 6.
schwarz, beim & fast doppelt so lang wie der Körper, beim 9
bereits mit dem 8. Gliede die Spitze der Flügeldecken überragend.
Beine blau. 13mm. -— N. Nyassa-See: Konde-Unyika (I. 00
Fülleborn Bln.). | fülleborni sp. n.
11 6. Heft
162
Martin Schmidt:
3° Fühlerschaft schwach gebogen und matter, grob punktiert und
fast gerunzelt. Basis der Flügeldecken glänzend und in weitem
Umfange glatt, Clypeus sehr verlängert. Flügeldecken blau,
gröber gerunzelt. Halsschild sehr dicht punktiert, mit einem
eingedrückten, sehr schmalen glatten Längsstreif an der Basis,
der bis zur Mitte des Halsschildes reicht. Oberseite blau, Unter-
seite hell grün. Fühler, mit Ausnahme des schwarzen Schaftes,
bräunlich, beim $ doppelt so lang wie der Körper. Beine violett
mit bräunlichem Schein. 14mm. — N. Nyassa-See: Neu-Helgo-
land (XII. 99 Fülleborn Bln.). basalis sp. n.
44. Gattung: Eulitopus Bat.
Typus: glabricollis Murr.
1”’ Scheibe des Halsschildes undeutlich abgesetzt, dorsal gewölbt
2
—
—
—
—
u
oder abgeflacht und seitlich zur Spitze allmählich gerundet
verengt, Einschnürungen schwach, die Scheibe in die Apikal-
einschnürung allmählich übergehend.. Flügeldecken schmal,
nahezu parallel.
Flügeldecken kurz, nur doppelt so lang wie Kopf und Halsschild
zusammen oder auch kürzer. Hinterschenkel vor der Spitze
mit einer langen und schmalen Anschwellung. Kopf und Hals-
schild fein und zerstreut punktiert:
Untergattung: Litomeces Murray
Der verlängerte und fein punktierte Kopf sowie der Halsschild
golden oder mit Kupferglanz, Seiten und Spitze der Flügeldecken
schwarzgrün, auf ihnen ein Nahtstreif, die Unterseite und das
Schildchen hellgrün. Fühler schwarz, Beine blau. 14-19 mm.
— Goldküste: Akım (Stett.). — Altcalabar (n. Chevr. 1858). —
„Natal“ (Bln.).!) splendidus Chevr.
a) Unterseite, Stirn, Schildehen und Basalriefen des Hals-
schildes goldgrün. Kopf sowie Kragen und Mitte der Hals-
schildscheibe, Seiten und Spitze der Flügeldecken, Fühler
und Beine violett. Der grüne Nahtstreif der er
breiter. 14—15 mm. — Togo: Atakpame (Schmidt Bln.).
Kamerun: Barombi (Conradt Stett.), Bibundi (1.—15. XII.
04 Teßmann Bln.). subsp. maeulieollis nov.
Flügeldecken lang, mehr als doppelt so lang wie Kopf und Hals-
schild zusammen.
Scheibe des schmalen Halsschildes mehr gewölbt, glatt oder sehr
fein punktiert. Basis viel schmaler als die der Flügeldecken und
deutlich eingeschnürt. Flügeldecken einfarbig rotviolett; Kopf,
Halsschild und Beine dunkelblau. Unterseite blaugrün, Schildchen
grün. 19mm. — Fr. Es Kuilu (n. Jord. 1894).
gracilis J ord.
1) Fundortzettel des betreffenden Tieres sicher vertauscht!
1
u
Die afrikanischen Callichrominen. 163
a) Flügeldecken einfarbig rotviolett, Kopf und Halsschild violett
mit stellenweise grünem Schein; Beine rotviolett, Fühler
etwas dunkler, Unterseite, Schildehen und Runzeln der Basal-
einschnürung goldgrün. 17—18 mm. — Kamerun: Jaunde
Stat. (800 m, Zenker Bln.). subsp. paraplesius nov.
Flügeldecken dunkelgrün, Seiten schmal und Spitze breit
rotviolett. Kopf, Halsschild, Fühler und Beine blauviolett.
Unterseite, Schildehen und Riefen der Basaleinschnürung
goldgrün. 15—20 mm. — Kamerun: Mundame (Konrau Bln.),
Victoria (Preuß BiIn.), Lolodorf (19. IIL.—7. VI. 95 Conradt
Bln., d. Heyne Bln.). — Span. Guinea: Benitogebiet (16.
—31.X.06 Teßmann Bin.), Nkolentangan (XI. 07—V. 08
Teßmann Blin.). subsp. sphecodes nov.
Scheibe des Halsschildes dorsal deutlich abgeflacht und punktiert,
dessen Basis breit, kaum schmaler als die der Flügeldecken und
sehr schwach eingeschnürt, auf der Scheibe mit zwei mehr oder
minder deutlichen Höckern. Kopf, Halsschild, Fühler und Beine
blau, Seiten der Flügeldecken schmal, Spitze breit rotviolett.
Die Riefen in der Basaleinschnürung des Halsschildes manchmal
heller grün. Unterseite und Schildchen dunkelgrün; oder goldgrün:
f. chrysogaster Auriv. 18—24 mm. — Togo: Atakpame (Schmidt
Bln.). — Kamerun (Conradt Da., n. Auriv. 1914), Joh. Albrechts-
höhe (20. VL—27. VII. 97, 12. IL.—6. VI. 98 Conradt Bin.),
Mukonje-Farm bei Mundame (Rohde Hbg.), Bibundi (15.—30. IV.
05 Teßmann Bln.), Victoria (Preuß Bln.), Barombi (Conradt
Stett.), Edea, Dibongo-Farm (Rohde Hbg.), Dume Bez. (Schipper
Bln.), Lolodorf (19. IIL.—7. VI. 95 Conradt Bln., d. Heyne Bln.)
Namiong bei Lolodorf (Ulbrich Bln.). — Neu-Kamerun: Sardı
bei Dengdeng (8. IV. 14 Mildbraed Bln.). — Loanda (d. Jord.
Bln., n. Jord. 1894). tenuis Jord.
Scheibe des Halsschildes durch tiefe Apikal- und Basal-
einschnürungen scharf abgesetzt, dorsal gewölbt, seitlich zwischen
den beiden Einschrürungen gleichmäßig und schwach gerundet,
nicht nach vorn verengt. Kragen des Halsschildes glatt oder
quer gerieft. Flügeldecken an der Basis breit, zur Spitze ver-
schmälert:
=
Untergattung: Eulitopus s. str.
Kragen des Halsschildes glatt. Unterseite grün, goldgrün oder
lebhaft purpurgolden. Kopf, oft mit Ausnahme der grünen Stirn,
Halsschild, Seiten und Spitze der Flügeldecken, Fühler und Beine
blau oder blauviolett. Riefen der Basaleinschnürung des Hals-
schildes, Schildehen und ein Nahtstreif auf den Flügeldecken
hellgrün. 18—26 mm. — Togo: Atakpame (Schmidt Bln.). —
Altealabar (n. Murray). — Insel Fernando Poo: Sao Carlos (25.
—27.X.11 Schultze Hbg.). — Kamerun: (Conradt Da.), Joh.
Albrechtshöhe (Conradt Bln.), Mundame (Hbg.), Barombi Stat.
(Preuß Bln., Conradt Stett.), Edea, Dibongo-Farm (Rohde Hbg.),
11F 6Hef
164 | Martin Schmidt:
Jaunde Stat. (800 m Zenker Bln.), Lolodorf (8. II.--7. VI. 95
Conradt Bln.). — Span. Guinea: Uelleburg (VI.-—VII. 08 Teßmann
Bln.). — Ob. Kongo: Bopoto (n. Jord. 1894). glabrieollis Murr.
a) Kragen des Halsschildes glatt. Dunkler grün, die grüne Färbung
der Scheibe der Flügeldecken nicht gegen die blauen Seiten
und Spitze derselben abgegrenzt, sondern ohne deutliche
Grenze in: diese allmählich übergehend.. 21-30 mm. —
Kamerun: (Conradt Da.), Joh. Albrechtshöhe (20. VIL.—25.
IX.97 Conradt Bln.). Mukonje-Farm bei Mundame (Rohde
Hbg.), Barombi (Conradt Stett.), Edea-Jaunde (Schäfer Bln.),
Jaunde Stat. (800 m, Zenker Bln.), $. Jaunde (Schubert Hbg.),
Lolodorf (d. Heyne Bln.), Longji (Paschen BlIn.), Molundu
(XII. 10—I. 11 Schultze Hbg.). — Neu-Kamerun: Sardi bei
Dengdeng (4. IIL., 8. IV. 14 Mildbraed Bln., Teßmann Bln.).
Span. Guinea: Nkolentangan (XI, 07—V.08 Teßmann Bln.),
. Uelleburg (VI.—VIIl. 08 Teßmann Bln.). — Gabun: Ssibanga
(Hupfer Hbg.). — Fr. Loango: Kuilu (n. Jord. 1894, Bln.).
— Kongo (d. Heyne BlIn.). — Chinchoxo (Falkenstein Bln.).
— Loanda (n. Jord. 1894). subsp. (f.?) seminitidusQuedf£.!)
b) Kragen des Halsschildes glatt. -Kopf und Halsschild golden,
zuweilen mit Kupferglanz. Der mehr bläulichgraue, scharf
abgesetzte Nahtstreif der Flügeldecken reicht weit nach hinten
und ist zur Spitze nur unbedeutend verschmälert. 23—30 mm.
— Liberia: Monrovia(Stett.).— Goldküste: Aquapim (Reichenow
Bln.), Accra (Stark Stett.). — Togo: Misahöhe (V. 93, 30. IV.,
27. VI. 94 Baumann Bln.). — Guinea (Westermann Bln.).
subsp. sphinx Dohrn
c\) Kragen des Halsschildes glatt. Dunkelgrün, Kopf und Hals-
schild grün metallisch mit schwachem Kupferglanz. Naht:
binde der Flügeldecken dunkelgrün und seitlich in einen sehr
schmalen blauvioletten Streifen abgesetzt, welcher seinerseits
von dem hell rotvioletten Seitenrand und der ebenso gefärbten
Spitze begrenzt wird. Beine und Fühler blau, diese zur Spitze
schwarz. 28 mm. — Mukenge (Pogge Bln.). subsp. poggei nov.
d) Kragen des Halsschildes quer gerieft. Halsschild kugelig,
verhältnismäßig kurz, Apikaleinschnürung schwächer als bei
der Nominatform. Gefärbt wie diese, jedoch greift die dunkle
Seitenfärbung der Flügeldecken auch auf die Basis der Scheibe
über. 27mm. — Togo: Bismarckburg (24. VL—9.X. %
Conradt Bln.). — Dahomey: Zagnanado (Bln.).
subsp. tenuoides nov.
1) Es erscheint recht zweifelhaft, ob es sich hier um eine südliche Rasse
oder nur um eine zusammen mit der Nominatform auftretende Farbenform handelt.
Auch ist es nicht unwahrscheinlich, daß Alkoholstücke mit der Zeit eine derartig
düstere Färbung annehmen. |
ern
Die afrikanischen Callichrominen. 165
45. Gattung: Utopileus nov.
Typus: aurivillianus sp. n.
Vorderkopf lang, Clypeus und Stirn gleich lang, ne dicht und
unregelmäßig längs gerunzelt. Kragen des Halsschildes flach
quer gerieft; Scheibe an der Basis dicht runzelig punktiert, vorn
und an den Seiten spärlich mit Punkten besetzt, stellenweise
glatt. Flügeldecken an den Schultern wenig breiter als der Hals-
schild, nach hinten kaum verengt und stumpf zugespitzt. Grün,
mit Goldglanz; Kopf, Halsschild und Schildchen golden, Flügel-
decken rotviolett, ihre Scheibe blau, ein das Schildehen und die
Spitze nicht erreichender Nahtstreif grün und gelblich behaart.
Beine braunrot; Fühler, Tarsen und Hinterbeine zum Teil schwarz.
21 mm. — Sierra Leone: Freetown (Stett.). aurivillianus sp. n.!)
46. Gattung: Hypocrites Fährs.
Typus: mendas Fährs.
1‘ Vorder- und Mittelschenkel sehr fein und zerstreuter punktiert.
Stirn glatt und glänzend, mit einzelstehenden Punkten zerstreut
besetzt. Halsschild spärlich und fein punktiert. Fühler des 2
kürzer. und zur Spitze stärker verdickt als die des &.
2" Flügeldecken länger, 3!/,—4mal so lang wie der Halsschild.
3° Kragen des Halsschildes fein oder stärker quer gerieft.
4‘ Alle Beine blau oder blaugrün, Flügeldecken blau, schmal und
4
nahezu parallel, dicht runzelig punktiert, mit schwach angedeuteten
drei Längsrippen, die ganze Basis zwischen den Schultern feiner
punktiert und glänzend. Halsschild fein punktiert; Scheibe glänzend
Apikal- und Basaleinschnürung deutlich quer gerunzelt. Unter-
seite dicht punktiert und glänzender, die Brust und ein dreieckiger
Fleck an den Seiten der Abdominalsegmente weiß behaart. Fühler,
mit Ausnahme des bläulichen Schaftes, schwarz. 10-15 mm.
— Delagoa-Bai (n. Bat. 1879, Monteiro Bln.). — D. O.-Afr.:
Tendaguru-Lindi (XIL. 09—I. 10 Janensch Bin.), Makonde-
Hochland (XII. 16 Methner), Trockenwald bei Mtotohowu (IV. 16
Methner). ‚obtusipennis Bat.
Vorder- und Mittelbeine rot, RER schwarz mit blauem
Schein, Flügeldecken violett, an der Basis breit und zur Spitze
leicht verengt, dicht runzelig punktiert, mit höchstens einer sehr
schwach angedeuteten Längsrippe. Basis in der Umgebung des
Schildchens sowie dieses selbst runzelig punktiert und matt,
nur die Schultern glänzend. Halsschild glänzend, auf de: Scheibe
mit ziemlich großen zerstreuten Punkten, in der Apikaleinschnürung
!) Eine anscheinend ganz Ähnlich gebaute und ebenso gefärbte Art beschrieb
- Aurivillius unter dem Namen (Callichroma) semiigneum Auriv. aus D.O.Afr.:
Lukuledi (coll. Ertl). Diese Art soll jedoch keine Seitenhöcker besitzen. Eigen-
artig ist die bei beiden gleiche Färbung trotz der verschiedenen Herkunft.
Sollte die Fundangabe. der einen falsch sein?
6. Heft
166
3
54
—
d
—_
2
1’
Martin Schmidt:
fein und undeutlich, in der Basaleinschnürung deutlicher und
kräftiger quer gerunzelt. Seiten hinter der Mitte schwach gerundet
vorstehend. Fühler schwarz, Unterseite blaugrün glänzend;
Brust und Abdominalsegmente an den Seiten dichter weiß behaart.
12 mm. — Caffraria (n. Fährs. 1872). — Transvaal: Waterberg
Distr. (n. Dist. 1904). fulvipes Fährs.
Kragen des Halsschildes nicht quer ge: ieft.
Lebhaft grün glänzend. Die seitlichen gelbweißen Haarflecke
des 2.4. Abdominalsegmentes kleiner als die desersten. Schultern
breiter. Scheibe des Halsschildes kaum oder nicht erhöht, Seiten
mäßig gerundet vorstehend. Fühler zur Spitze geschwärzt,
Schienen und Tarsen dunkel. 18—19 mm. — Natal (n. White
1853, ex coll. Schaufuß Bln.). kraussi White
Glänzend blau. Die seitlichen weißen Haarflecken der ersten
vier Abdominalsegmente gleich groß. Schultern relativ schmaler.
Scheibe des Halsschildes hinten erhöht, Seiten meist stark gerundet
vorstehend. Fühler zur Spitze und Tarsen schwarz. 15—20 mm.
— Delagoa-Bai (Monteiro Bln.). — Caffraria (n. Fährs. 1872).
mendax Fährs.
Flügeldecken kürzer, nicht dreimal so lang wie der Halsschild.
Mitte der Mittelbrust, eine basal gelegene Makel der Hinterbrust
und Seitenflecke der Abdominalsegmente weiß behaart. Erzfarben
und glänzend, Unterseite mit Goldglanz. Flügeldecken blau, an
der Basis rotviolett glänzend. Endglieder der Fühler, Schienen
und Tarsen schwarz. 17 mm. — Caffraria (n. Fährs. 1872).
ambiguus Fährs.
Vorder- und Mittelschenkel mit groben Punkten ziemlich dicht
besetzt. Stirn fein runzelig, ziemlich dicht und stark punktiert.
Halssschild mit großen Punkten gedrängt besetzt. Flügeldecken
kurz. Endglieder der Fühler in beiden Geschlechtern stärker
verdickt. Kopf, Halsschild, Schildchen, Basis und Seiten der
Flügeldecken zum Teil feurig purpurn oder golden. Flügeldecken
sonst grün oder blaugrün. Unterseite und Beine blau mit Purpur-
glanz oder mit grünem Schein. Fühler blauviolett, Spitzenglieder
schwarz. 13—15 mm. — Transvaal: Zeerust (n. Jord. 1904). —
Natal (ex coll. Schaufuß Bln.). nitens Jord.!)
4%. Gattung: Pelidnopedilon nov.
Typus: protractum Bat.
1”
Unterseite glänzend, sehr fein staubartig, nur von der Seite ge-
sehen deutlicher erkennbar, hell behaart. Beine schwarz, oft mit
violettem Schein, Mitte aller Schenkel rot. Vorderkopf zerstreut
!) Bildet zusammen mit A. (Olosteromerus) regalis Dist. vielleicht nur
Farbenvarietäten des mir unbekannten AH. (Ülosteromerus) vümperialis White.
Wegen zu geringen Materials gerade dieser Gattung war es mir auch nicht
möglich, A. porphyrio Bat. zu erkennen.
Die afrikanischen -Callichrominen. 167
punktiett. Halsschild mit scharf eingestochenen, besonders
seitlich größeren Punkten ziemlich dicht besetzt, spärlich tomentiert
und nicht quer gerunzelt, nur in der Basaleinschnürung selten
einige Runzeln vorhanden. Flügeldecken gedrängt fein punktiert
und dünn behaart. Grün, zuweilen mit Goldglanz, oder blau,
Fühler schwarz, Schaft gerunzelt. 19—25 mm. — (junodi Dist.).
— Natal (Stett.). — Transvaal (Bln.). — Delagoa-Bai (n. Dist.
1898, Monteiro Bln., Jost Hbg.). — Mozambique (n. Bat. 1879).
— D. O.-Afr.: Insel Maffıa (Dröge Hbg.). protraetum Bat.
Unterseite fast matt, deutlich und dichter, sehr anliegend grau
behaart. Beine einfarbig schwarzblau. Vorderkopf einzeln
punktiert, Punkte des Halsschildes recht dicht stehend, Behaarung
ziemlich grob und dicht, in den Einschnürungen ohne Runzeln.
Flügeldecken gedrängt punktiert und stärker tomentiert. Schwarz-
blau, Fühler schwarz, Schaft gerunzelt. 21mm. — D. O.-Afr.:
Makonde Hochland bis Mikindani (22.—26. XII. 10 Grote Bln.).
grotei sp. n.!)
48. Gattung: Oxyprosopus J. Thoms.
Typus: jucundus Gue£r.
1‘ Flügeldecken gewölbt, kürzer und breiter, zur Spitze verengt,
9
un
nicht viermal so lang wie an der Basis breit, Schultern durch
einen Längseindruck abgesetzt.
Flügeldecken jederseits der Naht vor dem Schildchen mit einem
quadratischen, nicht behaarten und feiner punktierten, oft nahezu
glattenFleck, die ganze Oberseite sonst schwarz tomentiert und
mit einer dichter behaarten Binde längs der Naht und am Außen-
rande, Basis zu beiden Seiten des Schildchens Jicht schwarz
tomentiert. Unterseite anliegend seidig weiß behaart. Blaugrün
oder grün, Unterseite heller und leuchtender, Fühler und Beine
schwarz; Schenkel, mit Ausnahme der Basis, rot: Nominatform.
Oder alle Schenkel sind einfarbig rot: f. Jucunda Gu£r., oder die
Hinterschenkel dunkel mit rötlichem Schein. Oder es sind Fühler
und Beine einfarbig schwarz: f. fabricii Schönh. et Dalm., oder
Fühler und Beine einfarbig hell gelbrot, Oberseite goldgrün:
f. chlorea Bat. 18—24 mm. — Senegal (n. Oliv. 1790, n. Jord.
1894, Bln.). — Sierra Leone (n. Schönh. u. Dalm. 1817, n. Bat.
1879), Rhotombo (Bln.). — Liberia: Moprovia (Stett.). — Guinea
n. Bat. 1879, Bln., Da., Hbg.). — ? Gabun (Bln.). coeruleus Olıv.
a) Dunkel schwarzgrün, sehr dicht tomentiert, hier und da mit
bläulichem Schein. Auch die Unterseite nicht glänzend und dicht
!) Vermutlich gehört P. (Oxyprosopus) angustus Auriv. aus D.O. Afr.
ebenfalls hierher.. Allein die Angaben über die Punktierung des Halsschildes
und der Flügeldecken sind wenig für die Gattung passend. Dagegen ist der
mir unbekannte (Oxyprosopus) delagoae Dist. von der Delagoa Bai sicher hierher
zu stellen.
6. Heft
168 Martin Schmidt:
weiß seidig behaart. Fühler und Beine schwarz und matt.
22—23 mm. — Kamerun: Mukonje-Farm bei Mundame
(Rohde Hbg.), Vietoria (Winkler Hbg.). subsp. atratus nov.
b) Dunkelblau, schwächer tomentiert und glänzender. Halsschild
auf der Mitte der Scheibe spärlicher punktiert. Beine schwarz-
blau, Fühler schwarz. 20—22 mm. — Dahomey: Zagnanado
(Bln.). — Zentralafr. (ex coll. Richter Bln.).
| subsp. amethystinus nov.
2' Flügeldecken ohne ausgeprägten glatten Fleck an der Naht vor
dem Schildchen, Basis und Umgebung des Schildchens dünn
tomentiert und glänzender. Das Toment der Oberseite im all-
gemeinen dünner, auf bestimmten Längsbinden oder Flecken
dichter gestellt. Oder es ist die Oberseite nahezu kahl, lehbaft
glänzend und nur die Spitzenhälfte der Flügzldecken fein schwarz
behaart. !)
3” Seiten des Halsschildes gleichmäßig gerundet, mit schwächerer
Wulst oder deutlich ausgeprägtem Höcker fast in der Mitte.
4‘ Halsschild und Flügeldecken überall mehr oder weniger dicht
tomentiert und matt, stellenweise schwach glänzend.
5‘ Körper breit und groß, Flügeldecken zwischen den Schultern
stets über 4!/, mm breit.
6” Seiten des Halsschildes mit kurzer und stumpfer wulstiger Er-
hebung, die sich nur dorsal durch einen glatten Eindruck schärfer
abhebt.
7°‘ Flügeldecken überall fein und spärlich punktiert und behaart,
die Zwischenräume zwischen den kleinen haartragenden Punkten
viel größer als die Punkte selbst. Fühler und Beine blau, teilweise
schwarz. Dunkel blauviolett, Flügeldecken dünn, Halsschild
dichter und fleckiger tomentiert. Dieser dicht und fein, in der
Mitte spärlicher punktiert, an den Seiten vor der Seitenwulst
fein gerunzelt. Unterseite kurz anliegend weiß behaart. 24—26 mm.
— Goldküste: (n. Jord. 1894), Akropong (Bln.). — Togo: Misa-
höhe (25. VI. 93 Baumann Bln.). — Kamerun? (n. Auriv. 1903).
viola Jord.
Flügeldecken sehr dicht u. gedrängt punktiert u. dichter behaart,
die Zwischenräume zwischen den kleinen haartragenden Punkten
nicht größer als die Punkte selbst. Fühler und Beine blau, Mitte _
der Vorder- und Mittelschenkel rot. Blaugrün oder grün, Unter-
seite heller und leuchtender, anliegend weiß behaart. Halsschild
‘überall auf der Oberseite gedrängt punktiert und dicht behaart,
an den Seiten spärlicher punktiert und glänzender. 21—23,5 mm.
— Sierra Leone: Rhotombo (Bln.). crassus sp.n.
6° Seiten des Halsschildes mit deutlichem und kurzem, auch ventral
und lateral gut abgegrenzten, kegelförmigen Seitenhöcker. Basis
und Mitte der Stirn glatt. Halsschild dicht gedrängt, in der
Dy
7
!) Hierher zu stellen ist wohl auch der mir unbekannte O, comis Bat. aus
Kamerun,
Die afrikanischen Callichrominen. 169
Umgebung des Seitenhöckers spärlicher punktiert; Vorderrand
dichter tomentiert. Flügeldecken in der Spitzenhälfte feiner
und spärlicher als auf der Basalhälfte punktiert, mit einer breiten,
vor dem Schildehen beginnenden, zur Spitze sich verschmälernden
Tomentlängsbinde an der Naht und einer zweiten schmalen
am Außenrand. Unterseite dicht anliegend weiß behaart. Grün,
stellenweise mit blauem, oder blau, stellenweise mit grünem
Schein. Unterseite heller. Fühler und Beine schwarz, alle Schenkel
und der Fühlerschaft rot. 28—30 mm. — Sierra Leone: Rhotombo
(Bln.). superbus sp. n.!)
Körper kleiner und schmal, Flügeldecken zwischen den Schultern
nicht über 4 mm breit.
8‘ Halsschild und Flügeldecken überall dicht und sehr gedrängt
‚fein punktiert und überall tomentiert. Die Zwischenräume der
Punkte äußerst schmal, runzelig und kaum so breit wie diese.
Stirn eng punktiert, Halsschild seitlich der schmalen glänzenden
Mittellinie mit diehteren Tomentflecken. Auf den Flügeldecken
die Umgebung des Schildchens glänzender und ein in der Basis
beginnender und bis zur Spitze reichender Längsstreif an der
Naht sowie eine schmale Längsbinde am Außenrand dichter
tomentiert. Grün, Fühler und Beine schwarzblau; Unterseite
anliegend seidig weiß behaart. 19 mm. — Sierra Leone: Rhotombo
(Bln.). similis sp. n.
a) Wie die Nominatform, Halsschild mit sehr schwach glänzendem,
kahlen Mittelstreif. Der ganze Körper rotviolett, Fühler zur
Spitze schwarz. 22 mm. — Belg. Kongo: Kimuenza (X. 10
Schultze Hbg.). subsp. purpurascens nov.
Halsschild und Flügeldecken meist zerstreut punktiert und
spärlich tomentiert. Die Zwischenräume der Punkte viel breiter
als die Punktierung selbst, glatt und glänzend. Auf den Flügel-
decken neben der Naht und dem Seitenrand sowie vor der Spitze
diehter punktiert und behaart. Stirn fein und ziemlich eng
punktiert, Basis des Clypeus glatter. Halsschild stark gewölbt
und überall zerstreut mit Punkten besetzt. Blau, Fühler und
Beine schwarzblau oder schwarz; Unterseita dicht anliegend
seidig weiß behaart. 17—20 mm. — Kamerun: Garua (3. VIIL
—1. IX.09 Riggenbach Bln.), Adamaua: Petenje (19.—24. IX.
03 Schultze Hbg.). calvus sp. n.
Die ganze Oberseite lebhaft glänzend, besonders auf dem Hals-
schild sehr spärlich tomentiert. Flügeldecken ohne Toment-
längsbinden, nur die Spitze etwas stärker behaart. Vorderkopf
dieht, Halsschild und Flügeldecken zerstreut punktiert, die
Zwischenräume der Punkte glatt und glänzend, bedeutend größer
als die Punkte selbst. Seiten des Halsschildes mit stärkerer
wulstiger Erhebung, kaum gehöckert. Goldgrün, Kopf und Hals-
5
8
u
4
1) O bicolor Achard aus S. Tschadsee, Chari, blieb mir unbekannt und ist
anscheinend dieser Art nahestehend.
9 6. Heft
170 Martin Schmidt:
schild lebhafter golden; Fühler schwarzblau, zur Spitze schwarz.
Beine blau, Mitte der Vorder- und Mittelschenkel rot. Unterseite
seidig weiß behaart. 20 mm. — Togo: Kete-Kratje (IX.—X. 00
Mischlich Bln.). fulgens sp. n.!)
3° Seiten des Halsschildes mit wınkelig vortretenden, ziemlich aus-
geprägten Seitendornen, welche deutlich hinter der Mitte gelegen
sind. Seiten zur Spitze gerade und stärker verengt.
Flügeldecken breit, nahezu parallel und flacher, ziemlich dicht
punktiert und mit größeren glatten Zwischenräumen der Punkte,
nur die Basis und ein querer, eine kurze Strecke nach hinten
ziehender Fleck dicht tomentiert. Halsschild dicht runzelig
punktiert und tomentiert, eine schmale Mittellinie fast glatt.
Grün mit blauem Schein, Fühler schwarz; Beine blau. Unterseite
anliegend seidig weiß behaart. 22—23 mm. — Kamerun: (n. Bat.
1879), Bamunda (5. XI. 07 Glauning Bln.). — ?8ierra Leone
(n. Jord. 1894). eylindricus Bat.
Flügeldecken schmal, gewölbt und deutlich zur Spitze verengt,
überall fein und gedrängt punktiert, mit sehr schmalen Zwischen-
räumen zwischen den Punkten. Auf den Flügeldecken ein von der
dichter behaarten Basis zur Spitze ziehender breiter Längsstreif
an der Naht und eine schmale Binde längs dem Außenrand dichter
tomentiert. Halsschild sehr dicht punktiert, an den Seiten und
am Vorderrand stärker behaart. Umgebung des Schildchens
gröber punktiert und glänzender. Blaugrün oder blau, Fühler
und Beine blau oder schwarz, alle Sch:nkel in der Mitte rot.
Unterseite fein anliegend, seidig weiß behaart. 21—25 mm. —
Kamerun: (n Bat. 1879), Victoria (Preuß Bln.). angulicollis Bat.
a) Wie die Nominatform, jedosh Halsschild mehr langgestreckt u.
die Mitte des Scheitels glatt. Beine einfarbig blau. Unterseite
etwas dichter behaart. 22 mm. — Sierra Leone: Rhotombo
(Bln.). subsp. eyanipes nov.
Flügeldecken lang und schmal, nahezu parallel, fast 5mal so lang
wie an der Basis breit, Schultern äußerst schwach ausgeprägt,
Vorderkopf fein und wenig dicht punktiert. Halsschild seitlich
mit länglicher, stumpf-kegeliger Wulst, Scheibe fein punktiert.
in der Mitte mit dicht schwarz behaartem, trapezförmigen Fleck.
Schildehen dicht punktiert, Mitte glatter. Flügeldecken äußerst
dicht und fein punktiert und tomentiert, matt und an der Spitze
glänzender. Unterseite seidig hellgrau behaart, Kopf und
Schildehen schwarzgrün, Halsschild kupferrot; Flügeldecken
dunkelviolett, Unterseite, Fühler und Beine schwarzblau. Zuweilen
ist auch das Schildcehen und die Basis der Flügeldecken kupferrot.
25—29 mm. — Lunda-Reich (Pogge Bln.). — Quango (n. Quedf.
1882). filiformis Harold
Se
_
9
—
—
!) Hierher gehört wohl auch der mir unbekannte O, neavei Auriv. aus
Br. O. Afr.: N. Kavironde, Nyangori.
Die afrikanischen Callichrominen. 171
49. Gattung: Nothopygus Lacord.
Typus: mniszechi Lacord.
Halsschild fast etwas breiter als lang, mit dichter Behaarung,
die zwei glatte Flecke seitlich der Scheibe freiläßt. Blau, Kopf
und Halsscnild auf der Oberseite lebhaft goldglänzend. Flügel-
decken schwarz und tomentiert, ein Fleck an der Basis, ein Quer-
streif in der Mitte, manchmal in zwei Flecke aufgelöst, und die
Spitze hellblau. Flügel hellblau, zur Spitze mit rotviolettem
Schein. Beine dunkler blau, Fühler schwarz. 19-20 mm. —
Sierra Leone (n. Lacord. 1896). — Guinea (Bln.). mniszechi Lacord.
a) Halsschild so breit wie lang. Schwarzgrün, Kopf und Hals-
schild metallisch grün mit kupferigen Reflexen. Flügeldecken
schwarz, samtartig, die Seiten bis über die Mitte matt blau-
grün glänzend, am Seitenrand selbst ins Purpurfarbene über-
gehend, auf der Mitte der Naht ein gemeinschaftlicher rund-
licherFleck und dieSpitze der Decken blaugrün, etwas glänzender
und runzelig punktiert. Beine blau, Fühler schwarz. — Mir
nur nach der Beschreibung bekannt. — 17mm. — Quango
(n. Quedf. 1882). subsp. speeiosus Quedf.
50. Gattung: Conamblys nov.
Typus: latus Quedf.
1‘ Oberseite sehr dünn tomentiert oder glatt, metallisch glänzend.
Unterseite ebenfalls hell metallisch glänzend, sehr fein und dünn
licht behaart oder kahl und nur mit einzelnen dunklen Borsten.
Hintertarsen weiß oder gelbgrau behaart.
2“ Flügeldecken fein und weitläufig punktiert, Zwischenräume der
31
31
’
Punkte viel breiter als diese selbst.
Zwischenräume der Punkte auf den Flügeldecken im allgemeinen
glatt, nur an der Basis und dem kaum niedergedrückten Teil
der Naht hinter der Mitte quer gerunzelt. Stirn zum größten
Teile glatt. Scheibe des Halsschildes wenig erhöht, jederseits
der sehr spärlich punktierten oder glatten Mitte schwach grubig
niedergedrückt und hier stärker punktiert und schwach gerunzelt.
Flügeldecken zur Spitze, besonders beim &, deutlich verengt.
Dunkel blaugrün oder blau, Fühler und Beine schwarz oder blau-
schwarz. Unterseite fast glatt. — Ein Stück des Mus. Bln. leider
ohne Fundangabe hat die Scheibe des Halsschildes rotviolett,
die Mitte aller Schenkel dunkelrot und die Punktierung der Scheibe
in den Gruben sehr fein und dieht. — 24-30 mm. — Dahomey:
Zagaanado (Bln.). — Kamerun: Molundu (XI.—XIL 10 Schultze
Hbg.). — Malange (Pogge Bln.), Quango (n. Quedf. 1882).
latus Quedf.
Flügeldecken auch auf der Scheibe zwischen den - Punkten
gerunzelt.
4'' Naht hinter der Mitte der Flügeldecken stark niedergedrückt,
kräftiger und regelmäßiger quer gerunzelt als sonst auf der Scheibe.
6. Heit
1
12
4!
l’
Martin Schmidt:
Unterseite fein, aber deutlich weiß anliegend behaart. Stirn in
der Mitte eingedrückt und glatt, Clypeus gerunzelt. Scheibe des
Halsschildes besonders hinten erhöht, Mitte breit erhaben und
fast glatt, Seiten schwach grubig vertieft und mit Querrunzeln,
inden ndi- Punkte fast gereiht stehen. Lebhaft goldgrün glänzend,
Fühler und Beine braunschwarz, Schenkel, Fühlerschaft und Basis
der Mandibeln hellrot, Unterseite golden. 26 mm. — Togo: Bis-
marckburg (Conradt Bln.). auratus sp. n.
Flügeldecken überall zwischen den spärlichen Punkten kräftig
gerunzelt, Naht hinter der Mitte kaum niedergedrückt und wenig
stärker quer gerunzelt. Unterseite nur mit einzelnen abstehenden
Borstenhaaren. Vorderkopf gerunzelt und punktiert, Mitte des
Scheitels glatt. Scheibe des Halsschildes stärker erhöht, in der
Mitte glatt oder fast glatt, jederseits derMitte kaum niedergedrückt,
spärlich gerunzelt und punktiert, Seiten vor den Dornen quer
gerieft. Flügeldecken zur Spitze ziemlich stark verengt. Goldgrün,
stellenweise blau glänzend; Fühler und Beine schwarz, Mitte
aller Schenkel braunrot. 27—29 mm. — Loanda (n. Jord. 1894).
— Chinchoxo (Falkenstein Bln.). glaber Jord.
Flügeldecken fein und sehr dicht gedrängt punktiert, Zwischen-
räume der Punkte schmal, wenig oder oft nicht breiter als die |
Punkte selbst. Mitte der Stirn glatt, Clypeus dicht gerunzelt.
Scheibe des Halsschildes auch hinten schwach erhöht, überall
fein und dicht, an den Seiten kräftiger punktiert und hier gerunzelt,
in der Mitte mit dichterem schwarzen Tomentfleck, Seitendornen
kurz und stumpf. Flügeldecken mehr gewölbt und zur Spitze
mäßig verengt. Dunkelgrün oder goldgrün, Fühler und Beine
schwarz, Unterseite fein anliegend weiß behaart. 21mm. —
Togo: Misahöhe (20. VI. 94, V.03 Baumann Bln.).
| punetatissimus sp. n.!)
Oberseite überall sehr dicht schwarz, samtartig behaart, die
Behaarung die schwarze Grundfärbung bedeckend. Unterseite
dicht seidig goldgelb behaart. Die sehr dichte Behaarung der
Ober- und Unterseite ebenfalls die Skulptur vollständig verdeckend.
Stirn zum großen Teile unpunktiert und behaart, Clypeus gerunzelt.
Schwarz, Fühler, Beine und Mundteile gelbrot; Hintertarsen
gelb behaart. 24mm. — Liberia (ex Mus. "Lübeck Bln.).
caesarius Sp. n.
5l. Gattung: Tarsotropidus nov.
Typus: speciosus Dalm.
1
Hinterkopf und Halsschild sehr dicht schwarz, samtartig behaart,
die Behaarung die Grundfärbung vollkommen bedeckend. Unter-
seite fein Be dünn, stellenweise dichter behaart.
1) (Litopus) cinereipes Chevr. aus Altcalabar und (O.cyprosopus) brevis Jord.
vom Kongo, Stanley-Fälle, welche mir beide unbekannt blieben, müssen an-
scheinend ebenfalls dieser Gattung zugerechnet werden.
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Die afrikanischen Oallichrominen. 173
2"! Flügeldecken bis über die Mitte hinaus so dicht behaart wie der
Halsschild, das Spitzendrittel glänzender und spärlicher behaart.
Beine oberseits kahl. Unterseite weiß, Hinterbrust, 1. Abdominal-
segment und Basıs der drei folgenden dichter behaart. Blau mit
rotviolettem Glanz, Fühler mehr blauviolett, Beine gelb. Außen-
seite der Hinterschienen im Apikalteil schwach gerundet vorgezogen.
27.mm. — (carbonarius Hope). — Sierra Leone: (n. Dalm. 1817,
'n. Jord. 1894), Rhotombo (Bln.). speeiosus Dalm.
2' Flügeldecken glänzender, überall viel feiner und dünner behaart
als der Halsschild, die Spitzenhälfte sehr glänzend und sehr
dünn tomentiert. Beine überall ziemlich lang und dicht gelb
behaart. Unterseite, Seiten der Basis der Hinterbrust und der
Abdominalsegmente dichter, braun behaart. Blauviolett, Fühler
und Beine gelb. Außenseite der Hinterschienen von der Mitte ab
stark gerundet vorgezogen. 26 mm. — D. O.-Afr.: Uhehe: Iringa
und Umgebung (Nigmann Bln.). nigmanni sp.n.
1‘ Hinterkopf und Halsschild mehr glänzend, in der Mitte der Scheibe
des Halsschildes ein lilienförmiger Fleck dichter schwarz behaart,
Vorderrand gerunzelt, Seiten punktiert. Unterseite gleichmäßig
dicht weiß behaart. Flügeldecken allenthalben matt, dicht punktiert
und tomentiert, Basis und Spitze wenig heller. Blau, auf Kopf
und Halsschild mit schwachem grünen Schein, Fühler und Beine
schwarzblau, drei Basalglieder der Fühler blau, Unterseite etwas
heller blau. 24mm. -— Lunda-Reich (Pogge Bln.).
lutulentus Harold!)
5%. Gattung: Orphnodula nov,
Typus: argyrosterna Sp. n.
Unterseite dicht schwarz samtartig, Hüften, Hinterbrust, das
ganze 1. Abdominalsternit und die übrigen seitlich weiß behaart.
Schwarz; Kopf, Halsschild, Basis der Flügeldecken und von
ihr aus ein Längsstreif bis über die Mitte der Decken hinaus
schwarz samtartig behaart. Fühler des $ länger, des Q kürzer
als der Körper, dicht schwarz oder schwarzbraun tomentiert.
Beine ebenfalls fein schwarz behaart, Innenseite der Vorderschrenen
und die Tarsen gelblich behaart. 24--27 mm. -— D. O.-Afr.:
Lindi (XII. 03 d. Hintz Bln., Hbg.). argyrosterna nov.
33. Gattung: Phasganocnema nov.
Typus: melanianthe White
Schwarz; Kopf, Halsschild und das Basalviertel der Flügeldecken
schlecht begrenzt und dicht schwarz, samtartig tomentiert. Fühler
2) (Oxyprosopus) myrtaceus Jord. von Loanda dürfte, nach der Be-
schreibung zu urteilen, gleichfalls dieser Gattung angehören. Die Angabe
Jordans, „scape finely punctured“ und der Umstand, dab der Autor eine
helle Behaarung der Hintertarsen nicht erwähnt, deuten auf die Gattung hin.
6. Heft
Martin Schmidt:
mindestens so lang wie der Körper, fein schwarz behaart und
matt. Beine ebenfalls mit schwarzer, Innenseite der Vorder-
schienen, Vordertarsen und die Unterseite aller Tarsen mit
gelblicher Behaarung. 22—34mm. — (raffrayi Thoms.)., —
Natal (n. White 1853, Da.). — Delagoa-Bai (n. Thoms. 1877).
— D.O.-Afr.: Makonde Hochld.: Ntschitschira-Matahuka (20.
—21. XII. 10 Grote Bin.), N. Nyassa-See: Ubena-Langenburg
(IV.99 Götze Bln.), Langenburg (L.—II. 98, 28. XT.—30. XII.
99 Fülleborn Bln.), Neu-Helgoland (XII. 99 Götze Bln.), Usa-
ramo (Da.), Uhehe: Iringa (1.-—III. 99 Götze Bln.). — Sansibar
(n. White 1877). melanianthe A. White
54. Gattung: Phyliocenema J. Thoms.
Typus: gueinzit A. White
1” Hinterschienen nur auf der Außenseite gerundet blattartig ver-
B>
—
breitert, die Innenseite nicht oder sehr wenig verbreitert, gerade
oder schwach konkav. Halsschild stark gerunzelt punktiert,
auf der abgesetzten und erhöhten Scheibe mehr oder weniger
stark gehöckert und eingedrückt. Hinterschenkel kürzer und dicker.
Fühler kurz, die Mitte der Flügeldecken nicht oder wenig über-
ragend; Schaft mit stumpfspitziger Außenecke, die 8 End-
glieder gleich breit. Flügeldecken lang, mindestens 5mal so lang
wie der Halsschild, mit drei oft durch Queranastomosen ver-
bundenen, sehr flachen und feinen Längsrippen:
Untergattung: Phylloenema s. str.
Halsschild quer, Kragen in der Mitte winkelig vorgezogen; Scheibe
erhöht, mit zwei flachen Eindrücken und davor und dahinter
gehöckert. Seitendornen breit und ziemlich spitz. Hinter-
schenkel des $ gerade, des Q schwach gebogen, zur Spitze all-
mählich verdickt und runzelig fein punktiert. Brust und Seiten
des Abdomens weiß behaart. Dunkelblau, Unterseite glänzender;
Kopf und Halsschild schwarzblau oder schwarz. Mundteile rot,
Flügeldecken blau oder schwarzgrün. Fühler und Beine gelbrot,
der verdickte Apikalteil aller Schenkel blau und das Blatt der
Hinterschienen schwarz, fein tomentiertt. Fühlerschaft dicht
mit länglichen und rissigen Punkten besetzt. 35—40 mm. —
Natal (n. White 1853, n. Dist. 1904). — Transvaal: Pretoria,
Zoutpansberg, Shilouvane (n. Dist. 1904), Warmbad (Da.). —
Zululand (n. Dist. 1904). — Matabeleland (n. Dist. 1904). —
Nyassaland (n. Dist. 1904). — O. Betschuanaland (Seiner Bln.).
gueinzii A. White
a) Wie die Nominatform, jedoch Kopf und Halsschild und manch-
mal auch die Unterseite stellenweise rot; Augen sowie Apikal- -
und Basaleinschnürung des Halsschildes schwarz. Fühlerschaft
dicht rissig punktiert. Die Vorder- und Mittelschenkel des
keuligen Apikalteiles mit schwarzem Fleck oder auch ganz rot.
RR ern ue.n.
9
in
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—
4
Die afrikanischen Callichrominen. 175
Blätter der Hinterschienen schmal. 30—37 mm. — D. SW.-
Afr.: (Lindt BlIn., Meiner Bln., Hbg.), Groß -Namaland:
Bethanien (1.11.85 Schenck Bln.), Damaraland (n. Auriv.
1887), Windhuk (Waßmannsdorf Bln., Ullrich Bln.), Gobabis
(Da.), Groß-Barmen (Da.), Herero (Lübbert Bln.).
subsp. rufithorax Auriv.
b) Schwarzblau; Kopf und Scheibe des Halsschildes rot. Augen,
Apikal- und Basaleinschnürung sowie die Flügeldecken schwarz,
diese mit metallisch grünem Schein Vorder- und Mittelbeine
einfarbig rot Fühlerschaft mit feinen und zerstreuten
Punkten besetzt. 32-—42 mm. — Br. O.-Afr.: Sansibar (Schmidt
Bln.). — D. O.-Afr.: Usaramo (Bln., Da.).
subsp. pedatrix Kolbe
c) Wie die vorige Rasse, jedoch Kopf und Halsschild schwarz.
33-—40 mm. — D.O.-Afr.: Mkatta (1.—VI.09 Schoenheit
Bln.), Lindi (XII. 13 d. Hintz Bln.). subsp. nigrithorax nov.
Fühler länger, die Mitte der Flügeldecken stets beträchtlich
überragend. Außenecke des Schaftes spitz, ihre acht Endglieder
zur Spitze verschmälert. Flügeldecken kürzer und breiter, nicht
5mal so lang wie der Halsschild, mit drei mehr geraden und nicht
verbundenen, sehr flachen und oft undeutlichen Längsrippen,
die äußere subhumerale oft sehr kurz:
Untergattung: Phyllometalla nov.
Halsschild quer, Kragen mehr gerundet vorgezogen; Scheibe
schwach erhöht, ilach jederseits niedergedrückt und gehöckert.
Seitendornen breit und spitz. Hinterschenkel kürzer, gebogen,
punktiert und zur Spitze verdickt.
Fühlerschaft deutlich mit runden und tiefen Punkten ziemlich
dicht besetzt, manchmal fast gerunzelt punktiert. Halsschild
überall sehr dicht und grob, unregelmäßig gerunzelt punktiert.
Kopf, Fühler, Halsschild, Basis und Spitze der Schenkel, Basis
der Schienen — manchmal die Vorder- und Mittelschienen ganz
— und Tarsen dunkelrot. Sonst schwarz, Flügeldecken mit
schwachem Metallglanz. Der rote Basalteil der Schenkel viel
feiner punktiert als der schwarze Apikalteil oder zuweilen glatt.
26-—30 mm. -— (speciosa Pering.). — Cap (n. Thoms. 1865). —
D. SW.-Afr.: (n. Pering. 1892), Windhuk-Swakopmund (Lindt
Bln.), Okahandja (Casper Bln., 03 Schultze Bln.), Omaruru
(Volkmann Bin.), Herero (Lübbert Bln.). remipes J. Thoms.
Kopf, Halsschild, Unterseite und Beine metallisch grün oder blau.
Fühler blau oder schwarzblau; Flügeldecken hellgrün, purpur-
golden oder dunkel purpurrot. Basis der Schenkel kaum spärlicher
punktiert als deren Spitze. Scheibe des Halsschildes undeutlich
jederseits der Mitte vertieft und gehöckert. 12--30 mm. —
(platypus Gmel.). — Kapland: (Bln., Da., Hbg., Stett.), Graham-
stown (n. Dist. 1904). — Natal: (Pöppig Bln.), Durban (n. Dist.
1904). — Transvaal: (Niemeyer Bln., Hartmann Da., Stett.),
6. Heft
176
31
—
1
—
—
Martin Schmidt:
Bloemfontein (Stett.), Johannesburg (Will Hbge.), Bothaville
(Brauns Hbg.), Pretoria (n. Dist. 1904, Bent Hbg.), Rustenburg,
Zoutpansberg, Shilouvane (n. Dist. 1904), Lydenburg (Wilms
Bln.). — Matabeleland: Buluwayo (n. Dist. 1904). — Basutoland
(n. Dist. 1904). — D. SW.-Afr.: (Böhme Bln., Lindt Bln.), Narubis
bei Keetmanshoop (Hbg.), Damaraland: (n. Dist. 1904), Windhuk
(Techow Bln., Bave Hbg.), Okahandja (09 Foch Hbg.), Herero
(Lübbert BlIn.). — Angola (n. Dist. 1904). latipes F.
Fühlerschaft glatt erscheinend, sehr zerstreut mit ungleich großen,
flachen und schlecht begrenzten Punkten besetzt. Halsschild
flacher, im allgemeinen feiner, auf dem Kragen und an der Basis
deutlicher quer gerunzelt punktiert. Blau, Unterseite glänzender,
Halsschild und Flügeldecken manchmal schwärzlich, oder diese
dunkel schwarzgrün, oder Halsschild violett; Flügeldecken hell-
blau. Fühler — zur Spitze geschwärzt — und Beine gelbrot,
der verdiekte Spitzenteil aller Schenkel und das Blatt der Hinter-
schienen blauschwarz, violett oder schwarzgrün. Zuweilen sind
die Vorderschenkel ganz rot. 19-—25 mm. — Br. O.-Afr.: Sansibar
(n. Fairm. 1882).. — D.O.-Afr.: Ngare Nayuki-Steppe, Meru
(28. IV.07 Förster Bln.), Ugogo (v. Beringer und Jost Bln.),
Uhehe: Iringa (L.—II. 99 Götze Bln.), N. Nyassa-See: Konde-
Unyika (I. 00 Fülleborn Bln.). viridicostata Fairm.
Hinterschienen nach außen und innen stark blattartig verbreitert
die Außenseite stärker gerundet als die ebenfalls konvexe Innen-
seite und etwas breiter als diese, mit kräftiger, meist schwach .
gebogener Mittelrippe. Halsschild gleichmäßig gewölbt, eben
und dicht gerunzelt punktiert oder zerstreuter, und nicht gerunzelt,
punktiert und sehr schwach gehöckert. |
Halsschild quer, auf der ganzen Oberseite sehr dicht und grob
punktiert, meist stark gerunzelt, gleichmäßig gewölbt. Flügel-
decken runzelig punktiert, kurz, kaum dreimal so lang wie der
Halsschild. Das Blatt der Hinterschienen kürzer und breit, fast
halb so breit wie lang, plötzlicher beginnend.
Hinterschenkel kurz und dick, zur Spitze ganz allmählich und
schwach verdickt, die Spitze der Flügeldecken wenig überragend;
Blatt der Hinterschienen diek und scheibenförmig, mit sehr
deutlicher und breiter Mittelrippe, gerade und in der Mitte nicht
eingedrückt: |
Untergattung: Metaxyenema nov.
Blau; Kopf und Halsschild, mit Ausnahme der blaugrünen Apikal-
und Basaleinschnürungen, rot. Fühler und Beine, mit Ausnahme
des blaugrünen verdickten Teiles der Hinterschenkel und des
blauen Blattes der Hinterschienen, gelbrot. Zuweilen ist der
'Halsschild ganz rot und alle Schenkel sind einfarbig gelbrot,
oder die Vorder- und Mittelschenkel zeigen gleichfalls auf der
Keule blaugrüne Flecken. 19—26 mm. — Somali (n. Fairm.
1882), Berbera (d. Heyne Bln., Da.). semijanthina Fairm.
=
j
Die afrikanischen Callichrominen. ET
6° Hinterschenkel dünn, zur Spitze wenig angeschwollen, stark
)
6)
—
-
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—
Archiv lür Naturgeschichte
1.6 12
verlängert und die Spitze der Flügeldecken weit überragend.
Blatt der Hinterschienen nachenförmig, die Ränder aufgebogen
und die Mitte eingedrückt; Mittelrippe schmal und deutlich:
Untergattung: Mecometacnema nov.
Unterseite fein und gleichmäßig gelb oder weiß behaart, die
Behaarung der Mitte des Abdomens oft spärlieher als die der
Seiten oder der Brust.
Alle Schenkel, besonders die verdickten Apikalteile, dicht raspel-
artig punktiert. Blätter der Hinterschienen breiter, plötzlicher
beginnend und nach außen gleich zu Beginn der Verbreiterung
stark gerundet. Unterseite dieht weißlich behaart.
Groß; Flügeldecken breit, mit drei deutlichen, flachen und
glänzenden Längsrippen. Dunkelblau, Flügeldecken fein samt-
artig tomentiert und matt. Unterseite heller und glänzender,
überall’dicht und fein kurz weißlich behaart. Mundteile, Fühler
und Beine rotbraun, Basis der Hinterschienen und Tarsen gelb-
braun; Blatt blauviolett. 17mm. — Sambesi (Holub Stett.).
| holubi Dohrn
a) Wie die Nominatform, die Flügeldecken dichter tomentiert
und die Unterseite dichter behaart. Hinterschenkel dunkel-
blau; Basis der Hinterschienen, Hintertarsen, Fühler, Vorder-
und Mittelbeine dunkel rotbraun. 18—20 mm. — Mpapua (1.99
Kannenberg Bln.), Uhehe: Iringa (I.-—III. 99 Götze Bln.),
Usaramo (Bln., Da.), Tanganjika: Kasanga (Speyer Hbg.).
subsp. bifoliata (Kolbe in litt.) nov.
Kleiner; Flügeldecken schmaler, mit nur zwei Rippen, die innere
neben der Naht fehlt. Unterseite dicht weiß behaart. Schwarz-
blau, Mundteile, Fühler, Vorder- und Mittelbeine, Basis der
Hinterschienen und die Hintertarsen braunrot. Hinterschenkel
dunkelbraun mit violettem Schein. 12,5 mm. — D. O.-Afr.:
Usegua (Bln.). Iygaea sp.n.
Schenkel fein runzelig punktiert und glänzend. Blätter der
Hinterschienen länglicher, allmählich verbreitert und schwächer
gerundet. Unterseite glänzend, wenig dicht, besonders auf der
Mitte des Abdomens, weißlich behaart. Dunkelblau, Kopf und
Halsschild mehr schwärzlich, Unterseite heller und glänzend;
Flügeldeeken fein samtartig schwarz behaart, mit drei flachen
und glänzenden Längsrippen auf der Scheibe und einer seitlichen;
die Spitze bräunlich durchscheinend. Mundteile, Fühler, Beine
und Spitze des Abdomens gelbbraun; Basis der Hinterschienen
heller gelb, Blatt blauviolett und glänzend. 15—19 mm. —
(remex Thoms., analis Fairm.). — Natal (n. Pasc. 1864). — Zulu-
land (n. Thoms. 1865). — N. Nyassa-See: Ubena-Langenburg
(IV. 99 Götze Bln.). -— Uhehe: Iringa (I.—-III. 98 Götze Bln.).
Kibanga (n. Fairm. 1894). mirifica Pasc.
6. Heft
178
10°
10
u
Martin Schmidt:
a) Wie die Nominatform, das schlecht begrenzte Apikalviertel
der Flügeldecken und die beiden letzten Abdominalsegmente
gelbbraun. 16-—22 mm. — Transvaal: Pretoria, Barberton,
Zoutpansberg, Shilouvane (n. Dist. 1904). — Griqualand-
West: Postmesburg (Gadow Bln.). — Limpopo (n. Pering.
1892). subsp. pretiosa P£ring.
b) Wie die vorige Rasse; Apikalhälfte der Flügeldecken gelb-
braun, Unterseite blau. — Mir unbekannt. — 13mm. —
Angola (n. Bat. 1879). subsp. semifulva Bat.
e) Wie die vorigen Rassen; Flügeldecken ganz gelbbraun und
nur ein großer dreieckiger Fleck an der Basis beiderseits des
Schildcehens blau. Unterseite blau, die letzten Abdominal-
segmente gelbbraun. 14-23 mm. — D.SW.-Afr.: (Lindt
Bin., v. Trotha Bln.), Damaraland (n. Auriv. 1887), Windhuk-
Swakopmund (Lindt BIn.), Herero (Lübbert Bln.), Omaheke
(IX.—X. 04 v. Trotha Bln.). subsp. triangularis Auriv.
Hinterbrust und oft auch dreieckige Flecke an den Seiten der
Abdominalsegmente dicht weiß oder gelblich behaart; Mitte
des Abdomens glänzend, sehr fein und sehr spärlich kurz behaart.
Halsschild stark und dicht runzelig punktiert und matt, die
Punkte auf der Scheibe nirgends eimzeln stehend, sondern überall
ineinander fließend, Seitendornen zugespitzt. Flügeldecken an
der Basis nicht zerstreuter punktiert und hier ebenfalls matt,
an der Basis breit und zur Spitze verengt, kahl und mit drei
Rippen. Schwarzblau; Kopf und Halsschild mehr schwärzlich,
Fühler — zur Spitze geschwärzt —- Vorder- und Mittelbeine,
Spitze des Abdomens und Hintertarsen gelbbraun, Basis der
Hinterschienen gelb, Hinterschenkel blauschwarz; Blätter glänzend.
14—16 mm. — Tabora (V. 11 Schuster coll. Methner).
xanthopelma sp. n.
Halsschild stark und dicht punktiert und glänzend, die Punkte
auf der Scheibe meist einzeln stehend, durch glatte Zwischenräume
getrennt und nicht runzelig ineinander fließend; Seitendornen
breit und stumpf. Flügeldecken auf der Basis zerstreuter punktiert
und glänzender, spärlicher gerunzelt, fast parallel und an der Spitze
gemeinschaftlich breit abgerundet, kahl und mit einer sehr
schwach angedeuteten Längsrippe. Blau, Unterseite glänzender,
Mundteile, Fühler und Beine gelbbraun; Blatt der Hinterschienen
blau. Fühler lang, wenig kürzer oder so lang wie der Körper.
10—11,5 mm. — Makdischu (n. Fairm. 1884).
petalophora Fairm.!)
!) Das einzige mir vorliegende Stück (ex coll. Richter) ist leider ohne
Fundortzettel. Es trägt dagegen einen Vermerk Kolbes: Sehr nahe der
Spezies aus Ndi (Br. O. Afr.) im Tring Mus. Es weicht von der typischen
Form durch blaugrüne Färbung, längere und vom 5. Gliede ab schwarze Fühler
ab. Die Länge beträgt 11,5 mm.
Die afrikanischen Callichrominen. 179
5° Halsschild länger als breit, auf der Scheibe tief aber zerstreut
punktiert, die Zwischenräume im allgemeinen breiter als die
Punkte selbst, vorn und an den Seiten stellenweise glatt, etwas
abgeflacht und hinten schwach gehöckert; Seitendornen stumpf
und lang. Flügeldecken äußerst fein und dicht gerunzelt punktiert,
fein und undeutlich schwarz tomentiert, mindestens 4mal so lang
wie der Halsschild und mit zwei sehr schwachen Längsrippen.
Blatt der Hinterschienen sehr langgestreckt, nicht ein Drittel
so breit wie lang und ganz allmählich verbreitert:
Untergattung: Phyllocnemula nov.
Fühler gleich breit und von Körperlänge. Beine schwach keulig
verdickt; Hinterschenkel die Spitze der Flügeldecken weit über-
ragend, Tarsen kurz. Blau, Unterseite glänzender, die Brust,
ein großer dreieckiger Fleck an den Seiten des ersten Abdominal-
segments und je ein kleiner an den Seiten der folgenden dicht
weißlich behaart. 17 mm. — SW. Albert-See: Duki-Fluß (19. VII.
91 Stuhlmann Bln.). janthina Kolbe
55. Gattung: Ionthodes Serv.
Typus: formosa Serv.
1°‘ Hintertarsen gelbrot und gelbbraun seidig behaart.
Schwarz; Kopf und Halsschild schwarz tomentiert, dieser auf der
Scheibe mit großen hintereinanderstehenden und scharfeckigen
gelben Haarflecken und an den Seiten mit je drei kleinen weiß
behaarten Makeln. Ein Scheitelfleck des Kopfes gelb, die übrigen
weiß, Schildchen gelb. Flügeldecken blau oder grün, mit einer
schwarz tomentierten Querbinde vor der Basis und einer an diese
rechts und links anschließenden, sich verschmälernden Längsbinde.
Beine rot, Fühler, Hinterschienen und Spitze der Hinterschenkel
schwarz. Zuweilen sind die beiden Basalglieder der Fühler gelbrot:
f. intermedia Achard. Unterseite überall, an den Seiten stärker,
weißgrau behaart. 19—22 mm. -— Senegal (n. Serv. 1833, n.
Achard 1911, Bln.). formosa Serv.!)
a) Alle Flecke des Kopfes und des Halsschildes sind einfarbig
gelb und sehr groß, zuweilen mit einander verbunden. Auch
die Unterseite, besonders an den Seiten, dicht goldgelb
behaart. Fühler und Beine wie bei der Nominatform, zuweilen
die Beine einfarbig rotgelb. Flügeldecken grün oder blau.
1) Achard stellt es in seiner Arbeit über Ionthodes Serv. (Bull. Soc. Ent.
Fr. 1911 p.343—345) so dar, als ob I. formosa Serv. nur goldgelbe. Flecken
auf dem Halsschild und I. amabilis Hope nur deren weibe besitze A. hat sich
wohl durch die Bemerkung Jordans (Nov. Zool. XVI. 1909 p. 310) „The spots
of the prothorax are white, while they are yellowish in our specimens from Sierra
Leone“ zu dieser Annahme verleiten lassen und es unterlassen, die Urdiagnose
Hopes durchzusehen. In Wirklichkeit ist die Färbung wie oben angegeben.
12* 6.Ileft
180 Martin Schmidt:
16—19 mm. — Togo: Bismarckburg (Conradt Bln.), Misahöhe
(30. IV. 94 Baumann Bln.). — Dahomey: Ketu (Bln.).
subsp. togoenica nov.!)
b)] Wie die Nominatform; Fühler und Beine einfarbig rot, zu-
weilen alle Flecken des Kopfes und Halsschildes gelb. Unter-
seite gelblich behaart. Manchmal ist die Scheibe des Hals-
schildes ganz schwarz und nur von dem vorderen Fleck ist
eine Spur vorhanden: f. nigrithorax nov. Oder die Flügeldecken
sind überall mit schwarzem Toment bedeckt, das den metallischen
Untergrund nicht mehr hervorleuchten läßt: f. nigripennis nov.
Oder Kopf, Halsschild und Flügeldecken überall dicht schwarz
tomentiert, auf letzteren nur in der Mitte der Basis ein kahler
Fleck: f. speciosa Achard. 17—23 mm. — Senegal (Bln.). —
Sierra Leone: {n. Hope 1843, n. Achard 1893), Moyamba
(n. Achard 1893) — (ex coll. Richter Bln.).
subsp. (f.?) amabilis Hope
1’ Hintertarsen schwarz, oben seidig weıß, unten rauh gelb behaart.
c) Alle Flecken des Kopfes und Halsschildes klein und rundlich,
meist weiß, seltener gelb. Unterseite dicht grauweiß behaart.
Flügeldecken mit breiten Tomentbinden, die fast bis an die
Naht und die Seitenränder reichen. Fühler und Beine einfarbig
schwarz, oft die Mitte aller Schenkel rot. 17-22 mm. —
Kamerun: (n. Achard 1911), Japoma (Schäfer Bln.), Jaunde
Stat. (300 m, Zenker Bln.), Lolodorf (9. IL.-—7. IV. 95 Conradt
Bln., d. Heyne Bln.). -— Span. Guinea: Benitogebiet (16.
30. IX. 06 Teßmann Bln.). — Fr. Kongo (n. Achard 1911).
— Belg. Kongo: Kondue (Luja Da.). subsp. melanaria Achard
56. Gattung: Compsomera A. White
Typus: elegantissima White
1” Hinterkopf und Halsschild meist kahl, nur die Mitte der Scheibe
des letzten mit im allgemeinen kurzer schwarzer, sowie Flecke in
der Mitte der Scheibenbasis und an den Seiten des Halsschildes
und des Kopfes mit dichter weißer Behaarung. 6. Fühlerglied
des @ zur Spitze kolbig verdickt, mit gerundeter Innenseite, die
fünf Spitzenglieder viel schmaler als das 6. Glied.
Flügeldecken mit einer nach der Naht zu stark winkelig gekrümmten
von schwarz-tomentierten Streifen jederseits eingefaßten gelb-
roten Längsbinde, deren Basalteil von einem stärker skulptierten
RD
!) Eine andere ähnliche Form beschreibt Achard (Oberth. Insectä 1913,
p. 222) als I. formosa - formosa var. chrysina Achard: Flecke des Halsschildes
goldgelb, fast den ganzen Halsschild bedeckend. Tomentlängsbinde der Flügel-
decken schmal, vorn und hinten in eine seitlich verkürzte Querbinde übergehend.
— Eine Größenangabe fehlt. Auch läßt die Angabe „Westafrika Jordan“ nicht
erkennen, ob es sich ebenfalls um ein Togo- oder Dahomey-Tier handelt. Derart
gefärbte Stücke sind mir unbekannt.
Die afrikanischen Oallichrominen. 181
„dunklen Längsflecken bedeckt wird. Der äußere schwarze Ein-
fassungsstreif biegt ungefähr in der Mitte der Flügeldecken spitz
winklig nach der Basis zu um und zieht am Außenrande entlang
bis hart an die Schultern. zurück.
Der basale Deckfleck der gekrümmten Längsbinde kurz, schlecht
begrenzt und nieht bis zur winkeligen Umbiegungsstelle VOI-
dringend. Basis des Halsschildes meist ohne weiß behaarten Fleck.
Der gelbrote Apikalteil der Längsbinde der Flügeldecken nach
außen zu verschmälert. Blauschwarz; Kopf, Halsschild, Fühler
und Beine dunkelrot; Schienen zuweilen an der Spitze angedunkelt,
alle oder nur die Hinterschenkel an der Basis, Seiten und. Mitte
des Halsschildes zum Teil sowie zwei Querstreifen auf dem
Kragen schwarz, tomentiert oder glatt. Ein schräger Fleck vor
den Augen zwei an jeder Seite des Halsschildes, das Schildehen
und die Unterseite dicht weiß oder gelb behaart. 16—27 mm.
— (leprosa Heyne). — Natal (n. White 1853, Pöppig Bln.), Malvera
(n. Dist. 1904). — Caffraria (n. Fährs. 1872). — Matabeleland:
Buluwayo (n. Dist. 1904). — Transvaal: Johannesburg (Will
Bln.), Pretoria, Lydenburg-Distr. (n. Dist. 1904). — 0. Bet-
schuanaland: 'Serue (27. X1.—2. XII. 06 Seiner Bln.). — Ngami-
See (n. Lacord. 1869), Tamalakane, Ngami-Fluß (31. XII. 06
—3. 1. 07 Seiner Bln.). — Mozambique: Tschinde (d. Fruhstorfer
Bln.), Tette (Wiese Bln.), Sikumba (Ringler Bln.). — Br. O.-Afr.:
Voi (n. Dist. 1904). elegantissima A. White
a) Wie die Nominatform, jedoch größer und robuster; Halsschild
sehr stark skulptiert. Schildchen glatt, nicht behaart, schwarz
und in der Mitte rot. Hinterschienen zum größten Teile ge-
schwärzt. 23—29 mm. — D. SW.-Afr.: (Minner Bln.), Damara-
land (n. Auriv. 1887), Groß-Barmen (Da.), Okahandja (II. 03
Schultze Bln.), Karıbib (Borchmann Hbg.), Herero (Lübbert
Bln.). subsp. insignis Auriv.
3° Der basale Deckfleck der gekrümmten Längsbinde länger, scharf
begrenzt und bis in die winkelige Umbiegungsstelle tief ein-
dringend. Der gelbrote Apikalteil der Längsbinde nach außen zu
nicht oder wenig verschmälert. In der Mitte der Basis des Hals-
schildes ist dem Schildehen gegenüber ein weiß behaarter Fleck
vorhanden.
b) Wie die Nominatform gefärbt, im allgemeinen kleiner und
schlanker. Die gelbrote Längsbinde auf den Flügeldecken heller,
die dunkle Deekbinde verdeckt deren Basalteil vollkommen.
Schildchen gelblichweiß behaart. Basalteil aller Schenkel
schwarz. 15—23 mm. —- Br. O.-Afr.: Luitpoldkette (Da.),
Ikutha (Hbg.), Mbungu (Da.), Kibwezi (Scheffler Bln.), Jipe-.
See (v. d. Decken BlIn.). — ?Mozambique: Beira (Bodong Da.)
subsp. fenestrata Gerst.!)
-
!) Ganz mit Recht erwähnt Gerstäcker in seiner Beschreibung als unter-
scheidendes Merkmal gegenüber der (©, elegantissimna White die Form der ge-
6. Heft
182 Martin Schmidt:
c) Wie die vorige Rasse, ebenfalls mit sehr heller Binde. . Die
dunkle Deckbinde auf den Flügeldecken ist schmal und dringt
tief in die gelbe Binde ein, ohne sie zum Verlöschen zu bringen.
Der gelbrote Apikalteil der Längsbinde nach außen zu schwach
verbreitert. Schildchen schneeweiß behaart. Alle Schenkel,
mit Ausnahme der Kniee, sowie die Mittel- und Hinterschienen
schwarz. Glied 1—5 der Fühler schwarz, an ihrer Spitze wie
die Endglieder gelbrot. 19-—20 mm. — N. Nyassa-See: Konde-
Unyika (I. 00 Fülleborn Bln.). subsp. guttalis nov.
Flügeldecken mit einer winkelig umgebogenen, gleichfalls schwarz
eingefaßten, jedoch dunklen Längsbinde, deren Basalteil von
einem gelbroten oder ebenfalls dunklen Längsflecken bedeckt
wird. Außerdem sind an gelbroten, oft nur angedeuteten Flecken
vorhanden: ein schräger Längsfleck nahe dem Schildchen, ein
zweiter im Winkel der gekrümmten Binde am Außenrand und
u
2
ein dritter hinter der Mitte der Flügeldecken an der Naht. Bei.
dunklen Stücken fehlen diese Flecke meist gänzlich. Sonst im
allgemeinen wie die erste Art gefärbt, jedoch ein weiß behaarter
Basalfeck in der Mitte des Halsschildes vorhanden. Schenkel
meist, Basıs der Fühler zuweilen schwarz. 18-23 mm. -—
Mozambique: (Peters Bln.). — D.O.-Afr.: Lindi (Werner Bln.,
Da.), Tendaguru-Lindi (XII. 09-—-I. 10 Janensch Bln.), Uhehe:
Iringa (I.—1I. 99 Götze Bln.), Daressalam (1891 Missionsges.
Bln.), Usegua (Da.), Pangani (V.04 Methner), Kilimandjaro
(Da.), — Br. O.-Afr.: Sansibar (Schmidt Bin.). — S. Somali
(15. VII. 01 v. Erlanger Bln.). speciosissima Gerst.
a) Ganz dunkel und ohne gelbrote Flecken. Alle Schenkel, mit
Ausnahme der Kniee, schwarz; Schienen rot, Mittel- und
Hinterschienen zuweilen schwarz. Fühler einfarbig rot oder
die Basalglieder an ihrer Basis geschwärzt. — Übergangs-
formen von der Nominatform zu dieser Rasse aus Uhehe:
Iringa zeigen noch schwach rötlichviolett gefärbte Flecke.
Eine Zwergform (11mm) mit verwischten schwarzen Ein-
fassungsstreifen der dunklen Längsbinde und schwachem
Marginalfleck in der Mitte der Flügeldecken ist die f. obscurt-
pennis Achard. Mir liegen ferner drei 22 vor mit einfarbig
hell gelbroten Fühlern und Beinen, nur die Basis der Schenkel
ist geschwärzt, sowie gelbrotem Kopf und Halsschild, dessen
Mitte angedunkelt oder gleichaflls gelbrot ist: f. rufina nov.
16—25 mm. — D.O.-Afr.: Uhehe: Iringa und Umgebung
(Nismann Bln.), Iringa (1.—II. 99 Götze Bln.), Ugogo (v. Be-
ringer und Jost Bln.), S. Kondoa-Irangı (21.—22. I. 11 Obst
krümmten Längsbinde. Sie ist bei dieser Rasse konstant und daher nicht so
unbedeutend wie Achard (Ann. Soc. Ent. Beig. 56, p. 74) meint. Im übrigen
ist das typische 2 besonders hell und frisch gefärbt, was Gerst. auffallen mußte.
Dagegen sind die Hinterschienen kaum stärker gebogen als bei C. elegantissima
White.
Die afrikanischen Callichrominen. 183
Bln.), Issansa-Njarasa-Steppe (29. XII. 99-—4. 1.00 Glauning
Bln.), Ngorongoro-Ejassi-See (7.-—14. 1.00 Glauning Bln.),
Vietoria-See (Bln., Da.). — Br. O.-Afr.: Ikutha (Hbg.). —
S. Somali: Sarigo (9. IV. 01 v. Erlanger Bln.). — S. Abessinien
(n. Fairm. 1882). subsp. eyaneonigra Fairm.
1° Hinterkopf und Halsschild dicht schwarz tomentiert, die Längs-
wülste auf der Scheibe nach innen zu wenig erhaben und schlecht
begrenzt. 6. Fühlerglied des @ nicht ausgezeichnet, Fühler ganz
allmählich zur Spitze verschmälert. Flügeldecken blau oder
blaugrün, metallisch glänzend; Spitze matter, mit zwei von der
schwarz tomentierten Basis ausgehenden, ebenso tomentierten
Längsbinden, einer inneren, der Naht genäherten und einer
äußeren, breiteren, welche dem Außenrand genähert ist und oft
ungefähr in der Mitte der Flügeldecken sich mit der inneren
Binde vereinigt. Halsschild schwarz, Unterseite schwarzbraun
und fein silberweiß behaart. Kopf, manchmal ein Seitenfleck
des Halsschildes, Fühler und Beine rot oder rotbraun. Zuweilen
sind Schildehen und Seitenhöcker des Halsschildes weiß behaart.
Oft erscheinen Kopf, Fühler und Beine einfarbig schwarz, Tarsen
und Fühler gelbbraun behaart: f. nigritanov. Stücke mit schwarzen
Fühlern und Beinen, deren Flügeldecken, besonders zwischen
den schwarzen Tomentbinden, lebhaft hellgrün metallisch gefärbt
sind, bilden die f. ansorgei Gah. Das schwarze Toment der Flügel-
decken kann sich so stark ausdehnen, daß nur schmale, fast
verloschene glänzend-metallische Streifen übrig bleiben, bei
schwarzer oder roter Fühler- und Beinfärbung: f. vestita Achard.
18—30 mm. — Br. O. Afr.: Uganda (n. Gah. 1898) —D. O.- Afr.:
Usambara: Tewe (Meinhardt BlIn.), W. (Bln.), Usegua (Bln.,
Da.), Daressalaam-Panganı und Hinterland (Regner Bln.), Dar-
essalaam (v. Bennigsen Da.), Uruguru (Bln.), Mamboıa (n. Gah.
1890), Uhehe: Iringa und Umgebung (Nigmann Bin.), Iringa
(1.—IlI. 99 Götze Bln.), Makonde-Hochland (XII. 16 Methner).
— Mozambique: Tschinde (d. Fruhstorfer Bln.).
| nigricollis Gah.!)
57. Gattung: Hybunea nov.
Typus: chrysogramma Chevr.
1” Flügeldecken dicht schwarz oder schwarzblau tomentiert, ein von
den Schultern bis zur Spitze ziehender Streif auf der Mitte kahl
und glänzend, auch die Basis schwächer glänzend.
») Achard verwechselt in seiner, nur nach Farbenmerkmalen aufgestellten
Tabelle der Gattung (Ann. Soc. Ent. Belg. 56, p. 72) beide „Arten“ Gahans mit
einander. Er rechnet die Tiere mit roten Fühlern und Beinen und blauer Decken-
färbung der C. ansorgei Gah. und solche mit schwarzen Fühlern und Beinen und
grüner Deckenfärbung der C.nigricollis Gah. zu. Die Beschreibungen Gahans
lassen keinen Zweifel und die Abbildung der C.ansorgei Gah. zeigt deutlich ein
hellgrünes Stück. Im übrigen sind zahlreiche Übergänge zwischen beiden unter
den vielen Tieren des Mus. Bln. vorhanden,
6. Heft
184
gu
1’
Martin Schmidt:
Unterseite dicht und fein weißgrau behaart. Grün, mit Gold-
glanz; Fühler rot, Schaft dunkel, alle Beine ganz rot. — Liegt
mir nicht vor. — 16,5 mm. — Altcalabar (n. Chevr. 1855).
chrysogramma Chevr.
a) Grün, oft mit blauem Schein oder goldgrün. Fühler dunkler,
Schaft schwarz, Beine rot, alle Kniee sowie die Hinter-
schienen und -tarsen schwarzblau oder blau. 14—22 mm. —
Togo: Bismarckburg (IIL.—IV.91 Büttner Bln., 21.--22. IV.
93 Conradt Bln.). subsp. eyaneodorsis Kolbe
b) Wie die vorige Rasse, jedoch Fühler schwarz; Schaft dunkel-
blau, Beine schwarz, Mitte der Vorder- und Mittelschenkel Tot,
Tarsen gelbbraun behaart. 15-22 mm. — Assinien (n.
Lam. 1893). — Togo: Misahöhe (V. 93 Baumann Bln.), Bismarck-
burg (20.---27. III. 93 Conradt Bln.). — Zentralafr. (ex coll.
Richter Bln.). subsp. et f. behanzini Lam.
Unterseite dicht goldgelb behaart. Die diskoidale Längsbinde
der Flügeldecken weniger glänzend und schmaler. Fühler
und Beine einfarbig rot. 20—21 mm. — Kamerun: Barombi
(Conradt Stett.), Mukonje-Farm bei Mundame (Rohde Hbg.),
Mundame (Hbg.). subsp. barombana nov.
Das schwarze Toment erstreckt sich über die ganzen Flügeldecken
und läßt nur einen schmalen, zur Spitze sich verbreiternden
Nahtstreif kahl und glänzend. Schultern und Spitze der Flügel-
decken schwach glänzend. Unterseite goldgelb behaart.
d) Grün, oft mit Blau- oder Goldglanz, und glänzend, Fühler
und Beine einfarbig rotgelb; Schenkel glänzender, sehr fein
und spärlich gelb behaart. 12-—23 mm. — Kamerun: Jaunde-
Stat. (v. Carnap BlIn., 800 m, Zenker Bln.). — Neu-Kamerun:
Dengdeng - Stat. (26. III. 14 Mildbraed Bln.), Sardı bei
Dengdeng (4. III. 14 Mildbraed BlIn.). — Span. Guinea:
Makomo-Campogebiet (1.—15. IV. 06 Teßmann Bln.), Benito-
gebiet (16.30. IX. 06 Teßmann Bln.), Nkolentangan (IX. 07
—V.08 Teßmann Bln.), Uelleburg (VI. —VIIl. 08 Teßmann
Bln.) — Gabun: Libreville (20. VIII. 10 Schultze Hbg.).
subsp. hintzi nov.
Breiter und mehr abgeflacht, Flügeldecken gröber gerunzelt
und matter. Fühler und Beine dunkel gelbbraun, Schenkel
dicht braun behaart und matt. 14—28mm. — Mukenge
(Pogge Bln.). — Njam-Njam: Sennio (Bohndorff Bln.).
subsp. ealiginosa nov.
e)
—
{gs}
—
58. Gattung: Acanthomaeus nov.
Typus: spiniger Auriv.
Stirn dieht und fein punktiert. Fühlerschaft kurz und dick.
Seiten des Halsschildes mit kleinem, stumpfen Höcker und einer
weiß anliegend behaarten Längsbinde, zur Spitze stärker verengt
als zur Basis, auf der Mitte der Scheibe mit schlecht begrenzter,
WIE DI BR u dee en a
ar "i}
Die afrikanischen Calliehrominen. 185
schmaler und glatter Mittellinie. Flügeldecken sehr fein und
kurz tomentiert, kaum glänzend, zur Spitze verschmälert. Hinter-
schenkel allmählich zur Spitze verdickt, mit schwach abgesetzter
Keule. Grün, zuweilen mit blauem Schein; Unterseite dunkler
und dicht silbergrau anliegend behaart. Beine rot, Keule der
Hinterschenkel, Hinterschienen: und -tarsen blau oder schwarz.
10—16 mm. —- D. O.-Afr.: Unt. Umba (XI. 15 Methner), Uhehe:
- Uzungwa-Dabaga (Nigmann Bln.). spiniger Auriv.
59. Gattung: Mieromaeus nov.
Typus: nanus subsp. n.
Halsschild mit glatter Mittellinie, jederseits dieser spärlicher
punktiert als an den Seiten der Scheibe. Dunkelgrün, Unterseite
goldglänzend; Fühler und Beine einfarbig braunschwarz. Hals-
schild glänzend, Flügeldecken mit leicht gehobener Diskoidal-
linie, Seitenrand und Spitze bläulich. _ Brust anliegend weiß
behaart, Abdomen glatt, fein und spärlich punktiert. 12,5 mm.
-—— Mir unbekannt. — Kongo: Stanley-Pocl (n. Jord. 1894).
hypoeritidus Jord.!)
&) Kleiner, Halsschild auf der ganzen Scheibe gleichmäßig mit
großen und: flachen Punkten netzartig bedeckt, ohne glatte
Mittellängslinie. Hinterschienen zur Spitze stark verbreitert
und abgeflacht. Wie die Nominatform gefärbt, die Unterseite
anscheinend weniger glänzend und die Beine mehr gelbbraun.
6—9 mm. --— Kamerun: Joh. Albrechtshöhe (1. VIII. 97
-—31. 111. 98 Conradt Bln.), Barombi (Conradt Stett.).
(? subsp.) nanus nov.
60. Gattung: Helymaeus J. Thoms.
Typus: cyanipennis De].
1” Scheibe des Halsschildes ohne oder mit nur schmaler weißer Binde
an den Seiten.
2‘ Unterseite und Beine ganz oder zum rgößten Teile gelb oder
gelbrot.2) Halsschild dicht und netzartig runzelig punktiert und
1) Sonderbarerweise sagt Jordan in seiner Beschreibung (Nov. Zool. I.
1894, p. 184) nichts über die Form der Hinterschienen. Diese sind bei der
subsp. nanus nov. auffallend breit. Da aber sonst alle von J. angegebenen
Merkmale auf die mir vorliegenden kleinen Stücke passen, so vermute ich in
ihnen nur eine Rasse der Art Jordans. — Der mir unbekannte (OloSteromerus)
reticollis Quedf. aus Zentralafrika: Kunebana--Kassaistrom scheint mir hierher
zu gehören. — (Closteromerus) violaceipennis Quedf. aus Angola dagegen, von
Aurivillius zur Gattung Helymaeus Thoms. gestellt (Cat. Ceramb. II, 1910,
- pP. 325), hat sicher mit dieser und den verwandten Gattungen nichts zu tun. Aus
der kurzen Beschreibung ist es mir nicht möglich, die Art unterzubringen,
vielleicht handelt es sich um einen Promecidus Fährs. oder Colobizus nov-
°) Die Unterschiede nach der Färbung stelle ich aus praktischen Gründen
anerste Stelle. weil die sonstigen morphologischen Eigentümlichkeiten der Arten
und Rassen nicht scharf genug ausgeprägt sind, als daß sie gut analytisch ver-
wertet werden Können,
6. Hef:
1:6 i Martin Schmd.
matt. Fühlerschaft fein und undeutlich gerunzelt. Seiten des
schwach queren Halsschildes gleichmäßig gerundet.
3‘ Flügeldecken sehr dicht, fast ganz gleichmäßig und vor der Basis
ein wenig kräftiger, gerunzelt punktiert, matt, an der Spitze
zuweilen glatter und glänzender.
Flügeldeeken lang und mehr parallel, etwa 3mal so lang wie an
den Schultern breit. Halsschild kurz und schmaler als die Flügel-
decken, welche tmal so lang sind wie dieser, und ohne weiße
Seitenbinde. Gelbrot; F ühler, Mitte des Halsschildes und Beine,
mit Ausnahme der Schenkelbasis, schwarz. Apikaldrittel der
Flügeldecken blau. 17 mm. — Liegt mir nicht vor. — Arabien:
Yemen (n. Pasc. 1878). signaticollis Pasc.
a) Schwarz; die beiden Basalglieder der Fühler, Unterseite und
Schenkel gelb, Flügeldecken blau. — Das Exemplar des Mus.
Bin. zeigt die Vorder- und Mittelbeine einfarbig gelbrot und
die Basis des 3. Fühlergliedes gelb. — 13—16 mm. — Arabien:
(Ehrenberg Bln.), Yemen (n. Pasc. 1878).
subsp. (f.?) pedestris Pasc.
b) Flügeldecken etwas gröber punktiert und glänzender. Brust
und Hinterschienen schwarz, Vorder- und Mittelbeine sowie
die unverdiekten Basalglieder der Fühler gelbrot. 12—16 mm.
Abessinien (n. Fairm. 1883). — Eritrea: Asmara (VIIL
d. Heyne Bln.), Gheleb (IX. d. Heyne Bln.), Ghinda (d. Heyne
Bln.). subsp. raffrayi Fairm.!)
4‘ Flügeldecken kürzer, zur Spitze verengt, etwa 2!1/,mal so lang
wie an den Schultern breit. Halsschild länger und breiter, kaum
oder nicht schmaler als die Flügeldecken; Seiten stark gerundet,
zuweilen mit einer Spur einer weißlichen Längsbinde. Flügel-
decken 3mal so lang wie der Halsschild. Schwarz; Brust schwarz-
braun; Abdomen, Vorder- und Mittelbeine, Hinterschenkel sowie
dıe unverdickten sechs Basalglieder der Fühler gelbrot. 11—14 mm.
—- S. Somali: Dijtanden-Horo Bussar (v. Erlanger Bln.), Horo
Bussar-Abrona (24. V.01 v. Erlanger BlIn.), Abrona (25. V. 01
v. Erlanger Bln.), Bardera (31. V.01 v. Erlanger Bln.).
erlangeri sp. n.
3‘ Flügeldeeken dicht und grob — wie bei den folgenden Formen
— punktiert und gerunzelt, die erhabenen schmalen Runzeln
glänzend, die Punkte an der Basis am größten und stärksten.
Halsschild fast quadratisch, seitlich der Scheibe mit einer weißen
Haarbinde. Schwarz; Flügeldecken blau oder blaugrün. Abdomen
rot, Beine schwarzbraun, Vorder- und Mittelschenkel vor der
_
4!
!) H. pallidiventris Jord. wurde vom Autor als aus Caffraria stammend be-
schrieben (Nov. Zool. I, 1894, p. 185). Beim Lesen der Beschreibung wird man
sofort an Arten aus Somali und Abessinien erinnert, denn die nur für diese so
charakteristischen und eigenartigen Färbungen soll das Tier aus Cafiraria auf-
weisen. er Fundortzettel ist sicher vertauscht und die Art identisch mit
H.raffrayi Fairm.
Die afrikanischen Callichrominen. 187
Spitze, Hinterschenkel an der Basis breit rot gefärbt. Oder die
Vorder- und Mittelschenkel und der Fühlerschaft sind ganz rot.
14---15 mm. — Somali: (n. Fairm. 1882), S. (v. Erlanger Bln.).
testaceiventris Faırm.!)
2' Unterseite und Beine ganz oder zum größten Teile schwarz;
Halsschild mit großen und breiten, flachen Punkten regelmäßiger
netzartig bedeckt, glänzend. Fühlerschaft kräftig punktiert und
stellenweise deutlich stark gerunzelt. Seiten des queren, schwächer
gewölbten Halsschildes unter der weiß behaarten Querbinde
stumpfwinkelig vorgezogen.
Hinterschenkel kurz, die Spitze der Flügeldecken nıcht überragend,
mit langer, schmaler und flacher Keule. Der unverdickte Basal-
teil der Hinterschenkel flach, zur Spitze allmählich verbreitert
und dann in die schwach oder kaum abgesetzte Keule übergehend.
Flügeldeckenspitze gerade abgestutzt, die Außenecke stumpf
und gerundet. Hinterschienen allmählich zur Spitze verbreitert,
in der Basalhälfte schwach nach innen und in der Apikalhälfte
stärker nach außen gebogen. Schwarz; Flügeldecken hellblau
und glänzend, Keule der Vorder- und Mittelschenkelrot. 16—18 mm
— Togo: Bismarekburg (Conradt Bln.). togonieus sp. n.
a) Wie die Nominatform, aber matter und breiter. Zuweilen mit
schlecht begrenzter Mittellinie auf dem Halsschild. Flügel-
decken dunkel- oder schwarzgrün. 19-20 mm. — Njam-
Njam: Sennio (Bohndorff Bln.). subsp. bohndorffi nov.
5° Hinterschenkel lang, die Spitze der Flügeldecken — meist mit der
Hälfte der Keule — überragend, mit länglicher und ziemlich
dicker, glänzender Keule. Der unverdickte Basalteil der Hinter-
schenkel nahezu stielrund und bis zum Anfang der plötzlicher
beginnenden Keule gleich breit. Hinterschienen im Basalteil
gerade und schmal, im Apikalteil schwach nach innen gebogen
und verbreitert.
Spitze der Flügeldecken gerade abgeschnitten und mit spitziger
Außenecke. Halsschild mit kleineren eng stehenden, tieferen
und unregelmäßiger netzaıtig angeordneten Punkten besetzt,
wenig glänzend. Hinterschienen zur Spitze mäßig verbreitert,
ihr Innenrand vor der Spitze konkav. Schwarz, Flügeldecken
blau, blaugrün, grün oder dunkel rotviolett; Keule der Vorder-
und Mittelschenkel rot. 10-15 mm. — Mozambique: Tette
(Peters Bln.), Tschinde (d. Fruhstorfer Bln.). — D. O.-Afr.:
Kasanga (Bln.), Bagamoyo (VI.05 Methner), Panganı (V. 04
Methner), Handei (Bln.), Masinde (V.04 Methner), Kwa-Sigi
(V.04 Methner), Mombo-Amani (3.—9. XI. 04 Uhlig Bin.),
Tanga (IV.93 Neumann Bln.), Kilimandjaro (Förster Bln.),
—
5
_
6’
!) H.argyrothorax Fairm. aus Makdischu halte ich nach der Beschreibung
(Ann. Soc. Ent. Belg. XX VIII. 1884, Bull. p. 77) nicht für synonym zu AH. in-
signis Gerst.,, wie Fairmaire später (Ann. Soc. Ent. Fr. 6, VII. 1887, p. 333)
selbst angibt, sondern für eine Form oder Rasse des ZH. testaceiventris Fairm.
6. Heft
188
1’
Martin Schmidt:
Kibonoto (n. Auriv. 1908), Moschi-Aruscha (18.—22. VIII. 04
Uhlig Bln.), Ssonyo (Uhlig Bln.), Utimbaru-Muansa (12. VI. 15
Holtz coll. Methner), Kwakiyembe (V. 16 Methner). — Br. O.-Afr.:
Ob. Mwena und Ramissi (V. 16 Methner). insignis Gerst.
a) Wie die Nominatform, Flügeldecken blau, blaugrün, schwarz-
grün oder zum Teil hell rotviolett. Alle Beine ganz schwarz.
12— 15 mm. — (albicornis Dist.). — Kapland:-(n. Dist. 1904, Bln.,
Stett.), East London (Hbg.). — Natal (n. Fährs. 1872, n. Dist.
1904, Pöppig Bln.). — Delagoa-Bai (Monteiro Bln., n. Dist.
1904). — Transvaal: Lydenburg Distr. (n. Dist. 1904). —
Mozambique: Sandacca (III. 03 Rolle BlIn.), Tschinde (d.
Fruhstorfer Bln.). subsp. glabripennis Fährs.
Flügeldecken schwach gerundet abgestutzt und mit stumpfer
Außenecke. Halssehild mit großen flachen, regelmäßig netzartig
angeordneten Punkten besetzt, überall auf der Scheibe glänzend,
seitlich mit ziemlich spitzen Höckern. Hinterschienen im Apikal-
teil gerundet und stärker, fast blattartig verbreiteıt. Innenrand
vor der Spitze gerade. Schwarz; Flügeldecken blau, blaugrün
oder olivgrün; Keule der Vorder- u. Mittelschenkel rot. 13—16 mm
— (cyanipennis Thoms.). — Transvaal: Waterberg-Distr. (n.
Dist. 1904). — Matabeleland: Buluwayo (n. Dist. 1904). — .
Ngami-See (n. Dist. 1904), Tschanocha-Tassalakane (28.-—31. XL.
06 Seiner Bln.). — D. SW.-Afr.: (Hbg.), Windhuk (Techow Bln.),
Okahandja (Casper Bln.), Otjosondu-Kub (Casper Bln.).
notaticollis Perroud !)
Scheibe des Halsschildes seitlich mit je einer breiten, langhaarigen
Längsbinde, die weit auf die Scheibe hinaufreicht und breiter
ist als der frei und kahl bleibende Mittelstreif. Hinterschenkel
lang gestielt und mit länglicher ziemlich dieker Keule. Schwarz;
Flügeldecken goldig-kupfern. Umgebung des Schildchens blau-
grün, ein Fleck auf dem Kopf zwischen den Fühlern und die
Seitenlängsbinden des Halsschildes rot.2) — Bei den beiden mir
vorliegenden Stücken aus der coll. Methner sind der Fleck zwischen
den Fühlern und die Halsschildbinden goldgelb und die Keulen
der Vorder- und Mittelschenkel rot. — 12-—15 mm. — D. O.-Afr.:
Tabora (n. Fairm. 1887), Kahama-Ukemba (28. XII. 15 Holtz
coll. Methner), S. Usagara (V. 13 Schuster coll. Methner).
pretiosus Fairm.
t) (Olosteromerus) amabilis Pering. aus N.-Ovamboland ist ein Helymaeus
und sicher verwandt mit dieser Art, wenn nicht gar synonym zu ihr. Nach der
Beschreibung kann ich die Art von der oben genannten nicht unterscheiden,
auffallend ist nur, daß Peringuey die weißen Seitenbinden des Halsschildes
nicht erwähnt.
2) Fairmaire schreibt „rufo-velutino*. Ein derart gefärbtes Tier ist mir
unbekannt. Sollte das typische Stück fettig oder beschmutzt gewesen sein?
Da F. ferner nicht besonders die Farbe der Schenkel erwälint, so nehme ich an,
dab sie bei seinem Exemplar wie die ganze Unterseite schwarz sind.
Die afrikanischen Callichrominen 189
61. Gattung: Ctenomaeus nov.!)
Typus: senex sp.n.
1“ Flügeldecken breit, grob und weitläufig gerunzelt und punktiert,
2
die Punkte groß und eckig, ihre Zwischenräume schmal und
glänzend. Halsschild schwach quer und wie der Kopf ziemlich
wollig weiß behaart. Hinterschenkel schwach gekeult, von der
Basis bis zur Keule allmählich verdickt. Schwarz, Flügeldecken
grün oder blau, Vorder- und Mittelbeine, Basis der Hinter-
schenkel und -tarsen sowie ein Fleck in der Mitte der Hinter-
schienen rot oder gelbrot. Das Abdomen ist entweder nur an der
Spitze, oder in größerem Umfange oder gänzlich gelbrot. Hals-
schild außer der wolligen weißen Behaarung seitlich mit dicht
anliegend weiß behaartem Längsstreif. Unterseite abstehend
und nur an den Seiten anliegend dicht fleckig weiß behaart.
15-—18 mm. -— 8. Somali: Karo Lola-Sarigo (8.V. 01 v. Erlanger
Bln.), Djido-Dameso (14. V. 01 v. Erlanger Bln.). senex sp. n.
Flügeldecken lang und schmal, dicht und feiner punktiert und
gerunzelt, die einzelnen Punkte tief eingedrückt, oft ohne deutliche
Zwischenräume, diese glänzend. Halsschild länger als breit,
Scheibe sehr spärlich, nicht so dieht wie der Kopf, abstehend
weiß behaart. Hinterschenkel mit abgesetzter länglicher Keule,
der unverdickte Basalteil dünn, gleich breit und fast stielrund.
Schwarz, Flügeldecken grün, Vorder- und Mittelbeine rot. Unter-
seite in der Mitte dicht anliegend und dazwischen lang abstehend
weiß behaart. 12mm. — N. Nyassa-See: Ubena-Langenburg
(IV. 99 Götze Bln.). comosus Sp. n.
62. Gattung: Hypargyra Gahan
Typus: cribripennis Gah.
1“ Unterseite an den Seiten dicht grauweiß behaart, jedoch auch die
9
5
Mitte der Hinterbrust und der Abdominalsegmente überall
ziemlich dicht grau behaart und gedrängt fein punktiert, daher
die Unterseite kaum glänzend. Auf dieser zwischen den grauen
Haaren mit einzelnen gelben starren Borsten besetzt.
Halsschild außer den weiß oder gelb behaarten Längsbinden an
den Seiten der Scheibe jederseits der oft glatteren und glänzenderen
Mittellinie mit je einer dünn behaarten Längsbinde, die oft mehr
oder weniger undeutlich erscheint. Spitze der Flügeldecken
abgestutzt. Kopf und Schildchen weißlich anliegend behaart.
Schwarz; Flügeldecken grün, an der Naht bläulich oder blaugrün
oder mit Purpurglanz. Beine schwarz, Vorder- und Mittelschenkel
rot, oder Beine ganz rot und nur die Keulen der Hinterschenkel
ı) Der mir unbekannte (Litopus) helymaeoides Auriv. aus Nyassaland,
Mlanje Berg, scheint mir, nach der Beschreibung zu urteilen, dieser Gattung
nahe zu stehen und der Typus einer neuen zu sein.
6 Heft
190 Martin Schmidt:
schwarz. Fühler schwarz, fein schwarz oder grau behaart. 14—
185mm. — D.O.-Afr.: Panganı (III. 04 Methner), Korogwe-
Mkaramo (V. 93 Neumann Bln.), Mkaramo-Majuje (V. 93 Neu-
mann Bln.), NW.Usagara (1700-—1900 m, 15. XII. 12 Methner‘,
Mamboia, Mpapua (n. Gah. 1890). eribripennis Gah.
a) Kleiner, mit kürzeren Beinen. Flügeldecken rötlich-violett,
an der Naht meist kupfern oder goldgrün, oder ähnlich der
Nominatform gefärbt. Naht in der Apikalhälfte der Decken
erhaben und jederseits von ıhr eine Längsstrecke vertieft
liegend. Fühler und Beine rot, meist die Schenkel an der Spitze
geschwärzt oder schwarz. 11-16 mm. — D. O.-Afr.: Ugogo-
Unyamwesı (1100-—1200 m, Marschall Bln.), Manjoni (Bln.,
Hbg.), Mangati (8. IV. 07 Methner Bln.), Butimbwa (20. XII.
15 Holtz coll. Methner), Kahama (25. XI. 15, I. 16 Holtz
coll. Methner), N. Nyassa-See: Ubena-Langenburg (IV. 99
Götze Bln.). — Ostafr. (n. Fairm. 1897).
subsp. discors Fairm.
Halsschild nur mit einer weiß behaarten Längsbinde an den
Seiten der Scheibe; Mitte der Scheibe kahl, ohne deutliche glatte
Mittellinie, nur in der Mitte der Basis etwas weitläufiger punktiert.
Fühler schwarz, Schaft rot. Beine ganz rot, Hinterschenkel die
Spitze der Flügeldecken nicht erreichend, wenig länger als die
Mittelschenkel, mit langer flacher, aber breiter Keule. 14mm. —
S. Uhehe: Iringa- Mgololo (III. 99 Götze Bln.).
—
2
erassipes sp. n.!)
Unterseite an den Seiten sehr dicht fleckig weiß behaart, Mitte
der Hinterbrust und der Abdominalsegmente glatt und glänzend,
zuweilen nur äußerst fein und spärlich mit einzelnen Härchen
besetzt, außerdem auch die gelben starren Borsten meist vor-
handen. Nur die Seiten der Scheibe des Halsschildes mit je einer
Längsbinde über dem schwachen Höcker. Spitze der Flügeldecken
mehr gerundet. Kopf fein und spärlich anliegend behaart. Hals-
schild mit mehr oder minderdeutlicherglatterMittellinie. Schildchen
glatt. Schwarz; Flügeldecken grün mit blauem Schein oder blau.
Beine schwarz, meist die Vorder- und Mittelschenkel, zuweilen
auch die Hinterschenkel an der Basis, rot. — Ein $ des Mus.
Bln. vom Makonde-Hochland hat ganz schwarze Beine und
schwarzviolette Flügeldecken. -— 8—17 mm. -— (similis Gah.,
?matabelenus Pering.)2) -— Sansibar (Hildebrand BlIn.), Taru-
Mombassa (Thomas Bln.), Ob. Mwena und Ramissi (V. 16 Methner),
m
1
\) Helymaeus vitticollis Auriv. aus D.O. Afr., Lukuledi, welche dieser Art
sicher sehr nahe steht, blieb mir unbekannt.
?) Die Beschreibung Peringueys für (Hypocrites) matabelenus Pering. aus
Matabelelaud, Buluwayo paßt auf ZH. albilateris Harold. Mir liegen keine
Stücke aus jener Gegend vor, doch ist es nicht unwahrscheinlich, daß die Ver-
breitung jener Art so weit nach Süden reicht.
Die afrikanischen Callichrominen. 191
Kwakiyembe (V.16 Methner), Unt. Umba (XI. 15 Methner),
W. Usambara (V. 04 Methner), Makonde-Hochland bis Mikindani
(22.-—26. XII. 10 Grote Bln.). albilateris Harold
63. Gattung: Rhadinomaeus nov.
Typus: rufipes Fährs.
Schwarz; Flügeldecken blau, dicht gerunzelt und punktiert.
Beine rot, Spitze der Hinterschenkel, Hinterschienen und -tarsen
schwarz. Fühlerschaft ziemlich zerstreut punktiert und glänzend.
Hinterschenkel schlank, mit länglicher Keule. Unterseite an-
liegend weiß behaart. 11—15 mm. — Natal (n. Fährs. 1872).
— DBetschuanaland (Seiner BlIn.). — D.SW.-Afr.: Windhuk
(Techow Bln.), Groß-Barmen (Da.), Herero (Lübbert Bln.).
rufipes Fährs.
64. Gattung: Phyliomaeus nov.!)
Typus: nigricolles Kolbe
Stirn und Fühlerschaft dicht gerunzelt punktiert; Kopf, Hals-
schild, auf den Flügeldecken die Basis und drei, die Spitze nicht
erreichende, dünne Streifen kurz schwarz tomentiert. Das Spitzen-
viertel und die Streifen zwischen den Tomentlängsbinden glatt
. und glänzend. Beine dünn schwarz behaart. Schwarz; Fühler
kastanienbraun, Spitzenglieder schwarzbraun; Flügeldecken stahl-
blau, Beine ganz schwarz. 16 mm. — Br. O. Afr.: Taru-Mombassa
(Thomas Bln.). . nigricollis Kolbe
a) Wie die Nominatform, jedoch etwas breiter. Fühler heller rot.
Hinterschienen vor der schwächeren blattartigen Verbreiterung
an der Spitze gelb. 17mm. — D.O.-Afr.: Usaramo (Bln.).
subsp. tibialis nov.
65. Gattung: Agaleptus Gahan
Typus: quadrinotatus Pering.
1” Scheibe des Halsschildes mit gut begrenzten, sehr flachen Punkten
netzartig bedeckt. Die Zwischenräume dieser Punkte deutlich,
nicht stellenweise verwischt oder unterbrochen. Vorderes Flecken-
paar der Flügeldecken ungefähr in der Mitte zwischen Basis und
Mitte der Flügeldecken gelegen, nicht bis in Höhe der Schildchen-
spitze sich erstreckend. Ein zweiter kleinerer gelber Fleck auf
jeder Decke hinter der Mitte gelegen. Blau und glänzend, Flügel-
decken matter und tomentiert, Endglieder der Fühler schwarz
und matt. Brust und Seiten der Abdominalsegmente anliegend
fleckig weiß behaart. 7—12 mm. -—- Transvaal: Lydenburg-
Dist. (n. Dist. 1904). -— Delagoa-Bai (n. Dist. 1904). — Ufergelände
des Sambesi (n. Dist. 1904). — Makonde-Hochland: Ntschit-
!) Hierher gehört wohl auch die mir unbekannte (Phyllocnema) gloriosa
Pering. vom Sambesi, Victoria-Fälle.
6, Heft
199 Martin Schmidt:
schira, Mahuta-Newala (15.—16. XII. 10 Grote Bln.). — Moro-
goro: Mikesse (Janensch Bin.). quadrinotatus Pering.
a) Alle vier Flecken der Flügeldecken groß, die beiden vorderen
mehr nach der Basıs zu gelegen und, von der Seite gesehen,
den Vorderhüften stärker genähert. Endglieder der Fühler
schwach eckig nach außen vorgezogen und ebenfalls glänzend.
Gefärbt wie die Nominatform. 7,5 mm. — Trockenwald bei
Mtotohowu (IV. 16 Methner). subsp. maeulatus nov.
1‘ Die Zwischenräume der ım allgemeinen regelmäßiger quer und
netzartig angeordneten flachen Punkte schmal und fein, des
öfteren unterbrochen oder verwischt. Vordere Flecken der Flügel-
> decken der Basis stärker genähert und, wischartig ausgezogen,
sich bis in Höhe der Schildchenspitze erstreckend. Auch der
zweite Fleck ist der Mitte der Flügeldecken stärker genähert.
Blau und glänzend, Flügeldecken schwarz, höckerig tomentiert
und matt. Schenkel blaugrün. Brust anliegend weiß behaart.
10 mm. — D. O.-Afr.: Ugogo (v. Beringer und Jost Bin).
guttatus sp. n.
Vergleichende Morphologie.
Schon bei oberflächlicher Betrachtung der afrikanischen Callı-
chrominen fällt dem Beschauer die große Verschiedenheit in der
Größe der einzelnen Arten und Gattungen gegeneinander auf. Er
findet neben kleinen und schlanken, in allen Teilen des Körpers zierlich
gebauten Tieren solche von großer und plumper oder langgestreckter
und schmaler Gestalt. Einzelne Verwandtschaftsgruppen neigen
mehr dazu, eine kleine und zierliche Gestalt des Körpers anzunehmen;
dies ist der Fall bei allen Formen, die sich um die Gattungen Rhopalo-
meces und Phrlomeces gruppieren. Andere Gattungen sind langgestreckt
und schmal, wie Eultopus und Chromacilla, oder breiter und flacher,
aber immerhin noch als schlank zu bezeichnen; man wird hier vor allem
an Chromalizus, Mecosaspis und Verwandte, Helymaeus, einige Arten
der Phyllocnema, an Euporus und andere zu denken haben. Breit
hingegen und ausgesprochen plump gebaut sind Dictator, Otaromia,
Hadromastix, die großen Arten der Gattung Phyllocnema, Eugoa,
Eugoides nud ähnliche Formen. Innerhalb der Verwandtschafts-
gruppen bleibt ein bestimmter Bautyp bestehen, der sich durch die
Proportionalität der einzelnen Körperteile zueinander ausdrückt
und der es uns gestattet, Arten überhaupt als verwandt anzusprechen.
Im allgemeinen ist nun die Größe der einzelnen Individuen einer Art
auf bestimmte Maße beschränkt, über oder unter welche hinauszugehen,
der Organismus nicht imstande ist. Bei ungünstigen Lebensbedingungen:
Mangel an Nahrung, widriger Witterung, ungenügenden Raumverhält-
nissen und sonstigen Hemmungen muß dann die Larve oder Puppe
zugrunde gehen, während bei besonderens günstig Umständen die
Dauer der Entwieklungsperiode abgekürzt wird. Bei anderen, wider-
standsfähigeren Tieren ist der Organismus plastischer und in seinen
Die afrikanischen Calıichrominen. 19%
Entwicklungsmöglichkeiten weniger begrenzt. Es entwickeln sich hier
bei schlechten Lebensbedingungen trotzdem die Larven weiter und
liefern voll ausgebildete Imagines, die bedeutend kleiner ausfallen,
als sonst die Regel ist, während bei reichlicher Nahrung und günstigen
Lebensmöglichkeiten für die Art wahre Riesenformen entstehen
können. Derart variabel in der Größe sind unter den afrıkanischen
Callichrominen besonders Cloniophorus tricolor Jord. und Phyllocnema
latipes F. Die Größe der ersten Art beträgt, soweit bisher bekannt
ist, 11--19 mm, während die zweite 12--30 mm mißt. Ein ähnliches
Verhalten finden wir ja auch bei der einzigen in Deutschland heimischen
Callichromine, dem Moschusbock (Aromia moschata L.). Auch hier
sind die durch bestimmte Lebensbedingungen verursachten Größen-
unterschiede der einzelnen Individuen oft recht beträchtlich. Nach den
Angaben von Kuntzen spricht Reineck (1919) die Vermutung aus,
daß „die Größe lediglich Raumfrage ist“. Er erinnert an die Größen-
und Farbenunterschiede zwischen den Tieren, die in Weidenbäumen
sich entwickelten, und denjenigen, die in Korbweiden leben, und will
die einzelnen Weidenarten für das Zustandekommen der verschiedenen
Formen verantwortlich gemacht wissen. Wenn nun auch der zur
Verfügung stehende Raum nicht der einzige Faktor sein wird, der
die Gestalt der Käfer bedingt, so spielt er doch sicher eine bedeutende
Rolle und bewirkt mit den bereits angeführten Lebensbedingungen
die Form und das Aussehen der Art oder Rasse. Widerstandsfähigere
und an die Bedingungen der Umwelt besser anpassungsfähigere und
daher häufig vorkommende Arten neigen zu weiter Verbreitung und
sind wegen der ihnen zukommenden größeren Plastizität zu Rassen-
bildungen im weitgehenden Maße fähig.
Ein Faktor, der das Vorhandensein einer Rasse gerade bei den
afrikanischen Callichrominen meist noch stärker kennzeichnet, ist
die Färbung. Wie schon der Name unserer Gruppe besagt, haben
wir es hier im allgemeinen miö prächtig gefärbten Tieren zu tun. Zu-
nächst ist da die glänzend-meiallische Färbung des ganzen Körpers
oder der Mehrzahl seiner Teile zu erwähnen. Im allgemeinen zeigt
diese einen grünen, blauen oder blauvioletten Ton, der in bestimmten
Gegenden durch rotvioletten, kupferigen oder goldenen Glanz ersetzt
wird. Durch dicht gedrängte Skulptur erscheint die Oberfläche des
Körpers oft matt, während die Unterseite meist glänzend bleibt.
Andere Gattungen hingegen (Otaromia) sind düster gefärbt und wenig
oder nicht glänzend; zuweilen sind dann die Flügeldecken (Anubis,
Xanthospila) mit gelben Binden oder Flecken versehen. Die eigentliche
mehr oder minder glänzende Grundfärbung wird oft auf der Oberseite
von einer Behaarung bedeckt, die aus dichtem, schwarzen oder bunt
geflecktem Toment besteht (Phyllomaeus, Compsomera, Jonthodes)
und die Färbung verdeekt; oder das Toment ist sebr kurz und dünn
und läßt diese durchscheinen. Eigenartig mit langen, aufrecht und
wenig dicht stehenden Haaren wird besonders die Basalhälfte der
Flügeldecken von Oloniophorus erinitus nov. besetzt. Auf der’ Unter-
seite ist die Behaarung gewöhnlich kurz und anliegend, selten .ab-
Archiv für Naturgeschichte.
1922. A 6. 13 6.Neft
194 Martin Schmidt:
stehend (C’hromalizus basalis White, einige Synaptola) oder zuweilen
besonders an den Seiten dicht und lang (Chromalizus; Philematium
greeffi Karsch).
Die verschiedenen Formengruppen weisen wie im Gesamthabitus
so auch in ihren einzelnen Körperteilen große Unterschiede zueinander
auf. Vergleicht man den Vorderkopf eines Litopus und
miteinander, so ist man über den großen Unterschied zwischen beiden
einigermaßen erstaunt. Bei der ersten Gattung ist der Clypeus kurz
und breit, deutlich aufgebogen und gegen die breite, mehr gewölbte
Stirn durch eine tiefe Querfurche abgeteilt. Zu beiden Seiten der Stirn
ziehen, von den Fühlergruben beginnend, breite Längswülste bis zur
Basis der Mandibeln und grenzen Stirn und Clypeus gegen die Wangen
und Augen scharf ab. Diese, gewölbt und groß, sind von den Seiten
der Stirn abgerückt und bleiben von den Längswülsten durch eine
Ausrandung abgegrenzt. Die kräftigen Mandibeln sitzen mit breiter
Basis dem Kopfe an und endigen in eine scharfe nach innen gekrümmte
Spitze. Einen gleichen oder ähnlich gebauten Vorderkopf zeigt die
Mehrzahl der Gattungen; wenn auch die einzelnen Teile mehr oder
minder stark modifiziert sind, so tritt dennoch der ursprüngliche
Bautyp deutlich hervor.: Bald ist der Clypeus länger und weniger
scharf abgegrenzt, bald sind die Seitenwülste schwach und schmaler.
Ganz anders gestaltet ist der Kopf eines Rhopalomeces. Stirn und
Clypeus bilden hier ein Ganzes; keine, auch nur angedeutete, Quer-
furche läßt beide gegeneinander abteilen. Der ganze Vorderkopf ist
langgestreckt und schmal, gleichmäßig skulptiert und seitlich gegen
Wangen und Augen nicht oder nur sehr undeutlich abgegrenzt. Diese
sind klein und der Stirn stärker genähert; die Mandibeln bleiben
schwach und klein. Einen derartigen Bau des Kopfes zeigen alle mit
Rhopalomeces verwandten Gattungen, so z.B. Philomeces, Homalo-
ceraea, Promeces, Phrosyne, Euporus und andere. Die Mandibeln
erscheinen uns außerdem in einer dritten, auffallend gestalteten Form.
re EN a
ET ELTERN RITTER
Sie sind kräftig, an der Basis breit und laufen in eine gerade, nicht
nach innen gebogene Spitze aus. Der Vorderkopf erscheint daher
außergewöhnlich lang, besonders von der Seite gesehen. Derart gebaut
sind die Mandibeln von Ozyprosopus und Conamblys, ähnlich bei
Philematium und Mecosaspis. Eigenartig sind fernerhin diejenigen
der $$ von Dictator und Gwitelia durch monströse Verdiekung, die
besonders bei der ersten Gattung so stark ist, daß der gesamte Vorder-
kopf ein abenteuerliches Aussehen erhält.
Für die gesamte Gruppe der Callichrominen charakteristisch ist
die Gestalt der Maxillen. An ihnen ragt besonders die lange und
schlanke Außenlade durch ihren reichen Haarbesatz an der Spitze
hervor; auch die Innenlade ist lang und dicht behaart. Beide zeigen
in ihrer Form eine Anpassung zu leckenden Mundwerkzeugen für den
Blütenbesuch und haben größere Ähnlichkeit mit denen der gleichfalls
blütenbesuchenden Lepturinen, ein Umtsand, der die Systematiker
veranlaßte, diese im System in die Nähe der Callichrominen zu stellen.
Kürzer als die Außenlade bleiben die Maxil'arpalpen, welche von den
Die afrikanischen Callichrominen. 195
Labialpalpen ebenfalls an Länge übertroffen werden. Die Augen werden
durch die Fühlergruben meist tief eingebuchtet und ausgerandet und
ragen mit ihren Innenlappen bis über die Fühlergruben weit auf den
Scheitel hinauf, der zwischen den Fühlern stets mit einer tief ein-
gedrückten Längsrinne versehen ist. Diese setzt sich gewöhnlich bis
auf die Stirn hinab fort, bildet hier einen Mittellängsstreif und reicht
zuweilen bis an den Clypeus heran.
Eine große Verschiedenartigkeit in Länge und Form zeigen die
Fühler; und zwar erstreckt sich ihr ungleicher Bau nicht nur auf
Vertreter verschiedener Gattungen und Arten, sondern gewöhnlich
ist die Form der Fühler beim $ eine ganz andere als beim 9. Meist
ist deren Verschiedenheit, wie bei der Mehrzahl der Cerambyeinen
engeren Sinnes, so groß, daß man an ihrer Ausbildung die Geschlechter
am leichtesten unterscheiden kann. Geringfügigen Unterschied hin-
gegen zeigen einige kurzfühlerige Formen wie Rhopalomeces, Homalo-
ceraea, Oxyprosopus, Synaptola, Mecosaspis und andere. In den weitaus
meisten Fällen jedoch ist der Fühlerbau des $ anders als der des 2.
Im männlichen Geschlecht besonders besteht die Neigung, die End-
glieder zu vergrößern, ein Verhalten, das wir in den verschiedensten
Käferfamilien antreffen und das sich aus der zahlreichen Anlage von
Sinnesorganen gerade bei diesem Geschlecht erklären läßt. Das Prinzip
der Oberflächenvergrößerung der Endglieder offenbart sich bei unserer
Gruppe durch Verlängerung derselben, welche dann um bewegungs-
fähig zu bleiben, dünn und schlank gebaut sind und den Körper oft
ganz beträchtlich überragen. Eine große Anzahl von Gattungen
zeigt diesen Bau. Andernteils wird dieses Ziel erlangt durch Ver-
‚breiterung der Endglieder, die dann oft beträchtlich dicker sind als
die Basalglieder (Homaloceraea und verwandte Gattungen), zuweilen
seitliche Fortsätze nach außen oder nach außen und innen bilden
(Helymaeus) und schließlich weitläufig gekämmt sein können (Üteno-
maeus). Die 22 sind im Bau der Fühler auf einer ursprünglicheren
Stufe stehen geblieben. Da sind es nur die in dieser Hinsicht hoch
spezialisierten Formen, die auch im weiblichen Geschlecht das Be-
streben zur Geltung kommen lassen, längere und schlanke Fühler
auszubilden. An erster Stelle wird man hier an Zulitopus, Chromacilla
und Chromalizus zu denken haben. Die übrige Mehrzahl behält die
kurzen Fühler bei, welche entweder nahezu gleieh diek oder selten
zur Spitze schwach verjüngt sind oder wie die $$ stark verdickte
Endglieder besitzen. Auffallend erscheint die Form des 6. Fühler-
gliedes bei den 92 einiger Compsomera-Arten. Es ist zur Spitze kolbig
verdickt mit gerundeter Innen- und gerader Außenseite und breiter
als die Spitzen- und anliegenden Basalglieder. Das 6. Glied ist ge-
wöhnlich dasjenige, bei dem die Verdickung der Endglieder ansetzt.
Hier nun hat es den Anschein, als ob die Spitzenglieder erst sekundär
wieder, und zwar von der Spitze beginnend, verschmälert sind. Die
Zahl der Glieder beträgt in beiden Geschlechtern gewöhnlich 11,
nur selten steigt sie beim $ auf 12 (Promeces). Das Basalglied, der
Schaft, ist entweder schlank und mit abgerundeter, oder dick und
13* o.mst
196 Martin Schmidt:
mit spitziger Außenecke. Zuweilen (Jonthodina, Otaromia) wird diese
breit und lang schaufelförmig. Das folgende 2. Glied bleibt stets
sehr klein und unscheinbar, während das 3. gewöhnlich lane und
kräftig ist.
| Neben dem Kopf, seinen Anhängen und den Beinen finden wir im
Halsschild denjenigen Teil des Körpers, der den meisten Veränderungen
in Gestalt und Größe unterworfen ist. Er kann quer, ungefähr qua-
dratisch und, wie es meist der Fall ist, länger als breit sein. Dabei
ist die Oberfläche entweder abgeflacht oder verschieden stark gewölbt.
An der Basis ist der Halsschild stets stärker oder schwächer eingeschnürt,
und zwar erstreckt sich die Einschnürung’ auch auf die Oberseite.
Daher kommt die Basis des Halsschildes tiefer als die der Flügeldecken _
zu liegen, ein Merkmal, das für die Callichrominen charakteristisch ist.
‘Meist befindet sich ein Stück hinter dem Vorderrand eine zweite
Einschnürung, die entweder schwach oder nur seitlich deutlicher ist
oder so stark und auch dorsal tief wird, daß die Strecke zwischen ihr
und dem Vorderrand als „Kragen“ abgesetzt wird. Durch diese beiden,
die Apikal- und Basaleinschnürungen des Halsschildes, wird eine
innigere Artikulation zum Kopf einerseits und zur Mittelbrust anderer-
seits erzielt. Wir finden stärke Einschnürungen bei großen und, wie
aus dem ganzen Bau der betreffenden Käfer geschlossen werden muß,
gut fliegenden Tieren, während bei kleinen oder plumpen Formen
die Artikulation zwischen Kopf, Halsschild und Thorakalabdomen
weniger eng ist. Es ist erklärlich, daß für schnelle Flieger, die als
Blütenbesucher auf den Flug angewiesen sind, die festere Verbindung
der einzelnen Körperteile von Vorteil ist. Dieser muß sich besonders
bei großen Tieren, deren Schwerpunkt infolge mächtiger Entwicklung
des hinteren Körperabschnittes nach rückwärts verlegt ist (vergl.
Demoll 1918), geltend machen. Da ferner die langen Fühler der
Cerambyeinen während des Fluges durch ihr Gewicht und den Luft-
widerstand während der Bewegung eine stärkere Belastung des Kopfes
erfordern, so ist für diesen eine Apikaleinschnürung des Halsschildes
sicherlich von Bedeutung. Für kleine Formen kommt dieser Umstand
wohl weniger in Frage, jedoch wird man auch hier bei längerem Thorakal-
abdomen, sobald der Halsschild kurz bleibt und nicht verlängert wird,
kräftige Einschnürungen des letzten antreffen. Starke Apikal-
einschnürungen finden wir bei Eulitopus, Chromacilla, Sphingacestes,
den großen Euporus, Chromalizus und Phyllocnema. Die Strecke
zwischen Kragen und Basis des Halsschildes, die Scheibe, ist zuweilen
erhöht, besonders stark und mit steil abfallenden Seiten versehen
bei einigen Arten der Gattung Mecosaspis.
Interessant und für die Systematik von Bedeutung ist die Seiten-
bewehrung des Halsschildes.. Bei nieht wenigen Formen (Homalo-
ceraea bis Eulitopus, Hypocrites, Pelidnopedilon, Promecidus, Colo-
bizus u.a.) sind die Seiten gleichmäßig gerundet und treten gewölbt
nach außen vor. Als erstes Anzeichen einer Bewehrung zeigt sich
ein kleiner Buckel, der sich zu einem stumpfen Höcker oder schließlich
zu einem spitzen Dorn entwickeln kann, oder eine Längswulst tritt
Die afrikanischen Callichrominen, 197
an deren Stelle. Meist sitzen die Seitendornen mit breiter Basis den
Seiten auf und haben die Gestalt eines spitzen Kegels, in einigen
Fällen jedoch (Jonthodina, Orygocera, mehrere Cloniophorus) ist die
Bewehrung in Form eines Zahnes schmal, spitz und von gleicher Dicke.
In der Ausbildung der Skulptur zeigen sich gleichfalls für die Systematik
wichtige und charakteristische Merkmale. Oft ist die Scheibe an-
scheinend regellos mit kleinen oder größeren und genabelten (Rhopalo-
meces) oder schräg eingestochenen und rissigen (Rh. rimosus nov.,
Philomeces integricollis Kolbe) Punkten bedeckt. Regelmäßiger wird
die Skulptur, wenn an bestimmten Stellen, besonders auf der Scheiben-
basis, die Punkte so dicht stehen, daß sie sich einander berühren und
dann kennzeichnende Längs- oder Querrunzeln bilden (Mecosaspis,
Philematium, Homaloceraea). Sehr charakteristisch erscheint die
Skulptur bei einigen, durch sie gezeichnete Formen. Wir haben hier
zu nennen die großen, tiefen und rissigen Punkte von Phrosyne und
Euporus, die regelmäßigen und parallelen Querriefen von Cloniophorus
und Chromacilla und die netzartig angeordneten flachen und großen
Punkte von Helymaeus und verwandten Gattungen. Die Scheibe des
Halsschildes ist manchmal glatt und dabei flach oder gleichmäßig
gewölbt (Eultopus, Utopileus, Rhopalomeces), des öfteren jedoch
treten auf ihr Vertiefungen und Höcker auf. Jene, gewöhnlich jeder-
seits des mäßig erhöhten Mittellängsstreifens oelegen, zeichnen sich
durch dichte Skulptur aus, während diese, meist glatt und am. Vorder-
rand der Scheibe am deutlichsten, zuweilen von konzentrischen Riefen
umzogen werden (Chromalizus). Eigenartig und für die Gattung
Compsomera charakteristisch sind halbmondförmige, mit der konkaven
Seite einander zugekehrte und genäherte Wülste auf der Scheibe,
die sich vielleicht auf die flachen Fortsätze des Episternums bei
Litopus zurückführen lassen.
Die Skulptur des Halsschildes wird zuweilen durch dichte und
kurze Behaarung (Toment) vollkommen bedeckt, welche schwarz
(Orphnodula, Phasganocnema, Phyllomaeus, Compsomera nigricollis
Gah. u.a.) oder bunt gefleckt (Jonthodes) sein kann. Häufig jedoch
ist das schwarze Toment spärlicher und läßt die metallische Grund-
färbung durchscheinen (Synaptola, Oxyprosopus, Rhopalizida, Chroma-
zus u. a.) oder es bildet zwei dichter behaarte Flecken auf der Scheibe
(Mecosaspis). Selten finden wir eine längere, abstehende und wenig
dichte Behaarung des Halsschildes; ihre Farbe ist weiß bei Otenomaeus
und gelb bei Anubis. Beieinigen Gattungen (Helymaeus und Verwandte,
Litopus argentatus nov.) treten jederseits der Scheibe dicht und an-
liegend weiß oder gelblich behaarte Längsbinden auf, zu denen bei
Hypargyra zuweilen noch zwei Binden auf der Mitte der Scheibe
hinzukommen.
Im Bau des Schildchens zei gen sich gleichfalls bei einigen Gattungen
nicht unwichtige Kennzeichen. Gewöhnlich bleibt es klein und besitzt
schwach gerundete Seiten und eine abgestumpfte Spitze; dabei stimmt
seine Färbung mit der des Halsschildes besonders bei metallisch glänzen-
den Tieren meist überein. Seine Skulptur, die gewöhnlich an den Seiten
6. Heft
198 Martin Schmidt:
am dichtesten ist, besteht aus Punkten oder undeutlichen Runzeln,
während die Mitte oft eingedrückt oder gerinnt, in der Mehrzahl der
Fälle glatt bleibt. Nicht selten aber erscheint auch die ganze Ober-
seite glatt. Behaarung des Schildchens tritt weniger häufig auf und
ist dann gewöhnlich dünn gestellt. Zuweilen jedoch (Griphapex,
Jonthodes, Compsomera) wird das Toment dicht und bedeckt den Unter-
grund. Besondere Erwähnung verdienen Bau und Skulptur des
Schildchens von Synaptola, Phrilematium und Mecosaspis. Schon bei
den größeren Arten der ersten Gattung treten schwache und wenig
gebogene Querriefen auf, die bei Phrlematium allgemein vorhanden
sind und bei Mecosaspis regelmäßig quer, dicht und parallel verlaufen.
Während die Riefen der ersten beiden Gattungen noch flach und ihre
Zwischenräume runzelartig gestellt bleiben, sind sie bei Mecosaspis
tief und gerade. Gleichzeitig mit dieser Ausbildung zeigt das Schildchen
die Neigung, lang und spitz zu werden. Durch seine Ausdehnung
wird der Nahtrand jeder Flügeldecke zur Seite gedrängt, und die
lange Spitze des Schildchens schiebt sich zwischen sie ein. Interessant
ist nun, daß bei einzelnen Arten der Gattung die Schildchenlänge
nicht für alle Individuen einer Art dieselbe bleibt und die lange Spitze
zuweilen verkümmert. Diese bleibt dann unausgefärbt, biegt sich
nach oben oder unten und erweckt in uns den Anschein, eine kurz-
schildige Form vor uns zu haben. An dem Raum jedoch, den die
Flügeldecken unmittelbar hinter dem Schildchen freilassen, und
dessen verkümmerter Spitze kann man den wahren Bau erkennen.
Die Flügeldecken sind in ihrer Ausbildung ebenfalls Veränderungen
unterworfen, die zwar für bestimmte Gattungen charakteristisch, aber
im allgemeinen weniger groß und auffallend sind als z.B. am Hals-
schild. Sehen wir von den Gattungen mit verkürzten Decken (@uitelva,
Nothopygus) ab, so begegnen uns die normal langen Flügeldecken in
flacher oder gewölbter, in paralleler, nach hinten verschmälerter oder
vor der Spitze schwach verbreiterter Form. Gewölbte Decken sind
in der Regel auch nach hinten verschmälert (Rhopalızus, Rhopalızıda,
Chromalizus, Synaptola, Anexamita, Jonthodes und andere). Diese
Gestalt kommt oft dadurch zustande, daß die Spitzenhälfte der Decken
seitlich stärker unter das nach hinten verschmälerte Abdomen gebogen
sind. Aber nicht nur gewölbte, auch flache Flügeldecken sind zuweilen
zur Spitze verengt; sie bleiben jedoch im allgemeinen mehr parallel
und besonders bei kleinen und zierlichen Arten (Rhopalomeces, Phrilo-
meces) nahezu oder ganz linear. Selten ist die Apikalhälfte seitlich
verbreitert und gerundet vorstehend (Rhopalomeces). Die Schultern
werden meist durch einen kurzen Eindruck abgesetzt und stehen
dann etwas vor. Gewöhnlich liegt der Seitenrand der Flügeldecken
auf der Unterseite, nur in einzelnen Fällen, bei flachgedrücktem
Körper (Mecosaspis), ist er breit, besonders hinter den Schultern
flach und bis zur Spitze, von oben gesehen, zu verfolgen. Entweder
sind nun die Spitzen der Decken an der Naht abgeschrängt, so daß
eine jede einzeln verrundet erscheint, oder die Naht ist dort gerade,
und die Decken sind gemeinschaftlich abgerundet. Zuweilen sind sie
Die afrikanischen Callichrominen. 199
auch gerade abgestutzt (Helymaeus und verwandte Gattungen) oder
verschieden tief ausgerandet (Griphapex, Agaleptus). Außer der Naht
und der Seitenrandrippe bleiben auf der Scheibe der Flügeldecken
gewöhnlich 3, seltener 4 oder 5 Rippen deutlicher zu erkennen. Dies
ist der Fäll bei weniger dicht und tief skulptierten Formen. Wird
dagegen die Skulptur besonders dicht und gerunzelt, wie wir sie in
unserer Gruppe recht oft antreffen, so verschwinden die Rippen fast
gänzlich. Wenn auch die aus Punkten und Runzeln oder nur aus
feinen Punkten bestehende Flügeldeckenskulptur oft einheitlich
erscheint, so sind dennoch gewöhnlich der zum Halsschild abfallende
Basalteil der Flügeldecken, die Schultern und die Umgebung der
Flügeldeckenspitze feiner punktiert oder gerunzelt und glänzender.
Zuweilen bleibt das gesamte Basaldrittel oder auch -viertel der Decken
von Punkten verschont und glatt (Rhopalızus).
Die Skulptur behaarter Flügeldecken wird zum großen Teil aus
den kleinen haartragenden Punkten gebildet, welche entweder so dicht
stehen, daß das Toment stellenweise oder überall den Untergrund
bedeckt (Phasganocnema, Orphnodula, Mecosaspis, Tarsotropidus),
oder weiter auseinander gerückt sind, wobei ihre Zwischenräume
glatt oder runzelig werden. In einigen Fällen ist das Toment zu
Streifen oder Flecken angeordnet; dann bleiben die Strecken zwischen
den einzelnen Flecken oder Streifen glatt (Mecosaspis), oder sie sind
ebenfalls gerunzelt (Jonthodes). Neben der gleichmäßigen und meist
auf die gesamte Oberfläche verteilten Tomentierung zeigt sich bei
mehreren Arten (Ohromalizus, einige Cloniophorus und Prilematium)
in verschiedener Form, Länge und Dichtigkeit der Behaarung ein
gelb oder weiß behaarter Nahtstreif.
Stark verkürzte Flügeldecken sind bisher nur bei zwei Arten und
zugleich Gattungen (Guwitelia, Nothopygus) bekannt, welche keine
engeren phylogenetischen Beziehungen zueinander erkennen lassen.
Im männlichen Geschlecht überragen diese Decken die Hinterhüften,
sind am Ende zugespitzt und gegen die Naht schräg abgeschnitten;
im weiblichen Geschlecht dagegen erreichen sie die Hinterhüften
kaum, sind am Ende mehr abgerundet und ebenfalls gegen die Naht
zu abgeschrägt. Die häutigen, violett oder blau gefärbten Unterflügel
bleiben daher zum großen Teil unbedeckt und sichtbar, wöhrend sie
sonst, bei normaler Länge der Flügeldecken unter diesen verborgen
liegen.
; Die drei Abschnitte der Brust und die ihnen zugehörenden Ex-
tremitätenpaare bieten uns einige wichtige und für unsere Gruppe
-eigentümliche Merkmale dar. Da ist vor allem zu erwähnen, da‘ die
Gelenkpfannen der Vorderhüften rund und im allgemeinen nicht nach
außen schräg ausgezogen sind. Nur bei wenigen Gattungen (Zitopus,
Hospes) finden wir noch Anzeichen einer schräg gerichteten Ausbuchtung.
Zwischen die Vorderhüften dringt der Prosternalfortsatz ein. Er fällt
gewöhnlich in gleichmäßiger Rundung zur Mittelbrust ab und läuft
nur bei einigen Gattungen (Synaptola, Mecosaspis u. a.) in einen mehr
oder minder großen und spitzen Höcker aus. Die Episternen reichen
6. Heft
200 Martin Schmidt:
beim $ zuweilen weit bis auf die Scheibe hinauf (Zitopus) oder bilden
an den Seiten vor den Seitenhöckern (Jonthodina) oder allein für sich
(Dictator) dicke Wülste. Die Skulptur der Vorderbrust ist gewöhnlich
dicht und besteht oft aus Querriefen. Weniger charakteristisch ge-
staltet sind Mittel- und Hinterbrust, welche als Träger der ihnen
zukommenden Beinpaare von Bedeutung sind. Allgemein ist der Bau
der Mittelbeine ähnlich dem der vorderen. Dies zeigt sich in der Länge
der einzelnen Teile, der Form der gekeulten Scherkel, der Schienen
und Tarsen. Nur bei der Gattung Agaleptus stimmen Form und Länge
auffallend mit denen der Hinterbeine, anscheinend kei beiden Ge-
schlechiern, überein. Gewöhnlich sind nun die Vorder- und Mittel-
schenkel gut abgesetzt, dick oder flach gekeult und mit mehr oder
minder langem stielartigen Basalteil ausgestattet... Bei O’hromalizus
aureovittis Kolbe und Psrlacestes hingegen erscheinen die Schenkel
auffallend lang und von der Basis bereits beginnend gekeult. Bei allen
mit Synaptola verwandten Gattungen weis‘ n die Schenkel auf der
Unterseite einen spitzen und verschieden gut ausgeprägten Zahn
hinter einer kurzen Ausrandung auf, welcher bei Dolichaspis vermutlich
erst sekundär wieder geschwunden ist.
Die größte Verschiedenheit in Form und Länge zeigen entschieden
die Hinterbeine. Besonders die Schenkel lassen zwei Entwicklungs-
tendenzenerkennen. Die erste charakterisiert sich durch das Bestreben,
den Apikalteil in Form einer dicken Keule und den Basalteil in Form
eines langen Stieles zu entwickeln. Ursprünglich zur Spitze mäßig
angeschwollen (Litopus, Heospes), nımmt der Apikalteil allmählich an
Dicke zu (Litopus, Hospes, Homaloceraea, Rhopalomeces u.a.), bis er
schließlich eine scharf abgesetzte, flache oder breite Keule darstellt
(Phrosyne, Euporus, Promecidus, Rhopalizus, Colobizus, Ezximia,
Rhopalizodes, Anisoceraea, Philomeces, einige Rhopalomeces, Clonio-
phorus). Die Chitinmassen, die nach dem Apikalteil verschoben sind,
fehlen dem basalen Teil, welcher infolgedessen schlank und dünn wird.
Die andere Entwicklungstendenz geht dahin, einen schlanken, gleich-
mäßiger und allmählich verdickten Schenkel auszubilden. Von diesem
Bestreben beherrscht, erscheinen die Gattungen Rhopalizida, Chroma-
zus, einige Arten von Üloniophorus, Chromacılla, Synaptola, Phile-
matium und viele andere. Auffallend zart und schwach gebaut sind
die Beine von Anubis, Oligosmerus, deren Hinterschenkel das dritte
Abdominalsegment bei weitem nicht überragen. Auch diese Tiere
sind Blütenbesucher und benutzen sicherlich zur Fortbewegung vor
allem die Flügel, da die schmöchtigen Beine kaum geeignet sind, den
sehr langgestreckten Körper zu tragen. Ausgezeichnet durch ihren
kurzen, aber zugleich robusten Bau sind ferner die Beine der Gattungen
Otaromia, Hypatium und Psilomastix, während durch deren beträchtliche
Länge die Gattung Gwitehia hervorragt.
Die geraden oder gebogenen Hinterschienen reigen dazu, eine
breite oder abgeflachte Form anzunehmen. Entweder tritt diese
Verbreiterung schon an der Basis auf, so daß die Seiten bis zur Spitze
nahezu parallel laufen (Phasganoenema, Tarsotropidus, Oxyprosopus,
Key
Die afrikanischen Callichrominen, 201
Conamblys), oder diese macht sich erst im Apikalteil und dann plötzlich
bemerkbar. Im letzten Falle zeigen sich wieder zwei Arten der Ent-
wicklung.“ Bei Helymaeus und verwandten Gattungen weichen die
Seiten der Hinterschienen im Spitzendrittel schräg auseinander und
bilden so eine breite Fläche, die bei Phyllomaeus besonders stark
ausgebildet ist. Bei Phyllocnema dagegen beginnt die Verbreiterung
bereits viel früher, und zwar weichen die Seitenwände in geschwurgener
und gekrümmter Linie entweder nur nach außen oder nach außen: und
innen und bilden das für die Gattung charakteristische ‚Blatt‘. Im
Gegensatz hierzu weisen Colobizus tibiotarsalis nov. und Guitelia
außerordentlich lange und schlanke Hinterschienen auf.
Die einzelnen Glieder der Hintertarsen sind bei Otaromia besonders
kurz. Sonst ist im allgemeinen das Basalglied langgestreckt und länger
als das folgende, ja als die beiden folgenden mitsamt der Klaue (Colo-
bizus).. Genau wie bei den Hinterschienen zeigt sich auch hier zu-
weilen das Bestreben, die Glieder seitlich abzuflachen. Derart zusammen-
gedrückte Hintertarsen zeigt neben Rhopalızus, Tarsotropidus und
Phyllocnema vor allem die Gattung Colobizus, bei der diese messer-
scharf und lang sind. Im allgemeinen sind die Hintertarsen dunkel
behaart. Nicht selten jedoch tritt dichte und seidige weiße Behaarung
auf ihrer Oberseite auf (Synaptola, Philematium, Mecosaspis, C'hroma-
cilla, Cloniophorus u. a.). Ferner zeichnet sich die Gattung Pelidno-
pedilon durch hell-gelbbraun behaarte Tarsen aus, deren Basalglied
angedunkelt ist, während diejenigen der Gattung Hypatium wie die
ganze Unterseite bräunlich auf dunklem Grund behaart sind.
Das Aopdomen besteht aus 5, beim & oft aus 6, Segmenten und wird
von. den Flügeldecken gewöhnlich oben gänzlich bedeckt. Eire Aus-
nahme bilden hierin die Formen mit verkürzten Decken und diejenigen,
welche sich, besonders im männlichen Geschlecht, durch ein stark
entwickeltes Pygidium auszeichnen, wie z.B. die Gattungen Eulı-
topus (bei der dieses schaufelförmig gestaltet ist), Anubis und Ol-
gosmerus. Die einzelnen Abdominalsegmente nehmen nach der Spitze
zu an Breite ab und zeigen auf dem letzten beim $ eine Ausrandung.
Die Behaarung der Unterseite ist anliegend oder abstehend, selten
gleichmäßig und meist an den Seiten dichter und länger, während
die Mitte des Abdomens oft kahl bleibt. Des öfteren erscheint auch
die ganze Unterseite kahl (Synaptola, Mecosaspis). Zuweilen treten
an den Seiten der Brust und der Abdominalsegmente gut begrenzte
und dicht weiß behaarte Fiecke auf (Rhopalomeces, Orphnodula).
In der Skulptur weicht das Abdomen von der Brust meist erheblich
ab und zeichnet sich oft durch dichte und gedrängt stehende
Punktierung aus.
Phylogenie.
Zwei Kategorien von Formenkreisen heben sich schon bei der
rein systematisch vergleichenden Untersuchung innerhalb der Callı-
chromiren heraus, einerseits die Formerkreise, die hech differenzieıt
und als Endglieder einer längeren Entwicklungsreihe anzusprechen
6. Heft
202 Martin Schmidt:
sind, andrerseits alle diejenigen, die durch eine Anzahl von Merkmalen
auf andere unbestreitbar weniger spezialisierte Gruppen der Ceram-
byciden hinweisen. Gerade diese Merkmale, dıe ganz besonders den
Namen „organisatorische“ Merkmale verdienen, gestatten uns, auch
diejenigen Gattungen aufzufinden, unter Umständen auch zu rekon-
struieren, die als stammesgeschichtlicher Ausgangspunkt aufzufassen
sind. Niemals kommen sie in Frage, wenn es sich um die Unterscheidung
der einen Spezies von der anderen handelt, sondern nur dann, wenn
Gattung von Gattung oder sogar Gattungsreihen voneinander unter-
schieden werden sollen. Bald ist es allerdings dieses, bald jenes Kenn-
zeichen, das durcheineReihe von Gattungen hindurch in fortschreitender
Entwicklung zu verfolgen ist, bis es seine höchste Ausbildung erreicht
hat, sei es, daß der Organismus zu weiterer Spezialisierung nicht mehr
fähig ist, sei es, daß der gegenwärtige Stand der Ausbildung nur eine
Stufe zu weiterem Fortschritt bedeutet.
Gerade der alte und an ursprünglichen Formen reiche Kontinent
Afrıka hat in seiner Tierwelt in oft erstaunlicher Vollkommenheit die
einzelnen Stadien der Entwicklung einer Reihe bewahrt. Dieser
Umstand bringt freilich für den rein beschreibenden Systematiker
oft die größten Schwierigkeiten mit sich. Stellenweise ist es ihm
nahezu, wenn nicht gänzlich unmöglich, die einzelnen Arten, ja sogar
Gattungen — von den Rassen ganz zu schweigen — klar und bestimmt
aufzuzeichnen, weil eben die einzelnen Merkmale zu wenig ausgeprägt
sind, als daß sie eindeutig erkannt werden könnten. Er ist daher
gezwungen, durch Aufzählen einer Anzahl von Merkmalen seine
Beschreibung zu bessern, wobei auf ein einzelnes Charakteristikum
weniger Gewicht zu legen ist. Für den nach der phylogenetischen
Entwicklung der Tiere Forschenden bietet hingegen gerade Afrika
interessante und mannigfache Einblicke. Schon jetzt trotz der oft
mangelhaften Erforschung gewisser Strecken ist es möglich, an diesen
oder jenen Stellen des Systems lückenlose Entwicklungsreihen auf-
zustellen, während bei nech gründlicherer Kenntnis des ganzen
Kontinents sich sicherlich noch so manches fehlende Zwischenglied
wird finden lassen.
Als Ausgangspunkt für -— vielleicht nicht alle — Gattungen der
afrikanischen Callichrominen scheinen die Gattungen Litopus und
Hospes in Frage zu kommen, welche ich daher an den Anfang des
ganzen Systems gestellt habe. Wegen der ähnlichen Ausbildung der
Gelenkpfannen der Vorderhüften nähern sie sich den Oeminen, mit
denen sie auch sonst, speziell mit der Gattung A'ystrocera, im Körperbau
Ähnlichkeit zeigen und welche wohl als die Ausgangsstelle der afrı-
kanischen Callichrominen anzusehen sind. Aber nicht nur die Gestalt
der Vorderhüften und der verhältnismäßig wenig differenzierte Bau
des Körpers und seiner Teile, sondern auch der Umstand, daß die
meisten Gattungen der Gruppe i in irgend einer Weise sich auf Litopus-
ähnliche Tiere zurückführen lassen, ist für diese Annahme maßgebend.
Es ist nun nicht notwendig, heute noch existierende Arten dieser
Gattungen als ‚‚Stammeltern‘ aufzufassen, eine solche Vermutung
Die afrikanischen Callichrominen. 203
würde den wahren Verhältnissen wohl kaum entsprechen. Man kann
nur sagen, daß Litopus und Hospes dem Aussehen der Ursprungsform
am nächsten kommen.
Die erste, diesen beiden recht nahestehende Verwandtschafts-
gruppe umfaßt die Gattungen Promecidus, Colobizus, Eximia, Rhopa-
zus, Rhopalizarius, Cephalizus und Rhopalizodes. Ein Merkmal der
Mehrzahl dieser Gruppe: plötzlich und dick gekeulte sowie lang und
dünn gestielte Hinterschenkel, beginnt bereits bei Hospes sich aus-
zubilden. . Während einige Arten dieser Gattung noch die allmählich
zur Spitze angeschwollenen Hinterschenkel aufweisen, die auch
Rhopalizarıus beibehält, zeigt H. nitidicollis Jord. bereits Keulen,
welche man als plötzlich abgesetzt bezeichnen muß. Im übrigen
wird die schon bei Litopus auftretende schlanke Form der Fühler
des & in dieser Gruppe bewahrt, während die des 9, ebenfalls wie bei
Litopus, kürzer und meist dieker sind, ohne jedoch so plump zu bleiben
wie dort. Im Bau des Halsschildes und der Hintertarsen zeigt sich
eine weitere Entwicklungstendenz begründet. Jener bei Promecıidus,
Colobizus und den meisten Arten der Gattung Rhopalizus seitlich
gleichmäßiger gewölbt und dorsal mehr eben, besitzt bei den übrigen
Gattungen buckelartige Auftreibungen und Wülste und zeigt auf der
Scheibe Eindrücke und Erhebungen, während die Hintertarsen, bereits
bei ARhopalızus seitlich schwächer oder stärker zusammengedrückt,
bei Colobizus messerscharf und lang werden.
Eine etwas abweichende Stellung nehmen die Gattungen Rhopalr-
zodes und Cephalizus ein, die erste durch den Besitz des an der Spitze
gleichmäßig gerundeten Fühlerschaftes, die. zweite durch das Vorhanden-
sein eines verhältnismäßig langen und schmalen Vorderkopfes, der
jedoch mit dem eines Rhopalomeces der 5. Gruppe nichts zu tun hat
und als Litopus-Kopf bezeichnet werden muß. |
Die 2. Verwandtschaftsgruppe enthält die beiden Gattungen
Rhopalizida und Chromalizus. Hier zeigt sich der Fortschritt ın der
Entwicklung im Schlankwerden der Hinterschenkel, zum Teil auch
der vier vorderen Schenkel, und dem allmählichen Auftreten von
schließlich spitzen und langen, kegelförmigen Seitendornen des Hals-
schildes. Schon in der vorigen Gruppe bestand teilweise die Neigung,
die keuligen Anschwellungen des Apikalteiles der Hinterschenkel
verschwinden zu lassen. In dieser Gruppe ist die schlanke Form der-
selben durchgeführt; schmal und dünn, überragen sie zumeist die Spitze
der Flügeldecken bei weitem. Interessant ist es, die Seitenbewehrung
des Halsschildes in ihrer Entwicklung von einer flachen Wulst bis
zu spitzem Dorn zu verfolgen. Diese Seitenwulst ist beikchopalizıda,
genau wie bei einigen Arten der Gattung Rhopalizus der vorigen
Gruppe, noch flach; sie wird bei den kleinen Arten von Ohromalızus
bereits stärker und mehr gewölbt, dann stumpf kegelförmig und bildet
sich schließlich bei den größeren Formen zu einem spitzen Dorn aus.
Gleichzeitig mit der Ausgestaltung des Halsschildes geht eine Anderung
der Flügeldeckenform vor sich. Diese, bei Rhopalizida und den kleinen
Arten von Chromalizus gewölbt und zur Spitze deutlich verengt,
6.1:
204 Martin Schmidt:
werden mit zunehmender Größe der Tiere flacher und breiter, während als
sekundäres Merkmal eine dicht behaarte Nahtbinde hinzutritt.: Die
Fühler sind in beiden Geschlechtern dünn und schlank, beim $ länger
als beim 9.
Gut charakterisiert durch den Besitz von Schenkelzähnen ist
die 3. Gruppe, welcher die Gattungen Synaptola, Philematium, Meco-
saspis, Dolichaspis, Anexamita und Hypatium angehören. Die Zähne
treten auf der Unterseite aller Schenkel hinter einer kurzen Aus-
randung auf, sind bei den vier vorderen Schenkeln meist kräftig und
spitz, während s’e an den Hinterschenkeln oft schwach sind oder
fehlen können und dann nur die Ausrandung vor der Spitze erhalten
bleibt. Nur bei Dolichaspis sind die Zähne sekundär wieder geschwunden,
wie man aus der Gestaltung anderer hoch differenzierter Teile, besonders
des Schildehens annehmen muß. In dessen Skulptur und Form zeigt
sich ein weiteres für die phylogenetische Entwicklung bedeutsames
Kennzeichen. Ursprünglich glatt oder punktiert und mehr oder minder
glänzend, bedeckt es sich bei einigen Arten der Gattung Synaptola
sowie bei Philematium mit vorläufig noch gebogenen, undeutlicheren
Querriefen, welche bei Mecosaspis regelmäßig parallel verlaufen und
scharf eingeschnitten sind, während bei Dolichaspis wieder sekundär
eine Glättung auftritt. Gleichzeitig mit der Ausbildung dieser Skulptur
geht eine Vergrößerung des Schildehens überhaupt vor sich. Dabei
ist es auffällig, daß bei einigen, den Übergang zwischen lang- und kurz-
schildigen Formen vermittelnden Arten die Größe desselben nicht
konstant ist und zuweilen die scharfe und lange Spitze noch unaus-
gefärbt und deshalb verkümmert bleibt. Die Fühler sind in beiden
Geschlechtern wenig in Länge und Form verschieden. Sie überragen
selten (Philematium) die Spitze der Flügeldecken, sind kurz und zur
Spitze wenig verschmälert mit nach außen eckig vortretenden Gliedern.
Die Gruppe schließt sich durch die Formen mit seitlich kaum be-
wehrtem Halsschild der Gattung Synaptola gut an Rhopalizida der
2. Gruppe an. Auffallend ist nur das plötzliche Auftreten der spitzen
Zähne auf der Unterseite der Schenkel. Denn diejenigen Arten, welche
schwache oder keine Zähne besitzen, sind offenbar erst sekundär
deren verlustig gegangen, wie man aus ihrer sonstigen Organisation
schließen muß. Die ersten vier Gattungen der Gruppe besitzen als
weiteres Merkmal eine dichte und seidig weiße Behaarung der Hinter-
tarsen, welche den beiden letzten Gattungen fehlt. Von diesen ist die
letzte (Hypatium) mehr zweifelhafter Stellung innerhalb der Gruppe.
Durch den Besitz sehr kurzer und seitlich zusammengedrückter
Schenkel, kurzer Fühler und eines breiten und flachen Körpers leitet
sie zu der folgenden Gruppe über.
Diese, die 4. Gruppe, umfaßt Gattungen von \ wenig einheitlichem
und meist stark einseitig differenziertem Bau und Aussehen. Es
gehören hierher Psilomastix, Orygocera, Jonthodina, Otaromia, Eugoa,
Hadromastix, Eugoides, Dictator und Guwitelia. Ihnen eigentümlich ist,
mit wenigen Ausnahmen, die Neigung des Körpers, eine plumpe und
gedrungene Gestalt anzunehmen, und meist.herrscht düstere und matte
j
;
:
‘
3
Die afrikanischen Callichrominen. 205
Färbung vor, welche nur zuweilen (Psilomastix, Jonthodina, Eugordes)
einem metallischen Glanz Platz macht. Ferner handelt es sich meist
um monotypische Gattungen, welche nur in wenigen Merkmalen ihre
Verwandtschaft zueinander verraten. Wahrscheinlich kommen als
Ausgangsformen der Gruppe solche in Frage, wie sie noch jetzt der
Gattung Psilomastix angehören. Diese besteht ebenfalls schon aus
reichlich verschieden gestalteten Elementen, von denen ein jedes
für sich einer besonderen Gattung zu sein verdiente. Nach der Ent-
wicklung der Fühler und des Halsschildes kann man zwei verschiedene
Reihen erkennen, die auch wieder untereinander Beziehungen aufweisen.
Zunächst sehen wir das Bestreben in Geltung, die einzelnen Fühler-
glieder, besonders beim S, zu verlängern. Die Q9 sind in dieser Beziehung
wie in den meisten Fällen, auch hier weniger progressiv und behalten
die schon bei den Litopus-? angetroffene kurze und dicke Gestaltung bei.
Bereits bei dem $ von Pselomastix friesi Fährs. ist die Länge der
Fühler beträchtlich, sie nimmt bei Jonthodina zu und erreicht bei
Orygocera ein außergewöhnliches Maß. Die Seiten des Halsschildes
zeichnen sich bei beiden Gattungen durch ihre kurzen, dünnen und
gleich breiten Seitenzähne aus, die auch an der Basis nicht kegel-
förmig aufsitzen und Ähnlichkeit mit denen der Gattung Cloniophorus
der folgenden Gruppe aufweisen. Bei den übrigen sechs Gattungen
bleiben die Fühler kurz und dicker, wie es auch bei einigen Arten von
Psilomastix der Fall ist. Der Halsschild besitzt hier seitlich mehr
oder minder spitze, meist buckelartige Höcker, die in einigen Fällen
einer gleichmäßigen Seitenlängswulst Platz machen. Die schon bei
der Mehrzahl der Zitopus-S& auftretenden halbmondförmigen Episternal-
wülste auf der Scheibe des Halsschildes kehren auch bei den 4 der
Gattungen Jonthodina und Dictator wieder. Sie sind jedoch hier nicht
mehr flach, sondern hoch gewölbt und reichen kaum bis auf die Scheibe
hinauf. Ein weiteres Merkmal, das beiden Entwicklungsreihen dieser
Gruppe, den Gattungen Jonthodina und Otaromia, gemeinsam ist,
besteht in dem Vorhandensein einer breit schaufelförmigen Außenecke
des Fühlerschaftes. Im Bau der Beine und Flügeldecken (diese sind
bei Guitelia stark verkürzt und jene sehr stark verlängert) finden sich
weniger für die Phylogenie wichtige Anhaltspunkte, obgleich mehrere
Gattungen hierin Ähnlichkeiten zeigen.
Die folgende 5. Gruppe besteht aus den Gattungen Cloniophorus,
Metallichroma und Chromacılla. Wir sahen bereits, daß ım Bau des
Halsschildes gewisse Ähnlichkeiten zu der vorigen Gruppe bestanden.
‘Jedoch viel mehr Merkmale weisen auf die erste Gruppe hin. War
dort die Neigung vorhanden, die Seitenbewehrung des Halsschildes
in Form von Wülsten und Buckeln auszubilden, so zeigt sich hier
das Bestreben, spitze Seitendornen zu entwickeln. Gleichzeitig hiermit
geht die Ausbildung meist regelmäßig querer Riefen auf der Scheibe
des Halsschildes vor sich. Ein weiteres für die Gruppe kenn-
zeichnendes Merkmal ist neben der stets langen und schlanken Form
der Fühler, zumeist in beiden Geschlechtern, die glänzende Metall-
‚färbung des Körpers, welche auf den Flügeldecken an der Naht oft
6. Heft
306 Martin Schmidt:
durch nichtmetallische bunte Färbung ersetzt wird. Eine ähnliche
Stellung wie Pstlomastix der vorderen Gruppe nimmt hier im System
die GattungCloniophorusein. Auch sie vereinigt in sich noch verschieden-
artigste Elemente, die ineine Anzahl von Untergattungen mit Gattungs-
charakteren verteilt sind. Als Ausgangsstelle für die in dieser Gruppe
bestehende Entwicklungstendenz kommt die Untergattung - Platy-
clonius mit der einzigen Art Pl. nyasse Bat. in Frage. Neben geogra-
graphischen Gründen sprechen vor allem die morphologischen für
diese Annahme. Breit und gedrungen gebaut, selbst ebenso gefärbt
wie östliche Litopus-Arten, zeigt sie die der Gruppe eigenen Merkmale
erst schwach ausgeprägt. Der spitze Seitendorn des Halsschildes ist
bereits vorhanden, die Fühler sind im männlichen Geschlecht schon
schlank und länger als der Körper, während sie beim @ noch kurz und
dick geblieben sind, und die Riefen auf der Scheibe des Halsschildes
sind erst schwach, spärlich und weniger regelmäßig angedeutet. Von
hier läßt”sich die Verbindung über Oloniophorus s. str. einerseits nach
Oedoclonius und andererseits nach @Genoclonius, Metallichroma und
Chromacilla leicht herstellen. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die
Untergattung Hyboclonius die Seitendornen erst sekundär verloren hat.
Die Ableitung der übrigen Untergattungen ist vielleicht bei Stygno-
clonius zu suchen. Ob diese wirklich mit EZulitopus, die ihrer Kopf-
bildung nach zu den nächsten Gruppen enge Beziehungen hat, zu
verbinden ist, erscheint mir fraglich. Der Bau des Kopfes spricht
kaum dafür, obwohl der sonstige Bau des Körpers dorthin zu weisen
sche int.
Die folgende 6. Gruppe der afrikanischen Callichrominen nimmt
eine Sonderstellung im ganzen System durch den Bau des Kopfes ein,
der bereits früher beschrieben wurde. Der Gruppe eigen ist eine größere
Anzahl von Gattungen: Homaloceraea, Oligosmerus, Anubis, Xantho-
spila, Anisoceraea, Phrosyne, Euporus, Griphapex, Rhopalomeces,
Philomeces, Exoparyphus, Pstilacestes, Sphingacestes, Promeces, Euli-
topus und Ütoprleus. Neben der Ausbildung des Kopfes kommen
weiterhin als Hauptmerkmale die Form des Halsschildes und der
Bau der Fühler in Frage. Der Halsschild ist von langer und zylindrischer
Gestalt und charakterisiert durch das Fehlen von Seitenbewehrungen,
welche nur bei Utopsleus in Form eines kleinen Buckels angedeutet
sind. Die Fühler, ausgezeichnet durch schlanke Basal- und (oft stark)
verdickte Endglieder, überragen selten die Spitze der Flügeldecken
und bilden nur bei den letzten drei Gattungen durch schlanke und
lange Gestalt eine Abweichung. Als phylogenetisch älteste Gattung
kommt für diese Gruppe Homaloceraea in Betracht. Der Körperbau
dieser Gattung zeigt in allen seinen Teilen die ursprünglichsten Merkmale
dieser Gruppe, die besonders im Bau des Halsschildes und der Flügel-
decken bestehen. Nach den verschiedensten Richtungen haben sich
gerade hier die einzelnen Gattungen entwickelt. Ein Zweig führte
unter starker Verkürzung und Schwächung der Beine sowie Verlängerung
des ganzen Körpers zu Oligosmerus und Anubis, ein zweiter ergab
durch Ausbildung von stark keulig verdickten Schenkeln, diehte und
Die afrikanischen Callichrominen, 307
kräftige Punktierung sowie meist starke Einschnürung des Hals-
schildes die Gattungen Anisoceraea, Phrosyne und Euporus. Durch
besonders schlanke und zierliche Form des Körpers und aller seiner
Teile zeichnen sich aus Rhopalomeces, Philomeces, Exoparyphus,
Sphingacestes, Psilacestes und Griphapex. Unter diesen nehmen die
beiden vorletzten Gattungen durch den Besitz schlanker und kaum
verdickter Fühler und Beine eine besondere Stellung ein, während
die letzte durch die Ausrandung der Flügeldeckenspitze auffällt.
In der Gattung Promeces besitzen die Q? noch die Form und Gestalt
der Fühler, wie sie bei Anubis und Oligosmerus zu finden sind. Bei
den 34 sind dieselben jedoch bereits bedeutend verlängert, die einzelnen
Glieder sind lang und dünn und die Endglieder, wenig schmächtiger
als die Basalglieder, überragen den Körper weit. Bei Zulitopus zeigt
sich dann eine noch stärkere Verschmälerung der einzelnen, besonders
der Endglieder, die sich jetzt auch auf die 99 erstreckt.
Über die Ableitung der Gattung Homaloceraea selbst könnte
_ man ım Zweifel sein, da sie uns in bereits ziemlich differenzierter
‚Form entgegentritt, die sich nicht nur in Kopf- und Fühlerbildung,
sondern im allgemeinen Bau des ganzen Körpers ausdrückt.
Ahnlich gebaute Fühler zeigt eigentlich nur die Gattung Hospes der
ersten Gruppe, bei welcher deren Endglieder im weiblichen Geschlecht
zur Spitze verdickt sind. Es ist möglich, daß hier die Wurzel der
gesamten 6. Gruppe zu suchen ist, jedoch läßt sich gegenwärtig kaum
bestimmtes darüber feststellen. Nicht unwahrscheinlich ist es auch,
daß diese Gruppe einen anderen, mit den übrigen Callichrominen nicht
. gemeinsamen Entstehungsherd besitzt. Wir müßten dann innerhalb
der afrikanischen Callichrominen zwei Verwandtschaftskreise unter-
scheiden, welche im Grunde genommen nicht viel miteinander zu tun
hätten.
Eine allgemeine Charakteristik der wenig einheitlichen 7. Gruppe
zu geben, ist schwierig. Ihr gehört eine größere Zahl von Gattungen
an: Hypocrites, Pelidnopedilon, Oxyprosopus, Nothopygus, Conamblys,
Tarsotropidus, Orphnodula, Phasganocnema, Phyllocnema, Jonthodes,
Compsomera und Hybunca. Es handelt sich meist um große und
tomentierte Formen, deren Halsschild seitlich nicht oder nur stumpf,
selten jedoch auch spitz bewehrt ist. Auffallend am Kopf ist die Form
der Mandibeln, die besonders bei den mit Oxyprosopus näher verwandten
Gattungen gut ausgeprägt sind. Diese Mandibeln sind kräftig und gerade
und laufen nach unten spitz zu. In ähnlicher Gestalt finden wir sie
auch bei einigen Spezies der Gattung Philematium der 3. Gruppe
ausgebildet. Mit dieser Gruppe stimmt gleichfalls der Bau der Fühler
überein, der nur bei Tarsotropidus und Phyllocnema durch weniger
vortretende Außenecke der einzelnen Glieder abweicht, während die
letzten 3 Gattungen Jonthodes, Compsomera und Hybunca lange und
schlanke, die Spitze der Flügeldecken beim $ stets überragende Fühler
besitzen. Ein weiteres Merkmal, das Tarsotropidus mit Phyllocnema
verbindet, liegt in der Form der Hintertarsen, welche seitlich zusammen-
gedrückt sind und an diejenigen der Gattungen Rhopalizus und Colo-
6. Heft
208 Martin Schmidt:
bizus der 1. Gruppe erinnern. Wie schon erwähnt, ist das häufige
Auftreten oft dichter Pubescenz ebenfalls für dieGruppe charakteristisch.
Verkürzung der Flügeldecken (Nothopygus) und Blattbildung der
Hinterschienen (Phyllocnema) sind nur je einer Gattung zukommende
Kennzeichen. Den Übergang zu anderen Gruppen vermittelt die Gattung
Hypserites; mit einem Teil ihrer Arten, besonders durch den Bau des
Halsschildes und der Fühler, sich der 1. Gruppe, mit dem anderen Teil
sich der vorigen Gruppe nähernd, stützt sie die Annahme einer engeren
Verwandtschaft beider zueinander.
Die letzte Verwandtschaftsgruppe zeigt im Gegensatz zur vorigen
ein recht einheitliches Gepräge. Ihr werden die Gattungen Acantho-
maeus, Micromaeus, Helymaeus, Utenomaeus, Hypargyra, Rhadino-
maeus, Phyllomaeus und Agaleptus zugerechnet. Allen ist die aus
großen und flachen, netzartig angeordneten Punkten bestehende
Struktur des Halsschildes eigentümlich, während zur Spitze verdickte
Endglieder der Fühler oder weiß behaarte Längsstreifen an den Seiten
des Halsschildes ebenfalls charakteristisch sind, aber nicht allen
Gattungen zukommen. Auch hier besteht die Neigung zur Blattbildung
an den Hinterschienen, doch ist die Art und Anlage der Ausbildung
eine andere als bei Phyllocnema. Recht weit vom eigentlichen Hely-
maeus-Typ hat sich die Gattung Agaleptus durch den Bau der Mittel-
beine und Fühler entfernt. Die größten Ähnlichkeiten zu Formen
anderer Gruppen zeigen diejenigen Gattungen, welche die für Hely-
meaeus charakteristische Punktierung der Flügeldecken nicht besitzen,
auch die Skulptur des Halsschildes weniger regelmäßig und kräftig
aufweisen und schwach verdickte Endglieder der Fühler erkennen
lassen. In erster Linie weist hier die Gattung Acanthomaeus auf die
1. Gruppe und besonders auf Zitopus und Hospes hin. Auch bei Zitopus
und Hospes tritt in je einer Art die weiße Seitenbehaarung des Hals-
schildes bereits auf, die mit zu den auffallendsten Merkmalen der
Gruppe gehört. Auch der Kopf ist wie der eines Zitopus gestaltet,
während Fühlerbau und Körpergestalt mehr an Hospes erinnern.
Die Verbreitung der afrikanischen Callichrominen.
Ehe ich an den Versuch denken konnte, in großen Zügen wenigstens
einiges zur Geschichte der Entstehung der augenblicklichen Ver-
breitung unserer afrikanischen Callichrominen mitzuteilen, war es
zunächst nötig, in den ersten Teilen meiner Arbeit die Merkmale der
Gruppe vom systematischen, vergleichend morphologischen und morpho-
logisch-phylogenetischen Standpunkt aus darzustellen. Denn nur
dann kann man sich ein ungefähres Bild von der Gesamtheit und dem
Wert der Merkmale innerhalb der Callichrominen verschaffen. Um
diese Merkmale jedoch auch in ihrer Abhängigkeit von der Lebensweise
erklären oder in manchen Fällen wenigstens von dem Merkmal auf die
Lebensweise rückschließen zu können, zwei Möglichkeiten, die eine
erste Grundlage für eine Untersuchung der Verbreitung der Formen-
kreise sind, ist es zunächst nötig, eine Übersicht über alles das zu geben,
was wir zur Zeit über die Lebensweise der Callichrominen wissen,
Die afrikanischen Callichrominen. 209
A. Die Lebensweise der Callichrominen.
Für einen jeden Zoologen, dem nicht nur die rein vergleichende
Darstellung der Teile des Körpers, sondern vor allem eine Erforschung
der gegenseitigen Beziehungen zwischen jenen Teilen und der Summe
von Faktoren am Herzen liegt, die es den Tieren gestatten, in einer
bestimmten Lebensgemeinschaft, in einer mehr oder weniger be-
grenzten Örtlichkeit zu leben, ist es wenig erfreulich zu erkennen, wie
gering an Zahl und geringwertig gerade bei der Masse der Käfer ein-
wandfreie Beobachtungen über ihre Lebenserscheinungen sind. Die
Erkenntnisse in dieser Richtung sind schon in den Hauptkulturländern
der alten Welt, in Europa, und der neuen’ Welt, in den Vereinigten
Staaten, äußerst gering, hier noch dazu fast ausschließlich auf solche
Formen beschränkt, die irgendwie mit der Landwirtschaft oder Industrie
oder sonst unmittelbar mit dem Leben der Menschen in irgendeiner
Verbindung stehen. Je weiter man sich aber von diesen Arbeitszentren
wissenschaftlicher Tätigkeit entfernt, um so schneller sinkt der Prozent-
satz der bisher vorliegenden einwandfreien Beobachtungen der Lebens-
weise aller Formen der Tierwelt, besonders auch der der Käfer. Bei den
Callichrominen kommt der Umstand hinzu, daß in Europa und den
Vereinigten Staaten nur je eine Art vorkommt, die beide bisher keines-
wegs gut beobachtet sind; um so weniger Beobachtungsdaten dürfen
wir also erwarten.
Daß die erste Callichromine, die in der Literatur erwähnt wird,
die europäische Aromia moschata L., einer unserer auffälligsten Käfer
ist, nimmt also nicht wunder. Allerdings wird man mit mir die
Richtigkeit der Beobachtungen lebhaft bezweifeln, die sich bei Moufet
(1634) finden. Er bildet auf S. 141 einen Käfer ab, der sicher eine
Aromia moschata L. ist, und teilt über ıhn nach einer Auseinander-
setzung des nach seiner Ansicht vor seiner Zeit sehr unklaren Begriffes
Bwprestis mit, daß „im Heidelbergischen Pennius so eine richtige
Buprestis gefunden habe,‘ beschreibt sie dann kenntlich und berichtet
die abenteuerlichsten Geschichten von der Lebensweise des Käfers..
Sämtliche biologischenAngaben hingegen, die übrigens auf das Insekten-
manuskript Konrad Geßners zurückgehen dürften, das auf dem
Wege über Wolf und Pennius an Moufet gekommen ist und durch
alle drei Zusätze erfahren hat, die mit Geßners Angaben vereint
schließlich Moufets Werk ergaben, haben sicherlich nichts mit
Aromia moschata L. zu tun. Sie können sich auf irgendwelche Carabus
beziehen oder sind in Analogie zudem, was über diese als Beobachtungs-
material vorgelegen hat, frei erfunden. Frisch (1738) beschreibt
das Tier, ohne im übrigen auf Moufet zurückzugreifen, zum erstenmale
so, daß man es gut wiedererkennen kann, bildet es auch brauchbar ab
(T. II £.11) und sagt nicht ohne anmutigen Humor über die Biologie:
„Ich habe ihn sonderlich auf den alten Weiden gefunden... Er hat
endlich auch im Geruch etwas sonderbares, denn wenn man ıhn mit
Fingern anfaßt, gibt er einen nicht unangenehmen Geruch von sich,
als eingemachte Rosen, an die man im Winter als einen Blumenstrauß
Archiv für Naturgeschichte
22. A. 6. 14 6iel
Dakı) Martin Schmidt:
im Sommer riechen kann.“ Auf diese eine zuverlässige vorlinneische
Angabe folgt eine lange Zeit, in der man sie nicht zu vervollständigen
sucht. Die späteren Beschreibungen der Larve und Puppe ist hier
zu zitieren kein Ort, und was nützt uns ihre Beschreibung und selbst
Angaben über ihre Lebensweise, wenn von keiner einzigen anderen
Callichromine ein Entwicklungsstadium beschrieben und über dessen
Lebensweise etwas Genaueres angegeben ist, so daß Vergleiche gezogen
werden könnten. Wer sich hierüber orientieren will, der wäre auf
die von Aurivillius (1910) zitierte Literatur hinzuweisen, der ım
wesentlichen nichts hinzuzufügen ist. Bei Reineck (1919) finden sich
wohl für Mitteleuropa allgemein geltende Angaben über die Erscheinungs-
zeit und mancherlei über die Art des Auftretens der Aromia. Zum
Vorkommen der Imago möchte ich selbst noch einiges zum Teil auch
nach mündlichen Mitteilungen von Kuntzen mitteilen. Die Imago
findet man entweder auf der Futterpflanze oder auf Blüten. Ganz
entschieden scheint sie die großen zusammengesetzten Dolden unserer
stattlichsten Umbelliferen zu bevorzugen, die gerade in ihrer Er-
scheinungszeit blühen und derselben Biozönose angehören wie z.B.
Oreuta virosa, Heracleum spondylium und Angelica officinals. Auf-
fallend ist es, daß mir noch kein Fall für das in der Berliner Umgebung
weit verbreitete Tier bekannt geworden ist, wo es sich auf eine
niedrigere Umbelliferen-Art wie z.B. Pastinaca sativa oder Daucus
carota, die doch sicherlich überall zu finden sind, gesetzt hätte. Da-
gegen scheint sie in ähnlicher Weise wie manche Lepturinen mit tief
in die Blüten eingesenktem Kopf auf blühenden Stauden von Crrsıum
oleraceum zu sitzen, einer Distelart, die nach oben zusammengedrängte
Köpfe von weißlicher Färbung hat, die von kräftigen Hochblättern
umrahmt werden und dem langgestreckten, langbeinigen und ver-
hältn'smäß'g großen Käfer genügend Raum gewähren, sich fest-
zuhalten und zu fressen. Bei stärker bewegter Luft findet man eine
Aromia selten auf einer Dolde vor. Bei genügender Schwüle und
Wärme und möglichst ruhiger Luft scheint sie am ehesten an d’e
Nahrungsaufnahme zu denken und ist dann zugleich meist verhältn’s-
mäßig flüchtig, wenn sie bei ihrer Beschäftigung gestört wird. Aller-
dings pflegt sie sich oft zuerst ihrer Beine zu bedienen, läßt sich aber
niemals herunterfallen, selten fliegt sie (meist $&) einen Augenblick
nach einer Störung bereits ab, als welche sie z. B. schon eine leise
Erschütterung der Dolde empfinden kann.
Speziell über die Biologie afrikanischer Callichrominen ist in der
Literatur herzlich wenig zu finden. Wir sind da nur auf gelegentliche
kurze Bemerkungen angewiesen, die die einzelnen Autoren ihren
Beschreibungen zuweilen anfügen. Zunächst gibt Kolbe (1893) auf
Grund von Angaben Leop. Conradts über seine Sammelergebnisse
in Derema (Usambara) von einigen Arten Mitteilungen über ihr Vor-
kommen. Chromacilla aureovittis Kolbe wurde am 1. Dezember an
gefällten Stämmen in Paarung angetroffen; Phrlematium integricollis
Kolbe fand sich an Holzstubben; Zuporus conradtiellus Kolbe wurde
in einem Pärchen auf Blüten und in einem @ im Walde auf Gesträuch
u m I PET
Die afrikanischen Callichrominen. 911
gefunden; Phrosyne (viridis Serv.) orventalis nov. war „bei Derema
eine häufige Art, Anfang September und Anfang Oktober an Holz
fliegend, aber auch auf Sträuchern, Kräutern und Gräsern sitzend
gefunden, namentlich häufig Anfang November auf Mais, am 10. De-
zember auf Holz.“ Interessante Angaben über südafrikanische Calli-
chrominen macht ferner Distant (1904). Bezeichnend für die Lebens-
weise der von ihm aufgeführten Arten ist die Tatsache, daß die Imagines
meist schwärmend angetroffen und im Fluge gefangen wurden. Diese
Mitteilungen decken sich mit den Beobachtungen Methners in
Deutsch-Ostafrıka, welcher ebenfalls die Mehrzahl der Callichrominen
entweder auf Schirmblütlern (vgl. Aromia moschata L.) und Cyperaceen
oder auf geschlagenem Holz fand und die große Flüchtigkeit der
einzelnen Formen bei der geringsten Störung erfahren mußte. Es ist
von Wert, die Angaben Distants für die von ihm mitgeteilten Arten
im Zusammenhang anzugeben: Compsomera elegantıssima White:
„Mr. Bell-Marley informs me that this is a rare species in Natal, and
very difficult to capture. It falls when disturbed, and quickly takes
& long flight. In the Transvaal I netted all my specimens while on the
wing‘; Eugoa dalmannı Fahrs. (Jonthodina sculptilıs White? vergl.
8. 117): „I generally took thıs rather abundant species on the wing‘“;
Phyllocnema gueinzi White: „This seems always a scarce species,
and, I only met with it once during four years collecting in the Transvaal.
I first acquired & single specimen, captured by Mr. Zutrzenka, to
whom it was hitherto unknown, but could never find it myself, till
driving over the veld near Pretoria.one noon, I was surprised to see
some strange and very brightly-coloured insects on the wing. I then
netted some half-dozen specimens of this Longicorn, but did not
come across it again. On the wing, with the elytra raised, it is a most
conspicoous insect“ ; Anubis clavicornis F.: „Mr. Bell-Marley informs
me that in Natal he has captured this species on some yellow flower-
heads (Compositae), and that it prefers open country“; Homaloceraea
viridıs Pasc. (claviger Dalm. und scabriuscula Thoms.): „I always
found this to be one of the most abundant floral species“; Litopus
dispar Thoms.: „Mr. Bell-Marley has recently sent me this species,
which he captured at Fields Hill, Natal, ‚n November, 1904. On one
morning he found these beetles flying ‚in dozens‘ in a fine avenuen of
wattle trees, and he tooke them coming out of the old posts that
had been planted two or three years previously, and which served
as standards. He heard within one stump a faint sound as of some
insect gnawing, which proved correct, a son earching he found, in
addition to White Ants, a number of these beetles, which had bred up
inside, and. where then coming out. Mr. Bell-Marley considers it must
take the insect some time to obtain its release, owing to the difficulty
in squeezing itself out. On gaining the the orifice it extruders the dust,
and remains a short time in a halfescaped condition, it then clears
itself, and flies in search of ühe tree. The female is usually larger than
the male, and smells slighily ‚‚sironger“. They extend their antennae
in front .of them, and ıf chased fly very quickly. If, howeweri the
14* 6. Heft
919 Martin Schmidt:
tree-trunk is knocked, they fall to the ground before flying.‘“ Be-
merkenswert für die Lebensweise der betreffenden Callichrominen ist,
daß Methner die ostafrikanischen Phyllocnema auf geschlagenem,
überständigen Holz und Rhopalomeces rimosus nov. in den Nadel-
holzbeständen des Schumewaldes in Usambara fing. Ferner berichtet
Oberthür (1911) nach den Angaben seines Gewährsmannes, daß
sich @uitelia vurlleti Oberth. auf Xrimenia americana L. aufhält. Auch
als Schädlinge an Kulturpflanzen sind Callehrominen aufgetreten.
Aulmann (1911) !) führt O’hromacılla collare Jord. als Kaffeeschädling
im Kongostaat an, ohne über Schaden, Lebensweise des Käfers und
die Kaffeesorten, die die Art befällt, etwas angeben zu können. Von
nichtafrikanischen Callichrominen ist bekannt, daß Callichroma
elegans Ol. nach der Mitteilung von Landes?) als Kakaoschädling
auf Martinique auftritt, während Chloridolum alcmene Thoms. den
Orangebäumen in Britisch-Indien („found boring in the trunks of
orange trees in Coorg“)3) gefährlich wurde. Die Angabe Kolbes,
daß die Imago der Phrosyne orientalıs nov. Anfang November auf
Mais angetroffen wurde (s. p. 211), in der übrigen Zeit aber vor und
nach diesem Monat auf Holz, Sträuchern und Gras gefangen wurde,
läßt vermuten, daß zur Zeit der Maisblüte die Art die Maisfelder
befällt, um in den Blüten zu fressen, und vielleicht als Schädling be-
zeichnet werden muß.
Ein interessantes Kapitel aus der Biologie der Caliehtenindn
bilden die Angaben einzelner Autoren über mimetisches Verhalten
bestimmter Arten. Wir haben’ diesen zufolge zwischen Aculeaten-
mimikry und Schutzfärbung durch Anpassung an die Umgebung
zu unterscheiden. Als Beispiel für diese kann die Bemerkung
Distants (1904) über Anubis: „It mimies a kind of couch grass“
gelten, denn es ist einleuchtend, daß der gelb-gebänderte metallische
Käfer bei ruhigem Verhalten auf einem Grashalm, auf den die Schatten
der Nachbarhalme fallen, schwer zu erkennen ist. Wir hätten hier also
ein Beispiel protektiver Schutzfärbung im Sinne Jacobis (1913)
und einen analogen Fall zu verschiedenen Säugetieren der Tropen.
Jacobi sagt hierüber: „Die von den Reisenden oft hervorgehobene
Schwierigkeit, eine Zebraherde aus der offenen Steppe, den Tiger
aus dem Dschungeldickicht heraus zu erkennen, dürfte ebenfalls
auf Körperauflösung zurückgehen; wir sehen letztere also sowohl
nach der protektiven, wie nach der agressiven Seite hin wirksam.“
Die übrigen, bisher unter den Callichrominen beobachteten Fälle,
die von verschiedenen Autoren mitgeteilt werden und zu Schulbei-
spielen für mimetisches Verhalten von Insekten gegenüber stechenden
Hymenopteren in den verschiedensten Werken und Lehrbüchern
[Hertwig (1916), Doflein (1914), Jacobi (1913)] geworden sind,
1!) Vgl. Aulmann: Fauna Deutsch. Kol. V.2 1911, p. 48—79. |
2) Zit. Faber: Krankh. Paras. Kakaobaum, p. 272; vgl. Landes, Rev. Cult.
Colon. 1900, p. 231.
®) Vgl. Agric. Journ. I p..129.
DIAFRRTR
Die afrikanischen Callichrominen. 213
betreffen hauptsächlich orientalische Formen der Gattung Nothopeus,
während an den sonst noch erwähnten afrikanischen Arten (@ustelia,
Nothopygus) ein derartiges Verhalten wohl mehr als Analogon zu den
ähnlich gebauten Arten der orientalischen Region vermutet, als sicher
beobachtet zu sein scheint. Dabei ist zu bemerken, daß es sich bei
allen diesen Tieren um durch Ausbildung von kurzen Flügeldecken
hoch spezialisierte Formen handelt. Besonders durch Pryer (1885)
und Shelford (1902) sind diese Beispiele erwähnt, die, wenn sie
auf richtiger Beobachtung basieren, als überzeugend bezeichnet
werden müssen. Die betreffenden Nothopeus sollen in ihrem ganzen
Benehmen ein ähnliches Verhalten zeigen wie die nachgeahmten
Wespen (meist Pompiliden), den Hinterleib wie zum Stich krümmen,
die Unterflügel ausgebreitet halten und sich unter die Hymenopteren
gesellen, von denen sie selbst auf kurze Entfernungen hin nicht zu
unterscheiden sein sollen. Als Nachahmer bezw. Nachgeahmte werden
aufgezählt: Nothopeus fascratipennis Waterh. -— Mygnimia aviculus;
N. intermedius Gah. -— Mygnımia anthracına, N. hemipterus F. — Ma-
cromeris splendida. Eine Pompilide, die von der Guwitelia vurlleti Oberth.
vermutlich nachgeahmt wird, bildet Oberthür (1911) ab, jedoch
sind die beiden Abbildungen des Käfers und des Hymenopteron wenig
überzeugend.
Eine Eigenthümlichkeit der Callichrominen, die bereits von den
ältesten Autoren gelegentlich ihrer Mitteilungen über Aromia moschataL.
‚als auffallend angeführt wird, ist der anscheinend allen Vertretern
dieser Gruppe zukommende, mehr oder minder starke Duft, den die
Tiere im Leben ausströmen, der bald mit dem der Rose verglichen,
bald als Moschusgeruch bezeichnet wird, und dem unsere in Europa
vorkommende Art den Namen Moschusbock verdankt. Die kleine
Bemerkung Frischs (p. 209) wurde bereits wiedergegeben, aber auch
Moufet macht an einer zweiten Stelle (p. 150) bei einer nochmaligen
Beschreibung und Abbildung des Käfers einige interessante Be-
merkungen hierüber: ‚„Tertium huic concolorem ipse primus Pennio
dedi, nucem moschatam et cyamum vere spirantem. Verum fragantia
ılla dulcis (stacten contra non cara) cum vita in auras statim effluit,
et cadavere exulans, sese in pyxidem (qua fuerit servatus)tota insinuat.
Cardanus mentionem facit huius Scarabei; sed qui ante me invenerit
neminem novi.“ Alsdann erwähnt Lacordaire (1869, IX, 1)
bei der Charakteristik der Gruppe der Callichrominen ihn als kenn-
zeichnend auch für außereuropäische Formen. Eine weitere‘ Mit-
teilung für eine einzige Art (Ohromalizus aureovittis Kolbe) macht
Kolbe (1893) und sagt über diese folgendes: „Die Käfer sind sehr
flüchtig und duften im lebenden Zustande stark nach Moschus, was
ihrer wahren Verwandtschaft mit Aromia Ausdruck gibt.“ Zuerwähnen
wäre hier noch die bereits an anderer Stelle (p. 211) zitierte Bemerkung
Distants, daß die 22 von Litopus dispar Thoms. intensiver duften als
die $&. Für ostafrikanische Käfer bestätigt mir Methner die in der
Literatur erwähnten Angaben; er fand, daß zwar bei allen Formen
ein bestimmter Duft zu bemerken ist, daß dieser aber bei den einzelnen
6. Hett
214 Martin Schmidt:
Arten in verschiedener Stärke, am ausgeprägtesten bei grünen Formen
(Philematium, Chromalizus) auftritt und nicht immer als Moschus-
geruch zu bezeichnen ist, sondern zuweilen als geradezu angenehm
von ihm empfunden wurde. Über die Lage der „Drüsen“ und die
chemische Beschaffenheit des Sekrets bei Aromia moschata L. hat
Smirnow (1911) Versuche angestellt und hierüber berichtet. Hey-
mons (1914) gıbt im Brehm die Ergebnisse seiner Forschung wieder:
„Zwei an der Bauchfläche der Hinterbrust ausmündende ‚Moschus-
drüsen’ sind es, deren flüchtige Ausscheidungen den Geruch verur-
sachen; sie sollen, nach Smirnow, Salol enthalten, einen Stoff, der
offenbar im Körper des Käfers als Zerspaltungsprodukt des mit dem
Weidensaft aufgenommenen Glykosid-Salızins entsteht. Füttert man
einen solchen Bock nur mit Zuckerwasser, so verlieren seine Drüsen-
absonderungen sehr bald ihre saure Reaktion und büßen auch den eigen-
artigen Geruch ein.“ Shelford (1902) glaubt sogar vermuten zu
dürfen, daß eine Anzahl kleiner, grüner und stark duftender Arten
der Gattung Chloridolum wegen ihres protektiven Duftes von Bock-
käfern anderer Gruppen (Lepturinen, Oeminen, Lamiinen) nach-
geahmt werden, die sich auf denselben Blüten herumtreiben; vielleicht
tatsächlich nicht mit Unrecht, denn Smirnow (1911) weist
experimentell nach, daß Singvögel Aromia moschata L. meiden und
daß Insekten, wie z. B. Fliegen und Schaben, in von den Dämpfen des
Aromiasekrets gesättigter Luft zugrundegehen.
B. Die Entstehung des Verbreitungsgebietes
der afrikanischen Calliehrominen.
Die Ausdehnung des Verbreitungsgebietes ist bei den meisten
Käfern hauptsächlich von den Imagines abhängig. Die beweglichen
Larven vieler Raubkäfer sowie die schmarotzenden der Meloiden und
anderer kleiner Familien tragen allerdings aktıv oder passiv mit zu
der Veränderung des Verbreitungsbezirkes ihrer Art bei. Für alle
holzbewohnenden Käfer, wie z. B. für unsere Callichrominen, ja für
so gut wie alle phytophage und coprophage Käfer kommt wohl hier
und da einmal eine Verschleppung der Larven vor, im allgemeinen
aber sind als arealändernd ausschließlich die Imagines anzusehen.
Sie sind in unserem Fall, wie es uns neben dem wenigen, was uns die
beobachteten Tatsachen bieten, vor allem die überall sehr gut ent-
wickelten Unterflügel lehren, offensichtlich recht flugbegabt und daher
imstande, viele Hemmnisse, die für schlechte Flieger oder flugunfähige
Formen zur absoluten Schranke werden, mehr oder minder leicht
zu überwinden. Wir werden daher nicht erwarten dürfen, daß Flüsse
und vielfach auch Gebirge der Verbreitung einzelner, besonders gut
fliegender Arten allzu große Hindernisse bieten können; das Vor-
kommen so mancher derartiger Formen zu beiden Seiten großer Ströme
und höherer Gebirge zeigen dies zur Genüge. Natürlich verhalten
sich die einzelnen Formen in dem Bestreben sich auszubreiten nicht
alle gleich, sondern für das Verhalten jeder einzelnen Art mögen die
ar a u
7A 25 2°
Die afrikaniseuen Callichrominen, 915
verschiedensten Faktoren bestimmend einwirken, die hier hemmend,
dort fördernd die Ausbreitung einer jeden regeln.
Da nun feste geographische Schranken dem Ausdehnungsbestreben
der flugfähigen Tiere kein dauerndes Hindernis sein können, so kommt
es im allgemeinen nicht zu Rassenbildungen in eng begrenzten Ge-
bieten wie bei terricolen Formen, welche oft auf kleinstem Areal
morphologisch scharf abgegrenzte Lokalrassen auszubilden vermögen.
Denjenigen Rassen dagegen, die wir bei den Callichrominen beobachten
können, stehen gewöhnlich weite und ausgedehnte Gebiete zur Ver-
fügung. Auch zeigen diese Rassen keine streng morphologische Ab-
grenzung gegenüber den Nachbarformen, sondern in Gegenden, in
denen die rassenbestimmenden Faktoren nur teilweise oder weniger
intensiv auf die einzelnen Entwicklungsstadien der Käfer einzuwirken
vermögen, ergeben sich Zwischenformen, die die Rassenmerkmale
nur wenig ausgeprägt oder nur bei einzelnen Individuen ausgebildet
aufweisen. Es ergibt sich nun für die Verbreitung der afrikanischen
Callichrominen die Tatsache, daß diejenigen Gegenden, in denen
eine derartige Aufspaltung stattfindet und die als das Entstehungs-
gebiet der Rasse angesprochen werden müssen, zuweilen nicht durch
irgendwelche geographischen Hindernisse gegenüber den Nachbar-
formen abgegrenzt werden. Es muß also hier ein anderer Umstand
in Wirksamkeit sein, der eine Spaltung einer Art in zwei verschiedenen
Rassen begünstigt oder erfordert.
Bei einer Betrachtung der Faunenbezirke in Afrıka und Madagaskar
auf Grund der Verbreitung der Callichrominen haben wir zwischen
zwei Formengruppen zu unterscheiden: 1. solchen, die den Wald-
formationen angehören, und 2., die den Steppengebieten eigentümlich
sind. In Gegenden, in denen beide Formationen aneinander grenzen,
werden wir auch Vertreter beider Formationen antreffen, während
im allgemeinen die großen und zusammenhängenden Wälder des
westlichen und zentralen Afrika sowie einzelne Waldinseln Ostafrikas
Waldtiere aufweisen und der Süden, Südwesten, Südosten und Osten
des Kontinents von Steppentieren bevölkert werden. Da die am
wenigsten spezialisierten Formen der afrikanischen Callichrominen,
welche höchstwahrscheinlich die Ausgangsstelle für die Entwicklung
der gesamten übrigen, Wald- wie Steppenformen, bilden (vergl. p. 202,
220), den Steppengebieten des südlichen Afrika angehören, so verdienen
die Arten dieser Gegend vor allem Beachtung.
a) Steppenformen des Kontinents.
Die geographischen Hindernisse sind in den Gebieten der steppen-
bewohnenden Arten größer und zahlreicher als in den Waldgebieten.
Durch hohe Gebirge und breite Flußläufe wird eine schärfere Sonderung
in einzelne Bezirke hergestellt, in denen eine Ausbildung von mor-
phologisch stärker geschiedenen Rassen stattfinden kann. Eine ge-
sonderte Stellung innerhalb Südafrikas nimmt die Fauna des Kap-
landes ein, welche nur selten, und dann nur im Osten, mit derjenigen
der angrenzenden Gebiete übereinstimmt, während das Betschuana-
6. Defi
216 Martin Schmidt:
land und Deutsch-Südwestafrika keine Formen direkt mit ihm ge-
meinsam besitzen. Der Unter- und Mittellauf des Oranje sowie die
ihn begleitenden Gebirgszüge bilden hier eine unüberschreitbare
Schranke, und nur nach Osten ist ein Austausch der Faunen möglich.
Auffallend ist auch ın der Callichrominen-Fauna des Kaplandes neben
der Artenarmut, die anscheinend durch reiche Individuenzahl der
wenigen Arten ausgeglichen wird, der Umstand, daß sie sich aus den
am wenigsten spezialisierten Formen zusammensetzt, von denen sich
die meisten übrigen mehr oder minder gut ableiten lassen. Der ge-
samten Kapkolonie eigentümlich und ausschließlich ihr angehörend
sind nur drei Arten, die sich auf zwei Gattungen verteilen: Zitopus
latipes F., L. violaceus Serv. und Promeces longipes Oliv. Diejenigen
Formen dagegen, die nur dem östlichen Kapland angehören, sind weiter
bis nach Natal oder Transvaal, ja oft bis an den Sambesi verbreitet
oder gehen von dort nach Westen bis Deutsch-Südwestafrika oder
Angola (Promeces, Anubis, Homaloceraea).
Gerade in diesem Gebiet, das Ostkapland, Natal und Transvaal
umfaßt und ungefähr durch den Oberlauf des Oranje sowie durch den
Limpopo im Bogen umgrenzt wird, muß, wie mir scheinen möchte,
eine reiche Aufspaltung in Arten stattgefunden haben, die dann nach
Nordwesten und Osten zum Teil ohne sich morphologisch erkennbar
zu verändern, zum Teil unter neuer Art- oder Rassebildung vorge-
drungen sind. Auf Grund der rezenten Verbreitung der Formen scheint
es ja so, als ob der Weg.nach Westen südlich der Kalahari nach Deutsch-
Südwestafrika und nördlich dieser nach Angola (Jonthodina) hinein-
führte, wenn man aber an Passarges Angaben über die Hydrographie
der nördlichen Kalaharı denkt, so erscheint es doch wahrscheinlicher,
daß die in Frage kommenden Formen quer durch die Kalahari hin-
durch verbreitet waren. Die meisten Arten nun, die jetzt in Angola
und Deutsch-Südwestafrika vorkommen, zeigen gegenüber denen
Südafrikas morphologische Differenzierungen, die sich entweder durch
eine andere Ausbildung der Skulptur oder im häufigsten Falle durch
eine andere Färbung auszeichnen. Auf diese interessante Tatsache,
welche bei einigen Rassen der Gattung Phyllocnema (mirifica —
semifulva — pretiosa — triangularıs) besonders auffällt, hat bereits
Kuntzen (1913) hingewiesen und eine Erklärung hierfür gesucht.
In den noch verhältnismäßig niederschlagreichen Gebieten von Natal,
Transvaal und Süd-Mozambique bis zum Sambesi und weiter nördlich
über das Nyassaland bis nach Uhehe bleibt die dunkle, durch reich-
liches Oberflächensekret der Flügeldecken hervorgerufene Färbung
erhalten, welche nach Westen zu in Nord-Transvaal und Griqualand-
West durch die Verminderung der Niederschlagsmenge eine Ver-
armung an Sekretmengen der Flügeldecken aufweist, bis schließlich
in Deutsch-Südwestafrika als einem der trockensten Landstriche
Afrikas das dunkle Oberflächensekret nur an der Basis der Flügeldecken
erhalten bleibt. Wahrscheinlich wird diese Erscheinung durch die
Art der Nahrung beeinflußt, welche ja ihrerseits wieder von der Nieder-
schlagsmenge der einzelnen Gebiete mit abhängig ist, Einen analogen
Die afrikanischen Callichrominen. 27
Fall führt auch Marcus (1917) bei seinen Untersuchungen über die
Verbreitung der afrikanischen Proagoderus in dem ebenfalls gelb
gefärbten und typischen Steppenbewohner Proag. saphirinus Fährs.
an und Kuntzen macht (1919) ebenfalls auf die Pigmentarmut bei
gewissen Carabiden (Olivina grandis Dej., Harpalus dorsiger Klug,
H. xanthorraphus Wiedemann, H.lugubris Boh.) aufmerksam. Die
meisten übrigen Oallichrominen Deutsch-Südwestafrikas und Angolas
zeigen das gleiche oder ein ähnliches Verhalten. Bei Phyllocnema
gueinziv rufithorax Auriv. tritt in Deutsch-Südwest ebenfalls eine
Rotfärbung, diesmal des Halsschildes, auf, während gleichzeitig die Aus-
bildung des Hinterschienenblattes schwach bleibt; bei Zitopus vmpressv-
collis Lansbg. weisen dort und in Angola die Flügeldecken oft eine
Unausgefärbtheit auf und die Behaarung der Unterseite nimmt eine
gelbbraune Färbung an; bei Compsomera elegantissima insignis Auriv.
sowie bei Phyllocnema latipes F. wird die Färbung düster und die
Skulptur der Oberseite rauher und kräftiger. Nur wenige Arten, wie
z. B. Rhadınomaeus rufipes Fährs. und Anubis scalarıis Pasc. zeigen
anscheinend keine morphologischen Abweichungen gegenüber den
Formen des Südens.
Eine ähnliche Scheidung in Rassen, wohl gleichfalls durch die
reicheren und spärlicheren Niedersenlagsmengen der betreffenden
Gebiete bedingt, tritt übrigens zuweilen in Südafrika selbst auf. Die
parallel zur Küste gelegenen hohen Drakensberge verwehren den
Südostwinden den Zutritt ins Innere des Landes und fangen die durch
sie herangeführten Regenwolken auf. Infolgedessen erhalten nur die
Küstengebiete regelmäßig Niederschläg:, die einen üppigeren Pflanzen-
wuchs und stellenweise Wälder gedeihen lassen, während ım Innern
nördlich des Gebirgszuges die durch die Regenarmut bedingte Trocken-
heit ausschließlich Steppenformationen bestehen läßt. Die Lebens-
bedingungen für die Terme sind so im Küstengebiete ganz andere
als im Binnenlande und hinreichend Grund genug, verschiedene Rassen
zur Ausbildung kommen zu lassen. Durch lebhafte Färbung und
glattere Skulptur der Flügeldecken unterscheiden sich, abgesehen von
der Größe, die bei den Küstenformen relativ beträchtlich werden kann,
die Individuen der Phyllocnema latipes F. von denen der nördlichen
Gegenden, während bei Homaloceraea die Skulptur d«s Halssciildes
die- verschiedenen Rassen kennzeichnet. Es sieht nach dem ziemlich
zahlreich mir vorliegenden Material der letztgenannten Gattung
beinahe so aus, als ob gerade in der Übergangszone zwischen Küsten-
und Binnenlandformation die Aufspaltung noch im Gange ist.
Wie bereits erwähnt, reicht die Fauna des östlichen Südafrıka
gewöhnlich bis an den Unter- und Mittellauf des Sambesi heran,
eine Feststellung, die sich im wesentlichen für den Osten mit Arldts
(1907) Annahme deckt und auch dem Standpunkt Peringueys
entspricht, der die südafrikanische Fauna nördlich durch die Linie
Sambesi-—Kunene abgrenzt. Beide bemerken übrigens, daß eine
Abgrenzung der Subregion nach Norden zu stets künstlich s i. Eine
Anzahl Formen der Callichrominen finden hier ihre Ostgrenze, fehlen
6. Hett
218 Martin Schmidt:
dann selten ganz nördlich des Flusses oder werden dort meist durch
eine andere, morphologisch wenig geschiedene Rasse ersetzt. Zu nennen
sind als Beispiele vor allem Compsomera elegantissima W hite, Helymaeus
glabripennis Fährs., Philematium virens L. und Eugoa dalmanni Fährs.,
welche nördlich des Sambesi anscheinend nicht mehr vorkommt.
Diejenigen Arten, welche den Sambesi überschritten haben, sind unter
Rassenbildungen entweder im Küstengebiet östlich der Seenkette
bis Deutsch-Ostafrıka und weiter nach Norden vorgedrungen oder
gehören der Steppe westlich der Seen an, von welcher aus die Ver-
breitung anscheinend zwischen Nyassa und Tanganjıkasee hindurch
nach Nordosten stattfand. Die langgestreckte Bruchzone der inner-
afrikanischen Seenkette bildet im allgemeinen eine Grenze zwischen
ost- und westafrikanischen Formen, die nur an einzelnen Stellen
von denjenigen Arten überschritten wird, die einerseits von Süden
oder Westen her nach Deutsch-OÖstafrika einwanderten, andererseits
von Osten nach Süden vordrangen. Für die Verbreitung der längs
der Küste unter Umgehung der Seenkette nach Norden wandernden
Formen scheint der Rowuma ein sehr geringes Hindernis gewesen
zu sein. Wir finden diese Arten (Helymaeus, Hypargyra, Agaleptus,
Hadromastix, Philematium sansıbaricum Gerst. und Ph. transversale
Kolbe, Phyllocnema queinziv nigrithorax nov., Hypocrites obtusipennis
Bat., Pelidnopedilon) im ganzen Küstengebiet Deutsch-Ostafrikas,
soweit es das parkartige „Gehölz‘‘ und wohl auch Mangroveformation
aufweist. Die Formen, welche die Seenkette zwischen Nyassa und-
Tanganjikasee durchbrachen (Promeces, Psilomastix friesi Fährs.,
Homaloceraea, Compsomera, Anubis, : Colobizus, Phyllocnema viridı-
costata Fairm.), sind mehr Bewohner der Busch- und Baumgras-
steppen, die sich im Innern bis zum Vietoriasee und zum Usambara-
Bergland erstrecken. Hier zwischen Vietoriasee und Usambara stoßen
die Formen beider Verbreitungszweige zusammen. Die montanen,
dem Kilimandjaro, Meru, Parehgebirge und den mit Gebirgsbusch
bestandenen Steppen Usambaras angehörenden Arten finden wir
oft auch in den angrenzenden Gebirgszügen Britisch-Ostafrikas (Oligos-
merus, Rhopalomeces, Promeces suturalis Harold), wobei jedoch zu-
weilen morphologisch gut geschiedene Rassen des Kilimandjaro (Oligos-
merus montanus Hintz, Promeces auroniteus nov., Rhopalomeces)
oder des Usambara-Berglandes (Promeces vittatus Auriv., Rhopalo-
meces rimosus Nov.) vorkommen.
Die Einwanderung in die Somalisteppen scheint ebenfalls von
zwei Stellen aus erfolgt zu sein. Die Arten der Gattung Helymaeus,
deren Vordringen nach Norden längs der Ostküste vor sich ging,
verbreiteten sich anscheinend über Ost-Usambara bis nach Somalı,
Eritrea und Arabien, während Phyllocnema semijanthina Fairm.,
Oompsomera cyaneonigra Fairm. und Otaromia offenbar den mehr west-
lichen Weg zwischen Meru und Natronsee wählten, der gemäß ihrem
Vordringen durch das Innere Deutsch-Ostafrikas der nächstliegende
war. Entsprechend den Rassen des niederschlagsarmen Südwesten
zeigen sich auch hier im Somaliland, Eritrea und Arabien die Rassen
el ar fa
Die afrikanischen Oallichrominen. 219
in stark differenzierter Form. Und zwar sind die Veränderungen in
Färbung und Skulptur der Oberseite, welche die Tiere wohl hauptsächlich
infolge der Trockenheit und starken Insolation des Bodens erfahren,
ähnlich, betreffen jedoch weniger die Flügeldecken als die Beine und
den Halsschild. Jene nehmen mit der Unterseite und den Fühlern eine
gelbe, dieser eine rote oder ebenfalls gelbe Farbe an unter gleichzeitiger
Reduktion der weißbehaarten Seitenbinde bei Helymaeus. Außerdem
erscheint auch die gelbe Flecken- oder Bindenzeichnung der Flügel-
decken (Xanthospila) wie bei Anubis der Steppen Süd- und Ostafrikas
wieder. Die wenigen, den erwähnten Gebieten eigentümlichen Arten
bleiben östlich des abessinischen Hochgebirges in ihrem Vorkommen
beschränkt und gehören wohl der von Raffray (1885) als litoral be-
zeichneten Region in einer Höhe bis zu 800 m oder der folgenden bis
1400 m hohen Senegalzone an. Interessant ist nun das Vorkommen einer
einzigen Art, soweit bisher bekannt, in Arabien ( Yemen). Pascoe
beschrieb zwar zwei Formen aus derselben Gegend, Helymaeus signati-
collıs und H. pedestris, jedoch handelt es sich bei der ersten wahrschein-
lich um ein unausgefärbtes Stück der zweiten. Die dieser morphologisch
am nächsten stehende und wenig geschiedene Form, A. raffayı Fairm.,
ist aus Abessinien und Eritrea bekannt. Dieses Vorkommen bedingt
die Annahme einer Landverbindung Arabiens mit dem nordöstlichen
Afrika. Neben den geographischen Gründen gibt die Verbreitung
der nächstverwandten Form in Eritrea die Wahrscheinlichkeit, daß
ni
.
das Vordringen der arabischen Form über die jetzige Straße von Bab-el-
Mandeb erfolgte. Diese Verbindung soll nach de Lapparent (1900)
in, geologisch gesprochen, jüngster Zeit unterbrochen sein, eine An-
nahme, die hier ebenfalls durch die nahe Verwandtschaft der beiden
Formen zu beiden Seiten der Straße gestützt wird. Auch Marcus
(1917) hat auf die gleichen Verhältnisse für Proagoderus qguadriarmatus
Fairm. hingewiesen. Allerdings ist die Tatsache, daß zahlreiche flug-
unfähige Tenebrionidenarten (Erodiinen, Zophosinen, Tentyriinen,
Pimeliinen usw.) auf beiden Seiten der Straße von Bab-el-Mandeb
vorkommen, dafür noch weit beweisender. |
Die zentralafrikanische Seenkette wird von eingen Steppen-
formen in der Gegend der nordwestlichen Seen überschritten. Die
Verbreitung dieser Arten (Phyllocnema janthina Kolbe, Oligosmerus
saturatus Kolbe, Helymaeus bohndorffi nov. und H.togonicus nov.,
Homaloceraea) mag sich allgemein auf den Ost- und Nordteil des
Miombogürtels des Kongobeckens erstrecken, doch ist die Zahl der
gerade aus jener Gegend bekannten Fundorte recht gering. Es ist
nur bei Helymaeus der Weg ungefähr zu erkennen, den die Arten
' dieser Gattung eingeschlagen haben können; er führt über das nörd-
liche Steppengebiet (Sennio) der Njam-Njam bis in die Baum- und
Buschsteppen Togos (Bismarckburg). Für Homaloceraea und Anıso-
ceraea sind als westliche Fundgegenden die Steppen von Adamaua,
Bosum und Carnot bekannt, während zentralafrikanische Fundangaben
vollkommen fehlen. Dagegen weisen die Angaben Angola und Bosum
für Psilomastix tessmanni nov. darauf hin, daß diese Art offenbar
6. Heit
220 Martin Schmidt:
dem ganzen Miombogürtel des Kongobeckens angehört. Als stark
differenzierte und mehr oder minder isoliert stehende Arten des west-
sudanischen Steppenlandes erscheinen uns die Gattungen Gwiteha
und Hypatium, welche noch mit ostafrikanischen Formenkreisen
Verwandtschaft zeigen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß beide in
Frage kommende Arten einer älteren Verbreitung der Steppenformen
in Afrıka angehören als die Masse der im sudanisch-guineischen Steppen-
gebiet vorkommenden Arten, deren Ziffer von Osten nach Westen
stetig abzunehmen scheint, wohl ein Beweis für eine relativ junge
Besiedelung von Osten und Südosten her. Wie bereits erwähnt, be-
steht bei einigen Formen die Neigung, aus den verschiedenen Steppen-
formationen in solche dichteren Baumbestandes wie Trocken- oder
Höhenwaldungen überzugehen. Diese Formen leiten nicht nur fau-
nistisch zu den Waldformen über, sondern zeigen auch im morpho-
logischen Bau die Anlagen der Merkmale, die bei jenen als charakte-
ristisch zur Ausbildung gekommen sind. Als solche Bewohner des
Trocken- oder Gebirgswaldes kommen unter anderen die langköpfigen
Promeces, viele Rhopalomeces, Philomeces, einige Cloniophorus, Colo-
bizus, Psilacestes und Sphingacestes in Frage. .
b) Waldformen des Kontinents und der westlichen: Inseln.
Die Verbreitung der typischen Waldformen erstreckt sich auf
die gesamten zusammenhängenden Waldungen Westafrikas von
Französisch-Senegambien über Ober- und Nieder-Guinea bis zum Kongo-
gebiet, reicht bis an die zentralafrikanische Seenkette heran und geht
von dort auf die einzelnen Waldenklaven Ostafrikas über. In weit
stärkerem Maße als bei den steppenbewohnenden Arten zeigt sich
bei den Waldformen, daß die Rassen ihre Entstehung nicht der räum-
lichen Abgrenzung verdanken, sondern daß diese vom Klima, Nieder-
schlagsreichtum und der durch sie bedingten verschiedenen Art der
Nahrung abhängig ist. Gebirge kommen als Hindernis für die Ver-
breitung im westlichen und zentralen Waldgebiet kaum in Frage.
Nur selten ist eine Art auf einen bestimmten Gebirgsstock beschränkt,
wie das Vorkommen der Mecosaspis mapanjae Auriv., die .anscheinend
nur auf dem Kamerunberg zu finden ist, zeigen kann. Auch Flüsse
spielen als Schranke eine untergeordnete Rolle. Zuweilen scheint ın
Kamerun der Sanaga in seinem Unterlauf die Scheide zwischen der
Fauna von Ober- und Nieder-Güuinea zu bilden (Hybunca, Mecosaspıs
rufipes chlorina Auriv.), jedoch läßt der Umstand, daß in den weitaus
meisten Fällen durch ihn eine Sonderung in Rassen nicht gegeben
ist und die Aufspaltung in eine Nieder-Guinea-Rasse in einigen Fällen
(Chromacilla, Phrrosyne) erst in Süd-Kamerun erfolgt, die Vermutung
zu, daß andere und zwar biologische Faktoren die Trennung verur-
sachen. Auch der Unterlauf des Ni iger mit seiner reichen Deltabildung
wie der des Kongo, den die Waldformen an seinem Oberlauf im Innern
leicht überfliegen können, hemmen die Verbreitung wenig. Im all-
g meinen kommen die Arten des Waldgebietes von Ober-Guinea in
bestimmten Farbenrassen ebenfalls im Küstengebiet von Nieder-
Die afrikanischen Callichrominen. 221
guinea und im Innern des Kongobeckens vor. Überhaupt macht sich
die Aufspaltung in Rassen innerhalb der westafrikanischen Hyläa,
mit Ausnahme der wenigen durch die verschiedene Behaarung
charakterisierten Formen (C’hromalizus fragrans Dalm. — Chr. cranchi
White, Chromalizus basalıs White —- Chr. subbasalis Kolbe), in der Fär-
bung, besonders der Oberseite, geltend, die für alle in Frage kommende
Arten in bestimmten Gegenden konstant ist. In dieser durch die
Änderung der Bekleidung erfolgten Art der Rassenbildung müssen
wir ein erst in Jüngster Zeit erworbenes Merkmal erblieken, das trotz
seiner primären Abhängigkeit von der Nahrung doch zu allererst dem
äußeren Einfluß ausgesetzt ist und erblich reagieren muß.
. Eine besondere Stellung nimmt in Ober-Guinea die Fauna Togos
ein. Die verschiedensten Formationen, die hier hart aneinander grenzen,
begünstigen die Rassenbildungen in hohem Grade. Außer Baum-
und Buschsteppen treffen wir Galeriewälder, Trockenwälder, Gebirgs-
busch, trockenes Buschgehölz und an der Küste Ölpalmen und Man-
grovebestände an (alle diese Formationsangaben sind nach den Be-
zeichnungen auf den Karten Englers (1910) angegeben). Es sind da-
her oft mehrere Rassen ausgeprägt, die je nach der Formation, der
sie angehören, Beziehungen zur Fauna des Regenwaldes der west-
lichen Küstengebiete oder Kameruns oder zur Fauna trockenerer
Gebiete der östlichen Nachbarländer zeigen. Einzelne Arten (Chro-
malızus fragrans Dalm., Euporus tenellus Bat., Eu. plagiatus Dalm.,
Eu. torquatus Dalm., Mecosaspis rufipes Jord. u. andere) sind an-
scheinend nur in einer einzigen Form in ganz Ober-Guinea verbreitet,
soweit dies bis jetzt aus der geringen Zahl der Fundangaben ersichtlich
‚ist. Eine einzige Art (Ohromalızus afer L.) bewohnt das ganze west-
liche und zentrale Waldgebiet bis westlich des Albertsees, ohne in
Rassen aufzuspalten. Die Fauna des großen Waldgebietes in Nieder-
Guinea bleibt sehr selten einheitlich (Chromalizus eranchi White);
meist treten in einzelnen, nicht für alle Arten gleich ausgedehnten
Bezirken besondere Farbenrassen auf. Diese einzelnen Gebiete werden
in großen Umrissen, soweit die oft spärlichen Fundortangaben es ge-
statten, dargestellt durch: 1. N.-Kamerun bis ungefähr zum Sanaga
(Mecosaspis chlorina Bat., Chromacilla venus Thoms., Hybunca ba-
rombana nov.), 2. N.-Kamerun bis Span.-Guinea (Cloniophorus jordanı
nov., Chromalizus calceatus Auriv.), 3. 8.-Kamerun, Neu-Kamerun,
Span. Guinea (C’hloniophorus aurifer Jord., Cl. pietus nov., Mecosaspıs
fuscoaenea Bat., Hybunca hintzi nov.), 4. S.-Kamerun bis zum Kongo-
gebiet (Jonthodes melanaria Achard, Chromacilla prolixa Bat.) und
5. die südlich des Kongo und östlich des Quango gelegenen Waldungen
des Innern (Cloniophorus mechowi Quedf., Mecosaspis poggei Harold,
-Euporus strangulatus Serv., Dolichaspis caesarea Auriv., Hybunca
calıginosa nov.). Jedenfalls ist es bemerkenswert, daß sich innerhalb
eines doch relativ einheitlichen Formenkreises, wie es die Calli-
chrominen sind, eine so verschiedenartige Reaktion bei der Rassen-
aufspaltung der verschiedenen Genera und selbst Arten findet. Die
einen reagieren auf jede Lokalität, die anderen bewohnen ein ge-
waltiges Verbreitungsareal. 6. Heft
229 Martin Schmidt:
Die Fauna des westafriıkanischen Waldgebietes setzt sich nach
Östen bis an die zentralafrikanische Seenkette fort; einzelne Arten
haben auch diese überschritten und sich bis in die einzelnen Wald-
inseln Ostafrikas verbreitet. Diese eigenartige Tatsache veranlaßte
auch Kolbe (1897) zu der Annahme, daß das Klima in Äquatorial-
afrıka in geologisch junger Zeit feuchter gewesen sei, daß sich in-
folgedessen die Waldungen unter Freilassung erheblicher Steppen-
gebiete über ganz Innerafrika ausgedehnt und mit denen Östafrikas
im Zusammenhang gestanden hätten. Die Verbindung der jetzigen
Waldkomplexe in damaliger Zeit wird durch den Weg, den die Wald-
formen bei ihrem Vordringen nach Osten genommen hatten, noch
heute deutlich gezeigt. Gleichzeitig mit dem Vordringen nach Osten
nimmt die Zahl der waldbewohnenden Arten allmählich ab. Für die
Calliıchrominen kommen zwei Einwanderungswege nach Ostafrika
in Frage. Der nördliche, welcher-von zahlreichen Arten benutzt wurde,
führt zunächst bıs westlich des Albert -und Edwardsees, wo ver-
schiedene Arten ihre Ostgrenze fanden. (Chromacilla schubotzi Hintz,
Chr. emini Kolbe, Chromelizus afer L., Chr. basalis White, C’loniophorus
vturicus nov.), und von dort zum Kilimandjaro und Usambara-Berg-
land (Chromalızus conradsı Auriv., Ohr. meinhardti nov., Phrosyne
brevicornis F.?; Mecosaspis auratipennis Kolbe, Mec. glabripennis
Kolbe, Meec. coerulea nov.) über Uganda, Elgon und Kenia, ein Weg,
den Marcus (1917) auch für die Divastellopalpus feststellte und der
wohl von den Calliichrominen ebenfalls benutzt sein wird. Da von den
Waldgebieten Ugandas, des Elgongebietes und des Kenia bisher noch
kein Material bekannt gemacht worden ist, mir auch keins zur Ver-
fügung gestanden hat, so möchte ich nur auf die zahlreichen Fund-
angaben für Corynodes coerulescens Fairm., einen Chrysomeliden,
hinweisen, der eine solche Verbreitung hat und von dem Kuntzen
(1913) aus allen großen Museen Europas Material vorgelegen hat. Diese
Art hat sicherlich in einer Anzahl Callichrominenarten ein vollkommenes
Analogon. Der zweite, südliche Weg geht zwischen Nyassa- und
Tanganjikasee über Uhehe bis Nguru; er ist von mehreren Arten be-
nutzt worden (Mecosaspis whythei Gah., Chromalızus leucorraphis
Gerst., Synaptola nitidipennis Gah., 8. tuberculicollis Quedf., S. fülle-
borni nov., Anexamıta). Bei manchen Diastellopalpus - Formen,
waldbewohnenden Onthophagiden, hat es nach Marcus (1917) durch-
aus den Anschein, als ob sich diese von Nguru über Useguha weiter
nach NO. bis Usambara und von dort selbst bis zum Kilimandjaro
oder umgekehrt vom Kilimandjaro oder Usambara nach Nguru haben
verbreiten können. Bei den Callichrominen läßt sich jedenfalls noch
keine positive Unterlage dafür finden.
Wie wir gesehen hatten, drangen wahrscheinlich auch die süd-
lichen Steppenformen durch die gleiche Pforte in Ostafrika ein, jedoch
immerhin auf anderem Wege. Denn es ist wohl anzunehmen, daß die
Einwanderung der Waldfoımen in einer Zeit einer mehr oder weniger,
jedenfalls mehr als heutzutage, ausgeprägten Kontinuität der Wal-
dungen erfolgt ist, die sich vom Südost-Kongobecken und der Scheide
Die afrikanischen Callichrominen, 923
zwischen Kongo und Sambesi über die Höhen des nördlichen Nyassa-
landes durch die die dem Monsum und Passat ausgesetzten Südost-
ränder der großen Terrasse über Uhehe bis nach Nguru hinzogen und
sich in Deutsch-Ostafrika noch als Höhenwaldungen wie zum Beispiel
am Rungwe, am Uzungwe-Stock und in Unguu, ja selbst als Regen-
waldungen wie im Ulugurugebirge noch heute in Resten vorfinden
(vgl. Engler 1918).
Die ın der Nähe der Guineaküste liegenden Inseln haben uns
bisher nur Tiere der Waldfauna gebracht und weisen einzelne Arten
afrikanischer Callichrominen auf, die je nach der früher oder später
erfolgten Trennung der Inseln vom Festlande dieselben sind wie dort
oder zu neuen Arten oder Rassen wurden. Die erst in geologisch jüngster
Zeit vom Festlande abgetrennten Inseln Fernando Poo und Principe
besitzen Formen aus der Fauna Kameruns, welche sich von dieser
morphologisch nicht trennen lassen. Von Fernando Poo sind mehrere
Arten (Euporus torquatus Dalm., Griphapex scutellarıs Jord., Chro-
malızus socwus Jord., Chr. afer L., Eulitopus glabricolliss Murr.) be-
kannt, doch dürfte die Zahl der einheimischen Arten sicherlich er-
heblich größer sein. Ebenfalls weist die Fauna von Principe, von der
mir nur Phrosyne brevicornis F. bekannt ist, wahrscheinlich noch eine
Anzahl Callichrominen auf. Anders liegen jedoch die Verhältnisse
für S. Thome. Diese Insel hat auch unter den Callichrominen aus-
geprägte Endemismen des Waldgebietes, die allerdings zu Waldformen
Guineas Verwandtschaft zeigen. Nur ihr eigentümlich sind, wie bis
jetzt bekannt, drei Arten (Philematium greeffi Karsch, [Closteromerus ]
thomensis Auriv., |Callichroma] rhodoscelis Jord.), während eine vierte
Art (Philematium festivum F.) auch auf dem Kontinent von Sene-
gambien bis zum Kongobecken zu finden ist.
c) Die Callichrominen der madagassischen Region.
Auf Madagaskar und den Inseln Mauritius und R£union leben
im ganzen nur zweit) Arten der Callichrominen: Philematium virens
femorale Oliv. und Phrosyne brevicornis viridis Serv. Jene Art wird
zwar von verschiedenen Autoren (p. 105) als auch in Madagaskar
vorkommend erwähnt, doch gibt der sehr kritische Alluaud (1900)
nur R&union und Mauritius als sichere Fundgebiete an. Die andere
Art ist bisher nur aus Madagaskar bekannt geworden (vgl. p. 145).
Beide Arten haben in anderen Rassen ein großes Verbreitungsgebiet
auf dem afrikanischen Kontinent (vgl. p. 104, 105; 144—146). Aus
den Fundorten beider Arten an der Ostküste des tropischen Afrıka
oder in den Randwaldungen nahe der Meeresküste und den Fund-
orten aus der madagassichen Region läßt sich mancherlei über die
Biozönose folgern, der jene angehören. Es sind jedenfalls Tiere
üppigerer Waldungen, wahrscheinlich auch der Mangrovewaldungen
der Küste und sicherlich zum mindesten der sich ihnen in den Fluß-
mündungsgebieten oberhalb anschließenden Wälder.
1) Über Mattania maculicollis Fairm. vgl. p. 69.
6. Heft
224 Martin Schmidt:
Wie diese beiden Tiere in die madagassische Region gelangt sind,
ist mit absoluter Sicherheit noch nicht zu ermitteln. Beide Arten
haben keine systematische Beziehung zu Arten der orientalischen
Region, beide sind keine phylogenetischen Ausgangspunkte für andere
Formen innerhalb der madagassischen Region geworden und stehen
unter den afrıkanischen Verwandtschaftsgruppen als verhältnismäßig
hoch entwickelte Formen ziemlich terminal da. Es bleibt also nur übrig,
daß beide Arten vom äthiopischen Kontinent in das madagassische
Gebiet übergewandert sind. Da sich beide in diesen zu besonderen
Rassen ausgebildet haben, so will es doch scheinen, als ob es sich nicht
um Verschleppung durch Menschen handelt, obwohl ein Maßstab
für die Zeit nicht vorhanden ist, innerhalb deren eine Phrosyne oder
ein Philematium zu einer neuen Rasse wird, wenn sie in ein anderes
Milieu versetzt werden. Wahrscheinlich wird man beide Arten auf
eine Stufe stellen können mit Potamochoerus und Hippopotamus,
die schließlich auf Grund ihrer Schwimmfähigkeit Madagaskar vom
äthiopischen Kontinent selbst noch dann erreichen konnten, a!s beide
Gebiete bereits getrennt waren (Wallace 1892; Arldt 1907). Um
die Übersiedlung der Oallichrominen nach Madagaskar zu erklären,
braucht man allerdings die Annahme, daß eine stetige Reihe. von
Inseln oder wenigstens eine zeitlich abwechselnde Verbindung oder
Annäherung von solchen Inseln in der Richtung Afrika-—Madagaskar
bestanden haben müßte. Sollte sich herausstellen, daß Phrlematium
femorale Olıv. tatsächlich nur auf Reunion und Mauritius lebt, so wird
wohl, wenn dem altozeanischen Charakter der Inseln im Sinne
Wallaces Rechnung getragen werden kann, nur eine Einschleppung
dieser Art durch Menschen auf jene Inseln vom äthiopischen Kontinent
aus und eine ganz junge Aufspaltung von der Ausgangsform in Frage
kommen. Arldt (p. 119) schließt aus der Verbreitung der Lemuriden,
Centetiden und Potamogaliden, daß sich im Tertiär eine Waldregion
von Afrika nach Madagaskar hinüberzog, die jenen Waldtieren die
Einwanderung gestattete. Auch Phrosyne könnte ineiner solchen eit
des Tertiär übergewandert sein.
Gerade Philematium virens L. und speziell seine madagassische.
Rasse ist die einzige Oallichromine, die bisher in der zoogeographischen
Literatur zur Unterstützung von Schlußfolgerungen als Beispiel ge-
braucht wurde. Arldt (1907) verwendet die Verbreitung der Gattung
rein kompilatorisch für seine zoogeographisch-statistischen Schluß-
folgerungen und fußt dabei offensichtlich auf dem Katalog von
Gemminger & Harold (1873), der, an sich schon nur eine Zusammen-
stellung von Literatur, am allerwenigsten in der statistischen Paläo-
geographie als Grundlage benutzt werden durfte (vgl. die Angaben
über die Verbreitung der Philematium-Arten auf p.104ff. des
systematischen Teiles).1) | |
!) Vgl. auch die Bemerkungen E. Stromers über den Wert statistischer
Methoden in der Tiergeographie (Geograph. Zeitschrift, Leipzig, Bd. 26,
Heft 9/10, S. 287). Ä | \
Fer", +
Die afrikanischen Callichrominen, 325
Die geringe Zahl von Callichrominen in der madagassischen Region
(einschließlich der maskarenischen Subregion) und die große Genus-
und Artenziffer der Lepturinen !) ebendort läßt eine Beziehung zwischen
den beiden Formenkreisen vermuten, di: in all'n Entwicklungsstadien
eine ähnliche Lebensweise führen. Bei hoher Artenziffer der Lepturinen
ist die der Callichrominen stets gering, bei hoher Artenziffer der Callı-
chrominen wird die Ziffer der Lepturinen gering. Die Beziehungen
zwischen beiden Formenkreisen können auch auf der wahren phylo-
genetischen Verwandtschaft beruhen, für die oft das Vikariieren ein
gutes Kriterium geographischer Art ist. Fälle von gegenseitiger Aus-
schließung von Formen der Insekten sind schon mehrfach in der
Literatur erwähnt worden. Ein öfter angeführtes, zum Teil wohl nicht
ganz begründetes Beispiel bildet das Fehlen der Boden-Carabiden in
vielen tropischen Gegenden, wo Ameisen sehr zahlreich sind, die ent-
weder dieselbe Nahrung haben wie .die Laufkäfer oder diesen direkt
nachstellen (Ganglbauer 1892 und Dahl 1921).
Literaturverzeichnis.
Spezieller Teil.
Die bis zum Jahre 1910 erschienene Literatur über Callichrominen
ist von Aurivillius im Junk-.Schenkling Katalog (1910, Ceram-
bycidae, p. 297-—326) aufgeführt. Außer diesen bereits über 120
Einzelarbeiten aufweisenden sind als in der neueren Zeit, seit Er-
scheinen dieses Kataloges, für afrikanische Formen folgende nach-
zutragen:
Achard (1). A propos de Jonthodes amabilis Serv. et d’Aromıa
lugubris Fairm. (Col. Ceramb.); Bull. Soc. Ent. Fr. 1911, p. 375-—377.
-— (2). Tableau synoptique pour la determination des especes du genre
Compsomera White (Ceramb.); Ann. Soc. Ent. Belg. 56, 1912/15,
!) Gelegentlich der Besprechung der madagassischen Region erwähnt
Arldt (1907) unter europäischen Beziehungen einen Toxotus aus Madagaskar,
wo niemals ein solches Tier vorgekommen ist, nur bei Gemminger & v. Harold
(1873) ist ein fälschlich in dieser Gattung untergebrachtes Tier erwähnt.
Hier mag auch der Ort sein, auf eine Stelle in Hesse-Doflein (1914
Bd. II p.103) hinzuweisen, an der die Mundteile und Kopfbildungen eines
blütenbesuchenden Cerambyceiden (Beispiel eine Lepturine) und einer Lamine
miteinander verglichen werden und es unter anderem heißt: „Die Vervoll-
kommnung steigt rapid bei den ausschließlich Blüten besuchenden Leptura livida
F. und Strangalia altenuat® L.‘“ Nun sind die Lamiinen ihrerseits gerade im
Kopfbau und den Mundteilen in der Richtung der Vorbereitung der Eiablage
zur Hypognathie spezialisiert, die durchaus nicht als niedriger zu bewerten ist
als die Anpassung an den Blütenbesuch. Da zwischen beiden Formengruppen
auch nicht die geringsten phylogenetischen Beziehungen, abgesehen von einer
gemeinsamen Wurzel in grauester Vorzeit, bestehen, so wäre die Hinzuziehung
einer Cerambycine nicht einer Lamiine zum Vergleich mit der Lepturine ent-
schieden besser gewesen.
Archiv fiir Naturgeschichte.
1922. A. 6. 15 6. Heft
226 Martin Schmidt:
p. 71-—75. -— (3). Descriptions de deux Longicornes nouveaux de
l’Afrique centrale; Rev. Zool. Afrie. Bruxelles 2, 1913, p. 249—252.
-— (4). Description de deux varietes nouvelles de Jonthodes formosa
Serv. (Col. Ceramb.); Insecta (R. Oberth.) Rennes 1913, p. 221—222.
Auvivillius, Chr. Neue oder wenig bekannte Coleoptera Longi-
cornia; Ark. Zool. 8, 1913, Nr. 22. -— Desgl.; Ark. Zool. 8, 1914, Nr. 29.
-— Desgl. Ark. Zool. 9, 1914, Nr. 8. — Desgl. Ark. Zool. 10, 1916, Nr. 19.
— Desgl. Ark. Zool. 13, 1920, Nr. 9.
Heller, K. M. (1). Ergänzende Notizen über Dietator mirabilis
Jord.; Ann. Soc. Ent. Belg. 56, 1912/13, p. 274-—276. — (2). Eine
neue, Necydalis ähnliche Callichrominengattung; Ent. Blätter, Berlin
1919, p. 311-213.
Hintz, E. Neue afrıkanische Cerambyeiden; Deutsche Ent. Zeit-
schrift 1913, p. 195—205.
Kuntzen, H. Bemerkungen über einige afrikanische Käfer; Entom.
Rundschau 31, Nr. 8, p. 46-—47.
Lameere. Notiz über Otaromia Auriv. und Jonthodina Ach.;
Ann. Soc. Ent. Belg. 56, 1912/13, p. 51.
Allgemeiner Teil.
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Arldt, Th. Die Entwicklung der Kontinente und ihrer Lebewelt;
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15* 6. Ileft
228
Martin Schmidt:
Namensregister des systematischen Teiles.
Seite
Acanthomaeus nov. 72, 184
Agaleptus Gahan 72, 191
Anexamita nov. . 70, 113
Anisoceraew nov. 176, 144
Anubis Thoms. . 74, 140
Callichroma Latr. . . 67
Cephalizus nov. . . 83, %
Chromacilla nov. 84, 132
Chromalizus nov. . 84, 96
Cloniophorus Quedf. 84,122,
129
Closteromerus Dej. 67, 68
Closteromerus Thoms. 67,
68, 136
Colobizus nov. . . 73, 90
Compsomera White 80,180
Conamblys nov. 78, 171
Ötenomaeus nov. 71, 189
Cumalter« Jord. . . 103
C'yeloclonius nov. . . 125
Dictator Thoms. 80, 119
Dolichaspis Gahan 77, 112
Eugoa Fährs. . . 79, 117
Eugoides Auriv. 80, 118
Eulitopus Bates 75,162,163
Euporus Serv. 73, 146, 148
Eximia Jord. . . 8, 91
Exoperyphus nov. 75, 158
Genoclonius nov.
Griphapex Jord. 73, 152
Guitelia Oberth. 77, 122
Hadromastix nov. 79, 118
Helymoeus Thoms. 71, 185
Hintziellus nov. . . 151
Homaloceraea nov. 68, 76
136
Hoplomeces Auriv. . 125
Hospes Jord. . . 83, 88
Hyboclonius nov. . . 128
Hybunca nov. . 84, 183
Hylomela Gahan 68
128
Seite
Hypargyra Gahan 71, 189
Hypatium Thoms. 69, 114
Hypocrites Fährs. 75, 165
Jonthodes Serv. 81, 179
Jonthodina Achard 77, 116
Leptoclonius nov.. . 125
Litomeces Murray . . 162
Litopus Serv. 74, 83, 85
Locustipes Heller . . 122
Mattania Fairm. . . 69
Mecaspis Lacord.. . 107
Mecometacnema nov. 177
Mecosaspis Thoms. 70, 107
Mecothyrea Kolbe. . 107
Meporus nov. . 148
Metallichroma Auriv. 84,
132
Metameces nov. . 161
Metaptola nov... . . 101
Metazycnema nov. . 176
Micromaeus nov. 72, 185
Nothopygus Lacord. 74,171:
Oedoclonvus nov. ...182
Oligosmerus Kolbe 74, 137
Omoptycha Quedf. 119,120
Orphnodula nov. 81, 173
Orygocera nov... 78, 115
Otaromia Auriv. 79, 117
OxyprosopusThoms.78,167
Paryphoclonius nov. 126
Pelidnopedilon nov. 75,166
Phasganocnemanov.81,173
Philematium Thoms. 70,
104
Philomeces Kolbe 73, 157
Phrosyne Murray 73, 74,
144
43:
174
Phyllocnemida Pering. 69
Phyllocnemula nov. . 179
Phyllocnema Thoms.
Seite
Phyllomaeus nov. 71, 191
Phyllometalla nov. . 175
Platyclonius nov. . .„ 123
Promeces Serv... 75, 159
Promecidus Fährs. 72, 89
Psilacesies nov. 76, 159
Psilomastix nov. 79, 114
Rhadinomaeus nov. 71,191
Rhopalizarius nov. 82, 94
Rhopalizida Jord. 83, 95
Rhopalizodes nov. 82, 95
RhopalizusThoms.73,82,91
Rhopwlomeces Kolbe. 76,
152
Sceloclonius nov. . . 124
Sphaleroporus nov. . 146
Sphingacestes nov. 76,159
Stygnoclonius nov. . 123
Synaptola Bates 69, 70
101, 102
Tarsotropidus nov. 78,172
Utopileus nov. 84, 165
Xanthospila Fairm. . 76,
79, 143
Xestoclonius nov. . . 127
abyssinicum Chevr. . 116
adelpha 'Thoms.. . . 125
aequabilis Kolbe . . 87
afer L. 100
affinis nov. >91
albicornis Dist... . . 188
albicrus Auriv. . . . 158
albileteris Harold . . 191
albitarse F.. ... . 104
alveolata Bates . . . 137
amabilis Hope . 149, 180
amabilis Pering. . 188
ambiguus Fährs. . . 166
amethystinus Quedf. 147
amethystinus nov. . 168
amphipatris nov. . . 105
%
%
-
£
Die
Seite
analis Fairm. N:
angulicollis Bates. . 170
angusius Auriv.. . . 167
ansorgei Gah. . 183
argentatus NOV... . . 86
argyrosierna nov. . . 173
argyrothorax Fairm.. 187
armipes Bate
asper Auriv. ... .
astaboricum Thoms. .
ater Oliv.
BiralWus DOV. x a. .
atripennis Hope
atrovirens Dalm.
auratipennis Kolbe .
auratus Pasc.. . . .
auratus NOV... . .
aureo Auriv.. ...
aureolineatus Jord. . 93
aureovittstus Auriv. . 159
aureovittis Kolbe 100, 139
auricollis Thoms. . . 132
auricollis nov. 88
aurifer Jord.. . . . 129
aurivillianus nov.. . 165
auronitens nov. 111, 161
austerus Pase. . 160
azurescens Gestro . . 86
96
. 184
96
er ar. ye
barbiventris Bat.
barombana nov.. .
basalıs White er
basalis nov. 2
behanzini Lam.. . . 184
beyrichi nov.. . .. 9%
bicolor Achard . . . 169
bicolor nov. .. 90
bifoliate nov.. . . . 177
bohemani Gah. . . . 141
bohndorffi nov.. . . 187
borealis nov. . . . . 138
breischneideri Heller. 121
brevicornis Bat. . . 102
brevicornis F.. . . . 145
brevis Jord.. . 102, 172
buchneri Quedf. . . 9
büttneri Kolbe . . . 109
. 115
. 115
cserulans Fairm. .
caesares Auriv.. .
crassipes NOV.
crassus NOV. 2.» »
cribripennis Gah... .
crinitus novV.. . .
croesus Bat.
GRUCRTET. DON. se.
cuprea Fährs.
cupreifrons Auriv.
cuprinus Nov.
currori White
curvatoplicatus Jord.
cyanellus Bat.
cyaneodorsis Kolbe .
cyaneonigra Fairm. .
afrikanischen Callichrominen.
Seite
caesarius Nov. u 122
c®esius Nov. 4,1286
caffer Fährs .... 8
calcaratum Chevr. . 107
calcentus Auriv.. . .. 99
caliginosa nov. . . „ 184
tallichromoides Pasc. 146
calDus nova... 169
camerunica noV. 96
capense Pering.. . . 97
carbonarius Hope . . 173
carinicolle Quedf.. . 98
carnoliensis nov. . . 137
chalybeata White 89, 110
chevrolati Thoms. . . 2
chlorea Bat.
chlorina Auriv.
chlorina Bat... .
chlorolineatus Quedf.
chrysaspis Bat.. .
chrysina Achard .
chrysin® Bat.
chrysocollis Hope .
chrysogaster Auriv.
chrysogasier Bat. .
chrysogramma@ Chevr.
cinctus Fährs.
cinereipes Chevr. .
elavicornis F.
claviger Dalm. . .
clavipes White . . .
clementsi Jord... . .
coerulea nov.. .
coeruleipennis Auriv.
coeruleus Oliv. . .
coeruleus nov.
collaris Jord.. . .
colorata Quedf.. . .
coloratus Jord. . .
DOM BEL...
comosus NOV... .
concentricale Jord.
conforme Harold . .
conradsi Auriv.. . .
conradtiellus Kolbe .
consimilis Gah.. .
cranchi White .. .
crassicornis Gestro
1107
. 108
. 102
92
“337
. 180
4
. 150
«.16d
. 108
184
%
Ay r-
. 140
. 136
92
119
ULER
118
KO
95
. 135
91
. 131
168
„189
99
100
98
147
. 157
98
“7157
cyamıpennis Thoms. .
cyanipes NOV.
cylindricum White
cylindricus Auriv.. .
eylindricus Bat.
dalmamni Fährs.
damarensis Auriv.
debilis Hintz : . . .
debilis Kolbe. . . .
deieani Dist. . . . .-
'delagowe Dist.
delagoanus nov.. .
dilaticornis Auriv.
discoidalis Bat.. . .
discolöor NOV: . .. .
discors Fairm.
discreius Auriv.
dispar Thoms. . . .
disparilis Chevr.
dissitus Bat. . .. »
dives Harold . . . .
dives Pasc.. .
dubius nov.
edentulus Jord.. .
elegans Gestro . . .
elegantissim@ White .
elongatus nov. . 125,
emini Kolbe . .
episcopalis Chevr.
erlangeri nov.
eurporidus Jord. . .
excellens Auriv. . .
explamate Bat... .
230
Seite |
fabrieii Schönh. et
a 167
felkensteini Quedf. . 120
fastuosus Goldf. . . 136
femorale Oliv. . 105
femoralis Auriv. . 128
femoralis Dej. . 137
femorelis Hintz. . . 112
femoralis nov. . 153
femorat® Auriv. =
fenestrat@ Gerst. . 181
fehummP:. 2-2 0
festum Gmel.. . . . 106
filiformis Harold . . 170
finitima nov.. ... 9
flavescens nov. . . . 142
flavipennis Auriv.. . 90
flavipennis Pering. . 142
flavoplagiata Fairm.. 144
formosa Serv. BB
foveats Auriv. . 136
fragrans Dalm.. . . 97
frıesi Fahre: ,, 2 115
frontalis Gah. . 142
fucosum Quedf.. . . 133
fülleborni nov. . 103,161
fulgens’DoV. .....,. 170
fulgurans nov. . . . 156
fuliginea Gah. . . . 116
fuliginosa Quedf... . 108
fulvipes Fährs. . . . 166
funeraria Achard . . 117
fuscipes nov.. . . . 155
fuscosenea Bat.. . . 111
fusiformis Dej. . . . 89
gabonicus Thoms. . .
geniculatus Harold
165 .DDYV.- .: Was Tre
glaber Jord. . .. »
glaberrimus nov. . 124
glabricollis Murray . 164
glabripennis Fährs. . 188
glabripennis Kolbe . 110
gloriosa Pering.. . . 191
gory White . 2... 9
gractlipes Dalm. . 158
gracilis Fährs. . 155
| imitetor Jord.
'immaculatus Gestro . 138
'imperator Thoms. .
Martin Schmidt.
Seite
|gracilis Jord. . 126, 162
'greeffi Karsch . . . 106
‚grossicornis Degeer . 140
Forbies DOW Sue
| queinzii White ..
guttalis 10 ee
Kenage nv. 2x re
haedus nov. . 156
RE Auriv. . 189
heterocnemis Gerst. . 113
hexastictus Fairm. . 143
AR
holubi Dohm. . . . 177
hottentottum Bug...
|houyı nov......
hypoeritidus Jord.
'ianthina Kolbe. . . 179
‚ianthinicornis Fairm. 139
'ianthinicornis Kolbe 86
igneicollis Hope
ignicollis Pasc. . .
'ignifera nov.. . .
‚illaesicollis Quedf.
. 147
. 134
. 155
. 133
. 103
'imperalis White . . 166
‚impressicollis Lansbg. 87
linsignis Auriv.. . . 181
insignis Gerst. . . . 188
\äntegricoitie Kolbe. . 157
intermedia Achard . 179
4738 ERBE. nee 160
itimbirensis Duviv. .
iturieum Kolbe. . .
iluricus NOV... ..
iucunda Guer. .. .
janenschi noV. . . .
Ijordani nov. . ». .
| junod: Dist. ... »
kolbei nov.. . . 118,126
konduanum nov. . . 132
kraussi White a
kuntzeni nov.. . 144, 148
laeio Hope. . . . . 110
Iaetus Lam. 93
i
. 13311
laevicollis Auriv.. 87, 125
laevicollis nov. . . .
Iaevipes Fairm.. . .
iaevis DOV.. .:.0 0
lamprodera Bat.
Tanguida nov.
latipes F. . . . 85, 176
latus Quedf. . .. .
leprieuri Bug.
leprosa Heyne . . . 181
leucodactylum Chevr. 104
leucorrhaphis Gerst.. 100
limbalis Harold . . 138
linearis L.. . . 89, 160
linearis nov. . . 151,156
liobasis Bat... . . 151
longiceps Jord... . . 106
longicollis Harold. . 153
longina Harold. . . 135
. . 160
longipes Oliv.
longissima Bat... .
longitarsis Auriv.. .
lugens nov. e
lugubris Fairm.. . . 117
lutulentus Harold . . 173
Iygaea nov. ey
macilentus nov.. . . 158
maculatus nov. . . . 192
meculicollis Achard . 116
maculicollis Fairm. . 69
maculicollis nov. . . 162
madagescariensis Dej. 145 °
magnific# Jord. . 108
manicana Pering.. . 69
manicata Bat. A: Y;
mapanjae Auriv. . „ 112
matabelenus Pering. . 190
mechowi Quedf. . . 129
meinhardti nov.. . . 3%
melanaris Achard . 180
melanianthe White . 174
melasomus Thoms. . 158
mellyi White. . . . 142
mendax Fährs. . . . 166
methneri nov. . 143
ar zu
Se em A
Die afrikanischen Callichrominen.
Seite
mioms P. . :..« 134
mildbraedi nov.. . . 9
mina Gah.. ... » 11l
minor Jord. 108
minutus NOV... . » „ 155
mirabilis Jord. . . . 120
mirifica Pasc. 77
mniszechi Lacord. . 171
mocquerysi Jord. . . 106
montanus Hintz ..139
mucheis Thom». . .
mutica Kolbe. . . .
RE rin
myrtaceus Jord.
131
101
nanus noV.. . 2... 185
nasutus Quedf.. . . 152
notalense Bat. #5 104
neaver Auriv. 170
nigmanni nov. . . . 173
nigricans Fairm. . . 116
nigricollis Gah.. . . 183
nigricollis Kolbe .
nigripennis NOV.
nigripes Chevr.. . .
. 106
nigripes NOV... .
nigrit®a NOV...» .
nigrithorax nov. 175,
en 22 Pe
nitens Jord. . .. .
. 114
nitidicolle Guer.
. 191
. 180
92
183
180
92
166
nitidicollis Jord. 88
nitidipennis Gah. . . 103
nobilis nov. Me;
notaticollis Hintz . . 96
notaticollis Perroud .
‚128
ny@sswe Bat... . .
obsceuricorne Chevr.
obscuripennis Achard 182
obtusa Bat. 96
obtusipennis Bat. . . 165
occidentalis nov. 141, 144
opulentum Klug . 114
orientalis Auriv. 118
orientalis Hintz . . 122
orientalis nov. ER © |:
pellidiventris Jord.
188
99
. 186
Seite
parallelipenne Quedf. 127
paraplesius nov. . . 163
partitus Gerst. . . . 148
parvus Jord.. . . . 124
patricius Gerst. 86
p@uper Fährs. . . . 137
pedatrix Kolbe... . 175
pedestris Pasc. . . . 186
peregrina Kolbe . 109
petalophora Fairm. . 178
pictus nov. „riet
peliwentris Bat... . . 96
plagiatus Dalm. . 152
platypus Gmel.. . . 175
plicaticollis Quedf. . 103
plicatus Jord.
plutina Bat... . . 109
poggei Harold 109
poggei nov. 164
porifera Bat... . . 149
porphyrio Bat. . .
postulatus Thoms..
pretiosa Pering.
pretiosus Fairm.
procerus noV.
prolixa Bat... . .
protractum Bat... .
pubicollis Pasc.. . .
pubiventris Jord. . .
punctatissimus noV. .
punclatus Jord.
puncticollis Gestro
punctulatus Thoms. .
purpurascens Auriv.
purpur@scens NOV.
purpuratus White . 160
purpureipes Bat. . . 150
purpureocinctumAuriv.134
pygmaeus nov. . . . 151
pyritos® Auriv.. . . 109
. 120
>48
a cr:
98
89
„197
94
131
. 169
quadrinotatus Pering. 192
raffrayı Fairm.. . . 186
raffrayi 'Thoms. . 174
regalis Dist. . . . -
mus. 3
remex Thoms. . . . 177
231
Seite
remipes Thoms.. . . 175
resplendens Lansbg. . 114
resplendens Newm. . 150
reticollis Qued!. . 185
rhodoscelis Jord. . . 99
rimosus noV. . . 154
robusts Jord.. . . . 103
rufierus Gerst. . . . 118
rufina nov. . 182
rufipes Fährs. 191
rufipes Jord.. . . . 107
rufipes Kolbe 97
rufipes nov. ... . 127
rufithorax Auriv... . 175
rugatus noV. . . . . 154
rugicolle Quedf. ca 30
rugos® Jord. . . . . 110
rugosus Auriv. . . . 9
rugulosa Bat.. . . . 102
rusoscapodus nov. . 158
saltator Heller . 122
sansıbaricum Gerst. . 105
sapphirina Dej.. . . 106
saturatus Kolbe. . . 139
scabriuscula Thoms. . 137
scalarioides noV. . 140
scalaris Pasc.. . . . 141
schubotzi Hintz. . . 135
schultzei nov. 106
schweinfurthi nov. 93
sculptilis White. . . 116
scutellaris Jord. . 152
scutellata Gah. . . . 113
seineri NOV. a.)
semifulva Bat. . . . 178
semiianthina Fairm. 176
semitgneum Auriv. . 165
seminitidus Quedf. . 164
semiopacum Fairm. . 115
semiopacus Fairm. 88
SERERIDON a. ar ie 189
septemmaculata nov.. 142
sericeus Auriv. . . . 157
setulicollis Quedf.. . 109
severa Thoms. „r12
sexmaculatus White . 140
sexnotatus Thunbg. „. 140
6. Heft
232
Seite
sexpunclata@ F. . . 67,68
signaticollis Pasc. . . 186
similis Gah. . 2.» 190
similis Jord. . « . » 149
similis nov. . 169
simplex Harold. . . 145
simulaltrix Pasc. urn
simulatum Chevr.. . 100
singularis Jord. . 147
sinutocolle Thoms. . 91
sjöstedti Auriv.. . . 9
soctus Jord. . vu... 99
speciosa Achard . 180
speciosa Pering. . 175
speciosissima Gerst. . 182
speciosus Dalm. . 173
speciosus Goty . . . 9
speciosus Quedf. . . 171
sphecodes nov. . . . 168
sphin& Dohrn . 164
spiniger Auriv.. . . 185
splendida Gah... . . 113
splendida nov. . . . 160
splendidus Chevr.. . 162
. 150
. 109
sirangulalus Serv.
strigicollis Kolbe .
sirigosa Auriv. . . . 113
sirigosus NOV. StR
subbasalis Kolbe . . 96
subvestita Bat. . . . 107
sulcatul® White . 134
superbus Auriv.. . . 121
Martin Schmidt:
Seite
87
. 169
superbus Lam. .
superbus NOV. . »
suturalis Auriv.. 115, 119
suluralis Harold . 161
suluralis Pering. 85
tenellus Bat. . . . . 146
tenuoides nov. . 164
lenuis Bat. . 153
tenuis Jord. ' 2..=..% 163
tessmanninov.93, 115, 137
testacevventris Fairm. 187
thomasi noV. . x . . 159
thomensis Auriv. . . 158
thoracalis nov. . 101, 138
tibialis nov. REES. |
tibiotarsalis nov. . . 9
logonicd nov.. „111, 180
logonicus Nov. 487
iomentosus nov. 89, 104
lorguatus Dalm. . 150
transversale Kolbe . 105
triangularıs Auriv. . 178
tricolor Harold . . . 150
iriccolor Jord. 91, 130, 133
irifasciata nov. . . . 142
tuberculicollis Quedf. 103
ulricht nov. ALS
umltaliensis noV. . 140
veloe Führe, ", ....% 160
venus Thoms. 188
u”. --
vermiculala Auriv.
vestita Achard . . .
veihi Lansbg. . . .
viola Jord.. » . »
violacew Auriv. . . .
violaces Thoms.
violaceipennis Quedf.
violaceus GerIv.. . .
virens Jord. . . .
virens- LE
virescens Degeer
virescens Jord. . . -»
viridana Jord. . . .
viridanus NOV. . . «
viridescens Thoms.
viridicostata Fairm. .
viridis Jord... 0. %
viridis Pas. 2...“
viridis Schaller. . .
viridis SeIv. . 2...
vitiatus Auriv. . . .
vitlatus NOV...»
vitlicollis Auriv.
villiger noV.
v8 MOV. ne.“
vuilleii Oberth. . . .
whyler Gah. . . »
wittee Hintz . . . .
xanthopelma nov.. .
xanthopus Quedf.. .
zenckei nov. . . .
Über Bienen und Wespen aus Nordbayern.
Von
Dr. E. Enslin, Fürth ı. B.
In den letzten Jahren habe ich neben dem Studium der 'Tenthre-
dliniden auch den aculeaten Hymenopteren meiner Gegend etwas
mehr Aufmerksamkeit zugewendet und dabei manche Funde gemacht,
die allgemein: res zoogeographisches Interesse haben dürften. Die
Fauna Nordbayerns ist verhältnismäßig arm an Tenthrediniden,
während die Aculeaten reich vertreten sind. Es zeigen sich hier eben
deutlich Anklänge an das mediterrane Gebiet, denn bekanntlich
nehmen die Symphyta nach Süden zu an Artenzahl ab, die Aculeata
dagegen zu. Besonders das Maintal von der Gegend von Kitzingen
an bis hinab nach Gemünden und Lohr beherbergt eine ziemliche
Zahl von Arten, die als xerothermische Relikte aufgefaßt werden
müssen und hat auch eine Anzahl von Tieren geliefert, die bisher aus
Deutschland nicht bekannt waren. Aber auch an nordischen Arten
fehlt es im Gebiet nicht, wenn diese auch seltener aufsreten und manche
überhaupt zu fehlen scheinen. Es ist dabei zu berücksichtigen, daß
das Gebiei nur als sehr unvollstänaig erforscht gelten muß. So viel
bishex ersichtlich, bevorzugen aiese nordischen Arten die kühleren
Hochflächen des Jura, wenn auch manche merkwürdiger Weise in
Gegenden vorkommen, die sonst ganz pontisch-mediterranen Cha-
rakter tragen; ich werde mich darüber weiter unten kurz äußern.
Vor allem ist es mir bisher leider nicht möglich gewesen, in demkühlen
nordöstlichen Teile Nordbayerns, dem Frankenwald, Fichtelgebirge
und der Umgebung von Hof zu sammeln. Dort dürften jedenfalls noch
manche nordische Arten zu erwarten sein. Über mehrere der von mir
aufgefundenen Arten hat bereits E. Stöckhert (Beitr. z. Kenntn.
d. Hym. Fauna Frankens. — Mitt. Münchn. Ent. Ges. 9. Jgg. 1919)
berichtet, doch war meine Sammlung damals nur teilweise durch-
gearbeitet, so daß eine Anzahl Arten nicht aufgenommen werden
konnten. Inzwischen habe ich viele Neufunde gemacht, so daß es
nicht unangebracht erscheinen mag, die bemerkenswerteren Funde
zusammenzustellen.
6. Heft
234 Dr. E. Enslin:
I. Apidae.
Prosopis F.
P. cornuta Sm. In seinem Cat. Hym. nennt v. Dalla Torre
diese Art eine mitteleuropäische; dies ist sicher unrichtig, denn in
Mitteleuropa ist das Tier äußerst selten. Die eigentliche Heimat ist
vielmehr das Mittelmeergebiet, wo die Art häufig vorkommt. Von
Fundorten aus Deutschland war bisher nur Thüringen (Schmiede-
knecht) und außerdem Posen (Torka) bekannt. Ich habe nur einmal
am 18. 7.20 ein schon abgeflogenes ® dieser Art am Südhang des
durch seinen Weinbau berühmten Bullenheimer Berges bei Kitzingen
erbeutet. |
P. Rinki Gorskı. Hauptsächlich in den Steppen Asiens, Ruß-
lands und Ungarns verbreitet, auch im mediterranen Gebiet vor-
kommend, in Deutschland zwar an vielen Stellen, aber selten. Ge-
fangen habe ich die Art noch nicht, dagegen erzog ich sie aus einem
Brombeerstengel, den ich ım Winter 1920/21 bei Hersbruck gesammelt
hatte. Es waren nur zwei Zellen in dem Nest angelegt, es war also
wohl unvollständig.
P. annularis K. Mediterran-pontisch, jedoch auch in Deutschland
weit verbreitet, an vielen Orten nicht selten, in Nordbayern dagegen
sehr vereinzelt. Stöckhert führt die Art nicht auf. Ich habe sie mehr-
mals 11.8.18 am Schwanberg bei Iphofen erbeutet, außerdem aus
einem ım Frühjahr 1920 bei Karlstadt a. M. gefundenen Brombeer-
stengel erzogen.
P. bisinuata Först. Diese pontische Art scheint in Deutschland
recht selten zu sein. Alfken erwähnt sie von Bremen, Blüthgen aus
Pommern; weitere Fundorte scheinen nicht veröffentlicht zu sein.
Ich habe die Art am 1. 6. 20 in einigen Stücken bei Karlstadt gefunden.
P. styriaca Först. Pontisch, ın Deutschland vereinzelt, besonders
in östlichen Gebieten. Stöckhert fing sie in der Umgebung von Er-
langen. Ich erbeutete ein Pärchen im Garten der Bienenzuchtanstalt
Erlangen auf Allium am 18. 6.20 und fing die Art außerdem einmal
am 23.6.18 bei Pommelsbrunn ım Fränk. Jura.
P. pratensis Geoffr. Eine mittel- und südeuropäische Art, die
in Deutschland nur lokal häufiger auftritt, in unserer Gegend keine
Seltenheit. Ich habe sie in großer Zahl besonders im Maintal und
ım Windsheimer Gau erbeutet, wo auch die var. nigrifacies Alfk.
öfters mit der Nominatform an Reseda lutea und luteola fliegt. Auch
um Fürth und Erlangen, seltener im Jura kommt die Art vor.
P. difformis Evers. Pontisch, doch auch ın Deutschland stellen-
weise. Gefunden im Hauptsmoorwald bei Bamberg an Rubus
(25. 6. 16) und im Garten der Bienenzuchtanstalt Erlangen an Allıum
(18. 6. 20).
Colletes Latr.
€. Daviesanus Sm. Diese gemeine Art erwähne ich nur deshalb,
weil sie ım Jura gewissermaßen ein Leitinsekt eines bestimmten geo-
Über Bienen und Wespen aus Nordbayern. 235
logischen Horizontes ist. Es sagt ihr nämlich der weiche Sandstein
des Dogger ß (Personaten-Sandstein) als Nistgelegenheit besonders
zu und überall, wo diese Schicht in südlich gelegenen Wänden oder
Hohlwegen aufgeschlossen ist, sehen wir sie dicht durchlöchert von
den Bauten des Ü. Daviesanus, dessen eigentümlich aromatisch
riechende Zellen sich leicht aus dem weichen Material herausholen
lassen. Besonders interessant war mir dieses Verhalten in der Regens-
burger Gegend. Dort kommt Dogger im Allgemeinen nicht vor. Aber
an dem geologisch berühmten Tegernheimer Keller, wo durch Auf-
stauchung der Juraschichten am Urgebirgsrand wieder der Personaten-
sandstein zu Tage tritt, finden sich sofort auch in ihm wieder zahlreich
die Bauten der genannten Seidenbiene.
Halietus Latr.
Bei der Bestimmung der Arten dieser Gattung erfreute ich mich
der Beihilfe unseres vorzüglichen Kenners dieser Gattung, LGR.
P. Blüthgen.
H. quadrieinetus F. Diese in Europa weit verbreitete Biene ist
durch ihre Nistweise mit dem bekannten Lehmwaben-Bau an lehm-
haltigen Untergrund gebunden; sie fehlt deshalb im Neumarkter-
Nürnberger-Erlanger Diluvialsandgebiet, tritt dagegen sofort häufiger
auf, wo Lehm vorkommt, wie im Bibert-Tal, dem Windsheimer Gau
und dem Maintal.
H. tetrazonius Kl. In der Verbreitung ähnlich wie voriger fehlt
dieser Halictus in der näheren Umgebung von Nürnberg-Erlangen,
ist auch im Jura selten, wo ich ihm nur in der Regensburger Gegend
häufiger beobachtete. Jn der Gegend von Windsheim und im Maintal
ist die Art dagegen sehr zahlreich.
H. griseolus Mor. Mediterran, aus Deutschland bisher mit
Sicherheit nur von Wiesbaden in einem Stück bekannt. Am 21.5. 21
fing ich zwei ® bei Karlstadt.
H. intermedius Scheck. In Süddeutschland anscheinend wenig
verbreitet. Nur einmal ein 2 bei Fürth gefangen.
H. sexstrigatus Scheck. Um Fürth die ® im Mai, die S im August
wiederholt erbeutet.
H. puncticollis Mor. Diese von Stöckhert zuerst für Erlangen
nachgewiesene süd- und mitteleuropäische Art ist bei Zirndorf sehr
häufig. Auch bei Karlstadt 1. 6.20 fand ich einige 9. Dagegen ist
der von Stöckhert entdeckte Fundort des Schmarotzers, Nomada
Kohli Schmiedekn. bisher der einzige geblieben.
H. convexiusculus Scheck. Bisher in Deutschland südlich des
Mains nicht nachgewiesen. Ich fand mehrere 2 bei Karlstadt 1. 6. 20
und 19 am Hetzlasberg im Jura am 18. 4. 20.
H.laevis K. Von dieser zerstreut in Europa vorkommenden Art
fing ich die $ ziemlich häufig im August und September bei Fürth
und um Würzburg, während ich die $ bisher nur bei Würzburg fest-
stellen konnte, letztere am 21.5. 21 und 8. 8. 20.
6. Heft
236 Dr. E. Enslin:
| H. Frey-Gessneri Alfk. Vorwiegend nordisch-alpin, sonst nur
stellenweise. Am 10.9.20 ein 2 bei Zirndorf gefangen.
H. laticeps Schek. Eine Art, deren allgemeine Verbreitung noch
wenig erforscht ıst. Nach den Fundorten in hiesiger Gegend möchte
ich schließen, daß es sich um eine pontische Art handelt. Ich fand
bei Windsheim 25.3.21 1Q und bei Karlstadt 8. 8.20 1£.
H. subauratus Rossi. Eine mediterrane Art mit zerstreuter Ver-
breitung in Deutschland. Im Maintal von Kitzingen bis Gemünden
fliegt sie nicht selten an Weinbergsmauern. Einmal auch in der
nächsten Umgebung von Nürnberg gefangen.
H. faseiatus Nyl. Außer in Erlangen von mir auch im Diluvial-
sandgebiet bei Fürth gefangen (2. 8. 19).
H. viridiaeneus Blüthg, Bei Würzburg 10. 8.19 gefunden.
H. cupromicans Per. Eine Art, die bisher jedenfalls vielfach nicht
erkannt wurde. Von Perez zuerst von den Pyrenäen beschrieben,
findet sie sich auch in den Alpen und am Balkan. An einem warmen
Herbsttage (10. 1.20) fand ich ein 2? am Westrand des Veldensteiner
Forstes im Pegnitz- Jura. |
H. rufocinetus Nyl. Eine mittel- und südeuropäische Art, die,
wie auch schon Stöckhert erwähnt, bei uns recht selten ist. Ich fing
nur einmal an blühender Weide ein 2 bei Gräfenberg in Oberfranken
am 14. 4. 18.
H. xanthopus K. Durch ganz Europa verbreitet, nach Norden
zu aber vielfach fehlend. In der Umgebung von Fürth nicht selten,
besonders auf lehmigem Untergrund. Im ganzen Jurazuge vom Staffel-
berg bis nach Regensburg mäßig häufig, in der Gegend von Windsheim
und namenrlich im Maintal sehr häufig. Die spät fliegenden, sonst
als selten geltenden $ find» ich alljährlich bei Zirndorf. Am 10. 9. 20
schwärmten sie so zahlreich am Nistplatz, daß ich mit Leichtigkeit
binnen kurzer Zeit 40 Stück fangen konnte.
H. sexnotatulus Nyl. Diese dem Norden Europas und Asiens
angehörige Art ist in Süddeutschland selten. Ich fand sie nur einmal
bei Würzburg, außerdem Dr. Stich einige 2 im Frühjahr (12. 4. 20)
an Salix zwischen Nürnberg und Heroldsberg und an Potentilla verna
am Dutzendteich. | |
H. major Nyl. Bisher nur im Jurazuge, hier aber von Bamberg
bis nach Regensburg an verschiedenen Stellen, meist einzeln gefunden,
die @ ım Juni und Juli fliegend.
H. costulatus Kriechb. Stöckhert fing die Art bei Erlangen ver-
einzelt, ich habe bei Zirndorf die Q im Juni und die $ im Juli wiederholt
erbeutet. Die Art ist mediterran und mitteleuropäisch.
H. quadrisignatus Scheck. Ein der Form atratulus Scheck. zu-
gehöriges $ dieser sehr seltenen Art fing ich zuerst bei Würzburg,
später dann (1. 6. 20) zahlreiche @ bei Karlstadt. Von außerdeutschen
Fundorten dieser Spezies ist bisher nur die Schweiz bekannt geworden.
H. interruptus Panz. Vorwiegend mediterran, in Mitteleuropa
spärlich vorkommend. Im Maintal ist die Art sehr häufig, ebenso
Über Bienen und Wespen aus Nordbayern. 337
fange ich sie alljährlich in der Umgebung von Fürth. Die 2 flogen
zuerst an Echium, später fing ich 2 und & (diese in der schwarzen
und roten Form) tegelmäßig an Calluna vulgaris.
H. marginellus Scheck. Eine seltene Art, über deren allgemeine
Verbreitung noch wenig bekannt ist. Vom 9.—16. 8. 19 fing ich zahl-
reiche $ in der nächsten Umgebung von Fürth und bei Zirndorf.
H. glabriusculus Mor. Eine in ihrer Verbreitung noch wenig
erforschte Art. Ich fing mehrere 2 am 21.5. 21 bei Karlstadt.
Sphecodes Latr.
S. spinulosus Hag. Nur einmal bei Zirndorf 12. 6. 20 ein 2 gefunden.
Die Art ist durch Europa zerstreut verbreitet.
S.niger Hag. Eine seltene, in ihrer Verbreitung noch wenig
bekannte Art. Ich fing die 2 wiederholt im Mai bei Zirndorf, die &
ebenda im August und außerdem ein $ 18.7.20 bei Iphofen.
Andrena FE.
A. Clarkella K. Als nordisches Tier bei uns im Allgemeinen selten.
Ich erbeutete erstmals ein frisches 2 am 2.4.16 bei Krafshof bei
Nürnberg. Sehr häufig traf ich dann die Art Anfang April 1921 in
schon verblaßten Stücken auf den Bergen der Frankenhöhe südlich
Windsheim. — Dr. Stich fand sie 19. III. 22 bei Hersbruck.
A. suerinensis Friesse.. Wohl als pannonische Art anzusehen,
jedoch auch in Spanien vorkommend. Hier anscheinend sehr selten;
ich fing nur 13 am 10.5.21 bei Windsheim
A. lapponica Zett. Diese nordische Art ist sowohl ım Keuper-
wie im Juragebiet in lichten Nadelwäldern an Vacceinium fliegend
nicht selten anzutreffen Mit ihr zusammen fliegt eine dunkle Form
der Nomada ruficornis, die jedenfalls mit der N. glabella C. G. Thoms.
identisch ist.
A. polita Sm. Vorwiegend mitteleuropäisch, auch auf dem Balkan
verbreitet. In unserem Gebiet nur sehr lokal vorkommend. Zuerst
fing ich ein frisches 2 am 18.7. 19 am Keilstein bei Regensburg, so-
dann mehrere ebenfalls frische 2% — am 26. 6.21 bei Karlstadt, wo
sie an Buphthalmum salıcifolium flogen.
A. Enslini Alfk. Außer dem ersten Fundort bei Karlstadt sind
weitere bisher nicht bekannt geworden. Ich fing einige Pärchen vom
29.5. — 1.6.20, die an Helianthemum chamaecistus flogen. Im
nächsten Jahr sammelte ich schon am 21.5. an den Flugplätzen, doch
war zu dieser Zeit H.chamaecistus noch nicht erblüht. Die Tiere
besuchten jetzt ausschließlich Helianthemum canum und apenninum.
Ob sich die Art schließlich nicht doch als mit irgend einer mediterranen
identisch herausstellen wird, lasse ich dahingestellt.
A. ventralis Imh. Ziemlich spärlich im April und Mai an blühenden
Weiden bei Fürth und bei Lauf a. P. gefunden; hauptsächlich in
Zentral-Europa und -Asien verbreitet.
6. Hett
238 Dr. E. Enslin:
A. potentillae Panz. Im Diluvialsandgebiet um Fürth häufig,
in der Gegend von Neustadt a. A. und Windsheim an manchen Stellen
gemein, an Böschungen stets Potentilla verna besuchend. Die nah
verwandte A. cingulata F. fliegt oft an denselben Stellen etwas später.
A. eyanescens Nyl. Anscheinend durch einen großen Teil Europas
verbreitet aber wohl oft übersehen. Bei Zirndorf fange ich alljährlich
Ende April und Anfang Mai beide Geschlechter zahlreich. Ich stellte
die Art jedoch auch bei Würzburg, im nördlichen Fränkischen Jura
an verschiedenen Stellen, sowie im Laabertal und bei Regensburg fest.
A. florea F. Mediterran, in Deutschland nur in warmen Gegenden
und auch da anscheinend seltener werdend. Ich fing sie Ende Mai
und Anfang Juni im botanischen Garten in Würzburg und in einem
Garten in Karlstadt, beide Male an Bryonia.
A. ochropyga Alfk. In der ganzen Umgebung von Fürth und
Nürnberg an sandigen Stellen auf Berteroa im Juli sehr häufig. Die $
dagegen fing ich nur zweimal.
A. floricola Eversm. Um Fürth und im Jura nur vereinzelt ge-
funden. Zahlreich im Mai im botanischen Garten in Würzburg an
Umbelliferen.
A.nana K. Um Fürth nur vereinzelt gefunden. Häufig ist sie
im Maintal, am Schwanberg bei Iphofen, am Bullenheimer Berg
und an den Höhen von Würzburg bis Karlstadt im Juli und August.
Eine ähnliche, jedoch schon Anfang Mai an Biscutella fliegende Art
fing ich im unteren Tal der schwarzen Laaber bei Regensburg.
E. Stöckhert, der schon früher diese Art bei Erlangen und Riedenburg
beobachtete, wırd sich darüber noch äußern. Es handelt sich wohl
um die 1. Generation von A. nana.
A. Enslinella Stöckhert. Von dieser Art, die von E. Stöckhert
im Arch. f. Naturgesch. beschrieben werden wird, fand ich ein 2 am
30. 4. 18 bei Windsheim. Seither konnte ich das Tier leider nicht mehr
auffinden.
A. nanula Nyl. Drei am 29. 8. 19 bei Fürth gefangene 2 wurden
von Alfken als dieser Art zugehörig erkannt.
A. minutuloides Perk. Bei Würzburg an Daucus am 10. 8.19
zahlreich.
A. distinguenda Scheck. Ein bei Windsheim am 2. 5. 20 gefangenes
Pä.chen diese: in ihıeı Ve,bıeitung noch wenig e.forschten, ver-
mutlich aber vorwiegend mediterranen Art steckte unerkannt unter
den unbestimmten Arten der A. parvula-Gruppe in meiner Sammlung,
bis mich E. Stöckhert darauf aufmerksam machte.
A.nigriceps K. Im Diluvialsandgebiet von Neumarkt, Fürth
und Nürnberg im Juli und August ziemlich häufig vorzugsweise an
Berteroa, auch an Jasione und Armeria fliegend, die $ viel seltener
als die 2. Die nah verwandte A. bremensis Alfk. scheint dagegen hier
nicht vorzukommen. x
A. ratisbonensis Stöckhert. Ein Pärchen dieser unserer größten
Binden-Andrene erbeutete ich am 2. 5. 21 in den Donauwiesen östlich
a a
Über Bienen und Wespen aus Nordbayern 239
Weichs bei Regensburg. Die Art wird im Archiv f. Naturgesch. ver-
öffentlicht werden.
A. combinata Christ. Im mediterranen und pontischen Gebiet
weit verbreitet, in Mitteleuropa seltener. Ich fing die Art ın der Um-
gebung von Fürth, bei Kitzingen, Regensburg und bei Nördlingen.
A. separanda Schmiedekn. Bei un» selten>r wie vorige. Einzelne
Stücke im April und Anfang Mai bei Windsheim und Hersbruck
gefunden.
A. deeipiens Scheck. Stöckhert fand zuerst diese Art im August
und September bei Erlangen. Am 3.4. 21 erbeutete ich bei Winds-
heim an Salix caprea zwei $ der Andrena flavelabrıs und acht Tage
später an der gleichen Stelle noch ein an Potentilla verna fliegendes 3,
alle drei noch ganz frisch. Zur Flugzeit der 2 konnte ich die Stelle
leider nicht besuchen. Als ich dagegen am 24. 7.21 den Flugplatz
wieder aufsuchte, war ich überrascht, dort zahlreiche $ der A. decipiens
Schek. vorzufinden, die ähnlich wie die $ von A.flavipes K. und
anderer Arten rastlos und unstät umherschwärmten. Ich fing über
100 Stück, nahm jedoch nur den fünften Teil mit, konnte aber an den
übrigen feststellen, daß sie alle zu decipiens Schek, gehörten. Acht
Tage später schwärmten die $ immer noch, von 2 konnte ich aber
nur ein ganz frisches Stück erbeuten, das noch nicht gesammelt hatte.
Später konnte ich leider den Platz nicht mehr besuchen. Jedenfalls
ist aber durch diese Beobachtung festgestellt, daß A. flavilabris Scheck.
nur die erste Generation von A. decipiens Scheck. ist. In Frankreich
scheint A. decipiens häufiger zu sein. Schon Perez (Actes Soc. Linn.
Bordeaux 1886) erwähnt, daß die Ausdehnung der hellen Gesichts-
färbung bei den 5 wechsele, ferner hat mich E. Stöckhert darauf
aufmerksam gemacht, daß schon du Buysson (Bull. Soc. Ent. France
22. VI. 98) mitteilt, daß A. decipiens zwei Generationen habe. Daß
die erste Generation durch die A. flavilabris Schek. dargestellt wird,
war jedoch bisher noch nicht bekannt.
A. congruens Schmiedekn. Diese in vielen Gegenden Deutschlands
anscheinend fehlende Art ist in unserem Gebiet weit verbreitet. Ich
fand sie in beiden Generationen um Fürth, Nürnberg, an verschiedenen
Stellen des Fränkischen Jura, bei Kitzingen und bei Würzburg. Be-
sonders häufig ist die Art in der Umgebung von Windsheim an
lehmigen Hohlwegen.
Melitta K.
M. nigricans Alfk. Im Juli und August in der Umgebung von
Fürth ziemlich häufig, auch an mit Lythrum salicarıa bestandenen
Bächen um Windsheim gefunden, ebenso an verschiedenen Stellen
im nördlichen Teil des Fränkischen Jura.
M. dimidiata Mor. Diese in Deutschland früher unbekannte Art
wurde zuerst von Geh. Rat. Dr. Lehmann bei Thüngersheim entdeckt.
Am 26.6.21 fand ich bei Karlstadt 24, 19, alle drei schon stark
‚abgeflogen. Die Art erscheint also wesentlich früher wie die übrigen
Melitta.
6. Heit
240 Dr. E. Enslin:
Nomada Scop.
N. errans Lep. Bei Fürth und bei Zirndorf an lehmigen Böschungen
mehrfach gefangen, wo auch der Wirt, Andrena nitidiuscula Scheck.
nistete.
N. zonata Panz. Bei uns selten und bisher nur im Maintal an
Stellen gefunden, wo Andr. albofasciata Thoms. flog. Die $ von
N. zonata besuchten mit Vorliebe die Blüten von M elilotus.
N. rhenana Mor Nur einmal bei Karlstadt am 21.5.21 ein 2
gefangen.
N. armata H. Sch. sehr vereinzelt vorkommend. Am 11.7. 20
fing ich ein 2 beı Karlstadt. |
N. conjungens H. Sch. In unserer Gegend nicht so selten, be-
sonders, wenn man auf die Nistplätze von Andr. proxima achtet.
Im Mai und Juni um Fürth, bei Hersbruck, um Egolffstein und be-
sonders zahlreich um Regensburg gefunden.
N. guttulata Scheck. Obwohl ıhr Wirt, A. cingulata F. hier allerorts
häufig ist, findet man den Schmarotzer doch ziemlich selten. Ich habe
ihn nur am Fürther Espan, bei Zirndorf und bei Pretsfeld im Franken-
jura in einzelnen Stücken gefangen.
N. furva Panz. Von dieser Art, die Stöckhert bei Erlangen fand,
fing ich bei Karlstadt einige 9, die an einer Kolonie von Hal. niti-
dusculus flog. n. Dise 2 stellen eine andere Rasse dar als die von
Stöckhert bei Erlangen erbeuteten Tiere.
N. Braunsiana Schmiedekn. Mehrfach, jedoch nur im weiblichen
Geschlecht im Biberttal bei Zirndorf und Ammerndorf gefunden.
N. einnabarina Mor. Obwohl Andrena labialis K. im ganzen
Gebiet häufig ist, ist doch ihr Schmarotzer N. cinnabarina äußerst
selter. Ich fand nur einmal ein der v. obscura Schmiedekn. an-
gehöriges 2 an einer Kolonie der Wirtsbiene am 26.5. 18 im Tal der
schwarzen Laaber.
N. ferruginata v. major Mor. Diese auffallende Form, die min-
destens mit der gleichen Berechtigung als Art aufzufassen sein dürfte
wie etwa die N.@Goodensana oder N.tormentillae, fand ich nur ım
Juni und Juli auf den Muschelkalkhöhen des Maintales, wo auch
Andr. polita flog. Von Blüten wurde hauptsächlich Buphthalmum
salicifohum und Anthemis tinctoria besucht.
N. argentata H. Sch. Der Wirt, Andr. marginata F. ist, wenn
auch meist spärlich, durch das ganze Gebiet verbreitet, der Schma-
rotzer dagegen äußerst selten. Auf einem gem:insamen Ausflug mit
Dr. Stich in das Donautal bei Regensburg und in das unt-r: te Laaber-
tal, wo A. marginata häufig flog, fand Dr. Stich auch =in © der N.
gentata (31. 8.19), das er mir überließ.
N. femoralis Mor. Vorwiegend mediterran findet sich diese
Schmarotzerbiene stellenweise auch in Deutschland. Ich fing sie schon
am 31. 5.08 bei Fürth und dann bei einem gemeinsamen Ausflug mit
Dr. F. Stöckhert am 13. 5.20 am Rathsberg bei Erlangen.
u
4
2
>
”
'-
Über Bienen und Wespen aus Nordbayern. 41
N. mutabilis Mor. Mittel- und südeuropäisch, in unserem Gebiet
selten. Nur beı Zirndorf, wo auch Andr. chrysopyga fliegt, ein $ am
8.6.19 gefangen.
Systropha Il.
S. planidens Gir. Schon von J.Ch. Schäffer für die Gegend
von Regensburg nachgewiesen. In seinen Icon. Ratisbon. I. 1766
Taf. 32 bildet Schäffer als Apis XIV ein Tier ab, bei dem man allerdings
im Zweifel sein kann, ob es sich um S. curvicornis oder planidens &
handelt. In den Katalogen wird die Schäffersche Abbildung allgemein
auf S. curvicornis gedeutet. Aber in Schäffers „Abhandlungen von
Inseeten“ ist im dritten Band unter N. X. dem gleichen Tier unter
dem Namen „Die Springfederbiene‘ eine eigene Abhandlung
gewidmet und auf der beigegebenen Tafel sind nicht nur Kopf, F ühler,
Mundteile und Genitalien vergrößert von verschiedenen Seiten heı
abgebildet, sondern es ıst auch die Bauchseite vergrößert dargestellt.
An der Form der hornartigen Fortsätze des zweiten und dritten Bauch-
segments, auf die Schäffer auch im Text noch besonders hinweist,
sowie an der Bildung des letzten Rückensegments kann man sicher
‘erkennen, daß es sich um S$. planidens handelt.
Ein am 6. 7. 13 bei Unterfarrnbach bei Fürth gefangenes 9 erhielt
ich von Herrn Kıeßling-Fürth und konnte ebenda am 25. 6. 21 ein
weiteres $ erbeuten. Im Maintal bei Thüngersheim und Karlstadt
ist die Art im Juni und Juli ziemlich häufig.
Ceratina Latr.
€. eueurbitina Rossi. Im Maintal ist diese mediterrane Art häufiger
als ©. cyanea; ich habe sie öfters gefangen, besonders an Geranium
sanguineum und namentlich in großer Zahl in hohlen Brombeerstengeln
im Herbst eingetragen. In den Bestimmungstabellen ist bisher merk-
würdiger Weise die ganz abweichende Skulptur dieser Art nicht als
Trennungsmerkmal verwendet.
Osmia Latr.
Mit Ausnahme der O. maritima Friese, tuberculata Nyl. und robusta
Nyl. kommen alle deutschen Arten im Gebiete vor.
®. acuticornis Duf. et Perr. Eine mediterrane Art, die bisher aus
h Deutschland nicht bekannt war, weshalb sie auch bei Schmiedeknecht,
Hym. Mitteleuropas gar nicht erwähnt ist. In der an xerothermischen
Relikten so reichen Gegend von Karlstadt a. M. fing ich ein frisches 2
am 21.5.21.
0. mitis Nyl. Bisher nur zwei 3 gefangen, eines bei Rupprecht-
stegen im Pegnitztal am 19. 6. 08, das andere am Keilstein bei Regens-
burg am 17.7.19.
0. rufohirta Latr. Diese in Schneckenhäusern nistende Art mit
vorwiegend mediterraner Verbreitung ist im ganzen Jurazug und im
Archiv für Naturgeschichte
1922, A. 6. 16 6.Hent
942 Dr. E, Enslin:
Muschelkalkgebiet des Maintales nicht selten. Die & erscheinen schon
Ende April und Anfang Mai und fliegen sehr rasch ab.
0. villosa Scheck. In den Alpen und den deutschen Mittelgebirgen
vorkommend. Durch den ganzen Fränkischen Jura von den nörd-
lichsten Ausläufern bis nach Regensburg verbreitet und überall, wenn
auch vielfach nur einzeln, nachgewiesen. Nistet in den Löchern der
Dolomitfelsen; zum Austapezieren der Nester wurden Blütenblätter
von Helianthemum chamaecistus verwendet.
0. brachyceros Blüthg. Beide Geschlechter fand ich Ende Mai
und Anfang Juni nicht selten bei Karlstadt, wo sie an Hippocrepis
comosa flogen. Auch ım Laabertal bei Regensburg, ferner im Wiesent-
tal bei Muggendorf mehrfach erbeutet; dort fing ich ein abgeflogenes $
noch am 25. 6. 08.
0. papaveris Latr. Wie anscheinend überall, so kommt auch hier
diese Art nur spärlich vor. Ihre Verbreitung ist im allgemeinen pontisch.
Ich fand bauende 2 bei Zirndorf 15. 6. 19 und ein frisches & bei Karl-
stadt 1. 6. 20.
0. tridentata Duf. et Perr. Mediterran und im Mittelmeergebiet
sehr häufig, in Deutschland nur an wenigen Orten gefunden. Stöckhert
erwähnt schon, daß er bei Erlangen ein @ fing. Ich habe aus bei Karl-
stadt gesammelten Brombeerstengeln die Art mehrfach erzogen. Über
ihre und die Biologie anderer in Brombeerzweigen wohnenden Osmien
hoffe ich an anderer Stelle berichten zu können.
0. andrenoides Spin. Im Jura weit verbreitet, wenn auch an-
sche nend über größere Strecken fehlend. Gefunden habe ich die Art
an verschiedenen Stellen des Wiesenttales, im Tal der schwarzen
Laaber und bei Regensburg. Knörzer fängt sie alljährlich bei Eichstätt.
Außerdem ist sie ım Maintal von Kitzingen bis Gemünden verbreitet
und fliegt dort zuerst an Hippocrepis, später an Teuerium chamaedrys,
setzt sich auch gern auf Steine. Die Art ist mediterran. Das von
Ferton wiederholt beschriebene, in Schneckenhäusern angelegte Nest
habe ich leider bisher nicht finden können.
0. gallarum Spin. Bisher nur im Maintal, hier aber an vielen
Stellen von mir beobachtet. Über das Nest werde ich an anderer
Stelle berichten. Es unterscheidet sich in mancher Beziehung von den
Nestern anderer Rubus bewohnender Osmien wie parvula, leucomelana,
tridentata, die im Prinzip alle gleich angelegt sind. Letztere haben
alle einen einfachen Kokon, der oben noch eine besondere Haube
trägt, O. gallarum dagegen fertigt einen doppelten Kokon an. Ferner
überwintern die anderen Arten als Ruhelarven, O. gallarum dagegen
als Imago, die schon im September in den Kokons ausgebildet sich
vorfindet.
O0. submicans Mor. Von dieser mediterranen Art waren bisher
Fundorte aus Deutschland nicht bekannt. Ich habe sie im Mai und
Juni 1920 und 1921 mehrfach bei Karlstadt an Hippocrepis gefangen.
0. parietina Curtis. Bei uns recht selten. Außer dem schon von
Stöckhert erwähnten, im Mai 1916 von mir im Fränk. Jura gefangenen
Über Bienen und Wespen aus Nordbayern. 243
Q habe bisher kein weiteres Stück erbeutet. Die Art ist nord- und
mitteleuropäisch.
0. uncinata Gerst. Bei Zirndorf im Mai an Ajuga fliegend wieder-
holt gefangen, im allgemeinen aber selten. Verbreitung wie vorige.
0. inermis C. G. Thoms. Diese mit der vorigen leicht zu ver-
wechselnde, hauptsächlich in den Alpen und im Norden, jedoch auch
in den Gebirgen Südeuropas vorkommende Art fing ich erstmals bei
Hersbruck am 10.5.16, außerdem ein Pärchen bei Regensburg am
2.5.21. Auffallend war mir, daß ich außerdem diese Art sowohl
1920 als 1921 bei Karlstadt erbeutete, wo sie sich unter den sonstigen
xerothermischen Relikten dieser Gegend merkwürdig ausnimmt.
Es ist dieses Vorkommen jedoch nicht ganz ohne Analogie; denn an
der gleichen Stelle fand ich zahlreiche Exemplare der Glomeris
helwetica, eines Diplopoden, der sonst nur in der Schweiz beobachtet
und außerhalb dieses Landes nur einmal von Verhoeff im Hegau
gefunden wurde. Das unerwartete Vorkommen nordischer und alpiner
Tiere an der sonst xerothermischen Loxalität erklärt sich wohl daraus,
daß früher das Waldgebiet des Spessart bis in jene Gegenden reichte
und daß sich noch einige Reste einer Fauna erhalten konnten, die
auf ein früheres kühleres Klima des Landstrich s deuten.
0. pilicornis Sm. Eine bei uns sehr seltene, mittel- und nord-
europäische Art. Ich sah sie zum ersten Mal bei einem gemeinsamen
Ausflug mit Dr. F. Stöckhert am Rathsberg bei Erlangen (13. 5. 20)
und erbeutete im- nächsten Jahr (18.5.20) cin 2 in der Nähe von
Zirndorf.
0. xanthomelana K. Im ganzen Jurazuge ziemlich häufig, wo
sie schon von Panzer für das Hersbrucker Gebiet angegeben wird.
Auch auf den Muschelkalkhöhen des Maintales alljährlich in Anzahl
beobachtet. Wie alle Osmien im Jura fliegt die Art mit Vorliebe an
Hippocrepis comosa; wenn dieser aber noch nicht erblüht ist, wird
besonders Taraxacum von allen Osmien besucht. Eine mittel- und
nordeuropäische Art.
0. emarginata Lep. Am verbreitetsten in den am Nordrand des
Mittelmee res gelegenen Ländern, aber auch in Mitteleuropa an wärmeren
Stellen. Im Jura anscheinend nicht überall, an vielen Stellen jedoch
in großen Mengen, so im Kleinziegenfelder Tal, im oberen Wiesenttal,
im Laabertal und bei Regensburg. Um Eichstätt nur vereinzelt ge-
funden. Im Maintal von Würzburg bis Lohr ebenfalls vorhanden.
Im Maintal werden die Nester flach zwischen wagrechten Spalten der
Weinbergsmauern angelegt, im Jura dagegen dienen die Löcher der
Dolomitfelsen zum Nestbau, wobei dann nicht die regelmäßige An-
ordnung des Nestes stattfindet, wie sie Verhoeff (Zool. Jahrb. Abt.
Syst. 1892 p. 704) beschrieben hat. Die Käferlarven, die Verhoeff
beschreibt, habe ich sowohl im Jura als im Maintal regelmäßig in den
Nestern gefunden und aus ihnen stets den hübschen G@ynopterus sex-
punctatus Panz. erzogen, der somit ein ständiger Mitbewohner der
- Nester zu sein scheint.
16* 6. Heft
244 Dr. E. Enslin:
Anthidium FE.
A. lituratum Panz. Mediterran, ın Süd- und Mitteldeutschland
vereinzelt. Schon von Panzer in unserer Gegend und zwar jedenfalls
im Hersbrucker Jura gefunden, von Funk bei Bamberg, von Prof.
Knörzer bei Eichstätt, von Herrich-Schäffer bei Regensburg
ıachge wiesen, von Geh. Rat Dr. Lehmann kei Würzburg gefangen.
Ebenda und bei Karlstadt sah ich die Tierze in ziemlicher Anzahl
und fand auch das Nest, das noch beschrieben werden wird.
Stelis Panz.
S. signata Latr. Bei Zirndorf, Würzburg und bei Weiden in der
Oberpfalz stets auf Thymus gefunden.
S. minuta Lep. et S:rv. In der Umgegend von Fürth wiederholt
im Juni gefangen, ebenso aus Brombeerstengeln, die bei Hersbruck
und Nürnberg gesammelt waren, oft erzogen. Auch St. ornatula
erhält man bei derartigen Zuchten häufig, wobei ‚St. minuta meist ‚bei
Osmia parvula, St. oratula dagegen bei O. leucomelana und tridentata
lebt.
Megachile Latr.
M.analis L. Von dieser nordisch-alpinen Art fing ıch einmal
ein $ bei Auerbach in der Oberpfalz am 13. 6. 20; das Tier dürfte
in den meisten Gegenden Nordbayerns fehlen.
M. rotundata F. Schon von Panzer (Apis pacifica, „Die Frece
bringende Biene‘) für Nürnberg angegeben. A. 20.6.19 ein Q noch
im Stadtgebiet von Fürth erbeutet. Die Art ist pontisch-mediterran. |
Chalicodoma Lep.
Ch. muraria Latr. Hauptverbreitung im mediterranen Gebiet.
In Deutschland scheint die Art gegen früher seltener geworden zu
sein. Ich fand sie stets nur in geringer Zahl sowohl im Wiesent- wie
im Pegnitz-Jura. Bei Regensburg, wo sie früher nach J. Ch. Schäffer
häufig gewesen sein muß, ist sie jetzt ebenfalls selten geworden, was
schon Herrich-Schäffer bemerkte. Dagegen fand ich große
Kolonieen an den obermiocänen Sprudelkalkfelsen bei Nördlingen.
Auch im Maintal nicht selten.
Coelioxys Latr.
€. mondibularis Nyl. Im Juli und August mehrfach bei Würz-
burg, im Hersbrucker Jura und am Keilstein bei Regensburg gefunden.
Gehört dem mittleren und nördlichen Europa und Asien an.
€. aira Lep. Eine im Mediterrangebiet häufige Art, in Deutsch-
land ziemlieh selten. Ich habe nur einmal ein @ am 28. 6. 19 bei Fürth
gefunden. #
€. rufocaudata Sm. Mediterran und in Mitteleuropa gegen Norden
zu immer seltener werdend. Ich fand ein © bei Fürth am 30.7.21.
Über Bienen und Wespen aus Nordbayern. 245
Dr. Trautmann (Ztschr. f. wiss. Ins. Biol. XVI p. 75, 1920) gibt
an, die Art aus den Kokons von Osmia adunca erzogen zu haben. Nun
befinden sich aber die Coelioxys-Larven, Nymphen und Imagines
nie im Kokon anderer Apiden, sondern fertigen ihren eigenen Kokon
an, soweit sie nicht, wie das bei einigen Arten vorkommt, frei in den
Zellen des Wirtes liegen. Die Unmöglichkeit, daß Coeloxys im Kokon
des Wirtes gefunden wird, ergibt sich schon aus der Lebensweise
dieses Schmarotzers, dessen Larve sich nicht von der Wirtslarve,
sondern von dem angesammelten Futter nährt, wobei in der Regel
das Ei oder die junge Larve des Wirtes zuerst getötet wird oder seltener
die später als die Schmarotzerlarve auskriechende Wirtslarve ver-
hungert. In keinem Falle kommt die Wirtslarve in die Lage einen
Kokon anfı rtigen zu können. Trautmann hat daher offenbar die Kokons
von Üselioxys mit deren von Osmia adunca verwechselt. Eisher sind
als Wiıte für Ooehioxys nur Anthophora, Megachile und Colletes be-
obachtet.
Dioxys Lep.
D. tridentata Nyl. Außer bei Fürth fing ich diese Art auch am
Keilstein kei Regensburg und zwar ein @ am 17.7.19.
Ammobates Latr.
A. punctatus F. Eine mittel- und südeuropäische Art, wie ıhr
Wirt, Anthophora bimaculata sandige Gegenden liebend. Bei Ziegel-
stein bei Nürnberg fing ich das Tier schon vor 15 Jahren. Im Diluvial-
sand von Fürth kommt es ebenfalls vor, doch nicht überall. Knörzer
fing diese Biene mehrfach in der sandigen Gegend von Pleinfeld.
Sphegidae.
Crabro F.
C. fossorius L. Eurasiatisch, aber anscheinend nirgends häufig.
Am 10.7.21 fing ich ein 2 bei Windsheim, ein weiteres bei Ulm ge-
fangenes besitze ich in meiner Sammlung.
€. lituratus Panz. Mittel- und südeuropäisch, in Deutschland
nur an wenigen Stellen gefunden. Am 11.8.18 fing ich ein 3 bei
Iphofen. Ich besitze auch ein Pärchen von Ulm a.D.
C. planifrons C. G. Thoms. Durch ganz Europa verbreitet aber
ziemlich spärlich. Am 27. 9.08 ein 2 bei Nürnberg gefangen.
€. rubicola Duf. et Perr. Über diese im Gebiet überall vorkommende
Art habe ich in „Konowia“ I. H. 1/2 berichtet.
€. cinxius Dahlb. Nord- und mitteleuropäisch. Im Hersbrucker
Jura wiederholt gefangen und aus Sambucus-Stengeln erzogen. Als
Parasiten erhielt ich Diomorus armatus Boh., den ich auch als Schma-
rotzer der folgenden Art feststellte.
C. pubescens Shuck. Aus bei Fürth, Nürnberg und Hersbruck
gesammelten Holunderstengeln erzogen und zwar meist in der Form
wnermis C. G. Thoms.
6. Heft
246 Dr. E. Euslin:
Oxybelus Latr.
0. lineatus Panz. Schon von Panzer für Nürnberg festgestellt,
wo die Art auch jetzt noch an sandigen Stellen vorkommt.
0. elegantulus Gerst. Um Fürth, Nürnberg und um Neumarkt
i. Opf. im Sommer häufig. Nistet mit Vorliebe in Wegen, die durch
sandiges Gebiet führen. |
Spilomena Shuck.
S. troglodytes Lind. Über die Biologie dieser kleinen Art, die man
selten fängt, aber leicht aus Brombeerstengeln erziehen kann, habe
ich im Arch. f. Naturgesch. 1922 A. 2. berichtet. Den Parasiten dieser.
Spezies, die eigentümliche Braconide Rhacodes Enslini Ruschka
habe ich inzwischen auch aus überwinternden Nestern im Frühjahr
in beiden Geschlechtern gezogen.
Stizus Latr.
St, perrisi Duf. Die Fundstelle dieser pontisch-mediterranen
Art, über die ich in den Mitt. Naturhist. Ges. Nürnberg, V. 1911 H. 2
berichtete, ist jetzt leider durch Anlage eines Siedelungswerkes ver-
nichtet worden.
Harpactes Dahlb.
H. laevis Latr. Vorwiegend mediterran, in Deutschland nur in
wärmeren Landstrichen. Nur ein d am 24. 6. 17 bei Erlangen gefunden.
H. elegans Lep. Verbreitung ähnlich der vorigen. Schon von
Handlirsch für Nürnberg angegeben. Erstmals fing ich diese Art am
30. VII. 16 bei Fürth, seither habe ıch alljährlich einige Exemplare
erbeutet.
H. exiguus Handl. Eine mediterrane, jedoch auch aus Süd-
deutschland bekannte Art. Schon Handlirsch erwähnt sie von Nürnberg.
In Sandfeldern um Fürth ist sie nicht selten und bildet stellenweise
Kolonieen.
H. tumidus Panz. Schon von Panzer für Nürnberg .festgestellt.
Ist jedoch ziemlich selten. Ich fing nur ein Q am 17. 8. 18 bei Erlangen.
Alyson Jur.
A. Ratzeburgi Dahlb. In früheren Jahren im Juni und Juli,
wiederholt bei Fürth gefunden, in den letzten drei Jahren jedoch
nicht mehr festgestellt.
Nysson Latr.
N. tridens Gerst. Im Juli und August an sandigen Plätzen und
auf Umbelliferen in der Umgebung von Fürth ran gefunden.
Tachysphex Kohl.
T. Panzeri Lind. Von Mitte Juli bis Mitte August um Nürnberg,
Über Bienen und Wespen aus Nordbayern. 247
Fürth und Erlangen auf Sand öfters gefunden, die lebenden 4 failen
durch ihre schön grünen Augen auf.
T. psammobius Kohl. Weicht in der Erscheinungszeit von den
übrigen Arten der Gattung ab, indem sie schon im Mai fliegt. Um
Fürth vereinzelt.
Philanthus F.
Ph. coronatus F. Ich erhielt diese mediterrane Art mehrmals
von Rektor ©. Schmitt und Dr. Stadler von Lohr a. M. zugesandt.
Während Fabre für Südfrankreich berichtet, daß Ph. coronatus dort
große Halictus als Larvenfutter einträgt, war bei Lohr die Beute
Andrena gwynana Il. Gen. Im Berliner Zoolog. Museum befindet
sich 12 dieser Art von Bayern, neuerdings hat sie H. Leininger
(Mitt. Bad. Landesver. Naturk., Natursch. N. F. I. H. 5, 1921) auch
für Baden nachgewiesen.
Cerceris Latr.
C. emarginata Panz. Mediterran, in Mitteleuropa zerstreut. Nur
einmal am 4. 8. 18 ein Pärchen bei Thüngersheim im Maintal gefangen.
Psammocharidae.
Ceropales Latr.
C. albieineta Rossi. Diese hübsch gezeichnete Art ist mediterran
und in Deutschland nur in wärmeren Gegenden vorkommend; ich
fand einzelne Stücke am Bullenheimer Berg und Schwanberg bei
Kitzingen, sowie bei Karlstadt. Bei Windsheim erbeutete ich einmal
am 28. 8.2] mit einem Netzschlag sechs 2 auf Seseli annum.
Pseudagenia Kohl.
P. albifrons Dahlb. Von aieser seltenen Art fing ich 2% am 1. 6. 20
bei Karlstadt; zur Flugzeit der 2 konnte ich dort leider nicht sammeln.
Psammochares Latr.
P. einetellus Spin. Um Fürth von Juni bis August häufig, auch
vereinzelt im Hersbrucker Jura auf Dolomitsand gefunden.
P. plumbeus F. Diese europäische Art, die nach Schmiedeknecht
vielerorts fehlend ist, ist in unserem ganzen Diluvialsand-Gebiet ein
gemeines Tier. :
P. (Batazonus) lacertieida Pall. (guadripunctatus F.). Diese schöne
Art fliegt um Fürth nur vereinzelt. Von Dr. Stich auch bei Nürnberg
gefunden.
Diploptera
Vespa L.
V. austriaca Panz. Bei Fürth und bei Egloffstein im Fränkischen
Jura erbeutet,
6. Heft
248 Dr. E. Enslin:
Discoelius Latr.
D. zonalis Panz. Aus einem bei Hellmitzheim gefundenen dürren
Kirschenast zwei Q erzogen (vgl. Deutsch. Ent. Ztschr. 1921 p. 64).
Lionotus Sauss.
L. Dantiei Rossi. Außer bei Erlangen fand ich diese mediterrane
Art wiederholt in der Umgebung von Fürth, stets auf Sandboden im
Juli.
L. xanthomelas H. Sch. Nur einmal am 22. 6. 19 bei Regensburg
gefunden.
Mierodynerus ©. G. Thoms.
M. helvetius Sauss. Mittel- und südeuropäisch. In der Umgebung
von Fürth und Hersbruck habe ich die Art öfters gefangen und aus
Brombeerstengeln erzogen, worüber ich im Arch. f. Naturgesch. 1922
A. 2. berichtet habe.
Celonites Latr.
C. abbreviatus Vill. Eine im ganzen mediterranen Gebiet häufige
Art, ın Deutschland nur vereinzelt in warmen Landstrichen. Bei
Würzburg am 11.7.20 an Prunrella grandiflora fliegend gefangen.
Nebenbei erwöhne ich, daß ich die Art auch im Oytal bei Obarstdorf
im Algäu 16. 8. 17 erbeutete, wo man das südliche Tier eigentlich nıcht
erwarten sollte. Doch sind die Täler des Algäu klimatisch nicht so
ungünstig, wie man meist annımmt, was schon das Vorkommen der
Stechpalme beweist.
Nachtrag bei der Korrektur.
Prosopis bisinuata Först. Auch diese Art nistet in Brombeer-
stengeln; aus solchen bei Karlstadt gesammelten habe ich sie in-
zwischen mehrfach erzogen.
Andrena Tscheki Mor. Von dieser mediterranen, in unserem
Gebiet bisher noch nicht beobachteten Art fing ich am 16. 4. 22 488,
1 2 bei Karlstadt. Die Tiere flogen an Alyssum montanum.
Nomada obseura Zett. Am 19.3.22 bei Schleifhausen am Fuß
der Ehrenbürg an Salix caprea 1 gefangen. Am gleichen Tag er-
beutete Dr. Stich ein Pärchen ebenfalls an $. caprea in der Nähe von
Hersbruck. An beiden Fundstellen flog die Wirtsbiene, Andrena
rufitarsis Zett. zahlreich.
Lionotus delphinalis Gir. Die in Rubus und Sambucus angelegten
Nester dieser seltenen, bisher nur aus Mittel- und Südfrankreich so-
wie aus Spanien bekannten Faltenwespe fand ich bei Karlstadt. Ich
erzog beide Geschlechter und werde über die Nestanlage und Parasiten
an anderer Stelle berichten.
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